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Der Mensch und wie er ist

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12.02.2016
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Der Mensch und wie er ist

Der Mensch und wie er ist – Eine kleine Anekdote aus einem anderen Universum


Die Situation eskalierte letztendlich aus einem - wie so oft bei diesen als intelligent, zivilisiert und kultiviert beschriebenen Säugetieren – nichtigen Grund. Wir alle sitzen auf einem Pulverfass aus gekränktem Stolz, maßloser Geltungssucht und überbordendem Hochmut. Der Kredit des Schicksals war aufgebraucht, das Glück wollte nicht weiter mit spielen bei diesem kranken Spiel, das die Menschen schon vor langer Zeit begonnen haben und es kam, wie es kommen musste: In einer gewaltigen Explosion entlud sich die Gewalt, die in allen von uns schlummert. Sie führte den Menschen brutal vor Augen, zu welch grässlichen Taten sie aufgrund ihrer technischen Fähigkeiten imstande waren, die sie bei Weitem nicht verstanden und noch weniger verantwortungsvoll zu nutzen wussten.

Der Präsident war, unbeabsichtigt, durch einen einzigen Satz in seinem tiefsten Inneren erschüttert worden, sein Zeigefinger pendelte wild zitternd vor Wut und Hass über dem roten Knopf. Zu lange schon war er von den sogenannten Mächtigen diskreditiert, verachtet und – was am Schlimmsten ist – ignoriert worden. „Mit nur einem Finger werde ich euch alle besiegen, euch zeigen, wer der Größte ist auf Erden, mit nur einem Finger!“, dachte sich der Präsident, lächelte vor Glückseligkeit und im Wissen seiner auf Waffenstärke fußenden fast grenzenlosen Macht und drückte den Knopf, ohne weiter darüber nachzudenken.


„Dieses Land wird von einem Verrückten geführt, es wird vor die Hunde gehen“, sagte der andere Präsident in einer Fernsehshow, nur Sekunden bevor Präsident eins mit seinem rechten Zeigefinger den Druck auf den roten Knopf massiv erhöhte.

Präsident eins hatte keine schöne Kindheit in der Einöde. Die Mutter starb, als der Bube 4 Jahre alt war und fortan kümmerte sich der wortkarge und aufgrund des Todes der Ehefrau deprimierte Vater um den Zögling. Immer wieder hatte der Vater seinem einzigen Sohn eingetrichtert, er müsse stark und unnachgiebig sein, emotionslos und kalt, um in dieser kalten Welt zu bestehen. „Nichtsnutz! Weichei! Kerl ohne Eier!“ hatte ihn der Vater genannt, wenn der Junge wieder mal Bücher las, anstatt Forellen zu angeln, Elche zu schießen oder Fallen für Biber aufzustellen. Mit der Zeit wurde Präsident eins hart. Sehr hart. Er ging auf die Pirsch nach Wölfen, folgte ihrem Heulen, bis er das Rudel lokalisiert hatte und schließlich mit lautem Gebrüll und einem scharfen Schwert die überrumpelten und verängstigten Wölfe bis auf den Letzten auslöschte. Er tötete einige Male Bären mit nichts als seinem stets geschliffenem Schwert und einmal einen Berglöwen, den er in einem langen und harten Kampf schlussendlich mit bloßen Fäusten den Schädel zu Brei schlug. Der Vater, längst zu einem alten und hilflosen Mann geworden, ohne es sich einzugestehen, sah die Trophäen nicht, die der Sohn voller Stolz mit nach Hause brachte. Der Vater, bettlägerig, müde und im Geiste immer noch stärker als der Sohn, kommentierte die Jagdausflüge des Sohnes nicht, aus Furcht, sich seiner eigenen Handlungsunfähigkeit bewusst zu werden.
In der rauhen und unwirtlichen Gegend, in der Präsident eins aufwuchs, gab es nicht viele Menschen, und dennoch lernte er dort eine wunderschöne junge Frau kennen, in die er sich verliebte. Viele Male nahm er sie mit auf Jagd, oft gefährlich, aber Präsident eins war sich seiner Stärke und seiner Überlegenheit der Natur gegenüber bewusst, sodass die beiden spannende Abenteuer erlebten. Eines Tages wollten die beiden zusammen einen Elch erlegen, sie kauerten in einer Hecke und Präsident eins zielte mit seiner Armbrust auf die Halsschlagader des Elches. Präsident eins, durch einen Schatten am Rande seines Blickfeldes abgelenkt, durchbohrte dennoch mit einem perfekten Schuss die Halsschlagader des Elches und sah, wie seine Geliebte aufsprang und in Richtung des Elches lief. „Nein!“ war das einzige, was der Präsident noch ausrufen konnte, bis der Schatten sich in einen pfeilschnellen Berglöwen verwandelte und die junge Frau, in Anbetracht der Tatsache, dass diese seine Mahlzeit klauen wollte, in Stücke zerriss. In rasendem Hass stürzte der Präsident auf den Berglöwen zu und brach ihm mit seinen vor Adrenalin entfesselten Fäusten nahezu jeden Knochen im Körper. Doch es war zu spät. Die Kehle seiner Geliebten war zerbissen, die Augen glasig und tot. Der Präsident, der vor lauter Trauer kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte, kam schließlich zuhause an und berichtete von der entsetzlichen Tragödie. Der Vater erwiderte: „ Du kannst weder auf dich aufpassen, noch auf die Menschen, die dir nahe stehen. Du wirst vor die Hunde gehen mein Sohn, glaub mir.“ Präsident eins schlug auf den roten Knopf.

 

Hi Mika und Herzlich Willkommen!:)

Hm, irgendwie lässt mich deine Geschichte hier etwas zwiespältig zurück. Einerseits ist es natürlich schwer, für den Mann Sympathien aufzubringen, der die Welt vernichtet. Andererseits wird zumindest ein Teil seines Wesen durch seine unglückliche Kindheit erklärt.

Das ist es aber nicht, was mich an der Geschichte jetzt nicht so richtig überzeugt. In sprachlicher Hinsicht ist sie durchaus gut und flüssig geschrieben. Du kannst mit Worten gut umgehen und sie liest sich unterhaltsam. Man kann sich den Charakter gut vorstellen und die Jagdszenen sowie seine Entwicklung wurden sehr plastisch beschrieben.

Der Plot wirkt auf mich leider irgendwie gekünstelt. Das lässt sich schwer beschreiben, aber ich hatte beim Lesen das Gefühl, als ob du das Ende zuerst geschrieben hast und dann die Geschichte im Nachhinein in eine vorgegebene Richtung zerrst.
Außerdem verwischst du die grundlegenen Aussagen deiner Geschichte im Verlauf ihrer Erzählung. Prangerst du zunächst noch die Hybris und egoistische Dummheit der gesamten Menschheit an, so reduzierst du am Ende ihren Untergang auf die verkorkste Psyche einer einzelnen Person. Das ist jedoch nicht konsequent, wenn man Anfang und Ende betrachtet - ich schätze, du hast dich im Laufe des Schreibens ein bisschen in eine andere Erzählrichtung vergaloppiert, kann das sein?;)

Wie gesagt, die Geschichte ist gut erzählt und liest sich angenehm. Vielleicht solltest du noch ein wenig den Anfang und das Ende synchronisieren.

Viele Grüße und weiterhin frohes Schreiben wünscht der Eisenmann

 

Hallo mika,

leider hat mir deine Geschichte nicht gefallen, hauptsächlich wegen dem wirren, unklaren Plot.
Hier meine Anmerkungen und Tipps.

Sie führte den Menschen brutal vor Augen, zu welch grässlichen Taten sie aufgrund ihrer technischen Fähigkeiten imstande waren, die sie bei Weitem nicht verstanden und noch weniger verantwortungsvoll zu nutzen wussten.
Das sind Menschen ja nicht erst, seitdem sie technische Fähigkeiten haben. Der Satz wirkt so, als ob die Menschheit bis zur Entdeckung moderner Technologie eine vollkommen friedfertige Rasse gewesen wäre.

