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Die Kinder schlafen

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16.03.2015
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Die Kinder schlafen

Wahrscheinlich steckt sich Sabrina gerade die restlichen Strähnen unter das ausgeblichene Kopftuch, als sie ruft: „Wie lange brauchst du da oben eigentlich noch?“
„Suche nur den Sonnenschirm. Bin gleich wieder unten“, sage ich.
„Ich gehe mir Kippen holen.“
„Aber bleib schön im Schatten, Süße! Und creme dich ein! Was ist mit den Kindern?“
„Die schlafen.“ Sabrinas Stimme klingt gedämpft. Sie hat sich den Mundschutz umgelegt.

Im Dachgeschoss irrende Staubkörner reizen meine Nase. Leidige Stauballergie. Diesen unheilvollen Virus, wie er zurzeit kursiert, fangen wir uns nicht ein. Sabrina schützt sich gut, die Kleinen dürfen nicht raus und ich muss wohl immun sein.
Mein Handy klingelt. Unterdrückte Nummer. „Ja …“, grunze ich.
„Ich bin’s.“
„Du schon wieder. Lass mich in Ruhe.“
„Hör mir nur einmal zu! Der Virus breitet sich aus. Ihr müsst zu uns, sofort!“
„Ja, und dann?“ Ich werde lauter. „Ich musste meine Heimat schon mal aufgeben, als der große Schaufelradbagger kam. Vater hat bis zum Ende um den alten Hof gekämpft, hat für seine Familie gekämpft. Wenn er noch lebte, würde er sich nicht wieder vertreiben lassen!“ Eine Träne vermischt sich mit dem Schweiß auf meiner Wange. „Dir war ja alles egal. Hast auf Biotech und Genetik gemacht und dich hinter deinen Mikroskopen versteckt. Hältst dich für was Besseres, werter Herr Doktor! Dabei habt ihr uns ja alles eingebrockt!“
„Verstehe doch! Es geht nicht um den Hof. Es geht um euer Leben!“
„Wir bleiben hier! Bis zum Ende. Für Vater.“ Ich schaue nach draußen. Vertrocknete Felder; verdorben, vergiftet. Heruntergelassene Rollläden, zugenagelte Fenster und Türen. Eine Geisterstadt. Nur die Hartgesottenen sind geblieben oder die, die nichts mehr zu verlieren haben. Und Viehkadaver. Irgendeiner hat die Außenrolladen und die Wände besprüht – ‚Das Ende naht’ und all so apokalyptische Sprüche.
„Ihr müsst zum Sammellager nach Gladbach. Habt ihr noch Benzin? Sonst geht zu Fuß. Haltet euch von den großen Straßen fern. Ich besorge euch alle Papiere, bringe euch nach Köln. Ihr bekommt Kategorie I, wenn ihr Glück habt sogar II. Besser so, als …“
„Besser als was?“
„Sie werden Kleinenbroich … evakuieren!“ Seine Stimme überschlägt sich. „Und die anderen verseuchten Dörfer.“
„Wir bleiben hier, Herr Doktor! Keiner nimmt mir die Kinder weg. Oder den Hof. Ich pfeife auf Sammellager. Auf Isolierstation. Auf deine Seuche, die Hitze. Ich setz mich gleich auf die Terrasse, dreh mir ‘ne Tüte und genieße die Sonne.“
„Sei doch vernünftig. Wir haben Medizin.“
„Ihr werdet nie ein Gegenmittel finden. Irgendwann werden alle krepieren.“
„Verbarrikadiert euch. Wir …“
Ich werfe das Handy aus dem Fenster und wundere mich über den Geruch frisch gemähten Grases. Gegenüber bewässert der völlig vermummte Kloeters seinen Rasen. Was macht der sich die Mühe?
Drei Gestalten versuchen, sein Gartentor aufzuhebeln. Einer, der mich an unseren Wirt Verhoeven erinnert, steigt über den Zaun und reißt sich dabei die Hose ein. Die beiden anderen, die ich oft beim Verhoeven kiffen gesehen habe, folgen ihm. Ich habe verdammt nochmal ihre Namen vergessen.
Kloeters ist aufmerksam geworden und dreht sich um. Die drei völlig high Erscheinenden wanken auf ihn zu.
„Verschwindet, ihr Suffköppe“, brülle ich und schmeiße das erstbeste Buch hinunter, das ich im Regal unter dem Fenstersims finde. Sonnenstrahlen reflektieren am goldenen Einband. Die Bibel landet vor den Füßen des Dritten. Er hebt sie auf und schaut auf das Kreuz. Es hilft nichts: Aus toten Augen starrt er mich an und humpelt dann weiter.
Kloeters hat sich ins Gartenhäuschen verbarrikadiert. Verhoeven rüttelt an der Tür, schnappt sich einen Spaten und schlägt das kleine Glasfenster ein. Der zweite hämmert gegen das Haus, bis seine Hände bluten; der Ungläubige schlägt mit der Bibel die Regenrinne ab.
Verhoeven attackiert mit dem Spaten das Häuschen. Holzsplitter sausen ihm um die Ohren. Einer, so groß wie ein Schuh, bleibt in seinem Auge stecken. Unbeirrt verrichtet er sein Werk weiter. Die beiden anderen stoßen die Regenrinne durch das Fenster und versuchen wohl, Kloeters mit dem stahlummantelten Ende aufzuspießen.
Was soll ich tun? Und wo bleibt Sabrina? Ich muss runter!

