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Jeder ist anders anders

Ana

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21.05.2016
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Jeder ist anders anders

An einem sonnigen Nachmittag beschließen zwei junge Männer namens Josh und Patrick einen Spaziergang zu machen. Beide sind hagere Gestalten mit ausgefallenem Kleidungsstil. Josh hat seinen Kopf zur Hälfte rasiert und die restlichen Haare in knalligem grün gefärbt. Er hatte sie sich erst gestern getönt und ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Er trägt eine zerrissene Jeans mit Nieten an den hinteren Hosentaschen und ein T-Shirt der Band „The Cash“, seine Lieblingsband, passend dazu noch seine schwarzen Dr. Martens Stiefel. Sein Freund Patrick trägt seine schulterlangen Dreadlocks in einem unordentlichen Zopf zusammengebunden. Er hat eine Jeansjacke an, die ihm fast bis zu seinen Knien reicht. Er hat sie im Laufe der Zeit mit dutzenden von Band-Patches verziert. Unter seiner Jacke lugt eine rot-schwarze karierte, an den Knien zerrissene, Hose heraus. Auch Patrick trägt Stiefel der selben Marke wie Josh, allerdings sind seine nicht Schwarz, sondern Knallrot.
Ihr Spaziergang beginnt am Westbahnhof. Sie gehen in einige Läden und kaufen ein Paar Sachen die sie brauchen, stopfen sie in vier Plastiktüten und schlendern dann gemächlich die Mariahilferstraße entlang. Sie werden skeptisch gemustert, einige der Passanten drehen sich nach ihnen um oder machen einen kleinen Bogen um sie. Ein schick aussehender Mann in einem schwarzen Anzug rümpft sogar die Nase und schüttelt langsam den Kopf. Doch sie kümmern sich nicht darum, sie sind es gewohnt angestarrt, von manchen auch verurteilt zu werden.
Josh zieht ein Zigarettenpäckchen aus seiner Hosentasche und zündet sich eine an. Patrick stößt ihm leicht in die Seite und grinst.
„Krieg ich auch eine? Hab keine mehr.“
„’Türlich.“, brummt Josh und drückt ihm eine in die Hand.
An einer Straßenecke sitzt ein verwahrlost wirkender Mann in einem Hauseingang. Sein Haar sieht aus als wäre es seit Wochen nicht mehr gekämmt worden, sein Bart ist lang und zottelig, seine Kleidung zerlumpt und aus einem seiner Schuhe lugte sein großer Zeh hervor. Neben ihm liegt auf einem großen, grünen Rucksack ein kleiner Hund mit braunem, kurzem Fell.
„Guten Morgen, Christian.“, sagt Patrick.
„Wir haben dir was mitgebracht.“, fügt Josh hinzu und beide lassen sich neben dem Mann nieder.
Aus einer der Plastiktüten holt Patrick einen Sack voller Hundefutter, ein paar Schuhe, eine Semmel gefüllt mit Schinken und eine Wasserflasche heraus und reicht diese dem Mann, welcher sich müde lächelnd bedankt.
„Wie geht es dir heute so, Christian?“, fragt er und blickt ihm ins verschmutzte Gesicht.
„Hab in der U-Bahn geschlafen, scheiß Regen die ganze Nacht. `S arschkalt. Heute `s schon besser. Bin seit fünf Tagen trocken, hab’s geschafft. Wie ihr gesagt habt, Jungs.“, murrt er und schüttet eine Hand voll Futter in eine kleine Pappschale. Der Hund sprang sofort auf und verschlang das Essen.
„Na siehst du, wir wussten, dass du es schaffst das trinken zu lassen. Wir sind stolz auf dich.“, grinst Patrick.
Die beiden Männer unterhalten sich noch eine Weile mit ihm, reden ihm gut zu und ermutigen ihn.
Plötzlich hören sie eine quiekende Stimme.
„Ihr Hund! Ihr Hund hat auf die Stufen gemacht!“
Eine alte Dame ist vor ihnen stehen geblieben und macht einen entsetzten Gesichtsausdruck.
„Oh. Danke, dass sie uns aufmerksam gemacht haben.“, antwortete Josh und räumte den Kot weg.
„Was wenn da jemand rein gestiegen wäre? Der hätte sich die Schuhe ruiniert!“, fauchte die Dame verärgert.
„Nun, es ist ja nichts passiert.“, erwiderte Christian mit leicht verärgertem Unterton.
Die Frau schien noch etwas erwidern zu wollen, entschied sich aber dagegen, schnaubte nur und ging weiter.
Die Drei hörten sie etwas wie „Unnützes Pack.“ murmeln. Sie sahen sich an und lachten auf.
Patrick und Josh verabschiedeten sich von Christian und gingen weiter.
Sie machten noch bei vielen anderen Obdachlosen halt, verteilten Essen, Trinken, Regenponchos und Decken. Sie beraten einige und verteilen Karten auf denen Adressen von Unterkünften stehen in welchen sie Zuflucht finden können.
Nach einiger Zeit beschließen sie etwas zu Essen und lassen sich in einem Lokal nieder. Ein Kellner kommt zu ihnen an den Tisch, beide greifen nach einer Karte und suchen sich aus was sie haben wollen.
Am Tisch nebenan fangen zwei Mädchen an zu tuscheln.
„Können die sich das denn leisten, Leute wie die haben doch kein Geld um Essen zu gehen.“
Nachdem Josh und Patrick fertig gespeist haben bezahlen sie und verlassen das Lokal.
Der Tag neigt sich dem Ende zu und die Beiden steigen in die U-Bahn Richtung Floridsdorf ein. Sie setzten sich und unterhalten sich heiter. Kurz darauf steigt ein altes Pärchen in die Bahn ein und die Zwei überlassen ihnen ihre Plätze.
Als die U-Bahn in Floridsdorf hält, steigen die Beiden aus. Sie verlassen die Station, überqueren eine Straße und biegen nach ein Paar hundert Meter in eine Seitengasse ein. Josh und Patrick stehen vor ihrer Arbeitsstelle. Über den hölzerneren Eingangstoren prangt ein Schild auf dem in bunten Buchstaben geschrieben steht: „Streetworker Floridsdorf – kompetente Unterstützung für Heimatlose“.