Der Präsident war, unbeabsichtigt, durch einen einzigen Satz in seinem tiefsten Inneren erschüttert worden, sein Zeigefinger pendelte wild zitternd vor Wut und Hass über dem roten Knopf. Zu lange schon war er von den sogenannten Mächtigen diskreditiert, verachtet und – was am Schlimmsten ist – ignoriert worden. „Mit nur einem Finger werde ich euch alle besiegen, euch zeigen, wer der Größte ist auf Erden, mit nur einem Finger!“, dachte sich der Präsident, lächelte vor Glückseligkeit und im Wissen seiner auf Waffenstärke fußenden fast grenzenlosen Macht und drückte den Knopf, ohne weiter darüber nachzudenken.
Das ist vollkommen unglaubwürdig. Zum einen, da man dem Präsidenten diese Gefühle nicht abnimmt, nur weil der Erzähler davon spricht (denn: was ist denn genau vorgefallen? Wie haben die "sogenannten Mächtigen" ihn denn diskreditiert? Und warum stört ihn das? Warum wehrt er sich nicht? Er ist doch der Präsident). Zum anderen wird niemand, der es in diese Position geschafft hat, nur aus Wut und Enttäuschung den roten Knopf drücken.

„Dieses Land wird von einem Verrückten geführt, es wird vor die Hunde gehen“, sagte der andere Präsident in einer Fernsehshow, nur Sekunden bevor Präsident eins mit seinem rechten Zeigefinger den Druck auf den roten Knopf massiv erhöhte.
"Eins" groß schreiben.

Bis hierhin geht's noch. Aber der zweite Teil der Geschichte ist sehr merkwürdig. Anscheinend ein Rückblick in das frühe Leben von Präsident Eins, dem keine Anerkennung zu Teil wurde. Aber irgendwie gibt es keinen Schwenk mehr zurück zur Einleitung. Was willst du mit dem Rückblick bezwecken?


Sorry für die negative Rückmeldung. Es ist nicht so harsch gemeint, wie es vielleicht wirkt. Wollte nur ehrlich sein. ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo mika,

willkommen bei den Wortkriegern.

wie so oft bei diesen als intelligent, zivilisiert und kultiviert beschriebenen Säugetieren

Das liest sich, als wären alle Säugetiere intelligent und kultiviert, dabei bin ich sicher, dass du nur die Menschen meinst.

Wir alle sitzen auf einem Pulverfass aus gekränktem Stolz, maßloser Geltungssucht und überbordendem Hochmut.

Ich finde es unvorteilhaft, so zu pauschalisieren. Klar, das sind alles Eigenschaften, die die menschliche Geschichte geprägt haben, aber das wirkt auf den Leser auch sehr anklagend, dieses "all das Schlechte ist auch in dir". Das schreit geradezu nach moralischem Zeigefinger.

Der Kredit des Schicksals war aufgebraucht, das Glück wollte nicht weiter mit spielen bei diesem kranken Spiel, das die Menschen schon vor langer Zeit begonnen haben und es kam, wie es kommen musste:

mitspielen
PQP, also hatten

„Mit nur einem Finger werde ich euch alle besiegen, euch zeigen, wer der Größte ist auf Erden, mit nur einem Finger!“, dachte sich der Präsident, lächelte vor Glückseligkeit und im Wissen seiner auf Waffenstärke fußenden fast grenzenlosen Macht und drückte den Knopf, ohne weiter darüber nachzudenken.

Glückseligkeit, ich finde das passt hier nicht. Denn er ist ja nicht glücklich, nur weil er die Macht hat, alles hochzujagen. Vielleicht wäre hier Vorfreude o.Ä. besser.

Er tötete einige Male Bären mit nichts als seinem stets geschliffenem Schwert und einmal einen Berglöwen, den er in einem langen und harten Kampf schlussendlich mit bloßen Fäusten den Schädel zu Brei schlug.

