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Kampf mit einer Schlange

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30.09.2016
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Kampf mit einer Schlange

Ich sitze jetzt seit drei Stunden da und starre auf die Tür. Ab und zu hört man ein leises Zischen, gepaart mit einem Klopfen hier und da. Hoffentlich ist die Tür stabil, naja wollen wir mal nicht paranoid werden. Wobei, paranoider als jetzt geht es doch nicht mehr. Wie war es dazu gekommen? Sekunde… Ich war im Garten, beim morgendlichen Umschauen in der Nachbarschaft als der Postbote klingelte. „Guten Morgen“… „Morgen…“ „Dankeschön. Schönes Wochenende!“ „Danke, auch so!“ Martin Rausner, Königsallee 15, 59560 Berlin. Der Absender ist chinesisch oder koreanisch oder beides. Ist auch scheiß egal, wichtiger ist was ich jetzt mache. Nochmal nachdenken… Die Daniel Wellington Uhr, Druckerpatronen, zwei Festplatten… Nein, nichts mehr auf dem Weg zu mir. Oder? Moment, war da noch… nein. Will mich jemand umbringen? Wenn nicht durch die verdammte Schlange in meinem Wohnzimmer, dann mindestens durch den Herzinfarkt, den ich in zwei Minuten haben werde. ZZZZZzzzzsch
Mein Gott. Sitzen bleiben, Ruhe bewahren, verrückt werden. In dieser Reihenfolge bitte. Vielleicht liegt es am Wein. 0,75 Liter allein können ja schon Auswirkungen zeigen. Aber das ist jetzt mindestens 10 Stunden her. Schwachsinn, die sind hinter mir her! Ich werde nie wieder in Ruhe Spazieren gehen können, oder in Frieden Sex haben. Immer den Tod oder besser den Henker im Nacken. Nicht durchdrehen, das ist nur eine süße kleine Schlange. Ein Schlängchen. Wahrscheinlich noch nichtmal giftig. Oder nur ein bisschen aber nicht so, dass es lebensgefährlich werden könnte. Eine Verwechselung, ja so ist es. Dean aus Jennys Klasse erwartet ein neues Exemplar für die Sammlung. Per Post, luftdicht verschlossen. Niemals. Mord! Wohin mich das Zeugenschutzprogramm wohl bringt? Le plan de la tour vielleicht. Durchgehend 23 Grad und Abgeschiedenheit. Perfekt. Nein, absoluter Mist. Doch nicht wegen einer scheiß Schlange, noch dazu einer nur etwas giftigen. Wie konnte die da drin überleben? Luftdicht verschlossen. Vielleicht war sie das garnicht. Kleine Luftlöcher reichen schon für so ein monströses Mistvieh. Das ist die giftigste Schlange, die je aufgrund eines Mordauftrages verschickt wurde. Aber warum ich? Warum nicht der Vatter von den Griesbachs… oder Frau Woischnik. Nein, ich soll sterben. Nein, ich soll mich nur ein paar Tage um die Schlange kümmern, das ist alles. Absolut nett gemeint, nur fragen hätte man vorher gekonnt. Die Tür sieht noch genauso aus wie vor drei Stunden. Aber dahinter? Die Möbel eingeschleimt in grünem, stinkenden Modder. Das ist kein kleines Schlängchen, das ist ein Riesen Reptil. Solche Exemplare sollten garnicht mehr auf dem Planeten existieren. Drei Centimeter dicker Schleim, hochgiftiger Schleim. Wer diesen Raum betritt, der soll von mir gewarnt sein. Es würde mich nicht wundern, wenn das Monster schon ein, zwei Dekoexemplare verspeist hätte. Nicht aus Hunger, lediglich um meinen Herzinfarkt, der ohnehin bald kommen würde, beim Betreten noch zu beschleunigen. Alles Quatsch. Das ist nur ein kleines Reptil, ein Haustier. Und auch nur ein kleines bisschen giftig, etwa wie der Stich einer Biene. Der einzige Unterschied besteht wahrscheinlich darin, dass besagte Biene in Stücke gefetzt würde bei einem Aufeinandertreffen. Oder sie würde dem Monstrum einen tödlichen Stich versetzen, was meine gröbsten Probleme erstmal lösen würde. Genug gesponnen. Keine Zeit mehr verlieren, handeln. Aber wie handeln? Ich lass mich doch nicht beißen wie ein Idiot, der in sein eigenes Verderben rennt. Ich rufe die Polizei, sollen die sich doch beißen lassen. Gleich, erst nochmal horchen. Nichts, Ruhe. Da ist keine Schlange, der Wein hat gestern wohl doch nur sein Übriges getan. Vielleicht war es doch nur die Uhr im Paket. Aus China, warum nicht. Wie schon, eine neue Daniel Wellington Uhr. Schschschzzzz
