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Haltlos

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21.04.2015
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Haltlos

Er drückt meine Hand, um sich vorzustellen, und zieht mich zu sich heran. Ich sehe den dünnen Schweißfilm, der glänzend sein Gesicht überzieht.
„Grüß’ Sie, Schlierhoff mein Name, wir haben telefoniert.“
Lächelnd trete ich einen Schritt zurück.
„Hallo Herr Schlierhoff, ich bin Klara Behrends.“
Er runzelt die Stirn. Flüchtig huscht sein Blick von seinen Füßen zu meinen, als würde er die Entfernung abmessen. Ohne mich noch einmal anzusehen, dreht er sich um. „Na, dann wollen wir mal.“ Er läuft auf das Hochhaus zu.
Es ist nicht besonders schön hier, aber das macht nichts. Immerhin ist es ruhig.

In unserer alten Wohnung war es laut. Max sagte immer, mitten in der Stadt zu wohnen sei das Beste. Etwas anderes könne er sich nicht vorstellen. Bars vor der Tür, Einkaufsläden um die Ecke, pulsierendes Leben. „Die Großstadt atmen“, nannte er es. Ich habe sie tief eingeatmet.
Max und ich waren ständig unterwegs, trafen uns mit Freunden, stritten uns und verschlangen einander. Wir waren verliebt, schätze ich. Ineinander, in den Trubel. Ich zog auch ohne ihn los. Durch die Clubs, getrieben von dröhnenden Bässen. Tanzte bis es hell wurde. Dass diese Nächte auch mal endeten, gefiel mir nicht. Ich dehnte sie aus, landete in Schuppen, die weitermachten, wenn die anderen schlossen. Küsste andere Männer.
Dann hat Max mich rausgeschmissen. Mit einer Schlampe wie mir wolle er nicht länger zusammen sein. Er hat so laut gebrüllt, unter uns gingen schon die Wohnungstüren auf. Ganz leise, damit wir es nicht mitkriegten, aber in Altbauten quietscht und knarrt eben alles. Der Flur war übersät mit meinen Sachen. Als letztes schmiss er mir meinen Reisekoffer vor die Füße. Im ersten Moment war ich verblüfft. In Filmen machen das immer nur Frauen.

Ich mustere den Makler, als er vor mir in den zweiten Stock hinaufsteigt. Sein Gang ist schwerfällig. Er riecht nach einem dieser Männerparfüms, die in der Nase brennen. Ich sehe auf meine Hand hinunter und wische sie an der Hose ab. Als ich wieder aufblicke, steht er direkt vor mir. Erschrocken zucke ich zusammen und laufe fast in ihn hinein. Meine Brust streift seinen linken Arm. Er lächelt.
„Da wären wir.“ Er schließt die Tür auf und bittet mich herein. „Hier rechts haben Sie das Badezimmer mit Dusche, ohne Fenster, aber dafür eine gut funktionierende Lüftung.“ Ich schalte das Licht ein. In der Dusche wächst Schimmel. In der Ecke, ein winziger schwarzer Fleck. Es riecht muffig.
„Hier in den Flur können Sie eine Kommode stellen oder einen Schuhschrank, Platz ist da. Und hier …“, er öffnet eine Glastür, die von dem dunklen engen Flur in den nächsten Raum führt, „… haben wir Schlafzimmer, Wohnzimmer, Esszimmer und Küche in einem.“ Er lacht. Ich schaue mich um.
Der Raum hat nur ein Fenster. Direkt davor steht ein großer Baum, dessen buschige Krone die Lichtstrahlen einfängt. An der Wand ist eine Kochnische installiert. Die Schränke waren einmal weiß, nun überzieht sie ein gelblicher Schleier. Zwei Kochplatten, eine Spüle, der Wasserhahn tropft. Ich denke wieder an den Schimmelfleck. Stelle mir vor, wie er wächst und die Wände der Wohnung schwarz färbt. Die Luft ist feucht, ich fahre mir mit der Hand über die Stirn. Es ist zu düster hier, zu klein. Das Zimmer erinnert mich an eine Höhle. Der graue PVC-Boden hat Dellen und Flecken. An der rechten Wand steht ein gammliges Schlafsofa. Der Makler folgt meinen Blicken.
„Die Couch würde in der Wohnung bleiben. Aber Sie sagten ja, Sie haben kaum Möbel, dann ist das vielleicht ganz praktisch, oder?“ Er leckt sich mit der Zunge über die Lippen. „Frisch getrennt?“
Ich nicke. Drehe mich von ihm weg und starre aus dem Fenster. Auf einem der Äste des großen Baums sitzt ein Spatz. Er putzt sein Gefieder mit hektischen kleinen Bewegungen.

