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Ich bin's, der Luis

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19.05.2015
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Ich bin's, der Luis

„Genug für heute.“
Luis Sattler packte den Fisch, zog den Haken aus dem Maul, tötete ihn mit einem Schlag gegen die Reling und warf ihn zu den anderen in den Eimer.
„Was sind das für Fische?“, fragte Pia.
„Seeforellen größtenteils. Schmecken saftig.“
Er betrachtete seine Geliebte mit leuchtenden Augen.
„Papa, fahren wir morgen nach Salzburg?“, schallte es ihm entgegen. Luis warf einen kurzen Blick auf seine Töchter Valerie und Isabelle, die sich im Heck sonnten.
„Da gibt es coole Läden.“
„Morgen ist Freitag. Da ist viel Verkehr“, brummte Luis.
„Komm schon, Papa.“
„Ich habe das Mozarthaus noch nicht gesehen“, sagte Pia.
„Okay, okay, einverstanden, wenn alle in die Stadt wollen - warum nicht.“

Die Mädchen klatschten sich ab und wandten sich wieder schläfrig der Sonne entgegen, während Pia leise mit Luis flüsterte und ihre Hände die Haare seiner Oberschenkel streichelten. Die Hitze lastete wie eine Glocke über dem See und verstärkte den modrigen Geruch des Wassers, dessen Oberfläche in einem Nebel aus silbrigem Licht glänzte. Manchmal katapultierte sich ein Fisch im Bogen heraus und fiel zurück in seine Welt. Die Yacht war nie über den See hinaus gekommen und zierte den größten Teil des Jahres die Anlegestelle, obwohl sie für Reisen über das Meer tauglich war. Er liebte solche Tage. Die Wellen plätscherten, die Angelschnur spannte sich, sobald ein Fisch anbiss. Pia lächelte zum Himmel. Viele Edelsteine hatte er gesehen, unter der Lupe analysiert, gewartet, bis das Licht auf sie prallte und ihre Schönheit offenbarte. Deshalb hatte er Pia sofort bemerkt, als sie an einem verregneten Apriltag den Laden in der Königstraße betreten hatte.

Pia wandte ihre Augen vom Horizont ab und richtete sie auf ihn, auf die Haare, die er nach hinten getürmt wie eine Perücke trug, und den weißen Bart, der an ihm herabhing. Nur flüchtig huschte ihr Blick über die Flecken auf seiner Haut und das erlöschende Feuer der Augen. Nachdem er die Angelsachen weggeräumt hatte, streifte er sich das T-Shirt über den Kopf. Er war auch auf Brust, Bauch und Rücken behaart. Breite Schultern und trainierte Muskeln kamen zum Vorschein, ledrige Haut, beinahe als wäre er ein Mann, der im Freien arbeitete.

Luis schnaufte tief durch und nahm den Geruch des gemähten Heus der Felder am Ufer wahr. Er legte sich neben Pia, nahm ihre Hand, schloss die Augen und glitt in einen traumlosen Schlaf, aus dem er durch einen Kuss auf die Stirn erwachte.

„Wir müssen langsam zum Haus zurück.“
„Wie spät ist es?“
„18 Uhr.“

Gerade jetzt wünschte sie sich, dass er sie umhüllte und sie nähme. Luis begab sich ins Heck, wo seine Töchter auf Sonnenliegen ausgestreckt mit nackten Brüsten und Stöpseln im Ohr lagen. Sie bemerkten ihn nicht und sahen glücklich aus. Wie sehr er sie liebte. Ein Knopfdruck. Surrend bewegte sich die Ankerkette. Der Motor heulte ächzend auf. Vom Lärm wachten die Mädchen auf und streckten sich. Langsam nahm das Boot Fahrt auf.

„Wir fahren zum Haus. Tolles Wetter heute.“
„Ja, super. Hör mal, das ist der neue Song von Justin Timberlake.“ Isabelle hielt ihrem Vater das Smartphone hin.
„Gefällt’s dir?“
„Ja, geht.“
„Ich mag Beyoncé“, meinte Pia, die den Mädchen die Kühlbox mit den Getränken hinhielt.
„Echt?“
Isabelle tippte ein paar Sekunden auf ihrem Smartphone, bis ‚Flawless‘ erklang.
„Hat ne Soul-Stimme, ne Negerin, oder?“, tönte es von Luis.
„Hip-Hop. Ja.“

Das zweistöckige, langgestreckte Anwesen kam in Sicht. Luis verringerte das Tempo, steuerte auf die Anlegestelle zu, ließ das Schiff an die Kaimauer treiben und vertäute es am Poller .

Erinnerungen streiften ihn. Die laut lärmenden Kinder, die durch das Haus gejagt waren, Katharina, seine Frau, hell und blond, die mit den Kindern getobt hatte. Er vermisste sie. In diesem Haus hatten sie ihre glücklichen Stunden verbracht. Eines Tages endete das Glück. Sie fuhren ohne die Kinder auf der Landstraße. Ein Wagen raste sie auf sie zu, schlug wie ein Geschoss ein. Ein Aufprall, ein Schrei, ein entsetzter Blick. Nichts hatte Luis vergessen.

Seine Augen richteten sich auf Pia und er war froh, dass sie ihr nicht glich. Eine großgewachsene, elfenhafte Frau. Er nahm den Eimer mit den Fischen und folgte den anderen.

„Kümmert ihr euch um die Glut“, sagte er zu seinen Töchtern und stapfte ins Haus.
„Ich helfe dir mit den Fischen“, sagte Pia.

Luis zog zwei Messer aus dem Holzblock, ein etwas längeres, spitzes, und ein kleineres, das an der Schneide glänzte. Er hielt die Messer Pia hin, eins in jeder Hand. Die Spitzen zeigten auf ihre Brust.
„Du brauchst zwei Messer. Eins fürs Entschuppen und ein zweites, mit dem du den Schnitt setzt.“

Pias Augen waren weit geöffnet. Mit welcher Sorgfalt er ihr zeigte, wie man etwas zerschnitt, das vor kurzem lebendig war. Das Abschaben der Schuppen nahm sie mit Gelassenheit hin, eine Rasur gegen den Strich. Was folgte, erinnerte sie an eine Operation. Mit dem spitzen Messer machte er einen geraden Schnitt, öffnete die Bauchhöhle des Fisches und setzte das Messer sorgfältig an, um die Innereien zu entfernen. Flüssigkeit floss aus der Bauchhöhle, Blut und etwas Gelbliches, das sie nicht kannte. Das schlimmste war der Gestank. Dieser widerliche Geruch haftete unweigerlich an ihm. Sie fragte sich, ob sie ihn heute küssen wollte, ob in seinen Haaren, dem wildwuchernden Bewuchs im Gesicht, auf dem Kopf, auf dem Körper, Reste der Fische hängen blieben.

Seine imposante Erscheinung hatte sie angezogen, ihre Sehnsucht nach Sicherheit gestillt. Die Eleganz der Bewegungen, trotz mächtiger, massiger Gestalt und klobiger Hände. Seine außergewöhnliche Zugewandtheit. Er konzentrierte sich ganz auf denjenigen, mit dem er sich gerade beschäftigte, da gab es keine Nachlässigkeit. Er schaute den Kunden, die den Laden auf der Kö in Düsseldorf betraten, mitten in die Augen, als könne und wolle er in ihre Herzen schauen. Anfangs verwirrte sie das und sie fragte sich, ob sie es sei, die gemeint war, oder irgendjemand. Er verstand es, sich anzuschleichen, er wollte in ihr hausen, sie durchdringen, vielleicht weil sie so viel jünger war. Dreißig Jahre Unterschied war eine Menge. Er war lebensklüger, er war charismatischer als die Männer in ihrem eigenen Alter. Er wollte sie nicht zur Puppe für die eigenen Begierden machen oder zur Gebärmaschine. Und er schlug sie nicht, er erniedrigte sie nicht, wie es Max gemacht hatte, den sie geheiratet hatte, obwohl sie wusste, wie er war. Aus Liebe würde sie nie mehr handeln. Sie brauchte lange, bis sie erkannte, was bei Luis fehlte. Er kroch in andere, aber verbarg sich selbst. Er wollte alles wissen und nichts von sich preisgeben. Natürlich, er erzählte eine ganze Menge aus seinem Leben, aber es waren Geschichten, Anekdoten, Erlebnisse. Von den Rändern, den Ängsten, all dem, sprach er nicht. Und was er erzählte, war Vergangenheit. Die Wahrheit über ihn zeigte sich in den Gesten. Deshalb beobachtete sie genau, wie er den Fisch ausnahm. Sie würde ihn verlassen, über kurz oder lang.

*****

„Du musst es ihm sagen!“, sagte Isabelle.
„Ja, ich weiß. Kann sein. Aber nicht heute Abend. Vielleicht morgen, wenn er angelt“, antwortete Valerie.
„Wann kommen sie?“
„Keine Ahnung. In den nächsten Tagen.“
„Ruf halt an oder schreib ihnen!“
„Hab ich, die sind nicht online.“
„Auch noch Marokkaner. Du weißt doch wie er mit Ausländern ist. Hat Papa sie schon mal gesehen?“
„Ja, kann sein. Sie waren ein paar Mal bei mir. Sind Freunde, ganz normale Freunde.“
„Na ja. Wie heißen sie?“
„Ali und Halil.“
„Moslems?“
„Ja, klar. Aber nicht mit Ramadan und so.“
„Wie sind die so?“
„Lustig. Cool.“

Die Kohlenstücke zuckten auf, wenn der Windstoß des Blasebalgs sie traf, begannen rötlichgelb zu glühen und strahlten nach kurzer Zeit eine enorme Hitze ab.

*****​

Ein einziger lichter Raum mit freigelegten Holzbalken befand sich im Erdgeschoss. Luis Sattler nahm den Platz an der Stirnseite eines antiken Holztisches ein, der ein Überbleibsel des Gerümpels war, das er im Haus und den Anbauten vorfand. Er hatte das Anwesen einem alten Mann abgekauft, dem einzigen, der übrig war von der Familie, die dreihundert Jahre dort gewohnt hatte. Nach und nach ließ er alles renovieren; Wände herausreißen, Fenster, Heizungen. Leitungen ersetzen. Ein Refugium für Luis. Als der Vorbesitzer im Pflegeheim gestorben war, erfüllte er seinen letzten Willen und verstreute dessen Asche auf dem Rasen hinter dem Haus, als bliebe dadurch ein Teil der Seele, der Gedanken und Hoffnungen in den Ritzen, Fugen und der Erde.

Der Rosé leuchtete pfirsichfarben in den Gläsern, das Essen stand bereit. Rechts von Luis saßen seine beiden Töchter und links Pia. Er verteilte das Essen.
„Ich mach das. Ordnung muss sein“, sagte Luis und legte sich die erste Forelle auf den Teller.
„Welchen möchtest du“, fragte er erst Valerie, dann Isabelle. Die Schüsseln mit Kartoffeln und Salat wanderten reihum und der Hausherr schenkte den Rosé in die Gläser. Stoffservietten lagen auf den nackten Oberschenkeln. Eine friedliche, fröhliche Stimmung verbreitete sich. Sie prosteten sich zu und lachten..
„Erinnert Ihr euch an den riesigen Hecht? War ein Kampf, den rauszuziehen. Zwanzig Kilo und mehr als ein Meter lang.“
„Echt?“, fragte Pia.
„Du warst komplett nervig. Bist aufgeregt rumgerannt und hast ihn tausendmal fotografiert. Außerdem hat er furchtbar geschmeckt, zäh und nicht richtig durch. Die Mama wollte nichts von essen.“
„Ging ja auch nicht ums Essen. Einen größeren hab ich nie gefangen.“

Die Geschwister lachten, während Luis weiter Anekdoten erzählte. Einmal küsste er mit ausholender Geste die schmalen Hände seiner Geliebten. Pia spürte den feuchten Abdruck auf ihrer Haut. Die Dunkelheit war angebrochen, eine sternenreiche, warme Nacht. Kerzenlicht erhellte die Teller mit den Fischresten und den übriggebliebenen Kartoffeln. Der Geruch des Gebratenen mischte sich mit dem des Weines und der Menschen und einer weitere Flasche Wein stand angebrochen auf dem Tisch.

Luis wollte gerade die nächste Flasche aufmachen, als es am Tor klingelte. Er wunderte sich, weil sie niemanden erwarteten.

