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Copywrite Ikarus

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01.02.2016
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Ikarus

Der Alltag eines im Lehrberuf stehenden Geisteswissenschaftlers kann zu äußeren wie inneren Konflikten führen, problematisch und gleichsam frustrierend werden. Dies hat zuweilen einen einfachen Grund: Seine Sicht auf die Dinge. Oftmals erträumt er sich im Vorfeld die idealtypische Lehr-Lern-Situation, in der er als allwissender, weiser Meister seines Faches auftritt, welcher dem neugierigen, stolzen Lernenden nicht nur Wissen vermittelt, sondern zugleich Neugierde entfacht und explorative Verhaltensweisen fördert. Sie, liebe LeserInnen, werden sich denken, dass ebenjene Vorstellungen in der Regel nicht gänzlich in Erfüllung gehen. Und da haben sie nicht ganz Unrecht.
Schließlich steht schon in der Bibel geschrieben: „Wer auf Träume hält, der greift nach dem Schatten und will den Wind haschen.“

Folgende Geschichte handelt von einem solchen Lehrer. Seinen Träumen und dem Streben nach dessen Erfüllung. Allerdings entstehen dabei Konsequenzen, welche amüsant wie traurig zugleich betrachtet werden könnten. Die Leseart überlasse ich Ihnen dabei höchstselbst.


[SUP]Ihr Erzähler
[/SUP]​
Abschnitt Eins
Die Seifenblase platzt
07:45 Uhr. Klassenzimmer der 10 a)
Einige Plätze sind leer, die meisten Schüler legen ihre Köpfe auf die Handflächen.
Der Herr Lehrer schreibt an die Tafel 'IKARUS' und fragt:
„Meine Damen, meine Herren. Wer weiß etwas darüber?“
„War das nicht so ein Pleitegrieche?“
Da lacht Gustav, jedoch Ioannis nicht.
„Was für Pleitegrieche? Verpiss dich, du Pegidawichser.“

09:05 Uhr. Klassenzimmer der 10 b)
Der Herr Lehrer schreibt an die Tafel 'WER WAR IKARUS?' und setzt sich auf seinen Stuhl, schlägt seine Zeitung auf. Nach sieben Minuten steht er auf.
„Meine Damen, meine Herren. Die Handys nun weg. Gibt es irgendwelche Erkenntnisse?“
„Ein ungarischer Bushersteller heißt so.“
„Die Gleitschirm-Flugschule Interlaken auch.“
„Beim Online-Designshop Ikarus gibt es einen 5 Euro Gutschein, allerdings nur diese Woche gültig.“
„Schick den Link mal die Whatsapp-Gruppe. Ich brauch noch ein Geschenk für meine Alte.“

11:30 Uhr. Klassenzimmer der 10 c)
Einige Schüler tragen Sonnenbrillen, Badehosen und Handtücher liegen aus.
„Meine Damen, meine Herren. Es gibt eine Geschichte, die beschreibt das Scheitern eines Sohnes, welcher gegen den Rat seines Vaters handelte, ...“
„Amena koi. War bestimmt so 'ne deutsche Kartoffel. Alle keinen Respekt mehr von den Babas, wallah!“
„Ach, halt die Schnauze Ahmet. Wer will schon werden, was sein Alter ist?“

Abschnitt Zwei
Seife wischen, die Herausforderung​

[SUB]„Woher soll ich wissen,
was ich denke,
bevor ich gehört habe,
was ich sage?“
E. M. Forster[/SUB]​

Es war Nachmittag. Der Herr Lehrer saß auf einer Bank. Da kam ein Vogel geflogen, setzte sich auf die Lehne schaute zu unserem Protagonisten. Dieser begann:
„Was ist das für ein Leben, kleiner Freund? Da studiere ich Philosophie, Geschichte, Theologie. Und nun lehre ich Schüler, die nicht begreifen, vielleicht gar nicht können, geschweige denn wollen.“
„Was das für ein Leben ist? Davon weiß ich nichts. Ich genehmige mir nur eine Pause und ruhe an diesem Platz.“
„Ach, wäre ich nur ein Piepmatz wie du. Dann müsste ich nicht hier bleiben und wäre endlich frei.“
„Ach, hätt´ ich nur so viel Zeit zum Denken wie du. Dann müsste ich keine Nester bauen, Vögel suchen und Eier brüten. Ach, wäre es schön, nicht ständig um die Welt zuziehen und endlich frei zu sein!“
„So lass uns tauschen, ich fliege fort und du löst die Probleme meiner Gedanken!“
„So würde ich es machen, doch hörst du nicht? Die Küken zetern und wollen Würmer, die ich erst noch finden muss.“
Da flog der Vogel von dannen und der Herr Lehrer saß und dachte nach. Nach einiger Zeit lief er nachhause, grübelte weiter und fasste einen Entschluss.
„Ich werde die Kinder nicht erreichen, doch zumindest kann ich es probieren.“
Und nahm er ein Blatt und fing zu schreiben an. „Die Geschichte Ikarus`, neu, modern und frisch für die Generation Z.“ Er schrieb sich in einen Fluss und ließ sich treiben. Am Ende kamen zehn Seiten heraus und er hörte schon den Applaus der Schüler. Welch schönes Gleichnis ihm da gelang. Und wenn es nicht die Jünglinge begeistern sollte, dann zumindest die Literaten. Ja, ein Autor wollte er werden, einer der großen. Wofür hatte er sonst seinen Intellekt?

Abschnitt Drei
Das Blasen pusten - Euphorie entfacht Auftrieb​

Euphorisiert ging der Herr Lehrer in das Wirtshaus „Bier bei Frank.“ Er wusste nicht viel, wie er immer zu sagen pflegte, aber eines war ihm klar: Der Tresen beschreibt den besten Ort, um Frauen kennen zu lernen. Schließlich gehen die ungeduldigen, trinkfesten, feierwütigen Weiber zur Bar und holen sich ihren Cocktail selbst. Der Herr Lehrer sitzt immer dort. Süßliche Mixgetränke und Frauen gab es bei Frank aber noch nie.
„Ein großes Bier, bitte!“
„Hier. Ihr großes Bier.“
Ein fremder Mann erscheint und setzt sich neben unseren Protagonisten.
„Hallo, wer sind Sie?“
„Herbert vom Haibach, ehemals Fischer. Und selbst?“
„Ich bin Lehrer und bald anerkannter Autor.“
„Welche Schriften haben Sie veröffentlicht?“
„Veröffentlicht noch nicht, aber erstellt.“
„Dann sind Sie kein Autor.“
„Doch, ich habe ein Gleichnis erschaffen, das seines Gleichen sucht.“
„Dann sind Sie eben ein Schriftersteller, aber noch lange kein Autor. “
„Ich habe eine Geschichte zu Papier gebracht, also bin ich ein Autor. Heute suche mir meine Muse und Sie? Warum sind Sie kein Fischer mehr?“
„Wer in so vielen Gewässern der Welt gefischt hat, wie ich, der weiß, alle Fische sind irgendwie ähnlich.“
„Aha, was sind Sie denn?“
„Durstig. Letzten Freitag bin ich aufgewacht und verspürte großen Drang. Da trank ich ein Bier. Drei, vierzehn. Ich blieb einen Tag der Arbeit fern, mittlerweile wurde mir gekündigt. Meine Frau hat mich verlassen, die Familie verstoßen. Aber jetzt ist mir klar: Ich bin durstig.“
„Dann trinken Sie.“

Zehn Bier später. Beide gemeinsam, lautstark grölend:
„Am Zentralfriedhof is' Stimmung, wia's sei Lebtoch no net wor.
Weu olle Tot'n feiern heite seine erscht'n hundert Johr“*

Abschnitt Vier
Und die Blase beginnt zu fliegen​

Am folgenden Morgen trommelte, pochte, polterte und klopfte es. Da genehmigte sich der Herr Lehrer einen Tag Urlaub, schrieb ein Exposé, vervielfältigte seine Manuskripte und versandte sie an sämtliche bekannten Magazine, Zeitungen und Verlage. Auf nach Bremen!

