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Der Überfall

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11.02.2016
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Der Überfall

Noch 15 Minuten, bis die Polizei eintreffen sollte…

„Kopf runter, hab ich gesagt!“, schrie der breite Mann vor dem Schalter. Er drehte sein, mit einer schwarzen Maske bedecktes Gesicht erneut zu dem schwitzenden Kassierer um und fuchtelte mit der großen Pistole vor dessen Gesicht herum. „Wahnsinn, wie man nur so unvorbereitet einen Banküberfall starten kann!“, flüsterte ich meinem Nächstliegenden – einem grauhaarigen Mann - zu, der sich, wie ich, keinen Zentimeter bewegen durfte. „Zuerst vergisst er seine Maske aufzusetzen und dann hat er auch noch den Sack vergessen, in dem er das Geld mitnehmen will.“ Ich und der wichtig aussehende Mann im Anzug kicherten leise vor uns hin und beobachteten, wie der Räuber die Handtasche einer älteren Dame umrüstete, damit er dort sein erbeutetes Geld unterbringen können würde.

Noch 14 Minuten, bis die Polizei eintreffen sollte…

Die Notrufnummer hatte ich bereits gewählt, als der Bankräuber schon an dem Eingang stand. Der pickelige Mann war nämlich leider so doof, dass er schon mit gezückter Waffe aus seinem Auto stieg. Nachdem er in die große Bank hineingerannt war und ein paar unverständliche Schreie von sich gegen hatte, legten sich alle Anwesenden ohne eine Aufforderung auf den Boden. Vielleicht, weil sie es aus diversen Actionfilmen gewohnt waren. Für mich war es eigentlich kein Horror. Denn, wie schon erwähnt, startete der Verbrecher den Überfall so unüberlegt, dass es mehr ein Witz als das große Zittern war. Ich war sehr relaxt und suchte mir eine bequeme Position auf dem Boden. Von hier aus konnte ich den Bankraub gut beobachten. Ich beschloss mir, alles einzuprägen, um es meinen Geschwistern demnächst so genau wie möglich zu schildern.

Noch 13 Minuten, bis die Polizei eintreffen sollte…

„Leere Drohungen!“, rief einer aus den hinteren Reihen, als der Dieb schwor, uns alle umzubringen, wenn er fertig sei. Der Mann schien die Situation ebenfalls nicht besonders ernst zu nehmen. Lediglich ein paar ältere Herrschaften schnauften fest und guckten sich panisch um. Aber eher, weil sie wegen ihren kaputten Rücken nicht wussten, wie sie ohne fremde Hilfe aus der liegenden Position wieder hochkommen sollten, dachte ich. Mittlerweile hatte es der Räuber geschafft, den Kassierer zu überreden, ihm die Schlüssel für die Tresore zu geben. Er warf den Bund mit der linken Hand hoch und fing ihn mit der anderen. „Wow!“, rief der gleiche Mann aus der hinteren Reihe und klatschte ironisch mit den Händen. „Sie sollten zum Zirkus gehen, mein Freund.“ „Ich will, dass es hier ruhig ist!“, brüllte der Bankräuber. Speichel flog aus der Öffnung seiner Maske und landete knapp neben mir. „Wenn noch einer seinen Mund aufmacht, dann verreckt das Weib hier!“ Er packte die Frau, die vor ihm lag, zog sie hoch und zeigte symbolisch mit seiner Waffe auf sie.

Noch 12 Minuten, bis die Polizei eintreffen sollte…

„Und jetzt“, fuhr er fort „gehst du los und packst so viel Geld in die Tasche, wie hinein passt!“ Er zeigte auf mich, da war ich mir sicher. Jedoch machte ich keine Anstalten aufzustehen und seinem Befehl Folge zu leisten. Erst als er auf mich zukam, stand ich auf und gähnte. Ich sah ihm in die Augen: „Wenn´s sein muss.“ Er gab mir die Handtasche und den Schlüsselbund und zeigte mit seiner Handfeuerwaffe in einen Gang. „Der Weg ist beschrieben!“ ,schrie er. Ich wollte schon fragen, warum er immer so laut reden musste, behielt die Frage wegen seinem zornigen Gesichtsausdruck dann aber für mich. Ich setzte mich in Bewegung.

Noch 11 Minuten, bis die Polizei eintreffen sollte…

An den Wänden des Ganges waren Schilder befestigt. Sie zeigten mir den Weg zum Tresor Raum. Ein paar Minuten war ich unterwegs, dann erreichte ich eine schwere Eisentür mit der Beschriftung: „Tresor Raum. Zutritt für Unbefugte untersagt.“ Ich musste lächeln und steckte den größten Schlüssel ins Schloss. Er passte perfekt und die Tür schwang in beide Seiten auf. Es folgte ein kleinerer Raum mit mehreren Schließfächern. Ich schlug meinen Weg zum nächsten ein. Diesmal musste ich mehrere Schlüssel probieren, bis ich den richtigen gefunden hatte. Doch die Überraschung blieb aus, als ich den Inhalt des Tresors sah. Nur ein brauner Umschlag mit einer langen Adresse war in ihm zu finden. Ich machte einen Schritt nach rechts und öffnete ein größeres Schließfach. Dort war mein Fund schon etwas besser. Dicke Geldbündel aus bis zu 500 Euro Scheinen füllten das silber glänzende Innenfach. Gerade wollte ich beginnen, mit der Hand die Geldscheine in die Tasche zu stopfen, als ich mich an eine Szene aus CSI: Miami erinnerte. Die Polizei konnte doch Handys orten, kam mir der Gedankenblitz. Also zückte ich schweren Herzens mein teures Smartphone, hoffte mit dieser Handlung Erfolg zu haben und legte es auf den Boden der Tasche.

Noch 6 Minuten, bis die Polizei eintreffen sollte…

Ich war zurück in der Eingangshalle der Bank. Die schwere, mit Geld (und Smartphone) gefüllte Tasche über meiner rechten Schulter hängen, tippte ich dem Bankräuber auf die Schulter. Er fuhr herum. „Musst du mich so erschrecken, Arschloch?“, schrie er mir ins Gesicht. Ich murmelte: „Sorry.“ und trollte mich zu meinem Sitzplatz. Dort musste ich schmunzeln. Der Dieb knüpfte die Tasche auf und ich sah trotz seiner schwarzen Ski Maske, dass er nun einen zufriedenen Gesichtsausdruck hatte. Mein Blick fiel auf die große Uhr über dem Eingang. Es war Fünf vor halb. Da ich die Polizei um Viertel nach gerufen hatte, sollte sie in ein paar Minuten eintreffen. Länger als Fünfzehn Minuten dürften die Streifenwagen nicht brauchen. Wir mussten Zeit schinden. Mit ein paar Worten schilderte ich dem wichtigen Mann in Anzug neben mir mein Belangen. Er verstand und schien zu überlegen. Plötzlich erhob sich dieser und rief dem Räuber zu: „Was haben sie eigentlich mit dem Geld vor?“ Das war nicht die einfallsreichste Frage, aber der Dieb schien darauf einzugehen: „Das geht dich einen Scheißdreck an!“ „Naja“, nun erhob auch ich mich „schließlich musste ich ja auch ihr Helfer sein. Also habe ich das Recht zu erfahren, was sie mit dem ergaunerten Geld tun wollen.“

Noch 5 Minuten, bis die Polizei eintreffen sollte…

„Ist das so?“, fragte der Verbrecher, doch die Frage schien nicht als solche gestellt worden zu sein, denn redete weiter: „Ich hab halt Schulden! Ok? Die sollten mal beglichen werden!“ „Und da wissen sie nichts besseres, als eine Bank auszurauben und arme Passanten in Angst und Schrecken zu versetzen?“ Der vorlaute Mann aus der hinteren Reihe mischte sich ein: „Angst und Schrecken? So kann man das jetzt ja wohl nicht nennen!“, doch weder ich noch der Bankräuber beachten ihn. „Denkst du nicht, ich habe anderes ausprobiert. Doch wenn man von jedem Chef abgewiesen wird, bei dem man sich bewirbt, bei jedem Lottoschein die falschen Nummern ´drauf schreibt und von keinem seiner Freunde Geld geliehen bekommt, weil die wissen, dass du es nie zurückzahlen kannst. Denkst du nicht, dass man da irgendwann verzweifelt und keinen anderen Ausweg mehr weiß?“ Ich schwieg.

Noch 4 Minuten, bis die Polizei eintreffen sollte…

Nun sprach erneut der Mann im Anzug: „Ich verstehe ihre Probleme, aber ich denke, wenn sie das hier durchziehen, dann werden sie nur noch viel größer. Legen sie die Waffe und das Geld ab, rufen sie die Polizei und erklären sie ihr alles. Ihre Strafe wird dann bei weitem nicht so schwer ausfallen.“ Der Räuber schnaufte stark. „Ich bin Anwalt!“, fuhr der wichtig aussehende Herr fort „Ich kann ihnen helfen. Ich werde sie unterstützen.“ Für einen kurzen Moment dachte ich, die Worte des Anwalts würden helfen, doch dann schüttelte sich der Verbrecher und schrie. Ein tiefer, aber dennoch lauter und trauriger Schrei. Er schrie die Trauer aus sich heraus. Doch da war zu viel Traurigkeit, die in ihm war. Er schmiss die Tasche auf den Boden und hielt die Waffe hoch. Der Anwalt riss die Augen auf. Doch der Mann zielte nicht auf den Herrn im Anzug. Er zielte auf sich. Er zielte auf seinen Kopf. Er drückte ab.

Noch wenige Minuten, bis die Polizei eintreffen sollte…

 

Hallo!

Die Geschichte gefällt mir um Klassen besser als deine anderen. Diese hatte zumindest Leben und du hast auch den Personen leben eingehaucht.

Die Geschichte hatte Spannung eine Dynamik, die mich als Leser fesselt. Wobei du eine Ende gewählt hast, dass nicht gerade typisch für einen - in dem Fall missglückten - Überfall ist. Für gewöhnlich denkt man, dass der Räuber erstmal entkommt und später geschnappt wird oder er wird von der Polizei erschossen.

Einen Suizid des Räubers hätte ich nicht als Ende erwartet.


Du hast den Hauptcharakter und die übrigen Geiseln ein wenig zu sarkastisch und vorlaut ausgelegt. Ok, der Räuber ist schon etwas naiv, unbeholfen und sichtlich überfordert mit dem Überfall. Mir fehlt doch irgendwie die Angst in den Augen der Geiseln. Ich wäre lange nicht so relaxt, wenn jemand mit einer Waffe vor mir herumfuchelt. Gerade weil der Räuber so überfordert ist, geht ihm schneller die "Düse" als wenn er quasi entspannt und vorbereitet in die Bank geht.

Die Idee mit dem Smartphone kannst du eigentlich streichen. Interessiert keinen - also mich zumindest nicht.


Weiter so!!

Betze

P.S.: Da sind schon ein paar Rechtschreib- und Grammatikfehler drin.

 

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