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Die Kehrseite von vielem

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22.10.2011
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Die Kehrseite von vielem

Der Brief in ihrer Jackentasche schien mit jeder Minute schwerer zu werden. Als sie ihn aus dem Briefkasten geholt hatte, war er noch leicht, ein normales Stück Papier, einfach eine Einladung. Auf dem Weg zur Kanzlei fühlte sie ihn deutlich. Schwer, heiß, unangenehm ziehend wie ein Bauchschmerz.
Im Büro überreichte die Sekretärin ihr die Terminliste und die Unterschriftenmappe. Wanja warf beides auf den Schreibtisch, von wo die Ordner zusammen mit einem Stapel Akten auf den Boden rutschten. Sie ließ den Papierberg liegen. Fälle, dachte sie. Ich habe keine Lust mehr, mich um Fälle anderer Leute zu kümmern. Wieder griff sie nach der Einladung. Ein Klassenfest nach zwanzig Jahren. Und dieses Mal im März.
Wolken ballten sich über der Stadt, flaumige, schneeweiße Gebilde. Schäfchenwolken, dachte sie und fuhr auf der Scheibe die Umrisse nach. Ihr Finger hinterließ einen schweißigen Abdruck. Sch machte sie, als wollte sie ein Kind beruhigen, und noch einmal sch, bis der Laut sich zu einem scharf zischenden Ton zugespitzt hatte.

Wenn sie an Tim dachte, sah sie nie sein Gesicht. Immer nur den Rücken. Die olivbraune, samtene Haut, die trägen Bewegungen, wenn er sich aus dem Bett erhob, um weiterzumalen, den Finger, der schnell noch über seine Schulter fuhr, bevor Tim zu weit weg war; und jedes Mal wunderte sie sich, dass es ihr Finger war.
Als sie Tim das letzte Mal sah, an jenem merkwürdigen Märztag, lief neben ihm Manou. Ihre wunderschöne, goldfarbene Freundin Manou. Ihr Rücken passte so seltsam gut zu seinem, dass es weh tat.
Sie hätten sich verliebt, hatten sie gebeichtet. Zwei treuherzige Hündchen, die nicht anders konnten, als zuzubeißen. Vom Balkon aus hatte sie ihnen hinterhergeschaut. Einträchtig wiegten sie sich davon, erst langsam, dann immer schneller und leichter. Ihre Rücken waren kleiner geworden, zwei Dreiecke im selben eleganten Rhythmus, makellos, ebenmäßig. Aber ebenmäßig waren auch Kamelärsche, wenn sie zum Horizont schaukelten. Am liebsten hätte sie ihnen hinterhergerufen, sie sollten sich verpissen. Doch sie schwieg, denn das taten sie ja schon. Und sie war ahnungslos gewesen, ein gutgläubiges, dickwolliges, sommersprossiges ...

Schaf, zischte sie, dummes, kleines Schaf, Frühlingsschaf. Viel zu viele Schs hatte der verdammte Frühling mit seinen Schneeglöckchen. Sie drehte die Klimaanlage ein paar Grad kühler und stellte das Gesteck mit den zarten, weißen Blüten, das ihr eine Kollegin geschenkt hatte, direkt in den Luftzug.

Für Trauer war keine Zeit geblieben, damals, als Tim und Manou sie verließen. Das Leben geht weiter, sagten die Eltern, die Kollegen, alle, die ihr und Tim ein Jahr zuvor zur Hochzeit gratuliert hatten. Du bist erst zwanzig. Geh in eine andere Stadt, vergiss den Verrat.
Also setzte Wanja ihr Leben fort oder webte ein neues, wer wusste das schon, ohne ihren Mann und die beste Freundin. Und tatsächlich, es schien haltbar, das Leben, wenn auch aus einem weniger leuchtenden Stoff.
Sie formte Körper und Karriere, bis nichts mehr an das dickliche Mädchen von einst erinnerte, heiratete, kaufte sich einen Golden Retriever, erfüllte dem Mann den Kinderwunsch. Nach einer Weile trennten sich ihre Wege. Den Hund behielt sie.

Noch einmal blickte Wanja auf die buntbedruckte Einladung in ihrer Hand. Es knisterte, so heftig faltete sie das Papier zusammen.

Das Treffen war in einem Seitengebäude der Schule, in die sie vor Jahren gegangen waren. Tim, Manou und sie. Der Hof war leer, ein Mülleimer lag umgekippt auf dem Boden, daneben kullerte eine Coladose. Letzte Sonnenstrahlen ließen den Sandstein der Fassade glühen.
Wanja blickte auf ihre Armbanduhr. Als die Tür hinter ihr zufiel, blieb sie einen Moment stehen, atmete tief ein und trat nach vorne, wo die Tische in einem lockeren Rund standen. Gesichter wandten sich ihr zu. Sie wartete, bis das Gemurmel verstummt war, zog langsam ihre Jacke aus, legte sie über den Arm, strich wie zufällig über den flauschigen Stoff und schob ein Bein nach vorn, um die Strümpfe und die teuren Pumps zu betonen. Dann lachte sie, weil sie sich vorkam wie ihr eigener Werbeclip und weil sie für einen Moment nicht mehr wusste, was sie hier wollte.
Tim war da, allein, er saß an einem der Randtische im Halbschatten, als gehörte er nicht richtig dazu.
Eine Freundin von damals, die Frau, die sie angeschrieben hatte, rauschte mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. Wie schön, dass sie gekommen sei, nach so vielen Jahren, und so erfolgreich und elegant. Das Murmeln im Saal schwoll an und wieder ab, als die Hände der anderen Frau sie zu einem Platz inmitten der Tische geleiteten. Blicke strichen über sie hinweg, um gleich darauf zurückzukehren. Wellenmurmeln dachte sie, Wellenblicke. Alles kehrte wieder. Irgendwann. Aber es tat weh, was da wiederkehrte. Ihr Herz pochte in einem unregelmäßigen Rhythmus, als säße hinter ihrem eigentlichen noch ein anderes, ein kleineres Herz. Sie bestellte ein Glas Sekt, scherzte mit dem Kellner, als kenne sie ihn seit Jahren. Plauderte mit diesem und jener, erkannte alle, auch wenn das Aussehen ihrer ehemaligen Klassenkameraden nicht mehr zu den Namen und Plänen von einst zu passen schien, so sehr hatten Behäbigkeit und Alter verfremdend nüchterne Schichten auf die Gesichter gelegt. Sie fragte sich, ob es den anderen mit ihr genauso erging.
Immer, wenn sie nach links schaute, spürte sie Tims Blick. Später, als sie am Buffet stand, drehte sie sich zu ihm um. In den Händen einen Teller, direkt vor dem Bauch. Wie eine Opferschale, und dabei waren es doch nur Karotten und Bratenfleisch.
Studenten-Bourguignon. Das erste Essen, das sie und Tim in ihrer kleinen Dachwohnung gekocht hatten. Die Karotten waren ihr angebrannt und als sie traurig war, weil sie es doch schön haben wollte für Tim, hatte er Zucker darauf gestreut und gesagt, alles, was anbrennt, wird karamellisiert. Ganz einfach. In jener Nacht liebten sie sich, bis er auf einmal einen Hustenanfall bekam, mitten beim Vögeln, und so darüber lachen musste, dass sie mitlachte und beide sich schließlich auf dem Bett kugelten. Damals hatte sie geglaubt, dass es immer so sein würde. Bitteres süß machen, lieben und husten und lachen.
Tim stand auf und kam auf sie zu.
„Neben mir ist noch Platz.“
„Und Manou?“
„Später.“
Er schob ihr den Sitz zurecht, nahm den Teller, gab ihr ein Glas Sekt. Seine Hand berührte ihre ein wenig zu lang.
Als sie saß, erhob sie das Glas. „Auf mein Leben“, sagte sie. „Und vielleicht auf deines. Hustest du mit Manou auch?“
Er stutzte, nippte dann doch. „Wie ist es dir ergangen?“
„Gut. Sehr gut“, antwortete sie.
„Du siehst auch gut aus.“
„Ja“, sagte sie und musterte ihn. Sein Gesicht war hager, zwischen den Augenbrauen klaffte eine senkrechte Falte.
„Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Er rieb mit dem Zeigefinger über die Nasenwurzel, als hätte er ihren Blick bemerkt.
„Stimmt.“
„Du führst eine große Kanzlei, habe ich gehört.“
„Ja.“
„Und privat?“ Er betonte das Wort, verlieh ihm eine intensive Bedeutung, ein Gefangener zum Beispiel würde Freiheit so aussprechen.
„Auch ja.“ Sie karikierte seinen Tonfall, registrierte, wie in seinen Augen etwas Trübes aufglomm. „Und du?“, fragte sie.
„Lehrer. Hier am Gymnasium.“
Sie blickte auf, tat erstaunt. „Hier? Wo du Schüler warst?“
Er rückte an seinem Stuhl. „Ich hab mich beworben. Konrektor.“
„Das freut mich für dich.“
„Warum klingt das, als würd ich alten Weibern die Fußnägel schneiden?“
Sie lachte. „Nein, es freut mich wirklich. Immerhin Ferien. Und nicht so viele“, sie wischte mit der Hand durch die Luft, „Herausforderungen.“ Sie lachte noch einmal und winkte dem Kellner. „Und was macht Manou? Hausfrau?“
Tim antwortete nicht. Als der Kellner herbeigeeilt war, dankte sie ihm und sagte: „Mir gefällt, wie Sie Ihren Job angehen.“
Der Kellner nickte, lächelte und brachte in Windeseile ein neues Glas. Als er wieder gegangen war, sagte sie: „Der wird nicht lang hier festhängen.“
„Woher willst du so was wissen?“
„Man sieht es. Genauso, wie man es sieht, wenn jemand stagniert. Wann kommt übrigens Manou?“
Tim schloss für einen Moment die Augen. „Weiß nicht, irgendwann.“ Er schluckte. „Du hast dich verändert“, fuhr er fort. „Früher … “
„Früher … was? Wäre ich schüchterner gewesen?“
„Ja.“
„Oder hätte einen anderen Geschmack gehabt?“ Sie streifte spielerisch mit dem Schuh an seinem Bein entlang. Er verzog irritiert den Mund und rückte mit dem Stuhl ab. Als sie kicherte, rückte er wieder näher.
„Das auch“, sagte er.
„Man lernt dazu.“ Sie hob ihr Glas.
„Trinkst du nicht ein bisschen zu schnell?“
„Vielleicht. Aber“, sie tippte ihm auf die Brust, „ich wäre nichts geworden in meinem Beruf, wenn ich nur vorsichtig wäre. Wenn man wirklich gut sein will, muss man sich was trauen. Und ein bisschen spielen. Früher wusstest du so was.“
„Das sagt sich so leicht.“
„Noch leichter lässt es sich tun. Wie wär's damit?“
„Womit?“
„Mit einem kleinen Spiel.“
„Was gibt’s hier schon zu spielen. Schau dich um.“ Er wies auf die anderen Gäste.
„Dann passen wir die Herausforderung der Umgebung an. Hier reicht es, wenn wir einfach rausgehen. Nicht miteinander, aber doch so, dass man uns beide sieht.“
Er schüttelte den Kopf. „Das soll eine Herausforderung sein?“
„Einfach rausgehen mit der Ex? Vor aller Augen? Wie der Bohemien von damals? So viel Fantasie braucht man jetzt nicht, um zu ahnen, worin die Herausforderung bestehen könnte.“ Er starrte sie so verblüfft an, dass sie laut herauslachte. „Ich mach nur Spaß. Aber ich würde die Spießermäulchen hier wirklich mal gern schnattern hören, wenn wir das tun. Früher hätte dir das gefallen. Aber vielleicht willst du ja Rücksicht nehmen. Auf Manou.“
Tim schwieg.
„Und so schweigsam warst du auch nicht.“ Sie rückte an ihrem Glas. „Ich glaube, du hast es nur ein einziges Mal geschafft, etwas Unerwartetes zu tun.“ Sie hob die Hand, um den Kellner zu rufen.
„Schon gut.“ Tim erhob sich und ging hinaus; sie folgte ihm. Bevor sie die Tür hinter sich schloss, hörte sie anschwellendes Gemurmel.