In der Haustür bleibe ich stehen. Die dichte Hecke dämpft Kloeters’ Schreie. Ich muss Sabrina finden, darf nicht so weit vom Haus weg. Die Kinder. Aus ihrem Zimmer war kein Laut zu hören. Wie lange habe ich schon nicht nach ihnen geschaut?
Dann ein ohrenbetäubendes Poltern; ein letzter Schrei. Jetzt riecht es nach Benzin. Ich ahne Fürchterliches. Mehrere Zündungsversuche, bis der Rasenmähermotor bedrohlich aufjault. Ich halte meine Ohren zu.
Sabrina stolpert heran. Sie hat einen Gummistiefel verloren, ihr Rock ist eingerissen, der Mundschutz klebt an der Stirn. Ihre Haut ist rot; die Augen weit geöffnet, starr wie die einer Puppe. „Was ist passiert?“ Schweigen. Blut fließt ihr ins Gesicht. „Sag’ doch was!“ Dasselbe Schweigen. Apathisch steht sie da.
Ich schiebe sie in den Flur, lehne sie an die Wand und drehe mich noch einmal um. Der Rasenmäher ist verstummt. Hinter der Hecke ist Gestöhne zu hören.

In der Stube hieve ich Sabrina auf ihren Lieblingssessel, tupfe mit einem Taschentuch über ihre Bisswunde. Sabrina sieht nicht so aus, als würden ihr der Biss oder die herunterhängenden Hautfetzen an den Armen was ausmachen. „Sabrinchen! Was ist passiert?“ Es ist, als würde ich eine Antwort von einem ausgestopften Tier verlangen. Sabrina schließt die Augen. „Halt durch!“
Ich patsche ihr auf die Wange. Noch einmal. Fester. Sie reißt die Augen auf, packt meine Linke und verbeißt sich in sie. Ich stoße sie auf den Sessel zurück.
Plötzlich springt sie auf und umspannt mit beiden Händen meine Gurgel. Wie im Reflex ramme ich ihr ein Knie in den Magen. Sie landet auf dem Boden. Wir werden später wohl doch in die Stadt zum Arzt müssen, denke ich, als ich das Blut sehe, das aus ihrem Hinterkopf fließt und unschöne Muster auf den Fliesen hinterlässt.
Unbeeindruckt versucht Sabrina, sich aufzustützen. Ich presse ihr ein Fuß auf die Brust, drehe mich zum Schrank. Beinahe verliere ich das Gleichgewicht, als sie an meinem Fuß zerrt. Ich schüttle die Hände wie einen lästigen Köter ab und verstärke den Druck; sie keucht immer lauter.
Mit einer Hand wühle ich in der Schublade, bis ich zwei Stricke gefunden habe. Ich setze mich rittlings auf Sabrina und schlage so lange mit der Faust auf ihr Gesicht ein, bis sie fast ohnmächtig wird. Endlich erschlaffen ihre Glieder. Mir gelingt es, ihre Arme und Beine zu fesseln. Ich hoffe, dass die Kinder nicht von ihren unartikulierten Lauten oder dem Fluchen wach werden, und stopfe ihr schließlich Taschentücher in den Mund.
„Sabrinchen …“, wimmere ich. Erst jetzt bemerke ich, dass sie mir ein Stück Fleisch aus der Hand herausgebissen hat. Sie schaut mich wie eine vom Teufel Besessene an. Ich überlege, ob ich ihr zum Ruhigstellen mit dem Rutenbesen einen überbraten soll.
