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Überleben

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15.10.2015
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Überleben

Die Sonne scheint, war Korrs erster Gedanke. Jedenfalls auf dieser Seite der Welt. Eine Zeitlang lag er nur da und genoss das warme Gefühl auf dem Rücken, während sein Bewusstsein langsam zurückkehrte. Dann wandte er sich an sein Volk: „Wacht auf! Es ist Zeit!“
Nach und nach kamen die Antworten vom gesamten Planeten. Alle sind da, stellte er erleichtert fest. Anders als beim letzten Zyklus, als sie um Raah trauern mussten, der nicht aus seiner Ruhephase erwacht war. Korr begann sich zu strecken. Nach den seismischen Erschütterungen, durch die er mit seinen Gefährten kommuniziert hatte, war es ein Leichtes, die harte Schale von innen aufzusprengen, die ihn in seinem Schlaf geschützt hatte. Er machte sich nicht die Mühe, das Material wieder zu absorbieren, sondern begann sofort zu weiden. Dabei würde er genug Mineralien aufnehmen, um eine neue Hülle bilden zu können, wenn die Zeit kam.
Träge schob er sich durch die Landschaft und aß, was in seinem Weg lag. Es waren vor allem die grünen, stationären Lebensformen. Bei ihrer Ankunft hatte es noch viel mehr von den beweglichen gegeben, die so faszinierend vielfältig waren. Doch deren Bestände hatten sich in den Ruhephasen nicht so gut erholt wie die anderen. Einige der Wesen hatten sich gegen sein Volk gewehrt, offenbar besaßen sie so etwas wie Technologie. Doch in ihrer Winzigkeit waren sie keine Gefahr für Korr und seinesgleichen.
Korr bildete ein Auge aus, ohne die Nahrungsaufnahme zu unterbrechen, und sah sich um. Sein erster Blick richtete sich auf die Sonne. Diese seltsame gelbe Sonne, die so viel mehr Energie spendete als sein roter Heimatstern. Fluch und Segen zugleich, dachte Korr. Dann betrachtete er Nann, die unweit von ihm ihren gemeinsamen Nachwuchs gebar. Ihren sechsten. In jeder Ruhezeit Nachwuchs, das ist nicht normal. Trotzdem sah er stolz und zufrieden zu den beiden hinüber. Die Trennung zwischen der größeren und der kleineren Masse stand kurz bevor. Wie schön sie waren in ihrem bläulichen Schimmer! Er würde für Nann mitessen müssen, die nach der langen, anstrengenden Geburt ausruhen und so die halbe Wachzeit versäumen würde. Doch bei dem Nahrungsangebot auf dieser Welt war das kein Problem. Noch.

Dass es auf dem Planeten bereits Leben gab, war eine zwingende Voraussetzung gewesen, um ihn für die Besiedlung auszuwählen. Dies über die riesige Entfernung hinweg zweifelsfrei festzustellen, war nicht möglich, und so blieb die Reise ein großes Wagnis. Ein Wagnis, das sie eingehen mussten, als die Ressourcen auf ihrer übervölkerten Heimatwelt zur Neige gingen und das Ende ihrer Art absehbar wurde. Korr empfand es stets als Irrsinn, dass es einfacher sein sollte, fremde Welten in unvorstellbarer Ferne zu kolonisieren, als die eigene zu retten. Doch die Idee, die Vermehrung einzuschränken, galt als blasphemisch und durfte nicht offen geäußert werden. Selbst Nann verstand ihn nicht. Und so meldeten sie sich als Freiwillige, um zusammen mit einigen Hundert anderen die Reise ins Ungewisse anzutreten. Mit dem Beginn eines Ruhezyklus, geschützt durch eine besonders dicke und speziell zusammengesetzte Schale, wurden sie ins Weltall geschossen aus einer riesigen Maschine, die ihre weisesten Individuen über Generationen entwickelt hatten. Als sie aufwachten, befanden sie sich in ihrer neuen Heimat, die alle ihre Erwartungen übertraf.

Korr entfernte sich allmählich von Nann und ihrem Nachwuchs. Die Nahrung in ihrer Nähe überließ er den beiden; sie würden sie brauchen, wenn sie die anstrengende Geburt hinter sich gebracht hatten. Als sie außer Sicht waren, zog er sein Auge wieder ein. Er wusste auch so stets, wo sie waren, da er Nanns Wehen über den Boden spüren konnte.
Die gelbe Sonne ging viele Male unter und wieder auf, während Korr unbeirrt seine Bahnen zog und die Nährstoffe sammelte, die er während der nächsten Ruhezeit verdauen würde, um sich zu regenerieren und zu wachsen. Artgenossen begegnete er dabei nicht. Ihre Reviere waren groß und wurden nicht mit anderen geteilt, zumindest solange es die überschaubare Population zuließ. Sie kommunizierten nur aus der Ferne, um sich über die Grenzen abzustimmen, davon abgesehen zogen sie einsam ihre Kreise.

Als Korr zu Nann zurückkehrte, aß sie allein auf den Flächen, die er für sie übriggelassen hatte. Ihr Junges entfernte sich, ebenfalls weidend, in die entgegengesetzte Richtung. Es würde ab sofort sein eigenes Leben führen, unabhängig von seinen Erzeugern, noch bevor sich sein Geschlecht entschieden hatte. Nach der nächsten Ruhe würde es einen Partner finden, mit diesem ein Revier gründen und eigenen Nachwuchs bekommen. Dennoch würde es immer eine besondere Beziehung zu Korr und Nann bewahren, und wenn sie sich an ihren Grenzen begegneten oder auf anderem Wege kommunizierten, würden sie einander als Verwandte erkennen.
Der Gedanke an die Zukunft seiner Nachkommen erfüllte Korr mit Sorge. Sie waren erst seit sechs Zyklen auf diesem Planeten, doch schon jetzt zeichneten sich die bevorstehenden Probleme klar vor ihm ab. Durch die energiereiche Sonne war die Vegetation üppig und das Nahrungsangebot groß. Das schien paradiesisch, doch es hatte dazu geführt, dass sein Volk sich viel schneller vermehrte als gewohnt: Jedes Paar bekam mit jeder Ruhephase Nachwuchs, und die Jungen waren bereits nach einem Zyklus ihrerseits paarungsreif. Gleichzeitig war der Planet viel kleiner als ihre alte Heimat und besaß deshalb eine so geringe Schwerkraft, dass jeder von ihnen um ein Vielfaches größer wurde, als es ihrer Natur entsprach. Beides zusammen bedeutete einen rasch ansteigenden Nahrungsbedarf, den selbst diese freigiebige Welt nicht für alle Zeit erfüllen könnte. Korr wurde langsam alt, er hatte mit etwas Glück noch ein Dutzend Zyklen vor sich. Dennoch befürchtete er, noch innerhalb seiner Lebenszeit mit ansehen zu müssen, wie auch diese neue Welt zugrunde ging, viel schneller als die alte. Ein kurzes Aufflackern seiner Spezies, bevor sie für immer verlöschte.
Diese bedrückenden Aussichten beschäftigten Korr, während er sich zu Nann gesellte, um sich gemeinsam mit ihr auf die kommende Ruhe vorzubereiten. Sie schmiegten sich aneinander und er spendete ihr seinen Samen, obwohl er sich beinahe schuldig fühlte angesichts der unsicheren Zukunft für das neue Leben, das sie damit zeugten. Dann übergab er ihr den Großteil der Nahrung, die er gesammelt hatte. Nann würde sie zum Überleben brauchen, für sich und für die Frucht, die von nun an in ihr reifte.
Dann löste sich Korr von Nann und wandte sich wieder an sein Volk: „Es ist Zeit! Begebt euch zur Ruhe!“ Er nahm seine Schlafstellung ein, indem er sich in eine Haufenform zusammenzog. Während seine Haut begann, Silikate abzusondern und eine neue Schale zu bilden, richtete er seine letzten Gedanken abermals auf die Zukunft.
Ich habe noch einige Zyklen Zeit, eine Lösung zu finden. Das Schicksal dieser Welt ist nicht unabwendbar.
Die gelbe Sonne geht jetzt unter. Aber sie wird wieder aufgehen.