Seit Wochen stelle ich mich in Schlangen an, die sich durch Treppenhäuser nach oben winden. Manchmal fangen sie sogar schon auf der Straße an. Nervöse Menschen mit Selbstauskünften in den Händen, einige haben Anzüge an und Bewerbungsmappen dabei. Ich verschmelze mit ihnen, werde gesichtslos. Die kurzen Gespräche mit den Vermietern sind verkrampft. Man spürt die Verzweiflung, mit der alle um die Gunst des Eigentümers kämpfen.
Auf dem Weg zu Maja rede ich mir jedes Mal ein, dass es gut gelaufen ist. Sitze bei ihr am Küchentisch und starre auf mein Handy. Es klingelt, ich drücke es ans Ohr und spüre ihren erwartungsvollen Blick auf mir ruhen. Wenn ich dann mal wieder mit dem Kopf schüttle, legt sie mir ihre Hand auf die Schulter und lächelt mich an. Aber ich sehe ihren unruhigen Blick, während sie sich morgens Kaffee macht und ich mein Bettzeug von ihrem Sofa räume. Ich türme meine Sachen auf einem kleinen Haufen neben der Couch, damit sie nicht im Weg sind.

„Na, was sagen Sie?“ Der Makler schaut auf die Uhr. Er geht einen Schritt auf mich zu und wedelt mit einem Zettel vor meiner Nase herum. Sein Atem riecht säuerlich nach Kaffee. „Die Selbstauskunft hatten Sie mir ja bereits geschickt. Warm kostet die Wohnung sechshundert Euro, dazu kommt ein Stellplatz für fünfzig Euro.“ Er sieht sich um, als erwarte er jemanden. „Die nächste Interessentin kommt gleich, aber wenn Sie mir zusagen und wir …“, er kommt noch näher, „… vielleicht ein kleines Abkommen treffen, dann kann ich ein gutes Wort für Sie einlegen.“ Er zwinkert mir zu und mir wird schlecht.
Ich konzentriere mich auf meine Stimme. Sie darf nicht zittern. „Was denn für ein Abkommen?“
„Nennen wir es doch einen kleinen Bonus für mich, damit ich die Eigentümerin von Ihnen überzeuge.“ Er steckt mir einen Zettel zu. Für einen kurzen Moment streicht er mit dem Finger über meine Hand. Die Härchen auf meinem Unterarm stellen sich auf, während er Richtung Wohnungstür schlendert. Ich starre auf das Stück Papier. Blut steigt mir in den Kopf. Ich falte das Blatt auseinander. Da steht eine Summe. Fünfhundert Euro. Schlagartig fühle ich mich zehn Kilo leichter. Ich sollte wütend sein. Empört. Aber ich bin erleichtert.
„In Ordnung“, sage ich. Meine Stimme hallt durch den leeren Raum. „Aber wie kann ich denn sicher sein ..."
„... dass Sie die Wohnung wirklich bekommen?" Der Makler dreht sich zu mir um. „Ich würde sagen, die Details besprechen wir dann heute Abend. Sie gehen jetzt erstmal zur Bank und ich rufe die Vermieterin an." Er mustert mich. „Sagen wir, in zwei Stunden in meinem Büro?"

Auf dem Weg zur Sparkasse fahre ich am Westpark vorbei. Ich stelle mein Rad ab und lege mich ins Gras. Max hat ein Loch in meinen Bauch gerissen. Ich sehe ihn vor mir. Mitten auf einer Straßenkreuzung, Menschen rasen an ihm vorbei, laut plappernd und lachend. Er aber steht ganz still in diesem Lärm und lächelt mich an.

 

Hallo RinaWu,
Als Erstes möchte ich sagen, dass ich den Rhythmus deines Textes extrem gut finde, lange Sätze, kurze Sätze, dazwischen knappe, pointierte Dialoge, echt klasse. Liest sich sehr gut. Da stört mich auch gar nicht die Gegenwarts-Form, die mich normalerweise eher abschreckt, aber hier passt es, macht es irgendwie intensiv.
Auch die Beschreibungen sind gelungen, nicht zu viel, nicht zu wenig. Humor ist auch untergemischt, z.B. "Er zwinkert mir zu und mir wird schlecht" oder "Frisch getrennt?". Klasse.

Anmerkung: Der Satz "Und dann ist doch noch Maja" sollte vielleicht "Und dann ist DA noch Maja" heißen, oder?

Nun, inhaltlich überschaubar, aber für mich liegt der Wert dieses Textes klar in der Technik, um es mal so auszdrücken. Hat einfach Spaß gemacht zu lesen. Danke!

 
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Hallo RinaWu,

es steckt eine Menge in deiner Geschichte; bzw. in der Geschichte hinter der Geschichte :): Großstadtdschungel, Irrwitz, Haltlosigkeit, Suche (nach sich selbst), Beziehungsfindung, Vermieter-Mieter-Wahnsinn, Erfahrungen ...
Für mich ist das in erster Linie eine Szene im Leben einer (jungen) Frau auf ihrem Weg zu mehr Reife. Mit all den Wirrungen und Irrungen, Verrücktheiten und Paradoxien, da passt dann auch das Raubtier in den Großstadtddschungel und wenn es im Pelz eines Maklers erscheint.
The Incredible Holg schreibt:

"Du schreibst in einem Komm, du wolltest das Gefühl der Haltlosigkeit (ist ja auch der Titel) oder Verlorenheit in der Großstadt ausdrücken. Dafür verwendest du aber nach meinem Gefühl einen zu hohen Anteil des Textes auf das Innere des Hauses bzw. der Wohnung. Diese Wohnung wirkt auf mich eng, bedrückend, zerquetschend. Das ist fast das genaue Gegenteil von der haltlosen Weite, die ich in der Großstadt empfinde und in der man sich so leicht verlieren, verlaufen, verirren kann. Gerade auch auf der Gefühlsebene ist das ein Gegensatz: Agoraphobie versus Klaustrophobie. (Wer beide Ängste hat, ist natürlich ganz schön gekniffen ... )
Ich finde das keinen Widerspruch, im Gegenteil. Für mich ist das ein typisches Merkmal für das Wesen der Großstadt: eng, bedrückend, zerquetschend - groß, in der man sich verlieren und verirren kann. Agoraphobie UND Klaustrophobie. Millionen Menschen und doch viel Einsamkeit. Party und Depression. Spaß und Frust. Arm und reich. Es ist eben alles da und zwar viel davon. Das begünstigt natürlich das Gefühl von Haltlosigkeit. Ich glaube, ein Grund, warum viele (Heranwachsende) dem Ruf der Stadt folgen, ist, weil sie ihr so ähnlich sind - in all ihrem (vermeintlichen) Chaos. Es sind nicht nur die Rufe der Unis oder Jobs, die locken, sondern das ambivalente Wesen an sich lockt.
Will sagen: Für mich passt das. Und ich finde es toll, dass du diese Gedanken bei mir auslöst, indem du eigentlich nur eine Szene stellvertretend dazu ausleuchtest. Und weil du das tust, übernimmst du dich m. E. nicht. Dir ist eine Geschichte gelungen, deren Geschichte dahinter erahnbar ist. Das mag ich :).


Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

Als er meine Hand drückt, um sich vorzustellen, zieht er mich zu sich heran. Ich sehe den dünnen Schweißfilm, der glänzend sein Gesicht überzieht. An dem spärlichen Haaransatz bilden sich kleine Perlen.
„Grüß’ Sie, Schlierhoff mein Name, wir haben telefoniert.“
Er grinst mich an. Seine Augen sind glasig, der Blick unangenehm. Zu nah. Ich löse die Hand aus der klebrigen Begrüßung und trete einen Schritt zurück.
Ich habe irgendwo gelesen, man solle als Autor aufpassen, nicht in "Alsheimer" zu verfallen (nein, werfe dir das nicht vor - bist weit weg davon) - du verwendest aber "als" schon des Öfteren, was hie und da auch zu Wortwiederholungen führt. Ich mag das v. a. zu Beginn des Satzes nicht gerne, ist vielleicht aber nur Geschmackssache.
Du könntest trotzdem überlegen, ob du nicht unmittelbarer formulieren möchtest, das Ding einfach weglässt. Der letzte Satz - vor der wörtlichen Rede - ist eigentlich redundant und zeigt nur, was du zuvor schon beschreibst - bis auf den spärlichen Haaransatz (aber kommt er nicht auch so schon schlecht genug weg, dein Makler? Lass ihm doch wenigstens die Haarpracht :)). Wäre auch interessant gewesen, wenn du den schmierigen Typen in einen hübschen Schafspelz gekleidet hättest.
Der Zweiwortsatz später dürfte auch weg - die unangenehme Nähe ist mir schon klar.

„Hallo Herr Schlierhoff, ich bin Klara Behrends.“
Er runzelt die Stirn. Nur ganz kurz. Schaut von seinen Füßen zu meinen, als würde er die Entfernung abmessen. Nach ein paar Sekunden sieht er wieder zu mir auf. Sein schiefes Grinsen wirkt aufgemalt.
Er guckt - nachdem sie sich vorgestellt hat - sekundenlang auf Füße? Also, zähle ich mal bis 8 oder so, scheint mir das recht lang. Irgendwie zu skurril. Ich würde das ganze Fußgedingens ohnehin streichen, braucht es das?
Und so viel negative Attribute des Maklers, hm ... Da dürfte wenigstens das eine oder andere Adjektiv gerne weg, finde ich.

In unserer alten Wohnung war es laut. Max sagte immer, mitten in der Stadt zu wohnen sei das Beste. Etwas anderes könne er sich nicht vorstellen. Bars vor der Tür, Einkaufsläden um die Ecke, pulsierendes Leben. „Die Großstadt atmen“, nannte er es immer. Ich habe mich in all dem Trubel irgendwo verloren. Wir waren zusammen, wohl auch verliebt. Ständig unterwegs, immer unter Leuten, wir hatten Spaß, guten Sex – aber es war nicht genug.
Ließe sich vermeiden.

Wir waren zusammen, wohl auch verliebt. Ständig unterwegs, immer unter Leuten, wir hatten Spaß, guten Sex – aber es war nicht genug. So viele Möglichkeiten. Ich wollte mehr. Keine Tiefe, Kein Stehenbleiben, sondern Bewegung, sorgloses Treiben. Ruhelos zog ich durch Clubs, habe mich in dröhnende Bässe verliebt und andere Männer geküsst.
Keine Tiefe ist mir too much irgendwie und die Wiederholung ließe sich vermeiden.

Als letztes schmiss er mir meinen Reisekoffer vor die Füße. Im ersten Moment war ich verblüfft. In Filmen machen das immer nur Frauen. Die Szenen, das Drama.
Ich fühle mich seitdem einfach nur taub. Haltlos.
Würde hier früher rausgehen, dann fände ich das stärker. Ist auch übererklärend irgendwie.

In der Dusche wächst Schimmel. Ganz klein nur.In der Ecke, ein winziger schwarzer Fleck. Es riecht muffig.
Würde ich streichen.

Er lacht. Rauchig und grunzend. Ich schaue mich um.
Zu viel des Guten, finde ich.

Manchmal fangen sie sogar schon auf der Straße an. Nervöse Menschen mit Selbstauskünften in den Händen, manche haben sogar Anzüge an und richtige Bewerbungsmappen dabei. Ich verschwimme mit ihnen, werde gesichtslos
Ich würde "einige" schreiben, Füllwort streichen und das Wort verschmelzen nutzen.

Die kurzen Gespräche mit den Vermietern sind befangen, verkrampft. Man kann die Verzweiflung förmlich riechen, mit der alle um die Gunst des Eigentümers kämpfen. Nach jedem Mal ist[wird] es schlimmer. Viele sagen nicht einmal ab. Ich fühle mich schlecht, zurückgewiesen.
Ich würde mich entscheiden.
Förmlich riechen finde ich recht abgegriffen.
Beim letzten Satz würde ich mich auch entscheiden - du schiebst öfter was nach, das wirkt unentschlossen, unpräzise und verwässert eher, finde ich.

Und dann ist da noch Maja. Ihr Blick, während sie sich morgens Kaffee macht und ich mein Bettzeug von ihrem Sofa räume, er wird unruhig. Sie versucht die Ungeduld wegzulächeln, aber ich kann sie sehen.
Hier würde ich mir gerne etwas mehr wünschen. Ein, zwei Sätze würden wohl schon ausreichen.

Warm kostet die Wohnung sechshundert Euro, dazu kommt ein Stellplatz für fünfzig Euro.“ Er sieht sich um, als erwarte er jemanden. „Die nächste Interessentin kommt gleich, aber wenn Sie mir die Wohnung fest zusagen und wir …“,
Warum nicht einfach: "aber wenn Sie zusagen"?

„Nennen wir es doch einen kleinen Bonus für mich, damit ich die Besitzerin von Ihnen überzeuge.“
Eigentümerin.
Schöner Twist dann in Folge.

Der Makler nickt und weist mir mit süffisantem Lächeln die Tür.
Klingt irgendwie nach Rausschmiss, könntest ihn einfach zur Tür begleiten lassen.
Das süffisante Lächeln würde ich streichen, nicht nur, weil es mir zu viel ist, sondern weil es eher als übliche Praxis zu deuten wäre, was da mit dem Bonus gemacht wird - als selbstverständlich quasi -, was in der Wirkung dann stärker wäre, finde ich. Zudem lächelt kurz darauf schon der Max ...


Was das Max-Ende anbelangt ... hm, da bin ich noch unentschlossen - muss ich noch mal darüber nachdenken. Wirkt mir auf den ersten Blick zu verschlüsselt, was aber nicht als endgültiges Urteil zu verstehen ist.


Ja, klingt nach viel Gemecker. Ist aber letztendlich Kleinkram und subjektiv, klar. Kannst ja mal sehen, was du davon gebrauchen kannst.

Ich muss vielleicht klarstellen, dass mir dein Text auch stilistisch gut gefallen konnte; liest sich flott ohne große Hänger. Du kannst mit wenigen Pinselstrichen sehr plastisch zeichnen, finde ich. Ich war ganz in der Szene drin. Stellenweise ginge es aber vielleicht mit etwas feineren Pinseln :).

Insgesamt hat mir die Geschichte wirklich gut gefallen, vielen Dank fürs Hochladen!


hell

 

Moin RinaWu,

Männer kommen rum, Frauen sind Schlampen. werden immer noch so gelabelt und behandelt, ist mein Eindruck. und wenn es mal rauskommt, entpuppen sich die Typen immer wieder als die eigentlichen Drama Queens. ich meine, wo ist der Sinn darin, so was wie 'die Großstadt atmen zu wollen' und sich dann so aufzuregen, wenn dein partner in crime einige ihrer Möglichkeiten nutzt? wenn man damit nicht klarkommt, sollte man so was klarstellen, aber das will auch niemand, weil sich die meisten als so easy going und freiheitlich empfinden und gesehen werden wollen. dann halten alle die Fresse, bis wer explodiert. fast immer.
das wäre auch ein spannendes Thema. so ist es der Auslöser für diese Miniatur, macht Sinn. das kurze Panorama einer niemals ruhenden Stadt skizziert den vorherigen Schritt, der sie erst mal dazu bringt, sich in das Leben zu stürzen, das ihn dazu bringen wird, Klara rauszuschmeißen. so passt das.
das Andere kenne ich auch, mit den Schlangen der Intressenten am Wohnungsmarkt und Menschen, die sich für überteuerten, schlechten Wohnraum halb prostituieren. die Schmierigkeit des Maklers kommt gut rüber.
als kleine inhaltliche Änderung schlage ich vor, dass er das Geld cash will, nicht überwiesen.

Gruß,
Kubus

 
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Hallo RinaWu

Das ist ein guter Text, aber er hat mir nur zum Teil gefallen. Stark ist er in sprachlicher Hinsicht. Aber auch die klaustrophobische Atmosphäre, dieses Interagieren auf engstem Raum, wo man den Atem des anderen riecht, das ist sehr gut gemacht.

Allerdings öffnet mir der Text zu wenig Räume. Das beginnt mit der Einstiegsszene: Der Schweiss ist gedoppelt (Schweissfilm, Perlen), das Grinsen ist gedoppelt (grinst mich an, schiefes Grinsen). Er zieht die Prota bei der Begrüssung zu sich. Klingt nach einem unangenehmen Typen. Dennoch sagst du: «unangenehm / zu nah / zwinge mich.» Das Verhältnis zwischen den beiden könnte eindeutiger nicht gemacht werden, der Leser muss hier fast gar nichts leisten. Den Einstieg fand ich denn auch den schwächsten Teil des Textes.

Die Rückblende zu Max gefällt mir gut. Aber auch hier: «So viele Möglichkeiten / ich wollte mehr / wollte sorgloses Treiben / war ruhelos», da ist viel Tell und Behauptung drin, da ist nicht nur eine Erinnerung, sondern die Erinnerung wird auch kommentiert und eingerückt, auf den Punkt gebracht, so wie der Titel fast die ganze Geschichte auf den Punkt bringt. Da gab es für mich nicht so viel zu entdecken.

Die Wohnungsbesichtigung finde ich den stärksten Teil der Geschichte, das ist richtig gut gemacht. Du schreibst ja – das will ich mal dazwischenschieben – wirklich souverän und das kommt hier sehr gut zur Geltung. Lediglich das «Ich möchte wegrennen», da ziehst du wieder Fazit, formulierst in einem Satz die Quintessenz der Besichtigung, so was brauche ich nicht als Leser. Ich bin eh kein grosser Freund von Innenansichten, aber das ist hier nicht der Punkt. Innenansichten sind manchmal unentbehrlich und sie sind für mich dann in Ordnung, wenn sie einen neuen Aspekt ins Spiel bringen. Wenn der Protagonist hingegen bloss zusammenfasst und bestätigt, was der Leser schon weiss, dann habe ich mehr Mühe damit. (Auch im nächsten Abschnitt: «Ich fühle mich schlecht, zurückgewiesen»). Du hast doch den Spatz, die Prota steht am Fenster und sieht nach draussen, das funktioniert doch gut als Bild. Ich hätte das so stehen lassen.

Insgesamt, wie gesagt, ein guter Text. Mir fehlt dennoch was. Ein neuer Blick auf die Dinge vielleicht. Sowohl in Bezug auf die Haltlosigkeit in der modernen Gesellschaft als auch in Bezug auf die Wohnungssache. Mir ist das alles zu eindeutig und von den Mechanismen her (schmieriger Makler will Bonus, Frau will mehr vom Leben, betrügt ihren Freund und wird verlassen) zu altbekannt. Vor allem die Wohnungssache. Das ist ein Text, der nur bestätigt, ein Text, der so Reaktionen wie: «Ja genau, das kenne ich!» auslöst und dann folgen die Anekdoten. Ich möchte lieber Texte lesen, bei denen ich sage: «Kenne ich nicht!» Das kann auch Alltag sein, natürlich, aber dann braucht’s eine neue Perspektive, einen eigenen Blick - oder mehr Ambiguität.

Das ist alles Kritik auf hohem Niveau. Aber wenn jemand so schreibt, wie du es kannst, dann nimmt man das halt als ein Stück Literatur wahr, da steigen einfach die Ansprüche und da spielen dann auch die persönlichen Vorlieben eine grössere Rolle, als wenn man bloss technische Dinge klärt.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Was mir als erstes aufgefallen ist,

liebe Rina,

im Nachhinein des ersten Durchganges, ist die statistische Rarität des titelgebenden Adjektivs: „Haltlos“, dass noch einmal als Ellipse, vereinsamtes Wort im Text auftaucht:

Ich fühle mich seitdem einfach nur taub. Haltlos.
als unsere Heldin in die Rolle des an sich männlichen, der Wohnung durch den andern Partner verwiesen wird.

Haltlosigkeit ein individuelles Problem?

Grund genug für mich, nach der Etymologie des haltlosen Wortes zu suchen.

Dem Herkunftswörterbuch (Duden Bd. 7) ist die Zusammensetzung nicht eine Zeile wert, das Grimm‘sche Wörterbuch (Deutsche Wörterbuch, „DW“ im Folgenden, im Wörterbuchnetz eingestellt) führt mitsamt Substantivierung wenige Zeilen auf, beweist aber die Jugendlicheit der Wortzusammensetzung in seinem 10. Band – und das gleich in realer und übertragener Bedeutung:

„haltlos, adj. ohne halt (s. sp. 270), ein neueres wort, zuerst von Campe verzeichnet: der sturm hatte den jungen bäumen ihre pfähle entrissen, sie schwankten haltlos; dazu war ihm mit der zuversicht auf sein talent seine ganze vergangenheit zertrümmert, er war so halt- und ratlos. G. zu Putlitz die halben s. 112; die eindrücke des weihnachtsabends .. klärten das haltlose ihres wesens, und zum ersten male fühlte sie sich wie in einer heimat. s. 140; das land, geleitet von dem stumpfsinn der feigheit, eilte haltlos dem verderben entgegen. H. v. Treitschke aufsätze 3. aufl. s. 50.

haltlosigkeit, f.: allein die unerwarteten physikalischen und chemischen entdeckungen auswärtiger naturforscher .. offenbarten schon binnen wenigen jahren die haltlosigkeit des systems. Döllinger universitäten (1867) s. 20; die völlige haltlosigkeit der aufgestellten behauptung. kölnische zeitung vom 22. märz 1869.“ *

Sollte „Haltlosigkeit“ eine Erfindung der bürgerlichen Welt sein?

Da wollt der Friedel nicht erst die Zusammensetzung in ihre Atome halt und los zerlegen (allein schon, weil „los“ mehr Bedeutungen hat, als man sich bei diesem „losen“ Wort vorstellen mag) und schaut im Köbler nach.

Nee, zwar find ichs nicht im gotischen, aber doch von der Bedeutung her im althochdeutschen Wörterbuch Köblers unter

„bōsi* (1) 10, ahd., Adj.: nhd. wertlos, nichtig, schwach, unsinnig, nichtswürdig, läppisch, feige, wehrlos, haltlos; ne. weak, useless, cowardly Adj.; W.: nhd. böse, Adj., böse, DW 2, 248“
„ungisezzit* 2, ungisazt*, ahd., (Part. Prät.=)Adj.: nhd. ungesetzt, nicht festgesetzt, haltlos; ne. not set, untidy; W.: nhd. (ält.) ungesetzt, (Part. Prät.=)Adj., ungesetzt, DW 24, 864“
„unstātīg* 14, ahd., Adj.: nhd. unstet, unbeständig, haltlos, wankend, rastlos, flüchtig, ungültig; ne. unsteady; W.: nhd. unstetig, unstätig, Adj., Adv., unstet, unstetig, DW 24, 143“

„wanklīhho* 1, wanclīcho*, ahd., Adv.: nhd. wankend, weichlich, unfest, haltlos; ne. Waveringly“, womit ich sicher bin, dass es wesentlich früher wenn schon nicht als Wort, so doch die Bedeutung des „haltlos“ immer schon gibt und müsste man seine Elektroden
böse - feige – flüchtig - läppisch – nichtig – nichtswürdig – rastlos – schwach – unbeständig – unfest – ungesittet - ungültig – unsinnig - unstet – wankend – wehrlos – weichlich - wertlos

und es passt individuell wie bei der kleinsten Gruppe, dem Paar her, bis zu größeren sozialen Einheiten bis heute, da man meint, Freiheit wäre immer die eigene - Definition.

Man schaue Bedeutungen und Synonyme im Internetduden an, die keineswegs übers Althochdeutsche hinausreichen.

So viel oder wenig (steckt ja noch mehr arebeit drin, als nach erstem Blick zu erkennen ist.

Gruß und schönes Wochenende vom

Friedel

 
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Hallo Fraser,

vielen Dank für deine Worte. Es freut mich zu hören, dass es dir sprachlich, stilistisch gut gefallen hat. Als ich mich vor über einem Jahr hier angemeldet habe, war ich noch sehr auf der Suche nach so etwas wie einem eigenen Stil. Innerhalb dieses Jahres habe ich so viel dazu gelernt, dass ich mehr und mehr merke, was "eigener Stil" eigentlich bedeutet. Ich fühle mich beim Schreiben mittlerweile ganz anders. Ich weiß nicht wirklich, ob ich sicherer bin, aber es fühlt sich nach mir an. Zumindest mehr als noch am Anfang.

Anmerkung: Der Satz "Und dann ist doch noch Maja" sollte vielleicht "Und dann ist DA noch Maja" heißen, oder?
Das stimmt natürlich. Mittlerweile habe ich diese Stelle aber schon wieder umgeschrieben. Aber danke trotzdem!

Ich wünsche dir noch einen schönen Abend!

Hallo hell,

dein Kommentar und der von Peeperkorn haben mich dazu gebracht, dass ich heute Abend noch einmal geraume Zeit mit jedem einzelnen Satz meines Textes gehadert und ihn teilweise gekürzt, teilweise umgeschrieben, teilweise erweitert habe. Das meine ich keineswegs negativ, sondern: Danke!

Will sagen: Für mich passt das. Und ich finde es toll, dass du diese Gedanken bei mir auslöst, indem du eigentlich nur eine Szene stellvertretend dazu ausleuchtest.
Das freut mich total!

Deine sprachlichen Kritikpunkte/Verbesserungsvorschläge waren toll. Da liest man seine eigenen Worte noch einmal viel genauer. Ich habe jeden Vorschlag von dir überdacht und korrigiert, abgeändert, neu geschrieben. Und es liest sich nun besser. Vielen Dank! Ich bin jedes Mal wieder fasziniert, wie der Text an Kritik wächst. Ja, du hast recht, ich neige dazu, Erklärendes nachzuschieben. Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Vertraue ich nicht darauf, dass der eigentlich Satz genug Nachklang hat? Oder vertraue ich dem Leser zu wenig, zu erahnen, zu spüren, was ich sagen möchte? Ich habe mir nun vorgenommen, meine Sätze noch genauer abzuklopfen und mehr zu wagen. Denn es gefällt mir nun wirklich besser. Auch der Makler. Schon José hat angemerkt, dass ich vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen habe. Ich habe bestimmte Dinge nun einfach gestrichen oder gekürzt und der Makler wirkt noch immer widerlich. Es geht also auch mit feinerem Pinsel, wie du so treffend sagst. Zu Maja hattest du dir noch ein wenig mehr gewünscht. Diese Szene habe ich jetzt generell bisschen anders geschrieben, wenn du magst, schau es dir nochmal an.

Du hast mir echt geholfen, die Geschichte zu schleifen, vielen Dank!
Liebe Grüße

Moin Kubus,

Männer kommen rum, Frauen sind Schlampen. werden immer noch so gelabelt und behandelt, ist mein Eindruck. und wenn es mal rauskommt, entpuppen sich die Typen immer wieder als die eigentlichen Drama Queens. ich meine, wo ist der Sinn darin, so was wie 'die Großstadt atmen zu wollen' und sich dann so aufzuregen, wenn dein partner in crime einige ihrer Möglichkeiten nutzt? wenn man damit nicht klarkommt, sollte man so was klarstellen, aber das will auch niemand, weil sich die meisten als so easy going und freiheitlich empfinden und gesehen werden wollen. dann halten alle die Fresse, bis wer explodiert. fast immer.
Verrückt. Du schilderst ziemlich genau das Bild, dass ich von Max hatte, als ich die Szene geschrieben habe. Er gibt sich betont locker, freiheitsliebend, freigeistig und ist aber in Wahrheit vielleicht doch den von ihm verurteilten "spießigen" Werten wie Treue und Geborgenheit gar nicht so abgeneigt. Das will er aber nicht so richtig zugeben. Mein erster Gedanke allerdings war, nicht mal wieder eine betrogene und verlassene Frau zu skizzieren. Sondern eine, die Scheiße gebaut hat, darüber aber nicht in Selbstmitleid zerfließt, sondern selbst in dieser Situation nicht so recht weiß, was sie jetzt eigentlich empfinden soll.

Deinen Tipp mit dem Bargeld muss ich überdenken. Also wie ich das schreiben könnte oder ob ich es will. Denn einfach so trägt sie ja nicht einfach 500 Tacken mit sich rum ... Das heißt, ich müsste da weiter ausholen. Sie muss zu einer Bank danach und er wartet oder so. Andererseits, gibt sie ihm die Kohle wirklich cash, ohne den Mietvertrag überhaupt mal gesehen zu haben? Doof ist sie ja nicht ;)

Danke dir auf jeden Fall für deine Gedanken zu dem Text.
Viele Grüße!

Hallo Peeperkorn,

wie oben schon geschrieben, nachdem ich hells und deinen Kommentar gelesen hatte, habe ich noch einmal rumgeschliffen. Ich weiß nicht, ob du Lust hast, den Text noch einmal zu lesen bei der Fülle an Geschichten hier, deshalb kurz ein paar Beispiele:

Den doppelten Schweiß am Anfang habe ich gestrichen. Überhaupt habe ich da versucht, es kompakter zu machen und nicht ganz so auf dem Silbertablett zu servieren. Habe viel gekürzt und Worte wie "zwinge mich" oder "zu nah" gestrichen. hell hat schon bemerkt, dass ich manchmal zu viel erkläre. Da muss ich mich mehr trauen. Der Anfang ist nun sehr kompakt, ich muss da noch 'ne Nacht drüber schlafen, weil ich nicht weiß, ob ich nun zu wenig sage ...

Auch die Szene mit Max habe ich überarbeitet. Die Sätze, die du mir als Beispiele genannt hast, habe ich überdacht und tatsächlich auch gestrichen oder umgeschrieben. Du hast schon recht, dieses Zusammenfassen bringt den Text nicht weiter. Und ich merke immer danach, dass andere Sätze durch Streichungen besser nachklingen. Man muss sie nur mal für sich stehen lassen.

Mir ist das alles zu eindeutig und von den Mechanismen her (schmieriger Makler will Bonus, Frau will mehr vom Leben, betrügt ihren Freund und wird verlassen) zu altbekannt.
Ja, das verstehe ich. Ich bin gerade mit meinem Mann mal wieder auf Wohnungssuche und daher ist das Thema gerade so aktuell in meinem Kopf. Das wollte ich einfach mal aufschreiben und verknüpfen mit diesem Gefühl des Verlorenseins. Dass ich damit inhaltlich nichts Neues oder Verblüffendes aus dem Hut zaubere, war mir bewusst.
Ich überlege ja, für das Kind meiner Trauzeugin ein Kinderbuch zu schreiben. So ein wenig in die Richtung, in die meine Kurzgeschichte Tanzende Topfpflanzen ging. Abgedreht und sehr drübber. Einfach, um mal wieder etwas Absurdes zu schreiben, eine andere Sicht der Dinge. Mal sehen, was daraus wird ...

Zum Schluss muss ich sagen: Vielen Dank für dein Lob. Das hat mich wirklich ganz schön stolz gemacht.

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag!

Mein lieber Friedel,

ja holla die Waldfee, hast du dir eine Arbeit gemacht.

Tatsächlich habe ich das Wort gewählt, weil ich es noch nie in einem Text verwendet habe. Und irgendwie finde ich es schön. Es klingt gut. Irgendwie schwach und gehaucht. So wie es klingen soll in diesem Zusammenhang. Alles andere wie "verloren" oder "ruhelos" oder ähnliche Adjektive, die diesen Text ja durchaus auch begleiten, erschienen mir nicht passend genug.

Dass "haltlos" allerdings auch im Sinne von böse oder ungesittet benutzt werden kann, hatte ich in dem Moment gar nicht mehr auf dem Schirm. Aber klar. "Haltlose Unterstellungen" zum Beispiel ...

Friedel, ich finde es immer wieder schön, wie dein Herz für die deutsche Sprache schlägt!
Hab noch einen schönen Abend!
RinaWu

 

II / II

Denn einfach so trägt sie ja nicht einfach 500 Tacken mit sich rum ... Das heißt, ich müsste da weiter ausholen. Sie muss zu einer Bank danach und er wartet oder so. Andererseits, gibt sie ihm die Kohle wirklich cash, ohne den Mietvertrag überhaupt mal gesehen zu haben? Doof ist sie ja nicht

klar! nee, so nicht. :)

aber er muss das Geld bar wollen, weil er sonst erpressbar. was er da tut ist bestimmt von Eigentümerseite und höchstwahrscheinlich aus der Sicht des Gesetzgebers verboten. wenn er ihr einen Zettel gibt mit seiner Kontonummer und sie ihm das Geld überweist, hätte sie danach alle Trümpfe in der Hand - auffälliger gehts nicht. wer was verheimlichen will, zahlt bar unter vier Augen. er könnte easy seinen Job verlieren, das Geld und ne Anzeige kriegen.
sie könnte ihm das Geld überweisen und danach sagen, sie wäre mit seinem Auftraggeber, ner Zeitung oder dem Gericht in Kontakt deswegen. dann kommen die meisten schon in Bewegung.

er könnte ihr zB vorschlagen, sich noch mal zu treffen, und dass sie ihm dann 'ein kleines Geschenk' macht. wenn die Geschichte so endete, wäre der Leser auch wieder mit der Chance konfrontiert, dass seine speckige Persönlichkeit ihr erneut auf die Pelle kriecht.

Er gibt sich betont locker, freiheitsliebend, freigeistig und ist aber in Wahrheit vielleicht doch den von ihm verurteilten "spießigen" Werten wie Treue und Geborgenheit gar nicht so abgeneigt. Das will er aber nicht so richtig zugeben.

kann ich mir vorstellen. ein Großteil der Menschen, die so offen, beziehungsanarchistisch oder polylove leben, wirken nicht sehr glücklich und im Innersten überzeugt vom Konzept.
lässt sich leicht nachvollziehen. gerade in haltlosen Zeiten ist es ein starker zusätzlicher Unsicherheitsfaktor, wenn du ständig mit dem oder der Liebsten über so was zu reden hast.
das wäre auch eine Geschichte wert!

 

Hallo noch einmal, Kubus,

das mit dem "erpressbar sein" ist ein Argument! Ich habe deinen Tipp gerne angenommen und die Szene nun so erweitert:

Da steht eine Summe. Fünfhundert Euro. Schlagartig fühle ich mich zehn Kilo leichter. Ich sollte wütend sein. Empört. Aber ich bin erleichtert.
„In Ordnung“, sage ich. Meine Stimme hallt durch den leeren Raum. „Aber wie kann ich denn sicher sein ..."
„... dass Sie die Wohnung wirklich bekommen?" Der Makler dreht sich zu mir um. „Ich würde sagen, die Details besprechen wir dann heute Abend. Sie gehen jetzt erstmal zur Bank und ich rufe die Vermieterin an." Er mustert mich. „Sagen wir, in zwei Stunden in meinem Büro?"

Vielen Dank für's aufmerksam machen auf diese kleine Logiklücke!

ein Großteil der Menschen, die so offen, beziehungsanarchistisch oder polylove leben, wirken nicht sehr glücklich und im Innersten überzeugt vom Konzept.
Deshalb bin ich in der Beziehung auch echt konservativ, andere nennen es vielleicht sogar spießig. Den Partner teilen, nee nee, das funktioniert bei mir nicht. Das Gegenteil davon muss ja auch nicht gleich heißen, dass man den anderen besitzen will. So eine gesunde Mischung eben. Aber du hast recht, das gäbe Stoff für eine Geschichte ...

Liebe Grüße
RinaWu

 

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