Was ist neu

Verbrannte Erde

Mitglied
Beitritt
25.09.2015
Beiträge
44
Zuletzt bearbeitet:

Verbrannte Erde

Der Name auf dem Ortsschild wirkt auf mich wie eine Warnung.
Ich habe mir immer eingeredet, dass diese Stadt nur noch in meiner Erinnerung existiert, sie sich vielleicht nach meiner "Flucht" in Luft aufgelöst, oder durch einen Erdrutsch einen großen Krater hinterlassen hat. Ausgelöscht, inklusive meiner Spuren von verbrannter Erde. Ich stehe mit meinem Wagen an der ersten roten Ampel. Die ist genauso real, wie der Kiosk zu meiner Rechten. Dort kaufte ich als Kind immer Wassereis für zehn Pfennig das Stück. Auch die Penner davor sind immer noch da, nur mit anderen Gesichtern. Ich fahre weiter. Links und rechts von mir formt jeder Baum, jede einzelne Straßenecke, ein verloren geglaubtes Bild der Erinnerung.

In meinem Hotelzimmer angekommen, ziehe ich die Gardinen beiseite und öffne die Balkontür. Frische Ostseeluft dringt in meine Lungen.
Ich schaue über den Strand. Vereinzelt sieht man noch verwaiste Strandkörbe. Auf der Promenade laufen einige Leute mit ihren Hunden, andere zerkratzen mit ihren Stöcken die Pflastersteine und tun so, als würden sie etwas von Nordic Walking verstehen.
Auf einer Bank sitzen zwei ältere Männer und unterhalten sich auf Plattdeutsch. Ich erinnere mich, wie ich im Alter von 16 Jahren bis in die frühen Morgenstunden im Sand lag. Schlafend, mit den Haaren in meiner eigenen Kotze. Das Erste, was ich sah, als ich aufwachte, waren die Fußspuren von dem namenlosen Mädchen, das mich begleitet hatte.
Ich lächle, als ich den alten Wassersteg sehe. Ich bin überrascht, dass es ihn noch gibt. Er war damals schon instabil wie eine Hängebrücke. Dort verbrachte ich viele Sommerabende mit meinen Freunden Lars und Arne. Wir redeten dummes Zeug, lachten viel und pinkelten in das Wasser. Als Steffi uns von dort einmal abholte und wir ihr auf dem Steg entgegen gehen wollten, stolperten wir über unsere Bierflaschen. Sie fielen um wie Kegel.
»Ihr seit ja schon wieder gut drauf«, sagte Steffi.

Als sie mich vor knapp acht Monaten auf Facebook das erste Mal anschrieb, war das eine Überraschung für mich. Sie war geschieden und ihr Sohn hatte eine Lehre als Bankkaufmann begonnen. Steffi arbeitete als Bürokraft bei einem Rechtsanwalt. Ihre Geschichten über die alten Zeiten klangen immer heller und fröhlicher, als ich sie in Erinnerung hatte.
Und immer wieder fragte sie:
»Wann kommst du mal vorbei?«
In die Stadt zurückzukehren, in dieses Museum des Schmerzes, konnte ich mit meinem Inneren nicht vereinbaren. Ich bot ihr an mich in Hamburg zu besuchen, aber sie wollte sich unbedingt in unserem Heimatort treffen. Wegen der Nostalgie und so, schrieb sie.
Aber ich zögerte sehr lange, zu lange und dachte mir immer neue Ausreden aus.

Irgendwie sollte es damals nicht sein mit uns. Wir standen mal in der dunkelsten Ecke der Disco und knutschten. Der Boden klebrig von verschüttetem Bier und ihre Haare rochen nach billigem Spray. An dem Montag darauf in der Schule tat ich so, als wäre nichts gewesen und wich ihrem traurigen Blick aus.

Oder sie kam manchmal zu mir. In meinem Zimmer spielte ich ihr meine Depeche Mode Platten vor und schielte dabei auf ihre Dinger. Ich spürte, dass sie in mich verliebt war, aber die Gefühle für sie lagen verschüttet unter meinem Selbsthass.

