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Endstation: Angst

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01.09.2014
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Endstation: Angst

Kapitel 1​

Alex Rauch stürzte aus dem Gerichtsgebäude. Sein Mantel flatterte hinter ihm her, als er die Treppen hinabstürmte. Mit der rechten Hand umklammerte er den Griff seines Aktenkoffers, während er mit der linken seinen Hut hielt, den ihm der starke Wind fast vom Kopf wehte. In der Ferne konnte er Blitze sehen, als ihn die ersten Regentropfen trafen.
Der Prozess hat länger gedauert, als ich erwartet habe... Eigentlich hätte alles innerhalb von höchstens zwei Stunden geregelt sein müssen, aber dieses Arschloch musste ja mit diesen 'Beweisen' antanzen.
Alex' Karriere als Rechtsanwalt wäre bis vor einem Jahr nicht aus der breiten Masse herausgestochen. Nach gutem Abschluss an der Uni wurde er sofort von einem angesehenen Büro übernommen und konnte dort sowohl Siege als auch Rückschläge und Niederlagen einfahren. Doch seit er vor eineinhalb Jahren aus moralischen Gründen von der Rechtsanwaltschaft in die Staatsanwaltschaft gewechselt ist, stand sein innerer Kompass anscheinend auf 'Sieg'. Er hatte seit über zwölf Monaten keinen Fall mehr verloren und er hatte sich geschworen, dass der Fall Richard Engel ebenfalls zu diesem Lauf dazugehören würde.
Richard Engel, 30 Jahre alt, könnte alleine mit seinem Aussehen wahrscheinlich jedes Topmodel überzeugen, mit ihm die wildesten Dinge anzustellen. Schwarze, unordentliche Haare, eine markante Nase und leuchtend blaue Augen machten ihn zu einem wirklich sehr gutaussehenden Mann. Wäre da nicht diese Serienmördersache...
Engel brachte im Alter von 15 Jahren seinen Hund um, indem er ihm mit einem Stein den Kopf einschlug. Dieses Verbrechen wurde aber erst Jahre später mit ihm in Verbindung gebracht, die Eltern meinten damals, dass es ein Landstreicher gewesen sein musste. Dieser Akt löste in Engel eine solche Erregung aus, dass er begann, weitere kleine Tiere zu töten.
Das reichte ihm irgendwann nicht mehr und so vergiftete er im Alter von 19 Jahren seinen mittlerweile alleinerziehenden, verrückten Vater, der ihn seit seiner Geburt physisch und psychisch misshandelte. Er mischte ihm Rattengift ins Essen, brachte es ihm und sah ihm beim Sterben zu.
Man konnte ihm die Tat nicht nachweisen, aber vielleicht wollten es die Behörden damals auch einfach nicht glauben, dass ein 19-jähriger zu so einer schrecklichen und gewissenlosen Tat fähig ist und so ließen sie ihn laufen.
Engel begann eine Ausbildung zum Schreiner und hielt sich knapp sieben Jahre im Hintergrund. Seine Ausbilder zu dieser Zeit beschrieben ihn als stillen, nachdenklichen jungen Mann, der seine Aufträge jedoch gewissenhaft und einwandfrei erledigte und nie für Aufsehen sorgte. Dann, im Alter von 26 Jahren, rief dieses Gefühl der vollkommenen Erregung wieder nach ihm und er begann methodisch Frauen zu ermorden, da ihm Tiere für diese Art von Satisfaktion nicht mehr ausreichten. Zum Großteil waren es junge, bildhübsche Frauen. Warum nur Frauen? Weil ihm sein Vater einen unbändigen Hass gegen Frauen eingetrichtert hat, seit er ein kleines Kind war. Aber erst in den letzten drei Jahren entwickelte er so etwas wie einen modus operandi: Er riss seinen Opfern nach, aber manchmal auch vor der Tat die Augen aus den Höhlen und nahm diese als bizarre Trophäen an sich.
„Plötzlich kamen mir zwei Sätze in den Kopf: 'Die Augen sind der Spiegel der Seele' und 'Frauen haben keine Seele, Richard!' Und da wusste ich plötzlich, was ich zu tun hatte.“
Kranker Bastard.
In vier Jahren hatte Engel insgesamt 18 Frauen ermordet, dann hat ihn die Polizei endlich gefasst.
Alex hatte genug Beweise, um ihn festzunageln, doch plötzlich zog Engel im Gerichtssaal eine Liste mit Beweisen hervor, die ihn entlasten würden. Alex konnte den Richter überzeugen, diese 'Beweise' vor dem Prozess nie gesehen zu haben. Der Richter ließ die 'Beweise' überprüfen und es stellte sich heraus, dass Engel sie gefälscht hatte. Alex konnte ihn letztendlich lebenslänglich hinter Gitter bringen und seine zur Zeit herausragende Bilanz aufrechterhalten.
Dennoch verspürte Alex schwere Gewissensbisse, als er die Stufen des Parkhauses hinaufsprang. Er hatte seiner Freundin Sarah versprochen, zum Mittagessen daheim zu sein, den Nachmittag mit ihr zu verbringen und dann gemütlich den letzten Zug nach … wohin-auch-immer … um 18:45 Uhr zu nehmen, um am nächsten Tag keinen Stress zu haben.
Keinen Stress...
Alex musste laut losprusten, während er sich mit seinem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte.
Am nächsten Tag war nämlich Brittas Hochzeit. Britta war seit 10 Jahren Sarahs beste Freundin, seit sie zusammen angefangen haben, Lehramt zu studieren. Und Britta heiratete einen jungen Mann namens Tobi, der neben ihr immer ein bisschen unterging. Nicht, dass Britta eine sehr männliche Frau ist, aber sie war sehr...
… dominant. Ja, das ist ein treffendes Wort.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es jetzt bereits 18:00 Uhr war.
Gott-sei-Dank hab ich Sarah mittags schon angerufen, um die Sache wenigstens ein bisschen zu entschärfen. HIER! 5. Etage!
Er wuchtete die Tür auf und rannte zu seinem silbernen Mercedes. Er öffnete die Hintertür und warf seinen Koffer auf den Rücksitz. Hintertür zu, Vordertür auf und ab hinters Lenkrad. Die Reifen quietschten beim Losfahren.
Es war vier Minuten nach sechs, als er das Parkhaus verließ.
Falls mich jetzt ein Bulle aufhält, bin ich im Arsch, dachte er sich, als er mit 80km/h durch die Stadt raste.
Das Auto vor ihm bremste ab, um nach links abzubiegen. Doch anstatt rasch abzubiegen, was nur in Alex‘ Sinn gestanden hätte, ließ der Fahrer noch drei Autos passieren, um dann gemächlichst um die Kurve zu fahren.
„Willst du mich verarschen?!“, schrie Alex.
In der Zeit hätte ich fünfmal abbiegen können!
Er war zum einen so in Eile, weil er persönlich den Zug nicht verpassen wollte, zum anderen aber fürchtete er sich gewaltig vor Sarah.
Sie wird zum Teufel, wenn es um Unpünktlichkeit geht...
Er schlitterte mit 70 durch seine Siedlung und konnte gerade noch vor seinem Haus abbremsen. Er musste jedoch so stark bremsen, dass sich automatisch die Warnblinkanlage einschaltete.
Er würgte den Motor ab, sprang aus dem Auto, schnappte sich seinen Koffer und rannte über den Vorgarten zur Haustür. Aus Schutz vor dem immer stärker werdenden Nieseln hielt er sich seinen Koffer über den Kopf.
Sarah öffnete ihm die Tür, als hätte sie seit langem nur dahinter darauf gewartet, ihn endlich zur Schnecke machen zu dürfen.


