Was ist neu

Kupferfrühling

RBH

Mitglied
Beitritt
13.06.2016
Beiträge
2
Zuletzt bearbeitet:

Kupferfrühling

Ein neuer Tag

Lautes Klopfen, Lider öffneten sich in einem braun gebranntem und faltigen Gesicht, große, dunkle Augen kamen zum Vorschein, das Antlitz von einem grau-schwarzem Vollbart bedeckt, auch die Haare auf dem Kopf schwarz gelockt mit grauen Strähnen und fast bis zu den Schultern gewachsen. Der etwas ältere Mann lag in einem Strohbett, umrahmt von Holzlatten, mitten in einer Blockhütte aus Tannenstämmen so dick wie Oberschenkel, das dichte, keilförmige Strohdach gestützt von zwei Stämmen an den Enden des rechteckigen Raumes, der Bewohner zog sich die Decke, die aus einer einzigen Kuhhaut bestand vom Körper und richtete sich gemächlich auf.
Links der Bettvorleger, ein Braunbär, der massive Schädel mit weit geöffneten Kiefern zur Türe zeigend, darauf eine Art Regenmantel aus gebundenen Binsen, Strohschuhe die in Leder gefasst waren, ein weinroter Langbogen ohne Sehne fast um ein Viertel größer als der Mann, ein Speer mit Steinspitze und ein Köcher, weiters eine Jacke aus Ziegenleder, daneben eine Feuerstelle, über ihr drei Pflöcke die eine Pyramide formten, an Hanfbändern hielt über den Kohleresten ein Kochtopf aus Ton, an der Wand standen zylindrische Birkengefäße voller Kräuter und zwei Ledertaschen, eine davon etwas größer als die Andere und in der Ecke ein Rucksack, gemacht aus einem Holzgestell, umspannt von Ziegenhaut, zusammen gehalten von einem groben Hanfnetz.
Wieder das Klopfen an der Türe, feiner Staub verteilte sich, die Sonnenstrahlen die zwischen den Balken in den Raum schienen, ließen die vielen Partikel glitzern während der Alte aufstand und zur Holztüre ging.
Er trug eine lange Hose die ebenfalls aus braun-weißer Ziegenhaut zusammengenäht war, an der linken Seite des Lederbundes um seine Hüften ein Messer mit Holzgriff in einer Scheide aus dunkelbraunem Leder, der Mann mit einigen tätowierten Strichen am Rücken, in der Nähe der Wirbelsäule und einem faulen Vorderzahn gähnte ehe er die Türe nach Innen zog, er blickte hinaus in den Wald einer zerklüfteten Landschaft, nach der Sonne zu urteilen war es wohl Vormittag und sein Atem war noch zu sehen.
Vor ihm stand ein weiterer Mann, dieser sah ihm recht ähnlich, etwas ungepflegt, mit noch längerem Bart und glatten Haaren fast bis zum Hintern, er trug auch fast die gleiche Hose jedoch ohne Messer, dafür ein Lederbändchen um den Hals, darauf kleine Knochen und in regelmäßigem Abstand insgesamt drei Totenschädel von Raben.
Die Beiden sahen sich an, ihr Atem verging in weißen Wolken zwischen den angrenzenden Tannen und Laubbäumen, dann sprach der frühe Gast „Tuk ist zurück“ und der Hausherr schien nun hellwach zu sein, trat aus seiner Hütte während der mit der Kette sich umdrehte und mitten durch den Wald voran spazierte, der gerade Aufgewachte folgte mit einem Lächeln im Gesicht über den kühlen Boden auf den ein zarter Hauch von Schnee dahin schmolz.
Ein Stück weiter betraten die Beiden ein beschauliches Dorf, kaum zehn Behausungen in gleicher Baumweise wie die Hütte abseits im Wals jedoch etwas größer, umgeben von Zäunen aus Pflöcken und Strohmatten, Ziegen und Schweine tummelten sich in ihren Gehegen und ein breiter, trockener Weg verband die fensterlosen Häuser, einige Hunde die noch große Ähnlichkeit mit Wölfen hatten lungerten in der Wiese am Waldrand, in der Mitte der Blockhütten ein Platz.
Hier hatten sich fast 30 Leute versammelt, Alte, Erwachsene und Kinder, Frauen mit langen Haaren und Männer mit dunklen, zerzausten Bärten, gekleidet in Ziegen oder Schweinehäuten, sie wirkten Alle recht schlank und kräftig waren jedoch nicht sehr groß.
Als die beiden Männer über den Weg auf den Tumult zu kamen, machten die Leute Platz und verneigten sich, der Mann mit dem Messer am Gürtel stellte in die Mitte der Masse wo ein weiterer Mann stand um den das Volk einen Kreis gebildet hatte, auch er in Ziegenhose und Jacke, seine Haare gestutzt, nur sein Bart dicht und lockig, vor ihm ein Sack aus Schweineleder.
Neben ihm zwei junge Männer die ihm recht ähnlich sahen, Einer mit langen, schwarzen Haaren und einen Bartschatten, der Andere mit kahlem Gesicht und noch längeren, gelockten Haaren, der Kerl mit dem Sack griff hinein und gab dem Jungen eine Schnitzerei, eine Figur welche die Merkmale eines Menschen und einer Raubkatze vereinte, den offensichtlich älteren der Beiden eine Figur die an eine kurvige Frau erinnerte und aus fast schwarzem Holz zu sein schien.