Der Gang war lang und schmal, rechts hingen riesige, bunte Gemälde, links verlief eine Glasfront mit tiefen Fensterbänken aus Kunststein, auf denen sie als Schüler gerne gesessen hatten. Sie in der Mitte; ein dicker, blonder Tropfen, nichtsahnend, zwischen den dunklen Pfeilen Tim und Manou. So, als ob sich das nie ändern könnte. Ein Bild fiel ihr auf, helle, unwirkliche Pastellfarben, die sich zu einem Gebirgsmassiv mischten, im Vordergrund Steppe. Mitten darin eine einsame Gestalt, die sich den Berghängen näherte. Ein sehnsüchtiges Bild. Sie malen schön, die Schüler von heute, dachte sie. Sie deutete auf das Steppenbild. „So ähnlich hast du früher gemalt.“
„Es ist von mir.“
Sie nickte. „Gibt es eigentlich die Dachterrasse noch? Wo wir früher geraucht haben und die Lehrer haben nicht gerafft, wo der Geruch herkam? Lass uns raufgehen. Oder hast du“, sie zögerte, „Angst?“
Wortlos führte er sie zu der Tür am Ende des Ganges, die den Aufgang zur Dachterrasse versperrte, und schloss auf.
Als sie die Stufen hinaufstieg, spürte sie seinen Blick auf ihren Hüften. Endlich. Sie schwang das Becken noch mehr, spürte die Pobacken gegeneinander reiben, seinen Blick auf ihrem Hinterteil, wie er das Hin und Her unter dem seidigen Stoff verfolgte.
Der Dachgarten lag im Dunkeln. Nur ein paar Sterne waren zu sehen. Wind pfiff, es war kalt.
Sie kicherte und sagte: „Fast wie früher, nur dunkler. Schade, dass wir keine Zigaretten haben.“
Sie lehnte sich weit über das Geländer und breitete die Arme aus, als wollte sie abheben. „Heho, ihr alle“, schrie sie. Schnell zerrte er sie zurück.
„Du bist wirklich sehr vorsichtig geworden, mein Lieber.“ Sie zog die Schultern hoch. „Kalt ist mir, Pullover her.“
Er stutzte. „Das hast du früher immer gesagt, sogar bei dreißig Grad. Du spinnst. Immer noch.“ Er lachte, zog den Pullover aus und legte ihn ihr über die Schultern, seine Hand streifte ihre Brust. Er stand so dicht, dass sie seinen Atem spürte. Spannung hing zwischen ihnen, ein harter, kleiner Ball, der direkt in den Bauch drückte, schmerzhaft und doch gut. Ihre Brustwarzen richteten sich auf, gleich, gleich hatte sie ihn.
Hinterher würde sie zu ihm sagen, dass es ganz nett war.
Er nahm sie an die Hand und zog sie zu der Wand am Ende der Dachterrasse. „Hier ist es wärmer“, sagte er und legte die Hände auf ihre Schultern. „Was ist jetzt wirklich mit der Herausforderung?“ Seine Stimme klang rau.
„Du kennst sie doch schon.“
Fahrig glitt er über ihre Arme, die Brust, der Pullover fiel zu Boden. Mit einem Ruck schob sie Tim von sich weg. „Nicht hier.“ Sie wies auf eine Lampe ein paar Schritte weiter. „Dort drüben. Im Licht. Wenn du dich das traust.“
Als es hell wurde, sah sie sich wie von fern auf einer hochstehenden Bühne, mitten im Scheinwerferlicht, eine schlanke, blonde Frau in den Armen eines Mannes. Ob noch jemand sie sah, so weit oben?
Er packte sie an den Hüften und zog sie eng an sich. Sein Atem streifte ihre Nase, roch er nach Bratenfleisch? Der Kuss schmeckte überraschend, da war nichts Vertrautes, aber auch nichts, das sie nicht gekannt hätte. Mit einer Hand griff er in ihr Haar, verzwirbelte es zu einem Knoten, mit der anderen schob er ihren Rock hoch. Sie wurde feucht, dieses Haareverknoten, wie nebenbei, das hatte er früher immer gemacht. Sie strich ihm über die Brust, spürte die körnige Haut, dann packte sie sein Hinterteil, zerrte ihn abrupt an sich heran und biss ihn in den Hals. Tim schrie auf und presste sich die Hand vor den Mund. Wanja schob sie zur Seite und nahm seinen Kopf in beide Hände. „Ich will in deine Augen sehen. Wenn du kommst. Und du in meine. Die ganze Zeit.“ Als er endlich in sie eindrang, hielt sie ihn mit ihrem Blick fest, fixierte das dunkelschillernde Braun der Iris, den grünen Rand, bis die Farben zu einem Brei verschwammen, dachte, das müsste ein endloser, tosender Moment werden, doch dann schweifte ihr Blick ab, konnte nicht halten, schweifte zur Wand, wo nur eine Spinne saß, eine Spinne mit kurzen, dicken Beinen und während Tim in sie hineinpumpte, wanderte die Spinne über den fleckigen Verputz, bis sie endlich in einer dunklen Ecke verschwand.
Als er fertig war, küsste Tim sie beiläufig auf den Mund, murmelte, er habe immer bedauert, dass der Kontakt so abgebrochen sei, sie antwortete, manchmal seien die Küsse noch das beste, dann drehten sich beide weg.

Die Tür zum Festsaal quietschte. Köpfe wandten sich ihr zu, nickten, nickten heftiger, als hinter ihr Tim auftauchte, dann nickten sie wieder in andere Richtungen, als wäre nichts geschehen. Die beiden Stühle, auf denen sie vorher gesessen hatten, waren immer noch leer. Manou war nicht gekommen.
Wanja setzte sich, zog den Rock glatt und prüfte ihr Make-up im Spiegel. Tim schob sich neben sie, sein Mund sah fettig aus. Blitzschnell fuhr er mit der Zunge über den Rand der Lippen. Einmal, zweimal, eidechsenartig. So schmale Lippen, dachte sie, warum habe ich das nie bemerkt? Sie klappte ihren Spiegel zu. „Da hast du ja Glück gehabt, dass deine Frau nicht gekommen ist.“
„Manou“, er stockte und sprach dann so schnell weiter, dass sie ihn kaum verstand, „wird nicht kommen.“
Die Enttäuschung war heftig. Ein Gewicht, das sich jäh auf sie legte. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie Manou unbedingt hatte sehen wollen. Viel mehr als Tim.
„So ist das.“
„Ja.“
„Dann hoffe ich doch“, sie wies auf die nickenden Köpfe, von denen manche verstohlen herüberblickten, „dass die ihr nichts sagen.“
„Das werden sie nicht.“
„So?“
„Ich hab dir nicht die Wahrheit gesagt, Manou geht nicht aus. Nie. Schon lange nicht mehr. Die anderen hier wissen das.“
Sie griff nach ihrem Sektglas, drehte den Stiel zwischen ihren Fingern hin und her, dann leerte sie das Glas in einem Zug. „Warum hast du mir das nicht gesagt?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht dachte ich, das wäre egal. Vielleicht dachte ich auch, du wärst wegen mir da.“ Ohne sie anzusehen, fuhr er leise fort: „Wir hatten es doch schön zusammen.“
„Hatten wir das?“ Wanja lachte. „Aber das ist alles so lang her. Du täuschst dich, wenn du meinst, ich hätte das da oben wegen dir oder wegen damals gemacht.“ Sie schlug die Beine übereinander, dass ihr Rock nach oben rutschte. „Manchmal habe ich so verdammt Lust.“ Sie strich sich über den Schenkel. „Ich sollte wirklich mehr auf Qualität achten.“
Tim wandte sich ab, sein Atmen klang schwer. „Das sagst du doch jetzt nur, weil du immer noch sauer auf mich bist.“ Er sah sie wieder an. „Können wir das nicht einfach abschließen?“
„Es ist doch abgeschlossen. Ich wollte euch nur noch einmal sehen. Zusammen. Den Konrektor und die Hausfrau im Glück.“
Er schaute nach unten. „Es tut mir leid, dass ich dich damals so verletzt habe.“
Als sie ging und noch einmal zurücksah, saß er noch immer da, den Kopf gesenkt, die Schultern verkrampft, als gehörten sie nicht zu ihm.

