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Serie Mächtige - Selfie

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19.05.2015
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Mächtige - Selfie

Der Maître Jules bemerkte ihn sofort, den eleganten Mann mit den kurzgeschnittenen weißen Haaren und dem dunkelblauen, auf Figur geschnittenen Maßanzug. Feinstes Tuch mit einer besonders intensiven Farbtönung umhüllte ihn, und ein kaum merkbarer Ansatz von Fülle wölbte das Sakko. Zusammen mit einigen Männern als Entourage betrat er das Sternerestaurant des Hotels, wartete mit kerzengerade Haltung, ruhelos umherirrenden Augen und Armen, für ausholende Gesten gemacht. Er stand bloß da. Seine Begleiter verschwanden hinter ihm. Sie glichen sich in ihren Frisuren und waren alle noch jung.

Jules prüfte den Sitz seiner Hose. Zupfte hier, zog da und strich sich über das Hemd, um auch kleinste Staubkörner zu entfernen. Dann näherte er sich der Gruppe um den Mann. Auf dem Gesicht ein verbindliches, weiches Lächeln. Perfekt. Ehrlich, aufrichtig, empathisch.
Martin Kohn war Stammgast. Ein aufstrebender Politiker, Hamburger, Unternehmer und mit einer der reichsten Frauen des Landes verheiratet.

„Herr Kohn, ich freue mich, sie heute Abend zu begrüßen. Darf ich einen Tisch für Sie auswählen?“
Kraftvoller Handschlag zwischen den beiden, zugewandt, als wären sie alte Freunde.
„Selbstverständlich, Jules. Ich gebe mich vollständig in Ihre Hände.“

Der Blick des Maître wanderte durch den Speisesaal. Sorgfältig gedeckte Tische mit mehreren Lagen blütenweißen Damasts. Draußen zeiget sich die Sonne eines lieblichen Frühlingstags, im Speisesaal spiegelte sich das Licht der Kronleuchter auf dem Besteck und Kristall, das auf den Tischen verteilt war.

Nur wenige Gäste bevölkerten am frühen Abend das Restaurant, ältere Damen und Herren, die distinguiert aneinander vorbei starrten. Weinflaschen und bunte Vorspeisen standen auf den Tischen. Jules dachte über den richtigen Platz für die Gruppe um Herrn Kohn nach. Der Tisch an der Fensterfront mit Blick auf die Kathedrale und die Blüten der Kirschbäume? Besser nicht. Asiatische Geschäftsleute saßen zwei Tische daneben, tranken Chateau Petrus und unterhielten sich laut und gestenreich. Der Maître entschied sich für den Platz in der Ecke, ein diskreter Ort, abgedunkelt, für Liebespaare oder Prominente geeignet. Die Männer folgten ihm durch den Saal.

„Gefällt Ihnen der Platz, Herr Kohn?“
„Perfekt, Jules. Perfekt.“

Martin Kohn setzte sich so, dass er den Saal überblicken konnte. Ihm entging das Pärchen ein paar Meter entfernt nicht. Der Junge war blond, sportlich, muskulös, die schwarzen Haare des Mädchens glänzten und schimmerten im Licht der Kerzen und Leuchter blau. Sie waren gekleidet, als wäre es ein Rendezvous, das ihnen wichtig war. Das Mädchen trug ein kurzes schwarzes, eng geschnittenes Abendkleid. Selbst im Sitzen war ihr runder Hintern deutlich erkennbar. Die größte Aufmerksamkeit aber erregte ihr Dekolleté, üppig, quellend, vermutlich sorgfältig in Form gebracht. Kohns Augen schwelgten in dem Anblick, weil er sich an seine eigenen hoffnungsvollen Rendezvous erinnerte. Die Erwartung war das Schönste. Er starrte auf sie, während die anderen auf ihn einredeten. Der junge Mann dachte darüber nach, woher er den Weißhaarigen kannte und beschloss, stolz darauf zu sein, Bewunderung hervorzurufen.

Jules kam an den Tisch zurück, Speisekarten in der Hand. Die Weinkarte gab er Herrn Kohn.
„Meine Empfehlung ist unser Gourmet-Menü. Hummer mit Fenchel und Blutorange oder Rehrücken mit Macadamia, Rotkohlpüree und Rosenkohl als Hauptgang.“
„Nehmen wir, Jules. Für alle.“
„Chateau Latour? Wir haben noch ein paar Flaschen 2000er.“
„Sehr gerne.“

Essen mit angeregtem Geplauder über die anstehende Wahlkampagne, die Chancen. Risiken. So was. Am liebsten hörte er den Klang der Wörter, die sein eigener Mund formte, die Stimme, die seinen Bauch vibrieren ließ. Die Männer am Tisch gaben ihm Stichworte.

„Wir konzentrieren uns auf die Zunahme der Sympathiewerte. Wenn es sich lohnt, mache ich eine Home-Story. Ich, meine Frau, die Kinder. In der Villa in Saint-Tropez am Pool. Oder in der Stadtwohnung an der Alster, das ist urbaner. Finden Sie bitte raus, was besser ist.“
„Ich stehe für klare Kante. Wer sich als Deutscher erweist und sich an die Regeln hält, kann hierbleiben. Egal welche Religion. Juden, Moslems und das andere Zeug. Ja, klar, das sagen wir nicht so.“
„Ich habe immer schon eine tolerante, liberale Haltung eingenommen. Gesetzesbruch muss hart gemaßregelt werden, um Zeichen zu setzen. Besser, oder?“
„Für die Frauenquote bin ich auf jeden Fall. Das müssen wir deutlich sagen. Da können sich die Weiber austoben. Und wir müssen auf das Journalistenpack und die Intellektuellen aufpassen. Na ja, sie wissen schon.“
„Lächeln klappt bei mir gut, die Frauen stehen auf mich. Die jungen und besonders die alten.“
„Übrigens, haben sie den Abgang von diesem Wein bemerkt. Phänomenal. Wie der im Mund bleibt. Das überwältigt einen richtig. Der schmeckt wie ein Mann, der sich nimmt, was er will. Chateau Latour war und ist mein Lieblingswein. Nicht so verweichlichtes Zeug, das süßlich und mit einer Menge Duftnoten daherkommt. Ich hasse zum Beispiel Mouton-Rothschild. Da kleben Künstleretiketten auf der Flasche. Das sagt alles.“
„Der Maître hier, der versteht was vom Geschäft. Diskret. Wie zart das Fleisch ist. Wie ein unschuldiges Mädchen. Exquisit, wie es sein sollte. Ich bestelle eine zweite Flasche. Hinreißend, wie der den Mund füllt.“
„Wahnsinnig schokoladig die Mousse. Ich liebe es, wenn’s nicht so zuckrig ist. Noch einen Mokka und anschließend werde ich herrlich schlafen. Die haben geschmackvolle Zimmer hier, antike Möbel und Kronleuchter. Fühle mich hier wie daheim. Wo übernachten sie eigentlich?“
„Meine Herren. Ich muss ins Bett. Wann kann ich mit ihrem Konzept rechnen?“
„Ende der Woche? Einverstanden.“

Das junge Pärchen war gegangen. Herr Kohn hatte noch einen langen, verträumten Blick auf die Kleine geworfen. Der Saal war mittlerweile voll geworden. Der Lärm der Stimmen flog über Gläser und Teller hinweg. Die leise Musik verhauchte darin. Die Stimmung war anregend und frisch wie ein Samstagabend in einem noblen Hotelrestaurant sein sollte.

Jules schwitzte nie, nur die roten Backen verrieten, dass er ohne Unterlass von Tisch zu Tisch eilte, lächelnd und beflissen. Sein Lieblingsgast verlangte die Rechnung. Er federte zum Tisch. Alles wurde leichter. Nicht weil er nach einem hohen Trinkgeld gierte. Nein, er mochte diesen Mann aufrichtig und glaubte an dessen Parolen. Nur mit seinen Vorstellungen zum Umgang mit den Fremden war er nicht einverstanden, zumindest nicht mit dem, was er in der Öffentlichkeit verkündete.

Jeder macht seinen Job und muss die richtigen Worte und Verhaltensweisen kennen. Zum Beispiel gegenüber Gästen, die sich nicht benehmen konnten, die ihn und seine Kollegen abkanzelten, sich über Kleinigkeiten beschwerten und nicht einmal ein anständiges Trinkgeld gaben. Herr Kohn war da anders. Alter Schlag, korrekt, freundlich, großzügig, bei ihm war der Diener ein Mensch. Nicht, dass er sich gleichwertig fühlte. Jules wusste, dass es einen Unterschied gab, ja geben musste. Die Entourage glotzte in die Luft, als er zum Tisch kam, als wäre er nicht existent. Das Gespräch erlosch augenblicklich. Sie hatten glasige Augen, während der Weißhaarige ihn anlächelte.

„Jules, das war wieder ein ausgezeichnetes Essen. Und der Wein erst. Die Rechnung bitte auf das Zimmer. Hier, das ist für sie.“
Ein gefalteter grüner Schein. Der Diener verbeugte sich.
„Vielen Dank, Monsieur. Das wäre nicht nötig gewesen.“
„Doch. Jeder soll bekommen, was ihm zusteht. Das ist das Wichtigste.“
„Eine angenehme Nacht für Sie, Herr Kohn. Ich werde ihnen noch ein kleine Aufmerksamkeit zukommen lassen, damit sie besser einschlafen.“
„Ah, nicht nötig, Jules.“

Der Maître schwebte vom Tisch weg, während Herr Kohn mit der Entourage aufbrach, ihre Hände schüttelte und sie in die Nacht entließ. Auch die anderen Gäste erkannten, wer da mit ihnen im selben Saal war. Verstohlen warfen sie ihm Blicke hinterher, dennoch sprach ihn keiner an, vielleicht, weil der bullige Leibwächter zu ihm getreten war, der am anderen Ende des Raums still sein Ragout verschlungen hatte. Auf dem Weg zu den Zimmern blieb er nahe bei seinem Schützling. Als wolle der glatzköpfige Mann mit den abstehenden Ohren Herrn Kohn verhaften. Ihre Schritte wurden vom Teppich verschluckt. Der bullige Mann und Kohn sprachen nicht miteinander, weder im Aufzug noch während der Durchsuchung der Suite, bevor der Weißhaarige sie betrat. Das Himmelbett mit dem seidenbespannten Baldachin, war richtig einladend. Voller Wärme und Behaglichkeit, wahrscheinlich wegen diesem gedämpften Licht und der klinischen Sauberkeit. Herr Kohn roch an den Blumen, die auf dem Tisch standen. Weiße Rosen, die an einen Sommerabend in der Provence, an Blumen und Kräuter erinnerten. Bestimmt gab es irgendwo versteckt Düsen zur zusätzlichen Beduftung. Er schickte den Wächter weg, der in einem kleinen Zimmerchen neben der Suite untergebracht war. Die Tür fiel mit einem satten Klacken zu.

Endlich war er allein und konnte die Jacke ablegen und die die Krawatte lösen. Trotz des Weines war die Anspannung geblieben. Eine laue Luft strömte ihm entgegen, als er das Fenster öffnete und den Kopf eine Weile zum Himmel streckte. Der Mond war sichtbar. Nur wenig Dunst davor. Die restliche Müdigkeit verschwand und er holte Tablet und Smartphone aus der Tasche, um Nachrichten zu prüfen und die eine oder andere Mail zu schreiben.

„Wunderbares Essen am Abend und dazu Chateau Latour. So lässt es sich leben. Etwas müde und bald im Bett. Ich denke an dich und liebe dich. Mxxx,“ schrieb er an seine Frau. Zwei blaue Häkchen. Sie hat die Nachricht erhalten und gelesen. Keine Antwort.

Pflichterfüllung, ebenso wie die Mails an die Parteifreunde, die er noch abschickte. Er schrieb, dachte nach und vergaß die Zeit.

Unterdessen war Luisa zu ihm unterwegs. Das Mädchen war zwanzig Jahre alt und stolz darauf, gleich bei ihrem ersten Job in solch einem erstklassigen Hotel zu arbeiten. Ihr Onkel Jules protegierte sie.

„Du klopfst einfach an. Bevor Kohn aufmacht, fängst du an zu lächeln. Das bekommst du hin. Denk an was Schönes. Sobald die Tür aufgeht, eine kleine Verbeugung, mehr ein Nicken. Dann sagst du: ‚Eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses.‘ Mehr nicht. Er wird sich auf jeden Fall freuen. Vielleicht bekommst du ein Trinkgeld. Schaffst du das, Luisa?“, sagte ihr Onkel zu ihr.
„Kein Ding, krieg ich hin.“

In der Hand hielt Luisa eine Flasche Chateau Margaux. Kohn war der zweite Prominente, den sie aus der Nähe sehen würde, aber der erste, dem sie gegenüber stünde. Der erste war Justin Bieber, dessen Hinterkopf sie in der Menge gesehen hatte, als sie nach einem Konzert mit ihrer Freundin zwischen all den anderen stundenlang am Künstlerausgang gewartet hatte Sie war etwas aufgeregt, als sie den Fahrstuhl bestieg, holte ihr Smartphone aus der Tasche und machte ein Foto von der Weinflasche.

„Die bringe ich gleich zu dem Kohn. Du weißt schon, der Politiker. Der ist bei uns im Hotel.“
Auf die Antwort musste sie nicht lange warten.
„Haha, Das ist ein Pic von ner Flasche. Kann jeder machen.“
„Ne, echt.“
„Mach ein Selfie mit ihm.“
„Mm. Klar. Warum nicht.“
„Du meinst den Weißhaarigen, der immer im Fernsehen ist?“
„Ja, den.“
„Mach das mit dem Selfie, okay?“
„Äh, muss jetzt los.“

Luisa war längst im richtigen Stockwerk und durchquerte den Flur. Die Suite war am Ende des Gangs. Vor einigen Stunden war sie hier, um die Blumen im Zimmer zu arrangieren. Ein ganzer Strauß in hellstem, klarstem Weiß. Sie versenkte ihre Nase tief darin, weil sie sich an den Duft erinnern wollte, wie an einen Traum aus einer Zeit, in der sich alles veränderte.

In einem der Spiegel, die an den Wänden hingen, prüfte sie, wie ihre Uniform saß. Ein langer Blick. Sie war zu dünn, zu wenig Busen, zu feines, blondes Haar, das sie zusammen band und zu einem Zopf flocht. Seit sie im Hotel arbeitete musste sie sich daran gewöhnen Rock und Bluse zu tragen. Luisa war schmal und dünn, Kleidergröße 36, und selbst das war etwas zu weit. Sie schwitzte in den Strumpfhosen, die als Dresscode vorgeschrieben waren, auch wenn es warm war. Darunter trug sie zarte Unterwäsche, durchsichtig und winzig. Einen Freund, für den sie sexy sein könnte, hatte sie nicht.

Auf dem Weg über den Flur begann sie zu lächeln. Sie schnaufte durch und klopfte an die Tür. Gedämpfte Schritte, ein Ratschen des Schlosses. Dann stand er vor ihr, der Weißhaarige. In Socken, mit einem glänzend weißen Hemd, das ihm mit geöffneten Knöpfen aus der Hose hing. Sie musste an ihm hochschauen. Er war größer als im Fernsehen. Graue Augen musterten sie scharf. Sein Mund öffnete sich und er formte ein Lächeln. Die Lippen waren schmal, die obere ragte über und war voller. Etwas Dynamisches, Optimistisches ging von ihm aus, warum wusste sie nicht. Vielleicht wegen des Blicks oder der Körperspannung, die kerzengerade wie ein Baum vor ihr stehen ließ. Sie hielt Augenkontakt, als sie den eingeübten Spruch aufsagte und ihm dabei das Fläschchen Wein entgegenstreckte. Es entstand ein Moment der Stille. Luisa wollte gerade kehrt machen, aber der Weißhaarige stand weiter da und sie erinnerte sich an das Selfie.

„Herr Kohn. Darf ich sie noch was fragen?“
„Sicher. Na klar. Raus damit.“
„Entschuldigung, wenn es Ihnen nichts ausmacht, darf ich ein Selfie zusammen mit ihnen machen?“
„Ah, ich weiß. Ist gerade in Mode. Willst du dann deinen Freunden zeigen und irgendwo posten, was? Wie heißt du eigentlich?“
„Ich bin die Luisa.“
„Komm rein zu mir.“

Die Rosen waren in ein dämmriges Licht getaucht, der Foulard, mit rötlichen Pflanzenornamenten versehen, lag neben dem Bett, auf das sich Herr Kohn setzte und den Rücken durchdrückte. Die Weinflasche nahm er ihr ab und stellte sie auf ein Tischchen daneben.

„Setz dich zu mir. Luisa.“
Sie zögerte keinen Augenblick, während die schummrige Beleuchtung sein Gesicht im Halbdunkel versteckte. Oder von den grauen Augen, die sie unaufhörlich anstarrten. Oder der Stimme, die warm und wie ein selbstverständlicher Befehl klang. Luisa war klein neben ihm.
Schließlich zog sie das Smartphone aus der Jackentasche. Ganz nahe bei ihm. Die Schenkel berührten sich. Sie spürte seine angespannten Muskeln, während ihre Fingerkuppen über das Glas strichen, die Kamera einstellten und sie den Arm mit dem Gerät in der Hand ausstreckte. Auf dem Display waren sie und Herr Kohn zu sehen, er mit diesem ungeheuerlich selbstsicheren Grinsen. Die zarte Haut ihrer Wangen nur eine Winzigkeit von seiner entfernt. Er legte den Arm um sie und zog sie näher an sich. Sie sah es auf dem Bildschirm. Die Bartstoppeln rieben sich an ihrer Haut. Luisa drückte auf den Auslöser.

„So, Kleine. Und jetzt trinken wir zusammen den Wein.“

Kohn umfasste ihren Kopf mit beiden Händen, seine Lippen berührten ihre Stirn, die Haare kitzelten an ihren Ohren, er streifte das Hemd ab und kramte zitternd ein Schweizer Messer aus der Laptoptasche, um die Flasche zu öffnen. Im Kristall spiegelten sich ihre Gesichter. Luisa blieb einfach regungslos sitzen.

„Das mit dem Selfie hat nicht geklappt. Bin echt kaputt. Schreib dir nach dem Duschen oder morgen“, schrieb sie später der Freundin.

 
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Hey Isegrims

Ich habe deinen Text gern gelesen. Ich war mit dabei in diesem Restaurant und auch oben im Hotelzimmer. Du hast die Szene aus drei Perspektiven erzählt. Das fand ich recht gelungen. Dennoch fehlte mir am Ende was. Da bist du ganz nah bei dem Mädchen. Die beiden Männer, Jules und Kohn, die gehen fast verloren, vergessen. Ich habe jetzt auch keine konkrete Idee, aber wenn du am Ende mit der Kamera noch mal wegzoomst, oder Jules noch mal ins Spiel bringen würdest? (Ein Anruf, ob alles in Ordnung sei, oder so was) Das fände ich glaub gut. Also die Synthese der drei Perspektiven, wie die sich zusammenfügen oder sich aneinander reiben.
Die Darstellung der Macht kann insgesamt überzeugen. An einigen Stellen fand ich’s etwas too much. Diese ganze Innendekoraktion, da könntest du sparsamer sein, dafür hätte ich gerne noch etwas mehr in Kohns Kopf reingeschaut, geschmeckt, wie sich diese Macht so anfühlt.
Und die Gesprächsfetzen, da kannst du glaube ich auch kürzen, da habe ich ehrlich gesagt begonnen drüberzulesen. Zwei drei pointierte Aussagen, Schlüsselwörter, das könnte reichen, denke ich mir.

Zusammen mit einigen Männern als Entourage betrat er das Sternerestaurant des Hotels und wartete auf Aufmerksamkeit. Kerzengerade Haltung, ruhelos umherirrende Augen. Arme, die darauf warteten, ausholende Gesten zu machen. Er stand bloß da. Seine Begleiter verschwanden hinter ihm. Sie glichen sich in ihren Frisuren und waren alle noch jung.

Die beiden fett markierten Aussagen konterkarieren den Rest. Der wartet nicht auf Aufmerksamkeit, der erwartet und bekommt sie. Und auch seine Arme warten nicht. Das hat so was Unruhiges. Ausserdem: zwei Mal „warten“.
Ansonsten hast du den Typen gut auftreten lassen, finde ich.

Strich sich über das Hemd, um auch kleinsten Staubkörner zu entfernen.

kleinste (oder die kleinsten)

Besteck, Kristall, in dem sich das Licht der Kronleuchter spiegelte. Der Tag war sonnig. Lieblicher Frühling. Nur wenige Gäste hatten sich am frühen Abend eingefunden.

Da krieg ich ein Durcheinander mit den Lichtverhältnissen. Ich würde zumindest den sonnigen Tag streichen.

Verstohlene Blicke. Keiner sprach ihn an. Vielleicht weil der bullige Leibwächter zu ihm getreten war. Vom anderen Ende des Raums, wo er still sein Ragout verschlungen hatte. Für alles war gesorgt. Er blieb nahe bei seinem Schützling. Als wolle der glatzköpfige Mann mit den abstehenden Ohren Herrn Kohn verhaften. Ihre Schritte wurden vom Teppich verschluckt. Aufzugsfahrt. Durchsuchung der Suite, bevor der Weißhaarige sie betrat. Das Himmelbett mit dem seidenbespannten Baldachin, richtig einladend. Wärme und Behaglichkeit. Gedämpftes Licht und klinische Sauberkeit. Herr Kohn roch an den Blumen, die auf dem Tisch standen. Weiße Rosen. Wie ein Sommerabend in der Provence. Mit all den Blumen und Kräutern. Wahrscheinlich gab es irgendwo versteckt Düsen zur zusätzlichen Beduftung.

Die Passage empfand ich als Stilbruch. Du bist am Experimentieren mit verknapptem Stil und kurzen Sätzen. Während der Rest der Geschichte sich sehr angenehm liest, war mir diese Stelle hier zu abgehackt.


Schließlich zog sie das Smartphone aus der Jackentasche. Ganz nahe bei ihm. Die Schenkel berührten sich. Sie spürte seine angespannten Muskeln, während ihre Fingerkuppen über das Glas strichen, die Kamera einstellten und sie den Arm mit dem Gerät in der Hand ausstreckte. Auf dem Display waren sie und Herr Kohn zu sehen. Er mit diesem unglaublichen Grinsen. Die Köpfe berührten sich fast. Er legte den Arm um sie und zog sie näher an sich. Sie sah es auf dem Bildschirm. Wange an Wange. Die Bartstoppeln rieben sich an ihrer Haut. Luisa drückte auf den Auslöser.

Auch hier wirst du knapper, kürzer. Aber an dieser Stelle passt es gut. Für mich die stärkste Passage. Ich bin geneigt zu sagen: Hör doch hier auf. Du hast zwar auch so einen einigermassen offenen Schluss. Aber indem du Kohn das Mädchen anfassen lässt, sagst du eben schon sehr viel.

Oder eben: Noch was Synthetisierendes. Ein Blick auf das leere Restaurant, ein Anruf von Jules, der lange klingeln lässt, aber Kohn nimmt nicht ab. Aber das sind nur so Ideen.

Liebe Isegrims, das war ein spannender (also nicht wegen der Action oder so, aber wegen den verschiedenen Perspektiven) Text, den ich gern gelesen habe.

Peeperkorn

 
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Liebe Isegrims,
wenigstens kommt im letzten Satz eine überraschende Wende in deinen Text. Vorher konnte ich so etwas nicht entdecken. Nachdem ich mich durch den recht langweiligen Abend im Restaurant gelesen hatte, war sehr schnell klar, was kommen würde. Und dann habe ich nur noch gedacht, dass das mit dem Selfie doch nicht klappen könnte, weil der Herr Kohn (St.-Kahn?) doch nicht so blöd sein würde, sich in dieser Situation fotografieren zu lassen. Merkwürdigerweise war er dann doch damit einverstanden. So betrunken kann er aber nach zwei Flaschen Latour, die er mit den anderen geteilt hat, nicht gewesen sein. Aber, ich als Leser konnte aufatmen, das Mädchen gibt das Selfie nicht weiter. Warum? Da schweigt des Sängers Höflichkeit. Der Herr Kohn muss sehr gut zu ihr gewesen sein - oder sie hat eine ganz andere Idee:lol:.

Erst einmal zur Sprache: Hin und wieder scheint mir dieser verknappte Stil ganz gut zu passen, aber über weite Strecken finde ich ihn doch sehr anstrengend. Und dass er sich dann auch noch in der wörtlichen Rede findet, kann ich nicht nachvollziehen.

„Stimmungen entschlüsseln. Was der Wähler so denkt. Womit sich die Peer Groups beschäftigen.“
„Ich hab halt ständig neue Ideen. Bricht manchmal aus mir heraus. Ich ordre eine neue Flasche. Wie das den Mund füllt. Bin ganz hingerissen.“
„Die machen übrigens ein herrliches Mousse. Dazu trinken wir Sauternes.“
„Wahnsinnig schokoladig. Ich liebe das. Nicht so Zuckerzeug. Nein, Kakao. Dazu der Wein auf der Zunge. Noch einen Mokka und danach werde ich herrlich schlafen. Die haben geschmackvolle Zimmer hier. Antike Möbel und so. Bin ja hier schon fast daheim. Wo übernachten sie eigentlich?“
„Novotel. Klingt auch ganz nett. Modern. Klar, das Budget ist begrenzt.“
„Morgen treffe ich den Finanzminister. Kluger Mann. Von dem kann man wirklich was lernen.“
Sprechen Menschen so miteinander, die in einer gediegenen Atmosphäre köstliches Essen genießen, dazu einen der besten Weine trinken? Lehnen die sich nicht zurück und sagen das, was sie sagen möchten, in aller Ruhe und Gelassenheit, aber nicht in diesem phrasenhaften Telegrammstil. Ich verstehe, dass du die Phrasen als solche kennzeichnen willst, aber es hat auf mich keine Wirkung. Wenn du zeigen wolltest, wie allein dieser Politiker zwischen seinen Gästen ist, hättest du diese Szene mMn anders anlegen müssen. So wird mir dieses Monologisieren allerdings nicht verständlich.

Also, ich empfand deine Geschichte nicht so spannend. Allenfalls, wenn ich nach der Auflösung des Titels suchte. Ansonsten habe ich von einem Abend im Restaurant gelesen, in dem ein Politiker, der aussieht wie ein Politiker, sich verhält wie ein Politiker, monologisierend Politik-Phrasen von sich gibt. Er redet, die anderen schweigen, hören ihm hoffentlich zu – das scheint aber auch nicht wichtig zu sein. Einmal durchbricht der Herr Kohn seine Politikerphrasen, als er den Wein lobt. Aber der gesamte Text lebt davon, dass ich einen Politiker vorgeführt bekomme, der vieles bestätigt, was ich mir klischeehaft vorstellen kann. Wenn du das gewollt hast, so ist dir das gelungen.
Ähnlich verhält es sich auch mit dem Maitre. Auch er ist das Klischee eines Maîtres.
Für mich ist das alles recht holzschnittartig, zu eindimensional. Da passiert nichts, was in irgendeiner Form aus dem Rahmen fällt. Selbst die Spannung verpufft, löst sich in Wohlgefallen auf.

Nun noch ein paar Sachen, die ich mir notiert habe:

ruhelos umherirrende Augen.
Warum? Die scheinen mir nicht zum übrigen Bild des ruhig und sicher auftretenden Herrn Kohn zu passen.

Geboren dafür, Diener zu sein.
Phrase

Zugewandt Kals wären sie alte Freunde.
Sogfältig gedeckte Tische. Mehrere Lagen blütenweißes Damast.
sorgfältig
der Damast

ziemlich distinguiert
Was ist das denn?

die im Licht der Kerzen und Leuchter, blau schimmerten.
Kein Komma

Das Mädchen trug ein kurzes, schwarzes Abendkleid.
Ich glaube, hier steht kein Komma: http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/komma-zwischen-adjektiven

, wahrscheinlich mit Hilfsmitteln zusätzlich in Form gebracht.
‚Hilfsmittel’ klingt hier furchtbar technisch, für mich unpassend.

Die Augen von Herrn Kohn schwelgten in dem Anblick.
Ich kenne ‚schwelgen’ nur im Sinne: Eine Person schwelgt in Erinnerungen. Dass Augen schwelgen, habe ich so noch nicht gehört.
Und dieses ‚von’ Herrn Kohn finde ich sehr sperrig.

Schön wie damals, all die Erwartung.
Das ist für mich eine dieser nicht gelungenen Verknappungen. Ellipsen und Ä. sollten beim Leser unmittelbar eine Vorstellung erzeugen. Hier brauchte ich doch eine ziemliche Zeit, bis mir klar wurde, was gemeint ist.

„Klare Kante. Wer sich als Deutscher erweist und an die Regeln hält, kann hierbleiben.
hier bleiben

Wie zart das Fleisch ist. Wie Milch.
Komisches Bild: Für mich ist Milch weiß und flüssig.

Die machen übrigens ein herrliches Mousse.
die Mousse

Er federte (er) zum Tisch.

Nur mit seinen Vorstellungen zum Umgang mit den Fremden, war er nicht einverstand
Kein Komma

Ein gefalteter grüner Schein. 100€. Der Diener verbeugte sich.
]Also, wenn’s der Leser wirklich nicht rafft!

VielleichtK weil der bullige Leibwächter zu ihm getreten war.

das Luisa zu einem Zopf gebunden hatte
geflochten

Luisa sah einen alternden Mann, von dem etwas Dynamisches, Optimistisches ausging. Wahrscheinlich wegen des scharfen Blicks. Oder der Körperspannung.
Was ist eigentlich ein scharfer Blick? Und wie geht etwas Optimistisches von ihm aus? Und was sagt in diesem Zusammenhang die Körperspannung?

Fazit:
Ich habe deinen Text nicht ungern gelesen, hatte aber die oben genannten Probleme damit. Ich weiß, dass du mit diesem verknappten Stil experimentierst. Das ist völlig in Ordnung. Nur entsteht für mich ein Text, den ich manchmal als anstrengend und hölzern empfinde. Einen wirklichen Spannungsbogen kann ich nicht entdecken. Und da die Personenzeichnung in ihren Äußerlichkeiten und Handlungen fast ausschließlich klischeehaft ist, erreichen mich auch die Personen nicht wirklich.

Isegrims, es ist furchtbar: Je mehr ich mich hier im Forum mit den Geschichten anderer beschäftige, umso kritischer scheine ich zu werden und umso unsicherer, was meine eigenen Geschichten angeht. Aber das scheint wohl eine normale Entwicklung zu sein.

Ich wünsche dir einen angenehmen Morgen.
Liebe Grüße
barnhelm

Edit:
Ich habe gerade noch einmal Pepperkorns Komm gelesen. Ja, ich würde das Ende auch wie von ihm vorgeschlagen, verkürzen. So bleibst du mMn näher an der Vorlage und öffnest nicht ein neues Fass.

 

Lieber Peeperkorn

schön, dass du mir durch die Geschichte gefolgt bist und mir deine Gedanken dazu hinterlässt.
Vielleicht schreibe ich mal, was ich alles reinpacken wollte.

Du hast die Szene aus drei Perspektiven erzählt. Das fand ich recht gelungen.
ja, das wollte ich unbedingt probieren. So ein schneller Wechsel der Perspektiven, geschmeidig und so, dass der Leser es mitmacht. Deine Aussage ist mir deshalb sehr wichtig. Auch weil ich an einem längeren Text arbeite. Da brauche ich das.

Ich habe dann noch mit ein paar anderen Elementen gespielt. Kein Dialog verwendet, sondern bloß die isolierten Sätze des Politikers, der gar keine Antworten braucht. Whattsapp-Nachrichten gleichberechtigt dem Face-to-face-Dialog.
Und wieder den Elipsen-Stil. Stakkato. Da suche ich noch den richtigen Rythmus, gelingt mir aber besser mittlerweile, glaube ich zumindest. Nicht ganz einfach den richtigen Klang zu finden. Ich stelle mir das wie eine Wellenbewegung vor. Längere erzählende, beschreibende Sätze, die vom Halbsatz, Stakkato, abgebremst werden. Bis die neue Welle kommt. So viel zu den stilistischen Experimenten.

Die von dir vorgeschlagenen Änderungen sind super. Ich habe den Text entsprechend überarbeitet.

Zitat von Isegrims Beitrag anzeigen
Verstohlene Blicke. Keiner sprach ihn an. Vielleicht weil der bullige Leibwächter zu ihm getreten war. Vom anderen Ende des Raums, wo er still sein Ragout verschlungen hatte. Für alles war gesorgt. Er blieb nahe bei seinem Schützling. Als wolle der glatzköpfige Mann mit den abstehenden Ohren Herrn Kohn verhaften. Ihre Schritte wurden vom Teppich verschluckt. Aufzugsfahrt. Durchsuchung der Suite, bevor der Weißhaarige sie betrat. Das Himmelbett mit dem seidenbespannten Baldachin, richtig einladend. Wärme und Behaglichkeit. Gedämpftes Licht und klinische Sauberkeit. Herr Kohn roch an den Blumen, die auf dem Tisch standen. Weiße Rosen. Wie ein Sommerabend in der Provence. Mit all den Blumen und Kräutern. Wahrscheinlich gab es irgendwo versteckt Düsen zur zusätzlichen Beduftung.
Die Passage empfand ich als Stilbruch. Du bist am Experimentieren mit verknapptem Stil und kurzen Sätzen. Während der Rest der Geschichte sich sehr angenehm liest, war mir diese Stelle hier zu abgehackt.
Verstohlen warfen sie ihm Blicke hinterher, doch keiner sprach ihn an. Vielleicht, weil der bullige Leibwächter zu ihm getreten war, der am anderen Ende des Raums still sein Ragout verschlungen hatte. Auf dem Weg zu den Zimmern blieb er nahe bei seinem Schützling. Als wolle der glatzköpfige Mann mit den abstehenden Ohren Herrn Kohn verhaften. Ihre Schritte wurden vom Teppich verschluckt. Keinerlei Gespräch durchbrach Stille. Weder im Aufzug noch während der Durchsuchung der Suite, bevor der Weißhaarige sie betrat. Das Himmelbett mit dem seidenbespannten Baldachin, war richtig einladend. Voller Wärme und Behaglichkeit, wahrscheinlich wegen diesem gedämpften Licht und der klinischen Sauberkeit. Herr Kohn roch an den Blumen, die auf dem Tisch standen. Weiße Rosen. Wie ein Sommerabend in der Provence. Mit all den Blumen und Kräutern. Bestimmt gab es irgendwo versteckt Düsen zur zusätzlichen Beduftung. Er schickte den Wächter weg, der in einem kleinen Zimmerchen neben der Suite untergebracht war. Die Tür fiel mit einem satten Klacken zu.
Das meine ich mit der "Welle" Ich hoffe, dass es jetzt einen besseren Sound hat.

Oder eben: Noch was Synthetisierendes. Ein Blick auf das leere Restaurant, ein Anruf von Jules, der lange klingeln lässt, aber Kohn nimmt nicht ab. Aber das sind nur so Ideen.
ja: der Schluss, mm, da muss ich noch drüber nachdenken, vielleicht könnte ich mehr machen, den Bogen spannen...

Liebe Isegrims, das war ein spannender (also nicht wegen der Action oder so, aber wegen den verschiedenen Perspektiven) Text, den ich gern gelesen habe.

vielen Dank und viele Grüße
Isegrims

@barnhelm: ich antworte dir später...

 

„Ich stehe für klare Kante. Wer sich als Deutscher erweist und sich an die Regeln hält, kann hierbleiben. Egal welche Religion. Sogar Juden, Moslems und das andere Zeug. Ja, klar, so sagen wir das natürlich nicht“,
tönt da einer,

liebe Isegrims, -

Du weißt, dass Namen nicht nur Rauch & Schall sind, und darum schreib ich's mal so nieder, wie's mir in den Sinn kommt, denn jeder Halbgott in Weiß mitsamt Korona wird es ja selbst nicht wissen, wo sein Name herkommt oder was er gar bedeutet, wollen's gar nicht erst wissen, wie wahrscheinlich auch Kohn, dessen Nachname ['ko:n] auf eine Verkürzung des hebr. [koˈhɛn] zurückgeht. Leute, die als Nachkommen des Aaron gelten, dem älteren Bruder Moses, dem A. zudem vor Pharao die Zunge geliehen hat (Moses war alles andere als ein guter Redner, vielleicht stotterte er gar). Man sollte Herrn Kohn mal die Leviten lesen, bevor zur Rettung des Abendlandes durch Menschenfischer der Anglergruß umgestellt werden muss.

Ja, das gefällt mir allemal besser - egal was da vorn oder hiernach geschrieben steht - als der eindringlich imperiale Vorfahre des Augustus Wurstulus, vor allem, weil Kohn ja wissen wird, was passieren kann, ist erst mal ein Selfie in die Welt gesetzt. Da ist Spannung genug drin.

Liegt es nun daran, dass ich erst eine korrigierte Fassung les: Wo sind die Flüchtigkeiten hin? Die gibt's noch, aber da, wo sie jedem widerfahren können, wenn etwa mit den Dialogen die Höflichkeitsform vergessen wird, ab hier nämlich

Wo übernachten sie eigentlich?
wenn die sich nicht schon duzen ...
Wann kann ich mit ihrem Konzept rechnen?
(Geschieht öfters, müsstestu noch mal durchsehn)

Hier mein ich, sollte im Appendix der Konj. durchgehalten werden

Sie waren gekleidet, als wäre es ein Rendezvous, das ihnen sehr wichtig war.
Der Relativsatz könnte selbstverständlich auch auf ein Attribut des Rendezvous' reduziert werden.

Ist hier nun was zu viel

Er federte [...] zum Tisch.
so hier zu wenig
Keinerlei Gespräch durchbrach Stille.
und hier ein Komma entbehrlich
Das Himmelbett mit dem seidenbespannten Baldachin[...] war richtig einladend.
das wir dann hier unterbringen
Die Stimmung war so anregend frisch[,] wie ein Samstagabend in einem noblen Hotelrestaurant eben sein sollte.
(es ginge auch mit Gedankenstrich, wär vllt.sogar feiner)

..., wahrscheinlich wegen diesem gedämpften Licht und der klinischen Sauberkeit.
Besser Genitiv „des gedämpften Lichts“, bei der Sauberkeit kanns ja nicht auffallen (wenige Zeilen später wird die trotz-Weines-Wendung korrekt angewandt)

Eine laue Luft strömte ihm entgegen, als er das Fenster öffnete
(warum „eine“ vorweg, wenn der Artikel entbehrlich ist und Luft sich an sich schlecht quantifizieren lässt …? „Luft strömte“ ganz einfach … Anders wär's beim lauen Lüftchen ...

Herrn K. nimmt man doch nicht so einfach in die Zange

Er dachte über den richtigen Platz für die Gruppe um Herrn Kohn nach.
Besser „Er dachte nach über den richtigen Platz ...“

Am Anfang fürchtete ich sogar mal wieder, die Wunderbar aus unserm Theater erwähnen zu müssen. ...bar kommt vom ahd. Verb beran (=tragen, bringen, heute noch in der Bahre erkennbar) und wurde ursprünglich nur Substantiven zugesprochen (fruchtbar, die Frucht, die tragen kann, wäre ein Beispiel) und erst im nhd. verwandelt es Verben - wie merken und machen - in ein Adjektiv. Das ahd. bar (= bloß, nackt) hat eine ganz andere Geschichte.)

Darum hierzu nur Anregungen (was ja im Grunde alle Beiträge hier sind):

Ein kaum merkbarer Ansatz von Fülle, der das Sakko wölbte.
„Merken“ wird’s der Träger der Erhebung, Du meinst aber, dass es ein anderer „kaum bemerke“ (alternativ „wahrnehmen“, was sowohl für den Betroffenen wie seinen Beobachter gilt) Und zum Schluss behaupte ich, dass der Schöpfer kein bloßer Macher ist (wie vllt. der Herr K.)
Arme, für ausholende Gesten gemacht.
Besser statt „gemacht“ geschaffen -

Gern gelesen vom

Friedel

 

Liebe barnhelm

auch wenn du dich nicht besonders gut unterhalten fühltest von diesem Text, danke ich dir doch sehr für deine Anmerkungen. Es ging mir weniger darum echte Spannung zu erzeugen, sondern ein Blick auf einen zu werfen, der sich selbst nicht mehr kennt und auf diejenigen, die ihn umgeben. Die Verführung der Macht gewissermaßen.

Stimmt: ursprünglich hatte ich St-K. im Kopf und wollte etwas über Vergewaltigung und dergleichen schreiben. Dann habe ich versucht andere Spuren zu legen und es dem Leser zu überlassen, was er vermutet. Jules schickt seine Nichte als Geschenk zu Kohn? Und er verwechselt sie mit dem Wein? Luisa sucht das Abenteuer mit dem Prominenten? Der Leibwächter filmt alles und verbündet sich mit Jules oder Luisa, um das Ganze zu verwerten? Alles möglich.

Den verknappten Stil habe ich nach deinen und Peeperkorn s Anmerkungen ein wenig zurückgenommen. und hoffe, dass es jetzt mehr Elegance hat. :)

Sprechen Menschen so miteinander, die in einer gediegenen Atmosphäre köstliches Essen genießen, dazu einen der besten Weine trinken? Lehnen die sich nicht zurück und sagen das, was sie sagen möchten, in aller Ruhe und Gelassenheit, aber nicht in diesem phrasenhaften Telegrammstil. Ich verstehe, dass du die Phrasen als solche kennzeichnen willst, aber es hat auf mich keine Wirkung.
Kann ich nachvollziehen, ist vielleicht bei dir nicht so rübergekommen, wie ich es wollte. Kohn sitzt mit Entourage beim Diner. Die Begleiter sind Staffage, hören seine Monologe und werden mit erstklassigem Wein und Menü sozusagen entschädigt.

Aber der gesamte Text lebt davon, dass ich einen Politiker vorgeführt bekomme, der vieles bestätigt, was ich mir klischeehaft vorstellen kann. Wenn du das gewollt hast, so ist dir das gelungen.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass keiner dauerhaft etwas spielen kann, was er nicht ist. Gerade Politiker und dergleichen werden zu ihren Rollen, sind Klischees.
Ein bisschen durchbrochen habe ich es schon. Einsamkeit spielt schon eine Rolle.
Auch für den Maitre gilt dasselbe.

Für mich ist das alles recht holzschnittartig, zu eindimensional. Da passiert nichts, was in irgendeiner Form aus dem Rahmen fällt.
mm: ich will Wirklichkeit, nicht Sensation darstellen...

Den Text habe ich aufgrund der Anmerkungen korrigiert, auch ein paar Verknappungen entfernt. Sehr wertvoll für mich.

Isegrims, es ist furchtbar: Je mehr ich mich hier im Forum mit den Geschichten anderer beschäftige, umso kritischer scheine ich zu werden und umso unsicherer, was meine eigenen Geschichten angeht. Aber das scheint wohl eine normale Entwicklung zu sein.
Alles fließt, alles ist Entwicklung und ich freue mich auf deinen neuen Texte:read:

Ich habe gerade noch einmal Pepperkorns Komm gelesen. Ja, ich würde das Ende auch wie von ihm vorgeschlagen, verkürzen. So bleibst du mMn näher an der Vorlage und öffnest nicht ein neues Fass.
ja, das mit dem Ende muss ich mir noch mal vornehmen. Für den Augenblick finde ich es richtig, aber ich weiß nicht, ob das so bleibt ...

ich geh jetzt mal nach nem ordentlichen Rheingauer Riesling suchen :)
eine gute Woche für dich
Isegrims

@Friedrichard: dir muss ich auch noch antworten, vielen Dank aber jetzt schon

 

Lieber Friedel,

Ja, das gefällt mir allemal besser - egal was da vorn oder hiernach geschrieben steht - als der eindringlich imperiale Vorfahre des Augustus Wurstulus, vor allem, weil Kohn ja wissen wird, was passieren kann, ist erst mal ein Selfie in die Welt gesetzt. Da ist Spannung genug drin.
das fasse ich mal als Lob auf, obwohl der Kohn halt einfach bloß moderner ist und sich den Gegebenheiten der Zeit anpasst. Ob ich das gleich zivilisiert nennen will, weiß ich nicht.

Du weißt, dass Namen nicht nur Rauch & Schall sind, und darum schreib ich's mal so nieder, wie's mir in den Sinn kommt,
war auch nicht einfach zufällig gewählt :lol:

Liegt es nun daran, dass ich erst eine korrigierte Fassung les: Wo sind die Flüchtigkeiten hin?
ein paar beseitigt, sorgfältiger gearbeitet :Pfeif:

Hier mein ich, sollte im Appendix der Konj. durchgehalten werden
Sie waren gekleidet, als wäre es ein Rendezvous, das ihnen sehr wichtig war.
nö: gleich zweimal Konjunktiv... ?
Sie waren gekleidet, als wäre das Rendezvous wichtig für sie.
hab's jetzt so gemacht ...

Alles andere habe ich entsprechend geändert. :thumbsup:

Mm: die nächste Variante der Macht könnte ja eine Frau sein, die sich so einen Toyboy nimmt
oder ein Typ mit einer viel jüngeren...?
Oder einfach nur Carsten M., der sich den Schnauzer abrasiert, weil es die Blondine aus Film und Fernsehen so will? :hmm:

und nicht vergessen: morgen ist Weiberfastnacht: wollemerrnroilasse?
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

dein Einblick in die Machtspiele unserer Gesellschaft gefällt mir sehr gut. Es sind ja alle beteiligt, und da kriegt die dreifache Erzählperspektive ihre zusätzliche inhaltliche Berechtigung.
Mit dem Namen 'Kohn' habe ich allerdings so meine Schwierigkeiten. Der ist für mich historisch besetzt als Gruppennamen für Ausgegrenzte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Noch eine Kleinigkeit: Jules hat ja den Tisch sehr sorgfältig ausgewählt, eben nicht "für wen auch immer".
Nimm doch "Wirtschaftsbosse" dazu, dann ist der Dreischritt gerettet:lol:

Noch eine Kleinigkeit: Die vertrauliche Anrede wird jetzt immer klein geschrieben, nur in Briefen fakultativ klein oder groß.

Eigentlich habe ich erwartet, dass das naive Mädchen diskret beiseite geschafft wird. So ein Selfie in den Medien! Jetzt im Karneval!:hmm:

Gruß wieselmaus

 

Liebe wieselmaus

schön, dass du vorbei geschaut hast und mir deine Eindrücke mitteilst; vielen >Dank:

dein Einblick in die Machtspiele unserer Gesellschaft gefällt mir sehr gut. Es sind ja alle beteiligt, und da kriegt die dreifache Erzählperspektive ihre zusätzliche inhaltliche Berechtigung.
ja die Perpektive und den schnellen Wechsel, das war mir schon wichtig...

Mit dem Namen 'Kohn' habe ich allerdings so meine Schwierigkeiten. Der ist für mich historisch besetzt als Gruppennamen für Ausgegrenzte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Den Namen Kohn habe ich aus anderen Gründen gewählt. Kahn wollte ich nicht benutzen. Aber ich verstehe, dass das missverständlich sein kann. Muss ich drüber nachdenken. Vielleicht ändere ich das noch.

Die Wirtschaftsbosse habe ich ergänzt, hast recht :)
Und die Anrede werde ich wohl ändern: ich hab's noch mal hier nachgeschlagen:
http://www.duden.de/sprachwissen/sp...ung-von--em-du-du--em--und--em-ihr-ihr--em--1

Eigentlich habe ich erwartet, dass das naive Mädchen diskret beiseite geschafft wird. So ein Selfie in den Medien!
ja: der Schluss; muss sich etwas setzen, das Ganze, vielleicht mache ich doch noch ein anderes Ende daraus :confused:

ach: und das heißt Fasching und nicht Karneval (klingt so künstlich, so französisch, so?):lol:
viele Grüße
Isegrims

 

Hej Isegrims,

der Ausflug in die Welt der Dekandenz hat mir Spaß gemacht. Ich liebe das Tempo deiner Geschichte. Es ist interessant, dass man offenbar keine Nähe zu den Protagonisten in langen Sätzen finden muss. Ich muss mich in niemanden einfühlen, schaue zu, halte Abstand und amüsiere mich. Die Umgebungsbeschreibung war ebenso präzise und knapp, was mir sehr zugesagt und mir ein gutes Bild bereitet hat.

Das Spiel mit den verschiedenen Perspektiven hat mich nicht verwirrt, sondern dazu gebracht, den Rücken zu straffen und durchzuatmen ( mach ich ja ganz gerne mal;)) um zu sehen, "was sonst noch so läuft":lol:.

War nett mit dir. Liebe Grüße. Kanji

 

Hallo Isegrims, eine tolle Geschichte hast du geschrieben. Lustvoll und mitten aus dem Leben. Das Lesen hat Spaß gemacht.

Zudem hast du eine ganz besondere Form des Erzählens gewählt: die Auktoriale. Hier hat der Autor die Möglichkeit, Gedanken und Handlungen verschiedener Figuren zu beobachten. Immer wieder ein Perspektivwechsel lockert die Handlung auf. Die Dialoge haben mir gefallen, die Speisen und Getränke ebenfalls. :)
Die Geschichte kommt ziemlich glaubhaft bei mir an. Schöne Bilder entstehen in meinem Kopf. Die Figuren sind nun zwangsläufig weit entfernt, doch die Beobachtung macht sie dennoch lebendig.

Eine interessante Erzählung, die mir gut gefallen hat.

Liebe Grüße!
Amelie

 

Hallo, Isegrims!

Eine tolle Geschichte hast du da geschrieben. Es hat mir vel Spaß gemacht, sie zu lesen. Ich schreibe jetzt einfach mal, was mir aufgefallen ist. Besonders gut gelungen fand ich deine Dialoge, sie waren meistens kurz und auf den Punkt gebracht.
In zahlreichen Büchern vermisse ich befreiende Dialoge, die durch ihre teils forsche, unerschrockene Art und Formulierung Stimmung in eine Geschichte bringen. Das ist dir teilweise sehr gut gelungen. Ich warte auf weitere Geschichten mit dieser Art an Dialogen und Gesprächsfetzen. Vielen Dank, dass du uns in diese Welt mitgenommen hast!

Liebe Grüße
SCFuchs

 

Hallo Kanji

freut mich, dass dir die Lektüre Spaß gemacht hat. Das mit dem Abstand zu den Figuren ist natürlich so eine Sache. Da muss ich mal drüber nachdenken. Ich glaube schon, dass alle Figuren folgerichtig handeln. Die beiden Männer (Kohn und Jules) etwas klarer, aber das mag an ihren Rollen liegen und an ihrem Alter. Verwoben in das, was sie spielen und verinnerlicht haben. Die Rolle wird zur Person. Luisa kommt mir da widersprüchlicher vor.

War nett mit deinem Kommentar :shy::Pfeif:
liebe Grüße
Isegrims

...etwas später oder morgen schreibe ich noch was zu den anderen beiden Kommentaren

 

Hey Isegrims,

das liest sich flüssig runter, ich mochte auch die Sprache, in der Du Deine Geschichte erzählst und im Großen und Ganzen hab ich auch gar nicht wirklich was zu kritisieren an der Geschichte. Aber, dass sie mir jetzt ewig im Kopf rumschwirren wird, dass es eine Geschichte ist, bei der ich einfach nur "wow" seufze, das ist sie auch nicht. Sie ist was hübsches Kleines für Zwischendurch, was durchaus seine Berechtigung hat und auch sein muss.
Ich möchte Dir nur einen Tipp mitgeben, den mir mal jemand gab, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht und anhand dessen ich glaube, damit trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich schreib das einfach mal auf, ist nicht für die Geschichte, aber vielleicht für folgende, weil es Dir auch nicht mehr aus dem Kopf geht oder zumindest irgendwo im Hintergrund mitschwingt. Vielleicht aber auch nicht, was auch nicht schlimm ist.

Deine Geschichte endet mit einer Pointe (mehr oder weniger). Du baust lange die Figur des Martin Kohn auf, um ihn am Ende zu brechen. Das ist am Ende ja auch der Spannungsbogen. Passiert ja nicht wirklich viel, erst zum Ende hin, durch den Bruch der Figur, kommt da so was wie Spannung rein. Und da alle Plots mehr oder weniger schon erzählt wurden, hängt die Einzigartigkeit der Geschichten an den Figuren. Deswegen sind die Kommissare in den Krimis auch immer Typen mit Nebenwirkungen, die brauchen alle etwas, was sie von den anderen Kommissaren unterscheidet, damit der Leser unterhalten wird. Es liegt eher noch selten an den Morden direkt. Ah und oh, Träger der Geschichte sind immer die Charaktere. Und Du endest damit, dass es um die Figur spannend wird, sie wird gebrochen, und das tust Du mit zwei Sätzen am Ende ab. Fertig. So, mach was Leser. Mir hat mal wer gesagt, es ist feige vom Autor, sich da so rauszunehmen, es ist faul diese Szenen nicht auszuschreiben und ja, es ist sehr schwierig, solche Szenen auszuhalten und sie niederzuschreiben. Aber wenn man sie aushält, wenn man reingeht, wenn man sie ausschreibt, dann hast Du auch wirklich den Sprung von Unterhaltung in Richtung Literatur geschafft. Wie gesagt, es ist nichts Verwerfliches daran Unterhaltung zu schreiben, aber wenn man wachsen kann - warum nicht. Also, eine Geschichte lebt vom Bruch oder der Entwicklung einer Figur. Du hast den Bruch gewählt. Ganz am Ende, in ein paar Sätzen. Dein eigentliches Thema (oder seh ich das falsch) und das wickelst Du so fix ab. Dem Vorspiel dagegen gönnst Du ein paar Seiten. Überspringe den Bruch nicht, bleib drin, schreib, leide mit, tue den Figuren weh, das klingt leichter als es ist, deswegen verzichten viele darauf. Aber wenn Du dranbleibst, wenn Du in die Szenen gehst, dann kommt auch so ein "wow", dann kommen die Empfehlungen, da bin ich mir ganz sicher, weil schreiben kannste ja :).

Für diese Geschichte natürlich nicht mehr, sie ist ja auf die Pointe angelegt, aber vielleicht für die nächsten so im Hinterkopf haben, und gucken, wo es die Geschichte hinbringt oder auch nicht, weil Du sagst, rede Du mal, ich will was ganz anderes. Dann ist auch okay.

Beste Grüße, Fliege

PS: Ist das wirklich eine Serie? Kommen da noch mehr Geschichten aus dem Restaurant oder um Herrn Kohn?

 

Hallo AmelieS

vielen Dank für das Kompliment zu meiner Geschichte.
Es stimmt schon: Perpektivwechsel sind eine gute Möglichkeit verschiedene Aspekte rauszuarbeiten.
Oh ja: die Speisen und der Wein könnte mir auch gefallen :)

Die Figuren sind nun zwangsläufig weit entfernt, doch die Beobachtung macht sie dennoch lebendig.
so weit weg ist gar nichts :D

Liebe Grüße
Isegrims

Hallo SCFuchs

schön, dass du vorbei geschaut hast und dir die Geschichte gefällt.

In zahlreichen Büchern vermisse ich befreiende Dialoge, die durch ihre teils forsche, unerschrockene Art und Formulierung Stimmung in eine Geschichte bringen. Das ist dir teilweise sehr gut gelungen.
das mit den Dialogen freut mich wirklich, habe ich hart dran gearbeitet, war schon viel schlechter und muss ich weiter dran arbeiten ;)

Liebe Grüße und noch willkommen hier
Isegrims

@Fliege: ich muss dir ausführlicher später antworten, jetzt geht's mir in den Kopf,was du schreibst und nicht mehr raus :schiel:

 

Hi Isegrims,
deinen Text habe ich wie immer gern gelesen.
Meine Vorredner/-Kritiker haben ja schon eine Menge "zerpflückt", was hilfreich und teils auch berechtigt ist, wie du ja auch schon angemerkt hast.
Ich betrachte die Geschichte aus neutralem,unbefangenen und absolut unfachmännischem Blickwinkel.
Alle Scenen hatte ich bildlich vor Augen ....schöne "Zeichnungen",die du ja gerne malst :)
Der "Typ" kam bei mir so an,wie ich einen schwer von sich eingenommenen Politiker sehen würde...ich fand, du hast ihn authentisch auftreten lassen...
Mir gefielen die Bilder: wartete auf Aufmerksamkeit und Arme,die darauf warteten ausholende Gesten zu machen... genau so!!!
...innerlich lachen musste ich über Luisa...
...auf den Weg zu Kohn über den Flur...Ihr Unbehagen und die Spannung konnte ich richtig spüren, das Bild wie Kohn in der Tür stand....köstlich...ein Politiker in Socken, das aufgeknöpfte Hemd,was aus der Hose hing....die ganze Passage herrlich,ein schöner Kontrast zu dem vorherigen Bild.
Der Schluss war super, weil unerwartet...
Fein gemacht...du wirst immer besser!
...noch einen schönen Abend!
ursus

 

Liebe Isegrims,

was soll ich sagen … Du wirst immer besser. ;)

Sorgfältig gedeckte Tische. Mehrere Lagen blütenweißer Damast. Draußen die Sonne eines lieblichen Frühlingstags. Hier Besteck und Kristall, in dem sich das Licht der Kronleuchter spiegelte. Nur wenige Gäste hatten sich am frühen Abend eingefunden.
Der Satz mit dem Besteck und dem Kristall wirkt etwas verloren zwischen dem Frühlingstag und den Gästen. Besser würde er direkt hinter dem Damast passen.

Ältere Damen und Herren, ziemlich distinguiert.
Woran erkennt man, dass sie so vornehm sind?

Er dachte über den richtigen Platz für Herrn Kohn und die Männer nach.
Wie viele Männer waren es eigentlich? Das ist für die Tischauswahl ja auch wichtig, aber Jules scheint das nicht zu berücksichtigen, abzuzählen.

Die Erwartung war das Schönste. Er starrte auf sie, während die anderen auf ihn einredeten. Der junge Mann, der mit der Blonden den Tisch teilte, dachte darüber nach, woher er den Weißhaarigen kannte und beschloss, stolz darauf zu sein, so viel Bewunderung hervorzurufen.
Hier kam ich wegen dieses Perspektivwechsels etwas durcheinander. Wer starrte auf wen? Welche anderen redeten auf wen ein? Martins Leute auf Martin? Andere Gäste am Tisch der Frau auf ihren Begleiter?

Die Männer am Tisch gaben ihm Stichworte.
Die Absätze danach kann ich nicht den Personen zuordnen. Ist es wichtig, was davon Martin sagt und was die anderen? Oder sagt das alles nur er?

Bei ihm war ein Diener noch ein Mensch.
Ist Jules ein Diener? Ich dachte, er wäre ein höherer Kellner.

Verstohlen warfen sie ihm Blicke hinterher, doch keiner sprach ihn an. Vielleicht, weil der bullige Leibwächter zu ihm getreten war, der am anderen Ende des Raums still sein Ragout verschlungen hatte
Das ist einer der besten Teile der Story. :thumbsup:

Voller Wärme und Behaglichkeit - wahrscheinlich wegen diesem gedämpften Licht und der klinischen Sauberkeit.
wegen dieses gedämpften Lichtes …

Ich denke an dich und liebe dich. Mxxx,“ schrieb er
Komischer Name :shy:

Auf die Antwort musste sie nicht lange warten.
„Haha, Das ist ein Pic von ner Flasche. Kenn jeder machen.“
Warum ist der obere Satz kursiv?
„Kenn jeder machen.“ Ein Tippfehler ihrer Freundin?

Hat mir echt gut gefallen. Hast den Politiker gut dargestellt. Hätte mir aber gewünscht, dass er, als er alleine im Zimmer ist, an sich etwas zweifelt. Sich zu sehr verstellen muss, etc.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi Fliege

jetzt hast du mir schon zu denken gegeben. Geht mir nicht mehr aus dem Kopf :hmm:
Mist, oder doch nicht. Ist ja auch nicht so einfach. Da ist einerseits der Wunsch so einiges auszuprobieren, meinen Stil zu verfeinern und zu erweitern. Und klar: etwas zu schreiben, das anderen Seufzer entlockt, mehr zu machen als was für zwischendurch, das ist doch ein enormer Anreiz, von innen heraus. Etwas zu machen, das in den Herzen und Gedanken bleibt.
Dafür lohnt es sich wahrscheinlich weiter zu gehen. Dorthin, wo es schmerzt.

Dein eigentliches Thema (oder seh ich das falsch) und das wickelst Du so fix ab. Dem Vorspiel dagegen gönnst Du ein paar Seiten. Überspringe den Bruch nicht, bleib drin, schreib, leide mit, tue den Figuren weh, das klingt leichter als es ist, deswegen verzichten viele darauf. Aber wenn Du dranbleibst, wenn Du in die Szenen gehst, dann kommt auch so ein "wow", dann kommen die Empfehlungen, da bin ich mir ganz sicher, weil schreiben kannste ja
Ach: um Empfehlungen und so Zeug geht es nicht. Das ist nicht wichtig.
Du hast ja Recht. Ich war zu feige, bin nicht drin geblieben, habe weggeblendet, anstatt zu leiden.

Aber wenn man sie aushält, wenn man reingeht, wenn man sie ausschreibt, dann hast Du auch wirklich den Sprung von Unterhaltung in Richtung Literatur geschafft.
ja, das lohnt sich. wird wohl der nächste Schritt sein, muss es ...

PS: Ist das wirklich eine Serie? Kommen da noch mehr Geschichten aus dem Restaurant oder um Herrn Kohn?
ja: das wird eine Serie. Ich habe es als solche gekennzeichnet, weil ich die Thematik (Mächtige) beibehalten will. Hotels, Restaurants, Kohn und andere...
Ich will mit der Serie mehr machen, prägnanter, den richtigen Ton...
Die nächste Geschichte spielt im Reid's auf Madeira und wird wahrscheinlich "You're simply the best" heißen.

ganz lieben Dank Fliege, deinen Kommentar habe ich gebraucht :thumbsup::Pfeif:
Isegrims

@ursus GoMusic: vielen Dank :) ich antworte später

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey ursus

lieben Dank für deine Anmerkungen. Ist schon interessant, dass jeder eine Geschichte anders liest ;)
zum Beispiel das mit den ausholenden Gesten, die auf Aufmerksamkeit warten, das haben andere kritischer gelesen...

Und ich hätte gar nicht gedacht, dass man über Luisa lacht, wenn sie so über den Flur geht. Klar, das aufgeknöpfte Bild des derangiertenen Politikers soll schon demaskieren :D
Überhaupt Kohn: der ist schon von sich eingenommen und so wollte ich ihn auch zeigen, die sind alle mit Masken behaftet, die man ihnen erst abreißen muss...

Fein gemacht...du wirst immer besser!
da freue ich mich sehr drüber :Pfeif:
viele Grüße
Isegrims

lieber GoMusic: später zu deinem Kommentar :shy:

 

Lieber GoMusic

was soll ich sagen … Du wirst immer besser.
das höre ich ausgesprochen gerne :D
schön, dass du da warst und deine wertvollen Hinweise da gelassen hast...
Einiges von dem, was du angemerkt hast, habe ich umgesetzt. Der Text setzt sich gerade so ist mein Änderungswunsch etwas träge geworden ...

Ältere Damen und Herren, ziemlich distinguiert.
Woran erkennt man, dass sie so vornehm sind?
stimmt, vielleicht sollte ich die mit ein paar worten beschreiben...

Er dachte über den richtigen Platz für Herrn Kohn und die Männer nach.
Wie viele Männer waren es eigentlich? Das ist für die Tischauswahl ja auch wichtig, aber Jules scheint das nicht zu berücksichtigen, abzuzählen.
die zahl lasse ich ziemlich bewusst im ungefähren: für kohn ist nur er selbst wichtig und für jules auch...

Hier kam ich wegen dieses Perspektivwechsels etwas durcheinander. Wer starrte auf wen? Welche anderen redeten auf wen ein? Martins Leute auf Martin? Andere Gäste am Tisch der Frau auf ihren Begleiter?
der martin glotzt :lol:

Die Männer am Tisch gaben ihm Stichworte.
Die Absätze danach kann ich nicht den Personen zuordnen. Ist es wichtig, was davon Martin sagt und was die anderen? Oder sagt das alles nur er?
nur das, was der kohn sagt, jedenfalls ausschnittsweise, gebe ich wieder, die anderen sind staffage...

Verstohlen warfen sie ihm Blicke hinterher, doch keiner sprach ihn an. Vielleicht, weil der bullige Leibwächter zu ihm getreten war, der am anderen Ende des Raums still sein Ragout verschlungen hatte
Das ist einer der besten Teile der Story.
du bist halt so ein thrillerfreund, am besten zückt der bodyguard noch die waffe :)

Ich denke an dich und liebe dich. Mxxx,“ schrieb er
Komischer Name
das mit den drei xxx ist so ein message-code (ich liebe dich)

Hat mir echt gut gefallen. Hast den Politiker gut dargestellt. Hätte mir aber gewünscht, dass er, als er alleine im Zimmer ist, an sich etwas zweifelt. Sich zu sehr verstellen muss, etc.
ja, haben andere schon angemerkt, wird bei der nächsten geschichte ganz anders :Pfeif:

viele Grüße
so vom siffig-grauen rhein-main-gebiet zu den nierderungen des rheins
Isegrims

 

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