Abschnitt Fünf
Sie fliegt und steigt, wächst und gedeiht.​
[SUB]
„Der Knabe hüpft, der Jüngling stürmt einher,
es kämpft der Mann, und alles will er wagen.“
J. C. F. von Schiller​
[/SUB]

Oh du fröhliche, wieder eine Unterrichtssequenz. Ich halte mich kurz, versprochen. Denken Sie sich das Setting einfach selbst.

Irgendwann. Klassenzimmer der 10 a)
Der Herr Lehrer teilt Blätter aus.
„Wer möchte lesen?“
„Dä äh Dad war ein Nachfahre ....“
„Gibt's das nicht in 'ner modernen Version?“
„Nein, aber bald. Auf dem Markt wird etwas erscheinen, welches die Grundfesten der Literatur erschüttern wird. Und zwar aus der Tinte meiner Feder.“
Gustav lacht, Ioannis auch.
„Lesen Sie den Text im Stillen. Damit wäre das Thema beendet. Nächste Woche geht es um eine neue Episode. Denken Sie daran, der Ikarus ist prüfungsrelevant!“

Irgendwann. Klassenzimmer der 10 b)
Der Herr Lehrer teilt Blätter aus.
„Lesen Sie den Text im Stillen. Damit wäre das Thema beendet. Nächste Woche geht es um ein neues Thema. Denken Sie daran, der Ikarus ist prüfungsrelevant!“

Irgendwann. Klassenzimmer der 10 c)
Der Herr Lehrer teilt Blätter aus.
„Lesen Sie den Text im Stillen. Damit wäre das Thema beendet. Nächste Woche geht es um ein neues Thema. Denken Sie daran, der Ikarus ist prüfungsrelevant!“
„Wir haben von Ihren weltbewegenden Ergüssen gehört. Nicht, dass sie sich da überspritzt haben, Herr Lehrer!“

Ja, so lief das. Stunden, Tage, Wochen. Der Unterricht wurde zur Qual, doch ich möchte Sie nicht weiter damit beschäftigen. Unserem Protagonisten war es egal, weshalb es uns auch nicht kümmern sollte. In einigen Monaten würden die Verlage mit Aufträgen nur so winken, da würde er dann gar nicht mehr zu unterrichten brauchen.

Abschnitt Sechs
Blasen platzten, immer.​
[SUB]
"Und wen ihr nicht fliegen lehrt,
den lehrt mir – schneller fallen!“
Nietzsche[/SUB]

„Wir haben Ihre Geschichte gerne gelesen, doch verlegen werden wir sie nicht.“ Die wenigen Antwortschreiben der Verlage machten den ehemaligen Herrn Lehrer sehr verlegen.
Es war Nachmittag. Der Herr Lehrer saß auf einer Bank. Da kam ein Vogel geflogen und setzte sich neben unseren zweifelnden Mann. Er sah ihn an und sprach:
„Hast du nun den Schülern den Ikarus beigebracht?“
„Ich habe sie lernen lassen, auf selbständige Weise.“
„Doch siehst du nicht zufrieden aus.“
„Ich habe das Lehren aufgegeben.“
„Aber nein, du siehst nicht zufrieden aus!“
„Ich dachte ich sei ein Autor.Ich habe eine Geschichte geschrieben, sie ist gut. Doch keiner will sie verlegen.“
„Und weißt du jetzt, wer du bist?“
„Ein Autor, der kein Autor ist. Ein Geisteswissenschaftler ohne Wissenschaft, ein Philosoph ohne Philosophie. Und doch, bin ich ein Nichts, oder nicht?“
„Du hast studiert, gelehrt, geschrieben und weißt doch nicht wer du bist. Sei unbesorgt: Wer nichts ist, kann alles werden."
Einen Moment raschelten die Blätter, die beiden schwiegen, bis der Vogel in die Lüfte stieg..
„Sieh nur: Der Herbst ist ins Land gezogen. Mein Gefieder sehnt nach Wärme. Weißt du jetzt, dass du Frei bist?“, sprach er und flog davon.

Abends, da setzte sich der alte Mann an seinen Computer, durchforstete das Internet, registrierte sich in einer Schreibwerkstatt, stellte seinen Text zur Diskussion und enthob sich seines Stuhles.

Abschnitt Sieben
Seife wischen, das Problem erkennen​

[SUB]
„Wir wollen fliegen, doch wir fallen hin,
wir müssen's wieder probieren und dann wieder probieren,
ich mein, was kann passieren?
Außer, dass wir wieder verlieren und dann wieder verlieren."
Prinz PI[/SUB]

Wenn Sie sich mich nun fragen würden, warum ich Ihnen dies alles erzähle? Meine Antwort wäre folgende: Wegen der Pointe! Und falls Sie erwidern möchten;
tausend Worte seien für eine Pointe zu viel. Dann sei Ihnen gesagt, mir ist das egal.
Denn nun sind wir beim Schluss. Der Herr Lehrer hat seinen Urlaub beendet und mit
seiner beruflichen Tätigkeit weiter gemacht. Und damit endet die Geschichte,
einer letzten Unterrichtssequenz:

Irgendwann, vielleicht im Klassenzimmer der 10 a)
Der Lehrer kommt in die Klasse.
„Wo waren Sie im Urlaub?“
„Ich bin geflogen. Weit fort, hoch hinaus und wieder zurück.“
„Wir dachten schon, Sie wären wie diese Germanwings-Maschine, irgendwo abgestürzt.“

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Formatierung ist mir nicht ganz so gelungen, wie es bei mir in der Open Offic Datei aussah, das ist etwas schade. Es sieht sehr .. fett aus, teilweise.


Ich bin zumindest sehr gespannt, was ihr von meinem Copywrite haltet. Ich denke, bei dieser Geschichte, ist es unverzichtbar, das Original zu lesen. Allein, weil das Original, wirklich gut ist. Ich habe mal meine Geschichte unter "Sonstiges" verortet. Ich glaube, da ist einiges drin. Zumindest wollte ich einiges reinpacken. Mal sehen, was bei ihr daraus macht ! =)

Hier geht es zum Text von Friedel: http://www.wortkrieger.de/showthread.php?36324-Ikarus

"Wer war Ikarus, Ikarus war 'ne Pfeife / Ich flieg Richtung Sonne und schieb sie zur Seite" - Marsimoto, Wellness. https://www.youtube.com/watch?v=1a3CAxq5VEg

 

Am ersten April schrieb schwarze sonne unter # 1012

Ich habe mir schnell ein Wörterbuch bestellt, damit ich eine deiner Geschichten, sehr Kindgerecht aufbereiten kann. Vielleicht mixe ich auch mehrere zusammen um dann ein Smoothie zu servieren. Warten wir's ab. Vorerst bleibt eine Erkenntnis: das wird kein Spaß, sondern harte Arbeit. =)
und bis dahin wusste ich nicht, was ein Smoothie war. Nun beglückt mich das mir angetraute Weib in unregelmäßigen Abständen mit dergleichen farbfreudigem Sumpf. So hab ich nun dear

sonne

vielfältig zu danken. Zunächst für die doppelte Aufopferung zum einen hierorts und zum andern im selbstironischen Umgang mit dem Stand der Lehrkräfte und der Schülerschaft (mit und ohne Migrationshintergrund), repräsentiert durch eine 10. Klasse, was für 16-jährige Schüler spricht, eben Jungvolk in jenem Alter, wo am Ende der Realschulzeit vor einem halben Jahrhundert der Friedel eben nicht dem Rat des Klassen- und Deutschlehrers folgte, aufs Gymnasium zu wechseln und auf Lehramt (selbst da hatte er konkrete Vorstellungen: Geschichte und Deutsch) zu machen.

