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Copywrite Heimfahren

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14.08.2012
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Heimfahren

Der Schnee deckt alles zu,
das Heimliche und das Unheimliche.

Andrea H.​

Da fährt ein Auto spätnachts durch dichtes Schneegestöber und ein Schatten huscht über die Straße.
Und ein Bursche tritt auf die Bremse, ohne zu denken. Viel zu unbedacht bremst er, weil seine Gedanken ganz woanders sind, und ein miserabler Fahrer ist er sowieso, auch wenn er schon mit zwölf den Traktor gelenkt hat wie ein Großer, wie alle Buben im Dorf. Nein, gut Autofahren kann der Sepp nicht. Außerdem hat er einen Mordsrausch.
Nadine schreit und Sepp weiß nicht, ob das Ding sie so erschreckt hat, das Ding, das wahrscheinlich nur ein Hase war oder vielleicht ein Reh, oder ob ihr das langsame Kreiseln des Wagens Angst macht. Aber weil ihr Schreien das Auto nicht aufhalten kann, lässt Nadine das Schreien wieder bleiben, beißt sich stattdessen auf die Lippe und starrt mit weit aufgerissenen Augen in die nachtschwarze, weiße Welt hinaus, in eine Welt, die sich nun gemächlich um sie dreht, als säßen sie auf einem Karussell. Und die Welt draußen dreht sich, nicht, weil es nun einmal in ihrer Natur liegt, sich zu drehen, sondern weil die Nacht in diesem Augenblick aus den Fugen gerät.
Langsam wie in einem Traum schlittert der Wagen durch den wattigen Schnee und schiebt sich schließlich behutsam und mit dem Heck voran durch den Schneewall am Straßenrand und bleibt darin beinahe hängen.
Aber nur beinahe, weil er dann beginnt, die Böschung hinabzurutschen, da kann der Sepp aufs Gas steigen so viel er will. Also lässt Sepp das Lenkrad los, dreht sich um und blickt durchs Rückfenster, weil er sehen will, wo ihre Reise jetzt hingeht. Doch das Schneegestöber ist dort hinten so dicht wie vor dem Auto, ein wirbelnder weißer Vorhang, ein bisschen rötlicher vielleicht wegen der Rücklichter, und Sepp tritt jetzt auf die Bremse, als könne er ihre Höllenfahrt dadurch noch aufhalten. Kann er aber nicht. Also wendet er sich wieder nach vorne und schaut Nadine an, sieht die zerlaufene Wimperntusche um ihre Augen und auf ihrem Mund den verschmierten Lippenstift. Jessasmaria! Dieses Lila!
Eigentlich ist die richtig schiach
, denkt er, nicht zum ersten Mal denkt er das, und blickt lieber auf ihre Schenkel, die den Minirock beinahe sprengen und die fast so weiß sind wie der Schnee draußen, aber vermutlich weit wärmer, oder gar heiß, und er spürt, wie sich sein Ding regt und schmerzhaft gegen die Hose drückt, sich aufrichten will, obwohl es vor Angst doch eher schrumpfen sollte. Weil da geht’s ja fast dreihundert Meter runter zum Triebenbach und die Weide vom Höllerer wird nach unten zu immer steiler. Da gibt es nichts, was sie aufhalten wird, das weiß er. Dass sie ausgerechnet den einzigen Baum auf der Wiese erwischen oder gar den Heustadel vom Höllerer, wäre ein Wunder, so unwahrscheinlich wie ein freiwilliger Kuss von der Nadine, und Glück hat er ja so gut wie nie, der Sepp, hat er noch nie gehabt. Bis auf das eine Mal, als er sie heimlich hat beobachten können, wie sie mit hochgezogenem Kittel hinter dem Hollunderbusch gehockt ist. Aber das ist lange her, da war er noch keine zwölf, da ist er noch nicht einmal mit dem Traktor gefahren und Haare hat er auch noch keine auf dem Sack gehabt und eigentlich überhaupt keine Ahnung, was sie da mit der Karotte angestellt hat. Ja, aber vom Fest lässt sie sich heimchauffieren von ihm, wie immer. Was für ein Gnadenakt, du Hur, denkt er, und warum er sich von dieser Schlampe eigentlich so zum Narren halten lässt.
„Wennst einmal weniger als hundert Kilo wiegst, können wir ja noch mal drüber reden“, hat sie irgendwann einmal zu ihm gesagt und nicht einmal gelacht dabei.
Und jetzt beginnt sie auch wieder zu schreien. „Tu doch was, Sepp, um Gottes Willen, tu doch was!“, schreit sie, weil sie die Höllererwiese ja auch kennt, weil sie weiß, dass der Triebenbach da unten in Wahrheit kein Bach ist, sondern ein reißendes Wildwasser und durch eine Schlucht tobt, um Felsblöcke so groß wie kleine Häuser. Und dann fängt sie an, wie eine Irre am Türgriff zu rütteln, als hätte sie vergessen, dass sie schon immer auf der Fahrerseite hat einsteigen müssen, wenn sie der Sepp wo hingefahren hat, dass die Beifahrertür schon verklemmt war, als der Kadett noch dem Opa vom Sepp gehört hat. Weil doch den Opel einmal eine Wildsau erwischt hat, oder umgekehrt. Na ja, kein Wunder, wenn sie so was vergisst, so ang‘soffen wie sie heut wieder ist, die blöde Kuh mit ihrem Scheißnamen. Nadine! Als wär sie was Besseres, dabei hat sie nicht einmal die Friseurlehre fertiggemacht.
„Wir müssen raus, Sepp!“, kreischt sie und das ist schon mehr ein Schluchzen als ein Kreischen und jetzt geht auch Sepp ein Licht auf, dass er schön langsam etwas tun sollte. Nur weiß er halt nicht, was.
Und eben, als er das denkt, sieht er links ein dunkles Ding vorbeiziehen, ganz gemächlich, nein, kein Reh diesmal und auch keine Wildsau, nein, ein graues, schemenhaftes Irgendwas, das muss wohl der Schupfen vom Höllerer sein. Und als ihm klar wird, dass sie den nur um eine Handbreit verfehlt haben, sie so knapp daran vorbeirutschen, dass die Zweige des Hartriegelstrauchs, der an der Schupfenwand wächst, über den Lack vom Opel kratzen, da würgt es ihn beinahe, da spürt er ein Ziehen in der Kehle und im Magen, und es schüttelt ihn. Ja, da stößt dem Sepp ein bitteres Lachen auf, weil wundern tut ihn das nicht, dass er schon wieder kein Glück hat, aber das Lachen klingt mehr wie ein Schluchzen.
Gott, wie die brüllt, das hält ja kein Schwein aus.
„Wir müssen raus, Nadine, schnell!“, brüllt er zurück, und fast erschrickt er vor seiner eigenen Stimme, die ist so laut, die passt so gar nicht zu dem friedlichen, sanften Gleiten des Wagens, am liebsten würde Sepp einfach weitergleiten, auf immer, wie durch einen Traum. Beinahe wie Schweben fühlt sich das an … was soll denn schon groß passieren … das ist doch fast so harmlos wie Schlittenfahren … aber da wirft Nadine sich schon über ihn, greift zur Tür, will öffnen und zerrt am Griff, sie strampelt und tobt wie eine Furie, sie heult und wimmert.
Und bricht den Türgriff ab.
„Du depperte Sau“, flüstert Sepp, er will nicht mehr schreien. Er will jetzt endlich seine Ruhe haben, er will nur noch, dass sie so liegen bleibt, halb auf ihm, und ihren Geruch einatmen, diese Mischung aus Schnaps und Schweiß und ein wenig Parfum, und ihre Dutteln will er auf seinen Schenkeln spüren und auf seinem pochenden Dings, diese schwabbeligen Säcke, die sich so weich und warm anfühlen wie das Euter von der Maresi. Tatsächlich muss er in diesem Moment nicht an den Triebenbach und ans Sterben denken, sondern an die Zitzen am Euter von der Maresi, und dann muss er auch schon an die Fotze von Nadine denken, so wie er sie vor Jahren im Obstgarten gesehen hat, diesen Kleinmädchenschlitz mit dem bisschen Flaum drauf, eine Spalte halt, die ihm in Wahrheit damals nicht viel aufregender erschienen ist als eine zusammengeklappte Wurstscheibe.
„Du bist echt eine depperte Sau“, sagt er noch einmal, „wie willst denn jetzt rauskommen, ha?“ Vielmehr keucht er das und er greift unter den Sitz und holt die Flasche mit dem Obstler hervor. Er nimmt einen kräftigen Schluck und dann noch zwei. Und dann haut er Nadine eine runter und reißt die Fensterkurbel ab.
Ganz still ist es jetzt. Der Motor ist längst abgestorben und die Schneeflocken machen sowieso kein Geräusch und ihre Schlittenfahrt wird schneller und schneller. Und auch Nadine macht keinen Mucks, nicht, weil sie keine Angst hätte vorm Sterben, nein, Angst hat sie schon, eine Scheißangst, sie hat sich sogar angebrunzt und schämt sich deswegen, weil der Sepp das sicher riecht, aber sagen kann sie nichts, weil Sepp jetzt sein Dings ausgepackt hat und an ihren Mund presst. Mit der einen Hand umklammert er ihren Hinterkopf und drückt ihr Gesicht in seinen Schoß, dass sie kaum atmen kann, mit der anderen wühlt er zwischen ihren Schenkeln und die Schwielen seiner Bauernpranke kratzen rotlodernde Striemen in die Zellulitis ihres Hinterns.
„Du Sau, du Drecksau, mach schon, du Drecksau, du geile Fut …“, murmelt er vor sich hin, weil er weiß, dass ihm die Zeit davonläuft, weil er weiß, dass seine Welt aus den Fugen gerät, immer schneller, immer endgültiger, und dass das grünschäumende Wasser des Triebenbachs auf ihn wartet, oder das blausplitternde Eis dort unten, dort unten, wo zumindest im Sommer der Triebenbach fließt.
Wenn’s so weiterschneit, finden die uns nie, denkt er noch und im selben Augenblick, gerade als ein gewaltiges Zucken seinen Unterleib zerreißt, kippt die Welt vor der Windschutzscheibe nach hinten, also die Welt draußen, dieses grauweiß flirrende Inferno, das eben noch wirkte, als würde ein Leintuch unter ihnen weggezogen, und das Licht der Scheinwerfer fetzt durchs Schneeflockengewirbel senkrecht in den unsichtbaren Himmel hinauf und der beginnende freie Fall des Opels hinunter in die Triebenbachschlucht beschert ihm für ein paar Augenblicke das Gefühl der Schwerelosigkeit.

