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Serie Heimkehr

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25.05.2014
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Heimkehr

Nach dem Tag, an dem die Menschen mit ihren lauten Kettensägen die Lindenbäume gefällt hatten, war es am Stadion wieder erstaunlich ruhig geworden. Die Mäuse warteten gespannt auf die Rückkehr der Taube Grete und damit auf eine Antwort von Fines Eltern.
Cäsar wollte nicht aus der Stadt wegziehen, er hoffte, einen freien Bau in der Nähe zu finden. Doch in Fines Träumen und Hoffnungen zogen sie aufs Feld. Dann kam Grete mit einem Brief zurück. Als Fine ihn gelesen hatte, wusste sie nicht, ob sie weinen oder sich freuen sollte. Ihre Mutter schrieb, dass Opa Oskar letzte Woche gestorben sei. Sein Bau sei nun frei, und alle auf dem Feld hätten dafür gestimmt, Fine, Cäsar und ihren Kleinen diesen als ihre neue Wohnung anzubieten.
Die Familie saß am Abend zusammen und überlegte hin und her: Wäre es besser, in der Stadt zu bleiben oder das Angebot anzunehmen?
Für die Kinder gab es nichts zu diskutieren.
»Warum sollen wir aufs Feld ziehen?«, fragte Oskar.
»Hier ist unser Zuhause«, stellte Griselda fest.
Maria sagte: »Hier haben wir unsere Freunde.«
Und Cäsaria fragte: »Warum suchen wir nicht nach einem freien Bau in der Nähe, wie Papa es möchte?«
Nur Jenny sagte nichts.
»Ich verstehe ja, warum ihr nicht wegwollt«, sagte Fine. »Das ist schon okay. Als kleines Mädchen wollte ich auch nicht weg von zuhause. Aber dann kam euer Vater auf unser Sommerfest, und meine Ansichten änderten sich schlagartig.«
»Ja, aber, da gibt es null Fußball und so. Das ist doof und langweilig.« Oskar suchte nach immer neuen Argumenten.
»Das liegt an dir«, sagte jetzt Jenny. »Du hast doch viel über Fußball gelernt, du kannst zwei Mannschaften aufstellen, und sie auch trainieren.«
»Heißt das, du willst aufs Feld?«, fragte Cäsaria ungläubig.
»Ich finde jedenfalls, dass es kein Fehler sein kann. Denkt auch an Oma und Opa, die können wir dann endlich jeden Tag sehen.«
Oskar legte beide Pfoten auf den Tisch. »Dann gibt’s wahrscheinlich nichts weiter zu sagen.«
»Ich glaube, Jenny hat recht«, sagte Cäsar. »Und ihr geht morgen in die Schule und verabschiedet euch. Eure Freunde, und auch euer Lehrer werden es verstehen.«