*****​

Valerie ahnte, wer es war: Ali und Halil. Im schlimmsten Fall gemeinsam mit Tante, Onkel und den vier Kindern, die alle nach Marokko zurück sollten. Abschiebebescheid. Sie war in Meerbusch groß geworden. Im Grunde interessierte sie sich nicht für das, was außerhalb ihrer Welt, ihrer Schule, ihres Villenviertels, geschah. Ali kannte sie seit der Grundschule. Halil war sein bester Freund. Sie waren höflich und zurückhaltender als andere Jungs, sehr gute Schüler und wohnten in Oberkassel. Ihr Vater hatte ihr verboten, sich dort rumzutreiben. Deshalb trafen sie sich meistens in der Stadt. Sie erinnerte sich gut an das letzte Gespräch mit ihren Freunden.

„Das ist ja traurig. Die sind fünf Jahre in Deutschland? Ich hab ne Idee. Mein Papa hat ein großes Ferienhaus am Tegernsee, ist höchstens sechs oder acht Wochen im Jahr dort und braucht sowieso jemand, der drauf aufpasst und alles in Schuss hält. Wär ideal.“
„Frag ihn doch.“
„Wenn ich ihn frage, sagt er sofort ‚nein‘ . Am besten sie kommen vorbei und stellen sich vor.“
„Meinst du?“
„Ich kenne ihn. Wenn ihr erst mal da seid, könnte es klappen.“
„Und wenn er fragt, was wir dort machen?“
„Mm. Ihr seid auf der Durchreise könnt ihr ja sagen.“
„Okay, ich rede mit Tante und Onkel. Sie müssen sowieso weg hier. Außerdem wohnen Verwandte in Salzburg.“

*****​

Das schwere, eiserne Tor knarrte laut. Vor Luis stand eine Gruppe von Menschen. Armselige Gestalten, dunkel, Ausländer. Kinder klammerten sich an ihre Mütter. Neun Personen.
„Guten Abend, Herr Sattler. Ist Valerie da?“, sagte einer von ihnen, ein junger, schmaler Mann mit Bubengesicht.

„Wer sind Sie?“
„Ich bin Ali und das ist Halil, Freunde von Valerie.“
Luis erinnerte sich undeutlich an die beiden mit dem südländischen Aussehen.
„Ihr habt Valerie ein paar Mal besucht.“
„Und die anderen, wer sind die?“
„Meine Tante und mein Onkel mit Familie. Ist Valerie da?“
Valerie eilte zusammen mit ihrer Schwester zum Eingang. Sie begrüßten die zwei jungen Männer mit einer angedeuteten Umarmung.
„Papa, ich weiß, ich hab dir nichts gesagt. Können meine Freunde heute bei uns übernachten?“
Luis überlegte, zögerte. Unter dem Licht der Lampe sah sein Bart gelblich aus.
„Wir haben Platz genug, Papa. Ich wollte es dir schon früher sagen. Sie sind auf der Durchreise und ich habe gesagt, okay, ihr könnt ja vorbeikommen.“
„Kommt erst mal rein“, sagte er.
„Wir können schnell was kochen und im Anbau ist genug Platz zum Schlafen“, sagte Isabelle zu ihrem Vater.

Die Leute kamen näher, lächelten, betraten mit leisen Schritten das Haus. Sie rochen irgendwie muffig. Luis schaute sie sich an. Wo hatten die ihren Wagen geparkt? Vier Kinder. Ihre Mutter trug Kopftuch. Sie stellten die Rucksäcke im Eingangsbereich ab. Die Mädchen begannen, nach Lebensmitteln zu suchen, während sich die Fremden setzten, wo sie Platz fanden. Luis hörte die zischenden Laute ihrer Sprache durch den Raum schweben. Pia begrüßte die Ankömmlinge, schnappte sich die Kinder, begann mit ihnen zu albern und zeigte ihnen das Haus. Der Hausherr grinste die Eindringlinge mit demselben Gesichtsausdruck an, den er den Kunden seines Geschäftes zeigte. Valerie und Isabelle füllten Töpfe und unterhielten sich mit den jungen Männern, die sich an den Tisch gesetzt hatten. Die Eltern der Kinder nahmen auf der Couch Platz und schauten unsicher und müde in die Runde.

„Ich schau mal nach, wie es in der Scheune aussieht“, sagte Luis zu seinen Töchtern.

*****​

Der Geruch des aufgeheizten Strohs schlug ihm entgegen, als er die Tür öffnete. Die Neonröhre verbreitete ein kaltes, klares Licht. Er nahm eine der Mistgabeln, stocherte im Stroh und verteilte einige zusammengebundene Strohballen bis eine rechteckige Fläche entstand. Er erinnerte sich an die Soldatenzeit und die Manövernächte im Heu, an warme und behagliche Dorfscheunen, die ihnen die Bauern als Schlafstätten hergerichtet hatten, die am Wegesrand gestanden waren, den rechten Arm gehoben hatten, um sich mit einem Gruß zu verabschieden, der aus einer anderen Zeit stammte. Was für eine schöne Zeit. Kameradschaft, Gesang und Bier am Abend. Er hatte eine Ausbildung als Panzerführer absolviert, das Gefährt mit der Kanone gesteuert, die mit einem Schuss ein ganzes Areal vernichten konnte. Ein Gefühl ungeheurer Macht.

Luis kramte sein Smartphone aus der Hosentasche.
„Ich bin’s, der Luis“, meldete er sich.

Er sprach einige Minuten mit dem Mann am anderen Ende der Leitung. Sie lachten dabei und Luis beruhigte sich. Erinnerungen schufen sich Raum. Der Kleinbus, den er hinter dem Tor entdeckte, als er zum Schuppen ging. Die Fremden, die seine Töchter mit öligen Augen anschauten. Solch ein Bus war damals auf Katharina zugerast.

„Marokkaner, ja. Mit Abschiebescheid.“
„Bei mir zu Hause, ja.“
„Von meiner Tochter eingeladen, wusste ich nix davon, sind mitten in der Nacht aufgetaucht.“
„Die Kanaken schlafen in der Scheune.“
„Okay, ihr kommt vorbei, macht bisschen was mit dem Wagen und holt sie aus den Betten, dann komm ich raus und ihr haut ab.“

Luis legte auf und arbeitete mit frischer Energie weiter. Er war zufrieden mit der Arbeit, nachdem er die Schlaffläche festgestampft hatte und sein Werk unter dem Licht der nackten Glühbirne betrachtete. Das war’s. Erleichtert, ja beschwingt, ging er zum Haus zurück und nahm sich vor, den restlichen Abend fröhlich zu sein, zu lachen und Geschichten zu erzählen.

*****​

Als er das Haus betrat, spürte er die Lebendigkeit, die eingezogen war. Kinder lachten und die Leuten sprachen durcheinander. Sie saßen aneinander gereiht wie Hühner auf dem Sofa und am Tisch. Eines der Kinder drückte den Kopf an seine Mutter. Die jungen Männer kicherten mit Valerie und Isabelle, machten ausholende Gesten und tranken Wein. Der Duft von Gemüse, Nudeln und Tomatensauce lag in der Luft und Dampf stieg aus den Töpfen auf. Pia verteilte Getränke. Luis ließ sich anstecken, öffnete den Mund zu einem Grinsen und zeigte seine makellosen Zähne. Ein kleiner Junge, der auf dem Holzboden bei seinen Eltern hockte, starrte ihn an, als wolle er ihn zum Spielen auffordern oder ihn dazu bringen, sich herabzubeugen, damit er ihn am Bart ziehen könne. Er griff sich den Jungen und warf ihn durch die Luft, bis er jauchzte. Stimmen erfüllten das Haus. Als das Essen fertig war, setzten sich alle an den Tisch und stillten ihren Hunger.

„Ziemlich großes Haus. Steckt bestimmt viel Arbeit drin, Herr Sattler“, sagte Halil.
„Kann man wohl sagen“, antwortete Luis.
„Du hast doch gesagt, dass Du jemand brauchst, der sich um das Haus kümmert, Papa“, warf Isabelle ein.
„Ja, irgendwann werde ich jemand engagieren.“
„Mein Onkel und meine Tante suchen was. Onkel war früher Hausmeister und die Tante könnte sich im Haus nützlich machen.“
„Mm, vielleicht wär das eine Lösung. Können wir morgen drüber sprechen.“

Mehr sagte Luis nicht, öffnete die nächste Flasche Wein, schenkte sich ein und trank so hastig, dass sich die Wangen röteten. Mit verquollenen Augen bemerkte er wie sich die Unterarme von Halil und Valerie berührten. Die Gäste wurden müde, eines der Kinder schlief zusammengerollt auf dem Teppich.

„Ich zeig Ihnen, wo Sie schlafen können. Der Schlafplatz ist vorbereitet, brauchen Sie Decken?“
„Wir haben alles dabei.“

Die Fremden standen mühsam auf und trotteten mitsamt ihren Rucksäcken hinter dem schwankenden Luis her. Die Scheunentür ging ohne zu quietschen auf. Der Hausherr zeigte auf das Strohlager.

„Bitte nicht erschrecken, wenn Sie Geräusche hören. Gibt wohl ein paar Mäuse hier, aber Ratten gibt’s keine. Da hinten ist der Lichtschalter und zum Waschen kommen Sie morgen früh ins Haus. Gute Nacht.“

Luis winkte den Menschen zu und schloss vorsichtig die Tür. Dann wandte er sich ab und schlurfte zum Haus. Es war kühler geworden. Die Frauen räumten auf. Essensgeruch und fremder Schweiß lagen in der Luft. Erst öffnete er das Fenster, dann umarmte er Pia und presste sie an sich. Ihre Haare kitzelten sein Gesicht, während er sie auf Stirn und die Augen küsste.

„Ich glaube, die schlafen bald. Das Stroh ist weich, fast bequemer als im Bett.“
„Sie waren richtig hungrig“, sagte Isabelle.
„Ja, waren sie“, antwortete Luis. „Ich bin müde.“
„Sind die Leute gut versorgt?“, fragte Valerie.
„Denke schon.“

*****​

Luis Sattler drückte das Gesicht auf das Daunenkissen. Pia schmiegte sich an ihn. Eine unbändige Lust überfiel ihn. Er begann, ihre Brüste zu kneten, ihre Ohren zu küssen und war spürbar erregt. Mit fest geschlossenen Augen rieb sich Pia an ihm, drückte seinen aufgerichteten Schwanz zwischen ihre Pobacken und ließ ihn in sich gleiten. Sie bewegten sich langsam, drehten und wendeten sich nicht. Ganz leise seufzten und keuchten sie. Ihren Höhepunkt, ein spitzer, hoher Schrei, erreichte sie, als Luis ihr ins Ohrläppchen biss. Danach strich er sich über den Bart, legte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Die Gedanken an den Tag erloschen.

In der Nacht wehte ein warmer, leichter Wind. Der Himmel war mit Sternen gesprenkelt. Wären die Lichter der Häuser am Ufer des Sees erloschen, hätte man das ganze Panorama gesehen. In der Scheune war es dunkel geworden. Die meisten Gäste schnarchten und einige der Kinder wachten von Zeit zu Zeit auf, und schliefen wieder ein, weil sie die Wärme ihrer Eltern in der Nähe spürten.

*****​

Valerie und Isabelle lagen in ihren Betten und warteten darauf wieder aufzustehen. Sie wollten sich mit Ali und Halil treffen, wenn alle anderen schliefen. Das Wasser plätscherte und die Grillen zirpten in den Gräsern, als sie zum Bootssteg kamen. Die jungen Männer waren schon da. Sie setzten sich zu ihnen, ließen die Beine baumeln, rauchten, hörten Musik und lachten miteinander.
„Super Boot!“, sagte Ali.

„He, das ist ne Yacht, kein Boot.“
„Ja, klar, ne Yacht. So sagt ihr dazu.“
„Nicht direkt stolz, aber gefällt mir, klar.“
„Wart ihr mal in Marokko?“
„Nein, in Ägypten. Pyramiden und das ganze Zeug.“
„Marokko ist schöner. Das Licht, das Meer, die Berge und die Leute.“
„Und Gras wird dort angebaut oder?“
„Haha. Stimmt. Gute Idee, ein Joint wär jetzt cool.“
„Ich hab ein paar Krümel übrig“, sagte Valerie.
„Hast du’s hier?“

Sie kramte ein Döschen aus ihrer Tasche, gab’s ihrer Schwester, die etwas Tabak vermischte, das Zigarettenpapier nahm und daraus eine Tüte bastelte.

