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Kurze Freundschaft

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23.09.2016
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Kurze Freundschaft

„So eine Scheiße! Das ist doch... Was soll das?“ Ralf schimpfte, als wir gemeinsam das Gelände der Wäscherei verließen. Schneeflocken rieselten vom Himmel. „Die ganze Woche war gutes Wetter und jetzt…“
„Es ist doch erst Donnerstag“, versuchte ich ihn zu beruhigen.
„Schauze! Liest du nicht den Wetterbericht?“
„Hättest du ihn gelesen, hätte dich das jetzt nicht überrascht.“
„Ja, nee. Ich dachte, die irren sich – und jetzt? Die haben das ganze Wochenende Schnee angesagt. Von Donnerstag an.“
Ich zündete mir eine Zigarette an. Ich hätte mit ihm ausdiskutieren können, warum er jetzt dem Wetterbericht für das Wochenende glaubte, aber zuvor keinen Pfifferling drauf gab, wie es heute werden würde, aber darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. Dafür war es auch mir zu kalt, zu spät. Ich mir selbst zu durstig.
„Scheiße, Scheiße, Scheiße!“ Er kickte in die Luft, als wolle er die Flocken wieder zurück in die Wolken treten. Es sah etwas lächerlich aus, wie der Zweimetermann herumzappelte. „Ich hab‘ am Wochenende meine Kinder. Wir wollten eine Radtour machen. Ich hab‘ die die ganze Woche auf Vordermann gebracht.“
„Komm. Du kannst es nicht ändern.“ Ich zog zwei Bier aus meinem Rucksack und reichte ihm eins.
„Immer diese beschissenen kleinen Flaschen!“
„Jetzt mecker nicht, Ralle. Die müssen nur bis Prenzlberg halten.“
„Prenzlberg?“
„Ja. Wir gehen jetzt einen trinken. Du brauchst das – und ich kann es auch ganz gut vertragen.“
„Dann rauch jetzt auf! Übermorgen sitzen meine Kinder in dem Auto. Das soll nicht stinken.“
Ich machte eine beruhigende Geste, ließ den Schnappverschluss ploppen und zog genüsslich an meiner Zigarette.
„Komm jetzt“, rief er mit leicht irrem Blick. Ich schmiss die Kippe sofort weg. Ralle war zwar ein Kerl mit einem großen Herzen, aber er war auch verdammt groß, breit und ich kannte ihn erst seit knapp drei Wochen. Reizen war da keine gute Idee.
„Was is‘n das für ein Laden“, fragte er, als wir vom Parkplatz fuhren.
„Eine Kneipe halt. Hab mal in einem Café in der Nähe gearbeitet und war dann da immer noch auf ein Feierabendbier.“
Ralle raste ganz schön, die Dauerbaustelle BER lag schnell hinter uns. Merkwürdigerweise fühlte ich mich wohl bei dem großen, kräftigen Mann mit dem kindlichen Gemüt. Er war der erste, der mich im Lager der Wäscherei an die Seite nahm und mir erklärte, wie die Dinge liefen. Die Chefin war trotz ihrer dicklichen Statur eitel, der Azubi ein Schwätzer, und der fette Lutz ein faules Schwein.
„Was treibt dich eigentlich zu uns? Du hast doch studiert…“, fragte er.
„Woher weißt du?“
„Chefin. Die hat viel mit dir vor.“
„Das kann sie sich abschminken. Ich will ein bisschen Geld machen und bin dann auch bald wieder weg.“
„Warum?“
„Weil das im Lager einfach nicht mein Ding ist. Nicht für länger. Aber für den Moment gibt es gutes Geld.“
„Schöne Scheiße, Tietze. Du bist in Ordnung!“ Er nahm das Bier aus seinem Getränkehalter und hielt es mir hin. Ich stieß an und wir fuhren von der Autobahn runter.