Kapitel 2​

„Wo bleibst du denn? Es ist kurz vor halb sieben!“, schnaubte sie.
Ihr blondes Haar war zu dem schlampigen Pferdeschwanz zusammengebunden, den Alex liebte. Ihre Augen schossen jedoch mit Blitzen – und zwar in seine Richtung. Er murmelte eine unverständliche Entschuldigung und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Dann zog er rasch seinen Mantel und seine Schuhe aus und lief in ihr gemeinsames Schlafzimmer, um seine Klamotten einzupacken.
„Das meiste hab ich dir schon eingepackt“, sagte Sarah in der Tür lehnend, als sich Alex durch seinen Schrank wühlte. Sie war immer noch stinksauer, aber immer hatte sie vorgesorgt. Und das wollte sie ihm jetzt unter die Nase reiben.
„Anzug?“
„Selbstverständlich!“
„Legeres Zeug?“
„Ja.“
„Unterwäsche?“
„Ja.“
„Kulturbeutel?“
„Ja.“
„Gut, das muss reichen. Du bist ein Schatz.“
Er wollte sie küssen, aber sie legte ihren Zeigefinger auf seinen Mund und schüttelte den Kopf.
„Sag es!“
Alex seufzte. „Du bist die Beste und du hast was gut bei mir.“
„So mag ich das.“
Er nahm ihren Finger von seinem Mund und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Dann mussten sie beide lachen.
„Du bist doch bescheuert.“, lachte sie.
„Bist du jetzt auch endlich fertig?“, neckte Alex.
Er legte sein Handy in seinen Koffer und klappte ihn anschließend zu. Dann nahm er ihre Tasche und trug beide im Laufschritt zum Auto, um sie im Kofferraum zu verstauen. Während er zurück ins Haus stürmte, fasste er sich an die Brust, um zu überprüfen, ob er das wichtigste auch dabei hatte. Er fühlte die kleine Schachtel in der Brusttasche seines Sakkos.
Sehr gut, Ring: check.
„Haben wir alles?“
„Ich denke schon.“
„Dann aber schnell!“
Blitzschnell zogen sie sich beide ihre Jacken und Mäntel an und stürmten aus dem Haus. Sarah schloss die Tür ab.
Es war 18:31 Uhr.
Mittlerweile regnete es in Strömen. Ganze Wasserfälle stürzten aus den schwarzen Regenwolken. Auf der Straße bildeten sich bereits kleine Bächlein, als Alex wieder mit quietschenden Reifen davonschoss.
Nun ging es mit dem Auto fast den gleichen Weg wieder zurück. Wieder mit 80 km/h. Sarah, die sich auf der Beifahrerseite eingespreizt hatte, als würde sie Achterbahn fahren, war keine große Hilfe.
„Pass auf!“, schrie sie, „es ist doch glatt! Aquaplaning und so!“
Keine Bullen, keine Bullen, dachte sich Alex bloß immer wieder.
Sie erreichten dank glücklicher Verkehrslage und vor allem wegen ihrer hohen Geschwindigkeit den Bahnhof um 18:40 Uhr. Beim Aussteigen merkte Alex erst, wie das Adrenalin durch seinen Körper schoss. Er nahm die beiden Taschen aus dem Kofferraum, schloss das Auto ab und lief Sarah nach, die schon auf dem Weg zu Kartenschalter war und sich ihre Jacke über den Kopf gezogen hat.
„Schnell, schnell, schnell!“, rief er ihr nach.
Sarah blieb am Automaten stehen und Alex lief sofort zum Zug weiter.
„Gleis 9!“, rief sie ihm zu.
„Verstanden!“, brüllte er und lies einige erschrockene Passanten hinter sich zurück.
Er erreichte den Wagon um 18:44 Uhr. Er stieg in den Zug, warf die Taschen auf zwei freie Sitze und stieg wieder aus. Halb. So versuchte er die Tür zu blockieren und noch ein bisschen Zeit für Sarah raus zu kitzeln.
Sein Blick schweifte ununterbrochen von den Automaten zur Bahnhofsuhr, während er zur Hälfte aus dem stehenden Wagon hing. Sein Herz raste.
Wenigstens ist der Bahnhof hier überdacht.
Der Minutenzeiger der riesigen Bahnhofsuhr rutsche mit einem lauten TAK! auf die Neun. Alex sah Sarah heran laufen.
„Entschuldigen Sie, aber dieser Zug fährt jetzt ab“, sagte eine helle, freundliche Stimme hinter ihm.
Alex drehte sich erschrocken um. Die Schaffnerin.
„Phu, ich hab sie gar nicht kommen gehört.“
Die Schaffnerin lächelte ihn an, doch Alex hatte das Gefühl, dass es ein aufgesetztes Lächeln war. In der Hand hielt sie eines dieser kleinen Signalschilder, mit dem man dem Zugführer signalisierte, dass er nun abfahren kann.
„Dieser Zug fährt jetzt trotzdem ab, würden sie bitte aus der Tür gehen?“
Alex zeigte auf Sarah. Er bemerkte, dass seine Hand von der ganzen Aufregung leicht zitterte.
„Das ist meine Freundin. Sie muss noch mit. Dann können wir sofort los.“
In diesem Moment kam Sarah am Wagon an und sprang in den Zug.
Alex dankte der Schaffnerin, grinste sie an und ging mit Sarah in ihr Abteil.
Die Schaffnerin gab leicht verärgert das Signal zur Abfahrt, schüttelte den Kopf und begab sich in die andere Richtung des Zugs.
Alex und Sarah entledigten sich ihrer nassen Jacken und ließen sich schwer schnaufend auf ihren Sitzen nieder, so dass sie sich gegenüber saßen.
„Das war knapp“, sagte Sarah und strich sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht.
Alex lachte.
„Das war schon mehr als knapp.“


Kapitel 3​

Sie waren schon eine Stunde unterwegs. Draußen wurde es langsam dunkel, die Formen und Umrisse vorbeiziehender Häuser lösten sich auf und wurden zu einer schwarzen Masse.
Alex hörte auf seinem I-Pod Musik, während er seine Frau betrachtete, die einen ihrer irischen Liebesromane las, die Alex gern liebevoll als „Schnulzenkacke“ bezeichnete. Ihr fielen ein paar blonde Strähnen ins Gesicht und wenn sie über eine – meist unfreiwillig – lustige Szene lachte, blitzte ihr kindliches, weißes Lächeln kurz auf. Ihre blauen Augen strahlten pure Sanftmütigkeit aus.
Ganz im Gegensatz zu vorher... Alex musste grinsen.
Plötzlich prustete Sarah laut los und musste sich ein lautes Lachen unterdrücken. Sie schaute sich im Abteil um, ob jemand ihren Ausbruch bemerkt hatte, lachte dann aber leise weiter. Alex zog sich die Kopfhörer aus den Ohren.
„Was denn?“ Er musste auch grinsen. Ihr Lachen war einfach zu ansteckend.
„Ach, die eine Szene in dem Buch erinnert mich ein bisschen an unser erstes Date.“
Alex grinste.
„Ich wusste doch, dass diese Bücher scheiße sind.“
Jetzt mussten sie beide lachen.
„Sag bloß, da kommt auch ein Penner vor, der dem netten Gentleman beim Promenadengang nach dem Essen auf die Schuhe kotzt?“, fragte er.
„Nun ja, fast. Hier kotzt der ‚nette Gentleman‘ der überaus reizenden Dame selbst auf die Schuhe.“
Nach einem kurzen Schweigemoment lachten sie beide laut los.
„Find ich persönlich fast noch peinlicher“, gab Alex zu.
Sarah grinste schelmisch.
„Deins ist trotzdem immer noch peinlich“, sagte sie.
„Verdammt!“
Sie lachten wieder.
Als sie sich beruhigt hatten, wandte sich Sarah wieder ihrer Lektüre zu, nachdem sie sich noch kurz eine Lachträne aus dem Augenwinkel gewischt hatte. Alex sah sie in Gedanken versunken noch länger an.
Es wird ganz einfach werden, Mann. Du gehst einfach nach der Trauung zu ihr hin und bittest sie um ein Gespräch unter vier Augen. Dann sagst du so etwas wie: Schatz, wir sind jetzt schon seit fünf Jahren zusammen und das waren die schönsten fünf Jahre meines Lebens... Und deshalb – hier aufs Knie gehen – wollte ich dich fragen, ob du meine Frau werden willst. Und dann ziehst du den Ring aus deinem Sakko und blickst ihr tief in ihre wunderschönen, perfekten blauen Augen. Und wenn sie nein sagt? Sie wird nicht nein sagen, du Schwarzmaler! Reiß dich zusammen!
„Ich liebe dich, Sarah.“
Sie sah ihn an und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
„Ich dich auch, Schatz.“
Sie beugten sich über den Tisch, der zwischen ihnen war und küssten sich.
„Freust du dich schon auf heute Abend?“ Sie grinste und zwinkerte ihm zu.
„Und wie!“
Sie lachten.
„Gut“, sagte Sarah und wandte sich wieder ihrer Lektüre zu.
Alex schmunzelte und steckte sich die Kopfhörer wieder in die Ohren. Er schloss seine Augen und fiel langsam in einen unruhigen Schlaf.

*​

Alex wachte auf, als ein Kind im Abteil anfing zu weinen.
Mittlerweile war es draußen stockdunkel. Ihm gegenüber hatte sich Sarah so in den Stuhl geschmiegt, dass es einigermaßen gemütlich war, und döste vor sich hin. Alex rieb sich den Sand aus den Augen und gähnte herzhaft.
Das trifft sich gut, meine Blase ist sowieso kurz vorm Platzen.
Das Kind hatte wieder aufgehört zu weinen, wahrscheinlich hatte es bekommen, was es wollte und es war wieder relativ still im Abteil.
Er stand auf und verließ seinen Platz, um die Toilette zu suchen, die sich glücklicherweise gleich vor dem nächsten Wagon befand.
Nachdem er sein Geschäft erledigt hatte, ließ er kaltes Wasser in seine Hände laufen und tauchte sein Gesicht darin ein. Dann betrachtete er sich im Spiegel. Braune, leicht lockige Haare, ein gepflegter Drei-Tage-Bart, grüne Augen und ein schiefes Grinsen. Trotzdem gehörte er nicht zu den attraktivsten Männern, seiner Meinung nach. Vielleicht lag es an den hohen Wangenknochen.
Er hat nie ganz verstanden, wie er eine so attraktive Frau wie Sarah abkriegen konnte. Er trocknete sein Gesicht mit diesen furchtbaren Papierhandtüchern ab und schaute auf seine Armbanduhr.
Neun Uhr. In drei Stunden sind wir da. Und ich darf mich ja auf etwas freuen.
Er grinste und ging wieder zurück ins Abteil.
Als er sich wieder gegenüber von Sarah setzte, erzählte sie ihm, dass die Schaffnerin durchgegangen sei und die Fahrkarten kontrolliert hatte.
„Mich hat sie ganz böse angeschaut und kein Wort gesagt!“
Alex musste lachen und nach kurzer Zeit stimmte auch Sarah mit ein.
„Der haben wir anscheinend den ganzen Tag versaut.“
Sie redeten noch eine Weile über die anstehende Hochzeit ihrer besten Freundin, bis Sarah irgendwann sagte:
„Ich versuch mal ein bisschen zu dösen.“
„Ja, ich denke, ich auch.“
Sie gaben sich einen Kuss. Alex steckte sich die Kopfhörer wieder in die Ohren und legte sich so hin, dass er aus dem Fenster schauen konnte. Sarah zog ein kleines Kissen aus ihrer Tasche und machte sie es sich gemütlich.
An Alex zogen in der Dunkelheit ein paar Laternen vorbei, die langsam zu einer Lichterkette verschwommen. Schließlich versank er in einen tiefen Schlaf.

