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Beute-Schema

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09.09.2004
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Beute-Schema

Beute-Schema

Seltsam, wie viele Dinge im Leben schlicht „für die Katz“ sind, - und das nicht nur im sprichwörtlichen sondern wortwörtlichen Sinne.
Alles begann damit, dass ich diesen neuen Teppich für den Vorraum meiner Wohnung besorgte. Er war mir im Möbelgeschäft sofort ins Auge gestochen: Unregelmäßige Vierecke angefüllt mit exotischen Tierfellmustern, vorwiegend Raubtiermuster wie Leopard, Tiger, Gepard und Jaguar, aber auch Giraffe und Zebra usw. Reich an interessanten Kontrasten, im Farbspektrum von weiß über sepia bis dunkelbraun reichend, - ein fetziger Teppich, der gut in meine Künstlerwohnung passte, die ich zur einen Hälfte gemütlich bewohne und zur anderen als Atelier nutze.
Auch meine Freigänger-Katze namens Kali war von dem neuen Teppich, - sobald ich ihn ausgelegt hatte, - sehr angetan.
Dies demonstrierte sie, indem sie fortan diese kleinen Feldmäuse, lebend im Maul, von draußen durch ihre Katzenklappe anschleppte. Dann pflegte sie auf dem Teppich stundenlang mit ihnen zu spielen, sie zu quälen, schließlich zu massakrieren und dann mit Haut und Haaren zu verzehren; und sie betrieb diese Aktivitäten ausschließlich auf dem neuen Teppich!
Teilweise zermürbend war für mich das nicht enden wollende erbärmliche Gepiepse der armen Mäuse im Todeskampf: so animalisch.
Genau wie das Muster des Teppichs.
Im Grunde gibt es nichts, das ich meiner geliebten Katze übel nehme. Unser Verhältnis ist geprägt von gegenseitiger Inspiration und Toleranz. Infolge der Installation ihrer Katzenklappe kann sie kommen und gehen, wie sie will, und dasselbe gilt für mich, solange ihr Futternapf regelmäßig gefüllt wird. Unsere gegenseitige, verschmuste Zugewandtheit ist eine Bewegung aus dieser Freiheit heraus, die wir uns gegenseitig zubilligen. Wahrhaftig war noch keine einzige Liebesbeziehung in meinem Leben von solch großer Dauer und Kontinuität gewesen wie die Beziehung zu meiner Katze.
Ich muss auch einräumen, dass sie den neuen Teppich nach jedem ihrer Exzesse wieder schön sauber leckte. Gelegentlich gab es Überreste von Mäusen – aber nie Spuren von Blut.
Doch im Laufe der Zeit begannen sich die Dinge auf unheimliche Weise zu ändern.
Zuerst waren es nur Feldmäuse, dann schleppte Kali diese fetten, struppigen Wühlmäuse an, die fast so groß wie Ratten sind, nur viel hässlicher. Diese Viecher verzehrte sie selten ganz, hinterließ mir – stets blutleere – Kadaver, bzw. deren Reste auf dem Teppich. Manchmal fraß sie nur den Kopf. Das war ein bisschen eklig aber immer noch halb so tragisch. Ich entsorgte die Abfälle in der großen Restmülltonne.
Aber es blieb nicht bei den Wühlmäusen. Beileibe nicht!
Eines Tages: ein riesiger Feldhamster! Immer wieder Eichhörnchen! Eine ausgewachsene Saatkrähe! Welch eine Schweinerei, die vielen Federn, obwohl sie - in der Tat! - farblich gut zum Teppich passten. Aber all das war immer noch im Rahmen des Normalen.
Als ich vor einigen Wochen ein ausgeweidetes kleines Rehkitz auf meinem Teppich vorfand, überkam mich zum ersten Mal ein merkwürdiges Vorgefühl. Wie hatte Kali diesen dicken Brocken nur durch die winzige Katzenklappe gebracht? Diese ist nämlich der einzige Zugang der Katze zur Wohnung. Die Eingangstüre zum Treppenhaus meidet sie wie die Pest! Dieses ausgeweidete „Bambi“ auf meinem Teppich, - obwohl rein malerisch durchaus nicht ohne Reiz, - stellte eine physikalische Unmöglichkeit dar!
Nur einen Augenaufschlag lang dachte ich darüber nach, das Kitz abzuziehen und zu braten, aber Schulter zuckend zerteilte ich es dann, packte es in Plastiktüten und entsorgte es an der Müllsammelstelle, wo es auch einen Container für Tierkadaver gibt.
Was käme wohl als nächstes? Kühe und Pferde? Ein Hirsch? Ein iahender Esel?
Mit dieser - rein rhetorischen - Frage lag ich zwar sehr nahe an dem, was dann als nächstes geschah, aber bei Weitem nicht nahe genug, um auf das Kommende innerlich gefasst zu sein.
Meine nächste Überlegung war, ob es vielleicht am Futter lag. Am selben Tag klapperte ich sämtliche Tierbedarf-Läden in der ganzen Gegend ab, um nur das feinste vom feinen Katzen-Feuchtfutter einzukaufen. Nicht etwa, dass ich große Hoffnung darauf setzte, aber ich wollte nichts unversucht lassen.
Das Ganze, die Begebenheiten an sich, kamen mir nun doch zunehmend schaurig vor, was freilich mein Verhältnis zu Kali nicht im Mindesten trübte. Die Katze war – abgesehen vom Teppich-Gemetzel – dieselbe geblieben, die sie immer gewesen war: Ihr anhimmelnder aufmerksamer Blick, manchmal etwas schmollend, wenn ich sie nicht genügend gestreichelt hatte. Ihre Anmut, ihr Liebreiz, ihre Laszivität, ihre schwarz-weiße, flaumige, stromlinienförmige Schönheit!
Ich kam dann also, beladen mit zwei großen Einkaufstaschen voller Katzenfutter, nach Hause, öffnete die Eingangstüre, trat in den Vorraum und fand die splitternackte, ausgeweidete und offenbar blutleere Leiche des schlechten Sängers Timmy Fielschlimmy auf meinem Teppich.
Mein erster hysterischer Gedanke war: Hätte ich doch besser einen Teppich mit Blümchenmuster ausgewählt!
Timmy Fielschlimmy! Was hatte er hier im Tiroler Oberland zu suchen gehabt? Nein, die Frage war ebenso hinfällig wie die Überlegung, wie Kali ihn durch die Katzenklappe hatte hindurch bringen können. Hier ging nichts mehr mit rechten Dingen zu. Und hier lag er auf meinem Teppich, bleich wie ein Bettlaken, fast durchsichtig, der Bauchraum geöffnet und leer. Sein ebenso leerer, glasiger Blick fiel zur Deckenlampe, die ich in meiner Zerstreutheit hatte brennen lassen, während ich einkaufen gewesen war. Seine Brille hatte er noch auf, was seinen toten Augen einen noch merkwürdigeren Glanz verlieh im Schein der Deckenlampe.
Dieses Licht wird wohl das letzte gewesen sein, was Timmy in seinem Leben gesehen hat, überlegte ich. Kein Licht „am Ende des Tunnels“, - sondern eine ganz profane Deckenlampe. Ein höheres Wesen hat wohl ganz schnell verhindert, dass Timmy auch noch im Jenseits singt.
Wie er jetzt so still dalag und keinen einzigen Ton mehr von sich gab, wurde er mir beinahe sympathisch, der arme Timmy. Als er noch gelebt hatte, waren jedoch andere Empfindungen in mir vorherrschend gewesen …
Seit einigen Jahren bin ich Mitglied eines Innsbrucker Kunstvereins mit eigener Galerie namens „Fokus“ (Forum für Kunst und Soziales). Und einmal die Woche findet dort ein Künstlerstammtisch statt, an dem ich regelmäßig teilnehme. Der Austausch mit anderen Künstlern ist mir wichtig, er ist mir eine inspiratorische Bluttransfusion, eine Brille gegen Betriebsblindheit. Zumindest war er das, bevor Timmy Fielschlimmy an diesen Treffen teilzunehmen begann.
Als wäre es heute, erinnere ich mich an einen besonders grauenvollen Abend:
Wir saßen alle am runden Tisch, da sagte Timmy: „Ich hab heute einen neuen Song aufgenommen und auf CD gebrannt. Darf ich ihn laufen lassen, bitte, bitte?“
„Nein!“, sagte Ernst Musinger, Gastgeber und Moderator des Künstlerstammtischs.
„Nein!“, sagte Steff.
„Gnade!“, sagte ich.
Ernst holte tief Luft und sagte: „Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja!“, dann ein seufzender Ausatmer, und er fuhr fort: „Thema: Kunst, Liebe und Freiheit. - Nick hat behauptet, diese Begriffe lassen sich im Außen nicht definieren, sondern sind innerliche Befindlichkeiten, obwohl sie, - und das sei laut ihm eine große Tragik der Menschheit -, fortwährend im Außen gesucht würden. Steff hat entgegnet, man könne diese Begriffe gar nicht voneinander trennen, sie seien gar nicht verschieden voneinander, sondern nur Aspekte ein und derselben …“
„Manitu-Hanna!“, sagte Timmy.
„Wie bitte?“ Ernsts Augenbrauen wanderten so weit nach oben, dass sie fast den Haaransatz berührten.
„Das ist der Titel meines neuen Songs“, sagte Timmy. „Manitu-Hanna.“
„Also, das ist jetzt nicht …“
„Bitte, bitte, bitte, nur ganz kurz“, quengelte Timmy, „Ich habe auch einen echt tief schürfenden Text dazu gedichtet.“
Während er noch redete, war er schon aufgestanden und bewegte sich in Richtung Musik-Anlage. Alle am runden Tisch seufzten. „Also gut“, sagte Ernst. „Aber nicht so laut, bitte.“
Gleich darauf begannen die Boxen in maximaler Lautstärke zu dröhnen und zu vibrieren, und von den Wänden widerhallend ertönten absolut einfallslose Synthesizer-Klänge, die alsbald begleitet wurden vom schlechten Gesang Timmy Fielschlimmies:
„Manitu-Hannaaah!
We can have so much fun-ahh,
we smoke Marihuana,
und dann lässt du mich ran-ahh!“
Und nicht mal, während sein eigener, grauenhafter Song lief, gelang es Timmy zu schweigen. Er kommentierte: „Den Text habe ich posthum Pierre Brice gewidmet. Ihr wisst schon: Wegen Manitu! Ich finde, das war ein besonders raffinierter Einfall. Das gibt dem Ganzen noch die letzte Würze.“
„Maanituu-Hannaaaah!“
„Stell das sofort ab!“, stöhnte ich, - laut, - um den unsäglichen Lärm zu übertönen. „Das ist auditive Umweltverschmutzung!“
Der sonst so blasse Timmy lief rot an. „Immer beleidigst du mich! Das lasse ich mir nicht länger gefallen!“
Ernst massierte mit den Fingern seine eh schon zerfurchte Stirn. „Timmy, bitte!“, sagte er.
„Wie kann man diesen Schrott denn noch beleidigen?“ erwiderte ich.
„Da! Er tut es schon wieder! Habt ihr das gehört?“, rief Timmy. „Du Soziopath, du!“
So oder ähnlich verliefen nun gewöhnlich die Stammtisch-Abende im Fokus, dass ich mir mehr wie auf dem „Locus“ vorkam… Aber nein, verbesserte ich sogleich meinen Gedankengang: So waren sie in letzter Zeit verlaufen! – Die Leiche vor mir auf dem Boden gab immerhin ganz entschieden Anlass zur Hoffnung, dass im Fokus nun wieder angenehmere Zeiten anbrechen würden.
Dies löste freilich nicht mein aktuelles Problem. Den kalten Timmy im Container für Tierkadaver bei der Sammelstelle zu entsorgen, kam eher nicht infrage. Gewisse Behörden mochten daran Anstoß nehmen und dafür sorgen wollen, dass ich für die nächsten Jahre an den Stammtisch-Abenden im Fokus verhindert sein würde.
Zugleich überlegte ich, ob es nicht sinnvoll wäre, zusammen mit Timmy den verhängnisvollen Teppich mit den animalischen Mustern loszuwerden. Wer wusste, was er mir als nächstes bescheren würde?
In diesem Moment näherte sich Kali von hinten, strich um meine Beine, rieb sich an meinen Unterschenkeln, was ihre Art war, mich um Streicheleinheiten zu ersuchen – oder, um mir etwas mitzuteilen.
Ich bückte mich und begann Kali den Kopf zu kraulen, doch gleich duckte sie sich unter meiner Hand weg. „Na, was willst du mir denn sagen, süße Miezekatze?“, fragte ich.
Sie lief mir voran in den Atelier-Raum, wo meine Staffelei und mein Arbeitstisch standen und mein ganzes Werkzeug gelagert war. Sie strich mit erhobenem Schwanz um die Beine der Staffelei herum, ihren Blick nach oben zu deren Spitze gewandt, wo die Taglicht-Lampe fest geklemmt war.
Sie richtete sich an der Staffelei auf, machte sich ganz lang und starrte weiter auf die Lampe, eine Stableuchte mit langem, biegsamem Hals. Sie begann zu schnurren.
„Hat das irgendwas mit der Lampe zu tun? Soll ich etwas mit der Lampe machen?“
Kali machte „Miau“, was bei ihr „Ja“ bedeutete.
Mir kam eine Idee!
„Meinst du etwa, ich soll aus Timmy einen Lampenständer machen? Eine Stehlampe? Ist deswegen sein Blick auf die Deckenlampe gerichtet? Wolltest du mir damit ein Zeichen geben?“
„Miau!“
Der kalte Timmy war bereits ausgeweidet und blutleer, - also sauber! Ich konnte ihn mit Kunstharz übergießen und konservieren, später bemalen, zum Beispiel mit einem fetzigen Leopardenmuster! Dann konnte ich den biegsamen Hals der Lampe von unten durch den After schieben, sodass die Stableuchte durch Timmies Mund effektiv zu Vorschein kam! – Welch grandiose Inspiration!
„Nein, nein, nein!“, sagte ich. „So kann das nicht weiter gehen. Pustekuchen: Leopardenmuster! Mit all dem muss Schluss sein! Wer weiß, was du mir als nächstes anbringst! Dieser Teppich muss weg. Und Timmy auch!“
Kali hatte sich wieder auf den Boden gesetzt und begann nun sich zu schütteln und sich zuerst hinter einem, dann hinter dem anderen Ohr zu kratzen. Offenbar war es wieder Zeit für ihre Anti-Parasiten-Kur, wie sie bei Freigänger-Katzen regelmäßig notwendig ist. Zumal hier auf dem Land: nur Weiden ,Wald und Berge ringsum.
Kali stoppte ihre Putzaktion seltsam abrupt und starrte mich unverwandt an.
„Du hast gar keine Flöhe!“, erkannte ich jetzt. „Du willst mir damit etwas sagen!“
„Miau!“
„Parasiten … Ungeziefer! Alles, was du mir auf den neuen Teppich legst, ist totes Ungeziefer, damit ich es kreativ transformieren kann?“
„Miau!“
Endlich hatte ich verstanden! Eine neue Schaffensperiode war angebrochen.

ENDE

 
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Der Autor schrieb zum Text:

Beute-Schema Erzählung von Norbert Hödl
Danksagungen: An Axel Puehringer für die Inspiration. An Stefan Payr, von dem ich dreist eine Formulierung stibitzte.

Hallo Old Splatterhand,

und willkommen hier.

Ich habe deinen Text nicht gelesen, da ich schon von der Formatierung abgeschreckt wurde.

Folgende Hinweise möchte ich dir geben:
Baue bitte zur besseren Lesbarkeit Absätze ein. Ebenso Zeilenwechsel, wenn die Sprecher wechseln.
Danksagungen und andere Bemerkungen, die nicht zur Geschichte gehören, bitte grundsätzlich in einem Extrapost unterhalb aufführen (habe ich für dich übernommen).

Apropos Geschichte: Beim Überfliegen der ersten Zeilen hatte ich meine Zweifel, ob es überhaupt eine Kurzgeschichte ist oder vielmehr eine Anekdote. Na ja, wird sich bestimmt zeigen, wenn der Text umformatiert wurde. :)

Wünsche dir viel Spaß hier.

Beste Grüße,
GoMusic

 

Hab den Text formatiert. Sorry, ist ca. 8 Jahre her, dass ich hier zuletzt was veröffentlichte ... ich hffe jetzt passt es.
l.g.: splatterhand

 

Vielen Dank, Ronnie!
Und ja, selbstverständlich: NICHT realistisch, Sondern der Text driftet langsam aber konsequent in schräge, absurde, surreale Geschichte ab. Zumindest war das meine Absicht.
Schönen Gruß: splatterhand

 

Hi splatterhand,

mir hat deine Geschichte gefallen. Ich habe sie mit Freude gelesen. Der erste Satz ist gut, er macht neugierig auf das, was da kommen mag.
Was mir nur etwas stört, ist, dass die sprichwörtliche Bedeutung in der Geschichte nicht so richtig rüberkommt.
Denn am Ende ist das alles ja gar nicht "für die Katz", sondern leitet eine "neue Schaffensperiode" ein.

Ich habe deine Geschichte gelesen, nachdem du sie formatiert hast und ich fand sie gut zu lesen und habe auch keine Fehler gefunden. Liegt vielleicht daran, dass ich mich nicht mit dem Fehlerfinden aufhalten wollte, sondern wissen, wie´s weitergeht. Kein schlechtes Zeichen...

Ich geh mal durch:

Unser Verhältnis ist geprägt von gegenseitiger Inspiration und Toleranz. Infolge der Installation ihrer Katzenklappe kann sie kommen und gehen, wie sie will, und dasselbe gilt für mich, solange ihr Futternapf regelmäßig gefüllt wird.
Das hat mir gut gefallen, überhaupt scheinst du dich mit Katzen gut auszukennen, hast wohl eine?;)

Gelegentlich gab es Überreste von Mäusen – aber nie Spuren von Blut.
Auch das, sehr fein:) Über solche Sätze kann ich mich einfach freuen!

Was käme wohl als nächstes? Kühe und Pferde? Ein Hirsch? Ein iahender Esel?
Hier war ich etwas irritiert. die Tiere, die die Katze anschleppt, sind doch immer tot, wieso sollte der Esel iahen? Naja, gut, die Mäuse vom Anfang haben auch noch gepiepst, aber mir hätte der Esel schweigend besser gefallen. Einfach nur:
Was käme wohl als nächstes? Kühe und Pferde? Ein Hirsch? Ein Esel?
An dieser Stelle steigst du ja in die Absurdität ein, das reichen die Übertreibungen wegen der Größe der Tiere, das iahen find ich einfach zu viel.

Ihre Anmut, ihr Liebreiz, ihre Laszivität, ihre schwarz-weiße, flaumige, stromlinienförmige Schönheit!
Ja, wer Katzen kennt, weiß was du meinst, ich sehe sie vor mir, die Kali, die schwarze Göttin des Todes und der Zerstörung, bei dir schwarz- weiß und lasziv und vor allem -hihi- flaumig!!!!
Du siehst, ich hatte Spaß!

Ich kam dann also, beladen mit zwei großen Einkaufstaschen voller Katzenfutter, nach Hause, öffnete die Eingangstüre, trat in den Vorraum und fand die splitternackte, ausgeweidete und offenbar blutleere Leiche des schlechten Sängers Timmy Fielschlimmy auf meinem Teppich.
Echt witzig!!! Geiler Satz! Ich mag es, wenn jemand die Regel "vermeide zuviele Adjektive" so schön brechen kann.

Der Austausch mit anderen Künstlern ist mir wichtig, er ist mir eine inspiratorische Bluttransfusion, eine Brille gegen Betriebsblindheit.
Wow, wie wahr!Sowas fehlt mir, deshalb bin ich hier! Mit echten Menschen fänd ich´s schöner...
Neidisch bin ich auf den Fokus, aber hier kann ich wenigstens wegklicken, wenn es zu Lokus-artig wird;)

„Nein!“, sagte Ernst Musinger, Gastgeber und Moderator des Künstlerstammtischs.
„Nein!“, sagte Steff.
„Gnade!“, sagte ich.
diese Stelle mag ich auch sehr.

So, jetzt hab ich genug gelobt. Insgesamt hab ich deine Geschichte sehr gerne gelesen, ich mag deinen Stil sehr und musste an einigen Stellen lachen. Ich finde, du hast toll formuliert und würde sehr gern mehr von dir lesen. Und jetzt kommt das Aber:

Der Schluss hat mir nicht so gefallen. Da waren mir ein paar Ungereimtheiten drin.
ab hier wird´s komisch:

„Na, was willst du mir denn sagen, süße Miezekatze?“
Bis jetzt hab ich dir alles abgenommen, aber das glaub ich nicht. Jemand, dessen Katze gerade eine Leiche auf dem Wohnzimmerteppich hinterlassen hat, sagt wohl kaum ganz entspannt "Süße Miezekatze" zu ihr!
Ich glaube, in so einem Moment ist man verwirrt und zweifelt an seinem Verstand, und irgendwie ist man stinksauer auf die Katze, die einen in so eine Situation bringt.

Sie strich mit erhobenem Schwanz um die Beine der Staffelei herum, ihren Blick nach oben zu deren Spitze gewandt, wo die Taglicht-Lampe fest geklemmt war.
Sie richtete sich an der Staffelei auf, machte sich ganz lang und starrte weiter auf die Lampe, eine Stableuchte mit langem, biegsamem Hals. Sie begann zu schnurren.
Das ist wieder gut, ich sehe sie vor mir, so benehmen sie sich, die Biester;)

Der kalte Timmy war bereits ausgeweidet und blutleer, - also sauber! Ich konnte ihn mit Kunstharz übergießen und konservieren, später bemalen, zum Beispiel mit einem fetzigen Leopardenmuster! Dann konnte ich den biegsamen Hals der Lampe von unten durch den After schieben, sodass die Stableuchte durch Timmies Mund effektiv zu Vorschein kam! – Welch grandiose Inspiration!
Auf so´n Scheiß muss man erstmal kommen. Respekt! Du machst deinem Nick alle Ehre! Gefällt mir auch noch.

Und dann:

„Nein, nein, nein!“, sagte ich. „So kann das nicht weiter gehen. Pustekuchen: Leopardenmuster! Mit all dem muss Schluss sein! Wer weiß, was du mir als nächstes anbringst! Dieser Teppich muss weg. Und Timmy auch!“
Ab hier wird´s komisch. Ich kann gar nicht so genau sagen, was mich stört. Vielleicht hätte die Geschichte hier schon enden können. Vielleicht müsstest du nur eine Kleinigkeit ändern.
Eigentlich hat er ja hier schon verstanden, was die Katze meint. Und dann kommt die Stelle
„Parasiten … Ungeziefer! Alles, was du mir auf den neuen Teppich legst, ist totes Ungeziefer, damit ich es kreativ transformieren kann?“
Das mag ich nicht. Das kommt überheblich rüber. Ein Bambi z.B. ist noch nicht mal im landläufigen Sinne ein Parasit. Und auch Mäuse und Krähen haben im Kreislauf der Natur ihre Daseinsberechtigung. Und Eichhörnchen? Parasiten? Nein, das gefällt mir nicht. Und so nervig der alte Timmy auch war, ihn als Parasiten zu bezeichnen gefällt mir auch nicht.

Soweit mein Eindruck.
Insgesamt sehr gern gelesen.

Viele Grüße von der wilden Ente,
die ab jetzt einen Bogen um schwarz-weiße Katzen machen wird;)

 

Also erstmal, vielen, vielen Dank, Wildente,
für diese sehr ausführliche Rückmeldung! Puh, jetzt weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll!
Am besten von hinten nach vorne.
1. Ich selbst (der Autor) würde weder Feldmäuse, (Hausmäuse schon!), noch Krähen, Rehkitze usw. als Parasiten bezeichnen. Der Protagonist, der In-der-ersten-Person-Erzähler reimt sich das so zusammen, nur weil die Katze 3 x "Miau" macht. Daraus bastelt er sich einen neue Kunst-Theorie. Der Typ ist ein Spinner! Und der Sänger Timmy bezeichnet ihn - vielleicht - nicht grundlos als "Soziopath".

Und 2. gibt er dem TEPPICH mit den animalischen Mustern die Schuld für die Geschehnisse. NICHT der Katze. Wird ja auch so gesagt, dass erst mit dem Teppich alles anfängt - und die Katze ansonsten die gleiche bleibt. Deshalb bleibt auch das Verhältnis zur Katze von den Geschehnissen "ungetrübt".

3. Der iahende Esel, ha ha, sorry, ich konnte dem einfach nicht widerstehen. Wegen der Ähnlichkeit zum "schlechten Sänger".

4. "Für die Katz" war der Kauf des Teppichs mit dem schönen Muster, nicht die neue Schaffensperiode. Die ist wohl eher "durch" die Katz.

Ah und 5., das mit "Nein, nein, nein, Pustekuchen: Leopardenmuster ..." Das war mir wichtig: Eine letzte Chance für den Protagonisten, sich von dem Teppich zu trennen, NICHT in die totale Psychose abzugleiten. Aber aus der schlichten und banalen Tatsache, dass sich die Katze ein bisschen putzt und nochmal "Miau" macht, zieht er den Schluss, dass künftige Leichen auf diesem Teppich "Objekte" sind, die er künstlerisch bearbeiten kann. Ein böses Ende. Das war meine Absicht. Und zwar von Anfang an. Der Ich-Erzähler soll anfangs so normal wirken, dass sich der Leser halbwegs mit ihm identifizieren kann. Und erst im letzten Abschnitt - also nach der "fokus"-Episode - sollte der/die LeserIn merken, dass der Erzähler definitiv einen Sprung in der Schüssel hat: "Was willst du mir denn sagen, süße Miezekatze?"
Tja, aber wie lautet doch gleich die oberste Direktive? - "Show! Don't tell!" - Zeige es IN der Geschichte! Erkläre es nicht hinterher! Erkläre es überhaupt nicht! Also, meine Schuld, wenn ich es so nicht transportieren konnte.
Wie kann ich die Aufmerksamkeit der/des Lesers/ Leserin besser darauf richten, dass die Katze wirklich nur 3 x Miau macht und sich - nach Katzenart - ein bisschen putzt, - und der ganze Rest sich nur im Kopf des Protagonisten abspielt?
Jedenfalls nochmals ein großes DANKE für Deine Zeit und Deine Ausführlichkeit.
Lieben Gruß:
Splatterhand

 

Hallo Old Splatterhand,

auch mir hat die Geschichte zu viel Spaß gemacht, um noch nach Kommafehlern und Vertippern suchen zu wollen, deswegen völlig nutzlos und unkonstruktiv mein Lob: tolle Geschichte, satirisch und surreal, hat mir gut gefallen.

Vielen Dank und Gruß
Ella Fitz

 

Also ich habe die Geschichte auch sehr gerne gelesen. Sie ist zwar etwas "anders" aber ich mag sie. Bin dann mal gespannt, was noch alles kommen wird von dir.

 
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Danke, Ella Fitz!

Danke, TheaaVPL!

 

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