Dann wandte er sich dem Mann mit dem Messer zu, die beiden umarmten sich und die Dorfbewohner kamen näher und bestaunten die Geschenke, als die Beiden ihre Umarmung lösten gab der Mann mit den Gaben seinem Freund ein Kupferbeil, dann nahm er weitere, große Kupferstücke aus dem Beutel und die Menschen bestaunten die fremden, fast fuchsrot schimmernden Steine, auch der Kerl mit den Rabenschädeln beäugte die fremdartigen Dinger skeptisch aber neugierig, die Kinder drängten sich nach Vorne und berührten das rohe Kupfer mit ihren Fingerspitzen, sie erschraken weil es so kalt war, dann gab der Gönner einem der kräftigeren Männer in der Menge eine Pfeilspitze die wirkte als hätte man einen der Steine wie Ton geformt, der große Kerl mit dichtem Bart und langen Haaren sah sie an und staunte, auch ein Kamm war dabei, wie aus türkisem Stein, der Schenkende gab ihn einer alten Frau mit weißen Haaren die sich sofort damit kämmte ehe die Mädchen sich um sie scharrten und geduldig abwarteten bis sie an der Reihe waren sich zu frisieren.
Als sich die Menschenmenge wieder aufgelöst hatte und sich die Familien in ihre Hütten zurück zogen, blieben der Mann mit dem nun leeren Sack, der mit dem Beil und der Rabenmann auf dem Platz und setzten sie sich auf den staubigen Boden, der Mann mit der Waffe sah seinem wiedergekehrten Freund an und fragte „Woher hast du das?“.
Dieser blickte ihm in die Augen und antwortete „Als der Mond so oft gefüllt war wie beide Hände Finger haben überquerte ich zwei große, reisende Wasser und ein Feld aus ewigen Felsriesen, wo die Sonne stirbt war das Land flach, ich sah Menschen, starke Waffen, tragen Haut wie Käfer, ich habe für sie gejagt und diese Dinge bekommen, sie zogen weiter wo es immer kälter wird“, dazu der Mann mit der Kette und verrauchter Stimme „Sprich von ihren Geistern“.
Er sah ihn an und berichtete weiter „Waren groß, zeigten mir wie man ihre braunen Steine zu Pfeilen, Speeren und Äxten macht, wie man Feuerstelle baut, es zerfließt zu leuchtendem Wasser, wie ein kleines, reisendes Wasser aus Feuer, es wird härter als Stein, ihre Geister haben die Mutter vergessen, ich konnte nicht hören was sie sagten, sie fürchteten den Wolf und den großen Bären nur fremde Menschen nicht“, nun meldete sich wieder der Kerl mit dem Beil zu Wort „Wie sahen sie aus?“ und sein Freund antwortete „Ihre Haut war wie Erde, Augen so wie unsere, die Menschen waren lang und sahen immer hungrig aus, Haare wie die Federn von Krähen, gute Kämpfer, schlechte Jäger...“.
In diesem Moment hörten sie einen der Wolfshunde knurren und die Männer standen beunruhigt auf, auch die Schweine und Ziegen wurden ängstlich, grunzten, quiekten und meckerten lautstark und in den Hütten wurde es still, die Drei schlichen an den Behausungen vorbei an den Waldrand, dort warteten eine Hand voll der Beschützer auf vier Pfoten und fletschten ihre Zähne.
Ein dunkler Schatten schlich durch die Bäume, ein riesiger Braunbär dem zwei kleine, tollpatschige Jungen folgten war dem Dorf gefährlich nahe gekommen, die Männer duckten sich und sahen dem Raubtier angespannt nach, Hinter ihnen kamen die beiden jungen Männer von vorhin mit Speeren, bewährt mit primitiven Steinspitzen und noch etwa zehn ältere, bewaffnete Männer mit langen Haaren und dunklen Bärten angerannt.
Doch schnell war der Spuk vorbei und auch die Nutztiere beruhigten sich langsam wieder als der Schatten und seine niedlichen Jungen sich wider in den Wald zurück zogen, der Mann mit dem Kupferbeil hatte auch sein Messer mit der kurzen, scharfen Feuersteinklinge gezückt und sah die Anderen an, er sprach „Geht und benutzt Augen und Ohren, die sind ausgehungert, sie fühlen das der Fall des harten Wassers bald zurück kehrt“, die Männer sahen ihn an, die großen, grau-weißen Hunde blieben aufmerksam und mit aufgestellten Ohren am Waldrand stehen während sie die Jäger die hohe Wiese verließen und sich in die Hütten zurück zogen, der Kerl mit dem Kupferbeil steckte sein Messer wieder weg, hielt das große Beil mit beiden Händen und marschierte zurück in den Wald.