 

Hallo Ana,

die Geschichte ist derart tendenziös und unglaubwürdig, dass es weh tut.

Ihre Schädel sind zu Hälfte kahl rasiert, die restlichen Haare, die sie noch am Kopf tragen in knalligen Farben gefärbt. Sie sind große, hagere Gestalten mit eingefallenen Augen und narbenübersäter Haut. Die Beiden tragen zerrissene Shirts mit Nieten und Ketten an den Ärmeln. Ihre Hosen sind aus verschiedenfarbigen Stoffen notdürftig zusammengenäht.
Okay, hier scheinen alle Versatzstücke versammelt zu sein, mit denen man einen Punk assoziiert, trotzdem krieg ich hier kein reales Bild zusammen, weil du aus den beiden keine Individuen machst.

Das Einzige, was an der Geschichte stimmt, ist, dass die gerne in der Mariahilferstraße herumhängen. Sie tun da weder Gutes noch Böses, sie schnorren einfach nur. Sie hier als hilfreiche Engel darzustellen, wem soll damit gedient sein, wenn das derart unglaubwürdig dargestellt wird?

Diese jedoch fängt an um Hilfe zu rufen: „So helft mir doch! Diese Unmenschen wollen meine wertvolle Fracht stehlen!“
Glaubst du allen Ernstes, dass die das so fomulieren würde? "wertvolle Fracht" für Äpfel??

Gruß
Andrea

 

Ich als Neuling würde mich da Andrea anschließen... ich empfand die Geschichte beim Lesen auch sehr unglaubwürdig und konstruiert.

Der Wortwahl der alten Frau brauche ich glaube ich nichts mehr hinzufügen. An dieser Stelle hätte ich es eher realistischer gefunden, wenn die Frau sehr zurückhaltend und ängstlich reagiert/die Hilfe nicht annehmen will und vielleicht ein Passant einschreitet und die Punks auf Verdacht hin verscheucht - sofern du bei der Story, dass alle Menschen gegen Punks sind, bleiben willst.
Dass der Eisdielenbesitzer die beiden wegschickt ist prinzipiell ja schon eine Frechheit, dass die Punks das aber einfach so hinnehmen und auf sich sitzen lassen führt eigentlich die ganze Geschichte ad absurdum. Punk ist kein Klamottenstil, es ist eine Lebenseinstellung die mit stark linkspolitischen Tendenzen verknüpft ist. Ich möchte nicht sagen dass jeder Punk ein Anarchist ist, aber Liberale wirst du da trotzdem wenige bis keine finden ;) Deswegen kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen dass ausgerechnet zwei Punks sowas auf sich sitzen lassen, wenn nichtmal ich als relativ "normale" Person sowas akzeptieren würde.
Zu guter Letzt halte ich auch die Reaktion des kleinen Jungen für eher unwahrscheinlich. Er wurde gerade verprügelt. Ich denke er hat andere Sorgen als darüber nachzudenken wie nett die Punks doch eigentlich sind und in welchem Verhältnis das zu dem steht, was ihm über Punks erzählt wurde ;)
Du schreibst: "Die Punks helfen ihn behutsam auf und der Größte von den Männern redet ihm behutsam gut zu", da doppelt sich das behutsam, davon würde ich eins streichen, und das Ihn sollte denke ich ein Ihm sein ;)


Generell finde ich sowohl das Negativ- als auch das Positivbild, das du von den Punks zeichnest, äußerst überspitzt und realitätsfern. Punks sind weder der letzte Abschaum der Gesellschaft und von allen Menschen gefürchtet und verabscheut, noch sind sie alle die Engel in Person.
Der Gedanke, einen Punk menschlich zu zeichnen, ist grundsätzlich nicht verkehrt und auch ich habe das schon in einer etwas älteren Geschichte getan, aber man sollte wirklich bei der Realität bleiben und keine Vorurteile erfinden, um diese dann entkräften zu können :)

Liebe Grüße,
Sommerdieb

 

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