Es war leicht, die Adresse von Tim und Manou herauszubekommen. Ein ruhiges Viertel mit engen Sträßchen, alten Häusern und einer Reihe rosa blühender Bäume. Es war früh am Morgen, nur ein paar Leute führten ihre Hunde aus. Der Taxifahrer setzte Wanja vor einem mehrstöckigen Mietshaus ab. Im Flur roch es nach frischer Farbe. Die Briefkästen waren mit Werbeverboten beklebt. Keine kostenlosen Zeitungen, keine unerwünschte Werbung, kein, kein, kein; pro Briefkasten mindestens dreimal. Einen Aufkleber gegen unerwünschte Besuche gab es nicht.

Tim öffnete, er sah aus, als hätte er sie erwartet.
Sie stellte ihren Fuß auf die Schwelle. „Nur ein kurzer Abschied. Unter sehr alten Freunden. Nichts Schlimmes.“ Ihr Lächeln kam ihr selbst falsch vor.
„Du musst mit mir vorlieb nehmen. Manou geht es nicht gut.“
„Ich komme aber zu euch beiden.“
„Ich möchte sie nicht beunruhigen.“
„Das fällt dir ja früh ein. Aber keine Sorge, ich will sie einfach nur sehen.“
„Es geht ihr wirklich nicht gut.“
„Was ist denn überhaupt los, warum verlässt sie nie das Haus? Ist sie krank? Keiner sagt irgendwas, egal, wen ich frage.“
„Sie ist nicht krank, aber ...“
„Ich will sie doch nur mal sehen. Weiß sie überhaupt, dass ich da bin?“
„Nein, ja, schon … “, er druckste herum, „sie will einfach keine Menschen sehen. Warum musst du überhaupt kommen? War dir das gestern Nacht nicht genug?“
„Keine Angst, ich erzähle ihr nicht, was ihr verlogener, kleiner Konrektor so treibt. Sie war meine beste Freundin. Du hast sie nur durch mich kennen gelernt. Und dann habt ihr euch mir weggenommen. Was weißt du schon, wie das damals war?“
„Mein Gott, das ist Jahre her.“
„Ich will sie sehen, so wie ich dich sehen wollte. Vorher gehe ich hier nicht weg.“
„Es ist besser. Wirklich.“
„Ist es dir egal, dass sie nicht mehr das Haus verlässt?"
„Wanja, es reicht."
"Was hast du davon, wenn du sie vor mir versteckst?"
"Das grenzt jetzt an Hausfriedensbruch."
"Mach dich nicht lächerlich, du vergisst, dass ich Anwältin bin." Als sie ihn zur Seite schob, gab er auf.
„Bitte, tu ihr nicht weh“, sagte er und ging vor ihr her durch einen Flur mit braungetüpfeltem Teppichboden, dessen Ränder über die Fußleisten nach oben ragten. Auslegeware, dachte sie, dafür haben sie mich eingetauscht, Auslegeware, die noch nicht mal richtig passt.
In dem Zimmer am Ende des Ganges herrschte erdrückende Hitze. Es war fast leer, ein paar Bilder, ein Regal voller Bücher. Direkt vor dem Fenster stand mit dem Rücken zu ihr ein hoher, breiter Sessel.
Es war merkwürdig, man hörte nichts, kein Atmen, kein Rascheln, kein Scharren. Die Gestalt in dem Stuhl blieb einfach sitzen und rührte sich nicht. Wanja sah zu Tim. Der nickte und wies ihr den Weg in den Raum. Wanja schloss die Augen und ging auf den Sessel zu, sie fühlte sich wackelig, als könnte sie jeden Moment irgendwo anstoßen. Sie hatte immer geglaubt, sie könnte Tim nicht verzeihen, dabei zählte Manou viel mehr. Eine Erinnerung kam ihr in den Sinn. Manou, wie sie vor ihr stand in einer viel zu weiten Latzhose, die Haare hochgebunden zu einer chaotischen Rolle, aus der Locken herauszipfelten. Mit einem frechen Grinsen spuckte sie Schimpfwörter für den Mathelehrer aus, für den Fall, dass er ihr wieder eine Fünf gab. Arschkrapfen, Dampfkacker, Schleimhorni, Krawattenbomber, Formelpupser. Und das Beste war, drei davon hatte sie tatsächlich an den Mathemann gebracht. Manou, so wild und so schön. So hatte sie immer sein wollen. Genau so. Knallorangefarbene Lippen wie Manou? Her damit, auch wenn Wanja aussah wie ein kotzender Clown. Einen Röschentanga? Über den dicken Arsch gezurrt, warum nicht. Manou war immer mit ihr gewesen und trotzdem schneller - ein Pfeil eben und kein Tropfen.
Als Wanja die Augen öffnete, stand sie vor dem gepolsterten Sessel. Die Gestalt darin war Manou und sie war es nicht. Sie war unförmig fett. So sehr, dass es weh tat, sie anzusehen. Da saß keine Frau, da lagerte ein menschlicher Wal, konturlos, ein gigantisches Anwesen aus Fett und Polstern und noch mehr Fett. Das Gesicht formlos, die Augen in Hautpolster gebacken, zwei tote Sicheln, wie von Milchhaut überzogen. Statt des Kinns flappten Wülste auf den Brustkorb. Unter dem Bauch flossen Fettlappen auf die gespreizten Oberschenkel.
„Manou“, ihre Stimme brach weg, nur ein Quieken wie von einem Ferkel kam aus ihrem Mund. Bittersaure Flüssigkeit quoll vom Magen hoch, brannte in der Brust. Sie hustete und schluckte, doch der Schmerz blieb.
Weshalb war sie hier? Hatte sie Manou weh tun wollen? War es so? Vielleicht hatte sie ja auch nur zeigen wollen, dass der Tropfen den Pfeil endlich eingeholt hatte. Und jetzt war da nichts, nur dieses erbarmungswürdige Geschöpf.
Manou bewegte sich nicht. Sie sah hinaus, als gäbe es nur das Fenster und die Welt vor dem Fenster. Selbst als Wanja sich direkt vor sie stellte, um ihr die Sicht zu versperren, war kein Erkennen in ihrem Blick, kein Aufmerken, nur tiefe Ruhe. Sie sah einfach durch Wanja hindurch mit ihren milchigen Augensicheln, als wäre da keine aufgestylte, nervöse, blonde Frau mit modisch frisierten Haaren, sondern etwas hinter all dem, etwas ganz anderes. Etwas Wichtiges. Ein Konzentrat, das mehr Gewicht besaß als Freundschaft oder gar Feindschaft.
Erst als Wanja sie ansprach, „Manou, ich bin hier, nach all den Jahren, bin ich hier, siehst du mich denn nicht?“, da wandte sie den Kopf. Es war nur eine einzige Bewegung, fließend trotz der Schwere. Wanja tauchte ein in diese Augen, suchte nach Trauer, nach Schmerz, nach Neid; doch da war nur Ruhe. Manou wusste, weshalb Wanja gekommen war, sie wusste es besser, als Wanja selbst. Dann zog der Blick weiter, zog über Wanja hinweg wie über eine vertraute, aber zu oft gesehene Landschaft, dann schaute sie wieder hinaus.
Wanja drehte sich um, da waren nur einer der rosa Bäume mit seinen spillerigen Zweiglein und vielleicht ein paar Blütenblättchen, die mit dem Wind davonstoben, vielleicht waren es aber auch nur Papierschnipsel, hochgewirbelter Unrat aus der Stadt, den keiner wollte.

 

Hallo Novak,

da muss ich mich doch gleich mal drauf stürzen, was du aus dem Tim (und dem Rest der Geschichte) gemacht hast.

Der Brief in ihrer Jackentasche schien mit jeder Minute schwerer zu werden. Als sie ihn aus dem Briefkasten geholt hatte, war er noch ein normales Stück Papier gewesen, einfach eine Einladung zu einem Klassentreffen. Auf dem Weg zur Kanzlei hatte sie ihn immer deutlicher gefühlt, schwer, heiß, unangenehm ziehend wie ein Bauchschmerz.
Den neuen Anfang finde ich sehr gut. (An der fetten Stelle würde ich das PQP beibehalten, weil du es davor und danach auch hast; man muss da zwar prinzipiell nicht so päpstlich sein, aber so ein Hinundher wirkt doch komisch.) Ich finde, du könntest ein bisschen mehr Spannung aufbauen, wenn du den Inhalt des Schreibens noch weglassen würdest. Du könntest diese Information vielleicht aufsparen bis zu dem Punkt mit "Noch einmal blickte Wanja ...".