 
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Kanji schrieb:
Warum ich dennoch schreibe liegt daran, dass mich die sexuelle Komponente etwas enttäuscht, sie ist so naheliegend, um die beiden Protagonisten zu definieren. Ich empfinde sie auch nicht erotisch, aber der tag liegt wohl nahe, wenn ein Penis darin vorkommt.
Nun ja, bei der Wahl des Erotik-Tags war ich mir eh unsicher, Kanji, weil man erzwungenen Sex, sofern man nicht pervers ist, wohl kaum als erotisch bezeichnen kann.
Ich habe mich dann trotzdem dafür entschieden, weil der arme Sepp ja kein vorsätzliches Verbrechen begeht. Er hat den sicheren Tod vor Augen und nur noch ganz wenige Sekunden lang die Gelegenheit, einmal, ein einziges Mal in seinem beschissenen Leben einer Frau nahezukommen. Darf man ihm das zum Vorwurf machen? Oder sollen die letzten Gedanken dieses bedauernswerten Tölpels wirklich einem Kuheuter gelten? :D

Ich habe eine feinere Zeichnung der Situation erwartet. Mein Fehler.
Nein, Kanji, wenn‘s nicht funktioniert, ist auf jeden Fall der Autor schuld. Der Leser hat immer recht. :D

GoMusic schrieb:
Was mir am Text aufgefallen ist, sind die ständigen Wiederholungen; gerade am Anfang. Im Folge- oder den zweiten Teil des Satzes wird fast immer ein Wort oder ein ähnlicher Begriff aus dem vorherigen Satz(teil) benutzt oder aufgegriffen.
Dann die vielen Satzanfänge mit „Aber“, „Und“ …
Gut, wir sind in der Kreativwerkstatt und du hast dir sicher was dabei gedacht (aber was?). Mir gefällt diese Art aber nicht so gut (okay, Geschmackssache).
Bei wohl kaum einem anderen Aspekt des Geschichtenschreibens scheiden sich die Geister dermaßen wie beim Stil, da sind wir uns wohl einig, GoMusic.
Und diesen Text habe ich (wie schon die Jorska-Geschichte) nahezu in einem Atemzug geschrieben, was nichts anderes heißt, als dass ich dabei sehr nahe an meinem mündlichen Sprachduktus geblieben bin, und der ist nun mal sehr … äh, atemlos, insistierend, repetitiv, na ja, offshorig halt.
Überhaupt mag ich persönlich, sofern die Rhythmik stimmt, lange, dahinfließende Satzkonstruktionen wahnsinnig gern, auch als Leser (gäbe es z.B. die Konjunktion „und“ nicht, müsste ich sie erfinden), weil sie im besten Fall - und einige Kommentatoren haben das ja auch bestätigt - wirklich einen Sog ausüben, na ja, einem so einen richtigen Leseflow bescheren können.