*

Geda und Tesim hatten noch keine Lust zu schlafen. „Erzähl uns noch eine Geschichte, Mama!“, rief Tesim.
„Ja!“, stimmte Geda ein. Die beiden wussten, dass sie mit ihrer Mutter leichtes Spiel hatten.
„Hmmm ...“ Arina tat, als fiele ihr die Entscheidung schwer, sie legte ihr Gesicht in angestrengte Falten. Die Zwillinge warteten gespannt und grinsten dann triumphierend, als Arina nachgab: „Na gut, aber nur eine. Habe ich euch schon von den Hungrigen Bergen erzählt?“
„Oh nein“, stöhnte ihr Mann Garon aus der Küche, wo er mit dem Flicken der Fischreusen beschäftigt war. „Die Kinder werden nicht schlafen können!“
Nun waren die beiden erst recht neugierig. „Was sind Hungrige Berge? Sag schon!“
Arina setzte sich auf die Bettkante. „Also, Hungrige Berge sehen aus wie ganz normale Berge. Jedenfalls meistens, weil sie dann schlafen. Aber wenn sie aufwachen, dann haben sie einen riesigen, einen unersättlichen Hunger. Dann setzen sie sich in Bewegung und fressen alles, was sie finden: Gras, Steine, Häuser, Bäume. Sogar Tiere und ...“, Arina machte eine dramatische Pause, „Menschen!“ Damit stürzte sie sich auf die Kinder, als wolle sie sie fressen. Die Kleinen kreischten vor Vergnügen, alle drei balgten ein wenig herum.
„Woher kommen die?“, fragte Geda, als sie wieder Luft bekam.
„Das weiß niemand so genau. Eines Tages waren sie einfach da. Manche sagen, sie seien vom Himmel gefallen.“ Arina ordnete ihr Haar und ihre Bluse, während sie weitersprach. „Einige kluge Leute sagen, sie seien uns Menschen als eine Strafe geschickt worden.“
„Strafe wofür?“ Tesim war entrüstet.
„Nun, es heißt, die Menschen seien früher viel reicher und schlauer gewesen. Es gab auch viel mehr von ihnen als heute. Sie haben Maschinen gebaut, die unvorstellbare Dinge tun konnten. Mit denen konnten sie schwimmen wie Fische, tauchen auf den tiefsten Meeresgrund und fliegen bis zum Mond und noch weiter. Sie konnten miteinander sprechen, auch wenn sie auf verschiedenen Seiten der Erde waren, und sich dabei sogar sehen.“ Arina war aufgestanden, sie sprach immer schneller und eindringlicher und illustrierte die Erzählung mit weit ausholenden Gesten. Die Kinder hingen jetzt gebannt an ihren Lippen und waren mucksmäuschenstill. „Die Menschen fühlten sich wie Götter und haben sich auch so aufgeführt. Sie glaubten, sie könnten alles beherrschen und dürften sich die ganze Welt untertan machen. Und für diese Überheblichkeit wurden sie von den richtigen Göttern bestraft, indem diese die Hungrigen Berge schickten. Als die vom Himmel stürzten, brachten sie Feuer mit und Stürme und Flutwellen. Der Himmel verdunkelte sich, und es war zwanzig Jahre lang eisiger Winter. Viele Menschen erfroren und die meisten anderen verhungerten, weil die Hungrigen Berge ihnen in nur wenigen Wochen alle Nahrung wegfraßen, die nicht bereits vernichtet war. Die Maschinen, auf die sie so stolz waren, gingen kaputt und konnten ihnen nicht helfen. Die wenigen Menschen, die übrigblieben, hatten nichts mehr und fristeten ein armseliges Dasein.“
Die Zwillinge hörten mit großen Augen zu, die Erschütterung stand ihnen in die Gesichter geschrieben. „Und dann?“, fragte Tesim kleinlaut. „Was ist heute?“
„Als die Hungrigen Berge ihr Zerstörungswerk beendet hatten, legten sie sich schlafen. Auf ihren Rücken wuchsen Wälder und Gletscher und die Menschen glaubten, nun vor ihnen sicher zu sein. Aber alle vierhundert Jahre wachen sie auf, um die Menschheit erneut in ihre Schranken zu weisen. Alle Technik und aller Wohlstand, den sie sich in der Ruhezeit erarbeitet hat, wird wieder zerstört, damit wir nie wieder so arrogant werden wie unsere Vorfahren. Die Berge fressen ein paar Monate lang alles, was ihren Weg kreuzt, und legen sich dann wieder hin.“
Geda standen Tränen in den Augen. „Ist das wirklich wahr?“
„Es gibt alte Schriften ...“, setzte Arina an, doch da kam Garon in den Raum, der seine Arbeit beendet hatte.
„Das sind nur Geschichten“, sagte er mit Bestimmtheit. Er warf seiner Frau einen vorwurfsvollen Blick zu, schob sie beiseite und setzte sich an das Bett der Kinder. „Geschichten, mit denen man Kinder ein bisschen erschrecken will, damit sie nachts brav im Bett bleiben und nicht heimlich auf Wanderschaft gehen.“ Er deckte die Zwillinge bis ans Kinn zu und strich ihnen über die Köpfe. „Hey“, sagte er lachend in die skeptischen Gesichter, „ihr werdet doch solche Ammenmärchen nicht glauben? Wandernde, fressende Berge? Also wirklich! Und jetzt denkt zum Einschlafen lieber an den Ausflug, den wir morgen machen wollen. Ich bringe euch bei, welche Pilze man essen kann und welche nicht.“

„Unsere Väter glauben daran“, sagte Arina, als sie die Tür zum Kinderzimmer hinter sich geschlossen hatten.
Garon schnaufte verächtlich. „Na und? Ist das ein Grund, die Kinder so zu erschrecken?“
„Aber sie müssen es doch wissen, sie müssen vorbereitet sein! In fünf Jahren ...“
„Unfug!“ Garon wurde laut. „Und selbst wenn es wahr wäre – was sollten sie denn tun? Lass ihnen doch ihr unbeschwertes Leben, bis es passiert. Wenn es überhaupt je passiert.“

Die Zwillinge hörten die Stimmen ihrer Eltern nur gedämpft, einzelne Worte konnten sie nicht ausmachen. Dennoch trug der Streit nur dazu bei, ihr mulmiges Gefühl zu verstärken. Eine Zeitlang lagen sie stumm im Dunkeln, jeder in seinen Gedanken.
„Wenn die Berge so viel essen“, flüsterte Tesim nach einer Weile, „kriegen sie davon nicht Bauchweh?“
„Bestimmt“, überlegte Geda. „Und wenn ihr Bauch dann ganz doll rumort, dann ist das ein Erdbeben.“ Beide kicherten.
„Und wenn sie dann pupsen“, fügte Tesim an, „dann ist das ein Vulkanausbruch!“
„Iiih!“, lachte Geda. „Das muss denen doch wehtun. Ich glaube, ich möchte kein Berg sein!“
Die beiden dachten noch ein wenig über die komischen lebenden Berge nach, grinsten und kicherten in die Nacht und schliefen schließlich ein.

 

haha

Wer von euch übernimmt mal für ein Jahr meinen Job?
@Isegrims
Ich sag schon mal meinem Chef Bescheid.

äh: 3 Mio,€ per annum, oder?
danke Novak :D

 

Hi Holg!

Von der Idee her finde ich deine Geschichte gut. Ich bin nicht so tief in der Science-Fiction-Ecke drin, ich weiß auch nicht, was es da schon alles gibt, deswegen kann ich zur Originalität bloß meinen subjektiven Lesereindruck geben.

Anfangs hat mich folgendes gestört: Ich hatte lange, lange Zeit keine Ahnung, wie diese Dinger aussehen, von denen die ganze Zeit erzählt wird. Sie haben ein Auge? Ich dachte dann schon irgendwann an Vulkane, aber das war absolut nicht klar. Sicher, du kannst jetzt sagen, dass das beabsichtigt war, dass du dir das für das große Feuerwerk zum Schluss aufheben wolltest, aber dann würdest du wissentlich in Kauf nehmen, dass diese absichtlich enthaltene Information nicht im Sinne des Leser ist. Also zumindest nicht in meinem Sinne. Ich finde, im zweiten Abschnitt der Geschichte hat man schön gemerkt, dass du wirklich beschreiben kannst, dass du den Leser wirklich in einzelnen Szenen ziehen kannst, deswegen habe ich mich gefragt: Wieso hast du das nicht im ersten Teil gemacht? Also Teil zwei hatte ich wunderbar vor Augen, bei Teil eins, wie gesagt, fand ich die Idee originell, dass es Dinger gibt, die auf Planeten landen etc., aber mich hat die ganze Zeit gestört, dass ich keine Ahnung hatte, wie diese Dinger aussehen, also, ich konnte mich nicht ganz in die Story fallenlassen, weil da einfach ein großes Fragezeichen beim Lesen die ganze Zeit vor meinem inneren Auge war.