Von den Geistern verlassen

Wieder in der Hütte kochte gerade Etwas über einer großen Flamme im Topf, Fleisch an kleinen Knochen und Gewürze blubberten in einer dicken, braunen Brühe, davor hockte der Mann der hier ganz alleine fern des Dorfes wohnte, er saß auf seinem Bärenfell und er trug seine Ziegenlederjacke, mit einem Holzlöffel rührte er seine Mahlzeit vorsichtig um, da klopfte wieder jemand an der Türe und der Koch rief laut „Komm!“.
Sofort ging sie auf, Draußen war es grau und windig geworden, der Himmel verdunkelt und der Schnee lag fast bis zu den Knien, sein Freund der ihm das Beil geschenkt hatte kam herein, lehnte die Türe wieder zu und setzte sich, seine Haare waren wieder ein Stück gewachsen, ungefähr zwei Monate waren vergangen und er sah seinen Freund an dessen Bart ebenfalls ein Stück länger wirkte, in den Hand des Besuchers zwei Holzschüsseln, der Wirt erwiderte den Blick und sie nickten, dann stellte der Gast die Schüsseln hin und sie drehten sich im Schneidersitz zueinander hin.
Im Schein der Flamme sprach Tuk „Wir essen Heute aus meinen Schalen, der letzte, kurze Tag ist da, die Menschen wollen das ich vor der ersten Jagd deinen Platz nehme, ich erbitte deinen Namen Dorfvater großer Bärentod“ und sein Freund antwortete etwas erstaunt „Du bist starker Mann Tuk, wir haben Wölfe und Steinziegen gejagt, mein Geist ist leicht wie mein Fleisch, bald gehe ich zu den Müttern und Vätern in den ewigen Wald,ich fühle es, noch wenige Sonnen und ich werde ewig schlafen, sag mir Tuk, wollen die Menschen es wegen der Gaben?“, sein Gast, der unterwürfig zu Boden blickte meinte „Sie wissen ich habe Viel gesehen und gelernt auf meinen Reisen, sie wollen lernen wie man die Waffen aus braunem Stein baut, sie achten meine Söhne, Mau darf die Tochter des Schweineherren nehmen wenn ich Dorfvater bin, neues Blut für meine Linie“, Bärentod nickte, dann nahm er die Schüsseln und goss die Brühe mit den Fleisch und Kräuterstücken in die Schalen und die Beiden fingen an mit den Händen zu essen.
Stunden später war der Herr der kleinen Hütte wieder alleine, die Dämmerung war über das Land gekommen und er legte gerade sein Messer ab und ging in seinem Ziegengewand und Barfuß hinaus in den schneebedeckten Wald, das Feuer in der Hütte loderte noch, er ließ es brennen. Darüber waren die Wolken einem dunkelblauem Himmel gewichen, Bärentod ging im tiefen Schnee in der anbrechenden Dunkelheit einen Pfad entlang, nicht lange danach sah er Vor sich zwischen den Bäumen ein Feuer mitten zwischen den Stämmen der Tannen, etwa ein Dutzend Männer mit zottigen Bärten und langen Haaren saßen um die Flamme, sie hatten Nichts an und auch er zog sich aus und ließ das Gewand auf den Boden fallen, der Mann mit den Rabenschädeln stand neben dem Lagerfeuer und hielt eine große Schüssel in beiden Händen, nur er trug eine Hose.
Bärentod setzte sich auf einen noch freien Platz der Stelle die großteils von Schnee befreit und nassem Laub bedeckt war, der Kerl mit der Schüssel ging sofort zum Dorfvater und stellte sich Hinter ihn, er hielt die Schüssel über den Kopf des nackten Mannes und fing an laut und deutlich zu sprechen „Jäger, Kinder des Waldes, Herren über die gekrönten Könige, die Bären, die schnellen Pfoten und der geschmückten Sänger des Himmels, der letzte, kurze Tag ist vorüber, nehmt die Gaben von der Mutter Erde und hört auf das Flüstern in der Dunkelheit“.
Zu Ende geredet überreichte er die Schüssel dem Mann vor sich, er trank einen großen Schluck ehe er die Schüssel hoch hob und dem Schamane hinter sich übergab um sie dem nächsten Jäger im Kreis zu überreichen, dies wiederholte sich bis jeder der kräftigen Männer einen Schluck getrunken hatte und die Schüssel leer war.
Der Schamane setzte sich auf den Stamm eines geknickten Baumes etwas entfernt und stimmte seinen Kehlkopfgesang an, die Männer fingen an wie gebannt ins Feuer zu starren, dabei stießen sie immer wieder Laute aus, kurze Töne ehe ihre Oberkörper rhytmisch zu schwanken begannen, sie wirkten wie weggetreten ehe sie mit weit aufgerissenen Augen nacheinander, allmählich auf den kalten Waldboden kippten.
Jetzt nahm der Schamane eine weitere Schüssel von seiner Sitzgelegenheit und stand auf, er tauchte seine Hand hinein und ließ sie darin bis er bei Bärentod angekommen war und sich neben ihn hockte, er hob den Arm an und seine Hand war von einer weißen Masse bedeckt, er drückte sie auf das Gesicht des Jägers der sich wie die Anderen in einem starken Delirium befand, er wiederholte es bei jedem der bärtigen Kerle die sich in ihrem Rausch kaum noch rühren konnten und sehr schnell atmeten, als der Rabenmann das Gesicht eines jeden von ihnen weiß bemalt hatte, setzte er sich wieder und sah zu wie sie sich im warmen Schein der großen Flamme krümmten, wie in Zeitlupe über den Boden wälzten, er führte seinen Gesang fort und nahm er etwas aus seinem Hosenbund das aussah wie eine Zigarre, Kräuter eingehüllt in Blätter, er beugt sich zum Feuer und zündete die Spitze an, mit dem Mund zog er am anderen Ende und atmete immer wieder schnell ein und aus bis sich der gesamte Platz mit Rauch füllte, dann warf er das Ding ins Feuer und ein lautes Knistern war zu hören ehe weißer Rauch von der Flamme in den Himmel geblasen wurde und der Schamane sich erneut hinsetzte während er durch die Baumkronen in den Sternenhimmel starrte.
Am nächsten Morgen war das Feuer fast erloschen und es hatte wieder geschneit, die nackten Jäger lagen um den rauchenden Kohlehaufen, gerade war die Sonne aufgegangen und ihre feinen Strahlen durchbohrten die Kälte, auch der Schamane saß noch immer da auf dem Stamm, er war ganz still und schlief schon fast, erst als das Tageslicht sein Gesicht berührte stand er auf und weckte die Jäger, diese erhoben sich etwas verwirrt und suchten sich ihre Hosen die welche um die Stelle herum lagen.
Der Dorfvater Bärentod stellte sich noch nackt vor den Schamanen und trug ihm auf „Bring mir Tuk“ der nickte und voran ging, alle bis auf Bärentod folgten ihm durch den Wald zurück in Richtung Dorf, nachdem sich auch Bärentod seine Hose angezogen hatte marschierte er mit der weißen Farbe im Gesicht ohne sich umzudrehen ebenfalls zurück nach Hause.