Zum andern für den Mut, sich an den Ikarus zu wagen und m. E. gut zu lösen, wenn schon nicht kindgerecht, so doch in verdaulichere Häppchen/Abschnitte zu zerlegen und wieder zusammenzuführen. Dabei seh ich die Formatierung zu Anfang Deines Textes geradezu als passend für beide, also zu Vorgänger wie Nachkommen an. Der Zufall darf ruhig mitspielen.

So viel oder wenig für jetzt vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo schwarze sonne,

ja, du hast mehrfach Recht.
Erstens würde einem ein großes Lesevergnügen entgehen, wenn man Friedels Ursprungstext nicht lesen würde, und zwar mit Wörterbuch, wenn nicht gleich mit Bibliothek.
Zweitens hast du die geheimen Wünsche eines Lehrers gut getroffen, bis hin zum vergeblichen Buhlen um die Anerkennung von Lektoren (ich weiß, wovon ich rede) und dem Versuch, die Würde zu bewahren vor der Schülermeute.
Drittens kennst du die Sechzehnjährigen von heute ganz gut. Werther war gestern, heute ist ... Ja, was ist heute literarisch in? Ikarus wäre ein so schönes Thema, absolut zeitlos. Wenn ich noch im Schuldienst wäre, würde ich glatt ausprobieren, was die Knaben vom Zweiten Bildungsweg damit anfingen ...
Hier noch ein Hinweis auf einen Roman von Max Eyth, Der Schneider von Ulm. Friedrichard wird ihn kennen, belesen, wie er ist. Da geht's um den Traum vom Fliegen mitsamt Abstürzen.

Dein copywrite har mir sehr gut gefallen

Gruß wieselmaus

 

hi wieselmaus

vielen dank für dein Kommentar. Freut mich, dass ich gleich drei mal Recht habe. Natürlich freut es mich (fast noch mehr), dass dir das Copywrite gefallen hat :)
Den Schneider von Ulm kenne ich als Stuttgarter natürlich, den Roman allerdings nicht.

Danke und beste Grüße,

Sonne

hi Friedrichard

das mit dem Kindgerecht ... da habe ich lange gegrübelt. Es geht ja in deiner Geschichte nicht nur um den Ikarus, welchen ich Kindgerecht beschreiben hätte können, sondern noch um viel mehr. Vermutlich um mehr, als ich selbst erkannt habe. Mein Bestreben war es, zumindest einen Teil der Tiefe deines Textes, in meinen zu kopieren. Und eben nicht 'nur' deine Rahmenhandlung, den Ikarus, zu kopieren. Wie es bei einer Kindgerechten Version gewesen wäre. Vielleicht, vielleicht, kommt das aber noch irgendwann ... eine Nacherzählung für Kinder. :)

Den Sacherhalt mit den Schülern hast du gut erkannt, die Realschule wollte ich beschreiben. Aber das ist gar nicht so wichtig. Freut mich auf jeden Fall, dass dir die Geschichte zusagt. :)
Dein Abschluss deutet ja an, dass da noch was kommt ... ich bin gespannt!

Beste Grüße,

Sonne

 
Zuletzt bearbeitet:

Mann, schwarze Sonne!
Seit ich hier im Forum bin, hab ich Probleme damit, Friedels Geschichten zu kapieren. (Und es soll mir ja keiner kommen und sagen, ich tät mich nicht genug bemühen.)
Zu Beginn hab ich noch gemeint, nun ja, so schreibt man eben, wenn man alt ist, aber wie ich heute Friedels Original gelesen und gecheckt hab, dass der Text aus dem Jahr 2007 stammt, also aus einer Zeit, als Friedel noch genauso jung war, wie ich es jetzt bin … :confused:
Was ich sagen will, Sonne: Meine Lektürevorlieben und Friedels Art zu schreiben sind offenbar vollkommen unvereinbar, und, vermutlich ahnst du schon, was jetzt kommt, ebenso wenig kann ich mit deiner Adaption was anfangen. Das beginnt schon mit der artifiziellen Formatierung: Ein Zitat da, ein Kapitelchen dort, ein Titel da und noch ein Untertitel dort, was den Text nicht nur inhaltlich sondern auch formal mehr wie eine Collage, denn als Geschichte wirken lässt, setzt sich fort mit den zahllosen referenziellen „bildungsbürgerlichen“ Querverweisen, mit denen ein Simpel ein offshore wie ich einfach nichts anzufangen weiß und und und …

Als Sprachexperiment ist es vermutlich durchaus als gelungen zu bezeichnen, als Geschichte im Sinne von Geschichte fang ich damit allerdings nix an.
Was natürlich überhaupt nix zu bedeuten hat. :D

Aber großen Respekt alleine dafür, dass du mit derartigem Engagement an die Sache herangegangen bist.

offshore

 

Hallo Sonne!

Ich habe Deinen Text vor dem Original-Erguss genossen und finde ihn eigentlich sehr schön. Wieso eigentlich? Na ja, ist halt nicht wirklich eine KG (aber pfffhh ...). Da ich aber gerne szenisch lese, ist mir das relativ schnurz. Leider bin ich so schrecklich ungebildet und kann deshalb mit eingestreuten Zitaten von großen Denkern (or whoever das ist!) nichts anfangen.
Na ja, und dann ging ich eben mit meiner relativen Flachgeistigkeit zum Originaltext, las ... schluckte ... stöhnte (ich sag aber nicht warum) und war schon irgendwie beeindruckt (auch davon, dass Du, Sonne, Dich gerade an solch einen Text begibst).

Also mir hat er gefallen. Aber ich bin so schrecklich wahllos. Mir gefällt vieles. Also kannst Du Dir auf mein Olles Urteil nicht viel einbilden. :)

LG

 

Hallo ernst offshore

ich glaube, es freut mich, dass du meinen Text als Sprachexperiment, vermutlich durchaus als gelungen bezeichnest. Deshalb steht meine 'Geschichte' ja auch in der Kreativwerkstatt, ebenso wie sein Vorbild. Und, ich glaube, eine tatsächliche Kurzgeschichte, wäre dem Original nicht gerecht geworden. Dann hätte ich halt den Irakus adaptiert, aber nicht mehr Friedrich seine 'Geschichte' mit dem Titel Ikarus. Verstehst du, was ich meine? Deshalb sieht der Text so aus, wie er aussieht. Die zahlreichen Zitate sollen Querverweise, stellenweise ironischer Natur, zum Inhalt aus Friedels original sein. Ebenso wollte ich mit den Zitaten eine andere Leseart einführen. Die rechtsbündigen Zitate sind desweiteren deshalb Untereinander, damit sie eine eigene Geschichte, in der Geschichte ergeben. Vielleicht gibt es ja noch jemand findigen, der das herausfindet. Ebenso sollen die Untertitel der einzelnen Abschnitte eine eigene Geschichte ergeben, wenn ausschließlich sie gelesen werden. Ja, das ist ganz schön verwirrend, aber ich habe mir dabei tatsächlich etwas gedacht, und er hofft, dass die Collage als Collage identifiziert wird und ein stimmiges Gesamtbild ergibt. So viel mal dazu :D

Ansonsten gibt es auch nicht viel zu sagen. Wenn du die Sprache tatsächlich gut findest, dann freut mich das sehr. Das andere ist eben Geschmackssache, so soll es auch sein :)

Beste Grüße und vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren,

Sonne


Hallo Alltagsschleife,

ich bedanke mich recht Herzlich für deine lobenden Worte. Mich freut es, dass dir meine Geschichte gefällt. Ich bin übrigens auch ungebildet, aber ich komme damit klar :)
Friedrichards Ikarus musste ich auch mehrmals lesen, keine Bange. Vom Stöhnen bis zum Staunen bis zum Schnaufen war alles dabei ... :D

Beste Grüße und vielen Dank!

Sonne

 

schwarze sonne

Ich bin übrigens auch ungebildet, aber ich komme damit klar
Friedrichards Ikarus musste ich auch mehrmals lesen, keine Bange. Vom Stöhnen bis zum Staunen bis zum Schnaufen war alles dabei ...