Ich fand auch, dass 400 Jahre wesentlich zu kurz sind. Da nehme ich deinen Figuren zum Schluss nicht ab, dass einige schon wieder denken: "Das ist doch Bullshit mit den fressenden Bergen!" Gäbe es solche fressenden Berge wirklich schon über eine längere Zeit, und sie würden alle 400 Jahre alles vernichten, ich lege meine beiden Hände dafür ins Feuer, dass sich unter diesem Einfluss die menschliche Kultur dramatisch hin entwickelt hätte - sämtlicher Kult/Religion hätten sich diesem wiederkehrenden Ereignis angepasst, und die Leute würden das verdammt ernst nehmen. Einer hat geschrieben, mach doch 4000 Jahre, das fand ich einen guten Einwand, würde ich auch empfehlen. UND: Ich finde, du stehst jetzt bloß am Anfang deiner Geschichte. Ich will nicht sagen, dass du daraus 'nen Roman machen sollst (kannst du natürlich gerne tun), aber mit dieser Grundkonstellation solltest du - auch bei einer Kurzgeschichte - jetzt das Spielen anfangen, irgendetwas spannendes daraus stricken, dem Ganzen Bedeutung geben, Dramatik. So liest sich das für mich wie eine nette Idee, eine nette Ausgangslage, aber ab dem Punkt, wo es wirklich spannend werden könnte, endet der Text leider. Aber bis dahin gerne gelesen! Sprachlich hat mir das auch sehr gut gefallen, du hast deine eigene Melodie, das wirkt schon gereift, das ist viel wert. Hoffe, ich konnte dir noch was sagen.

Viele Grüße!
zigga

 

Hallo Isegrims,

dir ist schon klar, dass jemand gesucht wird, der meinen Job übernimmt und das Geld bei mir abliefert, oder? Ich hab schließlich eine Familie zu ernähren.

Wenn du allerdings das Gehalt auf 3 Mio. p.a. hochverhandelt kriegst, können wir auch 50:50 teilen. :deal:



Hallo zigga,

Von der Idee her finde ich deine Geschichte gut. Ich bin nicht so tief in der Science-Fiction-Ecke drin, ich weiß auch nicht, was es da schon alles gibt, deswegen kann ich zur Originalität bloß meinen subjektiven Lesereindruck geben.
Der reicht mir völlig aus. Wir brauchen hier ja keine vergleichende Literaturwissenschaft zu betreiben. ;)

Teil zwei hatte ich wunderbar vor Augen, bei Teil eins, wie gesagt, fand ich die Idee originell, dass es Dinger gibt, die auf Planeten landen etc., aber mich hat die ganze Zeit gestört, dass ich keine Ahnung hatte, wie diese Dinger aussehen, also, ich konnte mich nicht ganz in die Story fallenlassen, weil da einfach ein großes Fragezeichen beim Lesen die ganze Zeit vor meinem inneren Auge war.
Wenn ich dich da richtig verstehe, bist du so ziemlich der einzige Leser (oder jedenfalls der erste Kommentator), der den zweiten Teil besser fand als den ersten. :eek:

Ich freue mich natürlich, dass dir die Familienszene gefallen hat. Auch wenn sie nicht ganz das erreicht hat, was ich beabsichtigt hatte, finde ich sie nämlich auch irgendwie schön (eigentlich zu schön, das ist ja gerade das Problem). Dass dich die Ungewissheit im ersten Part so gestört hat ... nun ja, das ist schon absichtlich so gemacht. Nicht um den Leser vor große Rätsel zu stellen; ich habe mich schon bemüht, peu à peu den Charakter dieser Wesen zu enthüllen, auch wenn ich vielleicht nicht alles offenlege. Aber um einerseits die Andersartigkeit dieser Aliens zu betonen und andererseits den Leser zunächst mehr auf ihr Tun und Denken schauen zu lassen als auf ihr Aussehen.

Ich habe vor längerer Zeit mal "A Deepness in the Sky" von Vernor Vinge gelesen. Es gab verschiedene Dinge, die ich an dem Buch doof fand, aber ich konnte es dennoch nicht beiseite legen, weil es eine Alienrasse auf sehr kluge Art laaangsam eingeführt hat. Die haben ganz normale, recht menschliche Dinge getan: zu Behörden gehen, Motorrad fahren, Kriege führen, Karriere machen, Kinder kriegen. Aber nach und nach hat man gemerkt, dass da einiges anders ist: wenn da mal eine zweite rechte Vorderklaue erwähnt wurde oder ein hinteres Augenpaar; es stellte sich auch langsam raus, dass manche der Wesen Giftzähne hatten, dass die Gesellschaft matriarchalisch organisiert war u.v.a.m. Und erst nach - keine Ahnung - hundert Seiten oder so wurde richtig klar, dass die Viecher spinnenartig aussehen. Hätte der Autor das an den Anfang gestellt, hätten nicht nur viele Leser die Biester eklig gefunden (in Wirklichkeit waren sie am Ende menschlicher als die Menschen, die irgendwann auf den Planeten kamen), sondern es wäre auch mein Interesse zwischendurch erlahmt und ich hätte das Buch vermutlich nicht zuende gelesen.

Ich fand auch, dass 400 Jahre wesentlich zu kurz sind. Da nehme ich deinen Figuren zum Schluss nicht ab, dass einige schon wieder denken: "Das ist doch Bullshit mit den fressenden Bergen!"
Tja, die Diskussion darüber ging ja hin und her, letztlich können wir es wohl nicht wissen.

Ich finde, du stehst jetzt bloß am Anfang deiner Geschichte. Ich will nicht sagen, dass du daraus 'nen Roman machen sollst (kannst du natürlich gerne tun), aber mit dieser Grundkonstellation solltest du - auch bei einer Kurzgeschichte - jetzt das Spielen anfangen, irgendetwas spannendes daraus stricken, dem Ganzen Bedeutung geben, Dramatik. So liest sich das für mich wie eine nette Idee, eine nette Ausgangslage, aber ab dem Punkt, wo es wirklich spannend werden könnte, endet der Text leider.
Ja, es juckt mich in den Fingern, die Idee weiterzuspinnen, da habe ich ganz verschiedene Ideen, teils aus euren Kommentaren, teils darüber hinausgehend.
Ich habe mich auch schon gefragt, ob eine Serie funktionieren könnte. Die Geschichten müssten natürlich eigenständig sein, aber das könnten sie ja auch. Sie könnten zu verschiedenen Zeiten spielen - bei der Landung der Aliens, in einer Wach- oder Schlafphase, in einem frühen oder späteren Zyklus (mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen auf beiden Seiten) - und mal von der einen oder der anderen Seite schauen. Ist aber bisher auch nur so eine Idee.

Aber bis dahin gerne gelesen! Sprachlich hat mir das auch sehr gut gefallen, du hast deine eigene Melodie, das wirkt schon gereift, das ist viel wert.
Ja, danke, das hört man gerne. Das kann aber immer nur eine Basis sein, ein Werkzeug, das ich eben auch klug einsetzen muss.

Hoffe, ich konnte dir noch was sagen.
Yep, das hast du. Danke dafür!

Grüße vom Holg ...

 

Aber lieber Holg! Die armen Kinderchen! Es gruselt mich wirklich, und dabei war das gar kein Horror.

Ich greife mal ein paar Ideen aus den Vorkommentaren auf: Ich könnte mir vorstellen, es könnte wirklich helfen, irgendwo im ersten abschnitt das Wort "Berg" einzustreuen. Das könnte genügen, um alles klar zu machen.

Die 400 Jahre: Fand ich auch zu kurz. Dabei kann ich deine Überlegungen dazu nachvollziehen. Irgendwas, scheint mir, könnte man da noch anders machen. Ich weiß keinen Rat, aber gebe halt trotzdem meine Stimme dazu ab.


Einige der Wesen hatten sich gegen sein Volk gewehrt, offenbar besaßen sie so etwas wie Technologie.
"Technologie" stört mich hier etwas. Wahrscheinlich, weil es zu allgemein klingt. Besser vielleicht: Was hatten diese Wesen denn?

Sonst alles top!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo erdbeerschorsch,

Die armen Kinderchen! Es gruselt mich wirklich, und dabei war das gar kein Horror.
Da gehörst du aber zu einer Minderheit. :D Ich glaube nicht, dass ich den Horror-Tag setzen sollte ...

Ich greife mal ein paar Ideen aus den Vorkommentaren auf: Ich könnte mir vorstellen, es könnte wirklich helfen, irgendwo im ersten abschnitt das Wort "Berg" einzustreuen. Das könnte genügen, um alles klar zu machen.
Das könnte es vermutlich. Die Frage ist, ob ich das will. Vielen hat es ja auch gefallen, das so langsam zu entdecken, und so hatte ich es auch beabsichtigt. Aber ich werde noch mal darüber nachdenken.

Die 400 Jahre: Fand ich auch zu kurz. Dabei kann ich deine Überlegungen dazu nachvollziehen. Irgendwas, scheint mir, könnte man da noch anders machen. Ich weiß keinen Rat, aber gebe halt trotzdem meine Stimme dazu ab.
Na, dann werde ich mal sehen, ob mir irgendwas einfällt, was ich da anders machen kann. :lol:
Es scheint immerhin so eine gefühlte Mehrheit zu geben, die diesen Zeitraum für zu kurz hält.

"Technologie" stört mich hier etwas. Wahrscheinlich, weil es zu allgemein klingt. Besser vielleicht: Was hatten diese Wesen denn?
Auch diese Unschärfe war beabsichtigt (was nicht automatisch heißt, dass das eine gute Idee war), deshalb schrieb ich sogar "so etwas wie Technologie". Hier wird ja aus der Perspektive der Aliens erzählt, die diese Dinge womöglich gar nicht näher kennen. (Es muss sich ja im Kontext um Waffen handeln. Aber welche? Atombomben? Konventionelle Bomben? Aus Panzern oder Flugzeugen?) Außerdem hat es sie vermutlich nicht so genau interessiert, weil diese Technologie ihnen sowieso nichts anhaben konnte.
Ich verstehe aber, dass man sich als Leser daran stören kann. Ich werde auch hierüber im Rahmen der Überarbeitung noch mal nachdenken.

Sonst alles top!
Na, das ist ja mal 'ne Quote, vielen Dank! ;)

Grüße vom Holg ...

 

Hi Holg, ein zweites Mal:

Die Sache mit der Technologie: Wenn ich so darüber nachdenke, wünsche ich mir gar nicht die Benennung konkreter Waffen (Atombomben oder was auch immer), sondern eher eine Beschreibung des Effekts. Beispielsweise, dass eben einige der beweglichen Wesen diese Berge mir lächerlichem Gerät beschossen haben. Oder dass sie winzige Feuerbläschen auf ihnen haben zerplatzen lassen. Meine Frage wäre nämlich auch: Machen sich die Berge überhaupt Gedanken darüber, dass es sich dabei um Technologie handelt? Vielleicht spucken diese Wesen das ja auch aus..?

Na, wie dem auch sei: Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein, weil ich noch zwei drei andere Dinge zu tun habe. Ich mach mich auch schnell wieder vom Acker.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo noch mal, erdbeerschorsch!

Die Sache mit der Technologie: Wenn ich so darüber nachdenke, wünsche ich mir gar nicht die Benennung konkreter Waffen (Atombomben oder was auch immer), sondern eher eine Beschreibung des Effekts. Beispielsweise, dass eben einige der beweglichen Wesen diese Berge mir lächerlichem Gerät beschossen haben. Oder dass sie winzige Feuerbläschen auf ihnen haben zerplatzen lassen.
Ja, so ein Gedanke war mir im nachhinein auch noch gekommen, aber da war der Post schon raus. Ich denke, so in der Art werde ich das machen.

Meine Frage wäre nämlich auch: Machen sich die Berge überhaupt Gedanken darüber, dass es sich dabei um Technologie handelt? Vielleicht spucken diese Wesen das ja auch aus..?
Gute Frage. Mindestens für die Reise vom Heimatplaneten zur Erde hatte ich ja von einer großen "Maschine" geschrieben, also muss die Grundidee von Werkzeugen außerhalb des eigenen Körpers den Aliens wohl vertraut sein. Andererseits können sie in oder aus ihren Körpern ja auch neue Organe bilden, Stoffe absondern usw. Wie würden also deren Waffen aussehen? Haben/brauchen sie so etwas überhaupt? Das wäre auch ein Ansatz: Die Mittel der Menschen für ihre Gegenwehr zwar als Technologie, aber nicht als Waffen zu benennen, weil die Aliens letzteres nicht kennen.

Na, wie dem auch sei: Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein, weil ich noch zwei drei andere Dinge zu tun habe. Ich mach mich auch schnell wieder vom Acker.
Ich kenn das Gefühl. Bevorzugt zu Bürozeiten ... :Pfeif:

Grüße vom Holg ...

 

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