Ich weiß natürlich, dass ich mich mit diesem (gesprochen und bisweilen redundant klingenden) Stil auf sehr dünnem Eis bewege, und habe mir auch schon die eine oder andere Kritik dafür eingehandelt. Allerdings sehe ich es beinahe sportlich-missionarisch, dem hier im Forum so häufig vertretenen Dogma der kurzen, knappen, prägnanten Sätze, diesem Dogma, wonach alles, was redundant ist und die Handlung nicht vorantreibt, tunlichst zu unterbleiben hat, quasi ein Korrektiv entgegenzusetzen. (In meiner Much-Geschichte z.B. hab ich einen Satz, der über elf Zeilen geht und 31 Kommas hat. Die „und“ hab ich nicht gezählt. Der Text wurde von den Kritikern übrigens geliebt. :D)

Wie auch immer, GoMusic, schließlich ziehst du ja dieses Resümee:

Ich fühlte mich gut unterhalten. Und das ist die Hauptsache. Ziel erreicht. :thumbsup:
… insofern habe ich offenbar nicht allzu viel falschgemacht.


Vielen Dank euch beiden.

offshore

 

Na ja, ernst, die Geschichte ist schon amüsant, das schon. Aber fern jeder Glaubwürdigkeit – selbst ein verblödeter Bauernbursche, wie dieser Sepp einer zu sein scheint, kriegt in der Todesangst keinen hoch, um von seinem Besoffensein gar nicht zu reden. Was ich sagen will: Die Geschichte ist zu sehr konstruiert, auf die Pointe hin gebaut. Wobei selbst die dir ein wenig zu atheistisch gerät, denn ein Katholik, wie man wohl vom Sepp annehmen darf, der in seinen letzten Atemzügen nicht an Herrgott und Teufel und die Hölle denkt, ist wohl in Österreich genauso wenig denkbar wie in Bayern.

Das ist eine Geschichte, die du im Wirtshaus zur vorgerückten Stunde erzählen kannst und dafür sicher ein oder zwei Bier spendiert bekommst, aber in einem Literaturforum hat sie nichts verloren, es sei denn, du änderst die Tags, sprich entfernst Spannung und bringst Groteske – vielleicht erweitert der Webmaster die Auswahl –, aber zur Not würde auch Fantasy passen oder Horror, weil bei beiden auch Unwahrscheinliches wahrscheinlich sein kann.

Aber eines kann man dir lassen: Schreiben kannst du, das steht fest, ob des Sogs, den deine Schreibe entwickelt, hätte ich beinahe vergessen, dass du da fast nur Schmarrn erzählst, gut genug für ... siehe oben.

 
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Dion schrieb:
… in einem Literaturforum hat sie [die Geschichte] nichts verloren, …
Was? :eek: Das muss ich noch mal lesen:

Dion schrieb:
in einem Literaturforum hat sie nichts verloren,
Da habe ich natürlich gehörig geschluckt, Dion. Ein derart vernichtendes und auch einigermaßen apodiktisch klingendes Urteil habe ich hier im Forum bisher nämlich nur unter sehr wenigen Geschichten gelesen. (Und mir sind hier schon einige wahrlich gespenstisch schlechte Geschichten untergekommen.)

Nein, ich werde jetzt nicht heulen. Ich geh lieber rüber zum Horvath und besauf mich dort haltlos.
Nein, vorher lese ich noch schnell deine Kritik zu Ende.

es sei denn, du änderst die Tags, sprich entfernst Spannung und bringst Groteske – vielleicht erweitert der Webmaster die Auswahl –, aber zur Not würde auch Fantasy*) passen oder Horror, weil bei beiden auch Unwahrscheinliches wahrscheinlich sein kann.
Ha, du relativierst ja dein Urteil wieder. Pff.

Hm. Allerdings will mir deine Begründung dafür nicht wirklich einleuchten.
Hieße das denn im Umkehrschluss, dass ein stilistisch grotesk schlechter und inhaltlich völlig an den Haaren herbeigezogener Zombie & Vampir-Scheiß für dich automatisch Literatur bzw. dem Wk-Forum angemessen wäre, sofern „Horror“ drüber steht? Oder wäre das erbärmliche Weltschmerz-Gestammel eines fünfzehnjährigen Schreibanfängers automatisch Literatur, sofern es das Stichwort „Romantik“ trägt?
Oder, anders gefragt, bemisst sich der literarische Wert eines Textes in deinen Augen tatsächlich an der Wahl des richtigen Stichwortes?
Mir ist schon klar, dass die Zuordnung eines Tags gewisse Erwartungen beim Leser weckt, und, sofern die Erwartungen enttäuscht werden, er möglicherweise unzufrieden ist, aber einer Geschichte aufgrund der fragwürdigen Rubrikwahl gleich die Berechtigung abzusprechen, in einem Literaturforum zu stehen, finde ich ... na ja, also schon einigermaßen fragwürdig.

Oder nein, ich fang noch einmal anders an:

Na ja, ernst, die Geschichte ist schon amüsant, das schon. Aber fern jeder Glaubwürdigkeit
Glaub mir, Dion, gäbe es das Stichwort „Groteske“ oder „diverser Quatsch“ oder meinetwegen „typisch offshorescher Blödsinn“, stünden genau diese Stichworte über meiner Geschichte. Die gibt’s aber leider nicht. So what? Muss ich die Geschichte jetzt wirklich löschen lassen? Ist sie wirklich eines Literaturforums unwürdig?
Hm.

Ach was, Dion, ich zitiere dich jetzt einfach ein weiteres Mal und lasse das Zitat dann als Schlusswort stehen:

Aber eines kann man dir lassen: Schreiben kannst du, das steht fest,
Yeah, ich wusste es! :Pfeif:

So, und jetzt geh ich zum Horvath.