Ja, das ist ein bisschen zu übertrieben für meinen Geschmack. Einem Berglöwen den Schädel einschlagen, das ist zu effekthascherisch, zu sehr Klischee. Du willst seine körperliche Stärke vermitteln, das schaffst du sicher auch anders.

In rasendem Hass stürzte der Präsident auf den Berglöwen zu und brach ihm mit seinen vor Adrenalin entfesselten Fäusten nahezu jeden Knochen im Körper. Doch es war zu spät.

Ja, mutet ziemlich satirisch an. Da schmunzel ich nur, anstatt die Dramatik der Situation zu spüren.

Präsident eins schlug auf den roten Knopf.

Der letzte Satz kommt mir zu plötzlich, wirkt dadurch ohne Zusammenhang. Das liegt auch daran, dass das Tempus nicht stimmt. In den vorherigen Sätzen nutzt du das Präteritum, obwohl sie zeitlich weit vor der Aktion mit dem Knopf spielen. Dadurch entsteht der Eindruck, dass das Drücken des Knopfes auf derselben zeitlichen Ebene wie der Dialog mit dem Vater steht.

Generell ist das Ganze nicht stringent erzählt. Am Anfang nutzt du generelle Aussagen über die menschliche Natur, dann regt sich der Präsident auf, dann springen wir einige Sekunden in die Vergangenheit, um den Grund zu erfahren (Talkshow), dann noch weiter zurück, um den Charakter des Präsidenten kennenzulernen, und am Ende weiß ich nicht so recht, warum er jetzt den Knopf gedrückt hat. Mir fehlt da der kausale Zusammenhang. Nur weil mein Vater ein Arsch war und mich für ein Weichei gehalten hat, zünde ich keine Atombombe.

Wie kannst du daraus noch eine gute Geschichte machen? Vergiss den Atombombenkrempel. Das hat man schon tausendmal gelesen und das wirkt einfach nur platt, weil man das wie und warum nicht nachvollziehen kann. Menschliche Natur, das ist keine gute Erklärung und zu allgemein, da zuck ich nur mit der Schulter, das nimmt mich nicht mit, weil die handelnden Personen zu blass sind.

Der letzte Absatz, da kann man was draus machen, aus dieser Vater-Sohn-Beziehung. Das wäre zwar eine ganz andere Gesichte, aber das wäre wesentlich interessanter als die x-te "Politiker drückt roten Knopf"-Story. Die Beziehung zu dem Mädel, das Leben in der Tundra, der Vater, der sich seine eigenen Schwächen nicht eingestehen will und seinen Sohn runterzieht, das ist guter Stoff, das will ich lesen. Hierfür braucht es aber mehr Show, don't tell. Wie und warum verliebt sich der Prota in das Mädchen, wie ist der Vater drauf, welche Auswirkungen hat der Jagdunfall auf das Seelenleben des Prota. Das wirkt noch alles so leer, so saftlos.

Der Präsident, der vor lauter Trauer kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte, kam schließlich zuhause an und berichtete von der entsetzlichen Tragödie.

Hier zum Beispiel. Trauer veranschaulichen, die entsetzliche Tragödie zeigen und nicht mit drei Sätzen abtun, die nach dem Motto Angriff-Tod-Traurig verlaufen. Kampf darstellen, zeigen, was der Protagonist denkt, was er fühlt, wie ihm die Düse geht.

Also was tun? Szenisch schreiben, den Präsidenten mit dem Vater und dem Mädel sprechen lassen, Dialoge, innere Monologe des Prota, Bilder entstehen lassen, nicht Einöde sagen, Einöde zeigen, durch kahle Bäume, graue Wolken, was auch immer, die Auswirkungen des Todes der Mutter auf Vater und Sohn darstellen, dann wird daraus eine lesenswerte Geschichte. Viel Arbeit, bei der aus zwei Seiten schnell zwanzig werden, aber es lohnt sich, mika, ganz sicher.

So, wie sie jetzt ist, kann mich deine Geschichte leider nicht überzeugen.

Beste Grüße,
gibberish

 

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