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Blässe

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16.03.2015
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Blässe

Für einen Moment schimmerte die Bettleuchte hell auf und offenbarte Bennys Anstrengung. Er schluckte ein paarmal und sah seinen Vater aus müden Augen an. „Erzählst du mir noch eine Geschichte?“
Peter, der eine milde Wärme in seiner Jackentasche verspürte, rückte mit dem Stuhl näher heran und zog die Bettdecke höher. „Nicht, dass du frierst. Hast du noch Schmerzen?“
„Ist besser geworden. Wann … kann ich nach Hause?“
„Schon bald.“ Peter wechselte einen stummen Blick mit seiner Frau, die mit zitternder Unterlippe neben ihm saß. Dann begann er: „Eines Nachts, vor vielen, vielen Jahren, wurde ein kleiner Junge plötzlich wach. Er trat ans Fenster und sah, wie eine Sternschnuppe vom Himmel fiel und mitten im Feld landete. Er erinnerte sich, dass man sich etwas wünschen kann, wenn man eine Sternschnuppe sieht. Und so wünschte er sich etwas ganz Besonderes. Schnell zog er seinen Morgenmantel an und schlich über den Flur, da er die Sternschnuppe unbedingt finden wollte.
Vor dem Elternschlafzimmer blieb der Junge stehen. Er blickte noch einmal durch den Türspalt. Sein Papa war sehr krank und die Mama war wieder erschöpft vor seinem Bett auf einem Stuhl eingeschlafen.“
Peter blinzelte eine Träne fort und streichelte seinem Sohn über die Wange. Eine tiefe, kreidige Blässe lag über Bennys Zügen. „Auf dem verdorrten Acker, wo er seinem Papa noch im letzten Jahr bei der Ernte geholfen hatte, fand der Junge eine Kuhle, aus der es qualmte. Aufgeregt schob er verbrannte Erde beiseite. Der glitzernde Stein war so heiß wie eine gekochte Kartoffel. Er schaute sich kurz um und packte ihn in sein Taschentuch.
In seinem Zimmer wickelte der Junge das kleine Bündel behutsam unter der Nachttischlampe aus. Er betrachtete den Fund genauer. Der Stein war feinporig, im Stoff eine kalkige Staubschicht. Vorsichtig berührte er den Stein, der so glühte wie ein Stück Kohle im Kamin und wunderte sich, keine Hitze zu spüren. Der Junge überlegte kurz, dann nahm er ihn in die Hand, wiederholte seinen Wunsch und schrieb ihn mit dem Stein an die Wand. Er wurde kälter, leuchtete nur noch matt. Die Schrift an der Wand verblasste langsam.“
„Was … hat er sich gewünscht, Papa?“
„Das blieb sein Geheimnis.“
Ein Lächeln umspielte das Gesicht des Jungen.
Nur das Summen der Apparate durchbrach die Stille.
Die Wärme an Peters Brust wurde intensiver. Prüfend steckte er seine Hand in die Jackentasche. Er schaute wieder auf die Wanduhr, dann auf seine Armbanduhr und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Vornübergebeugt saß er da, die Hände ineinander verkrampft. Als glaubte er, Zeit gewinnen zu können, sprach er langsamer als zuvor weiter. „Der Junge versteckte den Stein in einer Blechdose im Schrank. Als er am nächsten Morgen aufwachte, bemerkte er zuerst, dass die Schrift an der Wand verschwunden war. Dann holte er den Stein heraus. Er war kalt, hellgrau und ein wenig kleiner geworden. Der Junge war derartig überrascht und bekam deshalb gar nicht mit, dass es seinem Papa von dieser Nacht an immer besser ging.“
Peter machte eine Pause, trocknete sich die Hände an der Hose ab, nahm die Flasche und ließ Benny am Strohhalm saugen. Statt des Mundes war nur ein dunkler Strich auszumachen. „Genau ein Jahr nach dem Fund wurde der Junge durch ein grelles Licht wach, das durch die Schranktür funkelte. Der Stein glitzerte und wurde immer wärmer. Als er für einen Moment so heiß wie in der ersten Nacht war, wünschte sich der Junge abermals etwas und schrieb es an die Wand. Und so geschah es Jahr für Jahr. Seinen Eltern verschwieg er alles. Erst später begriff er, dass all seine Wünsche in Erfüllung gingen. Es war der Stein, der sie ihm erfüllt hatte.“
Heimlich holte Peter etwas aus der Jackentasche und hielt es versteckt in der Hand. Die Wärme war intensiver geworden. „Kurz bevor er im hohen Alter verstarb, weihte er seinen Sohn in das Geheimnis ein und holte ein in Klebeband gewickeltes Pillendöschen hervor. Ein Wunsch dürfte vielleicht übrig sein, glaubte er, da der Stein durch den Abrieb nur noch so klein wie eine Erbse war.“
Peter verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Sein Sohn musste schwören, die Dose nur dann zu öffnen, wenn …“
Plötzlich tönten die Apparate lauter. Die Lämpchen leuchteten eines nach dem anderen auf.
„Papa …“ Benny lächelte ein letztes Mal. Seine Hände erschlafften.
Peters Blut hämmerte durch die Adern. Er sprang auf, schritt zur Wand, schloss kurz die Augen und röchelte mit rauer Kehle etwas Unverständliches, während das Teil in seiner Hand immer heißer wurde. Er entfernte die Klebestreifen und öffnete den Deckel des Döschens.
Im Zimmer wurde es hell.
Peter blinzelte; dann verengten sich seine Augen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte er den Stein an die Wand an. Er holte tief Luft, schlug ein Kreuz und drehte sich letztmalig um.
Seine Frau schüttelte den Kopf.

 

Hey GoMusic,

das ist eine schöne Idee, ja, gefällt mir gut. Ein bisschen märchenhaft, ein bisschen kitschig (aber nicht zu sehr), und natürlich traurig.
Da ich Märchen sehr mag, hab ichs gern gelesen. Passt auch irgendwie so zur Vorweihnachtszeit :)

ABER ich hab auch meine Probleme mit dem Text ;) (sorry, jetzt nörgel ich schon wieder an einer deiner Geschichten rum :D)

Erstmal:
ist vielleicht bisschen pngelig, aber: der Stein ist mal kalt, mal heiß, das ist für mich nicht ganz logisch -
erst ist er heiß:

Der glitzernde Stein war so heiß wie eine gekochte Kartoffel,
dann plötzlich wieder kalt
Vorsichtig berührte er das heißdampfende Teil und war verwundert, keine Hitze zu spüren.
und während er schreibt, wird er nochmal kälter?
Er wurde kälter und leuchtete nur noch matt,
und dann schreibst du, dass er am nächsten Morgen kalt ist (
Als er am nächsten Morgen aufwachte, war die Schrift verschwunden, der Stein hellgrau und kalt.“
). War er doch vorher schon, oder?
Als er für einen Moment so heiß wie in der ersten Nacht war, wünschte sich der Junge abermals etwas und schrieb es an die Wand.
Hier redest du plötzlich wieder davon, dass er heiß ist - aber anscheinend kann er trotzdem damit an die Wand schreiben?
Also, irgendwie müsstest du dich da für ein System entscheiden und dabei bleiben ;)

Dann, zweite Frage: wieso ist der Stein am Ende in einem Pillendöschen? Ist er so klein (geworden)?

Okay, das war jetzt mal inhaltlich.

Dann noch paar Kleinigkeiten, die mir beim Lesen aufgefallen sind:

Für einen Moment schimmerte die Bettleuchte hell auf und offenbarte die Anstrengung, die Bennys Gesicht anhaftete.
Hm, irgendwie klingt das bisschen umständlich ... wie wäre es einfach mit "... offenbarte die Anstrengung auf Bennys Gesicht."?

Aus dem Elternschlafzimmer drangen die rhythmischen Geräusche der Apparate.
Die Stelle versteh ich nicht ganz. Was für Apparate? Ist sein Vater krank? Inwiefern spielt das für die Geshcichte eine Rolle?

Eine tiefe, fast kreidige
ohne "fast" wärs womöglich schöner

Wie fremdgesteuert flüsterte der Junge wiederholt seinen Wunsch
wieso "wiederholt"? Er hat sich doch noch gar nichts gewünscht?

Erst später begriff er, dass seine Wünsche Wirklichkeit wurden.
Er "begriff" es? Begreifen hat für mich was mit verstehen zu tun. Ich fände "bemerken" besser oder "realisieren". Eventuell auch nur "Seine Wünsche wurden Wirklichkeit."

Im Zimmer wurde es hell. Peter blinzelte; Schweiß lief ihm von der Stirn. Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte er den Stein an die Wand an und drehte sich letztmalig um.
Seine Frau schüttelte nur traurig den Kopf.
Der Schluss hat mich traurig gemacht. Das hast du schön hingekriegt!

Hoffe, du kannst was mit meinen Anmerkungen anfangen! Wie gesagt: ich mag die Idee!

Liebe Grüße,

Tintenfisch

 

Hallo GoMusic,

eine wunderschöne traurige Geschichte, passend zum November mit seinen Tagen der Trauer und der Erinnerung. Ich finde es auch gar nicht eigenartig, dass der Stein mal heiß, mal kalt, mal hell, mal dunkel usw. war. Es war eben ein Wunschstein - so einer, wie ihn viele gerne hätten, nämlich mit vielen Wünschen. Nur - sie wurden Wahrheit. Und welche Wahrheit erwartet man? Oder, wie mal jemand sagte: Was ist Wahrheit? Da kann ich nur mit der Geschichte antworten:

Das blieb sein Geheimnis
.

Sehr gerne gelesen

Jobär

 

Hallo GoMusic,

Mir ging es ähnlich wie Tintenfisch. Mir gefällt die Idee sehr gut, und es ist dir gut gelungen, eine traurige Stimmung zu erzeugen.