Als die Kinder in das Klassenzimmer kamen, übergab Cäsaria dem Lehrer einen Brief, den ihre Mutter ihnen mitgegeben hatte. Der öffnete ihn sofort und las, dann wendete er sich an die Klasse.
»Ihr habt es sicher erfahren, was am Stadion geschehen ist. Es ist schmerzlich so prächtige Bäume zu verlieren, aber es gibt weit Schlimmeres. Eure Freunde haben vielleicht schon morgen keinen Bau mehr. Sie müssen uns verlassen und sie werden von hier fortziehen.«
Die Mitschüler waren bestürzt.
»Maria, du kannst bei mir wohnen«, sagte Brigitte sofort.
Auch andere Kinder wollten Oskar und seine Schwestern bei sich aufnehmen.
»Das ist lieb von euch, aber das könnt ihr ohne eure Eltern gar nicht entscheiden«, sagte Lehrer Flux. »Doch die Familie möchte bestimmt gerne wieder zusammenwohnen. Außerdem ist die Zeit viel zu kurz. Sie müssen schon morgen aufbrechen.«
Jana meldete sich. »Ich möchte gerne helfen beim Umzug.«
»Das ist gut, Jana. Wer möchte sich Jana anschließen?«
Die Pfoten fast aller flogen in die Höhe. Der Lehrer war beeindruckt von so viel Hilfsbereitschaft.
»Kinder, ich habe eine Idee. Würdet ihr euch freuen, wenn wir heute und morgen keinen Unterricht machen, und stattdessen heute für unsere fünf Freunde ein kleines Abschiedsfest organisieren, und morgen helfen wir beim Umzug? Seid ihr einverstanden?«
Das musste er nicht zweimal sagen. »Was wünscht ihr euch?«, fragte er die Geschwister.
Die sahen sich an und Oskar sagte: »Das wollen wir nicht alleine entscheiden. Wir sind eine Klasse, da sollen auch die anderen sagen, was sie gerne möchten.« Er hatte aber einen Wunsch, und zählte durch. »Ich würde mir ein Fußballspiel wünschen. Die Jungs gegen die Mädchen.«
Die Mädchen waren in der Überzahl. Neun gegen fünf.
Obwohl Oskar wusste, dass seine Schwestern nicht so fußballbegeistert waren wie er, sagte Cäsaria mit einem spöttischen Lächeln: »Da könnt ihr schon mal die Hosen voll haben. Wir stecken euch in den Sack.« Sie hatten die Herausforderung angenommen. Und Lehrer Flux war es auch recht.
Die Jungs bildeten also zu fünft eine Mannschaft, Oskar schlug vor, ins Tor zu gehen. Bei den Mädchen sollte Brigitte die Bälle abhalten.
Oskar hatte im Stadion einiges über Fußball lernen können, die anderen vier in seinem Team spielten selbst auch in ihrer Freizeit.
Sie staunten aber nicht schlecht, als das Spiel begann, und Oskar alle Mühe hatte, den Ball abzuwehren. Die Mädchen schienen ihre Drohung wahrmachen zu wollen. Das konnte noch heiter werden.
Als der Ball einmal im Aus war, legte Oskar ihn sich so vor die Füße, dass er ihn mit einem Schuss in Brigittes Tor schoss. Es stand 1:0 für die Jungs. Das führte dazu, dass Brigitte nun ihre Mädchen besser anwies und das Spiel dirigierte. Und schon kam es durch einen Schuss von Griselda zum Ausgleich. Dann 1:2 für die Mädchen und zum Schluss hatten sie die Jungs wirklich 2:6 besiegt. Die Mädchen jubelten und verspotteten die Verlierer. Aber keiner nahm etwas übel, alle hatten Spaß, das war das Wichtigste.
Am Ende gratulierten die Jungs den Mädchen zu ihrem Sieg, und als der Unterricht aus war, meldeten sich nun auch die letzten, um beim Umzug zu helfen.
Cäsaria, ihre Schwestern und Oskar waren stolz auf ihre Freunde und machten sich auf den Heimweg.
Fine und Cäsar freuten sich sehr über die gute Nachricht. Jede helfende Pfote war willkommen.