Gut, dann war ich nicht die einzige, die ein derart wildes Konzert abhielt. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe schwarze sonne,

ja, die Lehrer haben es schwer. Die Realität ihres Berufsstands wird ihnen meist erst bewusst, wenn sie nach ambitionierten Höhenflügen plötzlich wieder auf dem Boden sitzen und ‚Aua’ schreien. Und dabei meistens noch hilflos irgendwelchen feixenden Halbwüchsigen ausgeliefert sind.

Zu deinem Text:
Verglichen mit dem Original machst du es deinem Leser leicht: Ich musste nicht erst lange Sekundärliteratur oder Lexika wälzen und auch google musste ich nicht bemühen, um deine Zitate und Aussagen ein- und zuordnen zu können und deine Message zu verstehen. Das gibt mir natürlich keine Möglichkeit, mich mit meinen Bildungspartikeln zu spreizen, verhindert aber auch, dass ich mich mit meiner Unkenntnis und meinem Nichtverstehen des kryptisch Angedeuteten blamiere. Und zum Verständnis deines Textes reicht mir auch ein ein- bis zweimaliges Lesen. Soweit der Vergleich mit dem Original.

Zurück zu deinem Text und den klugen Zitaten, die du so schön mit dem Volkslied aus dem Wirtshaus und Prinz Pi konterkarierst:

„Die ganze Kunst
der Sprache
besteht darin,
verstanden zu werden.“
Konfuzius
Ja, darum geht es: verstanden zu werden. Dem Autor muss es gelingen, seine Gedanken, seine Empfindungen, seine Bilder und Konstrukte sprachlich so zu fassen, dass sie sich in ihren Feinheiten dem Leser mitteilen, ihn berühren, ihn nachdenklich werden lassen. Das ist die Kunst. Und vor diesem Problem steht eben auch der Lehrer: Er trachtet danach, verstanden zu werden von seinen Schülern, inhaltlich, aber natürlich auch akustisch.

Liebe schwarze sonne, damit du verstanden wirst, sicherst du dich in deinem Vorwort ab. Es ist klar, wohin die Reise geht. Ein Lehrer trifft auf real existierende Schüler, macht seine erste Bauchlandung, sucht nach neuen Wegen, sein Wissen an den Mann zu bringen, glaubt als Autor wie in einer Luftblase zu ungeahnten Höhen aufsteigen zu können, muss hinnehmen, dass die Blase platzt und er wieder auf dem Boden der Realität landet. Dabei geht es ihm besser als Ikarus: Ihn fängt das sichere Netz des Schulsystems auf – er hat sich nur ein wenig die Flügel verbrannt.

Im Wesentlichen ist das deine Geschichte. Ich frage mich, ob sie mir gefallen hat? Ich bin mir da nicht ganz sicher. Diese Mischung aus verkürzten Schulszenen, den Begegnungen mit dem kleinen Vogel und dem Wirtshausbesuch löst bei mir leider wenig aus, weder Erkenntnis noch Mitgefühl.

Die Gespräche mit dem kleinen Vogel gefallen mir recht gut, besonders die Hakeligkeit des Vogels.
Aber der folgende Dialog hat mich ziemlich verwirrt, weil ich nicht recht entscheiden kann, ob dieses Aneinandervorbeireden von dir gewollt ist, worin die tiefere Bedeutung der einzelnen Äußerungen liegen mag oder ob da einfach etwas fehlt.

„Hast du nun den Schülern den Ikarus beigebracht?“
„Ich habe sie lernen lassen, auf selbständige Weise.“
Doch siehst du nicht zufrieden aus.“
„Ich habe das Lehren aufgegeben
.“
„Weißt du jetzt, dass du frei bist?“
„ Ich weiß nicht und ich fühle mich nicht so. Ich habe eine Geschichte geschrieben, sie ist gut. Doch keiner will sie verlegen.“
„Weißt du jetzt, wer du bist?“
Ein Autor, der kein Autor ist. Ein Geisteswissenschaftler ohne Wissenschaft, ein Philosoph ohne Philosophie. Und doch, bin ich ein Autor, oder nicht?“
„Weißt du jetzt, was du tun willst?“
So glaube ich, die Geschichte muss perfekt sein.“
Ein Moment stille (Stille). Der Dialog muss wirken, denn er wirkte (Prät. ?) auch, im innersten (Innersten) des Protagonisten.
„Doch wer kann sie perfektionieren, du?“
„Nein, der Herbst ist ins Land gezogen, die anderen Vögel sind weggeflogen. Ich breche auf.“ Sprach der Vogel und flog von dannen.

Entfernt erinnert mich diese Dialogstruktur an die Dialoge im ‚Kleinen Prinzen’.
Der Protagonist hat das Lehren aufgegeben, ist aber nicht zufrieden, er ist ein Autor, bezweifelt es aber gleichzeitig, denkt, dass die Geschichte perfekt sein muss, fragt dann den Vogel, ob der sie perfektionieren könne. Warum er?
Hier hilft mir nun leider auch kein Lexikon weiter. Ich komme nicht hinter den Sinn dieses Dialogs, spüre, dass der Autor mir etwas mitteilen möchte, kann ihm aber nicht folgen. Und deshalb ende ich mit deinem Konfuzius-Zitat:

Die ganze Kunst
der Sprache
besteht darin,
verstanden zu werden.“

Liebe Grüße
barnhelm

Zusatz: ich habe jetzt darauf verzichtet, die kleinen Flüchtigkeitsfehler aufzulisten. Es sind einige und du solltest noch einmal konzentriert korrekturlesen.

 

das mit dem Kindgerecht ... da habe ich lange gegrübelt. Es geht ja in deiner Geschichte nicht nur um den Ikarus, welchen ich Kindgerecht beschreiben hätte können, sondern noch um viel mehr. Vermutlich um mehr, als ich selbst erkannt habe. Mein Bestreben war es, zumindest einen Teil der Tiefe deines Textes, in meinen zu kopieren. Und eben nicht 'nur' deine Rahmenhandlung, den Ikarus, zu kopieren. Wie es bei einer Kindgerechten Version gewesen wäre. Vielleicht, vielleicht, kommt das aber noch irgendwann ... eine Nacherzählung für Kinder
Ja, warum nicht,

lieber sonne ("the sun is a verry magic fellow", singt Donovan),

was Gustav Schwab mit der Sagenwelt konnte, können wir bestimmt. Aber dass ich prinzipiell nicht nacherzähl, ist doch hierorts bekannt. Aber vielleicht bin ich mal inkonsequent ...

Aber Konfusius scheint mir hier zum Wiedergänger zu werden, denn „die ganze Kunst der Sprache besteht darin, verstanden zu werden“ stammt von Meister Kung – einem Verwaltungsbeamten im Staate Lu.

Logisch, Gesetze, Verordnungen, Anweisungen und Befehle, aber auch Gebrauchsanweisungen von IKEA, die Lebensberatung und der trostspendende Unfallseelsorger wären sinnlos, wenn sie nicht verstanden würden.

Aber ist deren Sprache Kunst?

Sind Herr Schäuble und seine Ministerialbürokraten Artisten (zumeist Kreaturen aus meiner Branche)? Wie viel Kunst steckt in Kunstsprachen (Esperanto, Europanto), in Pidgin und Kreolisch (durchaus natürliche Sprachen)? „Was kann das Leben schöneres geben. Wir wollen glücklich sein“, trällert das Volk und will vor allem Spaß haben (wobei der eine oder die andere was anderes unter Spaß versteht als dieser oder jene).

„Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich gehört habe, was ich sage?“, spricht Forster versehentlich. Setzen wir dagegen die Frage „was ist ein Vakuum?“ mit der beschwörenden Antwort „ich weißet, habbet im Kopp, kannet aber nich' sagen.“ "Musse guugeln", heißt es dann. Geben wir halt unser Gehirn ab.