Pingeligkeit: Du erwähnst nicht, dass/wann die Sekretärin den Raum verlässt. Man könnte denken, sie stünde noch daneben, wenn Wanja anfängt, auf der Fensterscheibe zu malen.

WellenmurmelnKomma dachte sie, Wellenblicke.

„Ich glaube, du hast es nur ein einziges Mal geschafft, etwas Unerwartetes zu tun.“
Der Satz ist neu, oder? Den finde ich stark. Der geht richtig auf die Zwölf; ich glaube, berechenbar und langweilig zu sein, ist für das durchschnittliche männliche Ego einer der fiesesten Vorwüfe.

„Ich will sie sehen, so wie ich dich sehen wollte. Vorher gehe ich hier nicht weg.“
„Es ist besser. Wirklich.“
Das sagt ausgerechnet der Mann, der mir gestern Abend verschwiegen hat, dass seine Frau seit Ewigkeiten nicht mehr das Haus verlässt. Wolltest du mich da reinlegen? Für ein Schäferstündchen mit mir? Oder warst du nur zu feige?“
„Das grenzt jetzt an Hausfriedensbruch.“
„Ach Gott, Hausfriedensbruch. Wenn ich jetzt gehe, bin ich schneller wieder zurück, als du denken kannst. Du vergisst, dass ich Anwältin bin.
Dieser Dialog funktioniert für mich nicht, ich verstehe die Logik nicht. Vielleicht habe ich ja ein Brett vor dem Kopf.
a) Wieso ist das ein Reinlegen und wieso sollte es ihn dem Schäferstündchen näher bringen, wenn er ihr verschweigt, dass Manou nicht mehr aus dem Haus geht? Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Für Wanja war es zwar wichtig, dass Manou auch kommt, aber das war Tim doch zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, oder? Warum hätte er annehmen sollen, dass Wanja nicht mit ihm aufs Dach gehen würde, wenn er ihr die Wahrheit gesagt hätte?
b) Sie kommt umso schneller wieder zurück, weil sie Anwältin ist? Besorgt sie sich etwa mit Juristenpower einen Haussuchungsbefehl, um Manou zu sehen?! Auch hier weiß ich nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat.
Wie gesagt, vielleicht stehe ich einfach auf dem Schlauch.

Manou wusste, weshalb Wanja gekommen war, sie wusste es besserKomma raus als Wanja selbst.
Den Schluss finde ich gut, auch wenn ich nicht mehr weiß, wie er zuletzt gewesen war oder seit wann er so aussieht wie jetzt. Einfach dort aufzuhören, ist jedenfalls klug. Der Leser darf sich selbst ausmalen, wie Wanja wohl mit der peinlichen Situation umgeht und wie sie sich dabei/danach fühlt.

Also: Bis auf diesen einen Dialog (der ziemlich sicher neu ist, oder?) finde ich die Story rund. Ich kann zwar nicht wirklich behaupten, dass ich Tims Verhalten jetzt besser verstehe als vorher. Ich habe nicht viele Änderungen bewusst wahrgenommen, und du warst ja nach eigener Aussage auch sehr behutsam. Aber ich war ja vorher schon bereit zu akzeptieren, dass Tim eben offensichtlich anders tickt als ich. Um das so weit zu "reparieren", dass ich mich mit Tim anfreunden könnte, müsstest du eine deutlich andere Geschichte schreiben, ich bin ja nicht das Maß aller Dinge.

Grüße vom Holg ...

 
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Hallo Holg,

Den neuen Anfang finde ich sehr gut. (An der fetten Stelle würde ich das PQP beibehalten, weil du es davor und danach auch hast; (...) Ich finde, du könntest ein bisschen mehr Spannung aufbauen, wenn du den Inhalt des Schreibens noch weglassen würdest. Du könntest diese Information vielleicht aufsparen bis zu dem Punkt mit "Noch einmal blickte Wanja ...".
Okay, PQP kommt rein. Inhalt des Briefes kommt etwas später, aber eher deswegen, weil es mir jetzt rhythmisch besser passt.
Tja, das schrieb ich heut Nacht. Und als ich grad eben aufwachte, hab ich das PQP grad wieder weggemacht. "War gewesen" kommt mir einfach nicht über die Tastatur. Hab es jetzt anders angeglichen.

Pingeligkeit: Du erwähnst nicht, dass/wann die Sekretärin den Raum verlässt. Man könnte denken, sie stünde noch daneben, wenn Wanja anfängt, auf der Fensterscheibe zu malen.
Das fand und find ich überflüssig, denn der Leser wird sich schon denken können, dass die Wanja kein Blasetechniken am Fenster zelebriert, während die Sekretärin noch drinnen ist. Das setze ich voraus.

Der Satz ist neu, oder? Den finde ich stark. Der geht richtig auf die Zwölf; ich glaube, berechenbar und langweilig zu sein, ist für das durchschnittliche männliche Ego einer der fiesesten Vorwüfe.
Ja, der ist neu. Extra wegen dir. :) Und noch einer war extra für dich. Aber den haste nicht gesehen.

Dieser Dialog funktioniert für mich nicht, ich verstehe die Logik nicht. Vielleicht habe ich ja ein Brett vor dem Kopf.
a) Wieso ist das ein Reinlegen und wieso sollte es ihn dem Schäferstündchen näher bringen, wenn er ihr verschweigt, dass Manou nicht mehr aus dem Haus geht? Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Für Wanja war es zwar wichtig, dass Manou auch kommt, aber das war Tim doch zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, oder? Warum hätte er annehmen sollen, dass Wanja nicht mit ihm aufs Dach gehen würde, wenn er ihr die Wahrheit gesagt hätte?
Ich habe es eh nie kapiert, warum keinem aufgefallen ist, dass der Tim ja ziemlich lügt, wenn er sagt, Wanja käme später. Warum tut er das denn? Er verschweigt da was. Vielleicht ist er feige, und will Manous Schicksal verschweigen. Aber vielleicht hat er ja auch anderes im Hinterkopf? Man kann hier ja nicht in ihn hineinblicken, warum er da so herumsdruckst. Aber Wanja fällt das schon allein dadurch auf, dass ihr Plan gar nicht aufgehen konnte. Sowas muss sie doch eigentlich ärgern und tut es ja auch. Deswegen habe ich diesen Sachverhalt aufgegriffen. Ich finde es eigentlich nicht so weit hergeholt und verstehe eigentlich nicht, warum du das nicht verstehst. :D Aber nun gut, ich hab jetzt wieder abgeändert.

Sie kommt umso schneller wieder zurück, weil sie Anwältin ist? Besorgt sie sich etwa mit Juristenpower einen Haussuchungsbefehl, um Manou zu sehen?! Auch hier weiß ich nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat.
Wie gesagt, vielleicht stehe ich einfach auf dem Schlauch.
Okay, ich schmeiß es wieder raus. Bzw. habe es schon umformuliert. Es war ein Versuch, den Tim mehr Gegenwehr zeigen zu lassen und Wanjas Reaktion darauf. Aber vielleicht passt das ja wirklich nicht. Sie würde sich natürlich keinen Durchsuchungsbefehl holen, aber als Anwältin wüsste sie doch auch, welche Register sie ziehen muss, um den Tim unter Druck zu setzen. ich hatte das Gefühl, ihn wegen Freiheitsberaubung anzuschwärzen könnte eine Möglichkeit sein.
Also ich machs wieder weg, weil irgendwie muss die Geschichte ja auch mal zur Ruhe kommen.

Den Schluss finde ich gut, auch wenn ich nicht mehr weiß, wie er zuletzt gewesen war oder seit wann er so aussieht wie jetzt. Einfach dort aufzuhören, ist jedenfalls klug. Der Leser darf sich selbst ausmalen, wie Wanja wohl mit der peinlichen Situation umgeht und wie sie sich dabei/danach fühlt.
Der Schluss war auch vorher schon so ähnlich, ist vielleicht um einen Satz verstärkt. Außerdem habe ich ein paar überflüssige "da war nicht vor dem Fenster" rausgeworfen und dadurch die Handlung etwas beschleunigt, hoffe ich.
Mehr ist da nicht geschehen.

Um das so weit zu "reparieren", dass ich mich mit Tim anfreunden könnte, müsstest du eine deutlich andere Geschichte schreiben,
Ich merke schon, das wäre eine Geschichte, in der Männer Lichtgestalten sind, die weder auf wackelnde Hinterteile schauen, noch mit ihren Exen schlafen, höchstens mit ihren Katzen reden. :D
Neenee, um Reparieren im Sinne einer neuen Geschichte ging es mir nie. Ulkig, dass du das so sagst. Hättest du mal vorher so schreiben sollen. Jetzt musst du leider mit Tim zerstritten bleiben. :)


Vielen Dank noch einmal fürs Vorbeischauen und das kritische Hinterfragen.

Viele Grüße von Novak

 

Hallo Novak,

jetzt hab ich überlegt: Lässte es einfach auf sich beruhen, oder erklärste dich noch mal? Also nur noch mal kurz, nicht damit du was änderst, sondern nur, damit du verstehst, warum ich was nicht verstehe:

Inhalt des Briefes kommt etwas später, aber eher deswegen, weil es mir jetzt rhythmisch besser passt.
Völlig okay. Meine Idee war nur ein bisschen mehr Spannung für den Leser: Oh, ein dramatisch wichtiger Brief, was mag da drin stehen?