Am nächsten Morgen waren die Mäuse bereits vor Sonnenaufgang wach. Viel lieber hätten die Kinder ihre Schulsachen gepackt und sich auf den Weg zu Lehrer Flux begeben. Die Freunde fehlten ihnen schon jetzt, wenn sie nur an sie dachten. Im Bau wuselten alle durcheinander, sammelten Sachen zusammen, verstauten sie in Kartons.
Fine sah sich die Wiegen noch einmal an, in denen ihre Kleinen als Babys geschlafen hatten. Die würden sie zurücklassen müssen. Als sie sich abwenden wollte, vibrierte der ganze Bau und Motorenlärm kam näher. Alle gingen hinaus, um nachzusehen.
Ein stählernes Ungetüm, ein Bagger mit einem langen Arm und einem Maul, das so groß zu sein schien, als passten tausend Mäuse oder noch viel mehr hinein, rollte heran. Nur nach einem kurzen Augenblick machte das Monster sein gewaltiges Maul auf. Es zeigte starke Zähne, und es knarzte und stöhnte dabei. Dann stülpte sich das Riesenmaul über einen der Stümpfe. Die Mäuse starrten das Ungeheuer entsetzt an und Cäsar schrie: »Schafft alles aus dem Bau heraus! Wenn er die Wurzeln herauszieht, müssen wir uns in Sicherheit gebracht haben!«
Als sie wieder in den Bau gehen wollten sahen sie, dass die Freunde ihrer Kinder vollzählig da waren. Jeder, der verfügbar war, packte mit an und im Nu hatten sie alles herausgeschafft.
Genau in dem Moment, als die Mäuse sich bepackt auf den Weg machen wollten, biss der Bagger mit seinen starken Zähnen in den Baumstumpf und zerrte daran. Erst rührte sich nichts – was von dem Baum übrig war, hielt sich im Boden fest – aber dann stürzte alles durcheinander, Wurzeln peitschten durch die Luft. Die Mäuse liefen, so schnell es ihre Last zuließ.
Wehmütig schauten Fine und Cäsar zurück. Wo eben noch ihr Bau sich durch den Hang schlängelte, klaffte jetzt ein großes Loch. Sie hatten es buchstäblich in letzter Sekunde geschafft, fortzukommen.

Bis sie die Straße erreichten mussten sie mehrere Pausen einlegen und jeder Platz, an dem sie rasteten, weckte Erinnerungen. Hier waren die Kinder mit Lehrer Flux, dort mit ihren Freunden, da mit ihren Eltern. Umgekehrt ging es Fine und Cäsar nicht anders, denn sie erinnerten sich an Spaziergänge, Spiele und Ausflüge mit ihren Kleinen, manchmal gemeinsam mit den Eichhörnchen.
Fine durchfuhr es wie ein Blitz. »Wir haben Lucia und Gerard vergessen!«
Als sie die nächste Pause machten – genau an dem Garten, in dem die Kinder Bekanntschaft mit der Mausefalle gemacht hatten – gingen Fine und Cäsar zurück und suchten die Freunde. Sie hatten sie bald gefunden, denn die Hörnchen verrieten sich durch lautes Streiten in ihrem gemeinsamen Nest.
Lucia schaute heraus und war erstaunt als sie die beiden sah.
»Fine, Cäsar, was führt euch hier her?«
»Wir mussten Hals über Kopf fliehen.« Sie zeigte in Richtung des Lärms. »Ein riesiger Bagger hat die Wurzeln eurer Linden herausgerissen. Unseren Bau gibt es nicht mehr. Wir ziehen zu meinen Eltern aufs Feld, da ... Ach, kommt mit uns, wir erzählen euch alles unterwegs.«
»Ja, aber ... « In Lucias Augen flammten Zweifel auf.
»Gleich am Feld beginnt der Wald. Ihr habt jede Menge Platz, euch neue Wohnungen zu bauen. Und wir können uns jeden Tag sehen. Ist das nicht wunderbar?« Als Fine das sagte, verflog schon ein kleines Bisschen ihres Kummers.
Die Eichhörnchen packten ihre Sachen und schon zwei Augenblicke später konnte die Gesellschaft weiterziehen.