„Kacke. Prenzlberg? Durch die ganze Innenstadt“, fragte er genervt.
„Lohnt sich. Spielst du Billard?“
„Nö!“
„Ich auch nicht. Aber es gäbe da einen Tisch.“
„Guck. Du sagst ‚gäbe‘. Du musst in die Politik gehen. Oder zu den Nachrichten.“
Ralf war so leicht zu beeindrucken. „Erstmal gehen wir in die Kneipe.“
Drei dunkelgelbe Ampeln und ein Dutzend Schimpfwörter später parkten wir in der Nähe des Ladens.
„Sei froh, dass das auf meinem Heimweg liegt. Sonst wär‘ ich nicht mit dir hier her gefahren. Wie spät is‘n das?“
„Halb zwölf. Fuck, halb zwölf. Wie bist du denn gerast?“
„Normal“, sagte er mit prolligem Unterton und kramte zwei kleine Flaschen Kümmerling aus dem Handschuhfach. „Zum Einstig mein Kleiner.“
„Ich dachte, du kutschierst hiermit deine Kinder rum.“
„Die sitzen auf dem Rücksitz. Komm jetzt. Wir gehen los.“
Wir stiegen aus und prosteten uns zu. Ich steckte meine leere Flasche ein. Das Zeug brannte. Kräuter sind ja an sich ganz lecker, aber Kümmerling? Ekelhafter Mist. Leider war das Bier leer. Ich hätte gerne nachgespült.
„Scheiß Schnee“, sagte Ralf wieder. „Wie weit isses denn noch.“
„Gleich da.“ Ich zeigte auf den Laden. Der Name des Ladens hing mit dumpfem Licht beleuchtet über der Tür, die Innenbeleuchtung war ähnlich karg. Perfekt um in den Vollrausch abzugleiten.
Ralf ging direkt zum Tresen. Die hübsche Kellnerin Marlen war da. Sie war klein, so wie ich es mochte, trug lieber Jeans als Rock, und hatte auf der linken Seite einen Sidecut rasiert.
Ich wartete, bis sie mit einem Tablett mit leeren Gläser zurückkam und bestellte bei ihr.
„Ah. Lange nicht gesehen. Flens?“ Sie kannte mich gut. Zu oft, war ich da abgestürzt.
„Jo. Und eins für meinen Kollegen.“
„Nenene“, protestierte Ralf. „Habt ihr nicht was in größeren Flaschen? Das kleine kann der Kleine trinken.“ Er gab mir einen Klaps auf den Rücken. Es war freundschaftlich gemeint und dennoch fühlte es sich an, als wolle er meinen Brustkorb gegen den Schnapsregal schleudern. Ich unterdrückte ein Keuchen. Schließlich war die Kellnerin noch da.
„Bekommst ein Wernesgrüner, ist aber aus dem Glas“, sagte sie und streichelte meinen Rücken, sie hatte gemerkt, dass es ganz schön gezwiebelt hat. Ich hängte meine Jacke und meinen Beutel unterhalb vom Tresen an einen Haken.
Für einen Donnerstag kurz vor Mitternacht war der Laden brechend voll. Einige Mädels, die auf dem Sprung in die nächste Tanzkaschemme waren, dazu die Leute am Stammtisch, die ein Bier nach dem andern tranken und die hübsche Kellnerin immer wieder auf Schnaps einluden – und dann waren da noch die üblichen Figuren, die in kein Raster passten. Es waren immer andere. Im 30-Minuten-Takt kam ein MOZ-Verkäufer rein, der hier zwar kein Exemplar absetzte, sich aber aufwärmen konnte und ab und an einen Blick auf das Pärchen erhaschte, das scheinbar Publikum beim Knutschen liebte. Zwei Anzugmenschen, die laut pseudointellektuelle Gespräche führten, um Eindruck zu schinden musterten ihn skeptisch. Vermutlich Jurastudenten oder so etwas. Und dann waren da noch Ralf und ich: Ein ungleiches Pärchen aus der Wäscherei.
„Was machst du eigentlich grade“, fragte Marlen, als sie mir das sechste Bier über den Tresen reichte.
„Ich arbeite in der Wäscherei bei Mahlow.“
„Du. In der Wäscherei? Wolltest du nicht deinen Doktor machen?“
„Genau! Doktor. Das wär’s. In die Politik, zu den RTL-News oder Doktor“, rief Ralf laut. „Kleene! Das ist ein ganz Kluger.“ Mit dem Finger stieß er immer wieder auf meinen Kopf.
„Ja. Nein. Ich pass da nicht rein. Lass über was anderes reden. Mach mal drei Jägermeister. Ich bezahle.“
„Danke Herr Doktor!“ Ralf langte mit seiner Riesenpranke auf den Tresen und räumte fast den Aschenbecher ab.
„Vorsicht Ralle. Du bist betrunken.“
„Natürlich. Ich trinke auch Männerbier.“
Marlen kam und wir tranken den Schnaps.
„Ich geh mal pissen, benimm dich“, raunte ich Ralf zu. Ich wankte von meinem Barhocker und ab in den nächsten Raum, vorbei an dem Kicker mit den kaum beweglichen Stangen und an dem Billardtisch, an dem man sich jedes Mal vorbeischlängeln musste, da die immer gleichen Spieler und ihre Groupies einen großen Teil des Platzes einnahmen und keinen Grund sahen, Gäste auf den Pott zu lassen. Ich stellte mich ans Becken und ließ laufen. Unglaublich. Es war das erste Mal heute Abend – und das nach all dem Bier und den Schnäpsen. Zwei Leute pissten fertig und ich stand immer noch am Becken – und es lief. Am Waschbecken warf ich mir eine Ladung Wasser ins Gesicht und ging raus. Hinter dem Billlardtisch stand Marlen. Mit zwei Schnäpsen in der Hand. „Hier. Du verdienst sicher nicht so gut in der Wäscherei.“
„Besser als du denkst“, sagte ich. „Den nehm‘ ich aber trotzdem.“ Ich griff schnell zu, damit sie es sich nicht anders überlegen konnte. Ein bisschen Jägermeister schwappte aus dem Glas, lief über meine Finger.
„Na dann.“ Wir tranken. „Willst du nicht bei uns anfangen“, fragte sie. Ich schaute sie an. „Du passt doch da nicht rein. Wie lange machst du das schon?“
„Fast drei Wochen. Und Ralle ist furchtbar nett.“
„Raus!“ Schallte es in dem Kneipenraum.
Ich zündete mir eine Zigarette an. „Ich will da ja nicht ewig bleiben. Aber es ist mal was Neues. Und die Kollegen sind auf ihre ganz eigene Art und Weise echt cool.“
„Ich geh nich‘! Ich bin mit mei’m Kollegen hier und der vögelt deine Kellnerin.“ Gläser klirrten. „Nimm jetzt den beschissenen Union-Wimpel ab!“ Das war Ralle.
„Raus jetzt!“
Ich überlegte, die Situation zu schlichten, aber ich kannte Ralf kaum – und wusste nicht, wie aggressiv er werden konnte. Da stürmten schon drei Männer vom Stammtisch auf den Tresen zu und rissen Ralf von seinem Hocker. Er wehrte sich, trat nach allem was im Weg war. Ich beobachtete das Schauspiel aus sicherer Entfernung. Der Barkeeper telefonierte grade mit der Polizei. „Verpisst euch, ihr Arschlöcher. Ihr Union-Fotzen.“ Er war also Dynamo-Fan. Irgendwie schafften es die drei vom Stammtisch Ralf aus der Kneipe zu bekommen. Ein vierter warf ihm seine Jacke hinterher. Verpiss dich.
Ich drückte Marlen meine Zigarette in die Hand und ging raus. „Ralle, was ist denn los?“
„Warum hast du mir nicht geholfen? Kameradenschwein!“
„Ey, du bist voll ausgerastet.“
„Das ist ja auch ein verkackter Scheißladen hier.“ Wieder machte er Lufttritte, nur sahen die inzwischen noch unkoordinierter aus, als vor zweieinhalb Stunden. „Und du hast mich hier reingeschleppt.“ Er öffnete seine Hose und holte seinen Schwanz raus.
„Was wird das denn jetzt? Der Barkeeper hat die Bullen gerufen. Pack das Ding wieder ein.“