Vielen Dank für deine Gedanken, Dion.

offshore


*) Bevor ich jemals eine Geschichte mit dem Stichwort „Fantasy“ versehe, lass ich mich lieber vierteilen, ans Kreuz nageln und mit faulem Obst bewerfen, kein Scheiß.

 

Aber, aber, ernst, das war doch eine weitgehend positive Kritik! Es gibt halt nur den einen negativen Punkt: Glaubwürdigkeit. Andreas Geschichte mit der alten Frau auf dem Rücksitz, die mal da ist und mal wieder nicht, ist ähnlich unglaubwürdig, aber sie trägt den Tag Horror, dann weiß man halt, dass an die Glaubwürdigkeit andere Maßstäbe anzusetzen sind als an eine Geschichte, die wie die deine mit den Tags Erotik, Gesellschaft und Spannung versehen ist.

Denn das bedeutet nichts anderes, als dass du uns die Geschehnisse in deiner Geschichte für bare Münzen verkaufen willst. Das ist dein gutes Recht, aber mein Recht ist, dies als infam anzuprangern. :D

 
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Hey Ernst,

für mich sind die Copyrunden ja immer Anlass, mich mal aus der Comfortzone rauszubewegen und was zu probieren. Bei Dir scheint mir das ebenfalls der Fall zu sein. Obwohl, ulkiges Zeug haste in letzter Zeit ja reichlich geschrieben und wenn ich mir Joe offshore so anschauen, dann auch schon länger.

Ich habe das gern gelesen. Ich hatte so die Zettelchen in der Hand, ich habe mir nicht mal einen Stift dazu genommen, weil eh klar, da wird nix sein, was ich anmalen würde. Dieser Sprachschachtelsatz der entwickelt nicht nur einen Sog, der zwingt auch zu einem ganz langsamen, aufmerksamen Lesen, und das ist in der heutigen Zeit schon eine Herausforderung. Also, sich da überhaupt drauf einzulassen. Ich lese Bernhard immer, wenn ich mal runter geholt werden muss. Nein, ich vergleiche Dich grad nicht mit Bernhard, also bleib auf dem Teppich ;). Und ich bin übrigens nicht der Meinung, das lange Sätze im Forum per se als negativ gewertet werden. Wenn sie gekonnt sind, (wenn!), dann kommt doch eigentlich immer Beifall. Nur sind sie eben leider ganz oft Murks oder Zurschaustellung, Selbstbeweihräucherung und die brauchts halt echt nicht.

Ich war gespannt auf deine Version aus Andreas Geschichtenkästechen. Das es nun so ein Klamauk geworden ist (komm mir jetzt nicht mit tragischen Figuren und gesellschaftlicher Relevanz!), hätte ich mir eigentlich auch denken können. Ist aber natürlich ein hübscher Gegenentwurf, das muss man dem Textchen schon lassen. Viel zu sagen, hab ich eigentlich nicht. Schöne Unterhaltung. White Trash irgendwie. Darf und muss auch sein. Ich hab es so gelesen, empfunden und deswegen auch gar keine Fragen an die Glaubhaftigkeit aufkommen lassen. Von mir aus, hätten die da noch Stunden die Wiese hinabrutschen können. Übrigens wäre es mir fast mal ähnlich gegangen, wie den beiden. Also ohne "Sex" und verklemmten Türen, nur eben Abhang und ich hatte um ein Haar mehr Glück. Aber es war in Österreich und es war Winter. Ihr lebt da sehr gefährlich.

Was die Diskussion zum tag betrifft, Sonstige geht immer :D.

So, mehr kann ich echt nicht beitragen.
Beste Grüße, Fliege

 

Fliege schrieb:
Viel zu sagen, hab ich eigentlich nicht.
Macht nix, Fliege. Schon dieses Satzes wegen hat sich dein Kommentar gelohnt:

Von mir aus, hätten die da noch Stunden die Wiese hinabrutschen können.
Tatsächlich hast du mich damit nämlich auf eine coole Idee gebracht. Ich werde aus der Geschichte einen 400-Seiten-Roman machen. Genre? Weiß ich noch nicht. Wem ich den Roman widmen werde? Dreimal darfst du raten.

Vielen Dank, Fliege


PS

Übrigens wäre es mir fast mal ähnlich gegangen, wie den beiden. Also ohne "Sex" und verklemmten Türen, nur eben Abhang und ich hatte um ein Haar mehr Glück. Aber es war in Österreich und es war Winter. Ihr lebt da sehr gefährlich.

Nö, ist eigentlich nicht so schlimm. Gefährlich leben bei uns hauptsächlich die trantütigen Touristen aus Norddeutschland. :D

 

Hallo ernst offshore,
das ist harter Stoff! Brutal gut geschrieben, gratuliere!
Nun habe ich wieder ein bayrisches Wort dazugelernt - Schupfen. Vermutlich wird der Zwetschgenbaum bayrisch Zwetschkenbaum geschrieben, oder habe ich doch mal einen Fehler bei dir entdeckt?
Lieben Gruß Damaris

 
Zuletzt bearbeitet:

Also, ich bin ja pervers, folglich fand ich das sehr erotisch. Zumal da Dinge gemixt sind, die ich total heiß finde. Todesangst/Zwang/Erotik. Die Geschichte ist folglich wie für mich geschrieben, lieber Ernst.
Da ich darüber hinaus Deinen Stil liebe, es einigermaßen absurd war und dazuhin total spannend, habe ich nicht mal die Berge vermisst.
Obwohl, steil den Buckel runter ging es ja schon.

Also rundherum ein gelungenes Experiment für mich.
Liebste Grüße von der Gretha

 
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Gretha schrieb:
Die Geschichte ist folglich wie für mich geschrieben,

mir schrieb:
Wenn z.B. @rehla mit einer Geschichte von mir nicht restlos zufrieden ist, verspreche ich ihr einfach, beim nächsten Mal wieder eine Berggeschichte für sie zu schreiben.
Womit ich dich, Gretha, um den Finger wickeln könnte, weiß ich natürlich auch. Gleichzeitig weiß ich allerdings, dass es mich beim Versuch, so ein … na ja, so ein Dings halt zu schreiben, furchtbar auf die Fresse legen würde.

Erinnerst du dich, Gretha? Das hab ich dir vor gut einem Jahr in einer Kommentarantwort geschrieben. Aber ich hab’s diesmal einfach drauf ankommen lassen und war mir sicher, dass es eine Geschichte für dich ist.
Weißt du was? Ich schenk sie dir. :herz:


Damaris schrieb:
Vermutlich wird der Zwetschgenbaum bayrisch Zwetschkenbaum geschrieben, oder habe ich doch mal einen Fehler bei dir entdeckt?
Ich muss dich enttäuschen, Damaris, ist leider kein Fehler. :D Zwetschge ist süddeutsch und Zwetschke ist österreichisch.