»Bleibt alle beisammen«, sagte Cäsar, als sie die Straße erreichten. Als Fine die Autos dahinbrausen sah, kamen die Erinnerungen an ihre waghalsige Überquerung zurück, als sie vom Feld in die Stadt gezogen waren, und es stellten sich ihr die Haare auf.
»Bitte hier entlang!«, rief auf einmal ein Maulwurf und wies auf einen Gang. Fine erkannte, dass es nicht nur ein Maulwurf war, sondern der Maulwurf, dem sie zu verdanken hatte, dass sie beim Sommerfest im Staub gelandet war. Und dann kamen auch schon ihre Eltern, der Nachbar Kurt mit seiner Frau, der Hamster mit seiner Frau und noch viele Helfer aus dem Gang heraus.
»Mike, du hilfst uns bei unserem Umzug?«, fragte Fine erstaunt und hocherfreut zugleich als sie den Mäuserich erkannte, der Cäsar verprügeln wollte, als sie in die Stadt gezogen waren.
»Das ist meine Freundin«, stellte er stolz ein süßes Mäusemädchen vor. Und etwas verschämt fügte er hinzu: »Sie kommt, wie meine Mutter, vom Wiesengrund.«
»Siehst du«, bemerkte Fine, und Mike lächelte. Er wusste schon lange, dass es falsch gewesen war, über Cäsar verärgert zu sein, nur weil er aus der Stadt kam.
Rund um sie herum sah Fine herzliches Begrüßen, und dabei war es vollkommen egal, ob sie sich kannten. Und dann übergaben die Kinder aus der Stadt den Helfern vom Feld die schweren Pakete.
Herr und Frau Hamster nahmen alle Vorräte und Herr Hamster machte den Vorschlag, alles in ihren Backentaschen zu verstauen, dann könnten sie noch extra etwas tragen. Und schon begann er, Körner in seine Backen zu stopfen. Seine Frau schämte sich dafür, aber fand die Idee dann doch nicht schlecht. Als alles verstaut war, sagte Herr Hamster: »Na, fiefb bu, gehb boch.«
Frau Hamster verstand nicht, was er gesagt hatte und fragte zurück: »Waf?«
Die Umstehenden brachen in lautes Lachen aus und die zwei hatten Mühe, nichts wieder heraus zu spucken.
Die Freunde aus der Klasse baten Oskar und seine Schwestern zu sich. Sie bildeten einen Kreis um sie und begannen, sich zu verabschieden. Tränen flossen, und keiner schämte sich dafür. Maria und Brigitte umarmten sich lange und fest.
Fine und Cäsar gesellten sich zu ihnen.
»Wir möchten uns ganz herzlich bedanken. Es ist schön, Freunde wie euch zu haben.«
»Grüßt Lehrer Flux von uns!«, rief Oskar zum Abschied.
Die ersten Helfer vom Feld verschwanden im Gang, die Kinder gingen zurück in die Stadt. Cäsaria, Griselda, Jenny, Maria und Oskar standen noch lange und winkten ihnen hinterher. Dann liefen auch sie in den Gang hinein und unter der Straße hindurch, ihrer neuen Heimat entgegen.
Jenny blickte sich um, und sah Jana wieder vor dem Eingang. Sie ging zurück und beide fielen sich in die Arme und drückten sich ganz fest. Jana flitzte den Freunden hinterher.
Jenny blieb einen Moment stehen, und sah Jana nach, bis sie hinter Gras und Gestrüpp verschwand.
Jenny lief in den Tunnel hinein, von den anderen war nichts zu hören. So schnell sie konnte, folgte sie dem Gang, bis sie an eine Stelle kam, wo er sich gabelte.
Links? Rechts? Jenny war unschlüssig, und entschied sich für rechts.
Es dauerte eine Weile, bis sie wieder ans Tageslicht kam, und wusste nicht, wo sie sich befand.
Und sie war allein.
So laut sie auch rief, niemand konnte es hören.
Ich muss zurück zur Gabelung, dachte Jenny, und ging wieder in den Gang hinein. Vielleicht hatte jemand ihr Fehlen bemerkt, und sie warteten bereits. Doch als sie an der Gabelung ankam, war sie immer noch allein. Sie bekam Angst und lief zum Eingang zurück, aber auch dort war niemand.
Weil sie sich auf der anderen Seite der Straße nicht auskannte, lief sie zurück zum Stadion. Sie hoffte, dass jemand ihr helfen könnte. Sie lief durch die Gärten, da fiel ihr die Hebamme Mathilde ein.
»Jenny, ist was passiert?«, fragte Mathilde verwundert.
Jenny erzählte ihr von ihrem Malheur.
»Hab erst mal keine Angst. Ich gehe schnell zu Grete, und sage ihr, sie soll zum Feld fliegen und sagen, dass mit dir alles in Ordnung ist. Du wartest so lange hier.«
Doch Grete hatte eine viel bessere Idee. Sie flog zu Mathildes Bau.
»Ich habe noch nie jemand mitgenommen, aber heute mache ich eine Ausnahme. Setz dich auf meinen Rücken und halte dich gut an meinen Federn fest. Es wird ziemlich windig für dich.«
Jenny wusste nicht, ob das eine gute Idee war, machte es aber trotzdem. Und schon erhob Grete sich mit ihr in die Lüfte. Bald waren sie höher als die Apfelbäume und wenig später sah Jenny die Straße unter sich. Sie dachte, fliegen käme für Mäuse nur im Märchen vor. Sie merkte, dass Grete bald außer Atem geriet, da entdeckten sie ihre Eltern und Geschwister und alle Helfer vom Feld. Sie liefen durcheinander, sicher suchten sie nach ihr. Die Taube setzte zur Landung an und als sie ihren Körper ganz aufrecht stellte, fiel Jenny herunter, ins weiche Gras.
Das war eine Erleichterung und Freude, als sie ihr Mädchen endlich wiederhatten. Und sie musste Oskar haarklein erzählen, wie es war, mit Grete zu fliegen.
»Ich danke dir, du bist eine gute Freundin«, bedankte Jenny sich für die Hilfe, und irgendwie fühlte Grete sich wohl, so im Mittelpunkt zu stehen, denn es kamen noch viele andere und dankten ihr.
Endlich konnte die Reise weitergehen.