Keine Uhr. Mein Tod. Wenn ich nicht schnell genug die Polizei rufe, frisst sich dieses Vieh noch durch die Tür und stellt sich mir vor. Guten Tag, mein Name ist Martin. Darf ich fragen, was sie in eine solch wütende Verfassung getrieben hat? Wir kennen uns nichtmals. Ich denke, sie sind falsch bei mir. Schön wärs. Das Vieh ist goldrichtig, ich soll ja schließlich getötet werden. Gebissen werden und dann langsam krepieren. Das hätten die wohl gerne. Noch nichtmal persönlich vorbeikommen, nein, eine scheiß Schlange rüberschicken. In einem luftdichten Packet. Fast luftdicht. Du darfst jetzt nicht vergesslich werden, messerscharf musst du denken. Du warst im Garten, da kam der Postbote. Was war das für ein Lieferdienst? Kein DHL, UPS auch nicht. Da fängt der Krimi doch schon an. Wahrscheinlich bin ich dem ersten Mitglied der Verschwörung gegen mich bereits an der Haustür begegnet. „Schönes Wochenende…“ Auch so du blödes Arschloch. Wie geht es unserem Mistvieh? ZZZschschsch
Sehr schön, hervorragend. Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie mir den Fernseher lassen könnten, danke. Wovon lasse ich mir hier Angst machen? Was bringt das Prachtexemplar auf die Waage? 5 Kilo? 50? 500 Gramm? Genug gesessen. Ich muss mich bewaffnen: mal schauen, der Besenstiel aus der Küche, dazu ein zwei Messer, die kann ich mit dem Panzertape aus meinem Zimmer an den Stiel kleben. Wäre doch jemand hier. Zu zweit oder zu 1000 wäre das sicher ein einfacherer Kampf, aber gut. Speer, feste Schuhe und Ofenhandschuhe. Dazu lange Ärmel und Jeans. Was, wenn sie mir in den Hals beißt, oder ins Auge? Zum Glück bin ich allein, wie sehe ich nur aus… Nein, warum ist niemand hier? Warum lässt man mich alleine ins Gefecht ziehen, gegen 30 Schlangen. Ich habe in Indianer Jones gesehen, wie es mit diesen Viechern funktioniert. Vielleicht sind es schon 300. Sonnenbrille und Schal. Schell doch nochmal an, du verfluchte Dreckssau, dann steche ich dich ab. Nein, erst die Schlange und dann langsam hocharbeiten, bis zum Auftraggeber. In dieser Montur schaffe ichs nichtmal zur nächsten Bushaltestelle. Egal, eins nach dem anderen. Schschschzzz
Ja genau, erzähl es mir. Was magst du noch loswerden, bevor es dir an den Kragen geht? Wusstest du, dass Schlange mein Lieblingsgericht ist? Ich werde alle einladen, auch die alte Frau Wedeking, zum Schlangeessen. Wir müssen sogar noch etwas einfrieren, soviel isst kein Mensch an einem Tag. Doch, du isst so viel an einem Tag, du verdammter Hurensohn. Mein Wohnzimmer, mein Grundstück, meine Gerechtigkeit. Was haben sie noch zu sagen? Jetzt oder nie. Den halben Tag habe ich mit dir verschwendet. Schau mich an, was willst du noch finden an mir, wo deine widerlichen Zähne rein jagen? Hohl noch einmal Luft, ein letztes Mal.
3, 2, 1
Seit fünf Stunden hocke ich hier. Dunkel, ekelhaft stinkend und so einsam, dass ich mir selbst Frau Wedeking, die Alte, als Gesellschaft vorstellen könnte. Glaubst du hast gewonnen, hmm? Aber wie geht das mit dem bösen Wolf aus? Schlaf dich aus, fühl dich sicher. Jetzt weiß ich, wofür ich das Schweizer Taschenmesser gekauft habe, wo es doch immer so störend in der Hosentasche gewartet hatte. Warte ab du Biest, warte bis ich dir den tödlichen Stich versetze. Atme, atme, atme und goodbye. Und nochmal, und nochmal, und reißen. Vergiss das Atmen nicht, gleich hast du es geschafft. Und nochmal, ja, jetzt hast dus. Was für ein ekelhaftes Vieh. Jetzt aber, in 1000 Stücken, trägt es fast zur Zimmerdecke bei. Richtig, das Blut gleicht eher einem Doppelmord-Tatort, aber anders ging es nicht. Dass es in so einer Schlange so elendig einsam zugehen würde, darauf wäre ich von selbst nie gekommen. Nicht die Dunkelheit, nicht der bestialische Gestank, nein, die Einsamkeit innerhalb dieses Mistviehs ist das Schlimmste in ihm. Ähnlich habe ich mich zuletzt im tiefsten Winter anderen Bahnhaltestelle gefühlt, abends um halb 10. Jetzt ist es geschafft, die Bahn ist angekommen und ich bin wieder im Warmen. Wieder Herr meines Eigentums und meiner selbst. Atme durch, tief durch und leg die Füße hoch. Wie lange hatte das Bangen, der Kampf gedauert? 8, 9, 10 Stunden? Jetzt wo es vorbei ist, fühlt es sich an wie drei Minuten. Oder fünf. Ah, das Morgenprogramm. Ich sollte heute den Fernseher abstauben. Sind das die Reifen des Postwagens? „Guten Morgen“… „Morgen…“ „Vielen Dank… Auch so.“ Was für eine schöne neue Uhr, ob sie wohl wasserdicht ist?

Ende

 

Hallo MartinRausner,

herzlich willkommen bei den Wortkriegern. Damit eine Geschichte gelesen wird, sollte sie möglichst fehlerfrei sein und sie sollte so formatiert sein, dass sie gut lesbar ist:

... als der Postbote klingelte. „Guten Morgen“… „Morgen…“ „Dankeschön. Schönes Wochenende!“ „Danke, auch so!“ Martin Rausner, ...
Da muss man viel Zeit und Mühe verwenden, um den Fließtext zu verstehen. Eine wichtige Regel lautet deshalb: Zeilenschaltung bei Wechsel der redenden Person:
... als der Postbote klingelte.
„Guten Morgen“…
„Morgen…“
„Dankeschön. Schönes Wochenende!“
„Danke, auch so!“
Martin Rausner,
Dann fällt auch gleich ins Auge, dass die ... nach Morgen zu streichen sind.

Inhaltkich ist dieses Selbstgespräch ? streckenweise irritierend. Zum Beispiel:

Sitzen bleiben, Ruhe bewahren, verrückt werden. In dieser Reihenfolge bitte.
Soll das ein Gag sein? Ich frage mich immer ernsthafter beim Weiterlesen, ob der Redner (Denker ?) zunehmend verrückt wird.

Seit fünf Stunden hocke ich hier. Dunkel, ekelhaft stinkend und so einsam
Der Prot ist einsam - das nehme ich ihm ab. Vielleicht stinkt er auch (vor Angst oder Schlimmerem), ekelhaft passt schon nicht so recht und dunkel?

Glaubst du, du hast gewonnen, hmm?
Fehlt da das fett geschriebene?

Dass es in so einer Schlange so elendig einsam zugehen würde, darauf wäre ich von selbst nie gekommen.
Nee, darauf würde ich im Traum nicht kommen. Wie kann man den 1000 Stücken die Einsamkeit ansehen?

im tiefsten Winter an der Bahnhaltestelle gefühlt, abends um halb zehn.
Zahlen ausschreiben - kommt gleich noch mal.

Also Seltsam -o.k. - aber Philosophie? Diesem mir sehr wirr erscheinenden Stück vermag ich keine philosophischen Aspekte zu entnehmen.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo Jobär,

könnte die Schlange den Protagonisten nicht auch verspeist haben?
Und zunehmend verrückt scheint er unausweichlich zu werden, eventuell auch als Ausflucht des Schreibstils aus der literarisch gezwungenen Form? Wie denkt ein verrückt Werdender...

Liebe Grüße

Martin

 

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