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Spielsucht

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23.09.2016
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Spielsucht

Und noch eins. Und noch eins. Nur noch ein Dorf, dann ist aber Schluss, dachte sich Henry beim Clash of Clans spielen. Er schaute auf sein Tablet, dass auf seinem Kissen lag nach, wie spät es war. Zwei Uhr. Verdammt, morgen muss ich noch zur Schule. Er legte sich schlafen, doch er konnte nicht aufhören, daran zu denken. Noch eine Verbesserung. Noch einmal Elixier und Gold einsammeln. Schnell nachschauen, was im Clanchat steht. War er eigentlich mit dem Zaubertränke brauen fertig? Es brachte nichts und er öffnete die App. Er wurde angegriffen, von einem Spieler namens „Cursxedw2“ und verlor ganze 6 Million Gold! Er hatte sein ganzes Dorf zerstört. Was für ein Bastard! Dabei war Henrys Verteidigung doch perfekt. Frustriert schaffte er es dann doch noch, schlafen zu gehen.
Am nächsten Tag im Unterricht, konnte er an nichts anderes denken, als an den Spieler, der es schaffte, sein Dorf zu zerstören. Es wurde kein Video vom Kampf hinterlassen, sodass er sich nicht ansehen konnte, wie stark die gegnerischen Truppen waren. Das machte ihn verrückt!
„Wegen gestern am Grübeln?“, hörte er eine Stimme, die ihn aus seinen Gedanken riss. Tom schaute ihn verstohlen an. „Du warst das also?“, fragte ihn Henry und fuhr fort: „Wie hast du das hingekriegt, he? Kleiner Scheißcheater! Los! SAG ES MIR!“ Je länger er daran dachte, desto wütender wurde er. „Wovon sprichst du?!“, erwiderte Tom geschockt: „Ich meinte die schwere Mathe-Hausaufgabe. Was ist bloß los mit dir, du Psycho?!“ Professor Benett bemerkte dies und ermahnte daraufhin beide, ruhig zu sein. Nach dem Klingeln, das die Pause verkündet hatte, rannte Henry auf die Schultoilette. Währenddessen hörte er die Stimme seines Vaters in seinem Kopf: „Spielst du immer noch dieses Spiel? Geh sofort ins Bett, Psycho!“ Ich bin kein Psycho, dachte sich Henry und hielt die Tränen zurück. Dieser Tom ist ein Psycho! Meint, er könne einfach so mit mir spielen. Meint, er könne mein Dorf zerstören. Meint, er könne cheaten und ungestraft davon kommen! Er schlug mit voller Kraft gegen die Wand. Seine Hand blutete. Während er sich das Blut von der Hand wusch, hörte er die Stimme seiner Mutter: „Du verbringst so viel Zeit mit diesem Spiel. Das macht mir Angst, Henry! Verstehst du? Es macht mir höllische Angst! Für so jemanden kommt doch nur noch ein Psychiater in Frage!“ Er biss sich auf die Lippe. Nein, ich bin kein Psycho. So bin ich doch nicht! Es schallte immer wieder durch seinen Kopf. Psycho. Psycho. Psycho. Er würde dem ein Ende setzen!
Nach der Schule ging er sofort nach Hause und in sein Zimmer. Er schloß ab. Seine Mutter bemerkte das und versuchte vergeblich, in sein Zimmer zu gelangen. „Henry, bist du das? Mach auf! Henry, was soll das?!“ Er schaute auf sein Tablet. Erregung erfüllte ihn. Er drückte den Home-Button. Das blaue Licht ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er strich mit dem Finger zärtlich den Lockscreen nach rechts und gab den Code ein. Je länger er das Tablet berührte, desto mehr verfiel er in eine Art Trance. Er konnte nur noch dumpf die Stimme seiner Mutter hören. „Henry, mach auf! Wir können über alles reden, ich bitte dich!“ Plötzlich stockte sein Atem. Er sah sie. Die Höllenapp. Er hielt sein Finger drauf, bis alle Apps anfingen, sich zu schütteln. Das „X“ poppte oben links auf dem Appsymbol auf. „Henry! Mach verdammt nochmal die Tür auf!“ „Mach dir keine sorgen, Mama…ich werde es beenden.“. Stille. „Henry, du machst mir wieder Angst. Rede doch endlich mit uns. Wir wollen wissen, was los ist!“ Er ignorierte sie und löschte schwerenherzens die App.
Es war endlich vorbei. Es schien, als ob sich unsichtbare Ketten von ihm gelöst hätten. Das Gewicht von seinen Schultern fiel ab. Er konnte seit so langer Zeit wieder durchatmen. Es war still. Friedlich. Nach so langer Zeit war alles endlich vorbei.
Dann schoss er sich in den Kopf.