Ursache und Wirkung

Bärentod stand gerade in seiner Hütte, den vertrockneten, weißen Handabdruck noch teilweise im Gesicht, er trug den Binsenmantel, auf dem Kopf eine Fellmütze und sein Ziegengewand, auf dem Rücken ein Köcher mit einigen unfertigen Pfeilen und dem unfertigen Bogen darin, an der Hose sein Messer, im Bund das Kupferbeil, an den Füßen die Schuhe aus Stroh die mit dünnem Leder umfasst waren und über dem Köcher sein Rucksack.
So trat er aus der Hütte, machte die Türe zu und lehnte seinen Speer dagegen, dann stellte er sich hin, breitbeinig, die Hände in die Hüften gestützt, vom ergrauten Himmel fielen wieder kleine Schneeflocken, er beobachtete sie und machte den Mund auf um sie auf seine Zunge fallen zu lassen, es schien ihm Vergnügen zu bereiten.
Bis er jemanden bemerkte der aus dem Wald auf ihn zu kam, es war Tuk der seine Kleidung aus Ziegenleder trug, die Strohschuhe und ebenfalls eine Fellmütze die im Gegenteil zu der braunen von Bärentod grau war, er stellte sich vor den Dorfvater und dieser sprach „Du warst nicht beim Treffen mit den Ahnen“ darauf Tuk „Ich habe die Stelle für die braunen Steine fertig gebaut“. Bärentods Blick wurde sehr ernst und er wurde lauter „Bevor ich dir meinen Namen Dorfvater schenke, sag warum sind neue Waffen wichtiger als die Welt die unsere Augen nicht sehen können?“ und sein Freund antwortete „Ich kenne mehr als unser Dorf und habe Angst, vor Dingen die meine Augen sehen können, wenn fremde Menschen kommen brauchen wir mehr als die Pfeile und Speere, sie sind nicht wie wir, nehmen Essen, Frauen und verbrennen was schwache Menschen gebaut, wir müssen Krieger werden, nicht Jäger bleiben, die warmen und kalten Zeiten werden tanzen, da ist mehr als träumen, jagen und essen“, der Dorfvater schüttelte seinen Kopf „Angst darf nicht sagen was wir tun, wir müssen die Güte der Mutter suchen, nicht Zorn des Vaters, Waffen bringen Schmerz, in Geister und Fleisch, ich bin Jäger seit mehr Wintern als Lichter am Erdenende, wenn Menschen kommen und nehmen was uns gehört jagen wir sie, wie die Sammler vom ewigen Wasser und die Menschen mit den Füßen der Federohren seit so vielen Sonnen, der Schoß der großen Felsen ist gut, den Bären der meine Frau getötet, mit den alten Klingen aus den Felsen und meinen Händen habe ich seinen Geist in die andere Welt getragen, ich kenne diese braunen Steine, sie machen Geister der Menschen dunkel, vergiftet von zu vielen Dingen, meine Frau und ich sind gegangen vom Dorf meiner Mutter und meines Vaters, ich habe nie gesagt wie Steine zu brennendem Wasser werden, woher ich gekommen, besser jagen und zu sammeln, für Geister und Menschen“.
Tuk sah demütig zu Boden und erwiderte „Die Menschen werden sterben wenn Federohrenfüße und Sammler die braunen Steine haben, Jäger müssen Krieger werden, die Geister müssen gehen, die Menschen wollen mir folgen, nicht leben wie in Welt vor den Vätern der Väter“, Bärentod wirkte enttäuscht als er darauf sagte „Dann wirst du nicht Dorfvater, Anführer muss Jäger sein, muss die heiligen Wasser trinken und seinen Körper bemalen, ich warte bis das harte Wasser zu Wasser wird bis du Namen bekommst, sind Männer bereit für die Jagd?“ und Tuk sprach „Männer werden heute nicht jagen, erst mit Waffen die ich mache, Sintek sagt du bist wütend wenn Jäger nicht gehen, Wald der Jäger wird Wald der Krieger zwischen den ewigen Felsriesen“worauf Bärentod erbost schnaubte „Falscher Weg, Mutter Erde wird sterben wenn Geister gehen, du wirst nicht Dorfvater, wir bleiben Jäger“ doch Tuk widersprach „Die Menschen wollen es, wenn du hier nicht bleiben willst, wir helfen dir neue Hütte zu bauen wo das Licht des Himmels wärmer wird“.
Dann drehte er sich um und ging wieder in Richtung Wald, da stürmte Bärentod los und zückte sein Beil, noch bevor Tuk sich umdrehen konnte schlug er es mit einem kräftigen Ruck in dessen Hinterkopf, das Blut spritzte über den weißen Boden, Tuk sackte zusammen und Bärentod zog die Waffe wieder aus dem zertrümmerten Hinterkopf.
Er drehte den Körper um und sah dem Ermordeten in die weit aufgerissenen Augen, erst jetzt bemerkte Bärentod was er getan hatte und warf das Kupferbeil zu Boden, geschockt starrte er auf Tuks leblosen Körper, rannte los und vergaß ganz auf seinen Speer, er eilte den steilen Hang hinter der Hütte hinauf durch den tiefen Schnee in den Wald.
Nicht lange danach hatte es stärker zu Schneien angefangen, Tuks älterer Sohn Mau und der Schamane Sintek entdeckten die Leiche zuerst, in ihren Schuhen aus Stroh eilten die Beiden zur Hütte, sie trugen ebenfalls Ziegengewänder doch keine Mützen und sofort fing Mau an zu weinen, er fiel neben seinem toten Vater auf die Knie, der Schamane sah entsetzt die große Blutlache im Schnee der auch den Leichnam schon etwas bedeckt hatte, der Sohn des Toten drehte seinen Kopf zum Rabenmann und sprach mit heiserer Stimme „Hilf mir Bärentod zu jagen“ und der Schamane nickte.