Und noch einer war extra für dich. Aber den haste nicht gesehen.
Such, such ... der hier?
Genauso, wie man es sieht, wenn jemand stagniert.
Ja, ist auch fies, egal ob neu oder nicht. Und das schien mir auch neu:
„Kalt ist mir, Pullover her.“
Er stutzte. „Das hast du früher immer gesagt, sogar bei dreißig Grad. Du spinnst. Immer noch.“
Nicht fies, aber ein Versuch, Tim mehr zu motivieren durch die Remineszenz an früher. Hab ich schon gemerkt. :idee:

Ich habe es eh nie kapiert, warum keinem aufgefallen ist, dass der Tim ja ziemlich lügt, wenn er sagt, Wanja käme später. Warum tut er das denn?
Klar ist das aufgefallen, aber ich habe mir nicht so viel dabei gedacht, wie du vielleicht wolltest. Die simple Erklärung hat mir völlig gereicht (Occams Rasiermesser): Es ist ihm halt unangenehm, das vor Wanja zuzugeben: dass sein neues Leben mit Manou auch nicht besser geworden ist als das alte mit Wanja, dass es also ein Fehler gewesen sein könnte, ihr den Laufpass zu geben. Auf die Idee eines komplizierteren Hintergedanken bin ich nicht gekommen, weil es mir nicht nötig schien.
Ich finde es eigentlich nicht so weit hergeholt und verstehe eigentlich nicht, warum du das nicht verstehst.
Dass Tim mit dem Ziel lügt, Sex mit Wanja zu haben, ergibt ja nur Sinn, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind:
1. Er will Sex mit Wanja.
2. Er glaubt, dass er leichter Sex mir ihr haben kann, wenn er ihr diese Lüge auftischt.
Beides scheint mir zu diesem Zeitpunkt nicht erfüllt. Punkt 1 deshalb nicht, weil sie ihn da noch nicht so heiß gemacht hat, sie haben sich ja gerade erst begrüßt. Punkt 2 deshalb nicht, weil er Wanjas wahre Motivation ja nicht kennt.
Jetzt verständlicher?

Ich merke schon, das wäre eine Geschichte, in der Männer Lichtgestalten sind, die weder auf wackelnde Hinterteile schauen, noch mit ihren Exen schlafen, höchstens mit ihren Katzen reden.
So sind wir Männer, man verkennt uns bloß oft. :D

Neenee, um Reparieren im Sinne einer neuen Geschichte ging es mir nie. Ulkig, dass du das so sagst. Hättest du mal vorher so schreiben sollen.
Sorry, falls ich dich auf eine falsche Fährte geführt haben sollte. Das ist mir selbst erst spät klar geworden, dass es für meinen persönlichen Geschmack mit ein paar kleinen Korrekturen nicht getan ist. Es ist die ganze Konstellation, in der ich einfach nicht nachvollziehen kann, warum so ein desillusionierter Tim noch auf so eine verbiesterte Ex abfährt. Katzenverstehende Lichtgestalten verstehen so was nun mal nicht - mein Pech. ;)

Grüße vom Holg ...

 

Lieber Holg,

Sorry, falls ich dich auf eine falsche Fährte geführt haben sollte. Das ist mir selbst erst spät klar geworden, dass es für meinen persönlichen Geschmack mit ein paar kleinen Korrekturen nicht getan ist.
ich hab nur bisschen Spaß gemacht. Hab schon verstanden, was du meintest. Ich bossele immer nur dann an Texten rum, weil und wenn ich selbst was ausprobieren will. Also mach dir mal keine Gedanken. ich wollte dich nur ärgern, das mach ich manchmal einfach gerne.
Dir noch einen schönen Abend. viele Grüße von Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo liebe Novak,
gute Arbeit, die Geschichte ist erwachsener geworden, finde ich.
Den Anfang fand ich in der ersten Fassung spannender. Dann habe ich ihn mir nochmal durchgelesen und es hat gepasst.

"Im Büro überreichte die Sekretärin ihr die Terminliste und die Unterschriftenmappe. Wanja warf beides auf den Schreibtisch, von wo die Ordner zusammen mit einem Stapel Akten auf den Boden rutschten."

Im Büro überreichte ihr... finde ich fließender
und dann vielleicht
von wo aus...
dann holpert es weniger

Im vorletzten Absatz folgen 2x "dann" ziemlich aufeinander.

Aber das ist Kleinkram.

Seehr gern gelesen, freue mich auch über das Schneeglöckchengesteck in der Zugluft ;-)
Lieben Gruß Damaris 

 

Hej Novak,

nachdem ich deine erste Fassung gelesen hatte, kamen die positiven Kommentare so schnell, dass ich mich mit meinem Leseeindruck zurückhielt.

Das war gut, denn jetzt, nachdem du mir mit deinem Kommentar behilflich warst, erkenne ich nach erneutem Lesen deiner Überarbeitung, die mir auch besser gefällt, was du mit Vielem gemeint hast, was du mir geraten hast. Zum Beispiel, genau zu überlegen, was du sagst und weglässt, oder eben nicht preisgibst, z. B. warum Manou sich derart verändert hat.

"Natürlich" gefällt mir die Geschichte überhaupt nicht! :lol: Das sind drei ganz widerliche Charaktere, aber geschrieben ist sie gut, die alle drei ein widerliches Leben führen.

Ihr Herz pochte in einem unregelmäßigen Rhythmus, als säße hinter ihrem eigentlichen noch ein anderes, ein kleineres Herz.

Die Briefkästen waren mit Werbeverboten beklebt. Keine kostenlosen Zeitungen, keine unerwünschte Werbung, kein, kein, kein; pro Briefkasten mindestens dreimal. Einen Aufkleber gegen unerwünschte Besuche gab es nicht.

Diese beiden mag ich am liebsten.

Dennoch lässt mich deine Geschichte unbefriedigt zurück - ich weiß, das ist dir sch ... egal, aber ich will es hier erwähnen ... weil man es hier kann.;). Es hätte mir schon gereicht, wenn es wenigstens Anzeichen gegeben hätte, was das "Betrügerpaar" am Ende ausmacht, wie sie zueinanderstehen, am liebsten immernoch liebend, damit der sinnlose Schmerz für Wanja noch sinnloser wird, ihre neurotische Rache.
Die Hand von Tim auf Manous Schulter, z.B. hätte mir schon gereicht. Aber, wie du zu mir meintest: das kann dir scheißegal sein. :lol:

Herzlicher Gruß, Kanji

 

Hallo liebe Kanji,

Die Hand von Tim auf Manous Schulter, z.B. hätte mir schon gereicht. Aber, wie du zu mir meintest: das kann dir scheißegal sein.
Hehe, klingt komisch, wenn man meinen Zuspruch, sich auf sich selbst zu verlassen, und dazu auch zu stehen, so zusammengefasst sie
Und bitte entschuldige dich nicht, wenn du was nicht gut findest, in meiner Geschichte. Bist nicht die einzige. :) ich freu mich darüber, wenn du schreibst und mir deine Eindrücke hier lässt. So oder so. Es ist eine Möglichkeit, die eigenen Intentionen zu prüfen. Und das finde ich etwas Tolles. Und es ist ein Austausch, den ich nicht missen möchte.

Den Schultervorschlag finde ich einerseits sehr schön. Aber es passt nicht zu dem, was ich mit der Geschichte sagen wollte. Tims Bekenntnis zu Manou, das wäre etwas Normales gewesen, etwas, womit sie gerechnet hat. Ihr Wunsch, die Erfolgreichere zu sein, sollte an ihr selbst scheitern, er sollte immer nur scheinbar in Erfüllung gehen und dabei immer wieder auf sie zurückfallen. Einen Tim am Ende, der den "Kampf" entscheidet, der wäre das Übliche gewesen, der innerpsychische Prozess, diese Bitterkeit und innere Abhängigkeit, die wollte ich zeigen, aber ohne einen äußerlichen Schiedsrichter.

Ich weiß, ich habe mit dieser Geschichte nur sehr wenige Leute überzeugen können, das ist einfach so. Und das werde ich auch nicht mehr ändern können. Ich müsste das Ziel, die Erzählabsicht meiner Geschichte aufgeben, und das will ich nicht. Mittlerweile habe ich so viel daran herumgedoktert, hier diesen Einwand durch Einfügungen entkräften wollen, dort jenen. Und hinterher mögen die Leute die Geschichte trotzdem nicht. Ich weiß es selbst nicht, ob das an der Geschichte liegt, also dass sie schlecht geschrieben und schlecht strukturiert ist, oder am Thema, das einfach nicht jedem zusagt; oder an einer Mischung von beidem. Keine Ahnung. Ich kann es nur so hinnehmen. Froh macht einen das natürlich nicht, aber auf der anderen Seite verdeutlicht es mir ja auch vieles. Und das Austauschen darüber, wie gesagt, ich finde es notwendig und wertvoll.
Bis dahin, liebe Kanji und vielen Dank, dass du die Geschichte gelesen und kommentiert hast.

Morgen fahre ich vier Wochen weg, vielleicht werden es sogar fünf. Mal schauen. Da werde ich sicherlich mal reinschauen, aber nur sporadisch.
Ich wünsch euch allen eine großartige Zeit.

Novak

 

So, liebe Novak, wünsche ich dir auf deiner Reise wundervolle Augenblicke und Inspiration für neue Geschichten. :herz:

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Liebe Novak,

vorab: Ich habe deine Geschichte gerne gelesen (daürber hab ich ganz vergessen, wie müde ich eigentlich bin); nicht so ferne bzw. nicht mehr gelesen hab ich dann die Kommentare, die alle dazu gepostet wurden (einfach, weil es mir unter den Nägeln brennt, die einen Kommentar zu hinterlassen und ich kämmpfe immer noch mit der Erschöpfung).
Also ...

