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Klara, der Adler und ich

Monster-WG
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10.09.2014
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Klara, der Adler und ich

Der Klang der Sonntagsglocken schwingt hoch, wird von den Bergen zurückgeschickt. Der Nachhall vermischt sich mit neuen Glockenschlägen - so entsteht ein feierlicher Dauerton, der die Almwiesen und die grünen Hänge überzieht.
Klara gönnt sich auf dem höchsten Felsbrocken ein ausgiebiges Sonnenbad. Genüsslich räkelt sie sich. Mit dem Feldstecher schaue ich ihr zu. Schöne Kurven hat sie, sehr elegant.
Eine Schlange verspürt im Innern immerzu ein Frösteln, deshalb ist sie sonnensüchtig. Wärme, wunderbare Wärme nimmt sie auf wie ein Schwamm die Nässe. Das Maul lässt sie halb offen, damit auch die Giftzähne neue kosmische Energie tanken. Nur ist dieser Platz nicht ideal.
Ihr ist das bewusst, doch sie nimmt es in Kauf.
Von erhöhter Position erspäht sie im weiten Umfeld Hasenohren und Murmeltiernasen – und ist der Sonne näher. Andrerseits kann auch sie besser gesehen werden von ihrem Feind, dem Adler. Und wie das im Leben üblich ist, hat auch das wiederum zwei Seiten: Ihr Logenplatz lässt sie die Schatten seiner Schwingen früher erkennen, als wenn sie sich in einer Kuhle sonnte.
Einschlafen darf sie auf keinen Fall. Nicht, dass sie sich einen Sonnenbrand holen könnte, das wäre für ein Geschöpf mit sieben Häuten, das noch dazu aus der Haut fahren kann, kein Problem – nein, sie muss äußerst wachsam sein, denn Gefahr lauert überall. Aber intensive Sonnenwärme macht schläfrig.
Und in der Tat: Plötzlich macht es Wusch – und der Adler hat sie.
Wie ein Stein muss er vom Himmel gefallen sein, denn Schatten von Adlerflügeln hat sie nicht wahrgenommen. War sie doch eingenickt?
Schon befindet sie sich in der Luft, kann jetzt sogar ihren Sonnenplatz aus der Vogelperspektive erkennen. Ja, das war wohl etwas leichtsinnig.

Sie muss ihr Hirn benutzen: „Wohin fliegen wir, Verehrtester?“
„Ich möchte dir die Schönheit der Welt von oben zeigen.“
„Zu deinem Horst, nehme ich an?“
„Wirst schon sehen. Und jetzt halt’ die Klappe!“
„Ich mach mir nur Sorgen, weil wir gleich abstürzen werden“, giftet die Schlange.
„Du unterschätzt meine Flugerfahrung.“
„Iwo, im Leben nicht! Besonders jetzt nicht, wo es um dich geschehen ist!“
„Ich sehe die Sache eher umgekehrt.“ Er legt an Tempo zu und es rauscht gewaltig. Kommunikation ist nicht mehr möglich, doch es gibt auch nichts mehr zu sagen.
Sie beißt gleich zweimal zu - ein Biss in jede Keule. Dann spuckt sie angewidert ein paar Federn aus, schreit gegen das Fluggeräusch an und empfiehlt ihm zu beten.
„Ich und beten! Das fehlte mir gerade noch“, verwahrt er sich.
„Du bist ein dummer Snob!“, keift die Schlange mit durchdringender Stimme - aber da schmieren sie schon ab. Das ungleiche Paar gerät in merkwürdige Drehungen, dirigiert von einem exzentrischen Tanzmeister. Es vollführt einen Salto mortale nach dem anderen und trudelt, dramatisch verzögert durch die ausgebreiteten Schwingen, viel langsamer, als es die physikalischen Gesetze zuließen, runter auf den Acker.
Trotz der enormen Fallhöhe landet Klara butterweich und komfortabel auf dem Bauch ihres Feindes - unweit des Horstes, in dem wohl die Jungen vor Hunger Zeter und Mordio schreien.
Klara jedenfalls werden sie mit ihren ungeschickten Schnäbeln nicht zerpflücken.
Die löst die Adlerkrallen aus ihrer Haut, drückt dem Aar die Augen zu und will sich ihrer Wege schlängeln.
Halt, halt! Ein Hauch von Leben ist wohl noch in ihm – er blinzelt sie tückisch an, als wolle er ihr noch gefährlich werden. Sie aber glaubt, die Wirkung ihres Giftes zu kennen und drückt ihm die Augen ein zweites Mal zu.
Diesmal lässt er sie geschlossen.
„Ruhe sanft, König der Lüfte“, sagt sie gehässig und stellt sich vor, wie die Adlerseele seinem Schnabel entfleucht – wie ein mattsilbernes Nachthemdchen, das sich ruckelnd und zuckelnd nach Kaulquappenart Richtung Adlerhimmel voranarbeitet.
Hochzufrieden mit dem Lauf der Dinge, wendet sie sich nun ihren Geschäften zu.

Stopp! Abrupt unterbricht Klara ihr Davonschlängeln, hält inne. Da hätte sie doch fast etwas übersehen. Adlerjunge, die sich vor Hunger heiser schreien? Von wegen! Es ist März. Die sind doch noch gar nicht geschlüpft! Klara macht auf dem Absatz kehrt, reckt sich, so hoch es nur geht und züngelt.
Ihr Schlangen-Navi sagt: „Weiter nach rechts, dann höher und höher.“
Jetzt stimmt die Richtung.
Das ist beschwerlich, zumal sie noch nicht gefrühstückt hat. Sie schafft es, auch weil ihr der Gedanke an die sie erwartenden Delikatessen neue Kraft gibt. Auf einer solchen Höhe war sie noch nie, fast ist sie den Wolken näher als der Erde. Hier also wohnt der Adler! Eine unerhörte Fernsicht, wunderbare Ausblicke betören sie, lassen sie fast den Grund ihres anstrengenden Aufstiegs vergessen. Aber nein – ihr Magen knurrt ganz fürchterlich.