Abrechnung

Kurze Zeit später streiften auch der Schamane und Tuks Sohn durch den verschneiten Wald einen steilen Hang hinauf, den Spuren im Schnee folgend, auch sie trugen nun Mützen und die Binsenumhänge, auf ihren Rücken Bogen und Köcher voller Pfeile, im Hosenbund des Jungen das Beil, sie waren wohl nicht weit hinter dem Mörder der tiefe Abrücke in der weißen Pracht hinterlassen hatte, ein kühler Wind machte sich bemerkbar und auch Kot und Fußspuren von Rehen war hier überall zu erkennen.
Gerade als die Wolken verschwunden waren und die Abendsonne ein wenig Licht über die Landschaft brachte, erreichten die Beiden das grau-weiße, zerklüftete Gebirge, sie suchten sich ein gemütliches Plätzchen für die Nacht und erreichten bald einen Felsvorsprung von dem aus sie das gesamte, bewaldete Tal überblickten das sie Hinter sich gelassen hatten, sie setzten sich nebeneinander an die Felswand und sahen wie die Sonne hinter dem verschneitem Gebirge am Horizont verschwand welche die übrigen Wolken in allen Farben des Feuers glühen ließ und die ersten Sterne vom klarer werdenden Himmel blinkten.
Der junge Mann fragte den Schamanen „Wieso hat er es getan?“, Sintek der ruhig in die Ferne starrte antwortete „Tuk wollte Vieles anders machen, Bärentod hat gesehen was passiert wenn Menschen die Geister und Götter vergessen, verlernen den Bäumen zu lauschen, in den Steinen zu lesen und wissen nicht mehr wie man den König des Waldes erlegt, sie haben ihre Wurzeln verloren und wollten zum Himmel wachsen, ihre Geister vernebelt mit Wünschen, wenn wir ihn finden werden wir ihn strafen wie der Gott des Gleichgewichts es befiehlt, da er noch unser Dorfvater ist beerdigen wir ihn wie einen Jäger, wenn er deinen Vater im nächsten Ganzen antrifft kann er Bärentod vergeben und sie werden als Freunde in den ewigen Wäldern jagen, sei nicht wütend, fordere dein Recht mit Geduld“ und darauf der junge Mann, während er über die zerklüfteten Berge blickte die langsam in Dunkelheit gehüllt wurden „Das ist gut Sintek, jage ihn mit einem Pfeil, ich erlege ihn mit seiner Axt“, dann war es still und ein angenehmer Föhnwind heulte über die scharfen Felsen hinweg.
Der nächste Tag war wieder etwas freundlicher und weit wärmer, es war gerade Vormittag geworden, der Schnee auf den Felsen und den Flächen an den Bergflanken schmolz dahin, auf einer recht weiten Ebene aus deren Schneedecke schon einige graue Felsen ragten lag der Kadaver eines Steinbockes an dem sich ein riesiger Steinadler satt fraß, über ihm ein Schwarm Krähen die lautstark miteinander redeten und der große Raubvogel etwas in der Ferne bemerkte.
Seinen Kopf ließ er von einer Seite zur Anderen schnellen ehe er einen lauten Schrei ausstieß, Bärentod hatte sich ihm auf wenige Schritte genähert und stieß den kräftigen Greifvogel mit dem rohen Bogen von seiner Beute, der Adler breitete seine Schwingen aus und fauchte mit weit geöffnetem Schnabel, nach einigen weiteren Stößen sprang er davon, nahm Anlauf und öffnete die Schwingen um am Rand des Plateaus hinfort zu segeln, Bärentod sah ihm nach und sagte im krächzen der furchtlosen Krähen von denen einige gerade landeten „Vergib mir“, dann hockte er sich hin und fing an das rohe Fleisch des Bockes aus dessen Bauch zu reißen und zu essen, mit blutverschmiertem Mund schmatzte er genüsslich vor sich hin während die Krähen ihn missgünstig beäugten.
Nachdem er sein Mal beendet hatte, widmete er sich den Beinen des Tieres, er Schnitt eines davon an der Hinterseite auf und trennte dann die dickste Sehne darin ab die er sie behutsam auf das tote Tier legte, er nahm seinen Bogen aus dem Köcher und rieb ihn mit dem noch recht frischen Blut des Bockes ein, dann ein leises Zischen an seinem Ohr und ein Pfeil der vor ihm an einem Felsen abprallte.
Der Pfeil war an einer Stelle in ein elastisches Material gefasst und brach wie an einer Sollbruchstelle, er erkannte an den schwarzen Federn am Ende des Pfeiles sofort wer auf ihn geschossen hatte, Bärentod drehte sich um und sah Mau mit dem Beil in seiner rechten Hand auf sich zu stürmen.
Dahinter Sintek der schon einen neuen Pfeil spannte und dem jungen, wütenden Mann mit einigem Abstand folgte, als der Junge den Mörder erreichte sprang er auf ihn zu und der kräftigere, ältere Mann packte ihn an seinen Handgelenken, sie rangen und Sintek konnte den nächsten Pfeil nicht von der Sehne lassen ohne dabei auch Maus Leben zu riskieren, so steckte er den Pfeil zurück in den Köcher, den Bogen hielt er weiter in der Linken und hob mit der rechten Hand einen kantigen Stein tief unter dem Schnee auf, so rannte er auf die Kämpfenden zu.
Als Bärentod mit dem Rücken zu ihm stand holte er aus und schlug ihm den Stein in seine rechte Gesichtshälfte, ein lautes Knacken und der ältere Mann fiel um und blieb kurz liegen, der Junge stürzte sich auf ihn und nahm sich Bärenstods Messer mit der Feuersteinklinge, er versuchte damit seinen Hals zu treffen doch der Verletzte wehrte ihn ab indem er die Klinge packte, als Mau sie zu sich zog schnitt er tief in die Hand des Dorfvaters, nun schlug Bärentod dem Jungen mit der Faust ins Gesicht, der Schlag war so hart das Mau ebenfalls auf seinen Rücken fiel, Blut floss aus seiner Nase und die Tränen schossen ihm in seine Augen, Bärentod stand auf und ging nun mit bloßen Händen auf den Schamanen los den er packte und von den Füßen hob ehe er auf das Ende des Plateaus zu rannte und Sintek in die Tiefe warf der laut aufschrie bevor weiter Unten an der Bergflanke ein dumpfer Knall zu hören war.
Wieder kam ein Pfeil geflogen der Bärentod nur knapp verfehlte, Mau zog bereits den Nächsten aus seinem Köcher, er hatte das Beil in seine Hose gesteckt wie auch das Feuersteinmesser, der Mörder jedoch war nun unbewaffnet und floh geduckt die Klippe entlang während der nächste Pfeil knapp an seinem Gesicht vorbei zischte, er schaffte es aus der Schusslinie und er floh geduckt zwischen den Felsen vor Mau und seinen Geschossen, dieser nahm den unfertigen Bogen, ließ die Sehne liegen und steckte ihn sich in den Köcher ehe er dem Flüchtigen weiter folgte.
Wenige Stunden später war der Himmel wieder verdunkelt, dicke Schneeflocken fielen fast lotrecht vom Himmel und färbten die grauen Felsen weiß, Nebel umschlang die zahlreichen Gipfel die nun wieder in ein grelles Weiß getaucht wurden, da erkannte Mau etwas vor sich im Schnee, ein dunkler Fleck in der Ferne der sich zu bewegen schien und dann plötzlich stehen blieb.