 

Hallo Cursed,
willkommen bei den Wortkriegern.

Also erst mal, was ich nicht mochte:

SAG ES MIR!
Es zählt hier, glaub ich, als Rechtschreibfehler, wenn man nur in Großbuchstaben schreibt.

Dann schoss er sich in den Kopf.
Was? Wtf! Von wo hat er die Pistole? Also unerwartete Wendungen sind eigentlich schön, aber die Pistole hättest du ruhig früher erwähnen können. Sorry aber der letzte Satz ruiniert die ganze Geschichte :(

Aber lass dich nicht demotivieren. Ich fand deine Idee kreativ und gut umgesetzt. Schön beschrieben fand ich, wie der Prot wahnsinnig wird.
Hat mir Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen.

Liebe Grüße,
alexei

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo alexei,

erstmal möchte ich dir für deine Kritik und deinen netten Worten danken! :)

Die Sache mit der Pistole hatte ich die ganze Zeit im Hinterkopf, weil ich ein offenes und tragisches Ende für meine Kurzgeschichte wollte, erwähnte sie allerdings deshalb die ganze Zeit nicht, weil es unerwartet kommen sollte. Eigentlich war es eher ein Ausprobieren. Genauso wenig wollte ich bestimmte Gedanken der Person aufschreiben, die darauf hindeuten können.

Dass du geschrieben hast, dass der letzte Satz die ganze Geschichte ruiniert, macht mich komischerweise froh. Denn ich hatte mit dem letzten Satz vor, noch einmal das Ruder der Geschichte rumzureißen. Ob es jetzt jemandem gefällt oder nicht. Eine Art Schlag ins Gesicht sozusagen :lol:

Alles Liebe,
Cursed

 

Hi,

ich finde vor allem den Part, wenn der Protagonist in seinem Zimmer sitzt, sich vor der Mutter versteckt sehr gut beschrieben. Die beinahe schon erotische Verbindung zu seinem Tablet bildet die Sucht schön ab, man kann sich hervorragend reinversetzen.

Den Schluss finde auch ich nicht gelungen. Zwar habe ich die gesamte Geschichte über gewartet, bis er Amok läuft - oder unter Umständen (nur) sich selbst tötet, mir hat sich nur nicht erschlossen, warum er zunächst die App gelöscht hat, wenn eh schon alles wurscht war. Sagen wir, ich habe letztendlich eher mit dem Selbstmord gerechnet, da ich schon Anzeichen dafür gesehen habe, als dass er die App vorher löscht.

Am Anfang kam ich auch immer etwas ins Stocken, ich glaube aber nicht, dass es an der Geschichte lag, sondern vielmehr daran, dass ich das Spiel noch nie gespielt habe und erstmal nachvollziehen musste, worum es geht ;)

lg
Marekovic

 

Hallo Cursed,

willkommen im Forum! (Komisch, der Name kommt mir bekannt vor, aber angeblich bist du erst seit gestern Mitglied. Warst du schon mal an- und wieder abgemeldet? Na, egal ...)

Ich glaube, bei diesem Thema wäre mehr drin gewesen. Spielsucht ist eine vielschichtige Sache, das hat Auswirkungen auf das Selbstbild, die Beziehung zu anderen, die Gesundheit (auch körperlich), die Finanzen (In-App-Käufe usw.) u.v.a.m. Das handelst du alles viel zu kurz und stichwortartig ab. Auf diese Weise kann ich mich nur sehr schwer in Henry hineinversetzen.