„Ich kapier nicht, warum die meisten Dealer Nordafrikaner und Moslems sind.“
„Stimmt doch gar nicht, gibt genug Deutsche, die dealen“, warf Halil ein.
„Ja, vielleicht.“
„Übrigens, hast du was gegen Moslems?“
„Ne, bestimmt nicht, gegen Terroristen eher.“
„Was meinst du damit?“
„Die meisten Terroristen sind ja wohl Moslems.“
„Die das machen sind völlig am Arsch.“
„Kann sein.“

*****​

Luis wachte mitten in der Nacht mit trockenem Mund auf und schlich die Treppe herunter in die Küche, um etwas Wasser zu trinken. Er warf einen Blick nach draußen und sah flackernde Lichter auf der Yacht. Taschenlampen. Ist da jemand, der sich auf seinem Schiff zu schaffen macht? Müdigkeit und Trunkenheit verließen ihn. Für einen Moment dachte er an Isabelle und Valerie. Aber die waren müde ins Bett gewankt. Er rannte in sein Arbeitszimmer und öffnete die Schublade, wo er die Magnum aufbewahrte. Ein Reflex. Er war zweimal während des Weihnachtsgeschäftes ausgeraubt worden. Danach hatte er den Waffenschein gemacht und sich die Pistole in den Safe gelegt. Er erinnerte sich, wie schwer die Magnum war, als er sie in den Bund seiner Hose steckte, so schwer, dass man sie mit beiden Händen halten musste. Die Lichter waren hinten im Heck zu sehen. Er hörte leise Stimmen, auf die er sich zubewegte.

„Wer seid ihr und was macht ihr auf meiner Yacht?“
Taschenlampen richteten sich auf ihn, sodass er nur die Schemen der Gestalten erkennen konnte.
„Papa, was machst du denn hier?“
„Und ihr?“
„Bisschen quatschen.“
„Mit denen da?“
„Ja, klar, ist doch kein Problem.“
„Was raucht ihr da für Zeug?“
„Äh, ist … Hast du doch früher selbst geraucht.“
„Und wo ist das Zeug her? Von den Kanaken?“
„He, was soll das“, sagte Halil und sprang auf.
„Ich sag, was ich will, auf meinem Schiff!“
„Warum sagst du Kanake, Mann?“
„Bist doch einer!“

Die Augen des jungen Mannes glühten. Die beiden standen Zentimeter voneinander entfernt, berührten sich fast. Im Licht war die Ausbeulung im Hosenbund von Luis deutlich zu sehen.

„Alles cool, Alter.“ Ali zog Halil weg.
„Euch zeig ich’s noch, euch … “
Mit einer Hand zog Luis die Waffe heraus, schwenkte sie hin und her, bekam sie aber nicht richtig zu fassen. Sie glitt ihm aus den Händen und schlitterte über das Deck.
„Bist du verrückt, Papa! Geh schlafen, bitte geh schlafen“, sagte Valerie.
Luis erschrak über die Schärfe der Worte. Er suchte nach der Waffe und steckte sie wieder weg. Er fühlte sich müde.
„Ist schon gut, ich geh ins Haus. Nehmt einen Aschenbecher, wenn ihr raucht. Dachte, da wären Einbrecher.“
„Schon gut“, sagte Isabelle.

Die Mädchen sahen ihrem Vater nach, wie er davonschlich, wie gebückt er ging, wie kraftlos er plötzlich war. Die Nacht war verdorben und dennoch blieben sie auf der Yacht, rauchten und lehnten sich an die zwei Männer, schmiegten sich an sie und Valerie ließ sich von Halil küssen, während der Mond die Haut ihrer Gesichter goldfarben erstrahlen ließ.

*****​

Am frühen Morgen huschten Gestalten am Haus vorbei.
„Da hinten, neben dem Haus.“
„Leise.“
„Da ist der Wagen.“
„Lass uns loslegen.“
Die Männer hielten Dosen in den Händen und besprühten das Fahrzeug: ‚Refugees not welcome‘; ‚Kanaken, verpisst euch‘. Sie schlugen die Fenster ein, zerstachen die Sitze und übergossen sie mit Jauche, die sie in Kanistern mit sich führten.
„Jetzt zur Scheune, schnell.“
Sie trugen klobige Stiefel, Sturmmasken und waren schwarz gekleidet. Die Sonne war vor kurzem aufgegangen, in den Händen hielten sie Baseballschläger. Sie rissen die Scheunentür auf.
„Aufstehen, Arschlöcher!“ schrien sie.
„Eure Karre stinkt nach Araberschweiß. Macht, dass ihr rauskommt!“
„Wird’s bald!“
Die Männer schwangen ihre Prügel und drohten damit. Bis sie sich erhoben und an ihnen vorbei ins Freie flüchteten.
„Ausländerpack!“
Sie trieben die Leute vor sich her aus der Scheune. Die Kinder klammerten sich an ihre Eltern. Ali und Halil sahen hilflos und erschrocken aus.
Auch im Haus regte sich etwas. Lichter gingen an. Plötzlich tauchte Luis auf, stürmte aus der Tür, hielt die Magnum mit beiden Händen und richtete sie auf die Männer.
„Verschwindet hier!“
So war es vereinbart. Die Männer rannten fluchend in Richtung See, Luis hinterher, gefolgt von Valerie. Ein Schuss löste sich, ein zweiter. Ein Motorboot heulte auf und schoss über den See. Luis konnte sich als Held fühlen.

Ali und Halil liefen unterdessen zum Auto und waren entsetzt über das, was sie vorfanden.
„Wir können nicht weiter fahren. Alles kaputt und es stinkt nach Scheiße. Die haben Jauche über die Sitze gekippt.“
„Ich ruf die Polizei“, schrie Pia, die aus dem Haus wankte, die Träume der Nacht aus dem Gesicht wischte und nicht darauf achtete, dass sie barfuß war, nackt bis auf die Decke, die ein leichter Wind von Zeit zu Zeit hob und ihre Haut entblößte.

Über das Gesicht von Luis huschte ein verstecktes Lächeln, als er vom Bootssteg zurück kam. Sein Gang war entspannt. Er hielt die Pistole locker in der Hand, den Lauf nach unten gerichtet. Valerie war nicht zu sehen. Sie machte mit ihrem Smartphone Bilder von den flüchtenden Tätern. Pia und Isabelle standen bei den Fremden, diskutierten mit ihnen, versuchten sie zu beruhigen, umarmten ein ums andere Mal die weinenden Kinder und eilten Luis entgegen.
„Sie sind weg.“
„Wo ist Valerie?“
Dann geschah es. Ein lauter Knall. Alle drehten ihre Blicke zur Yacht. Ein Feuerball, der zum Himmel strebte. Die Yacht explodierte. Wahrscheinlich waren die Schüsse der Auslöser einer Kettenreaktion, die Spritdämpfe entzündete, ergab später eine Untersuchung. Der Rauch, der über dem See aufstieg, sah aus wie der ins Riesenhafte verwandelte flatternde Bart des Schmuckhändlers Luis Sattler.
Isabelle und Pia, Ali und Halil, liefen dem Inferno entgegen, Luis blieb reglos stehen.
„Valerie!“
Rufe, die durch den Rauch drangen. In der Ferne Sirenen, die näher kamen. Ewigkeiten vergingen, bis sie aus dem Nebel und dem Inferno zurück kamen, mit geschwärzten Gesichtern, als wären sie Neger, Pia und Isabelle, Ali und Halil. Valerie war dabei, die Arme um Isabelle geschlungen, durchnässt, triefend, schwarz. Sie hatte sich durch einen Sprung ins Wasser gerettet.
Das Gesicht von Luis hellte sich auf.
„Die Yacht ist ja versichert. Zum Glück ist dir nichts passiert.“
Danach ging es schnell. Polizei, Feuerwehr, ein paar Schaulustige, hektisches Treiben, die Yacht wurde gelöscht. Die Marokkaner mussten ihre Ausweise zeigen und Polizisten verhörten sie.

*****​

Um die Mittagszeit zogen Feuerwehr und Polizei. Luis und die anderen versammelten sich im Haus. Pia nahm Luis beiseite.
„Luis, kann ich dich kurz sprechen“, sagte Pia.
„Ja, klar, Liebling. Was gibt’s?“
„Ich reise ab. Kannst du mich nach Salzburg zum Bahnhof bringen?“
„Warum? Bist du so erschrocken heute früh?“
„Nicht deswegen. Ich muss nach Düsseldorf zurück, ne Menge erledigen, bevor der Urlaub vorbei ist.“
„Ja, ist okay. Wir wollten heute sowieso nach Salzburg, machen wir auch, wird uns alle beruhigen.“
„Und die Leute?“
„Die passen nicht ins Auto. Die bleiben erst mal da.“
Valerie wollte nicht mitfahren und kümmerte sich um lieber um das Haus und die Leute. Die Scheune kam für eine weitere Nacht nicht mehr in Frage. Sie richteten zwei Zimmer im Dachboden her, eins für die Familie und eins für Ali und Halil. Geschäftigkeit machte sich breit. Der Brandgeruch jedoch konnte genauso wenig verjagt werden, wie Angst und Schrecken in den Köpfen. Als Luis und Isabelle am Abend zurück kamen, stand Essen auf dem Tisch.
„Ohne Auto können wir nicht weiter fahren. Das übernimmt die Versicherung nicht, war Vandalismus, haben sie gesagt.“
„Ihr bleibt hier. Wir machen einen Vertrag, ich stelle euch an“, sagte Luis.
„Und die Behörden?“
„Wenn ihr Arbeit habt, ist das kein Problem:“
„Einverstanden“, sagte der Onkel Alis.
„Die Männer werden wieder kommen, die wollen uns nicht hier“, sagte die Tante.
„Ach, was, bestimmt nicht“, erklärte Luis.
Die Nacht brachte Stille und das Zirpen von Heuschrecken, unterbrochen von dem lauten Stöhnen Valeries, die Halil zu sich ins Bett geholt hatte. Luis hörte ihnen zu und schlief irgendwann ein. Sterne waren am Firmament sichtbar.

*****​

Am nächsten Tag am Telefon.
„Ich bin’s, der Luis. Seid ihr wahnsinnig?“
„He, Alter, Mann, das mit der Yacht war’n nicht wir. Und das davor wolltest du doch so, oder etwa nicht?“
„Jagt einfach die Yacht in die Luft, anstatt die Kanaken zu vertreiben.“
„Ganz vorsichtig, Kamerad. Das Ding ist nach unseren Bedingungen gelaufen. Warum rennst du uns auch mit der Knarre hinterher?“
„Das ist ne Magnum.“
„Dann eben ne Magnum. Also, was sollte das?“
„Show, mehr nicht. Die Marokks sind immer noch da.“
„Na und. Deine Sache. Musst du mit zurechtkommen.“

*****​

Zwei Tage später.
„Ich fahre mit Halil zwei Tage an den Bodensee und dann nach Berlin, muss meine Hausarbeit fertig machen“, sagte Valerie.
„Ja, klar, verstehe ich“, antwortete Luis.

*****​

Weitere zwei Tage danach.
„Papa, du kennst doch die Romy, wir sind best friends. Sie hat am Wochenende Geburtstag. Kannst du mich an den Bahnhof bringen, ich muss heim fahren. Ich hab’s versprochen mit ihr zu feiern“, sagte Isabelle.
„Hast du gar nichts von gesagt.“
„Doch, ich schwör, habe ich dir erzählt.“
„Mm. Wann willst du los?“
„Morgen früh.“

*****​

Eine Woche danach.
„Es geht nicht, Herr Sattler.“
„Wie meinen sie das?“
„Wir müssen weg hier, zurück in die Heimat.“
„Mm. Warum? Sie haben sich doch gerade eingelebt.“
„Die Kinder träumen nachts von den Männern. Die werden wieder kommen.“
„Ach, was, bestimmt nicht.“
„Nein, es geht nicht. Ali ist schon mit dem Bus voraus gefahren und kommt mit dem Auto meines Bruders zurück. Wir packen unsere Sachen.“
„Ich habe mich gerade an sie gewöhnt. Wollen sie mehr Geld?“
„Es geht nicht um Geld.

*****​

Luis nahm sich einen Stuhl, setzte sich vor sein Haus und blickte zum See. Das Wrack der Yacht war verschwunden. Ein laues Lüftchen wehte. Auf seinem Schoß lag der Laptop. Er blätterte einschlägige Seiten durch und schaute sich Bilder von Schiffen an, die zum Verkauf standen. Luis fühlte sich entspannt und wunderte sich höchstens, dass Pia sich nicht bei ihm meldete.

 

Hallo Isegrims,

Lauthals gellte die über das Deck.
da fehlt mir irgendetwas.

An einem verregneten Apriltag betrat sie den Laden in der Königstraße. Er bemerkte sie sofort.
Ich glaube, ich habe es kapiert, aber da du in der gleichen Zeit bleibst, wird erst verspätet deutlich, dass du jetzt von einer Zeit vorher berichtest. Diesen fehlenden Zeitenwechsel scheinst du konsequent durchzuhalten (bei Katharina z.B.). Da forderst du von den Lesenden ein intensives Mitdenken.