Was ist Kunst? Heute so ziemlich alles und jedes, was einer so kann. Die Kunst des Geldmachens gilt als besonders beliebt mit dem Kunststück, einen andern übers Ohr zu hauen. Und ja, das Wort kommt ja auch vom können. "Konsequenzen kann man auch in die Länge ziehen“, „ja, Herr Heyse, da sind wir auch mal konsequent!“ Man kann alles und doch wird nicht alles Kunst.

Das Substantiv Kunst wird zu allererst mit dem Verb können in Verbindung gebracht – und da liegt auch die Wurzel der Bedeutung. Also: Wer kochen kann, betreibt Kochkunst. Nicht wahr. Kann so sein, Frau Wieners Vater hatte noch Mitteleuropa verbessern wollen. Aber das mhd. kunnen meint nicht nur können, sondern vor allem wissen. Im Bedeutungswandel zielt dieses Wissen dann auf einen höheren Inhalt - Erkenntnis.

Auch die freien Künste (artes liberales), selbst wenn in ihnen rumgealbert wird. Ja Fritz, „der Knabe hüpft, der Jüngling stürmt einher, es kämpft der Mann, und alles will er wagen.“ Aber auch „nur im Spiel ist der Mensch frei“, also spiel ich am PC ein Ballerspiel. Wo wäre ich da frei? Da mag der Strom mal ordentlich ausfallen "und wen ihr nicht fliegen lehrt, den lehrt mir – schneller fallen!“, der andere Fritz. „Rechtes Bein, linkes Bein, und dann komm'n die Flügelein“, lehrt uns der Sumsemann. Aber, „wir wollen fliegen, doch wir fallen hin, wir müssen's wieder probieren und dann wieder probieren, ich mein, was kann passieren? Außer, dass wir wieder verlieren und dann wieder verlieren", reimt der Prinz.

Was also ist Kunst? Herr Keuner meint: Luxus, den sich jeder leisten kann, der mehr als sein bloßes Handwerk verrichtet. Und kann es ein Geheimnis sein, dass ich mit meinem Enkel anders spreche als mit seiner Mutter? Mit dem Finanzbeamten anders als dem, dem ich die Steuererklärung mach? Wobei das mit der Kompetenz der Beamten seit Meister Kung auch nicht dolle bestellt sein muss, wenn ich einem Finanzbeamten die Fünftelregelung erklären muss. Er hat ja einen Rechner und da braucht es seines Wissens keines Wissens - mehr.

Bis bald

Friedel

 

Hi barnhelm,

ich habe deinen ganzen Kommentar gelesen, und kann ihn gut nachvollziehen. Du hast die Geschichte verstanden und die Parallelen zu Ikarus. Meinem Lehrer ergeht es da aehnlich dem Protagonisten von Friedels Geschichte.Das ganze sollte ebenso wenig Betroffenheit wie Mitgefuehl ausloesen, sondern schlicht zum Denken anregen. Und ja, ich wollte auch ein bisschen witzig und satirisch sein ... Eben alles mal probieren.

Die Vogelszene, ja .. das ist meines Erachtens ein Selbstgespraech. Bei Kindern wuerde man von Fantasie reden, bei Erwachsenen von ... einem Selbstgespraech eben. Der Vogel kommt vom Himmel geflogen und stellt brisante Fragen. Damit wollte ich das "ueber ich" andeuten, welches im Gegensatz zum Beduerfnis des Lehrers steht endlich annerkannt zu werden. Sein Beduerfnis ausleben, dass darf er im Wirtshaus. Ich broesele den Dialog auf und deute an, was ich damit bezwecken wollte, oder was mir in den Sinn kam.

„Hast du nun den Schülern den Ikarus beigebracht?“
„Ich habe sie lernen lassen, auf selbständige Weise.“
„Doch siehst du nicht zufrieden aus.“
„Ich habe das Lehren aufgegeben.“

„Weißt du jetzt, dass du frei bist?“
„ Ich weiß nicht und ich fühle mich nicht so. Ich habe eine Geschichte geschrieben, sie ist gut. Doch keiner will sie verlegen.“
„Weißt du jetzt, wer du bist?“
„Ein Autor, der kein Autor ist. Ein Geisteswissenschaftler ohne Wissenschaft, ein Philosoph ohne Philosophie. Und doch, bin ich ein Autor, oder nicht?“
„Weißt du jetzt, was du tun willst?“
„Soperfekt glaube ich, die Geschichte muss sein.“
Ein Moment stille (Stille). Der Dialog muss wirken, denn er wirkte (Prät. ?) auch, im innersten (Innersten) des Protagonisten.
„Doch wer kann sie perfektionieren, du?“
„Nein, der Herbst ist ins Land gezogen, die anderen Vögel sind weggeflogen. Ich breche auf.“ Sprach der Vogel und flog von dannen.

Die Fett markierten Stellen sind Textstellen aus dem Lied "Komm, schlaf bei mir" von den Ton Steine Scherben. Sie sind dort signifikant und aufeinanderfolgend. Ich glaube dem Lehrer kamen diese in den Sinn, als er den Tag vor seinem inneren Auge, revue passieren lassen hat.

Das Kursive ist eine Luege. Er hat seinen Schuelern den Ikarus nicht beigebracht. Er hat einfach einen Text ausgeteilt. Das entspricht nicht den Vorstellungen des Lehrers, also ist er frustriert darueber und erfindet eine Ausrede, eine Luege. Darueber ist er natuerlich unzufrieden. Schon zu diesem Punkt hat er das Lehren aufgegeben. Die Beantragung des Urlaubes ist nur eine Konsequenz. Er will ja Autor werden, ist des Lehrens ueberdrussig. Aber keiner will seine Schrift verlegen? Also was ist er eigentlich? Das kann er sich nicht beantworten, vielleicht ist er in einer Midlife Crysis.


Das Unterstrichene ist die Erkenntnis des Abschnittes. "Und wen ihr nicht fliegen lehrt,
den lehrt mir – schneller fallen!“
Der Lehrer weiss nun, dass er faellt. Er weiss, dass er kein Autor ist, sondern noch vieeel ueben muss. Das kann ihm keiner abnehmen, sondern muss er selbst bewerkstelligen. Eine wichtige, aber auch schwere Erkenntnis, sich selbst Mangel einzugestehen. Das braucht halt Zeit.

Ich muss nun weiter Arbeiten, deshalb mache ich hier Schluss. Eine Fortsetzung folgt noch, glaube ich. Ich hoffe, du konntest die Intention hinter meinem Dialog verstehen. Der zweite Schritt ist dann, dass ich ueberlege, wie ich es besser darlegen kann.

Beste Gruesse und vielen vielen Dank fuers Lesen, das Kommentieren und deine Gedanken,

Sonne

 

Liebe schwarze sonne

Die Fett markierten Stellen sind Textstellen aus dem Lied "Komm, schlaf bei mir" von den Ton Steine Scherben. Sie sind dort signifikant und aufeinanderfolgend. Ich glaube dem Lehrer kamen diese in den Sinn, als er den Tag vor seinem inneren Auge, revue passieren lassen hat.

Das Kursive ist eine Luege. Er hat seinen Schuelern den Ikarus nicht beigebracht. Er hat einfach einen Text ausgeteilt. Das entspricht nicht den Vorstellungen des Lehrers, also ist er frustriert darueber und erfindet eine Ausrede, eine Luege. Darueber ist er natuerlich unzufrieden. Schon zu diesem Punkt hat er das Lehren aufgegeben. Die Beantragung des Urlaubes ist nur eine Konsequenz. Er will ja Autor werden, ist des Lehrens ueberdrussig. Aber keiner will seine Schrift verlegen? Also was ist er eigentlich? Das kann er sich nicht beantworten, vielleicht ist er in einer Midlife Crysis.