Kapitel 4​

Alex schreckte hoch. Ein lautes Geräusch, ähnlich einer Explosion hatte ihn geweckt. Im Zug war es genauso dunkel wie draußen. Man konnte die Hand vor Augen nicht sehen.
„Sarah?“, fragte Alex ins Dunkle hinein.
„Schatz, ich sehe überhaupt nichts“, kam Sarahs vertraute Stimme zurück. Sie klang ängstlich.
„Ich weiß, ich auch nicht. Hast du das auch gehört?“
„Hat sich angehört wie eine Explosion, oder?“
„Mhmm.“
„Oh Gott, vielleicht ist etwas im Zug explodiert! Eine Bombe!“
Alex hörte Sarah immer schneller atmen.
„Beruhige dich, Sarah, das war keine Bombe! Es hat sich auch nicht wirklich wie eine Explosion angehört, sondern mehr nach einem sehr lauten Knall. So wie sich ein Autounfall anhört.“
Alex tastete seine Umgebung ab, während Sarah versuchte, sich zu beruhigen. Vor ihm der kleine Tisch, auf dem Sarahs Buch und der Mp3-player lagen. Links neben ihm das kalte Fenster. Rechts neben ihm der Sitzplatz, wo sein Koffer lag. Über ihm das Gepäckgitter, in dem Sarahs Tasche aufgehoben war.
„Merkst du was?“, fragte er.
„Was denn?“
„Es ist komplett still. Wenn wir noch fahren würden, dann müsste man doch Motorengeräusche oder so was hören und man würde es doch spüren, oder?“
Sie lauschten beide. Und tatsächlich war weder etwas zu hören noch zu spüren.
„Alex, was geht hier vor? Ich habe Angst!“
„Ich weiß es nicht, Sarah. Vielleicht stehen wir.“
Er streckte eine Hand in die Richtung aus der Sarahs Stimme kam und berührte sie.
Sie schrie auf.
„Psssssst“, machte Alex.
„Erschreck mich doch nicht so!“, fuhr sie ihn an.
„Tut mir Leid.“
Sie hielt seine Hand fest und zerdrückte sie fast.
„Warum redet eigentlich niemand außer uns?“
„Vielleicht schlafen die alle“, erwiderte Alex.
„HALLO?“, schrie Sarah plötzlich, worauf Alex' Herz kurz einen Schlag aussetzte.

Sirrrrrrr.

„Was war das?“, flüsterte Sarah ängstlich.
„Das hörte sich an, wie wenn Neonröhren einge-“
Plötzlich ging das Licht im Abteil an.

Weiß.

Das Weiß bohrte sich in ihre Augen, so dass es weh tat. Sarah stieß einen leisen Schrei aus. Sie hielten sich die Hände vor die Augen und versuchten sich an die neu gewonnene Helligkeit zu gewöhnen. Als sie endlich wieder Umrisse und Silhouetten ausmachen konnten, waren sie noch mehr geschockt als vorher.
Außer ihnen war niemand im Abteil; es war wie ausgestorben.
Sarah schaute aus dem Fenster. Draußen war es stockdunkel, man konnte rein gar nichts erkennen.
„Wo sind denn alle?“, fragte sie ihn leise.
„Ich weiß es nicht.“
Sie verließen ihre Sitzplätze und gingen den Gang entlang. Sarah ging hinter Alex und hielt sich an seiner Hand fest.
„Alex, ich habe Angst.“
„Es wird alles wieder -“
In diesem Moment gab es irgendwo eine zweite Explosion, noch lauter als die erste. Der Wagon wackelte und vibrierte unter ihren Füßen so stark, dass sie sich an Sitzen festhalten mussten.
„Was ist das?“
Aus Sarahs Gesicht war sämtliche Farbe gewichen und sie war den Tränen nahe.
Als das Wackeln aufhörte, nahm Alex sie in die Arme und strich ihr sanft übers Haar. Sie begann zu schluchzen.
„Ich weiß es nicht, Schatz. Ich weiß es nicht.“
„Vielleicht gab es irgendeinen Unfall und alle anderen wurden evakuiert?“, schluchzte sie.
„Dann hätten sie uns auch mitgenommen, Sarah. Ich bin mir sicher, dass niemand evakuiert wurde.“
Langsam beruhigte sie sich wieder. Sie setzte sich auf einen Sitzplatz, stützte sich mit ihren Ellbogen auf ihren Knien ab und legte den Kopf in ihre Hände.
„Wo sind dann alle?“, fragte sie langsam.
Alex setzte sich auch und kratzte sich am Bart, während er sich umsah.
„Ich weiß es nicht.“


*​

„Falls wir wirklich stehen, dann können wir ja einfach aussteigen!“, schlug Sarah vor.
Alex schüttelte den Kopf.
„Wir wissen weder wo wir gerade sind noch was mit allen anderen passiert ist. Wenn wir jetzt einfach aussteigen, dann stehen wir irgendwo in der Pampa mitten in der Nacht und haben keine Ahnung, wo wir hin müssen.“
„Aber wir können doch nicht einfach hier sitzen bleiben!“
„Ich denke, wir sollten mal in ein anderes Abteil schauen. Da finden wir vielleicht irgendwelche Hinweise darauf, was hier los ist. Und irgendwann müssen wir ja an einer Tür nach draußen vorbeikommen, dann sehen wir mal nach, ob wir die Gegend kennen. Was denkst du?“
Sarah nickte langsam.
„Du hast Recht. Ich bin vorher mit dem Rücken zur Fahrrichtung gesessen, also sollten wir in die Richtung gehen oder?“ Sie zeigte auf die Schiebetür hinter sich. „Zumindest der Zugführer sollte ja in der Richtung sein, oder?“
Alex nickte und half ihr auf, nahm sie an der Hand und ging mit ihr zu der Tür, in der eine Glasscheibe eingelassen war. Alex spähte durch die Scheibe und erkannte sofort, dass an ihr Abteil sofort ein weiteres Abteil angrenzte, dass auch menschenleer war.
„Da ist gleich wieder ein Abteil. Das sieht aber auch -“
Plötzlich sprang er von der Glasscheibe zurück, packte Sarah und zog sie hinter einen Sitz, als wollte er sich vor etwas verstecken.
„Was ist denn los?“, wollte sie ihn fragen, doch sie erstarrte, als sie zu ihm aufblickte. Sie hatte noch nie einen Menschen gesehen, dem die Angst so ins Gesicht geschrieben stand.
„Das kann nicht sein, das kann nicht sein, das kann nicht sein...“, murmelte Alex vor sich hin. Seine Augen waren ganz starr, als wäre er mit den Gedanken gerade ganz wo anders.
„Alex, du machst mir Angst! Was ist denn los?“ Sie nahm seine Hand. „Was hast du gesehen?“
Er löste sich aus seiner Starre und wendete den Blick zu ihr. Ihr wurde kalt ums Herz, als sie den blanken Horror in seinen Augen sah.
„Nicht was. Sondern wen. Engel ist in dem Zug.“
„Ein Engel?“
„Nicht ein Engel. Richard Engel. Der Mörder Richard Engel.“
Es herrschte komplette Stille im Abteil, als Sarah vor Schreck die Luft wegblieb.
„Aber ich dachte, du hattest heute den Prozess, um ihn hinter Gitter zu bringen?“, fragte sie vorsichtig.
Alex nickte langsam.
„Eigentlich schon.“
„Wie kann dann bitte ein Serienkiller, der mittlerweile eigentlich im Gefängnis sein sollte, im gleichen Zug sein? Du hast dich sicher nur getäuscht!“, fauchte sie und wollte aufstehen.
Doch Alex packte sie am Arm und zog sie wieder hinter den Sitz.
„Ich weiß, dass es nicht sein kann. Aber ich bin mir sicher, dass er es war. Und solange wir nicht sicher sind, ob ich mich nur getäuscht habe, sollten wir vorsichtig sein.“
Er sah sie abwartend an.
Schließlich nickte sie und er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann signalisierte er ihr leise zu sein und schlich in der Hocke zur Schiebetür. Langsam hob er den Kopf, um durch das Fenster zu sehen. Im anderen Abteil sah er –
Nichts.
Es war genauso leer wie ihres.
„Ich glaube, er ist weg.“, flüsterte er.
Sarah folgte ihm vorsichtig.
„Und was machen wir jetzt?“, flüsterte Sarah.
Plötzlich hörten sie ein Knistern über ihren Köpfen. Sarah griff nach Alex‘ Hand und drückte sie fest.
„Was ist das?“
„Eine Durchsage!“
Es begann wirklich eine blecherne Durchsage, die jedoch weder Alex noch Sarah verstehen konnten.