Wie gesagt, die Geschichte hat mir gefallen. Die Grundidee der Geschichte (jemandem wird das Herz gebrochen, sie wächst daraufhin in gewisser Weise über sich hinaus, scheint nach außen hin alles zu haben/gehabt zu haben und ist trotzdem ungklücklich) gefällt mir.
Die paar sprachlichen Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind, wurden bestimmt schon angesprochen/diskutiert und die sind wirklich so winzig, dass ich darauf nicht eingehen möchte. Bis vll auf das unerwartete "Vögeln", das irgendwo in einem eher "poetisch" Absatz mal stand und für mich negativ herausstach. Aber das war's dann schon.

Der Aufbau der Geschichte wirkte für mich etwas ... Hm, mir fällt gerade nicht ein, wie ich es auf den Punkt bringen kann, deshalb versuch ich es mal so: Dass du vorab die Szene in Wanjas Anwaltskanzlei beschreibst, fand ich störend. Wenn du gleich auf dem Klassentreffen angefangen und von da aus alles aufgerollt hättest, wäre es für mich flüssiger gewesen (als Geschichte; nicht so "brockenhaft") und wenn du dann - wie du es im Prinzip auch getan hast - intensiver die Vergangenheit beleuchtet hättest (auf diese elegante "sie erinnerte sich ..."-Weise, die hat mir sehr gefallen bzw. gefällt mir immer, wenn ich ihn seh ebzw. lese).

Mit dem Ende weiß ich noch nicht so ganz, wie ich das finden soll. Du beschreibst Manou sehr plastisch (stimme ernst zu: wahrscheinlich, weil du die einfach die "Horrortante" bist) und das hat mir ausnehmend gut gefallen. Einerseits ist die Konstellation für mich persönlich befriedigend (ja, das sagt jetzt viel über meine Psyche aus): Die Dicke/das Mauerblümchen ist aufgeblüht, der heiße Feger von damals hat praktisch ihre Rolle eingenommen. Andererseits: Die Dicke ist jetzt dünn und sexy, die ehem. Dünne ist jetzt grotesk adipös ... Ist mit ein wenig zu "plakativ".
Wieder wettgemacht wird das, weil es doch ist "wie im echten Leben": Jeder hat irgendwie an einem Punkt mal das bekommen, was er wollte und ist trotzdem unglücklich, denn es hat sie eben nicht so entwickelt wie man dachte, es "hakt" trotz allem. Und woran sind die Perosnen letzendlich gescheitert? Man kann es nicht genau sagen (wie im echten Leben eben), aber aller wahrscheinlichsten an sich selbst.
Deshalb ist für mich die Geschichte ne richtig Geschichte. Und gelungen.

Viele liebe Grüße
Tell

 

Liebe Novak,
nun habe ich wieder auf der "Kehrseite" vorbeigesehen. Deine Geschichte lässt mich nicht los. Diese Geschichten, an denn alle herummäkeln, die treiben einen schirr in den Wahnsinn, aber es sind auch die besonderen, wertvollen, besten.
Ich glaube auch, dass du dich ein bisschen zu viel nach uns gerichtet hast, manchmal gegen deine Schreibe geändert hast, die Kompromisse verwässern hier und da die Seele.
Lass die Geschichte bisschen abhängen und dann schau nochmal drauf, die Kritiken im Hinterkopf, aber mit Abstand zu ihnen.
Freue mich sehr über eine Nachricht, falls du nochmal Hand anlegst.
Schönen Urlaub und bitte vergiss nicht: deine Geschichte ist etwas sehr besonderes.
Lieben Gruß Damaris.

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Tell,
das hat mich aber sehr gefreut, dass du trotz Müdigkeit mal wieder reingeschaut und mir sogar deinen Eindruck dagelassen hast. Zwischendrin hab ich dich fast schon schnarchen gehört. :)
Schön, dass dir die Grundidee gefallen hat.

Der Aufbau der Geschichte wirkte für mich etwas ... Hm, mir fällt gerade nicht ein, wie ich es auf den Punkt bringen kann, deshalb versuch ich es mal so: Dass du vorab die Szene in Wanjas Anwaltskanzlei beschreibst, fand ich störend. Wenn du gleich auf dem Klassentreffen angefangen und von da aus alles aufgerollt hättest, wäre es für mich flüssiger gewesen (als Geschichte; nicht so "brockenhaft") und wenn du dann - wie du es im Prinzip auch getan hast - intensiver die Vergangenheit beleuchtet hättest (auf diese elegante "sie erinnerte sich ..."-Weise, die hat mir sehr gefallen bzw. gefällt mir immer, wenn ich ihn seh ebzw. lese).
Mir gefällt der Anfang mittlerweile. Ich hatte ursprünglich einen ganz anderen, eher zusammenfassenden. der hat eigentlich fast allen Probleme bereitet. Dann hab ich weiter hinten begonnen, aber das gefiel mir überhaupt nicht. Man kann sicherlich auch später beginnen, also beim Klassentreffen, aber ds wäre wieder eine ganz andere Entscheidung.

Mit dem Ende weiß ich noch nicht so ganz, wie ich das finden soll. Du beschreibst Manou sehr plastisch (stimme ernst zu: wahrscheinlich, weil du die einfach die "Horrortante" bist) und das hat mir ausnehmend gut gefallen. Einerseits ist die Konstellation für mich persönlich befriedigend (ja, das sagt jetzt viel über meine Psyche aus): Die Dicke/das Mauerblümchen ist aufgeblüht, der heiße Feger von damals hat praktisch ihre Rolle eingenommen. Andererseits: Die Dicke ist jetzt dünn und sexy, die ehem. Dünne ist jetzt grotesk adipös ... Ist mit ein wenig zu "plakativ".
Ja, es wäre plakativ, wenn man es darauf beschränken würde. Aber der Tenor der Geschichte liegt eigentlich gar nicht auf dem bloßen Verkehren von Dick/Dünn, heißer Feger/Mauerblümchen, sondern darauf, was mit einem passiert, wenn man diesen scheinbaren Erfolg "eingefahren" hat.
Es ist superschade, dass das bei vielen so gar nicht zu zünden scheint. Ich weiß jetzt auch nicht mehr so recht, was sich da noch machen lässt. Ich sags mal so: Manchmal klappts und manchmal einfach nicht. Ich persönlich bin mit der Geschichte, so, wie sie sich jetzt durch die Überarbeitungen entwickelt hat, zufrieden, auch wenn es sicherlich nicht meine beste Geschichte und schon gar nicht eine der beliebtesten ist. Aber das finde ich okay so.

Die paar sprachlichen Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind, wurden bestimmt schon angesprochen/diskutiert und die sind wirklich so winzig, dass ich darauf nicht eingehen möchte. Bis vll auf das unerwartete "Vögeln", das irgendwo in einem eher "poetisch" Absatz mal stand und für mich negativ herausstach. Aber das war's dann schon.
Nee, das ist noch nicht angesprochen worden. Aber ich lasse das jetzt so, denn ich persönlich mag es gerade, wenn es aus einem scheinbar poetischen Absatz mal ein bisschen rausknallt. Es kann gut sein, dass ich esin einem Jahr oder so genau anders empfinde, aber momentan ist es einfach so. War auch mit den Kamelärschen zum Beispiel so, die mochten viele ganz und gar nicht. Für mich müssen die sein.

Vielen Dank, liebe Tell, nochmal für das Lesen und deine Eindrücke, vielleicht klappts ja mal irgendwann wieder mit einer anderen Geschichte, die dann kein Brocken mehr ist. :)
Lass es dir gut gehen.
Novak


Und liebe Damaris,

auch dir noch einmal ein ganz großes Dankeschön. Du bist ja wirklich eine der treuesten Leserinnen dieser Geschichte. Ich hab mich über deinen Zuspruch sehr gefreut.

Deine Geschichte lässt mich nicht los. Diese Geschichten, an denn alle herummäkeln, die treiben einen schirr in den Wahnsinn, aber es sind auch die besonderen, wertvollen, besten.
Ja, an der Geschichte ist schon ganz schön gemäkelt worden, das stimmt, aber ehrlich gesagt sehe ich sowas total gelassen. Generell mittlerweile und gerade bei der Geschichte hier. Wenn man das erwartet, dass es Schwierigkeiten geben wird, und das habe ich, dann ist es eher spannend, zu hören, was die anderen denken, wie sie die Geschichte einschätzen, welche Ratschläge sie geben. Und es ist dann nur die Kunst, bei sich selbst und bei seiner Geschichte zu bleiben. Da ist Sortieren angesagt. Und ich habe es oben an Tell schon geschrieben, es gibt nicht viele, die die Geschichte mögen, und trotzdem bin ich mittlerweile mit ihr zufrieden.

Ich glaube auch, dass du dich ein bisschen zu viel nach uns gerichtet hast, manchmal gegen deine Schreibe geändert hast, die Kompromisse verwässern hier und da die Seele.
Nein, das sehe ich nicht so. Ich habe viel probiert, habe vieles versucht, aber es waren auch immer nur Kleinigkeiten, kleine Stellschrauben, mal hier ein Satz, mal dort eine Umstellung, das große Ganze, das wollte ich ohnehin nie ändern. Ein paar Sachen habe ich auch wieder rausgeschmissen, weil ich gemerkt habe, dass die es nicht bringen. Aber das ist halt für mich ernsthaftes Probieren. Wenn ich es selbst noch nicht so richtig weiß, dann muss ich manchmal was geschreiben sehen, damit ich es besser einschätzen kann.