Was für Gedanken habe ich? Wieso tue ich das meiner Frau an?
Woher hat sie diese Kraft? Und seit wann flucht das Miststück so und beißt mich?
Aus dem Kinderzimmer höre ich keinen Laut. Den Kindern geht es gut. Wie soll ich ihnen erklären, dass ich ihre Mama geknebelt und sie ans Schlafzimmerbett gefesselt habe?
Ich stecke mir einen Joint an, den ich in Sabrinas Rocktasche gefunden habe, und überlege die nächsten Schritte.
Draußen wird es laut. Durch das Oberlicht der Tür sehe ich dutzende Menschen in sämtliche Richtungen laufen. Ich erkenne nicht, wer Gejagter oder Jäger ist.
Geräusche von Rotoren; dünne, trockene Äste an den Bäumen brechen ab, fegen über die Straße. Der Boden bebt, als führe ein Mähdrescher durch mein Haus.
Sirenengeheule, Megaphonrufe.
Befehle und Kommandos. Panisches Geschrei. Vereinzelt fallen Schüsse.
Keine Kommandos mehr, nur noch Schüsse. Schüsse.
Irgendetwas explodiert.
Mein Kopf dröhnt. Pochende Schmerzen. Ich spüre meine Gliedmaßen nicht. Zuerst fällt das Hasch auf die Fliesen, dann mein Körper.

Ich nehme stumpfe Schritte und Gemurmel wahr. Rieche noch den süßlichen Duft meines Shits, der irgendwo neben mir liegen muss. Aus trüben Augen erkenne ich weiße Gestalten, die sich über mich beugen. Kleine Sterne grellen auf. Mir ist es völlig egal, dass die Engel mich in meiner Unterwäsche gefunden haben. Hauptsache, sie kommen mich holen. Und meine Frau. Und unsere Kinder.
Glubschaugen hinter Glas begaffen mich. Ich sehe Schläuche, höre rhythmisches Atmen. Handschuhe zerreißen mein Unterhemd. Mir wird eine Spritze in die Herzgegend gestoßen. Panik steigt in mir auf. Die Aliens wollen mich töten.
Zuerst wird es warm. Schließlich kalt. Meine Augen zucken letztmalig. Ich werde müde.
Jemand sagt: „Am Bett gefesselt haben wir eine Frau gefunden. Kategorie 0. Was soll mit dem Mann geschehen?“
„Labor! Sehen Sie sich doch seine Haut an. Unversehrt, zart wie ein Babypopo. Und die Wunde! Fast wieder verheilt …“ Dann flüstert die gleiche, mir seit Kinderzeiten vertraute Stimme: „Womöglich haben wir es gefunden.“ Eine warme Hand streichelt meinen Kopf. „Und jetzt alle raus! Höchste Sicherheit beim Abtransport!“
Ich werde hochgehoben. In meinem Kopf herrscht ein großes Durcheinander. Mein Blut pulsiert, das Herz rast. Ich versuche, meinen Mund zu öffnen. Will was sagen.
Jetzt höre ich eine andere Stimme: „Aber das Familienfoto … da unter dem Kruzifix … Was ist mit den beiden Kindern? Sollen wir sie nicht suchen?“
„Nein.“
„Aber, Herr Doktor …“
„Paul und Emilia haben wir schon vor Wochen rausgeholt.“

