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Die Staatsanwältin

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21.08.2016
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Die Staatsanwältin

Die Staatsanwältin​

Petra Kern ist außer sich vor Angst. Sie kann sich nur mit Mühe auf den Beinen halten. “Reiß dich zusammen!” ermahnt sie sich. Der Anruf hat ihr den Boden unter den Füßen weggerissen. Sie kann es immer noch nicht glauben. “Bitte, bitte lass es ein schlechter Traum sein” fleht sie innerlich. Aber sie weiß, dass es kein Traum ist. Es ist wirklich passiert. Es ist Realität. Als Staatsanwältin hat Petra Kern schon unzählige Krisensituationen erlebt, in denen es um Mord und Totschlag ging, mit dem Unterschied, dass sie persönlich nicht betroffen war. Jetzt war sie es.

“Frau Kern, Frau Petra Kern?” fragt eine dunkle Männerstimme. “Ja, am Apparat” “ Hier ist jemand für sie”, “Mami, Mami ich habe Angst, der Mann ist böse. Ich will nach Hause.” schrie Annina. “Annina - was ist passiert?” Petra Kern merkte wie sich ihre Kehle beim Sprechen regelrecht zuzog.

Bis zu diesem Telefonat war das ein wirklich schöner Tag. Sie hatte bereits viel geschafft, um etwas früher in den Feierabend zu gehen. Ihre kleine Tochter Annina würde sich riesig freuen , wenn sie früher nach Hause kommt. Als sie den Anruf entgegen nahm, war sie leicht verärgert, weil sie gerade einen so guten Schwung in ihrer Arbeit gefunden hatte.

Im Hintergrund war das Schluchzen von Annina zu hören. ”Was wollen sie von mir. Wenn Sie ihr nur ein Haar krümmen, bringe ich Sie um.” schrie sie ins Telefon. Sie spürte wie Panik Besitz von ihr ergriff. “Wenn Sie genau das machen, was ich Ihnen jetzt sage, wird ihrer Tochter nichts geschehen.” hörte sie die Stimme ruhig aber sehr bestimmt sagen.

“Keine Polizei, sonst stirbt ihre Tochter. Kommen Sie heute um 19:30 Uhr an die Aggertalsperre. Am Südufer ist ein Ruderboot für sie festgemacht, mit dem Sie zum Nordufer übersetzen. In der kleinen Sandbucht, die durch zwei hochgewachsene Birken links und rechts eingerahmt ist, legen Sie an. Gehen Sie ca. 200 Meter in nördlicher Richtung, bis Sie das Blockhaus erreichen. Die nächsten Anweisungen erhalten Sie dort.”

“Ich will mit meiner Tochter sprechen” schrie Kern ins Telefon. Keine Antwort, die Leitung war tot. Gedanken jagen ihr durch den Kopf, wie eine Kugel im Flipperautomat. „Was will dieser Verbrecher von mir? Warum hat er meine Tochter? Was kann ich tun?“ Sie greift zum Telefon um die Polizei zu alarmieren. „Nein, das kann ich nicht riskieren. Er wird Annina töten.“

Nach dreimal Klopfen öffnet sich die Tür ihres Büros und ihre Assistentin steckt den Kopf herein. „ Hallo Frau Staatsanwältin Sie werden in zwanzig Minuten bei Frau Dr. Bubenzer erwartet. Wenn Sie mich dann nicht mehr brauchen, mache ich Feierabend.“ „Ja, geht in Ordnung, Brigitte. Ihnen einen schönen Feierabend.“ Versucht sie so normal, wie es in einer solchen Situation überhaupt möglich ist, zu erwidern.

Um 19:30 Uhr erreicht sie die beschriebene Stelle am Südufer der Aggertalsperre. Weit und breit niemand zu sehen. Der Kahn liegt etwas abseits vom Wanderweg. Nach 10 Minuten, die ihr wie Stunden vorkommen, erreicht sie das Nordufer. Das dichte Waldstück, das hinter dem Strand liegt, durchquert sie im Laufschritt. Ihre Erregung steigt immer mehr. Was erwartet sie dort an der Hütte. Wie geht es Annina? Hätte sie doch besser die Polizei verständigt?