Der junge Jäger kam vorsichtig näher, legte mit seinen Finger einen Pfeil an die Sehne seines Bogen und fing an zu laufen, da bemerkte das es nur eine Gämse war die den Hang hinab floh und er wurde wieder langsamer, der Pfeil blieb Schussbereit und er folgte weiter Bärentods Spuren im Schnee, noch mehr Gämsen querten seinen Weg auf diesen einem der Zahlreichen Kämme die hier durch breite Furchen getrennt waren und weiter zum Gipfel hin führten.
Am späten Nachmittag war Bärentod schon etwas entkräftet und das Wetter war noch gleich verschneit wie zuvor, seine rechte Gesichtshälfte war blau angelaufen, er nahm unterm gehen Schnee von einem großen Stein und drückte ihn sich in sein Gesicht, auch in der Hand mit dem Schnitt hielt er ebenfalls einen Patzen Schnee der bereits rötlich-gelb gefärbt war, der Wind heulte und verwehte die Flocken, sonst klimperten nur die Pfeile in seinem Köcher und kein anderes Geräusch war zu hören, als er doch etwas zu bemerken schien drehte er sich um, mit der unverletzten Hand zog er einen Pfeil aus dem Köcher, der eine Spitze besaß jedoch keine Federn am Ende und hielt ihn wie ein Messer, dann duckte er sich und schlich weiter, dort hin wo der Abschnitt etwas flacher wurde, eine weiße Wüste so weit das Auge reichte, keine Sonne, nur eine fahle Scheibe und Böen wie aus Diamantstaub, seine Füße versanken bereits bis zu den Oberschenkeln im Schnee wo durch die kleinen Hügel die Felsen nur zu erahnen waren.
Bärentods Bart war leicht gefroren, sein Atem zu sehen, die Ebene vor ihm wurde bald wieder etwas steiler und er marschierte weiter doch die Kraft verließ ihn langsam und so nahm er seinen Rucksack ab, stellte ihn in den Schnee und sah ihn erschöpft an, als er weiter gehen wollte blieb er wie angewurzelt stehen, die Augen weit offen versuchte er sich mit der linken Hand reflexartig noch an den Rücken fassen, doch er schaffte es nicht den Arm über sein rechte Schulter zu heben und zuckte zusammen, als würde er keine Luft mehr bekommen klappte er auf seinen Bauch, mit dem Gesicht auf seinem Oberarm blieb er liegen und hörte langsam auf zu atmen, in seinem Rücken einer von Maus Pfeilen, fast genau zwischen seinen Schulterblättern, eindeutig von weiter Unten abgefeuert.
Das Geschoss hatte die Binsenmatte mühelos durchdrungen, Bärentod rührte sich nicht mehr und Mau kam aus dem Schneesturm auf ihn zu, er zog den Pfeil aus dem Fleisch des Mannes den er niedergestreckt hatte, die Spitze und ein Stück des Schaftes blieben im Fleisch zurück und das Wetter wurde jeden Augenblick schlechter.
Schnell gab Mau dem verblutenden Bärentod das Messer zurück, legte das Kupferbeil und den Sehnenlosen Bogen neben ihn und stellte sich dann vor dem sterbenden hin hin, hängte seinen Bogen auf seinen Rücken und steckte den abgebrochenen Pfeil in den Köcher, dann streckte er die Arme aus und rief laut in den stärker werdenden Wind „Mau, Sohn des Tuk schicke euch den Geist von Bärentod, Sohn des Volkes am reisenden Wasser in den Wäldern der kämpfenden Schweine, Dorfvater meines Volkes der Felsmenschen, gehe er in Frieden in die ewige Welt über“, der Junge ließ seine Arme wieder sinken, dann wendete er sich vom Toten ab der immer mehr vom Schnee begraben wurde und machte sich auf den Weg zurück, runter vom Berg um dem stärker werdenden Schneesturm zu entkommen.
Als Mau am Abend danach wieder die Baumgrenze erreichte war der Himmel noch immer von einzelnen, weißen Wolken bedeckt, auch hier im Tal langte der Schnee fast bis zu seinen Hüften und hüllte die Umgebung in den fahlen Schleier des Winters, er trug Sinteks zerschmetterten Körper in seinen Armen und war schon etwas erschöpft.
Den Platz inmitten der Hütten erreicht legte er den toten Schamanen ab, die Wolfshunde kamen zuerst und als das Dorfrudel anfing zu heulen öffneten sich die Türen und die Menschen eilten in ihre Ziegengewändern zu der blassen Leiche, sie stellten sich um den ehemaligen Schamanen und fast Alle fingen an zu weinen, Andere standen nur perplex und mit weichen Knien da, Maus Bruder Tan kam aus der Menge auf seinen Bruder zu und fragte ihn „Ist Bärenwolf bei den Geistern?“, Mau nickte und sah die Jäger an die ebenfalls noch die weißen Abdrücke im Gesicht hatten und meinte „Wir bestatten Sintek am Ort der Wurzeln neben unserem Vater“ und die Männer nickten, sie warteten bis die Frauen, Kinder und jungen Männer sich wieder beruhigt hatten und transportierten den Leichnam gemeinsam ab in den Wald, auch Tan folgte ihnen.
Kurze Zeit später hatte der Schneefall nachgelassen, auf einer Lichtung war der Schnee plattgedrückt, zwei nicht sehr tiefe Gruben waren ausgehoben, daneben je ein Haufen großer Steine, in einem Kreis standen die Jäger in voller Montour, die Speere steckten um den Patz im Boden und sie legten die ersten Steine vorsichtig auf die Gräber, in den Erdlöchern Tuk und der Schamane samt ihren Ziegnhautgewändern, Hauben, Binsenmänteln, Köchern, Schuhen und Bögen.
Nur die Rabenkette war nicht dabei da diese nun Tan trug der neben seinem Bruder stand und ihn leise fragte „Was machen wir mit braunen Steinen?“ worauf Mau antwortete „Sie sind verflucht, erst wenn fremde Menschen kommen wie Vater gesagt hat werden wir Waffen bauen, bis dahin verstecken wir sie in der Höhle in den Felsen wo die Bären hausen, ich habe Angst sie erwecken böse Geister und wir sollten diese Früchte der Erde ihrem Fleisch zurück geben“.
Die übrigen Männer sahen ihn an und einer von ihnen sprach „Tuk wollte der Dorfvater werden, sein Geist war groß, wir geben dir diesen Namen Mau, du hast viel gelernt, sollten wir leben wie Bärentod es uns gezeigt, Jäger bleiben oder den Wald verlassen um zu sehen was hinter den Bergen ist?“ darauf Mau „Wir bleiben, ihr werdet jagen, ich nehme den Namen Dorfvater, Tan geht in Sinteks Hütte, er kennt die Kraft der Pflanzen, erst wenn unsere Söhne ihre Speere werfen gehen wir zu Plätzen hinter den Bergen und sehen was sich dort versteckt“.
Ein weiterer Jäger, der gerade einen Stein auf das Grab seines Vaters legte, fragte ihn „Was hast du mit Bärentod gemacht?“ und der junge Mann antwortete „Mein Pfeil traf sein Fleisch, ich gab ihm seine Waffen damit er weiter jagen kann, meine Stimme schickte seinen Geist in die Ahnenwelt, das harte Wasser hat ihn verschluckt, sein Körper ist auf den Felsriesen, wenn es zu totem Wasser wird bleibt er so viele Monde dort wie der Wald Bäume kennt“.
Nach kurzer Zeit waren die Gräber fertig, zwei einfache Steinhaufen lagen nun mitten im dunklen Wald, so ging die Gruppe wieder zurück zum Dorf, über den schmalen Waldpfad im Schnee.