Das Unterstrichene ist die Erkenntnis des Abschnittes. "Und wen ihr nicht fliegen lehrt,
den lehrt mir – schneller fallen!“
Der Lehrer weiss nun, dass er faellt. Er weiss, dass er kein Autor ist, sondern noch vieeel ueben muss. Das kann ihm keiner abnehmen, sondern muss er selbst bewerkstelligen. Eine wichtige, aber auch schwere Erkenntnis, sich selbst Mangel einzugestehen. Das braucht halt Zeit.


Danke dafür, dass du mir den Dialog so ausführlich erklärst. Vielleicht spürst du mein Schmunzeln? Das, was du mir dort sagst, hätte eigentlich ich, der Leser, erkennen müssen. Dass es mir nicht gelungen ist, kann verschiedene Ursachen haben: Erste Möglichkeit: Ich bin einfach zu blöd, um den Inhalt zu verstehen. Zweite Möglichkeit: Teile des Inhalts sind mir nicht zugänglich, weil ich die Quellen, auf die sich die einzelnen Äußerungen beziehen, nicht kenne. Dritte Möglichkeit: Der Autor hat es in seinem Text nicht geschafft, das zu vermitteln, was er transportieren möchte.

Die erste Möglichkeit mag ich nicht. Die zweite könnte mir zumindest teilweise einleuchten.

Weißt du jetzt, dass du frei bist?“
„ Ich weiß nicht und ich fühle mich nicht so. Ich habe eine Geschichte geschrieben, sie ist gut. Doch keiner will sie verlegen.“
Weißt du jetzt, wer du bist?“
„Ein Autor, der kein Autor ist. Ein Geisteswissenschaftler ohne Wissenschaft, ein Philosoph ohne Philosophie. Und doch, bin ich ein Autor, oder nicht?“
Weißt du jetzt, was du tun willst?
„So glaube ich, die Geschichte muss perfekt sein.“
Ein Moment stille. Der Dialog muss wirken, denn er wirkte auch, im innersten des Protagonisten.

Das Lied, auf das du dich beziehst, kenne ich nicht. Eventuell ist es allgemein bekannt und die meisten wissen, in welchem Kontext es steht. Dann ist es sicher legitim, es anzuführen, weil damit weitere Assoziationen entstehen. Aber diese drei Fragen in deinem Dialog sind so allgemein, dass sie auch für sich funktionieren. Nur die dritte Antwort scheint sich nicht auf die gestellte Frage zu beziehen und wirft mich als Leser raus aus dem Dialog. Die Frage nach einer Tätigkeit wird mit einer Eigenschaft beantwortet. Und genauso geht es mir mit der anschließenden Reflektion über den Dialog. Ich verstehe in etwa, wie du das gedacht hast. Doch ich meine, hier solltest du nachbessern, genauer sein, um das von dir Gemeinte dem Leser nahezubringen. Zumindest für mich hat es hier so nicht funktioniert.

Mit deiner Hilfe (als Autor) verstehe ich jetzt auch die Figur des Vogels in deiner Geschichte. Dass es sich um das Über-Ich des Protagonisten handelt, hat sich mir vorher allerdings nicht eröffnet. Vielleicht solltest du auch an dieser Stelle nachbessern. Denn der erste Satz des Vogels

„Was das für ein Leben ist? Davon weiß ich nichts. Ich genehmige mir nur eine Pause und ruhe auf diesem Platz.“
weist ja in diese Richtung, doch der zweite und dritte
Dann müsste ich keine Nester bauen, Vögel (?) suchen und Eier brüten. Ach wäre es schön, nicht ständig um die Welt zu ziehen und endlich frei zu sein!“

...Die Küken zetern und wollen Würmer, die ich erst noch finden muss.“

kennzeichnen den Vogel eben ganz konkret als Vogel.

Fazit: Du kannst dir denken, was kommt. Der Text (hier: der Dialog zwischen Lehrer und Vogel) muss auch ohne Anleitung des Autors funktionieren. Wenn ich nur ein kryptisches Gebilde vorfinde, dass sich mir nicht erschließen will, bin ich frustriert oder unglücklich, weil ich, aus welchen Gründen auch immer, nicht verstehe, was der Autor mir da sagen will.

Liebe schwarze sonne. Das im Nachtrag zu meinem gestrigen Kommentar und zu deiner Antwort.
Im übrigen möchte ich mich ernst offshore anschließen: Respekt für deinen Mut, dich an die Vorlage heranzuwagen.

Liebe Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Klar, war ich baff, dass gerade ein Frischling sich an den Ikarus traut,

ihr Lieben,

aber um noch mal ganz kurz, bevor ich auf Tour bin, auf Meister Kung zurückzukommen, dass die Aussage eines Staatsbeamten als Erkenntnis genommen wird, obwohl wir wissen, dass ein bestimmtes Interesse dahinter stehen wird.

Die Aussage „die ganze Kunst der Sprache besteht darin, verstanden zu werden“ fasst der Autoritäre in den Imperativ "hast Du mich verstanden!", und will sichergehen, dass seinem Wort gefolgt wird.

Der Vormund mag nicht, dass das Mündel Vormund werde. Darum spricht er laut (!) und deutlich (wie man an den Gesetzen erkennt) und verständlich (wie man an den Gesetzen erkennt). Sein Wort ist Gesetz und wird gesetzt (etwa in den Bundesdruckereien). Aber am besten wäre ihm, dass das Mündel ihm nach dem Munde rede und brav folge.

Genug für heute und bis die Tage!

Friedel

 

Hi barnhelm,

danke, dass du nochmal rein schaust. Klar, kein Autor sollte sein Dialog erläutern müssen. Aber um zu erkennen, woran es hapern könnte, muss ich ja zumindest meine Gedanken offen legen. Dass nicht alles hinhaut, wie es sollte, das war mir sowieso schon klar. Da fehlt mir wohl die gewisse schrifstellerische Qualität. Außerdem ist es ein Experiment, und das darf auch fehlschlagen. Sonst wäre es kein Experiment. Aber Friedels Ikarus zu kopieren? Kann ja eigentlich nur ein Experiment sein.

Ich werde sicherlich noch daran arbeiten, die Dialoge zugänglicher zu machen. Verständlicher. Klarer. Was auch immer, wie auch immer. Kürzer, knapper, dichter. Ich bemühe mich, aber auch hier gilt, ich lass mir Zeit und werde schauen, ob noch andere Leute den Text lesen. Das Lied ist sicherlich nicht allgemein Bekannt, aber die Wörter funktionieren eben auch für sich. Hier muss aber noch irgendwo eine Querverbindung geschaffen werden, das sehe ich ein. Eigentlich bin ich auch ähnlicher Meinung wie du, und danke dir für deine Gedanken! Da muss ich noch ordentlich dran arbeiten, wie es scheint. Vorallem das mit dem Vogel, muss ich wohl ändern ... Da muss ein feineres Ende her anstelle des Nester bauens und weiterfliegens :D

Ich halte dich auf dem laufenden!

Vielen Dank und beste Grüße aus Chile,

Sonne

 

Hi Friedrichard,

jeden Tag ein Kommentar? Du verschonst mich ja mit nichts!
Ich fang mal mit dem letzten an:

Die Aussage „die ganze Kunst der Sprache besteht darin, verstanden zu werden“ fasst der Autoritäre in den Imperativ "hast Du mich verstanden!", und will sichergehen, dass seinem Wort gefolgt wird.

Der Vormund mag nicht, dass das Mündel Vormund werde. Darum spricht er laut (!) und deutlich (wie man an den Gesetzen erkennt) und verständlich (wie man an den Gesetzen erkennt). Sein Wort ist Gesetz und wird gesetzt (etwa in den Bundesdruckereien). Aber am besten wäre ihm, dass das Mündel ihm nach dem Munde rede und brav folge.


Was also ist Kunst? Herr Keuner meint: Luxus, den sich jeder leisten kann, der mehr als sein bloßes Handwerk verrichtet. Und kann es ein Geheimnis sein, dass ich mit meinem Enkel anders spreche als mit seiner Mutter? Mit dem Finanzbeamten anders als dem, dem ich die Steuererklärung mach? Wobei das mit der Kompetenz der Beamten seit Meister Kung auch nicht dolle bestellt sein muss, wenn ich einem Finanzbeamten die Fünftelregelung erklären muss. Er hat ja einen Rechner und da braucht es seines Wissens keines Wissens - mehr.

Ha! Hier kann ich punkten. Es geht einerseits, wie du richtig erkannt hast, um die Rhetorik. Die Fähigkeit sich auf das Sprachniveau seines gegenübers zubegeben. Andererseits aber auch um Pädagogik. Schließlich handelt die Geschichte von einem Herrn Lehrer. Zu Zeiten des Ikarus ging es darum, dass der Vater seinem Sohne etwas mitteilt - und gehört wird. Irgendwann später, da mussten die Kinder, das Gesagte wiederholen. Damit wurde bestätigt, dass das ankam, was gesagt wurde. Heutzutage geht es um sinnstiftende Kommunikation, und darum, dass Kinder begreifen, was gesagt wird. Es also möglichst ganzheitlich verstehen und nicht nur auf eine Festplatte abspeichern. Hätte Ikarus wohl verstanden, was der Vater meinte, wäre er heute noch am Leben. Aber hat lediglich verstanden, was dieser sagte. Also hat er eigentlich: nicht verstanden, nur gehört.


Auch die freien Künste (artes liberales), selbst wenn in ihnen rumgealbert wird. Ja Fritz, „der Knabe hüpft, der Jüngling stürmt einher, es kämpft der Mann, und alles will er wagen.“ Aber auch „nur im Spiel ist der Mensch frei“, also spiel ich am PC ein Ballerspiel. Wo wäre ich da frei? Da mag der Strom mal ordentlich ausfallen "und wen ihr nicht fliegen lehrt, den lehrt mir – schneller fallen!“, der andere Fritz. „Rechtes Bein, linkes Bein, und dann komm'n die Flügelein“, lehrt uns der Sumsemann. Aber, „wir wollen fliegen, doch wir fallen hin, wir müssen's wieder probieren und dann wieder probieren, ich mein, was kann passieren? Außer, dass wir wieder verlieren und dann wieder verlieren", reimt der Prinz.

Du kennst sicherlich die Geschichte von den fliegenden Menschen. Die Denken, die fliegen, doch in wirklichkeit fallen sie. Aber der erste Moment, wo sie denken, sie könnten wirklich fliegen, das ist doch das schöne, der glückliche Moment. Voller Euphorie und Adrenalin! Was kann das Leben uns schöneres geben?


Was ist Kunst? Heute so ziemlich alles und jedes, was einer so kann. Die Kunst des Geldmachens gilt als besonders beliebt mit dem Kunststück, einen andern übers Ohr zu hauen. Und ja, das Wort kommt ja auch vom können. "Konsequenzen kann man auch in die Länge ziehen“, „ja, Herr Heyse, da sind wir auch mal konsequent!“ Man kann alles und doch wird nicht alles Kunst.

Erstaunlicherweise ist der Aufprall des Fallens von relativer kurzer Weile und doch beschäftigt er die Menschen lange. Seltsam, oder? Dabei wäre es so einfach; aufstehn und weiter machen. Oder eben Tot sein, jenachdem ob es ein metaphorischer Fall war, oder ein tatsächlicher. Egal, der Aufprall ist kurz, intensiv und mit langen Konsequenzen versehen. Und Kunst? Manche Menschen sagen, es ist eine Kunst für sich, Geduldsam mit den Ungeduldigen zu sein. Laut Wikipedia "bezeichnet [Kunst] im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist."
Also haben sie wohl recht, diese Menschen, jedoch, ist es für mich alltägliche Arbeit. Bin ich als Erzieher fortan Künstler? Fragen über Fragen, ich hab keine Antworten drauf.

Weitere Textstellen lasse ich mal unbeantwortet stehen, aber ich habe sie sehr gerne gelesen. Deine Gedanken sind Interessant und Anregend. Was du allerdings genau damit bezwecken möchtest, weiß ich nicht. Wahrscheinlich wolltest du mich auf die Fährte bringen, dass ich die Zitatauswahl überdenken sollte? Wenn ja, dann sei dir gesagt, das mache ich nun!

Beste Grüße und auf bald,

Sonne

 

Hey sonne,

ich kann gar nicht wirklich viel sagen. Also, ich habe das wirklich gern gelesen. Allerdings habe ich auch nicht versucht alles bis ins letzte Detail aufzudröseln und Bezüge zu den Zitaten herzustellen, weil die mir eigentlich völlig wurscht sind.

Die Geschichte rund um den Lehrer, der irgendwie selbst ein Ikarus wird, ist hübsch. Den Vogel als Überich hab ich auch nicht geschnallt, eher so als Antagonist, was aber auch funktioniert hat.

Sie, liebe LeserInnen, können sich denken, dass ebenjene Vorstellungen in der Regel nicht gänzlich erfüllt werden.

Hehe :)

Ich wünsche viel Vergnügen![/CENTER]
Der Erzähler

Ich fands irgendwie erfrischen und auch passend, die Spielerei mit der Formatierung, oder, dass der Erzähler sich höchst selbst an den Leser wendet. Wenn auch erst mal befremdlich, aber für mich hat es eine Art Leichtigkeit in den Text gebracht.

07:45 Uhr. Klassenzimmer der 10 a)

09:05 Uhr. Klassenzimmer der 10 b)

11:30 Uhr. Klassenzimmer der 10 c)


Das fand ich gut. Wie da der Lehrwille so verpufft von Stunde zu Stunde.


„Herbert vom Haibach, ehemals Fischer. Und selbst?“
„Ich bin Lehrer und bald anerkannter Autor.“
„Welche Schriften haben Sie veröffentlicht?“
„Veröffentlicht noch nicht, aber erstellt.“
„Dann sind Sie kein Autor.“
...
„Ich habe eine Geschichte zu Papier gebracht, also bin ich ein Autor.

Da musste ich auch schmunzeln. Den restlich Dialog habe ich eher in Kauf genommen. Konnt ich nicht wirklich was mit anfangen.

Oh du fröhliche, wieder eine Unterrichtssequenz. Ich halte mich kurz, versprochen. Denken Sie sich das Setting einfach selbst.

Irgendwie mochte ich das wirklich.

Und dann wieder 10a/10b/10c - Herrlich.

„Nein, aber bald. Auf dem Markt wird etwas erscheinen, welches die Grundfesten der Literatur erschüttern wird. Und zwar aus der Tinte meiner Feder.“

Ja ja, die Träume ach so vieler. Ist natürlich nicht schwer, diese mit Ironie zu füttern, aber hey, so ist die Welt ja nun mal.

Ja, so lief das. Stunden, Tage, Wochen. Der Unterricht wurde zur Qual, doch ich möchte Sie nicht, weiter damit beschäftigen. Es sei aber erwähnt, dass der Herr Lehrer fort an als der spitze Alte im Dorf bekannt wurde, und sich kurzer Hand dazu entschloss, in den unbezahlten Urlaub zu gehen. In einigen Monaten würden die Verlage mit Aufträgen nur so winken, da braucht er dann gar nicht mehr zu unterrichten.

Ich kündige auch. Ich habe Lotto gespielt!

Aber eigentlich ist es ja tragisch. Er verliert ja gleich doppelt. Die Motivation zu unterrichten und der Ausweg bleibt auch verschlossen. Nur, so richtig leid tun, will er mir nicht.

Und falls Sie erwidern möchten;
tausend Worte seien für eine Pointe zu viel. Dann sei Ihnen gesagt, mir ist das egal.
Denn nun sind wir beim Schluss. Der Herr Lehrer hat seinen Urlaub beendet und mit
seiner beruflichen Tätigkeit weiter gemacht. Und damit endet die Geschichte,
einer letzten Unterrichtssequenz:

Auch hübsch.