„bchhhhhs chhhhhchhhhhhhh schhhhhhhhhh Endstation Sankt Lukas chhhhhhh“

Das Knistern verschwand wieder genauso schnell wie es gekommen war und hinterließ Stille. Alex und Sarah hielten den Atem an und sahen sich fragend an.
„Hast du irgendetwas außer Endstation Sankt Lukas verstanden?“
Sarah schüttelte den Kopf.
„Liegt Sankt Lukas irgendwo auf unserer Strecke?“
„Alex, ich glaube, es gibt nicht einmal eine Stadt oder einen Ort der Sankt Lukas heißt...“
Was zur Hölle ist hier los?
„Alex, ich habe Angst!“
„Ich weiß. Alles wird gut werden.“
Hoffe ich zumindest. Hoffe ich...
Er nahm sie in den Arm.
Dann spähte er nochmal durch das Fenster. Nichts. Das andere Abteil war immer noch leer. Er ging zu ihrem Gepäck zurück.
„Was hast du vor, Alex?“
Er wühlte sich durch die Koffer und zog erst eine Deo-Dose heraus, danach holte er ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche und reichte beide Dinge Sarah.
„Hier, damit kannst du dich zu Not wenigstens ein bisschen verteidigen.“
„Wie, verteidigen? Gegen was denn? Wovon redest du?“
„Hör zu, Sarah, ich weiß nicht, was hier abgeht, aber wir fahren anscheinend allein in einem Zug, der anders fährt als wir dachten und ich habe einen Mörder hier herumlaufen sehen. Hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu und ich möchte, dass wir uns in einer Notlage verteidigen könnten. Gegen was oder wen weiß ich doch selber nicht!“
„Aber ich kann doch keinen Mann verbrennen!“
„Mit Deo und Feuerzeug verbrennst du auch keinen, du hältst ihn eher auf Abstand.“
Er sah sich nach einer Waffe um. Die Streben der Gepäckablage fielen ihm ins Auge und er riss mit aller Kraft daran, bis er einen etwas verbogenen Knüppel in der Hand hielt.
„Das muss für den Anfang reichen.“
„Und was willst du jetzt tun?“
„Naja, irgendwer muss doch die Durchsage gemacht haben, oder? Sie hörte sich auf jeden Fall nicht nach einer automatischen Durchsage an. Also würde ich sagen, wir suchen denjenigen.“
„Alex, warte!“
Sarah fing an, in ihrer Tasche herumzukramen.
„Was machst du denn da?“
Sarah schrie vor Freude kurz auf, als sie gefunden hatte, was sie suchte. Sie zog ihr Handy aus der Tasche.
Doch als sie auf das Display schaute, versteinerte sich ihre Mine und ihr traten wieder Tränen in die Augen.
„Ich hab keinen Empfang!“
Alex war schon auf der Suche nach seinem Handy und er fand es in seiner Manteltasche. Aber auch bei ihm verflog die Vorfreude sehr schnell.
„Ich hab auch keinen. Scheiße…“
Sie starrten beide auf ihre Handys, in der Hoffnung, dass sich der „Kein Netz“ Schriftzug in eine gute Nachricht ändern würde.
Aber nichts geschah.
„Ich nehme meins trotzdem mal mit“, sagte Alex, „aber jetzt lass uns herausfinden, wer diese Durchsage gemacht hat.“
Sarah steckte ihres wieder in die Tasche.
Dann gingen sie zur Schiebetür. Im anderen Abteil regte sich immer noch nichts. Alex drückte auf den Knopf und die Tür glitt zischend auf. Alex atmete tief ein und ging in das Abteil.

Kapitel 5​

Das Abteil war menschenleer. Bis auf das leise Sirren der Neonröhren herrschte absolute Stille. Alex und Sarah waren so angespannt, dass sie die Luft anhielten. Ihre Herzen rasten.
Mein Herz klopft so stark, wahrscheinlich ist es so laut, dass wir deswegen entdeckt und getötet werden. Sarah holte tief Luft und versuchte diesen Gedanken wieder zu verdrängen.
„Ist hier jemand?“, fragte Alex plötzlich in den Raum hinein.
Die darauffolgende Stille war das Nervenzerreißendste, was die beiden je erlebt hatten. Es war, als stünde die Zeit kurz still. Alex' Griff um die Stange verstärkte sich und er musste sich konzentrieren, um ein Zittern zu unterdrücken. Sarah hielt das Feuerzeug und das Deo vor der Brust, bereit sich schnell zu verteidigen.
Doch niemand antwortete.
Beide atmeten erleichtert aus.
„Anscheinend nicht.“ Alex versuchte, Sarah zuzuzwinkern, scheiterte aber an seiner eigenen Aufregung.
Langsam lösten sie sich aus ihrer Starre und gingen den Mittelgang weiter entlang, immer noch bereit schnell zuzuschlagen.
Es ist wie die Ruhe vor dem Sturm. Ich hab das komische Gefühl, dass gleich etwas pass-
Sarahs Schrei zerriss die Stille.
„Was ist denn -“ Alex erstarrte, als er sah, worauf Sarah deutete.
Auf dem Stuhl lagen zwei blutige Augäpfel.
Die Augen sind der Spiegel der Seele.
Ein kalter Schauer lief Alex über den Rücken, als er seinen Würgereiz unterdrücken musste und Sarah, die immer noch schrie, von der grausigen Entdeckung wegzog.
„Oh mein Gott, was zur Hölle ist hier los?“ Sarah schrie und weinte gleichzeitig.
Alex zog sie mit sich fort, ließ sich auf einem anderen Sitz nieder und schloss sie fest in die Arme. Sie schluchzte in sein Hemd.
Frauen haben keine Seele, Richard.
Krankes Schwein…

Alex strich seiner Frau über den Kopf und versuchte sie zu trösten, aber auch ihm fiel es schwer, mit der Situation klar zu kommen. Er hatte noch nie zuvor in seinem Leben so eine lähmende Angst gespürt. Es war, als würde die Angst sein Gehirn davon abhalten wollen, seinen Körper weiter zu bewegen und dadurch in Gefahr zu bringen.
„Was war das?“, fragte sie ihn, als sie sich ein bisschen beruhigt hatte.
„Das war Engels Markenzeichen. Immer wenn er eine Frau umbrachte, riss er ihr danach oder manchmal auch davor die Augen heraus.“ Alex Stimme war brüchig.
Reiß dich am Riemen, sie braucht dich jetzt.
„Warum?“
„Weil... Weil er ein krankes Arschloch ist.“
„Bin ich das, Herr Rauch?“
Sarah schrie auf. Alex schnellte mit rasendem Herzen hoch und sah sich in dem Abteil um, den Knüppel angriffsbereit in der rechten Hand. Doch der Wagon war leer.
„Hast du das gehört?“, fragte Sarah.
Alex nickte, während er sich weiter im Abteil umsah.
Ich glaube, ich krieg jetzt dann einen Herzinfarkt, wenn das so weiter geht.
„War das Engel?“ Sarahs Stimme wurde immer leiser.
Alex nickte wieder.
„Engel!“, schrie er, den Griff um seine Waffe verstärkend, „komm raus, du krankes Stück Scheiße!“
Doch nichts geschah. Die Stille breitete sich wieder wie ein Teppich über dem Abteil aus. Kurzzeitig konnte Alex sein Herz klopfen hören.
Doch dann begann Sarah immer schneller zu atmen. Sie war kurz vorm Hyperventilieren. Sie zitterte am ganzen Körper. Alex legte den Knüppel auf einen Stuhl und wollte sie in den Arm nehmen, doch als er sie berührte, merkte er, dass sie sich total verkrampfte. Deswegen legte er nur seine Stirn sanft auf ihre Stirn und legte seine Hände um ihren Kopf.
„Tief durchatmen, Schatz. Tief durchatmen.“, flüsterte er.
Sarahs Atemfrequenz blieb hoch.
„Wir stehen das hier zusammen durch, o.k.? Ich liebe dich.“ Alex küsste sie auf die Stirn und merkte, dass sie begann, sich zu entspannen. Sie atmete nun auch wieder langsamer.
Alex nahm seine Waffe wieder an sich und durchsuchte noch einmal das ganze Abteil, aber außer den beiden Augäpfeln war nichts zu finden.
„Können wir weitergehen? Ich halt es hier nicht mehr aus, Alex.“
Ich hab nicht das Gefühl, dass es im nächsten Abteil angenehmer wird, Schatz.
„Klar.“
Sie näherten sich der Tür in den nächsten Wagon und spähten durch die Glasscheibe.
„Komisch“, sagte Alex.
Man konnte nicht durch das Glas sehen. Anscheinend war die Scheibe auf der anderen Seite beschlagen.
„Was ist das?“
„Es sieht so aus, als wäre die Scheibe feucht.“
Alex hob die Hand, um den Knopf zu drücken.
„Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?“, hielt Sarah ihn auf.
„Ich weiß nur, dass hier bleiben keine Option ist.“
Er drückte den Knopf und die Tür glitt auf.


