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Hautkontakt

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06.10.2015
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Hautkontakt

Auf meiner linken Handfläche steht 'Romy' geschrieben. Mit blauem Kugelschreiber, in Blockschrift. Das O ist dick und rund, wie ein Kreis, der mich einschließen will. Ich zittere. Schließe die Hand zur Faust. Romy ist weg. Öffne die Hand erneut. Romy ist wieder da. Ich atme ein und ein und ein, komme kaum mit dem ausatmen nach. Ich lasse mich nicht einschließen. Ich habe mir das selbst auf die Hand geschrieben. Das Hotelzimmer wirkt kalt und fremd, aber es ist diese Woche schon das zweite mal, dass ich hier aufwache, ohne Erinnerung wie ich hierhergekommen bin, oder warum. Aber meine Os sind nicht dick und rund, meine Os sind dünn und oval, kläglich und schüchtern, nehmen kaum Platz ein. So wie ich. Ich habe das nicht geschrieben. Alles ist verkehrt. Ich wasche mir den Namen mit der fruchtigen Hotelseife von der Hand bis meine Haut an der Stelle gerötet ist. Ich verstecke Romy, leugne sie, will nichts mit ihr zu tun haben, tue so, als gäbe es sie nicht. Ich habe mir das selbst auf die Hand geschrieben.

Mein Herz rast immer noch, als ich meine Sachen zurück in die kleine Reisetasche packe – genug Gewand für drei bis vier Tage, Make up, ein Buch das ich noch nie gelesen habe, in dem aber trotzdem einige Passagen mit rosa Textmarker angefärbt sind, mein Portemonnaie, das sich um einiges leichter anfühlt als gestern. Die Dame an der Rezeption fragt mich, ob ich auschecken möchte, als ich ihr wortlos den Zimmerschlüssel hinlege. Ich nicke. Sie lächelt höflich, nimmt den Schlüssel an sich, lässt mich gehen. Ich habe wohl schon bei meiner Ankunft bezahlt. Kann sie mir ansehen, dass ich mich nicht mehr daran erinnere? Ich fühle mich unbehaglich, gebe dem drängenden Fluchtinstinkt nach und mache mich auf den Heimweg.

Zuhause kann ich den Fernseher bereits im Flur hören. Mama ist um diese Uhrzeit noch im Büro, aber seit Onkel Marius vor zwei Wochen bei uns eingezogen ist, ist das Teil ständig an. Das Wohnzimmer hat sich vorläufig in sein Zimmer verwandelt, da Mama und ich es ohnehin nur selten benutzen, und kein Gästezimmer vorhanden ist. Unsere Devise ist, dass Familie füreinander da ist. Nachdem mein Vater uns kurz nach meinem vierten Geburtstag verlassen hat, hat Onkel Marius uns unterstützt, wo er nur konnte, den Babysitter gespielt und mich oft von der Grundschule abgeholt.

"Franziska?"

"Ja."

Mein Onkel hat mich wegen dem Fernseher wohl nicht gehört, denn nun verstummt das Gerät.

"Franziska? Bist du das?"

"Ja", wiederhole ich, während ich eine Toastscheibe in den Toaster stecke. Als ich einen Teller aus dem Regal hole, höre ich schlurfende Schritte. Onkel Marius steht im Türrahmen.

"Alles okay bei dir?" Er sieht mich durch seine dicken Brillengläser eindringlich an. "Du hast gestern Abend ziemlich überstürzt das Haus verlassen. Deine Mutter hat sich Sorgen gemacht."

"Ja..." Ich starre den Toaster an. "Alles okay."

"Du weißt, dass du mit mir reden kannst, wenn was ist." Marius steht jetzt neben mir. Mein Herz rast. Die Toastscheibe schießt in die Höhe und ich greife nach ihr. "Das mein ich ernst, für meine Nichte hab ich immer Zeit."

Ich mache einen Schritt zur Seite, streiche die Butter hastig auf das Toastbrot und streue versehentlich zuviel Zimt obendrauf.

"Ich weiß, danke." Ich werfe ihm ein oberflächliches Lächeln zu, bevor ich aus der Küche eile. In meinem Zimmer lasse ich mich aufs Bett fallen, beiße in den Zimttoast und starre eine Weile lang die weiße Decke an. Ob Mama ihm von meiner Angststörung und der Depression erzählt hat? Ich fühle mich seltsam entblößt, ziehe die Beine an den Oberkörper und umschlinge sie mit den Armen.

Als ich mich später ausziehe, um zu duschen, merke ich, dass mein Körper in Blockbuchstaben gehüllt ist. Blaue Kugelschreibertinte bedeckt meine Unterarme und die Oberschenkel, als wäre meine Haut ein Blatt Papier auf das jemand eine Nachricht gekritzelt hat. Mir wird schwindlig. Ich setze mich in die Dusche, mache das heiße Wasser an, versuche mich zu beruhigen. Ich weiß nicht, wieviel Zeit vergeht, bis ich mich endlich dazu durchringe, wieder an mir hinunterzusehen. 'Bleib bitte im Hotel', steht da, auf meinem linken Arm. Darunter, in noch größeren Buchstaben 'Sei vorsichtig'. Ich schließe die Augen, versuche, meine beschleunigte Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Einatmen 1-2-3, ausatmen 1-2-3-4-5. Das Wasser rieselt auf mich runter, Dampf füllt die Duschkabine. Manchmal habe ich das Gefühl, dass bestimmte Augenblicke meines Lebens nicht mir gehören. Ich kann es nicht erklären, aber manchmal verschwinde ich. Manchmal ist da jemand anders. Manchmal ist da Romy. Ich öffne die Augen wieder. 'Du darfst deinem Onkel nicht trauen', lese ich auf meinem anderen Arm. Die gleichen Warnungen zieren meine Oberschenkel.

Ich stehe abrupt auf, greife nach dem Duschmittel und beginne, mich damit einzureiben. Da wir keinen Schwamm haben, schrubbe ich meine Haut wie verrückt mit den Fingerspitzen, um die dunkle Kugelschreibertinte loszuwerden. Noch nie zuvor hat Romy mehr als ihren Namen auf meine Handfläche geschrieben. Verliere ich den Verstand? Ich schrubbe und schrubbe, wobei mir jegliches Zeitgefühl entgleitet. Die Nachrichten verblassen, werden mit dem Wasser in den Abfluss gespült, haben sich jedoch in meine Gedanken eingenistet und erzeugen raue Panik, die ich nicht abschütteln kann.

Am nächsten Morgen schlucke ich eine Xanor und gehe zur Schule. Dort bin ich eine Weile lang abgelenkt. Erst als ich am Nachmittag wieder nach Hause komme und Onkel Marius in der Küche vor sich hin pfeifen höre, kehrt das beklemmende Gefühl in meiner Brust zurück. Ich will lautlos in mein Zimmer verschwinden, aber er erscheint im Flur, bevor ich mich zurückziehen kann. Er trägt Mamas bunte Küchenschürze und sieht ziemlich zufrieden mit sich aus. Sei vorsichtig, schießt es mir in den Kopf, obwohl ich nicht weiß, weshalb ich vorsichtig sein soll. Aus irgendeinem Grund traut Romy Onkel Marius nicht, soviel ist mir seit gestern klar.

"Gut, dass du da bist, dein Timing könnte nicht besser sein. Ich hab Alfredo pasta für uns gemacht. Das einzig gute, das von meiner Ehe mit Rosina gekommen ist, wenn man so will: italienische Rezepte. Na ja, eine handvoll zumindest. Ein Meisterkoch war ich ja noch nie. Komm, setz dich."

Ich folge ihm zögerlich ins Esszimmer, setze mich an den gedeckten Tisch. Oma war Italienerin, ist aber nach Österreich gezogen, bevor sie Mama und Marius bekommen hat. Unsere italienischen Wurzeln locken Mama und mich beinahe jeden Sommer in die Toskana und ans Meer, aber das ist auch schon alles, wir sprechen die Sprache nur sehr gebrochen und haben auch sonst nicht viel Italienisches an uns. Bis auf Onkel Marius. Er hat sich vor Jahren in Italien verliebt und ist dort geblieben, bis seine Ehe mit Rosina vor kurzem an ihrer Untreue gescheitert ist.

"Stella hat angerufen, dass sie heut erst spät aus dem Büro kommt. Viel Arbeit im Moment", fährt er fort, als er den Topf auf den Tisch stellt und mich erwartungsvoll ansieht. Ich nicke und schaufle mir eine kleine Portion auf den Teller. Du darfst ihm nicht trauen. Mein Bauch verkrampft sich. Marius kaut sein Essen ziemlich laut, vielleicht kommt es mir aber auch nur so vor. Ich antworte nur knapp auf seine Fragen über die Schule, Freunde und meine momentanen Interessen. Als wir fertig sind, nimmt er die leeren Teller und steht auf. Beim vorbeigehen streicht er mir kurz und ganz leicht über die Wange, lächelt, wartet auf meine Reaktion. Ich weiß nicht, was ich tun soll, und so tue ich, als wäre nichts passiert. Die Nudeln liegen mir schwer im Magen.

'Was soll ich machen?' schreibe ich mit Kugelschreiber auf meine linke Handfläche, in Kursivschrift, das O dünn und oval, mein O. Ich sitze auf dem Bett. Ich will nicht mehr so tun, als wäre Romy ein Teil von mir, den ich vor mir selbst verstecken muss, weil ich ihn nicht erklären kann. Ich bin ich, und ich weiß nicht, ob das bedeutet, dass ich verrückt bin, aber irgendwie ist Romy auch ich. Ich bin Franziska. Ich bin Romy. Ich kann mich nicht genau erinnern, wie lange das schon so ist, aber es ist ermüdend, mir immerzu vorzulügen, dass es anders ist.

Abends fällt es mir schwer, einzuschlafen. Ich wälze mich von einer Seite auf die andere, blicke immer wieder aus dem Fenster, zum Mond, der sichelförmig am Himmel scheint, und zum Kastanienbaum, dessen Zweige und Blätter im Wind tanzen. Was soll ich machen? Die Frage geistert mir immer noch im Kopf herum. Seit einem Jahr gehe ich regelmäßig zu einer Psychiaterin. Es hilft, mit jemandem über meine Sorgen, Ängste, und die regnerischen Tage reden zu können, aber gewisse Dinge kann ich niemandem anvertrauen. Romy fällt in diese Kategorie. Als ich zehn war, hat Romy eins von Mamas Büchern gelesen, und Mama war wütend, dass danach etliche Sätze mit rosa Textmarker angestrichen waren. So schmiert man nur in Schulbüchern herum, hat sie geschimpft, und mir nicht geglaubt, dass Romy das war. Sie hat nur mit einem genervten Seufzen gemeint, dass ich die lächerlichen Ausreden lassen soll und dass ich zu alt für imaginäre Freunde sei. Das war das einzige Mal, dass ich Romy erwähnt habe. Onkel Marius hätte mir geglaubt, er hätte gewusst, dass ich mich kaum für Bücher interessiere, sondern viel lieber male, aber zu dem Zeitpunkt war er schon in Italien und ich hatte niemanden mehr, der auch nur ansatzweise versucht hätte, mich zu verstehen.

Als um halb sieben mein Wecker läutet, bin ich schon seit zwanzig Minuten wach. Die Frage, die ich mir am Vortag auf die Hand geschrieben habe, ist weg. Stattdessen steht da jetzt in Blockbuchstaben: 'Versuch dich an Juli 2007 zu erinnern.' Mehr steht da nicht. Meine Arme und Beine sind frei von Kugelschreibertinte, ich habe extra nachgesehen. Juli 2007. War das nicht das Jahr, in dem Mama nicht frei bekommen hat und Onkel Marius mich in den Ferien für zwei Wochen mit in die Toskana genommen hat? Ich bin mir nicht sicher, das liegt beinahe zehn Jahre zurück.

"Franzi?" Mama klopft an die Tür. "Bist du wach?"

"Ja!" rufe ich zurück und krame meine Schulsachen zusammen. Marius schläft noch am Sofa im Wohnzimmer, als ich aus meinem Zimmer komme.

"Hast du unsere alten Fotoalben noch?", frage ich und weiß, dass meine Frage überraschend kommt. Sie sieht von ihrem Kaffee auf.

"Die müssen in der Schachtel unter meinem Bett sein. Wieso, was willst du denn damit?"

"Nichts besonderes, ich will sie nach der Schule nur mal durchblättern." Ich zucke mit den Schultern. "Nostalgie."

Die nächsten sieben Stunden ziehen sich in die Länge, als würde mich etwas davon abhalten wollen, herauszufinden, was im Juli 2007 passiert ist. Ich kann mich an die Sommermonate nur bruchstückhaft erinnern. Als ich endlich von der Schule nach Hause komme, wird meine Vermutung bestätigt. 'Sommer 2007, Marius und Franziska in Follonica', steht da neben den ersten Fotos. Ich sitze am Fußboden vor Mamas Bett, das Album im Schoß. Da bin ich, am Strand von Follonica hinter einer stolzen Sandburg, eine rote Plastikschaufel in der Hand, auf meinen Lippen ein breites Grinsen. Ich vor einem Fischerhaus, eine Tüte Erdbeereis in der Hand, das in der Sonne schmilzt und mir auf die Finger tropft. Ich lache in die Kamera. Ich blättere um, da ist ein Bild von unserem Hotelzimmer, hellblaue Wände und große Betten mit weißen Kissen. Ich erinnere mich, wie riesig und luxuriös mir die vielen Kissen damals vorgekommen sind, ich habe mich wie eine Prinzessin gefühlt. Sonnenprinzessin, so hat mich Onkel Marius genannt, jetzt fällt es mir wieder ein. Meine kleine Sonnenprinzessin, hat er gesagt, und mir behutsam durch die langen, blonden Haare gestrichen. Je länger ich mir das Foto vom Zimmer ansehe, desto mulmiger wird mir. Es folgen einige Bilder vom Strand und der Umgebung. Ich blättere erneut um. Onkel Marius und ich sind in der Stadt, stehen vor einem alten Gebäude, blinzeln gegen die Sonne. Er hält mich an der Hand. Es gibt noch einige Fotos, auf denen wir beide zu sehen sind und Grimassen schneiden, auf dem Rest bin nur ich. Juli 2007. Marius und ich in Follonica. Einige Erinnerungen kommen wieder. Wie ich ihn am Strand im Sand eingegraben habe. Wie er gelacht hat, als nur noch sein Kopf herausgeschaut hat. Wie wir ganze Nachmittage damit verbracht haben, Muscheln zu sammeln. Aus der schönsten hat er mir eine Kette gemacht, ich erinnere mich vage daran. Weiß war sie, und an der Spitze zart rosa. Die Muscheln waren mein größter Schatz, aber sie müssen im Laufe der Zeit verloren gegangen sein. Auf manchen Fotos trage ich ein weißes Baumwollkleid mit Sonnenblumen und einer gelben Masche am Rücken. Ich werde nachdenklich, als mir wieder einfällt, wie verrückt ich nach diesem Kleid war. Ich hätte es am liebsten jeden Tag angezogen, und Onkel Marius mochte es auch. Mehr Erinnerungsfetzen. Ich, abends im Hotelzimmer, ich bin stur, will das Kleid nicht ausziehen. Ich möchte darin schlafen und am nächsten Morgen darin aufwachen, das wäre doch praktisch, aber Onkel Marius will davon nichts wissen. Er packt mich, macht sich am Reißverschluss zu schaffen, zieht mir das Kleid aus. Kuschelt sich zu mir ins Bett, flüstert mir liebe Sachen ins Ohr und ich fühle mich ganz seltsam. Seine Hände sind kalt und doch zärtlich.

Ich erinnere mich an Juli 2007.

Ich öffne die Augen. Ich habe ein Fotoalbum in den Händen und schlage es zu, verstaue es wieder in der Schachtel unterm Bett. Dann gehe ich ins Wohnzimmer, wo Franziskas Onkel am Sofa vor sich hin schnarcht, während im Fernsehen ein alter Schwarzweißfilm läuft. Ich finde die Fernbedienung am Boden zwischen all seinen getragenen T-shirts und mache das Ding aus. Der Mann reckt sich, gibt ein leises Grunzen von sich.

"Raus", sage ich, laut und deutlich und mit Nachdruck.

Er wacht vollends auf, als ich ihm seine leere Reisetasche ungeduldig zuwerfe, erhebt sich langsam und starrt mich mit weiten Augen an. Diesen Ton ist er von Franziska nicht gewöhnt.

"Ich will, dass du verschwindest. Jetzt. Du hast fünf Minuten, pack deine Sachen und hau ab." Er hätte es verdient, dass ich ihn ohne seine Klamotten rauswerfe, aber ich will nicht, dass er eine Ausrede hat, wiederzukommen.

"Franzi, was ist denn los?" Er rückt seine Brille zurecht, gähnt. "Wie spät ist es überhaupt? Ist Stella schon von der Arbeit zurück?"

"Wenn sie zurückkommt, erzähle ich ihr, was in Follonica passiert ist." Ein Bluff, denn ich weiß nicht, ob Franziska den Mut hat, sich jemandem anzuvertrauen. Aber meine Drohung wirkt, lässt Marius plötzlich kreidebleich dastehen. Er scheint zu überlegen, versucht wohl, einen Weg zu finden, das ganze wieder geradezubiegen. Er windet sich förmlich nach einem Schlupfloch.

"Du musst da was falsch in Erinnerung haben. Wir hatten doch eine schöne Zeit, du hattest doch Spaß, nicht wahr?"

Ich glaube, einen Hauch Panik in seiner Stimme zu hören.

"Verschwinde."

"Jetzt sei doch nicht so, wir können doch über alles in Ruhe reden, ja? Komm, setz dich und-"

"Nein." Ich schneide ihm das Wort ab. "Ich will, dass du jetzt verschwindest. Auf der Stelle."

Und dann kommt Leben in ihn, er packt seine Sachen, sieht mich nicht mehr an, wirft nur schnell alles in seine hässliche Reisetasche. Plötzlich scheint es ihm nicht schnell genug gehen zu können. Keine zwei Minuten später fällt die Eingangstür hinter ihm ins Schloss.

Er ist weg.

Genau das schreibe ich mir mit blauem Kugelschreiber auf die Hand und spüre die Erleichterung in jedem einzelnen Blockbuchstaben.

'Er ist weg.'

 

Hey @Maria

Jetzt mach ich mich vermutlich gleich mal zum Idioten, weil ich hinterm Mond lebe, aber ich hab echt keine Ahnung was Tyler Durden und Memento ist. Kurz gegoogelt und herausgefunden, dass es sich um zwei verschiedene Filme handelt, ups. Beide nicht gesehen, obwohl ich von Fight Club immerhin schon gehört hab. (Ich bin wirklich, wirklich schlecht im Filme gucken, außer es handelt sich um puren, dummen Klischeehorror) Da du aber beide im Bezug auf meine Geschichte erwähnt hast, (und ich Blackouts und Amnesien trotz allem in vielen Fällen noch spannend finde) bin ich natürlich neugierig geworden und werde sie wohl gucken :D Die Idee stammt aber ursprünglich von meiner seltsamen Faszination für Dissoziative Identitätsstörung. Mag sein, dass Taras Welten mich da allgemein etwas inspiriert hat, obwohl es in der Serie stark überzeichnet ist.

Ich liebe deine Idee.

Das freut mich, auch wenn dir Umsetzung leider nicht zusagt! :D Mein Grund dafür, dass ich nicht von Anfang an die Karten offen auf den Tisch gelegt habe? Hm. Wahrscheinlich Angst, dass ich dann zu schnell zuviel verrate, dass ich zu deutlich und direkt bin. Das Meiste, das du dann im nächsten Absatz erwähnst, ist mir beim Planen der Geschichte auch das eine oder andere Mal durch den Kopf gegangen. Der Kern war immer die Kommunikation zwischen Franziska und Romy, soviel war klar, rundherum hätte ich so viel verschiedenes schreiben können. Ich hatte z.B. die Idee, abwechselnd aus der Sicht von Franziska und Romy zu schreiben anstatt Romy nur ganz am Schluss zum Spielen rauszulassen, in der Version wären Konflikte mit dem Onkel und der Mutter deutlicher gewesen. Ich hätte auch nur aus der Sicht Romys schreiben können, ihre Frustration und unterdrückte Wut mehr Gestalt annehmen lassen können. Haha, ich bin immer so unentschlossen und gleichzeitig auch so unerfahren, dass ich keinen Schimmer habe, was beim Leser spannend ankommt und was nicht.

Insofern vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Du hast mir genau die Rückmeldung gegeben, die ich gebraucht habe (vorab schon versucht habe, von meiner Familie zu bekommen, aber du weißt vielleicht, wie das ist, wenn man sich von der Familie konstruktive Kritik erhofft :lol: Da kommt dann 'Oh, die Geschichte ist toll, warte, du wolltest Kritik? Hier, du hast nen Beistrich vergessen' und am Ende weiß ich erst nicht, was funktioniert und was nicht).

LG,
pumpkin

 
Zuletzt bearbeitet:

Es ist schon relativ früh klar, um was es in Deiner Geschichte hier geht,

liebe Pumpkin,

nach dem Hotelzimmer

[Es] wirkt kalt und fremd, aber es ist diese Woche schon das zweite [M]al, dass ich hier aufwache, ohne Erinnerung wie ich hierhergekommen bin, oder warum.
(kann eine Schülerin sich eigentlich mal so nebenbei einen solchen Unterschlupf leisten?), Schriftzeichen auf der Haut und Muttersbruder in der eigentlichen Wohnung. Aber Klischees sind so wenig lebensfern wie Riten und Wiederholungen wie der morgendliche Weckruf des Säuglings nach der Muttermilch. Klischees noch und noch bestimmen das Leben, selbst das abenteuerlichste. Da wird mancher den dogmatischen Spannungsbogen vermisssen, obwohl der für mich darin liegt – wenn ich denn einem Dogma folgen will -, wie Franziska/Romy (frank = frei, kühn, Francesca = kleine Französin//Romy (Rosalinde/-marie = geliebte/widerspenstige Rose) mit diesem Schicksal umgeht – und sie vollzieht in der scheinbaren Zwiegespaltenheit ihre Namensgebung … Nur in den Schriftzeichen des O wird einmal eine Schwäche angedeutet
Aber meine Os sind nicht dick und rund, meine Os sind dünn und oval, kläglich und schüchtern, nehmen kaum Platz ein.
„dünn und oval“, wie die Null … die ihre „Widerspenstigkeit“, kurz „Romy“ leugnen/verbergen will.

Zum Glück setzt sich das fränkische Namenserbe durch im eigenen Willen.

Trivialeres incl. Gelegentlicher Flüchtigkeit, wie oben schon im „zweiten Mal“ angedeutet. Substantivierung ist gegen Ende der Geschichte mehrmals angesagt.

Das einzig [G]ute, das …
versucht wohl, einen Weg zu finden, das [G]anze wieder geradezubiegen.

Hier schnappt einmal die Fälle-Falle zu
Mein Onkel hat mich wegen de Fernseher wohl nicht gehört, denn nun verstummt das Gerät.
(Ich weiß, so spricht keiner, weil der Dativ „dem“ Genitiv sein Tod sei – im Ruhrgebiet ist man schon weiter, da schlachtet der Akkusativ den Dativ langsam hin. Zwo Fälle sind auf jeden Fall praktischer als drei ...)

Hier wäre der Konjunktiv I angesagt, weil die Autorin/Icherzählerin ja über die Devise referiert

Unsere Devise ist, dass Familie füreinander da ist.
wie auch hier
Ich kann mich nicht genau erinnern, wie lange das schon so ist, aber es ist ermüdend, mir immerzu vorzulügen, dass es anders ist.
Hier, aber weiter unten, finde ich Vergleichbares ja dann wenigstens halb-korrekt vor
Sie hat nur mit einem genervten Seufzen gemeint, dass ich die lächerlichen Ausreden lassen soll[e] und dass ich zu alt für imaginäre Freunde sei.

Wie die Auslassungspunkte da gerade noch stehen, behaupten sie, dass am vorhergehenden Wort wenigstens ein Buchstabe fehle … und ich komm nicht drauf. Besser also Leerzeichen zwischen letztem Buchstaben und erstem Punkt:
"Ja[...]..." Ich starre den Toaster an. "Alles okay."
vergleichbar hier mit dem Auslassings-/Gedankenstrich
, setz dich und[...]-"

Das ist im Deutschen ein Krux seit der Rechtschreibreform, immer zwo Schreibweisen zu haben, wie hier. Zusammenschreibung erfolgt da nur in Sachen Konjunktion, hier aber ist eine unbestimmte Zahl (viel) i. d. R. gemeint und darum auseinander
... und streue versehentlich zu[...]viel Zimt obendrauf.
dto.
Ich weiß nicht, wie[...]viel Zeit vergeht, bis
und nochemal
Aus irgendeinem Grund traut Romy Onkel Marius nicht, so[...]viel ist mir seit gestern klar.

Als ich mich später ausziehe, um zu duschen, merke ich, dass mein Körper in Blockbuchstaben gehüllt ist. Blaue Kugelschreibertinte bedeckt meine Unterarme und die Oberschenkel, als wäre meine Haut ein Blatt Papier[,] auf das jemand eine Nachricht gekritzelt hat.
(Komma vor Relativsatz)

Hier ist das „lang“ eigentlich entbehrlich, eine „Weile“ impliziert eine gewisse Länge, würde sonst gar nicht erwähnt

Dort bin ich eine Weile lang abgelenkt.

Hier wird das Komma zwischen wörtl. Rede und übergeordnetem Satz vergessen,
'Was soll ich machen?' schreibe ich
und dto.
"Ja!"[,] rufe ich zurück ...
was ansonsten gelingt, wie zuvor weiter oben etwa
Bleib bitte im Hotel', steht da, ...
und hier
"Hast du unsere alten Fotoalben noch?", frage ich

Zum Abschluss noch etwas, was mir hier erst auffällt:
"Nein." Ich schneide ihm das Wort ab. "Ich will, dass du jetzt verschwindest. Auf der Stelle."

Warum? Es klingt mir nicht so sehr nach bloßer Aussage, sondern nach Aufforderung, ja Befehl, auf jeden Fall nach Ausruf! Und mir ist jetzt erst aufgefallen, dass nur Punkt oder Fragezeichen zum Abschluss verwendet werden ...

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo pumpkin

Vorab: Beim Betrachten deines Profils las ich: professionelle Teetrinkerin. Das ist super-sympathisch, aber wie soll ich mir das jetzt vorstellen, bitte?

Aber ich wollte ja was zu deiner Geschichte sagen. Da gibt es ein paar Dinge die ich beeindruckend fand, die wirklich richtig gut gemacht sind. Du schaffst es mit einer Eindringlichkeit und gleichzeitig Leichtigkeit über ein kompliziertes, schmerzendes Thema zu schreiben. Missbrauch. Klar, da sind einige Klischeevorstellungen untergebracht und manches ist plakativ, aber wie du es schaffst, deine Protagonistin langsam an die verdrängte Erinnerung heranzuführen, den Prozess behutsam zu schildern, wow!

Was ich nicht verstanden habe: warum ist Romy Romy und nicht Petra? Auch die Familienbeziehungen habe ich nicht vollständig kapiert, die bräuchte es vielleicht auch gar nicht unbedingt, wenn du dich auf den Kern einlässt und nicht am Rande schweifst. Sprachlich finde ich es angemessen mit ein paar schönen Formulierungen und ein paar Stellen mit zu viel „tell“.

Bisschen was aus dem Text:

Ich wasche mir den Namen mit der fruchtigen Hotelseife
fruchtig brauchst du nicht.

genug Gewand für drei bis vier Tage, Make up, ein Buch das ich noch nie gelesen habe, in dem aber trotzdem einige Passagen mit rosa Textmarker angefärbt sind, mein Portemonnaie, das sich um einiges leichter anfühlt als gestern.
schöne Idee, dass sie ein Hotel braucht zur Erinnerung an die Vergangenheit, okay,: sie muss gespart haben und "Gewand" klingt nicht gerade klasse,

Unsere Devise ist, dass Familie füreinander da ist. Nachdem mein Vater uns kurz nach meinem vierten Geburtstag verlassen hat, hat Onkel Marius uns unterstützt, wo er nur konnte, den Babysitter gespielt und mich oft von der Grundschule abgeholt.
l zu viel Info, etwas lieblos abgearbeitet

Als ich mich später ausziehe, um zu duschen, merke ich, dass mein Körper in Blockbuchstaben gehüllt ist.
schönes Bild, noch schöner wäre es, wenn du ihren Körper beschreibst, nur ein bisschen,

Unsere italienischen Wurzeln locken Mama und mich beinahe jeden Sommer in die Toskana und ans Meer, aber das ist auch schon alles, wir sprechen die Sprache nur sehr gebrochen und haben auch sonst nicht viel Italienisches an uns. Bis auf Onkel Marius. Er hat sich vor Jahren in Italien verliebt und ist dort geblieben, bis seine Ehe mit Rosina vor kurzem an ihrer Untreue gescheitert ist.
nich ne Stelle mit zu viel "tell"

Als ich zehn war, hat Romy eins von Mamas Büchern gelesen, und Mama war wütend, dass danach etliche Sätze mit rosa Textmarker angestrichen waren. So schmiert man nur in Schulbüchern herum, hat sie geschimpft, und mir nicht geglaubt, dass Romy das war.
:Pfeif:

Auf manchen Fotos trage ich ein weißes Baumwollkleid mit Sonnenblumen und einer gelben Masche am Rücken.
was ist eine Masche?

Er packt mich, macht sich am Reißverschluss zu schaffen, zieht mir das Kleid aus. Kuschelt sich zu mir ins Bett, flüstert mir liebe Sachen ins Ohr und ich fühle mich ganz seltsam. Seine Hände sind kalt und grob.
gut reduziert :thumbsup:

sieht mich nicht mehr an, wirft nur schnell alles in seine hässliche Reisetasche. Plötzlich scheint es ihm nicht schnell genug gehen zu können. Keine zwei Minuten später fällt die Eingangstür hinter ihm ins Schloss.
wir super greifbar, allein durch sein Handeln :thumbsup:

Hoffe du kannst was mit anfangen
liebe Grüße
Isegrims

 

Hi pumpkin

schöne Geschichte, die du ins Rennen geworfen hast. In meinen Augen ist sie ganz stimmig, vor allem auch der Wechsel von Franziska zu Romy ist gelungen, finde ich. Sprachlich find ich's rund, die Bilder gefallen mir: nicht aufdringlich, aber trotzdem ausgefallen, z.B. das:


Das O ist dick und rund, wie ein Kreis, der mich einschließen will.

Aber finde immer was zu mosern, pass auf :D

Ich verstecke Romy, leugne sie, will nichts mit ihr zu tun haben, tue so, als gäbe es sie nicht. Ich habe mir das selbst auf die Hand geschrieben.
Na, eher eine Überlegung als ein Einwand: Ich habe schon auch davon gehört, dass multiple Persönlichkeiten manchmal voneinander wissen, manchmal nicht. Aber als Verdrägungsreaktion wäre es natürlich erfolgreicher, wenn Franziska gar nichts von Romy weiß.

Ich habe wohl schon bei meiner Ankunft bezahlt.
Das finde ich voraussetzungsreicher als nötig. Dann reist sie also zufällig an dem Tag ab, bis zu dem bezahlt worden ist? Warum nicht später? Oder warum hat Romy nicht länger bezahlt? Lass sie doch einfach jetzt bezahlen, an der Rezeption geht man doch sowieso nicht davon aus, dass sie den Rechnungsbetrag im Kopf weiß.

Ich mache einen Schritt zur Seite, streiche die Butter hastig auf das Toastbrot und streue versehentlich zuviel Zimt obendrauf.
Sehr hübsch, diese kleinen zufällig aufleuchtenden sparsamen Ausschmückungen. Nicht nur diese, aber die nehme ich mir halt zum Anlass, um es zu sagen.

Als ich mich später ausziehe, um zu duschen, merke ich, dass mein Körper in Blockbuchstaben gehüllt ist.
Im Hotel hat sie das nicht gemerkt, weil sie da beim Duschen noch Romy war. Passt, ich hab nur kurz nachdenken müssen.

Da wir keinen Schwamm haben, schrubbe ich meine Haut wie verrückt mit den Fingerspitzen, um die dunkle Kugelschreibertinte loszuwerden.
Die Erklärung mit dem Schwamm bräuchte es für mich nicht. Ich würde das Geschrubbte mit den Fingerspitzen nicht lesen und dabei denken: Wie, haben die etwa keinen Schwamm? Nur als Info, andern geht es vielleicht anders.

Am nächsten Morgen schlucke ich eine Xanor und gehe zur Schule.
Schule ist sinnig, weil sie ja bei der Mama wohnt. Aber könnte es nicht die Uni sein? Dann würde man wahrscheinlich das Hotel leichter akzeptieren.

Er hat sich vor Jahren in Italien verliebt
Etwas uneindeutig: Hat er sich in das Land verleibt oder dort in jemanden? Das war für mich ein kleiner Stolperstein, den du leicht wegräumen könntest.

Wenn Franziska nichts von Romy wüsste, hätte das vielleicht gewisse dramaturgische Vorteile. Auf der anderen Seite wäre es dann schade um diese Stelle:
'Was soll ich machen?' schreibe ich mit Kugelschreiber auf meine linke Handfläche, in Kursivschrift, das O dünn und oval, mein O. Ich sitze auf dem Bett. Ich will nicht mehr so tun, als wäre Romy ein Teil von mir, den ich vor mir selbst verstecken muss, weil ich ihn nicht erklären kann. Ich bin ich, und ich weiß nicht, ob das bedeutet, dass ich verrückt bin, aber irgendwie ist Romy auch ich. Ich bin Franziska. Ich bin Romy. Ich kann mich nicht genau erinnern, wie lange das schon so ist, aber es ist ermüdend, mir immerzu vorzulügen, dass es anders ist.
Unterm Strich wäre ich dann doch eher für die halbscharfen Grenzen, also genauso wie es ist. Für mich klingt das letztlich überlegter, weniger nach Klischee, weniger nach der Schwarzweiß-Welt von Hollywood...

'Versuch dich an Juli 2007 zu erinnern.'
Hier bin ich mir jetzt nicht ganz sicher, ob ich das realistisch finde. Wer Monat und Jahr weiß, weiß auch mehr. Würde Romy dann nicht eher schreiben: "Juli 2007 in Italien mit Onkel Marius"?

Als ich endlich von der Schule nach Hause komme, wird meine Vermutung bestätigt.
"Vermutung" scheint mir hier fast schon zu viel...

Ich öffne die Augen. Ich habe ein Fotoalbum in den Händen und schlage es zu, verstaue es wieder in der Schachtel unterm Bett. Dann gehe ich ins Wohnzimmer, wo Franziskas Onkel (...)
Ich hab's zwar oben schon geschrieben, aber hier möchte ich trotzdem noch mal kurz Beifall klatschen für diesen gekonnten Switch von Franziska zu Romy.

Ein Bluff, denn ich weiß nicht, ob Franziska den Mut hat, sich jemandem anzuvertrauen.
Und auch hier! Das klingt für mich wirklich ganz souverän, das Verhältnis der beiden Persönlichkeiten wirkt durch und durch überlegt, und dabei kommt das so nebenbei daher, ganz ohne großes Getrommel. Schön.

Ja, wie gesagt: Schöne Geschichte!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo pumpkin

Mich hat dein Text beeindruckt. Es gab Stellen, da hatte ich Gänsehaut, weil diese Schrift auf der Hand nahe an «Body-Horror» ist, den ich von ein paar Filmen her kenne und der mich grundsätzlich sehr gruselt. Gänsehaut gab es aber auch an einigen Stellen, die ich hervorragend geschrieben fand, so zum Beispiel die Erinnerungen an 2007, aber auch die Eingangsszene mit dem Onkel, wo man schon merkt, dass da was nicht stimmt.
Auf der anderen Seite gibt es zwei, drei Hänger, die dem Text m.E. sehr schaden. Isegrims hat schon darauf hingewiesen und ich möchte mich da anschliessen. So erklärende Einschübe und Nachsätze. Da solltest du m.E. noch etwas Arbeit investieren und den Text endgültig zum Funkeln bringen.

aber es ist diese Woche schon das zweite mal, dass ich hier aufwache

das zweite Mal

Das Hotelzimmer wirkt kalt und fremd

Dass Romy sie weg von Zuhause haben will, ist klar. Muss es ein Hotelzimmer sein? Wie bezahlt sie? Wird da nicht nachgefragt?

Ich wasche mir den Namen mit der fruchtigen Hotelseife von der Hand bis meine Haut an der Stelle gerötet ist.

Komma nach «Hand» und das «fruchtig» würde ich ebenfalls streichen. Typisches Adjektiv, das nichts tut.

als ich meine Sachen zurück in die kleine Reisetasche packe

Würde ich auch streichen. Unnötige Info.

ein Buch [Komma] das ich noch nie gelesen habe

in dem aber trotzdem einige Passagen mit rosa Textmarker angefärbt sind

Ist impliziert. Streichen.

aber seit Onkel Marius vor zwei Wochen bei uns eingezogen ist

Kann man weglassen, den Zeitraum kann der Leser aufgrund des Kontextes ungefähr einschätzen.

Das Wohnzimmer hat sich vorläufig in sein Zimmer verwandelt, da Mama und ich es ohnehin nur selten benutzen, und kein Gästezimmer vorhanden ist.

Das ist die erste Passage, bei der du keine Missverständnisse aufkommen lassen willst und dabei m.E. zu viel erklärst. Mein Vorschlag: «Das Wohnzimmer hat sich in sein Zimmerverwandelt. Mama und ich benutzten es ohnehin nur selten.» Dass kein Gästezimmer vorhanden ist, liegt damit auf der Hand. Und ebenfalls, dass es sich dabei um einen provisorischen Zustand handeln muss.

Nachdem mein Vater uns kurz nach meinem vierten Geburtstag verlassen hat, hat Onkel Marius uns unterstützt, wo er nur konnte, den Babysitter gespielt und mich oft von der Grundschule abgeholt.

Und hier das erste erklärende Intermezzo. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das zu vermeiden. Du kannst das z.B. ihre Mutter sagen lassen. «Natürlich dürfe er bei uns bleiben, hatte meine Mutter gesagt, schliesslich sei er immer für uns dagewesen, habe auf mich aufgepasst, mich von der Schule abgeholt.» Sowas wäre in meinen Augen etwas unaufdringlicher.

"Ja", wiederhole ich, während ich eine Toastscheibe in den Toaster stecke.

Etwas unglücklich.

und streue versehentlich zuviel Zimt obendrauf.

zu viel

als wäre meine Haut ein Blatt Papier [Komma] auf das jemand eine Nachricht gekritzelt hat. Mir wird schwindlig.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass bestimmte Augenblicke meines Lebens nicht mir gehören. Ich kann es nicht erklären, aber manchmal verschwinde ich. Manchmal ist da jemand anders. Manchmal ist da Romy. Ich öffne die Augen wieder. 'Du darfst deinem Onkel nicht trauen', lese ich auf meinem anderen Arm. Die gleichen Warnungen zieren meine Oberschenkel.

Starke Passage!

haben sich jedoch in meine Gedanken eingenistet und erzeugen raue Panik, die ich nicht abschütteln kann.

Natürlich haben sie das! Ich würde das unbedingt weglassen, um die Wirkung zu verstärken.

Na ja, eine handvoll zumindest.

Handvoll

Aus irgendeinem Grund traut Romy Onkel Marius nicht, soviel ist mir seit gestern klar.

Dem Leser auch. Streichen.

Das einzig gute, das von meiner Ehe mit Rosina gekommen ist, wenn man so will: italienische Rezepte.

Das einzig Gute

Oma war Italienerin, ist aber nach Österreich gezogen, bevor sie Mama und Marius bekommen hat. Unsere italienischen Wurzeln locken Mama und mich beinahe jeden Sommer in die Toskana und ans Meer, aber das ist auch schon alles, wir sprechen die Sprache nur sehr gebrochen und haben auch sonst nicht viel Italienisches an uns. Bis auf Onkel Marius. Er hat sich vor Jahren in Italien verliebt und ist dort geblieben, bis seine Ehe mit Rosina vor kurzem an ihrer Untreue gescheitert ist.

Das würde ich eindampfen, vieles davon brauchst du nicht. Onkels Ehe ist gescheitert. Diese Info kannst du vielleicht wiederum elegant einfliessen lassen. Eigentlich hast du das schon im obigen Dialog. Ich finde, diese Info-Tell-Passagen nehmen der Geschichte einiges an Dynamik und Spannung.

Als wir fertig sind, nimmt er die leeren Teller und steht auf. Beim vorbeigehen streicht er mir kurz und ganz leicht über die Wange, lächelt, wartet auf meine Reaktion.

Du willst die doppelte «Als»-Konstruktion vermeiden, aber das klingt etwas sperrig. Wenn aber: «Vorbeigehen» gross.

Seit einem Jahr gehe ich regelmäßig zu einer Psychiaterin.

Auch das eine Info, die so frontal daherkommt, dass sei aus dem Text fällt, weil sie an den Leser gerichtet scheint. Das kann man gut in einen Nebensatz einfliessen lassen: «Was wohl meine Psychiaterin ….?» «Die Xanor, die mir meine Psychiaterin verschrieben hat»

Marius schläft noch am Sofa im Wohnzimmer, als ich aus meinem Zimmer komme.

Am Sofa? Ich würde das eh streichen, weil schon bekannt. «Marius schläft noch, als ich aus meinem Zimmer komme» Dann hast du auch die Zimmer-Doppelung weg.

getragenen T-shirts

T-Shirts

Ich weiss, dass ich da einiges streichen will. Aber ich finde, es würde zum Text und deinem Stil passen, unnötigen Ballast abzuwerfen. Nimm, was du brauchen kannst.
Insgesamt habe ich deinen Text sehr gern gelesen, der hat mich an mehr als einer Stelle echt gepackt!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @Friedrichard

(kann eine Schülerin sich eigentlich mal so nebenbei einen solchen Unterschlupf leisten?)

Ich behaupte: ja. Zumindest einige, alle bestimmt nicht, besonders nicht diejenigen, die nicht gerne sparen. ;) Ich hätts mir in meiner Schulzeit nicht leisten können, aber 80 Prozent meiner Mitschüler locker.

Danke für die Flüchtigkeitsfehler, die dir aufgefallen sind! Werde ich alle ausbessern sobald ich dazukomme :)

Freue mich über das 'Gern gelesen'!

Lg, pumpkin

[Kann sein, dass ich kurz weg muss, deshalb poste ich das hier mal - die restlichen Antworten folgen asap! :bounce:]

 

Hey ihr Lieben :)

Da es einige erwähnt haben, möchte ich mal kurz generell die Sache mit Jugendlichen und Hotelzimmern ansprechen. Beim Schreiben hab ich mir deswegen kaum Gedanken gemacht, weil ich glaubte, mir sicher zu sein, dass ich selbst mit 17 problemlos und ohne irgendwelche Bestätigungen meiner Eltern ein Hotelzimmer gebucht habe. Im Nachhinein bin ich mir allerdings nicht mehr so sicher, ob ich tatsächlich 17 war oder doch gerade schon 18, deshalb hab ich mal versucht, im Internet was ausfindig zu machen. Für Österreich ist die Regelung in jedem Bundesland verschieden, die meisten benötigen eine Bestätigung der Eltern, aber in Wien, wo die Geschichte auch spielt, heißt es jedoch nur:

Im Wiener Jugendschutzgesetz 2002 ist keine explizite Bestimmung bezüglich der Beherbergung von Kindern und Jugendlichen enthalten.
(das betrifft Hotels, Jugendherbergen, Campingplätze)

...Na ja. Ich bin nicht wirklich zufrieden damit, deswegen überlege ich mir noch, entweder das Hotel zu streichen oder Franziska zwei Jahre älter zu machen. Schülerin kann sie dann auch noch sein, mit 18 war ich auch noch Schülerin in meinem letzten Jahr im Gymnasium. Vielleicht lass ich es auch, ach mann, ich weiß es echt nicht. :read:

Hey @Isegrims

Vorab: Beim Betrachten deines Profils las ich: professionelle Teetrinkerin. Das ist super-sympathisch, aber wie soll ich mir das jetzt vorstellen, bitte?

Das darfst du dir als so eine vorstellen, die in den ersten Herbsttagen (oder sobald der Sommer dem Ende zugeht) ihre kostbare Teebox aus dem Schrank holt und anfängt, mindestens drei bis vier Tassen Tee täglich zu trinken, und das dann irgendwie unbeholfen in ihr Profil wirft, weil sie ohnehin nie einen Beruf erlernt hat und das Feld sonst traurig leer bleiben würde. (Aber was rede ich, ich trinke ja im Sommer auch Tee, nur eben kalt :shy:)

Danke! Freut mich, das zu hören - das Thema hat es ja wirklich in sich, ich hätte mir auch nie gedacht, dass ich jemals darüber schreibe, aber jetzt bin ich doch hier, und habe etwas angesprochen, von dem ich mich sonst eher fernhalte, da ich selbst es sehr heftig finde.

Was ich nicht verstanden habe: warum ist Romy Romy und nicht Petra?

Bin mir nicht sicher, ob du fragst, wie ich zu dem Namen gekommen bin oder wie Romy zu dem Namen gekommen ist. Ich habe mir einige Listen mit Mädchennamen im deutschsprachigen Bereich angeschaut, und dann die beiden gewählt, bei denen es für mich vom Gefühl her irgendwie klick gemacht hat. Warum Romy sich Romy genannt hat - keine Ahnung. Wie suchen sich alternative Persönlichkeiten, zumindest die, die einen anderen Namen als die ursprüngliche Person haben, sich aus, wie sie genannt werden wollen? Manche wählen vielleicht Namen von Vorbildern, andere einfach, was ihnen gefällt. Vielleicht ist Romy Romy, weil sie Romy Schneider mag - aber da will ich mich nicht festlegen.

und "Gewand" klingt nicht gerade klasse

Ja, mir gefiel das Wort beim Schreiben auch nicht, aber es ist nun mal das geläufigste :( Soll ich Kleidung schreiben? Aber das klingt irgendwie so steif, oder geht's da nur mir so?

was ist eine Masche?

Oh, ist das ein österreichischer Begriff? Eine Schleife? :)

Ich kann viel damit anfangen und werde mir alles, was du herausgeschrieben hast, noch durch den Kopf gehen lassen! Danke!

Lg,
pumpkin


[jetzt muss ich doch eine Essenspause einlegen bevor ich heute noch verhungere, der Rest folgt!]

 

Hi @erdbeerschorsch

schöne Geschichte, die du ins Rennen geworfen hast.

Danke! :)

Aber finde immer was zu mosern, pass auf

Nur zu!

Ich habe schon auch davon gehört, dass multiple Persönlichkeiten manchmal voneinander wissen, manchmal nicht. Aber als Verdrägungsreaktion wäre es natürlich erfolgreicher, wenn Franziska gar nichts von Romy weiß.

Zuerst war das auch geplant, dass Franziska erstmal nichts von Romy weiß, aber beim Schreiben hab ich dann doch gemerkt, dass das nicht so gut funktioniert. (Es wäre dann, wie ich finde, doch sehr verwirrend gewesen und hätte sich übel in die Länge gezogen. Am Ende hat es für mich mehr Sinn gemacht, dass Franzi schon irgendwie wusste, dass es Romy gibt, dass sie es aber eben verdrängt und sich nicht damit beschäftigt, bis der Onkel einzieht und Romy öfter ihre Spuren hinterlässt) Das waren meine Überlegungen dazu :)

Dann reist sie also zufällig an dem Tag ab, bis zu dem bezahlt worden ist? Warum nicht später? Oder warum hat Romy nicht länger bezahlt? Lass sie doch einfach jetzt bezahlen, an der Rezeption geht man doch sowieso nicht davon aus, dass sie den Rechnungsbetrag im Kopf weiß.

Nein. Für wie viele Nächte Romy bezahlt hat, wollte Franziska ja gar nicht wissen, sie reist also nicht zufällig an dem Tag ab, bis zu dem bezahlt wurde. Da könnte noch eine Nacht gebucht sein, aber die halten einen im Hotel ja nicht fest, wenn man früher auschecken will. Das kommt ab und zu vor. Wenn man kurzfristig in ein Hotel kommt, ohne vorher online zu buchen oder eine Kreditkarte zu hinterlassen, die Franzi nicht hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass man im Voraus bar bezahlt. (Das kenn ich zumindest aus meiner Erfahrung so)

Die Erklärung mit dem Schwamm bräuchte es für mich nicht. Ich würde das Geschrubbte mit den Fingerspitzen nicht lesen und dabei denken: Wie, haben die etwa keinen Schwamm?

Hm stimmt, da hast du Recht, kann ich wohl weglassen :D

Hier bin ich mir jetzt nicht ganz sicher, ob ich das realistisch finde. Wer Monat und Jahr weiß, weiß auch mehr. Würde Romy dann nicht eher schreiben: "Juli 2007 in Italien mit Onkel Marius"?

Romy kann sich tatsächlich an jedes kleinste Detail erinnern. Der Einwand ist gut, da werde ich noch grübeln, und auch über alles andere, das du hervorgehoben hast. Bea meinte, dass mein ursprünglicher Satz schon ziemlich lang für eine Hand wäre, deshalb...mal sehen.

Vielen Dank, erdbeerschorsch!
Lg,
pumpkin


Hey @Peeperkorn

Anbei bemerkt: Es hat mich ungemein gefreut, dass du hier bei meiner Geschichte vorbeischaust, weil ich seit deiner Challenge KG 'Der Sprung' vom letzten Jahr still und heimlich ein Fan von dir bin :Pfeif: :lol:

Ist impliziert. Streichen.

Stimmt, werde ich streichen. Überhaupt stimme ich dir beim Streichen und Weglassen von implizierten oder unnötigen Dingen schnell zu. Dass mir das selbst nicht aufgefallen ist, wo ich doch so ein Fan von 'Sachen streichen' bin... :sealed:

Du hast sofort gemerkt, Informationen elegant in den Text einfließen zu lassen ist nicht unbedingt meine Stärke. :shy: Daher danke für deine Vorschläge! Das hilft mir schon um einiges weiter.

Ich weiss, dass ich da einiges streichen will.

Nee das ist gut, ich finde streichen wichtig!

Insgesamt habe ich deinen Text sehr gern gelesen, der hat mich an mehr als einer Stelle echt gepackt!

Juhuu : )

Lg
pumpkin


Hallo @Bea

Danke für die Komplimente, ich freue mich! : D (jetzt sagt mir der Texteditor hier, dass ich maximal 8 Smileys in meiner Antwort verwenden darf, oh gott. Ups.)

Dass sie Schülerin ist, erfahre ich erst später, ich kann mir also nicht vorstellen, dass sie tatsächlich dort war. Logischer ist, dass Romy im Hotel übernachtete und sich nicht erinnern kann

Das mit dem Hotel habe ich in einem allgemeinen Kommentar oben angesprochen. Bin mir nicht sicher, ob ich weiß, was du mit dem Übergang in die Realität meinst, aber es war tatsächlich so, dass Romy ins Hotel gefahren ist, dort für eine oder bis zu drei Nächte bezahlt hat, und sich Franziska irgendwann am nächsten Tag dort vorgefunden hat.

Das baust du gut auf, aber ob das in der Realität tatsächlich durch ein Foto klar wird, möchte ich bezweifeln. Zumal das Mädchen ja noch klein war und ihre Erinnerung äußerst blaß, ja sogar komplett verdrängt wurde (Mißbrauchsopfer verstecken ihr(e) ICH(s) je nach dem Grad unter div. Zwiebelschichten). Reicht also ein Bild (Kleid) als Initialzündung, um alle diese Schichten aufbrechen zu lassen und den Onkel als Täter zu outen? Ich weiß nicht.

Mit absoluter Sicherheit will ich es natürlich auch nicht behaupten, aber ich denke schon, dass es möglich und logisch ist, sich aufgrund von Fotos und eines Kleides, das einem als Kind sehr viel bedeutet hat, zu erinnern.

Davon könnte es ruhig noch einen mehr geben.

Das stimmt. Überhaupt hätte ich noch so viel mehr in die Geschichte packen können, dass ich mich am Ende gefragt habe, ob es für eine Kurzgeschichte vielleicht zu viel Material war. Das Ganze hätte möglicherweise als Buch besser gewirkt und mehr Raum für langsamere Entwicklungen zugelassen - ich weiß es nicht. Dazu bin ich ein viel zu blutiger Anfänger, haha.

Nach einem Jahr wäre selbst der taubsten Seelenklempnerin etwas aufgefallen!

Da bin ich anderer Meinung. DID ist extrem schwer zu diagnostizieren und auch ziemlich selten - jemanden zu diagnostizieren, der seine alternativen Persönlichkeiten aus verschiedenen Gründen verbirgt und stattdessen wegen Sozialangst und Depression in Behandlung ist, ist nahezu unmöglich - es sei denn, man würde zufälligerweise während einer Therapiestunde dissoziieren. Auch dann wüsste ich nicht, ob es eindeutig wäre, weil Franziska und Romy nicht ganz so verschieden sind, wie die KG einen glauben lässt. Beide sind von Natur aus eher ruhig und introvertiert, Franzi malt, Romy liest, der Unterschied wird aber deutlich, wenn für Franziska eine Bedrohung besteht. Erst seit Marius eingezogen ist, taucht Romy öfter als normal auf und macht sich bemerkbarer.

Zu der Frage, warum Franziska es ihrer Psychiaterin nicht erzählt - da gibt es einen Haufen Gründe, im Vordergrund steht sicher eine Angst. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass selbst wenn man sich einer Psychiaterin anvertraut, es immer gewisse Dinge gibt, die man nicht von vornherein erzählen kann oder will - selbst wenn man genau weiß, dass sie wichtig sind. Ich selbst habe Jahre gebraucht, um in Therapie Sachen zu erzählen, die verglichen zu Franziskas 'Geheimnis' verhältnismäßig klein waren. Ein Jahr ist da nix, besonders, wenn man es wie Franziska selbst nicht wahrhaben will.

Hm. Ein langer Satz für eine Hand. Vielleicht nur: Juli 2007.

Da denk ich noch drüber nach!

Mal andersrum gedacht: Was wäre, wenn sie ihn als zärtlichen Menschen in Erinnerung hielte.
Z.B. "Seine Hände sind kalt, aber zärtlich." oder: "Seine Hände sind kalt und streicheln mich." Für meinen Geschmack wäre das noch fieser. Ist nur so eine Idee ...

Oh, das gefällt mir auch gut, darauf wäre ich so gar nicht gekommen! Das finde ich schon ziemlich interessant, mal sehen, ob ich da noch eine kleine Änderung vornehme, oder nicht. Gefällt mir auf jeden Fall gut!

LG,
pumpkin

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe pumpkin,

um deine Geschichte habe ich zunächst einen Bogen gemacht, Nicht schon wieder eine Missbrauchsgeschichte, dachte ich, als der Onkel auftauchte. Bei diesem speziellen Verwandten schrillen bei mir immer die Warnglocken.

Aber dann hat mich die Idee der gespaltenen Persönlichkeit fasziniert, die sich durch Schrift auf der Haut manifestiert, denn das ist

erstens eine sehr originelle Umsetzung der Themenvorgabe,:thumbsup:

zweitens eine spannende psychische Konstellation, wodurch auch immer sie ausgelöst wird.:thumbsup:

Ich muss dir sagen, dass ich nicht viel davon verstehe. Ich vertraue daher auf dein Wissen und deine Erfahrung bei dieser Materie. Du hast ja schon für mich recht überzeugend einige Kritikpunkte und Vorbehalte entkräftet. In deinem Profil gibst du explizit unter "Interessen" Psychologie an.

Die Hotelgeschichte nehme ich dir durchaus ab, wird ja wohl verschieden gehandhabt. Und wenn du deine Prota achtzehn sein lässt, bis du ohnehin aus dem Schneider.

Es hat in den Komms ein paar Vorschläge zur Textoptimierung gegeben. Ich möchte sie nicht wiederholen, glaube aber, dass es sich lohnt, gegen Ende der Challenge nochmals nachzubessern. Oft sind es ja nur Kleinigkeiten, die eine große Wirkung entfalten. Gilt auch für Groß-und Kleinschreibung und Zeichensetzung

zum Beispiel

... mit dem Ausatmen ...

... das zweite Mal ...

...ein Blatt Papier, (Komma) auf das jemand eine Nachricht ...

Beim Vorbeigehen ...

"Nichts Besonderes ...

Die Liste ist vielleicht nicht vollständig. Ist nämlich nicht meine Lieblingsbeschäftigung;)

Sehr eindrucksvolle Geschichte, die ich aufmerksam gelesen habe. Vorherrschendes Gefühl: Mitleid, gepaar mit Bewunderung für den Schluss.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Pumpkin,

ich habe deine Geschichte auch sehr gerne gelesen, sie ist spannend, da sind tolle Ideen drin und deine Sprache zieht einen gut in die Situation rein. U.a. von Isegrims und Peeperkorn sind viele Ideen gekommen, wie du den Text noch weiter verdichten kannst, du hast geschrieben, dass du einiges davon umsetzen willst und ich bin schon gespannt, wie deine Geschichte sich danach liest.

Deshalb will ich hier nur noch auf einen Aspekt eingehen und das ist das Ende. Da bin ich ein bisschen zwiegespalten. (passend zum Thema:D) Ein Teil von mir denkt, ja, wunderbar gib's ihm, das tut so gut zu lesen, wie sie ihn rausschmeißt! Was für ein tolles Happy end! Ein Teil denkt, das ist zu schön, um wahr zu sein.

Meine Vermutung wäre, das es bei einer so hochdissoziativen Frau nicht nur zwei Innenpersonen gäbe. Du schreibst, dass der Onkel auch ausgesprochen liebenswerte Seiten für Franziska hat. Er hat sich gekümmert, er hat eine Lücke gefüllt, die der Vater hinterlassen hat. Er war einfühlsam. (wie so viele Pädophile) Er war in ganz jungem Alter eine ganz wichtige Bezugsperson für sie, hat sie bis zu einem bestimmten Punkt "gerettet".

Onkel Marius hätte mir geglaubt, er hätte gewusst, dass ich mich kaum für Bücher interessiere, sondern viel lieber male, aber zu dem Zeitpunkt war er schon in Italien und ich hatte niemanden mehr, der auch nur ansatzweise versucht hätte, mich zu verstehen.

Das finde ich eine tolle Stelle, weil sie so gut zeigt, was dieser Mann für sie bedeutet hat. Offenbar hat sie selbst bei ihrer Mutter nicht wirklich Verständnis erlebt.

Folgerichtig müsste es in ihr, wenn sie dissoziiert, Teile oder Innenpersonen geben, die mit großer Liebe und Loyalität an dem Onkel hängen, die auch nichts von dem Mißbrauch wissen. Die würden versuchen den Onkel (und ihre Liebe zu ihm) zu schützen. Es müsste auch die Innenperson geben, die den Mißbrauch erleiden musste, während Franziska dissoziiert hat, die noch sehr klein ist. Dieses Kind müsste entsetzliche Angst vor ihm haben und auch körperliche Erinnerungen. Das kann nicht Romy sein, die offenbar eher eine Beobachterin und Beschützerin in dem System ist und die ja schon recht erwachsen rüberkommt. Meines Wissens entsteht eine DIS meistens im Zusammenhang mit existenziellen Bedrohungen, Mißbrauch mit Todesangst, zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Der Onkel hatte ja im Prinzip auch zwei Gesichter für Franziska. Ich fand auch die Idee von Bea Milana gut, dass sie die Hände zärtlich streichelnd erinnert. Besonders perfide, dass viele Opfer sich schuldig fühlen, weil sie bis zu einem bestimmten Punkt die körperliche Nähe genossen und aus einer emotionalen Bedürftigkeit heraus gebraucht haben. Noch ein innerer Konflikt.
Das sind jetzt einfach mal so ein paar unsortierte Gedanken um mein Gefühl. "So einfach wäre es nicht" zu erklären.

Ich glaube, dass die Erkenntnis, dass der Onkel sie mißbraucht hat erst einmal Chaos in innerem inneren System erzeugen würde, das Romy nicht einfach so loslegen könnte mit ihrem Rausschmiss.
Und mich wunderte auch, dass der Onkel so schnell aufgibt. Wobei, da sie so klar auftritt, vielleicht ist seine Reaktion schon stimmig.

Übrigens denke ich nicht, das du das Ende umschreiben sollst. Dazu tut es einfach zu gut.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo pumpkin,

dann steig ich mal direkt ein ... :)

Ich habe mir das selbst auf die Hand geschrieben. Das Hotelzimmer wirkt kalt und fremd,
Dazwischen würde ich einen Absatz setzen.

genug Gewand für drei bis vier Tage,
Gewand? Spielt die Story im 19. Jhd.? Gab es da schon Kulis? :lol:

aber seit Onkel Marius vor zwei Wochen bei uns eingezogen ist,
Hat das mit den zwei Wochen eine spätere Bewandtnis? Wenn nicht, kann das raus.

Wieso machst du nach jeder wörtlichen Rede eine Leerzeile? :confused:

Mein Onkel hat mich wegen dem Fernseher
Wegen des Fernsehers

“Ja…(LEERZEICHEN)" Ich starre den Toaster an.

merke ich, dass mein Körper in Blockbuchstaben gehüllt ist. Blaue Kugelschreibertinte bedeckt meine Unterarme und die Oberschenkel,
„Körper“ sind nicht nur die Extremitäten, sondern auch der Körperstamm. Da Kopf, Rumpf oder Hals nicht beschriftet sind, würde ich hier nicht von Körper sprechen. :teach:

Z.B.:
„merke ich, dass meine Unterarme und die Oberschenkel mit blauer Kugelschreibertinte bedeckt sind.“

Ich hab Alfredo pasta für uns gemacht.
Alfredo Pasta, besser: Pasta Alfredo

Das einzig gute, das von meiner Ehe mit Rosina gekommen ist, wenn man so will: italienische Rezepte.
Das klingt mir zu sehr nach Infos des Autors an den Leser, dass Marius mal verheiratet war.

Er hat sich vor Jahren in Italien verliebt und ist dort geblieben, bis seine Ehe mit Rosina vor kurzem an ihrer Untreue gescheitert ist.
Das hätte als Info über die italienische Frau/Ehe ganz gereicht.

Ich nicke und schaufle mir eine kleine Portion auf den Teller.
„schaufeln" und „kleine Portion“ passt sowenig zusammen wie ein lautes Flüstern. :D

Beim vorbeigehen
Beim Vorbeigehen (substantiviertes Verb)

“Ja!“(KOMMA) rufe ich zurück

Marius schläft noch am Sofa im Wohnzimmer, als ich aus meinem Zimmer komme.
Bei uns sagt man „auf dem Sofa“
Die Wortwiederholung könntest du wie folgt umgehen:
„… als ich den Raum betrete.“

"Hast du unsere alten Fotoalben noch?", frage ich und weiß, dass meine Frage überraschend kommt. Sie sieht von ihrem Kaffee auf.

"Die müssen in der Schachtel unter meinem Bett sein. Wieso, was willst du denn damit?"

Hier bist du mit deinen konsequenten, überflüssigen Leerzeilen durcheinander geraten. :lol:
"Hast du unsere alten Fotoalben noch?", frage ich und weiß, dass meine Frage überraschend kommt. (ZEILENWECHSEL)
Sie sieht von ihrem Kaffee auf. "Die müssen in der Schachtel unter meinem Bett sein. Wieso, was willst du denn damit?"

'Sommer 2007, Marius und Franziska in Follonica', steht da neben den ersten Fotos. Ich sitze am Fußboden vor Mamas Bett, das Album im Schoß. Da bin ich, am Strand von Follonica hinter einer stolzen Sandburg,
„Ich sitze am Fußboden vor Mamas Bett, das Album im Schoß.“ klingt nach der Beschreibung des Fotos, das sie sich anschaut. Vielleicht Zeilenwechsel oder irgendwie umstellen?

auf meinen Lippen ein breites Grinsen.
Wie meinen?
So? „In meinem Gesicht ein breites Grinsen.“ :D

da ist ein Bild von unserem Hotelzimmer,
Je länger ich mir das Foto vom Zimmer ansehe, desto mulmiger wird mir.
Hier baust du sehr gut Spannung auf. Obwohl schon klar ist, was passiert ist.

Hat mir gut gefallen. Sehr gerne gelesen.

Schönen Abend und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hey pumpkin,

ich fang mal gleich mit meiner absoluten Lieblingsstelle an, auch weil sie so gleich am Anfang steht ;).

Auf meiner linken Handfläche steht 'Romy' geschrieben. Mit blauem Kugelschreiber, in Blockschrift. Das O ist dick und rund, wie ein Kreis, (der mich einschließen will). Ich zittere. Schließe die Hand zur Faust. Romy ist weg. Öffne die Hand erneut. Romy ist wieder da.

So toll. Außer das mit dem einschließenden Kreis. Das verstehe ich nicht, das stört mich - vor allem weil der Rest sooo schön ist.

Ich atme ein und ein und ein, komme kaum mit dem ausatmen nach.

Sätze zum Niederknien, echt.

Ich habe mir das selbst auf die Hand geschrieben. ... Aber meine Os sind nicht dick und rund, meine Os sind dünn und oval, kläglich und schüchtern, nehmen kaum Platz ein. So wie ich. Ich habe das nicht geschrieben. Alles ist verkehrt.

Ich habe irgendwie gehofft, es würde eine echt schräge, seltsame Story werden, habe ab hier darauf gehofft, bitte keine Multiple. Multiple ist schwer. Multiple braucht viel Raum und Zeit und Platz und deine Geschichte ist ja so lang nicht. Ich bin also noch im Stadium des Hoffens und finde übrigens auch diese Stelle irre gut.

Ich verstecke Romy, leugne sie, will nichts mit ihr zu tun haben, tue so, als gäbe es sie nicht. Ich habe mir das selbst auf die Hand geschrieben.

Okay - also doch.

..., ein Buch das ich noch nie gelesen habe, in dem aber trotzdem einige Passagen mit rosa Textmarker angefärbt sind, ...

Ich stelle mir so Momente echt bizarr vor.

"Ja", wiederhole ich, während ich eine Toastscheibe/Brotscheibe in den Toaster stecke. Als ich einen Teller aus dem Regal hole, höre ich schlurfende Schritte.

Wegen Doppeltoast und so

"JaLEERZEICHEN..." Ich starre den Toaster an. "Alles okay."

Wort fertig LEERZEICHEN ...

Wort unfert... (kein Leerzeichen)

"Du weißt, dass du mit mir reden kannst, wenn was ist." Marius steht jetzt neben mir. Mein Herz rast. Die Toastscheibe schießt in die Höhe und ich greife nach ihr.(Weil der Leserfokus wieder auf sie gerichtet ist, würde ich einen Zeilenwechsel machen) "Das mein ich ernst, für meine Nichte hab ich immer Zeit."

Als ich mich später ausziehe, um zu duschen, merke ich, dass mein Körper in Blockbuchstaben gehüllt ist. Kugelschreibertinte bedeckt meine Unterarme und die Oberschenkel, (als wäre meine Haut ein Blatt Papier auf das jemand eine Nachricht gekritzelt hat).

Schon klar, könnte auch weg und nix würde fehlen.

'Was soll ich machen?' schreibe ich mit Kugelschreiber auf meine linke Handfläche, in Kursivschrift, das O dünn und oval, mein O. Ich sitze auf dem Bett. Ich will nicht mehr so tun, als wäre Romy ein Teil von mir, den ich vor mir selbst verstecken muss, weil ich ihn nicht erklären kann. Ich bin ich, und ich weiß nicht, ob das bedeutet, dass ich verrückt bin, aber irgendwie ist Romy auch ich. Ich bin Franziska. Ich bin Romy. Ich kann mich nicht genau erinnern, wie lange das schon so ist, aber es ist ermüdend, mir immerzu vorzulügen, dass es anders ist.

Die Familiengeschichte in einem Absatz zu erzählen finde ich okay, aber hier wäre ich wirklich gern etwas länger Zeuge dieses "Kampfes" gewesen. Ich mein, klar brodelt ja schon lange in ihr. Sie verbietet sich den Gedanken seit ... Jahren? Und jetzt, plopp - Knoten geplatzt. Weil die Umstände sich auch verändert haben. Der Onkel war vorher weit weg und jetzt bedrohlich nah. Ich kauf das auch als Katalysator. Ich weiß, ist schwer sich da reinzudenken, was da genau in ihr vorgeht und das authentisch rüberzubringen, aber es ist schon eine ziemlich wichtige Sache und sie wird so im Vorbeigehen erzählt. Ich finde das Schade.

Ich sitze am Fußboden vor Mamas Bett, das Album im Schoß. Da bin ich, am Strand von Follonica hinter einer stolzen Sandburg, eine rote Plastikschaufel in der Hand, auf meinen Lippen ein breites Grinsen. Ich vor einem Fischerhaus, eine Tüte Erdbeereis in der Hand, das in der Sonne schmilzt und mir auf die Finger tropft ...

Da! Bei diesem Fotoalben nimmst Du Dir doch auch ganz viel Zeit und es ist toll. All die Details. "Wichtige" und "unwichtige" Erinnerungen wechseln ab - ich finde das gut gemacht.

Ich erinnere mich an Juli 2007.

WOW! Das hat Kraft nach der Vorarbeit. Obwohl ich ja glaube, dass Romy in diesen Nächten übernommen hat. Vielleicht waren diese Hände aber auch ihre Geburtsstunde und sie hat erst in Nacht zwei oder drei oder vier übernommen. Möglich.

Ich ziehe meinen Hut vor der Themenwahl. Vor wirklich vielen tollen Stellen in diesem Text. Im Ganzen hätte ich gern ein paar Seiten mehr gehabt. Aber Länger-doller-mehr ist so ein Urteil, das kann man unter jede Geschichte schreiben. Wird hier auch oft geschrieben, weils eben als Kritik auch immer geht. Ich sag Dir das jetzt trotzdem :).

Beste Grüße, Fliege

 

Liebe pumpkin,

dein Text beschäftigt sich mit dem Problem der gespaltenen Persönlichkeit. Die kleine Franziska hat sich in Romy gerettet, um das Erlebnis mit ihrem Onkel auszublenden. Erst, als sie ihre Erinnerung zulässt, kann sie den Onkel vor die Tür setzen So gesehen ist das eine konsequente Entwicklung.

Nicht ganz verstanden habe ich, dass Franziska Romy ganz bewusst einsetzt:

Als ich zehn war, hat Romy eins von Mamas Büchern gelesen, und Mama war wütend, dass danach etliche Sätze mit rosa Textmarker angestrichen waren. So schmiert man nur in Schulbüchern herum, hat sie geschimpft, und mir nicht geglaubt, dass Romy das war.

Und noch ein anderes Problem hatte ich mit deiner Geschichte. In einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Krankheitsbild fand ich folgende Definition:

Auftreten von zwei oder mehreren Identitäten mit unterscheidbaren und stabilen Mustern bezüglich der Wahrnehmung, des Denkens sowie des Bezugs zu sich selbst und zur Umwelt.

Und da fehlt mir bei dir eine klare Charakterisierung Romys. Sie unterscheidet sich kaum von Franziska, nur der Missbrauch des Onkels, der ja der Auslöser für ihre Bewusstseinspaltung war, wird von dir im Wesentlichen als Unterscheidungsmerkmal genannt (natürlich auch das ‚O’, der blaue Kugelschreiber usw.), aber ich finde nicht viel über ihr unterschiedliches Denken, ihre unterschiedliche Wahrnehmung der Umwelt.
Auf etwas Ähnliches weist ja auch Chutney schon hin.
Und wie sie habe auch ich das Gefühl, dass das Aufarbeiten dessen, was Franziska/Romy geschehen ist, nicht so schnell und so einfach vonstatten gehen kann, wie du es darstellst.

Zu ein paar anderen Sachen, die ich mir beim Lesen notiert habe:

Am Anfang deiner Geschichte hatte ich das Gefühl, dass du ganz sicher gehen möchtest, dass der Leser auch wirklich versteht, um was es geht. Da tust du für mein Gefühl des Guten zuviel, wenn du z.B. zweimal schreibst:

Ich habe mir das selbst auf die Hand geschrieben.

Das scheint mir zu stark hinweisend.
komme kaum mit dem ausatmen nach
mit dem Ausatmen

schon das zweite mal,
Mal

dass ich hier aufwache, ohne ErinnerungK wie ich hierhergekommen bin,

Ich wasche mir den Namen mit der fruchtigen Hotelseife von der HandK bis meine Haut an der Stelle gerötet ist.

ein BuchK das ich noch nie gelesen habe,

Da wir keinen Schwamm haben, schrubbe ich meine Haut wie verrückt mit den Fingerspitzen, um die dunkle Kugelschreibertinte loszuwerden.

Habe sie kein Handtuch?

Na ja, eine handvoll zumindest.
Ein Handvoll

Ich folge ihm zögerlich ins Esszimmer,
‚zögernd’ fände ich hier schöner.
pumpkin, ich habe deinen Text gerne und mit Interesse gelesen. Wenn ich von den oben genannten Bedenken einmal absehe, ergibt sich für mich eine sprachlich gut gestaltete und nachvollziehbare Handlung.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo pumpkin,

dein Einstieg gefällt mir gut. Das ist schön rätselhaft und hat auch gleich diese psychologische Nuance, mit sowas kriegt man mich fast immer. Ich musste an Gillian Flynns "Sharp Objects" denken, als deine Geschichte weiterging. Nicht, weil die Geschichten sich so ähneln, sondern wegen der Worte auf Franziskas Haut. Die spielen bei "Sharp Objects" auch eine nicht unwesentliche Rolle, auch wenn sie da nicht mehr abwaschbar sind. Dieses Bild mit dem Körper, auf dem Worte stehen, von denen Franziska nicht weiß (oder nicht wissen will), wo sie herkommen, fand ich eine gute Idee.

Nachdem die Warnung "Du darfst deinem Onkel nicht trauen" auf ihrem Arm steht, weiß man, wohin die Reise geht. Das finde ich auch glaubwürdig, also dass sich aufgrund eines Missbrauchs die Persönlichkeit spaltet. Allerdings habe ich mich gefragt, ob diese zwei Persönlichkeiten dann tatsächlich derart miteinander kommunizieren können. Geht das wirklich? Das frage ich ernsthaft, ich glänze bei dissoziativen Persönlichkeitsstörungen leider mit Halbwissen.

Gern gelesen,
RinaWu

 

Hallo pumpkin!

Ich konnte deine Geschichte in einem Rutsch durchlesen und habe mich nicht gelangweilt. Du kannst die Bilder gut rüberbringen und in technischer Hinsicht gibts auch nicht viel zu meckern.

In Bezug auf die Handlung allerdings gabs da leider durchaus schon mehr Dinge, die mir aufgefallen sind.

Zunächst einmal diese ganze Amnesie-Geschichte fand ich inkonsequent. Franzisca weiß nicht, wer Romy ist, wie sie ins Hotel gekommen ist, wie sie dort eingecheckt hat - aber andererseits weiß sie dann wieder, wo sie wohnt, zur Schule geht, wer ihre Mutter ist, usw. Das fand ich schon ein bisschen unlogisch durchdacht.

Dann die ganze "Romy"-Charakterisierung. Wenn Romy schon wusste, dass sie ihrem Onkel nicht trauen kann oder sogar vor ihm in ein Hotel flüchtet, dann hätte Romy doch schon wesentlich früher etwas gegen ihn unternommen, anstelle bloß so kryptische Warnungen auf die Haut zu schreiben.

Stcihwort Onkel Marius - Oh je, also das hab ich irgendwie schon kommen sehen, noch bevor ich den ersten Satz, in dem Marius auftaucht, überhaupt zuende gelesen habe. Ich weiß, das ist der Aufhänger der Geschichte - nur hätte ich mir das etwas subtiler gewünscht.

Und das bringt uns zum Ende der Geschichte - schön, dass Marius zumindest rausgeflogen ist. Ich persönlich hätte ihm ein wesentlich blutigeres Ende zugedacht - das hätte wahrscheinlich irgendwas mit Romy und einem Vorschlaghammer zu tun gehabt. Jedenfalls konnte Franzisca ihn wenigstens aus ihrem Haus vertreiben. Aber auch hier habe ich mich mit der Erzähllogik ein wenig schwer getan - sie ist immerhin seit über einem Jahr in Therapie, nimmt Medikamente, leidet unter Wahvorstellungen und einer offensichtlich schizophrenen Persönlichkeit, haut einfach so von zu Hause ab und übernachtet ohne Erinnerung in Hotels, hat als "Beweis" außer ein paar (sehr harmonischen!!) Urlaubsfotos nur ihre Erinnerung - und das soll dann reichen, damit Marius eingeschüchtert wie ne Ratte mit angekohltem Schwanz innerhalb von zwei Minuten abhaut?!
Für wie wahrscheinlich hälst du es, dass ihr jemand glaubt? Bei einem psychisch derart gestörten Menschen? Hm ....

Wie gesagt, pumpkin - ich habe die Geschichte durchaus unterhaltsam gefunden, allerdings mit ein paar Ecken und Kanten.;)

Viele Grüße vom EISENMANN ... und vom EISENMANN:D

 

Hallo @wieselmaus

um deine Geschichte habe ich zunächst einen Bogen gemacht

Grundsätzlich eine gute Strategie bei meinen Geschichten :D Okay, Selbstkritik beiseite ... (Gibt es denn so viele Missbrauchsgeschichten? War mir nicht bewusst, ups.

erstens eine sehr originelle Umsetzung der Themenvorgabe,

zweitens eine spannende psychische Konstellation, wodurch auch immer sie ausgelöst wird.


Danke!

Die Liste ist vielleicht nicht vollständig. Ist nämlich nicht meine Lieblingsbeschäftigung

Kann ich sehr gut vorstehen. Danke dir!
Freut mich, dass dir die Geschichte dann doch trotz des Themas gefallen hat : )

Lg,
pumpkin


Hey Chutney

Was für ein tolles Happy end! Ein Teil denkt, das ist zu schön, um wahr zu sein.

Na ja 'Happy End', darüber kann man sich streiten. Ich sehe es mehr als einen ersten Schritt in die richtige Richtung, aber Franziskas Leben wird davon ja nicht auf einen Schlag rosig.

Meine Vermutung wäre, das es bei einer so hochdissoziativen Frau nicht nur zwei Innenpersonen gäbe.

Ich hab mich schon gefragt, ob wohl jemand vermuten wird, dass es da noch andere Persönlichkeiten gibt. Du hast Recht, die gibt es bestimmt, allerdings sind sie weniger prominent als Romy und tauchen auch weniger oft auch, sodass ich beschlossen habe, sie nicht zu erwähnen. Vielleicht ein Fehler, jetzt wo ich deine Ideen lese, die ich sehr spannend finde!

Folgerichtig müsste es in ihr, wenn sie dissoziiert, Teile oder Innenpersonen geben, die mit großer Liebe und Loyalität an dem Onkel hängen, die auch nichts von dem Mißbrauch wissen. Die würden versuchen den Onkel (und ihre Liebe zu ihm) zu schützen.

Äußerst spannend! Ich hatte aber das Gefühl, es wäre zu viel für eine KG, da mehr als eine andere Persönlichkeit ins Rampenlicht zu stellen - obwohl ich nach einigen Kommentaren sowieso immer mehr das Gefühl bekomme, das ganze war sowieso zuviel Material für eine KG und hätte ein Buch füllen können. Dann hätte es auch mehr Raum für eine langsamere Entwicklung gegeben...Hm.

Ich glaube, dass die Erkenntnis, dass der Onkel sie mißbraucht hat erst einmal Chaos in innerem inneren System erzeugen würde, das Romy nicht einfach so loslegen könnte mit ihrem Rausschmiss.

Romy wollte ihn schon von Anfang an rausschmeißen, wodurch es für mich Sinn macht, dass sie es tut, sobald sie es eben kann. Das Chaos findet ja in Franziska statt, weshalb die auch sofort dissoziiert und Romy übernimmt.

Wie gesagt, deine Ideen zu meinem Text finde ich sehr interessant :D

Lg,
pumpkin

Hallo GoMusic

Gewand? Spielt die Story im 19. Jhd.?

Du verwirrst mich gleich mal. Versteh ich nicht. :confused:

Wieso machst du nach jeder wörtlichen Rede eine Leerzeile?

Angewohnheit... Es schreibt sich für mich leichter und ich denke mir, es liest sich auch irgendwie leichter. Ist das schlecht?

„schaufeln" und „kleine Portion“ passt sowenig zusammen wie ein lautes Flüstern.

Meinst du? Beschreibt schaufeln nicht eher eine Bewegung als eine Menge? Hm.

„… als ich den Raum betrete.“

Ah, gute Idee!

Hat mir gut gefallen. Sehr gerne gelesen.

Danke! : ) Alles notiert, alles wird noch durchdacht!

Lg,
pumpkin

Hey Fliege

So toll. Außer das mit dem einschließenden Kreis. Das verstehe ich nicht, das stört mich - vor allem weil der Rest sooo schön ist.

Das Lob freut mich! Hm, damit wollte ich nur andeuten, dass sie manchmal Angst hat, Romy ist zu stark und schließt sie ein, ist überwältigend, usw.

Multiple braucht viel Raum und Zeit und Platz und deine Geschichte ist ja so lang nicht.

Mir wird auch immer mehr klar, dass es für eine KG wohl zu viel Material war...

Wegen Doppeltoast und so

Bin mir nicht sicher, was du mit Doppeltoast meinst?

Wort fertig LEERZEICHEN ...

Wort unfert... (kein Leerzeichen)


Oh, das wusste ich nicht. Danke!

Freut mich, dass der Text trotz Makel gefallen hat!

LG,
pumpkin (die jetzt eine kurze Pause einlegt und sich dann gierig auf die nächsten Kommentare stürzt. :D :kaffee:)

 

So, eine Migräne später...:sick:

Hallo @barnhelm

Nicht ganz verstanden habe ich, dass Franziska Romy ganz bewusst einsetzt

Ich rätsele noch, was du da mit 'bewusst einsetzen' meinst...

Und da fehlt mir bei dir eine klare Charakterisierung Romys. Sie unterscheidet sich kaum von Franziska, nur der Missbrauch des Onkels, der ja der Auslöser für ihre Bewusstseinspaltung war, wird von dir im Wesentlichen als Unterscheidungsmerkmal genannt (natürlich auch das ‚O’, der blaue Kugelschreiber usw.), aber ich finde nicht viel über ihr unterschiedliches Denken, ihre unterschiedliche Wahrnehmung der Umwelt.

Dass sich die Unterschiede der beiden nicht klar genug zeigen, ist schade. Ich dachte, ich hätte da genug Material bzw. Andeutungen geliefert, ohne es ins hollywoodmäßige zu übertreiben. Ich wollte es ehrlich gesagt, eher subtil halten - gleichzeitig ist der Text, bis auf den letzten Teil vollständig aus Franziskas Sicht geschrieben. Romy lernt der Leser nur kurz kennen, der Rest (Unterschiedliche Schriften, unterschiedliche Hobbies, unterschiedliche Erinnerungen, usw.) bezieht sich eher auf Dinge, die Franziska über Romy wissen kann.
Aber wenn ich am Ende nicht 'Franziskas Onkel' anstatt 'mein Onkel' geschrieben hätte, wär dir echt nicht aufgefallen, dass es die andere Persönlichkeit ist? :sad: Mist.

Habe sie kein Handtuch?

Stimmt, das hätten sie wohl! :lol:

‚zögernd’ fände ich hier schöner.

Ich auch.

ich habe deinen Text gerne und mit Interesse gelesen. Wenn ich von den oben genannten Bedenken einmal absehe, ergibt sich für mich eine sprachlich gut gestaltete und nachvollziehbare Handlung.

Freut mich, dass der Text nicht total gefloppt hat!

Lg,
pumpkin

Hey @RinaWu

Sharp Objects kenne ich nicht, aber

auch wenn sie da nicht mehr abwaschbar sind.

das klingt schon wild :lol:

Allerdings habe ich mich gefragt, ob diese zwei Persönlichkeiten dann tatsächlich derart miteinander kommunizieren können. Geht das wirklich?

Bin bei weitem kein Experte, aber meinen Recherchen nach, ja! Wissenschaftlich gesehen ist es halt immer noch ein Thema, das viele Fragen aufwirft (beispielsweise soll es möglich sein, dass eine Persönlichkeit gegen etwas allergisch ist, und eine andere nicht?! - worauf ich mir aus biologischer Sicht überhaupt keinen Reim machen kann), aber ich denke, verschiedene Arten der Kommunikation sind durchaus möglich.

Lg,
pumpkin


Hallo @Eisenmann

Zunächst einmal diese ganze Amnesie-Geschichte fand ich inkonsequent. Franzisca weiß nicht, wer Romy ist, wie sie ins Hotel gekommen ist, wie sie dort eingecheckt hat - aber andererseits weiß sie dann wieder, wo sie wohnt, zur Schule geht, wer ihre Mutter ist, usw. Das fand ich schon ein bisschen unlogisch durchdacht.

Die Amnesie betrifft ja nur die Zeiträume, während denen Romy übernommen hat. Franziska weiß, wer Romy ist, hat sich aber jahrelang geweigert, damit wirklich zu befassen, hat es also sozusagen ignoriert und sich eingeredet, dass das alles nicht so ist, wie sie sich denkt, dass es ist. (Was auch lange Zeit gut gegangen ist, weil Romy nicht oft rauskam bevor der Onkel wieder eingezogen ist und somit einen Stressfaktor dargestellt hat.)
Insofern kann sie sich nicht an den Weg ins Hotel usw. erinnern, hat aber sehr wohl eine Ahnung, wie sie dorthin gekommen ist.

Dann die ganze "Romy"-Charakterisierung. Wenn Romy schon wusste, dass sie ihrem Onkel nicht trauen kann oder sogar vor ihm in ein Hotel flüchtet, dann hätte Romy doch schon wesentlich früher etwas gegen ihn unternommen, anstelle bloß so kryptische Warnungen auf die Haut zu schreiben.

Nein. Sie kann ihn schlecht konfrontieren oder rausschmeißen, solange Franziska nicht weiß, was überhaupt los ist. Mit so einem drastischen Eingriff in ihr Leben würde sie ihr echt schaden, und dessen ist sie sich auch bewusst. Und Franziska muss sich selbst erinnern, oder zumindest ein Gefühl davon bekommen, was passiert ist, was sie verdrängt hat. Wenn Romy ihr klipp und klar 'Übrigens, Onkel Marius hat dich vor Jahren vergewaltigt' auf die Hand schreiben würde, würde sie 1) immense Angst auslösen, und 2) wäre es nicht gesagt, dass sie sich dann daran erinnern würde.

sie ist immerhin seit über einem Jahr in Therapie, nimmt Medikamente, leidet unter Wahvorstellungen und einer offensichtlich schizophrenen Persönlichkeit

Immer langsam mit den jungen Pferden :) Franziska hat weder Wahnvorstellungen, noch ist sie schizophren. Ihre Realität ist nicht verzerrt, sondern wird von mehr als einer Persönlichkeit gelebt.

und das soll dann reichen, damit Marius eingeschüchtert wie ne Ratte mit angekohltem Schwanz innerhalb von zwei Minuten abhaut?!

Bis jetzt hat sie sich nie gegen ihn aufgelehnt, nie Italien erwähnt, war immer ruhig und zurückgezogen. Plötzlich tritt sie selbstbewusst auf und lässt sich nicht einschüchtern - ich denke, nicht jeder Kerl, der sowas macht, ist ein kompletter Psychopath, dem alles egal ist, und dem dann bei der Möglichkeit, dass seine Tat ans Licht kommt, nicht etwas unwohl wird.

Für wie wahrscheinlich hälst du es, dass ihr jemand glaubt?

Kann ich schwer beurteilen, kommt auf die Mutter an, und wie es weitergeht, wird ja offen gelassen. Grundsätzlich gibt es leider zu oft eine Tendenz, Opfern nicht zu glauben. Da muss der Kerl nicht mal so berühmt sein wie Johnny Depp ...

Haha, liebe Grüße an beide Eisenmanns (oder Eisenmänner?) :lol:
pumpkin

 

Liebe pumpkin,

deine Geschichte gehört zu den wenigen, die ich gleich gelesen habe, nachdem du sie eingestellt hattest.
Damals war ich begeistert und jetzt…
gefällt mir deine Idee und ihre Umsetzung im Challenge-Sinne immer noch super.

Auf meiner linken Handfläche steht 'Romy' geschrieben. Mit blauem Kugelschreiber, in Blockschrift. Das O ist dick und rund, wie ein Kreis, der mich einschließen will. Ich zittere. Schließe die Hand zur Faust. Romy ist weg. Öffne die Hand erneut. Romy ist wieder da.
´´Aber meine Os sind nicht dick und rund, meine Os sind dünn und oval, kläglich und schüchtern, nehmen kaum Platz ein. So wie ich. Ich habe das nicht geschrieben. Alles ist verkehrt.
Das sind so einfache, beinahe naive Sätze und sie haben eine Aussagekraft, entwickeln in ihrer klugen Aneinanderreihung eine Wucht, die unfassbar ist.
Ich nehme an, du bist dir dessen bewusst.

Vor Jahren hab ich „Aufschrei“ von Truddi Chase gelesen, die fast hundert sogenannte innere Personen hatte und Multiple werden für mich immer ein Phänomen bleiben.
Genauso über welche ausgefeilten Möglichkeiten unser Geist verfügt, sich vor Schmerz zu schützen.
Umso mehr, liebe pumpkin, überrascht mich, mit wie viel Fingerspitzengefühl du diese Thematik mir als Leser nahe gebracht hast. Großes Kompliment.

Dann hatte ich noch ein paar Fehlerchen reklamiert, sah beim Überfliegen der Komms, dass einige schon mehrmals beanstandet wurden. Also, lass ich es sein.
Jetzt musst du die Hinweise halt irgendwann mal einarbeiten. Sicher ein Zeitproblem für dich.

nur hier

ich erinnere mich vage daran. Weiß war sie, und an der Spitze zart rosa. Die Muscheln waren mein größter Schatz,
Die Erinnerung scheint doch mir nicht vage, sondern sehr konkret zu sein

Das ist auch so eine Textstelle, wo du plottechnisch sehr geschickt vorgehst

Ich öffne die Augen. Ich habe ein Fotoalbum in den Händen und schlage es zu, verstaue es wieder in der Schachtel unterm Bett. Dann gehe ich ins Wohnzimmer, wo Franziskas Onkel am Sofa vor sich hin schnarcht…

So, genug gelobt, muss jetzt weiter, es gibt noch viel zu tun.

Liebe Grüße,
peregrina

 

Hallo pumpkin,

eine klasse Idee, finde ich, die du für das Thema "Auf der Mauer stand mit Kreide" da hattest.
Mit Kugelschreiber auf der Haut Nachrichten hinterlassen von deinem jeweils anderen "ich"... Toll!
Das fand ich wirklich spannend! Auch wenn mir relativ schnell klar war, in welche Richtung die Geschichte geht, habe ich gerne weitergelesen, weil es flüssig geschrieben ist.

Den Umweg über das Fotoalbum hätte es für mich gar nicht mehr gebraucht.

Gern gelesen

Gruß
Lind

 

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