Vielen Dank für dein tolles Lob.

offshore

 

Servus ernst offshore (übrigens wüsste ich mal gern, warum du dich offshore nennst, jetzt, wo es offshore-Konten und den ganzen Dreck gibt, wird Wien nach Panama verlegt oder ist Wien Panama? egal: Ernstl oder Josef :) gefiele mir besser )

Für mich hat es sich gelohnt, die Originale, auf die du dich beziehst, vorab zu lesen. Allein, um die Idee zu erkennen... Die Ausgangslage ist ja in deiner Geschichte dieselbe: Bauer fährt Prinzessin, deren Prinz außer Gefecht ist, heim, will sie und kriegt sie nicht richtig. Ein Unglück bringt sie um. Die Referenz zu dem zweiten Text von Andrea liegt wohl eher in dem experimentellen Ansatz, vielleicht leitest du daraus die Absurdität deines Textes ab, das klare, reine Wasser, auf das sie zusteuern.

Der Ganze hat einen guten Sound, der ganz nahe an dem Urspungstext bleibt, eher eine Variation des Textes von Andrea ist, eben mit dem Fall in die Tiefe, der gefühlte Jahre dauert ...
Beste Szene ist die mit der Schnapsflasche, er säuft sich Mut an, um die Unerreichbare zu zwingen ihn wahrzunehmen, nimmt sie sich, surrealer Gipfel einer gelungenen Geschichte. Sehr süddeutsch irgendwie (wenn man den Alpenraum sp bezeichnen darf) apropos Dialekt:

„Wennst einmal weniger als hundert Kilo wiegst, können wir ja noch mal drüber reden“,
finde ich nicht fein, wenn du mit einem "wenns" anfängst, dann aber hochdeutsch weitermachtst...

Insgesamt speziell, das Ganze :D ; nix Großes, aber großartig auf eine eigentümliche Art...
viele Grüße
Isegrims

 
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Isegrims schrieb:
Die Referenz zu dem zweiten Text von Andrea liegt wohl eher in dem experimentellen Ansatz, vielleicht leitest du daraus die Absurdität deines Textes ab, das klare, reine Wasser, auf das sie zusteuern.
Genau, das Gebirgswasser, von mir zum reißenden Triebenbach extremisiert, wurde durch diesen Kurztext inspiriert. Ebenso aber die Idee, sexuelle Gewalt in meine Geschichte einfließen zu lassen.

Der Ganze hat einen guten Sound, der ganz nahe an dem Ursprungstext bleibt,
Ich hab’s schon in einer anderen Antwort erwähnt: Andrea hat einen ganz speziellen Stil, der für mein Gefühl was sehr Österreichisches hat. Und das war diesmal für mich Grund genug, mich auch wieder einmal meiner angeborenen Sprache zu besinnen.

Beste Szene ist die mit der Schnapsflasche, er säuft sich Mut an, um die Unerreichbare zu zwingen ihn wahrzunehmen, nimmt sie sich, surrealer Gipfel einer gelungenen Geschichte.
Vielleicht sauft er sich aber auch schlicht Mut fürs Sterben an. :D

Sehr süddeutsch irgendwie (wenn man den Alpenraum so bezeichnen darf)
Mir persönlich wäre es lieber, würdest du „sehr österreichisch“ sagen.

apropos Dialekt:
„Wennst einmal weniger als hundert Kilo wiegst, können wir ja noch mal drüber reden“,
finde ich nicht fein, wenn du mit einem "wenns" anfängst, dann aber hochdeutsch weitermachst ...
Na ja, mir ist das umgangssprachlich genug. Eine Dialektgeschichte wollte ich nämlich nicht schreiben.

Insgesamt speziell, das Ganze; nix Großes, aber großartig auf eine eigentümliche Art...
Das ist ein wirklich schönes Kompliment, Isegrims. Vielen Dank

offshore

Ach ja, apropos offshore (offtopic):

(übrigens wüsste ich mal gern, warum du dich offshore nennst, jetzt, wo es offshore-Konten und den ganzen Dreck gibt, wird Wien nach Panama verlegt oder ist Wien Panama?).

Nein, hat überhaupt nix zu tun mit den unverschämten Kapitalverbrechen Machenschaften von diesen unsäglichen „Steueroptimierern“, diesen Oberarschlöchern, die reicher und reicher werden, ohne einen Finger dafür krumm zu machen.
Nein, mein Nick ist schlicht eine nostalgische Reminiszenz an einen der geilsten Jobs, die ich jemals hatte. In einem Kommentar unter Eisenmanns Geschichte „Atoxizylin“ hab ich das Geheimnis um meinen Nick sogar schon einmal gelüftet:

offshore schrieb:
Was ich noch schade finde: Für mein Gefühl nutzt du das von dir gewählte Setting viel zu wenig. Du hättest für die wilde Verfolgungsjagd zwar die grandiose Kulisse einer Bohrinsel – (ich hab mal als Schweißer auf so einem Ding gearbeitet und weiß deshalb, was für ein wahrhaft hirnwegfetzendes, technoides Spektakel das ist) - aber was zeigst du mir davon? Gerademal einen stählernen Korridor und einen Freizeitraum. Das nenn ich verschenktes Potential.

Ich hoffe, deine Frage ist damit hinreichend beantwortet, Isegrims. :D

 

Lieber ernst

Ich gehe systematisch durch die Copywrites, nehme stets den untersten Text in der Liste. So ergibt es sich, dass wir heute gleich zweimal voneinander lesen.

Viel zu unbedacht bremst er, weil seine Gedanken ganz woanders sind, und ein miserabler Fahrer ist er sowieso, auch wenn er schon mit zwölf den Traktor gelenkt hat wie ein Großer, wie alle Buben im Dorf, nein, gut Autofahren kann der Sepp nicht. Außerdem hat er einen Mordsrausch.

Da hattest du mich schon, war ich eingestimmt auf eine verrückte Geschichte, verrückt erzählt. Schon der Unterschied in der Satzlänge hat für mich einen komischen Effekt.

Langsam wie in einem Traum schlittert der Wagen durch den wattigen Schnee und schiebt sich schließlich behutsam und mit dem Heck voran durch den Schneewall am Straßenrand und bleibt darin beinahe hängen.

1. Da würde ich das „und“ durch ein Komma ersetzen, Stilmittel hin oder her. Und das „schliesslich“ streichen, schliesslich kommt da noch was.

2. Kann ich schwer begründen, aber das „beinahe“ kommt mir hier inhaltlich zu kurz, rhythmisch dafür sperrig daher. „… und beinahe bleibt er darin hängen“ oder „und bleibt darin hängen, aber nur beinahe.“ Weiss auch nicht.

Und so wendet er sich wieder nach vorne und schaut Nadine an, sieht die zerlaufene Wimperntusche um ihre Augen und auf ihrem Mund den verschmierten Lippenstift. Jessasmaria! Dieses Lila!

Ich sah den ganzen Film in Zeitlupe, so wie du es sicher wolltest – natürlich wegen dem „behutsam“ und „langsam wie im Traum“ usw., aber auch wegen solchen Zooms wie diesem. Wirklich gut gemacht!

eine Spalte halt, die ihm in Wahrheit damals nicht viel aufregender erschienen ist als eine zusammengeklappte Wurstscheibe.

Die einzige Stelle, bei der ich gestolpert bin. Der Sepp denkt ja jetzt nicht an die Spalte, weil sie ihm damals nicht so aufregend erschien. So formuliert bremst der Gedanke doch seine Erregung, nicht? Die Logik wäre m.E. vielmehr: Obwohl sie ihm damals nicht viel aufregender erschien als eine Wurstscheibe, muss er jetzt daran denken und nur noch daran.

und der beginnende freie Fall des Opels hinunter in die Triebenbachschlucht beschert ihm für ein paar Augenblicke das Gefühl der Schwerelosigkeit.

Und deine Geschichte bescherte mit für ein paar Augenblicke das Gefühl der Schwerelosigkeit.

Zum Stil: Ich kann es nicht anders ausdrücken, ich habe das Gefühl, durch deinen Text zu gleiten, von deinen Sätzen durch die Geschichte getragen zu werden, das ist so unangestrengt und elegant, mir ging nur schon aus stilistischen Gründen das Herz auf.

Zum Inhalt: Auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen: ich sah im Text mehr als nur das Witzige, den Schwank. Eine der ersten Nicht-Kinder-Geschichten, die ich las, vielleicht so mit elf oder zwölf, handelte vom herannahenden Weltuntergang. Eine zweite Sonne hat sich ins Universum gedrängt, es wird heisser und heisser auf der Erde (ziemlich absurde Idee, aber egal). Und da ist dieses Paar und die Temperaturen steigen und sie wissen, dass sie sterben werden. Und dann vögeln sie. Meine Güte, wie hat mich das verwirrt und zwar so sehr, dass ich mich noch heute an diese Geschichte erinnere.
Etwas analytischer. Sex und Tod können ja auf verschiedenste Weise assoziiert werden. Sex als Versuch, den Tod aufzuhalten, ihn zu verdrängen. Oder der Verlust seiner selbst als das gemeinsame Merkmal von Tod und Sex. Oder, in der schwarzen Romantik, die sexuelle Faszination am absolut passiven, am toten Körper, der schönen Leiche. Das hat dann auch mit Gewalt und Kontrolle zu tun.
Und so habe ich deinen Text natürlich mit einem Grinsen gelesen, natürlich nicht todernst genommen, aber dennoch … Auf alle Fälle ist mir wieder diese Geschichte von damals eingefallen und leichte Gänsehaut hat sich eingestellt. Merci für dieses Vergnügen!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Peeperkorn schrieb:
Kann ich schwer begründen, aber das „beinahe“ kommt mir hier inhaltlich zu kurz, rhythmisch dafür sperrig daher. [...] Weiss auch nicht.
Vielleicht liegt's einfach daran, Peeperkorn, dass du Schweizer bist, und ihr ein gänzlich anderes Verständnis von Sprachrhythmik habt als wir Wiener. :D

Aber im Ernst jetzt, über deine stilistischen Anmerkungen werde ich sicher nachdenken, obwohl ich gerade an der Stelle mit dem „beinahe“, der ja dann sofort „Aber nur beinahe …“ folgt, ziemlich lang herumgefuhrwerkt habe, bis sie mir in der jetzigen Form gefiel.

Die einzige Stelle, bei der ich gestolpert bin. Der Sepp denkt ja jetzt nicht an die Spalte, weil sie ihm damals nicht so aufregend erschien. So formuliert bremst der Gedanke doch seine Erregung, nicht? Die Logik wäre m.E. vielmehr: Obwohl sie ihm damals nicht viel aufregender erschien als eine Wurstscheibe, muss er jetzt daran denken und nur noch daran.
Da allerdings bin ich knapp dran, dir zuzustimmen, obwohl … nein, ich glaub, du hast recht, ich werde das ändern. Oder nein, ... ich werde vorher noch eine Nacht drüber schlafen.

Zum Stil: Ich kann es nicht anders ausdrücken, ich habe das Gefühl, durch deinen Text zu gleiten, von deinen Sätzen durch die Geschichte getragen zu werden, das ist so unangestrengt und elegant, mir ging nur schon aus stilistischen Gründen das Herz auf.
Irgendwie hab ich’s geahnt, dass ich gerade dich mit dem Stil erreichen kann, Peeperkorn, und dass mir das gelungen ist, freut mich ungemein. Du weißt ja, wie sehr ich dich als Stilisten schätze. Umso mehr wiegt dein Lob für mich.
Und dass ich dich darüber hinaus mit der Geschichte zu quasi existenzphilosophischen Gedanken angeregt habe, freut mich natürlich auch.

Vielen Dank für deinen Besuch, Peeperkorn, und ja, grüezi in die Schweiz.

offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Der Soundtrack zur Geschichte von Helene Fischer:
"Atemlos durch die Nacht,
(nur dass da wohl kein neuer Tag erwacht. )
Atemlos, schwindelfrei,
großes Kino für uns zwei"
wer hat die denn rausgelassen?

Was ich sagen will, der Weg ist das Ziel, der Dialekt die Klaviatur, auf dem offshore Chopins tükischen Marsch hämmert und auf dem Höhepunkt der Talfahrt (irgendwie paradox) dem Bauerntölpel seiner Fantasie freien Lauf lässt, eine Vergewaltigung in extremis, wobei die Nadine wohl bereits erstickt, oder zumindest ohnmächtig ist und vom drohenden Aufprall gnädigerweise nichts mehr mitbekommen wird.
Sex und sein Höhepunkt, ist ja auch ein bisschen wie sterben. Oder wars der Abschied? Aber ich will jetzt nicht in friedelsche Variationen abdriften, doch das Gleiten über den frisch gefallenen Schnee hat so was unschuldiges, das dann mit der Schwanzlutschnötigung ein grotesk jähes Ende nimmt.