Da, endlich erreicht sie die Blockhütte. Keine Spur von Annina. Auch sonst ist niemand zu sehen. Wo sind diese Anweisungen, die sie hier bekommen soll. Sie läuft um die Hütte herum. Hat sie etwas übersehen?

„Frau Kern, Frau Petra Kern“ da ist sie wieder diese tiefe ruhige Stimme. „Bleiben sie ganz ruhig, es wird ihnen nichts geschehen. Ich bringe Sie ….“ Mehr hört Petra Kern nicht mehr, da sie vor Aufregung das Bewusstsein verliert.

Als sie erwacht liegt sie in einem Bett. Es riecht nach der Art Sterilität, die jedes Krankenhaus ausfüllt. Ihr Blick ist verschwommen. Im Zimmer sind zwei Frauen in weißen Arztkitteln.

„Wo hat man sie gefunden?“ „Wieder bei der Hütte am See, Frau Dr. Bubenzer“ sagte die Oberschwester Brigitte besorgt. „Bereits das 4. Mal seit sie vor einem Jahr bei uns in die Psychiatrie eingeliefert wurde. Und immer wieder leidet sie unter der Wahnvorstellung, dass ihr Kind entführt wird und sie als Staatsanwältin sie retten muss.“ „Als sie zu ihrer Therapiesitzung heute Nachmittag nicht erschienen ist, war mir klar, dass sie wieder zur Hütte am See unterwegs war. Unser Security-Chef hat sie dort aufgegriffen“ „Der Unfalltod ihrer Tochter vor zwei Jahren hat sie völlig aus der Bahn geworfen. Ihre Seele hat diesen Verlust nie verkraftet.“ „ Was ist damals passiert?“ „ Auf der Aggertalsperre kenterte das Ruderboot, mit dem Frau Kern und Annina zur Blockhütte übersetzen wollte. Die Leiche von Annina wurde nie gefunden. Sie konnte nicht Abschied nehmen“

„ Und seitdem ist Frau Kern davon überzeugt, dass sie Staatsanwältin ist, nicht die erfolgreiche Schriftstellerin, die bis vor zwei Jahren mit ihren Kriminalromanen die Bestsellerlisten dominierte.“ schlussfolgerte Schwester Brigitte.

 

Hallo und Willkommen bei den Wortkriegern, JoMaSi.

Die Idee hinter deiner Geschichte ist jetzt zwar nicht allzu neu, aber auch nicht schlecht. Das ist ja schon mal was.;)

Was deinen Erzählstil angeht, da würde ich allerdings noch ein wenig dran arbeiten. Der Aufbau deiner Geschichte bis hin zur Auflösung, dass es sich um eine Wahnvorstellung handelt, ist dir eigentlich ganz gut geglückt. Ich wollte -vermutlich auch in Anbetracht der Kürze und Überschaubarkeit der Länge deiner Geschichte- durchaus wissen, wie sie ausgeht.
Nicht so gut ist dir in meinen Augen allerdings die Erzählart geglückt. Deine Geschichte liest sich etwas zu sehr erklärend - du beschreibst nicht die Situationen oder lässt den Leser von selbst darauf kommen, sondern du berichtest schlicht die Tatsachen, die gegeben sind.
Besonders deutlich wird das am Ende, wo du dem Leser die Auflösung im Sinne eines Berichts präsentierst. Klar, das ist immer schwer, Informationen zu vermitteln, ohne in den plumpen Tagesschau-Stil zu verfallen, aber dennoch würde ich versuchen, das etwas eleganter zu lösen.

Nicht so doll sind auch die Sprünge in deiner Erzählzeit. Du springst häufig zwischen Vergangenheits- und Gegenwartsform hin und her. Mein Rat - bleib konsequent in der Vergangenheitsform. Ich finde, das ist im Prinzip die einfachste Erzählzeit und entspricht am ehesten der klassischen Geschichte.

Ich hoffe, du konntest mit meinen Tipps ein bisschen was anfangen.

Viele Grüße und weiterhin viel Spaß hier wünscht der EISENMANN

 

Hi und herzlich willkommen JoMaSi,

die Grundidee ist interessant, der Text liest sich flüssig, aber noch klingt das wie eine Skizze oder eine Inhaltsangabe, nicht wie eine ausgearbeitete Geschichte.

