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Happy Hour

Seniors
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11.07.2008
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Happy Hour

Ich hustete, während ich eine Dose Bier aufriss. Das Bier war lauwarm. Mitte Juli bei 28 Grad ohne Strom kein Wunder.
Die Reste der dicken Plastikplane, die an den Fensterrahmen getackert worden war, flatterten träge im Wind. Ich weiß nicht, was sich die Leute von Folien an den Fenstern versprochen hatten. Genützt hatte es meines Wissens nach niemandem.
Jens lümmelte auf der Couch und blätterte lustlos in einem Magazin mit dem klangvollen Titel „Tabulose Teenys“. Nach meinem dritten Schluck war er der immer gleichen Bilder und Verrenkungen offenbar überdrüssig, denn er feuerte die Teenys knapp an meinem Kopf vorbei aus dem Fenster.
„Ich würd’ gern mal wieder unter Leute“, verkündete er und hustete.
Ich trank weiter mein warmes Bier.
Jens starrte gedankenverloren auf die Wand, die mit nackten Frauen und attraktiven „Monaten“ vollgeklebt war.
Ich hatte aus einer morbiden Laune heraus Zeitungsartikel an die Wände meines Zimmers gehängt und so oft betrachtet, dass ich sie auswendig kannte. Am besten gefielen mir „Kaukasische Grippe breitet sich weiter aus - WHO ratlos“, „Gesundheitssystem komplett zusammengebrochen“ und „Jeder Impfstoff wirkungslos - Gott steh uns bei!“. Diese Headlines stellten den Nachruf der Menschheit dar. Das Ende unserer Zivilisation in drei Sätzen.
„China und Australien schließen Grenzen“ und „Bundesregierung verschärft erneut Infektionsschutzgesetz (IfSG)“ waren die sinnlose Plastikplane vor dem Fenster in globalem Maßstab gewesen. Man konnte bis zum Schluss weder die Ursache für den Ausbruch finden, noch den genauen Erreger isolieren, geschweige denn ein Heilmittel entwickeln. Abgesehen davon, dass man die Krankheit für eine Form der Vogelgrippe hielt, sie extrem ansteckend und tödlich war, hatten die Wissenschaftler im Prinzip nichts herausbekommen. Die USA vermuteten einen Terroranschlag, das Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie ging von einer natürlichen Pandemie aus und die Kirchen tippten, was auch sonst, auf den Zorn Gottes.

„Ich wette, wir finden ein paar Mädels bei der Uni-Klinik.“ Jens legte seine ganze Überzeugungskraft in die Stimme. Dann hustete er.
„Halt dich ran“, sagte ich zwischen zwei Schlucken, „das Angebot wird knapp.“ Tatsächlich hatten wir den letzten lebenden Menschen vor drei Tagen gesehen. Kein Mädel, sondern einen jungen Burschen, der im Delirium mit schweißverklebten Haaren und einer Lunge voll Wasser durch die Fußgängerzone getorkelt war. Er hörte sich an wie eine gluckernde Heizung, die entlüftet werden musste, als er vor sich hin brabbelnd in einem verwüsteten Frisörsalon verschwand. Das letzte Stadium dauerte nur ein paar Stunden.
„Erzähl mir von deiner Kollegin. Du weißt schon, die Dunkelhaarige.“
„Ich hab dir doch schon hundert Mal von ihr erzählt.“
Trotzdem schloss ich die Augen. Ich dachte gerne an sie zurück. Mir gefiel ihr Lächeln und die Art, wie sie ihre Haare über die rechte Schulter legte, wenn sie schrieb. Wir hatten zwar nicht nebeneinander, aber zumindest im gleichen Hörsaal gesessen. Ich hatte ihr zugelächelt, wenn sich unsere Blicke trafen und ich war mir sicher, dass sie das bemerkt hatte. Dabei kannte ich nicht mal ihren Namen, denn angesprochen hatte ich sie nie. Ich war davon ausgegangen, dass Mädchen wie sie ohnehin einen Freund hätten und ich wäre mir dann nur dumm und plump vorgekommen.
Jens hatte tonnenweise Schmuddelheftchen angeschleppt. Und trotzdem verblassten die Hochglanz-Models jedes Mal, wenn ich an meine Kommilitonin dachte. Die ganzen Magazin-Schönheiten waren eben schon vor der Kaukasischen Grippe nur Papier und schmutzige Fantasien gewesen. Meine dunkelhaarige Studienkollegin war echt und aus Fleisch und Blut. Und da erschien mir die Erinnerung an sie mit jedem Gedanken kostbarer.

Die Labore, Gesundheitsämter, Universitäten und Institute versuchten die Sache noch in den Griff zu bekommen, während die Medien eine Panikmeldung nach der nächsten rausbrachten. Irgendwann jedoch merkten sogar die sensationsgeilen Aasgeier, dass die Geschichte aus dem Ruder gelaufen war. Die Krankenhäuser waren dem Ansturm der Kranken und Sterbenden nicht gewachsen und als klar wurde, dass es weder Impfung noch Heilmittel gegen die „möglicherweise mutierte Variante des H4N7-Grippevirus“ gab, schwenkten die Zeitungen um. Las man vorher noch andauernd von „Pandemie“ oder „Virus-Apokalypse“, so hieß es auf einmal „Geheimes Forschungslabor findet Heilmittel“ und „Eindämmungsmaßnahmen zeigen Wirkung“. Das war leider alles staatlich befohlener Bullshit, der die aufkommende Massenpanik rauszögern sollte.
Erst, als die Leichen mit Baggern in Müllverbrennungsanlagen geschaufelt werden mussten, bevor man sie schließlich ein paar Wochen später überhaupt nicht mehr beseitigte, blickten die Zeitungen und Politiker der Wahrheit ins Auge. Der aktuellste und zugleich letzte Zeitungsartikel, den ich gefunden hatte, war einige Monate alt und klebte an meiner Schlafzimmerwand. „Jeder Impfstoff wirkungslos - Gott steh uns bei!“

Jens lebte damals noch bei seinen Eltern und hatte gerade die Ausbildung zum Bürokaufmann abgeschlossen. Er wollte sich eine eigene kleine Wohnung nehmen und hatte den Arbeitsvertrag bei seinem Ausbildungsbetrieb schon unterschrieben, als H4N7 den Laden endgültig schloss. Sein Vater arbeitete in einer Bank und seine Mutter in einem Blumengeschäft. Um Weihnachten herum war die Bank zu, der Blumenladen hatte seinen letzten Beerdigungskranz verkauft und seine Eltern waren beide tot.
Jens erging es so wie wohl den meisten Menschen. Er fiel in ein tiefes, hoffnungsloses Loch. Seine traurigen und depressiven Tage verbrachte er damit, dass er trank, in herrenlosen Luxusautos und Sportwagen durch die wenigen nicht restlos verstopften Straßen herumfuhr, goldene Armbanduhren aus Juwelierläden klaute und über Selbstmord nachdachte. Doch am Ende siegte die Neugier, was wohl noch alles kommen würde, und er sprang nicht von einem Hochhaus. Statt dessen traf er mich, als wir uns zufällig in derselben Boutique mit neuen Klamotten eindeckten. Nach ein paar Bieren fanden wir, dass wir gut miteinander klar kämen und blieben zusammen.

Ich war mit meinem Jurastudium fertig und büffelte fürs Examen. Eines Tages wurde unsere Uni „auf unbestimmte Zeit“ geschlossen und nie wieder aufgemacht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon mehrere Male versucht, zu meiner Mutter zu fahren, die in einer anderen Stadt wohnte. Da jedoch aus Quarantänegründen der gesamte öffentliche Verkehr längst eingestellt worden war und Autos ohne Sondergenehmigung nicht mehr fahren durften, um die Kranken- und Leichentransporte nicht zu behindern, saß ich fest.
Ich hatte geplant, mit einem Rucksack zu Fuß zu ihr zu gehen. Sie bat mich jedoch immer, wenn ich das zur Sprache brachte, zu warten, „bis sich die Lage wieder beruhigt“ hätte. Die Berichte über Chaos, Anarchie und marodierende Räuberbanden häuften sich in letzter Zeit und außerhalb der Städte war es mittlerweile gefährlich geworden. Ich konnte nur per Telefon die Verbindung zu meiner Mutter aufrechterhalten. Mein Vater hatte sich von uns getrennt, als ich drei Jahre alt war und mittlerweile irgendwo eine neue Frau und neue Kinder. Ich hatte zu ihm, abgesehen von Unterhaltszahlungen und sporadischen Geburtstagsgrüßen, keinen Kontakt und ihm schien das ganz recht zu sein. Sein Verhalten war mir immer wie Verrat vorgekommen, selbst nach all den Jahren. Ehrlich gesagt war mir sein Schicksal relativ egal.
Nicht egal waren mir die immer stärker werdenden Hustenattacken meiner Mutter. Aber es war ja Frühling und sie gegen alles Mögliche allergisch. Das war die Erklärung, die ich mir wider besseren Wissens vorlog. Als ich jedoch den Anruf einer hustenden Nachbarin erhielt, meine Mutter sei ins Krankenhaus gekommen, weil sie sehr krank sei, drehte ich regelrecht durch. Ich versuchte, irgendwie zu ihr zu kommen. Die Straßen waren verstopft oder von Polizei und Bundeswehr gesperrt. Ein paar Mal geriet ich mit Wachposten heftig aneinander und wäre einmal beinahe von einer Gruppe Soldaten in Schutzanzügen verhaftet worden.
Ich weiß nicht, ob ich es als „Glück“ bezeichnen sollte, jedenfalls dauerte die quälende Ungewissheit über den Zustand meiner Mutter ohnehin weniger als zwei Tage, bis mir eine (ebenfalls hustende) Krankenhausangestellte mit erschöpfter Stimme mitteilte, meine Mutter sei gestorben und ihre sterblichen Überreste müssten laut Gesetz verbrannt werden.

Das Haus, das Jens und ich zur Zeit bewohnten, lag im exklusivsten Teil der Stadt. Nur Parks und Villen. Der Garten war mittlerweile ein Biotop, aber die Aussicht und Einrichtung waren phantastisch. Ich hatte keine Vorstellung, wie hoch die Miete gewesen sein musste.
Bei unserem Einzug waren die Kühlschränke und Tiefkühltruhen mit Schimmel und Glibber gefüllt gewesen. Trotzdem würden wir nicht verhungern oder verdursten. Die Polizei hatte in den Städten lange genug die Ordnung aufrecht erhalten, so dass zu viele Menschen gestorben waren, bevor alle Läden restlos geplündert werden konnten.
Ich wurde durch einen etwas stärkeren Hustenanfall von Jens aus meinen Gedanken gerissen.
„Du solltest dir einen Tee machen. Hörst dich irgendwie krank an“, sagte ich. Jens lachte trocken.
„Oder wir gehen zur Klinik. Die haben da sicher Krankenschwestern. Komm schon, ich hab keinen Bock allein loszuziehen.“
Ich warf die halbvolle Dose Bier aus dem Fenster und traf meinen Porsche, der in der verwilderten Einfahrt stand und schon eine dicke gelbe Schicht Blütenstaub angesetzt hatte. Mit einem satten Bamm! schlug die Bierdose eine Delle in die Motorhaube.
„Meinetwegen.“

Die Uni hatte eine magische Anziehungskraft gehabt. Bei so vielen Professoren musste es ja schließlich ein geniales Zaubermittel geben, um dem Tod in letzter Sekunde mit der Infusion im Arm den Mittelfinger zeigen zu können. Natürlich hatte es keine Wundermedizin gegeben und die Forscher waren genauso hilflos wie ihre Patienten einfach nur gestorben. Dennoch blieben viele der Menschen auf dem Gelände der medizinischen Fakultät, auch als es schon längst keine Ärzte mehr gab.
Das Ganze glich einer kaputten Version von Woodstock. Es ging überraschend entspannt zu. Natürlich gab es Leute, die weinten oder apathisch vor sich hin stierten, aber die meisten waren relativ gefasst und nicht hysterisch. Keine Laienprediger, die mit Glocke in der Hand und Pappschild um den Hals „das Ende der Welt“ herbeischrieen. Statt dessen hörte man Musik und ab und zu sogar Gelächter.
Ein Typ hatte damals aus ein paar Tischen, Sonnenschirmen und Barhockern eine Cocktail-Bar zusammengebaut, mit Kunstpalmen, Girlanden und batteriebetriebenen Lichterketten ausgeschmückt und dann von morgens bis abends bei Reggaemusik Cocktails gemixt. Er hatte Joachim geheißen, war Steuerberater gewesen und sein Lebenstraum hatte immer aus einer Cocktaillounge bestanden. Am liebsten auf den Seychellen, aber das Unigelände tat's zur Not auch. Er hatte mir das mit einem Lachen erzählt, als würde er sich wegen seines naiven Wunsches ein wenig schämen. Ich hatte mich oft mit ihm unterhalten. Man merkte ihm an, dass er sich gelassen mit seinem Schicksal abgefunden hatte und die Zeit, die blieb, so gut es ging mit den Dingen füllte, die er schon immer tun wollte. Er strahlte eine unglaublich lebensbejahende Einstellung aus. Das war wohl auch der Grund, warum ausgerechnet er, ein unbeholfener Junggeselle Ende 40 mit Bauchansatz und Halbglatze eine umwerfend attraktive Freundin gefunden hatte, um die man früher in einer Arena gekämpft hätte. Ich vermute, dass er trotz allem irgendwo glücklich war, als er sich schließlich in ihren Armen zu Tode hustete. Seine Freundin schluckte nicht mal eine Stunde später Schlaftabletten und bat auf einem Zettel darum, zusammen mit ihm begraben zu werden.

Jens und ich hatten uns gefragt, ob wir nicht dauerhaft auf dem Unigelände bleiben sollten. Wir wollten jedoch eine gewisse Distanz zu den Dingen entwickeln, die früher selbstverständlich waren und nun unweigerlich verschwinden würden. Wie die Leute auf dem Campus. Es waren vielleicht noch 60 Menschen übrig. Beim letzten Mal waren es über 100 gewesen. Joachims Cocktailbar stand mit ihren mittlerweile umgestürzten Plastikpalmen und herunterhängenden Lichterketten einsam und verlassen auf der Wiese.
Während Jens eine bunt gemischte Gruppe ansteuerte, ging ich zur Cocktailbar und setzte mich auf einen der Barhocker. Mit dem Ärmel meiner Jacke – schwarzes Leder für 699 € im Sommerschlussverkauf – wischte ich Staub und Dreck von der Theke und sah die grauen Unigebäude an. Ich erinnerte mich an meine Kommilitonen, die Dozenten, die vielen Stunden in den Bibliotheken und die Studentenpartys. Und ich dachte an meine dunkelhaarige Studienkollegin. Ein paar halbvolle Flaschen und unbenutzte Gläser standen hinter der Theke in Plastikkisten.
Ich machte mir einen Wodka-Martini und hob mein Glas auf James Bond, als jemand hinter meinem Rücken einen Barhocker bewegte.
„Krieg ich auch einen?“
Ich drehte mich um und ließ beinahe das Glas fallen. Meine dunkelhaarige Kommilitonin stand hinter mir. Sie lächelte mich an.
„Hab ich mich doch nicht geirrt, als ich dich vorhin sah. Wir kennen uns aus der Uni.“.
„Ich weiß. Ich saß in Schuldrecht hinter dir. Und in Strafrecht auch. Wahnsinn, dass du noch lebst. Ich meine, so meine ich das natürlich nicht, aber trotzdem super, dass du...“. Ich unterbrach mich und kam mir wie ein Idiot vor.
Sie lachte, obwohl ihr ein Schatten über das Gesicht huschte. Dann drehte sie sich kurz von mir weg und hustete.
„Ich freue mich auch. Also, wie wär’s mit einem Cocktail?“
Ich zog zwei Flaschen aus der Kiste.
„Ich kann außer Wodka Martini und Whiskey Cola aber keine anderen Cocktails.“
„Ein paar Rezepte kenne ich auch. Ich heiße übrigens Semra.“
Während sie zu mir hinter die Theke kam, dachte ich an Joachim und seine Freundin. Und an seinen Traum von einer Cocktailbar, den er sich auf der Uniwiese verwirklicht hatte.
„Weißt du, wir könnten die Bar wieder aufmachen. Die hat mal einem Freund von mir gehört und der Laden ist eine richtige Goldgrube. Keine Konkurrenz weit und breit.“
„Das klingt gut. Wir brauchen aber eine Gaststättengenehmigung.“
„Kein Problem, wofür haben wir denn Jura studiert? Du willst mich nicht zufällig heiraten?“
Semra lachte. Lächelnd steckte ich mir zwei Finger in den Mund und stieß einen Pfiff aus.
„Hey Leute! Will jemand einen Cocktail? Es ist Happy Hour.“

 

Hallo Bas,

freut mich, dass du meine Geschichte gelesen hast und ich dich mit dem Ende ein wenig überraschen konnte. Insbesondere deshalb, weil ich mir überlegt hatte, dass das Quasi-Happy-End ja im Grunde genommen nur von relativ kurzer Dauer sein wird.
Du hast recht, besonders originell kann man -gerade bei Dystopien in einem ruhigen Stil- nicht herausstechen. Aber das wollte ich auch gar nicht, denn ich finde, man muss das Rad ja nicht bei jeder Geschichte neu erfinden.

Grüße vom Eisenmann

 

Hallo Eisenmann!

Ich hustete, während ich eine Dose Bier aufriss. Das Bier war lauwarm.

Dass schon in den ersten beiden Sätzen eine unschöne Wiederholung vorkommt, lässt darauf schließen, dass der Text nochmal überarbeitet werden müsste. Na ja, welcher Text müsste das nicht, doch hier fällt das auf Anhieb ins Auge.


Am besten gefielen mir „Kaukasische Grippe breitet sich weiter aus - WHO ratlos“, „Gesundheitssystem komplett zusammengebrochen“ und „Jeder Impfstoff wirkungslos - Gott steh uns bei!“

Das finde ich eine sehr schöne Idee, mit Hilfe der kurzen Meldungen den Hauptteil der Vergangenheit zu erzählen. Abrisshaft, eigentlich mit Bildern, die sofort ins Hirn gehen, eben auch eine Form von "Show, don't tell!"
Ich hatte mir das aufgeschrieben, als ich beim Lesen war. Leider hälst du dich weiter hinten gar nicht mehr daran, sondern schreibst in der Vergangenheit, in der Vorvergangenheit sogar, so dass wir dann tatsächlich da angekommen waren, wo du uns in deinem Posting hinnavigierst: zu einem Bericht.
Schade, wenn du - analog den Zeitungsausschnitten - abweichende Formen gefunden hättest, die notwendigen Informationen zu liefern, hätte ich da ohne Zögern mitgehen und die Empfehlung unterstützen können.

Er hörte sich an wie eine gluckernde Heizung, die entlüftet werden musste,

Ich finde, ein Bild reicht aus, wenn du eines der beiden weglassen würdest, könnte der Satz davon profitieren:
Er hörte sich an wie eine Heizung, die entlüftet werden muss.

oder

Er hörte sich wie eine gluckernde Heizung an.

Ich bin ja immer für die knappe Formulierung gewesen, soviel wie nötig, so wenig wie möglich.
Ich glaube, darauf lässt sich das Geschäft des Wortehändlers wohl auch reduzieren, was?

Es sind noch einige unschöne Formulierungen drin, die bei einer nochmaligen (ich bin sicher der Text ist mindestens schon durch zwei Überarbeitungen gegangen) Überarbeitung ohne Zweifel rausfliegen oder geändert werden würden:

... und sein Lebenstraum hatte immer aus einer Cocktaillounge bestanden.

Kann der Lebenstraum aus etwas bestehen? Außer aus Luftblasen vielleicht.

Also, das Teil wäre wirklich schön geworden (ich mag diesen Zirkelschluss, dass der eine des Anderen Lebenstraum weiterführt), wenn du etwas ausgefallenere Formen für die Darbietung der Fakten gefunden hättest. Ansatzweise hast du es schon gebracht, wie man es lösen könnte.

Zumal ja die Story an sich nun überhaupt nichts Neues enthält.

Schöne Grüße von diesseits!

 

Hallo Hanniball,

vielen Dank für dein Feedback und die Anmerkungen. Ich kann deine Ansicht durchaus nachvollziehen, dass es sich ja eigentlich nur um einen Bericht handelt. Das freut mich insofern, weil es ja auch ein Bericht werden sollte;).
Auch danke ich dir für deine Hinweise bzgl. der überflüssigen bzw. "unschönen" Formulierungen. Und du hast vermutet, mein Text wurde zumindest schon zweimal überarbeitet. Ehrlich gesagt wurde der Text durch mich wesentlich öfter als zweimal durchgearbeitet. Schade, dass dir einige Passagen bzw. Teile nicht gefallen. Allerdings muss ich sagen, dass mir der Text -gerade weil ich ihn des öfteren gewissenhaft überarbeitet habe- in seiner jetzige Form eigentlich ganz gut gefällt, sowohl was die Formulierungen, das Erzähltempo oder die Darstellung der Fakten und einzelnen Episoden betrifft.
Aber wie bei allem ist das ja immer auch Geschmackssache.:)

Vielen Dank nochmal für deine Anmerkungen und viele Grüße zurück vom Eisenmann

 

Hallo JoGy,

vielen Dank für das Kompliment. Wenn eine Geschichte auch ganz einfach nur unterhalten kann, dann hat sie ja ihren Zweck schon sehr gut erfüllen können!;) Ich gebe natürlich zu, dass viele der anderen Kommentatoren recht mit ihren Anmerkungen haben, sei es jetzt der Gestank der Toten, Ungezieferprobleme, Aussagen verschiedener Institutionen, usw. Aber ich denke, man kann eine Geschichte nie bis ins letzte "perfekt" durchstylen - ein bisschen Verschnitt bleibt halt immer. Ich verbuche den dann unter "künstlerische Freiheit"!:D

Dankende Grüße vom Eisenmann

 

Ich könnte könnte mich den Kritikern anschliessen und über die Probleme philosophieren, die so viele Leichen machen. Wie lange Lebensmittelvorräte und Trinkwasserversorgung da wohl mitmachen ... aber ich hab gar keine Lust, denn es ist Happy Hour und mir gefällt die Idee, so unter zu gehen einfach zu gut. Prost und danke für's Schreiben.

 

velvet

Na dann mal Cheers und Prost! Und danke für deinen Kommentar, freut mich! :)

 

Hallo Ronnie!

Vielen Dank für dein Lob und dein Feedback. Wie auch bei den anderen Kommentatoren freue ich mich natürlich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Ganz besonders auch unter dem Gesichtspunkt, dass dir mein Sprach-/Schreibstil zusagt.:)
Mir war halt vorrangig die menschliche Seite der Geschichte wichtig. Ich hatte mir dabei immer vor Augen geführt, wie ich mich wohl (hoffentlich) in so einer verzweifelten Situation verhalten könnte - das Maximum an "positiven" Dingen rausholen erscheint mir jedenfalls wesentlich erstrebenswerter als apathisch auf das Ende zu warten.
Wie gesagt - es freut mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat.

Viele apokalyptische Grüße vom Eisenmann

 

Hallo Eisenmann,

Wow, der Schreibstil hat mich sofort gefesselt. Das nüchterne Ruhige gefällt mir.
Diese Stimmung kommt erstaunlich gut rüber, und obwohl die Lage so aussichtslos ist, wirkt es auf mich sehr authentisch. Es wird einfach auf den Tod gewartet... also macht man das Beste draus, und das Beste ist nunmal warmes Bier und bis zum Abend denken.
Das Happy End ist für mich eine Verkettung sehr vieler Zufälle, die so nach reiner Logik sehr unwahrscheinlich erscheinen. Aber ich gönne es dem Protagonisten. Und schließlich warten sie auch nur auf den Tod, und das macht es eben nicht zu einem Happy End.
Deswegen sowohl der Schreibstil als auch die Personen sind überaus glaubwürdig und fesselnd. Hat mir sehr gefallen :)

Viele Grüße
Bellasinya

 

Huhu Bellasinya!

Vielen Dank für deinen netten Kommentar und das schöne Lob! Das freut mich, dass dich meine Geschichte unterhalten konnte, obwohl da ja mehr oder weniger der ganze Planet draufgeht!;)
Nun ja - ich weiß ehrlich gesagt selbst nicht, ob das jetzt ein Happy End ist oder nicht. Ich denke, das kommt auf die Perspektive an. Aber das muss ich als Autor ja zum Glück gar nicht entscheiden, sondern das muss jeder Leser für sich selbst herausfinden.

Viele liebe Grüße vom Eisenmann

 
Zuletzt bearbeitet:

Übers Herkommen des Schwarzen Todes im 14. Jh. streiten sich die Gelehrten heute noch. Es muss dem damals gläubigen Volk wie die Apokalypse vorgekommen sein. Sicher ist, dass die Pest 1/3 der europäischen Bevölkerung dahinraffte in nur sieben Jahren seit 1347.* Eine frühe Form der Globalisierung (die Handelswege nach Asien wurden ausgebaut) und städtischen Entwicklung wird ihren Beitrag geleistet haben. Träger waren i. d. R. Ratten (in Personalunion mit Floh und Laus). Möglich, dass im Mittelmeerraum und auf der Krim Ratten als chemische Waffen gegen belagerte Städte eingesetzt wurden. Wikipedia verbreitet da ein gewaltiges Märchen, dass Pesttote in Städte hineinkatapultiert wurden, was aufgrund des menschlichen Körperbaus ein - wenn auch kein sonderlich reines - Glücksspiel für die Schützen würde.

Die europäische Bevölkerung, die seit dem 9. Jh. ums Vierfache gestiegen war, wurde um wenigstens anderthalb Jahrhunderte zurückgeworfen (ebenso die wirtschaftliche Entwicklung), wie heute bei der neoliberalistischen Pest, welche den mit Blut errungenem Sozialstaat innerhalb von zwo Jahrzehnten um anderthalb Jahrhunderte zurückgeworfen hat und nicht etwa die Klassengesellschaft, sondern den Feudalismus wieder aufleben lässt im Geld- und Dienstadel.

lieber Eisenmann.

Ja, das ist eine doppelte Folter, aus der Dose und vor allem lauwarmes Bier, aber früher nicht nur als Suppe – bereichert nicht nur um hartes Brot, sondern auch warmer Wurst (Blut- oder Leberwurst, zB, was einen Panhas- und Blutwurstesser wie mich überhaupt nicht abschrecken kann) und diversem Grünzeug – das Frühstück nicht nur des kleinen Mannes, bevor Kaffee den Frühstückstisch eroberte und mit dem Muckefuck eine soziale Spaltung schon an Küchentischen ermöglichte, denn der genannte Wagentyp in der Geschichte, lässt mich vermuten, dass wir uns in der Mittel-, wenn nicht gar Oberschicht befinden. Und da kann man auch wieder auf den Schwarzen Tod zurückgreifen, der vorm Hochadel so wenig Respekt hatte wie vorm Bettelmann.

Nun ja, ob Apokalypsen unterhaltend sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Das ist einem, dem der alltägliche Horror eigentlich schon zu viel ist, als dass er Vergnügen empfinden könnte (und wenn, dann aus einer total entgegengesetzten Richtung) und ich bin wahrlich dankbar, dass es keine öffentlichen Hinrichtungen zur Erbauung des Publikums mehr gibt - wenn man so will, fing damit die Pest der Verfolgungen - ob Juden, ob Hexen oder anderem "unwerten" Leben - an.

Und dennoch gefällt mir von Deinen Texten, die ich bisher gelesen habe, dieser tatsächlich am besten. Zudem liefert er ja – bei allen möglichen Einschränkungen – so etwas wie Hoffnung, selbst wenn die als eine Art Geschäft daherkommt – oder, um's mit Ray Davies und den Kinks zu sagen: Everybody's in Show-Biz.

Immerhin gebar das Jahrhundert des Schwarzen Todes die Renaissance und somit vom Mittelalter, das in Wirklichkeit gar nicht so dunkel war, wie uns glauben gemacht werden soll. Denn wer bestimmt schon, was mittelalterlich sei - außer der lebenden Generation.

Trivialeres:

„Tabulose Teenys“
„Teenies“ Plural von Teeny, typische deutsche Wortschöpfung zum engl. teen[ager], pl. "teens"

„Jeder Impfstoff wirkungslos - Gott steh uns bei!“.
Der Abschlusspunkt ist entbehrlich und wird ganz gut vom Ausrufezeichen vertreten. Ähnlich hier
Wir kennen uns aus der Uni.“.
Da hastu wahrscheinlich im Reflex noch ein unnötiges Pünktchen gesetzt ..
„Ich weiß. Ich saß in Schuldrecht hinter dir. Und in Strafrecht auch. Wahnsinn, dass du noch lebst. Ich meine, so meine ich das natürlich nicht, aber trotzdem super, dass du...“.
Hier ähnlich wie zuvor, aber zudem: die Auslassungspunkte, wie Du sie gesetzt hast, behaupten fälschlicherweise, dass am Wort zuvor wenigstens ein Buchstabe fehle (da wäre dann ein Apostroph sparsamer im Gebrauch bei Auslassungen.) Also besser eine Leerstelle zwischen letztem Wort und dem ersten Punkt der Auslassungspunkte.

Zur Kommasetzung

..., geschweige denn[,] ein Heilmittel entwickeln.
(mal der seltene Fall, dass der Infintiv ohne zu gebildet werden kann. Gleichwohl ist [zu] entwickeln vom Substantiv abhängig.

Er wollte sich eine eigene[,] kleine Wohnung nehmen und hatte …
Besser Komma, da eigene und kleine gleichrangig sind (was bei der Ersatzprobe mit der Konjunktion und der Satzaussage keinen Abbruch zufügt).

Mein Vater hatte sich von uns getrennt, als ich drei Jahre alt war[,] und mittlerweile irgendwo eine neue Frau und neue Kinder.
Hört sich an wie das neue Auto … als wären Frau und Kind(er) Besitz/Eigentum des Herrn Vater. Da darf diese Welt ruhig untergehen.
Das Komma beendet den mit der vergl. Konjunktion eingeleiteten Nebensatz und die Konjunktion und führt den Hauptsatz
Mein Vater hatte sich von uns getrennt ... und mittlerweile irgendwo eine ... Frau und ... Kinder

Das war wohl auch der Grund, warum ausgerechnet er, ein unbeholfener Junggeselle[,] Ende 40[,] mit Bauchansatz und Halbglatze[,] eine umwerfend attraktive Freundin gefunden hatte, um die man früher in einer Arena gekämpft hätte.
(alles nachgestellte Attribute Joachims, die durch Komma abgetrennt werden)

Diverses

„Erzähl mir von deiner Kollegin. Du weißt schon, die Dunkelhaarige.“
„Dunkelhaarige“ besser klein, da nachgestelltes Adjektiv und Attribut zur „Kollegin“. Ansonsten sollte er von "der Dunkelhaarigen" erzählen.

Statt dessen traf er mich, als wir …
„Stattdessen“ besser zusammen

Jetzt mal wirklich was Kompliziertes

… „das Ende der Welt“ herbeischrieen.
Ohne doppel e wie im Kaffee. Aber im Ernst: Herbeischrien liegt in der Entwicklung des Verbs schreien vom lautmalenden ahd. scrian zum mhd. schrien – schre/i - (ge)schrirn.

Selbst Sprache ist nicht geradlinig - wie's richtige Leben, das immer wieder Haken schlägt.

Gern gelesen vom

Friedel,
der zur Empfehlung gratuliert und ein schönes Wochenende wünscht!

* Zum Vergleich in kriegerischen Auseinandersetzungen: Zweieinhalb Jahrhunderte später brauchte es 30 Jahre, um die Bevölkerung des Heiligen Römischen Reiches teutscher Nation um 1/3 gegenüber dem mutmaßlichen Stande von 1618 zu senken.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedel!

Vielen Dank für deine ausführliche Rezension und deine Anmerkungen.

Pesttote (bzw. zerhackte Teile von ihnen) wurden übrigens meines Wissens nach tatsächlich mit Katapulten in Städte geschossen - ich glaube nicht, dass das ein Märchen war.

Bei meinen Protagonisten handelt es sich um ganz normale Leute, ein Student und ein Bürokaufmann. Der Porsche, die Villa, der Schmuck - das gehörte nicht ihnen. Sie haben sich die Sachen lediglich von den Toten genommen. Eigentlich sollte das ein Bild dafür sein, wie vergänglich und im Grunde genommen wenig wert materielle Dinge sind, wenn man dem Ende seiner eigenen Existenz gegenübersteht. Das ist kein Aufruf an Anarchie oder das fremde Wertgegenstände weniger wert sind, weil sie eben "fremd" sind und nicht einem selbst gehören. Meine Figur hätte die Bierdose genauso gut auf ihren 20 Jahre alten VW Polo werfen können. Denn alle Figuren in der Geschichte haben nur noch ein paar Wochen zu leben - wieviel ist denn dann noch ein Porsche (oder Polo) wert?

Auch bin ich mir nicht unbedingt sicher, was du mit "Geschäft" im Sinne eines Happy-Ends meinst. Die "Wiedereröffnung" der Cocktail-Bar vielleicht? Der Prot hat sich nicht mir Semra zusammengetan, um eine Kneipe aufzumachen. Meine Hauptfigur ist froh, dass er im Angesicht des mehr oder weniger sicheren Todes seine Studienkollegin getroffen hat - die Möglichkeit, wenigstens etwas Zeit mit einem für ihn besonderen Menschen verbringen und diesen (vielleicht) auch lieben lernen zu können. Also für mich hat das nichts "geschäftliches", sondern ausgesprochen "menschliches" an sich.

In jedem Fall freut es mich, dass dir dieser Text im Vergleich zu meinen anderen Geschichten gefällt und vielen Dank für deine Gratulation zur Empfehlung.

Viele Grüße und einen guten Start in die neue Woche wünscht der Eisenmann

 
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Nix zu danken,

lieber Eisenmann,

aber einfacher und fürs Katapult geeigneter aufgrund von Größe und Form wären sicherlich Ratten gewesen. Allein der menschliche Kopf wäre m. E. in diesem denkwürdigen Spiel als Geschoss geeignet. - Die Pest hatte sich, wenn man es so sagen darf, 1353 totgelaufen und mit der Renaissance schimmerten die ersten Strahlen der Neuzeit herüber, an deren Anfang der Genozid an indigenen Völkern steht - auch eine Art von Apokalypse.

Auf jeden Fall hat sich seit Gilgamesch und Noah immer wieder bewahrheitet, dass es nach der Apokalypse und hieße sie Sintflut*wieder vorwärtsging. Und genau das vermein ich immer noch in der Schlussszene ([ˈʃlʊsst͜seːnə] - mein Gott, die Rechtschreibreform zwingt einen auch, die Zahl gleicher Buchstaben zu zählen, dass man doch besser die auflockerndere Lautschrift verwende) zu erkennen

Während sie zu mir hinter die Theke kam, dachte ich an Joachim und seine Freundin. Und an seinen Traum von einer Cocktailbar, den er sich auf der Uniwiese verwirklicht hatte.
„Weißt du, wir könnten die Bar wieder aufmachen. Die hat mal einem Freund von mir gehört und der Laden ist eine richtige Goldgrube. Keine Konkurrenz weit und breit.“
„Das klingt gut. Wir brauchen aber eine Gaststättengenehmigung.“
„Kein Problem, wofür haben wir denn Jura studiert? Du willst mich nicht zufällig heiraten?“
Semra lachte. Lächelnd steckte ich mir zwei Finger in den Mund und stieß einen Pfiff aus.
„Hey Leute! Will jemand einen Cocktail? Es ist Happy Hour.“
Da findet sich doch ein Paar buchstäblicher Existenzgründer, wie's im Jargon der Handelskammern heißt, als wäre nicht die Existenzgründung schon mit der Geburt gegeben.

Gruß und schönen Restsonntag vom

Friedel,
der übrigens
* Dein Sintflutgeschichte (0.2) auch gelesen hat, aber so recht nicht warm wurde damit. Klingt mir sehr nach Blutrache ...

 

hi, eisenmann

ich weiß, mein beitrag kommt etwas spät, aber immerhin^^

ich kann mich nur ernst und lexi anschließen, ich fand die geschichte super.
total entspannt und relaxed kurz vorm ende der welt.
ist mal anderes, als diese ständigen zombieverfolgung und kämpfe und so weiter und sofort^^
davon würd ich gern mehr lesen

beste grüße

Eric Tacrett

 

Hallo Eric!

Vielen Dank für dein Lob und dein Feedback. Das freut mich, dass dir die Geschichte gefällt. Ich wollte auch mal eine "ruhig" Apokalypse beschreiben, und nicht immer nur Walking-Irgendwas-Szenarien;)!
Schön, dass mir das ja scheinbar gelungen ist!

Viele Grüße zurück schickt der Eisenmann

 

Hallo Eisenmann,

es hat Spaß gemacht, zur Abwechslung eine "entspannte" Apokalypse mit Cocktails mitzuerleben. Die Geschichte wirkt auch realistischer als die Stories, an denen am zweiten Tag ohne Strom der Mensch dem anderen zum Wolf wird. Kurzum, ich liebe dieses Setting und habe die Geschichte genossen. Die absolute Hoffnungslosigkeit in dieser Welt und die Reaktion der Menschen darauf (Hedonismus) ist super interessant.

Das Problem mit der absoluten Hoffnungslosigkeit (ohne Zombies, Aliens, Roboter oder marodierende Banden) ist, dass es nicht wirklich Konflikte (und damit Plot) gibt. Es ist fast unmöglich, eine bedeutsame Handlung zu erschaffen, wenn alle eh bald tot sind. Selbst innerer Konflikt ist da schwer.

Vielleicht noch als Idee: Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass diese Pandemie wirklich alle infiziert hat. Es muss doch massenhaft Inseln geben, die nicht infiziert sind (aber deren Bewohner sich nicht mehr aufs Festland trauen). Oder Regierungsangestellte, die sich in Bunkern versteckt haben. Oder Biologen und Ärzte in Seuchenschutzanzügen.

Wie wäre es denn damit: 99% der Erdbevölkerung sind unheilbar infiziert, und der Rest hat rechtzeitig Schutzanzüge gefunden und ist deshalb nicht infiziert. Diese Leute hätten Hoffnung, und ihre Handlungen hätten Konsequenzen. Und die Interaktionen mit den Infizierten (die Gottseidank diesmal keine Zombies sind) könnte genug bedeutsame Handlung für einen Plot geben.

Meiner Meinung nach ist Geschichte super, nicht spannend, aber trotzdem interessant. Außerdem gut geschrieben.

 

Hallo Eisenmann,

deine Geschichte ist gut, keine Frage. Die positiven Dinge wurden hinreichend geschildert, nur kurz ich fand sie stilistisch gut geschrieben, das Setting macht Laune und ich hab mich gut unterhalten gefühlt. Kurze Einblicke in interessante Begebenheiten, das reicht, da muss kein Thriller oder Krimi draus enstehen.

Als Anregung wollte ich mit dir folgenden Link teilen. Überleg mal .. es gibt nach der Apokalypse zwar Überlebende, aber kaum noch Nahrung ... die Reise zum Spitzberg beginnt! :)

http://www.jetzt.de/jetzt-magazin/vereinigte-saaten-591829

Vielleicht gibt es das auch mit Cocktails. :D

Grüße,

sonne

 

Hallo liebe Kommentatoren!

Sorry, dass ich erst jetzt endlich die Zeit finde, um zu antworten.
Gaex
Das freut mich, dass dich meine Geschichte -auch ohne "Spannung";)- unterhalten konnte. Ich wollte die Konflikte, wenn man das so bezeichnen will, eher auf die innere Sichtweise der Hauptperson angesicht des sicheren Todes legen.
Klar, Überlebende in Geheimlabors, Bunkern und/oder einsamen Inseln sind natürlich denkbar. Ebenso, dass bei knapp 8 Milliarden Menschen auch jemand immun gegen die Krankheit ist. Dann würde meine Geschichte allerdings wieder Gefahr laufen, in einen Post-Apokalypse-Abenteuer-Plot abzudriften. Das wollte ich ganz bewusst nicht - meine Geschichte sollte in Richtung "Carriers" oder "The Road" gehen, und nicht "Mad Max" oder "Walking Dead".

Apokalyptische Grüße vom Eisenmann
schwarze sonne

Hallo Schwarze Sonne,

auch an dich ein großes Sorry, dass ich erst jetzt antworte!

Es freut mich ganz besonders, wenn ich auch stilistisch unterhaltsam bin. Das rettet natürlich nicht die Handlung, ist aber immerhin schon die halbe Miete;)!
Interessanter Link - ein Saatenbunker! Cool, im klimatischsten Sinne des Wortes. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass bei sehr wenigen Überlebenden die Nahrungsknappheit erst nach ein paar Jahren zu einer ernsthaften Bedrohung werden würde, wenn überhaupt. Allein schon konservierte Nahrung dürfte ziemlich lange vorhanden sein. Von rasant steigendem Wildbestand und jagdbarer Beute ganz zu schweigen. Ich denke, in so einem Szenario, wie ich es beschrieben habe, dürften Krankheiten und Verletzungen wesentlich bedrohlicher sein als Hungersnöte oder Dürreperioden. Aber wer weiß? Ich persönlich vermute eher, dass spätestens nach ein paar Monaten die größte Gefahr durch riesige Strahlungsmengen und radioaktive Verseuchung ausgehen würde, wenn alle weltweit vorhandenen AKW so langsam verrotten und sie nicht mehr gewartet werden. Hab mal einen sehr interessanten Bericht im Sinne eines Was-wäre-wenn-Szenarios gesehen. Da wurde genau so etwas beschrieben.

Viele Grüße am warmen Sonntag vom Eisenmann

 

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