Kapitel 6​

Feuchte Luft schlug ihnen ins Gesicht.
„Was ist denn hier los?“ Verwirrung machte sich auf Alex' Gesicht breit.
„So fühlt es sich normalerweise an, kurz nachdem es geregnet hat.“, flüsterte Sarah.
Alex zeigte auf den Boden und auf ein paar Sitze.
„Hier ist auch alles feucht.“
Sarah ging ins Abteil hinein und strich mit dem Finger über einen Sitz.
„Igitt, das ist ja pitschnass.“
Alex deutete ihr an, still zu sein und überprüfte das Abteil nach Passagieren. Den Knüppel hielt er mittlerweile mit beiden Händen, weil er mit einer Hand zu stark zitterte und er es Sarah nicht zeigen wollte, dass er Todesangst hatte. Aber sie waren alleine im Abteil. Alex atmete tief durch und versuchte, sich ein bisschen zu entspannen. Aber das in seine Schuhe eindringende Wasser machte die Sache nicht einfacher.
„Hier steht das Wasser ja richtig!“, stellte Sarah fest.
Sie hatte Recht. Der Boden wurde von einer knapp fünf Zentimeter dicken Wasserschicht bedeckt.
„Was zur Hölle ist hier nur los?“
„Alex, können wir weitergehen? Hier ist es echt ungemütlich.“
Alex nickte und ging zur Tür, als ihn plötzlich ein lautes Geräusch zusammenfahren ließ. Sarah schrie auf.
Es donnerte. Und zwar in einer Lautstärke, die Alex nicht für möglich gehalten hätte.
Die beiden pressten sich die Hände auf ihre Ohren. Es war trotzdem noch zu laut. Als hätte ein Blitz genau neben ihnen eingeschlagen.
Und so schnell der Donner eingesetzt hatte, so schnell war er auch wieder fort. Nur ein leises Summen im Ohr blieb zurück. Sie standen mit noch immer zugehaltenen Ohren in dem Abteil, als es zu regnen begann.
Es regnete in dem Abteil.
Sarah fing an zu schreien und fiel schluchzend auf die Knie.
„Was passiert hier nur?“
Alex stand völlig perplex in der Mitte des Wagons und spürte die Regentropfen auf sich herunterprasseln. Innerhalb von wenigen Sekunden waren sie beide völlig durchnässt.
Wie kann es denn in einem Zug regnen?
Er blickte nach oben. Es war die ganz normale Wagondecke, mit dem Zusatz, dass es von ihr tropfte. Aber da waren keine Löcher oder ähnliches. Es war wie wenn unter einer Kuppel etwas verdampft, der Dampf die Kuppel beschlägt und dieser Dampf dann zu Wasser kondensiert und es dann dadurch von der Kuppel tropft. Nur tropfte es hier nicht nur leicht, es war vielmehr so, als würden sie mitten im Monsun stehen.
Das kann doch nur ein Albtraum sein...
Als auch noch ein eisiger Wind hinzukam packte er Sarah, die immer noch am Boden kniete und in ihre Hände schluchzte am Arm und zog sie hoch.
„Komm, wir müssen hier raus!“
Er ging zur nächsten Schiebetür, Sarah stolperte hinter ihm her. Ohne dieses Mal durch die Scheibe zu spähen, drückte er den Knopf, die Tür glitt auf und er und Sarah stürzten ins nächste Abteil.

*​

Dort blieb ihnen fast das Herz stehen.
Auf dem Platz links gleich neben der Tür stand Alex' Koffer und gegenüber lag Sarahs Tasche, die Alex dort hingelegt hatte, als er eine Strebe der Gepäckablage herausgerissen hatte. Er hielt nun die Strebe in der Hand die dort über seinem Koffer fehlte.
„Wir sind wieder in unserem Abteil!“
„Aber wie kann das denn sein? Wir sind doch immer nur vorwärtsgegangen!“
„Wir sind jetzt außerdem durch drei Abteile gelaufen, ohne auch nur an einer Tür nach draußen vorbeizukommen! FUCK!“
Das kann nicht sein!
„Du hast dein Handy doch wieder in deine Tasche zurückgesteckt oder?“, fragte Alex Sarah, die den Tränen nahe war.
Sie nickte.
„Vielleicht täuschen wir uns jetzt uns das ist nur das Zeug von anderen Leuten, die die gleiche Idee für eine Waffe hatten wie ich.“
Du weißt, das ist lächerlich...
Alex fing an, in der Tasche herumzuwühlen.
Wenn ihr Handy nicht da ist, dann ist das nicht ihr Zeug und werde ich auch nicht schön langsam verrückt.
Er erstarrte mitten in der Bewegung und zog langsam ein Handy aus der Tasche. Seine Hand zitterte, als er es Sarah reichte. Sie senkte den Kopf, aber nickte merkbar.
Alex' Schrei hallte von den Wänden wieder.
„WAS IST HIER NUR LOS?!“
Voller Wut riss er das Handy aus Sarahs Händen und donnerte es gegen eine Wand, sodass es zerbrach und die Teile in alle Richtungen absplitterten.
„SO EINE SCHEISSE! ICH WILL HIER RAUS!“
Er begann mit der Eisenstange auf ein Fenster einzuprügeln, doch es bewirkte überhaupt nichts. Er war wie ein Berserker, als er versuchte, eine Scheibe einzuschlagen. Doch die Scheibe bekam nicht mal einen Sprung. Es war, als würde er gegen eine Eisenwand schlagen.
Sarah ließ sich wimmernd auf einem Sitz nieder und beobachtete ihren Freund, der langsam in den Wahnsinn abdriftete.
Nach ein paar Minuten fiel Alex erschöpft auf einen Stuhl. Die Schläge gegen das Glas hallten noch kurz nach, aber dann herrschte Stille. Absolute Stille.
Stille, die schlagartig von einem kalten Lachen durchbrochen wurde, das Alex nur zu gut kannte. Sarah schrie und Alex sprang auf.
„ENGEL!“
Seine ganze Wut wurde jedoch schnell wieder durch Angst um sein Leben ausgetauscht. Doch das Abteil war genauso leer, wie es war, als sie hereingekommen sind.
Wieder erschallte das Lachen und diesmal hatte Alex das Gefühl, dass es genau hinter ihm war. Alex wirbelte herum und holte mit seiner Stange zum Schlag aus, doch da war niemand hinter ihm. Bis auf Sarah und ihn war der Wagon menschenleer.
Was ist nur los mit mir? Werde ich wirklich verrückt? Aber Sarah hört und sieht auch alles, was ich höre und sehe.
Sarahs Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
„Was machen wir denn jetzt?“
Alex ließ sich auf einen Stuhl gegenüber von ihr fallen.
„Entschuldige den Ausraster. Ich habe nur das Gefühl, dass ich langsam durchdrehe.“
Sie wechselte auf seine Seite und lehnte sich an ihn. Er strich ihr langsam übers Haar.
„Ich denke trotzdem, wir sollten weitergehen.“
„Und wenn sich einfach alles wiederholt?“
„Dann wissen wir wenigstens schon was passieren wird. Aber vielleicht haben wir etwas übersehen.“
Sie sah ihm tief in die Augen und nickte dann langsam.
„O.k.“
Alex zwang sich ein kleines schiefes Lächeln ins Gesicht und küsste sie.
„Na dann mal los!“
Sie hielt ihn zurück.
„Wir sind wieder trocken!“
„Was?“
Sie zeigte auf sein Hemd. Es war quasi wieder wie vor dem Abstecher in das Regenabteil.
„Wir sind innerhalb von zehn Minuten getrocknet.“
Alex musste trotz der surrealen Situation schmunzeln.
„Mittlerweile überrascht mich gar nichts mehr.“
Dann stand er auf und spähte durch die nächste Schiebetür. Und wurde überrascht. Und zwar nicht auf positive Weise.


Kapitel 7​

„Oh mein Gott!“
Er konnte Sarah nicht davon überzeugen im anderen Abteil zu bleiben.
Sarah würgte und erbrach sich auf einen Stuhl. Und auch Alex hatte mit seinem Brechreiz zu kämpfen. Er presste sich seine freie Hand auf den Mund und wandte sich von dieser scheußlichen Entdeckung ab.
In der Mitte des Abteils an einer seitlichen Wand hing die Schaffnerin. Um ihre beiden Handgelenke waren Handschellen befestigt, mit denen sie an den Streben der Gepäckablage aufgehängt worden ist. Es sah aus, als würde sie ein überdimensionales, bizarres Y darstellen. Ihr Kopf war leblos auf ihre Brust gesunken. Ihren ganzen Körper entstellten zahlreiche Schnittwunden, die ihre Uniform komplett zerfetzt haben.
Das war vorher der Wagon, in dem wir die Augen gefunden haben... Alex lief zu der Stelle, an der sie zu Beginn des Albtraums die scheußliche Entdeckung gemacht haben. Aber die Augen waren verschwunden.
Oh nein... Ich will das nicht tun...
Aber du musst, wenn du sicher sein willst, dass ER es war.