Lucia und Gerard hatten die Straße in weiten Sprüngen überquert und sich der Gesellschaft angeschlossen. Gerard schaute hier und da und hätte am liebsten schon auf der Reise zu Pinsel und Farbe gegriffen.
Mike beobachtete ihn, er kannte Gerard noch nicht und fragte deshalb: »Du trägst Pinsel und Farben mit dir. Bist du ein Maler?«
»Oui«, sagte Gerard nur und Mike sah ihn erstaunt an, er hatte ihn nicht verstanden.
»Du musst wissen«, sagte Lucia, »er ist ein großer Künstler und denkt, er käme aus Frankreich.«
»Iesch bin ein Günstler, im Gegensatz zu dir!«, empörte Gerard sich.
Fine hörte den Streit und sagte zu Cäsar: »Hörst du das da hinten? Ich bin froh, dass sie bei uns sind. So haben wir ein Stück von unserer Heimat mitgebracht.«
»Ich habe auch etwas mitgenommen«, sagte Cäsar und zeigte auf eine Rolle, die er unter dem Arm trug.
»Sagst du mir, was es ist?«
»Wenn wir zuhause sind.«
Ihr Marsch dauerte noch mehrere Stunden, dann erreichten sie endlich das Feld. Als Fine es nach der Ernte verlassen hatte, waren nur Stoppeln geblieben. Die neue Saat kündigte bereits das Getreidefeld an, das es im nächsten Sommer sein würde. Dann gäbe es wieder ein Fest. Ihre Kinder wären dann so alt, dass sie sich, genau wie sie, verlieben könnten.
Sie erreichten den Mäusebau von Opa Oskar und blieben einen Moment stehen. Das würde also ihr neues Zuhause sein. Sie gingen hinein und hatten das Gefühl, er müsste jeden Moment hereinkommen. Der Bau sah irgendwie nicht verlassen aus, eher einladend. Es war, als ob Opa Oskar Vorräte für sie eingelagert, als ob er alles für sie vorbereitet hätte. Sie fühlten sich zuhause.
Die ganze Familie war müde von der langen Reise. Cäsar packte nur noch das Hochzeitsbild aus und hängte es an die Wand. Dann setzten sie sich gemeinsam an den großen Tisch, den Opa Oskar nun ihnen vermacht hatte.
»Was hast du aus der Heimat mitgebracht?«, fragte Fine.
Cäsar wickelte es vorsichtig aus: Es war ein Lindenblatt.

 
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Hallo khnebel,

Nun heisst es Abschied zu nehmen von Fine, Cäsar und ihren Kindern und natürlich auch von Lucia und Gerard und Grete.
Dass Opa Oskar gestorben ist, ist traurig. Aber schön finde ich, dass die Familie in seine Wohnung einziehen darf. Und ich denke, sie werden ab und zu an ihn denken, wenn sie um seinen grossen Tisch sitzen.

Das Abschiedsfest mit dem Fussballmatch, an dem die Mädchen gewonnen haben, ist Klasse.
Und auch die grosse Hilfsbereitschaft ihrer Freunde.

Aber nun werden wir nie mehr erfahren, ob Oskar im Feld zwei Mannschaften aufstellt und sie trainiert und was aus all den Mäusekindern einmal wird.
Du siehst, khnebel, ich werde ganz wehmütig. Aber vielen Dank für das grosse Lesevergnügen.

Liebe Grüsse
Marai

 

Hallo Marai,

vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Und vielen Dank für die Begleitung der Mäusefamilie und ihrer Freunde.

Ja, nun ist die Geschichte zu Ende, wie sie erzählt wird. Aber ich weiß, dass die Kinder die Geschichte in ihrer Fantasie weiterspinnen. Ich erlebe das zurzeit life in der Kita, in der ich jeden Montag eine Geschichte lese. Heute war es "Der erste Schultag". Die Kleinen haben die Mäusefamilie ins Herz geschlossen und sprühen vor Vorschlägen, was in der nächsten Geschichte passieren könnte. Ich glaube, für die Knirpse in der Kita ist die Geschichte in zwei Wochen noch nicht zu Ende. Und ich freue mich, dass sie von den Kindern so gut angenommen worden ist. Dabei hatte ich beim Start der Saga mit „Mäuseöhrchen und Schnäuzelchen“ keine gute Prognose bekommen, was die Akzeptanz bei Kindern anging. Manchmal muss man sich auf sein Bauchgefühl verlassen.

Dass Opa Oskar gestorben ist, ist traurig. Aber schön finde ich, dass die Familie in seine Wohnung einziehen darf. Und ich denke, sie werden ab und zu an ihn denken, wenn sie um seinen grossen Tisch sitzen.

Meine Mäusegeschichte beginnt auf dem Feld, und dort endet sie auch. Und in dem Kreislauf darf der Tod nicht fehlen. Ein bisschen Traurigkeit um eine Figur in einer Geschichte ist für die Kinder genauso wichtig, wie Freude, Abenteuer, Spannung etc. Ich habe vor kurzem einen schönen Spruch gelesen, der mir sehr gefallen hat: Wir sterben erst wirklich, wenn wir vergessen werden.

Aber nun werden wir nie mehr erfahren, ob Oskar im Feld zwei Mannschaften aufstellt und sie trainiert und was aus all den Mäusekindern einmal wird.

Liebe Marai, es wird das mit der Mäusefamilie passieren, was du dir in deiner eigenen Fantasie wünschst. Und bei dem Gedanken habe ich keine Furcht um die Zukunft von jedem Einzelnen. :)

Du siehst, khnebel, ich werde ganz wehmütig. Aber vielen Dank für das grosse Lesevergnügen.

Vielen Dank! Ich glaube, ich habe beim Schreiben der acht Geschichten eine Menge dazugelernt, und ich muss mich bei dir und bei allen Kommentatoren und Kritikern bedanken, denn euer Feedback und eure Vorschläge und Hinweise haben mir wirklich sehr geholfen.
Und ich habe so das Gefühl, dass das nicht meine einzige und letzte Kindergeschichte sein wird.

Noch einmal vielen Dank, Marai, und

Schönen Gruß
khnebel

 

Ja guck einmal, da isser ja, der Mäuserichard, hat den Weg gefunden direkt von den Linden weg,

lieber khnebel!

Aber was sofort auffällt (beim Lesen, überhaupt nicht beim Zuhören) ist die inflationäre Kommasetzung, die bereits im zwoten Satz beginnt, da aber eher unauffällig zwischen zwo Hauptsätzen, die durch Konjunktion verbunden sind.

