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Serie Herr Feddersen ..... Lilli

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09.06.2015
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Herr Feddersen ..... Lilli

Lilli sitzt im Frühstücksraum, als Feddersen, fünf Minuten nach Zehn, das Hotel am Güterbahnhof betritt.
„Guten Morgen Lilli“, sagt er, als er an ihren Tisch kommt.
„Guten Morgen Hans Günther. Setz dich doch!“
Lillis Augen strahlen, ihre Wangen sind gerötet, eine Spur Lippenstift hat sich auf der weißen Serviette verirrt, die neben ihrem Teller liegt.
„Hübsch siehst du aus, Lilli! Ich hoffe, du hast gut geschlafen?“, fragt Feddersen gut gelaunt.
„Danke, ganz wunderbar. Ich hoffe du auch, Hans Günther?“
„Wie ein Stein. Und geträumt habe ich lauter wirres Zeug“, grinst er und zieht umständlich
den Stuhl unter sein Gesäß. Feddersen trägt eine Sportjacke zu der beigen Cordhose, die Schirmmütze hält er in der Hand.
„Es sieht nach Regen aus“, meint Lilli und beißt herzhaft in ein Brötchen.
„Hast du keine regenfeste Kleidung mitgenommen?“
„Nicht wirklich wasserfest, nein“, bedauert Lilli.
Feddersen dreht die Mütze zu einer Wurst zusammen. Angestrengt denkt er nach.
„Ich überlege gerade, was wir heute unternehmen könnten?“
„Vielleicht ins Kino?“, kommt ihm Lilli zu Hilfe.
Doch Feddersen meint, fürs Kino sei es noch zu früh.
„Lass uns erste einmal losgehen, der Rest wird sich zeigen.“ Lilli schiebt den Teller zurück. „Fertig!“

Feddersen und Lilli treten auf die Straße. Drüben auf den Gleisen steht der Waggon mit den Schweinen. Als sie auf einen Laster geladen werden quiecken sie.
„Wie scheußlich!“, meint Lilli und zieht Feddersen mit sich fort.

Lilli trägt Schuhe mit flachen Absätzen. Wie klein sie ist, denkt Feddersen und passt sein Tempo den kurzen Schritten der jungen Frau an, die sorglos neben ihm her läuft und nicht zu ahnen scheint, mit welchen Problemen sich Feddersen gerade herumplagt. Der Tag ist noch jung, was soll er bei diesem Wetter mit Lilli anfangen?
Vor dem Schaufenster eines Reisebüros bleibt Feddersen stehen. Das Plakat mit einem riesigen Kreuzfahrtschiff erregt sein Interesse.
„Lilli, bist du schon einmal mit einem so großen Schiff gefahren?“, fragt er staunend.
„Nichts für mich“, sagt Lilli, „auf einem Schiff wird mir schlecht.“
Enttäuscht zieht Feddersen mit Lilli weiter. Die ersten Tropfen fallen.
„Hans Günther, es regnet!“, sagt Lilli und schaut in die Wolken.
„Dort drüben ist ein Café, sollen wir rein gehen?“ Lilli zeigt auf die Schaufenster einer Konditorei, in denen verlockende Kuchen und Torten ausgestellt sind.
„Du hast doch gerade erst gefrühstückt. Ich habe noch keinen Appetit“, wehrt Feddersen ab.
„Vielleicht willst du mit mir nach Hause kommen?“ Im Geheimen hofft Feddersen auf eine Absage, doch Lilli ruft erfreut: „ Gute Idee, Hans Günther!“

Das Haus, in dem Feddersen wohnt, haben sie bald erreicht. Feddersen zieht einen Schlüsselbund hervor, schließt hastig auf und schaut geschwind nach allen Seiten, so als fürchte er, beobachtet zu werden. Eine blank gebohnerte Treppe führt hinauf in die zweite Etage. Feddersen öffnet die Wohnungstür und bittet Lilli hinein.
Die Diele ist klein, schon steht Lilli im Wohnzimmer, während Feddersen seine Schuhe gegen ein Paar ausgetretene Hausschuhe tauscht. Er entschuldigt sich kurz, um sich im Badezimmer die Hände zu waschen, zieht eine Strickjacke über und kommt zurück.

Lilli wandert in dem etwas altmodisch eingerichteten Raum herum, betrachtet Fotos von Schiffen, die an der Wand hängen und bleibt vor einem Bücherschrank stehen, in dem sie hinter Glasscheiben eine Menge Bücher entdeckt.
„Möchtest du Musik hören?“, fragt Feddersen und öffnet eine Schranktür. Ordentlich in Reih und Glied stehen jede Menge Schallplatten nebeneinander. Ein Fach tiefer kommt ein alter Plattenspieler zum Vorschein. Lilli staunt. „Interessant! Du sammelst alte Platten?“
„Gefällt dir das? Ich habe Platten, die sind schon fünfzig Jahre alt“, antwortet er mit Begeisterung.
Feddersen zieht eine Scheibe heraus, greift nach einem Lappen und wischt einige Male sorgfältig über die Rillen, bevor er sie sanft auf dem Plattenteller ablegt.
Die ersten Töne erklingen. Feddersen steht in angespannter Haltung, nickt mit dem Kopf und sagt: “ Na und? Erkennst du was es ist?“
Lilli erkennt es nicht. Selbst von der Oper, aus der die Ouvertüre stammt, hat sie noch nie etwas gehört. Lilli schüttelt den Kopf, und um nicht weiter herumzustehen und sich ihrer Unwissenheit schämen zu müssen, setzt sie sich auf das Sofa.
„Möchtest du vielleicht einen Kaffee oder sonst etwas trinken?“, fragt Feddersen, dem plötzlich bewusst wird, wie schwierig sich die Unterhaltung gestaltete.