Alex atmete durch und ging langsam auf die tote Schaffnerin zu. Sein Puls wurde immer schneller und er hatte das Gefühl, dass sich seine Lungen rasant verkleinern würden.
Er stand vor ihr und ihr Kopf war genau auf seiner Augenhöhe.
„Alex, was tust du da?“ Sarah sah ihm misstrauisch zu. Sie war kreidebleich und hielt sich gekrümmt eine Hand an ihren Magen.
Langsam hob er seine zitternde Hand und legte sie auf die Stirn der Schaffnerin. Dann hob er ihren Kopf von der Brust, um sich ihr Gesicht anzusehen.
Sarah stieß einen langen spitzen Schrei aus und wandte sich sofort ab.
Alex sah ins Gesicht der Schaffnerin und zwei leere Augenhöhlen starrten zurück.
„Oh Scheiße!“ Er ließ den Kopf zurück auf die Brust fallen und stolperte rückwärts, sodass er auf den Boden fiel.
Als er sich aufrappelte, sah er im Augenwinkel, dass Sarah sich hinsetzte.
„ENGEL, DU BASTARD! KOMM RAUS UND ZEIG DICH DU HURENSOHN!“
Keine Antwort. Das einzige Geräusch war das Reiben der Handschellen an den Gepäckablagestreben, da die Tote durch Alex' Berührung nun leicht in der Luft schaukelte.
Alex starrte in die Dunkelheit hinaus und musste sich zwingen nicht zu erbrechen.
Das ist eindeutig die Handschrift Engels. Er muss hier in dem Zug sein. Vielleicht ist er ausgebrochen oder irgendetwas ist schief gelaufen. Die beiden Handschellen hatte er im Gerichtssaal immer an Händen und Füßen. Vielleicht ist der Bastard klüger als wir dachten.
„Bravo, Herr Rauch.“
Die Stimme – seine Stimme – war ganz nah an seinem linken Ohr.
Alex wirbelte herum und erwartete mit pochendem Herzen mitten in das Antlitz von Richard Engel zu sehen, aber er sah nur Sarah, die wie apathisch in die Dunkelheit hinausstarrte und die Schaffnerin, die immer noch leicht vor und zurück wippte.
„Hast du das gehört, Sarah?“
Sarah beachtete ihn nicht. Sie war auf die Dunkelheit fixiert.
„Sarah!“
Er ging zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Sarah?“
Er schüttelte sie.
Sie nahm ihn immer noch nicht wahr.
„Sarah, komm schon, wir können nicht aufgeben!“
Ihr Kopf schoss herum und sie nagelte ihn mit Blicken fest.
„Man kann nur aufgeben, wenn man ein Ziel hat, Alex! Aber wir haben nichts! Kein Ziel, keinen Anhaltspunkt, GAR NICHTS! Wir können wahrscheinlich nur drauf warten, dass wir auch so enden.“
Sie deutete auf die Schaffnerin.
„Nicht, wenn wir davor Hilfe finden und -“
„HILFE? Wir gehen jetzt schon seit Ewigkeiten durch diesen bescheuerten Zug und haben noch keine Menschenseele gesehen! Und jetzt geht anscheinend alles wieder von vorne los, nur viel schlimmer! Ich kann nicht mehr, Alex!“
„Aber wenn wir hier bleiben spielen wir ihm doch nur in die Karten! Wahrscheinlich rechnet er damit, dass wir irgendwann aufgeben und deswegen müssen wir weitergehen! Und ich werde das sicherlich nicht ohne dich schaffen!“
Sarah schüttelte widerwillig den Kopf, gab dann aber doch klein bei.
„Einen Wagon noch. Und zwar nur, weil ich nicht neben einer aufgehängten Leiche warten will.“
„O.k.“
Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, nahm sie bei der Hand und sie gingen vorsichtig zur nächsten Schiebetür.
„Das ist ja komisch.“, sagte Alex, nachdem er durch die Scheibe gespäht hatte.
„Was?“
„Im nächsten Abteil ist es dunkel.“
„Du hast doch dein Handy dabei. Da kannst du doch sicher Licht machen, oder?“
„Ja, doch, aber ich frage mich gerade, ob es wirklich so klug wäre weiterzugehen.“
„Du hast selber gesagt, hier bleiben lohnt sich nicht. Also...“
Sarah drückte auf den Knopf und die Tür glitt auf.

*​

Alex schaltete die Taschenlampe an seinem Handy ein und sie traten in die Finsternis. Der kleine Lichtpegel der Lampe huschte über leere Sitze, leere Gepäckablagen und einen leeren Mittelgang.
Sarahs Hand schloss sich fest um Alex' Arm, in dem er sein Handy hielt. In der anderen Hand hielt er den Knüppel. Sarah hatte sich das Deo in eine Gesäßhosentasche geschoben und entzündete das Feuerzeug, um noch ein wenig mehr Licht zu haben.
Keiner der beiden traute sich auch nur ein minimales Geräusch zu machen, dermaßen gespannt waren ihre Nerven.

Hahahahahaha

Beide hielten den Atem an, als ein kalter Schauer über ihren Rücken lief.
„Guten Tag, Herr und Frau Rauch.“ Engels kalte Stimme bohrte sich regelrecht durch die Stille und in ihre Herzen. Alex konnte nicht einmal mehr sein Herz pochen hören. Es war, als hätte Engels Stimme sein Herz angehalten.
Plötzlich erloschen Feuerzeug und Handylampe.


Kapitel 8​

Schwarz.
Man konnte die Hand vor Augen nicht sehen.
Alex konnte Sarah schwer und schnell atmen hören; außerdem konnte er das Klicken des Feuerzeugs ausmachen, als Sarah versuchte es wieder zu entflammen.
Er selbst zwang sich einigermaßen ruhig zu bleiben, was er jedoch nicht schaffte. Sein Herz hatte anscheinend wieder zu pochen begonnen und zwar fühlte es sich jetzt an, als würde es doppelt so schnell wie normal schlagen, um den kurzen Herzstillstand von vorher wieder auszugleichen. Langsam schob er sein Handy in seine Hosentasche und umschloss seine Waffe mit beiden Händen.
„Dieser Knüppel wird Ihnen nichts helfen, Herr Rauch.“
Alex versuchte herauszufinden, woher die Stimme kam, doch es war, als käme sie von allen Seiten gleichzeitig.
„Wo bist du, du Arschloch?“ Alex versuchte aggressiv und tapfer zu klingen, doch er konnte das Zittern in seiner Stimme nicht unterdrücken.
„Also wirklich, Herr Rauch, das sind keine schönen Wörter, die Sie hier benutzen!“
Alex wirbelte herum, da er sich sicher war, dass der Ursprung der Stimme hinter ihm war und holte weit aus. Als er mit voller Wucht zuschlug, traf er jedoch nur die Wand und der Aufprall war so stark, dass er kurzzeitig dachte er hätte sich beide Arme gebrochen.
Plötzlich schrie Sarah auf.
„SARAH!“ Alex griff zu der Stelle, wo Sarah vorher neben ihm stand, fasste aber ins Leere.
„WENN DU IHR AUCH NUR EIN HAAR KRÜMMST, DANN SCHWÖRE ICH DIR, DU WIRST DAS NICHT ÜBERLEBEN, DU DRECKSKERL!“
Absolute Stille.
Engels Lachen zerschnitt die Stille und das Licht ging an.

Weiß.

Ein rasender Schmerz breitete sich in Alex' Brust aus. Als sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah er, dass sich eine tiefe Schnittwunde über seine ganze Brust zog. Der Schmerz war so überwältigend, dass er auf die Knie gehen musste und einen tiefen Schrei ausstieß.
Oh Scheiße, tut das weh...
Er schloss die Augen.
Du musst durchhalten, er hat Sarah. Dieses Arschloch darf sie dir nicht nehmen.
Er hatte das Gefühl, dass ihn jemand ansah.
Er öffnete die Augen und sah Engel vor ihm stehen, mit der einen Hand hielt er Sarahs Mund zu und drückte sie an sich und in der anderen Hand hielt er ein Messer, das er Sarah an den Hals drückte. Die Klinge war mit Alex' Blut verschmiert.
Das ist das Messer, mit dem er die ganzen Frauen ermordet hat.
„Lass sie da raus, Engel.“ Alex versuchte, seine Stimme nicht zittern zu lassen und richtete sich langsam auf. Dabei schmerzte die Wunde so stark, dass ihm kurz die Luft wegblieb und ihm schwindelig wurde.
„Ach, Sie kennen mich doch, Herr Rauch. Ich bin so etwas wie ein Sammler. Nur sammeln manche Leute Briefmarken oder Schmetterlinge und ich sammle halt Augen. Und ich muss Ihnen sagen, so schöne Augen wie die Ihrer Frau habe ich noch nie gesehen.“
„Lassen Sie sie los!“
Engel entblößte seine Zähne, als er seinen Mund zu einem grässlichen Grinsen verzog.
„Mehr fällt Ihnen nicht dazu ein?“
Der Schmerz überwältigte Alex und er musste wieder auf ein Knie sinken. Er versuchte tief durchzuatmen, aber bei jedem tiefen Atemzug fühlte es sich an, als würde sich die Wunde ein Stück weiter öffnen.
Engel wandte sich an Sarah.
„Hat er Ihnen schon von dem Plan erzählt, sie nach der Hochzeit ihrer besten Freundin zu fragen, ob Sie seine Frau werden wollen?“
Sarahs Augen suchten Alex.
Alex starrte Engel ungläubig an.
Wie kann er das wissen? Ich habe es nie jemandem erzählt!
„Oh, natürlich nicht, sonst wäre es ja keine Überraschung mehr! Ich Idiot! Entschuldigung, jetzt habe ich ja die Überraschung zerstört!“
Engel brach in ein lautes Lachen aus.
Alex erwiderte Sarahs Blick und sah, dass sie sich langsam die Deo-Dose aus ihrer Gesäßtasche zog. Engel bekam es wegen seinem Lachanfall gar nicht mit.
Langsam beruhigte sich der Psychopath wieder und wischte sich mit seinem Handrücken eine Träne aus den Augen.
„Zukünftige Frau Rauch, ich kann Ihnen aber Ihre Antwort vorweg nehmen.“ Er wandte sich wieder Alex zu. „Sie würde gern, aber sie kann leider nicht.“
Er nahm das Messer und setzte es an der linken Seite ihres Halses an, um ihr die Kehle durchzuschneiden, als Sarah blitzschnell das Deo hervorzog und ihm eine Ladung Spray ins Gesicht sprühte. Engel schrie auf.
Alex sprang zähnezusammenbeißend auf und drückte auf den Knopf der Schiebetür hinter ihm.
Sarah konnte sich losreißen und rannte auf Alex zu.
Doch plötzlich wurde sie an ihrem Pferdeschwanz zurückgerissen. Sie schrie schmerzerfüllt auf.
„Tz Tz Tz!“, machte Engel.
Alex drehte sich um und konnte nur tatenlos zusehen, wie Engel Sarah den Hals von Ohr zu Ohr aufschlitzte.
Sarah gab noch ein röchelndes Geräusch von sich, als ein Blutschwall aus ihrem Hals schoss. Sie sank auf die Knie und fiel vornüber.
Alex stieß einen Schrei aus, stürzte zu ihr und nahm sie in den Arm.
„Nein, oh Gott, bitte nicht.“
Die Blutlache unter ihm breitete sich aus.
Alex brach in Tränen aus und drückte Sarahs leblosen Kopf an seine Schulter. Er konnte spüren, wie Sarahs Körper langsam kälter und kälter wurde.
Das wird er büßen, Schatz. Das wird er büßen.
Seine Trauer verwandelte sich langsam in Zorn. Er strich Sarah ein paar blonde Strähnen aus dem Gesicht, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und legte sie sanft nieder.
Er tastete mit geschlossenen Augen nach dem Knüppel.
„Du wirst dafür bezahlen, du Hurensohn. Ich werde dich dafür töten.“
Engel lachte auf.
„Ach, verschonen Sie mich mit diesen Rachereden. Sie wussten von Anfang an, auf was Sie sich einlassen. Und jetzt gehen Sie beiseite, Sie wissen, was ich jetzt tun muss.“
„WAGEN SIE ES NICHT MEINE FRAU ANZUFASSEN!“
„Aber Herr Rauch, sie war doch noch gar nicht ihre Frau!“
Alex sprang auf holte mit dem Knüppel aus und ließ ihn auf den lachenden Richard Engel heruntersausen.
Kurz vor dem Einschlag auf Engels Kopf bekam Alex von einer unsichtbaren Macht einen Schlag auf die verletzte Brust und wurde quer durch das Abteil mit dem Rücken an eine Wand geschleudert.
Er fiel auf die Knie und krümmte sich vor Schmerzen.
Was zur Hölle!
Er sah sich um.
Das Abteil war leer.
Kein Richard Engel.
Keine Sarah.
Leer.
Er bekam einen weiteren unsichtbaren Schlag auf die Brust und wurde wieder gegen die Wand geschleudert.
Ihm wurde schwarz vor Augen.