Der Einstieg beispielsweise:

Petra Kern ist außer sich vor Angst. Sie kann sich nur mit Mühe auf den Beinen halten. “Reiß dich zusammen!” ermahnt sie sich. Der Anruf hat ihr den Boden unter den Füßen weggerissen.
Dass Petra Kern außer sich vor Angst ist, möchte man gerne sehen, nicht erklärt bekommen. Kann es im Grunde sehen, aber dann lass doch die Erklärung weg: "Petra Kern hat einen Anruf erhalten, der ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hat" - oder auch: "Petra Kern hat einen Anruf erhalten. Sie kann sich nur mit Mühe auf den Beinen halten." Oder so.


Bis zu diesem Telefonat war das ein wirklich schöner Tag. Sie hatte bereits viel geschafft, um etwas früher in den Feierabend zu gehen.
Ein wirklich schöner Tag und viel geschafft geht nicht für alle Hand in Hand. Nicht, dass Arbeit immer ärgert, aber "schöner Tag" klingt eher nach Ausflug und Sonnenschein.


„Bereits das 4. Mal seit sie vor einem Jahr bei uns in die Psychiatrie eingeliefert wurde. Und immer wieder leidet sie unter der Wahnvorstellung, dass ihr Kind entführt wird und sie als Staatsanwältin sie retten muss.“
Das weiß Frau Dr. Bubenzer sicher, die Oberschwester braucht ihr das nicht zu sagen. Wenn sie es doch tut, landen wir beim Skript für eine Arztserie.

„Als sie zu ihrer Therapiesitzung heute Nachmittag nicht erschienen ist, war mir klar, dass sie wieder zur Hütte am See unterwegs war. Unser Security-Chef hat sie dort aufgegriffen“ „Der Unfalltod ihrer Tochter vor zwei Jahren hat sie völlig aus der Bahn geworfen. Ihre Seele hat diesen Verlust nie verkraftet.“ „ Was ist damals passiert?“ „ Auf der Aggertalsperre kenterte das Ruderboot, mit dem Frau Kern und Annina zur Blockhütte übersetzen wollte. Die Leiche von Annina wurde nie gefunden. Sie konnte nicht Abschied nehmen“
Ganz wie oben: Wem der Beteiligten sollte das noch neu sein?? Lieber keine wörtliche Rede, wenn Erklärungen nur für den Leser sind.

„ Und seitdem ist Frau Kern davon überzeugt, dass sie Staatsanwältin ist, nicht die erfolgreiche Schriftstellerin, die bis vor zwei Jahren mit ihren Kriminalromanen die Bestsellerlisten dominierte.“ schlussfolgerte Schwester Brigitte.
Ach so, Schwester Brigitte: Die ist also neu auf der Station und sieht das alles zum ersten Mal. Das wirkt trotzdem nicht. Schwester Brigitte ist nur ein Name und ein Satz. Ganz klar aus dem Hut gezaubert, damit der Leser was erklärt bekommen kann.

Also ich würde sagen: Noch mal ran, nicht mit Pappmaschee arbeiten, sondern Fleisch an die Sache, dann könnte es schon was werden. Das Gerüst sieht ja ganz ok aus, Ablauf und überraschende Wendung hauen doch in etwa hin. Ach ja, allenfalls noch: Ob die Frau wirklich jedes Mal da wieder anfängt, wo sie den Anruf bekommt? Mir schiene realistischer, dass sie irgendwo mitten im Fall steckt und da nicht vorwärts kommt. Sonst muss zur Wahnvorstellung auch noch das ständige Vergessen dazu kommen. aber ich hab keine Ahnung, was es da eventuell alles gibt...

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo Eisenmann und Erdbeerschorsch,

vielen Dank für den Willkommensgruß und euer Feedback. Als Schreiber-Frischling freue ich mich über die zahlreichen Tipps, die ich in den nächsten Tage umsetzen werde. Wertvolle Hinweise, die ich von euch bekommen habe. Nochmals vielen Dank.

Beste Grüße ins Forum
JoMaSi

 

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