Geraume Zeit später regt sich etwas auf der Erde. Der Adler überprüft benommen sein Fluginstrumentarium. So eine Bruchlandung hat er bislang noch nicht hingelegt. Diese hinterhältige Natter! Genau auf sie zielt sein endloser Schwall von Flüchen und Verwünschungen. Er richtet seine Flügel, ordnet seine Federn. Einige muss er liegen lassen, aber es wird schon klappen mit der letzten Etappe der Heimreise.
Die Thermik ist ihm wohlgesonnen und er segelt und gleitet ohne viel Kraftaufwand nach Hause.
Da! Sein Auge verhärtet sich, wird zu einem scharf geschliffenen Bernstein. Der Wutschrei des Adlers füllt den Raum zwischen Himmel und Erde. Es ist ein Schrei, der Berge zum Einsturz bringt, Lawinen auslöst, Wasserfälle erstarren lässt.
Fassungslos lässt er sich auf seinem Horst nieder und weint. Adlertränen haben die gleiche Farbe wie die Augen: Wie winzige Bernsteine rieseln sie über die zerdrückten, ausgesaugten Eier. Wäre er kein Adler, würde er sich vor Trauer um seine Jungen in die Tiefe stürzen.

Fängt jetzt die Geschichte dieser ewigen Feindschaft wieder von vorn an?
Nein!

„Guten Tag, Klara“, sage ich. Sie ist unnatürlich aufgequollen, bewegt sich träge.
„Guten Tag“, erwidert sie meinen Gruß, schwer atmend.
„Was Neues?“
„Nicht, dass ich wüsste.“
„Ich hab euch runterfallen sehen. Ist er tot?“
„Ja, meinst du, ich mach’ halbe Sachen?“
„Keine Ahnung. Ich auf jeden Fall nicht!“ Ich erschlage sie mit dem antiken Dreschflegel. Der hängt als Deko seit Jahren an der Wand.

Ich hole mir ein Bier. Von Dosenbier halte ich nicht viel, aber es gibt nur das.
Totschlagen. Ach, wir Menschen! Immer totschlagen.
Robbenbabys, Maulwürfe, Schlangen, andere Menschen. Und das meist mit raffinierteren Erfindungen als Dreschflegeln.
Das Bier taugt nichts. Billiges Zeugs. Und Schlangenfleisch?
Ich serviere. Mein Rottweiler mag es. Eigefüllte Schlange, lang, gelb und mollig wie eine Biskuitrolle – ein wahres Sonntagsfressen.

 

Hallo josefelipe,

eben hatte ich die Morgenlesung für den 24. Dezember vor mir - Genesis 3 - und jetzt ist die Schlange schon wieder da. Köstliche Geschichte und die Schlange hat einen Namen, so dass das archetypische Paar Adler - Schlange erst beim Lesen deutlich wird. Ich hatte mir schon notiert, das "elegant" zu bemängeln, aber das löste sich schnell auf.

Sehr gerne gelesen.

Jobär

 
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Hallo José,

um ein Haar hätte ich Deine Geschichte einfach übergangen, weil ich schon so beschäftigt damit bin, alle TdM-Beiträge zu verfolgen und parallel meinen eigenen zu verfassen. Aber dann sah ich noch rechtzeitig Deinen Namen und dachte: Von dem habe ich schon so viele fundierte Kommentare gesehen, da muss ich doch auch mal eine seiner eigenen Geschichten lesen.

Und was wäre mir sonst entgangen! Ein Kleinod, das sich der Genreeinordnung entzieht: Ich hielt es erst für eine Naturgeschichte, dann für eine Romanze, danach für eine Fabel, kurzzeitig für Familiendrama und Gesellschaftskritik und zuletzt für eine Alltagsgeschichte. Du selbst hast weise die beiden einzig passenden Tags vergeben: Seltsam und Sonstige.

Das Ganze sprachlich bestechend, mit feiner Ironie und Wortwitz sowie - soweit ich es sehen kann - keinem einzigen Schreibfehler.

Ein paar Einzelbeobachtungen:

Der Klang der Sonntagsglocken schwingt hoch, wird von den Bergen zurückgeschickt. Der Nachhall vermischt sich mit neuen Glockenschlägen - so entsteht ein feierlicher Dauerton, der die Almwiesen und die grünen Hänge überzieht.

Ein Almidyll. Mein Gott, wie lahm! Doch gleich wird es interessanter:

Klara gönnt sich auf dem höchsten Felsbrocken ein ausgiebiges Sonnenbad. Genüsslich räkelt sie sich. Mit dem Feldstecher schaue ich ihr zu. Schöne Kurven hat sie, sehr elegant.

Eine holde Maid, aha! Aber leider nur eine Verleitung von José. Diese falsche Schlange!

Ihr ist das bewusst, doch sie nimmt es in Kauf.

Hier frage ich mich zuerst, ob man Schlangen wohl ein Bewusstsein unterstellen sollte, doch das wird ja im Weiteren plausibel.

Von erhöhter Position erspäht sie im weiten Umfeld Hasenohren und Murmeltiernasen

"Otternasen! Lerchenzungen! Geröstete Zaunköniglebern!" Da es im Folgenden ebenfalls um Snacks i.w.S. geht, wirst Du mir den Flashback zum Leben des Brian hoffentlich verzeihen.

Nicht, dass sie sich einen Sonnenbrand holen könnte, das wäre für ein Geschöpf mit sieben Häuten, das noch dazu aus der Haut fahren kann, kein Problem

Meine erste kleine sprachliche Kritik: die Dopplung von Häute/Haut. Klar, dass das Wortspiel gewollt ist. Vielleicht, wenn man den Nebensatz änderte zu "das noch dazu aus selbigen fahren kann" oder "aus denen sie noch dazu fahren kann"?

Plötzlich macht es Wumm – und der Adler hat sie.

Das liest sich, als wäre tatsächlich ein Knall zu hören. Vielleicht macht es eher "Wusch!" o.ä.?

Sie muss ihr Hirn benutzen: „Wohin fliegen wir, Verehrtester?“

Und hier beginnt die Fabel. Doch zu Beginn frage ich mich, ob die Schlange mit dem Hirn, also etwa telepathisch spricht. Das erweist sich als falsch, diese Verwirrung ließe sich bestimmt vermeiden.

„Ich möchte dir die Schönheit der Welt von oben zeigen.“
„Zu deinem Horst, nehme ich an?“
„Wirst schon sehen. Und jetzt halt’ die Klappe!“
„Ich mach mir nur Sorgen, weil wir gleich abstürzen werden“, giftet die Schlange.
„Du unterschätzt meine Flugerfahrung.“

Ein zweiter Flashback, diesmal an einen zotigen Witz. Nämlich den von der Maus, die - vom Adler geschnappt und in Gänze verschluckt - nach einiger Zeit aus dem hinteren Ende des Häschers herausschaut und ruft: "Mach jetzt bloß keinen Scheiß!"