Wie ein Geschoss schlug es ein.
Was? Der andere Wagen? Dann sollte es er heißen.

Der Anbau mit der Scheune war eine Feuersäule und füllte den Horizont.
Man kann sich ja aus dem Text den Zusammenhang zwischen Telefonat und Brandstiftung zusammenlesen. Aber die zweite Attacke - keine Freundschaft unter den Brandstiftern.
Ist ja schon geschehen, dass jemand sein eigenes Haus anzündet, um den Fremden ein Fanal zu setzen. Das hier sind nicht fremdenfeindliche, sondern menschenfeindliche Handlungen. Und das an dem Abend, wo von der Razzia gegen Haßparolen berichtet wird. Letztlich lässt mich deine Geschichte aber sehr unzufrieden zurück. Was geschieht jetzt? Werden die Täter zur Verantwortung gezogen? Rächt sich Luis in gewohnter Manier an seinem Komplizen?

Liebe Grüße

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims,

ich steige mal direkt ein.

Aufgrund deines schönen Titels stelle ich mir Luis als einen sympathischen Menschen vor, den ich kennenlernen möchte.
Das überdenke ich allerdings sofort, als er den Fisch gegen die Reling schlägt. Mir geht es nicht darum, dass er den Fisch tötet, sondern wie er den Fisch tötet. Das ist nicht die feine Art. Ob der Fisch gegen etwas geschlagen wird, oder man etwas auf den Fischkopf schlägt, macht einen Unterschied. Letzteres ist der angenehmere Tod, den man im Anschluss mit einem Stich in den Kopf garantiert.

Nachdem "Fahren wir morgen nach Salzburg?" über das Deck gegellt wird, irritiert mich das "die". Du meinst gewiss die Lebensgefährtin, aber da stolpert man, finde ich.
Pia ist klar, Valerie auch, aber vielleicht könntest du klarstellen, dass Isabelle ihre Schwester ist.

Die Passage mit den "sich katapultierenden Fischen" finde ich schön, würde den Forellen aber keinen Übermut unterstellen, weil sie nach Fliegen springen. Schlichter Jagdtrieb und/oder Überlebensinstinkt.

Den Abschnitt, in dem du beschreibst, wie Pia in sein Leben getreten ist, würde ich in der Vorvergangenheit schreiben.

Bis zu den ersten fünf Sternchen fällt mir nichts weiteres auf, was vielleicht auch daran liegt, dass ich total in deiner Geschichte stecke, mir deine Charaktere bildlich vorstelle und wie ein Flitzebogen gespannt bin, ob ich noch mehr von Luis erfahren werde und Pia ihn tatsächlich verlassen wird.
Deine Beschreibungen sind wirklich schön, möchte ich an dieser Stelle schonmal loswerden. :)

*****

Ganz banal, aber das "Probieren" in Bezug auf Whatsapp irritiert mich. Warum probieren? Sie hat ihnen scheinbar geschrieben, darauf nur keine Antwort erhalten, weil Ali und Halil nicht online waren. Ergo: sie hat nicht probiert, ihnen zu schreiben, sondern hat es getan, ohne dabei etwas in Erfahrung zu bringen.

*****

Woher der Tisch stammt, würde ich wieder in der Vorvergangenheit schreiben.
Schön, dass du ihn, also Luis, an die Stirnseite setzt. Das autoritäre Familienoberhaupt hat da nunmal zu sitzen.
Du erzählst ja mehrfach Sachen, die länger zurückliegen, und dabei im Präteritum zu bleiben, ist auch in Ordnung, nur störe ich mich halt an den Sätzen, in denen etwas gerade passiert (ist) und dann in der gleichen Zeit etwas Vergangenes erläutert wird. Ich hoffe, du weißt, was ich meine.

Nach "Sie prosteten sich zu und lachten" hat sich ein zweiter Punkt eingeschlichen.

Luis bleibt sich also treu und spricht weiterhin nur von Fischen. Sehr schön und glaubwürdig, obwohl ich nach wie vor neugierig bin.

*****
Nach "..., sagt Ihr" fehlt ein Punkt oder vielleicht noch mehr, weil das so zerhackt wirkt.
Laut dem Duden schreibt man Anredepronomen in der wörtlichen Rede ("Ihr") übrigens nie groß, sondern immer klein.

*****

"Armselige Gestalten, dunkel, Ausländer" geht gar nicht, finde ich, da die Familie ja schon seit fünf Jahren in Deutschland sein soll, und es nicht Luis ist, der das so sagt, sondern der Erzähler. Meiner Meinung nach ist das eine unschöne Wertung, die nicht in den Erzählstil passt.

Ich weiß ja nicht, aber sprechen die "Fremden" tatsächlich durcheinander, nachdem sie sich gesetzt haben? Ich stelle mir eher vor, dass sie verstohlen Platz nehmen und sich eher zurückhaltend verhalten.

Warum "Eindringlinge"? Luis hat sie doch selbst ins Haus gebeten.

*****

"Neben dem Eingang hingen an einem Brett ein paar Hufeisen an verrosteten Nägeln." -> Hier würde ich entweder das Brett oder die verrosteten Nägel weglassen, weil der Satz einfach schwer zu lesen ist und die Informationen ja auch nicht zwingend notwendig sind.

Da erinnert er sich an seine Zeit als Panzerführer und zückt dann plötzlich sein Smartphone. In der gleichen Zeitform, quasi im gleichen Atemzug. Gut, ein Absatz ist dazwischen, aber hier wäre die Vorvergangenheit echt vonnöten.

*****

"Kostet" habe ich bisher nur in Bezug auf die Zeit und nicht auf die Arbeit gehört. Kann aber auch gut und gerne an mir vorbeigegangen sein.

Nach den Unterarmen, die sich berühren, fehlt ein Punkt. Dito nach der Luft, in der fremder Schweiß liegt.

*****

Pia schmiegte sich an Luis, ok, aber an den "Weißhaarigen"? Mittlerweile interessiert das doch nicht mehr, bzw. es wurde schon oft genug erwähnt.

Punkt fehlt nach "in sich gleiten". Erreicht auch Luis seinen Höhepunkt?

*****
*****

Ein Punkt zu viel nach "Da ist es."

Wow. Nach dem Anruf von Luis kam das nicht ganz unerwartet, aber ich musste dennoch schlucken.

*****

Schön, dass die Familie überlebt hat.

Worüber warf Pia die Decke?

"Weißhaarige" ... Warum? Um "Luis" nicht zu wiederholen?

*****

Ein Fazit zu ziehen, fällt mir gerade unheimlich schwer. Schön geschrieben und spannend gestaltet ist die Geschichte allemal. Auch der Inhalt ist erzählenswert. Nur ziemlich harter Tobak, der sehr zum Nachdenken anregt und recht plötzlich daherkommt, was nicht heißen soll, dass ich da etwas vermisse.

Das ist also der Luis ...

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen und sie wird mich bestimmt noch ein Weilchen begleiten.

Liebe Grüße,
JackOve

 
Zuletzt bearbeitet:

Hmm.

Also so richtig zurande kam ich mit der Geschichte nicht, Isegrims, und zwar in mehrfacher Hinsicht nicht.
Irgendwie hatte ich beim Lesen den Eindruck (und vor allem gegen Ende zu immer mehr), es hier nicht mit einem x-fach überarbeiteten Text zu tun zu haben, sondern eher mit einem Rohentwurf, und zwar sowohl den Inhalt als auch die sprachliche Gestaltung betreffend.
Ja, mir ist das alles irgendwie zu inkonsistent, die Gewichtung stimmt für mich nicht. Dem sehr detailreichen Anfangsteil, dem es trotzdem nicht gelingt, den Figuren Farbe, richtiges Leben zu verleihen, steht der dramatische Schluss gegenüber, der auf mich wirkt, als wäre dir beim Schreiben die Zeit ausgegangen.
Stellenweise gibt’s zwar recht schöne Sprachbilder, dann aber wieder lieblos geschrieben wirkende Dialoge, bisweilen syntaktisch holprige Satzkonstruktionen mit einer Überfülle entbehrlicher Adjektive, dann wieder minimalistische und stellenweise grammatisch fragwürdige Ellipsen. Mir ist das im Gesamten stilistisch zu unausgereift, zu unsauber.

Weil es doch ein umfangreicher und sehr komplexer Text ist, werde ich mich fürs Erste darauf beschränken, dir ein paar der sprachlichen und stilistischen Unsauberkeiten, die mir aufgefallen sind, zu zeigen und werde dir zum Plot, zu den Figuren, zur Dramaturgie usw. in den nächsten Tagen etwas schreiben.

(Nehme ich mir zumindest vor.)


während Pia leise mit Luis flüsterte
Dazu brauch ich nichts sagen, oder?

Er liebte das Plätschern der Wellen und die gespannte Angelschnur, sobald ein Fisch anbiss. Neben ihm beobachtete er, wie Pia versonnen zum Himmel lächelte.
Klingt schrecklich („ihm“ scheint sich auf den Fisch zu beziehen.) Vermutlich wolltest du damit das sagen: Er beobachtete Pia, die neben ihm …
Und um denselben Satzanfang wie im vorigen Satz zu vermeiden, hast du dann diese unglückliche Syntax gewählt.

bis das Licht auf sie prallte und sich reflektierte.
Das Licht kann von was auch immer reflektiert werden, aber sich nicht selbst reflektieren.

Sie war einer davon, ein seltenes, kostbares Wesen, das keine Worte brauchte, um zu funkeln.
An einem verregneten Apriltag betrat sie den Laden in der Königstraße. Er bemerkte sie sofort.
Das gehört zwingend im PQP geschrieben.

Durch einen Knopfdruck bewegte sich die Kette, an der der Anker hing, mit einem surrenden Geräusch.
Auch das hier ist gleichzeitig kompliziert, unschön und unpräzise formuliert.
Durch einen Knopfdruck bewegte sich die Kette … nö, das geht so nicht. Ich hab jetzt keinen konkreten Verbesserungsvorschlag, aber in der jetzigen Form klingt es ausgesprochen unbeholfen.
Zumindest den eingeschobenen Relativsatz könntest du dir sparen, indem du einfach Ankerkette schreibst.

Die Yacht bewegte sich langsam über den See zum Ufer und zu der Anlegestelle der Sattlers. Das zweistöckige, langgestreckte Anwesen war deutlich sichtbar. Von der Straße aus sah man nur Umrisse und Bäume.
Sollte diese Information für die Geschichte von Relevanz sein, würde ich sie dezent in einen Nebensatz verpacken. In der jetzigen Formulierung („sah man“) wirkt es auf mich - filmtechnisch gesprochen - als würde die Kamera das Boot verlassen und ein straßenseitiges Bild des Anwesens zeigen. Ein zu abrupter Schnitt sozusagen.

und klemmte einen eisernen Steg zwischen Mauer und Schiffsrand.
klemmen, eiserner Steg, Schiffsrand ... das klingt einfach nur … na ja, unbeholfen halt. Wenn du weder die Fachtermini recherchieren noch Umschreibungen verwenden willst, solltest du das einfach streichen. (Das sie irgendwie vom Boot an Land kommen müssen, ist dem Leser sowieso klar.)

In diesem Haus verbrachten sie ihre glücklichen Stunden.
PQP

Seine außergewöhnliche Zugewandheit.
Zugewandtheit

Er schaute den Kunden, die den Laden auf der Kö in Düsseldorf betraten, mitten in die Augen, als könne und wolle er in sein Herz schauen.
Herz muss in den Plural (ihre/deren Herzen), ansonsten es sich nicht auf die Kunden, sondern auf Pius bezieht.

„Schreib ihnen über Whattsapp!“
Whatsapp

Als der Vorbesitzer im Pflegeheim gestorben war, erfüllte er seinen letzten Willen und verstreute dessen Asche auf dem Rasen hinter dem Haus, als bliebe dadurch ein Teil der Seele, der Gedanken und Hoffnungen, die sich über das Gelände ergossen hatten und in den Ritzen, Fugen und der Erde zu Hause sind.
Das Perfekt hat in einem im Präteritum erzählten Text nichts verloren.

„Welchen möchtest Du“ fragte er erst Valerie, dann Isabelle.
… du?“, fragte er

„Erinnert Ihr Euch an den riesigen Kabeljau? War ein Kampf, den rauszuziehen. Zwanzig Kilo und mehr als ein Meter lang.“
„Echt“, sagte Pia.
Echt? Ein Meeresfisch im Tegernsee? :confused:
Aber im Ernst: Da du weiter oben ganz explizit darauf verweist, dass die Yacht nie das Meer gesehen hat, denke ich bei der Erwähnung des Kabeljaus natürlich automatisch, dass du da jetzt was von einem Törn auf einem anderen Boot erzählen wirst, quasi ein weiteres Fass öffnest. Aber dann entpuppt sich das im Grunde nur als irrelevanter Smalltalk. Ist jedenfalls irritierend.

„Das ist ja traurig. Die sind fünf Jahre in Deutschland, sagt Ihr Ich hab ne Idee.
Bitte auf Satzzeichen und Groß/Kleinschreibung achten. (Jugendliche sprechen sich per du an, dementsprechend unnötig ist die Großschreibung der Pronomen in der direkten Rede.)

Vor Luis stand eine ganze [?] Gruppe von Menschen.

Luis überlegte, zögerte und strich sich über den Bart, der durch das Licht der Lampe, [kein Komma] gelblich aussah.

während sich die Fremden setzten, wo sie Platz fanden[,] und mit zischenden Lauten in ihrer Sprache durcheinander sprachen.

Valerie und Isabelle füllten Töpfe mit Kartoffeln, Nudeln, Konserven
Mag jetzt kleinlich klingen, aber unter Konserven stelle ich mir (geschlossene) Weißblechdosen vor.

Er erinnerte sich an die Nächte im Heu, als er Soldat war und bei Manövern über die Dörfer gefahren war. Wie warm und behaglich es in den Scheunen war, die ihnen die Bauern als Schlafstätten hergerichtet hatten. Es war eine schöne Zeit für ihn,
Hilfsverben sind immer zweite Wahl.

Luis […] bemerkte, wie der kleine Junge, […] zu ihm tapste und darauf wartete, dass Luis sich herabbeugte, damit er am Bart ziehen konnte. Den Jungen hob er hoch und warf ihn durch die Luft, bis er jauchzte.
Vor allem im Kontext zu den vorhergehenden Satzteilen passt mir hier die Syntax nicht. Ich würde das Subjekt an den Satzanfang stellen.

Töpfe, Teller, Besteck wurden auf den Tisch gestellt.
Hier würde ich nach einem Verb suchen, das auch zum Besteck passt. (Löffel, Gabel, Messer kann man ja schwerlich stellen.)

Er winkte den Menschen zu und schloss die Tür vorsichtig. Luis wandte sich ab und schlurfte zum Haus.
Schon klar, du variierst die Satzanfänge. Aber hier Luis namentlich anzuführen klingt einfach nur eigenartig. Wenn schon, würde ich’s tauschen. Erst Luis, dann er.

... Wir sprechen am besten morgen früh.“
Früh (sofern du nicht das Adjektiv meinst.)

… und die Sterne hätten sich besser am Himmel abgezeichnet, wenn die Lichter der Häuser am Ufer des Sees dies nicht verhindert hätten.
Da sag ich jetzt mal ohne weitere Begründung, dass mir dieser Satz einfach nicht gefällt.

Valerie und Isabelle lagen in ihren Betten, plauderten munter und hatten sich mit den beiden jungen Männern verabredet, sobald sie sicher waren, dass alle anderen schliefen.
Eigentlich müsste da stehen:
... und hatten mit den beiden jungen Männern verabredet, sich mit ihnen zu treffen, sobald sie sicher waren, dass alle anderen schliefen.

... vorbei an der von Flammen hell erleuchteten Scheune.
Solange die Scheune innen brennt, kann sie nicht von außen von den Flammen beleuchtet werden, brennt sie hingegen schon als Ganzes lichterloh, sieht man sie vor lauter Flammen nicht mehr. (Frag dot, der ist bei der Feuerwehr. :D)


So viel mal für heute, Isegrims.
Fortsetzung folgt.

offshore

 

Manno, Stunde Internet rum für heute und so'n langen Text! Aber:

was ich heut nicht kann besorgen, das verschiebe ich auf ...

Bis bald

Friedel

 
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Hallo Isegrims,

das ist eine sehr interessante Geschichte mit widersprüchlichen, teils nicht besonders sympathischen Charakteren und einem dramatischen Finale. Man merkt, dass dir die Vermeidung von Klischees wichtig ist (vgl. deinen gestrigen Kommentar zu meiner Geschichte ;)), und das gelingt dir zumindest für die Hauptpersonen auch sehr gut. Es geht sogar so weit, dass ich insbesondere von Luis kein konsistentes Bild vor Augen habe, was zwar zuerst ein bisschen frustrierend, aber letzten Endes gut - weil realistisch - ist. Inhaltlich bin ich deshalb mit deiner Geschichte weitestgehend zufrieden (Kleinigkeiten unten) und habe sie sehr gern gelesen. Ja, sie hat mich sogar so gefesselt, dass ich überrascht war, wie viele Schreibfehler andere WK noch gefunden haben. Ich hatte die glatt überlesen - gutes Zeichen! :)

Was mich dann doch am Text gestört hat, waren gewisse stilistische Eigenheiten, von denen ich nicht weiß, ob sie beabsichtigt waren. Ich lege mal los:

... fragte Pia, die Lebensgefährtin des weißhaarigen Mannes.
Luis warf einen schnellen Blick auf seine Tochter Valerie, ...
Du klärst hier sehr schnell die Verwandtschaftsbeziehungen, was sicherlich das Verständnis erleichtert. Stilistisch finde ich das unschön, das hat so einen dokumentarischen, erklärenden Klang. Ich finde es angenehmer, wenn solche Informationen unauffälliger übermittelt werden.

... die Lebensgefährtin des weißhaarigen Mannes.
... brummte der Bärtige.
Diese Art, die Wiederholung des Namens zu vermeiden, erscheint mir irgendwie gezwungen und erinnert mich immer an Sportreporter, wo schon Boris Becker immer "der Leimener" war. :D
Damit trittst du außerdem perspektivisch aus dem Familienkreis heraus und bist plötzlich ein fremder Beobachter, wo du kurz davor oder danach noch die Gedanken und Gefühle der Handelnden beschrieben hast. Das passt für mich nicht.

Luis hielt die Angel in der Hand wie an jedem anderen Tag.
Hat er nicht eben noch gesagt, sie hätten genug fürs Abendessen?

Er hatte viele Edelsteine gesehen, unter der Lupe analysiert, gewartet, bis das Licht auf sie prallte und sich reflektierte. Sie war einer davon, ein seltenes, kostbares Wesen, das keine Worte brauchte, um zu funkeln.
Das "Wesen" passt für mich nicht ins Bild (das ansonsten ein sehr schönes ist, wie viele andere auch - nur um das mal so einzuflechten). Edelsteine sind ja keine Wesen. Vielleicht eher ein "Exemplar" oder ein "Juwel" oder oder oder ...

An einem verregneten Apriltag betrat sie den Laden in der Königstraße. Er bemerkte sie sofort.
Die zeitliche Verwirrung (hier und an weiteren Stellen) wurde schon angemerkt. Kann ich nur sekundieren.

Luis schnaufte tief durch und nahm den Geruch des gemähten Heus der Felder am Ufer wahr. Pias dunkelbraune Augen wandten sich vom Horizont ab und richteten sich auf ihn, ...
Hier wechselst du mitten im Absatz die Perspektive, schilderst im einen Moment die Wahrnehmung von Luis und im nächsten die von Pia. Ich finde das irritierend, nicht nur wegen des abrupten Wechsels, sondern auch, weil du Luis schon nach einem einzigen Satz wieder verlässt; das wirkt irgendwie unvollendet.
Am Ende desselben Absatzes bist du dann übrigens wieder bei Luis.

So ähnliche Effekte gibt es auch an anderen Stellen, z.B. in der Sexszene gegen Ende.

Breite Schultern und Muskeln, die auf regelmäßiges Training schließen ließen, kamen zum Vorschein, dunkelbraune, ledrige Haut, als wäre er ein Mann, der regelmäßig im Freien arbeitete.
Hier schilderst du durch Pias Augen. Aber sie müsste doch wissen, ob er regelmäßig trainiert und im Freien arbeitet, oder? Dann braucht es doch kein "schließen lassen" und "als ob".
Übrigens kriege ich dieses Aussehen nicht mit seinem Beruf und Lebenswandel überein; vielleicht erfahre ich aber auch nur zu wenig darüber.
Ach ja: "regelmäßig" ist doppelt.

Luis begab sich ins Heck, wo seine Töchter auf Sonnenliegen ausgestreckt mit nackten Brüsten dalagen.
Entblößen die sich wirklich so vor ihrem Vater? Kenne ich aus meinem familiären Umfeld nicht so, aber vielleicht bin ich da in einer übermäßig verklemmten Sippe aufgewachsen ...

Durch einen Knopfdruck bewegte sich die Kette, an der der Anker hing, mit einem surrenden Geräusch. Der Motor heulte ächzend auf, als Luis den Schlüssel drehte.
Das klingt, als ob die Kette surrt. Klirrt oder quietscht die nicht eher? Das Surren kommt dann wohl vom Motor der Ankerwinde. Den glaube ich aber "ächzend aufheulen" zu hören (wie auch immer das klingt), bis mir am Satzende klar wird, dass das schon wieder der andere Motor ist ...

„Papa, kennst Du den neuen Song von Justin Timberlake?“
„Ne, wer ist das?“
„Du steckst in der Zeit von vor zwanzig Jahren fest.“
„Muss man den kennen?“
„Unbedingt.“
„Ich mag Beyoncé“, meinte Pia, die den Mädchen die Kühlbox mit den Getränken hinhielt.
„Echt? Cool.“
„Ich spiel was von ihr vor“, sagte Isabelle, holte ihr Smartphone raus und startete die Musik.
Finde ich komplett unrealistisch. Die Mädels wissen doch sicher nicht erst seit heute, dass ihr Vater mit aktueller Musik nichts anfangen kann. Meiner Meinung nach müssen sie deshalb längst aufgegeben haben, ihn überhaupt darauf anzusprechen, geschweige denn ihm etwas vorzuspielen. (Meine Meinung über Justin Timberlake und Beyoncé lasse ich mal außen vor. :D)
Du willst hier vermutlich Luis und Pia zeitlich, geschmacklich und altersmäßig verorten (und danach noch das mit der "Negerin" bringen), aber dafür gibt es bestimmt auch andere Wege.
Auch sonst klingen die Dialoge für mich tendenziell gekünstelt, vor allem wenn die jungen Leute sprechen.

Luis verringerte das Tempo, ließ das Schiff an die Kaimauer treiben, vertäute es am Poller und klemmte einen eisernen Steg zwischen Mauer und Schiffsrand.
Klemmt man den Steg dazwischen? Ich kenne das nur so, dass man ihn am Schiff einhängt und er auf dem Steg aufliegt, weil sich ja das Schiff bewegen kann.

„Meine Tante und mein Onkel mit Familie. Ist Valerie da?“
Valerie wusste, dass sie handeln musste, und kam zusammen mit ihrer Schwester zum Eingang.
Schlaues Kind, dachte ich an dieser Stelle. Ironisch natürlich. Der Satzteil muss raus, der tut weh!

Armselige Gestalten, dunkel, Ausländer.
Anders als JackOve finde ich das nicht falsch. (Gleiches gilt für "Eindringlinge" und andere wertende Bezeichnungen.) Mir ist klar, dass dies hier die Sichtweise von Luis ist.

Wie warm und behaglich es in den Scheunen war, die ihnen die Bauern als Schlafstätten hergerichtet hatten.
Also, als ich beim Bund war, haben wir nie bei Bauern übernachtet, sondern in Zelten oder auf LKWs. Ich habe Zweifel, ob das überhaupt erlaubt wäre. Das wissen aber vielleicht andere besser.

Die Mädchen wollten gerade zum Haus zurückkehren, da hörten sie Stimmen von der Straße her. Lichtstreifen huschten durch die Nacht. Schemenhafte Gestalten näherten sich.
(... dann passiert recht viel, zwei Feuer werden gelegt, die Täter flüchten ...)
Vom Bootssteg aus liefen sie los.
Was haben sie dazwischen getan? Fasziniert zugeguckt?

Es war ihnen nicht gelungen die Tür der Scheune mit Keilen zu verschließen, erschrocken von den Rufen und der sich ausbreitenden Hitze.
Stümper. Die Tür hätten sie natürlich verkeilen müssen, bevor sie das Feuer legen.

Gebt mir fünf Minuten.
Zu lang.

Ein Fenster zersprang, er zündete die Lunte und warf die Flaschen ins Haus. Bevor er wegrannte, rief er laut:
„Feiger Pisser!“
Das verstehe ich nicht. Der Mann nimmt Luis' Auftrag an, die Scheune in Brand zu setzen und dabei (wissentlich!) Menschen zu töten (auch wenn das zum Glück nicht klappt). Aber er hält Luis für feige und verachtet ihn? Und dann zündet er dessen Haus - und nach allem, was er weiß, auch Luis selbst - gleich mit an? Und vermutlich hat er noch nicht mal das Geld für den Auftrag bekommen, jedenfalls gab es vorher ja kein Treffen mit Luis. Oder tut er das alles aus anderen Motiven als Geld?
Das finde ich erklärungsbedürftig.

So, das war jetzt doch eine längere Liste, als ich selbst gedacht hatte. Damit da kein verzerrter Eindruck entsteht, sage ich's noch mal: Ich finde das eine gute und fesselnde Geschichte. Die Dinge, die ich aufgezählt habe, sind m.E. allesamt reparabel, ohne den Charakter der Geschichte zu beschädigen. Falls du dir denn meine Kritik überhaupt "anziehst", denn es ist ja - wie so oft - Ansichtssache.

Deshalb auch zum Schluss noch etwas, was dir eine Änderung erspart:

ernst offshore schrieb:
... Wir sprechen am besten morgen früh.“
Früh (sofern du nicht das Adjektiv meinst.)
Sorry, offshore, aber der Duden sagt:
morgen früh, besonders österreichisch auch morgen Früh schlafe ich aus
Die Geschichte spielt zwar in Österreich, aber die Protagonisten scheinen Deutsche zu sein, deshalb sprechen sie das mit kleinem f. :D

Grüße vom Holg ...

Nachtrag: Ich stelle gerade fest, der Tegernsee liegt nicht in Österreich, sondern in Bayern. :bonk: :aua: Setzen, sechs!
Das betrifft dann aber nicht nur mich, sondern auch dich, Isegrims. Denn wenn der See und damit das Haus in Deutschland liegt, taugt es wohl nicht wirklich als Refugium für eine Familie, die den Ausweisungsbescheid bekommen hat. Oder hast du dir das so vorgestellt, dass sie illegal dort weiterleben? Andererseits wären sie in Österreich wohl auch illegal ... :hmm:
Also, vielleicht ist der Plan der Mädchen da insgesamt noch nicht ganz ausgereift ...

 

Hej Isegrims,

ein schwierig greifbarer Text für mich. Irgendetwas an ihm fühlt sich seltsam an.
Ich möchte jetzt einfach nur, dass du weißt, ich habe ihn gelesen. Auch nicht ungerne, aber er 'läuft unrund'.
Die Charaktere sind mal nah, mal wieder ganz fern. Die Töchter haben eine abstrakte Kontur. Pia bliebt schemenhaft. Die Umgebung ist klar und deutlich. Vieles bleibt mir unklar (all die Fische und Angelei) als Vorspiel.
Ich finde keine Anzeichen, an die ich mich halten kann oder verstehe es eben nicht. :shy:
Übrig bleibt mir dann die Handlung eines vorbelasteten Rassisten, der von jetzt auf gleich eine kriminelle Bande per Smartphone klarmacht, um spontan sich neun ihm fremde 'Leute' zu entledigen, die auch noch zufällig ? den Wagen fahren, der Schuld am Tod seiner Frau trägt.

Ich bin mittelschwer verwirrt.

Ich bleib' dran und denke weiter nach. Freundlicher Gruß, Kanji

 

Kanji

Solch ein Bus war damals auf Katharina zugerast.
Es ist nicht der Wagen, sondern nur einer gleichen Typs. Nach dem vorherigen Absatz mit dem Panzer kommt mir sofort die unselige "Sippenhaftung" ins Gedächtnis.

 

jobär, danke schön, ich hatte schon vermutet, dass ich was nicht ganz verstanden habe. :shy:

 
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Liebe Isegrims,

spannend ist deine Geschichte allemal. Von einer halbwegs harmlos-friedlichen Gesellschaft zu einem veritablen Mordanschlag. Dein Prot ist in meiner Wahrnehmung ein äußerst viriler Typ, der dem Alter dadurch entgehen will, dass er sich gerne mit jungen Frauen umgibt. Soweit, so gut. Solche Männer gibt es viele. Aber Luis zeigt auch zu Beginn einen Hang zur Grausamkeit und den Willen, über andere Menschen Macht auszuüben. Ein Herrenmensch eben. Und einer, der ohne Federlesen zur Selbstjustiz greift, wenn ihn die Rachsucht überkommt. Schlimm finde ich das Kalkül, mit dem er die Vernichtung von Menschen plant, die er für nicht lebenswert hält. Und er hat Helfershelfer.

Vom Plot her verstehe ich nicht, wieso sich einer seiner Kumpane gegen ihn wendet. Ist da noch eine Rechnung offen? Oder soll dieser eine als deus ex machina fungieren, um eine Art Gerechtigkeit zu schaffen? Aus meiner Sicht wäres konsequenter, die Scheune mitsamt den Flüchtlingen abbrennen zu lassen und, um der Gerechtigkeit willen, eine seiner Töchter dazu.

Die Töchter. Sie wirken auf mich sehr jung und unbedarft. Ich frage mich, wie sie überhaupt mit den Flüchtlingen in Kontakt kommen, geschweige denn einen "Rettungsplan" für sie durchführen konnten. Da gehört schon eine Portion politisches Bewusstsein dazu, was sie im Umfeld ihres Vaters kaum finden.
Es sei denn, sie spielen ihrem alten Nazi-Vater etwas vor. Wäre immerhin eine Option als Konfliktspotential.

Pia. Für die Story hat sie mMn keine Funktion, außer die Virilität des "Weißhaarigen" zu unterstreichen. Oder sollte ein weiteres Konfliktfeld -eine Beziehungsgeschichte - installiert werden?

Es gibt auch schöne Bilder, wie schon angemerkt wurde. Und das Thema ist hochbrisant. Ich denke, es lohnt sich, Arbeit in den Text zu investieren, auch wenn es jetzt einige Kritik gegeben hat.

Übrigens: Wie wärs mit einem alten, zwei Meter langen Hecht statt dem Kabeljau? Die gibt's garantiert in den Oberbayerischen Seen und wäre ein schönes Bild für den alten Mann und den See;).

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo Isegrims,

mag sein, dass ein mehr oder weniger latenter Rassismus hochkochen kann, wenn ein Stück posttraumatische Erinnerung im falschen Moment dazukommt, und dann mag der weißhaarige Schmuckhändler, der ja auch mit Fischen nicht zimperlich umgeht, zum Handy greifen und die Kumpels aus der Bundeswehrzeit zur Brandstiftung anstiften. Und dass die dann auch ihn erwischt, aufgrund nicht näher erläuterter Ressentiments selbiger Kumpels, das hat mir sogar ganz gut gefallen.

Dennoch, wieso die elend lange Familienidylle am Anfang? Und wieso diese seltsamen Töchter mit ihrer einerseits starken Vertrautheit zum Vater, den sie dann aber nicht mal genug kennen, um zu wissen, dass sie ihm keine marokkanische Großfamilie in die Scheune setzen dürfen? Wenn den Leser der Gebrauch des Wortes "Neger" stutzig machen soll, bei den Töchtern schafft er das nicht?

Es ist ja nicht alles verkehrt. Wie du schilderst, dass er Pia auch nur als ein weiteres Schmuckstück betrachtet. Gefällt mir. Und eben die Metapher mit den Fischen. Aber die Perspektivenwechsel zu Pia stören mich dann wieder. Da werd ich dann erneut irre an deiner Erzählabsicht. Natürlich erst beim zweiten Lesen. Denn beim ersten war mir bis zum Schluss überhaupt nicht klar, worauf du eigentlich hinauswillst.
Außerdem finde ich, und wäre es auch nur, weil ich es eben so gelernt hab, dass der Grundkonflikt am Anfang zumindest angedeutet werden sollte. Hab aber auch keine Idee, wie.

Soweit mein Senf.

Viele Grüße
Ella Fitz

 
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Wow :Pfeif:
Solch eine Menge Kommentare, die den Text detailliert durchgegangen sind ...
Lieben Dank euch allen für die vielen Gedanken und eure Zeit und überhaupt...

Am besten beschreibe ich kurz, was ich mit dem Text wollte:
*eine Geschichte mit mindestens einem mehrdimensionalen Charakter (Luis)
*eine spannende Geschichte
*das Thema Rassismus/Fremdenfeindlichkeit beleuchten - und zwar aus einer Art Innensicht
*ein subtiles Ende, das Fragen offen lässt

Einiges davon hat geklappt (schließe ich aus euren Kommetaren :), alles nicht (umso besser wegen des Lerneffektes :)

So: und jetzt der Reihe nach

Lieber jobär

vorneweg: nein, dein Profilbild war nicht Vorbild für Luis (sondern ein Mann, der in Wiesbaden ein Antiquitätengeschäft hat und durchaus nicht wie Luis ist...) :D

Ja, das mit den Zeiten habe ich kapiert (haben ja fast alles erwähnt)... ich hasse Vorvergangenheit, wenn ich dieses "hatte" igrendwie vermeiden kann, dann versuche ich es zu umgehen... (ist aber geändert)

Aber die zweite Attacke - keine Freundschaft unter den Brandstiftern.
vielleicht haben sie ja kapiert, dass sie nur Handlanger für den vermeintlich großen Luis sind...

Das hier sind nicht fremdenfeindliche, sondern menschenfeindliche Handlungen.
ja, das stimmt und wirft einen Blick auf die Art, wie es läuftm auch auf die Gesellschaft als solche...

Was geschieht jetzt? Werden die Täter zur Verantwortung gezogen? Rächt sich Luis in gewohnter Manier an seinem Komplizen?
ist das wichtig? Wenn ja, wird es ein umfangreicher Roman und das, was ich bisher geschrieben habe, das erste Kapitel...

viele Grüße
Isegrims

Hallo JackOve (cooler Nick übrigens :))

freut mich sehr, dass du die Geschichte so genau gelesen hast...
he: und willkommen hier, ist unser erste Kontakt...

Aufgrund deines schönen Titels stelle ich mir Luis als einen sympathischen Menschen vor, den ich kennenlernen möchte.
der Titel gefällt mir auch :)

Das ist nicht die feine Art. Ob der Fisch gegen etwas geschlagen wird, oder man etwas auf den Fischkopf schlägt
ich habe bedies gesehen und finde keinen Tod fein ....

Bis zu den ersten fünf Sternchen fällt mir nichts weiteres auf, was vielleicht auch daran liegt, dass ich total in deiner Geschichte stecke, mir deine Charaktere bildlich vorstelle und wie ein Flitzebogen gespannt bin, ob ich noch mehr von Luis erfahren werde und Pia ihn tatsächlich verlassen wird.
Deine Beschreibungen sind wirklich schön, möchte ich an dieser Stelle schonmal loswerden.
yea: das tut gut :) ich wollte diesen Kontrast zum späteren Geschehen... aus der Idylle heraus führen, ohne sie als Bild zu zerstören...

"Armselige Gestalten, dunkel, Ausländer" geht gar nicht, finde ich, da die Familie ja schon seit fünf Jahren in Deutschland sein soll, und es nicht Luis ist, der das so sagt, sondern der Erzähler.
der Erzähler berichtet aus der Perspektive von Luis, wollte ich zumindest

Ich weiß ja nicht, aber sprechen die "Fremden" tatsächlich durcheinander, nachdem sie sich gesetzt haben?
habe ich geändert, damit klar wird, dass Luis das hört

Warum "Eindringlinge"? Luis hat sie doch selbst ins Haus gebeten.
kann er denn "nein" sagen?

"Neben dem Eingang hingen an einem Brett ein paar Hufeisen an verrosteten Nägeln." -> Hier würde ich entweder das Brett oder die verrosteten Nägel weglassen, weil der Satz einfach schwer zu lesen ist und die Informationen ja auch nicht zwingend notwendig sind.
nehm ich und hab's geändert

Punkt fehlt nach "in sich gleiten". Erreicht auch Luis seinen Höhepunkt?
nein, auf keinen Fall ...

"Weißhaarige" ... Warum? Um "Luis" nicht zu wiederholen?
auch so ein Thema, eine Baustelle,... bei längeren Erzählungen langweilt es mich ständig "er", ""sie" usw. oder Namen zu verwenden... da fehlt mir ein Konzept es besser zu machen...

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen und sie wird mich bestimmt noch ein Weilchen begleiten.
:Pfeif:

liebe Grüße
Isegrims

Allen anderen schreib ich später, bisschen Angst habe ich allerdings vor Giuseppe und Enzo, die denlen vielleicht Luis ist ein Pate ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo ernst offshore

war jetzt ne ganze Menge an Einzelheiten, die du angemerkt hast... besonders deine stilistischen Hinweise sind hilfreich (und auf manches hätte ich selbst kommen können)...
und dafür, dass du bisher nur sprachliche Unsauberkeiten anführst, vernichtest du den Text doch gleich zu Beginn folgendermaßen:

Stellenweise gibt’s zwar recht schöne Sprachbilder, dann aber wieder lieblos geschrieben wirkende Dialoge, bisweilen syntaktisch holprige Satzkonstruktionen mit einer Überfülle entbehrlicher Adjektive, dann wieder minimalistische und stellenweise grammatisch fragwürdige Ellipsen. Mir ist das im Gesamten stilistisch zu unausgereift, zu unsauber.

und so:
Ja, mir ist das alles irgendwie zu inkonsistent, die Gewichtung stimmt für mich nicht. Dem sehr detailreichen Anfangsteil, dem es trotzdem nicht gelingt, den Figuren Farbe, richtiges Leben zu verleihen,
.
also, keine Ahnung, warum denkst du, dass Luis farblos bleibt? kann ich nicht nachvollziehen, soll ich ihn zur Abziehfigut machen?

Deine Kritik schmerzt, wenn ich es mir genau überlege.

Die meisten deiner Vorschläge haben zu Textänderungen geführt. Danke für deine Zeit und das ganue Lesen, konnte ich was mit anfangen.

mit einer Überfülle entbehrlicher Adjektive, dann wieder minimalistische und stellenweise grammatisch fragwürdige Ellipsen.
Adjektive? wo? fragwürdige Elipsen? Wo?

sorry, kann jetzt nichts mehr richtig nettes schreiben ...

viele Grüße
isegrims

@The Incredible Holg Kanji wieselmaus Ella Fitz: euch schreibe ich später: lieben Dank :)

 

Isegrims schrieb:
Deine Kritik schmerzt, wenn ich es mir genau überlege.
Das tut mir natürlich leid, Isegrims.
Aber möglicherweise war ich dieser Geschichte gegenüber nur deshalb so schonungslos, weil ich dich einfach für einen verdammt guten Autor (Autorin? Keine Ahnung, ist auch egal) halte und du für mein Gefühl mit diesem Text weit unter deinem gewohnten Niveau geblieben bist. Kanji nannte die Geschichte „unrund“, und genau das war auch mein Empfinden beim Lesen. Ich bezeichnete es halt als stilistische Inkonsistenz, bzw. als unzureichende Ausarbeitung und hab dir dazu auch ein paar Beispiele rausgesucht. Nun bin ich alles andere als ein Sprachanalytiker, und zu begründen, warum mir dieser Satz gefällt und jener nicht, fällt mir unheimlich schwer. Aber ich will mich bemühen, dir in den nächsten Tagen noch ein bisschen mehr von meinen Gedanken zum Text zu schreiben. Heut schaff ich das leider nicht.

sorry, kann jetzt nichts mehr richtig nettes schreiben ...
Kein Problem. Wir sind ja hier nicht im Streichelzoo, sondern in einem Literaturforum.

 

Hallo Isegrims,

ich habe die anderen Kommentare nicht gelesen, sondern wollte unbedarft an deine Story herangehen. Ich merke beim Lesen: dieser Kommentar wird jetzt hart. Aber ich weiß ja, dass du an deinen Texten mit Inbrunst arbeitest und mit den Hinweisen sicher was anfangen wirst.

Luis, Pia die Lebensgefährtin, der weißhaarige Mann, Tochter Valerie, Schwester Isabelle, der Bärtige
So viele Namen, Personenbeschreibungen, (Verwandtschafts)verhältnisse – und ich bin erst in der elften Zeile angekommen. Das ist hart.

einen schnellen Blick
ihrer unförmigen Sonnenbrille
seine behaarten Oberschenkel
den modrigen Geruch
ein übermütiger Fisch
des gemähten Heus
Pias dunkelbraune Augen
Nur einige Beispiele, wo die Adjektive einem direkt ins Auge springen.

Später ein Satz, der völlig überquillt:

Pias dunkelbraune Augen wandten sich vom Horizont ab und richteten sich auf ihn, auf die langen Haare, die er nach hinten getürmt wie eine Perücke trug, und den langen, weißen Bart, der an ihm herabhing.
Und das mit dem weißen Bart wird doch anderswo auch schon gesagt.
Später erfahren wir, dass auch sein Brusthaar weiß ist. :sleep:
Weiße Haare auch auf Brust,

warum nicht, ist ja Urlaub, wollte sowieso Freunde besuchen, die dort wohnen.
Das finde ich zu viel „tell“, reine Info für den Leser.
Ich denke, das Geschehen im Text sollte von alleine darauf schließen lassen, dass sie im Urlaub sind und Freunde besuchen.

(sie) klatschten sich ab
(der Fisch) klatschte zurück in seine Welt
Hier könnte man eines der beiden „klatschen“ austauschen, vor allem weil sie so kurz nacheinander kommen.

Silbrig glänzte die Oberfläche in der Sonne und manchmal katapultierte sich ein übermütiger Fisch im Bogen heraus und klatschte zurück in seine Welt.
Dieser Satzanfang, „Silbrig glänzte“, passt nicht so richtig zum Text. Er suggeriert, dass die Farbe der Oberfläche für den weiteren Text wichtig sei oder klingt wie der Satz in einer Schmonz… äh Romantikstory.

Viele Edelsteine hatte er gesehen, unter der Lupe analysiert, gewartet, bis das Licht auf sie prallte und ihre Schönheit offenbarte. Sie war einer davon, ein seltenes, kostbares Wesen, das keine Worte brauchte, um zu funkeln. An einem verregneten Apriltag hatte sie den Laden in der Königstraße betreten. Er hatte sie sofort bemerkt.
Die beiden ersten Sätze sind sehr schön. Dann kommen zwei Sätze, die nicht zum Stil passen (meine Meinung).
Außerdem: „Sie war einer davon“: Na ja, er wird sie ja wohl nicht unter der Lupe gelegt haben ;)

„Wir müssen langsam zum Haus zurück.“
„Wieviel Uhr ist es?“
„Kurz nach 18 Uhr.“
„Ja. Ich war ganz weggetreten.“
„Du hast geschnarcht.“
Der Dialog konnte knackiger sein, wenn er so aussähe:
„Wir müssen langsam zum Haus zurück.“
„Wieviel Uhr ist es?“
„Kurz nach 18 Uhr.“
Den Rest braucht es gar nicht. Außerdem erinnert mich der Dialog bzw. die Art stark an einen aus einer anderen Geschichte von dir, wo du extrem kurze Sätze probiert hast.
Nach dem Muster:
Frage, entsprechende Antwort.
Aussage A. Ganz andere Aussage B.

Sie begehrte ihn in diesem einen Moment, wünschte sich, dass er sie umhüllte und sie nahm, mit all der Leidenschaft, die in ihm steckte - und wenn er dafür Pillen einwerfen musste.
Wieso "diesen einen Moment"? Was ist an diesen einen Moment so bedeutsam/anders als in anderen Momenten, wo sie ihn begehrte?

Sie hörten mit Stöpseln im Ohr Musik, bewegten ihre Beine und Hände rhythmisch.
„Sie hörten mit Stöpseln im Ohr Musik“.
Das klingt sehr unbeholfen, Aufsatz 4. Klasse. Isegrims, das kannst du viel besser. :teach:

Wie sehr er sie liebte. Ein Knopfdruck. Surrend bewegte sich die Ankerkette.
„Wie sehr er sie liebte. Ein Knopfdruck.“: Ein stärkerer, knackender Übergang geht nicht.
Ich würde dazwischen schreiben, dass er sich zum Schalter herunterbeugt oder so.

„Negerin, aha, hab ich mir gedacht.
Da nimmt die Story zum ersten Mal Fahrt auf, wird interessant. (Das ist aber leider für lange Zeit die einzige, spannende Stelle …)

Die Yacht bewegte sich langsam über den See zum Ufer und zu der Anlegestelle der Sattlers.
langsam … über den See … zum Ufer … zur Anlegestelle
Langweilig. Fehlt nur noch „im großen Bogen an einer Entenfamilie vorbei“. Sag doch einfach, sie legten bei den Sattlers bzw. bei sich o.ä. an. Hatte übrigens auch ganz vergessen, dass Luis mit Nachnamen Sattler hieß und dachte, sie lägen woanders an.

Ich höre hier zunächst Mal auf mit den Fundstücken (es wiederholt sich) und lese jetzt den Rest des Textes in einen Rutsch durch, um auch was zum Inhalt an sich sagen zu können …

Eines muss ich doch noch aufgreifen:

In schneller Folge trank er zwei Gläser, sodass sich die Wangen röteten.
Unglücklich formuliert. Klingt so: „Er tut A, damit B passiert.“ Aber es ist ja keine Abhandlung wie „Ich öffne den Umschlag, damit ich den Brief herausnehmen kann.“, sondern der zweite Teil die Folge des Handelns im ersten.

Hier ist mir noch eine Stelle aufgefallen:

Das Feuer zuckte aus den Öffnungen der Scheune und die jungen Leute waren erleichtert, dass sie die Familie vollzählig davor fanden. Die Kinder rieben sich die Augen, die Eltern sahen verwirrt und erschrocken aus.
Die Leute haben Todesangst, drohten zu verbrennen und da steht dann ganz lapidar wie in einem Bericht, dass sie erleichtert waren, sie vollzählig vorzufinden. Von Dramatik keine Spur.

Der Rauch, der vom Haus aufstieg, sah aus wie der ins Riesenhafte verwandelte flatternde Bart des Schmuckhändlers Luis Sattler, (PUNKT)Der Anbau mit der Scheune war eine Feuersäule und füllte den Horizont.
So richtig gefallen mag mir der Schluss(satz) nicht.
Viel spannender hätte ich es gefunden, wenn eines der Mädchen auch in der Scheune gewesen und beinahe verbrannt wäre.

Das steckt viel Arbeit im Text, das merkt man. Dennoch wirkt er noch etwas unreif, unfertig, nicht ausreichend überarbeitet.
Die Idee mit dem Alt-Nazi und der Brandstiftung finde ich gut. Nur so richtig begeistern mag mich die Story nicht.
Holpriger Satzaufbau, unzählige Beschreibungen, fehlender Spannungsaufbau – alles Dinge, in die man noch investieren könnte.

Hoffe, du kannst was damit anfangen.

Schönen Samstag und liebe Grüße, :)
GoMusic

 

Alles schon gesagt, dass ich mit einer Kuriosität beginnen kann, denn einmal hab ich richtig gestutzt, hier nämlich

Nachdem er die Angelsachen weggeräumt hatte, …
was keiner begreifen wird, wenn ich nicht Karl Kraus dazunehme, wenn der behauptet, dass man eines Tages Kyffhäuser mit Kaufhäusern verwechseln und Agamemnon als angenommen lesen werde. KK konnte mich halt noch nicht kennen. Der Groschen fällt noch nicht? Ich hab statt Angelsachen ...sachsen gelesen und eine unnötige Frage stellen wollen und damit zu dieser etwas anderen Flüchtlingsgeschichte mit nahezu konventionellem Ende schon eines vorweggenommen: Flüchtigkeit.

Wovor bistu auf der Flucht?,

liebe Isegrims,

wer oder was verfolgt Dich oder hetzt Dich gar? Ein Beispiel, dass zunächst überschaubar aussieht

„Ich helfe Dir mit den Fischen“, sagte Pia.
„Wenn Du das möchtest, Liebling, ich mach bloß schnell Feuer.
Ist das Paar in seinen Teilen bis zur eher distanzierenden Höflichkeitsform freundlich zueinander? Es bleibt ja nicht bei dieser Stelle, zieht sich durch, bis dass die Fremden kommen, denen man eigentlich die Höflichkeitsform zugestehen könnte
Wir haben uns vor ein paar Wochen in Düsseldorf in ihrem Haus gesehen.“
Verkehrte Welt?

Dafür sind "normale" Fehler erschreckend wenige (ich weiß, warum ich erst jetzt dazu komm, hier vorbeizuschauen)
Hier ist mal ein Nebensatz zu beenden

Die Wellen plätscherten, die Angelschnur spannte sich, sobald ein Fisch anbiss[,] und Pia lächelte versonnen zum Himmel.
und hier zu beginnen
Es war ihnen nicht gelungen[,] die Tür der Scheune mit Keilen zu verschließen, ...

Wie viel wird idR nicht zusammengeschrieben
„Wie[...]viel Uhr ist es?“

Hier wäre der Konjuntiv irrealis (nähme, müsste) besser zu verwenden als der Indikativ (das ist das schön, wenn man sich umhüllt ...
Sie begehrte ihn in diesem einen Moment, wünschte sich, dass er sie umhüllte und sie nahm, mit all der Leidenschaft, die in ihm steckte - und wenn er dafür Pillen einwerfen musste.

Luis begab sich ins Heck, wo seine Töchter auf Sonnenliegen ausgestreckt mit nackten Brüsten dalagen.
Warum nicht einfach „lagen“?

Und hier scheint mir was zu fehlen

… wolle er ihre Herzen schauen.
Wahrscheinlich ein „in“

und dann noch mal Flucht zwischen den Sätzen

Rauch, der vom Haus aufstieg, sah aus wie der ins Riesenhafte verwandelte flatternde Bart des Schmuckhändlers Luis Sattler, Der Anbau mit der Scheune war eine Feuersäule und füllte den Horizont.

Interessant wäre im Falle der Abschiebung mal was über die Behörde zu erfahren. Ach, gibt's ja schon hierorts, lange bevor die Flüchtlingswelle, wie wir sie kennen, überschwappte unter dem unauffälligen Titel Per Vers.

Gruß und schönes Wochenende vom

Freatle
(der gleich auf ne Veranstaltung mit Bands mit der gesamten Bandbreite der Popmusik, von Skiffle, R & B, Rock 'n' Roll, ganz ohne elektronischem Gepiepse.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo The Incredible Holg

Ich habe die Geschichte bereits an einigen Stellen überarbeitet: die Dialoge am Anfang und einige Logikfehler, ist aber erst der Anfang. Der Schluss, ja, der Schluss, das muss ich wahrscheinlich grundlegender ändern. Vielleicht ist das, was nach der Ankunft der Fremden geschieht, der Brand und die Brandstifter, ein Traum des Schmuckhändlers in einer heißen Sommernacht... (?)

Auch stelle ich mal wieder fest, dass ich einen Fehler gemacht habe, den ich nicht recht los werde: ich habe nicht genug Geduld mit meinen Texten, lasse sie selten liegen und reifen und setze sie zu früh dem Licht der Krieger aus.
Der ernst offshore hat dazu was richtiges gesagt...

zum Glück schreibst du:

Man merkt, dass dir die Vermeidung von Klischees wichtig ist (vgl. deinen gestrigen Kommentar zu meiner Geschichte ), und das gelingt dir zumindest für die Hauptpersonen auch sehr gut. Es geht sogar so weit, dass ich insbesondere von Luis kein konsistentes Bild vor Augen habe,
das erleichtert mich, das ist eine moderne Figur, ein realer Mensch...

bin ich deshalb mit deiner Geschichte weitestgehend zufrieden (Kleinigkeiten unten) und habe sie sehr gern gelesen. Ja, sie hat mich sogar so gefesselt,
:Pfeif: danke...

Diese Art, die Wiederholung des Namens zu vermeiden, erscheint mir irgendwie gezwungen und erinnert mich immer an Sportreporter, wo schon Boris Becker immer "der Leimener" war.
stimmt, das ist mies, werde ich ändern... schon der Vergleich mit diesem Boris ist fürchterlich...

Luis schnaufte tief durch und nahm den Geruch des gemähten Heus der Felder am Ufer wahr. Pias dunkelbraune Augen wandten sich vom Horizont ab und richteten sich auf ihn, ...
Hier wechselst du mitten im Absatz die Perspektive, schilderst im einen Moment die Wahrnehmung von Luis und im nächsten die von Pia. Ich finde das irritierend, nicht nur wegen des abrupten Wechsels, sondern auch, weil du Luis schon nach einem einzigen Satz wieder verlässt; das wirkt irgendwie unvollendet.
habe ich besser angeordnet, allerdings wollte ich den Wechsel der Perspektiven, nur leider wird Pia dadurch nicht so real, wie ich mir das vorgestellt habe, ich glaube, ich müsste ihr mehr Individualität geben...

Den von dir monierten Dialog habe ich verändert:

„Wir fahren zum Haus. Tolles Wetter heute.“
„Ja, super. Hör mal, der neue Song von Justin Timberlake?“ Isabelle hielt ihrem Vater das Smartphone hin.
„Gefällt’s dir?“
„Ja, geht.“
„Ich mag Beyoncé“, meinte Pia, die den Mädchen die Kühlbox mit den Getränken hinhielt.
„Echt?“
‚Flawless‘ erklang.
„Hat ne Soul-Stimme, Ne Negerin, oder?“
„Ja.“

und weil es mir gerade einfällt; das mit den nackten Brüsten ist nie ein Problem auf einer anständigen Yacht und mit anständigen Brüsten ;)

Ja, und wie gesagt der Schluss, da lasse ich mir was einfallen, das wird anders...

Ich stelle gerade fest, der Tegernsee liegt nicht in Österreich, sondern in Bayern. Setzen, sechs!
Das betrifft dann aber nicht nur mich, sondern auch dich, Isegrims. Denn wenn der See und damit das Haus in Deutschland liegt, taugt es wohl nicht wirklich als Refugium für eine Familie, die den Ausweisungsbescheid bekommen hat. Oder hast du dir das so vorgestellt, dass sie illegal dort weiterleben? Andererseits wären sie in Österreich wohl auch illegal ...
Scheiß drauf: Tegernsee, Ammersee, für Luis ist das alles Großdeutschland glaube ich und für die FPÖ Groß-Österreich

Lieben Dank und liebe Grüße Holg
Isegrims

Hallo Kanji

vielen Dank für den von dir geschilderten Eindrucke da kann ich wirklich was mit anfangen...

Die Charaktere sind mal nah, mal wieder ganz fern. Die Töchter haben eine abstrakte Kontur. Pia bliebt schemenhaft. Die Umgebung ist klar und deutlich. Vieles bleibt mir unklar (all die Fische und Angelei) als Vorspiel.
mehr Kontur braucht es wahrscheinlich

Vielleicht wird manches klarer und runder, wenn ich den Schluss überdacht und verändert habe. Ich woilte den beliebigen Rassisten zeigen, wie er häufig auftritt und einen, der sich seiner Probleme skupellos entledigt... ich wollte zeigen, wie das Idyll an den Rändern wankt...

viele Grüße
Isegrims

zu den anderen Kommentaren später mehr, lieben Dank

 

Liebe wieselmaus

vielen Dank für deinen Kommentar. Du beleuchtest den Plot und die Figuren. Ich sehe das weitgehend so wie du es beschreibst.

Dein Prot ist in meiner Wahrnehmung ein äußerst viriler Typ, der dem Alter dadurch entgehen will, dass er sich gerne mit jungen Frauen umgibt.
das mit seiner Virilität ist ein guter Aspekt, den habe ich gar nicht so bewusst rausgearbeitet. Luis ist eher so eine Mischung aus Männern, die ich kenne. Welcher Mann, welche Frau, umgibt sich nicht gern mit Jüngeren? Wäre schwieriger gewesen (und hatte ich überlegt) ihm noch einen Sohn beizugesellen, wär dann eine andere Geschichte und das mit den beiden jungen Männern, die auftauchen, hätte nicht funktioniert, gglaube ich...

Ein Herrenmensch eben. Und einer, der ohne Federlesen zur Selbstjustiz greift, wenn ihn die Rachsucht überkommt.
ja, so ist er, der Luis...

Oder soll dieser eine als deus ex machina fungieren,
so dachte ich mir's... aber aus den anderen Kommentaren schließe ich, dass das nicht wirklich verstanden wird...

Die Töchter. Sie wirken auf mich sehr jung und unbedarft.
Ich wollte sie so zeigen und weiß, dass sie etwas blass wirken, denke aber, dass sie gerade aus dieser Naivität heraus handeln... so viel politisches Bewusstsein braucht es nicht, Menschlichkeit schon...

Es sei denn, sie spielen ihrem alten Nazi-Vater etwas vor.
weiß gar nicht, ob der Luis ein Nazi ist, nicht vom Wortsinn her...

Pia. Für die Story hat sie mMn keine Funktion, außer die Virilität des "Weißhaarigen" zu unterstreichen. Oder sollte ein weiteres Konfliktfeld -eine Beziehungsgeschichte - installiert werden?
Pia fehlt Farbe, bei ihr muss ich nacharbeiten, ich habe nicht einmal gesagt, dass sie viel jünger ist als er und mehr von ihm verlangt, als er menschlich und körperlich geben kann, materiell allein reicht ihr nicht...

Ich denke, es lohnt sich, Arbeit in den Text zu investieren, auch wenn es jetzt einige Kritik gegeben hat.
:thumbsup:

Übrigens: Wie wärs mit einem alten, zwei Meter langen Hecht statt dem Kabeljau?
nehm ich :)

viele Grüße und vielen Dank, war sehr hilfreich
bisschen was habe ich schon nachgebessert...
Isegrims

wird fortgesetzt

 

Hallo Ella Fitz

entschuldige, dass ich mit etwas Verzug auf einen Kommentar eingehe. Mittlerweile habe ich einiges am Text selbst verändert und ihn - wie ich hoffe - insgesamt runder gemacht.

Die meisten, die was zu dem Text gesagt haben, beklagen den vermeintlich unlogischen und abrupten Schluss. Den will ich komplett ändern.
Im Augenblick denke ich mir das so: Luis nimmt das Ganze selbst in die Hand, steht in der Nacht auf und beobachtet seine Töchter, die auf der Yacht mit den jungen Männern zusammen sitzen. Unkontrollierte Wut kriecht in ihm hoch und er beschließt zu handeln. Er legt entweder das Feuer selbst oder zusammen mit den Helfershelfern, die er angerufen hat. Vielleicht erinnert er sich auch an die Magnum, die er im Haus versteckt hat. (Er hat einen Waffenschein, weil sein Schmuckgeschäft schon mehrfach überfallen wurde; die Waffe ist normalerweise dort im Safe deponiert). Was danach passiert, wer umkommt, ob übnerhaupt jemand umkommt, ob er womöglich selbst stirbt, bin ich mir unschlüssig und für jeden Tipp dankbar.
(und stelle erneut fest, dass die Geschichte mehr Zeit gebraucht hätte, bevor ich sie einstelle, lässt sich aber jetzt nicht mehr ändern...)

Zu dem, was du schreibst:

Dennoch, wieso die elend lange Familienidylle am Anfang?
genau das wollte ich: wie fragil das Idyll ist, wie gefährdet...

Wenn den Leser der Gebrauch des Wortes "Neger" stutzig machen soll, bei den Töchtern schafft er das nicht?
ich denke, dass die ihn für unbelehrbar halten...

Aber die Perspektivenwechsel zu Pia stören mich dann wieder. Da werd ich dann erneut irre an deiner Erzählabsicht.
die Perspektiven habe ich sauberer getrennt und versucht Pia mehr Farbe zu geben mit ein paar Andeutungen...

Außerdem finde ich, und wäre es auch nur, weil ich es eben so gelernt hab, dass der Grundkonflikt am Anfang zumindest angedeutet werden sollte. Hab aber auch keine Idee, wie.
äh: ich glaube schon, dass ich den Grundkonflikt angedeutet habe: Luis schlägt den Fisch an der Reling tot...

Hat mich gefreut und hat mir geholfen, vielen Dank :thumbsup:
liebe Grüße
Isegrims

wird fortgesetzt :)

 

Hallo Isegrims,

deine Geschichte geht mir immer wieder im Kopf herum. Ich habe vor allem Schwierigkeiten mit der Einordnung der Figuren. Pia ist als Trophäenfrau weniger wichtig, aber auch gut gezeichnet. Die Töchter - da wirds schon schwammig. Wie alt sind sie? Irgendwo zwischen 15 und 18 würde ich sagen. Sie leben bei Vater und scheinen noch keinen Beruf auszuüben. Sie sind nicht schüchtern und denoch scheint das Verhältnis zu ihrem Vater und auch zu Pia nicht einfach zu sein. Sie kennen sich doch wohl schon länger und tauschen sich jetzt erst über Musik und ihre Lieblingssängerinnen pp. aus? Zeigt Luis seinen Töchtern eigentlich, wie sehr er sie liebt? Und damit die größte Frage: Wie alt ist Luis. Nach seiner politischen Einschätzung scheint er in Nachkriegsdeutschland aufgewachsen zu sein, könnte jetzt also 55 bis 65 Jahre alt sein. Der Altersunterschied zu seinen Töchtern ist dann recht groß. Das kann besonders in Umbruchssituationen problematisch werden und so ein Fall scheint hier vorzuliegen: Nationalistisch geprägter älterer Mann wird mit der latenten politischen und vielleicht auch sexuellen Einstellung seiner Kinder und fremden mißliebigen Menschen konfrontiert. Dazu noch der Tod der Mutter. Da finde ich die Ideen, die du jetzt entwickelt hast, stimmiger als das bisherige Szenario. Die Freunde, die er anruft, passen nicht so recht, weil sie den Fokus von der Familie weglenken.

Liebe Grüße

Jobär

 

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