Ich schleiche durch die Hotellobby, überquere den Parkplatz und gehe mit schnellen Schritten die Promenade entlang.
Den Blicken der Leute weiche ich aus. Ich gehe am "Kreta" vorbei. Steffi und ich waren dort damals einige Male Essen und die Summe für Bier und Metaxa machte immer den Löwenanteil meiner Rechnungen aus.
»Du trinkst zu viel.« Diesen Satz sagte Steffi sehr oft zu mir. Fürsorglich klang sie dabei, aber das fiel mir damals nicht auf.
»Ach«, sagte ich. »Ist doch halb so wild. Andere saufen viel mehr als ich.«
Im Sommer 1991 hörte ich ein Hupkonzert unten im Hof. Steffi stieg aus einem alten dunkelgrünen VW- Käfer aus und winkte.
Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie mir ihren Führerschein zeigte. An dem Tag fuhren wir kreuz und quer durch die Stadt und am Ende war der Tank halb leer. Ihr Wagen war fortan immer unser Konferenzraum für Gespräche über Beziehungsprobleme, miese Chefs und den neuesten Klatsch. An einem unserer letzten Abende parkten wir direkt am Wasser und hörten Musik, während ich eine geleerte Bierdose nach der anderen aus dem Seitenfenster warf.
»Lass den Scheiß«, sagte sie.
Ich rülpste und grinste sie nur an.
»Du bist so eine Pottsau«, lächelte sie. »Echt jetzt.«
In der Nacht bevor ich abhaute, kritzelte ich ihr bekifft noch einen Abschiedsbrief, den ich ihr hinter die Windschutzscheibe klemmen wollte. Erklärungsversuche, Gefühlsduselei, verwischte, undeutliche Buchstaben. Sie bekam ihn nie.

Am Hafen gehe ich am gelbgrün gestrichenen Leuchtturm vorbei. Die Kühlhäuser sind einem kalten Klotz aus Eigentumswohnungen gewichen. Mit langsamen Schritten gehe ich über die Holzbrücke. Ground Zero, denke ich, als ich das Ufer an der Grenze zu meinem alten Wohnviertel erreiche. Ich gehe den Weg zum Aussichtsplatz hinauf.
Von dort oben sehen die Menschen, die Brücke und der Leuchtturm klein und friedlich aus, irgendwie harmonisch.
In mir steigt ein Hauch der innerlichen Kraft und Zuversicht aus der längst vergangenen Jugend auf, leicht und unbeschwert.
Ein Gefühl aus einer verlorenen Zeit, als die Hoffnung noch regierte und als die Träume noch nicht in den dunklen Gassen der Altstadt an den Häuserwänden verhallt waren.
Ich schaue bewusst nur flüchtig zu dem Baum unten an der Biegung der Straße. Ich erkenne, dass die Stelle mit der aufgeplatzten Rinde mit einer Art Lasur übermalt worden ist. Bremsspuren davor kann ich nicht erkennen. Dort küsste ich Steffi das erste Mal auf die Wange. Sie lächelte nur und schaute zu Boden. Vorher saßen wir stundenlang auf der Steintreppe am Wasser und ich erzählte ihr von zu Hause, wie ich dazwischen gehen musste und meinen Vater zu Boden geworfen hatte.

Ich verdränge diese Erinnerung, drehe mich hastig um und gehe ein paar Schritte. Ich schaue zu der Kirche, in der ich konfirmiert wurde. Nur einige Meter hinter dem Friedhof verdeckt das Gebäude meiner Berufsschule den Blick auf die Wohnung, in der ich aufwuchs.
Ich will sie auch gar nicht sehen. Ich atme tief ein und aus und öffne das Eisentor zum Friedhof. Minutenlang gehe ich die Reihen auf und ab und studiere die Namen. Es ist ein weißer Marmorstein mit schwarzer Inschrift, vor dem ich stehen bleibe. Ich gehe in die Hocke, nehme den vergilbten Briefumschlag aus meiner Jackentasche und lege ihn vor den Stein.

