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Ohrenschmerzen

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10.08.2016
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Ohrenschmerzen

Pieppiep der Wecker klingelt wie immer um Punkt acht Uhr. Christoph erwacht, setzt den Kaffee auf, geht duschen, zieht sich an und frühstückt. Danach holt er seinen Laptop aus dem Schrank und und macht sich an die Arbeit. Zahlen addieren, Zahlen subtrahieren, Zahlen multiplizieren...Umsatz generiert. Bis auf das Klicken der Tastatur und das pfeifen des Lüfters ist es um Christoph herum still. Nach ein paar Stunden ist seine Arbeit getan und der Laptop stumm. Er atmet entspannt ein und fängt an die Wohnung zu putzen. Der Staubsauger brummt, die Schwämme quietschen und das Wasser rauscht langsam in den Abfluss. Alles sauber.

Christoph ist zufrieden. Viele Besucher hat er nicht, aber für den Fall wird er auf alles vorbereitet sein. Zum Abendessen klopft er sich ein paar Schnitzel, setzt Kartoffeln auf und haut sich nach getaner Arbeit mit seinem Teller gemütlich vor den Fernseher. Es dämmert so langsam.

Christoph spült ab, putzt sich die Zähne und legt sich entspannt ins Bett. Draußen war es längst dunkel geworden und er fängt an über ein paar Dinge nachzudenken. Wo er morgen investiert, was er verkauft eben all das, was einem vom Schlafen abhält. Nach einiger Zeit versucht er die Gedanken langsam auszublenden, bis in seinem Kopf Stille herrscht. Es ist ruhig.

Christoph schließt die Augen und versucht einzuschlafen. Nach einem Moment wird die Ruhe allerdings durch einen leisen durchgängigen Piepton gestört. Christoph öffnet seine Augen und schaut sich um. Piep. Der Wecker ist es nicht. Der Ton wird lauter und verzerrter. Christoph steht auf und sucht die Ursache im Haus. Vielleicht ist es der Rauchmelder oder die Alarmanlage. Doch beide hängen still schweigend an der Decke. Er steigt die Treppe hinab, schaut sich in der Küche, im Wohnzimmer und in der Abstelllkammer, doch kann nirgends den Ursprung ausfindig machen.

Christoph beschließt das Geräusch zu ignorieren und legt sich wieder ins Bett. Er versucht mit aller Kraft einzuschlafen, doch je mehr er versucht seine Gedanken schweifen zu lassen, desto stärker zieht ihn der immer lauter werdende Ton zurück. Christoph kann sich nicht ablenken. Er welzt sich im Bett, presst das Kissen auf den Kopf, doch der Ton bahnt sich immer wieder seinen Weg in sein Ohr. Mit jeder Sekunde, die er im bett verbringt, hämmert das Geräusch stärker gegen seinen Schädel.

Piep. Es wird lauter und lauter. Christoph verliert die Geduld. Das piepen zieht sich wie ein dünner Faden quer durch seinen Schädel. Mit starken Kopfschmerzen will Christoph das Haus verlassen, doch mit jedem Schritt Richtung Tür, wird der Ton nur noch unerträglicher. Der Raum beginnt sich langsam zu drehen und Christoph wird schlecht. Er verliert die Geduld und rennt manisch in das Wohnzimmer zurück, weiter auf der Suche nach der Ursache.

Piep. Benebelt durch die Kopfschmerzen rastet er aus. Er wirft das Sofa um, reißt den Fernseher von der Wand und pfeffert mit brachialer Gewalt seinen Laptop auf den Boden. Piep. Das Geräusch bleibt weiterhin. Es wird allmählich so laut, dass Christoph seine Hände an die Ohren pressen muss, doch der Ton dringt scheinbar durch sie hindurch. Piep. Er hört es weiterhin in voller Lautstärke.

Piep. Nach ein paar Stunden kauert Christoph in der Ecke seines verwüsteten Wohnzimmers. Die Augen blutunterlaufen und die Hände an die Ohren gepresst. Piep. Der dünne Faden wurde allmählich zum Sägeblatt, welches ihm langsam durch die Ohren schneidet. Piep. Es hört nicht auf. Piep. Es geht immer weiter. Piep. Piep. Piep. Christoph greift sich an die Haare, reißt diese büschelweise aus. Er unternimmt alles, um sich von dem Ton abzulenken. Piep. Hysterisch lachend, macht er immer weiter, während sich das Sägeblatt im stets gleichen Tempo durch seinen Hörkanal bewegt. Er greift sich an seinen Kopf und das Piepen wird höher. Mit jeder Frequenz krallen sich seine Fingernägel tiefer in seine Kopfhaut. Er reißt sich blutige Striemen bis zur Stirn. Piep.

Piep. Christoph steht auf und taumelt langsam Richtung Küche. Das Sägeblatt schneidet sich immer weiter in sein Trommelfell. Er sucht einen Ausweg. Christoph greift sich mit jeder Hand eine Rouladennadel und rammt sie sich in die Ohren. Desto tiefer sie eindringen, desto leiser wird das schrille. Piep. Mit schmerzverzerrtem Gesicht reist er sich die Nadeln aus den Ohren während um ihm herum alles verstummt. Es ist ruhig. Christoph ist zufrieden.

Nach ein paar Sekunden bricht er erschöpft zusammen und verliert allmählich das Bewusstsein. Piep. Christoph öffnet schlagartig die Augen.

 

Hallo@Kazensis

und auch von mir ein herzliches WIllkommen hier.

Ich mag ja Texte, die mit Übertreibung in den Horror die Perspektive von Betroffenen anderen (normalen) Menschen zugänglich macht. In Deinem Fall also Tinnitus.

Pieppiep der Wecker klingelt wie immer um Punkt acht Uhr.
Klar, das "Piep" ist DAS Wort im Text :) Doch im ganzen restlichen Text kommt nur noch "Piep" und nicht mehr "pieppiep" vor. Wenn Du damit den Text abrunden willst, würde ich den Text mit "Piep." anfangen und mit "Piep." enden lassen. Mal so als Idee.

Beim Tagesablauf bin ich mir nicht ganz schlüssing, was ich damit anfangen soll. Es ist so lieblos erzählt, dass ich nicht weiß ob er mit leid tun soll, weil er schon recht einsam rüberkommt, oder ob es mir leid tut, das zu lesen, weil es langweilig ist.

Ich habe das mit dem "langweilig" bewusst geschrieben. Denn wenn deine Intension wirklich Tinnitus ist, der ja meist vom Stress her rührt, dann finde ich seinen Tagesablauf alles andere als stressig. Er fristet eher ein gelangweiltes Dasein. Daher ist mir die Motivation für das Piep nicht ersichtlich.

Zum Abendessen klopft er sich ein paar Schnitzel, ...
Ist es dann nicht ein Kottlett? (ich kenn mich da aber nicht so aus)

Nach einem Moment wird die Ruhe allerdings durch einen leisen durchgängigen Piepton gestört.
Hier finde ich es schade, dass Christoph nicht den Piep zum ersten mal hört - also auch geschrieben. Durch die Formulierung ("Die Ruhe wird gestört") empfinde ich einen gewissen Abstand zu Christoph. Eine Formulierung die mich näher an deinen Protagonisten rankommen lässt, fände ich besser. (alos z.B. "Nach einem Moment Ruhe hört er einen Piepton."

Er greift sich an seinen Kopf und das Piepen wird höher.
Meinst Du Tinnitus? Dann wird der Ton nicht höher. Außerdem: wenn der Ton immer höher wird, dann ist da Licht am Ende des Tunnels, weil der Mensch ab einem bestimmten Frequenzbereich den Ton dann nicht mehr hört. Das eintönige Piepen, immer gleichbleibend, das ist der Horror. Daher finde ich es ungeschickt, dass Du den Ton höher werden lässt.

Nach ein paar Sekunden bricht er erschöpft zusammen und verliert allmählich das Bewusstsein. Piep. Christoph öffnet schlagartig die Augen.
Das ist der einzige Absatz der nicht mit "Christoph", oder "Piep" anfängt. Sondern so normal - Schade.
Dann: Für mich passt das Verhältnis von "ein paar Sekunden" zu "allmählich" und "schlagartig" nicht.
Und dass das "Piep" einen Bewusstlosen weckt, mhm - Vielleicht verlierrt er nicht das Bewusstsein, sondern schläft halt ein. Dann kann ich mitgehen, dass ein "Piep" einen dann wieder aus dem Schlaf reist.

Soweit meine Anmerkungen, Ich hoffe das hilft Dir weiter :)

Piep.
pantoholli

 

Hallo Kazensis,

ich habe eigentlich nur eine kleine grundlegende Anmerkung, die ich kurz auf die Schnelle loswerden möchte: Lies dir deinen Text mal laut vor, oder nehme ihn sogar auf, um die Aufnahme danach anzuhören. Du würdest sehr schnell feststellen, welche Passagen dir selber gefallen und an welchen es noch ein wenig ruckelt. Vor allem würde dir aber die aus meiner Sicht etwas eintönige Struktur der Sätze auffallen:

Christoph erwacht
Christoph ist zufrieden.
Christoph spült ab,
Christoph schließt die Augen
Christoph öffnet seine Augen
Christoph beschließt K das Geräusch (...)
Christoph kann sich nicht ablenken.
Christoph verliert die Geduld.
Christoph greift sich an die Haare
Christoph steht auf und taumelt
Christoph ist zufrieden.

Zugegeben, es gibt sicher Leser, denen diese Art zu schreiben gefällt, aber ich finde sie auf die Dauer eher nervtötend. Versuche doch mal, mit den verschiedenen Strukturen der Sätze ein wenig rum zu experimentieren, da ergeben sich manchmal ganz neue Möglichkeiten, fast wie bei einem Puzzle.

Mehr ist es von mir heute nicht, zumal ich es schade finde, dass du weder auf die Kommentare bei deiner vorherigen Geschichte geantwortet, noch auf die Kritiken mit einer Überarbeitung eingegangen bist. Ist immer schöner, wenn man eine Rückmeldung zu seinen Eindrücken bekommt, um zu sehen, ob der Autor etwas mit den Anmerkungen anfangen konnte, verstehst du?

liebe Grüße,
SCFuchs

 

Hallo Kazensis

Für mich hört sich deine Geschichte sehr abgehackt an... Es fliesst nicht und ich hatte manchmal den Impuls aufzuhören zu lesen. Ich frage mich auch, wie du auf den Titel kommst... natürlich ist der Piep in den Ohren, aber auch doch mehr im Kopf.
Ich fragte mich auch, warum er vor dem Zähneputzen noch spült, da ich den Eindruck hatte, dass er zufrieden war mit seinem Tagwerk.
Ansonsten mag ich eigentlich klare eher kurze Sätze aber hier schliesse ich mich meinem Vorschreiber an. Es war schon etwas nervtötend ....
Liebe Grüsse silea

 

Hallo Kazensis,

Danach holt er seinen Laptop aus dem Schrank und und macht sich an die Arbeit.

Er steigt die Treppe hinab, schaut sich in der Küche, im Wohnzimmer und in der Abstelllkammer (um), doch kann nirgends den Ursprung ausfindig machen.

Die Grundidee der Geschichte gefällt mir gut, schon der Gedanke daran, wie sich dieser permanente Lärm anfühlen muss, ist extrem unangenehm. Mit der richtigen Ausarbeitung, kann man eine fiese kleine Story daraus machen.
Was ich dir auf jeden Fall raten würde, ist den Protagonisten mehr auszuarbeiten, ihm Tiefe zu geben und ihn der Leserschaft näher zu bringen.
Am Anfang könnte er sich zum Beispiel bettfertig machen und den Tag Revue passieren lassen. Dadurch müsstest du nicht den ganzen Tag beschreiben, sondern kannst dir bestimmte, für ihn interessante Passagen aussuchen und mit seinen Gedanken und Empfindungen dazu kombinieren.
So ist der Anfang eine lieblos wirkende Aufzählung und der Leser schaltet innerlich schon ab.
Auch den Rest würde ich mehr verschnörkeln. Du hältst dich an deinen roten Faden und folgst ihm geradlinig von Anfang bis Ende. Lebendigkeit erhält eine Geschichte aber oft durch das, was links und rechts passiert.
Hat er nicht vielleicht irgendwo versucht, Hilfe zu holen, panisch einen Freund angerufen? Oder ist rausgelaufen und hat einen Passanten, der noch spät unterwegs war, zu Tode erschreckt?
Nimm dir nochmal Zeit für die Story und überleg, wie du vom roten Faden ablenken kannst.

Liebe Grüße
Ariane

Mit jeder Sekunde, die er im Bett verbringt

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kazansis,
ich nehme an, du leidest unter Tinnitus, deswegen auch diese Geschichte. Ein Thema, über das so gut wie nie geschrieben wird. Allerdings gibt es auch nicht sonderlich viel her. Am Ende wurde es ein wenig überraschender. Vielleicht wäre es besser, wenn Christoph sich die Nadeln am Ende zu weit und tödlich in die Ohren steckt. Klingt fies, aber immerhin ist dies eine Horrogeschichte. Das Wort "pieps" wird zu oft benutzt, finde ich. Ansonsten sind mir noch ein paar kleine Fehler aufgefallen.

[QUOTEDanach holt er seinen Laptop aus dem Schrank und und macht sich an die Arbeit.][/QUOTE]
zwei mal und hintereinander

is auf das Klicken der Tastatur und das pfeifen des Lüfters ist es um Christoph herum still

und dem Pfeifen

Wo er morgen investiert, was er verkauft (,) eben all das, was einem vom Schlafen abhält.

Er steigt die Treppe hinab, schaut sich in der Küche, im Wohnzimmer und in der Abstelllkammer (um), doch kann nirgends den Ursprung ausfindig machen.

Er welzt sich im Bett, presst das Kissen auf den Kopf, doch der Ton bahnt sich immer wieder seinen Weg in sein Ohr.

er wälzt sich


Viele Grüße
Jonni

 

Hallo Kazensis,

falls in der Geschichte Tinnitus beschrieben wird, was hier manche Kritiker vermuten, ist das "Piep" unpassend, weil es auf einen kurzen Ton hindeutet. Die Grundidee ist gut, der Horror ist vorstellbar. Die Umsetzung jedoch finde ich eher mau. Die Handlung erscheint mir zu sehr komprimiert. Dass du das Präsens gewählt hast, finde ich jedoch interessant. Hattest du einen bestimmten Grund?

Christoph greift sich mit jeder Hand eine Rouladennadel und rammt sie sich in die Ohren.
Vermutlich ist hier der Gehörgang gemeint. Sich die Ohren zu durchstechen ist ja nichts Besonderes.

Christoph öffnet schlagartig die Augen.
Ah, das alte Horrormem. Da liegt jemand, scheinbar tot, und plötzlich reißt er die Augen auf. :D

Es gibt übrigens viele Stellen in deiner Geschichte, bei denen ein Komma optional ist, aber für die bessere Lesbarkeit gesetzt werden sollte.

Gruß
Leif

 

Hallo Kazensis,

ich war sehr lange nicht mehr hier, und deine Geschichte ist die erste, die ich nach dieser langen Pause gelesen habe.
Ich mag es, wenn man mir ganz klar sagt, was (subjektiv!) an einer KG nicht funktioniert oder gefällt, deswegen mache ich das auch bei dir.

Ich musste mich zum Ende durchkämpfen. Spätestens in der Mitte der KG hatte ich das Interesse verloren, zu erfahren, was es denn mit diesem "Piep" auf sich hat. Und als ich dann das Ende erreicht hatte, war ich sehr enttäuscht, weil du die bequeme Lösung gewählt hast: der Prota wacht auf. Für mich bedeutet es: der ganze Horror war bloß fiktiv, Traum, was auch immer. Da fühle ich mich vom Autor immer irgendwie betrogen.
Ich frage mich auch, was es der Geschichte bringt, zu erfahren, was dein Prota abends so alles tut. An deiner Stelle würde ich alles rausschmeißen, was der KG nicht dient. Ich weiß, da gehen die Meinungen ein wenig auseinander, habe ich allerdings schon zu Beginn das Gefühl, mich durch ausschmückende Unnötigkeiten kämpfen zu müssen, lese ich meist nicht zu Ende. Du hast dir jedoch Mühe damit gegeben, diese Geschichte zu schreiben und willst damit ja auch etwas vermitteln, deswegen würde ich an deiner Stelle jeden Satz ganz streng ansehen und überlegen, ob er nötig ist. Nun ist es aber auch so, dass es durchaus Sätze, ja ganze Absätze, in KGs und Romanen geben kann, die nur scheinbar unnötig sind, jedoch Grundlegendes zur Atmosphäre etc. beisteuern. Das ist m.E. hier aber auch nicht der Fall.

Denk dran: alles, was ich hier gesagt habe, ist höchst subjektiv. Darüber hinaus tu ich mich sowieso schwer mit KGs, die Horror irgendeiner Art vermitteln möchten.

Ich hoffe, du bist mir jetzt nicht böse. Schreib weiter, ich bin gespannt!

Liebe Grüße,
PSS

 

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