Die Mäuse warteten gespannt auf die Rückkehr der Taube Grete[..., so die Regel, ",", so die Ausnahme], und damit auf eine Antwort von Fines Eltern.
Da kann das Komma über die besondere Betonung der an sich gleichrangigen Sätze durchaus gewählt werden (in Flux' wörtl. Rede weiter unten kommt dergleichen auch vor und dann noch einmal gegen Ende; müsstestu mal selber schauen)

Hier nun im folgenden Beispiel, lässt sich vor der Konjunktion „oder“ keine besondere Betonung mehr anführen.

Als Fine ihn gelesen hatte, wusste sie nicht, ob sie weinen[...] oder sich freuen sollte.

Auch manche Formulierung fällt auf, die komplizierter daherkommt als sie es brauchte
Cäsar wollte nicht aus der Stadt wegziehen, er hoffte, einen freien Bau in der Nähe finden zu können.
Warum nicht einfacher „…, er hoffte, einen freien Bau in der Nähe zu finden.“ -

wohingegen mit dem Brief, der durch Grete überbracht wird, die Vereinfachung durch den Indikativ statt durch den zu Anfang korrekt verwendeten Konjunktiv, der dann wieder fallengelassen wird,

Als Fine ihn gelesen hatte, wusste sie nicht, ob sie weinen, oder sich freuen sollte. Ihre Mutter schrieb, dass Opa Oskar letzte Woche gestorben sei.
Warum die Versenkung des Konjunktivs in den dann folgenden Sätzen? Kinder haben da ein feines Gespür und warum sollen sie auf einmal nicht begreifen, was mit „sollte“ und „sei“ bereits eingeleitet wäre, wenn es denn konsequent durchgehalten würde. Konsequent sein ist doch auch in der Spracherziehung das beständigste Mittel, um nicht das einmal o und dann wieder anders, kurz Pidgin zu verbreiten …

Wie kommt die Aller in die Schule? Besser

Die Pfoten fast [a]ller flogen in die Höhe.

Bei den Mädchen sollte Brigitte die Bälle der Jungs abhalten.
Ein Satz, der mir die Schamesröte ins Gesicht treibt … Aber reichte es nicht, wenn die Bälle/Schüsse gehalten würden?

Das führte dazu, dass Brigitte nun ihre Mädchen besser anwies und durch das Spiel dirigierte.
(geht auch ohne „durch“ ..)

..., ein Bagger mit einem langen Arm und einem Maul, das so groß schien, als passten tausend Mäuse oder noch viel mehr hinein, ...
(„so groß erschien“ oder „das so groß zu sein schien ...)

So erleben wir große Augenblicke der Solidartät aber auch, dass die Landbevölkerung in die große Stadt ziehe und doch sogleich eine Gegenbewegung entsteht (sinnigerweise hier mit dem gleichen Personal).

However gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Friedel,

ich hatte noch einen ganzen Sack Kommas übrig, und wollte keines verkommen lassen :D
Danke für dein akribisches Lesen. Ich bin den Text noch mal durchgegangen und habe einige dieser Biester rausgehauen.

Ein Satz, der mir die Schamesröte ins Gesicht treibt

Kinder sind aber in dem Alter noch so rein, dass sie nicht so quer denken. Ich hab’s aber geändert. :)

Warum die Versenkung des Konjunktivs in den dann folgenden Sätzen? Kinder haben da ein feines Gespür und warum sollen sie auf einmal nicht begreifen, was mit „sollte“ und „sei“ bereits eingeleitet wäre, wenn es denn konsequent durchgehalten würde.

Du hast recht. Ich habe die Sätze geändert, es liest sich besser. Es ist nicht Scheu vor dem Konjunktiv, und es stimmt, man sollte konsequent sein. Ich gelobe Besserung!

Deine anderen Anmerkungen habe ich auch übernommen, danke für die Hinweise.

However gern gelesen

Das freut mich doch ungemein :)

Dank noch einmal für die Mühe und deine Begleitung der Familie auf ihren Wegen.

Schönen Gruß
khnebel

 

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