Aber hundertprozentig überzeugt mich der Text noch nicht. Ich habe immer großen Respekt, wenn jemand eine Geschichte in sehr knapper Form erzählt und viel zwischen den Zeilen passieren lässt. Hier ist mir aber ein bisschen zuviel offen und unausgesprochen. Mich haben einige Stellen der Geschichte verwirrt.

Außerdem kann ich mich nicht mit der Art anfreunden, wie Peter die Geschichte erzählt. So erzählt man keine Geschichte, mündlich, meine ich. Das ist Schriftsprache, und alles andere als kindgerecht. Natürlich habe ich Mitgefühl mit Peter - aber als Gutenachtgeschichtenerzähler ist er eine Niete. :p

Also ich würde die Sprache ein bisschen alltagsnäher gestalten, und ein paar Dinge eindeutiger machen. Hier sind ein paar Stellen, die mir besonders aufgefallen sind:

Für einen Moment schimmerte die Bettleuchte hell auf und offenbarte die Anstrengung, die Bennys Gesicht anhaftete.
Ich kann gut verstehen, dass man versucht, unausgelutschte Formulierungen zu finden. Aber "Anstrengung, die dem Gesicht anhaftet" ... ich weiß nicht. Passt nicht so recht.

Aus dem Elternschlafzimmer drangen die rhythmischen Geräusche der Apparate. Ein letzter Blick durch den Türspalt bot das gewohnte Bild seiner Mutter, die vor dem Bett ihres Mannes auf einen Stuhl eingeschlafen war.
Erstens: "Aus dem Elternschlafzimmer drangen die rhythmischen Geräusche der Apparate" klingt echt nicht nach Gutenachtgeschichte für ein krankes Kind. Das klingt überhaupt nicht nach wörtlicher Rede, sondern nach jemandem, der auf einen Literaturpreis aus ist.

Zweitens: Ich versteh das nicht so richtig. Meine Interpretation der Geschichte ist, dass Peter eine wahre Begebenheit erzählt, weil sich der Meteorit am Ende in seinem Besitz befindet. Demnach war der Junge, der ihn gefunden hat, vermutlich sein Vater, also Bennys Großvater. Und die Andeutung hier ist wohl, dass dessen Vater unter einer schweren Krankheit gelitten hat, ähnlich wie Benny. Was die Vermutung nahe legt, dass der Finder dadurch die Kräfte des Meteoriten entdeckt hat - also sich gewünscht hat, dass sein Vater gesund wird, das hat geklappt, und nun versucht Peter das bei Benny noch einmal in der Hoffnung, dass der Stein noch dieselbe Macht besitzt.

Das sind aber alles Sachen, die ich mir nur zusammengereimt habe und bei denen ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich so gemeint ist. Ich finde das nicht optimal, du schreibst ja hier keinen Krimi, der meine Kombinationsfähigkeit auf die Probe stellen sollen, sondern ein Märchen.

Aber ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass ich damit richtig liege. Nur: Wieso erzählt Peter das auf diese Weise? Nicht nur der Leser, auch Benny müsste sich ja aus dem Satz mit den rhythmischen Geräuschen der Apparate zusammenreimen, was Sache ist. Warum sagt er nicht einfach "Der Vater des Jungen war schwer krank?"
Ich bin mir auch nicht sicher, wie lange es diese Art von Apparaten, die Schwerkranke am Leben halten können, schon gibt und seit wann die überhaupt außerhalb von Krankenhäusern zum Einsatz kommen. Ich meine, wenn es stimmt, dass der Großvater den Stein gefunden hat, dann ist das ja die Generation Urgroßeltern.

Der Stein war feinporig und hatte im Stoff eine kalkige Staubschicht hinterlassen.
Auch absolut keine wörtliche Rede.

Vorsichtig berührte er das heißdampfende Teil und war verwundert, keine Hitze zu spüren
Tintenfisch hat das auch schon erwähnt - die Eigenschaften des Stein sind nicht logisch bzw. nicht konsequent durchgezogen. Er kann das Ding nur mit einem Taschentuch aufheben - also ist da offentlichtlich die Hitze spürbar. Zuhause dampft es noch, aber er fühlt keine Hitze mehr - trotzdem kriegt er noch den Wunsch erfüllt, den er an die Wand schreibt. Peter am Schluss hat Schmerzen, als er den Stein benutzt um seinen Wunsch aufzuschreiben, also ist er wohl doch wieder heiß, aber der Wunsch erfüllt sich womöglich nicht mehr.

Ein Wunsch müsste noch übrig sein, glaubte er.
Woher will der das wissen? Das ist der einzige Stein seiner Art, man kann also keine Vergleiche anstellen, dass nach so und so viel Wünschen Schluss ist. Und der scheint ja jedes Jahr genau einmal eine Wunscherfüllphase zu haben. Woher will er wissen, dass man nicht jedes Mal, wo man sich nichts wünscht um den Wunsch "aufzusparen" nicht eine Gelegenheit verschwendet? Vielleicht hat der Stein ja keine begrenzte Zahl von Wünschen, aber dafür ein Verfallsdatum?

Der Junge musste darauf einschwören, die Dose nur dann zu öffnen, wenn …“
Man kann jemanden auf etwas einschwören, aber diese Formulierung geht so nicht.
"Der Junge musste schwören..."

Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte er den Stein an die Wand an und drehte sich letztmalig um.
Seine Frau schüttelte nur traurig den Kopf.
Das "letztmalig" finde ich nicht wirklich passend, das klingt, als hätte er sich vorher schon mehrmals umgedreht.

Der letzte Satz ist mehrdeutig - schüttelt sie den Kopf, weil Benny nicht aufgewacht ist - also hatte der Stein keinen Wunsch mehr übrig oder reicht seine Macht vielleicht nicht aus, um Tote wieder zu erwecken? Oder schüttelt sie traurig den Kopf, weil ihr Mann sich auf eine Idee fixiert hat, die ihr absurd vorkommt?

Ich glaube, diese Mehrdeutigkeit am Ende würde mir besser gefallen, wenn nicht die ganze Geschichte so schwer zu fassen wäre und zu soviel Rätselraten anhalten würde. Es wäre doch besser, wenn man am Schluss an der Frage zu knabbern hat, ob der Stein nun noch einen Wunsch erfüllen und Bennys Leben retten kann oder nicht, als wenn das nur eine Frage von vielen ist, also wenn man sich da auch noch mit der Frage herumschlägt, ob man die Geschichte überhaupt richtig verstanden hat.

Rätsel und offene Fragen in Geschichten müssen gut dosiert sein. Hier scheinen sie mir etwas überdosiert. :)

Grüße von Perdita

 

Lieber GoMusic,

deine kleine Geschichte hat mich berührt. Gerade das schöne und zugleich unendlich traurige Ende! Dem möchte ich gar nicht viel hinzufügen, außer dem obligatorischen Textkram, da es für mich nicht viel mehr braucht, damit ich eine Geschichte gerne lese.

Ein letzter Blick durch den Türspalt bot das gewohnte Bild seiner Mutter, die vor dem Bett ihres Mannes auf einen Stuhl eingeschlafen war.
Einem Stuhl

Peter blinzelte eine Träne fort und streichelte seinem Sohn über die Wange. Eine tiefe, fast kreidige Blässe lag über Bennys Züge
Das Fortblinzeln der Träne finde ich schön, den Zügen fehlt aber trotzdem ein n.

In seinem Zimmer zurückgekehrt
Klingt unschön. Z.B. „zurück in seinem Zimmer“ o.ä. wäre besser.

Statt des Mundes war nur ein dunkler Strich auszumachen.
Hier schaffst du es, trotzt oder gerade wegen des knappen Satzes, dass es mir kalt den Rücken runterläuft. Der arme Benny.

Mit seiner fahlen, knochigen Hand holte er ein mit Klebeband umwickeltes Pillendöschen hervor.
Mit und mit. Könntest du durch „ein in Klebeband gewickeltes Pillendöschen“ umgehen.

Liebe Grüße,
JackOve

 

Hallo GoMusic!

Puh, ganz schön harter Tobak zu so später Stunde! Und das meine ich jetzt durchaus positiv, denn dein Text hat mich sehr berührt und hinterlässt eine Traurigkeit, die mich wohl noch ein wenig um den Schlaf bringen wird. Zumal ich momentan in der Familie einen Fall habe, bei dem ich diesen Wunschstein selbst sehr gut gebrauchen könnte.

Obwohl ich die Geschichte insgesamt sehr schön finde, sind mir noch ein paar Kleinigkeiten aufgefallen:

Für einen Moment schimmerte die Bettleuchte hell auf ...
Das klingt für mich so, als wäre sie dann sofort wieder ausgegangen und die Familie würde fortan im Dunkeln sitzen.

Eine Sternschnuppe fiel herab und landete im Feld. Ihm fiel ein, dass man sich was wünschen kann ...
Diese Dopplung könntest du durch "Er erinnerte sich..." umgehen.

Bei der Stelle mit dem Elternschlafzimmer gebe ich Perdita vollkommen recht. Das sorgt auch bei mir für Verwirrung. Zumal ich dann am Anfang des zweiten Abschnitts dachte, wir befänden uns jetzt in eben diesem Schlafzimmer und nicht mehr bei Peters Sohn im Krankenhaus. Ich denke auch, dass es besser wäre, wenn du hier erwähnst, dass der Vater in der Geschichte schwer krank ist. Dazu müsstest du die Szene ja noch nicht einmal umschreiben, sondern die Erklärung nur einfließen lassen.

Dass der Stein nur einmal im Jahr heiß wird und dann seine magische Kraft entfaltet, habe ich verstanden. Allerdings würde ich schon auf dem Kartoffelacker darauf hinweisen, dass ihn der Finder trotz dieser Hitze problemlos berühren kann, ohne dafür ein Taschentuch benutzen zu müssen. Das macht, finde ich, den weiteren Umgang mit dem Stein klarer.

Ich verstehe es so, dass der Stein im Laufe der Jahre immer kleiner geworden ist und dass Peters Vater dadurch geahnt hat, dass er seine Zauberkraft bald einbüßen würde. Auch das würde ich an deiner Stelle erwähnen, damit es dem Leser gleich klar ist und keine Fragen aufwirft. Denn, da bin ich wieder ganz bei Perdita, dadurch wird das offene Ende noch stärker und intensiver.

Insgesamt wirklich eine tolle Geschichte, die lange nachwirkt.

Gruß Jane

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo GoMusic,


eine traurige Geschichte ist das und ich empfinde sie auch so beim Lesen, ja.
Natürlich ist das Thema halt auch ein trauriges; todkrankes Kind und so. Da braucht es gar nicht soviel Autor, um Betroffenheit auszulösen. Ist natürlich leichtes Spiel.
Trotzdem, das soll deine Leistung ja nicht schmälern, du hast das schon gut gelöst.

Aber ich muss Perdita recht geben: Die mündlich vorgetragene Geschichte ist unglaubwürdig. Klingt tatsächlich nach Vorlesen, nicht nach Erzählen. Da würde ich auf jeden Fall nochmals rangehen.


Was mir so aufgefallen ist:

Für einen Moment schimmerte die Bettleuchte hell auf und offenbarte die Anstrengung, die Bennys Gesicht anhaftete.
Ich bleibe gleich am ersten Satz hängen, mag etwas pingelig sein, ja, ich verstehe ihn aber auch nicht ganz.
Wieso denn Für einen Moment? Geht sie danach aus, die Bettleuchte? Anhaftete klingt furchtbar für mich.
Vielleicht: Die Bettleuchte schimmerte hell auf und offenbarte Bennys Anstrengung (angestrengten Gesichtsausdruck), oder du zeigst halt das Aussehen/die Anstrengung (Falten, Augen, Blick, eingefallenes Gesicht , Furchen, whatever).

Eine Sternschnuppe fiel herab und landete im Feld. Ihm fiel ein, dass man sich was wünschen kann, wenn man eine Sternschnuppe sieht.
Das könnte weg.

Dann zog er den Morgenmantel an und schlich sich über den Flur.
Würde ich auch streichen. Dann hast du schon zwei Sätze zuvor und Letzteres erfüllt keinen Zweck.

... bot das gewohnte Bild ...
... aus der Rauch entwich ...
Mal exemplarisch für die Schriftsprache.

Vorsichtig berührte er das heißdampfende Teil und war verwundert, keine Hitze zu spüren.
Ich hab das auch nicht ganz geschnallt. Brauchst du diesen Widerspruch?

Ein Lächeln umspielte das Gesicht des Jungen.

Nur das Geräusch der Apparate durchbrach die Stille. Die Werte verschlechterten sich.

Braucht es den Absatz?
Mich hat er etwas verwirrt, weil ich dachte, es gäbe einen Zeitsprung oder so.

Erwartungsvoll fühlte Peter über die Ausbeulung seiner Jackentasche ...
Fühlte ... über?

Seine Frau schüttelte nur traurig den Kopf.
Die Frau und Mutter ist wirklich nur Kulisse. Entweder du bindest sie besser ein, oder streichst sie einfach aus dem Text. Was meinst du?


Die Idee mit dem wundersamen Stein gefällt mir und passt ins tragische Geschehen des kranken Jungen. Das mit dem Heiß-und-Kalt jedoch, könntest du gerne vermeiden.
MMn müsstest du dich noch mal an die erwähnte "Erzählsprache" dransetzen; kindgerechter und umgangssprachlicher sollte sie sein, finde ich.
Insgesamt habe ich deine Geschichte gerne gelesen und ich denke, eine Überarbeitung würde sich lohnen.

GoMusic, nimm dir, was du brauchen kannst.


Gruß


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber GoMusic,

das ist eine schöne Geschichte, die einen traurig stimmt. Du hast dich entschieden, sie traurig enden zu lassen. Ebenso hättest du mMn ein versöhnliches Ende finden können.

Dein Ende

Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte er den Stein an die Wand an und drehte sich letztmalig um.
Seine Frau schüttelte nur traurig den Kopf.
suggeriert, dass es zu spät ist, dass es keine Hoffnung mehr gibt für Benny, ihren kleinen Sohn. Die magische Kraft des Steins ist aber doch noch vorhanden und noch ist ein Wunsch offen. Hätte er nicht ein wenig früher den Stein hervorholen können? Aber, wie gesagt, du hast das traurige Ende bevorzugt. So sei’s.

Die Erzählsprache ist schon angesprochen worden. Da solltest du nachbessern.

Ein paar Änderungsvorschläge habe auch ich mir notiert. Ich liste sie mal auf.

dass man sich (et)was wünschen kann, wenn man eine Sternschnuppe sieht. Dann zog er Er zog den Morgenmantel an und schlich sich über den Flur.

Aus dem Elternschlafzimmer drangen die rhythmischen Geräusche der Apparate.
Ich finde, die ‚Apparate’ verwirren hier, passen auch irgendwie nicht in das Märchenhafte der Geschichte. Könnten es nicht die Atemzüge des Vaters sein?

Ein letzter Blick durch den Türspalt bot das gewohnte Bild seiner der Mutter, die vor dem Bett hres Mannes des Vaters auf einen(m) Stuhl eingeschlafen war.“
Der glitzernde Stein war soheiß wie eine gekochte Kartoffel, sodass er ihn und er konnte sie ihn nur mit einem Taschentuch umfassen. konnte.

Der Stein war feinporig und hatte im Stoff eine kalkige Staubschicht hinterlassen. Vorsichtig berührte er das heißdampfende Teil und war verwundert, keine Hitze zu spüren.

‚das Teil’ passt für mein Gefühl nicht in einen märchenhaften Zusammenhang (später benutzt du das Wort noch einmal).

Ebenso:

Wie fremdgesteuert flüsterte der Junge wiederholt seinen Wunsch
Dieses ‚fremdgesteuert’ würde ich aus demselben Grund rausnehmen.

Genau ein Jahr nach dem Fund wachte der Junge zur selben Stunde wieder auf. Der Stein wurde wärmer. Als er für einen Moment so heiß wie in der ersten Nacht war, wünschte sich der Junge abermals etwas und schrieb es an die Wand. So wiederholte es sich jedes Jahr. Seinen Eltern verschwieg er alles. Erst später begriff er, dass seine Wünsche Wirklichkeit wurden.

Diese Stelle erscheint mir zu verkürzt, berichtend, nicht wie eine märchenhafte Erzählung.

Im Märchen könnte das wohl eher so lauten:

Und in jedem Jahr wiederholte sich dieses Wunder: Der Stein wurde wieder wärmer. Und als er dann für einen Moment wieder so heiß war wie in der ersten Nacht, da wünschte sich der Junge noch einmal etwas und schrieb es an die Wand. Und so geschah es Jahr für Jahr. Seinen Eltern sagte der Junge nichts von der wunderbaren Kraft des Steines.

Erst später begriff er, dass seine Wünsche Wirklichkeit wurden.
Hier finde ich deine Geschichte nicht logisch. Es fehlt mir ein Zwischenschritt. Warum sollte er das Schreiben an die Wand Jahr für Jahr wiederholen, wenn er nicht die Wunderkraft des Steines verstanden hätte. Vielleicht solltest du nach dem ersten Mal erzählen, dass die Kraft des Steines den Vater wieder gesund werden ließ.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte er den Stein an die Wand an und drehte sich letztmalig um.
Wieso ‚letztmalig’? Das hat so etwas Absolutes, fast so, als würde nun Peter sterben.

Lieber GoMusic, die Idee deiner kurzen Geschichte finde ich wunderschön. Ich glaube, dass es sich lohnen kann, noch einmal sehr akribisch jeden Satz zu durchdenken. Du hast ja nun viele Vorschläge und Anregungen erhalten. Nimm dir aus ihnen das, was dir einleuchtet. Ich glaube, dass dann am Ende aus einer schönen Geschichte eine sehr schöne werden kann.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Lieber GoMusic,

konnte die Geschichte kaum ertragen. Dein Text hat mich wahrhaft mitgenommen ...

Winzigkeiten:

Dann zog er den Morgenmantel an und schlich über den Flur.
Er blickte noch einmal durch den Türspalt des Elternschlafzimmers. Seine Mutter war wieder vor dem Bett ihres schwer kranken Mannes auf einem Stuhl eingeschlafen.“

Erst später begriff er, dass seine Wünsche Wirklichkeit wurden.
Kurz bevor er starb, weihte

Hier hätte es meinem Leseverständnis geholfen, wenn es keinen Absatz geben würde, falls alles zur wörtlichen Rede gehört.

Wie fremdgesteuert flüsterte der Junge wiederholt seinen Wunsch

Hatte hier ebenfalls das Problem, dass zwar erwähnt wird, dass man sich etwas wünschen kann, aber kein konkreter Wunsch des Jungen.

Eine Geschichte, die mich ganz, ganz tief berührt hat.

Vielen Dank

Willi

 

Ihr Lieben,

wie viele schöne Kommentare und wertvolle Anregungen ihr mir gegeben habt. Ich bin begeistert. :)

Ich habe die Geschichte mittlerweile überarbeitet und versuche mal, die Anregungen/Bemerkungen und die daraus resultierten Änderungen themenbezogen zusammenzufassen.
Später gehe ich dann auf einzelne Kommentare ein.



Anfang:

Für einen Moment schimmerte die Bettleuchte hell auf und offenbarte die Anstrengung, die Bennys Gesicht anhaftete.

Tintenfisch:
Hm, irgendwie klingt das bisschen umständlich
Ich kann gut verstehen, dass man versucht, unausgelutschte Formulierungen zu finden. Aber "Anstrengung, die dem Gesicht anhaftet" ... ich weiß nicht. Passt nicht so recht.

janehumphries:
Für einen Moment schimmerte die Bettleuchte hell auf ...
Das klingt für mich so, als wäre sie dann sofort wieder ausgegangen und die Familie würde fortan im Dunkeln sitzen.

hell:
Wieso denn Für einen Moment? Geht sie danach aus, die Bettleuchte? Anhaftete klingt furchtbar für mich.
Vielleicht: Die Bettleuchte schimmerte hell auf und offenbarte Bennys Anstrengung (angestrengten Gesichtsausdruck), oder du zeigst halt das Aussehen/die Anstrengung (Falten, Augen, Blick, eingefallenes Gesicht , Furchen, whatever).

Ja, am Anfangssatz habe ich lange gesessen. Es sollte tatsächlich nicht ausgelutscht klingen. Dafür ist er aber dann doch wohl zu umständlich geworden, wie mir eure Anmerkungen zeigen. ich habe es nun vereinfacht.

„Für einen Moment“ soll folgendes bedeuten:
Die Eltern saßen schon lange am Bett ihres sterbenden Kindes. Die Lampe am Bett bzw. am Versorgungs-/Wandschacht oberhalb des Bettes leuchtet mild, der Junge liegt im gedämpften Licht.
Dann, für einen Augenblick fackelt die Lupe kurz auf (Stromspannung o.ä.), offenbart nochmals sein Leiden und gibt den Startschuss für die Geschichte.



Die Apparate im Elternschlafzimmer:

Aus dem Elternschlafzimmer drangen die rhythmischen Geräusche der Apparate.

Tintenfisch:
Die Stelle versteh ich nicht ganz. Was für Apparate? Ist sein Vater krank? Inwiefern spielt das für die Geshcichte eine Rolle?

Perdita:
Warum sagt er nicht einfach "Der Vater des Jungen war schwer krank?"
Ich bin mir auch nicht sicher, wie lange es diese Art von Apparaten, die Schwerkranke am Leben halten können, schon gibt und seit wann die überhaupt außerhalb von Krankenhäusern zum Einsatz kommen.

janehumphries:
Dazu müsstest du die Szene ja noch nicht einmal umschreiben, sondern die Erklärung nur einfließen lassen.

barnhelm:
Ich finde, die ‚Apparate’ verwirren hier, passen auch irgendwie nicht in das Märchenhafte der Geschichte. Könnten es nicht die Atemzüge des Vaters sein?

Ihr habt vollkommen Recht.
Zum einen mag es solche Geräte in der Generation des Urgroßvaters womöglich nich nicht gegeben haben, zum anderen klingt es zu technisch, nicht dem Duktus eines Märchens angepasst.

Ich habe es wie folgt geändet:
„Er blickte noch einmal durch den Türspalt des Elternschlafzimmers. Seine Mutter war wieder vor dem Bett ihres schwer kranken Mannes auf einem Stuhl eingeschlafen.“



Heißer Stein, kalter Stein:

Tintenfisch:

der Stein ist mal kalt, mal heiß, das ist für mich nicht ganz logisch

jobär:
Ich finde es auch gar nicht eigenartig, dass der Stein mal heiß, mal kalt, mal hell, mal dunkel usw. war. Es war eben ein Wunschstein - so einer, wie ihn viele gerne hätten, nämlich mit vielen Wünschen.

Perdita:
Vorsichtig berührte er das heißdampfende Teil und war verwundert, keine Hitze zu spüren
Tintenfisch hat das auch schon erwähnt - die Eigenschaften des Stein sind nicht logisch bzw. nicht konsequent durchgezogen. Er kann das Ding nur mit einem Taschentuch aufheben - also ist da offentlichtlich die Hitze spürbar. Zuhause dampft es noch, aber er fühlt keine Hitze mehr - trotzdem kriegt er noch den Wunsch erfüllt, den er an die Wand schreibt. Peter am Schluss hat Schmerzen, als er den Stein benutzt um seinen Wunsch aufzuschreiben, also ist er wohl doch wieder heiß, aber der Wunsch erfüllt sich womöglich nicht mehr.

janehumphries:
Dass der Stein nur einmal im Jahr heiß wird und dann seine magische Kraft entfaltet, habe ich verstanden. Allerdings würde ich schon auf dem Kartoffelacker darauf hinweisen, dass ihn der Finder trotz dieser Hitze problemlos berühren kann, ohne dafür ein Taschentuch benutzen zu müssen. Das macht, finde ich, den weiteren Umgang mit dem Stein klarer.

hell:
Vorsichtig berührte er das heißdampfende Teil und war verwundert, keine Hitze zu spüren.
Ich hab das auch nicht ganz geschnallt. Brauchst du diesen Widerspruch?

Zum einen wird der Stein tatsächlich nur einmal im Jahr heiß und entfaltet seine Wirkung. Er wird dann immer wärmer, bis man ihn kaum halten kann.
Nach dem Aufsagen/Flüstern und den Aufschreiben des Wunsches erkaltet er wieder.

Perdita, du sagst: „ Er kann das Ding nur mit einem Taschentuch aufheben - also ist da offentlichtlich die Hitze spürbar“, und hell fragt dazu: „Brauchst du diesen Widerspruch?“
Ja, da habe ich nicht so richtig zu Ende gedacht.
Der Stein ist so heiß, dass „normalerweise“ kein anderer ihn anpacken könnte (deswegen hat Peter am Ende der Geschichte auch Schmerzen bei seinem ersten Anfassen und sein Vater hat ihm den Stein ja auch mit seiner fahlen, knochigen Hand überreicht. Der Stein bzw. die Hitze hat bei Peters Vater auch Spuren hinterlassen (an die er womöglich auch gestorben ist, wer weiß.)



Die Größe des Steins /Anzahl der Wünsche:

Tintenfisch:

wieso ist der Stein am Ende in einem Pillendöschen? Ist er so klein (geworden)?

Perdita:
Ein Wunsch müsste noch übrig sein, glaubte er.
Woher will der das wissen? Das ist der einzige Stein seiner Art, man kann also keine Vergleiche anstellen, dass nach so und so viel Wünschen Schluss ist. Und der scheint ja jedes Jahr genau einmal eine Wunscherfüllphase zu haben. Woher will er wissen, dass man nicht jedes Mal, wo man sich nichts wünscht um den Wunsch "aufzusparen" nicht eine Gelegenheit verschwendet? Vielleicht hat der Stein ja keine begrenzte Zahl von Wünschen, aber dafür ein Verfallsdatum?

janehumphries:
Ich verstehe es so, dass der Stein im Laufe der Jahre immer kleiner geworden ist und dass Peters Vater dadurch geahnt hat, dass er seine Zauberkraft bald einbüßen würde. Auch das würde ich an deiner Stelle erwähnen, damit es dem Leser gleich klar ist und keine Fragen aufwirft. Denn, da bin ich wieder ganz bei Perdita, dadurch wird das offene Ende noch stärker und intensiver.

Ich habe das angepasst:
„Kurz bevor er starb, weihte er seinen Sohn in das Geheimnis ein. Mit seiner fahlen, knochigen Hand holte er ein in Klebeband gewickeltes Pillendöschen hervor. Nur ein Wunsch müsste vielleicht noch übrig sein, glaubte er, da der Stein durch den Abrieb bereits so klein wie eine Erbse war. Der Junge musste schwören,..:“

Da der Stein stark abgenutzt bzw. durch das Schreiben abgerieben wurde (am Anfang soll die kalkhaltige Staubschicht im Tuch andeuten, dass der Stein ähnliche Eigenschaften wie eine Kreide hat), geht der Vater von Peter davon aus, dass er nur noch einmal genutzt werden kann (erbsengroß).



Erzählweise des Vaters:

Perdita:

Das ist Schriftsprache, und alles andere als kindgerecht. Natürlich habe ich Mitgefühl mit Peter - aber als Gutenachtgeschichtenerzähler ist er eine Niete.
Also ich würde die Sprache ein bisschen alltagsnäher gestalten,
klingt echt nicht nach Gutenachtgeschichte für ein krankes Kind. Das klingt überhaupt nicht nach wörtlicher Rede, sondern nach jemandem, der auf einen Literaturpreis aus ist.
Der Stein war feinporig und hatte im Stoff eine kalkige Staubschicht hinterlassen.
Auch absolut keine wörtliche Rede.

hell:
Die mündlich vorgetragene Geschichte ist unglaubwürdig. Klingt tatsächlich nach Vorlesen, nicht nach Erzählen. Da würde ich auf jeden Fall nochmals rangehen.
... bot das gewohnte Bild ...
... aus der Rauch entwich ...
Mal exemplarisch für die Schriftsprache.

barnhelm:
Die Erzählsprache ist schon angesprochen worden. Da solltest du nachbessern.

Ich habe eure Vorschläge gerne übernommen und auch sonst versucht, die Erzählung von Peter „märchenhafter/mündicher“ zu gestalten.



Das Ende:

Perdita:

Der letzte Satz ist mehrdeutig - schüttelt sie den Kopf, weil Benny nicht aufgewacht ist - also hatte der Stein keinen Wunsch mehr übrig oder reicht seine Macht vielleicht nicht aus, um Tote wieder zu erwecken? Oder schüttelt sie traurig den Kopf, weil ihr Mann sich auf eine Idee fixiert hat, die ihr absurd vorkommt?

hell:
Seine Frau schüttelte nur traurig den Kopf.
Die Frau und Mutter ist wirklich nur Kulisse. Entweder du bindest sie besser ein, oder streichst sie einfach aus dem Text. Was meinst du?
Bennys Mutter ist genauso Kulisse, wie Peters Mutter, die beide jeweils auf dem Stuhl vor dem "Totenbett" sitzen.
Das soll lediglich verstärken, dass der Text eine reine Geschichte um die Beziehung zwischen Vater und Sohn bzw. Sohn und Vater darstellen soll. :Pfeif:

barnhelm:

Dein Ende suggeriert, dass es zu spät ist, dass es keine Hoffnung mehr gibt für Benny, ihren kleinen Sohn. Die magische Kraft des Steins ist aber doch noch vorhanden und noch ist ein Wunsch offen. Hätte er nicht ein wenig früher den Stein hervorholen können?

Das Ende soll mehrdeutig sein.
Das mit der absurden Idee, Perdita, ließe sich ja sogar doppeln: Es ist in ihrem Sinne absurd, da sie nichts von dem Stein hält oder sie findet es absurd, da sie zwar von der Macht der Steins weiß, es aber nicht richtig findet ihn anzuwenden, wo der Junge schon tot ist. :shy:

*** wird gleich fortgesetzt, die Smileys sind alle ***

Liebe Grüße und bis gleich,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Wortkrieger,

*** es geht weiter ***

Für euren weiteren Kommentare möchte ich mich auch ganz herzlich bedanken, auf die ich nun im Einzelnen eingehen möchte.
[Grammatikfehler (einen/einem), Wortwiederholungen (dann) sind raus, auch weitere Anmerkungen habe ich gerne so oder so ähnlich übernommen.]



Tintenfisch:
Wie fremdgesteuert flüsterte der Junge wiederholt seinen Wunsch
wieso "wiederholt"? Er hat sich doch noch gar nichts gewünscht?
Doch, er hat sich in dem Augenblick, an dem er sich daran erinnert, dass man sich was wünschen sollte, auch was gewünscht.
Das „wiederholt“ soll hier nur ein (sprachlicher) Kniff sein, um den Text nicht durch gleiche/wiederholende Beschreibungen aufzublähen. :Pfeif:
Man sagt ja auch z.B.: “Er schaute wiederholt auf die Uhr“. Damit spart man sich das gleiche zuvor.

Erst später begriff er, dass seine Wünsche Wirklichkeit wurden.
Er "begriff" es? Begreifen hat für mich was mit verstehen zu tun. Ich fände "bemerken" besser oder "realisieren". Eventuell auch nur "Seine Wünsche wurden Wirklichkeit.“
Ja, „begreifen“ soll auch „verstehen“ bedeuten.
Weiß nicht, aber ich finde, begreifen passt von allen anderen Möglichkeiten am besten. :)

Der Schluss hat mich traurig gemacht. Das hast du schön hingekriegt!
Danke dafür.



jobär:
eine wunderschöne traurige Geschichte, passend zum November mit seinen Tagen der Trauer und der Erinnerung.
Vielen Dank dafür.



Perdita:
Mir gefällt die Idee sehr gut, und es ist dir gut gelungen, eine traurige Stimmung zu erzeugen.
Prima! :thumbsup:

Meine Interpretation der Geschichte ist, dass Peter eine wahre Begebenheit erzählt, weil sich der Meteorit am Ende in seinem Besitz befindet. Demnach war der Junge, der ihn gefunden hat, vermutlich sein Vater, also Bennys Großvater. Und die Andeutung hier ist wohl, dass dessen Vater unter einer schweren Krankheit gelitten hat, ähnlich wie Benny. Was die Vermutung nahe legt, dass der Finder dadurch die Kräfte des Meteoriten entdeckt hat - also sich gewünscht hat, dass sein Vater gesund wird, das hat geklappt, und nun versucht Peter das bei Benny noch einmal in der Hoffnung, dass der Stein noch dieselbe Macht besitzt.
Genau das ist meine Intention. :read:

Ich habe immer großen Respekt, wenn jemand eine Geschichte in sehr knapper Form erzählt und viel zwischen den Zeilen passieren lässt. Hier ist mir aber ein bisschen zuviel offen und unausgesprochen. Mich haben einige Stellen der Geschichte verwirrt.
Das sind aber alles Sachen, die ich mir nur zusammengereimt habe und bei denen ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich so gemeint ist. Ich finde das nicht optimal, du schreibst ja hier keinen Krimi, der meine Kombinationsfähigkeit auf die Probe stellen sollen, sondern ein Märchen.
Ja, das war die Idee. Knapp, mir wenigen Worten, mit viel zwischen den Zeilen.
Ich hoffe, ich habe mittlerweile einige Verwirrungen auflösen können.

Ich glaube, diese Mehrdeutigkeit am Ende würde mir besser gefallen, wenn nicht die ganze Geschichte so schwer zu fassen wäre und zu soviel Rätselraten anhalten würde. Es wäre doch besser, wenn man am Schluss an der Frage zu knabbern hat, ob der Stein nun noch einen Wunsch erfüllen und Bennys Leben retten kann oder nicht, als wenn das nur eine Frage von vielen ist, also wenn man sich da auch noch mit der Frage herumschlägt, ob man die Geschichte überhaupt richtig verstanden hat.
Vielleicht kannst du ja nochmal reinschauen und mir sagen, ob die anderen Rätsel nun verschwunden sind oder ob du noch Ungenauigkeiten findest.



JackOve:
In seinem Zimmer zurückgekehrt
Klingt unschön. Z.B. „zurück in seinem Zimmer“ o.ä. wäre besser.
Yepp, ist geändert. Danke.

Statt des Mundes war nur ein dunkler Strich auszumachen.
Hier schaffst du es, trotzt oder gerade wegen des knappen Satzes, dass es mir kalt den Rücken runterläuft. Der arme Benny.
Ja, beim Schreiben dachte ich das auch. ;)

deine kleine Geschichte hat mich berührt. Gerade das schöne und zugleich unendlich traurige Ende! Dem möchte ich gar nicht viel hinzufügen, außer dem obligatorischen Textkram, da es für mich nicht viel mehr braucht, damit ich eine Geschichte gerne lese.
Vielen Dank dafür und für den Textkram.



janehumphries:
Puh, ganz schön harter Tobak zu so später Stunde! Und das meine ich jetzt durchaus positiv, denn dein Text hat mich sehr berührt und hinterlässt eine Traurigkeit, die mich wohl noch ein wenig um den Schlaf bringen wird.
Danke - Hoffentlich hast du noch gut schlafen können. :Pfeif:

Eine Sternschnuppe fiel herab und landete im Feld. Ihm fiel ein, dass man sich was wünschen kann ...
Diese Dopplung könntest du durch "Er erinnerte sich..." umgehen.
Ja, ist weg.

Insgesamt wirklich eine tolle Geschichte, die lange nachwirkt.
Hab vielen Dank.



hell:
eine traurige Geschichte ist das und ich empfinde sie auch so beim Lesen, ja.
Natürlich ist das Thema halt auch ein trauriges; todkrankes Kind und so. Da braucht es gar nicht soviel Autor, um Betroffenheit auszulösen. Ist natürlich leichtes Spiel.
Trotzdem, das soll deine Leistung ja nicht schmälern, du hast das schon gut gelöst.
Das freut mich sehr.

Eine Sternschnuppe fiel herab und landete im Feld. Ihm fiel ein, dass man sich was wünschen kann, wenn man eine Sternschnuppe sieht.
Das könnte weg.
Ja, ist sich weg.

Ein Lächeln umspielte das Gesicht des Jungen.

Nur das Geräusch der Apparate durchbrach die Stille. Die Werte verschlechterten sich.


Braucht es den Absatz?
Mich hat er etwas verwirrt, weil ich dachte, es gäbe einen Zeitsprung oder so.
Da hast mich erwischt! :sealed:
Ich habe den Text gepostet und sah nur einen großen, langen Textschwall auf dem Bildschirm. Nur deshalb habe ich diese Schönheits-OP durchgeführt.
Ist nun aber wieder weg, da es ja keinen Zeitsprung oder Perspektivwechsel etc. gibt. :Pfeif:

Insgesamt habe ich deine Geschichte gerne gelesen und ich denke, eine Überarbeitung würde sich lohnen.
Danke dafür. Ich hoffe, die Überarbeitungen haben sich gelohnt.



barnhelm:
das ist eine schöne Geschichte, die einen traurig stimmt. Du hast dich entschieden, sie traurig enden zu lassen. Ebenso hättest du mMn ein versöhnliches Ende finden können.
Danke.
Da die Geschichte ja noch für einen Augenblick weitergehen könnte, ist es ja durchaus möglich, sich noch (s)ein versöhnliches Ende vorzustellen.

dass man sich (et)was wünschen kann, wenn man eine Sternschnuppe sieht. Dann zog er Er zog den Morgenmantel an und schlich sich über den Flur.
„was“ habe ich extra benutzt, da Umgangssprache und nicht so „formell“.
„sich“ ist weg, dieses (wiederholte) „Dann“ aber geblieben. Es soll andeuten, dass etwas Zeit vergangen ist, in der er den Wunsch ausgesprochen hat (flüsternd oder in Gedanken).

Der Stein war feinporig und hatte im Stoff eine kalkige Staubschicht hinterlassen. Vorsichtig berührte er das heißdampfende Teil und war verwundert, keine Hitze zu spüren.
‚das Teil’ passt für mein Gefühl nicht in einen märchenhaften Zusammenhang (später benutzt du das Wort noch einmal).
Habe „Teil“ nun durch „Stein“ ersetzt. Mir dem übrig gebliebenen anderen „Teil" ist jetzt nur noch die Pillendose gemeint.

Wie fremdgesteuert flüsterte der Junge wiederholt seinen Wunsch
Dieses ‚fremdgesteuert’ würde ich aus demselben Grund rausnehmen.
Hm, das „fremdgesteuert“ soll so oder so ähnlich – wenn mir was besseres einfällt - bleiben.
Er ist selber überrascht, dass er den Wunsch wiederholt und ihn dann an die Wand schreibt. Selber wäre er gar nicht auf die Idee gekommen.
So, als würde eine höhere Macht ihn steuern.
Weißt du, das ich damit meine, barnhelm? Hast du vielleicht an bessere/andere Idee, das auszudrücken?

Diese Stelle erscheint mir zu verkürzt, berichtend, nicht wie eine märchenhafte Erzählung.

Im Märchen könnte das wohl eher so lauten:

Und in jedem Jahr wiederholte sich dieses Wunder: Der Stein wurde wieder wärmer. Und als er dann für einen Moment wieder so heiß war wie in der ersten Nacht, da wünschte sich der Junge noch einmal etwas und schrieb es an die Wand. Und so geschah es Jahr für Jahr. Seinen Eltern sagte der Junge nichts von der wunderbaren Kraft des Steines.

Gute Ideen. Ich habe das mit dem „Jahr für Jahr“ gerne übernommen.
Die Begriffe „Wunder“ und „wunderbare Kraft“ wollte ich aber nicht so explizit im Text verwenden, mit dem Finger draufzeigen.

Erst später begriff er, dass seine Wünsche Wirklichkeit wurden.
Hier finde ich deine Geschichte nicht logisch. Es fehlt mir ein Zwischenschritt. Warum sollte er das Schreiben an die Wand Jahr für Jahr wiederholen, wenn er nicht die Wunderkraft des Steines verstanden hätte. Vielleicht solltest du nach dem ersten Mal erzählen, dass die Kraft des Steines den Vater wieder gesund werden ließ.
Er wiederholt es zunächst, weil er „fremdgesteuert“ ist und gar nicht weiß, was/warum er es tut.
Erst später kommt er dahinter, dass er es war, der seinen Vater gerettet hat und andere Dinge getan hat, für die es einfach keine andere Erklärung geben kann.
Dass Peters Vater gesund geworden ist, soll deshalb im Text auch nicht sofort verraten werden, sondern erst später, nach den Jahren (Ausschnitt: … „Jahr für Jahr. Seinen Eltern …).

Lieber GoMusic, die Idee deiner kurzen Geschichte finde ich wunderschön. Ich glaube, dass es sich lohnen kann, noch einmal sehr akribisch jeden Satz zu durchdenken. … Ich glaube, dass dann am Ende aus einer schönen Geschichte eine sehr schöne werden kann.
Danke dafür. Ich bin die Sätze auch aufgrund deiner Anmerkungen nochmal alle durchgegangen. Vielleicht ist es mir gelungen, Verbesserungen einbauen.


Habt vielen Dank für eure wertvollen Hinweise. Ich konnte sehr viel mit ihnen anfangen.

Hat mir Spaß gemacht.

Wünsche euch noch einen schönen Sonntag.

Liebe Grüße,
GoMusic


*** Liebe Willi. Danke auch für deinen Kommentar, auf den ich später zurückkomme. Meine Finger sind jetzt blass und knochig; nicht vom heißen Stein, sondern vom vielen Tippen :-) ***

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber GoMusic,

du wirst noch viele Smileys brauchen, denn dein Text wird noch viele positive Kommentare nach sich ziehen. Es ist eine anrührende Geschichte aus einer Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat. So möchte ich glauben, dass auch ein winziger Rest des magischen Steins nochmals seine Wirkung entfaltet und diesen Eltern das Kind erhalten bleibt.

Ich habe deine Geschichte schon ganz zu Anfang gelesen, war aber dann sehr mit meiner eigenen beschäftigt. Vieles aus den Kommentaren hast du bereits übernommen , so dass ich gar nichts mehr zu tun finde;)

Hier zeigt sich sehr schön die wahre Intention der Challenge: aus Gutem das Beste machen. Jeder findet dann seine Belohnung, wenn er das Gefühl hat: Ja, das hab ich erreicht. Dieses Gefühl wünsche ich dir.
(Mir natürlich auch).

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

Liebe Willi,

danke für deine Zeit und deinen Kommentar.

konnte die Geschichte kaum ertragen. Dein Text hat mich wahrhaft mitgenommen …
Puh, bei so einer Aussage läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Danke. :)

Dann zog er den Morgenmantel an und schlich über den Flur.
Er blickte noch einmal durch den Türspalt des Elternschlafzimmers. Seine Mutter war wieder vor dem Bett ihres schwer kranken Mannes auf einem Stuhl eingeschlafen.“

Erst später begriff er, dass seine Wünsche Wirklichkeit wurden.
Kurz bevor er starb, weihte

Hier hätte es meinem Leseverständnis geholfen, wenn es keinen Absatz geben würde, falls alles zur wörtlichen Rede gehört.
Ich meine, dass man in einer etwas längeren wörtlichen Rede ruhig Zeilenumbrüche oder Absätze einfügen kann/sollte.
Oft habe ich das hier ja durch ein Unterbrechen der wörtlichen Rede getan – der Erzähler hat dann zwischendurch irgendeine Aktion ausgeführt. Aber ein solches Auflockern oder Unterbrechen kann man ja nicht andauernd machen, deshalb sollen die Zeilenumbrüche dazu dienen, einmal ausatmen zu können.

Wie fremdgesteuert flüsterte der Junge wiederholt seinen Wunsch
Hatte hier ebenfalls das Problem, dass zwar erwähnt wird, dass man sich etwas wünschen kann, aber kein konkreter Wunsch des Jungen.
Der erste Wunsch schien sich auf die Gesundheit/Heilung seines schwer kranken Vaters bezogen zu haben. Wenig später erfährt man ja, dass beide Eltern noch leben.
Alle weiteren Wünsche sollen sich in der Fantasie des Lesers abspielen. ;)

Eine Geschichte, die mich ganz, ganz tief berührt hat.

Vielen Dank

Das freut sich sehr.
Ich habe mich zu danken


Liebe wieselmaus,

schön, dass du reingeschaut hast.

dein Text wird noch viele positive Kommentare nach sich ziehen.
Das hört sich ja gut an :thumbsup:

Es ist eine anrührende Geschichte aus einer Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat. So möchte ich glauben, dass auch ein winziger Rest des magischen Steins nochmals seine Wirkung entfaltet und diesen Eltern das Kind erhalten bleibt.
Ja, dieser Gedanke wäre tatsächlich der schönste aller möglichen Schlüsse der Geschichte. :shy:

Hier zeigt sich sehr schön die wahre Intention der Challenge: aus Gutem das Beste machen. Jeder findet dann seine Belohnung, wenn er das Gefühl hat: Ja, das hab ich erreicht. Dieses Gefühl wünsche ich dir.
(Mir natürlich auch).
Dankeschön dafür. Ich wünsche dir das natürlich auch. Man liest sich. :read:


Vielen Dank für eure schönen und wertvollen Kommentare.
Ich wünsche euch einen guten Wochenstart.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Kurz bevor er starb, weihte er seinen Sohn in das Geheimnis ein. Mit seiner fahlen, knochigen Hand holte er ein in Klebeband gewickeltes Pillendöschen hervor. Nur ein Wunsch müsste vielleicht noch übrig sein, glaubte er, da der Stein durch den Abrieb bereits so klein wie eine Erbse war. Der Junge musste schwören, die Dose nur dann zu öffnen, wenn …“

Zu der Zeit, da das Wünschen noch geholfen hat, wurd der Stein vom Vater auf den Sohn weitergegeben – doch immer schon starben auch Söhne vor den Vätern, wie hier, immer schon wurde der Kreis durchbrochen,

lieber GoMusic.

Alles schon gesagt, bis auf zwo oder drei sprachliche Dinge, wie im o. g. Zitat die Wahl des Verbs „müssen“ in der Passage

Nur ein Wunsch müsste vielleicht noch übrig sein, glaubte er, da der Stein durch den Abrieb bereits so klein wie eine Erbse war. Der Junge musste schwören, die Dose nur dann zu öffnen, wenn …“

Es geht um seine erste Nennung, denn wie die zweite ja zeigt, schwingt im Verb das Zwanghafte mit, dem nichts und niemand sich entziehen kann; dem in der ersten Nennung Wunsch und vielleicht, vor allem aber die Wahl des Konjunktivs widersprechen, selbst wenn die ursprüngliche Bedeutung des ahd. muozan und mhd müezen „Zeit/Raum und/oder Gelegenheit hab, etwas tun zu können" dem Konjunktiv sich wieder annähert im "können".

Es „dürfte“ i. S., dass wahrscheinlich noch etwas übrig sei genügte doch dem Satz. Warum also der Aufwand von Wunsch, Zwang, vielleicht, wenn "ein Wunsch dürfte noch übrig sein" es einfach ausdrückt?

Dagegen hab ich hier

Vorsichtig berührte er den heißdampfenden Stein und war verwundert, keine Hitze zu spüren.
die Frage, ob Dampf nicht immer mit Hitze verbunden sei ...

Und zuletzt würde ich hier den Konjunktiv I nehmen

Der Arzt hatte ihnen gesagt, dass das Morphium ganz langsam wirkte.

Gern gelesen vom

Friedel,
der eh nicht viel trauert, vor allem seit er weiß, dass eine mehr als 14tägige Trauer dereinst als Krankheit Geld in die Kassen der Gesundheitsindutrie spülen soll.

 

Liebe Bea Milana,

danke für deine Zeit und deinen Kommentar. :)

ich mag deine Geschichte aus drei Gründen:
Die Einbettung des Märchens mit dem sagenhaften Sternschnuppenbrocken, der Wünsche erfüllt.
Das ist es, was mir persönlich auch am besten gefällt, diese Geschichte innerhalb der Geschichte.
Ich habe die Stichworte Märchen und Fantasy gewählt, weil die Geschichte in der Geschichte halt wie ein erzähltes Märchen klingen soll, das aber in dieser Fantasywelt ja wahr gewesen ist.
Das nur mal so am Rande über die gewählten Stichworte.

Ich mag den Vater, der seinem todgeweihten Jungen diese Geschichte mit auf den Weg gibt. Natürlich macht ihn das mega-symphatisch und ich würde es wahrscheinlich ähnlich machen.
Schön, dass da so rüber gekommen ist.

Und der Vater macht sich ja sogar noch mehr sympathisch, da er sein eigenes Leben durch den Einsatz des Steins riskiert.
Er hat ja selber mitbekommen, wie sein Vater gestorben ist. „Blass und knochig“ heißt es ja, und so dürfte nicht nur die Hand gewesen sein, mit dem er den Stein die ganze Jahre über „eingesetzt“ hat.

Warum die Mutter so wenig in Erscheinung tritt? Naja, keine Ahnung, ist halt nur eine Randfigur, eine Komparsin, die lediglich in der fünften und letzten Zeile auftaucht (ist klar, dass die Mutter wenig Möglichkeiten zur Identifikation gibt).
Wie ich schon in einem anderen Kommentar sagte, ist sie tatsächlich nur die Randfigur, da die Geschichte eine reine Männersache sein soll. ;)
Die Steinsache dreht sich ja hauptsächlich um Vater und Sohn.

Deine KG ist kurz und knackig. Auch das gefällt mir.
Prima!
Ich wollte sie auch mit wenigen Worten erzählen.

Vorsichtig berührte er den heißdampfenden Stein und war verwundert, keine Hitze zu spüren.
Widerspricht sich und irritierte mich. Hat der Junge bei der Berührung hitzeunempfindliche Hände bekommen, sprich: Geht die Magie des Steines auf seine Hände über?
Ich finde die Formulierung " ... und wunderte sich keine Hitze zu spüren." besser, da ohne Hilfsverb.
Deine vorgeschlagene Formulierung habe ich gekauft :thumbsup:

Ja, es ist ein wenig widersprüchlich.
Er war derjenige, für den der Stein gedacht war. Ich möchte jetzt nicht von „dem Auserwählten“ oder so reden, aber jemand anderes hätte den Stein womöglich nicht im heißen Zustand in die Hand nehmen und seinen Wunsch äußern und aufschreiben können.
Das ist der Grund, warum er sich gewundert hat.

Wie fremdgesteuert flüsterte der Junge wiederholt seinen Wunsch
Das hört sich für einen Märchenerzähler merkwürdig gestelzt an. Vielleicht nur: "Der Junge wiederholte seinen Wunsch."
Auch gekauft.
Das mit der „Fremdsteuerung“ fanden mehrere Kommentatoren schon merkwürdig. Mein Gedanke, der dahinter steckt, wird schon ausreichend dadurch dargestellt, dass er sich wundert, den heißen Stein überhaupt schmerzfrei anfassen zu können. :Pfeif:

Genau ein Jahr später verschwieg der Junge seinen Eltern, dass er den Stein erneut benutzte.
Hier finde ich schade, dass ich erst jetzt erfahre, dass der erste Wunsch nach dem Fund half.
Ich will vorher wissen, ob der Vater gesundete oder nicht und das nicht "en passant" zu spät erzählt bekommen. Wenn ich mich richtig erinnere, folgt die Erzählweise von Märchen einer klaren schlichten Sprache und Struktur.
Er hat es ja nicht nur ein Jahr später verschwiegen, sondern immer.

Aber ich denke nochmal darüber nach, ob ich das Überleben seines Vaters noch vorne ziehe. Es sollte eigentlich schon so wie nebenbei erzählt wirken, damit die Wirkung des Steins nicht sofort offenbart wird.

Zurück zum real life und zum Ende: Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Verknüpfung von Märchen und Realität am Ende gut finde, vielleicht bin ich zu logisch denkend, aber es stört mich. Es wirkt auf mich gewollt herbeigezaubert und ich weiß, das ist deine Absicht. Ich glaube, durch die Verknüpfung von Märchen und Realität steht für mich auch die Glaubwürdigkeit dieser KG auf der Kippe.
Das ist es, was ich anfangs sagte. Ob es wirklich ein reales Leben ist, sei dahingestellt. Deswegen ja auch das Stichwort „Fantasy“.

Ich danke dir für deinen wertvollen Kommentar.

Wünsche dir einen schönen Abend.

Liebe Grüße,
GoMusic

*** wird fortgesetzt ***

 

Hallo GoMusic,

mir ist die Geschichte von der Grundthematik ein bisschen zu sehr Tränendrüse, allerdings schaffst du es eine Stimmung zu kreieren, die mich an das Märchen von dem Mädchen mit den Zündhölzern erinnert. Ich finde deinen Text stark, wo du die Situation im Krankenzimmer beschreibst, habe aber am Anfang immer noch meine Probleme mit der Art, wie der Vater erzählt.

Noch vorweg:

„Ist besser geworden. Wann … kann ich nach Hause?“
„Schon bald.“ Peter wechselte einen stummen Blick mit seiner Frau, die mit zitternder Lippe neben ihm saß.

Ich kenne eher den Ausdruck "mit zitternden Lippen" In der Einzahl wirkt es fast ein bisschen komisch auf mich. Aber vielleicht ist das auch eine ortsabhängige Formulierung.

„Eines Nachts, vor vielen Jahren, wurde ein kleiner Junge plötzlich wach und trat ans Fenster. Eine Sternschnuppe fiel herab und landete im Feld. Er erinnerte sich, dass man sich was wünschen kann. Dann zog er den Morgenmantel an und schlich über den Flur.
Er blickte noch einmal durch den Türspalt des Elternschlafzimmers. Seine Mutter war wieder vor dem Bett ihres schwer kranken Mannes auf einem Stuhl eingeschlafen.“

Ich schreibe einfach mal, wie ich die Geschichte einem Kind erzählen würde:

"Eines Nachts, vor vielen, vielen Jahren, wurde ein kleiner Junge plötzlich wach und trat ans Fenster. Da sah er auf einmal, wie eine Sternschnuppe vom Himmel fiel und mitten im Feld landete. Er erinnerte sich, dass man sich was wünschen kann, wenn man eine Sternschnuppe sieht. Und er wollte sie unbedingt finden. Schnell zog er seinen Morgenmantel an und schlich über den Flur.
Er blickte noch einmal durch den Türspalt des Elternschlafzimmers. Sein Papa war sehr krank und seine Mutter war wieder erschöpft vor seinem Bett auf einem Stuhl eingeschlafen."

Ich glaube, so wäre es für ein Kind (und für mich) verständlicher. Man könnte es natürlich auch noch viel umgangssprachlicher machen. (Und -peng! - da sieht er eine echte Sternschnuppe mitten aus dem Himmel fliegen und -zack! -die landet genau, mitten im Feld. "Wow" dachte der Junge, ich darf mir jetzt was wünschen!...)

Erwartungsvoll fühlte Peter über die Ausbeulung seiner Jackentasche und schaute wieder auf die Wanduhr.

"Erwartungsvoll" passt für mich nicht so richtig, auch wenn er erwartet und hofft, dass der Stein bald wärmer wird und seine Kraft entfaltet. Für mich würde besser der Ausdruck "Nervös", oder "Prüfend" passen.

Das Ende ist echt traurig. Der Stein kommt zu spät. Immerhin hat der Junge noch gelächelt.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo GoMusic,

ich möchte mich kurz halten, um die allgemeine, wohlwollende Stimmung nicht zu verderben
Ich finde die Geschichte unerträglich kitschig. Hier werden sämtliche Register gezogen, um die Tränendrüsen der Leser zu drücken und bei mir entsteht genau der gegenteilige Effekt.
Ein sterbendes Kind ist so ziemlich das Ergreifendste, was man thematisch bearbeiten kann. Da empfinde ich jede weitere gestalterische Emotionalisierung als Over the top. Angemessener wäre es, einen sachlicheren Ton zu verwenden und die Situation für sich sprechen zu lassen.
Das eingebaute Märchen reflektiert weder den Umgang der Eltern mit dem unvermeidlichen Abschied, noch dient es dem Trost des Kindes.
Mir ist die Botschaft auch nicht so ganz klar, die der Wunschstein vermitteln soll.

Nun ja, wahrscheinlich ist meine Sicht nicht mehrheitsfähig.
Also: Nix für ungut. Hast ja genug Zuspruch erhalten.

Grüße, Kellerkind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo GoMusic

Sprachlich habe ich keinen konkreten Verbesserungsvorschlag, das ist solide geschrieben, soviel vorneweg. Für mich funktioniert die Geschichte aber leider nicht.

„Ist besser geworden. Wann … kann ich nach Hause?“
„Schon bald.“ Peter wechselte einen stummen Blick mit seiner Frau, die mit zitternder Lippe neben ihm saß.

Benny hat keine Ahnung, was mit ihm los ist? Hatte er einen Unfall? Bei einer längeren Krankheit wüsste er zehn Minuten vor seinem Tod wohl, dass es nicht wieder nach Hause kann. Die Eltern wissen auf alle Fälle, dass Benny sterben wird, ziehen es aber vor, ihn glauben zu lassen, er könne bald wieder heim? Na ja. Oder sind sie sich so sicher, dass der Stein funktioniert? Weshalb dann die stummen Blicke und zitternden Lippen? Irgendwie war ich da schon raus. Oder habe ich was nicht kapiert?

Und dann geht es offenbar darum, dass der Stein noch nicht warm genug ist. Und da setzt sich der Vater, der ja offensichtlich von der Wirkung des Steins überzeugt ist, mal gemütlich hin und erzählt Benny in schönen Worten die Geschichte des Steins? Überprüft nicht jede Sekunde, ob er wärmer wird? Tigert nicht hin und her? Versucht nicht, ihn mit seinen Händen wärmer zu machen?

Die Werte verschlechterten sich. Der Arzt hatte ihnen gesagt, dass das Morphium ganz langsam wirke.

Ich lese das als zusammenhängend. Da denke ich an indirekte aktive Sterbehilfe. Aber das kann ja nicht sein. Das hat mich völlig verwirrt.

Benny lächelte ein letztes Mal. Seine Hände erschlafften. Peter schritt zur Wand und holte das warme Döschen aus der Jackentasche.

Er hält das Döschen nicht die ganze Zeit in der Hand, um zu prüfen, wie warm der Stein inzwischen ist?

Die Konstruktion der Geschichte ist, dass Benny stirbt, exakt fünf Sekunden, bevor der Wunschstein, der seine Funktion nur einmal im Jahr erfüllen kann, genügend heiss wird. (Du stellst das so dar, dass der Stein objektiv wärmer wird, so habe ich das Fantasy-Tag eingeordnet) Das ist mir, ja eben, zu konstruiert, ich konnte mich da nicht darauf einlassen.

[Edit: Ich habe grad noch den Kommentar von Schwups gelesen. Ich habe deinen Text trotz der Tags halt weniger als Märchen gelesen, weil das Setting m.E. nicht wirklich in diese Richtung weist: Krankenhaus, Apparate, die ganze Mimik und die Gesten, auch der Erzählton, das passt für mich eher zu einer Geschichte aus dem Bereich "Alltag" und daher haben sich für mich dann diese Fragen gestellt, bin ich eben doch recht rational an den Text herangetreten]

Zum Kitschfaktor. Die Schwierigkeit ist halt, dass sich der ganze Text in seiner Kürze darauf beschränkt und darum bemüht, diese Emotionalität hervorzurufen. Das kommt dann sehr geballt daher. Aber ich habe mir da kein Urteil gebildet, mich hat die Konstruktion des Textes zu sehr beschäftigt. Vielleicht stehe ich aber auch einfach auf dem Schlauch.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Liebe maria.meerhaba,

schade, dass dich meine kurze Geschichte nicht so packen konnte.

Wenn du sagst

Sie erzeugt Bilder, sie zeichnet wundervoll die Atmosphäre, das Szenario, das kranke Kind im Bett und die verzweifelten Eltern, aber all das wirkt nicht wirklich auf mich ein, weil sich die Trauer wegen der Kürze die Trauer nicht entfaltet. Zumindest nicht für mich.
dann freut mich es zunächst, dass da eine wundervolle Atmosphäre aufgebaut wurde.
Es hört sich für mich so an, als wenn es nur an der Kürze der Geschichte liegt, dass das nicht auf dich wirkt.

Die Geschichte sollte kurz sein, sollte mit wenigen Worten diese Atmosphäre aufbauen und diese Szene beschreiben. Hätte ich den Text länger gemacht, wären wahrscheinlich nur viel zu viele unnötige Sachen hineingeraten. Weitere kitschige Elemente, noch mehr auf die Tränendüsen drücken usw. wollte ich vermeiden.

Wie gesagt, schade, dass es bei dir nicht funktioniert.



Lieber Friedrichard,

schön dass du reingeschaut hast.
Deine drei Vorschläge habe ich sehr gerne übernommen. :thumbsup:



Liebe Chutney,

mir ist die Geschichte von der Grundthematik ein bisschen zu sehr Tränendrüse, allerdings schaffst du es eine Stimmung zu kreieren, die mich an das Märchen von dem Mädchen mit den Zündhölzern erinnert.
Gut, die Tränendüse wollte ich schon ein wenig drücken, habe aber versucht, auf Kitsch zu verzichten.

Kannte das Märchen von Andersen noch gar nicht. Bestimmt finde ich es in der Bücherei. :read:

Ich finde deinen Text stark, wo du die Situation im Krankenzimmer beschreibst, …
Danke dafür …

… habe aber am Anfang immer noch meine Probleme mit der Art, wie der Vater erzählt.
Da hast du ja weiter unten gute Vorschläge gemacht. :thumbsup:

Peter wechselte einen stummen Blick mit seiner Frau, die mit zitternder Lippe neben ihm saß.
Ich kenne eher den Ausdruck "mit zitternden Lippen" In der Einzahl wirkt es fast ein bisschen komisch auf mich. Aber vielleicht ist das auch eine ortsabhängige Formulierung.
Ich habe extra die Einzahl genommen, weil ich da noch die Worte von ernst offshore im Ohr hatte, als ich mal geschrieben hatte „kaute sich auf die Lippen“.
Ich habe das daraufhin selber ausprobiert und bekam das und auch hier jetzt beim Lippenzittern nicht hin, es mit beiden Lippen zu machen. :Pfeif:

Erwartungsvoll fühlte Peter über die Ausbeulung seiner Jackentasche und schaute wieder auf die Wanduhr.
"Erwartungsvoll" passt für mich nicht so richtig, auch wenn er erwartet und hofft, dass der Stein bald wärmer wird und seine Kraft entfaltet. Für mich würde besser der Ausdruck "Nervös", oder "Prüfend" passen.
Ja, erwartungsvoll kam erst später in den Text; so ganz wohl habe ich mich damit nicht gefühlt. :shh:
„Prüfend“ ist besser. Habe ich gekauft.

Ich denke über deine Vorschläge bzgl. der Erzählsprache des Märchens nach.
Ist jetzt nur schon wieder so spät geworden. Vielleicht fällt mir im Schlaf ja was ein, bzw. ich lasse mir das im Bett durch den Kopf gehen.

Ich danke euch für eure Zeit und eure tollen Kommentare und wünsche euch eine gute Nacht.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic

Der Text ist ja eine Art Märchen, also darf man da vermutlich nicht ganz so rational rangehen. Er ist gut geschrieben, aber ich finde auch, er trägt sehr dick auf mit dem sterbenden Jungen. Da lässt du nichts aus - die Anstrengungen beim Reden, das Husten, und dann sogar ein Lächeln, das sein Gesicht umspielt ... während er gleichzeitig Morphium verabreicht bekommt? Also mir ist das auch zu viel, da merke ich, der Autor will hier auf Teufel komm raus Betroffenheit beim Leser triggern, so offensichtlich solltest du das vermeiden. Fahr da mal ein wenig zurück; der Mann könnte die Geschichte zum Beispiel auch seiner Frau erzählen, ohne dass der Junge ein Wort sagt oder die Augen öffnet.

Vielleicht kleiner Einschub: Ich denke, das Problem ist hier nicht die Kürze der Geschichte. Auch in einem kurzen Text kannst du Emotionen transportieren, aber dazu musst du "literarisch" bisschen mehr wagen. Ich hab vor einigen Jahren mal den ersten Satz von Isabell Allendes "Paula" gelesen (und nur diesen, nicht den Roman):

Hör mir zu, Paula, ich werde dir eine Geschichte erzählen, damit du, wenn du erwachst, nicht gar so verloren bist.

Das fand ich sehr berührend, und es ist nur ein einziger Satz (und thematisch auch noch sehr nah dran an dem was du erzählst) - also die Länge ist definitiv nicht das Problem hier, zumindest nicht hinsichtlich der Emotionen, die du transportieren möchtest.

Insgesamt finde ich das aber leider auch alles etwas wenig. Wenn ich jetzt sage, der Text schweigt sich über wesentliche Punkte aus (welche Krankheit hat der Junge? Was waren die jeweiligen Wünsche? Warum hat der alte Mann nicht als letzten Wunsch an die Wand geschrieben: "Ich wünsche mir einen neuen Stein" usw. usf), dann sagst du vermutlich, das ist für die Geschichte nicht wichtig. Wenn ich sage, das ist alles arg konstruiert, könntest du sagen, es ist ein Märchen, da muss man das so akzeptieren (bspw. dass der Stein nur jedes Jahr an einem Tag funktioniert, und der Zeitpunkt jetzt genau der ist, an dem der Sohn stirbt). Ich seh ja, dass du hier keinen Text schreiben wolltest, der der Realität standhält, da sind wir wieder beim Märchen. Aber auch in Märchen wird mehr erzählt. Hier, das wirkt mehr wie ein Gerüst auf mich. Fülle es mit Details. Die Idee ist ja schön, aber geh doch nicht so schnell drüber hinweg.

Und versuch unbedingt, bei dem Jungen etwas zurückzufahren. Das hier war echt zu viel für mich:

Ein Lächeln umspielte das Gesicht des Jungen.
Nur das Geräusch der Apparate durchbrach die Stille. Die Werte verschlechterten sich. Der Arzt hatte ihnen gesagt, dass das Morphium ganz langsam wirke.

Was sind das denn für "Werte"? Und warum können die Eltern das einschätzen? Der wird ja an irgendwelchen Apparaten hängen, ich hab keine Ahnung von so was, Puls und Blutdruck würde ich vielleicht noch ablesen können, aber wenn sich da was ändert, wäre das jetzt eine Verbesserung oder Verschlechterung? Warum können die Eltern das einschätzen?

Grüsse,
Schwups

 

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