Liebe Damaris, ich hoffe, ich darf das so sagen, eigentlich könnte ich dich nämlich echt knuddeln für deinen Kommentar, weil der so charmant und, ja, einfach mitfühlend ist. Klar, hast Recht, Geschichten sind was Besonderes - erstens ganz allgemein und zweitens manchmal gerade die nickligen - die, die ihre Reize eher im Verborgenen entfalten. :D

 

Liebe Novak,

für mich hat der Text eher nicht funktioniert. Ich finde, du bedienst dich Klischees, die Schlussszene mal ausgenommen. Da ist das Ding mit dem Verrat, was viele Vorkritiker geschluckt haben, das ich aber behelfsmäßig so dahinkonstruiert finde. Wenn sie es ihr gebeichtet haben, sagen wir rechtzeitig vor dem ersten Geschlechtsverkehr, handelt es sich ja nicht um Verrat an ihr, für einen unbeteiligten, vernünftig denkenden Menschen versteht sich das von selbst. Im Vorfeld ihrer Racheaktion muss sich die bitter enttäuschte, da hintergangene, innerlich kochende Wanja also erst mal die Wirklichkeit zurechtgebildet haben, dass es ihr wie Verrat erscheint. So habe ich im Text etwa Antworten auf Fragen vermisst wie:

  • Was hatte Tim in Wanja gefunden, konkret, dass er sich erst auf sie einließ? Äußerlich zumindest scheint sie ja nicht so attraktiv gewesen zu sein.
  • Kannte er zudem Zeitpunkt Manou bereits? Wenn ja, aus welchem Grund hat er nicht direkt sie umworben, sondern erst Wanja?
  • Seit wann wurde Wanja welche Anzeichen gewahr, bzw. bildete sie sich diese im Nachhinein ein?
So eine Versessenheit, so eine krankhafte Eifersucht, die zumal darin gipfelt, dass sie im eigenen Kind nur ein Mittel sieht, um sich selbst und ihrem sozialen Umfeld was vorzugaukeln, was nicht da ist (das arme Kind! Ab da hat sich Wanja den letzten Rest meiner Sympathie verspielt, wenn ich das überhaupt glauben kann, das fällt mir jedenfalls sehr schwer!), entsteht ja nicht einfach so. Ich finde schade, dass da vieles implizit bleibt, für mich, der ich mir gerade vorkomme wie ein lebensunerfahrener Tropf, unerreichbar zwischen den Zeilen versteckt. Nicht auszuschließen, dass du entsprechende Antworten tatsächlich angedeutet hast, dann habe ich es übersehen. Aber dann hätte es vielleicht einen runderen Text ergeben, hättest du sie - verkehrt - zum Ende hin vielleicht aufgegriffen, statt oder im Zusammenhang mit Manous Adipositas.

In dieser Konstellation gibt es da den Sex mit dem Ex als Rache auf der einen Seite und den Umstand, warum Manou nicht zum Klassentreffen konnte und der die ganze Rache ins Leere laufen lässt, ja, konterkariert und Wanjas ganze Niedertracht entlarvt, auf der anderen. Der Zusammenhang will mir leider nicht so recht einleuchten wie offenbar meinen Vorkritikern, deren Beiträge mir erst halfen, hinter die echte Bedeutung der Geschichte zu steigen.

Ich erwarte nicht, dass meine Anmerkungen dich veranlassen, die Geschichte zu (vielleicht verschlimm-)verbessern, zumal du ja gesagt hast, davon abzusehen, und der Texte findet in der aktuellen Fassung ja auch regen Zuspruch. Ich wollte nur umreißen, woran mein Verständnis der Geschichte krankt. Ich habe keine Ahnung, ob mir das gelungen ist, darüber zu urteilen bleibe dem Leser überlassen.


-- floritiv.

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber floritiv,
bin gerade im Urlaub, da lese ich deinen Namen. und das nicht nur bei den Copys (vielleicht mach ich dann ja auch mal mit, wenn du mit so einem schönen Beispiel vorangehst) sondern auch noch gleich noch bei einem Komm zu meiner letzten Geschichte.

Ich finde, du bedienst dich Klischees, die Schlussszene mal ausgenommen.
Inwiefern? Fand ich nämlich nicht,

Da ist das Ding mit dem Verrat, was viele Vorkritiker geschluckt haben, das ich aber behelfsmäßig so dahinkonstruiert finde. Wenn sie es ihr gebeichtet haben, sagen wir rechtzeitig vor dem ersten Geschlechtsverkehr, handelt es sich ja nicht um Verrat an ihr, für einen unbeteiligten, vernünftig denkenden Menschen versteht sich das von selbst. Im Vorfeld ihrer Racheaktion muss sich die bitter enttäuschte, da hintergangene, innerlich kochende Wanja also erst mal die Wirklichkeit zurechtgebildet haben, dass es ihr wie Verrat erscheint.
Verrat ist die Sicht Wanjas. Es gibt zahlreiche Frauen, die den Betrug des frisch Angetrauten mit der besten Freundin als Verrat ansehen dürften. :)
Woher du das nimmst, wann genau der Betrug stattgefunden hat, das erschließt sich mir nicht. Und wann genau der erste Geschlechtsverkehr zwischen Manou und Tim stattgefunden hat, genauso wenig.
Aber übrigens, wenn Tim Wanja verlässt wegen Manou, dann ist er sicherlich auch schon mal mit ihr im Bett gewesen.
Oder hast du von etwas ganz anderem geschrieben? Dann habe ich es verpasst.

Was hatte Tim in Wanja gefunden, konkret, dass er sich erst auf sie einließ? Äußerlich zumindest scheint sie ja nicht so attraktiv gewesen zu sein.
Kannte er zudem Zeitpunkt Manou bereits? Wenn ja, aus welchem Grund hat er nicht direkt sie umworben, sondern erst Wanja?
Du willst eine komplett andere Geschichte, floritiv. Mit einem völlig anderen Thema. Nee, das geht nicht, mein Lieber. :D
Aber um auf deine Frage trotzdem einzugehen, äußerliche Attraktivität ist doch nicht das Einzige, was Menschen an einem anderen Menschen interessiert. Gerade die Kochszene beispielsweise zeigt, was Wanja und Tim miteinander verbindet. Sie lachen zusammen.
Menschen ändern sich manchmal durch eine traumatische Erfahrung. Und der Verlust eines nahen Menschen (hier sogar von zweien) kann solch eine traumatische Erfahrung sein, die einen Menschen bitter macht. Dann wird er anders.
Im Text steht, (zu Frage 2), dass Tim Manou durch Wanja kennen gelernt hat. Findest du irgendwo im text, bin grad zu faul, es rauszusuchen. :)

Seit wann wurde Wanja welche Anzeichen gewahr, bzw. bildete sie sich diese im Nachhinein ein?
Wie gesagt, eine völlig andere Geschichte.

So eine Versessenheit, so eine krankhafte Eifersucht, die zumal darin gipfelt, dass sie im eigenen Kind nur ein Mittel sieht, um sich selbst und ihrem sozialen Umfeld was vorzugaukeln, was nicht da ist (das arme Kind! Ab da hat sich Wanja den letzten Rest meiner Sympathie verspielt, wenn ich das überhaupt glauben kann, das fällt mir jedenfalls sehr schwer!), entsteht ja nicht einfach so. Ich finde schade, dass da vieles implizit bleibt, für mich, der ich mir gerade vorkomme wie ein lebensunerfahrener Tropf, unerreichbar zwischen den Zeilen versteckt.
Dass es krankhafte Eifersucht gibt, bestreitest du aber nicht. Oder? Und dass Kinder manchmal Mittel zum Zweck sind, ist doch auch leider hinlänglich bekannt. Die Geschichte unterstellt, dass Wanja so mit sich und anderen Menschen umgeht. Diese Voraussetzungen sind in der Geschichte als Eckdaten angedeutet, zum Teil ausgesprochen. Deutlicher möchte ich es nicht machen, denn es geht mir ja immer noch um eine ganz andere Geschichte, um einen anderen Ausschnitt ihres Lebens. Nämlich darum, dass Wanja mit ihrem Vorhaben scheitert, und zwar in der Hauptsache an sich selbst.
Das hat alles nicht mit Lebenserfahrung zu tun. Vielleicht ist es mir nicht gelungen, das, was ich wollte, an den Mann zu bringen, vielleicht gelingt es aber auch manchen Lesern nicht, sich auf die tatsächliche Geschichte einzulassen. Ich weiß das selbst nicht. Ich merke nur oft, dass einige Kommentare sich gar nicht auf die eigentliche Geschichte beziehen oder dass die Person oder das Geschehen moralisch bewertet wird. Und das ist immer eine ziemliche Hürde.

Aber dann hätte es vielleicht einen runderen Text ergeben, hättest du sie - verkehrt - zum Ende hin vielleicht aufgegriffen, statt oder im Zusammenhang mit Manous Adipositas.
Warum sollte es an Stelle B besser einleuchten, wenn es das an Stelle A schon nicht getan hat? Ich kapiere auch leider deine Absicht nicht, sonst würde ich nicht so formal darauf antworten.

Lieber floritiv, ich hab mich gefreut über deinen Kommentar, auch wenn ich ihn dieses Mal ziemlich "abgeschmettert" habe, aber ich hatte halt auch leider den Eindruck, dass diese Geschichte bei dir so ganz und gar nicht angekommen ist. Weder vom Thema noch von den Figuren her.
Ich kenn das ja von mir selbst, manchmal finde ich einfach keinen Zugang zu einer Geschichte und finde sie einfach nur schlecht. Und ich glaube, das ist hier so. Du findest die Geschichte nicht gut und das kann ich auch nachvollziehen von derinem Feedback her, denn du begründest und erklärst.
Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, dass du mir überhaupt ein Feedback dagelassen hast, ist ja schließlich keine Selbstverständlichkeit, seinen Eindruck trotzdem zu verdeutlichen. Die meisten würden mit der Schulter zucken und sagen, ach die Novak, was für eine doofe Geschichte. Von daher, floritiv, freu ich mich über deinen Komm und deine Sicht und hoffe sehr, dass du wieder mal häufiger da bist. Hat mich echt gefreut, deinen Namen zu lesen.
Bis dann bald und vielleicht ja auch beim nächsten Copy.
Ganz viele liebe Grüße von Novak

 

Liebe Novak,

ich hätte besser betont, dass das beispielhafte Fragen sind, die ich gestellt habe. Sie haben nicht direkt etwas zu tun damit, was ich herausgelesen habe oder wie der Text in meinen Augen unbedingt hätte sein müssen, sondern eher sollen sie die Löcher umreißen, die die Geschichte in meinen Augen hat, sie sollen anregen zu überlegen, wie diese gestopft werden könnten (auch Dritte, die diesen Thread verfolgen mögen). Solche Fragen können dazu dienen, rechtzeitig gestellt, das Figurenkomplott, den Plott zu vertiefen. So habe ich mir im Vorfeld überlegt, ob meine Kritik überhaupt noch Sinn hat. Zum Schluss dachte ich halt, versuchste mal trotzdem eine Kritik, versuchste mal, die Schemen festzunageln, Übung macht den Meister, zur Not muss ich halt mal nachhaken.