Kapitel 9​

Er erwachte in einem Krankenhausbett.
Sein Zimmer war im Krankenhaus-typischen sterilen Weiß gehalten. Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster auf seinen Körper, der sich anfühlte, als wäre er von einem Lastwagen überrollt worden.
Er versuchte, seinen Oberkörper aufzurichten, um sich besser umsehen zu können, da durchfuhr ein stechender Schmerz seine Brust.
Er sah, dass seine Brust ein Verband schmückte, mit dem eine wohl ziemlich große Wunde verbunden wurde. Auch seine Arme waren in Bandagen eingewickelt und das drückende Gefühl am Kopf verriet ihm, dass er wohl einen Kopfverband trug.
Er ließ den Kopf wieder auf sein Kissen fallen und drehte ihn vorsichtig, um das Zimmer zu erkunden.
Schlagartig fiel ihm auf, dass es ein Einzelzimmer war.
Sarah!
„Sarah! Sarah! Wo bist du?“
Sein Schrei war mehr ein leises Krächzen, das er selbst kaum hören konnte. Tränen füllten seine Augen.
„SARAH!“
Er hörte Getrampel.
Das ist Sarah. Gleich kommt sie rein und alles war nur ein Traum...
Die Tür öffnete sich und herein kam ein älterer Herr in weißem Kittel, der ein Klemmbrett in der Hand trug.
„Guten Tag, Herr Rauch!“ Seine Stimme war tief und freundlich, was mit dem Bart das Aussehen eines Bären verstärkte.
Er schloss die Tür hinter sich und zog einen Stuhl neben Alex' Bett.
„Wo ist Sarah?“, brachte Alex heraus.
Der Arzt zog eine Brille aus seiner Brusttasche und setzte sie sich auf die Nase. Er musterte Alex.
„Herr Rauch, ich denke wir sollten dieses Gespräch anders beginnen. Mein Name ist Dr. Huber und ich -“
„WO IST SARAH?“
Der Schmerz schoss durch seinen kompletten Körper. Alex stöhnte auf.
Der Arzt seufzte.
„O.k.“ Er legte seine Hand auf Alex' Arm. „Ihre Frau ist tot, Herr Rauch.“
Alex bekam keine Luft mehr und ihm wurde schwarz vor Augen. Er merkte, wie sich der Griff des Doktors um seinen Arm verstärkte. Er konnte die Tränen nicht zurückhalten.
„Was – Was ist passiert?“
„Ich denke, dass das vielleicht zu viel auf einmal wird. Wir sollten Ihnen jetzt ein Beruhigungsmittel spritzen und morgen weiter reden.“
Der Arzt stand auf.
„Aber es freut uns sehr, dass sie endlich aufgewacht sind, Herr Rauch.“
Nun war es Alex, der den Arzt am Arm packte.
„Ich will es sofort wissen, Doktor.“
Er schniefte, doch riss sich zusammen.
„Ich will wissen, was passiert ist.“
Der Arzt seufzte und sah auf seine Uhr. Er rieb sich die Stirn doch schließlich setzte er sich und sah Alex tief in die Augen.
„Es gab ein Zugunglück. Der Zug mit dem sie unterwegs waren, entgleiste am 4. September um 10:25 Uhr, während sie, wie die meisten Passagiere wahrscheinlich schliefen. Ein Auto ist auf einen Bahnübergang geraten, vermutlich weil der Fahrer aufgrund des damals heftigen Regens die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte. Dadurch wurde ihr Zug von den Gleisen gedrängt. Sie und ihre Frau wurden durch ein Fenster geschleudert, wodurch sie sich diesen tiefen Schnitt an der Brust zuzogen. Sie zogen sich dabei noch zahlreiche andere Verletzungen zu, aber das wichtigste ist, dass sie extremes Glück hatten, diesen Unfall zu überleben.“
„Und Sarah -“
„Ihre Frau erlitt extreme Kopfverletzungen, wodurch sie leider am Unfallsort noch verstarb. Mein Beileid.“
Alex konnte sich die Tränen nicht mehr verkneifen. Der Arzt legte seine Hand wieder sanft auf Alex' Arm.
„Sie wurden im strömenden Regen von Rettungskräften entdeckt und hier her ins Krankenhaus St. Lukas gebracht.“
In Alex zog sich etwas zusammen.
„Was haben sie gerade gesagt?“
„Sie wurden von Rettungskräften entdeckt und hier ins St. Lukas eingeliefert, wo sie sich ungefähr eine Woche lang im Koma befanden. Nachdem sich ihre Werte stabilisiert haben und sich Anzeichen auftaten, dass sie bald aufwachen würden, haben wir sie in dieses Zimmer verlegt.“
… Endstation St. Lukas …
„Sie wurden insgesamt zwei Mal reanimiert, beim ersten Mal waren sie schon vor dem Einsatz des Defibrillators wieder stabil, beim zweiten Mal mussten wir ihn jedoch benutzen.“
„Ich – Ich hatte so eine Art Traum ...“
Der Arzt nickte und nahm seine Brille ab.
„Das ist sehr gut möglich. Das nennt man Nahtoderfahrung. Dabei verarbeitet das Gehirn unterbewusste Probleme, aber auch Sinneseindrücke, die man quasi währenddessen aufnimmt und macht daraus etwas Traumähnliches. Da sie jedoch die längere Zeit hier im Krankenhaus im Koma gelegen sind, denke ich, dass sie höchstens am Anfang ihrer Erfahrung Sinneseindrücke verarbeitet haben, zum Schluss aber nur noch unterbewusste Probleme. Sie haben gegen den Tod gekämpft und dies wurde so in ihrem Gehirn visualisiert. Aber das wichtigste ist: Sie haben gewonnen. “
Alex nickte langsam und schloss die Augen.
Das ist alles nicht passiert, es war nur in meinem Kopf. Ich bin die ganze Zeit hier gelegen.
Er brach in Tränen aus und versuchte, sich aufzurappeln.
„Herr Rauch, bitte bleiben sie ruhig. Ich weiß, es ist viel, aber sie können es schaffen!“
Doch Alex hörte ihn nicht.
„Das ist nicht fair! Sarah! SARAH!“
Er weinte und schrie und schlug um sich, bis eine Krankenschwester kam und ihm ein Beruhigungsmittel spritzte.
Langsam begann es zu wirken.
Die Welt verschwamm vor seinen Augen. Alles löste sich schleichend auf.
Sarah... Es tut mir Leid, Sarah... Ich liebe dich.

Er schlief ein.

Schwarz.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dexter,

ich habe mir deine gar nicht so kurze Kurzgeschichte mal vorgenommen. Ein paar sprachliche Sachen zuerst:

Er mischte ihm Rattengift ins Essen, brachte ihm das Essen und sah ihm beim Sterben zu.
- das Fettmarkierte ist eine unschöne Dopplung, würde ich weglassen.

In vier Jahren hatte Engel insgesamt 18 Frauen ermordet, dann hatte ihn die Polizei endlich gefasst.
- würde hier ins Plusquamperfekt wechseln, da du ja im Folgesatz im Präteritum weiterschreibst. Und die Morde sind dann praktisch in der Vorvergangenheit geschehen.

Bei den folgenden Sätzen ist mir das Gleiche aufgefallen. Du wechselst oft zwischen den Zeiten. Das liest sich ein wenig holprig und da würde ich dir empfehlen, den Text noch einmal aufmerksam durchzusehen.

Das Auto vor ihm bremste ab, um nach links abzubiegen. Doch anstatt rasch abzubiegen, was nur in Alex‘ Sinn gestanden hätte, ließ der Fahrer noch drei Autos passieren, um dann gemächlichst um die Kurve zu fahren.

