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Sonnenaufgang

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07.02.2016
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Sonnenaufgang

Blutrot wölbt sich der Himmel über die verlassene, trauernde Erde. Die untergehende Sonne scheint sich in einem Meer aus Tränen und warmem Blut zu spiegeln und am Horizont, der sich wie eine unnatürlich korrekte Trennlinie zwischen Himmel und Erde zieht, türmen sich die dunklen, schwarzen Wolken. Mächtig, bedrohlich und unheimlich schön. Tote, graue Bäume, Tierskelette, deren Knochen jeden Moment zu Staub zerfallen könnten, weinende, abgemagerte Menschen; alles wirkt wie erstarrt.
Kein Windhauch weht durch die trockenen, dünnen Blätter der uralten Eiche. Auf einem ihrer breiten Äste liegt ein Kadaver eines Eichhörnchens, das versuchte sich vor dem, was kommen wird, zu retten. In seinen erstarrten Glieder ist die Todesangst noch zu erkennen.
Es ist still. Viel zu still um natürlich zu sein. Nichts regt sich mehr. Die Ruhe vor dem großen Sturm. Die Angst der Menschen ist fast mit den Händen greifbar. Sie macht die Luft stickig, drückend.
Alle Augen starren gebannt auf die gewaltige Wand aus Wolken. Man kann die salzigen, heißen Tränen fallen hören. Sie bahnen sich ihren Weg in den ausgetrockneten Boden, füllen die aufgebrochene Erde. Es kommen immer mehr hinzu, doch niemand schluchzt. Es ist ein leises Gebet. Voller Hoffnung. Voller Angst. Voller Trauer. Die Hoffnung stirbt immer zuletzt, doch jetzt ist sie tot.
Die Sekunden verstreichen so langsam als wären es Stunden. Die Enttäuschung über unsere Niederlage, die wir trotz unseres Kampfes erleiden, wütet in unseren Herzen. Sie zieht über ein Feld aus Trümmern, die der Kampf von Hoffnung gegen die Angst hinterlassen hat.
Eine kleine eiskalte Hand schiebt sich in die meine. Ich brauche meinen Blick nicht von den beängstigenden Wolken abzuwenden um zu wissen, dass meine kleine Tochter sich an meinen Arm klammert. Sie versteckt sich, denkt ich könnte sie beschützen so wie sonst auch, doch dieses Mal kann ich nichts tun und das zerreißt mich innerlich. Ich kann nicht einmal das Leben meines eigenen Kindes retten. Sie ist erst fünf Jahre alt, doch sie wird sterben wie jeder hier im Raum.
Wir sind die Letzten. Die Einzigen, die bis heute gekämpft haben. Die Menschheit existiert morgen früh nicht mehr. Wie gerne würde ich jemand anderen für all das Leid und den grausamen Tod verantwortlich machen, doch ich will nicht mit einer Lüge in meinem Herzen sterben. Die Machtgier der Menschen hat uns vernichtet. Immer neue Waffen wurden im Krieg entwickelt, bedrohlich wollte man sein, stärker als alle anderen. Wer keine Angst verbreiten konnte, war schwach und auf keinen Fall wollte man sich derartiges nachsagen lassen. So absurd es auch klingen mag, aber ich verstehe sie. Angst ist schrecklich und niemand will sich fürchten müssen. Die schlimmste und letzte Katastrophe der Menschheit. Die Bombe hat alles im Umkreis von einhundert Kilometern verseucht und der Sturm breitet sich aus; zieht über den Planeten. Niemand weiß, wer sie abgeworfen hat, das Interesse daran ist jedoch auch nie wirklich aufgeglommen. Es ist nicht wichtig. Nicht eine einzelne Person ist für das Geschehene verantwortlich, sondern alle.
Der Regen, der vom Himmel fällt, ist ätzend. Er verbrennt die Haut, die sich blasenwerfend von den Armen und Beinen ablöst und offene, blutende Wunden zurücklässt. Die Blitze, die aus den finsteren Gewitterwolken zucken, scheinen ihre Opfer zu suchen. Die Dunkelheit ist undurchdringlich. Am aller schlimmsten jedoch ist der Wind. Er ist scharf wie Messerklingen, zerschneidet unsere Haut, lässt uns bluten. Er treibt uns den brennenden Regen ins Gesicht, in die Augen; macht uns blind.
Viele Menschen sind qualvoll gestorben. Einige haben sich das Leben genommen, um diese schreckliche Folter nicht erleben zu müssen, doch wir sind geblieben. Haben gekämpft, gelitten, gehungert, doch wir haben überlebt, sind Freunde geworden, haben erkannt, dass Menschen zusammen leben können, ohne sich zu streiten, doch jetzt hat uns der Sturm eingeholt. Der Wind hat ihn zu uns gebracht. Erbarmungslos. Doch wir geben bis zum Schluss nicht auf. Nun stehen wir hier, ergreifen die Hände unseres Nachbarn. Eine lange Kette aus Menschen. Jeder ist anders, doch im Herzen sind wir alle gleich und wir haben den selben Wunsch: Wir wollen leben.
Leise beginnt jemand, am Ende der Schlange zu singen. Es ist ein Lied, das von Freiheit, Glück und Hoffnung erzählt. Die Melodie ist fröhlich, verbreitet Mut. Nach und nach stimmen alle mit ein. Wir singen, um unsere Furcht zu vertreiben, und um zu zeigen, dass wir uns nicht einfach ergeben werden.
"Ich will die Sonne noch einmal sehen", murmelt mein kleines Mädchen leise.
"Ich auch mein Schatz", ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Schlaf gut meine Liebe. Morgen früh sehen wir uns zusammen den Sonnenaufgang an."
Mehr kann ich nicht sagen, ohne dass meine Stimme bricht und ihr Angst machen könnte.
Der Wind schreit und brüllt, doch unsere Stimmen verhallen nicht. Sie werden vom Sturm davon getragen. Hinaus in die verlassene Welt. Die Melodie fliegt über zerstörte Dörfer, über vernichtete Gemäuer, bemooste Panzer und über ausgetrocknete Flüsse in einer Wüste aus Schrott. Berge aus Leichen streift sie. Die Welt ist leer. Menschen gibt es keine mehr, doch sie ist nicht zerstört. Etwas Neues wird entstehen und vielleicht wird es besser sein, als die Menschheit es war. Irgendwann gibt es vielleicht auch noch eine neue Chance für unsere Art, und wenn nicht, dann hat dies seinen Grund. Was auch immer geschehen wird, wir werden es nicht mehr erleben und irgendwie bin ich auch froh darüber.
Der Sturm beginnt zu heulen. Einige Meter vor uns entwurzelt er Bäume und hebt sie in die Luft. Der Regen peitscht über die ausgetrocknete Landschaft und rollt auf uns zu wie ein Sandsturm in der Wüste. Die ersten Tropfen erreichen uns, der Geruch von verbranntem Fleisch steigt in meine Nase, ich spüre das Kribbeln und Brennen auf meinen Händen und Schultern. Ich schließe die Augen. In meinem Kopf sehe ich dennoch, wie das Blut auf den Boden tropft und in mir macht sich der Drang breit, davonzulaufen. Meine Beine zucken und ich kann mir vorstellen, wie ich renne, fliehe und innerlich bete, dass mich der Sturm nie wieder einholt. Trotzdem bleibe ich. Meine Tochter könnte mir nicht folgen und wenn ich sie schon nicht retten kann, dann werde ich sie auch nicht verlassen und alleine sterben lassen.

Als die Sonne am Horizont komplett verschwindet, liegt auf einem Berg eine kleine Gruppe von Menschen. Sie halten sich an den Händen, ihre Knöchel sind weiß, ihre Münder sind offen von dem immer weiter klingenden Lied. In der Mitte liegt ein kleines Mädchen. Es hält die Hand seines Vaters ganz fest und ein Lächeln umspielt ihre Lippen. Sie sieht den nächsten Sonnenaufgang in ihrer eigenen kleinen Welt.

 

Hallo und Herzlich Willkommen bei den Wortkriegern.

Insgesamt eine unspektakuläre, aber auch keine schlechte Geschichte, mit der du deinen Einstand hier gibst. Ende der Welt und wir sind dran schuld - joah, kann man immer mal wieder schreiben;).
Deine Formatierung hingegen ist (fast) genauso katastrophal wie die Handlung deiner Geschichte. So gar keinen Absatz, mehr oder weniger nur Blocksatz, so manche Kommas sind wohl auch den Bomben zum Opfer gefallen ... insgesamt ist deine Geschichte aufgrund der formalen Mängel leider ziemlich anstrengend zu lesen. Wäre sie auch nur ein bisschen länger gewesen, dann hätte ich wahrscheinlich vorzeitig das Handtuch geworfen.
Bau doch wenigstens hin und wieder mal einen Absatz ein.;)

Ansonsten aber wie gesagt unterm Strich keine schlechte Story.

Viele Grüße
Eisenmann

 

Hallo,

Zunächst einmal vielen Dank für die ehrliche Meinung. Ich werde mich bemühen, die Fehler zu korrigieren und die Handlung auszubauen. Die auftretenden Kommafehler zu beheben, wird allerdings etwas schwieriger, da sie in der deutschen Grammatik mein größtes Problem darstellen. Dennoch werde ich mich bemühen. Es sei allerdings auch zu erwähnen, dass dies meine erste Geschichte gewesen ist, die ich je geschrieben habe. Entstanden ist sie vor ungefähr drei Jahren und ich habe sie einfach mal ausgewählt, um irgendetwas zu veröffentlichen. (Ein bisschen ein Gefühl für die Community zu bekommen, lässt sich vermutlich als Hauptziel nennen).

Grüße,
Fabiabby

 

Hallo,

ich schließe mich meinem Vorposter an. Die Geschichte ist schwer zu lesen und ich hätte auch schon vorher das Handtuch geworfen, wenn sie länger gewesen wäre.
Ein paar Absätze tun der Story gut und machen sie auch viel leichter zu lesen. Hinzu kommt, dass jede "wörtliche Rede" in einer neuen Zeile beginnt. Streckt die Story natürlich etwas in die Länge, macht sie aber schöner zu lesen.
Die Tränen, die auf dem Boden auftreffen: Hat was von der Stecknadel, die auf den Boden fällt.


Soviel zur Struktur, kommen wir zum Inhalt:
Mir gefällt besonders die Unbekümmertheit und die kindliche Naivität der Tochter. Gepaart mir dem gespielten Optimismus des Vaters. Er weiß ja, dass es nicht mehr lange dauert, bis sie sterben werden und er lügt ja seine Tochter an, dass sie am nächsten Morgen den Sonnenaufgang ansehen werden. Mehr durfte auch in der Geschichte nicht geredet werden, sonst geht die ganze Vorstellung und die Poesie der Sätze weg.

 

Hallo,

Auch hier bedanke ich mich erstmal für die aufrichtige Kritik. An der Struktur habe ich gerade gearbeitet, vielleicht ist es jetzt ja besser.
Den Inhalt habe ich jetzt etwas ausgebaut, damit auch die Geschichte verlängert und jetzt frage ich mich natürlich, ob man jetzt trotzdem nicht bis zum Ende lesen kann, oder noch immer vorher aufgibt, weil es sich schwer lesen lässt.

Viele Grüße,
Fabiabby

 

Hallo fabiabby!

Erstmal ein großes Lob an dich, dass du dir die Kritiken zu Herzen genommen und auch direkt umgesetzt hast. Das zeugt nicht nur von Respekt deinen Lesern gegenüber, sondern auch, dass du dich ja ganz offensichtlich hier wirklich entwickeln willst. Wie gesagt - sehr gut, Prima!:thumbsup:

So, jetzt aber mal zu ein paar Details:

Kein Windhauch weht durch die trockenen Blätter,[Komma weg] der riesigen Eiche, die am längsten noch gelebt zu haben scheint.
Der Satz klingt ziemlich hölzern - passt ja auch zu ner Eiche!!:D Nee, im Ernst, würd ich umformulieren, ist ziemlich umständlich formuliert.

Wie ein großes Monster, eines wie man es als Kind unter seinem Bett vermutet hätte, legt sie sich auf den Tod und die Verzweiflung, die überall ihre Schatten werfen.
Den Satz würd ich komplett streichen! Die "Angst" legt sich auf den "Tod" und die "Verzweiflung" ... Häh?! Viel zu verschachtel, außerdem auch wieder recht unglücklich formuliert und im Übrigen unnötig. Der Leser hat die furchteinflößende Atmosphäre inzwischen be- und ergriffen - das ist hier im wahrsten Sinne des Wortes "overkill".

Ermordet von dem Tod selbst.
Vom Tod ermordet?

Die Sekunden verstreichen so langsam als währen es Stunden, als wären es die Minuten, die man als Kleinkind auf den Weihnachtsmann gewartet hat. Die folgende Enttäuschung, wenn man festgestellt hat, dass man mal wieder in die falsche Richtung geschaut hat und die Geschenke schon längst unter dem Weihnachtsbaum liegen, gleicht der Enttäuschung, die jetzt in unseren Herzen wütet.
Auch hier mein Rat - raus mit diesen beiden Formulier-Katastrophen!;) Sorry, wenn das jetzt hart rüberkommt, aber die Sätze klingen nicht nur ziemlich schräg, sondern nehmen der ganzen Szene einen Großteil ihres Schreckens. Enttäuscht, weil man den Weihnachtsmann nicht gesehen hat?! WTF - du beschreibst ziemlich plastisch und drastisch eine Bombe, die zehntausend Kilometer verseucht, Säure regnen lässt und grad den Planeten wegmosht - da redet man doch nicht vom Weihnachtsmann!!!;)

Niemand weiß, wer sie fallen lassen hat
Besser: "abgeworfen" oder "eingesetzt" hat - ich lasse vielleicht ein Taschentuch oder ein Bonmot fallen, aber nicht gleich eine Bombe.

Thomas Hobbes hat es gesagt und die Jahrhunderte haben es bewiesen: Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.
Raus damit - zuviel. Wir haben's wirklich begriffen, dass der Mensch ein Ar*§$%$ ist!:lol:

Der Regen, der vom Himmel fällt [Komma] ist ätzend.

Er verbrennt die Haut, die sich blasenwerfend von den Armen und Beinen ablöst und offene, blutende Wunden zurücklässt. Die Blitze, die aus den finsteren Gewitterwolken zucken, scheinen ihre Opfer zu suchen. Die Dunkelheit ist undurchdringlich. Am aller schlimmsten jedoch ist der Wind. Er ist scharf wie Messerklingen, zerschneidet unsere Haut, lässt uns bluten. Er treibt uns den brennenden Regen ins Gesicht, in die Augen; macht uns blind.
Viele Menschen sind qualvoll gestorben. Einige haben sich das Leben genommen, um diese schreckliche Folter nicht erleben zu müssen, doch wir sind geblieben. Haben gekämpft, gelitten, gehungert, doch wir haben überlebt, sind Freunde geworden, haben erkannt, dass Menschen zusammen leben können, ohne sich zu streiten, doch jetzt hat uns der Sturm eingeholt. Der Wind hat ihn zu uns gebracht. Erbarmungslos. Doch wir geben bis zum Schluss nicht auf. Nun stehen wir hier, ergreifen die Hände unseres Nachbarn. Eine lange Kette aus Menschen. Jeder ist anders, doch im Herzen sind wir alle gleich und wir haben den selben Wunsch: Wir wollen leben.
Sehr schön und intensiv beschrieben - richtig gut!

Mit ungeheurer Wucht schleudert er sie in unsere Richtung, einige werden von den Ästen aufgespießt oder von den Stämmen erschlagen, doch niemand schreit.
Ich bin ein richtig großer Splatter-Fan, das ist kein Geheimnis! Aber an dieser Stelle finde ich diese Beschreibung jetzt unpassend - du beschreibst eine sehr eindrückliche und erschreckende Szene. Dadurch, dass du jetzt aber so ne Splatter-Beschreibung einbaust, driftest du ab ins trashige! Ich würd den Satz streichen.

Die ersten Tropfen erreichen uns, der Geruch von verbranntem Fleisch steigt in meine Nase, ich spüre das Kribbeln und abrennen auf meinen Händen und Schultern.
Das "abrennen"? Du meinst wohl eher das "Brennen" auf.

Leise beginnt jemand, am Ende der Schlange zu singen. Es ist ein Lied, das von Freiheit, Glück und Hoffnung erzählt. Die Melodie ist fröhlich, verbreitet Mut. Nach und nach stimmen alle mit ein. Wir singen, um unsere Furcht zu vertreiben, und um zu zeigen, dass wir uns nicht einfach ergeben werden.
Die stehen also mitten in einem Säureregen, der ihnen die Haut vom Fleisch ätzt, und fangen an, ein Liedchen zu trällern? Wow - das nenn ich ja mal Kampfgeist!;) Ich würde deine Figuren noch aus dem Regen raushalten, denn mir gefällt das gut, dass sie singen. Das ist eine schöne Prise Optimismus. Allerdings halte ich es für ziemlich unwahrscheinlich, dass sie grad dann singen, während sie einen grauenhaften Tod sterben! Beschreib also die Regen-Säure-Szene entweder ganz am Schluss, oder nimm sie raus - aber nicht in dieser Reihenfolge.

"Ich will die Sonne noch einmal sehen", murmelt mein kleines Mädchen leise.
"Ich auch mein Schatz", gebe ich als Antwort und gebe[Wiederholung] ihr einen Kuss auf die Stirn.
Schreib einfach, dass er ihr einen Kuss auf die Stirn gibt, das reicht.

So, das waren dann mal ein paar Anmerkungen meinerseits. Ich kann als Fazit für mich ziehen, dass mir deine Geschichte jetzt nicht nur sehr viel besser gefällt als die erste Version, sondern dass es dir auch gelungen ist, eine wirklich gute Apokalypse-Geschichte mit einem offenen, möglichen Happy-End zu schreiben.
Meine Anmerkungen spiegeln auch nur meinen persönlichen Geschmack wieder. Insgesamt habe ich die Geschichte gern gelesen!:)

Viele Grüße vom apokalyptischen Eisenmann

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo noch einmal,
Ich bedanke mich noch einmal und werde auch diese „Fehler” so bald wie möglich korrigieren. Es freut mich, dass dir die Geschichte jetzt besser gefällt und ich denke, wenn man sich für perfekt hält, sollte man sich auf dieser Website gar nicht erst anmelden.

Eine gute Nacht,
Fabiabby

 

Hallo fabiabby

Ein herzliches Willkommen bei den Wortkriegern! Dein Text ist noch eine ziemlich Baustelle, finde ich.

Zunächst habe ich Mühe, mir das Szenario überhaupt vorzustellen:

Die Bombe hat alles im Umkreis von zehntausend Kilometern verseucht und der Sturm breitet sich aus.

Ich nehme mal an, gemeint ist der Umkreis des Niedergangs der Bombe. Die Protagonisten stehen also an der Peripherie. Wodurch breitet der Sturm sich aus? Ist das eine Druckwelle? Kann nicht sein, denn:

doch wir sind geblieben. Haben gekämpft, gelitten, gehungert, doch wir haben überlebt, sind Freunde geworden, haben erkannt, dass Menschen zusammen leben können, ohne sich zu streiten

Die Bombe ist also schon vor einigen Tagen explodiert, das Land ist schon verseucht, da fällt giftiger Regen. Was ist das also für ein Sturm? Wodurch wurde er verursacht? Ein Sturm notabene, der die Menschen zwingend töten wird. Ich kann mir das Szenario nicht vorstellen.

Alle Augen starren gebannt auf die gewaltige Wand aus Wolken. Man kann die salzigen, heißen Tränen auf die morschen Holzdielen fallen hören.

Die stehen also alle auf einem Holzboden. Was ist das für ein Boden? Eine Bühne?

Der Regen, der vom Himmel fällt, ist ätzend. Er verbrennt die Haut, die sich blasenwerfend von den Armen und Beinen ablöst und offene, blutende Wunden zurücklässt.

Okay. Aber dennoch stehen die auf diesem Holzboden und schauen, wie die Wolken näher kommen (was zudem überhaupt keinen Wind verursacht) und lassen sich die Haut verbrennen? Sogar das Mädchen?

Du solltest das m.E. alles noch einmal überdenken, das hat für mich wenig Plaubilität, das wirkt auf mich, als seien diverse Endzeitszenarien, Bilder usw. durcheinandergeraten.

Und dann wirkt der Text auf mich auch wahnsinnig bombastisch. Warmes Blut, salzige, heisse Tränen, morsches Holz, die Hoffnung ist tot und so weiter und so weiter.
Das ist meiner Meinung nach viel zu viel. Schau, ob du das etwas dezenter gestalten möchtest. Das ist natürlich auch eine Geschmacksfrage.

Womit ich ebenfalls nicht klar gekommen bin, sind die moralischen Einschübe:

Die Machtgier der Menschen hat uns vernichtet. Immer neue Waffen wurden im Krieg entwickelt, bedrohlich wollte man sein, stärker als alle anderen. Wer keine Angst verbreiten konnte, war schwach und auf keinen Fall wollte man sich derartiges nachsagen lassen.

Sind das die Gedanken des Protagonisten, der bald sterben wird? Oder die Gedanken der Autorin, der uns den moralischen Hintergedanken ihrer Geschichte verklickern will? Für mich ist letzteres der Fall, so lese ich das. Daran haben Leser selten Freude, wenn das so direkt daherkommt.

Und als letzter Punkt: Mir fehlt die Geschichte. Ich weiss, es ist Weltuntergang, aber ehrlich gesagt passiert eigentlich sehr wenig! Keine Interaktion der Menschen, bis auf die eiskalte Hand des Mädchens in der Hand des Vaters und ein knapper Dialog. Und dieser Dialog, der war für mich das Highlight des Textes, der hat was Berührendes.

Es wäre doch spannend, noch mehr in die Köpfe der Menschen reinzuschauen. Was sagen die zueinander? Wo gehen sie hin? Gibt es jemanden, der betet? Und jemand, der sagt, es habe keinen Sinn zu beten? Damit könntest du deinen Text auch von den vielen Vorgängern (v.a. auch von Filmen) abgrenzen, die das Thema nun mal hat.

Sprachlich habe ich nur ein paar Details gefunden, das kommt solide daher und das ist doch schon mal eine gute Basis.

weinende, abgemagerter Menschen

abgemagerte

Die Sekunden verstreichen so langsam als währen es Stunden.

wären


Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hi Peeperkorn,
Auch hier erst einmal danke für die aufrichtige Kritik.
Ich beginne einfach mal in der Mitte: Ich bin so ein kleiner Fan von Too much. Wenn ich Geschichten lese, dann freue ich mich, wenn ganz viele Adjektive vorhanden sind, daher schreibe ich wohl so ':).
Die sprachlichen Fehler sind korrigiert und die Logikfehler mit den Holzdielen und den zehntausend Kilometern auch.
Dann wollte ich nur dem Moment der „Niedelage" beschreiben und nicht ihre Flucht, da ich vermutlich ein ganzes Buch hätte daraus machen müssen (oh ja deutsche Grammatik). Ich wollte zudem auch ein bisschen Platz für die Leser lassen, die sich gern selbst in Situationen hinein denken und sich ihren Teil selbst denken, daher gefällt es nicht jedem und ich kann dich verstehen.
Bei dem beschriebenen Szenario habe ich mich eines nuklearen Sturms (natürlich dezent übertrieben) bedient, der unter gewissen Vorraussetzungen bei einem Atomunglück auftritt. Diese Idee ist zwar nicht geklaut, aber neu auch nicht. Seit Tschernobyl gibt es darüber einige Filme, Romane, etc.

Gruß,
Fabiabby

 

Hey fabiabby

Schön, dass du weiter am Text arbeitest. Unter einem nuklearen Sturm kann ich mir weiterhin nichts vorstellen, auch eine Google-Suche hilft hier nicht weiter. Aber einige Ungereimtheiten sind eliminiert.

Ein Punkt ist mir wichtig, daher melde ich mich noch mal.


Ich wollte zudem auch ein bisschen Platz für die Leser lassen, die sich gern selbst in Situationen hinein denken und sich ihren Teil selbst denken, daher gefällt es nicht jedem und ich kann dich verstehen.

Das klingt so, als gehöre ich deiner Meinung nach zu den Lesern, die mit offenen Texten nichts anfangen können und lieber nicht selbst denken. Kein Grund, etwas zu ändern, solche Leser gibt's halt. Mir ist ziemlich egal, was du über mich als Leser denkst, aber ganz allgemein machst du es dir mit dieser Antwort sehr, sehr einfach.

Ich schreibe folgende Geschichte: "Ein Paar trifft sich im Restaurant. Sie will Schluss machen. Er weint." So, fertig. Den Rest kann sich der Leser selbst denken. Du siehst, das funktioniert so nicht. Und es hilft auch nicht, wenn ich mir besondere Mühe gebe, das Restaurant detailliert zu beschreiben.

Anders formuliert: Du gibst mir einfach zu wenig Material, damit ich überhaupt dazu komme, mir bei dieser Geschichte irgendetwas zu denken, ich werde da als Leser gar nicht mit reingezogen. Ich kriege ein etwas ausgeschmücktes altbekanntes Bild, das ist okay. Aber ich wollte darauf hinweisen, dass da noch viel mehr möglich wäre.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hi Peeperkorn,
So war es natürlich nicht gemeint. Mir ist bewusst, dass noch in gewisser Weise etwas fehlt und mein Gehirn ist auch fleißig dabei, eine Lösung zu finden. Es könnte nur dauern, da es sich ja schon um eine etwas größere Veränderung handelt.

Gruß,
Fabiabby

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo fabiabby,

beim Lesen sind mir einige Dinge aufgefallen, von denen ich annahm, dass sie bereits von den schnelleren Kommentatoren angesprochen worden wären. Zum Teil ist das auch der Fall, dennoch nehme ich mir Mal heraus noch ein Paar Sachen anzumerken und meinen persönlichen Leseeindruck zu schildern.

Vorweg: Positiv sind mir die gut geschriebenen Textstellen aufgefallen, die bereits ihr Lob erfahren haben. Dem kann ich mich anschließen.
Auch das "Too-much" habe ich bemerk, kann aber deine Erklärung vom eigenen Stil und Textverständnis akzeptieren und auch nachvollziehen.

In seiner Gesamtheit habe ich den Text allerdings eher als gesellschaftskritischen Cartoon empfunden.
Das wird wohl vor allem an dem gewählten Thema liegen, welches du zwar recht gut und auch übermäßig bildlich umgesetzt hast, welches man aber auch mit besten Absichten keineswegs als neu bezeichnen kann. Zusätzlich hast du den Aspekt des "menschen-gemachten" meiner Meinung nach etwas dick aufgetragen. Ich tue mich mit sowas aber immer schwer. Nun will ich, (normalerweise) aber niemanden für die Wahl eines Themas kritisieren.

Auf den Text direkt bezogen, haben mich einige, wie ich finde, augenscheinliche Unstimmigkeiten gestört.
Zunächst ist da die Sache mit der Hoffnung:

Voller Hoffnung. Voller Angst. Voller Trauer. Die Hoffnung stirbt immer zuletzt, doch jetzt ist sie tot.

Also die Menschen sind voller Hoffnung aber die Hoffnung ist Tot?
Gefällt mir nicht, kann ich aber noch übersehen da sie ja zwei Sätze nach ihrer "Vollheit" stirbt.

Dann aber:

Jeder ist anders, doch im Herzen sind wir alle gleich und wir haben den selben Wunsch: Wir wollen leben.

hört sich für mich nach Hoffnung an, muss man aber nicht so deuten. Doch dann fangen sie auch noch an zu singen:

Es ist ein Lied, das von Freiheit, Glück und Hoffnung erzählt.

Dass scheint mir dann doch ein zu eindeutiger Widerspruch zur toten Hoffnung zu sein. Und es geht noch weiter:

Etwas Neues wird entstehen und vielleicht wird es besser sein, als die Menschheit es war.

Wenn man sucht, kann man noch mehr finden.

Was mich zusätzlich gestört hat ist die Szenerie.
Einerseits empfinde ich auch dort Manches als widersprüchlich:

In denn ersten Zeilen beschreibst du Firmament und Landschaft. Ich habe den Eindruck bekommen, als seien die "weinende[n], abgemagerte[n] Menschen" in ihr, und dass der Prot. mit ihnen auf das Beschriebene blickt:

Alle Augen starren gebannt auf die gewaltige Wand aus Wolken.

Dann erfahre ich, dass sie in einem Gebäude sind:
Sie ist erst fünf Jahre alt, doch sie wird sterben wie jeder hier im Raum.

Kann ich noch drüber hinwegsehen; Fenster und so. Aber:

Eine lange Kette aus Menschen.

In einem Raum?
Und:

Die ersten Tropfen erreichen uns

Hat das Gebäude kein Dach?

Noch was anderes:

Als die Sonne am Horizont komplett verschwindet
Bedeutet doch, dass die Sonne die ganze Zeit über da war; wenn das Mädchen sie noch mal sehen möchte, warum schaut sie dann nicht einfach hoch?

In der Mitte liegt ein kleines Mädchen. Es hält die Hand seines Vaters ganz fest und ein Lächeln umspielt ihre Lippen
Möglicherweise ein etwas drastischer Gedanke, aber wenn der Säure-Tornado mit ihnen fertig ist, bleibt dann überhaupt noch etwas wie ein Lächeln oder gar ein Gesicht übrig?


Mögen alles Feinheiten sein, sind mir aber negativ aufgefallen.

Was mich etwas allgemeiner im Hinblick auf die Szene außerdem gestört hat, ist die Unwirklichkeit.
Den "nuklearen Sturm" der die letzten Menschen vernichtet finde ich auch nicht überzeugend. Woher wissen sie überhaupt, dass sie die Letzten sind? Dann weiterhin das Lied, das durch die ganze apokalyptische Welt fliegt ohne zu verhallen. (Wenn ich etwas aus dem dritten Stock nach unten schreie, versteht mich schon niemand mehr.) Hierbei fehlt mir wohl die poetische Empathie aber es wird noch getoppt: Alle halten sich an den Händen und fangen an zu singen. Riecht für mich nach Kindergarten und verklärten Idealismus. Aber wie gesagt finde ich diese Art von Aussage immer problematisch. Ich bin mir sicher, meiner veganen, tierliebenden Mutter, die in ihrer Jugend gegen Atomkraft protestierte und Rasta trug, würde der Text sehr gefallen. (Ich hoffe ich gebe jetzt keinen zu großen Ansatzpunkt für einer psychologische Analyse meiner Selbst haha)

Noch eine Kleinigkeit: Was, wenn nicht eine "korrekte Trennlinie zwischen Himmel und Erde" ist den ein Horizont?

Also als Fazit kann ich feststellen, dass mir die sprachliche und bildliche Umsetzung stellenweise ganz gut gefällt, ich mich mit dem Inhalt aber schwer tue. Auf die Unstimmigkeiten, von denen in anderen Kommentaren ja noch weitere aufgezeigt wurden, solltest du achten.
Ich hoffe das konnte dir ein wenig helfen.

Gruß,
D.H.K.

 

Hallo Hermias,
Auch dir erst einmal vielen Dank. Ich werde mich bemühen, bei der nächsten Gelegenheit den Text erneut zu überarbeiten (da ist ja noch eine längere Liste die ansteht XD). Das Thema lässt sich jetzt natürlich etwas schwer ändern, aber ich werde bei eventuell folgenden Texten drauf achten.
Mein Too much Stil entsteht eigentlich auch nur, weil ich im Regelfall eher sachliche Texte verfassen oder einfache Wertungen (Kommentare, Rezensionen, Artikel etc.). Ich werde dennoch auch daran etwas arbeiten, da es wohl doch etwas zuuuuuu viel ist.

Viele Grüße,
Fabiabby

 

Hallo!

Danke, dass du uns an deiner Geschichte teilhaben hast lassen!

Um gleich zum Feedback zu kommen: Da ich selber nicht besonders gut in Struktur und Grammatik bin, schreibe ich über meine Eindrücke. Persönlich hat mir deine Geschichte sehr gut gefallen, besonders den Anfang hast du sehr schön beschrieben. Leider nimmt das literarische Niveau im Verlauf der Geschichte teilweise etwas ab. Aus Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass dieser Teil mit der schwerste beim Schreiben ist....!
Fazit: Eine schöne Geschichte, die mich an vieles zugleich erinnert hat ( das problem bei mir ist nur, dass ich grundsätzlich positiv bewerte, also dieses Antwort nicht zu hoch stellen:-)

Liebe Grüße,
SCFuchs

 

Hallo SCFuchs,
Trotzdem vielen Dank. Ich freue mich über alles Feedback, das ich bekomme, egal ob positiv oder negativ. Ich werde mir auch das Ende anschauen, wenn ich wieder etwas länger Zeit habe. Es gibt ja jetzt eine kleinere Löst von zu bearbeitenden Passagen.
Viele Grüße
Fabiabby

 

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