 

Hallo Wortschwall und Dion,

Wortschwall: Trotz gewisser Einschränkungen, lassen sich Geschichten wie die Deine meines Erachtens aus der Ich-Perspektive fesselnder erzählen. Darum glaube ich, dass Du bei der Wahl der Erzählperspektive die richtige Entscheidung getroffen hast.
Na, dann ist ja alles gut. Danke für deine Einschätzung :thumbsup:

Wortschwall: Doch Wortkrieger.de bietet dem Leser die Chance, den Autor nach seinen Beweggründen und „Hintergedanken“ zu fagen, um so die Geschichte besser zu verstehen. (Und daraus für die eigene Arbeit zu lernen.) Das finde ich sehr spannend. In der Tat, finde ich das Lesen der Kommentare ebenso interessant, wie die Lektüre der eigentlichen Geschichte.
Schön, dass du das ansprichst. Ich sehe das auch so. :)
Und die Geschichte oder die nächste kann so nur besser werden …
Das passt ja auch zu Dions Aussage:

Dion: Manchmal ist es besser, eine Geschichte nicht gleich zu kommentieren, denn sie könnte noch Kinderkrankheiten haben; wie in diesem Fall, wie ich den Kommentaren entnehmen konnte.

Nicht nur das Hinterfragen zu den Beweggründen einer Geschichte - ich finde, der ganze Austausch zwischen den Autoren auf dieser Plattform ist unbeschreiblich wertvoll.
Der Schreibende lernt dabei, der Kommentiere selber und sogar auch derjenige, der „nur“ die Kommentare liest, ohne die Geschichte selber kommentiert zu haben.

Dion: Dir ist es gelungen, nicht nur eine Geschichte spannend zu erzählen, sondern dies dank deines nonkonformistischen Protagonisten auch mit einer Prise Distanziertheit zu tun, was einer Geschichte meistens gut tut.
Danke für dieses Lob. Das muss ich mir unbedingt einrahmen :shy:

Dion: je länger die Handlung voranschreitet, desto mehr muss man den Eindruck gewinnen: Dieser Mann handelt vernünftig, obwohl er anfangs als wirr und unvernünftig daherkommt. Jedenfalls wüsste ich jetzt nicht, was er in dieser Situation von Anfang an besser machen könnte.
Darüber ist ja schon einiges gesagt worden. Gut, das du das so siehst.

Dion: Eine Dystopie ist immer ein lohnendes Sujet für eine Geschichte, ist man doch ziemlich frei in der Wahl der Mittel, weil eben niemand sagen kann: Dies kann es nicht geben. Klar, auch da gibt es die Gefahren der Unlogik, aber deine Geschichte, @GoMusic, ist davon frei – Glückwunsch.
Danke. Mir ist es auch wichtig, dass selbst bei fantasierten Handlungen eine gewisse Logik vorhanden ist. ;)

Habe mich sehr über eure Kommentare gefreut.
(Wortschwall: Zu deiner Geschichte komme ich noch ...)

Vielen Dank euch beiden und ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Dass mir da bei weltenläufer was bevorsteht, ist zu befürchten,

lieber GoMusic,

und weil der Orstname es geradezu erzwingt, bestimm ich mal, dass die Örtlichkeit um Grevenbroich und den Stichwörtern Braunkohle im Tagebau und die Nähe zu maroden belgischen AKWs miteinander incl. peronengebundener Probleme vermischt werden. Gott sei Dank liegt Bedburg-Hau nicht allzu weit weg, wo noch vorm Dreißigjährigen Krieg bereits Werwölfe gesehen wurden und später die Nazis den einen oder anderen Behinderten wegsperren ließen. Aber auch aus den Drogenprotokollen Walter Benjamins und einer winzigen eigenen Erfahrung, als der liebe Friedel in einer Disco zu Styrum einen der äußerst seltenen Vorstöße auf die Tanzfläche wagte, wandelte sich auf wundersame Weise sein abgestelltes große Bier in … ja, wie soll ich's mehr als anderthalb Generation später beschreiben, als dass das geheimnisvolle Mittel von Miraculix Dante Friedchen in einen Weswolf und zugleich Wemwolf verwandelte. Die Stratosphäre - so hieß das Etablissement.

Wir gehen aber auch einem sehr synthetischen Zeitalter entegegen, wo mögliche sexuelle Phantasien und Sadismus im glücklichsten Falle auf masochistische Tendenzen treffen, wie vielleicht hier. Aber der reale Horror ist mir Horror genug, dass ich dafür auch keine besondere Schublade brauch.

Aber dann doch noch ein paar wenige Flusen:

Ich hoffe, dass die Kinder nicht von ihren unartikulierten Lauten oder dem Fluchen wach werden[,] und stopfe ihr schließlich Taschentücher in den Mund.
Der erläuternde Nebensatz ist zu Ende, „und stopfe ...“ setzt den Hauptsatz fort, im folgenden Satz sogar noch deutlicher, wenn der Relativsatz beendet wird:
Ich stecke mir einen Joint an, den ich in Sabrinas Rocktasche gefunden habe[,] und überlege die nächsten Schritte.

Nun zu Interessanterem:

Sabrina kommt heran gestolpert.
Warum zwo Verben, wenn das bedeutsamere nur als Beschreibung des unwichtigeren dient und als Partizip nur eine kurzfristige Eigenschaft (S. stolpert halt) beschreibt.
Warum nicht kurz „Sabrina stolpert heran“, was ja impliziert, dass sie kommt!

Zwomal schnappt die Fälle-Falle m. E. zu. Hier eindeutig

Sie landet auf de[m] Boden.
(Böden wäre mir da zu tortig.)

Hier wird’s schwieriger, aber hier

Sie reißt die Augen auf, packt meine Linke und verbeißt sich in ihr
sei Akkusativ angesagt, steht doch das letzte Personalpronomen für „meine Linke“. Wie sie also korrekt „meine Linke packt“, verbisse Sabrina sich auch korrekt in „sie“, eben „meine Linke“.

Nunja, mit gemischten Gefühlen gelesen und durch die selbstironische Brille ertragen.

Gruß und vorsorglich ein schönes Wochenende vom

Friedel,
der morgen dem größten Volksfest am Niederrhein durch Flucht in Jatz für den Bergbauern entflieht

 

Du liegst mit Grevenbroich ganz nah dran, meine ich aber tatsächlich das Kleinenbroich, das heute zur Stadt Korschenbroich im Rhein-Kreis Neuss gehört,

lieber Friedel,

und zunächst ein Danke, dass du meinen Text gelesen und ein paar Flusen gefunden hast. Ich habe mich durch deinen Kommentar wie immer gut unterhalten gefühlt.

Mit Styrum haben wir was Gemeinsames. Dazu später mehr.

Gott sei Dank liegt Bedburg-Hau nicht allzu weit weg,
Ich habe mal eine Zeit lang keine zehn Kilometer von der Klappse entfernt wohnt und noch den Krach der Hubschrauberrotorenblätter in den Ohren, wennse die Ausgebüxten wieder eingesammelt haben. ;)

Nunja, mit gemischten Gefühlen gelesen und durch die selbstironische Brille ertragen.
Gut, dass du es „ertragen“ hast. :lol:

als der liebe Friedel in einer Disco zu Styrum einen der äußerst seltenen Vorstöße auf die Tanzfläche wagte
Ich war in meiner Jugend (leider viel zu lange her) auch öfter in Styrum unterwegs, in einer Disco in einem alten Güterbahnhof, glaube ich. Wie klein doch die Welt ist.

Ist die Moerser Kirchenmesse nicht erst im September?
Hm, keine Ahnung, wo du heute gewesen bist. Hoffe, du hattest Spaß.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende noch,
GoMusic

der nur rein zufällig wie das Moerser Jazz-Musikfestival „GoMusic“ oder die gleichnamige bundesweite Konzertreihe heißt.

 
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Hallo GoMusic

Deine feine Horrorstory habe ich kurz nach Erscheinen gelesen, doch dann ist sie mir irgendwie nach hinten gerutscht, mit Weltys Copy zwar wieder aufgepoppt, doch dann erneut ausm Radar gerutscht. Sorry für das späte Feedback!

„Paul und Emilia schlafen.“ Sabrinas Stimme klingt gedämpft. Sie hat sich den Mundschutz umgelegt.
Diese Aussage steht für mich etwas ausser Kontext da, quasi nur, um dem Leser eine Information für später auf den Weg zu geben.
"Was ist mit den Kindern?"
"Paul und Emilia schlafen."
o.ä.

Vertrocknete Felder; verdorben, vergiftet.
Bis hier vermutete ich eine Bioapokalypse, die Umwelt geht kaputt, der Klimawandel im Endstadium und die Menschen siechen so langsam dahin. Tja aber dann ...

Vater hat bis zum Ende um den alten Hof gekämpft, hat für seine Familie gekämpft.
Hier fände ich "hat für uns gekämpft" persönlicher, anklagender.

Unverzichtbar. Pah. Wer hat uns das denn alles eingebrockt?“
Du setzt 'Unverzichtbar' kursiv, wie wenn Tommy seinen Bruder nachäfft, allerdings kommt das Wort bisher gar nicht vor.

der Ungläubige schlägt mit der Bibel die Regenrinne ab.
Heisst: Verhoeven und der zweite wären dann Gläubige? Spitzfindig, ich weiss, ist mir aber aufgefallen. ;)

Die drei völlig high Erscheinenden wanken auf ihn zu. Und ich dachte, meine Fusel- und Krautvorräte seien am trostlosesten und außerdem kühlsten Ort des Dorfes am besten versteckt – unterm Altar, bewacht vom Mann am Kreuze. Wie ich es bereue, keinen Keller zu haben.
Auch hier könnte es sich eigentlich um ganz "normale" Junkies handeln, hehe. Die Wahrheit über die Besucher folgt auf dem Fusse, Splitter im Auge und so ...
Was ich aber nicht verstehe, welcher Zusammenhang besteht zu Tommys Vorräten? Oder ist das die Kurve zu Sabrinas "ich geh mir schon mal was zu rauchen holen." ? Da stockte ich.

„Verschwindet, ihr Suffköppe“, brülle ich
Suffköppe? Wirkt irgendwie konstruiert, den Leser noch etwas in die Irre führen zu wollen.

Was soll ich tun? Und wo ist Sabrina? Ich muss runter!
"Und wo bleibt Sabrina?" Wo sie ist, weiss er ja.

Hinter der Hecke ist Gestöhne zu hören. Eindeutig nicht das von Kloeters.
Schön subtil, hehe.

Nachdem ich Sabrina in der Stube auf ihren bequemen Lieblingssessel gehievt habe, tupfe ich mit einem Taschentuch über die tiefe Bisswunde. Sabrina sieht nicht so aus, als würden ihr der Biss oder die herunterhängenden Hautfetzen an den Armen was ausmachen. „Sabrinchen! Was ist passiert?“
Anscheinend gibt es so etwas wie eine Inkubationszeit, bis frische Zombies agressiv werden. :D

Ich stoße sie wieder auf ihren Lieblingssessel zurück.
Das war mir jetzt ein Lieblingssessel zu viel.

Wir werden später wohl doch in die Stadt zum Arzt müssen, denke ich, als ich das Blut sehe, das aus ihrem Hinterkopf fließt und unschöne Muster auf den Fliesen hinterlässt.
Schlüsselsatz für Tommys Realitätsverlust. Liebevoll denken, aber der Überlebenswille lässt ihn instinktiv brutal handeln, grosses Kino.

und stopfe ihr schließlich Taschentücher in den Mund.
...
Sie schaut mich wie eine vom Teufel Besessene an und grinst.
Geht das mit nem Mund voll Taschentücher?

Zuerst wird es warm. Schließlich kalt. Meine Augen zucken letztmalig. Ich werde müde. Es wird dunkel.
Heisst, Tommy ist weggetreten, und doch hört er den ganzen Rest des Gesprächs? Entweder lässt du es nicht dunkel werden oder machst einen Perspektivenwechsel.

Das war jetzt reichlich Gemäkel auf hohem Niveau, denn mir hat deine Zombie-Apokalypse sehr gut gefallen. Alles da, was man sich wünscht. Gelungene Twists, eine Prise Humor und sogar so etwas wie ein Happyend. (Man darf nur nicht weltenläufers Copy lesen, :lol:)

Danke, hat Spass gemacht,
Gruss dot

 

Hi dot,

danke für deinen Kommentar.
Freut mich natürlich sehr, dass dir die Story gefallen hat. :)

Zunächst die Dinge, die ich auf jeden Fall sofort übernommen habe:

Hier fände ich "hat für uns gekämpft" persönlicher, anklagender.
"Und wo bleibt Sabrina?" Wo sie ist, weiss er ja.
Das war mir jetzt ein Lieblingssessel zu viel.
Sie schaut mich wie eine vom Teufel Besessene an und grinst.
Geht das mit nem Mund voll Taschentücher?

Weiter gehts.
„Paul und Emilia schlafen.“ Sabrinas Stimme klingt gedämpft. Sie hat sich den Mundschutz umgelegt.
Diese Aussage steht für mich etwas ausser Kontext da, quasi nur, um dem Leser eine Information für später auf den Weg zu geben.
"Was ist mit den Kindern?"
"Paul und Emilia schlafen."
o.ä.
Die beiden Protas wissen ja nur zu gut, was mit den Kindern ist (bzw. passiert ist), da ist dieser daher gemurmelte Spruch „Paul und Emilie schlafen“ so etwas wie eine gegenseitige Vergewisserung, ein stilles Abkommen, sich mit der Sache abgefunden zu haben. Mir fällt jetzt im Augenblick nicht der richtige Ausdruck ein, wie ich es am besten erklären könnte. (Fussball naht).

Du setzt 'Unverzichtbar' kursiv, wie wenn Tommy seinen Bruder nachäfft, allerdings kommt das Wort bisher gar nicht vor.
„Unverzichtbar“ ist die Bezeichnung für Kategorie 4.

der Ungläubige schlägt mit der Bibel die Regenrinne ab.
Heisst: Verhoeven und der zweite wären dann Gläubige? Spitzfindig, ich weiss, ist mir aber aufgefallen.
Schöne Überlegung, lieber dotslash.
Soll heißen, die anderen beiden würden nicht mit der Bibel herum kloppen, sondern sie weg legen? :lol:

Was ich aber nicht verstehe, welcher Zusammenhang besteht zu Tommys Vorräten? Oder ist das die Kurve zu Sabrinas "ich geh mir schon mal was zu rauchen holen." ? Da stockte ich.
Ja, die Kurve. Denke ich aber noch mal drüber nach.

„Verschwindet, ihr Suffköppe“, brülle ich
Suffköppe? Wirkt irgendwie konstruiert, den Leser noch etwas in die Irre führen zu wollen.
Für Tommy sind es in dem Moment noch Suffköppe. Er ahnt nicht/will nicht wahrhaben, was da passiert ist.

Wir werden später wohl doch in die Stadt zum Arzt müssen, denke ich, als ich das Blut sehe, das aus ihrem Hinterkopf fließt und unschöne Muster auf den Fliesen hinterlässt.
Schlüsselsatz für Tommys Realitätsverlust. Liebevoll denken, aber der Überlebenswille lässt ihn instinktiv brutal handeln, grosses Kino.
Danke für das Lob. :bounce:

Heisst, Tommy ist weggetreten, und doch hört er den ganzen Rest des Gesprächs? Entweder lässt du es nicht dunkel werden oder machst einen Perspektivenwechsel.
Danke dafür. habe das mit dem dunkel rausgenommen. Ist mir gar nicht so aufgefallen.

Alles da, was man sich wünscht. Gelungene Twists, eine Prise Humor und sogar so etwas wie ein Happyend.
Super, freut mich.
Welche Pizza bestellst du dir gleich? Ich bezahle.

Schönen Abend noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

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