Ihr blondes Haar war zu dem schlampigen Pferdeschwanz zusammengebunden, den Alex liebte. Ihre Augen darunter schossen jedoch mit Blitzen
- ihre Augen worunter? Unter dem Pferdeschwanz? Dann wären sie ja auf dem Hinterkopf :D "darunter" würde ich vielleicht lieber weglassen.

Kapitel 2 finde ich super gelungen. Ich bin selbst ganz hektisch geworden bei dem ganzen Stress. Das hat mich mitgerissen. Und die beiden Protagonisten sind einem sympathisch.

Ihr fielen ein paar blonde Strähnen ins Gesicht und wenn sie über eine – meist unfreiwillig – lustige Szene lachte, blitzte ihr strahlend weißes Lächeln kurz auf. Ihre blauen Augen strahlten pure Sanftmütigkeit aus.
- eine strahlende Dopplung.

Du gehst einfach nach der Trauung zu ihr hin und bittest sie um ein Gespräch unter zwei Augen.
- du meinst hoffentlich "unter vier Augen ;)

Er hat nie ganz verstanden, wie er eine wirklich so attraktive Frau wie Sarah abkriegen konnte.
- ich finde, das "wirklich" braucht es gar nicht

Draußen war es mittlerweile stockdunkel.
- diese Aussage kommt in diesem Absatz (Ende Kapitel 3) zwei Mal vor.

Sie hielt seine Hand fest und zerdrückte sie fast mit ihrer Hand.
- das Fettmarkierte kann weg.

„Was ist denn los?“, wollte sie ihn fragen, doch sie erstarrte, als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah. Sie hatte noch nie einen Menschen gesehen, dem die Angst so ins Gesicht geschrieben stand.
- Um die Dopplung zu vermeiden, könntest du schreiben: (...), doch sie erstarrte, als sie zum ihm aufblickte. Noch nie hatte sie einen (...)

Er sah ihr in die Augen. Ihr wurde kalt ums Herz, als sie den blanken Horror in seinen Augen sah.
- vielleicht fällt dir hier auch ein Umgehen dieser Dopplung ein.

An Kapitel 4 ist mir besonders aufgefallen, dass wir es hier endlich mal nicht mit dummen Opfern zu haben. Niemand, der einfach so losläuft und sich mal umschaut. Nein, Alex ist trotz seiner Angst sehr vernünftig, als er erst seiner Freundin und dann sich selbst ein Verteidigungswerkzeug besorgt. Das finde ich super. Denn für mich macht es die Figuren noch sympathischer und glaubwürdiger. Sehr gut gemacht.

Alex und Sarah waren so angespannt, dass sie sogar die Luft anhielten.
- ich finde das Luftanhalten durchaus verständlich, daher braucht es das "sogar" gar nicht.

Nur sammeln manche Leute halt Briefmarken oder Schmetterlinge und ich sammle halt Augen.
- Dopplung

„Lassen Sie sie los!“

„WAGEN SIE ES NCIHT MEINE FRAU ANZUFASSEN!“
- kleiner Dreher

Die Tränen liefen Alex' Wangen wie Bächlein hinab.
- das ist mir für diese traurige Szene irgendwie ein wenig zu niedlich ...

Ich muss sagen, ich habe wirklich von Anfang an mitgefiebert. Nicht jeder kann Spannung gut erzeugen. Du kannst das, wie ich finde, sehr gut. Klar, man könnte jetzt wieder sagen, alter Coup, eine Horrorgeschichte, die sich dann als Fantasie herausstellt, nichts Neues. Aber das ist mir egal, denn du hast das echt gut verpackt. Ich habe sehr schnell Sympathien mit den beiden entwickelt und dadurch dann auch inständig gehofft, dass sie da lebend wieder rauskommen. Selbst am Krankenbett dachte ich: "Ach komm schon, lass Sarah durch die Tür kommen." Aber nein, leider nicht. Was ich sagen will, dieses Mitfiebern ist ganz wichtig und macht deine Geschichte für mich richtig spannend und mitreißend.

Sprachlich gibt es noch ein wenig Verbesserungsbedarf, du doppelst sehr oft Worte in aufeinanderfolgenden Sätzen. Das holpert dann immer ein wenig. Aber das sind Sachen, die kann man sich schnell abgewöhnen, da mache ich mir keine Sorgen :D

Sehr gerne gelesen!
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

danke fürs wahrscheinlich zeitintensive Lesen und kritisieren! Gefällt mir, dass dir meine Geschichte gefallen hat!
Ich hab deine Kritikpunkte jetzt alle verbessert und hab selber auch noch ein paar Kleinigkeiten (v.a. Groß- und Kleinschreibung) gefunden und eliminiert.

Dexter

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dexter, den ersten Absatz deines "Romans" habe ich gelesen. Er ist angefüllt mit unnützen Beschreibungen, die ich dir gerne aufzeige. Weiter wollte ich nicht lesen, tut mir leid.

Alex Rauch stürzte aus dem Gerichtsgebäude. Sein knielanger, brauner Mantel flatterte hinter ihm her, als er die Treppen hinabstürmte. Seine rechte Hand umklammerte den Griff seines Aktenkoffers, seine linke Hand hielt seinen ebenfalls braunen Hut auf dem Kopf.
Es ging ein fürchterlicher Wind. Noch dazu begann es gerade zu tröpfeln und im Augenwinkel nahm Alex auch wahr, dass es in der Ferne schon blitzte.


die Farbe des Mantels ist uninteressant, ebenso die des Hutes.

"ein fürchterlicher Wind" könnte besser kräftig, oder heftig sein und auf "noch dazu" kannst du getrost verzichten. ..im Augenwinkel nahm Alex wahr, dass es in der Ferne blitze.


Vorschlag:

Alex Rauch stürzte aus dem Gerichtsgebäude. Sein Mantel flatterte hinter ihm her, als er die Treppen hinabstürzte. Mit der einen Hand umklammerte er den Griff seines Aktenkoffers, mit der anderen den Hut auf seinem Kopf.
Ein kräftiger Windstoß erfasste ihn und trieb ihn vorwärts, es hatte zu regnen angefangen und in der Ferne zog ein Gewitter auf.


Ich schicke Grüße!
Amelie

 

Hallo Amelie,

danke fürs Antworten und mehr oder weniger Lesen ;)
Vielleicht bin ich da einfach anders, aber ich erfahre gerne so Details wie Farben, einfach um die Fantasie anzukurbeln.
Aber die Wiederholungen versuche ich natürlich zu eliminieren!

Grüße
Dex

 

Hallo Dexter,

ich verstehe, was du meinst, ich musste mich auch erst daran gewöhnen, Sätze von unnötigen Adjektiven zu befreien. Ich habe auch sehr blumig geschrieben. Nimm dir Amelies Rat aber zu Herzen. Klar sind Farben und Details wichtig. Auch Gerüche oder Beschaffenheiten. Aber eben nur in Maßen. Durch eine gewissenhafte Kürzung wird dein Text noch mehr an Tempo gewinnen, du wirst sehen. Da musst du dir überlegen: Wo ist es wirklich wichtig und wo bremst es den Lesefluss? Im dramatischen Teil machst du das sehr gut, da braucht es natürlich gewisse Details und Sinneseindrücke, damit dieser ganze Horror noch erlebbarer wird. In anderen Passagen kannst du aber sicher noch einmal hier und da kürzen.

Viele Grüße
RinaWu

 

Amelie, RinaWu,

ich hab jetzt den Anfang mal überarbeitet, sodass Amelie vielleicht weiterlesen könnte ;) aber der Rest könnte ein bisschen dauern!
Danke für die Antworten!

Grüße
Dex

 

Hallo Dexter, der Anfang ist dir gelungen! Super!

Ich würde: .... als ihn die ersten Regentropfen erwischten (trafen), schreiben. So ein Regentropfen fällt ja nicht einzeln vom Himmel, gebe ich zu bedenken.

Guter Anfang, da lese ich doch gleich gerne weiter.

Grüße und viel Spaß beim Texten!
Amelie

 

Hi Amelie,

Ich würde: .... als ihn die ersten Regentropfen erwischten (trafen), schreiben. So ein Regentropfen fällt ja nicht einzeln vom Himmel, gebe ich zu bedenken.

Macht Sinn, schon ausgebessert :-)

Grüße
Dex

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dexter, sehr gut, jetzt fehlt nur noch ein kleines "er".

Mit der rechten Hand umklammerte[ ] den Griff seines Aktenkoffers .......

Einen schönen Tag wünsche ich dir!
Amelie


etwas später: ich habe die Geschichte gelesen, ehrlich gesagt, überflogen. Sie ist ja wirklich sehr lang und verschlingt viel Zeit. Ich denke, du hast sie spannend erzählt. Besonders interessiert hat mich der Schluss. Vielleicht könntest du aus der Idee eine echte Kurzgeschichte machen.
Den ersten Absatz hast du schon, das wäre die Einleitung, jetzt übergehen zu der Handlung, wir sind auf der Fahrt in diesem Zug und schließlich der Schluss, im Krankenhaus.

Wie wäre es, diese Geschichte in 80 Zeilen zu texten? Eine tolle Herausforderung und es dürfte dir gelingen. In den einzelnen Kapiteln lese ich nicht wirklich Handlung. Einige könnte man mit zwei Sätzen abhandeln.
Nur ein Vorschlag! Doch ich denke, du könntest Leser gewinnen, die sich jetzt mit der Länge der Geschichte überfordert fühlen.

Ich wünsche dir frohes Schaffen!

 

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