Bitte nochmals um Verzeihung ...

Stopp! Abrupt unterbricht Klara ihr Davonschlängeln, hält inne. Da hätte sie doch fast etwas übersehen. Adlerjunge, die sich vor Hunger heiser schreien? Von wegen! Es ist März. Die sind doch noch gar nicht geschlüpft! Klara macht auf dem Absatz kehrt, reckt sich, so hoch es nur geht und züngelt.

Hätte sich Klara weniger für die kleinen Adler interessiert, wenn sie frisch geschlüpft gewesen wären? Das stelle ich mir (für eine Schlange) doch auch ganz lecker vor.

Da! Sein Auge verhärtet sich, wird zu einem scharf geschliffenen Bernstein. Der Wutschrei des Adlers füllt den Raum zwischen Himmel und Erde. Es ist ein Schrei, der Berge zum Einsturz bringt, Lawinen auslöst, Wasserfälle erstarren lässt.
Fassungslos lässt er sich auf seinem Horst nieder und weint. Adlertränen haben die gleiche Farbe wie die Augen: Winzigen Bernsteinen gleich rieseln sie über die zerdrückten, ausgesaugten Eier. Wäre er kein Adler, würde er sich vor Trauer um seine Jungen in die Tiefe stürzen.

Und hier überkommt mich das Mitleid mit dem armen Adler, der zu Beginn noch der böse Möchtegernmörder war, an dem sich die Schlange berechtigterweise rächt, der aber nun selbst den Verlust seiner Nachkommenschaft zu betrauern hat. Beinah möchte auch ich kleine bernsteinfarbene Tränen vergießen.

Ich erschlage sie mit dem antiken Dreschflegel. Der hängt als Deko seit Jahren an der Wand. (...) Totschlagen. Ach, wir Menschen! Immer totschlagen.
Robbenbabys, Maulwürfe, Schlangen, andere Menschen. Und das meist mit raffinierteren Erfindungen als Dreschflegeln.

An diesem Punkt befürchtete ich die moralische Keule, die mich gleich dem Dreschflügel erwischen könnte. Gut, dass es anders kommt.

Das Bier taugt nichts. Billiges Zeugs. Und Schlangenfleisch?

Schmeckt gar nicht schlecht, ein bisschen wie Hühnchen. Ich habe mal in der Nähe eines australischen Restaurants gewohnt.

Ich serviere. Mein Rottweiler mag es. Eigefüllte Schlange, lang, gelb und mollig wie eine Biskuitrolle – ein wahres Sonntagsfressen.

Und siehe da: die ganz alltägliche Geschichte eines Mannes, der seinem Hund ein bisschen Frischfleisch gejagt hat. Nix mit bösartiger Tötung um des Tötens willen, sondern nur für den Eigenbedarf eines Tieres, das als Fleischfresser nun mal - anders als die Schlange - nicht aus seiner Haut kann. Bleibt bei mir nur die Frage: Mögen Rottweiler das wirklich?

José, das ist ein ganz famoses Stück Literatur!

Grüße vom Holg ...

Nachtrag: Ich konnte meine Begeisterung nicht zügeln und habe eine Empfehlung erstellt.

 

Nachtrag: Ich konnte meine Begeisterung nicht zügeln und habe eine Empfehlung erstellt.

Bitte nicht wundern: Webmaster ist übers WE nicht hier und nur er kann die Empfehlungen freischalten.

 

Hallo josefelipe,

Danke erstmal, dass du dieses Stück Kunst mit uns teilst. Ich hab es sehr genossen, deine Geschichte zu lesen. Sehr klug von dir, das Label sehr offen zu lassen, alles andere würde auch keinen Sinn machen.

Da du mir eine Kritik zu meiner Geschichte gegeben hast, war ich natürlich neugierig, was du wohl so schreiben magst und vor allem wie. Wie ich es mir dachte, unterscheidet sich dein Stil gewaltig von meinem, ist aber nicht unangenehm, im Gegenteil. Ich mag deinen süffisanten Stil zu erzählen, es mutet etwas so an, als würde der rätselhafte Onkel, der gewaltig was auf dem Kasten hat, versuchen einem einen Ratschlag mitzugeben. Doch weil er rätselhaft ist, spricht er eben in Rätseln und zeigt dem Leser in diesem Falle, dass er sich nicht zu schnell eine Meinung fassen soll.
Schön.
Du erzählst langsam, die Geschichte kommt allerdings auch ohne das Tempo aus, ist der Situation angemessen und macht Spaß, vor allem lässt du dem Leser so Zeit, beim lesen Überlegungen anzustellen, trotzdem bin ich flüssig durch gekommen.
Nur einmal aus dem Text geflogen, nämlich bei "Winzigen Bernsteinen gleich rieseln..", ich finde den Anfang des Satzes etwas unglücklich gewählt, hat mich beim ersten Mal und eben noch einmal aus dem Text geworfen, was an sich nicht ein Problem sein muss, doch finde ich das etwas unglücklich, weil ich ansonsten so flüssig durchgekommen bin, das stört dann etwas, obwohl es ein wirklich schöner Satz ist.

Zur Geschichte selbst, ich mags, wie du einem erst das Gefühl eines Voyeur vermittelst, man stellt sich gefühlsmäßig gerade darauf ein, da ist Klara eine Schlange und man fühlt sich etwas ertappt, wie verschmutzt der Geist in der heutigen Zeit sein kann. Ich mag das sehr, vor allem, weil es unaufdringlich geschieht, wenn ich auch sicher bin, dass es beabsichtigt ist.
Ebenfalls fand ich es interessant, wie versteckt du es schaffst bissig zu sein, quasi ohne großes Tam Tam. Eine Geschichte, die mich zumindest bedrückt zurück lässt, der Adler scheinbar mit edlen Motiven verliert seine Brut, ja nicht mal die Schlange kommt davon, trotz ihrer listigen Natur. Fressen und gefressen werden. Am Ende fragt man sich, was du damit sagen wolltest, doch nicht mal diese Frage muss geklärt werden, wenn man sie nicht beantworten will. Die Geschichte steht für sich und kann trotzdem für viel mehr stehen.

Mit Abstand am besten fand ich, dass durch dein Erzähltempo, deinen Sprachstil und deinen Erzählstil das lesen sehr bewusst wird und auch die Arbeit der Gedanken dazu. Genauso wie einige Vorurteile, die sich so mit den Erfahrungen und Gewöhnungen im Hirn manifestieren.

Schönes Stück Arbeit.

Liebe Grüße
Lexi

 

Hola Jobär,

ich dank Dir schön für Deine Zeilen. Dieses

„Sehr gerne gelesen.“

ist doch der Nektar, von dem wir WKs Tag und Nacht schleckern möchten. Nur ist es nicht so einfach, da ranzukommen!
Aber wir probieren es immer wieder – Du gehörst ja auch zu den Unermüdlichen.

Jobär, ich wünsche Dir eine schöne Adventszeit, mit oder ohne Genesis 3, und schau vorm Schlafengehen unters Plumeau – Schlangen lieben solche Orte!

José


Hola, dear Incredible!

Über Deinen aufwändigen Kommentar habe ich mich wirklich gefreut; da hast Du ganz schön Zeit reingebuttert! Dafür liest sich das auch beinahe besser als die eigentliche Geschichte:).

Ich hielt es erst für eine Naturgeschichte, dann für eine Romanze, danach für eine Fabel, kurzzeitig für Familiendrama und Gesellschaftskritik und zuletzt für eine Alltagsgeschichte.

Ich bin selbst erstaunt, wie schillernd ich sein kann. (Ich muss ja nicht zugeben, dass ich alle aufgeführten Richtungen tatsächlich ausprobiert habe.)

Du selbst hast weise die beiden einzig passenden Tags vergeben: Seltsam und Sonstige.

Einen dritten hätte ich auch in Anspruch genommen, wenn es ihn gegeben hätte: ‚Nonsense’.

Das Ganze sprachlich bestechend, mit feiner Ironie und Wortwitz ...

Ja, da hast Du mich am Schlaffitchen! Das ist mir enorm wichtig. Bin immer wieder erstaunt, wie viel Zeit man aufwenden kann oder muss für einen einzigen gottverdammten Satz.
Aber manchmal kriegt man’s hin – und dann freut man sich.

Der Klang der Sonntagsglocken schwingt hoch ...
Ein Almidyll. Mein Gott, wie lahm!

Hast recht. War aber nicht sehr ernst gemeint – was ja auch die ganze Geschichte betrifft. Und die Sonntagsglocken mussten sein wegen des Sonntagfressens am Ende – Du siehst, ich folge der reinen Lehre.

Meine erste kleine sprachliche Kritik: die Dopplung von Häute/Haut. Klar, dass das Wortspiel gewollt ist. Vielleicht, wenn man den Nebensatz änderte zu
"das noch dazu aus selbigen fahren kann" oder "aus denen sie noch dazu fahren kann"?
Trotz drohender Vergreisung will ich kritikfähig bleiben, aber ob das Original schlechter als die Verbesserungsvorschläge sind, kann ich eigentlich nicht erkennen:
Nicht, dass sie sich einen Sonnenbrand holen könnte, das wäre für ein Geschöpf mit sieben Häuten, das noch dazu aus der Haut fahren kann, kein Problem.
Pillepalle, um es mit Merkel zu sagen.

Plötzlich macht es Wumm ...

Das liest sich, als wäre tatsächlich ein Knall zu hören. Vielleicht macht es eher "Wusch!"

Jawohl, jetzt macht es „Wusch“. Hab ich gleich geändert. Danke.

Hätte sich Klara weniger für die kleinen Adler interessiert, wenn sie frisch geschlüpft gewesen wären? Das stelle ich mir (für eine Schlange) doch auch ganz lecker vor.
Aber ja! Das bisschen Flaum hätte den Fleischgenuss nicht wesentlich beeinträchtigt.
Eine Schlange ist da nicht so pingelig wie ein Italiener oder Südfranzose. Deren Geduld habe ich oft bewundert und es dauert den halben Tag, bis aus Ortolanen oder anderen Singvögeln eine schöne Pastete entstanden ist. Ich war sowieso immer überrascht, wie viele allerliebste Vögelchen an einer einzigen Leimrute sich zu Tode zappelten. Besonders lecker mit Wacholder und Armagnac:xxlmad:!
Beinah möchte auch ich kleine bernsteinfarbene Tränen vergießen.
Du weißt: Das geht nur, wenn Du bernsteinfarbene Augen hast. Schnöde braune Rehaugen genügen nicht.
An diesem Punkt befürchtete ich die moralische Keule, ...
Aber was! Bei meinem Vorleben?

Und Schlangenfleisch?
Schmeckt gar nicht schlecht, ein bisschen wie Hühnchen. Ich habe mal in der Nähe eines australischen Restaurants gewohnt.
Interessant! Ich kenne nur die „Akropolis-Platte“.
Australisch essen? Ich weiß nicht. So mit Emuröllchen, Koalaragout und Krokodilpfeffer?
Ich weiß nicht so recht.

Und siehe da: die ganz alltägliche Geschichte eines Mannes, der seinem Hund ein bisschen Frischfleisch gejagt hat.
Einspruch, Herr Holg! Er hat es nicht gejagt, hat nichts manipuliert, keine Köder ausgelegt, sonders es ist ihm fast ins Haus gelaufen, gekrochen, zumindest in seinen Garten, beim Gartenhäuschen, wo der Flegel hängt.

Frage: Mögen Rottweiler das wirklich?
Aber selbstverständlich! Ich musste seinen Napf noch nicht einmal spülen, so blitzeblank war der ausgeputzt. Sicher wär’s ihm recht, wenn es so etwas Gutes jeden Tag gäbe.
The Incredible Holg, recht schönen Dank für die Mühe und das Lob – da bin ich immer sehr empfänglich.
Ich werde mich gebührend revanchieren:

... weil ich schon so beschäftigt damit bin, alle TdM-Beiträge zu verfolgen und parallel meinen eigenen zu verfassen.

Ich lieg’ schon auf der Lauer!

José

Nachtrag: Ich konnte meine Begeisterung nicht zügeln und habe eine Empfehlung erstellt.
Tausend Dank, mein Lieber! Selbst wenn nichts daraus wird, freut mich das über die Maßen, dass Du meinen Text mochtest. Bis bald!

 

Hallo José,

Über Deinen aufwändigen Kommentar habe ich mich wirklich gefreut; da hast Du ganz schön Zeit reingebuttert! Dafür liest sich das auch beinahe besser als die eigentliche Geschichte

Nicht annähernd. Aber Du siehst, wie inspirierend Deine Sprache sein kann.

Pillepalle, um es mit Merkel zu sagen.

Akzeptiert.

Jawohl, jetzt macht es „Wusch“. Hab ich gleich geändert. Danke.

Gerne.

Du weißt: Das geht nur, wenn Du bernsteinfarbene Augen hast. Schnöde braune Rehaugen genügen nicht.

Meine sind nicht mal rehbraun, sondern blau. Kommt nur Wasser raus, wie profan!

Aber was! Bei meinem Vorleben?

Nun kenne ich Dein Vorleben - soll ich "leider" sagen? - nicht, aber ich muss wohl mal ein paar weitere Deiner Geschichten lesen.

Interessant! Ich kenne nur die „Akropolis-Platte“.

Gehört da Schlange dazu?

Australisch essen? Ich weiß nicht. So mit Emuröllchen, Koalaragout und Krokodilpfeffer?

Koala wäre wohl illegal gewesen, und der Emu hat sich - warum auch immer - durch den Strauß vertreten lassen. Aber Strauß, Krokodil und Känguruh (damals noch mit -h) habe ich mit Genuss verzehrt. Nicht weniger appetitlich als Ortolan mit Wacholder und Armagnac.

Allerdings war das, bevor bei uns zuhause der Veganismus ausgebrochen ist.

Selbst wenn nichts daraus wird, freut mich das über die Maßen, dass Du meinen Text mochtest.

Warum sollte nichts daraus werden? Ich hoffe doch, dass der Webmaster meine Empfehlung nach seinem verdienten freien Wochenende freischaltet.

Grüße vom Holg ...

 

Hola noch einmal to The Incredible Holg!
'... die lieben Vögelchen':
Da hab ich mich wohl ziemlich ungeschickt ausgedrückt. Meine Frau hat gleich gesagt „Na, ob dieser Joke ankommt?“
Mich dauern diese Vögelchen, weil ich weiß, wie man sie fängt.
Aber bis zum heutigen Tage ist es nicht gelungen, diese „Tradition“ gänzlich abzuschaffen.
Ich hoffe, wir erleben das noch.

In diesem Sinne
und eine schöne Adventszeit!
José

 

Hallo José,

ich muss zugeben, ich war nicht sicher, erst recht nicht nach Deinem Verweis auf Deine "Vorgeschichte" (nur die literarische oder eine andere ...?). ;)

Jetzt bin ich beruhigt - auch wenn man sich immer wieder fragen kann, warum wir Menschen eigentlich solche Unterschiede machen zwischen Singvögeln und Eichhörnchen vs. Emus und Krokodilen vs. Kühen und Schweinen vs. Hunden und Katzen. Aber damit geraten wir wohl weit off-topic.

Grüße vom Holg ...

 
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Hola José!

Pah, da dachte ich, ich lese etwas über einen Spanner, der eine Frau mit tollen Rundungen beim Sonnenbaden auf dem Berg beglotzt – Pustekuchen!

Ich bin irgendwie kein Freund von Tier-Geschichten. Ganz egal ob sie symbolisch oder wörtlich gemeint sind. Vielleicht kommt das aus der Schulzeit, diese Fabeln im Deutschunterricht, die ich meistens einfach doof fand. Keine Ahnung warum ... ABER du hast mich gekriegt, am meisten wohl mit dem Anfang, mit dem du mich kurz an der Nase herumführtest:

Klara gönnt sich auf dem höchsten Felsbrocken ein ausgiebiges Sonnenbad. Genüsslich räkelt sie sich. Mit dem Feldstecher schaue ich ihr zu. Schöne Kurven hat sie, sehr elegant.
Da habe ich dann einfach mal weitergelesen. Ich muss sagen, das Schicksal des jeweiligen Tieres hat mich nicht sonderlich berührt, dennoch habe ich gerne weitergelesen. Vor allem wegen bestimmter Formulierungen, z.B.
„Ruhe sanft, König der Lüfte“, sagt sie gehässig und stellt sich vor, wie die Adlerseele seinem Schnabel entfleucht – wie ein mattsilbernes Nachthemdchen, das sich ruckelnd und zuckelnd nach Kaulquappenart Richtung Adlerhimmel voranarbeitet.
oder
Adlertränen haben die gleiche Farbe wie die Augen: Wie winzige Bernsteine rieseln sie über die zerdrückten, ausgesaugten Eier. Wäre er kein Adler, würde er sich vor Trauer um seine Jungen in die Tiefe stürzen.

Das Ende hingegen hat mich Jubeln lassen. Immer drauf auf das fiese Ding mit dem Dreschflegel (unglaublich tolles Wort übrigens: Dreschflegel! Ich glaube, ich benutze das ab und zu mal als Schimpfwort. Das gefällt mir!) Eine Frage blieb aber: Haut der Erzähler aus purem Menschsein auf die Schlange ("Ach, wir Menschen! Immer totschlagen") oder darf ich das als Akt der Rache für die toten Adlerjungen verstehen?

Ich schicke dir liebe Grüße!
Adios!
RinaWu

 

Lieber José

Da fährst du ja ganz schön Achterbahn mit dem Leser. Alle paar Sätze wechselt die Richtung. Zu welchem Genre gehört das? Wohin geht’s? Was kommt als nächstes? Das waren meine Fragen und mir hat dieser wilde Ritt gefallen, denn in jeder Kurve blitzt eine neuer wunderbarer Satz, ein toller Gedanke auf.

Es vollführt einen Salto mortale nach dem anderen und trudelt, dramatisch verzögert durch die ausgebreiteten Schwingen, viel langsamer, als es die physikalischen Gesetze erlauben , runter auf den Acker.

Zum Beispiel dieser. Oder dieser:

wie die Adlerseele seinem Schnabel entfleucht

Sehr schön. Auf mittelalterlichen Bildern sieht man die Seele (als kleines Menschlein) häufig den Mündern der Verstorbenen entweichen.

Womit ich mich etwas schwer tat, waren die Perspektivenwechsel.

Mit dem Feldstecher schaue ich ihr zu. Schöne Kurven hat sie, sehr elegant.
Wärme, wunderbare Wärme nimmt sie auf wie ein Schwamm die Nässe. Eine Schlange verspürt im Innern immerzu ein Frösteln, deshalb ist sie sonnensüchtig. Das Maul lässt sie halb offen, damit auch die Giftzähne neue kosmische Energie aufnehmen. Nur ist dieser Platz nicht ideal.

Woher weiss der Ich-Erzähler das, habe ich mich gefragt? Erst etwas später habe ich gemerkt, dass du jetzt aus der Sicht der Schlange erzählst. Später dann wird die Sicht des Adlers eingenommen und am Ende kommt wieder der Ich-Erzähler. Ich weiss nicht, ob es nur mir so geht und ob ich da zu enge Vorstellungen habe. Aber ich könnte mir vorstellen, dass dir da der eine oder andere Leser aus der Kurve fliegt. Denn das macht es schwierig, sich auf die Geschichte einzulassen, sich darauf einzustellen. Natürlich wirkt dein Sprachwitz, dein Ideenreichtum diesen Fliehkräften sehr entgegen.

Ich habe die Lektüre genossen, lieber José
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Lexi,

danke schön für Deinen ausführlichen Kommentar. Den Makel hab ich gleich ausgemerzt:

Nur einmal aus dem Text geflogen, nämlich bei "Winzigen Bernsteinen gleich rieseln..", ich finde den Anfang des Satzes etwas unglücklich gewählt, hat mich beim ersten Mal und eben noch einmal aus dem Text geworfen, ...
Jetzt heißt es:
Wie winzige Bernsteine rieseln sie ...
Besser?

Ich mag deinen süffisanten Stil zu erzählen, es mutet etwas so an, als würde der rätselhafte Onkel, der gewaltig was auf dem Kasten hat, versuchen einem einen Ratschlag mitzugeben.
Du hast ein verdammt feines Gespür. Ganz klar, ich hatte ein buntes Leben und da hat sich einiges angesammelt. Ich erliege der Versuchung, ab und zu etwas davon zu verkaufen, um damit zu glänzen.

Hier allerdings machst Du mich betroffen (nur ein bisschen):

...man fühlt sich etwas ertappt, wie verschmutzt der Geist in der heutigen Zeit sein kann.

Oh ha, Lexi, das ist schon gewichtig! Ist das Dein Ernst? Dieser Spruch könnte von meiner Mutter oder Großmutter stammen. Das kann ich nicht unwidersprochen stehen lassen.
Schließlich haben noch nie so viele Menschen in so guten Umständen gelebt wie in der heutigen Zeit. Man darf nicht ein Auge zuhalten. Leider gibt es auf der Gegenseite genug zu beweinen, aber Du bist jung und Deine Generation wird noch genug Probleme zu knacken haben – das werdet Ihr bei eingetrübter Sicht nur schwerlich schaffen.

Bei Deiner Formulierung ‚wie verschmutzt der Geist’ stand plötzlich ein großes Fragezeichen zwischen mir und dem Monitor. Ist es wirklich schmutzig, wenn ein Mann mit dem Feldstecher eine wohlgerundete elegante Frau betrachtet?

Ich mag das sehr, vor allem, weil es unaufdringlich geschieht, wenn ich auch sicher bin, dass es beabsichtigt ist.
Na klar ist es beabsichtigt. Alles was uns umgibt, ist mMn. beabsichtigt. Unbeabsichtiges ist meist Unliebsames, glücklicherweise gibt es unbeabsichtigtes Verlieben:).

Eine Geschichte, die mich zumindest bedrückt zurück lässt, ...

Um Gottes Willen, Lexi! Aber wir wollen’s nicht übertreiben, denn:

... der Adler scheinbar mit edlen Motiven verliert seine Brut, ...

Zweifelsohne ein edles Motiv, die eigene Brut hochzupäppeln, mit Schlangenfleisch. Aber so ‚richtig edel’ finde ich selbstloses Handeln.

Fressen und gefressen werden. Am Ende fragt man sich, was du damit sagen wolltest, doch nicht mal diese Frage muss geklärt werden, wenn man sie nicht beantworten will. Die Geschichte steht für sich und kann trotzdem für viel mehr stehen.
Das ist die Crux! So ist die Welt beschaffen, ob uns das passt oder nicht. Wir können uns nur bemühen, bewusst und verantwortlich zu handeln und zu leben. Jedes Wesen reagiert auf Reize – auch ich weiß nicht, wie viele Samariter in mir wohnen und wie viele Mörder in mir hausen.

Schönes Stück Arbeit.
Das ist ein Wort! Danke sehr.

Liebe Lexi, es hat mich sehr gefreut, mit Dir die Sache zu besprechen. Ich wünsche Dir für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg. Du als Klassenbeste wirst Dein Ding machen!

Herzliche Grüße!
José

PS: Mir fällt gerade noch ein, dass Dein ‚Kratzen im Schnee’ für mich weiterhin mysteriös bleibt. Hätte ich doch bloß Dein Angebot angenommen, mir einiges per PN zu erklären. Besonders diese Stelle:

Ich sehe in seine irrwitzig großen blauen Augen, die Haut darum leicht gerötet noch. Für einen Moment sehe ich da was aufblitzen, etwas, was da eigentlich nicht sein kann, er ist fünf.

 

Hey Jose,

Jetzt ist der Satz besser, ich komme flüssig durch und er ist immer noch sehr schön.

Ich finde es gar nicht schlecht, seine Lebenserfahrung weiter zu geben, oder seine Beobachtungen, meiner Meinung nach, kann man da auch ruhig stolz drauf sein. Ist meiner Meinung nach, eine echte Leistung älter zu werden, ohne blind oder allzu zynisch zu werden. Und das mit Anderen zu teilen, vor allem mit jüngeren, ist in meinen Augen eine edle Sache.

Was den verschmutzen Geist angeht, war das nicht so wertend gemeint, wie ich es ausgedrückt habe. Auch ist es nicht unbedingt verwerflich, wenn man eine anmutige Person in der Öffentlichkeit beobachtet, warum sollte man seine Augen auch abwenden, wenn etwas oder jemand schön ist. Viel eher war es darauf bezogen, dass du den Gedankengang beim Leser sichtbar machst, was ich sehr gut finde, nur ist der erste Gedanke eben ein schmutziger, zumindest bei mir, was allerdings eine Sache der Gewöhnung ist.


Das ist die Crux! So ist die Welt beschaffen, ob uns das passt oder nicht. Wir können uns nur bemühen, bewusst und verantwortlich zu handeln und zu leben. Jedes Wesen reagiert auf Reize – auch ich weiß nicht, wie viele Samariter in mir wohnen und wie viele Mörder in mir hausen.

Umso wichtiger ist es doch, dass man das was man mitgenommen hat, aus seinem Leben, mit anderen zu teilen, seine Farben etwas schillern zu lassen. Auch wenn ein Zyniker vielleicht denken mag, dass man sich einfach nur zur Schau stellt. Ich hingegen finde, das ist eine Gute Sache, auch um jemanden, der sich vielleicht gerade eher die unschönen Seiten ansieht, einen neuen Blickwinkel aufzuzeigen.


Ich hoffe sehr, dass ich mit meinen Talenten etwas tolles schaffe, habe den besten Willen, bin nur leider sehr sehr faul, was Dinge angeht, die ich vermeidlich tun muss.


Liebe Grüße
Lexi

PS: Ich erkläre dir das gern noch einmal, allerdings will ich den Text erst noch einmal überarbeiten, wozu ich momentan nicht komme. Sobald ich das getan habe, würde ich mein freuen, wenn du ihn dir noch einmal zu Gemüte führst. Ich werde ihn nämlich etwas genauer zeichnen, vielleicht erübrigen sich die Erklärungen dann ja sogar. In jedem Fall, sage ich dir Bescheid.

 

Bitte nicht wundern: Webmaster ist übers WE nicht hier und nur er kann die Empfehlungen freischalten.

Hallo zusammen,

falls sich jemand wundert: Es gab ein technisches Problem mit der Empfehlung (falscher Klick oder Bug, das handele ich gerade mit dem Webby aus). Habe die Empfehlung neu eingestellt und hoffe auf baldige Freischaltung.

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola RinaWu,

danke schön für Deinen Kommentar. Es freut mich immer, von Dir zu hören. Ich sehe, Du kommst gut voran mit Deinem Roman und da drück’ ich Dir auch weiterhin die Daumen, bis nach dessen Vollendung jeder Leser begeistert sagt:
Zitat von RinaWu:

Das Ende hingegen hat mich Jubeln lassen.
In Deinem Fall bitte ohne ‚hingegen’. Er sollte sagen: „Auch das Ende hat mich jubeln lassen!“
Mein Ende lässt Dich die Frage stellen:
Haut der Erzähler aus purem Menschsein auf die Schlange ("Ach, wir Menschen! Immer totschlagen")
RinaWu, wenn ich das wüsste! Ich nehme an, er wollte partout keine Giftschlange im Haus oder im Garten haben. Vielleicht hat er Kinder?

... oder darf ich das als Akt der Rache für die toten Adlerjungen verstehen?
Das glaube ich weniger. Er wird nicht wissen, was Klara angestellt hat.

Wie dem auch sei, liebe RinaWu, ich kopiere Dein

ABER du hast mich gekriegt, ...
und leg es mir unter’s Kopfkissen.

Sei herzlich gegrüßt!
José

 

Hey josefelipe,

das ist ja schräg! Und wirklich gut gemacht. Ich hatte eine tolle Lesezeit. Die Perspektivwechsel sind super, weil wir immer immer mit den Opfern sympathisieren und dann wird aus Opfer Täter und wieder zurück und am Ende ist man in einem völligen Gefühlskuddelmuddel. Großartig. Außer der Mensch am Ende der Nahrungskette, am Ende deiner Geschichte, ja, der ist wirklich übel dran. Der hat keine Chance mehr auf die Opferrolle und Mitgefühl gibt es nicht mal für billiges Dosenbier.
Sprachlich hat es mir auch gut gefallen. Hast da sicher einiges an Zeit investiert. Hat sich gelohnt.

Wärme, wunderbare Wärme nimmt sie auf wie ein Schwamm die Nässe. Eine Schlange verspürt im Innern immerzu ein Frösteln, deshalb ist sie sonnensüchtig.

Die beiden Sätze würde ich aber tatsächlich tauschen. Dem Leser und der Orientierung zu Liebe.

„Guten Tag, Klara“, sage ich. Sie ist unnatürlich aufgequollen, bewegt sich träge.
„Guten Tag“, erwidert sie meinen Gruß, schwer atmend.
„Was Neues?“
„Nicht, dass ich wüsste.“
„Ich hab euch runterfallen sehen. Ist er tot?“
„Ja, meinst du, ich mach’ halbe Sachen?“
„Keine Ahnung. Ich auf jeden Fall nicht!“ Ich erschlage sie mit dem antiken Dreschflegel. Der hängt als Deko seit Jahren an der Wand.

Fies! Erst so reden, als wären sie alte Bekannte und dann so - Matsch. Das die beiden sich unterhalten ist ja auch schräg, aber gut, Klara hat schon die ganze Zeit gequasselt, insofern passt es wohl. Ich sag ja, schräg. Aber eben sehr schön schräg. auf eine schöne Art schräg.

Hab ich wirklich gern gelesen!
Beste Grüße, Fliege

 

Hola Peeperkorn,

ich danke Dir für Deinen Kommentar, der mit dem schönen Resümee endet:

Ich habe die Lektüre genossen, lieber José

Vorher aber rückst Du einige Dinge grade:

Da fährst du ja ganz schön Achterbahn mit dem Leser.

Entschuldigung, ich hatte bisschen Spaß beim Schreiben. Ich war völlig unbedarft und dachte, die tags ‚Sonstige’ und ‚Seltsam’ würden mir einige Freiheiten erlauben. An Deine Strenge hatte ich nicht gedacht!

Zitat von josefelipe
wie die Adlerseele seinem Schnabel entfleucht ...

Sehr schön. Auf mittelalterlichen Bildern sieht man die Seele (als kleines Menschlein) häufig den Mündern der Verstorbenen entweichen.

Nur bei weiblichen Verstorbenen! Bei Männern ist es anders. Ich hab in meiner KG „Marianna’s Taifun-Sauce“ das festgehalten:

... ich gehe zu Boden, sage noch ein, zwei böse Worte. Bevor meine Seele aus dem Hosenschlitz schlupft, denke ich noch, dass der Tod im Cutter ungleich qualvoller gewesen wäre.
Weil nämlich beim Manne die Seele dort wohnt (Das Hirn übrigens auch).

Perspektivwechsel:
Bei Dir und mir selbstverständlich nicht!

Lieber Peeperkorn, mich hat gefreut, dass Du Dich meiner Geschichte angenommen hast.
Danke und schöne Grüße nach Helvetia!

José

 

Hola Fliege,

... das ist ja schräg!
Aber eben sehr schön schräg. auf eine schöne Art schräg.

Jawohl, meine Dame, stimmt. Das war mein Leitmotiv. Ob es noch schräger geht? Ich glaube schon, doch ich werde es nicht ausreizen. Die nächste Geschichte wird von gediegener Art sein.

Hast da sicher einiges an Zeit investiert. Hat sich gelohnt.

Diese Deine Bemerkung hat mich am meisten gefreut. Das Gleiche hab ich gestern dem Herrn The Incredible Holg gefunkt. Ja, man merkt deutlich, ob der Autor sich ein bisschen den Kopf zerbrochen hat, um die beste Formulierung herauszufinden – und wenn’s der Leser honoriert, ist alles paletti.
Auch danke ich Dir für diesen Tipp:

Wärme, wunderbare Wärme nimmt sie auf wie ein Schwamm die Nässe. Eine Schlange verspürt im Innern immerzu ein Frösteln, deshalb ist sie sonnensüchtig.
Die beiden Sätze würde ich aber tatsächlich tauschen. Dem Leser und der Orientierung zu Liebe.
Hab ich gleich nach dem Lesen Deines Komms erledigt. Jetzt ist es eindeutig besser.

Ich hatte eine tolle Lesezeit.
Hab ich wirklich gern gelesen!

Prima! Wenn mir das eine Moderatorin sagt, bin ich fast versucht, mir darauf etwas einzubilden. Fliege, besten Dank für Deinen Komm und eine schöne Weihnachtszeit!

José

 

Du erschlägst Schlangen, José? Ernsthaft? Da haben wir beide aber ein echtes Problem miteinander. Ich kann mir wirklich kaum einen sinnvollen Grund dafür vorstellen. Ein Hund damit zu füttern ist nun völliger Quatsch, da muss ich Holger energisch widersprechen. Leben wir noch im Mittelalter? Also manchmal kann man nur den Kopf schütteln. Ich weiß nicht, ob mich das eher traurig oder wütend machend sollte.

Der Text ist toll, die Empfehlung absolut berechtigt. Mich erinnerte die Geschichte beim Lesen an eine Fabel von einem Skorpion und einem Nilpferd (glaub ich). Der Skorpion bittet das Nilpferd, ihn über den Fluss zu tragen, und das Nilpferd willigt ein. Als der Skorpion das Nilpferd auf der Mitte des Weges sticht, sagt das Nilpferd sterbend: Warum tust du das? Jetzt wirst du ertrinken. Und der Skorpion antwortet: Das stimmt. Aber ich bin nun einmal ein Skorpion.

In einem ähnlichen Sinne können in Deiner Geschichte Adler und Schlange nicht aus ihrer Haut. Die vermeintliche Freiheit der Tiere ist bloße Illusion. So erhaben Löwe und Adler, so gewandt Gazelle, Reh und Delphin auch sein mögen, die Anzahl an alternativen Handlungsoptionen ist gering für sie. Betrüblich, dass auch der Mensch in Deiner Geschichte aus seinen archaischen Routinen nicht herauskann.

Und auch hier widerspreche ich Holger. Das hat nicht in erster Linie etwas mit Moral zu tun. Es hat etwas damit zu tun, ob unser Geist frei ist oder ob wir zwanghaft die Gesten unserer Vorfahren wiederholen müssen, obwohl diese heute ihren Sinn verloren haben. Eine Schlange erschlagen, wo man sie trifft, mochte zu Zeiten, in denen sich der Mensch von jedem Krümel Protein ernähren musste, das er finden konnte, überlebenswichtig sein. Heute ist es ein bedauerlicher Anachronismus.

Die von Dir verwendete Sprache gefällt mir sehr gut. Es ist eine lebendige, farbige Geschichte. Ein paar kleine Sprachmängel hat Holger schon erwähnt. Da könnte man nachbessern, aber das ist kaum der Rede wert. Und wieder freue ich mich auf Deine Nächste, José.

Gruß Achillus

 

Hallo Achillus,

da Du Dich auch auf mich beziehst (und wie hast Du nur meinen echten Vornamen erraten? :D), fühle ich mich auch bemüßigt zu antworten.

Ich bin bis heute nicht sicher, ob José nun tatsächlich eigenhändig eine Schlange erschlagen hat oder ob das nur sein Prot war. Ist aber auch egal. Mit Sicherheit habe ich nicht das sinnlose Töten von Schlangen oder anderen Tieren gutgeheißen (was Du mir anscheinend auch nicht unterstellst, aber nur der Vollständigkeit halber), sondern angenommen, dass die Schlange entweder als reale Gefahr (sie war immerhin giftig, und ein professioneller Tierfänger war vermutlich gerade nicht greifbar) oder schon mit dem Ziel der Verfütterung erschlagen wurde. In beiden Fällen sehe ich nichts Mittelalterliches daran, sie zu verfüttern. Ich sehe Hunde nämlich unabhängig vom geschichtlichen Zeitalter sehr wohl als Fleischfresser an, eine rein pflanzliche Ernährung ist meiner Meinung nach für sie nicht artgerecht und nicht gesund. Was also tun, wenn man nicht auf einen vierbeinigen Gefährten verzichten will (was zugegebermaßen die konsequenteste Lösung wäre)?

Ich bin durchaus ein Tierfreund, und das ist nicht auf die plüschigen Spezies beschränkt. Nicht umsonst habe ich den bei uns zuhause inzwischen herrschenden Veganismus erwähnt. Und wenn ich an die Herkunft und Erzeugung von Dosenfutter denke, steckt da mit Sicherheit deutlich mehr Tierleid drin als in dem beschriebenen Schlangenmahl; immerhin hat die Schlange im Gegensatz zu unseren typischen Nutztieren ein artgerechtes, freies Leben und einen (mutmaßlich) schnellen Tod gehabt. Wie viel humaner kann man einen Fleischfresser ernähren?

Nun habe ich damit wohl eine moralische Diskussion eingeleitet, obwohl Du ja sagst, Dir ginge es nicht um Moral, sondern darum, sich als Mensch über archaische Verhaltensmuster zu erheben. Letztlich also um Zivilisation. Warum aber sollte man das anstreben, wenn nicht entweder aus pragmatischen oder aber aus moralischen Motiven? Und der pragmatische Aspekt scheint mir hier nicht zu passen. Also worüber, wenn nicht über Moral, reden wir hier?

Ich hoffe, dass diese Diskussion nicht als OT aussortiert wird. Ich finde, das sind genau die Fragen, die diese Geschichte auslösen kann.

Grüße vom Holg ...

PS: Ich kenne die Skorpion-Fabel mit einem Frosch (anstelle des Nilpferds, nicht etwa des Skorpions :D). Ist aber völlig egal, würde ich sagen, die funktioniert so oder so.

 

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