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Rennes

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30.07.2016
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Rennes

Ich beginne mit meinen Erinnerungen am 1.August 1798 in der Bucht von Abukir. Einem Musketenschuss weit von Alexandria entfernt. Die Briten hatten uns nach langer Verfolgung im Mittelmeer dort überrascht. Mir oblag der Befehl über die Nachhut unserer Flotte. Den Oberbefehl hatte Admiral Brueys d'Aigalliers auf seinem Schiff L´Orient. Am beginnenden Abend waren die Vorhut und das Zentrum in einem Kampf gegen die britischen Schiffe gefangen. Ich war wild entschlossen einzugreifen um zu versuchen das Kriegsglück zu zwingen. Auch meine Mannschaft, und sicher auch die der anderen Schiffe meines Verbandes, wollte unbedingt hinein in das Toben. Nur, ich hatte keinen Befehl erhalten.

Aus der Entfernung beobachtete ich das Donnern und Feuerspucken in der aufgebrachten See durch mein Fernrohr. Ein Sieg gegen diesen uns verfolgenden, meinem Eindruck nach manischen, englischen Admiral war nicht zu erwarten. Wie viel leichter hätten wir es gehabt, wie wäre die Geschichte verlaufen, hätte England nicht diesen Admiral besessen. Wie man hörte war die unter ihm eingeführte Disziplinarstruktur grausam und sadistisch. Noch grausamer und noch sadistischer als sie es eh immer schon waren. Allerdings mussten wir leidvoll erfahren wie erfolgreich seine Neuerungen in Taktik und Struktur wirkten.

Hätte ich doch nur einen Befehl erhalten. Britische Schiffe lösten sich dann aus der Schlacht und setzen Kurs in unsere Richtung. Wir machten uns darauf gefasst, dass der Feind uns in gerader Linie entgegen segelt, aber dass tat er nicht. Stattdessen versuchten sie uns zu umzingeln. Ein solches Manöver hatte ich noch nie gesehen. Es widersprach allen Ideen der Kriegskunst zur See. Ich legte erneut das Fernrohr an und mein Suchen fand ihn auf der Brücke seines Schiffes Agamemnon. Konteradmiral Horatio Nelson. Da er bei der missglückten Landung auf Teneriffa ein Jahr zuvor einen Arm verlor war er gut aus zu machen. Ich konnte ihn nur kurz betrachten, da ich von einem Offizier darauf hingewiesen wurde, dass unser Flaggschiff sinken würde. Nervös blickte ich zur Schlacht. In Richtung des Krachen, Schreien und Rauchens. Und tatsächlich, die L´Orient sank. Nun hieß es endgültig einen Entschluss fassen. Kampf oder Rückzug. Ich entschied mich für den Rückzug. Nicht weil ich den Kampf scheute. Nur war der zu erwartende Verlust zum Ertrag zu gewaltig. Unsere Leben wären sinnlos ersoffen. Also gab ich Befehl hart am Wind Richtung Westen zu segeln und hoffte, dass wir es in der anbrechenden Nacht schaffen würden diesem englischen Teufel zu entkommen. Wir verloren in der Schlacht von Abukir 80% unserer Flotte und dennoch verfehlte der Erzfeind sein Hauptziel. Der erste Konsul war bereits in Ägypten gelandet. Wir entkamen und segelten zurück in die Heimat. Zurück nach Frankreich. Zurück in unsere erworbene Freiheit.

Nach fünf aufregenden Jahren, also im Jahre 1803, hörte ich dann, dass der längst unter glücklichen Umständen aus Ägypten heimgekehrte Konsul in dem Ort Boulogne-sur-mer eine Flotte bauen ließ, mit welcher er beabsichtigte ein Heer über den Ärmelkanal zu setzen. Das Ziel war die Eroberung Britanniens. Der Grund war, dass die Briten im laufe dieses Jahres den erst im Vorjahr geschlossenen Frieden von Amiens aufkündigten. Die Idee der Invasion war kühn, da der Ärmelkanal fest in der Hand der Briten lag und unsere Flotten in Brest, Rochefort oder Toulon durch die enorme Präsenz der Briten in ihren Häfen am Auslaufen gehindert wurden. Dennoch verfolgte Napoleon sein Ziel beharrlich. Die zuerst an der Nordseeküste von Dunkerque bis Cherbourg stationierten Truppen und Kriegsgeräte wurden schließlich in Boulogne-sur-mer zusammen gezogen. Innerhalb zweier Jahre wuchs die Zivilbevölkerung von fünftausend auf vierzigtausend an. Ein riesiges kreisrundes Hafenbecken wurde gebaut, das Bassin Napoleon, in welchem nun hunderte Schaluppen, Landungsboote und Kähne ankerten während die Truppen vor der Stadt nach Napoleons Ideen exerzierten. Die ganze Gegend um den Ort vibrierte. Die Befürchtungen auf der Insel müssen gewaltig gewesen sein. In dieser Zeit kam in Britannien auch der Gedanke einer Finanzierung Österreichs, Preußens und anderer Mächte Europas auf um diese zum Angriff auf das revolutionäre Frankreich zu bewegen. Aber diese Vorgänge sollen von mir nicht weiter beleuchtet werden. Ich bin kein Politiker. Ich bin Admiral zur See. Jedenfalls war ich es. Und ein gewisses Talent schien ich besessen zu haben, denn ich wurde zum Nachfolger des Admirals Latouche Tréville und damit zum Anführer der französischen Mittelmeerflotte ernannt. Ihren Heimathafen hatte sie in der Stadt Toulon, 40 km östlich von Marseille. Ich war noch nicht lange in Toulon als ich im März 1805 den kaiserlichen Befehl erhielt (Napoleon hatte sich und seine Frau Josephine, eine Dame von zweifelhaften Ruf, am 02. Dezember 1804 im Beisein des Papstes in Paris selbst gekrönt) aus der Hafenblockade auszubrechen, in Cadiz auf die verbündete spanische Flotte von Admiral Gravina zu stoßen und dann gemeinsam nach Fort de France auf Martinique, also zu den Antillen, zu segeln. Ein Befehl der mich früh scheitern lassen konnte. Den Oberbefehl der englischen Flotte im Mittelmeer hatte Admiral Nelson.
Zu den Antillen zu segeln erscheint auf den ersten Blick unsinnig, da die Aufmerksamkeit Europas ja auf den Ärmelkanal gerichtet war. Allerdings ist es sicher nicht unwichtig gewesen, dass die Karibik ein neuralgischer Punkt im Machtgefüge des britischen Empire darstellt. Die dortigen Kolonien mit solch klingenden Namen wie Port Royal darin bildeten das Fundament der Engländer als Bank von Europa. Und der enge Blick auf den Kanal verschaffte Raum bei den Antillen. Was der Kaiser genau vorhatte blieb mir aber damals unbekannt. Die Marine genoss nicht sein höchstes Vertrauen.

Am 30.März 1805 verließen wir dann den Hafen von Toulon und setzten Kurs auf Cadiz um uns mit Gravina zu vereinen. Zu diesem Zeitpunkt standen in Boulogne-sur-mer 150.000 Mann bereit, darunter 72.000 Infanteristen, 16.000 Kavalleristen, 9.000 Artilleristen und mehr als 400 schwere Geschütze. Die größte Armee aller Zeiten. Es war die noch junge grande armee. Perfekt gedrillt in Taktik und Kampf. Ich fühlte all ihre Blicke auf mich als ich auf der Brücke meines Flaggschiffes, der Bucentaure, stand und den Horizont nach Nelson absuchte. Ich machte mir Mut, indem ich mir vergegenwärtigte, dass ich Nelson bereits einmal entkam. Warum sollte es kein zweites Mal gelingen? Und so kam es auch. Der britische Verband ankerte vor Sardinien und erfuhr erst Tage nach unserem Auslaufen von einem Überwachungsgeschwader von unserer Ausfahrt. Nelson glaubte aufgrund einer Fehlinformation, dass wir auf dem Weg nach Ägypten seien und setzte Kurs Ost. Erst drei Wochen später wusste er, dass wir Westkurs gesetzt hatten. Zusammen mit den Spaniern durchquerten wir ungehindert die Straße von Gibraltar einen Monat vor Nelson. Er setzte uns wütend nach und missachtete dabei Befehle seiner Vorgesetzten. Dies wusste ich allerdings noch nicht als wir am 15. Mai in Fort de France eintrafen. Nach längerem Aufenthalt bekam ich noch immer keine Nachricht vom Kaiser. Ich wusste nicht, dass er in diesen Tagen zum König von Italien gekrönt wurde und daher in Mailand war. Eine Nachricht von ihm musste erst nach Paris geschickt, was zehn Tage in Anspruch nahm, nach Rochefort weitergeleitet und dann mit einer oder mehreren Fregatten verschickt werden. Auch war das Ausfindig machen meines Verbandes nicht immer leicht. Schließlich erreichte mich dann der Befehl zum weiteren Vorgehen. Ich sollte die britischen Kolonien auf den Antillen verwüsten. Durch das Aufschrecken der Briten in der Karibik würden sie Ihre Schiffe vermehrt dorthin schicken und wir sollten dann Kurs auf Boulogne-sur-mer setzen.

Nach einigen Tagen brachten wir einen britischen Händlerverband vor Antigua auf und die Verhöre der Gefangenen ergab eine unglaubliche Nachricht: Admiral Nelson liegt vor Barbuda. Ich begriff sofort was zu tun war. Kurs Europa. Sofort.
Der angewiesene Plan war es die Blockade des spanischen Hafens El Ferro in Galicien zu durchbrechen, den dortigen spanischen Verband in den unseren zu integrieren und dann gemeinsam die Blockade vor Brest in der Bretagne zu überwinden um dort den französischen Verband mit uns zu vereinen. In dieser Stärke sollten wir dann den Ärmelkanal für einen Tag offen halten. Einen Tag. Gerade genug Zeit um die grande armee übersetzen zu lassen. Nur einen Tag.

Die Überfahrt Richtung Europa war beschwerlich. Die Nahrung war knapp und viele Kranke waren zu beklagen. Auch wurden wir bestimmt schon wieder von Nelson verfolgt. Etwa 400 Seemeilen vor der portugiesischen Küste trafen wir auf einen britischen Verband unter Admiral Robert Colder. Da dichter Nebel über dem Meer lag war eine ordentliche Gefechtsführung unmöglich. Ich meinte gut davon gekommen zu sein, musste jedoch am nächsten Morgen feststellen, dass zwei spanische Schiffe fehlten. Zugegebenermaßen muss ich erwähnen, dass ich an diesem Tag die Contenace verlor. Der Zustand unseres Verbandes, die vielen Kranken, die kümmerlichen Essrationen und das Fehlen der Schiffe verunsicherte mich sehr. Ich ging die Optionen durch welche mir blieben. Ich könnte den ursprünglichen Plan verfolgen. Ich könnte nördlich an Britannien vorbei segeln und Boulogne ansteuern oder mich nach Cadiz zurück ziehen. In Anbetracht der Umstände wählte ich letzteres. Abermal zog ich mich zurück. Wie der Kaiser reagierte als er davon erfuhr lässt mir heute das Herz schwer werden. Als das Festland am Horizont erschien war die Stimmung unter den Mannschaften ausgelassen. Auch Tage danach noch wurden in Cadiz viele Freundschaften geschlossen. Wenige Wochen später kippte die Stimmung und es kam häufiger zu Auseinandersetzung zwischen Franzosen und Spaniern. Was genau zu tun war wusste ich nicht. Es kamen keine klaren Befehle. Ich hörte das der Kaiser gen Bayern zog, da Österreich und Russland mit finanzieller Unterstützung Britanniens gegen Frankreich mobil machten. Bald würde die grande armee ihre ersten Schlachten Schlagen.

Nach Wochen der Selbstzweifel lese ich eine Veröffentlichung des Marineministers. Er fordert im Namen des Kaisers völlige Hingabe an den Kampf. Cadiz wurde als Ort einer möglichen Schlacht extra erwähnt. War dies als Befehl zu verstehen? Oder nur als Parole zum durchhalten? Kurze Zeit nach dieser Veröffentlichung teilte mir einer meiner Kapitäne mit, dass Admiral Rosily in Madrid und auf dem Weg nach Cadiz sei. Er hätte Befehl meine Flotte zu übernehmen. Rosily. Eine Beleidigung. Dieser zugegeben verdienstvolle Mann war seit 15 Jahren nicht mehr auf einem Schiff und leitete das kartografische Institut in Paris. Gegen Nelson hatte er keine Chance. Unter Einwirkung des Schreibens des Ministers versammelte ich alle Kapitäne und gab Anweisungen zum Auslaufen. Ich wollte Nelson unbedingt angreifen. Ohne Befehl. Und Gott sei mein Zeuge, ich hatte die besten Absichten für Frankreich. Erst nach langem diskutieren mit Admiral Gravina wurde dem Folge geleistet. Admiral Rosily kam drei Tage nach unserem Auslaufen in Cadiz an.
Am 21. Oktober trafen wir vor dem Kap von Trafalger, westlich Gibraltars, auf die Briten. Ich traf auf Nelson. Durch lange Studien seiner Gefechte wusste ich wie er vorgehen würde. Er würde unkonventionell sein. Lange habe ich meinen Kapitänen erklärt was geschehen wird. Da teils ungeübte Mannschaften in unserem Verband mit segelten war meine Taktik die, welche am ehesten beherrschbar war. Eine traditionelle Reihe. Nelson brach damit. Er ließ zwei oder drei Verbände orthogonal auf die Reihe der Gegner treffen. Deren Frontschiffe sind zwar extremen Feuersalven ausgeliefert, aber wenn sie die den Gegner durchbrochen haben kämpfen sie zwei gegen eins. Meine Antwort darauf war einzig die Reihe eng zu schließen. Nun mein Plan ging nicht auf. Mein Geschwader wurde vollständig vernichtet. Napoleons Träume der Invasion Britanniens auf Jahre zunichte. Ich selbst überlebte diesen roten Alptraum. Admiral Nelson nicht. Die britische Flotte siegte total. Doch Nelson wurde von einem französischen Scharfschützen erschossen. Er wollte noch sein Gesicht bedeckt wissen damit seine Männer nicht den Mut verlieren.

Nach halbjähriger Gefangenschaft in England, in welcher mir die Teilnahme am Begräbnis von Nelson erlaubt wurde, sitze ich nun in diesem schäbigen Hotelzimmer in Rennes. Ich bin zwar zurück in meinem geliebten Frankreich, doch schäme ich mich meinem Land gegenüber zu treten. Napoleon hat derweil Österreich und Russland in Austerlitz geschlagen. Sein geliebtes Heer ist unschlagbar. Er ist unschlagbar. In gewisser Weise war Nelson der Napoleon zur See. Ich hingegen möchte mich einfach nur meinem Kaiser erklären. Möchte ihm begreiflich machen, dass ich nicht anders handeln konnte und doch immer die besten Absichten verfolgte. Ich bekomme keine Antwort auf meine Briefe. Dieses schäbige Hotelzimmer. Was soll ich nur tun?


Pierre Charles Jean-Baptiste Silvestre de Villneuve​

 

Hallo Jim Pagner,

du beschreibst meiner Meinung nach ansehnlich und grammatikalisch gut, aber mich stört hier, dass es eher wie eine historische Kriegserzählung statt wie eine richtige KG klingt. Es fehlen sinnliche, bildhafte Details, die den Ich-Erzähler in Aktion zeigen. So kann man nicht richtig als Leser in die Geschichte miteintauchen und mitfiebern.

Soweit von mir.

freundliche Grüße,

chico

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo und Willkommen Jim

Was Chico sagt, stimmt. Am Anfang schreibst du ansatzweise einige Einzelheiten, die ein Bild erzeugen. Danach wirst du aber ganz Stratege. Du erklärst Bündnispolitik und Kriegspläne, Gründe zum Bau einer Flotte usw. Aber wie gesagt, du bleibst dabei ein Stratege, der die Phasen eines Krieges überblickt und zusammenfasst. Das muss nicht sein. Deine Geschichte bietet viele mögliche Szenen. Du müsstest sie aber eingehend beschreiben. Vor der spanischen Küste kam es zu einer Schlacht? Wieviele Schiffe, was für Schiffe, wie hat es getönt, wie ging der Wind, wie hat die Schlacht angefangen, wie ging der entscheidende Moment vor sich usw. Wie sah zum Beispiel der Scharfschütze aus, der den gegnerischen Admiral tötete usw. Wenn du an den wichtigen Stellen auch genaue Abläufe und Einzelheiten beschreibst, wird die Geschichte unterhaltsamer.

Anschaulich und unterhaltsam erzählen könntest du sicher. Du schreibst nämlich angenehm lesbar.

Ich würde es sehr spannend finden, wenn du in deiner Geschichte einige Stellen eingehender erzählen würdest, sodass ein abwechslungsreiches Gefüge aus zusammenfassend berichtenden und ausführlich darstellenden Stellen entstehen würde.

Gruss teoma

 

Alles schon gesagt, zu diesem Bericht des ehemaligen Vizeadmirals

de Vill[e]neuve,
der mir durchaus gefällt, dessen ganzes Dilemma jedoch in den Zeilen zu Trafalgar dargelegt werden kann, mag das französische Original anderen Regeln folgen als hier vor Ort die deutsche Niederschrift.

Am 21. Oktober trafen wir vor dem Kap von Trafalg[a]r, westlich Gibraltars, auf die Briten. Ich traf auf Nelson. Durch lange Studien seiner Gefechte wusste ich[,] wie er vorgehen würde. Er würde unkonventionell sein. Lange habe ich meinen Kapitänen erklärt[,] was geschehen wird. Da teils ungeübte Mannschaften in unserem Verband [mitsegelten,] war meine Taktik die, welche am ehesten beherrschbar war. Eine traditionelle Reihe. Nelson brach damit. Er ließ zwei oder drei Verbände orthogonal auf die Reihe der Gegner treffen. Deren Frontschiffe sind zwar extremen Feuersalven ausgeliefert, aber wenn sie die de Gegner durchbrochen haben[,] kämpfen sie zwei gegen eins. Meine Antwort darauf war einzig[,] die Reihe eng zu schließen. Nun[,] mein Plan ging nicht auf. Mein Geschwader wurde vollständig vernichtet. Napoleons Träume der Invasion Britanniens auf Jahre zunichte. Ich selbst überlebte diesen roten Alptraum. Admiral Nelson nicht. Die britische Flotte siegte total. Doch Nelson wurde von einem französischen Scharfschützen erschossen. Er wollte noch sein Gesicht bedeckt wissen[,] damit seine Männer nicht den Mut verlieren

lieber Jim Pagner -
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts.

Du hast wahrlich eifrig die geschichtlichen Daten studiert, schon das erscheint mir bemerkenswerte Fleißarbeit - aber es ist keine Geschichte im eigentlichen Sinne, sondern ein Bericht – wenn man so will, eine (fiktive) autobiografische Niederschrift des Vizeadmirals hinsichtlich seiner beruflichen Laufbahn. Dabei gibt es einige Szenen – wie der zitierten, die sich tatsächlich ausbauen ließen, wie die Vorredner es anregen. Und es kann durchaus gelingen, denn ich finde die Arbeit bemerkenswert für einen Erstling und für die Rubrik Historik überhaupt.

Das o.g. historische Datum birgt aber eine Chance, denn ein größerer als wir zwo, Du und ich, lieber Jim, hat die Schlacht auch literarisch verewigt und, wenn Du Zeit hast, schau einfach mal da hinein: Ich meine Horatio Hornblower, der in einer Trilogie von Cecil Scott Forester in den 1930-er Jahren erfunden wurde und dessen Karriere bis hin zum Admiral erzählt wird (und auch schon verfilmt wurde).

Aber zu dem eigentlichen Problemen Rechtschreibung und gelegentliche Flüchtigkeit, die ja schon im zitierten Namen beginnt - der Admiral (auf deutsch „Neustadt“) schreibt sich tatsächlich mit e „Ville...“ und Trafalgar schreibt sich tatsächlich mit drei a.

Das größte Problem ist aber das der Zeichensetzung, insbesondere der Kommas, ob es nun Relativ- oder Infinitivsätze betrifft. Da wäre nahezu jeder zwote Satz von betroffen, dass ich hier einfach auf den Rechtschreibduden verweis.

Ein weiteres wäre – dem Thema angemessen – der gelegentliche Gezeitenwechsel und die würde-Konstruktionen, wo entweder der Konjunktiv I oder ein schlichtes Futur genügten.

Das Verb „mitsegeln“ verweist auf die gelegentlich unfreiwillige Trennung von dem, was an sich zusammmen(!)gehört

Was in dem zitierten Absatz nicht vorkommt, ist die gelegentlich Wahl des falschen Verbs, wie hier des „beobachten“

Aus der Entfernung beobachtete ich das Donnern und Feuerspucken in der aufgebrachten See durch mein Fernrohr.
Warum?

Das Wort, wahrscheinlich vom lat. observare abgeleitet, beschränkt sich eigentlich auf den Gesichtssinn, man beobachtet mit dem Auge, weniger mit dem Ohr (da lauscht man dann). Das Fernrohr steht hier für‘s Auge, das zeitnahe, nahezu zeitgleich beobachtet. Der Donner aber ist erst mit zeitlicher Verzögerung zu vernehmen (also später als das „Feuerspucken“, der Blitz) und aus der Differenz lässt sich ziemlich genau die Entfernung des Beobachters zum beobachteten Geschehen berechnen. Da haben Licht- und Schallgeschwindigkeit auch ihre seemännische Funktion.

Neben den zwo nachzutragenden Kommas hier streiten sich Singuar und Plural über die „Disziplinarstruktur“ (sing.) im pluralen „waren“.

Wie man hörte[,] war die unter ihm eingeführte Disziplinarstruktur grausam und sadistisch. Noch grausamer und noch sadistischer[,] als sie es eh immer schon war[...]. Allerdings mussten wir leidvoll erfahren[,] wie erfolgreich seine Neuerungen in Taktik und Struktur wirkten.
(die diszilinarische Wirkung wird durch die eindeutige Strukturierung erzwungen, womit der Plural für die „Disziplinarstruktur“ ausgeschlossen wird.)

Hätte ich doch nur einen Befehl erhalten.
Klingt für mich eher wie ein schriftlich niedergelegter Aufschrei statt einer bloßen Aussage. Darum besser statt des Punktes ein Ausrufezeichen!

Hier widerfährt Dir ein ungewollter Gezeitenwechsel. Auch auf so was gilt es aufzupassen!

Britische Schiffe lösten sich dann aus der Schlacht und setz[t]en Kurs in unsere Richtung.

Wir machten uns darauf gefasst, dass der Feind uns in gerader Linie entgegen segelt, aber dass tat er nicht.
„Entgegensegeln“ eher ein Wort, aber ein Seemann würde auch damals nicht „segeln“ sondern (zur See) „fahren“.

Hier sind alle aufgeführten substantivierten Verben mit dem Genitiv-s zu versehen

Richtung des Krachen, Schreien und Rauchens.
(alternativ ließe sich je ein Apostroph anfügen)

Nun hieß es endgültig[,] einen Entschluss fassen.
(Infinitive bleiben auch ohne „zu“ Infinitiv – und der hier ist von einem Substantiv (Entschluss) abhängig, dass ein Komma zu setzen ist!)

..., dass die Briten im [L]aufe dieses Jahres den erst …
Ein riesiges[,] kreisrundes Hafenbecken wurde gebaut, ...

Ich fühlte all ihre Blicke auf mich [gerichtet,] als ich auf der Brücke meines Flaggschiffes, der Bucentaure, stand und den Horizont nach Nelson absuchte.

Nelson glaubte aufgrund einer Fehlinformation, dass wir auf dem Weg nach Ägypten seien und setzte Kurs Ost.
Warum hier nur Konjunktiv I (seien), wenn Konj. II (wären) den Irrtum Nelsons erst offenlegt?

Warum hier die Höflichkeitsform – zu viel Respekt vor den Briten kann es nicht sein ...

Durch das Aufschrecken der Briten in der Karibik würden sie Ihre Schiffe vermehrt dorthin schicken und wir sollten dann Kurs auf Boulogne-sur-mer setzen.

Abermal zog ich mich zurück. Wie der Kaiser reagierte[,] als er davon erfuhr[,] lässt mir heute das Herz schwer werden. Als das Festland am Horizont erschien[,] war die Stimmung unter den Mannschaften ausgelassen.
Ich hörte[,] das der Kaiser gen Bayern zog, da ...

Oder nur als Parole zum [D]urchhalten?
(alternativ: „Oder nur als Parole, durchzuhalten“)
Und zuletzt
Erst nach langem [D]iskutieren mit Admiral Gravina

Was immer auch Dein dreiwöchiges Schweigen bedeuten mag, ich bin von überzeugt, dass Du schreiben/erzählen kannst. Aber dazu zählt nicht nur das fabulieren, sondern leider auch Regeln.

Gruß

Friedel

 

Hey Leute, vielen Dank für eure Kritik, besonders Friedrichard. Der Text sollte in der Stimmung eines Mannes sein, der verzweifelt in einer fremden Stadt in einem schäbigen Zimmer eingeht. Daher sind auch wenige Gefühlsregungen erwähnt. Die Schlacht verlor er, warum in einem Hotelzimmer lange daran zurück denken. Auch muss ich zugeben, dass ich die Geschichte in einer Nacht schrieb und irgendwann ein Ende hermusste.

Ich werde versuchen manche Anregungen in meinem nächsten (ähnlichen) Wurf auf zu nehmen.

Besten Gruß
Jim

 
Zuletzt bearbeitet:

Auch muss ich zugeben, dass ich die Geschichte in einer Nacht schrieb und irgendwann ein Ende hermusste.
Ist kein Kriterium, dass es nicht hundertprozentig gelänge,

lieber Jim,

in grauer Vorzeit schrieb ich für eine Schreibwerkstatt (EL, Fahrzeugkennzeichen) für den frühen Vormittag binnen einer halben Stunde um oder kurz nach Mitternacht einen Text, der in der Generalprobe nach dem ersten Dritel Lachkrämpfe unter den Werkstättern auslöste und mich dann ansteckte, dass ich um die am folgenden Tag vorgesehene Lesung schon Schlimmes wie einen neuerlichen Lachkrampf fürchtete. Aber die Generalprobe stellte sich als gutes Training heraus.

Ich verzog nicht mal das Gesicht und konnte bestätigen, das Hausmeister/-warte halt so sind, wie in der Geschichte erzählt.

Der Text wurde wortwörtlich hier eingestellt und wurde "empfohlen". Ich hatte aber am Bildschirm in dieser Nacht einen feinen Vetter namens Friedrich Schiller als Co-Autor und seine "Glocke" wurde verballhornt - schon zu Lebzeiten brachen Kollegen zu Weimar in Lachkrämpfe aus übers Original.

Also, wo ist das Problem?

Tschüss, gut Nacht und einen schönen Vorabend des Reformationsjahres vom

Friedel

 

Hallo Jim

Dachte schon, du seist mit irgendeinem Schiff irgendwo vor einer Küste versunken.

Ich werde versuchen manche Anregungen in meinem nächsten (ähnlichen) Wurf auf zu nehmen.

Gut, ich werde den neuen Wurf lesen.

Gruss teoma

 

Hallo,

der neue Versuch ist veröffentlicht. Falls ihr Interesse habt würde ich mich über abermalige Kritik freuen.

Gruß

 

Hallo,

der neue Versuch ist veröffentlicht. Falls ihr Interesse habt würde ich mich über abermalige Kritik freuen.


Welcher "neue Versuch",

lieber Jim,

nicht mal der Name am Ende des Berichtes ist korrigiert ... Also bleibt der Kommentar vom August 2016 mit Einschränkungen, die sich jeder selbst ausmalen kann.

Friedel

 

Welcher "neue Versuch",
Ach ja, welchen hat er gemeint?

Lieber Friedel

Jim hat vielleicht die Geschichte gemeint, die ins Korrektur-Center wanderte, wo sie dann stand, bis sie gelöscht wurde. Könnte ja sein, dass seine Mexiko-Geschichte der neue Versuch war. Hoffen wir, dass er sein Glück weiter versucht. Ich jedenfalls würde mich darüber freuen.

Gruss teoma

 

An dem Text wurde offensichtlich nicht gearbeitet.
Jim Pagner, ich bitte dich um Aufklärung per PN an mich.

Bis dahin bleibt der Thread geschlossen.

Gruß

Asterix

 
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