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Die Schleuse

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30.08.2015
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Die Schleuse

Er atmete heftig, Schweiss rann seinen Körper hinab. Die Schleuse war so wie alle Schleusen. Klein, mit grellem Neonlicht ausgeleuchtet, die Luft abgestanden. Die innere Tür war bereits geschlossen, gleich würde die rote Lampe auf grün wechseln. Nur noch Sekunden. Dann geht die äussere Tür auf.

„Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Schritt für die Menschheit“. Die berühmten Worte Neils Armstrong, gesprochen als der erste Mensch einen Fuß auf den Erdtrabanten setzte. Seitdem war eine lange Zeit vergangen und die Menschheit hatte viele weitere Schritte im Sonnensystem getan. Die Planeten wurden erkundet und teilweise besiedelt, die Monde der Gasriesen und jeder größere Asteroid erforscht, analysiert und ausgebeutet. Und jedesmal, wenn ein weiterer Himmelskörper vom Menschen in Besitz genommen wurde, ein weiterer staubiger Fußabdruck von Kameras für die Geschichtsbücher festgehalten wurde, wiederholten die Pioniere die Worte Armstrongs. Im Laufe der Zeit wurde dies eine gute Tradition unter den Raumfahrern. Aber irgendwann wurden die Worte Armstrongs immer seltener gesprochen. Das Sonnensystem war erforscht und alle Himmelskörper, auf denen es sinnvoll erschien, trugen die Zeichen menschlicher Besiedlung.

Mechaniker war sein Job, an Bord war er für die Wasserversorgung zuständig. Er und seine Kollegen, gestern hatten sie noch in der Mannschaftsmesse zusammengesessen und sich gemeinsam über die Lotterie lustig gemacht. Alle 830 Mannschaftsmitglieder sollten gleichberechtigt teilnehmen, einen von ihnen würde der Computer auswählen. Und nun hatte es ausgerechnet ihn getroffen. Beglückwünscht hatten sie ihn, auf die Schultern geklopft und gratuliert. Auch er hatte sich gefreut, war Stolz gewesen auf die Ehre die ihn nun erwartete. In der letzten Nacht an Bord hatte es keinen Schlaf gegeben, alle waren aufgeregt und letzte Instruktionen wurden erteilt. Als er dann endlich die Schleuse betrat, hatte er ein gutes Gefühl, er fühlte sich bereit. Dann, als die innere Tür sich schloß, schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf. Auf alle erdenklichen Eventualitäten hatte man ihn vorbereitet. Seine Ausrüstung war perfekt und alle Aussenkameras und Mikrofone des Schiffs würden ihn bewachen. Aber auf eine Kleinigkeit hatte man ihn nicht vorbereitet. Er schaute auf die klobigen Schuhe an seinen Füßen, noch waren sie strahlend weiss und ohne den geringsten Flecken. In wenigen Minuten würden sie den Staub einer neuen Welt berühren und ihre Sauberkeit schnell verlieren. Abdrücke würden sie hinterlassen, wie so viele Pionierstiefel vor ihnen. Kameras würden diese Abdrücke aus allen Winkeln filmen und die Bilder in die Geschichtsbücher einfügen. Aber diesesmal würden die ersten menschlichen Schritte auf einer fremden Welt nur eine Randnotiz sein. Und damit auch Armstrongs berühmten Worte - sie passten nicht. Dies war die Kleinigkeit auf die man ihn nicht vorbereitet hatte. Und viel zu schnell wechselte nun das Licht an der Außentür von rot auf grün. Das Schott hob sich abrupt und die Athmosphäre des fremden Planeten strömte in die Schleuse. Schnell füllte sie den gesamten kleinen Raum aus und vertrieb die abgestandene und gefilterte Luft des Raumschiffs. Die Nervosität hatte seinen Atem beschleunigt und so kam es, dass nur Sekunden nach Öffnen des Aussenschotts zum ersten Mal in der Geschichte eine nicht irdische, fremde Athmosphäre eine menschliche Lunge mit Sauerstoff versorgte. Noch immer fand er keine Worte und die hochsensiblen Mikrofone des Raumschiffs nahmen nichts weiter als das heftige und schnelle Atmen eines Menschen auf.

 

Hallo Gapax
Willkommen bei den Wortkriegern.

Sorry, ich musste lachen. Weiss nicht ob das in deinem Sinne war, aber - Scheisse, was sagt man in so einem Moment? "Ein kleiner Atemzug für einen Menschen, ein langer Atem für die Menschheit?"

Für diesen Moment mochte ich deine kleine Miniatur. Für eine Kurzgeschichte ist es mir zwar noch zu wenig, aber diesen einen Moment, auf den man eben nicht vorbereitet wird, nämlich, den, der zumindest für die nächsten drei Generationen in den Wikipediabeiträgen über die erste Respiration eines Menschen in einer fremden Atmosphäre stehen wird: "Boah, wie das stinkt!" - käme wohl nicht so gut.

Die berühmten Worte Neils Armstrong,
Neil Armstrongs

Was mich auch rauswarf, ich assoziierte "perfekte Ausrüstung" mit komplettem Raumanzug und so, also auch mit Helm, ich dachte, wieso kann der die abgestandene Luft wahrnehmen?
Aber vielleicht geht das nur mir so und andere sehen das ganz anders.

und alle Aussenkameras und Mikrofone des Schiffs würden ihn bewachen.
überwachen fänd ich besser, so im Sinne alle Augen und Ohren sind auf dich gerichtet.

Fazit: Die Grundidee ist cool, allerdings würde ich mir noch etwas mehr Fleisch am Knochen wünschen.

Gruss dot

 
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Hey Gapax

Und erstmal willkommen hier! ;)

Mir scheint es, du beginnst deine Geschichte mit einer Antizipation. Nur das wurde mir nicht klar genug, oder hat für mich so nicht funktioniert, da es mir zu unpräzise formuliert war.

Er atmete heftig, Schweiss rann seinen Körper hinab. Die Schleuse war so wie alle Schleusen. Klein, mit grellem Neonlicht ausgeleuchtet, die Luft abgestanden. Die innere Tür war bereits geschlossen, gleich würde die rote Lampe auf grün wechseln. Nur noch Sekunden. Dann geht die äussere Tür auf.

*Schweiß
So, hier hatte ich das Problem, dass ich bei dem Wort Schleusen, gleich an Wasser gedacht habe, an einen Fluss - an eine Schiffsschleuse. Jedenfalls überhaupt nicht an ein Raumschiff oder dergleichen, daher war ich zunächst verwundert, wie eine Schleuse wie alle Schleusen sein kann - dann auch noch klein und mit grellem Neonlicht ausgeleuchtet. Auch dachte ich bei dem Schweiß der den Körper hinunter rann, nicht an einen Astronauten, sondern eher an einen nackten Matrosenoberkörper.
Ich finde für eine Vorwegnahme, solltest du diese Szene präziser darstellen. Gleich deutlich machen, hey wir sind hier auf einem Raumschiff, Weltraum und Co.

Denn als dann der nächste Absatz folgte, da musste ich kurz das Gesicht verziehen und dachte mir, was denn das jetzt? Ich fühlte mich gedanklich, wie von der prallen Sonne, plötzlich in die eisige Kälte der Antarktis versetzt und konnte gar nichts damit anfangen, bzw. einordnen, wo die Geschichte, ja wo der Plot hin möchte, oder wo ich mich denn überhaupt befinde, was für ein Ort, was für eine Zeit, oder was der Prot. für ein Kerl ist?

Ich finde den Aufbau deine Geschichte hier, ja ein wenig ungeschickt konstruiert. Deine Intention mag ich verstehen, Spannung aufbauen und dergleichen, aber für mich ging das in die Hose.

Dann geht die äussere Tür auf.
Liest sich für mich, wie ein Tempus-Fehler. Hätte das so geschrieben: Dann würde die äußere Tür aufgehen.

Dann, als die innere Tür sich schloß, schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf.
*schloss, *schoss

war Stolz gewesen auf die Ehre die ihn nun erwartete.
*stolz

Das Schott hob sich abrupt und die Athmosphäre des fremden Planeten strömte in die Schleuse.
*Atmosphäre

Also mir hat die Geschichte nicht gefallen. Auch habe ich sie nicht verstanden, was da jetzt die Message war, was du damit aussagen wolltest, oder überhaupt, welche Geschichte du erzählen wolltest. Sie war mir zu unpräzise und ich als Leser bekam zu wenig erzählt, zu wenig Information, auch fehlte mir die Liebe zum Detail. Was war das für ein Raumschiff? Was für eine Mission? Was ist das für ein neuer Planet? Wie sieht der aus? Hatte der Kerl nun also keinen Raumanzug an? Was sieht der Typ? Was hört er? Hat der auch eine Vergangenheit? Einen Charakter?

Aber diesesmal würden die ersten menschlichen Schritte auf einer fremden Welt nur eine Randnotiz sein. Und damit auch Armstrongs berühmten Worte - sie passten nicht. Dies war die Kleinigkeit auf die man ihn nicht vorbereitet hatte.
*diesmal, dieses Mal
Diese Stelle habe ich überhaupt nicht kapiert. Keine Ahnung, wieso die Worte nicht passten. Wieso sollte man ihn darauf vorbereiten? Auf was? Was war hier so anders?

Also ich musste mir da zuviel selbst zusammenreimen, und weiterdenken, weil es der KG an Substanz fehlt. Nichts für ungut. Aber ich würde da nochmal ran. Am Aufbau feilen, präziser werden, mehr erzählen, mehr Infos reinpacken, dem Prot. mehr Charakter verleihen - vllt. auch mehr Geschichte, mehr Handlung, mehr Interaktion. So fühlt es sich für mich wie ein Rohbau einer Geschichte an, wo man kurz die drei Teile niedergeschrieben hat, aber halt noch nicht daran gefeilt, noch nichts ausgeschrieben hat - nichts ausgeschmückt. Weißt du wie ich meine? Ich meine das nicht böse, also bitte nicht persönlich nehmen. Wahrscheinlich habe ich die KG auch einfach nicht verstanden, kann auch sein.

So, nun wünsche ich dir noch einen schönen Sonntagabend! :)

Lieben Gruß
Simba

 

Hallo Gapax,

bis auf ein paar kleinste Kleinigkeiten, die ein oder andere Wortwahl oder das schon genannte Beispiel "Dann geht die äussere Tür auf", gefällt mir die Geschichte wirklich gut. Ich bin selbst noch nicht so lange in diesem Forum und habe noch nicht allzu viele Geschichten hier gelesen, von daher ist die folgende Aussage vielleicht nicht von allzu viel Gewicht...Aber bis jetzt ist dies die einzige Geschichte, die ich hier gelesen habe, die mir tatsächlich gefallen hat.

Daher möchte ich meinem Vorredner, Simba, auch widersprechen: Ich fand den Anfang nicht missverständlich und musste mir auch nicht zu viel selbst zusammenreimen. Natürlich weiß man nichts zwangsläufig sofort wo und wann man ist, aber das ist doch normal in einer Geschichte, man wird halt langsam hineingezogen.

Ich fand die Geschichte spannend und die Situation des Mechanikers mitreißend beschrieben. Was aber natürlich stimmt, ist, dass die Geschichte auch für eine Kurzgeschichte verdammt kurz ist. Wenn es eher so etwas wie ein Anfang einer etwas längeren Geschichte (vielleicht als Prolog) ist, fände ich es OK, wenn es tatsächlich alles ist, würde ich wohl auch etwas mehr Volumen einbauen.

Gruß

Fiedler

 

Vielen Dank für Eure Kommentare, in der Tat ist es wohl eher ein Anfang denn eine ganze Geschichte, ich werde dran arbeiten.

 

Hallo Gapax,

eine nette kleine Science Fiction Geschichte. Ich finde die Idee großartig und Du hast es auch geschafft, die Spannung zu halten. Ich hätte mir allerdings auch noch etwas mehr "Fleisch" um die Knochen gewünscht. Die "Schleuse" hat mich am Anfang auch etwas irritiert. Ich dachte zunächst auch an eine Schleuse für Schiffe. Vielleicht würde helfen, wenn man sie zu Beginn der Geschichte als "Schleuse der Raumstation" bezeichnet. Dann wäre auch klar, dass Dein Protagonist kein Seemann ist :-) . Die Idee und die Geschichte haben aber Potential und Dein Schreibstil liest sich auch sehr angenehm. Ich würde gerne eine überarbeitete und etwas ausgebaute Version hier lesen! Viele Grüße Mädy

 

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