Einen interessanten Ansatz sehe ich in der Paranoia, mit der Henry Tom verdächtigt. Daraus hätte man mehr machen können, z.B. etwas subtiler mit einem schleichenden Anstieg des Verdachts spielen. Das hätte sich dann irgendwann plötzlich entladen können in einem Wutausbruch gegenüber Tom, den du allerdings ohne Vorbereitung gleich bei der ersten Begegnung der beiden präsentierst.

Dass alle Henry als Psycho ansehen und bezeichnen, ist ebenfalls deutlich zu simpel gezeichnet, obwohl auch das als Ansatz für etwas Interessantes getaugt hätte. Mit etwas mehr Zeit und Worten hättest du z.B. zeigen können, dass die Leute um Henry ihn und seine Sucht sehr unterschiedlich beurteilen - etwa mit Verachtung (Tom), Sorge (Mutter), Ärger (Vater) usw. -, dass das aber bei Henry aufgrund seiner Verfassung sehr einseitig ankommt: Die halten mich alle für einen Psycho! D.h. nicht die Leute nennen ihn so, sondern er selbst; das könnte viel stärker wirken. Und daraus könnten sich dann entsprechende Abwehrmechanismen bei Henry ergeben: Die sind alle böse, keiner versteht mich, ...

Und das Erschießen am Ende ist zu Recht kritisiert worden. Dieses Prinzip des deus ex machina gilt allgemein als ziemlicher Killer für eine Geschichte, weil es auf die Leser in aller Regel eher enttäuschend wirkt. Denn alle Gedanken, die man sich im Verlaufe der Handlung zum Protagonisten gemacht hat, werden hier vom Autor mit einem Handstreich ungültig gemacht: Ätsche-ätsch, es ist alles ganz anders, als du denkst! Schlag ins Gesicht? Ja, schon, aber nicht im positiven Sinne.

Mit der Waffe hättest du massenhaft Spannung erzeugen können, wenn wir z.B. mitbekommen hätten, wie Henry sie sich besorgt und eine Weile mit sich herumträgt. Dann hättest du - mit möglichst subtilen Andeutungen - damit spielen können, ob er sie wohl gegen Tom, gegen seine Eltern oder eben gegen sich selbst einsetzt. Eine echte Überraschung wäre es dann gewesen, wenn er sie gerade nicht benutzt, sondern nur die App gelöscht hätte. Aber auch das sollte dann nicht komplett aus dem Nichts kommen (sonst ist es wieder ein deus ex machina), sondern durch ein paar geschickt plazierte Andeutungen vorbereitet sein, z.B. dass Henry eine Art Hassliebe zu dem Spiel hat und ihm durchaus auch eine gewisse Schuld an seinem Leiden zuweist. Jedenfalls so, dass der Leser zwar die Möglichkeiten präsentiert bekommt, wie es ausgehen kann, aber nicht kommen sieht, welche es letztlich wird. Na ja, so hätte ich es zumindest versucht.

Das alles nur als Anregungen, man kann natürlich auch ganz andere Wendungen in so eine Geschichte bringen. Aber so, wie sie jetzt ist, stellt sie mich nicht zufrieden. Auf alle Fälle solltest du dir mehr Raum gönnen, um so ein komplexes Geschehen zu entfalten.

Dann noch ein bisschen was Formales: Dein Text braucht dringend mehr Absätze. Als Minimum gilt eigentlich, dass niemals zwei verschiedene Leute sprechen sollten, ohne dass dazwischen ein Zeilenwechsel stattfindet. Außerdem sind noch ein paar Tippfehler drin, und mehr Kommas wären auch nicht schlecht. Geh einfach selbst noch mal in Ruhe durch, und wenn du den Text womöglich auch inhaltlich überarbeitet hast, können wir noch mal die letzten Tippfehler rausfriemeln.

Das war jetzt leider nicht viel Positives, aber wir sind hier eben sehr offen. Vielleicht kannst du ja mit meinen Anregungen etwas anfangen.

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Marekovic,

danke für deinen Kommentar. Anscheinend gefällt vielen mein Ende nicht, aber es ist immerhin meine erste KG. Ich versuche es beim nächsten Mal für alle schmackhaft, zu machen. Logischerweise kann jemand, der das Spiel noch nie gespielt hat, "Probleme" beim Lesen bekommen, weil er nicht, versteht worum es sich handelt, da ich voraussetze, dass man die App kennt, was ich aber überraschenderweise erst durch deinen Kommentar erfahren habe. Sorry für's späte antworten.

Cursed

 

Lieber Holg,

puh, das war ein langer Kommentar. Gehen wir mal alles Punkt für Punkt durch!

Zu aller erst, nein, ich war hier noch nie zuvor angemeldet, seltsamer Zufall.
Das ich mehr hätte schreiben und es logischer hätte klingen lassen, fällt mich auch jetzt auf, wo ich die Kurzgeschichte nach zwei Monaten wieder lese. Nicht nur inhaltlich, sondern auch z.B: mehr Adjektive, Details, etc. hätte einfügen können.

Das plötzliche Ende, ist nicht nur für den Leser enttäuschend, sondern auch unlogisch, was zwar meiner Meinung nach ein größerer Fehler ist, aber die Enttäuschung der anderen auch nicht wett macht. Immerhin wies mich schon alexei darauf hin.

Das mit dem Zeilenwechsel und den Absätzen wusste ich nicht, obwohl ich mir die Forenregeln durchgelesen hatte. Kann ja auch sein, dass es nicht drinnen steht. Auf jeden Fall lese ich die noch einmal nach. Danke dafür!

Nachdem ich meinen Text überflogen bin und nun keine Kommafehler mehr finde, liegt es wohl nicht nur mehr an mir, diese zu korrigieren. Falls es überhaupt noch welche gibt.

Ich bin für jede Art von konstruktiver Kritik und Anregungen dankbar!

Cursed

 

Hallo Cursed,
herzlich Willkommen bei uns.

Nur kurz:

Das mit dem Zeilenwechsel und den Absätzen wusste ich nicht, obwohl ich mir die Forenregeln durchgelesen hatte. Kann ja auch sein, dass es nicht drinnen steht. Auf jeden Fall lese ich die noch einmal nach. Danke dafür!
Das wirst du in den Forenregeln vermutlich nicht finden, hat auch nichts mit Forenregeln zu tun. Sondern mit den ganz normalen üblichen Gepflogenheiten beim Schreiben. Schau mal in ein Buch, dann siehst du, dass der Übersichtlichkeit wegen jeder neue Sprecher auch eine neue Zeile erhält. Und mehr Absätze dienen der inhaltlichen Strukturierung. Man verliert sowas leicht aus dem Auge, wenn man selbst schreibt, daher ist es wirklich sehr hilfreich, sich sowas einfach bei den stinknormalen Büchern abzugucken.

Keine Ahnung, ob du diesen Hinweis jetzt als konstruktiv ansiehst, denn deine Markierung im Zitat unten, die fand ich etwas missverständlich. Hab nicht verstanden, warum du das Wort "konstruktiver" extra so betont hast.

Ich bin für jede Art von konstruktiver Kritik und Anregungen dankbar!
Ich fand die Kommentare sehr konstruktiv. Aber vielleicht hast du du das ganz anders gemeint, als es bei mir angekommen ist.

Viele Grüße von Novak

 

Hallo Cursed,

auch von mir ein herzliches Willkommen hier.

Ich schließe mich den Vorrednern an - ich finde das Ende auch "unpassend". Nich, weil er sich erschießt. Aber - wenn er so Psycho ist und seinen Schulkameraden verdächtigt, sein Dorf niedergebrannt zu haben - würde er dann nicht versuchen, Tom vorher mitzunehmen?
Und noch eine Frage: Warum muss er die vorher App löschen?
Aber Du hast recht: Es ist Deine Geschichte. letztendlich entscheidest Du das :)

Ich fand es schön, dass jemand mal das Thema aufgreift, dass die modernen Online-Spiele nicht zu gewinnen sind. Die Kids haben gar keine andere Chance, als irgendwann frustiert aufzugeben. Danke dafür!

Gruß
pantoholli

 

Hallo Pantoholli,

wie gesagt, es war meine erste KG und ich brauche noch Übung bis ich ein "Meisterwerk" schreiben kann. In der Szene, in der der Protagonist die App löscht, zeige ich nochmal auf wie besessen er davon ist, da die "Beziehung" zwischen den Beiden schon fast erotisch wirkt.

Danke für deinen netten Kommentar.

Cursed

 

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