Für mich ist das Experiment, als welches Du den Text bezeichnest, gelungen.

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo Fliege,

erstmal danke fürs Lesen und Kommentieren. Freut mich, dass du es gerne gelesen hast! Auch, dass dir mein Erzählerspiel gefallen hat. Ich teste das gerade aus, auch für kommende Kindergeschichten bzw. Märchen, weil ich die Art eigentlich recht interessant finde, dass der Erzähler den Leser direkt anspricht ...

Ich kündige auch. Ich habe Lotto gespielt!

Aber eigentlich ist es ja tragisch. Er verliert ja gleich doppelt. Die Motivation zu unterrichten und der Ausweg bleibt auch verschlossen. Nur, so richtig leid tun, will er mir nicht.


Es gibt so einige Geschichten über Lehrer, bei einer weiß ich, dass sie Wahr ist, die von deren Beurlaubung handeln. Einer hat sich Beurlauben lassen, hat ein Start-Up Unternehmen gegründet, ist Bankrott gegangen und in den weichen Schoß des Staates gefallen. Ein anderer ist zwei Jahre um die Weltgereist.

Danke für deinen Kommentar!

Beste Grüße,

Sonne

 

Hallo schwarze sonne

nachdem ich das Original gelesen habe, pack ich mal die copy an :)
Beides sind Versuche zum selben Thema.
Was ist Freiheit, Selbstbestimmung und wie beginnen und enden die Versuche, ein "freies" Leben zu führen.
Deine Geschichte kommt charmant daher und müsste gar nicht von den Zitaten und all dem "gepampert" werden und würde dadurch Prägnanz und Klarheit gewinnen. Friedel macht an manchen Stellen schon zu viel...

Ich schau mal in den Text:

„Eine Geschichte hat keinen Anfang und kein Ende. Man wählt aus der Kette der Erlebnisse ganz willkürlich jenen Augenblick aus, von dem man entweder rückwärts oder vorwärts zu schauen gedenkt.“
Graham Greene
für was taugt das Zitat?

Folgende Geschichte handelt von einem solchen zerplatzen Traum, dessen Konsequenzen amüsant wie traurig zugleich betrachtet werden könnten. Die Leseart überlasse ich Ihnen aber höchstselbst.
der Tonfall, so 19.Jahrundert, gefällt mir, mal sehen, ob du den durchhälst

„Die ganze Kunst
der Sprache
besteht darin,
verstanden zu werden.“
Konfuzius
na ja, passt besser, dennoch...

„War das nicht so ein Pleitegrieche?“
Da lacht Gustav, jedoch Ioannis nicht.
„Was für Pleitegrieche? Verpiss dich, du Pegidawichser.“
okay, doch 21. Jahrundert :)

Lediglich das zu unterdrücken versuchte Lachen einiger Schüler ist zu vernehmen.
hier klingt es "versucht" gekünstelt, der Erzähler schwankt im Ton, mal sehen, ob er auch fällt...

Es folgt eine fünf minütig begrenzte Unterbrechung des Frontalunterrichtes und des ansonsten so autoritären Lehrstils.
den Stil des Lehrers zeigst du in der Folge...

Einige Schüler tragen Sonnenbrillen, Badehosen und Handtücher liegen aus. Es ist die letzte Stunde an einem warmen Frühlingstag.
jetzt wird es skurill, ohne dass ich es glaubhaft oder amüsant finde

Seife wischen, das Problem erkennen
cooler Satz: besser als das Zitat

Da studiere ich Philosophie, Geschichte, Theologie. Und nun lehre ich Schüler, die nicht begreifen, vielleicht gar nicht können, geschweige denn wollen.“
hätte man näher an Faust machen können...

Das Blasen pusten - Euphorie entfacht Auftrieb
hä? kapier ich nicht...

Der Tresen beschreibt den besten Ort, um Frauen kennen zu lernen. Schließlich gehen die ungeduldigen, trinkfesten, feierwütigen Weiber zur Bar und holen sich ihren Cocktail selbst.
okay: ist mir neu ;)

„Durstig. Letzten Freitag bin ich aufgewacht und verspürte großen Drang. Da trank ich ein Bier. Drei, vierzehn. Ich blieb einen Tag der Arbeit fern, mittlerweile wurde mir gekündigt. Meine Frau hat mich verlassen, die Familie verstoßen. Aber jetzt ist mir klar: Ich bin durstig.“
das ist gut und tiefgründig...

"Konsequenzen kann man
auch in die Länge ziehen.“
Gerd W. Heyse
erstes Zitat, das passt...

Abends, da setzte sich der Mann an seinen Computer, durchforstete das Internet, registrierte sich in einer Schreibwerkstatt, stellte seinen Text zur Diskussion und enthob sich seines Stuhles.
haha: zu viel bei den Wortkriegern unterwegs, gell :)?

„Wir wollen fliegen, doch wir fallen hin,
wir müssen's wieder probieren und dann wieder probieren,
ich mein, was kann passieren?
Außer, dass wir wieder verlieren und dann wieder verlieren."
Prinz PI
tolles, passendes Zitat

„Wir dachten schon, Sie wären wie dieser Ikarus, irgendwo abgestürzt.“
„Nein, das bin ich nicht.“
könntest du weg lassen, wäre wirksamer...

Ich hab es amüsiert gelesen
viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

das passt sich treffend, gerade wollte ich Spanisch pauken, aber da flattert noch eine Antwort herein. :D
Ich bin zur Zeit dabei, diesen Text zu überarbeiten. Das fällt mir aber ähnlich schwer, wie ihn zuschreiben. Ich glaube, das dauert noch eine Weile, bis die zweite Version auf den Markt kommt. Habe ich in Vergangenheit ja auch eher zu schnell bearbeitet und veröffentlicht und sollte daher aus meinen Fehlern lernen :)

Ich bedanke mich für deinen Kommentar und die Beschäftigung mit meinem Text. Die Zitate kamen bisher nicht so super an, das scheint nicht aufgegangen zu sein. Hier wird klar der Rotstrich angesetzt, der Versuch war es mir dennoch wert. Und die Frage, ob ich zuviel bei den Wortkriegern unterwegs bin, habe ich glaube ich zu Beginn beantwortet :D Ein klares JA! :D

Ob es aber zuviel ist? Vielleicht werde ich irgendwann am Kamin sitzen, auf meine veröffentlichten Bücher schauen und denken "Zum Glück war ich habe ich so viel Zeit für die Wortkrieger aufgewendet." :) Vielleicht auch nicht, dann hat sich die Zeit trotzdem gelohnt, denn Spaß, das macht es hier!


Einige Schüler tragen Sonnenbrillen, Badehosen und Handtücher liegen aus. Es ist die letzte Stunde an einem warmen Frühlingstag.
jetzt wird es skurill, ohne dass ich es glaubhaft oder amüsant finde

Das ist tatsächlich so geschehen, aber ich sehe ein, dass es vielleicht unglaubwürdig klingt. Ich war immer ganz vorne mit meinem Strohhut dabei :D

Das Blasen pusten - Euphorie entfacht Auftrieb

Damit meinte ich ... Der Ikarus hatte eine solche Euphorie beim Fliegen, dass er den Rat des Vaters ausblendete, und weiter nach oben stieg (Mit mehr Auftrieb) ... ebenso der Lehrer, als er sein Werk 'vollendet' hatte. Das sollte den Knackpunkt der Geschichte darstellen und hervorheben.


Den ganzen Text im 19. Jahrhundert Stil zu schreiben? Ohje ... da wäre ich heute noch dran! Aber moment .. es gibt ja noch Zeit, bis Ende Mai... Also mal schauen! =)

Beste Grüße und danke fürs Lesen, der Tipp mit Faust ist auch brauchbar!


sonne

 

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