 

Hallo RBH,

Zeichensetzung und Groß- und Kleinschreibung sind sehr, sehr eigenwillig in deiner Geschichte, ich hoffe bloß, das ist ein Stilmittel.
Begeistert bin ich von der Sprache. Die ist wild und mystisch und reißt das Auge mit, da ist es dann plötzlich auch nicht mehr so wichtig, ob man alles versteht. Und verstanden habe ich wirklich nicht viel, da ist Bärentod, der aktuelle Dorfvater, dem Spirituellen und der Jagd zugewandt, und Tuk, der Vielgereiste, der neue Waffen mitbringt ins Dorf und die Produktion von Waffen wichtiger findet als der Kontakt mit den Geistern, und der die Dorfbewohner zu Kriegern machen will, damit sie sich gegen die neubewaffneten Sammler und Federohrenfüße (?) verteidigen können. Bärentod soll den Titel an Tuk weitergeben, aber weigert sich und tötet Tuk stattdessen, und wird wiederum von Tuks Sohn getötet, der aber dann als neuer Dorfvater Bärentods Weg dem seines Vaters vorzieht.
Es ist mehr prähistorisch als historisch, denn fürs Historische fehlt mir der Bezug auf die tatsächliche Epoche und die Gegend, in der das ganze sich abgespielt haben soll. Sind die "braunen Steine" denn nun Erze und sprechen wir über den Übergang von Stein- zu Bronzezeit, oder Jungsteinzeit zu Kupferzeit im speziellen?
Ach egal, es ist eine faszinierende Saga und wie gesagt, ich hoffe, die fehlenden Kommata sind ein überlegt eingesetztes Stilmittel und nicht einfach falsch. Deswegen auch keine Anmerkungen zu möglicherweise vorhandenen Tippfehlern, denn bei der Suche würde ich ständig über die Zeichensetzung stolpern.

Gruß
Ella Fitz

 

Lautes Klopfen, Lider öffneten sich in einem braun gebrannte[n] und faltigen Gesicht, große, braune Augen kamen zum Vorschein, das fahle Antlitz von einem grau-schwarzem Vollbart bedeckt, auch die Haare auf dem Kopf schwarz gelockt mit grauen Strähnen und fast bis zu den Schultern gewachsen, der etwas ältere Mann lag in einem Strohbett, umrahmt von Holzlatten, mitten in einer Blockhütte aus Tannenstämmen so dick wie Oberschenkel, das dichte, keilförmige Strohdach gestützt von zwei dicken Stämmen an den Enden des rechteckigen Raumes, der Bewohner zog sich die Decke, die aus einer einzigen Kuhhaut bestand[,] vom Körper und richtete sich auf[./alternativ, wie von Dir verwendet:, dann aber limks klein!], Links ein Bettvorleger, ein Braunbär, der Kopf mit weit geöffneten Kiefern zur Türe zeigend, darauf eine Art Regenmantel aus gebundenen Binsen, darauf Strohschuhe in Leder gefasst, ein weinroter Langbogen ohne Sehne fast um ein Viertel größer als der Mann, ein Speer mit Steinspitze und ein Köcher, weiters eine Jacke aus Ziegenleder, daneben eine Feuerstelle, darüber drei Pflöcke[,] die eine Pyramide formten, an Hanfbändern hielt über den Kohleresten ein Kochtopf aus Ton, an der Wand standen zylindrische Birkengefäße voller Kräuter und zwei Ledertaschen, eine davon etwas größer als die Andere und in der Ecke ein Rucksack aus einem Holzgestell und Ziegenhaut, zusammen gehalten von einem groben Hanfnetz.

Aber hallo und herzlich willkommen hierorts,

lieber RBH,

das ist eine Einführung und zugleich ein Beispiel von Beschreibungsliteratur. Nun, einige Kommas wären da nachzutragen (hab ich kenntlich gemacht), aber auch ein Komma oder Punkt zur Halbzeit dieses Absatzes, der m. E. vom falschen Ehrgeiz ausgeht, den Kleist zu geben. Was aber auf alle Fälle ist, und damit muss ich Ella Fitz korrigieren, der Absatz beschreibt näherungsweise (mehr kann man heute eh nicht) eine Hütte im Übergang der Steinzeit zu den metallischen Zeiten, der Kupferzeit, in der neben den althergebrachten Geräten aus Stein schon Geräte und auch Schmuck aus Kupfer hergestellt wurde.

Die Zeichensetzung ist eigentlich der Garant, dass man lange Sätze bilden kann – und da hapert's, wie schon im nächsten Satz

... ein Klopfen an der Türe, feiner Staub verteilte sich und die Sonnenstrahlen[,] die zwischen den Balken in den Raum schienen[,] ließen die vielen Partikel glitzern, der Alte stand auf ...

Wie im richtigen Leben haben Sätze Anfang und Ende, die Du in dem Fall einem Relativsatz vorenthältst und es geht weiter – wieder ein Relativsatz, diesmal aber hastu das Ende gekennzeichnet, immerhin!

und ging zur Holztüre, er trug eine Hose[,] die ebenfalls aus braun-weißer Ziegenhaut zusammengenäht war, …

Nun, ich glaub nicht, alle Kommas heraussuchen zu wollen, denn an der Korrektur solltestu ein eigenes Interesse haben – und acht Seiten Beschreibungsliteratur sind für einen Roman nix, für eine Kurzgeschichte eine Übertreibung, mit denen sich am Anfang der Karriere niemand selbst überfordern sollte.