»Hallo Steffi. Zu spät, wie immer, kennst mich ja. Einen schönen Platz hast du hier.«
Ich schlucke und sammele mich einen Moment.
»Hatte ich dir das eigentlich schon erzählt? Ich habe aufgehört, du weißt schon, mit dem Trinken und mit dem ganzen anderen Mist. Hat lange gedauert, bis ich so weit war. Aber am Ende habe ich doch noch auf dich gehört. Ich war damals durcheinander, ich war wütend, die ganze Scheiße zu Hause, du weißt, was ich meine.« Ich schließe die Augen.
»Ich hätte dir sagen müssen, dass ich dich liebe. Denn es war so und so ist es immer noch. Das weiß ich jetzt. Ich hätte es dir zeigen sollen, irgendwie. Dann wären wir vielleicht gemeinsam von hier abgehauen, du wärst nicht gegen diesen Baum geknallt und ich würde jetzt nicht mit einem Stein reden.
Ich hätte auf dich aufgepasst.«
Minutenlang starre ich schweigend auf den Grabstein und lese immer wieder ihren Namen.
»O.k, ich werde jetzt gehen«, sage ich und stehe auf.
»Aber ich nehme dich mit o.k? Hier kommst du mit.«
Ich klopfe mit der Faust auf meine linke Brust.
»Machs gut.«
Auf dem Weg zurück zum Hotel sehe ich mich nur noch sporadisch um. Ich habe genug gesehen, mehr als genug.
Das Bett in meinem Zimmer bleibt unberührt.

 

Hallo Maria,

vielen Dank für deine ehrlichen Worte und dass du dir die Zeit genommen hast die Geschichte zu lesen und zu kommentieren. Das freut mich sehr.

Du sprichst von einer "Hallo-und-wie-geht’s-Freundschaft" und dass es nicht einmal eine gute Freundschaft war.
Sie treffen sich regelmäßig, sie sitzen oft in ihrem Auto und unterhalten sich, sie gehen gemeinsam essen, sie sorgt sich um ihn, weil er zu viel trinkt, er ist der Erste zu dem sie fährt nachdem sie Führerschein gemacht hat, er erzählt ihr von seinen Problemen zu Hause, er küsst sie, er schreibt ihr einen Abschiedsbrief.

Ist das eine flüchtige, nicht besonders gute Freundschaft?


Du sagst, ich hätte es am Anfang mehr hervorheben müssen, dass er sie vermisst und dass er sie geliebt hat.

Merkmal eine Kurzgeschichte:
"Die Aussage des Textes ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich und vieles muss vom Leser durch Lesen zwischen den Zeilen und Verknüpfen von Handlungen erschlossen werden."

Er hatte sich geschworen die Stadt nie wieder zu betreten. Er muss also eine besondere Motivation gehabt haben, es trotzdem zu tun.
Das etwas Besonderes in ihm vorgeht, zeigt schon seine Anwesenheit in der Stadt, die er so hasst.
Der Gefühlsausbruch am Ende ist also nicht spontan.
Es wütet die ganze Zeit in ihm. Das wird nicht offen gesagt, aber das kann man sich meiner Meinung nach erschließen, insofern man sich auf die Geschichte einlässt.
Es hätte wenig Sinn gemacht, ihn die ganze Zeit heulend durch die Gegend laufen zu lassen, um das hervorzuheben.
Dass er sie vermisst, dass er sie liebt und dass er verzweifelt darüber ist, es damals nicht erkannt zu haben und es ihr nicht mehr persönlich sagen zu können, hätte ich vorher schon alles erwähnen können.
Aber dann hätte ich mir die ganze Geschichte sparen können, da sie einfach nur noch "platt" gewesen wäre und den Sinn einer Kurzgeschichte verfehlt hätte.
Das ergibt sich alles als Schlussfolgerung am Ende der Geschichte.
Ich finde schon, dass man den Leser etwas fordern kann, damit er sich seine eigenen Gedanken macht.
Alles "vorkauen" ist nicht mein Ding und das werde ich auch nie machen.

Dennoch ist mir natürlich klar, dass ich noch nicht perfekt bin.
Kritik ist angemessen und ich bin dafür auch dankbar.

Gruß
Raimond

 

Danke für deinen zweiten Kommentar.
Ich denke, dass ich dich jetzt besser verstanden habe.

Die Kritik, dass es dir an "Seele" fehlt, nehme ich dankend an.

Du sagst die Basis ist o.k (was mich schon einmal sehr freut),aber es fehlt an Tiefe.


Das werde ich mir merken, darüber nachdenken und für die Zukunft mitnehmen.


Danke Maria!


Gruß
Raimond

 

Hallo Raimond,

es hat einen Moment gedauert, bis ich in deine Geschichte reingekommen bin, den Anfang finde ich sperriger als den Mittelteil, dann aber hat es geflutscht und ich bin wunderbar durchgekommen. Der Mittelteil liest sich flüssig. Mir gefällt es, wie du einzelne Stationen rausnimmst und mit Erinnerungen bestückst. Dadurch wird es greifbar.
Das Ende allerdings wird deiner Geschichte absolut nicht gerecht. Über Abgedroschenheit kann man sicherlich streiten, aber ich finde es ziemlich holzhammermäßig und dafür entschieden zu lang wie du das auswalzt. Im Mittelteil gehst du angenehm ausgewogen zu Werke, beleuchtest mal hier was, bringst dort eine Erinnerung ein. Das Ende ist dann nur noch voll auf die 9. Deine gewählte Formatierung unterstreicht das auch noch mal, die vielen Absätze, obwohl da ein Monolog stattfindet, auch die Auslassungspunkte sind zu inflationär.
Ich muss zugeben, ich habe nicht mit diesem Ausgang gerechnet, aber der Schockeffekt würde mit weniger Worte deftiger sitzen. Mann kann Dinge auch zerreden und gerade bei emotionalen Themen schnell in den Kitsch abdriften. Da würde ich ordentlich verdichten.

Hier noch mal auf die Schnelle, was mich beim Reinkommen gestört hat. Daran denken, der Einstieg ist das wichtigste, sitzt der erste Absatz nciht, lesen Viele nicht weiter.

Scheiße, das Kaff gibt es ja tatsächlich noch, denke ich.
Dein EInstiegssatz ist stark. Dieser Satz ist schwach. Der sagt nichts neues aus. Zudem ist es das einzige Mal, das du kursive Gedanken setzt, das wirkt wie angeklebt und passt auch in die sonstige Sprache nicht so recht.
Ich habe mir immer eingeredet, dass diese Stadt nur noch dunkel in meiner Erinnerung existiert, sie sich vielleicht nach meiner "Flucht" in Luft aufgelöst, oder durch einen Erdrutsch nur noch einen großen Krater hinterlassen hat
er Absatz hat es in sich.
Wie kann man sich etwas dunkel einreden? Und auch den Rest, der folgt, da kippst du vollkommen aus der sprachlichen Logik. Zudem unschön die zweifache dichte WIederholung von nur noch
Ausgelöscht, inklusive meiner Spuren von verbrannter Erde.
von welchen Spuren sprichst du hier?

Ich denke, eine Überarbeitung dieser Geschichte würde sich lohnen. Hauptsächlich Einstieg und Ende.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer,

vielen Dank, dass du dir die Zeit für eine so ausführliche Antwort genommen hast.
Das hat mich sehr gefreut und ich nehme das dankend an.

Ich gebe dir in einigen Punkten vollkommen recht.

Den zweiten Satz mit dem "Scheiß Kaff" werde ich entfernen.

Mit etwas Abstand betrachtet finde ich das Ende auch zu heftig.
Du sagst, der Schockeffekt würde mit weniger Worten deftiger sitzen.
Das sehe ich mittlerweile auch so und werde das noch etwas verdichten.
Da ist es wohl etwas zu emotional mit mir durchgegangen.

Danke für das Lob in Bezug auf den Mittelteil.

Das Wort "dunkel" vor Erinnerung kann ich herausnehmen, wenn das irritierend ist.
Die Wiederholung von "nur noch" ist mir gar nicht aufgefallen und ich werde sie korrigieren.
Vielen Dank dafür.

Ich habe mir immer eingeredet, dass diese Stadt nur noch dunkel in meiner Erinnerung existiert, sie sich vielleicht nach meiner "Flucht" in Luft aufgelöst, oder durch einen Erdrutsch nur noch einen großen Krater hinterlassen hat

Du sagst, ich kippe da vollkommen aus der sprachlichen Logik.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Aussage richtig verstanden habe.
Es ist vielleicht etwas dramatisch beschrieben, aber es zeigt seine intensiven Gedanken und Emotionen,
dass er mit dieser Stadt und allem, was er in ihr erlebt hat, fertig ist. Er glaubt ja nicht wirklich an die Möglichkeit, dass die Stadt verschwunden ist.


Er war in seiner Jugend ein starker Trinker. Er war durcheinander, wütend, nicht er selbst.
Er kam mit sich und seinen Emotionen nicht klar.
Das hat Spuren hinterlassen, für die er sich heutzutage schämt.
Er könnte betrunken auf Partys oder in Kneipen randaliert haben, durch seine innere Wut andere ungerecht behandelt haben, sie zurückgestoßen haben, obwohl sie es gut mit ihm meinten usw.
Das sind die Spuren von verbrannter Erde.

Ich danke dir sehr herzlich für deine ehrlichen Kommentare und Hinweise. Das bringt mich wirklich weiter.

Gruß
Raimond

 

Hallo Raimond,

Endlich komme ich dazu, in Ruhe deine verbrannte Erde zu lesen.

Das Erste, was ich sah, als ich aufwachte, waren die Fußspuren von dem namenlosen Mädchen, das mich begleitet hatte.

Ich denke an Steffi.

Irgendwie passt das namenlose Mädchen nicht zum Einstieg mit Steffi. Die haben ja nix miteinander zu tun, der erste Teil soll wohl seinen liderlichen Lebenswandel unterstreichen, weshalb ich hier die sprachliche Nähe als unschön erachte. Vielleicht kannst du da noch einen abschliessenden Satz einschieben, und dann der Wechsel zu Steffi.


Steffi arbeitete als Bürokraft bei einem Rechtsanwalt, der sie laut ihrer Aussage immer die gute Seele der Kanzlei nannte.
Ist der Nachsatz wichtig? Oder willst du Steffi damit weichzeichnen?


Irgendwie sollte es damals nicht sein mit uns. Wir standen mal in der dunkelsten Ecke der Disco und knutschten. Der Boden klebrig von verschüttetem Bier und ihre Haare rochen nach billigem Spray. An dem Montag darauf in der Schule tat ich so, als wäre nichts gewesen. Sie kam manchmal zu mir. In meinem Zimmer spielte ich ihr Depeche Mode Platten vor und schielte dabei auf ihre Dinger. Mehr war da nicht.
Hier werden zwei Ereignisse in einem Atem erzählt. Das ist schade. EIn Absatz würde die beiden Ereignisse besser trennen:

"... An dem Montag darauf in der Schule tat ich so, als wäre nichts gewesen.

Oder sie kam manchmal zu mir. In meinem Zimmer spielte ich ihr meine Depeche Mode Platten vor und schielte dabei auf ihre Dinger. Mehr war da nicht."​

Gibt ein paar fehlende/überflüssige Leerzeichen bei der direkten Rede
»Ach«, sagte ich.[_]»Ist doch halb so wild.
[...]
»Lass den Scheiß«[~], sagte sie.[
[...]
lächelte sie.[_]»Echt jetzt.«

Dort küsste ich Steffi zum Abschied das erste Mal auf die Wange.
Das grosse Wort Abschied stört (mich) hier, weil's ja nur ein "Tschüss bis morgen" sein soll, im Kontext aber mit dem Abhauen verwechselt werden könnte. Kann man streichen.

Mit dem Besuch des Heimatorts und letztendlich dem Friedhof kommt eindeutig mehr Fahrt auf, aber insgesammt beitzt die Geschichte eine Unwucht.
Ich erkenne drei unterschiedliche Lebensabschnitte, die mir aber gefühls- und sprachtechnisch noch nicht so recht ausgewogen erscheinen.
Zum einen ist da die Erinnerung an eine eher kumpelhafte Jugendfreundschaft mit Steffi, wobei dein Prot Steffi nie grosse Avancen machte und dann ohne ein Wort in die grosse Welt aufbrach.
Als zweites "beschreibst" du die Zwischenphase, ihr bisheriges Leben, bei dem Steffi nach ihrer Scheidung als alleinerziehende Mutter wieder Kontakt zu deinem Prot sucht.
Zuletzt erleben wir auf dem Friedhof seines Heimatdorfs, aus dem Steffi nie weggezogen zu sein scheint, eine stark gefühlsbetonte Verarbeitung deines Prots über den Verlust einer Liebe, die er so nie zugelassen hatte. Dieser Teil wirkt auf mich zu patetisch gezeichnet, passt nicht recht zum Bild, dass ich bis dahin vom Prot habe. Also hier etwas Gefühl wegnehmen und dafür im Anfangsteil einstreuen. Aber das ist jetzt bloss Wasser auf die Kritikmühlen von maria und weltenläufer.

Eigentlich fand ich die Geschichte vom Inhalt und ihrer Aussage her toll, das Nichterkennen und spätere Bereuen einer verpassten Chance. Wie erst das tragische Ende des Unfalls ihm das Herz öffnet, aber nur gerade soweit, wie es ihn betrifft. (Kein Gedanke an Steffis halbwüchsigen Sohn, der ja wohl mehr zu leiden hat, als er.)
Allerdings konnte ich mich wie erwähnt mit deinem abrupt wechselnden Erzählton und den unterschiedlichen Stimmungsbildern nicht ganz anfreunden, zu stark war der Gefühlsausbruch im letzten Teil.

Mit kleine Abstrichen sehr gerne gelesen, schwingt doch passend zur Jahreszeit ein grosses Stück herbstliche Melancholie mit.

Liebe Grüsse,
dot

 

Hallo Dot,

vielen Dank für deinen Kommentar und dass du dir die Zeit dafür genommen hast.

Irgendwie passt das namenlose Mädchen nicht zum Einstieg mit Steffi. Die haben ja nix miteinander zu tun, der erste Teil soll wohl seinen liderlichen Lebenswandel unterstreichen, weshalb ich hier die sprachliche Nähe als unschön erachte. Vielleicht kannst du da noch einen abschliessenden Satz einschieben, und dann der Wechsel zu Steffi.

Ja, das stimmt. Ich werde mir dazu noch einen Satz überlegen, damit sich der Übergang zu Steffi nicht so reibt.

Ist der Nachsatz wichtig? Oder willst du Steffi damit weichzeichnen?

Ich wollte damit ihren Charakter zeigen, aber sicherlich könnte man den Satz auch weglassen.

Hier werden zwei Ereignisse in einem Atem erzählt. Das ist schade. EIn Absatz würde die beiden Ereignisse besser trennen:

O.K, werde ich machen.

Gibt ein paar fehlende/überflüssige Leerzeichen bei der direkten Rede

Vielen Dank für die Hinweise. Betriebsblind ...;)

Das grosse Wort Abschied stört (mich) hier, weil's ja nur ein "Tschüss bis morgen" sein soll, im Kontext aber mit dem Abhauen verwechselt werden könnte. Kann man streichen.

Ja, absolut richtig. Das könnte man mit dem Abhauen verwechseln. Wird gestrichen.

Zuletzt erleben wir auf dem Friedhof seines Heimatdorfs, aus dem Steffi nie weggezogen zu sein scheint, eine stark gefühlsbetonte Verarbeitung deines Prots über den Verlust einer Liebe, die er so nie zugelassen hatte. Dieser Teil wirkt auf mich zu patetisch gezeichnet, passt nicht recht zum Bild, dass ich bis dahin vom Prot habe. Also hier etwas Gefühl wegnehmen und dafür im Anfangsteil einstreuen. Aber das ist jetzt bloss Wasser auf die Kritikmühlen von maria und weltenläufer.

Nach dem Kommentar von Weltenläufer hatte ich das Ende gekürzt, weil ich es eingesehen hatte, dass es zu heftig und zu dramatisch war.
Aber damit ist es wohl noch nicht getan.
Am Ende Gefühl wegnehmen und dafür im Anfangsteil einstreuen.
Diese Aussage von dir finde ich sehr gut. Das könnte das Ganze ausgeglichener machen.
Da werde ich mir etwas überlegen.

Das war sehr hilfreich Dot. Herzlichen Dank.