Somit: Mir gefällt weniger das Copyright, dass sich zwar an die Originale anlehnt, (Die Farben einer Vergewaltigung, sowie Tod zweier Liebenden,) aber sonst ist es die Momentaufnahme eines Unfalls, wie ja bereits gesagt wurde. Nein, es ist der Sog, den dein Text bei mir erzeugte. (Wurde zwar auch bereits mehrfach angeführt) Also dieser Sog, das unaufhaltsame Zusteuern auf die Katastrophe ohne dass die Protagonisten noch irgend etwas ändern können. Dieses Ausgeliefert sein, genau das hat es mir angetan an diesem Text. Der groteske Verlauf ist zweitrangig, es ist diese Atemlosigkeit, mit der die Höllenfahrt beschrieben wird. Diese Wiederholungen und kurzen Anfänge, die sich gegenseitig jagen, das fand ich einfach gut gemacht.


nur noch ein paar Brotkrumen:

Wir müssen raus, Sepp!“, kreischt sie und das ist schon mehr ein Schluchzen als ein Kreischen und jetzt geht auch Sepp ein Licht auf, dass er schön langsam etwas tun sollte.
Das hat alles so schön Fahrt, so dass das schön schon eher schon heissen sollte, oder?

weil er weiß, dass seine Welt aus den Fugen gerät,
ist mir zu diesem Zeitpunkt zu schwach: ich würde "dass es seine Welt aus den Fugen haut" schreiben.

Doch, das hat mir gefallen, hast mich gut unterhalten, offshore.
Gruss dot

 

Hallo Ernst,

meine Fresse! Das ist ja mal ein trip! Also mich erwischst du damit genau auf dem richtigen Fuß. Das macht einfach Spaß zu lesen. Die pure Freude an der Sprache knistert in jeder Zeile. Bin wirklich beeindruckt, wie souverän du mir diese Satzungetüme um die Ohren haust. Kein einziges Mal hoppelt es, rutscht nur so durch, um mal inhaltlich anzuknüpfen. Mehr zum Inhalt will ich gar nicht sagen. Das ist so herrlich überzeichnet, dass es sich glatt so abspielen könnte.


Eigentlich ist die richtig schiach, denkt er, nicht zum ersten Mal denkt er das, und blickt lieber auf ihre Schenkel,
das passt mir nicht so recht, denn das klingt so, als fiele es ihm jetzt erst auf. Du relativierst den Gedanken zwar gleich wieder, aber rich find es eine unnötige Bremse
und eigentlich überhaupt keine Ahnung, was sie da mit der Karotte angestellt hat.
Meine Güte, wie herrlich du das dann so nachhaust
a, aber vom Fest lässt sie sich heute heimchauffieren von ihm, wie immer.
kann getrost raus
die ihm in Wahrheit damals nicht viel aufregender erschienen ist als eine zusammengeklappte Wurstscheibe.
oh man, ob ich das Bild wieder aus dem Kopf bekomme :aua:

Ausgesprochen gern gelesen
grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

dotslash schrieb:
Der groteske Verlauf ist zweitrangig, es ist diese Atemlosigkeit, mit der die Höllenfahrt beschrieben wird. Diese Wiederholungen und kurzen Anfänge, die sich gegenseitig jagen, das fand ich einfach gut gemacht.

weltenläufer schrieb:
meine Fresse! Das ist ja mal ein trip! Also mich erwischst du damit genau auf dem richtigen Fuß. Das macht einfach Spaß zu lesen. Die pure Freude an der Sprache knistert in jeder Zeile. Bin wirklich beeindruckt, wie souverän du mir diese Satzungetüme um die Ohren haust.

Tja, dot und weltenläufer, wie’s ausschaut, seid auch ihr Freunde dieses (charmanten?) österreichischen Tonfalls. :D
Vielleicht sollte ich mich wirklich auf Heimatliteratur verlegen. :Pfeif:

Zu euren Anmerkungen:

dot schrieb:
dass er schön langsam etwas tun sollte.
Das hat alles so schön Fahrt, so dass das schön schon eher schon heissen sollte, oder?
Nein, die Redewendung „schön langsam (wird’s Zeit, usw.)“ ist bei uns durchaus gebräuchlich.

ist mir zu diesem Zeitpunkt zu schwach: ich würde "dass es seine Welt aus den Fugen haut" schreiben.
Da hab ich ganz bewusst die Formulierung aus dem ersten Absatz wortgetreu wiederholt.


weltenläufer schrieb:
Eigentlich ist die richtig schiach, denkt er, nicht zum ersten Mal denkt er das, und blickt lieber auf ihre Schenkel,
das passt mir nicht so recht, denn das klingt so, als fiele es ihm jetzt erst auf. Du relativierst den Gedanken zwar gleich wieder, aber ich find es eine unnötige Bremse
Hm. Keine Ahnung, warum mir dieser Gedanke von Sepp so wichtig ist … vielleicht wollte ich damit darstellen, wie jämmerlich Sepps Leben in Wahrheit ist, dass er offenbar so schrecklich unbeweibt ist, dass er eine Frau einfach nur noch als Körper wahrnimmt, ohne Rücksicht auf ihre sonstige Attraktivität. (Außerdem wollte ich unbedingt den Begriff „schiach“ unterbringen. :D)

… heute …
kann getrost raus.
Hast recht. Ist schon rausgeflogen.

oh man, ob ich das Bild wieder aus dem Kopf bekomme :aua:
:D


Vielen Dank euch beiden.

offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber offshore,

nach unserem Treffen habe ich mir vorgenommen, alle Copy-Autoren zu lesen, die in Wien waren, so komme ich auch nicht an dir vorbei.

Ich schicke mal voraus, dass ich selbst schon zwei Autounfälle erlebt habe, bei denen ich während des Fluges bzw. des Unfallvorganges dachte: So Isa, das wars.

Also habe ich ein wenig die Idee, wie so etwas ablaufen kann und daher gibt es bei mir ein paar Fragezeichen. Die betreffen die beschriebenen Handlungen, die noch stattgefunden haben sollen:

„Du bist echt eine depperte Sau“, sagt er noch einmal, „wie willst denn jetzt rauskommen, ha?“ Vielmehr keucht er das und er greift unter den Sitz und holt die Flasche mit dem Obstler hervor. Er nimmt einen kräftigen Schluck und noch einen, und dann noch zwei. Und dann haut er Nadine eine runter und reißt die Fensterkurbel ab.

Ein Erzähler kann in so einer Situation fünfzig Gedanken haben, die nehme ich dem alle ab, wer weiß denn, was das Hirn in Millisekunden schafft ... aber wie kann er eine Flasche unter einem Sitz hervorholen (die müsste ja laut physikalisichen Regeln in den hinteren Fussraum gerollt sein) und dann noch vier Schlucke in Abständen zu sich nehmen? Nun ja, der Text ist eh schräg, dann muss man das wohl als Leser auch schlucken können.

Da gibt es nichts, was sie aufhalten wird, das weiß er. Dass sie ausgerechnet den einzigen Zwetschkenbaum erwischen oder gar den Heustadel, wäre ein Wunder, so unwahrscheinlich wie ein freiwilliger Kuss von der Nadine, und Glück hat er ja so gut wie nie, der Sepp, hat er noch nie gehabt.
Bestandsaufnahmen in zwei Sätzen. Man weiß als Leser so ziemlich alles.
Er will jetzt endlich seine Ruhe haben, er will nur noch, dass sie so liegen bleibt, halb auf ihm, und ihren Geruch einatmen, diese Mischung aus Schnaps und Schweiß und ein wenig Parfum, und ihre Dutteln will er auf seinen Schenkeln spüren und auf seinem pochenden Dings, diese schwabbeligen Säcke, die sich so weich und warm anfühlen wie das Euter von der Maresi.
Wenn schon sterben, dann will er wenigstens jetzt die Ausnahmesituation für seine rigorose Art nutzen können.
Ich fand ich die prekäre Situation, in der sich die beiden befinden, gut, weil eben schräg erzählt, die Dramatik steigert sich. Auch passt der Lokalkolorit mit dem dumpfen Gequatsche.

Kurz, einfach gestrickt, aber sehr dymisch - und eben voll von Leben.

Liebe Grüße
bernadette

 

Yo Ernst!

Das ist ja mal eine -im wahrsten Sinne des Wortes!- "abgefahrene" Geschichte!!:D
Netter Schreibstil, passend rustikal und irgendwie auf eine hintergründige Art charmant, man möchte fast sagen: österreichisch.;)
Sympathie hab ich mit Sepp, dem Depp, zwar nicht, weil besoffen Auto fahren ist wie kleine Kinder missbrauchen - beides sollte mit dem Tode bestraft werden! - aber das tut der Geschichte und ihrer flüssigen, mundartlichen Erzählweise keinen Abbruch.
Von der Handlung her ordne ich die Geschichte allerdings mehr in so eine... Hm, wie soll ich sagen... Hybrid-Sparte aus Satire, Groteske oder meinetwegen "Humor" ein, aber weniger als "Gesellschaft" oder "Spannung". Ich finde es schon relativ grotesk, in einem steuerlosen Wagen bei einer Talfahrt in den Tod die Zeit zu finden, erst mal nen Schnaps zu zwitschern und dann die Beifahrerin zu nem Blo....ob zu nötigen, anstatt zu versuchen, die Scheibe einzukloppen oder die Tür aufzubrechen.
Aber mein Gott - wenn man sich also schon in so einer dermaßen beknackten Situation befindet und tatsächlich so abtreten sollte, ist das jedenfalls auch ne Art, das Beste draus zu machen!:D

Hat mir insgesamt gefallen.

Grüße vom EISENMANN, der hinter'm Steuer nur Motoröl trinkt!

 
Zuletzt bearbeitet:

bernadette schrieb:
Ein Erzähler kann in so einer Situation fünfzig Gedanken haben, die nehme ich dem alle ab, wer weiß denn, was das Hirn in Millisekunden schafft ... aber wie kann er eine Flasche unter einem Sitz hervorholen (die müsste ja laut physikalischen Regeln in den hinteren Fußraum gerollt sein) und dann noch vier Schlucke in Abständen zu sich nehmen?

Möglicherweise hattest du beim Lesen deinen eigenen Unfall vor Augen, bernadette, wo sich euer Wagen überschlagen hat, wo das Unterste zuoberst gekehrt worden ist, wo binnen Sekundenbruchteilen quasi die Welt untergegangen ist. Aber die Situation in meiner Geschichte ist ja eine ganz andere: Sepps Opel rutscht wirklich ganz gemächlich die Höllererwiese hinunter, vermutlich nicht schneller als mit Schrittgeschwindigkeit. Und da kann es schon eine halbe Ewigkeit dauern, bis die dreihundert Meter zum Schluchtrand zurückgelegt sind. Also nicht gerade genug Zeit, um eine Steuererklärung auszufüllen oder Schillers Glocke auswendig zu lernen, aber allemal ausreichend, um einen finalen Schluck aus der Flasche zu nehmen. (Beinahe vier Minuten, habe ich mir gerade ausgerechnet, kann das gedauert haben, also ungefähr so viel Zeit, wie du zum Lesen der Geschichte gebraucht hast. :D)
Und gerade diese Absurdität, einen letalen Unfall quasi in Zeitlupe zu erleben, war ja die Grundidee für den Plot, vollkommen hirnrissig natürlich, ich weiß, aber gerade deshalb so reizvoll.

Ich fand die prekäre Situation, in der sich die beiden befinden, gut, weil eben schräg erzählt,
Genau. Schräg. Das war mir das Wichtigste.


Eisenmann schrieb:
Von der Handlung her ordne ich die Geschichte allerdings mehr in so eine... Hm, wie soll ich sagen... Hybrid-Sparte aus Satire, Groteske oder meinetwegen "Humor" ein, aber weniger als "Gesellschaft" oder "Spannung".
Tja, Keksmann Eisenmann, was soll ich sagen? Schon beim Schreiben war mir klar, dass das eine Groteske werden soll. Aber in Ermangelung dieser Kategorie musste ich halt mit anderen Tags vorliebnehmen, und nein, Humor geht gar nicht, weil: Diese.Geschichte.Ist.Nicht.Lustig.
sondern

… auf eine hintergründige Art charmant, man möchte fast sagen: österreichisch
Eben. Genau das wollte ich hören. :D

Vielen Dank euch beiden.

offshore

 

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