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Kinderwunsch

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07.10.2015
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Kinderwunsch

Ich öffne die Kühlschranktür ein weiteres Mal. Joghurt sehe ich, Käse im Papier, Erdbeeren. In der Tür eine Flasche Wein. Schließe und halte dann den Griff, ich weiß nicht wohin, wenn ich mich löse. Den Wein habe ich gekauft, weil es sich nun einmal so gehört. Ein Glas wird keinen Schaden bringen. Ich ziehe wieder am Griff, öffne, lasse den Blick schweifen, ohne zu erwarten, dass er irgendwo liegen bleibt, schließe wieder. Ich suche nichts. Mit den Schultern drücke ich die Tür wieder zu, lehne mich an. Die Dichtung in der Tür fängt die Last meines Körpers auf. Ich stehe da, als gäbe es nichts weiter. Als stünde nichts an für heute. Und dass Liane nicht da ist, denke ich, und man hätte das doch besser zu dritt ausmachen können. Auch jetzt noch: Warum nicht verschieben, einfach bis morgen, wenn sie wieder von den Eltern zurück ist. Ich weiß doch nicht.

Als ob dadurch etwas zu bewirken wäre, drücke ich fest die Augenlider zusammen, stoße meine Fäuste in die Schenkel, presse Ober- und Unterkiefer krampfend aufeinander, um irgendetwas auszulösen durch die Gewalt. Es ist nichts geschehen, sage ich mir. Es braucht nichts zu geschehen. Ich suche willenlos im Kühlschrank, pflücke mir, damit es endlich einen Sinn hat, eine Erdbeere aus der Schale, sehe auf den Wein. Alles gut, alles vorbereitet, alles getan. Die Erdbeere schmeckt fad, auch eine zweite, dann ist es genug. Beim Gang durch den Flur fallen mir die ungeordneten Schuhe auf, die vor dem Schränkchen durcheinander liegen. Vielleicht mag er das ja, wenn es ein bisschen nachlässig aussieht. Ich mag das. Ich räume die Schuhe weg, werfe sie in die Kommode. Es bleibt nichts zu tun. Ich falle aufs Sofa. Später muss nur der Ofen angeschaltet werden.
Ich durchmesse mit den Augen die Ränder der Decke, das alles wird dann vielleicht bald zu klein, kommt es mir in den Sinn.

Kein Wetter zum Rausgehen, zu trüb und zu kalt. Neben mir liegt noch das Buch, in dem ich den Tag über gelesen habe, ich nehme es in die Hand, lasse die Augen über die Zeilen gleiten ohne Halt und erzähle mir meine eigene Geschichte im Kopf. Ich komme nicht vom Fleck, im Buch nicht, im Kopf nicht. Ich lese doch wirklich, ich erfasse Wörter, raffe dabei keine Zusammenhänge. Setze mich auf, halte das Buch aufgeschlagen und schaue durchs Fenster. Von hier aus sehe ich nur den Himmel hinten und davor das Geäst des Baums, der auch jetzt noch keine Blätter trägt. Die halbe Zeit ist hier Winter, man muss die Monate nachzählen, um es zu glauben. Ich stehe auf, um vom Himmel auf die Straße zu sehen, sie schimmert matt unter den Laternen im blassen Dämmer, obwohl es bisher nicht geregnet hat. An meinem Körper hängt ein fremdes Kleid. Ich fasse den Entschluss, mich umzuziehen, eine Hose, eine Bluse. Sonst trage ich gar keine Kleider. Sehe mich im spiegelnden Fenster, öffne am Rücken den Verschluss, streife den Stoff über eine Schulter herab, im Fenster ist es die rechte. Das wird seine Hand sein, später, denke ich. Es schüttelt mich, ich würde sagen: nicht unangenehm, aber etwas wie Scham ist auch dabei. Es braucht nichts zu geschehen. Ich gefalle mir in dem Kleid und behalte es an.

Ich fiebere ihm entgegen, damit wir es hinter uns bringen. Soll er kommen. Dann wieder: Es muss nicht heute sein, man sollte sich doch noch etwas kennenlernen, wenn schon nichts weiter. Es ist nicht neu: ich habe vorher mit Männern geschlafen, da ist es in Ordnung gewesen, es war gut. Also dann, hatte Liane gesagt, und es fehlte nur, dass sie mir einen Handschlag gegebene hätte. Sie war sich sicher, dass ich ihn mag.
Wie hatte ich Liane gehen lassen können. Ich trage ihr Kleid, so dass ich sie um mich habe. Ich werde es nicht ausziehen, wenn er mich in den Armen hält.

Damit etwas vorwärts geht, mache ich in der Küche den Ofen an, langsam drehe ich ihn höher. Wie wenn man den Gashahn aufdreht, denke ich genussvoll, theatralisch, als sei es ein Roulette: wird er rechtzeitig da sein? Drehe auf die nötige Temperatur, nur um des Spiels willen, als würde etwas davon abhängen. Aber das ist Blödsinn, ich werde es wieder ausdrehen, falls er nicht rechtzeitig kommt.

Sitze dann da, auf dem Fußboden an ein Tischbein gelehnt, halte das Telefon schlaff in der Hand, er wird noch einmal anrufen, wir haben es so ausgemacht. Sitze wartend, leblos, als wäre ich über etwas traurig. Unbeweglich sitze ich da und spüre meinen Körper, der mich mit wohltuender Schwere am Boden hält, ohne Langeweile, während die Zeit an mir vorbeigeht. Gerüche breiten sich aus, werden beißend, aber man hält es aus, eine grandiose stille Lust an der Zerstörung atmet man mit ihnen ein. Ohne dass man etwas tut, ganz von selbst schmort und schmilzt das Zeug in sich zusammen, bäckt sich zu einem formlosen Klumpen, in dem alles hart und gleich ist. Es ist wie eine Rache, gegen ihn, der nichts dafür kann, oder gegen mich, weil ich auch nichts dafür kann.

Als der Schlüssel im Schloss geht, hebe ich nicht den Kopf. Ich merke nichts von Überraschung. Frohe Dankbarkeit aber doch, die ich bewegungslos verborgen halte: Sie ist da. Ich beherrsche mich, um nicht aufzuspringen und ihr entgegenzulaufen. Liane! Ich schaue nicht auf. Sie berührt kaum den Boden beim Gehen. Nur sie, kein Zweifel, ich weiß es, und trotzdem, jetzt muss ich kurz hinschauen. Wirklich: sie. Aber sie beachtet mich nicht, stelzt an mir vorbei und über mein ausgestrecktes Bein hinweg, als sei es nicht meines, reißt den rauchenden Ofen auf. Bist du verrückt, höre ich, man könnte meinen, sie spricht mit dem verkohlten Zeug da drin, dann erst dreht sie die Hitze ab. Man hört kaum, wie sie sich umdreht, plötzlich hockt sie vor mir, wie zu einem Kind hat sie sich drohend zu mir heruntergelassen, so dicht. „Verrückt!“, sagt sie hart, die Augen zusammengekniffen, und ob sie den Kopf geschüttelt hat dabei, ist kaum zu entscheiden. Schuhe, Mantel, alles noch an, kauert sie mit vorgerecktem Kinn auf allen Vieren da, stiert mich geradewegs an, im Handgelenk platt auf dem Boden hängt haltlos das Täschchen, das sie mehr liebt als ich. Ihre Haare sind offen. Es glänzt in ihrem Gesicht, der Regen muss wohl inzwischen gekommen sein. „Mein Kleid“, sagt sie, und schließt schon den Mund nicht mehr. Sie streckt die Hand nach mir aus, die Lippen beben, so stelle ich mir vor, ohne es genau zu sehen, denn ich halte den Kopf gesenkt. Es ist vorbei, denke ich, ganz vorbei, und alles fällt von mir ab, während sie mich anrührt, um mir das Kleid herunterzustreifen.

Hinter ihrem Leib stiert schwarz der erkaltende Ofen. Alles Licht verlöscht, Nacht wird es ganz. Nur wir beide sind noch übrig. Niemand wird zu uns vorstoßen, keine Tür wird heute mehr geöffnet. Überwältigt und auf die Erde geworfen bleiben wir allein, tief von innen steigt grelles Lachen auf und hält uns umschlossen, ohne Hüllen liefern wir uns aus.

Gleich surrt das Telefon ohne Antwort. Liane hält meine Hände mit dem Gewicht ihres Körpers am Boden, aber auch ohne das rühre ich mich nicht dorthin. Ich berge meinen Mund in ihren weichen Haaren. Mit ihr allein verprasse ich meine fruchtbaren Tage.

 

Hej erdbeerschorsch,

das Thema ist interessant und nötig.
Vielleicht sollte ich nicht spontan kommentieren, sondern noch etwas analysieren, aber ich möchte meine Eindrücke "frisch" vermitteln.
Denn ich muss gestehen, dass ich so meine Probleme mit deinem Stil habe. Der ist recht speziell und in meinem Kopf fließt der Text nicht. So bin ich abgelenkt vom Inhalt. Atmosphärisch ist der Stil allemal und dicht und deswegen bin ich gefesselt.

Schließe und halte dann den Griff, ich weiß nicht wohin, wenn ich mich löse.

Das kennzeichnet von Anfang an die psychische Situation der Protagonistin.

Ich fühle mich allein.

Das spürt man und ist vielleicht insofern gar nicht notwendig zu erwähnen.

ich stehe da als gebe es nichts weiter.

Der Konjunktiv ist "gäbe"

drücke ich fest die Augenlider zusammen

Das verstehe ich nicht - die Lider befinden sich doch direkt auf den Augäpfeln.

Wirklich hilft es wohl.

Auch diesen Satz verstehe ich sicher falsch.

Die Erdbeere schmeckt fad, auch eine zweite, dann ist es genug.

Ist das ein Erkennungszeichen? (Erdbeeren gehören nicht in den Kühlschrank - die schmecken dann "fad";))

Vielleicht mag er das ja, wenn es ein bisschen nachlässig aussieht. Ich mag das. Ich räume die Schuhe weg, werfe sie in die Kommode.

Diese Widersprüchlichkeit ist toll gewählt, um ihren Zustand zu festigen.

Das wird seine Hand sein, später, denke ich, es schüttelt mich,

Was wird seine Hand sein? Eine Schulter?

Ich werde es nicht ausziehen, wenn er mich in den Armen hält.

Ich gut ausgebaut. Man kommt immer näher heran.

Saß dann da, hockte auf dem Fußboden an ein Tischbein gelehnt, hielt das Telefon schlaff in der Hand, er wird noch einmal anrufen, wir haben es so ausgemacht. Saß wartend, leblos, als wäre ich über etwas traurig. Unbeweglich saß ich da und spürte meinen Körper, der mich mit wohltuender Schwere am Boden hielt, ohne Langeweile, während die Zeit an mir vorbeiging. Gerüche breiteten sich aus, wurden dann beißend, aber man hielt es aus, eine grandiose stille Lust an der Zerstörung atmete man mit ihnen ein. Ohne dass man etwas tat, ganz von selbst schmorte und schmolz das Zeug in sich zusammen, buk sich zu einem formlosen Klumpen, in dem alles hart und gleich war. Es war wie eine Rache, gegen ihn, der nichts dafür konnte, oder gegen mich, weil ich auch nichts dafür konnte.

Dieser Rückblick rafft zusammen, enthält coole Vergleiche. Super der Bezug zum Backofen, was immer auch darin ist.

Aber sie achtet mich nicht,

Soll das nicht 'beachtet' heißen?

hängt haltlos das Täschchen, das sie mehr liebt als ich.

Wofür steht das?

Mein Kleid“ sagt sie, und schließt schon den Mund nicht mehr.

Schön.

tief von innen steigt grelles Lachen auf und hält und umschlossen, ohne Hüllen liefern wir uns aus.

Uns umschlossen.

Liane hält meine Hände mit dem Gewicht ihres Körpers am Boden, aber auch ohne das rühre ich mich nicht dorthin.

Ist das nicht widersprüchlich?

Toller Schlusssatz!

Vielen Dank und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo erdbeerschorsch ,

also mir hat Dein Schreibstil wirklich sehr gut gefallen. Kanji hat aber auch recht damit, dass sich Dein Text manchmal nicht ganz flüssig liest. Ich glaube, das liegt an der Länge der Sätze. Ich würde an einigen Stellen eher zwei Sätze aus einem Satz machen. Ein paar Beispiele zeige ich Dir gleich. Ich denke, das würde die Story übersichtlicher machen.

Dein Schreibstil hat mich allerdings gleich gepackt. Ich konnte mich sehr gut in die Protagonistin einfühlen, die das Thema auch nachvollziehbar rüberbrachte. So ein unerfüllter Kinderwunsch kann für eine Frau eine schlimme Sache sein und die Situation Deiner Protagonistin, außerhalb einer "fruchtbaren" Partnerschaft, löst besonders Konflikte aus.

Etwas zu rasch kam mir dann allerdings das Ende. Das Auftauchen von Liane hat die Atmosphäre irgendwie gestört. Auch erscheint es mir etwas unbeholfen, dass Du Teile des Gesprächs in wörtlicher Rede wiedergibst und andere in indirekter Rede. Mir hätte die Wahl mit der indirekten Rede durchaus gefallen, dann hätte ich das allerdings auch so durchgezogen. Die Liane also nicht wirklich zu Deiner Protagonistin durchdringen lassen. Aber das ist natürlich nur mein Empfinden und vielleicht auch Geschmacksache.

So und nun ein paar Details:

Mit den Schultern drücke ich die Tür wieder zu, lehne mich an, die Dichtung in der Tür fängt die Last meines Körpers auf, ich stehe da als gebe es nichts weiter.

Hier ist so ein Satz, an dem m.E. die Kommata die Sache unübersichtlich machen. Wie wäre es mit: "Mit den Schultern drücke ich die Tür wieder zu, lehne mich an. Die Dichtung in der Tür fängt die Last meines Körpers auf. Ich stehe da als gebe es nichts weiter."

Ich richte mich ganz gerade auf, alles gut, es ist nichts geschehen. Es braucht nichts zu geschehen.

Das doppelte "Geschehen" war hier sicher Absicht. Für mich las es sich trotzdem etwas holprig.

Ich stehe auf, um vom Himmel auf die Straße zu sehen, sie schimmert matt unter den Laternen im blassen Dämmer, obwohl es bisher nicht geregnet hat.

Wie gesagt: "Ich stehe auf, um vom Himmel auf die Straße zu sehen. Sie schimmert matt unter den Laternen ..."

Das wird seine Hand sein, später, denke ich, es schüttelt mich, ich würde sagen: nicht unangenehm, aber etwas wie Scham ist auch dabei.

"... es schüttelt mich. Ich würde sagen: ..."

dass sie mir einen Handschlag gegebene hätte.

"gegeben"

Aber sie achtet mich nicht, stelzt an mir vorbei und über mein ausgestrecktes Bein hinweg als sei es nicht meines, reißt den rauchenden Ofen auf.

"beachtet" oder?

„Mein Kleid“ sagt sie, und schließt schon den Mund nicht mehr.

"Mein Kleid", sagt sie ...

tief von innen steigt grelles Lachen auf und hält und umschlosse

"umschloss"


Sodele, wirklich sehr gerne gelesen und ich würde mich freuen, noch das eine oder andere von Dir hier im Forum zu finden.

Viele Grüße
Mädy

 

Hallo Erdbeerschorch,

wie schön, wieder mal etwas von dir zu lesen! Du hast einen Stil, der mich sofort in die Geschichte, ja in den Kopf deiner Protagonistin, in ihre innere Zerrissenheit reinzieht. Dieser genaue Blick hat was Unverbrauchtes, so viele Sätze, die eine kleine Überraschung bergen.
Auch das Thema ist spannend, die Situation hat eine große Dramatik und auch Schwere. Man spürt in diesem Moment kaum noch den Kinderwunsch, der die Ursache für die ganze Situation ist, fragt sich fast ob es eher Lianes Wunsch ist. Jedenfalls schlägt das Pendel in diesem Moment zur anderen Seite in Unbehagen, vielleicht nicht nur dem Mann gegenüber, sondern auch dem möglichen Kind gegenüber.
Starkes Bild, der Ofen, in dem sie alles verbrennen lässt, erinnert mich an irgendeinen derben Ausdruck für Schwangerschaft. ("Was in der Röhre haben") oder so ähnlich. Der Titel setzt hier eine wohltuende Klarheit.

Irritiert hat mich, dass ich, vielleicht auch auf Grund deines Nics bis zu der Szene mit dem Kleid dachte, die Protagonistin sei ein Mann und es gehe vielleicht um den Kinderwunsch seiner Frau. Das fand ich in diesem Fall für mich schade, gerade, weil man von Anfang an so dicht an dieser Person dran ist.

Und ich habe den Zeitwechsel nicht verstanden:

Saß dann da, hockte auf dem Fußboden an ein Tischbein gelehnt, hielt das Telefon schlaff in der Hand, er wird noch einmal anrufen, wir haben es so ausgemacht. Saß wartend, leblos, als wäre ich über etwas traurig.

Vorher und hinterher schreibst du im Präsens. ist das tatsächlich eine Rückblende?

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo erdbeerschorsch,

diese Schreibe von dir mag ich sehr. Das Innere der Protagonistin wird sehr gekonnt nach außen gespiegelt, ich bin da gleich mit drin und fühle mich im Text beim Lesen wohl.

Was auch Chutney angemerkt hat, möchte ich wiederholen:

Es wird mir leider auch zu spät klar, was für ein Geschlecht die Protagonistin hat. Da ist eine Frau, da ist ein Mann, der/die getrennt von Liane auf etwas wartet.

Wie wäre es denn, hier:

Mit den Schultern drücke ich die Tür wieder zu, lehne mich an, die Dichtung in der Tür fängt die Last meines Körpers auf, ich stehe da als gebe es nichts weiter.

irgendwie noch die Brüste der Protagonistin mit einzubinden, dann ist die Frage mit dem Geschlecht elegant gelöst.

Vielleicht so:

Mit den Schultern drücke ich die Tür wieder zu, lehne mich an, meine Brüste heben sich leicht.
Die Dichtung in der Tür fängt die Last meines Körpers auf, ich stehe da als gäbe es nichts weiter.


Es klärt sich dann innerhalb der einzelnen Absätze schön auf, was ich bald vermutet habe, nachdem die Personen klar sind.

So ganz kann ich mir zwar nicht erklären, wieso die Zwei nicht einfach zu einer Samenbank gehen und einen passenden Papa aussuchen. Das hat rechtlich dann auch Hand und Fuß. So ein Erzeuger auf Freundschaftsbasis sollte sich mal Gedanken machen, wie er sein ganzes Leben lang noch belangt werden kann, wenn es den Frauen einfallen könnte, fies zu sein :D - aber egal, das ist dann eine andere Geschichte.

Mit dem Wissen um die Figurenkonstellation finde ich trotzdem folgendes irreführend:

Und dass Liane nicht da ist, denke ich, und man hätte das doch besser zu dritt ausmachen können.
ausmachen können? Wenn du damit die Zeugung oder den Versuch dazu meinst, finde ich den Ausdruck nicht passend.


Auch jetzt noch: Warum nicht verschieben, einfach bis morgen, wenn sie wieder von den Eltern zurück ist. Ich weiß doch nicht.
Wenn der zweite Satz wie so ein Ausruf sein sollte, dann bitte ein Ach davor, dann kann man den unvollständigen Satz eher akzeptieren.
Wirklich hilft es wohl.
:confused:

pflücke mir, damit es endlich einen Sinn hat, eine Erdbeere aus der Schale,
pflücken? da wird doch nichts vom Stock genommen, sondern aus der Schale heraus.

Sehr gerne gelesen!


Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank für die freundlichen und nützlichen Kommentare! Ich hätte gerne von den ersten Umsetzungen berichtet, aber bisher hatte ich heute noch nicht die Zeit. Alle Einwände finde ich nachvollziehbar, nicht immer fällt einem auch gleich die Lösung dazu ein... Jedenfalls sind da schon mal einige Aufgaben zum Abarbeiten, und dafür danke ich herzlich:)

Herzlichen Gruß
erdbeerschorsch

Und nun noch einen Extra-Gruß an Chutney! Freut mich, dich wieder unter den Kommentatorinnen zu finden!

P.S.: Erste offensichtliche Fehler verbessert, mehr folgt.

 

Hallo Erdbeerschorsch,

dein Stil ist großartig. Wie du ihre Gefühle beschreibst fast nur dadurch, was sie tut. Und was sie trägt. Aber das ist ja auch alles von den anderen bereits erwähnt worden. Sehr gelungene Geschichte. Sei vorsichtig beim Ändern.
Was auch bereits erwähnt wurde und was ich auch nicht verstanden habe: der Absatz plötzlich im Präteritum: "Saß dann da, hockte auf dem Fußboden an ein Tischbein gelehnt, ..." bis "Es war wie eine Rache, gegen ihn, der nichts dafür konnte, oder gegen mich, weil ich auch nichts dafür konnte."
Gerade der letzte Satz ist toll, aber ich kriege halt meinen Kopf nicht drumherum, warum ausgerechnet dieser Absatz in der Vergangenheitsform geschrieben ist. Nur des Klangs wegen?

Noch ein paar Kommafehler (sorry, da bin ich zwanghaft):

Ich ziehe wieder am Griff, öffne, lasse den Blick schweifen[,] ohne zu erwarten, dass er irgendwo liegen bleibt, schließe wieder.
Mit den Schultern drücke ich die Tür wieder zu, lehne mich an, die Dichtung in der Tür fängt die Last meines Körpers auf, ich stehe da[,] als gebe es nichts weiter.
Als ob dadurch etwas zu bewirken wäre, drücke ich fest die Augenlider zusammen, stoße meine Fäuste in die Schenkel, presse Ober- und Unterkiefer krampfend aufeinander[,] um irgendetwas auszulösen durch die Gewalt.
Aber sie achtet mich nicht, stelzt an mir vorbei und über mein ausgestrecktes Bein hinweg[,] als sei es nicht meines, reißt den rauchenden Ofen auf.
Man hört kaum[,] wie sie sich umdreht, plötzlich hockt sie vor mir, wie zu einem Kind hat sie sich drohend zu mir heruntergelassen, so dicht.
„Verrückt!“ sagt sie hart, die Augen zusammengekniffen, und ob sie den Kopf geschüttelt hat dabei[,] ist kaum zu entscheiden.

Mir hat es sehr gut gefallen. Nicht nur die Schreibe, auch die Thematik.
Viele Grüße
Ella Fitz

 
Zuletzt bearbeitet:

Jetzt also ausführlicher:

Liebe Kanji,

schönen Dank für die herausgegriffenen Einzelstellen! Meine Vorstellung davon, was wie gewirkt hat, bekommt da ganz gute Anhaltspunkte. Jetzt will ich mal auf deine Fragen antworten:


drücke ich fest die Augenlider zusammen
Das verstehe ich nicht - die Lider befinden sich doch direkt auf den Augäpfeln.
Sie drückt oberes und unteres Augenlid aufeinander. "Aufeinander" - falls das besser wäre - ist im nächsten Satz schon vergeben. Das wäre so eine Stelle, bei der ich mir nicht sicher bin, ob man das ändern soll.


Wirklich hilft es wohl.
Auch diesen Satz verstehe ich sicher falsch.
Das fand ja auch bernadette merkwürdig. Streichen wäre eine Option, dann bräuchte es aber einen anderen kleinen Übergang. Gemeint ist nämlich: Sie verkrampft sich absichtlich, sozusagen um etwas Luft abzulassen, und für den Moment scheint das auch halbwegs zu helfen. Sie atmet dann durch und richtet sich wieder auf. Mal sehen, was mir da als Ersatz einfällt.


Die Erdbeere schmeckt fad, auch eine zweite, dann ist es genug.
Ist das ein Erkennungszeichen? (Erdbeeren gehören nicht in den Kühlschrank - die schmecken dann "fad";))
Tja, da muss die Protagonistin wohl noch was dazu lernen:) Erkennungszeichen wegen "erdbeerschorsch"? Das war Zufall. Es ist mir dann zwar irgendwann aufgefallen, aber spaßeshalber habe ich das nicht geändert.


Das wird seine Hand sein, später,
Was wird seine Hand sein? Eine Schulter?
Nee, das bezieht sich auf ihre Hand, die den Träger von der Schulter streift. Stimmt aber: Das geht sicher eindeutiger.


Aber sie achtet mich nicht,
Soll das nicht 'beachtet' heißen?
Besser schon, daher geändert. "Achtet meiner nicht" ginge, vielleicht schwebte mir das im Hinterkopf (Kommt aber natürlich nicht in Frage).


hängt haltlos das Täschchen, das sie mehr liebt als ich.
Wofür steht das?
Das war etwa so gedacht: Die Protagonistin weiß und nimmt wahr, was Liane mag und was nicht. Sie interessiert sich grundsätzlich auch für ihren Geschmack, deswegen fällt ihr das ein. Es sollte nicht nach großer Bedeutung klingen.


Liane hält meine Hände mit dem Gewicht ihres Körpers am Boden, aber auch ohne das rühre ich mich nicht dorthin.
Ist das nicht widersprüchlich?
Liane hält sie vorsichtshalber fest, aber "auch ohne das" wäre die Protagonistin nicht ans Telefon gegangen. Mir scheint der Satz klar, aber wenn man weiß, was es bedeuten soll, hat man ja manchmal eine eigentümliche Wahrnehmung...


Liebe/r eleanor,

auch dir herzlichen Dank für die herausgegriffenen Beispiel!

ohne dass er es weiß womöglich?
Schöne Idee, könnte sein. Obwohl das ziemlich gemein wäre.

ich würde den Artikel ändern: "da liegt ein Buch"
Es ist das Buch, das die Protagonistin gerade liest. Sie hat es auf dem Sofa liegen gelassen und liest jetzt weiter. Ein Buch passt deswegen nicht gut, aber eine weitere Erklärung könnte man schon einschieben. (Vielleicht "da liegt noch das Buch von vorhin" oder so etwas.) Gerade fällt mir auf: An der Stelle stört wahrscheinlich auch der Absatz.

Liebe Maedy,

den Vorschlag, einige lange Sätze zu teilen, werde ich sicher umsetzen. Das wäre eine relativ leicht gemachte Reparatur, wäre ja schön, wenn sich das Problem damit lösen ließe.

Liane kommt ziemlich plötzlich, stimmt. Vielleicht fällt mir noch etwas ein.


Liebe Chutney und liebe Ella Fitz,

Der Zeitenwechsel hat sich zuerst von selbst so ergeben. Als es mir aufgefallen ist, fand ich es vom Klang her wirklich besser. Ich dachte mir dann, ich lasse es mal und sehe, ob man mir das durchgehen lässt;) Außerdem gibt es sogar einen sachlichen Grund, aber der liegt nicht auf der Hand, das muss ich zugeben. Während sie da so sitzt, denkt gar nicht deutlich an irgendetwas, sondern lässt sich selbstvergessen treiben. Im Moment selbst reflektiert sie nicht über die Situation. Die Gegenwartsform schien mir da nicht ganz passend. Das Probem ist nur eben: Es liegt nicht auf der Hand.
Mit diesem Abschnitt ist auch die Wartezeit abgeschlossen. Aber ob man damit den Zeitenwechsel rechtfertigen kann?

Die Kommakorrekturen waren natürlich auch willkommen!

Liebe bernadette (und liebe Chutney),

Und dass Liane nicht da ist, denke ich, und man hätte das doch besser zu dritt ausmachen können.
ausmachen können? Wenn du damit die Zeugung oder den Versuch dazu meinst, finde ich den Ausdruck nicht passend.
Ja, das kann sein. Ich dachte einerseits an "sich verständigen", also eventuell ob man es überhaupt wirklich tun soll etc., andrerseits auch an "verabreden". Es gibt sicher ein besseres Wort.

Zum Schluss noch mal einen herzlichen Dank an alle für die Mühe!

Herzlichen Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Maria,

herzlichen Dank! Ich würde es mir im Zweifelsfall leicht machen und wirklich einfach sagen: Künstliche Befruchtung gibt es dort nicht. Kühlschränke und Telefone gibt es, mir schwebten sogar Handys vor, aber das geht auch ohne, ein langes Kabel reicht. Man könnte dann eventuell eine reale Zeit finden, auf die das passt (50er Jahre?). Aber mir würde an sich auch eine irreale Zeit genügen.

Auf der anderen Seite kann ich mir schon vorstellen, dass es Leute gibt, die keine künstliche Befruchtung wollen. Es gibt ja alles Mögliche. Bestimmt gibt es Leute, die damit etwas derart Negatives verbinden, dass es für sie nicht in Frage kommt.
Ich muss aber gestehen, dass ich mir dazu gar keine besonderen Gedanken gemacht habe. Klar ist natürlich, dass die Geschichte mit künstlicher Befruchtung nicht funktioniert.

Und schließlich kommt Liane ja früher zurück, als geplant. Du hast also ganz recht: Sie war dann wohl doch nicht so ganz glücklich mit der Lösung.

Sieh da, jetzt hab ich mich gerade mal umgeschaut. Wikipedia weiß folgendes: "Insbesondere lesbische, standesamtlich verpartnerte Paare verlangen den Zugang zu künstlicher Befruchtung, wie dies auch in mehreren benachbarten EU-Staaten (Dänemark, Niederlande, Belgien, Vereinigtes Königreich,...) erlaubt ist." Demnach haben die beiden Frauen aus der Geschichte, sofern sie denn (z.B.) in Deutschland leben, bisher noch keinen Zugang zu einer Samenbank. Wenngleich das eher eine geübte Praxis als Gesetz zu sein scheint.
Was man nicht alle dazulernen kann, wenn man mit solchen inhaltlichen Einwänden konfrontiert wird:)
(Aber das ging jetzt eigentlich fast schon zu sehr in Detail.)


Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo erdbeerschorsch,

ich habe deine Geschichte vom Anfang bis zum Ende gespannt durchgelesen. Für dieses Mit-sich-selbst-Ringen im ersten Abschnitt, hast du eine interessant Art gefunden, Dinge des menschlichen Denkens als Konsequenz auf ihr vergangenheitliches Handeln zu beschreiben. Klingt nach albernem Geschwurbel, ich weiß, ich meine es aber genau so.
Auch in den zweiten Abschnitt hast du noch ein wenig von diesem fragen-und-selber-ausreden miteingebaut, die Wandlung, der sich dein Text in diesem Teil unterzieht, ist gelungen. Da ist etwas Neues, da entsteht. Nicht gefallen haben mir in diesem Abschnitt deine Versuche (?), Dinge mithilfe der Gedankengänge deines Protagonisten zu verwirklichen. Da tendiert dein Stil meiner Meinung nach zu sehr ins Umgangssprachliche. Zudem ändert sich die Struktur der Sätze kaum: "Ich..." wird abgelöst durch "Es...." Zwischendurch ein paar Strebepfeiler, die das Ganze aufmischen sollen.

Ich lese doch wirklich, ich erfasse Wörter, raffe keine Zusammenhänge.
In Anlehnung an die Vielzahl der bereits verfassten Kommentare und deren Zitate zu dieser Geschichte hatte ich mir eigentlich vorgenommen, rein auf das Sprachliche einzugehen. Hat nicht geklappt. Der oben aufgelistete Satz bringt mich ins Stolpern. Dieses "doch" habe ich als einen etwas unschönen Ausdruck empfunden. Er passt meiner Meinung nach einfach nicht zu dieser Passage.

Von hier aus sehe ich nur den Himmel hinten und davor das Geäst des Baums...
Wie kann ich den Himmel nur "hinten" sehen? Das geht für mich rein schon der Logik wegen nicht. Für mich ist Himmel überall (und damit meine ich nicht die religiöse Definition), nicht nur an einem Fleck oder dünnen Streifen, wie man es als kleines Kind auf Bildern malt.
Die Zitate haben sich (leider?) wieder in meinem Kommentar geschlichen. Diese Methode funktioniert, ich führe sie deshalb fort.

Saß dann da, hockte auf dem Fußboden an ein Tischbein gelehnt
Diesen Satz als Einleitung zu einem Abschnitt, der mir nicht mehr gefallen hat. Du reihst in ihm mMn zu viele "abgehackte", bzw. unvollständige Sätze aneinander. Da würde ich den ein oder anderen streichen oder die Handlung dementsprechens abändern, dass ich als Leser nicht auf den Eindruck komme, die vollständige Sprache und Formulierung sei nicht so dein Ding (ich hatte den Eindruck nicht, aber wenn deine Geschichte in der gleichen Form weitergegangen wäre, wäre er bei mir vielleicht auch gekommen. Man weiß nie :Pfeif:).
Weiter geht's ! Bei dem Satz
Wie wenn man den Gashahn aufdreht, denke...
kommt mir ein leichtes Schmunzeln auf. Hieß deine letzte Geschichte nicht so ähnlich?

...und schmolz das Zeug in sich zusammen, buk sich zu einem formlosen Klumpen, in dem alles hart und gleich war.
buk? Hilf mir auf die Sprünge. Diesen Ausdruck kenne ich nicht :hmm:

Als der Schlüssel im Schloss geht, hebe ich nicht den Kopf.
Da würde ich eher "... der Schüssel sich im Schloss dreht" schreiben. "...Schlüssel im Schloss geht" kommt mir etwas ungelenkig vor.

Zum restliche Teil fällt mir nicht mehr viel ein und wiederholen möchte ich nichts. Vielleicht kannst du den wenigen Dialogen im letzten Abschnitt mit einem eigenen Absatz ein wenig mehr Luft verschaffen. Wenn du meine oben genannten Punkte auch auf die letzten Abschnitte überträgst, ein bisschen an den Formulierungen arbeitest, wird das etwas. Was, kann ich dir nicht sagen.

Grüße,
SCFuchs

 

Hi SCFuchs,

Herzlichen Dank für deine Kommentare und Anregungen und auch für den lakonisch-kritischen Ton, den du dabei anschlägst.

Du reihst (...) mMn zu viele "abgehackte", bzw. unvollständige Sätze aneinander. Da würde ich den ein oder anderen streichen oder die Handlung dementsprechens abändern, dass ich als Leser nicht auf den Eindruck komme, die vollständige Sprache und Formulierung sei nicht so dein Ding

Das kann wirklich eine Gefahr sein, und die Warnung ist dementsprechend ein wertvoller Hinweis!


Wie kann ich den Himmel nur "hinten" sehen?

Nun, eben hinter dem Baum (auf gleicher Höhe: sie sieht den Himmel durch das Geäst ohne Blätter). Gegen die Logik ist insofern nichts zu sagen. Es kann aber davon abgesehen dennoch sein, dass zwei Präpositionen für eine recht einfache Konstellation ("hinten" der Himmel, das Geäst "davor") den Satz überladen. Mir selbst scheint es letztlich nicht so, aber ganz sicher bin ich mir nicht.

buk? Hilf mir auf die Sprünge. Diesen Ausdruck kenne ich nicht

"Buk" ist im Grunde dasselbe wie "backte"."Buk" sagt kaum jemand mehr, und wirklich würde ich nicht sagen "Ich buk einen Kuchen." Allerdings würde ich ebenso wenig sagen "das Zeug backte sich zu einem formlosen Klumpen." Warum das bei mir so ist, kann ich kaum erklären. Ob das nur mir so geht, weiß ich auch nicht.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo erdbeerschorsch (lustiger Name)

deine Geschichte habe ich gern gelesen, der Tonfall, der Sound ist dir wirklich gelungen, das Seelenleben deiner Prota wird greifbar...
Okay, ich kapiere die Geschichte so: lesbisches Pärchen hat einen Kinderwunsch und organisiert für die fruchtbaren Tage einen Leihvater... oder ist es eine Fantasie? Bleibt ein bisschen im Dunkeln...

Was zum Text:

Schließe und halte dann den Griff, ich weiß nicht wohin, wenn ich mich löse.
`den Satz kapiere ich nicht ganz, löst sich der Blick?

Ich durchmesse mit den Augen die Ränder der Decke, das alles wird dann vielleicht bald zu klein, kommt es mir in den Sinn.
schönes Bild

streife den Stoff über eine Schulter herab, im Fenster ist es die rechte.
ist das wichtig, dass es die rechte Schulter ist...

Ich werde es nicht ausziehen, wenn er mich in den Armen hält.
aha, und wie machen sie es dann?

aber man hielt es aus, eine grandiose stille Lust an der Zerstörung atmete man mit ihnen ein. Ohne dass man etwas tat, ganz von selbst schmorte und schmolz das Zeug
das "man" stört mich, klingt so distanziert

Aber sie achtet mich nicht,
beachtet?

. Ich berge meinen Mund in ihren weichen Haaren.
sehr schön...

Hoffe du kannst was mit anfangen
viele Grüße
Isegrims

 

Herzlichen Dank, Isegrims!

es ist ja ärgerlich, dass "achtet" statt "beachtet" immer noch im Text ist! Das habe ich nach den ersten Kommentaren mit einigen anderen dingen als allerersten gändert. Ich hatte schon bald den Eindruck, dass das nicht gespeichert worden ist und habe deswegen dieselben Änderungen nochmals versucht. Und jetzt ist es immer noch da:bonk:

`den Satz kapiere ich nicht ganz, löst sich der Blick?
Ich dachte an die Hand.

ist das wichtig, dass es die rechte Schulter ist...
Nein. Mir schien es möglich, dass einem in der Situation - versonnen sich im spiegelnden Fenster betrachtend - so etwas kurz nebenbei auffallen könnte. Vielleicht ist es aber auch blöd...

aha, und wie machen sie es dann?
Na, es ist ja nur ein Kleid. Vielleicht nicht die bequemste Lösung. Sie nimmt sich das jetzt so vor, vielleicht hätte sie es ja anders gemacht, wenn es dazu gekommen wäre.

Ich dachte mir den Mann übrigens schon real. Unentschieden wäre ich noch, wie genau er mit den beiden bekannt ist. Hat man sich schon einmal getroffen? Kennt Liane ihn vielleicht sogar besser? Hat man den Kontakt im Internet geknüpft oder über Bekannte? Usw.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

"Schon eure zahl ist frevel."
Stefan George, Die tote Stadt​

Schuhe, Mantel, alles noch an, kauert sie mit vorgerecktem Kinn auf allen Vieren da, stiert mich geradewegs an, im Handgelenk platt auf dem Boden hängt haltlos das Täschchen, das sie mehr liebt als ich.

Der schon wieder! oder nochmals,

liebe/r erdbeerschorsch,
ich hab nach dem Text da ein Problem, dass ich per Schrägstrich einigermaßen zu lösen hoffe,

aber genau der – ein emotionaler Kühlschrank - bedauert nun ernstlich, nicht von Deinem ersten Auftritt an hierorts bei Dir hineingeschaut zu haben. Kann es anders sein, bei einem, der schon mal eine ganze Geschichte in einem Satz erzählt: Es sind die „langen“ Sätze – Maedy wird mir verzeihn – die ich vermisse, die wohl nun zerschlagen vor mir liegen, wenn auch gekonnt. Und, zugegeben, Ellipsen sind halt auch nicht zu verachten, haben ihren Reiz und finden vor allem ihren eigenen Sinn in der Beschleunigung einer Erzählung und verhalten sich somit zum langen Satz, wie Chuck Berry‘s Roll over Beethoven zu einem beliebigen Werke Beethovens.

Wie hatte ich Liane gehen lassen können. Ich trage ihr Kleid, so dass ich sie um mich habe. Ich werde es nicht ausziehen, wenn er mich in den Armen hält
verrät eine Dreiecksgeschichte, die gelegentlich kafkaeske Züge annimmt, wäre der nicht scheu wie ein Rehlein gewesen. Ob er um die kommende Überbevölkerung des kleinen blauen Planeten wusste, weiß ich nicht. Aber 1907 konnte man es wissen, da gab George, den ich an sich nicht mag, sein Statement ab. Du merkst, ich lese den Text als eine Verhütungsmethode, die in der modernen Medizin allerdings eher steinzeitlich wirken muss, wenn es auch die reinste Methode wäre

Aber nichts wächst auf Dauer exponentiell, ohne eine Grenze zu erreichen. Und wer möchte schon irgendwann 16-stellige Identifikationsnummern tragen?

Es ist wieder – ähnlich wie gestern in Sachen Machete – der Widerstreit zwischen Potentialität und Aktualität, wobei ersteres im Gegensatz zur zuvor besprochenen Geschichte, winzige Probleme im Widerstreit von Konj. und Indikativ zeigt, wie hier

..., pflücke mir, damit es endlich einen Sinn hat, eine Erdbeere aus der Schale, sehe auf den Wein.
wo die Sinnhaftigkeit ja erst durch die Tat entstehen soll, wenn ich es richtig sehe.
Besser also „…, pflücke mir, damit es endlich einen Sinn habe/hätte, ..."

Hier geht‘s nicht ganz so dramatisch zu wie im Potentiellen, sondern nur um ein wenig Horn

Ihre Haare sind offen.
Kann man sagen, sollte man aber nicht, wenn nicht ein plurales „sie“ als Pronomen folgt, sondern das singuläre „es“
Es glänzt in ihrem Gesicht, der Regen muss wohl inzwischen gekommen sein.
Das vom einzelnen Haar bis zum Haarschopf zuständig ist. Mein Vorschlag:
„Ihr Haar ist offen.“
Wäre es nämlich nicht Haar, was da im Gesicht glänzt, es wäre dick, allzu dick aufgetragenes Fett, dass die streichelnde Hand wennschon nicht kleben bleibt, sondern selbstklebend wird.

Und ein Letztes

Hinter ihrem Leib stiert schwarz der verbrannte Ofen.
Der Ofen ist also nicht zerfallen und steht noch da, selbst wenn die Glut, das Feuer in ihm erloschen ist. Da fällt mir aber auf Anhieb kein bessseres Attribut ein, als ich gerade beschrieben hab. Vielleicht würde ein „erkaltender“ Ofen das Problem zumindest umgehen, was ja wieder zum Kühlschrank passt.

Triviales,
wie nachzutragende Kommas

„Verrückt!“[,] sagt sie hart,
„Mein Kleid“[,] sagt sie,

Gern gelesen vom

Friedel

 

Lieber Friedel,

gerade weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll, dir für Antworten und Kommentare zu danken. Am liebsten täte ich es ja zuerst unter deiner eigenen Geschichte, aber immer noch aus einer gewissen Zeitnot heraus fange ich halt doch beim Neuesten an, denn da wird es schneller gehen.

Kommas sind korrigiert.

"Das Haar" ist eine Überlegung wert und gefällt mir sogar sehr gut. "Es" sollte sich ursprünglich jedoch darauf gar nicht beziehen. Ich dachte an Tropfen auf der Haut, die wahrscheinlich vom Regen kommen, aber, wer weiß, vielleicht auch Tränen sein könnten. Dann wäre auch so etwas möglich: "Ein paar Tropfen glänzen auf ihrer Haut" o.ä. Ich überlege mir das mal.

Der Konjunktiv! Ein wunder Punkt ist das, möchte ich fast sagen, den du da aufgespießt hast. Ich würde den Konjunktiv nämlich wirklich öfter gebrauchen, aber dann klingt er mir an manchen Stellen auch wieder zu absichtlich - wenngleich er richtig wäre. Ich verzichte immer dann nicht auf den Konjunktiv, wenn ohne ihn etwas Missverständliches zu lesen wäre. Sonst beuge ich mich oft dem Trend, der ihn ungebräuchlicher werden lässt, oder falle auch sogar unbemerkt diesem Trend zum Opfer. Das ist wirklich eine Unentschiedenheit, die ich für mich bisher noch nicht ganz lösen kann und die mich mehr beschäftigt, als du wissen konntest.

Insofern vielen Dank für die Ermutigung, den Konjunktiv einfach immer dann zu setzen, wenn er richtigerweise gefordert ist! Und vielen Dank natürlich vor allem dafür, dass du meine Geschichten aufgespürt hast und dafür, wie du ihnen deine Zeit widmest.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

"Es" sollte sich ursprünglich jedoch darauf gar nicht beziehen. Ich dachte an Tropfen auf der Haut, ...
Jtzt, wo Du's sagst,

...schorsch (ich lass mal die Zusammenfügung, wenn ich darf),

da schließ ich unzulässig von meiner Matratze auf ein anderes Gesicht ...

Gruß

Friedel

 

Hallo Erdbeerschorsch, ich mag deine Geschichte sehr und deinen Stil auch. Ich steh auf dieses 'wilde'. Du spiegelst das Innenleben und die Zerrissenheit deiner Protagonistin durch die Sprache und das, wie ich finde, ziemlich gekonnt. Die Tatsache, dass ich auch zuerst dachte, die Protagonistin sei ein Mann, empfand ich nicht wirklich als störend. Ich werde jetzt nicht weiter auf Details eingehen, das haben ja auch schon genug andere vor mir gemacht ;) Weiterhin viel Erfolg!!! LG, Siina

 

Hallo erdbeerschorsch,

Ich finde deine Sprache auch atmosphärisch, dicht und sie konnte mich fesseln, aber was die Handlung und die Konstellation (also wie die Figuren erstens zueinander stehen und was der eigentliche Konflikt zwischen ihnen ist) angeht, kam mir das Ganze ein wenig zu verdeckt, zu unklar vor.
Ja, wenn man am Ende noch mal über die Geschichte nachdenkt, kann man sich das schon zusammenpuzzlen, wer mit wem und wieso, aber zB auf den Fakt, dass es sich um ein lesbischen Paar mit Kinderwunsch handelt, bin ich nicht gekommen (vllt stand ich auch einfach auf der Leitung oder habe einen wichtigen Wink überlesen). Für mich klang das zum Schluss eher nach einer jungen Frau, die mit ihrem Partner einen Kinderwunsch hat, und sich bewusst wird, dass es ihr eigentlich noch zu früh ist, und sie freut sich, als ihre Mitbewohnerin/beste Freundin anstelle ihres Freundes kommt. Also so habe ich das nach dem Lesen gedacht - obwohl ich mir bewusst war, dass ich immer noch nicht den ganzen Durchblick zu haben scheine. So ein bisschen mehr Vorhangöffnen hätte mir hier gut gefallen, dann müsste man sich nicht zu stark auf den Inhalt konzentrieren und könnte sich mehr in der Geschichte fallen lassen. Soweit mein Eindruck!

Saß dann da, hockte auf dem Fußboden an ein Tischbein gelehnt, hielt das Telefon schlaff in der Hand, er wird noch einmal anrufen, wir haben es so ausgemacht. Saß wartend, leblos, als wäre ich über etwas traurig. Unbeweglich saß ich da und spürte meinen Körper, der mich mit wohltuender Schwere am Boden hielt, ohne Langeweile, während die Zeit an mir vorbeiging. Gerüche breiteten sich aus, wurden dann beißend, aber man hielt es aus, eine grandiose stille Lust an der Zerstörung atmete man mit ihnen ein. Ohne dass man etwas tat, ganz von selbst schmorte und schmolz das Zeug in sich zusammen, buk sich zu einem formlosen Klumpen, in dem alles hart und gleich war. Es war wie eine Rache, gegen ihn, der nichts dafür konnte, oder gegen mich, weil ich auch nichts dafür konnte.
Diesen Absatz habe ich wirklich als Bruch empfunden. Wieso plötzlich Vergangenheit? Nicht nur, dass der Tempus sich ändert, auch der schöne Gedankenstrom der Prot, der man ja der ganzen Zeit gefolgt ist, unterbricht ja praktisch, und wirft den Leser zu einem ganz anderen Zeitpunkt. Präsens hätte ich hier viel schöner gefunden.


Also, ich habe es ganz gerne gelesen, ich finde deine Sprache flüssig, dicht und atmosphärisch, das ist schon mal gut, allerdings ist mir der Inhalt so ein kleines bisschen zu undurchsichtig, also, für meinen Geschmack. Ich finde dieses langsame Vorhangöffnen und dem Leser nicht zu Anfang gleich alles auf den Silbertablett servieren prinzipiell gut und auch anstrebenswert, aber spätestens zum Schluss hin sollte man als Autor den Vorhang ganz geöffnet haben und dem Leser all seine Fragen beantwortet haben - das ist so meine Meinung. Gibt bestimmt Leser, die auch mit einem geschlosseneren Vorhang und weniger Klarheit klarkommen und auch mögen.

Viele Grüße,
zigga

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedrichard,

der erkaltende Ofen - ist jetzt so drin. "Verbrannt" klingt aggressiver, das spricht für das Wort. Aber "erkaltend" scheint mir mehr zu bieten. "Schwarz" ist der Ofen eh schon, "verbrannt" bringt nichts wirklich neues, erkanltend dagegen einen Kontrast. Zugleich einen Kontrast zu der in seiner Nachbarschaft sich entwickelnden Hitze. Und es wird aufgenommen, dass etwas abklingt, nämlich die Nervosität und Belastung von der Protagonistin. So viele Fliegen auf einen Schlag! Ich musste deinen Rat annehmen!

(Den Indikativ "damit es einen Sinn hat" lass ich aber mal erst so. Das klingt in der Form härter, und mir scheint es vertretbar, dass mit der Tat (dem Pflücken) der Sinn (des Türöffnens) unmittelbar schon geschaffen sei.)

Und das:

...schorsch (ich lass mal die Zusammenfügung, wenn ich darf),
ist selbstverständlich erlaubt.

Besten Gruß
erdbeerschorsch.

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Liebe Siina,
selbstverständlich freut man sich auch über Zuspruch, der ohne tieferes Schürfen im Detail daherkommt. Ich danke und grüße herzlich!

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Lieber zigga,

ich freue mich über deinen Gegenbesuch! Die angesprochene Passage habe ich jetzt in die Gegenwart geändert. Das stand eigentlich schon länger an, denn so ganz erlaubt war das nie. Aber ich muss gestehen, dass ich immer noch finde, es habe etwas für sich. Das hat aber vermutlich mit meiner eigenwlligen Einstellung zu tun, die ich mit wenigen teile, die Zeitform sei im Grunde frei bespielbar, weil die Geschichte selbst sich ohnehin weder zugetragen hat noch zuträgt, sondern eben erfunden ist. Die Passage in der Vergangenheit ist zuerst mehr oder weniger zufällig so entstanden, aber ich fand es dann trotzdem passend, dass sich die Perpektive an der Stelle aus dem aktuellen Geschehen heraushebt. Letztlich kommt das so aber wohl nicht an, also weg damit.

Deine Schwierigkeiten, den Inhalt nachzuvollziehen, nehme ich auf und lasse sie im Hintergrund rumoren. Vielleicht fällt mir irgendwann etwas dazu ein. Sonst hat sich bisher keiner darüber beschwert, deswegen bleibe erst mal faul und lasse es so. Mir selbst scheint allerdings der letzte Satz auch genug, um den Vorhang ganz zu lüften. Aber wir alle wissen, wie trügerisch das ist, was einem selbst scheint...

Herzlichen Dank für dein Statement!
Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

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