„Ich piss denen jetzt den Laden voll.“ Er stellte sich vor das Schaufenster und pisste gegen die Scheibe. Am Ende der Straße sah ich schon das Blaulicht. Lächerlich. Blaulicht bei einer Kneipenschlägerei.
„Ralle! Pack das Ding ein, da sind die Bullen!“
„Mir egal. Dann piss ich die auch noch voll.“ Auch er war die ganze Zeit nicht auf dem Klo gewesen und er hatte ‚Männerbier‘ getrunken. Zwei Polizisten stürmten aus dem Auto. Ein weiterer Streifenwagen kam dazu. Was hat der Barkeeper denen bitte erzählt?
„Verpisst euch, Drecksbullen!“, schrie er.
„Drehen Sie sich um und halten Sie die Hände so, dass ich sie sehen kann“, rief einer mit Halbglatze, der wohl zu viele Polizeidokus gesehen hatte. Oder rufen Polizisten so einen Mist ernsthaft?
„Ich bin noch nicht fertig, Penner“, lallte Ralf, der immer mehr den Sinn für die Realität zu verlieren schien.
Der anderen Bulle rannte auf Ralle los und blies ihm eine ordentliche Ladung Pfeffer ins Gesicht. Der Riese schrie, wankte und ging zu Boden. Da lag er nun: Der Koloss, schreiend mit runtergelassener Hose in seiner eigenen Pisse. Die beiden anderen Polizisten stiegen auch aus ihrem warmen Auto aus. Einer blieb bei mir, der andere ging in die Kneipe.
„Sie gehören dazu“, fragte mich der dickliche der beiden.
Ich nickte. „Ich hab‘ ihn mit hergebracht.“
„Randaliert hat nur er?“
Ich nickte wieder.
Inzwischen hatten die Polizisten Ralf Handschellen angelegt und ihm die Hose wieder hochgezogen. „Ich hasse euch alle. Und dich auch Tietze. Dich auch. In was für Läden gehst du denn?“ Er spuckte in meine Richtung. „Tschüss, Herr Doktor!“
„Tietze? Sind Sie das“, fragte der Untersetzte.
Ich nickte. Der andere Polizist kam schon wieder aus der Kneipe. „Das war einfach. Alle haben das Gleiche gesagt. Der hat Stress angefangen. Was ist mit dem?“ Er deutete auf mich.
„Nichts“, sagte der Dicke. „Der ist nur mit ihm hergekommen. Willst du noch seinen Ausweis sehen?“
„Ne. Passt schon. Na dann. Schönen Abend noch junger Mann.“
„Danke.“ Das Auto mit dem gefesselten Ralf auf dem Rücksitz fuhr grade los. Ich versuchte noch einen Blick in das Auto zu erhaschen, aber es war zu dunkel. Als auch das zweite Bullenauto wegfuhr, wurde mir klar, dass ich riesiges Glück hatte. Ich hätte genauso gut ebenfalls gefesselt auf dem Rücksitz sitzen können. Beschuldigt von den Bullen und von Ralle zugelallt, was ich denn für ein Penner sei, ihm nicht geholfen zu haben.
Ich pustete durch, drehte mich auf dem Absatz um und ging wieder rein. Mein Zeug hing nicht mehr am Tresen. Ein Barhocker war kaputt und einer der Kellner schippte gerade Scherben auf eine Kehrschaufel. Ich guckte den Barkeeper fragend an. Er deutete an einen Tisch in der Ecke. Da war mein Zeug und auch Marlen saß da. „Bring nie wieder solche Deppen mit“, rief der Barkeeper. „Und seinen Scheiß zahlst du!“ Ich nickte und ging zu Marlen an den Tisch. Sie hatte mir eine neue Flasche Flensburger und zwei Jägermeister geholt. Ich ließ mich auf die Bank neben ihr fallen und stieß erneut mit ihr an. Es war drei Uhr morgens. Eigentlich müsste ich in 12 Stunden in der Wäscherei sein. Aber da wollte ich gar nicht mehr hin. Ich beugte mich zu Marlen rüber: „Wann kann ich bei euch anfangen?“

 

Hi,

ich find's gar nicht schlecht. Keine Ahnung, wie lange du schon schreibst, ob das erste Gehversuche sind, oder ob du das schon länger machst, für dich. Ich finde auf jeden Fall dass du einen guten Erzählton hast, eine gute Sprache allgemein. Und das ist schon mal viel wert. Nur einmal ist mir eine Szene nicht ganz klar geworden - wieso Ralf die Schlägerei anfängt bzw. wie sich das Ganze anbahnt - das war so im Nebenstrang, während dein Prot sich mit der Kellnerin unterhielt, und das kam irgendwie nicht ganz schlüssig bzw. eingängig bei mir als Leser an.

Zur Geschichte: Wie schon gesagt, sprachlich gesehen hast du wirklich gutes Potential, Geschichten zu erzählen. Aber vom Plot her hat mich deine Story jetzt nicht ganz von den Socken gehaut - ich finde, dein Figuren zeichnest du schon für die Länge der Geschichte gut, sie wirken authentisch und echt auf mich (noch mal: im Bezug auf die Länge. Das ist schon stimmig hier, aber wäre die Geschichte jetzt viermal so lang, wäre mir die Fiugrenzeichnung natürlich zu wenig - hier passt das). Es gibt auch einen kleinen Bruch, dein Prot kündigt bei der Wäscherei und fängt in der Kneipe an - aber das ist mir persönlich ehrlich gesagt zu wenig Story. Also das ist so eine kleine, schwätzige Geschichte, aber nichts Großes, nichts Weltbewegendes, Schockendes, Packendes. Ja, klar, du kannst jetzt sagen, wollte ich ja gar nicht erzählen, ich wollte bloß was Kleines, mhm, wenn das dein Ziel war, dann ist das schon okay, aber dann hättest du deine Messlatte bzw. deine Ansprüche eben auch recht niedrig angesetzt.
Was ich dir sagen will: Ich sehe bei dir wirklich Potential, dass aus dir ein guter Geschichtenerzähler werden könnte. Sprachlich ist da alles da, jetzt brauchst du noch die guten Stories, die packenden Plots. Überleg dir mal, was du persönlich für eine richtig gute Geschichte hältst, die du mal gehört oder erlebt hast, mit unvorhersehbarem Ende, mit Schicksal, Drama(turgie) - und dann versuche mal, so eine Geschichte zu schreiben. Das wäre jetzt so mein Tipp für den nächsten Schritt. Das hier ist schön und kurz und kurzweilig, aber nichts Besonderes, keine Story, die mich so gepackt hat, dass sie in meinem Kopf geblieben ist, keine Story, die mich emotional gepackt hat. Aber ich denke, du bist auf einem guten Weg. Bleib am Ball, dann wird das was.

Ich wünsche dir alles Gutes.

Viele Grüße,
zigga

 

Hi zigga,

erstmal Danke. Ja, ich habe früher schon mal geschrieben. Jetzt nach ein paar Jahren Pause vor zwei Wochen wieder angefangen - und habe festgestellt, es fehlt den Geschichten immer etwas. Ich habe mich, nachdem ich hier schon lange als unangemeldeter Leser unterwegs war, nun angemeldet um eben gemeinsam mit der Community zu ergründen, woran es denn liegt, dass mir etwas fehlt. Wahrscheinlich ist es wirklich die fehlende Aussage, oder dass es nicht wirklich überraschendes gibt. Aber es ist gut zu wissen, dass es eher an der Konzeption, als am "Handwerk" liegt.

Zum Bruch, den du siehst: Den empfinde ich tatsächlich nicht so. Ich habe versucht, Ralle als gutmütig, aber grob und reizbar zu zeichnen. Dass er dann den Wimpel eines ihm unliebsamen Fußballvereins gesehen hat, hat ihn komplett austicken lassen. Ich finde, das taugt wohl schon als Höhepunkt, wenn auch der Rest der Geschichte recht flach ist, wenig zu erzählen hat. Der Plan war eigentlich, den Ich-Erzähler als unentschlossenen und genügsamen Menschen darzustellen, der die Dinge nimmt, wie sie kommen - am Ende erstmals Ansprüche stellt, auch wenn es nur ein Job in einer Kneipe ist. Erstmals ist es ihm nicht komplett egal, was er tut. Vorher wurde ja angedeutet, dass er mehrfach den Job gewechselt hat, die große Karriere aber mutwillig sausen lässt. Aber wie du schon sagtest, für eine richtige Story wohl zu wenig. Ich mache mir ein paar Gedanken, vielleicht wird's ja beim nächsten Mal schon besser.

Grüße
Marekovic

 
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Noch kurz: Mit "Bruch" meinte ich Wendepunkt im Leben deines Protagonisten: Er kündigt den Job in der Wäscherei und sucht sich etwas anderes, und seine Bekanntschaft zu Ralf verändert sich. Also mit Wendepunkt habe ich durchaus etwas Positives gemeint, eine gute Geschichte braucht auf jeden Fall (in 99% der Fälle) einen originellen, nicht voraussehbaren Wendepunkt, damit sie bleibenden Eindruck beim Leser hinterlässt - und das machst du hier schon richtig.

Ich würde dir empfehlen, dich mal damit zu beschäftigen, wie eine interessante und packende Geschichte aufgebaut ist - Storytelling ist eine eigene Wissenschaft für sich. Besorg dir ruhig auch mal 2, 3 Schreibratgeber für den Anfang, wenn man es wirkkich ernst meinst mit dem Schreiben, kommt man da nicht rum - nur als gut gemeinter Rat von mir. So wirst du am schnellsten Fortschritte machen können.

Alles Gute,
zigga

 

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