Ich fand die Geschichte nicht schlecht, handwerklich, sprachlich geradezu Spitzenklasse, nix zu meckern. Inhaltlich war das nicht mein Bier, weil gerade das, worum es bei der Geschichte geht, glaubte ich, nicht herausgearbeitet ist. Krankhafte Eifersucht als Motiv ist leicht dahingestellt. Aber einfach nur so dahingestellt, handelt es sich eben um ein Klischee. Dagegen kann schon reichen, ein Gefühl verraten worden zu sein beizumischen. Mir persönlich reicht das leider nicht.

 

Lieber Floritiv,
da bin ich wieder.

Sinn hat und macht Kritik für den Autoren finde ich immer. Es kommt ja mehr auf denjenigen an, der die Kritik äußert, ob er dazu Lust hat oder nicht.
Für mich als die Autorin der Geschichte ist es wichtig nachzuvollziehen, warum jemand mit der Geschichte nichts anfangen kann, an welchen Punkten vermisst er etwas, wo sieht er etwas anders. Insofern sind Kommentare immer nützlich, selbst wenn man die Meinung des Kommentierende nicht teilt oder vielleicht auch im Moment nur nicht teilt.

... sondern eher sollen sie die Löcher umreißen, die die Geschichte in meinen Augen hat, sie sollen anregen zu überlegen, wie diese gestopft werden könnten (auch Dritte, die diesen Thread verfolgen mögen). Solche Fragen können dazu dienen, rechtzeitig gestellt, das Figurenkomplott, den Plott zu vertiefen.
Das ist jetzt schwierig, denn ich sehe ja die Löcher nicht, die du siehst. Ich finde auch nicht, dass die Fragen, die du gestellt hattest, den Plot dieser Geschichte weiterentwickeln, sondern eher eine Vorgeschichte festzimmern würden, was auf jeden Fall spannend wäre, aber eben nicht diese Geschichte hier.

Krankhafte Eifersucht als Motiv ist leicht dahingestellt. Aber einfach nur so dahingestellt, handelt es sich eben um ein Klischee. Dagegen kann schon reichen, ein Gefühl verraten worden zu sein beizumischen. Mir persönlich reicht das leider nicht.
Damit die Wanja so handeln kann, wie sie es tut, muss sie verbittert oder krankhaft eiferüchtig sein. Als Voraussetzung. Aber (ich kann mich da nur wiederholen) die Geschichte selbst handelt nicht von krankhafter Eifersucht, sondern davon, wie eine verbitterte Frau sich nicht von ihrer Bitterkeit lösen kann, sie macht sich selbst abhängig von dieser einstmaligen Verletzung, kann nicht verzeihen oder loslassen. Und dieses Nichtloslassenkönnen, das verfolgt sie und schlägt in allem, was sie tut, zurück.

Lieber Floritiv, einen schönen Gruß aus den Pyrenäen. Die Sonne scheint, ich sitze an einem Steintisch und gucke in eine weite Ebene. Hinter mir grast ein Esel und die Vögel machen einen Heidenlärm. Ich hoffe, ich mache dich/euch alle verflucht neidisch.
Ich schick dir/euch mal ein paar Sonnenstrahlen rüber und einen Bartgeier, mein erster Selbstgesehener.
Viele liebe Grüße von Novak

 

Liebe Novak,

ich bin ziemlich spät dran mit meinem Kommentar, habe noch so viele Geschichten mit dem grünen Punkt markiert, um sie nach und nach zu lesen …
Kenne jetzt nur die aktuelle Version und habe die Kommentare nur überflogen.

Du schreibst sehr flüssig; mir gefallen deine Formulierungen. Sie klingen für mich immer so neu, unverbraucht.
Besonders gut fand ich diese:

Wie eine Opferschale, und dabei waren es doch nur Karotten und Bratenfleisch.
Einen Aufkleber gegen unerwünschte Besuche gab es nicht.

Am Anfang war mir Wanja noch sympathisch. Spätestens hier war es damit vorbei:
Hinterher würde sie zu ihm sagen, dass es ganz nett war.
„Ich sollte wirklich mehr auf Qualität achten.“
Ich spürte die Rachegefühle in ihr. :D

Die Szenen mit dem Kellner fand ich ein wenig zu ausführlich. Hätte mir dafür lieber gewünscht, Wanja hätte auch mal ein paar (mehr) Worte mit den anderen Gästen gesprochen. Das wäre eine gute Möglichkeit gewesen, Neid, Verachtung, Abscheu, Ignoranz oder was auch immer darzustellen. Kann mir nicht vorstellen, dass Wanja keine andere Schulfreundin in ihrer Klasse hatte.

Als es zum ersten Mal hieß, Manou wäre nicht da, dachte ich, sie sei tot.
Dass sie „nur“ total dick ist, ohne zu wissen, warum, lässt mich ein wenig unzufrieden zurück. Die ehemalige Dicke, jetzt schlanke Schönheit und umgekehrt ist mir zu viel Klischee - die Kehrseite eben. Ich hätte mir gewünscht. Manou sei krank, bettlägerig.
Oder die letzte Szene wäre ganz raus und man bliebe im Unklaren, warum Manou nicht kam. So hätte ich persönlich das geschrieben.
Aber es ist deine Geschichte, eine tolle Geschichte, die ich gerne gelesen habe. :thumbsup:

Schönen Wochenanfang.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Lieber GoMusic,

auch in der Kehrseite eingekehrt? Schön.

Du schreibst sehr flüssig; mir gefallen deine Formulierungen. Sie klingen für mich immer so neu, unverbraucht.
Das ist natürlich ein wunderschönes Kompliment, macht mich ein bisschen verlegen.

Die Szenen mit dem Kellner fand ich ein wenig zu ausführlich.
Du hättest mal lesen sollen, wie lange die vorher war. Jetzt ist sie doch ganz kurz.

Hätte mir dafür lieber gewünscht, Wanja hätte auch mal ein paar (mehr) Worte mit den anderen Gästen gesprochen. Das wäre eine gute Möglichkeit gewesen, Neid, Verachtung, Abscheu, Ignoranz oder was auch immer darzustellen.
Das wollte ich nicht. Im Fokus standen die beiden einzigen Personen, die für Wanja in dieser Stadt interessant sind.

Kann mir nicht vorstellen, dass Wanja keine andere Schulfreundin in ihrer Klasse hatte.
Hat sie tatsächlich nicht. In meiner Vorstellung hat sie diese Stadt immer gemieden, weil sie mit so vielen Erinnerungen verbunden ist. Sie ist vielleicht hin und wieder eingeladen worden zu Klassentreffen, aber sie ist niemals hingegangen. Die Frau, die das Treffen organisiert und sie auch eingeladen hat, ist eine Freundin von früher, wie es im twext steht. Aber auch zu ihr hat sie keinen Kontak mehr bis auf diese Einladung und die Begrüßung eben.


Dass sie „nur“ total dick ist, ohne zu wissen, warum, lässt mich ein wenig unzufrieden zurück. Die ehemalige Dicke, jetzt schlanke Schönheit und umgekehrt ist mir zu viel Klischee - die Kehrseite eben. Ich hätte mir gewünscht. Manou sei krank, bettlägerig.
Ich finde ja überhaupt nicht, dass das Klischee ist. Oder eben nur ganz auf der Oberfläche, wenn man nur das äußere Erscheinungsbild nimmt. Aber dahinter steckt viel mehr. Wenn du so willst, war meine Absicht, damit zu spielen. Wanja könnte jetzt zufreiden sein, weil sie gewonnen hat, aber der Gewinn ist gar keiner. In mehrfacher Hinsicht nicht.
Die Kehrseite ist nicht nur die Umdrehung dick-dünn, sondern auch die Kehrseite von gewinnen oder verlieren, oder besser noch scheinbarem gewinnen.
Lieber GoMusic, es ist leider bei vielen meiner Leser so gewesen, dass sie mit Teilen oder sogar der ganzen Geschichte unzufrieden waren. Nur wenige haben es so wahrgenommen, wie ich das auch gemeint hatte. Naja, normalerweise denke ich dann immer, hast was falsch gemacht, Novak und probier dann weiter. Hier habe ich jetzt aber so viel dran rumgedacht und auch rumgeschraubt, besser kann ich es halt vielleicht nicht. Oder die Geschichte ist halt wirklich einfach so sperrig und merkwürdig, wie ich das schon von Anfang an befürchtet hatte. Ich persönlich bin aber mittlerweile ganz zufrieden. Das Feedback aus dem Forum hat mir total geholfen, mir auch sicherer zu werden, was ich mit der Geschichte will. Was kann man mehr erwarten?
Viele liebe Grüße an dich und auch einen schönen Wochenanfang für dich
Novak

 

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