Lilli räkelt sich und schiebt sich eines der Kissen ins Kreuz.
„Ein Kaffee wäre schön, Hans Günther“, sagt sie und schlägt die Beine übereinander. Sie schaut Feddersen direkt ins Gesicht und lächelt.
Blau, denkt Feddersen, ja, ihre Augen sind blau. Warum nur wird mir plötzlich so warm?
„Ich geh mal Händewaschen“, sagt er und läuft davon.
Die Ouvertüre wird lebhafter, Trommelwirbel und unendlich viele Instrumente mischen sich zu einem temperamentvollen Miteinander. Lilli streift Schuhe und Strümpfe ab. In der Küche klappert ein Topf. Lilli springt hoch und folgt dem Geräusch. Mit einem eleganten Hopser sitzt sie auf dem Küchentisch und streckt Feddersen ihre nackten Füße entgegen..
Feddersen traut seinen Augen nicht. Ihm wird ein wenig schwindlig, ein Sausen in den Ohren macht ihn hilflos. Lilli zieht ihn nahe an den Tisch und schlingt ihre Beine um seinen Leib.
Mit beiden Händen greift sie nach seinem Gesicht und holt ihn noch näher heran, mit geschlossenen Augen drückt Lilli ihren Mund auf seinen.
„Was machst du mit mir?“, fragt Feddersen und befreit sich aus Lillis Umklammerung.

„Der Kaffee ist fertig!“ Mit zwei Tassen in den Händen läuft Feddersen ins Wohnzimmer zurück. Seine Knie fühlen sich weich an. Himmel, was erwartet diese Frau von mir?
Er stellt die Tassen auf dem kleinen Tisch, mit der Marmorplatte, ab und tritt ans Fenster. Der Regen prasselt an die Scheibe. Lilli ist hinter ihn getreten. Ihre Arme umklammern ihn. Als er sich umdreht, strahlt sie ihn an. Sie zieht ihn auf einen Sessel, setzt sich auf seinen Schoß und ohne lange zu fragen, öffnet sie die oberen Knöpfe seines Hemdes. Ihre kleine Hand findet den Weg hinein. Feddersen schließt die Augen. Was Lilli da macht, fühlt sich gut an. Mit langer Zunge leckt sie über seine geschlossenen Lippen, drängt sie einen kleinen Spalt auseinander und schlüpft in seinen Mund. Zaghaft gleiten Feddersens Hände Lillis Rücken hinunter, streicheln das weiche Material des Pullovers, den er sich nicht traut anzuheben. Feddersen schließt die Augen und wagt nicht mehr zu atmen. Immer noch ist er voller Zweifel. Schließlich küsst er sie auf die Ohren, neckt ihre Nasenspitze und erschrickt. Er fühlt die Erregung, die er nicht länger unterdrücken kann. Wie Peinlich! Mit einem Ruck wirft er Lilli von seinen Knien und stürzt davon.
„Entschuldigung, muss mal Hände waschen“, ruft er der verdutzten Lilli zu.

Als er zurückkommt sitz Lilly auf dem Sofa und schaut ihn fragend an.
Feddersen gibt sich locker. „Lilli, ich wollte dich fragen, was machst du so? Ich meine beruflich?“
„Du erinnerst dich? Das ist nett. Ich bin Krankenschwester.“
„Krankenschwester?“ Feddersen zeigt sich überrascht. „ Ein toller Beruf. Erzähl mal, wo genau arbeitetest du?“
„ Auf der Männerabteilung in einer Herzklinik.“
„Wow!“ Feddersen grinst übers ganze Gesicht. Dass sie keine Schiffe mag und von der Oper keine Ahnung hat, ist plötzlich nicht mehr wichtig. Diese süße kleine Frau kennt sich mit Männern aus und das ermutigt ihn. Jetzt bloß keinen Fehler machen. Er hat eine Idee.
„Was hält du davon, wenn ich Pfannkuchen backe?“, fragt er und ist schon auf dem Weg in die Küche, weg von dem Sofa und weg von dem Sessel.

Als ihm Lilli kurze Zeit später in die Küche folgt, hat er sich eine Schürze umgebunden und rührt den Pfannkuchenteig. Sie setzt sich an den Küchentisch und betrachtet ihn. Feddersens Gesicht glänzt, mit dem Handrücken wischt er sich das schweißverklebte Haar aus der Stirn. Das Fett in der Pfanne zischt, als Feddersen den Teig hineingießt. Während der erste Pfannkuchen bäckt, stellt Feddersen Teller, Zucker, ein Glas Marmelade und Apfelmus auf den Tisch. Er holt Messer, Gabeln, kleine Löffel und wendet schnell den Fladen in der Pfanne.
Verzückt beobachtet Lilli den Mann, wie er schuftete und bemüht ist, ihr seine Kochkünste zu beweisen. Schon eilt er davon und kommt mit Gläsern und Saft zurück.

Dann sitzen sie sich gegenüber, in der Mitte ein Stapel Pfannkuchen auf einem bunt bemalten Teller. Lilli kippt Zucker und Apfelmus über ihren Fladen und meint:
„Hans Günther, das hast du großartig hinbekommen, ich wette, der Pfannkuchen schmeckt köstlich.“
Feddersen strahlt.

Nach dem Essen gehen sie zurück ins Wohnzimmer. Feddersen nimmt seinen ganzen Mut zusammen, legt Lilli eine Hand auf die Schulter und gibt ihr einen kleinen Kuss. Lilli schließt die Augen, doch da ist sein Mund schon wieder fort.
„Du magst mich nicht.“ Lilli ist enttäuscht und zeigt es deutlich. Eine Träne kullert über ihre Wange.
„Oh nein! Lilli, ich mag dich wirklich. Bitte weine nicht. Du bist süß und hinreißend. Glaube mir, ich will dich nicht verletzen.“
Eine heiße Welle überrollt Feddersen, als er Lilli in seine Arme zieht. Sein Atem geht heftig, er küsst ihren Hals, ihre Wangen, ihren Mund. Plötzlich ist alles so einfach, so selbstverständlich, alle Zweifel sind verflogen. Gemeinsam lassen sie sich auf den weichen Teppich fallen.

Später steht Feddersen am Bahnsteig und schaut noch lange den Schlusslichtern des Zuges nach. Lilli! Sein Herz klopft schneller, ein Lächeln huscht über sein Gesicht.

 
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Hallo Amelie,

ja, Feddersen ist nun wahrlich kein Draufgänger und seine hölzerne Gesprächsführung lässt mich fürchten, dass er einen Stock verschluckt hat (vielleicht ist es ja auch ein [Schieß]Prügel, schließlich waren die Rheinlande lange genug preußische Provinz ... und doch wird alles gut. Denn Lilli traut sich was

Mit einem eleganten Hopser sitz[t] sie auf dem Küchentisch und streckt Feddersen ihre nackten Füße entgegen.[...]
womit wir schon das Problem der Flüchtigkeit vor uns haben, was dafür spricht, dass Du unbedingt diese Fortsetzung loswerden musstest (oder doch nur so schnell wie möglich?) Ruhig mal'n Tag liegen lassen und noch mal durchschau'n. Vielleicht fällt einem ja noch was ein ...

Ein Endungs-e ist hier entbehrlich, losgehen ein Wort

„Lass uns erst[...] einmal los gehen, der Rest wird sich zeigen.“

Als sie auf einen Laster geladen werden quicken sie.
Unter dem Vorbehalt, dass die armen Schweine auch "quicken" könnten, die Anfrage: "quieken" sie nicht eher?
...., so als fürchtet er, beobachtet zu werden.
Hier wäre m. E. statt des Indikativs "fürchtet er" der Konjunktiv I "als fürchte er" anzuwenden ...
Lilli schüttelt den Kopf und[,] um nicht weiter herumzustehen und sich ihrer Unwissenheit schämen zu müssen, setzt sie sich auf das Sofa.
Wie's richtige Leben haben Sätze, ob Haupt- oder wie hier, Nebensatz Anfang und Ende. Den Anfang verpasst man schnell durch das "und", das aber den einleitenden Satz mit dem Ende verbindet
Lilli schüttelt den Kopf und ... setzt sie sich auf das Sofa.

Hier schnappt die Fälle-Falle zu
Er stellt die Tassen auf de[n] kleinen Tisch,
„Was hält du davon, wenn ich Pfannkuchen backe?“[,] fragt er
er küsst ihren Hals, ihre Wangen[, / alternativ: und] ihren Mund.

Gern gelesen vom

Friedel,
der och einen schönen Restsonntag wünscht und gleich in ein Jazzkonzert geht ...

 
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Hallo Friedel, ich könnte mich daran gewöhnen, einen so reizenden Lektor an meiner Seite zu haben.
Schnell habe ich alle Korrekturen vorgenommen, einige Kommata verteilt und die Schweinchen quieken lassen.

Bis auf den Tisch. Ich denke, das stimmt so, weil es der Tisch mit der Marmorplatte ist.

Er stellt die Tassen auf dem kleinen Tisch, mit der Marmorplatte, ab und tritt ans Fenster.

Herzlich danke ich dir und wünsche viel Spaß beim Konzert!
Amelie

 

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