Schöne Grüße
Raimond

 

Dort küsste ich Steffi zum das erste Mal auf die Wange.
zum ersten Mal oder das erste Mal? und weiter oben haben sie aber doch schon geknutscht oder?
irgendwie springst du zu viel für meinen Geschmack. Die Geschichte an sich find ich gut. Aber mich stört zb. wie auch weiter oben schon erwähnt, dass auf das namenlose Mädchen gleich Steffi folgt. Das hat mich zuerst verwirrt.
Und immer wieder fragte sie:
»Wann kommst du?«

Irgendwie sollte es damals nicht sein mit uns. Wir standen mal in der dunkelsten Ecke der Disco u

Hier finde ich sollte zu ihrem "Wann kommst du?" noch ein Nachsatz. Der beschreibt, dass er sie immer wieder vertröstet hat, es nicht über sich brachte dorthn zu fahren oder so.
Dann betont er in den anfänglichen Gednken über sie immer so hartnäckig dass da "nicht mehr war" und da es ja seine Gedanken sind, bin ich davon ausgegangen, dass er das auch so meint. Und dann stellt sich raus, dass sie ja eine ziemlich enge Freundschaft hatten, sich viel getroffen haben, sie in Bezug auf seine Probleme zuhause die einizge Ansprechpartnerin war. Ich vermisse auch irgendwie ein bisschen mehr zu dem Thema seines Elternhauses. Oder hast du da bewusst nur die eine Andeutung gemacht? Was war letztendlich für ihn der Anlass zu "fliehen"? Gab es da einen Auslöser? Der erklärt, weshalb er seinen Heimatort so völlig ausgeblendet hat ind en letzten Jahren?
Wie gesagt, die Story find ich gut, an der Art wie sie geschrieben ist, hakts für mich als Leser ein bissl an manchen Stellen. Aber ich muss auch zugeben, dass es für mich neu ist, hier Kritiken zu schreiben und manchmal schlecht in Worte fassen kann, was genau es für mich holprig macht oder eben nicht.
LG Annamirl

 

Hallo Annamirl!

Aber ich muss auch zugeben, dass es für mich neu ist, hier Kritiken zu schreiben und manchmal schlecht in Worte fassen kann, was genau es für mich holprig macht oder eben nicht.

Alles o.k. Ich finde du hast deine Gedanken zu meiner Geschichte gut vermittelt und dafür danke ich dir.

Dort küsste ich Steffi zum das erste Mal auf die Wange.

Vielen Dank für den Hinweis. Ich habe einen Fehler beim Korrigieren gemacht. Ich wollte "zum Abschied" löschen und habe ein Wort vergessen.

Aber mich stört zb. wie auch weiter oben schon erwähnt, dass auf das namenlose Mädchen gleich Steffi folgt. Das hat mich zuerst verwirrt.

Ja, das wurde ja bereits mehrfach angesprochen und ich sehe ein, dass dieser Übergang irritierend ist.
Ich werde mir darüber Gedanken machen und es dann definitiv ändern.

Hier finde ich sollte zu ihrem "Wann kommst du?" noch ein Nachsatz. Der beschreibt, dass er sie immer wieder vertröstet hat, es nicht über sich brachte dorthn zu fahren oder so.

Ja, das ist ein guter Einwand über den ich mir auch Gedanken machen werde.


Ich vermisse auch irgendwie ein bisschen mehr zu dem Thema seines Elternhauses. Oder hast du da bewusst nur die eine Andeutung gemacht?

Ja, das habe ich bewusst so gemacht.
Ich mag Storys, wo man sich als Leser die Geschichte hinter der Geschichte nach dem Lesen selbst erschließen kann. Das war der Ansatz bei seinem Thema " Elternhaus".
Ein paar Hinweise sind da. Er erzählt Steffi, dass er auf seinen Vater losgegangen bzw dazwischen gegangen ist, er will die Wohnung in der lebte nicht sehen, er war ein starker Trinker und nach einiger Aussage war er durcheinander, wütend und irgendwann flüchtete er von zu Hause.
Aus diesen Dingen kann man sich ein eigenes Gesamtbild formen. Wie das genau aussieht, überlasse ich den Vorstellungen des Lesers.

Wie gesagt, an den "Haken" werde ich noch arbeiten und ich bin für alle Kommentare sehr dankbar.
Sie helfen mir wirklich weiter.
Trotzdem freut mich, dass die Geschichte an sich ganz gut angekommen ist.


Ich danke dir!


Gruß

Raimond

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom