Was ist neu

Ananasrenetten

Wortkrieger-Team
Monster-WG
Seniors
Beitritt
16.03.2015
Beiträge
4.144
Zuletzt bearbeitet:

Ananasrenetten

Obwohl keine Menschenseele unterwegs war, reduzierte er schon vor dem Tempolimit seine Geschwindigkeit. Er stoppte den Wagen, ließ die Scheibe herunter und warf einen letzten, angewiderten Blick auf die kleine silberne Plakette am Armaturenbrett, die den heiligen Christophorus abbildete.
Das hölzerne Gedenkkreuz am Straßenrand, direkt am Zugang zum ehemaligen Gut, erinnerte ihn ständig an das grauenvolle Geschehen. Erst gestern, am fünften Jahrestag, war er mit seiner Frau hier gewesen und hatte Kerzen und Rosen mitgebracht. Jetzt, in der flimmernden Frühlingsbrise, sah es aus als taumelten die kleinen Flammen und als weinten die Blumen dicke Tränen aus ihren Knospen.
Er schloss die Augen und verlor sich in Gedanken. Es war jedes Jahr dasselbe: Mit anderen Dorfbewohnern stand man schweigend am Mahnmal – unbeweglich, wie in trauervolle Ergebenheit versunken. Nachdem man die Blumen hingelegt und die Kerzen angezündet hatte, fuhr man in die Dorfkneipe nahe des Glockenturms, wo man in Erinnerungen schwelgte und gemeinsame Erlebnisse austauschte.
Auch er stimmte immer in den Kanon mit ein, wie leid es ihm tat. Dass er auch alles darum geben würde, den Täter zu finden. Und dass das, was zwei Jahre später geschah, hätte verhindert werden können.
Er öffnete die Augen und sah das Gesicht vor sich schweben, das ihn unverwandt anschaute. Dann zuckte er zusammen. Er konnte das Lügen nicht mehr ertragen.

***​

Peter trat aus dem Zelt heraus und roch den vertrauten Duft nach Vieh, Dünger und Heu. Die Apfelbäume erinnerten ihn wieder an seinen Plan. Er stellte sich vor, den süßlichen Geruch jener Sorte wahrzunehmen, die er bald züchten wollte.
Er schaute über den Zeltvorplatz, der jedes Jahr das gleiche ernüchternde Bild bot. Die ersten Raufsüchtigen wurden nach draußen komplimentiert, Unbelehrbare gar nicht erst hereingelassen. Auf dem Weg warteten Taxifahrer geduldig auf Kundschaft; Teenies stiegen quengelnd zu ihren Eltern in die Autos, deren Motorengeräusche in der lauten Schlagermusik untergingen.
Im Zelt hatte Peter schon eine aufgeheizte Stimmung gespürt, als läge Ärger in der Luft oder würde etwas Schlimmes passieren. Allzu lange wollte er sowieso nicht mehr bleiben, schließlich war Selma trächtig und kalbte bald. Er drehte sich um und erschrak. Ein kleiner, alter Mann stand ihm lächelnd gegenüber.
„Peter, bist du das?“, fragte der Alte. „Entschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken.“
„Herr Jansen? Was machen Sie denn hier?“ Peter schaute den Alten an, der in seiner Aufmachung wie ein Jäger aussah.
Oswald Jansen legte seine Hand auf Peters Schulter. „Wie geht es dir, mein Junge?“ Als Peter kurz nickte, deutete Oswald auf sein Fernglas, das um seinen Hals hing. „Ich beobachte immer noch Vögel. Du weißt, wie früher. Jetzt, im Morgengrauen ist die beste Zeit dafür. War nur eben im Zelt was trinken. Hatte kein Wasser mehr im Auto.“ Er zeigte auf seinen Wagen, der am Rande der Wiese stand. „Wenn du möchtest, bringe ich dich nach Hause. Wollte sowieso noch rüber zum See fahren.“
„Vielen Dank, schon gut, Herr Jansen. Ich kann das Stück auch zu Fuß gehen. Bin noch nicht lange hier und außerdem habe ich eine Bekannte gesehen, die ich noch sprechen möchte.“

„Na gut, Peter.“ Oswald kramte in seiner Hosentasche. „Hier hast du etwas Geld.“
„Das kann ich nicht annehmen.“
„Ach komm, Peter. Wie früher, als ihr noch klein wart. Hm?“ Er strahlte ihn an. „Fürs Taxi. Und bestell Jonas und deinen Eltern liebe Grüße. Pass auf dich auf, mein Junge.“

*​

Nachdem Jochen eine weitere Kippe auf der Wiese ausgetreten hatte, zog er sich seine heruntergerutschte Hose hoch und stieß die dicke Zeltplane zur Seite. Drinnen schlug ihm warme, vom Alkohol durchschwängerte Luft entgegen.
Mit pelziger Zunge starrte er auf die jungen Frauen an der Theke. Sie hatten modische Frisuren, wie man sie in der Stadt heute trug. Verschmierte Lidschatten, unnatürlich rote Wangen und nassgeschwitzte Blusen zeugten von fortgeschrittener Stunde. Jochens Blick wanderte zwischen engen Röcken, blickdichten Strümpfen und lehmigen Pfennigabsätzen hin und her. Das Frischfleisch ist sicher noch länger hier, dachte er und spürte eine Schwellung in seiner Hose.
Seine ganze Aufmerksamkeit galt aber weiterhin der schlanken Schwarzhaarigen, die er letzte Woche an der Kasse im Supermarkt zum ersten Mal gesehen hatte. Er hatte es einfach mal ausprobiert und die junge Frau angesprochen. Als sie sich umgedreht hatte, fielen ihre langen Haare sanft über die Schultern, hell leuchtete ihr zarter Hals im Flackern der Leuchtstoffröhren. Esther war wohl Single, sonst hätte sie sicher nicht zugesagt, ausgerechnet zum heutigen Scheunenfest zu kommen, das über die Grenzen des Landkreises hinaus für seine feuchtfröhliche Atmosphäre bekannt war.
Für Jochen konnte es keinen besseren Ort geben. Die dunklen Ecken im Zelt, die angrenzenden, dichten Felder oder auch sein Auto, das er extra abseits geparkt hatte, boten die beste Gelegenheit, zu prüfen, ob sie noch Jungfrau war. Heute wollte er die Theologiestudentin aus ihren Zwängen befreien.
Verdutzt schaute sich Jochen um. Esther wartete nicht am vereinbarten Punkt, sondern war gegenüber am Imbissstand an einem Stehtisch, ganz in der Nähe seiner beiden Kameraden aus dem Schützenverein. Ein großer Blonder stand bei ihr. Die beiden tranken, lächelten sich vertraut an; die Hand des jungen Mannes berührte mehrmals Esthers Arm.

Schnaufend stampfte Jochen über die Holzbohlen. Einen Augenblick später hatte er sie gepackt.
„Aua! Lass mich los!“ Mühselig versuchte Esther, sich aus dem Griff zu lösen.
„Ich bin nur mal kurz weg, und schon machst mit anderen rum!“
„Heh! Geht man so mit einer Dame um?“ Peter stellte seinen Apfelsaft weg und musterte Jochen mit zusammengekniffenen Augen.
Den Blick seiner Kameraden im Rücken spürend, hob Jochen seine linke Faust und holte aus.
Mit einer schwungvollen Bewegung wich Peter dem Boxhieb aus und schlug zurück. „Entschuldige dich sofort bei ihr“, sagte er eindringlich.
„Hört auf!“ Mit breiten Armen stellte sich Esther zwischen den beiden. Sie schaute Jochen an, der sich noch ans Kinn fühlte und zu überlegen schien, ob er es nochmal versuchen sollte. „Das ist Peter, Agrarstudent ...“ Sie drehte sich um. „Peter, das ist Jochen.“ Dann hauchte sie: „Mein ... meine Begleitung.“
Peter legte seinen Kopf schief und gab eine Zahnlücke frei. Dann hielt er Jochen seine fleischige Hand entgegen.
„Los, steig auf deinen Mähdrescher! Sieh zu, dass du Land gewinnst!“ Jochen lachte dreckig auf und sah zu seinen Kameraden hinüber. Ihre Anfeuerungsrufe waren in ein Grölen übergegangen.
Peter sah Esther mitleidig an und verschwand dann wortlos.

Sofort legte Jochen seinen Arm um Esthers Schulter.
„Du tust mir weh! Was bildest du dir eigentlich ein?“ Hilfesuchend schaute sie zu den beiden Männern am Nebentisch hinüber.
Als Jochen bemerkte, dass die beiden die Situation beratschlagten, lockerte er den Griff und gab vor, Esther nur zärtlich zu umarmen.
Esther löste ihren Kopf aus der Umklammerung. „Wie viel hast du getrunken?“
„Das fragst du mich?“ Jochen sah auf die leeren Gläser. „Der Wievielte war das? Von wegen unschuldiges Mädchen vom Lande.“
Sie nahm das Cocktailglas, das ihr nicht gehörte und schlürfte die letzten Tropfen hinunter, wobei sie gegen ein Gefühl von Ekel ankämpfen musste. Dann knallte sie das Glas auf den Tisch zurück. „Weißt du was? Du kannst mich mal.“ Sie nahm ihre Jacke und zog sie an.
„Ich kann wahrscheinlich noch nicht mal eine rauchen gehen, ohne Kerle zu treffen, mit denen du nicht gebumst hast. Das war’s für mich.“ Jochen wand sich ab und ging in die andere Ecke des Zeltes, wohin Peter zuvor verschwunden war. Suchend sah er sich um und schrieb dabei eine SMS. ‚Kommt, wir schnappen uns das Schwein!’
Dann blickte Jochen nochmal zum Imbissstand und winkte seinen beiden Kameraden zu, die noch beim Aufstehen hastig ihr Bier austranken und in seine Richtung kamen.
Esther war verschwunden. Dich kriege ich auch noch, dachte er.

Auf dem Vorplatz angekommen, kramte Peter in seiner Hosentasche nach Geld. Kurz bevor er das einzige Taxi auf dem Platz erreichen konnte, löste sich eine elegant gekleidete Mittdreißigerin aus einer Gruppe und öffnete die hintere Tür des Fahrzeuges.
Oh, Entschuldigung“, näselte sie, nachdem sie Peter beinahe die Tür gegen das Knie gestoßen hatte.
„Ist schon gut. Nichts passiert.“
„In welche Richtung musst du denn?“, fragte sie beim Einsteigen. „Vielleicht können wir ja zusammen ... fahren.“
Mit gemischten Gefühlen beobachtete Peter, wie die Frau sich nur ein winziges Stückchen weiter in die Mitte setzte und ihr es nichts ausmachte, dass ihr Rock dabei hochgerutscht war. Dann instruierte sie den Fahrer. „In die Stadt.“
Das fehlt mir auch noch, dachte er. „Ich muss genau in die andere Richtung“, log er lächelnd. „Sind nur ein paar Kilometer. Ich gehe zu Fuß.“
Sie verzog den Mund und schnallte sich an. „Tut mir echt leid.“ Dann warf sie einen letzten ausziehenden Blick auf Peter, der seine Jacke zuknöpfte und Kopfhörer in seine Ohren steckte. „Hals- und Beinbruch, mein Süßer.“ Mit ihren rot angemalten Lippen formte sie einen Kuss und zog die Tür zu.

*​

Hans Sirowka regelte die Lautstärke wieder herunter und schlug verärgert auf den Lenker seines Lasters. Der Radiosprecher hatte von einer Vollsperrung auf der A3 berichtet, die Umleitung würde mindestens eine halbe Stunde kosten. Er griff zum Handy. „Chef. Ich weiß, es ist halb drei nachts, aber wir haben ein Problem ...“
„Ich hab’ die Verkehrsmeldungen verfolgt. Das darf doch wohl nicht wahr sein!“, schallte es durch den Hörer. „Du weißt aber schon, dass das Obst um vier wieder umgeladen wird?“
„Wie soll ich das denn schaffen?“
„Fahr den Rest halt über die Dörfer!“
„Da ist teilweise nur dreißig ...“
„Na und? Um diese Zeit ist da ja wohl nichts los. Jetzt nerv’ mich nicht! Sonst war das deine letzte Fuhre!“

Keine halbe Stunde war vergangen, als Hans an einem riesigen Festzelt vorbeifuhr. Ihm kamen einige Autos und Taxen, vor allem aber Anhalter entgegen. Zu jeder anderen Gelegenheit hätte er gerne einen Tramper mitgenommen, der nicht so stark torkelte oder herumalberte wie diese. Hans fand die Gespräche mit den jungen Leuten immer interessant, da er selber keine Kinder hatte.
Wehmütig schaute er auf das Navi. Noch zehn Kilometer. Wenn er weiterhin so zügig fuhr, hatte sein Chef sich umsonst aufgeregt.
Als Hans an einer Ampel warten musste, sah er am Straßengraben einen gebrechlichen, grün gekleideten Mann, der mit einer Taschenlampe in das Feld leuchtete und was zu suchen schien. Dann nestelte der Alte an seinem Feldstecher und betrachtete schließlich den Himmel durch das Glas. Verwundert sah Hans dem Mann nach, wie er hektisch ins Auto stieg und ohne auf den Verkehr zu achten losfuhr, als würde er jemanden verfolgen.


Regenwasser tropfte durch das undichte Dach auf den Beifahrersitz. Hans wischte es mit einem Tuch weg, und fragte sich, wann der LKW zuletzt in der Werkstatt gewesen war. Dann startete er die Musikkassette. Fröhlich pfeifend begleitete er die Truckermusik, die das quälende Quietschen der abgenutzten Scheibenwischergummis übertönte – und ließ dabei nicht vom Gaspedal ab.
Plötzlich sah er einen Jugendlichen, der sich waghalsig auf die Straße stellte, eine Flasche in die Höhe hielt und ihm zuwinkte. Hans hörte augenblicklich auf zu flöten und trat auf die Bremse. Der LKW rutschte über den Asphalt, das Heck brach aus. Eine junge Frau hastete in die Fahrbahnmitte und zog dem Lebensmüden an der Jacke. Der Mann zeigte keinen Widerstand und fiel zusammen mit der Frau in den matschigen Straßengraben, bevor Hans auf der Fahrbahn zum Stehen gekommen war.
Schwer atmend stellte Hans die Musik ab, kurbelte das Fenster herunter und erkundigte sich bei den beiden nach ihrem Wohlergehen.

*​

Peter zog die Kapuze über den Kopf. Wind und Wetter machten ihm nichts aus, er war es durch die Feldarbeit gewohnt; er sorgte sich nur um die Kopfhörer, für die er solange hatte sparen müssen.
Links und rechts der dunklen Straße lagen die Äcker und die großen, saftigen Wiesen des Straetmans-Anwesens, dem Grundstück seiner Familie. Nach dem Agrarstudium wollte Peter die alte Familientradition wieder aufgreifen und auf dem ungenutzten Wiesenland eine große Apfelplantage anlegen. Er würde mit den Einnahmen alle erdenklichen Behandlungen für Jonas bezahlen. Sein Bruder könnte vielleicht sogar im künftigen Bioladen mitarbeiten, sich gebraucht fühlen. Sein geliebter Bruder, der nach seinem Sturz von einem Apfelbaum vor sechs Jahren seine Beine nicht mehr bewegen konnte und sich seit dem fast nur noch im Haus aufhielt. Neben seiner Fröhlichkeit hatte Jonas auch nach und nach seine lustigen Sommersprossen verloren. Die Sommersprossen, die Peter immer an den fleckigen Apfel erinnerten.
Peter erkannte gedämpftes Licht im Stall. Er schaltete die Musik aus und band die Kapuze zu. Wenn er sich beeilte, konnte er seinem Vater noch bei der Geburt helfen.
Er lief los und übersprang eine große Pfütze. Mit dem Fuß stieß er gegen einen armdicken Ast, den der Wind in die Wasserlache gefegt hatte. Er verlor das Gleichgewicht und fiel kopfüber. Knackend schlug zuerst seine rechte Hand auf die Fahrbahn, dann das Kinn. Benommen blieb er bäuchlings liegen. In seinem Kopf hämmerte es wild. Mit schmerzverzerrtem Gesicht probierte er, aufzustehen. Erfolglos. Seine Hand hielt den Druck nicht aus. Er ließ sich wieder auf den Boden fallen und hechelte stark.
Bilder aus der Kindheit schwebten vor seinem inneren Auge. Wie er jedes Mal nach einigen kräftigen Atemzügen seine Schmerzen verscheuchen konnte, wieder einfach aufgestanden war und weiterspielte, nachdem ihm seine Mutter noch ein buntes Pflaster aufgeklebt hatte. Nur Jonas hatte ein einziges Mal nicht so viel Glück gehabt.
Peter atmete tief ein und aus und versuchte, die Gedanken an Kummer, Schmerzen und Leid zu verjagen. Wie in Zeitlupe drehte er seinen Kopf, als er ein schleifendes und quietschendes Geräusch vernahm. Mit einer Mischung aus Sehnsucht und Traurigkeit blickte er auf das, was da auf ihn zu schlitterte.
Vor dem Aufprall schloss er die Augen und glaubte, rasch gedeihende Äpfel zu sehen. Eine Plantage grüner Früchte mit ihrer charakteristischen Punktierung. Jene Poren, die das Obst angeblich aktiv öffnen und schließen konnte, um am Leben zu bleiben. Ein Trugschluss.
Peter nahm einen letzten, kräftigen Zug durch die Nase und vernahm den intensiven Duft der Ananasrenette. Es war die Sorte, die seine Vorfahren in der Gegend eingeführt hatten, die er jetzt zum letzten Mal roch.
Die Äpfel mit den gleichen Sommersprossen, wie sein Bruder sie einst hatte. Das Obst, dem er in seiner Plantage wieder neues Leben einhauchen wollte.
Jonas’ Lieblingsapfel.

*​

Hans Sirowka war seit zehn Jahren nicht mehr in den Gassen von Niederkrümpten gewesen. Im Licht der späten Mittagssonne wirkte das Dorf düsterer, als er es in Erinnerung hatte. Es war, als versteckten sich die Menschen hinter den Fassaden aus der Gründerzeit oder den Grabsteinen auf dem Friedhof.
In der Dorfkneipe, die an diesem Sonntag gut besucht war, roch es staubig und süß, wie bei alten Leuten. Gäste saßen und tranken; einige würfelten oder spielten Karten. Hans bestellte sich an der Theke einen Schnaps, der ihn in den Eingeweiden brannte.
Ihm wurde schwindelig vor Aufregung, als er den Gesprächen der Männer lauschte. Es gab nur ein Thema. Der tote Junge vom Hof.
Vor seinem inneren Auge tauchte wieder die bewegungslose Silhouette auf. Er nahm den metallischen Duft des Blutes wahr, das aus dem Körper des toten Jungen floss und sich in den Pfützen mit dem Wasser vermischte.
„Kannten Sie Peter auch?“, riss ihn der Wirt aus seinen Gedanken, während er mit einem Handtuch ein Glas polierte.
„Nein, nein“, beeilte sich Hans. Er klang rau, als wäre ihn der Hals zugeschnürt.
„Schrecklich …“, sagte der Wirt. „Ich hoffe, es war keiner von hier. Sein Vater würde ihm die Gurgel durchdrehen, wenn ihm nicht schon seine Frau zuvorkäme.“
Hans nickte stumm und versuchte, seine Erregung zu unterdrücken.
„Noch’n Schnaps oder ’n Bier?“
„Wissen Sie, wann und wo die Beerdigung ist?“

*​

Alle Blicke ruhten auf Paul Straetmans, der sich als erster aus der vorderen Reihe erhob. Er schob einen Rollstuhl voran, in dem zusammengekauert sein zwölfjähriger Sohn Jonas saß. Nachdem sie ihr Taschentuch weggesteckt hatte, folgte ihm gebückt seine Frau Magda und hielt sich an Pauls Arm fest. Nacheinander standen die Restlichen auf und bildeten eine Prozession, die bedächtig über den Aschenweg schritt.
An einer Einmündung stoppten sie und die Menge schloss auf. Einige der Leute gafften Magda nach, die mit verzerrten Gesichtszügen nach vorne wackelte und das grüne Marmorgefäß streichelte. Für einen Moment herrschte absolute Stille. Dann brüllte sie ihren ganzen Schmerz auf einmal heraus.

Zwanzig Minuten später wurde die kleine Schaufel letztmalig zurück in den Eimer gesteckt, in dem sich zuvor Erde befand. Der Pfarrer verabschiedete sich und ließ die drei Straetmans alleine am offenen Grab zurück. Paul die Schultern fallen.
Entgeistert hatte Esther die groteske Szenerie beobachtet, wie Magda Straetmans unaufhaltsam die Gummireifen von Jonas` Rollstuhl vom Lehm befreite und sie keiner daran hinderte.
Esther trat näher, räusperte sich und sprach Paul Straetmans an, der sie trotz seiner ergrauten Haare an Peter erinnerte. „Mein herzliches Beileid. Ich bin Esther van gen Hasselt, eine Kommilitonin von … Peter.“

„Hatte Peter dir nicht auch Nachhilfe gegeben?“ Seine Stimme klang ruhig und gefasst.
Esther wollte die fleischige Hand, die so zerbrechlich wirkte, am liebsten gar nicht mehr loslassen. „Er hat versucht, mir sogar noch auf der Feier Matheformeln beizubringen.“
„Peter hatte große Pläne ...“, sagte seine Stimme voller Stolz und Kummer. Gedankenvoll blickte er auf das Grab, dann auf seine Frau.
Esther dachte nicht daran, das qualvolle Schweigen zu brechen.
„Er wollte mit mir zusammen eine Apfelplantage anlegen“, sagte Jonas. Er kramte in seiner Jackentasche, holte grünes Obst hervor und polierte dessen fleckige Schale an seiner Hose, bevor er die Frucht seinem Vater rüberschob.
Paul Straetmans legte die prächtige, saftige Ananasrenette neben das Grab auf die feuchte Erde. „Esther, mein Kind, ich danke dir, dass du gekommen bist.“
„Ich kannte den Verhafteten.“ Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Ich war dabei, als er mit Peter Streit anfangen wollte und ...“
„Ist schon gut, mein Kind“, sagte Paul und streichelte Esther über die Schulter.
Magda Straetmans beendete ihre fortwährende Reinigungsaktion und starrte auf die junge Frau. „Mörder!“ Sie spuckte das Wort geradezu aus. „Ich will, dass sie ihn hängen!“ Verbitterung und Verachtung huschte über ihre Züge.
„So beruhige dich doch, Magda. Er wird seine Strafe bekommen.“ Dann wisperte er Esther zu: „Meine Frau hat das mit Jonas nie überwinden können. Sie ist schwer krank. Ich weiß nicht, wie sie diesen neuen Schicksalsschlag übersteht.“ Nachdem er sich kurz zu seiner Frau umgedreht hatte, sprach er weiter: „Es wäre vielleicht besser, wenn du jetzt gehst. Nochmals vielen Dank.“
Als Esther die Wiese verlassen hatte, drehte sie sich letztmalig um. Sie putzte ihre Nase und schaute dabei auf die blauen Wolken am Himmel. Zwei Jahre später sollte sich Esther nur zu gut an die Worte von Paul Straetmans zurückerinnern.
Auf dem Aschenweg standen Gerda und Oswald Jansen und sprachen leise mit einem untersetzten Endfünfziger in löchrigen Jeans, der immer wieder den Kopf schüttelte. Oswald streichelte dem Mann über seinen Arm und nickte ab und zu. Dann wischte sich der Mann seine Tränen aus den Augen und ging auf die Straetmans zu. „Es tut mir so leid.“ Mit gesenktem Blick stand er da und kaute auf seinen Fingernägeln. Als sich Magda demonstrativ wegdrehte, sagte er zu Paul: „Wenn das Wetter nicht so schlecht gewesen wäre. Wenn ich ihn doch nur eher gefunden hätte ...“
„Machen Sie sich keine Vorwürfe.“
„Kann ich irgendwas für Sie tun?“
„Ist schon gut, Herr Sirowka. Vielen Dank für Ihre Anteilnahme.“

*​

Lügen, Lügen, nichts als Lügen, dachte er. Ich halte es nicht mehr aus. Wütend schlug er zuerst auf das Lenkrad, dann auf die Plakette mit dem Schutzpatron der Reisenden. Vielleicht hätte er dieses Drama verhindern können, wenn er damals im Regen nicht so schnell gefahren wäre. Wenn er besser aufgepasst hätte. Und warum musste der Junge auch zu Fuß gehen, hatte sich nicht mitnehmen lassen oder ein Taxi genommen?
Er warf einen letzten Blick auf das Mahnmal, bekreuzigte sich und fuhr dann weiter. An der Zufahrt zum ehemaligen Straetmans-Anwesen stoppte er den Wagen. Er erinnerte sich, dass die Torwölbung früher mit prächtigen Rosen bewachsen war. Jetzt war das Holz verwittert; ein einziger, rostiger Nagel hielt das Metallschild. Er ließ die Scheibe herunter und glaubte, den beißenden Gestank von Verwesung zu riechen. Es herrschte eine sonderbare Ruhe, als würde alles einen weiten Bogen hierum machen.
Er blickte über den Feldweg auf das weitläufige Grundstück. Man musste schon genauer hinsehen, um unter dem Unkraut Spuren von Landmaschinen oder Traktoren zu erkennen, die davon zeugten, dass es hier einmal Leben gegeben hatte.
Verborgen am Waldrand lag sie. Die Ruine. Nichts weiter als tote Erde, Mauerreste und versengtes Holz. In dieser Gegend war es unmöglich, einen neuen Besitzer für das Gut zu finden, dessen Wiesen und Äcker schon lange verdorrt waren, von dem man sagte, es sei von einem Fluch gezeichnet. Der Fluch des Todes.
Erneut tastete er in seiner Jackentasche nach dem Brief und wischte sich eine weitere Träne aus dem Auge. Lange genug war er feige gewesen. Viel zu lange. Entschlossen trat er auf das Gaspedal.

*​

„Ja, Mama, ich komme am Sonntag vorbei … Nein, Mama, ich habe heute keine Zeitung gelesen. … Was? Über die Scheunenparty vor fünf Jahren?“ Esther erfasste ein Kribbeln im Bauch. Sofort sah sie wieder den blonden, lebensfrohen Hünen vor sich. Wie er mit seiner Hand zärtlich ihren Arm streift, wie sie einfach nur seiner Stimme lauscht, ohne richtig zuzuhören. Peter, den sie so gerne näher kennengelernt hätte.
„Na ja, auf jeden Fall war dieser Profiler von der Kripo auch schon gestern im Fernsehen.“ Es war ein Rascheln durch die Leitung zu hören, während Esthers Mutter weiter sprach. „Der arme Peter … die armen Straetmans.“ Dann hatte sie die Stelle in dem Blatt gefunden und las vor. „'Fahrerflucht mit tödlichem Ausgang. Erfolglose Suche nach dem Fahrer des Ford Fiesta, Baujahr 2001 bis ...'“ Den Rest überflog sie nur noch. „2600 Fiesta-Halter überprüft, 20000 Handydaten gesichtet, 500 Personen befragt … der Verdächtige, der neunzehnjährige, vorbestrafte Jochen P., kam damals wieder schnell auf freien Fuß … Sag mal, du kanntest den doch auch?“
„Was haben die denn sonst noch gesagt, Mama?“ Esther ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie wusste noch zu gut, wie sie damals ihren Vater anrief, der sie sofort vom Zelt abholen kam. Aus sicherer Entfernung hatte sie zuvor noch Jochen beobachtet und ein mulmiges Gefühl bekommen, als er begann, mit zwei anderen jeden Winkel im Zelt abzusuchen. Wochenlang hatte sie sich Vorwürfe gemacht.
„Hier steht: 'Die Hinterbliebenen, die Eltern können in den meisten Fällen erst dann abschließen, wenn sie den Täter kennen. Erst dann können Verzweiflung und Wut schwinden'.“ Ihre Stimme stockte. „Wenn ich mir vorstelle …“
„Ist schon gut, Mama.“ Esther dachte wieder an die Nachricht vor zwei Jahren, als der Hof völlig niedergebrannt war und alle drei verbliebenen Staetmans ums Leben gekommen waren. Schmerzvolle Erinnerungen an Peters Beerdigung kreisten in ihrem Kopf. Der starke Vater, die schwache Mutter und Jonas.
„Als der Profiler das im Fernsehen gestern sagte, musste ich fast heulen: 'Der oder die Täter sowie mögliche Mitwisser sollen sich endlich melden – und zwar sofort'. Dann: 'Verjährung für Fahrerflucht und fahrlässige Tötung … abgelaufen. Auch wenn die Polizei einen Täter präsentiert: Es ist mehr als fraglich, ob ihn überhaupt eine Strafe erwartet. Das Verfahren wird nur dann zur Anklage gebracht, wenn die Staatsanwaltschaft Merkmale für die schweren Delikte Totschlag oder Mord findet'. Du hättest mal sehen müssen, wie er dann noch den Brief vorgelesen hat.“
Esther wischte ihre Tränen fort. Straffrei? Oh Gott … „Welchen Brief?“
„Hier steht es Wort für Wort: 'Ich möchte mich mit dieser Pressemitteilung, diesem persönlichen Brief direkt an Sie wenden. Auch wenn es jetzt verjährt ist und Familie Straetmans es nie mehr erfahren wird: Sie werden Ihre Schuldgefühle sowie die Angst, verraten oder entdeckt zu werden, nie mehr loswerden. Es wird Sie verfolgen. Für immer'.“

*​

Von Schwindelgefühlen erschüttert, öffnete Oswald Jansen die Haustür und legte seine Mütze an den gewohnten Platz. Er tastete sich an den Nacken und fühlte Nichts. Ihm fiel wieder ein, dass er seinen Feldstecher erst vor einer Stunde im weiten Bogen aus dem Auto auf das Grundstück geworfen hatte.
Erst jetzt wurde es ihm langsam wieder bewusst. Wie zur Bestätigung griff er in seine Jackentasche. Der Brief war weg, er hatte es tatsächlich getan. Er wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß aus dem Gesicht, ging ins Wohnzimmer und ließ sich in seinen Fernsehsessel fallen.
„Da bist du ja … Musst du den Fernseher jetzt anmachen, Schnuckibärchen? Ich habe Kuchen gebacken. Komm, es gibt gedeckten Apfel mit Sahne.“ Die Alte blickte lächelnd auf ihren Mann, der seine gebrechlichen Hände in die Armlehnen krallte.
„Warst du wieder Vöglein beobachten, oder warum siehst du so abgekämpft aus?“, fragte sie, obwohl sie meinte, die Antwort zu kennen. „Das ist doch nichts mehr für dich. Wie lange willst du noch durch die Gegend kraxeln? Oder was für einen Unsinn hast du diesmal getrieben?“
„Ja, ja. Ist schon gut, Gerda. Komme sofort“, sagte er, ohne den Blick vom Bildschirm zu lassen. „Unsinn? Ich habe zum ersten Male in meinem Leben das Richtige getan“, sprach er zu sich. Dann kam die Eilmeldung:
‚Neuigkeiten im Fall des vor fünf Jahren unter rätselhaften Umständen ums Leben gekommenen Peter Straetmans. Am heutigen Sonntagvormittag fanden Beamte in Kleve einen Brief hinter dem Heckscheibenwischer ihres Streifenwagens.‘
Als die bekannten Fotos der Unfallstelle gezeigt wurden, faltete Oswald die knochigen Hände im Schoß und starrte ins Leere.
Es handelt sich bei dem Brief um vier handgeschriebene Seiten. Der Anonyme kennt viele Einzelheiten zum Fall Peter Straetmans und beschreibt den genauen Unfallhergang. Was genau in dem Brief steht, können wir Ihnen aus ermittlungstechnischen Gründen nicht sagen. Nur so viel: Er beginnt mit den Worten – ich zitiere: "Ich möchte mein Gewissen reinigen." Zitatende.‘
Oswald griff zur Fernbedienung und suchte den roten Knopf. Dann hörte er den Polizisten noch weiter sagen:
‚Ich möchte Sie bitten, dass Sie sich mit Namen zu erkennen geben.‘
Bei den letzten Worten schaltete er das Gerät aus. Er starrte auf den armen Kerl, der über dem Fernseher am Kreuz hing. Der Herr sah ihn so vorwurfsvoll an. Oswald hielt den durchdringlichen Blick nicht lange stand, senkte seinen Blick und saß da wie gelähmt. Er dachte nach, was er noch zu verlieren hatte, dass die Angaben im Brief die Polizei früher oder später sowieso zu ihm führen würden. Dass er das Warten nicht ertragen würde. Er stand auf und lehnte sich an den Esstisch, an dem seine Frau saß.
„Die armen Straetmans. Erst gestern waren wir am Kreuz. Erinnerst du dich noch, wie wir früher mit denen Kegeln waren? Du hast die beiden Jungen auch öfter mit in den Wald und auf den Hochsitz genommen. Trotz deines Rückens hast du Jonas später sogar noch über die Feldwege geschoben …“ Sie schüttelte den Kopf.
Oswald wartete geduldig, bis Gerda weitersprach.
„Ich konnte es damals gut verstehen, dass sich Magda und Paul nach dem Unglück mit Peter zurückgezogen haben und keinen mehr an sich heran ließen. Selbst uns nicht. Und dann der schreckliche Brand.“ Gerda machte eine Pause und schaute auf das Kreuz, das an der Wand neben dem großen Hirschgeweih hing. Sie bekreuzigte sich und küsste dann den Anhänger ihrer Kette. Während sie ihn wieder unter die Bluse zurücksteckte, blickte sie erneut auf die Wand. Ihr fiel wieder ein, dass ihr Mann zufälligerweise am Tag des Unfalles ein Wild angefahren hatte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Magda das Feuer ...“ Sie schüttelte erneut den Kopf und deutete auf die Kanne. „Komm, setz dich.“
Erwartungsvoll sah sie ihren Mann an, der einfach nur da stand, zu einer Antwort ansetzte und dann doch nichts sagte.
„Ich mochte den lieben Jungen so gerne. Meinst du, es war einer aus der Gegend?“ Sie füllte eine Kaffeetasse. „Meinst du, die finden das Schwein endlich, das den Jungen umgebracht hat, Schnuckibärchen?“
Oswald atmete schwer. Mit einer Mischung aus Gefasstheit und Demut ließ er den Blick nicht von seinen Händen, die er wie zu einem Gebet gefaltet hatte. Nur mühselig fand er in die Gegenwart zurück. Ein Hauchen entrang seinen trockenen Hals. „Für mich keinen Kaffee bitte. Ich muss weg. Sofort. Ich muss jetzt auch den zweiten Schritt tun.“

 

Bei diesem Text sehe ich noch einige Problempunkte:

Sind die Figuren zu klischeehaft/stereotyp?
Hat der Text noch eine angenehme Länge, wo besteht Kürzungspotential?
Sind es zu viele wechselhafte Szenen?
Ist der Plot zu verworren (Zeitsprung)?

Danke, liebe Wortkrieger :)

 

Hi GoMusic,

ich poste dir mal meine Lesereindrücke.

Auf der einst mit prächtigen Rosen bewachsenen Torwölbung hatte er ab an Singvögel beobachten und ihren Melodien lauschen können.
Da fehlt auf jeden Fall ein Wort.

, geschweige denn von Menschen zu erkennen.
Verborgen am Waldesrand lag sie. Er war wütend auf sich. Vielleicht hätte er dieses Drama verhindern können. Übrig geblieben waren nichts weiter als tote Erde, Mauerreste und versengtes Holz. Eine Ruine. In dieser Gegend war es unmöglich, einen neuen Besitzer für das Gut zu finden, vom dem man sagte, es war von einem Fluch gezeichnet.

Das finde ich unglücklich Formuliert. Worauf bezieht sich das "sie"? Auf einen Menschen, oder auf die Ruine? Vermutlich soll es noch ein Geheimnis sein, aber dennoch finde ich es unglücklich formuliert.

Ansonsten finde ich den Plot sehr ansprechend, stark formuliert und ermöglich einen schönen Lesefluss.

Teenies stiegen quengelnd zu ihren Eltern in die Autos, deren Motorengeräusche in dem Mix aus Schlagermusik und angeheizter Stimmung untergingen.

Kannst du mir erklären was du mit dem Mix aus Schlagermusik und angezeiter Stimmung verstehst oder bezwecken willst? Ist das positiv angeheizte Stimmung oder riecht es nach Dorfschlägerei? Wie macht sich die angeheizte Stimmung akustisch bemerkbar? (Schließlich vermischt sie sich ja mit der Musik)

Das Setting ist wieder sehr schön beschrieben, auch die Peters Sinneseindrücke finde ich gut gewählt

Jochen ist mir direkt unsympathisch. Auch diesen Typ kennt jeder, vorallem auf den Dorffesten, wo sich die ganzen Weiber aufführen wie beim Bachelor. Der Absatz gefällt mir besonders gut. Nur folgender Satz stört mich extremst.

Noch heute wollte er es prüfen und die Theologiestudentin aus ihren Zwängen befreien, ihr die Hölle zeigen.

WAS? Ist sie Theologiestudentin oder die Tochter vom Pfarrer? Das ganze wirkt aufgesetzt und nicht glaubhaft, das nehm ich dem Erzähler nicht ab.

Im dritten Absatz war mir nicht direkt klar, dass es immernoch um Jochen geht. Hatte wieder einen Wechsel erwartet und war dann einigermaßen Überrascht, als es sich nicht um Peter handelte.

Peter stellte seine Cola weg und musterte Jochen mit zusammengekniffenen Augen.
Wie ein Boxer in Linksauslage baute sich Jochen vor Peter auf. Seine Alkoholfahne gesellte sich zum Geruch von Frittenfett und Brathähnchen.
Hier findet der nächste wechsel in der Erzählperspektive statt? Der Übergang wirkt unsauber. Hätte mir gewünscht das der Satz irgendwie so klingt: "Seine Alkoholfahne zog Peter in die Nase, gemeinsam mit dem Geruch von Frittenfett und Brathähnchen wars echt lecker" Kannst du natürlich besser ausschreiben..

Peter wich dem Boxhieb mühelos aus. Der Hüne atmete ganz bewusst ein und aus, krempelte seine Ärmel hoch und sagte eindringlich

Ich finde der "Hüne" unpassend, irgendwie stört das meinen Lesefluss. Vielleicht kannst du das irgendwo vorher einbauen?

auf den letzten Kilometern relative viele Autos und Taxen,
würde ich streichen, wieder wegen dem Lesefluss.


Der arme Peter scheint ein einziges Klischee zu sein, sorry. Der Charakter hat mich nicht überzeugt. Sein kranker Bruder und die tablettenabhängige Mutter machen es da nicht besser. Sein Tod ergreift mich null komma null.
Das Ende kommt relativ überraschend, und hat mir auch gefallen. Im Großen und Ganzen finde ich vorallem den Mittelteil zulange. Ich würde es auf weniger Szenen beschränken, und vorallem irgendwie den Peter sympathisch machen. Der riesige blonde Hühne mit der schiefen Zahnlücke, nee. Sorry, der gefällt mir nich. :Pfeif:

Dein Schreibstil gefällt mir sehr und vorallem der Anfang macht Lust auf mehr. Der Spannungsbogen steigt mir aber zu wenig - und sinkt zu schnell. Diese ganze Beerdigungssache und der Dialog zwischen Esther und Mutter finde ich unnötig. Wie ich zu Hans stehe weiß ich nicht, ich hätte es besser gefunden, wenn er der Alte gewesen wäre.Schmücke lieber den Konflikt zwischen Jochen und Peter weiter aus. Vielleicht hat das eine Vergangenheit? Vielleicht begegnen sie sich am Abend noch?

Ich hoffe du kannst mit meiner Kritik etwas anfangen und ich freue mich die nächste Version zu lesen. Sie hat mir auf jeden Fall am Anfang sehr gefallen! Dein Schreibstil ist wirklich spitze. (ich wiederhole es gerne)

Grüße,

schwarze sonne

 

Hallo GoMusic,


zu deinen Fragen:

Sind die Figuren zu klischeehaft/stereotyp?
Zu klischeehaft würde ich nicht sagen, aber es geht noch mehr. Du hältst die alle drei, also Peter, Jochen, Esther in etwa auf gleichem Niveau. Sie sind schon irgendwie individuell, aber im Grunde genommen kommt Jochen noch am ehesten plastisch daher. Den anderen beiden fehlt eindeutig etwas Typisches, während Jochen für mich der Stereotyp auf Dorffesten ist. Stabil gebaut und sauf-und rauflustig. Der ist also etwas arg holzschnittartig gelungen. Ein gebrochener ambivalenter Antiheld wäre attraktiver. Das macht es dem Leser schwerer, ihn in eine Schablone zu packen.

Hat der Text noch eine angenehme Länge, wo besteht Kürzungspotential?
Länge ist ok, solange du unterhältst. Das tust du gleich am Anfang nur schleppend. Ich habe lange Zeiten währende des Lesens mich gefragt, worauf alles hinauslaufen soll. Ok, als Peter tödlich verunfallt, entspannte sich meine Wissbegierde, weil ich dachte, ok, es geht nun um die Tat und ihre Folgen.

Am Anfang würde ich einkürzen, vielleicht mit einer Szene beginnen, in der bereits es knistert und lieber zwischendrin die Historie einbauen.

Die Beerdigungsszene ist ansich zu lang, weil sie nichts inhaltlich bringt. Das kann man aber erst in der Nachschau beurteilen.
Während man sie das erste Mal liest, kommt es einem nicht so vor.


Sind es zu viele wechselhafte Szenen?
Eigentlich nicht.

Ist der Plot zu verworren (Zeitsprung)?
Ja, aber nicht wegen der Zeitsprünge, sondern weil ich nicht verstanden habe, ob der sog. Alte in deiner letzten Szene nun besagter Jochen gewesen sein soll.
Wenn er es war, verstehe ich seine Reue nicht ganz, dann hättest du dazu mehr Inneres bringen müssen.
Wenn er es nicht war, also dieser Alte nicht Jochen ist, dann weiß ich gar nicht mehr, was überhaupt in der Geschichte Trumpf war. :D

Textkram:

hatte er ab an Singvögel beobachten
ab und an , beobachtet

Er wischte sich eine weitere Träne aus dem Auge, warf den Feldstecher durch das Autofenster und trat kräftig auf das Gaspedal.
Er warf den Feldstecher aus dem Autofenster? Wirklich? Seltsam. Wenn du es genauso gemeint hast, finde ich das sonderbar, denn so ein Ding kostet ja Geld, wenn er gut ist.
Vielleicht schiebst du da noch einen kleinen Erklärgedankengang mit nach.

Allzu lange konnte nicht mehr bleiben
vermutlich fehlt ein ich oder?
lockerte er den Griff und tat vor, die
trat vor?
„In welche Richtung muss du denn? Vielleicht
musst
auf den letzten Kilometern relative viele Autos
relativ
gezüchtet hatte.
hatten
Augenblick sackten die Schultern des groben Mannes hinunter.
Augenblicklich...
wie ihn der Schweiß ausbrach.
ihm


Den Titel finde ich übrigens gut. Aber diese Apfelsorte kommt ein bisschen zu wenig weg. Wie wäre es, wenn er am Ende diesen Duft dieses Apfels in de Nase hat?


Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo GoMusic,

um gleich auf Deine Fragen einzugehen: Mit den Personen hatte ich prinzipiell keine großen Probleme, den Zeitsprung habe ich verstanden (stand ja dran :D), die Verwirrungen schienen mir größtenteils Absicht und somit okay zu sein. Zur Länge sage ich gleich was.

Zuerst muss ich fragen, ob ich mir den Plot richtig zusammengereimt habe: Peter wird überfahren, Jochen wird verdächtigt, war es aber nicht, und mit dem LKW-Fahrer hast Du uns auf eine falsche Fährte gelockt. Der Alte am Ende hat ein dermaßen schlechtes Gewissen, dass er aus meiner Sicht nur der Schuldige sein kann (und nicht etwa bloß Zeuge o.ä.). Er war wohl auch der Autofahrer in der Anfangsszene.

Wenn das stimmt, hakt es m.E. an der Logik: Das alte Ehepaar scheint ja aus der Gegend zu sein. Müsste dann nicht sein Auto (ein Fiesta, nehme ich an) mit überprüft worden sein? Und selbst wenn nicht: Hätte dann nicht die Frau (die so ein bisschen zum Tratschen neigt) die Sache damals aufmerksam verfolgt und gesagt: "Schau mal, Mausebärchen (nein, Schnuckibärchen, noch schlimmer ...), die überprüfen lauter Fiestas, genau solche wie deinen, mit dem du das Reh angefahren hast, am selben Tag, als der junge Straetmans überfahren wurde ..."? Oder Du müsstest zumindest andeuten, wie er damals ungeschoren davonkam.

Jetzt zu der Länge: Wenn meine obige Erklärung stimmt, dann ist mir der Text ungefähr 80 % zu lang. Das meine ich natürlich sarkastisch; was ich meine, ist Folgendes: Du zeigst mir lang und breit mehrere Verdächtige und sonstwie Betroffene, und am Ende ist es keiner von denen gewesen, sondern Du zauberst mir einen diabolus ex machina im allerletzten Absatz. Da fühle ich mich dann doch etwas ... naja ... beschubst, hat meine Mutter immer gesagt.

Kann natürlich auch sein, dass ich die Auflösung total verpeilt habe. Dann nehme ich alles Obige zurück, inklusive der Behauptung, ich hätte die Charaktere und die Zeitfolge begriffen.

Ansonsten: Der allgemeine Stil ist schon etwas weitschweifig, aber damit kann ich umgehen. Etwas ärgerlich fand ich die beiden doch arg erklärend an den Leser gerichteten Monologe von Esthers Mutter und Bärchens Frau bei der Auflösung.

Dann noch einiges an Kleinkram:

Auf der einst mit prächtigen Rosen bewachsenen Torwölbung hatte er ab an Singvögel beobachten und ihren Melodien lauschen können.
Meinst Du "ab und an"?

ein einziger, rostiger Nagel hielt das Metallschild.
Komma würde ich weglassen. Zweifelsfall.

Verborgen am Waldesrand lag sie.
Wer "sie" ist, weiß ich immer noch nicht, nachdem ich die Geschichte zuende gelesen habe. Ich hatte vermutet, es würde eine weibliche Leiche geben, aber Peter ist ja männlich. Oder ist es die Mutter, die das Gut angezündet hat? Oder einfach die nachfolgend erwähnte Ruine?

Er wischte sich eine weitere Träne aus dem Auge, warf den Feldstecher durch das Autofenster und trat kräftig auf das Gaspedal.
Ernsthaft? Er schmeißt das Fernglas weg? Wieso?

Fünf Jahre zuvor
Hm ... Das ist unschön, wie so ein Kästchen in einem Comic oder eine Einblendung in einem Film. Vielleicht kannst Du das irgendwie in den Fließtext einflechten. Wenn nicht, dann wenigstens einen Punkt und eine Leerzeile danach. Weitere vergleichbare Stellen entsprechend.

Der Vorplatz bot jedes Jahr das gleiche, ernüchternde Bild.
Komma weglassen? Hier macht es einen Bedeutungsunterschied. Wenn Du auch eine Konjunktion wie "nämlich" oder "und zwar" setzen würdest, bleibt das Komma stehen, sonst muss es raus.

Allzu lange konnte er(?) nicht mehr bleiben, schließlich war Selma trächtig und kalbte bald.

die Theologiestudentin aus ihren Zwängen befreien, ihr die Hölle zeigen
Das ist schön fies und charakterisiert den Jochen gut. :D

Er lachte dreckig auf, da er meinte, einen guten Witz gemacht zu haben.
Begründung würde ich weglassen, scheint mir überflüssig.

Mit einem Kribbeln im Bauch nickte Peter Esther zu.
Hier wundere ich mich über die Perspektive. Dein Erzähler kann offensichtlich in jede Person hineingucken und ihre Gefühle beschreiben, so klassisch allwissend.
Das ist nicht falsch oder schlecht. Mir wird nur gerade bewusst, wie selten man das heutzutage findet, wenn es einen beim Lesen so stutzen lässt.

Als Jochen bemerkte, dass zwei Männer die Situation beratschlagten, lockerte er den Griff und tat vor, die Schwarzhaarige nur zärtlich zu umarmen.
"gab vor"? oder "tat so, als ob ..."?

„Der wievielte Hugo war das?“
Müsste ich wissen, was ein Hugo ist?

Ich kann wahrscheinlich noch nicht mal eine rauchen gehen, ...

Die Frau schaute auf Peters zerbrechlich wirkende Pranke.
:confused:

Hans fragte sich, wann der LKW zuletzt in der Werkstatt gewesen warKomma und startete die Musikkassette.
Eingeschobener Nebensatz. Regel 121, Du erinnerst Dich ...? :lol:

Eine Plantage grüner Früchte mit ihrer charakteristischen Punktierung.

Dieser überlegte kurz, bevor er einvernehmlich nickte.
"Einvernehmlich" braucht nach meinem Sprachgefühl immer zwei oder mehr Leute, das kann nicht einer alleine. Der Duden scheint mir mit seiner Definition Recht zu geben: im Einvernehmen, in Übereinstimmung miteinander; einmütig
Also vielleicht lieber "zustimmend" o.ä.

Sie räusperte sich und sprach den Mann an

Ich bin Esther van gen Hasselt
Komischer Name. Oder ein Fehler?

„EstherKomma mein Kind, ich danke dir, dass du gekommen bist.“

Mit gesenktem Blick stand er da und kaute auf seinen Fingernägeln.

Sofort sah sie wieder den blonden Hünen vor sich. Wie er mit seiner Hand zärtlich ihren Arm streift, wie sie seinen heißen Atem spürt. Dessen Stimme sie einfach nur gelauscht hatte, ohne richtig zuzuhören.
Sie sah vor sich, wie sie seinen Atem spürt - das passt nicht. Außerdem verstehe ich nicht, nach welchem Prinzip Du hier die Zeiten wechselst; wenn, dann müsste m.E. auch der letzte Satz mit ins Präsens rutschen, falls Du damit so einen Unmittelbarkeitseffekt erzielen willst.

Die Alte blickte lächelnd auf ihren Mann, der seine gebrechlichen Hände in die Armlehnen kralltePunkt

Neuigkeiten im Fall des vor fünf Jahren unter rätselhaften Umständen ums Leben gekommenen Peter Straetmans

Er saß da wie gelähmt und spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach.

Sie machte eine Pause und schaute auf das Kreuz, das an der Wand über dem Esstisch hing.

„Für mich keinen Kaffee bitte. Ich muss weg. Sofort. Ich bin lange genug feige gewesen.“

Grüße vom Holg ...

Nachtrag: War ja klar, dass mich Leute überholen würden, so lange, wie ich an dem Komm gebastelt habe. Glaub ja nicht, dass ich jetzt noch die Dopplungen rausflöhe ... :D

 

Hallo schwarze sonne,

wir hatten ja erst kürzlich das Vergnügen, nun freue ich mich sehr, dass du hier reingeschaut hast.
Die Rechtschreib-, Grammatik- und Flüchtigkeitsfehler habe ich sofort korrigiert. Auch das den Lesefluss störende „Hüne“ ist raus, da es vorgezogen wurde.

Die Sache mit „Verborgen am Waldesrand lag sie.“ habe ich nun angepasst. Es soll die Ruine darstellen. Das hatte Holg unten ja auch schon angemerkt.

Kannst du mir erklären was du mit dem Mix aus Schlagermusik und angezeiter Stimmung verstehst oder bezwecken willst? Ist das positiv angeheizte Stimmung oder riecht es nach Dorfschlägerei?
Guter Hinweis. Habe ich angepasst:
in die Autos, deren Motorengeräusche in dem Mix aus Schlagermusik untergingen.
Bisher fand er es drinnen noch ganz angenehm. Er meinte aber, schon eine leicht aufheizende Stimmung gespürt zu haben. Allzu lange
wollte Peter sowieso nicht mehr bleiben, schließlich war Selma trächtig und kalbte bald.

Das Setting ist wieder sehr schön beschrieben, auch die Peters Sinneseindrücke finde ich gut gewählt
Danke dafür.

Ist sie Theologiestudentin oder die Tochter vom Pfarrer? Das ganze wirkt aufgesetzt und nicht glaubhaft, das nehm ich dem Erzähler nicht ab.
Es ist eine erzkonservative, katholische Gegend (eine Gegend, wo das "verfluchte" Grundstück keinen neuen Besitzer findet; später hängt noch ein Kreuz im Esszimmer ...), da ist es nicht ungewöhnlich, dass sie Theologie studiert. Es sollte auch darstellen, dass der Asi Jochen eine Frau „gegen den Strich“ zu erobern versucht, die er als noch jungfräulich hält.

Im dritten Absatz war mir nicht direkt klar, dass es immernoch um Jochen geht.
Hier findet der nächste wechsel in der Erzählperspektive statt?
Habe das geändert. Es ist nun einzig die Perspektive von Jochen. Hoffe, das kommt nun besser rüber.

Der arme Peter scheint ein einziges Klischee zu sein, sorry. Der Charakter hat mich nicht überzeugt. … Sein kranker Bruder und die tablettenabhängige Mutter machen es da nicht besser. Sein Tod ergreift mich null komma null.
Hier mache ich mir nochmals Gedanken drüber. Der Tod sollte nämlich schon ergreifend sein.
vorallem irgendwie den Peter sympathisch machen.
Hm. Ich dachte, er wäre schon sympathisch genug. Oder meinst du es genau anders herum?
Er liebt die Landluft, will seinem Vater helfen, streichelt Esther zärtlich, hält der Frau die Autotür auf und steigt nicht ins Taxi zu der „geilen Tante“. Er will mit seinem Geld seinem kranken Bruder das Leben angenehmer machen usw. Jetzt bin ich etwas ratlos, wie man das noch steigern sollte …

Der Spannungsbogen steigt mir aber zu wenig - und sinkt zu schnell.
Diese ganze Beerdigungssache und der Dialog zwischen Esther und Mutter finde ich unnötig.
Ja, das haben lakita und Holg auch so ähnlich gesagt. Ich überlege mir mal was.

Wie ich zu Hans stehe weiß ich nicht, ich hätte es besser gefunden, wenn er der Alte gewesen wäre.
Ne, das sollte ja auf eine falsche Fährte locken, so wie es Holg unten gesagt hatte.

Schmücke lieber den Konflikt zwischen Jochen und Peter weiter aus. Vielleicht hat das eine Vergangenheit? Vielleicht begegnen sie sich am Abend noch?
Das mit einer späteren Begegnung ist eine gute Idee. Zumal Esther noch beobachtet hatte, wie Jochen zusammen mit Kumpels noch nach Peter im Zelt gesucht hatte, bevor sie abgeholt wurde.
Ich arbeite dran.

Ich hoffe du kannst mit meiner Kritik etwas anfangen
Und ob!
Hab vielen Dank. Freute mich sehr.

Dein Schreibstil ist wirklich spitze. (ich wiederhole es gerne)
Danke für das Lob.

Soweit erst mal bis hierhin. Setzte mich nun an die weiteren Anpassungen.

Liebe Grüße und bis später,
GoMusic

 

Hallo Gomusic,

Hm. Ich dachte, er wäre schon sympathisch genug. Oder meinst du es genau anders herum?
Er liebt die Landluft, will seinem Vater helfen, streichelt Esther zärtlich, hält der Frau die Autotür auf und steigt nicht ins Taxi zu der „geilen Tante“. Er will mit seinem Geld seinem kranken Bruder das Leben angenehmer machen usw. Jetzt bin ich etwas ratlos, wie man das noch steigern sollte …

Genau das stört mich. Der kommt so perfekt rüber, und das gefällt mir nicht. Von mir aus hätte er gerne dem Jochen eine Zentrieren dürfen. Wäre vielleicht eine Überreaktion, aber mal ehrlich? Der hat es doch verdient ;-)

Und das mit der Tante. Ich weiß nicht. Da spricht jetzt mein jugendlicher Leichtsinn. Aber ich würde jede schwangere Kuh warten lassen, wenn sich mir eine solche Chance bieten würde :Pfeif:
Meine Idee wäre: mach aus der "geilen Tante" eine "betrunkene schrullige Tante" die kein Geld fürs Taxi hat und deswegen mit Peter fahren möchte. Der weiß sich nicht zuhelfen, gibt das Geld und haut ab. Vielleicht sogar mit einer spitzfinden Bemerkung "Daheim wartet eine schwangere Kuh."

Ich schreibe schon wieder viel zu ausschweifend, meine Fantasie geht mit mir durch. Deine Geschichte ist wirklich gut. Worauf ich hinaus will: Gib dem Peter wenigstens ein paar Ecken und Kanten, dann wird er mir lieb. Er kann ja trotzalledem ein guter Kerl bleiben!

.
Peter atmete tief ein und aus und versuchte, die Gedanken an Kummer, Schmerzen und Leid zu verjagen. Wie in Zeitlupe drehte er seinen Kopf im Nacken, als er ein unnatürliches Geräusch vernahm. Mit einer Mischung aus Sehnsucht und Traurigkeit blickte er auf das, was da auf ihn zu schlitterte.
Er schloss die Augen und glaubte, rasch gedeihende Äpfel zu sehen. Eine Plantage grüner Früchte mit ihrer charakteristischen Punktierung. Jene Poren, die das Obst angeblich aktiv öffnen und schließen konnte, um am Leben zu bleiben. Ein Trugschluss.
Peter nahm einen letzten, kräftigen Zug durch die Nase und roch den intensiven Duft der Ananasrenette. Es war die Sorte, die seine Vorfahren als erste in Deutschland gezüchtet hatten. Die Äpfel mit den Sommersprossen, denen er in seiner Plantage wieder neues Leben einhauchen wollte. Jonas’ Lieblingsapfel.

Ich wollte noch klarstellen, dass ich das stark und ergreifend beschrieben finde. Nur eben der Tod ansich ergreift mich nicht. Das mit der Theologiestudentin habe ich jetzt auch begriffen, danke ;)

Grüße,

schwarze sonne

 

Hallo lakita,

Danke für deine Zeit und deinen Kommentar.

Zu den Figuren, speziell dem Dorffest-Jochen:

aber im Grunde genommen kommt Jochen noch am ehesten plastisch daher … Stabil gebaut und sauf-und rauflustig. Der ist also etwas arg holzschnittartig gelungen. Ein gebrochener ambivalenter Antiheld wäre attraktiver. Das macht es dem Leser schwerer, ihn in eine Schablone zu packen.
Das mit dem „gebrochenen, ambivalenten Antihelden“ gefällt mir sehr gut.
Habe mir dazu ein paar Gedanken gemacht, dass er nicht nach Schema F der raufsüchtige Typ ist, der den Frauen hinterherjagt, sondern auch so etwas wie ein Getriebener der Umstände ist; dass er dem Bild entsprechen will/muss, das Andere (nämlich seine Kameraden vom Schützenverein - hihi) in ihn sehen (wollen).

Wie findest du es?
Esther hatte ihm versprochen, an dem Tisch neben dem Flippergerät zu warten. Verdutzt schaute er sich um und sah sie schließlich gegenüber am Imbissstand an einem Stehtisch stehen, ganz in der Nähe seiner beiden Kameraden aus dem Schützenverein. Sie war nicht alleine, ein großer Blonder stand bei ihr. Die beiden, tranken, lächelten sich vertraut an; die Hand des Langhaarigen berührte mehrmals Esthers Arm. …

Als er bemerkte, dass seine Kameraden die Szene beobachteten, baute sich Jochen wie ein Boxer in Linksauslage vor dem Unbekannten auf. Seine Alkoholfahne gesellte sich zum Geruch von Frittenfett und Brathähnchen. …

Dieser schlug die Geste aus. „Los, steig’ auf deinen Mähdrescher! Sieh’ zu, dass du Land gewinnst!“ Er lachte dreckig auf und sah zu seinen Kameraden hinüber, die zu Grölen begannen. …

“Er ging in die Richtung, in die zuvor der breitschultrige Blonde verschwunden war. Während er sich suchend umsah, schrieb er eine SMS. ‚Benny! Micha! Lust auf eine kleine Keilerei?’
Dann blickte er nochmals zum Imbissstand und sah seine beiden Kameraden, die noch beim Aufstehen ihr Bier austranken. Esther war verschwunden. Dich kriege ich auch noch.

Den anderen beiden fehlt eindeutig etwas Typisches,
Hm. Und dabei dachte ich, zumindest Peter sei ausreichend typisiert, und sah bisher nur bei Esther noch Bedarf. Ich baue sie (wie jetzt bei Jochen geschehen) auch noch etwas aus. Wird aber einige Zeit in Anspruch nehmen und werde mich später nochmals melden.

Am Anfang würde ich einkürzen, vielleicht mit einer Szene beginnen, in der bereits es knistert und lieber zwischendrin die Historie einbauen.
Mal schauen.
So, wie es jetzt ist (Historie am Anfang), gefällt es mir am besten. Es soll auch den ganzen Schmerz, den der Namenslose hat zeigen. Dieser Schmerz soll so auch über die ganze Geschichte hinweg wie ein dunkler Schleier liegen. (Wer ist das, der den Schmerz ertragen hat? Was ist das für ein Brief? Spielt das Fernglas noch eine Rolle? Und vor Allem: Für wen steht das Holzkreuz? Schließlich will sich Jochen ja auch noch Esther „vorknöpfen“ …)

Die Szene oder einen (kürzeren?) Rückblick daraus mittendrin einzubauen, würde wahrscheinlich wegen eines zusätzlichen Zeitsprunges noch mehr irritieren. Und ganz am Ende, als Gedanken des Anonymen, fände ich es zu spät.
Ich behalte deinen Hinweis aber Mal im Hinterkopf. Danke dafür
Hast du denn eine Idee, wie man es ändern könnte/sollte?

Die Beerdigungsszene ist ansich zu lang, weil sie nichts inhaltlich bringt. Das kann man aber erst in der Nachschau beurteilen.
Während man sie das erste Mal liest, kommt es einem nicht so vor.
Sie bringt nichts Inhaltliches? Hm, dabei habe ich das ja versucht, nämlich:

Die Mutter ist völlig fertig (schreit ihren Schmerz raus; putzt andauernd den Rollstuhl), verbittert und will, dass der Täter bestraft wird. (Hinweise, dass sie später das Gut in Brand setzt.)
Der Vater ist der Starke in der Familie, hat Kummer wegen seiner Frau (Hinweis s.o.)
Hans Sirowka, der LKW-Fahrer, ist nicht der Täter, sondern hat Peter gefunden und ihm nicht mehr helfen können.

Ein paar Ausschmückungen könnten sicher weg. Ich mache mir ein Gedanken, will mal abwarten, ob es noch andere Meinungen dazu gibt.

weil ich nicht verstanden habe, ob der sog. Alte in deiner letzten Szene nun besagter Jochen gewesen sein soll.
Wenn er es war, verstehe ich seine Reue nicht ganz, dann hättest du dazu mehr Inneres bringen müssen.
Wenn er es nicht war, also dieser Alte nicht Jochen ist, dann weiß ich gar nicht mehr, was überhaupt in der Geschichte Trumpf war.
„Der Alte“ ohne Namen ist der anonyme Briefschreiber. (Vorher wird ja gesagt, dass Jochen 19 Jahre war.)

Ich habe es nun etwas ausgebaut, damit es klarer wird. Und zwar in der Szene, wo der LKW-Fahrer einen „jägerähnlichen“ Mann in der Nacht sieht soll nun der Zusammenhang klarer werden (Jäger = Anonymer; das war vorher zu knapp beschrieben, eher beiläufig, was wohl leider nicht geklappt hat ). Außerdem hat der Anonyme nun auch eine Hirschtrophäe zuhause und es wird ganz am Anfang geschrieben, dass er den Feldstecher wegwirft, weil er sein ganzes Vogelbeobachten etc. „Schuld“ war, dass er so spät unterwegs und zu abgelenkt war und schließlich den Unfall verursacht hatte.

Er warf den Feldstecher aus dem Autofenster? Wirklich? Seltsam. Wenn du es genauso gemeint hast, finde ich das sonderbar, denn so ein Ding kostet ja Geld, wenn er gut ist.
Vielleicht schiebst du da noch einen kleinen Erklärgedankengang mit nach.
Die Änderung im ersten Absatz besagt nun (siehe auch oben), dass er im Feldstecher den Grund für den Unfall gab. Klappt das so?

Den Titel finde ich übrigens gut.
Danke. Hatte mir dazu auch viele Gedanken gemacht. Als ich bei meiner Recherche nach einer Apfelplantage eher zufällig auf diese Apfelsorte stieß (erster Treffer), die auch noch in dieser Gegend tatsächlich als erstes angebaut wurde, war klar, dass es dieser Titel werden muss. Das mit den Poren (Atmen/Peter)) und den Flecken (Sommersprossen/Jonas) passte dann auch noch wie Auge auf Faust. Dann ergab sich noch die Idee, dass der LKW Obst fährt und Peter vor dem Überfahren Äpfel sieht.

Aber diese Apfelsorte kommt ein bisschen zu wenig weg. Wie wäre es, wenn er am Ende diesen Duft dieses Apfels in de Nase hat?
Hatte ich von Anfang an schon drin:
Peter nahm einen letzten, kräftigen Zug durch die Nase und roch den intensiven Duft der Ananasrenette.

Lakita, ich danke dir recht herzlich für deine wertvollen Hinweise. Habe mich sehr gefreut. Schönen Tag noch. :)

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Ein Schwarm Zugvögel kehrte aus seinem Winterquartier zurück. Ein Hinweis auf das bevorstehende Ende der kalten Jahreszeit. Sehnsüchtig blickte er durch sein Fernglas den Wildgänsen nach, die beeindruckende Flugformationen bildeten. Eine solche Ordnung wünschte er sich auch für seine Gedanken, die ziellos in seinem Kopf umherschwirrten.

Sehnsüchtig blickte er durch sein Fernglas den Wildgänsen nach, die beeindruckende Flugformationen bildeten. Eine solche Ordnung wünschte er sich auch für seine Gedanken.

Ich finde den Einstieg gut, aber du hast ihn, meiner Meinung nach, etwas zu sehr "gewollt." Kill your darlings. Du verortest das mit dem Fernglas und den Wildgänsen schon ausreichend. Und der zweite Satz steht für sich. Die "ziellosen Gedanken", das ist wie ein Bein, das hinkt und nachzieht. Traue deinem Leser ruhig zu, dass er so etwas versteht. Je mehr du verknappst, desto dichter wird der Text, desto mehr kannst du dich auf das Detail konzentrieren, und desto mehr Bedeutung bekommt auch jedes Wort. Man muss also sehr genau austarieren.


Spätestens beim Anblick des Holzkreuzes ahnte man von dem schrecklichen Geschehen.

Das ist eine verschobene Perspektive. Wer ist dieser "man" denn genau. Ich denke mir immer. es wäre besser, wenn du tatsächlich personal bleibst, so verstärkst du auch deinen Charakter, er wird tiefer. Das "man" klingt gut, ich weiß, es klingt nach einer größeren Aussage, sehr elaboriert, aber es nimmt den Leser aus dieser Lupe heraus.

So in der Art: Er ahnte schon beim Anblick des Holzkreuzes, was geschehen war. Das schreckliche Geschehen würde ich auch rausnehmen, denn Holzkreuz an Autobahn ist kein Zeichen für eine Rave-Party mit nackten Frauen.

In dieser Gegend war es unmöglich, einen neuen Besitzer für das Gut zu finden, vom dem man sagte, es war von einem Fluch gezeichnet.

Hier hättest du eine vorzügliche Möglichkeit, noch ein wenig Stoff unterzubringen. Warum genau Fluch, was hat es mit dem auf sich, was genau ist passiert? Nicht viel, ein, zwei gute Sätze. Eine Ahnung, dem Leser ein Bild verschaffen.

Er hatte Angst vor dem, was passieren würde, was er damit bewirkte. Er wischte sich eine weitere Träne aus dem Auge und warf den verdammten Feldstecher durch das Autofenster.

Du zeigst die Angst im zweiten Satz. Ich würde das rausnehmen, es ist redundant. Dann noch etwas: Wer wertet hier? Verdammt, das ist eine Wertung. Wer tut das? Das müsste aus dem Fokus des Protagonisten kommen, er kann es denken oder sich selber zuflüstern oder schreien. In dem Moment, in dem der Erzähler diese Wertung übernimmt, ist er auf irgendeine Art und Weise in das Geschehen involviert. Natürlich, bei personalen Erzählern ist es immer schwierig, den Autoren rauszuhalten, es ist anspruchsvoll, auch vor dem Hintergrund, dass es ja dieses Gentleman-agreement gibt, dass der Leser nicht zu genau nachfragt, woher der Erzähler denn alles so genau weiß. Je mehr sich der Autor aber einmischt, desto eher verführt er den Leser nachzufragen, die Erzählposition zu hinterfragen. Ich versuche immer, den Erzähler tatsächlich so wenig wie möglich einzubinden, ihn nicht auf dem Silbertablett zu servieren, denn das schafft so eine seltsam verwirrte Haltung im Text, es wirkt unentschlossen. Außer bei Ich-Erzählungen, da darf der Erzähler alles und zwar reichlich. (Ane hat mir einen solchen Erzähler, der sich immer einmischt und auch verneint, in meinem Text "Nebengeräusche" übrigens auch um die Ohren gehauen!)

Wie mit Röntgenaugen scannte Jochen die jungen Frauen von oben nach unten ab, die sich an der Theke versammelt hatten.

Das ist sicher Geschmackssache, aber scannen mit Röntgenaugen, da haut es mich raus, das wirkt auf mich auch nicht ernsthaft, und ich denke, das ist schon ein ernster Text. Dieser Vergleich ist ja auch irgendwie unzulässig, denn es gibt keine Röntgenaugen, also in echt, und ich beziehe mich dann auf eine vage gedankliche Konstruktion, ich verlasse mich auf eine nicht existente Intersubjektivität.

Instinktiv packte er sich in den Schritt. Dieses Frischfleisch war bestimmt noch länger hier.

Ich finde das schwierig. Erstens wegen dem "instinktiv." Er tut das ja nicht instinktiv, sondern er denkt, was der Erzähler sagt: Das Frischfleisch ist noch länger hier. Wenn du es so schreibst, und dann die Wirkung zeigst, würde es besser wirken. Das Frischfleisch ist sicher noch länger hier, dachte er und spürte Reißverschluss und Unterhose. Oder so was, nur ein Beispiel.

Wie ein Boxer in Linksauslage baute sich Jochen vor dem Unbekannten auf.

Wie steht denn nun ein southpaw? Ich würde das auch zeigen. "Jochen zog sein Bein nach hinten, verlagerte das Gleichgewicht und hob die linke Faust ans Kinn."

Er atmete ganz bewusst ein und aus, krempelte seine Ärmel hoch und sagte eindringlich: „Entschuldige dich sofort bei ihr ...“

Die sind kurz vor eine Knupperei, also eigentlich gab es schon den ersten Schlag, und die meisten sind ja nach dem ersten Schlag schon vorbei, und er atmet yoga-mässig ein und krempelt sich erstmal die Ärmel hoch. Und spricht dann wie einer aus diesen Noir-Filmen. Das ist schon irgendwie unrealistisch. Entweder möppt der sofort zurück und sagt dann: "Haste davon, wenn du hier die Frauen einfach anpackst, du Pisser." Oder er versucht, dem Ganzen aus dem Weg zu gehen. Er geht weg.

GoMusic, ich habe den Text zu Ende gelesen, aber ich habe große Schwierigkeiten mit den Namen und den Zeiten. Es ist sehr verworren. Die einzelnen Teile für sich sind sicher gut und richtig, aber ich habe das Gefühl gehabt, es wird zu puzzle-ig. Vielleicht liegt das nur an mir. Ich habe mich auch mal eine Zeit an diesen Collagetexten versucht, aber Rückblenden über eine derart lange Zeit einzubauen, das funktioniert für mich jedenfalls als Leser nicht. Ich habe immer das Gefühl, okay, ich schaue jetzt einfach auf das Ende des Textes, denn der ist ja gewiss, irgendeine Auflösung wird es schon geben. Die Motivation sozusagen schwindet drastisch.

Konstruktiv: Ich finde, du hast einen tollen Konflikt angelegt, und ich fürchte, du könntest dem Text mehr drive geben, wenn du ihn umstellst. Wenn du szenisch schreibst und das linear erzählst. Auch vielleicht die Perspektiven kürzen, sich nur auf zwei konzentrieren, auf dieser Kürze sind das meiner Meinung nach schon sehr viele Baustellen.

Gruss, Jimmy

 

Hey GoMusic

Nur kurz und mit relativ hoher Flughöhe:

Der erste Absatz (bis zu: 5 Jahre zuvor) wirkt auf mich, als sei er von einem anderen Autor geschrieben als der Rest. Das ist sicherlich bewusst, es geht hier ja auch um verschiedene Wahrnehmungen und Perspektiven.
Aber stilistisch bist du da m.E. zu weit gegangen. Schon die ersten zwei, drei Sätze wollten mir nicht passen. Aber auch die folgenden:

Trübselig daliegende, verdorrte Wiesen und Äcker umrahmten die kurvenreiche Landstraße. Spätestens beim Anblick des Holzkreuzes ahnte man von dem schrecklichen Geschehen. Kerzen flackerten in harmonischer Eintracht zur sanften Frühlingsbrise; frische Schnittblumen weinten stellvertretend ihre Tränen aus den Knospen.
Er stoppte den Wagen und ließ die Scheibe herunter. Es lag ein Flimmern in der Luft. Eine sonderbare Ruhe, als würde alles einen weiten Bogen hierum machen. Er glaubte, den beißenden Gestank von Verwesung zu riechen.
Auf der einst mit prächtigen Rosen bewachsenen Torwölbung hatte er schon öfter Singvögel beobachtet und ihren Melodien gelauscht. Jetzt war das Holz verwittert; ein einziger rostiger Nagel hielt das Metallschild.
Durch sein Fernglas blickte er über den Feldweg auf das weitläufige Anwesen. Man musste schon genauer hinsehen, um unter dem Unkraut Spuren von Landmaschinen oder Traktoren, Lebenszeichen von Vieh und Haustieren, geschweige denn von Menschen zu erkennen.

Das hat was klebriges, sowohl was den Inhalt betrifft (weinende Blumen) als auch, was die Sprache anbelangt. Ich sehe da nichts Falsches oder so, aber in der Gesamtheit hat sich das für mich recht zähflüssig angefühlt. Ich habe fett markiert, was dafür verantwortlich sein könnte, aber das ist nicht so einfach zu identifizieren.

Danach wechselst du zu einem deutlich flüssigeren und dynamischeren Stil. Das hat mich dann auch gepackt und in die Geschichte reingezogen. Ich dachte mir: Ah, endlich. Jetzt schreibt GoMusic. Ich würde den Einstieg noch mal überdenken. Lieber flüssig beginnen und dann elegisch werden, als umgekehrt, denke ich mir.

Dann allgemein zu deiner Frage bzgl. Plot. Wenn ich in einer Geschichte sehe, dass Zeilen wie: "Fünf Jahre zuvor" oder "Zehn Tage später" eingefügt sind, da läuten bei mir die Alarmglocken. Ich weiss nicht, wie es anderen geht, aber da denke ich mir gleich, dass der Autor den Plot nicht in den Griff bekommen hat. Es hat wirkt zumindest nicht sehr elegant. Vielleicht kannst du dir Aufgabe stellen, den Plot so zu erzählen (ob mit oder ohne Rückblenden), dass diese Angaben nicht mehr nötig sind oder unauffällig im Text untergebracht werden können.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo GoMusic,


Das mit dem „gebrochenen, ambivalenten Antihelden“ gefällt mir sehr gut.
Habe mir dazu ein paar Gedanken gemacht, dass er nicht nach Schema F der raufsüchtige Typ ist, der den Frauen hinterherjagt, sondern auch so etwas wie ein Getriebener der Umstände ist; dass er dem Bild entsprechen will/muss, das Andere (nämlich seine Kameraden vom Schützenverein - hihi) in ihn sehen (wollen).
Ja, das ist eine sehr gute Idee. Vielleicht legst du noch eins drauf. Vielleicht hat er zu Hause einen Vater, der Krebs hat und vermutlich bald sterben wird und er macht sich ernsthafte Sorgen und so. Müsste eigentlich schon lange wieder zurück sein und nach ihm schauen oder so.

Esther hatte ihm versprochen, an dem Tisch neben dem Flippergerät zu warten. Verdutzt schaute er sich um und sah sie schließlich gegenüber am Imbissstand an einem Stehtisch stehen, ganz in der Nähe seiner beiden Kameraden aus dem Schützenverein. Sie war nicht alleine, ein großer Blonder stand bei ihr. Die beiden, tranken, lächelten sich vertraut an; die Hand des Langhaarigen berührte mehrmals Esthers Arm. …
OK

Als er bemerkte, dass seine Kameraden die Szene beobachteten, baute sich Jochen wie ein Boxer in Linksauslage vor dem Unbekannten auf. Seine Alkoholfahne gesellte sich zum Geruch von Frittenfett und Brathähnchen. …
Nö.
Jochen fühlte die Blicke im Rücken. Sollten sie sich ruhig mal ansehen, was er mit so einem machte. Er ging wie ein Boxer in Linksauslage und stand so dicht vor Peter, dass seine Alkoholfahne und der Geruch von Frittenfett und Brathähnchen aufdringlich wurde.

So oder so ähnlich...

Dieser schlug die Geste aus. „Los, steig’ auf deinen Mähdrescher! Sieh’ zu, dass du Land gewinnst!“ Er lachte dreckig auf und sah zu seinen Kameraden hinüber, die zu Grölen begannen. …

“Er ging in die Richtung, in die zuvor der breitschultrige Blonde verschwunden war. Während er sich suchend umsah, schrieb er eine SMS. ‚Benny! Micha! Lust auf eine kleine Keilerei?’
Dann blickte er nochmals zum Imbissstand und sah seine beiden Kameraden, die noch beim Aufstehen ihr Bier austranken. Esther war verschwunden. Dich kriege ich auch noch.

Ja. Ein bisschen zuviel Kameraden, aber inhaltlich ok.

Die Szene mit dem Feldstecher, ja die wird jetzt klarer. ABER mir gefällt dieser Satz so rein gar nicht.

Zusammen mit dem Teil, das er als Auslöser dieser Tragödie sah, hoffte er auch, endlich die Teufel vertreiben zu können.
Wie wär es, wenn er leise zu sich sagt: "dieses Teufelsteil", nachdem er den Feldstecher rausgeworfen hat?

Vorschlag, diesen Absatz wie folgt zu fassen:

Zwei Männer in auffällig weißen Handschuhen traten nach vorne, legten routiniert den Blumenschmuck zur Seite und hoben das grüne Marmorgefäß an. Dann trugen sie es zum Ausgang, wo ein gummibereifter, kastenähnlicher Handwagen wartete.
Alle Blicke ruhten auf den Alten mit dem sonnengegerbtem Gesicht, der sich als erstes aus der vorderen Reihe erhob. Er schob einen Rollstuhl voran, in dem ein etwa zwölfjähriger, zusammengekauerter Junge saß. Nachdem sie ihr Taschentuch weggesteckt hatte, folgte eine gebückte Frau und hielt sich am Arm des Mannes fest. Nacheinander standen die restlichen Dunkelgekleideten auf und bildeten eine Prozession, die bedächtig dem Kastenwagen auf den Aschenweg folgte.
An einer Einmündung stoppten die weißen Handschuhe den Wagen. Die Menge schloss auf. Magda sprach mit dem Mann, der die Gruppe angeführt hatte. Dieser überlegte kurz, bevor er nickte. Einige der Leute gafften Magda nach, die mit verzerrten Gesichtszügen an den Wagen wackelte und das Gefäß streichelte. Für einen Moment herrschte absolute Stille. Dann brüllte sie ihren ganzen Schmerz auf einmal heraus.
Die Leute schauten auf den Boden, schlossen ihre Augen oder drehten sich ab, als Magda zurückkam und Paul sie in seinen Armen empfing.

Die ersten beiden Sätze weglassen, komplett und nun geht's los:
Alle Blicke ruhten auf dem alten sonnengegerbten Paul, der sich als erstes aus der vorderen Reihe erhob. Er schob einen Rollstuhl voran, in dem zusammengekauert sein zwölfjähriger Sohn Jonas saß. Nachdem sie ihr Taschentuch weggesteckt hatte, folgte ihm gebückt seine Frau Magda und hielt sich an seinem Arm fest (oder an Pauls Arm). Nacheinander standen die restlichen Dunkelgekleideten auf und bildeten eine Prozession, die bedächtig dem Kastenwagen auf den Aschenweg folgte.
An einer Einmündung stoppten sie und die Menge schloss auf.
Einige der Leute gafften Magda nach, die mit verzerrten Gesichtszügen an den Wagen wackelte und die Urne streichelte. Für einen Moment herrschte absolute Stille. Dann brüllte sie ihren ganzen Schmerz auf einmal heraus.
Ende
Nächster Absatz:

Zwanzig Minuten später wurde die kleine Schaufel letztmalig zurück in den Eimer gesteckt, in dem sich Erde befand.Der Pfarrer verabschiedete sich und ließ die drei Straetmans alleine am offenen Grab zurück. Augenblicklich sackten Pauls Schultern hinunter.
Entgeistert hatte Esther die groteske Szenerie beobachtet, wie Magda Straetmans unaufhaltsam die Gummireifen des Rollstuhles vom Lehm befreite und sie keiner daran hinderte.
Sie räusperte sich und sprach Paul Straetmans an, der sie trotz seiner ergrauten Haare, an Peter erinnerte.„Mein herzliches Beileid, Herr Straetmans. Ich bin Esther van gen Hasselt, eine Kommilitonin von … Peter.“„Hatte Peter dir nicht auch Nachhilfe gegeben?“ Seine Stimme klang ruhig und gefasst.
Esther wollte die fleischige Hand, die so zerbrechlich wirkte, am liebsten gar nicht mehr loslassen. „Er hat versucht, mir sogar noch auf der Feier was beizubringen.“
„Peter hatte große Pläne ...“, sagte seine Stimme voller Stolz und Kummer. Dann blickte er gedankenvoll auf das Grab, dann auf seine Frau.„Er wollte mit mir zusammen eine Apfelplantage anbauen.“, sagte Jonas. Er kramte in seiner Jackentasche, holte grünes Obst hervor und polierte dessen fleckige Schale an seiner Hose, bevor er die Frucht seinem Vater rüberschob.
Paul Straetmans legte die prächtige, saftige Ananasrenette neben das Grab auf die feuchte Erde."Esther, mein Kind, ich danke dir, dass du gekommen bist.“
Dann normal weiter mit : „Ich kannte den Verhafteten....

Das wäre die erste Verschlankung. Bestimmt geht noch mehr, dazu müssten aber andere Sätze geschrieben haben. Ich habe hier nur eingekürzt, wie du siehst.

Ist nur mein Angebot und deine Geschmackssache, ob du es auch gut findest.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo The Incredible Holg

Ich wollte mich bei dir auch bedanken für deine Zeit und deinen Kommentar. :thumbsup:

Mittlerweile haben sich doch noch einige Baustellen aufgetan und ich versuche nun, diese Schritt für Schritt zu erledigen. Fange ich mit dem süßen Bambi an ...

Zuerst muss ich fragen, ob ich mir den Plot richtig zusammengereimt habe:
Nicht ganz. Dazu unten mehr.


Müsste dann nicht sein Auto (ein Fiesta, nehme ich an) mit überprüft worden sein?
Ja, das hatte ich weggelassen, sehe aber, dass es so nicht funktioniert. Deine Idee ist ehr gut, habe ich sofort umgesetzt:
„Bis Magda und Paul sich nach dem Unglück zurückzogen und keinen mehr an sich heranließen. Und dann der schreckliche Brand.“ Gerda machte eine Pause und schaute auf das Kreuz, das an der Wand neben dem großen Hirschgeweih hing. Sie bekreuzigte sich und küsste dann den Anhänger ihrer Kette. Während sie es wieder unter ihrer Bluse zurücksteckte, blickte sie erneut auf die Wand. Für einen kurzen Augenblick betrachtete sie die präparierte Wildtrophäe und dachte nach. Ihr fiel wieder ein, dass ihr Mann zufälligerweise am Tag des Unfalles ein Wild angefahren hatte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Magda das Feuer ...“ Sie schüttelte den Kopf und deutete auf die Kanne.


Du zeigst mir lang und breit mehrere Verdächtige und sonstwie Betroffene, und am Ende ist es keiner von denen gewesen, sondern Du zauberst mir einen diabolus ex machina im allerletzten Absatz.
Da kommt keine neue Person aus dem Nichts.
Der Täter ist ja der vom ersten Absatz (der das Holzkreuz betrachtet und dann den Brief bei der Bullerei abgibt), dem auch schon der LKW-Fahrer an dem Unfall-Tag merkwürdig vorkommt.


Er schmeißt das Fernglas weg? Wieso?
Weil es der unmittelbare Auslöser für den Unfall war (Ablenkung).


fünf Jahre zuvor
Hm ... Das ist unschön,
Ja, stimmt irgendwie. Passt vielleicht besser zu einem Roman. Aber da die große Bearbeitung noch ansteht, wird das wohl wegfallen.


die Theologiestudentin aus ihren Zwängen befreien, ihr die Hölle zeigen
Das ist schön fies und charakterisiert den Jochen gut.
Hehe.


Er lachte dreckig auf, da er meinte, einen guten Witz gemacht zu haben.
Begründung würde ich weglassen, scheint mir überflüssig.
Ist weg.


Müsste ich wissen, was ein Hugo ist?
Stimmt. Die Sorte kann eigentlich raus. Check.


Eingeschobener Nebensatz. Regel 121, Du erinnerst Dich ...?
:Pfeif:


Ich bin Esther van gen Hasselt
Komischer Name. Oder ein Fehler?
Kein Fehler. Grenznaher Bereich; holländisch angehauchte Namen ...


Sie sah vor sich, wie sie seinen Atem spürt - das passt nicht. Außerdem verstehe ich nicht, nach welchem Prinzip Du hier die Zeiten wechselst; wenn, dann müsste m.E. auch der letzte Satz mit ins Präsens rutschen, falls Du damit so einen Unmittelbarkeitseffekt erzielen willst.
Hast Recht. Nun:
Esther erfasste ein Kribbeln im Bauch. Sofort sah sie wieder den blonden Hünen vor sich. Wie er mit seiner Hand zärtlich ihren Arm streift, wie sie einfach nur seiner Stimme lauscht, ohne richtig zuzuhören.


Etwas ärgerlich fand ich die beiden doch arg erklärend an den Leser gerichteten Monologe von Esthers Mutter und Bärchens Frau bei der Auflösung.
Ja, da muss ich zugeben, dass diese beiden „Erklärungen“ (Polizeisprecher, Berichte) der ganze Anlass zur Story waren. Mir fiel es nicht leicht, diese in den Text einzubauen. Sollte ich jeweils eine Fernsehsendung zeigen, die Prota einen Zeitungsbericht lesen lassen etc.
So entschied ich mich a) für ein indirektes Nacherzählen der Mutter am Telefon und b) die Fernsehsendung, die quasi live läuft und dem Täter zum Handeln bringt (gerade das Live-Erlebnis finde ich hier gut). Das nur dazu.
Ich werde die Texte aber noch kürzen. Versprochen.

Deine genannten RS- und Gramma.fehler habe ich sofort beseitigt.

Vielen lieben Dank schon mal.


Hallo schwarze sonne,

danke, dass du nochmals reingeschaut hast. :)

Von mir aus hätte er gerne dem Jochen eine Zentrieren dürfen. Wäre vielleicht eine Überreaktion, aber mal ehrlich? Der hat es doch verdient ;-)
Ja, das hat Jimmy unten auch angemerkt.
Irgendeine Über- oder nicht ganz passende Reaktion von Peter wäre nicht schlecht, um ihn nicht ganz so perfekt rüberkommen zu lassen. Entweder hier oder mit der Tante, wie du es anmerkst. Mal schauen; ich überlege mir noch was.


Habe mich sehr gefreut, dass dir die Szene mit dem Sturz von Peter und dessen letzten Momenten vor dem Sterben so gut gefallen hat.


Jetzt kommt die Karnevalszeit und das heißt für mich: Zeit zum Schreiben/Überarbeiten :D


Vielen Dank euch beiden und liebe Grüße,
GoMusic


Fortsetzung folgt ...

 

Hallo GoMusic,

ich steh aufm Schlauch ...

Zuerst muss ich fragen, ob ich mir den Plot richtig zusammengereimt habe:
Nicht ganz. Dazu unten mehr.

Was habe ich mir denn falsch erschlossen? Das wird mir auch aus dem Rest Deiner Antwort nicht klar, das "unten mehr" finde ich irgendwie gar nicht. Oder meinst Du das Nachfolgende:

Du zeigst mir lang und breit mehrere Verdächtige und sonstwie Betroffene, und am Ende ist es keiner von denen gewesen, sondern Du zauberst mir einen diabolus ex machina im allerletzten Absatz.
Da kommt keine neue Person aus dem Nichts.
Der Täter ist ja der vom ersten Absatz (der das Holzkreuz betrachtet und dann den Brief bei der Bullerei abgibt), dem auch schon der LKW-Fahrer an dem Unfall-Tag merkwürdig vorkommt.

Ich nehme an, Du meinst: der dem LKW-Fahrer merkwürdig vorkommt, nicht umgekehrt, richtig? Nur dass ich nicht noch was verpeilt habe und wir womöglich aneinander vorbeireden. Und er war doch der Unfallfahrer, oder? Und hat in dem Brief an die Polizei eine Art Geständnis abgelegt, ohne sich aber mit Namen zu erkennen zu geben, was er dann ganz zum Schluss nachholt?

Dass das dieselbe Person wie vom Anfang ist, hatte ich schon verstanden. Und okay, er läuft irgendwo zwischendurch mal durchs Gebüsch. Aber ich habe trotzdem das beschriebene Problem.

Das liegt daran, dass dieser Mann nicht wirklich eine Person aus der eigentlichen Geschichte ist. Deine Erzählweise weckt in mir die Erwartung, dass diese mysteriöse Gestalt vom Anfang sich als identisch entpuppt mit irgendeiner der anderen handelnden Personen, egal ob Jochen, Hans, Paul oder Jonas. Meinetwegen auch Magda oder Esther, auch wenn Du ja die Einstiegsszene in der männlichen Form erzählst. Aber dann ist es ein Nobody!

Anders gesagt: Bei einem Krimi versuche ich mitzuraten. Wer von denen könnte es wohl gewesen sein? Und Deine Auflösung sagt: Ätscheätsch, es war übrigens jemand ganz anderes, den Du nicht kanntest, das konntest du gar nicht erraten! Das fühlt sich unfair an. Verstehst Du, was ich meine? Das ist natürlich etwas, was Du nicht reparieren kannst, ohne eine komplett andere Geschichte zu schreiben.

Was sich mir auch nicht erschließt, ist der Unfallhergang. Ich sehe den Mann ja zu keinem Zeitpunkt Auto fahren. Er beobachtet gerne Vögel, und das Fernglas soll irgendwie Schuld sein. Heißt das, er hat während der Fahrt mit dem Ding ins Gebüsch geguckt und deshalb den Peter plattgemacht? Darauf habe ich gar keinen ernsthaften Hinweis. Ich kann es mir vielleicht ganz am Ende zusammenreimen, so wie ich es jetzt gerade tue. (Wobei ich es selbst dann ziemlich spekulativ finde; wahrscheinlich auch, weil mir solch ein Verhalten ziemlich unwahrscheinlich vorkommt, zumal nachts und im Regen. Da sieht man doch sowieso nichts, womöglich noch durch beschlagene Autoscheiben und so?) Aber auch hier habe ich als Krimileser die Erwartung, im Textverlauf ein bisschen mitdenken zu dürfen, und dafür fehlt mir das Material. Das ist total unbefriedigend.

Aber noch mal: Falls ich einfach die Auflösung falsch verstanden habe, nehme ich das alles zurück.

Grüße vom Holg ...

 

Hallo zusammen,

die angekündigte „große“ Überarbeitung ist erfolgt.

Die Story verläuft nun linear.

Danke an jimmysalaryman für die Kürzungsvorschläge, um es prägnanter zu machen; Darlings sind gekillt. Perspektiven geändert; Erzähler nimmt sich zurück. Röntgenaugen raus; Frischfleisch- und Boxer-Szene geändert. Unnötige Namen/Personen sind raus.
An diesen Punkt arbeite ich noch:

Hier hättest du eine vorzügliche Möglichkeit, noch ein wenig Stoff unterzubringen. Warum genau Fluch, was hat es mit dem auf sich, was genau ist passiert? Nicht viel, ein, zwei gute Sätze. Eine Ahnung, dem Leser ein Bild verschaffen.

Danke an Peeperkorn für das Aufzeigen der schmalzigen Umrandungen; diese sind weitestgehend passé. Die Geschichte beginnt durch den neuen Einstieg sofort szenisch. Jahreszahlen sind raus.


Danke an lakita für die Kürzungsvorschläge der Beerdigungsszene. (Das wäre gar nicht nötig gewesen, denn meine Rückfrage bezog sich gar nicht darauf, sondern auf das hier: "Am Anfang würde ich einkürzen, vielleicht mit einer Szene beginnen, in der bereits es knistert und lieber zwischendrin die Historie einbauen." Sorry, dass ich das wohl falsch formuliert hatte.)

Vielleicht legst du noch eins drauf. Vielleicht hat er zu Hause einen Vater, der Krebs hat und vermutlich bald sterben wird und er macht sich ernsthafte Sorgen und so. Müsste eigentlich schon lange wieder zurück sein und nach ihm schauen oder so.
Dafür hatte ich ja schon die kalbende Kuh eingebaut. Ich denke, das sollte reichen. ;)


Danke an The Incredible Holg
Zeitungstexte und Fernsehbericht sind gekürzt worden.
Und ja, ich meine den Mann, der dem LKW-Fahrer aufgefallen ist. So ein blöder Schreibfehler, der wahrscheinlich noch mehr zur Verwirrung beigetragen hat.:hmm:

Das liegt daran, dass dieser Mann nicht wirklich eine Person aus der eigentlichen Geschichte ist. Deine Erzählweise weckt in mir die Erwartung, dass diese mysteriöse Gestalt vom Anfang sich als identisch entpuppt mit irgendeiner der anderen handelnden Personen
Aber dann ist es ein Nobody!
Beim ersten Auftreten (Text wurde auch etwas erweitert), ist er ja ein Nobody aus der Sicht des LKW-Fahrers.
Dann tritt er auf, als er an der Unfallstelle vorbei fährt, um sein Geständnis bei der Polizei abzugeben, dann wie er den Aufruf im TV sieht, dass sich der Täter stellen soll. Ich meine, dass diese einzige Person ohne Namen in der Story auch keinen Namen braucht. Er ist und bleibt der Anonyme.

Bei einem Krimi versuche ich mitzuraten.
Ja, verstehe ich. Hier ist es eine Person, die am Rande erscheint. Ob ich das als unfair bezeichnen würde, weiß ich nicht. Ich habe den Text etwas geändert. Vielleicht findest du es jetzt nicht mehr unfair. Auf jeden Fall habe ich sehr daran geknabbert.:shy:

Ich sehe den Mann ja zu keinem Zeitpunkt Auto fahren.
Das stimmt. Man sieht ihn nur aus dem Auto aussteigen (jetzt ist es ein Ford, um da eine Verbindung zum Täterauto schaffen).

Das Fernglas soll irgendwie Schuld sein. Heißt das, er hat während der Fahrt mit dem Ding ins Gebüsch geguckt und deshalb den Peter plattgemacht? Darauf habe ich gar keinen ernsthaften Hinweis.
Für diesen Hinweis bin ich dir auch sehr dankbar. Ich habe das geändert, dass er am Unfalltag im Auto einer Vogelschar hinterher gerast ist, die er mit dem Fernglas beobachten wollte. Das hatte noch gefehlt. Danke. :)

zumal nachts und im Regen
Es war schon früher morgen (es wurde erwähnt, dass der LKW-Fahrer gegen halb vier/vier Uhr einträfe) und es einen Regen, ja, der stark genug war, für den rutschigen Weg zu sorgen, auf dem Peter ausgerutscht ist. Der Vogelzug und der enthusiastische Vogelbeobachter ließen sich durch den Regen nicht aufhalten.
Fakt: Du hast an der Auflösung nichts falsch verstanden, ich hatte zu ungenau geschrieben. Hoffe, es ist nun eindeutiger.


An euch alle:
Peter boxt nun zurück. :thumbsup:
Wenn ihr noch irgendetwas findet, das den Plot unsauber erscheinen läßt oder was anderes ..., dann bin ich sehr dankbar für eure Hinweise. :)

Vielen lieben Dank und einen schönen Abend noch.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

habe nix vor heute Abend, da habe ich doch gleich mal die neue Version gecheckt, um sie hoffentlich als Erster zerlegen zu können. :D

Nein, ich will nicht fies sein. Denn:

Auf jeden Fall habe ich sehr daran geknabbert.

Das kann ich mir gut vorstellen. Mein Hauptkritikpunkt ging ja schon ziemlich an die Grundfesten Deiner Geschichte. Zu meinem großen Leidwesen haben Deine Änderungen das auch nicht wirklich beheben können.

Die Chronologie war nicht mein Problem, aber durch die Linearisierung ist die Geschichte natürlich leichter verständlich geworden. Und die Änderungen in den Details haben meine Zweifel beseitigt, ob ich denn nun den Täter überhaupt richtig identifiziert habe. So weit ist das gut. Dass der Täter so eine Randfigur ist, stört mich aber weiterhin. Ganz konkret stelle ich mir beim Lesen eigentlich bis kurz vor Schluss die Frage, ob denn nun wohl Hans oder Jochen der Unfallfahrer war. Und dann war es ein namenloser Dritter, der nur mal kurz durchs Bild gehuscht ist. So kommt es bei mir an.

Aber ich wiederhole mich. Ich will nicht weiter darauf herumreiten - vielleicht sollten wir es lieber dem Plenum zur Diskussion stellen. Bisher hat sich ja niemand außer mir darüber beschwert, und wenn ich wirklich der Einzige bin, solltest Du wahrscheinlich einfach nicht zu viel darauf geben. Einer meckert eh immer, egal wie viele Beine Du Dir ausreißt.

Ein paar weitere Punkte und Pünktchen (im wahrsten Sinne) habe ich noch gefunden. Etliche davon waren vermutlich auch schon in der Vorversion und sind mir da bloß durch die Lappen gegangen:

Seine jetzige Aufmerksamkeit galt der hübschen, auf ihn wartenden Schwarzhaarigen, der man nachsagte, noch Jungfrau zu sein.
(...)
Jochen stampfte über die knarzenden Holzbohlen. Einen Augenblick später hatte er Esther gepackt.
„Aua! Lass mich los!“ Mühselig versuchte sie, sich aus dem Griff zu lösen.
„Ich bin nur mal kurz weg, und schon säufst du und machst mit anderen rum!“
(...)
„Peter, das ist Jochen.“ Dann hauchte sie: „Mein ... meine Begleitung.“
Ich habe mich gefragt, in welchem Verhältnis Jochen und Esther eigentlich zueinander stehen. Der erste zitierte Satz machte auf mich den Eindruck, das sei ihr erstes Date, wenn überhaupt - könnte sogar sein, das Jochen sich erst auf dem Fest an sie herangemacht hat. Im Folgenden ist er aber so besitzergreifend, dass das nicht stimmen kann, da denke ich, er ist wohl ihr "offizieller" Freund. Und wenn sie so zögert, als was sie ihn bezeichnen soll, macht es das für mich auch nicht klarer.

Breitarmig stellte sich Esther dazwischen.
Ein komisches Wort, ist mir als vermeintliches Pendant zu "breitbeinig" überhaupt nicht geläufig. Vielleicht einfacher: "Mit ausgebreiteten Armen" oder so.

Sie schaute Jochen an, der die Schlagkraft seines Gegners abzuschätzen schien.
Das wirkt nach Deiner Änderung nicht mehr recht passend, denn jetzt hat er ja schon einen Schlag abbekommen und müsste eine konkrete Vorstellung von der Kraft haben.

„In welche Richtung musst du denn? Vielleicht können wir ja zusammen fahren.“
Mit einem befremdlichen Gefühl beobachtete Peter, wie die Frau nur ein winziges Stückchen weiter in die Mitte rutschte. Dann schnallte sie sich an und instruierte den Fahrer.
"Befremdlich" ist für mich das Ereignis, das Gefühl wäre m.E. "befremdet".
Davon abgesehen ist die Choreographie unklar: Mit welchem Gurt schnallt sie sich an, nachdem sie so halb rübergerutscht ist? Ist es der auf der Seite, wo sie eingestiegen ist? Dann könnte Peter ja schon jetzt nicht mehr dazusteigen, das macht ihre einladende Pose kaputt. Wenn es der Gurt auf der gegenüberliegenden Seite ist, müsste sie aber doch ziemlich weit rübergerutscht sein, das passt also auch nicht.
Lösungsvorschlag: Sie schnallt sich erst an, nachdem Peter ihr abgesagt hat, dann hast du das Problem nicht mehr.

Er lief los und übersprang eine Pfütze. Er landete auf Ästen, die der Wind auf den rutschigen Weg gefegt hatte. Knackend schlug seine rechte Hand zuerst auf die Fahrbahn, dann das Kinn. Benommen blieb er bäuchlings liegen.
Auch hier: die Choreographie. Wenn er so nach vorne springt und auf den Ästen abgleitet, sehe ich seine Füßen nach vorne wegrutschen, so dass er auf den Rücken fällt und nicht auf den Bauch. Du hattest beim Schreiben bestimmt eine bildliche Vorstellung, die aber nicht bei mir angekommen ist.

Ananasrenette
Das bezieht sich nicht wirklich auf ein Zitat, aber die ganze Geschichte mit diesen Äpfeln und Jonas und der Plantage, die taucht in der Szene zum allerersten Mal auf, in der Peter dann auch schon mit dem Aroma in der Nase stirbt. Und das ist ja eine Schlüsselszene, diese titelgebende Apfelchose ist Dir ja total wichtig, und das auch völlig zu Recht.
Irgendwie fände ich die Wirkung aber stärker, wenn Du das nicht hier erst einführen würdest, um es sofort danach zu killen, sondern wenn das ein Bezug wäre auf etwas, was vorher schon anklingt, vielleicht sogar mehr als einmal, so ein bisschen als ein Leitmotiv oder zumindest ein Thema (im musikalischen Sinne), das dann in der entscheidenden Szene noch einmal aufgegriffen wird.
Ist vielleicht schwer, das vorzuziehen, ohne die Pace der Geschichte zu beeinträchtigen. Immerhin hast Du ja gerade ein paar Änderungen vorgenommen, die Dich schneller in die Action bringen. Aber vielleicht kannst Du ja mit der Idee trotzdem was anfangen.

Sie räusperte sich und sprach Paul Straetmans an, der sie trotz seiner ergrauten HaareKomma raus an Peter erinnerte.
Oder vor "trotz" ein zusätzliches Komma rein, wenn Du das zwischen beiden Kommas als Einschub hervorheben willst. Das ist übrigens Regel 107.1. ;)

„Ich war dabei, als er mit Peter Streit anfangen wollte und ….“
Hinter den Auslassungspunkten kommt kein Punkt mehr für das Satzende.

Als sie die Wiese verlassen hatte, drehte sie sich letztmalig um.

„Hier: Fahrerflucht mit tödlichem Ausgang. Erfolglose Suche nach dem Fahrer des Ford Fiesta, Baujahr 2001 bisLeerschritt...’“
Vor den schließenden Anführungsstrichen fliegt noch ein einzelner Anführungsstrich rum.

kam damals wieder schnell auf freien Fuß …LeerschrittSag mal, du kanntest den doch auch?

Das Holzkreuz mit den brennenden Kerzen und frischen Blumen davor erinnerte ihn wieder an das schreckliche Geschehen.
Wer tut da eigentlich Kerzen und Blumen hin? Ich hatte irgendwie angenommen, dass alle Straetmans bei dem Brand ums Leben gekommen seien (auch wenn das nirgends direkt steht).

In dieser Gegend war es unmöglich, einen neuen Besitzer für das Gut zu finden, das schon lange verdorrt war, von dem man sagte, es war von einem Fluch gezeichnet.
Ich würde den Konjunktiv nehmen: "sei".

"Verdammtes Teufelsteil!", rief er dem Feldstecher hinterher
"Teil" klingt so flapsig und außerdem relativ jugendlich. Vielleicht eher "Ding"?

Der Anonyme kennt viele Einzelheiten zum Fall Peter Straetmans und benennt konkrete Verdachtsmomente gegen eine bestimmte Person.
Das klingt so, als würde die Polizei diese bestimmte Person auch mit Namen kennen. Aber der Alte hat ja seinen Namen nicht genannt, und ich nehme nicht an, dass er einen (unschuldigen) Dritten bezichtigt hat, oder?
Vielleicht eher so etwas wie "... und beschreibt konkret den Unfallhergang."

‚Ich möchte Sie bitten, dass Sie sich mit Namen zu erkennen geben.‘
Bei den letzten Worten schaltete er den Fernseher aus. Er saß da wie gelähmt und spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
Ich finde es komisch, dass diese Aufforderung des Polizisten so eine starke Reaktion auslöst. Das würde ja bedeuten, dass der Mann sich überhaupt noch nicht mit der - aus meiner Sicht ziemlich naheliegenden - Frage beschäftigt hat, ob er sich nicht vielleicht namentlich hätte outen sollen.

Ich fand es generell erklärungsbedürftig, dass der Mann so in zwei Schritten vorgeht. Das spiegelt sich auch in den jeweiligen Schlussätzen der beiden letzten Szenen wider:

Lange genug war er feige gewesen.
(...)
„... Ich bin lange genug feige gewesen.“

Das heißt für mich:
"So, jetzt höre ich auf, feige zu sein, und schreibe einen Brief mit meinem Geständnis!"
Und etwas später:
"Okay, jetzt höre ich wirklich auf, feige zu sein, und schreibe meinen Namen unter den Brief!"
Verstehst Du, worauf ich hinaus will?
Ich meine jetzt nicht, dass Du sein Vorgehen ändern musst, aber vielleicht kannst Du es ein bisschen motivieren und erklären, wie er erst zaudert, sich dann entschließt, das aber dann doch nur halbherzig (weil anonym) durchzieht usw.

Erwartungsvoll sah sie ihren Mann an, der einfach nur da stand, zu einer Antwort ansetzteKomma raus und dann doch nichts sagte.

Puh, das sieht jetzt schlimmer aus, als es ist. Knabbern verboten! :sealed:

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg,

vielen Dank, dass du nochmals reingeschaut hast.:)
Die Punktfehler sind beseitigt, sind wohl beim Kopieren/Verschieben hereingeraten ...

Dass der Täter so eine Randfigur ist, stört mich aber weiterhin. ... vielleicht sollten wir es lieber dem Plenum zur Diskussion stellen.
Eine gute Idee; vielleicht gibt es hierzu ja noch andere Meinungen.

Auf jeden Fall habe ich den Täter nun etwas eher auftreten lassen. So, dass nicht erst die letzten beiden Absätze die „Auflösung“ bringen, sondern es schon der drittletzte andeutet.

Ich habe mich gefragt, in welchem Verhältnis Jochen und Esther eigentlich zueinander stehen.
Gute Frage. Dies hatte ich noch in einer 0.X-Version drin, fiel aber der Kürzung zum Opfer. Habe es nun wie folgt gemacht:
Seine jetzige Aufmerksamkeit galt der hübschen, auf ihn wartenden schwarzhaarigen. Ihm kam es gerade recht, dass ihr zweites Date heute auf dem Scheunenfest stattfand. Dunkle Ecken, die Felder oder sein Auto boten die beste Gelegenheit, zu prüfen, ob sie tatsächlich noch Jungfrau war. Heute wollte er die Theologiestudentin aus ihren Zwängen befreien, ihr die Hölle zeigen.

Breitarmig stellte sich Esther dazwischen.
... Ein komisches Wort,
Deinen Vorschlag hatte ich genau so auch schon vorher gehabt, wollte aber zwei Wörter einsparen. Ist jetzt wieder drin, da es besser klingt und danach genug gekürtzt wurde.


Sie schaute Jochen an, der die Schlagkraft seines Gegners abzuschätzen schien.
Das wirkt nach Deiner Änderung nicht mehr recht passend,
Stimmt. Habe ich übersehen. Ist nun:
„Hört auf!“ Mit breiten Armen stellte sich Esther dazwischen. Sie schaute Jochen an, der sich doch dagegen entschied, zurückzuschlagen.

Lösungsvorschlag: Sie schnallt sich erst an, nachdem Peter ihr abgesagt hat, dann hast du das Problem nicht mehr.
Check.


Wenn er so nach vorne springt und auf den Ästen abgleitet, sehe ich seine Füßen nach vorne wegrutschen, so dass er auf den Rücken fällt und nicht auf den Bauch.
Habe ich nun besser versucht.


die ganze Geschichte mit diesen Äpfeln und Jonas und der Plantage, die taucht in der Szene zum allerersten Mal auf, in der Peter dann auch schon mit dem Aroma in der Nase stirbt. Und das ist ja eine Schlüsselszene, diese titelgebende Apfelchose ist Dir ja total wichtig, und das auch völlig zu Recht.
Irgendwie fände ich die Wirkung aber stärker, wenn Du das nicht hier erst einführen würdest, um es sofort danach zu killen, sondern wenn das ein Bezug wäre auf etwas, was vorher schon anklingt, vielleicht sogar mehr als einmal, so ein bisschen als ein Leitmotiv oder zumindest ein Thema (im musikalischen Sinne), das dann in der entscheidenden Szene noch einmal aufgegriffen wird.
Aber vielleicht kannst Du ja mit der Idee trotzdem was anfangen.
Und ob!

Ich bin begeistert, wie du dir nicht nur hier, sondern generell jedesmal so ausführliche Gedanken über die und so gute Vorschläge für eine Story machst.
Habe es nun am Anfang eingebaut, dass er sich vorstellt, den Duft der Frucht einzuatmen.
Und er trinkt anstatt Cola nun Apfelsaft :)


Ich finde es komisch, dass diese Aufforderung des Polizisten so eine starke Reaktion auslöst. Das würde ja bedeuten, dass der Mann sich überhaupt noch nicht mit der - aus meiner Sicht ziemlich naheliegenden - Frage beschäftigt hat, ob er sich nicht vielleicht namentlich hätte outen sollen.
Ich meine jetzt nicht, dass Du sein Vorgehen ändern musst, aber vielleicht kannst Du es ein bisschen motivieren und erklären, wie er erst zaudert, sich dann entschließt, das aber dann doch nur halbherzig (weil anonym) durchzieht usw.
Da hast du vollkommen Recht.
Habe es nun so gemacht:
Obwohl keine Menschenseele unterwegs war, reduzierte er schon vor dem Tempolimit seine Geschwindigkeit. Er stoppte den Wagen und ließ die Scheibe herunter. Das Holzkreuz am Straßenrand, direkt am Zugang zum ehemaligen Gut, erinnerte ihn jedesmal an das schreckliche Geschehen. Erst gestern, am fünften Jahrestag, war er mit seiner Frau hier gewesen und hatte Rosen und Kerzen vor das Mahnmal gelegt.
Es war immer dasselbe: Mit anderen Dorfbewohnern schwelgte man in alten Erinnerungen und tauschte schöne Erlebnisse aus. Dann stimmte er immer in den Kanon mit ein, wie leid es ihm tat. Dass er alles darum geben würde, den Täter zu finden. Und dass der Brand ein Unfall gewesen sein musste. Er konnte das Lügen nicht mehr ertragen.

Auf der einst mit prächtigen Rosen bewachsenen Torwölbung ...

Und dann im letzten Absatz der Grund, warum er sich dann doch namentlich outen will:
Bei den letzten Worten schaltete er den Fernseher aus. Er saß da wie gelähmt und spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Er dachte nach, was er noch zu verlieren hatte, dass die Angaben im Brief die Polizei früher oder später sowieso zu ihm führen würden. Dass er das Warten nicht ertragen würde. Dann stand er auf und lehnte sich an den Esstisch, an den dem seine Frau saß.

Und dann der Schlusssatz (als klar wird, dass er sich outen will, fällt auch endlich sein Name):
Nur mühselig fand er in die Gegenwart zurück. „Für mich keinen Kaffee bitte. Ich muss weg. Sofort. Ich muss jetzt auch den zweiten Schritt tun“, antworte Oswald flüsternd.

Ist das so mit dem Outing, der Motivation klarer geworden?

Du hast mir sehr geholfen. Vielen, lieben Dank.

Einen schönen Montag noch.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi GoMusic!

Ich fürchte, meine Kommentare und Anmerkungen werden nicht sonderlich viel neues zur Diskussion deiner Geschichte beitragen - trotzdem erlaube ich mir mal, sie zu geben.:)

In sprachlicher, stilistischer und orthographischer Hinsicht hab ich nix zu meckern und stelle fest, dass es dir sehr schön gelingt, die Atmosphäre "auf'm Dorf" gut und stimmig einzufangen. Natürlich mag man drüber streiten, ob das jetzt zu viel oder zu wenig Klischee ist, aber mich störts jedenfalls nicht. Ich konnte mich in das Dorffest, den gestressten LKW-Fahrer, die dörfliche Klatsch- und Tratsch-Kulisse und das ganze drumherum jedenfalls problemlos einlesen.

Was die Figuren angeht, so hat schwarze sonne ja schon angemerkt, dass du es beim Familienunglück der Straetmanns ja ziemlich "gut" gemeint hast. War für meinen Geschmack jetzt auch ein bisschen dick, aber was soll's - sowas solls ja schließlich auch geben.

Womit ich mich hingegen leider schon recht schwer getan habe, dass war dann die "Auflösung" - da gebe ich dem @Incredible Holg absolut recht -das war der diabolus ex machina! Falsche Spuren, falsche Täter und (unschuldige) Dreckskerle gehören zum Krimi wie die Zigarette zu Humphrey Bogart. Das ist ja auch nicht der Punkt. Das Problem war für mich ganz einfach, dass ich bis zum Schluss nicht wusste, wer denn jetzt der Täter war - und nach der "Auflösung" irgendwie immer noch nicht!;) Bis mir das mal dämmerte, dass das dieser Jägertyp auf der Böschung mit dem Fernglas war. Und da hab ich mich auch nur gefragt. "Wie jetzt? Der?!" Irgendwie fand ich das ein wenig enttäuschend. Bei einem guten Plot mit schon herausgearbeiteter Handlung hätte ich es schöner bzw. eleganter gefunden, wenn der Täter auch etwas mehr beleuchtet worden wäre und man nicht quasi erst im letzten Moment irgendeinen beliebog austauschbaren Zufalls-Charakter aus dem Hut zieht. Echt schade eigentlich! Frag mich bloß nicht, wie man das hätte lösen können - ich weiß schon, warum ich lieber die Finger von Krimis lasse; bin für ne intelligente Handlung einfach zu dämlich:D!
Na ja, cool wärs auch gewesen, wenn Esther die Täterin gewesen wäre!;).

Anyway - das Ende fand ich wie gesagt, gemessen am Rest der Geschichte, leider mau!
Nichtsdestotrotz reisst dein schön flüssiger Schreibstil und die gut geschilderte Atmosphäre dieses "Manko" wieder raus. Ich habe mich beim Lesen jedenfalls nicht gelangweilt und zu lang war sie deshalb auch nicht für meinen Geschmack!

Viele Grüße wünscht der Eisenmann

 

Hallo GoMusic

Peter trat heraus und roch den vertrauten Duft nach Vieh, Dünger und Heu. Die Apfelbäume nebenan erinnerten ihn wieder an seinen Plan. Der große Blonde schloss die Augen und nahm den süßlichen Geruch jener Sorte wahr, die er bald züchten wollte.

Hier dachte ich beim ersten Lesen, Peter und der "große Blonde" seien zwei verschiedene Personen. Mir gefällt das nicht, dass du immer mal wieder den Namen, dann eine Beschreibung wählst (später auch bei Esther, die immer mal wieder zur "Schwarzhaarigen" wird). Ich stolper da beim Lesen drüber, weil ich denke, es ist von einer anderen Figur die Rede, deren Namen wir nicht kennen.

Der große Blonde hatte drinnen schon eine aufheizende Stimmung gespürt.

Würde nicht "aufgeheizte Stimmung" besser passen? Wen oder was heizt die Stimmung auf?

Seine jetzige Aufmerksamkeit galt der hübschen, auf ihn wartenden schwarzhaarigen.

Schwarzhaarigen

Heute wollte er die Theologiestudentin aus ihren Zwängen befreien, ihr die Hölle zeigen.

Mir ist der Teil nach dem Komma zu viel. Der erste Teil klingt stärker, wenn du das mit der Hölle weglässt, es ist auch der bessere Teil des Satzes, finde ich, der jetzt leider untergeht.

Jochen stampfte über die knarzenden Holzbohlen.

Wie kann er sie bei lauter Musik knarzen hören?

Als er bemerkte, dass seine Kameraden die Szene beobachteten, zog Jochen sein Bein nach hinten, verlagerte das Gleichgewicht und hob seine linke Faust ans Kinn.*
Eine kräftige Alkoholfahne schlug dem Blonden entgegen, die sich zum Geruch von Frittenfett und Brathähnchen gesellte. Dem Boxhieb wich er mühelos aus. Seine eigene Rechte traf den Angreifer umso überraschender. Während der Getroffene sich kurz ans Kinn fühlte, sagte Peter eindringlich: „Entschuldige dich sofort bei ihr ...“

Die Szene finde ich sehr mühsam.
Zunächst einmal stört mich der Perspektivwechsel ("Eine kräftige Alkoholfahne schlug dem Blonden entgegen ..."), ich glaube das hat auch schon jemand angemerkt.
Dann auch die Formulierungen "Angreifer" und "Getroffener", die sich hier ja auf ein- und dieselbe Person beziehen, dann wird auf einmal erstmalig der Name "Peter" erwähnt, obwohl davor immer vom "großen Blonden" die Rede war ... also mir gefällt das nicht. Das ist zu umständlich erzählt, da fehlt mir einfach auch das Tempo und die Aggressivität, die ja eigentlich in der Szene stecken.

Peter legte seinen Kopf schief und gab eine Zahnlücke frei. Dann hielt er Jochen seine fleischige Hand entgegen.
„Los, steig’ auf deinen Mähdrescher! Sieh’ zu, dass du Land gewinnst!“ Er lachte dreckig auf und sah zu seinen Kameraden hinüber. Ihre Anfeuerungsrufe waren in ein Grölen übergegangen.

Ich komm einfach immer mit den Namen und den Personalpronomen durcheinander. Beim Lesen dachte ich zunächst, das "Er lachte dreckig" bezieht sich auf Peter.

„Das fragst du mich!?“

Würde so Kombinationen von Ausrufe- und Fragezeichen nach Möglichkeit immer vermeiden. Erinnert zu sehr an Comics.

„Ich kann wahrscheinlich noch nicht mal eine rauchen gehen, ohne Kerle zu treffen, mit denen du nicht gebumst hast. Das war’s für mich.“

Ich hab noch kein Gespür bekommen für die Figuren, in welcher Beziehung stehen die zueinander? Das ist doch das zweite Date, oder? Und dann benimmt er sich so?

Während er sich suchend umsah, schrieb er eine SMS. ‚Kommt ihr? Lust auf eine kleine Keilerei?’*
Dann blickte er nochmals zum Imbissstand und sah seine beiden Kameraden, die noch beim Aufstehen ihr Bier austranken.

Warum geht er nicht einfach zum Imbissstand und fragt sie direkt, anstatt eine SMS zu schreiben?

„Oh, Entschuldigung“, näselte sie, als sie dem jungen Mann beinahe die Tür gegen das Knie gestoßen hatte.
„Ist schon gut. Nichts passiert.“ Einladend hielt er die Tür auf.

Also im ersten Satz reißt sie die Tür auf, warum hält dann plötzlich Peter die Tür auf?

Mit einem befremdenden Gefühl beobachtete Peter, wie die Frau nur ein winziges Stückchen weiter in die Mitte rutschte.

Und jetzt sitzt sie schon im Taxi? Das mag jetzt alles irgendwie kleinlich erscheinen, aber das waren so meine Eindrücke beim Lesen. Auch hier kommen mir die Beschreibungen immer ein Tick umständlicher vor als sie sein müssten - habe mich auch am "befremdenden" Gefühl gestört, findest du da kein präziseres Adjektiv? Das klingt sehr schwammig.

„Ich muss leider genau in die andere Richtung“, log er lächelnd.

Hat sich mir nicht erschlossen, warum er hier lügt. Vielleicht würde sich das ändern, wenn du das "befremdende" Gefühl genauer beschreiben könntest. Was genau stört ihn hier?

Der Mann zeigte keinen Widerstand und fiel zusammen mit der Frau in den matschigen Straßengraben, bevor Hans auf der Fahrbahn zum Stehen gekommen wäre.

... zum Stehen gekommen war.

Er schaltete er die Musik aus und band die Kapuze zu.

Ein "er" zu viel.

Sie wurde tablettenabhängig und sollte einen nächsten, schweren Schicksalsschlag wohl kaum überstehen, hatte der Arzt gesagt.

Sagt ein Arzt wirklich so etwas? Hört sich nicht professionell an, es klingt für mich mehr nach einer Information für den Leser.

Wie in Zeitlupe drehte er seinen Kopf im Nacken,

"im Nacken" kann raus hier

als er ein unnatürliches Geräusch vernahm.

Auch hier wieder: Versuch, eine präzisere Formulierung zu finden.

Alle Blicke ruhten auf den Alten mit dem sonnengegerbtem Gesicht,

dem Alten mit dem sonnengegerbten Gesicht

Nachdem sie ihr Taschentuch weggesteckt hatte, folgte ihm gebückt seine Frau Magda und hielt sich an Pauls Arm fest.

Auch hier hab ich es zunächst wieder falsch gelesen: Ich dachte, der Alte aus dem ersten Satz ist eine andere Person als Paul.

Insgesamt: Ich finde, du nimmst dir hier viel vor, und das meine ich als Kompliment. Das ist kein einfacher Plot, und man merkt, du hast da jede Menge Arbeit reingesteckt. Das finde ich gut und es macht auch Spaß, eine solche Geschichte dann zu lesen. Ich hab den Kommentaren auch schon entnommen, dass du sie in der zweiten Fassung "direkter" erzählst, dass sie also zunächst verschachtelter war (die erste Version habe ich nicht gelesen).
Mir war es allerdings immer noch etwas zu verworren, allerdings nicht weil der Plot zu verschachtelt ist, sondern wegen unpräzisen Formulierungen, die ich erwähnt habe.
Was mir auch noch aufgefallen ist, mir fehlt ein wenig der Höhepunkt in der Geschichte. Du hast zu Beginn den Konflikt zwischen Jochen und Peter (und zwischen Jochen und Esther), du hast den Unfall, du hast das schwere Schicksal von Peters Familie mit dem gelähmten Jonas, du hast die Szene bei der Beerdigung, du hast dann die Szenen mit dem Unfallverursacher und seinem Gewissenskonflikt. Das steht alles irgendwie gleichwertig nebeneinander, ich würde da vielleicht versuchen, deutlicher einen Fokus zu setzen. So erscheint mir der Anfang im Vergleich zum Rest des Textes als zu lang; dafür, dass Jochen und Esther gleich zu Beginn eine große Szene haben, bleiben die Figuren dann insgesamt zu blass (vor allem Jochen).

Grüsse,
Schwups

 

Hallo Eisenmann,

vielen Dank für deine Zeit und deine wertvollen Hinweise. :)

In sprachlicher, stilistischer und orthographischer Hinsicht hab ich nix zu meckern und stelle fest, dass es dir sehr schön gelingt, die Atmosphäre "auf'm Dorf" gut und stimmig einzufangen.
Danke für dieses Lob und auch die anderen. Das freut mich sehr.

Womit ich mich hingegen leider schon recht schwer getan habe, dass war dann die "Auflösung" - da gebe ich dem @Incredible Holg absolut recht -das war der diabolus ex machina!
Ja, Eisenmann, du bist jetzt neben Holg schon der zweite Avenger, der das sagt. :lol:
Dass der Täter so eine Randfigur ist, stört mich aber weiterhin. Ganz konkret stelle ich mir beim Lesen eigentlich bis kurz vor Schluss die Frage, ob denn nun wohl Hans oder Jochen der Unfallfahrer war. Und dann war es ein namenloser Dritter, der nur mal kurz durchs Bild gehuscht ist. So kommt es bei mir an.
Und ich wollte hierzu ja noch andere Meinungen abzuwarten. Sehe nun, dass eine Anpassung sinnvoll ist.


Bei einem guten Plot mit schon herausgearbeiteter Handlung hätte ich es schöner bzw. eleganter gefunden, wenn der Täter auch etwas mehr beleuchtet worden wäre und man nicht quasi erst im letzten Moment irgendeinen beliebog austauschbaren Zufalls-Charakter aus dem Hut zieht.
Frag mich bloß nicht, wie man das hätte lösen können
Es ist gar nicht so einfach, das hinzubiegen, wenn man seine Geschichte zu sehr kennt und nicht die Gabe des ersten Lesens besitzt. :Pfeif:

Ich hoffe nun, dass der Täter nach der jetzigen Überarbeitung keine Randfigur mehr ist.
Er hat nun direkt in der ersten Szene seinen Auftritt und trifft auf sein späteres Opfer. Dadurch, dass Peter vorher noch etwas Böses, Schlimmes spürt und der Täter ihn sogar noch Taxigeld für den Heimweg gibt, ergibt das vielleicht sogar noch eine gewisse Tragik.


Hallo Schwups,

ich danke dir für deinen Kommentar. :)

Das ist kein einfacher Plot, und man merkt, du hast da jede Menge Arbeit reingesteckt. Das finde ich gut und es macht auch Spaß, eine solche Geschichte dann zu lesen.
Ja, danke dafür.

Fehler sind korrigiert, unschöne Formulierungen ausgebessert.
Das mit den Personenbeschreibungen, den Personalpronomen habe ich geändert, so dass sich das jetzt hoffentlich flüssiger liest. Außerdem habe ich versucht, die Boxszene etwas dynamischer zu machen.

Warum geht er nicht einfach zum Imbissstand und fragt sie direkt, anstatt eine SMS zu schreiben?
Er will da hinten stehen bleiben und weiterhin nach Peter suchen, der da irgendwo in der Nähe ist:
Jochen wand sich ab und ging in die andere Ecke des Zeltes, wohin Peter zuvor verschwunden war. Suchend sah er sich um und schrieb eine SMS. ‚Kommt ihr? Lust auf eine kleine Keilerei?’
Dann blickte sich Jochen nochmals zum Imbissstand und sah seine beiden Kameraden, die noch beim Aufstehen ihr Bier austranken und in seine Richtung schauten. Esther war verschwunden. Dich kriege ich auch noch, dachte er.


Zur Szene mit dem Taxi:

habe mich auch am "befremdenden" Gefühl gestört, findest du da kein präziseres Adjektiv? Das klingt sehr schwammig.
Hoffe, so ist das nun klarer geworden:
„In welche Richtung musst du denn?“, fragte sie beim Einsteigen. „Vielleicht können wir ja zusammen fahren.“
Mit einem befremdenden Gefühl beobachtete Peter, wie die Frau sich nur ein winziges Stückchen weiter in die Mitte setzte und ihr es nichts ausmachte, dass ihr Rock dabei hochgerutscht war. Dann instruierte sie den Fahrer. „In die Stadt.“
Das fehlt mir auch noch, dachte er. „Ich muss leider genau in die andere Richtung“, log er lächelnd. „Sind nur ein paar Kilometer. Ich gehe zu Fuß.“


als er ein unnatürliches Geräusch vernahm.
Auch hier wieder: Versuch, eine präzisere Formulierung zu finden.
Habe ich versucht:
Wie in Zeitlupe drehte er seinen Kopf, als er ein schleifendes und quietschendes Geräusch vernahm. Mit einer Mischung aus Sehnsucht und Traurigkeit blickte er auf das, was da auf ihn zu schlitterte.


mir fehlt ein wenig der Höhepunkt in der Geschichte.
ich würde da vielleicht versuchen, deutlicher einen Fokus zu setzen.
Hm, die Szene des Unfallgeschehens sollte eigentlich den Höhepunkt darstellen … Ich verstehe, was du meinst, wüsste jetzt aber nicht, wo ich da anpacken sollte. Ich denke mal darüber nach. Vielleicht hast du oder jemand anderes dazu eine Idee …


Jochen und Esther habe ich ein klein wenig näher charakterisiert, indem er Esther nicht mehr für das ‚unschuldige Mädchen vom Lande“ hält (worauf er ja „scharf“ war) und Esther Peter besser kennengelernt hätte.


Hoffe, die Überarbeitungen sind einigermaßen gelungen.
Würde mich über ein weiteres Feedback sehr freuen.

Wünsche euch Dreien einen schönen Wochenstart.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

Ich bin begeistert, wie du dir nicht nur hier, sondern generell jedesmal so ausführliche Gedanken über die und so gute Vorschläge für eine Story machst.
Nur da, wo es sich lohnt. :D
Außerdem bin ich meinerseits verblüfft, wie offen Du auf all die Verbesserungsvorschläge (natürlich nicht nur von mir) eingehst und geduldig an Deiner Geschichte herumschraubst. Ich glaube, ich wäre an Deiner Stelle schon längst entnervt ...

Ja, Eisenmann, du bist jetzt neben Holg schon der zweite Avenger, der das sagt.
Und wo zwei Avengers hinhauen, da wächst kein Gras mehr ...! :lol:

Ich finde Deine erneuten Änderungen grundsätzlich gut, ohne dass ich jetzt jede einzelne nochmals kommentiere. Ein paar Kleinigkeiten habe ich noch mal ... :Pfeif:

Peter trat heraus und roch den vertrauten Duft nach Vieh, Dünger und Heu. Die Apfelbäume erinnerten ihn wieder an seinen Plan. Er schloss die Augen und nahm den süßlichen Geruch jener Sorte wahr, die er bald züchten wollte.
Grundsätzlich gut, dass das Thema jetzt frühzeitig anklingt, das war ja auch ein Vorschlag von mir. Mir fällt bloß gerade auf, dass Deinem Text irgendwann der Eyecatcher zum Einstieg abhandengekommen ist. Wahrscheinlich nicht durch diese letzte Änderung; der folgende Satz ist ja auch nicht so, dass er mit einem Ruck Spannung aufbaut. Vielleicht ist es durch die Linearisierung passiert, obwohl die natürlich auch ihre Berechtigung hat. Ich habe den ursprünglichen Beginn nicht mehr im Wortlauf im Sinn, aber ich erinnere mich, dass er meine Neugier geweckt hat.
Ist aber auch brutal schwer ...

Allzu lange wollte er sowieso nicht mehr bleiben, schließlich war Selma trächtig und kalbte bald, dachte er.
Braucht es dieses Anhängsel?

Oswald Jansen legte einen Arm auf Peters Schulter.
Gut, dass Oswald jetzt in die Handlung eingebunden ist. Dieser Satz strapaziert aber meine Vorstellungskraft, weil Jansen ein "kleiner, alter Mann" ist, während Peter als groß bzw. "Hüne" beschrieben wird. Vielleicht legt er ihm eher die Hand auf die Schulter? Oder Peter müsste sitzen ...

Er zeigte auf seinen Ford, der am Rande der Wiese stand.
Der Ford wird später noch mal erwähnt, in der Beobachtung des Lkw-Fahrers. Vielleicht ein zu deutlicher Hinweis, ich würde es hier vorne lieber wegnehmen.

Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass Oswald der einzige (erkennbare) Ford-Fahrer in der Geschichte ist. Aber Jochen wird zum Hauptverdächtigen, während nach einem Fiesta gesucht wird. Der logische Schluss wäre, dass auch er einen solchen fährt (und genau deshalb in Verdacht gerät), aber das wird nirgends erwähnt.

„Ich habe dir und deinem Bruder früher doch öfter Taschengeld gegeben … Bitte, nimm‘ es.“ Er strahlte Peter an. „Für’s Taxi. Und bestell‘ Jonas und deinen Eltern liebe Grüße. Pass' auf dich auf, mein Junge.“
Der erste Satz klingt für mich künstlich und erklärend. Das sollte vertrauter rüberkommen, vielleicht: "Ach komm. Wie früher, als ihr kleine Jungs wart, hm?" Oder so was in der Art.
Daneben irritieren mich die Apostrophe. Bei "nimm" und "fürs" sind sie auf jeden Fall falsch, bei den anderen Imperativen wahrscheinlich formal richtig, aber der Leseeindruck ist irgendwie sperrig. Ich glaube, heute ist das gängig, in wörtlicher Rede solche Apostrophe einfach wegzulassen. Ist aber sicher Geschmackssache.
Gilt in jedem Falle genauso für den Rest des Textes, wie auch immer Du entscheidest.

„Ich kann wahrscheinlich noch nicht mal eine rauchen gehen, ohne Kerle zu treffen, mit denen du nicht gebumst hast. ..."
Bei der dreifachen Verneinung verliert Jochen den Überblick ... ich übersetze mal:
- Ich kann keine rauchen gehen, ohne Kerle zu treffen, mit denen du nicht gebumst hast.
ist gleichbedeutend mit
- Immer wenn ich rauchen gehe, treffe ich Kerle, mit denen du nicht gebumst hast.
ist gleichbedeutend mit
- Es gibt haufenweise Kerle, mit denen du nicht gebumst hast.

Ist sicher nicht das, was Jochen ausdrücken will ... kann man aber trotzdem so lassen, ganz im Ernst. Immerhin ist der Mann betrunken und in Rage. Ich finde, da geht Klang über Korrektheit. Aber falls Du es lieber ändern willst, würde ich einfach das letzte "nicht" streichen: "... mit denen du (schon) gebumst hast."

„Da ist teilweise nur 30 ...“
Zahlen schreiben wir ja lieber aus. War bestimmt schon in der ersten Fassung so.

„Hals- und Beinbruch, mein Süßer.“
Fällt mir jetzt erst auf. Wie fies von Dir ... :D

Hans fand die Gespräche mit den jungen Leuten immer interessant, wo er selber keine Kinder hatte.
Wehmütuen schaute er auf das Navi.
"Wo" klingt in dieser Bedeutung sehr umgangssprachlich, und das ist ja keine wörtliche Rede. "Weil", "da", "zumal" usw. könnten einspringen.
Und das andere Wort ist irgendwie kaputt ...

Das Obst, ,das er in seiner Plantage wieder neues Leben einhauchen wollte.
"dem"? Und ein verirrtes Komma.

Auf dem Ascheweg standen Gerda und Oswald Jansen und sprachen leise mit einem untersetzten Endfünfziger in löchrigen Jeans, der immer wieder den Kopf schüttelte. Oswald streichelte dem Mann über seinen Arm und nickte ab und zu.
Das finde ich sehr gut. Oswald ist jetzt insgesamt ein selbstverständlicher Teil der Szenerie, und in diesem Bild wirkt er so unschuldig bemüht, als könnte er kein Wässerchen trüben. spricht dem Hans auch noch Trost zu mit genau dieser Heuchelei, die ihn später so fertigmacht.
Das ist genau das, was ich mir vorgestellt hatte: Die Person, die sich später als Schuldiger herausstellt, ist die ganze Zeit präsent, aber im Grunde unverdächtig (außer in dem Sinne, dass für den erfahrenen Krimileser niemand wirklich unverdächtig ist ...).

Allerdings muss Dir bewusst sein, dass bereits in der unmittelbar folgenden Szene Oswald klar als Täter offenbart wird. Denn da ist der Bezug auf die Vogelbeobachtung drin, die zu keiner anderen Person passen kann. Das muss nichts Schlechtes sein, sondern ist nur eine Feststellung meinerseits. Falls Du aber die Spannung bis zum letzten Schluss erhalten willst, müsstest Du in der Szene am Holzkreuz ein paar verräterische Fakten rausnehmen. Ich weiß, dass die gerade erst bei einer der Überarbeitungen reingekommen sind, von wegen Motivation und so. Vielleicht an eine andere Stelle (letzte Szene)? Oder das Darling mit dem weggeworfenen Feldstecher killen, damit Du das nicht erklären musst? Oder doch einfach so lassen mitsamt der relativ frühen Aufklärung.

Während sie ihn wieder unter ihrer Bluse zurücksteckte
"ihre"?

Boah, ich merke gerade, dass ich echt müde bin und gar nicht mehr richtig geradeaus denke. Vielleicht ist die Hälfte des eben Geschriebenen auch völliger Quatsch. Nimm es cum grano salis.

Grüße vom Holg ...

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom