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Hautkontakt

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06.10.2015
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Hautkontakt

Auf meiner linken Handfläche steht 'Romy' geschrieben. Mit blauem Kugelschreiber, in Blockschrift. Das O ist dick und rund, wie ein Kreis, der mich einschließen will. Ich zittere. Schließe die Hand zur Faust. Romy ist weg. Öffne die Hand erneut. Romy ist wieder da. Ich atme ein und ein und ein, komme kaum mit dem ausatmen nach. Ich lasse mich nicht einschließen. Ich habe mir das selbst auf die Hand geschrieben. Das Hotelzimmer wirkt kalt und fremd, aber es ist diese Woche schon das zweite mal, dass ich hier aufwache, ohne Erinnerung wie ich hierhergekommen bin, oder warum. Aber meine Os sind nicht dick und rund, meine Os sind dünn und oval, kläglich und schüchtern, nehmen kaum Platz ein. So wie ich. Ich habe das nicht geschrieben. Alles ist verkehrt. Ich wasche mir den Namen mit der fruchtigen Hotelseife von der Hand bis meine Haut an der Stelle gerötet ist. Ich verstecke Romy, leugne sie, will nichts mit ihr zu tun haben, tue so, als gäbe es sie nicht. Ich habe mir das selbst auf die Hand geschrieben.

Mein Herz rast immer noch, als ich meine Sachen zurück in die kleine Reisetasche packe – genug Gewand für drei bis vier Tage, Make up, ein Buch das ich noch nie gelesen habe, in dem aber trotzdem einige Passagen mit rosa Textmarker angefärbt sind, mein Portemonnaie, das sich um einiges leichter anfühlt als gestern. Die Dame an der Rezeption fragt mich, ob ich auschecken möchte, als ich ihr wortlos den Zimmerschlüssel hinlege. Ich nicke. Sie lächelt höflich, nimmt den Schlüssel an sich, lässt mich gehen. Ich habe wohl schon bei meiner Ankunft bezahlt. Kann sie mir ansehen, dass ich mich nicht mehr daran erinnere? Ich fühle mich unbehaglich, gebe dem drängenden Fluchtinstinkt nach und mache mich auf den Heimweg.

Zuhause kann ich den Fernseher bereits im Flur hören. Mama ist um diese Uhrzeit noch im Büro, aber seit Onkel Marius vor zwei Wochen bei uns eingezogen ist, ist das Teil ständig an. Das Wohnzimmer hat sich vorläufig in sein Zimmer verwandelt, da Mama und ich es ohnehin nur selten benutzen, und kein Gästezimmer vorhanden ist. Unsere Devise ist, dass Familie füreinander da ist. Nachdem mein Vater uns kurz nach meinem vierten Geburtstag verlassen hat, hat Onkel Marius uns unterstützt, wo er nur konnte, den Babysitter gespielt und mich oft von der Grundschule abgeholt.

"Franziska?"

"Ja."

Mein Onkel hat mich wegen dem Fernseher wohl nicht gehört, denn nun verstummt das Gerät.

"Franziska? Bist du das?"

"Ja", wiederhole ich, während ich eine Toastscheibe in den Toaster stecke. Als ich einen Teller aus dem Regal hole, höre ich schlurfende Schritte. Onkel Marius steht im Türrahmen.

"Alles okay bei dir?" Er sieht mich durch seine dicken Brillengläser eindringlich an. "Du hast gestern Abend ziemlich überstürzt das Haus verlassen. Deine Mutter hat sich Sorgen gemacht."

"Ja..." Ich starre den Toaster an. "Alles okay."

"Du weißt, dass du mit mir reden kannst, wenn was ist." Marius steht jetzt neben mir. Mein Herz rast. Die Toastscheibe schießt in die Höhe und ich greife nach ihr. "Das mein ich ernst, für meine Nichte hab ich immer Zeit."

Ich mache einen Schritt zur Seite, streiche die Butter hastig auf das Toastbrot und streue versehentlich zuviel Zimt obendrauf.

"Ich weiß, danke." Ich werfe ihm ein oberflächliches Lächeln zu, bevor ich aus der Küche eile. In meinem Zimmer lasse ich mich aufs Bett fallen, beiße in den Zimttoast und starre eine Weile lang die weiße Decke an. Ob Mama ihm von meiner Angststörung und der Depression erzählt hat? Ich fühle mich seltsam entblößt, ziehe die Beine an den Oberkörper und umschlinge sie mit den Armen.

Als ich mich später ausziehe, um zu duschen, merke ich, dass mein Körper in Blockbuchstaben gehüllt ist. Blaue Kugelschreibertinte bedeckt meine Unterarme und die Oberschenkel, als wäre meine Haut ein Blatt Papier auf das jemand eine Nachricht gekritzelt hat. Mir wird schwindlig. Ich setze mich in die Dusche, mache das heiße Wasser an, versuche mich zu beruhigen. Ich weiß nicht, wieviel Zeit vergeht, bis ich mich endlich dazu durchringe, wieder an mir hinunterzusehen. 'Bleib bitte im Hotel', steht da, auf meinem linken Arm. Darunter, in noch größeren Buchstaben 'Sei vorsichtig'. Ich schließe die Augen, versuche, meine beschleunigte Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Einatmen 1-2-3, ausatmen 1-2-3-4-5. Das Wasser rieselt auf mich runter, Dampf füllt die Duschkabine. Manchmal habe ich das Gefühl, dass bestimmte Augenblicke meines Lebens nicht mir gehören. Ich kann es nicht erklären, aber manchmal verschwinde ich. Manchmal ist da jemand anders. Manchmal ist da Romy. Ich öffne die Augen wieder. 'Du darfst deinem Onkel nicht trauen', lese ich auf meinem anderen Arm. Die gleichen Warnungen zieren meine Oberschenkel.

Ich stehe abrupt auf, greife nach dem Duschmittel und beginne, mich damit einzureiben. Da wir keinen Schwamm haben, schrubbe ich meine Haut wie verrückt mit den Fingerspitzen, um die dunkle Kugelschreibertinte loszuwerden. Noch nie zuvor hat Romy mehr als ihren Namen auf meine Handfläche geschrieben. Verliere ich den Verstand? Ich schrubbe und schrubbe, wobei mir jegliches Zeitgefühl entgleitet. Die Nachrichten verblassen, werden mit dem Wasser in den Abfluss gespült, haben sich jedoch in meine Gedanken eingenistet und erzeugen raue Panik, die ich nicht abschütteln kann.

Am nächsten Morgen schlucke ich eine Xanor und gehe zur Schule. Dort bin ich eine Weile lang abgelenkt. Erst als ich am Nachmittag wieder nach Hause komme und Onkel Marius in der Küche vor sich hin pfeifen höre, kehrt das beklemmende Gefühl in meiner Brust zurück. Ich will lautlos in mein Zimmer verschwinden, aber er erscheint im Flur, bevor ich mich zurückziehen kann. Er trägt Mamas bunte Küchenschürze und sieht ziemlich zufrieden mit sich aus. Sei vorsichtig, schießt es mir in den Kopf, obwohl ich nicht weiß, weshalb ich vorsichtig sein soll. Aus irgendeinem Grund traut Romy Onkel Marius nicht, soviel ist mir seit gestern klar.

"Gut, dass du da bist, dein Timing könnte nicht besser sein. Ich hab Alfredo pasta für uns gemacht. Das einzig gute, das von meiner Ehe mit Rosina gekommen ist, wenn man so will: italienische Rezepte. Na ja, eine handvoll zumindest. Ein Meisterkoch war ich ja noch nie. Komm, setz dich."

Ich folge ihm zögerlich ins Esszimmer, setze mich an den gedeckten Tisch. Oma war Italienerin, ist aber nach Österreich gezogen, bevor sie Mama und Marius bekommen hat. Unsere italienischen Wurzeln locken Mama und mich beinahe jeden Sommer in die Toskana und ans Meer, aber das ist auch schon alles, wir sprechen die Sprache nur sehr gebrochen und haben auch sonst nicht viel Italienisches an uns. Bis auf Onkel Marius. Er hat sich vor Jahren in Italien verliebt und ist dort geblieben, bis seine Ehe mit Rosina vor kurzem an ihrer Untreue gescheitert ist.

"Stella hat angerufen, dass sie heut erst spät aus dem Büro kommt. Viel Arbeit im Moment", fährt er fort, als er den Topf auf den Tisch stellt und mich erwartungsvoll ansieht. Ich nicke und schaufle mir eine kleine Portion auf den Teller. Du darfst ihm nicht trauen. Mein Bauch verkrampft sich. Marius kaut sein Essen ziemlich laut, vielleicht kommt es mir aber auch nur so vor. Ich antworte nur knapp auf seine Fragen über die Schule, Freunde und meine momentanen Interessen. Als wir fertig sind, nimmt er die leeren Teller und steht auf. Beim vorbeigehen streicht er mir kurz und ganz leicht über die Wange, lächelt, wartet auf meine Reaktion. Ich weiß nicht, was ich tun soll, und so tue ich, als wäre nichts passiert. Die Nudeln liegen mir schwer im Magen.

'Was soll ich machen?' schreibe ich mit Kugelschreiber auf meine linke Handfläche, in Kursivschrift, das O dünn und oval, mein O. Ich sitze auf dem Bett. Ich will nicht mehr so tun, als wäre Romy ein Teil von mir, den ich vor mir selbst verstecken muss, weil ich ihn nicht erklären kann. Ich bin ich, und ich weiß nicht, ob das bedeutet, dass ich verrückt bin, aber irgendwie ist Romy auch ich. Ich bin Franziska. Ich bin Romy. Ich kann mich nicht genau erinnern, wie lange das schon so ist, aber es ist ermüdend, mir immerzu vorzulügen, dass es anders ist.

Abends fällt es mir schwer, einzuschlafen. Ich wälze mich von einer Seite auf die andere, blicke immer wieder aus dem Fenster, zum Mond, der sichelförmig am Himmel scheint, und zum Kastanienbaum, dessen Zweige und Blätter im Wind tanzen. Was soll ich machen? Die Frage geistert mir immer noch im Kopf herum. Seit einem Jahr gehe ich regelmäßig zu einer Psychiaterin. Es hilft, mit jemandem über meine Sorgen, Ängste, und die regnerischen Tage reden zu können, aber gewisse Dinge kann ich niemandem anvertrauen. Romy fällt in diese Kategorie. Als ich zehn war, hat Romy eins von Mamas Büchern gelesen, und Mama war wütend, dass danach etliche Sätze mit rosa Textmarker angestrichen waren. So schmiert man nur in Schulbüchern herum, hat sie geschimpft, und mir nicht geglaubt, dass Romy das war. Sie hat nur mit einem genervten Seufzen gemeint, dass ich die lächerlichen Ausreden lassen soll und dass ich zu alt für imaginäre Freunde sei. Das war das einzige Mal, dass ich Romy erwähnt habe. Onkel Marius hätte mir geglaubt, er hätte gewusst, dass ich mich kaum für Bücher interessiere, sondern viel lieber male, aber zu dem Zeitpunkt war er schon in Italien und ich hatte niemanden mehr, der auch nur ansatzweise versucht hätte, mich zu verstehen.

Als um halb sieben mein Wecker läutet, bin ich schon seit zwanzig Minuten wach. Die Frage, die ich mir am Vortag auf die Hand geschrieben habe, ist weg. Stattdessen steht da jetzt in Blockbuchstaben: 'Versuch dich an Juli 2007 zu erinnern.' Mehr steht da nicht. Meine Arme und Beine sind frei von Kugelschreibertinte, ich habe extra nachgesehen. Juli 2007. War das nicht das Jahr, in dem Mama nicht frei bekommen hat und Onkel Marius mich in den Ferien für zwei Wochen mit in die Toskana genommen hat? Ich bin mir nicht sicher, das liegt beinahe zehn Jahre zurück.

"Franzi?" Mama klopft an die Tür. "Bist du wach?"

"Ja!" rufe ich zurück und krame meine Schulsachen zusammen. Marius schläft noch am Sofa im Wohnzimmer, als ich aus meinem Zimmer komme.

"Hast du unsere alten Fotoalben noch?", frage ich und weiß, dass meine Frage überraschend kommt. Sie sieht von ihrem Kaffee auf.

"Die müssen in der Schachtel unter meinem Bett sein. Wieso, was willst du denn damit?"

"Nichts besonderes, ich will sie nach der Schule nur mal durchblättern." Ich zucke mit den Schultern. "Nostalgie."

Die nächsten sieben Stunden ziehen sich in die Länge, als würde mich etwas davon abhalten wollen, herauszufinden, was im Juli 2007 passiert ist. Ich kann mich an die Sommermonate nur bruchstückhaft erinnern. Als ich endlich von der Schule nach Hause komme, wird meine Vermutung bestätigt. 'Sommer 2007, Marius und Franziska in Follonica', steht da neben den ersten Fotos. Ich sitze am Fußboden vor Mamas Bett, das Album im Schoß. Da bin ich, am Strand von Follonica hinter einer stolzen Sandburg, eine rote Plastikschaufel in der Hand, auf meinen Lippen ein breites Grinsen. Ich vor einem Fischerhaus, eine Tüte Erdbeereis in der Hand, das in der Sonne schmilzt und mir auf die Finger tropft. Ich lache in die Kamera. Ich blättere um, da ist ein Bild von unserem Hotelzimmer, hellblaue Wände und große Betten mit weißen Kissen. Ich erinnere mich, wie riesig und luxuriös mir die vielen Kissen damals vorgekommen sind, ich habe mich wie eine Prinzessin gefühlt. Sonnenprinzessin, so hat mich Onkel Marius genannt, jetzt fällt es mir wieder ein. Meine kleine Sonnenprinzessin, hat er gesagt, und mir behutsam durch die langen, blonden Haare gestrichen. Je länger ich mir das Foto vom Zimmer ansehe, desto mulmiger wird mir. Es folgen einige Bilder vom Strand und der Umgebung. Ich blättere erneut um. Onkel Marius und ich sind in der Stadt, stehen vor einem alten Gebäude, blinzeln gegen die Sonne. Er hält mich an der Hand. Es gibt noch einige Fotos, auf denen wir beide zu sehen sind und Grimassen schneiden, auf dem Rest bin nur ich. Juli 2007. Marius und ich in Follonica. Einige Erinnerungen kommen wieder. Wie ich ihn am Strand im Sand eingegraben habe. Wie er gelacht hat, als nur noch sein Kopf herausgeschaut hat. Wie wir ganze Nachmittage damit verbracht haben, Muscheln zu sammeln. Aus der schönsten hat er mir eine Kette gemacht, ich erinnere mich vage daran. Weiß war sie, und an der Spitze zart rosa. Die Muscheln waren mein größter Schatz, aber sie müssen im Laufe der Zeit verloren gegangen sein. Auf manchen Fotos trage ich ein weißes Baumwollkleid mit Sonnenblumen und einer gelben Masche am Rücken. Ich werde nachdenklich, als mir wieder einfällt, wie verrückt ich nach diesem Kleid war. Ich hätte es am liebsten jeden Tag angezogen, und Onkel Marius mochte es auch. Mehr Erinnerungsfetzen. Ich, abends im Hotelzimmer, ich bin stur, will das Kleid nicht ausziehen. Ich möchte darin schlafen und am nächsten Morgen darin aufwachen, das wäre doch praktisch, aber Onkel Marius will davon nichts wissen. Er packt mich, macht sich am Reißverschluss zu schaffen, zieht mir das Kleid aus. Kuschelt sich zu mir ins Bett, flüstert mir liebe Sachen ins Ohr und ich fühle mich ganz seltsam. Seine Hände sind kalt und doch zärtlich.

Ich erinnere mich an Juli 2007.

Ich öffne die Augen. Ich habe ein Fotoalbum in den Händen und schlage es zu, verstaue es wieder in der Schachtel unterm Bett. Dann gehe ich ins Wohnzimmer, wo Franziskas Onkel am Sofa vor sich hin schnarcht, während im Fernsehen ein alter Schwarzweißfilm läuft. Ich finde die Fernbedienung am Boden zwischen all seinen getragenen T-shirts und mache das Ding aus. Der Mann reckt sich, gibt ein leises Grunzen von sich.

"Raus", sage ich, laut und deutlich und mit Nachdruck.

Er wacht vollends auf, als ich ihm seine leere Reisetasche ungeduldig zuwerfe, erhebt sich langsam und starrt mich mit weiten Augen an. Diesen Ton ist er von Franziska nicht gewöhnt.

"Ich will, dass du verschwindest. Jetzt. Du hast fünf Minuten, pack deine Sachen und hau ab." Er hätte es verdient, dass ich ihn ohne seine Klamotten rauswerfe, aber ich will nicht, dass er eine Ausrede hat, wiederzukommen.

"Franzi, was ist denn los?" Er rückt seine Brille zurecht, gähnt. "Wie spät ist es überhaupt? Ist Stella schon von der Arbeit zurück?"

"Wenn sie zurückkommt, erzähle ich ihr, was in Follonica passiert ist." Ein Bluff, denn ich weiß nicht, ob Franziska den Mut hat, sich jemandem anzuvertrauen. Aber meine Drohung wirkt, lässt Marius plötzlich kreidebleich dastehen. Er scheint zu überlegen, versucht wohl, einen Weg zu finden, das ganze wieder geradezubiegen. Er windet sich förmlich nach einem Schlupfloch.

"Du musst da was falsch in Erinnerung haben. Wir hatten doch eine schöne Zeit, du hattest doch Spaß, nicht wahr?"

Ich glaube, einen Hauch Panik in seiner Stimme zu hören.

"Verschwinde."

"Jetzt sei doch nicht so, wir können doch über alles in Ruhe reden, ja? Komm, setz dich und-"

"Nein." Ich schneide ihm das Wort ab. "Ich will, dass du jetzt verschwindest. Auf der Stelle."

Und dann kommt Leben in ihn, er packt seine Sachen, sieht mich nicht mehr an, wirft nur schnell alles in seine hässliche Reisetasche. Plötzlich scheint es ihm nicht schnell genug gehen zu können. Keine zwei Minuten später fällt die Eingangstür hinter ihm ins Schloss.

Er ist weg.

Genau das schreibe ich mir mit blauem Kugelschreiber auf die Hand und spüre die Erleichterung in jedem einzelnen Blockbuchstaben.

'Er ist weg.'

 

Hallo @ pumpkin,

Ich fange mal gleich mit der Titelwahl an: Genial!
Vielschichtig und mehrdeutig und doch absolut treffend. Besser geht es nicht.

Das Thema, um diesen Punkt abzuhandeln, ist ebenfalls getroffen. Und sogar auf eine höchst interessante Weise.

Und nun zur Geschichte:

Habe sie in einem Rutsch runtergelesen, zuerst wollte ich dir noch ein paar Fehler aufzeigen, aber dann war der Sog, die Geschichte zu Ende zu lesen, einfach zu groß. Die Rechtschreibfehler haben dir ja auch bereits anderer Kritiker detailliert aufgezeigt.

Die Vermutung, dass etwas mit dem Onkel nicht stimmt, taucht irgendwie recht früh bei mir auf. Du sendest da irgendwelche Signale bereits an einer Stelle aus, die ich aber nicht benennen könnte.
Das gefällt mir sehr, dass man schon früh ahnt, ohne bereits zu wissen.
Das macht einen Großteil des Reizes dieser Geschichte aus.

Mir wäre an passender Stelle noch wichtig, dass du deutlich machst, dass dieser Onkel vielleicht eine ganze Weile gar keinen Kontakt zur Protagonisten hatte. Ich könnte mir nämlich dann viel besser vorstellen, dass sie so einen kräftigen Psycho-Schub bekommt, weil er unvermittelt wieder in ihr Leben tritt.
Das könntest noch wo einflechten, dass sie vorher Ruhe vor dem direkten Kontakt hatte.

Die gespaltene Persönlichkeit hast du schlüssig dargestellt, man kauft deiner Protagonistin ab, dass sie einen Schutzengel namens Romy mit sich trägt, ahnt, dass ihr niemand das abnehmen würde und auch, dass Romy diejenige ist, die den Onkel rauswirft.

Was mir an deiner Geschichte besonders gut gefallen hat, ist das Aufrechterhalten der, wenn auch leichten, Spannung und das Gefühl als Leser etwas Rundes, Schlüssiges präsentiert bekommen zu haben. Gut gemacht!

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo pumpkin,

nachdem Du schon viele detaillierte Kommentare erhalten hast, die ich allerdings nur überflogen habe, kommentiere ich eher inhaltlich Deine spannende und gut geschriebene Geschichte.

Zunächst ist mir sehr schnell klar gewesen, dass der Onkel wohl der "böse" ist. Das ist schade, weil damit recht früh ein wenig der Dampf aus dem Kessel ist.

Dann bin ich über die Frage gestolpert, wann Franziska und wann Romy die Oberhand hat. Vielleicht gibt es ein Schema, das ich aber beim Lesen nicht auf Anhieb gefunden habe.

Das Ende ist mir ein wenig zu unvermittelt. Die Geschichte arbeitet nur sehr zögerlich auf den Höhepunkt hin, der dann auch recht schwach ist. Romy schmeißt ihn aus, er geht einfach. Hm. Das ist mir einfach zu einfach.

Ich kann mir vorstellen, dass man die gute Geschichte noch weiter in der Spannung steigern könnte, wenn Romy noch ein wenig böser wäre und Franziska stärker unter der Kontrolle des Onkels, bis dann die Situation eskaliert (macht sich der Onkel vielleicht an eine Freundin ran?) und Romy die Oberhand gewinnt - und ... vielleicht dann etwas mehr passiert als ein Rauswurf.

Ich bin wahrlich kein Experte über dissoziative Persönlichkeitsstörungen, aber ich könnte mir vorstellen, dass sich alle negativen Gefühle, die mit dem Missbrauch zusammenhängen, in der Person "Romy" manifestieren. Und eine solche Romy würde stärker explodieren, als es momentan der Fall ist.

Deine Geschichte habe ich aber trotzdem sehr gerne gelesen.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo @pumkin,
ziemlich früh kann man aus dem Text kombinieren, worum es geht. Das bremst mich aber nicht im Lesefluss. Ich finde die Abspaltung der Persönlichkeit gut beschrieben, sehr glaubhaft in der Beklemmung, die sich aus der allmählichen Erinnerung ergibt. Vielleicht ein wenig zu geradlinig, zu durchschaubar auch, wenn sie dann nach den Fotoalben fragt. Da fällt dann doch ein Dominostein nach dem anderen. Hätte da vielleicht noch quälender und vielleicht auch umständlicher sein können. Vor allem vor dem Hintergrund, dass am Schluss die Auflösung ja auch geradezu lehrbuchhaft eintritt. Franziska übernimmt das Ruder und die abgespaltene Missbrauchte Romy verschwindet, zumindest im Text. Schön finde ich besonders den distanzierten Ton, der am Schluss angeschlagen wird und die Entfernung zum Selbst darstellt. Durchwegs treffend, flüssig und klar dem Gegenstand angemessen empfinde ich den Sprachstil, wobei der irritierende Einstieg meiner Meinung nach besonders gelungen ist. Also, wie gesagt, ein wenig zu linear vielleicht, ein wenig zu unkompliziert in der Entwicklung, gemessen an der komplizierten Thematik, aber mit etlichen Details, in der die Zwangshandlungen eindrucksvoll dargestellt werden.
Was mich aber doch befremdet hat, ist Zimttoast. Das muss ich mal probieren. Vielleicht als raffinierte Weihnachtsvariante.
Herzlich und guten Rutsch!
rieger

 

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