Nicht jeder ist ein Rimbaud.

Mein Rat daher, wenn die Regeln nicht sitzen, kleinere Sätze zu bilden – die wenigsten hier werden sich durch solche wurmartigen Sätze, die auch ihre Schönheit haben in meinen Augen, wühlen.

Die Regeln zu Rechtschreibung und Zeichensetzung finden sich auf den ersten hundert Seiten des Rechtschreibdudens und sind zugleich eine Einführung in die Regeln der Grammatik (im ersten Satz hat auch einmal die Fälle-Falle zugeschnappt. Erstaunlich, dass Du sonst den korrekten Fall eingesetzt hast. Flüchtigkeit? Dann vermutlich als Folge der langatmigen Sätze.)

Und mal die Frage, welche Rolle spielt der faule Vorderzahn in der Geschichte? Dass es zu Zeiten, da selbst noch kein Dr. Eisenbart sein Handwerk betrieb, faule Zähne gab, dürfte niemand überraschen. Immerhin hat der Alte noch Zähne – und zwar eigene!

Auf jeden Fall: Überflüssiges streichen!, dazu zählen auch unnötige Adjektive, denn die Farbe der Augen mag in einer Romanze wichtig sein, in der Kupferzeit nicht. D gab es auch keinen Rassismus - feindlich war man schon gegen das nächste Dorf, den anderen Clan.

Ich führ jetzt beispielhaft jeden Schnitzer mit seinem ersten Auftritt, sonst sitz ich noch Morgen hier

… gähnte[,] ehe er die Türe nach nnen zog, …
Innen klein!

Das mag wie Poesie klingen, ist hier aber Kitsch

… durch den kühlen Wald[,] auf den ein zarter Hauch von Schnee dahin schmolz.
Dahinfließen in dem Fall ein Wort, sonst müsste gesagt werden, wohin der geschmolzene Schnee den floss

Ein Stück weiter betraten die Beiden ein beschauliches Dorf, …
die beiden, immer klein -
ähnlich dann hier „einer“ und dann auch der andere … (letzterer kommt öfters vor, wie gesagt, musstu selber schauen). Irgendwo kommt dann vorne, das auch nicht groß geschrieben wird!

..., neben ihm zwei junge Männer][,] die ihm recht ähnlich sahen, [e]iner mit langen, schwarzen Haaren …

Langsam kommt's mir vor wie eine Modenschau der Kupferzeit ...

… die Geschenke, als die eiden in der Mitte ihre Umarmung lösten[,] gab der Mann ...
wieder die beiden und die vergleichende Konjunktion als leitet einen vollständigen Satz ein, dessen Ende Du auch kennzeichnen musst!

Hier – neben den nachzutragenden Kommas – verwechselstu scharren (das tun Hühner und mancherlei anderes Getier) und „sich scharen“, wenn sich eine Schar bildet

... ehe die Mädchen sich um sie schar[...]rten und geduldig abwarteten[,] bis sie an der Reihe waren[,] sich zu kämmen.

Hier noch ein letztes Mal die Dringlichkeit der Kommas, weil der Satz sonst im reinen Blödsinn strandet
Als sich die Menschenmenge wieder aufgelöst hatte und sich die Familien in ihre Hütten zurück zogen[,] blieben der Mann mit dem nun leeren Sack,

Also, Rechtschreibregeln reinziehen und Konzentration trainieren, denn lange Sätze - die ihren Reiz haben und, wenn sie denn gelingen, auch Zustimmung, gar Bewunderung auslösen können - bedürfen eines standhaften Sitzfleisches und eines funktionierenden Kopfes.

Ist halt noch kein Meister vom Himmel gefallen. Was hätte der auch von einem gebrochenen Genick? Nix!

Wird schon werden, meint der

Friedel

 

Vielen Dank für das ausführliche Feedback :)
Ich muss gestehen ich bin lange aus der Schule raus und die bösen Beistriche, groß/klein Fehler machen mir das Leben schwer, natürlich werde ich mich bemühen dies zu verbessern!
Ich wollte in der Geschichte nicht zu sehr ins Detail gehen und Raum für Interpretationen lassen und so wenig präzisieren wie möglich.
(Spoileralarm!)
Bei Bärentod soll es sich um Ötzi handeln und der Frage wieso er sterben musste
Federohrfüße lautet der Name eines befeindeten Stammes sein der sich so leichtfüßig bewegt wie Luchse, kleine Spielerei am Rande...

 

Nix zu danken,

lieber RBH -

ich hätt' Dich bei dem Einstieg hierorts als Schüler/Student eingeschätzt (weshalb ja auch Rimbaud von mir genannt wurde im Beitrag). Aber wird schon werden, wenn Dir gelingt, die Adjektive (die ja den größten Teil der Beschreibungsliteratur ausmachen) einzudämmen. Die Gefahr besteht darin, dass die Geschichte in Kitsch abgleitet, was bei Dir ja nun nicht passiert ist. Aber Grammatik musstu reinziehen und wie gesagt, die 100 Seiten Rechtschreibduden vorneweg sind eine Arbeitswoche, wenn man andere Literatur beiseite lassen kann) und dann ist das Wesentliche drin. Das schöne an unserer Muttersprache ist ja, dass sie flexibler ist als fast alle andern (dadurch für manchen, der es gerne geordnet hätte, wiederum schwierig. Man lässt sich halt gerne "leiten", was dann schon mal "verleiten" wird.) Aber warum ich eigentlich noch mal auftauch ist der Ötzi = Deinen "Bärentod". hierorts hat Setnemides eine hervorragende Geschichte über seine letzten Stunden eingestellt - Der lnge Aufstieg zum Gipfel

http://www.wortkrieger.de/showthread.php?40433-Der-lange-Aufstieg-zum-Gipfel

Nur so als Anregung, vom

Friedel,

der noch ein schönes Wochenende wünscht

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom