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Hausbesuch

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25.11.2016
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Hausbesuch

Ich hatte mal wieder Hausbesuchsdienst.
Wir Ärzte, die wir unterschiedliche Notversorgungen abzudecken hatten, trafen uns zuweilen, um Skat, Schach oder Tischtennis zu spielen.
Meistens kamen vier bis fünf Ärzte zusammen, weil sich auch Kollegen dazu gesellten, die keinen Dienst hatten.
Gegen 21.00 Uhr bekam ich einen Anruf.
Am Telefon war ein besorgter Vater, der um einen Hausbesuch bei seiner Tochter bat. Ich fragte nach dem Grund des Hilferufes.
Der Vater: “Meine Tochter blutet, unten herum.“ „Sie wird die Regel haben“ gab ich zur Antwort. „Nein sie ist gebissen worden.“ „Ist Ihnen der Hund bekannt, ist er gegen Tollwut geimpft?“
„Nein, kein Hund, sie ist ins Geschlechtsteil gebissen worden, so ein Dreckschwein, ihr Freund, bitte kommen Sie bald!“
„Leute rief ich meinen Kollegen zu, jetzt fahre ich zu einem spannenden Hausbesuch!“
Gedanklich, wie man sich stets auf einen Hausbesuch vorbereitet, sah ich vor meinem geistigen Auge eine blutüberströmte Frau, bei der ich zuallererst die Blutung zu stillen hatte, und vielleicht musste die Wunde im Ambulatorium genäht werden.
Möglicherweise, darauf war ich vorbereitet, müsste die Polizei gerufen werden.
Mein Ablaufplan war im Kopf fix und fertig, und so eingestellt, klingelte ich an der Tür des Einfamilienhauses in einer abgelegenen Nebenstraße.
Der Vater öffnete die Tür mit betretener Miene, sich der Peinlichkeit der Situation durch und durch bewusst, von der Scham durchdrungen und niedergedrückt.
Er zeigte mir den Weg zur Tür des Schlafzimmers der Tochter.
Ich ging an den erstarrten Familienmitgliedern vorbei, Mutter, Bruder und Freund der Tochter, der abseits stand, den Blick hartnäckig auf den Fußboden gerichtet.
Mich erfasste eine wachsende Anspannung, ausgelöst durch die eindeutig warnende und zugleich Hilfe suchende Körpersprache der Familienmitglieder, so als habe ich nun eine mittlere Katastrophe zu erwarten.
Ich betrat entschlossen, wie das in derartigen Situationen stets meine Art war, den Raum, um sofort handeln zu können, mein chirurgisches Notfallbesteck griffbereit.
Die junge Frau lag hingestreckt auf dem Bett, im Nachthemd, die Arme an den Körper gepresst, unfähig sich zu bewegen.
„Wo blutet es denn?“
Sie hob verschämt das Nachthemd hoch und deutete auf ihre Scham.
Äußerlich keinerlei Blut, keine Bisswunde, auch nach dem Spreizen der Beine nichts zu sehen.
Ich forderte die junge Frau auf, mit dem Finger die geschundene Stelle zu zeigen.
Sie wies auf einen eng umschriebenen Bereich an der rechten großen Schamlippe.
Kein Blut zu sehen!
Sie machte mich nochmals auf die Stelle aufmerksam.
Und tatsächlich!
Ich entdeckte, meine Brille auf das Nahsehen eingestellt, endlich den Abdruck eines Eckzahnes an der großen Schamlippe, ohne eines Tropfen Blutes gewahr zu werden.
„Das ist völlig harmlos“, rief ich dem nun hinzugetretenen Vater zu“, da wird der junge Freund in Ekstase mal aus Versehen zugebissen haben, kommt alle Tage vor!“
Die Ängstlichkeit und Scham des Vaters sowie der Familienmitglieder verwandelte sich augenblicklich in Entsetzen, und ich meinte, eine gewisse Feindseligkeit zu spüren, so als sei ich ein ebenso perverses Schwein.
Ich verließ auf dem schnellsten Wege das Haus, nicht ohne noch einen dankbaren Blick des jungen Freundes zu erhaschen.
Man kann sich leicht die ausgelassene Heiterkeit meiner Kollegen vorstellen, die nach meiner Rückkehr vom Hausbesuch natürlich einen ausführlichen Bericht verlangten.

 

Hallo Doktor,

herzlich Willkommen bei den Wortkriegern :)!

Du hast es vielleicht schon bemerkt, dass gerade Challengezeit ist, da rutschen Texte auch mal schnell ein bisschen weiter nach unten. Ich möchte aber dennoch kurz etwas zu deiner Geschichte sagen.

Zum Einen habe ich deine Erzählweise als zu passiv empfunden. Da klingelt beispielsweise nicht das Telefon, sondern dein Prota bekommt einen Anruf:

Gegen 21.00 Uhr bekam ich einen Anruf (nur ein Beispiel)

Das ist nicht verkehrt, hat mich aber beim Lesen mit der Zeit immer mehr gestört, weil es mir schwer gefallen ist, deinem Prota zu glauben, dass das Erzählte genau in diesem Moment passiert ist. Du könntest es dir meiner Meinung nach einfacher machen, wenn du beispielsweise schreibst, dass das Telefon klingelt - ist aber nur meine Meinung.


Ein paar Kleinigkeiten:

Der Vater: “Meine Tochter blutet, unten herum.“ „Sie wird die Regel haben“ [Komma] gab ich zur Antwort. „Nein sie ist gebissen worden.“ „Ist Ihnen der Hund bekannt, ist er gegen Tollwut geimpft?“

„Leute rief ich meinen Kollegen zu, jetzt fahre ich zu einem spannenden Hausbesuch!“
In diesem Satz fehlt irgendwas. Oder du machst den Dialog durch Anführungszeichen erkennbar.

Der Vater öffnete die Tür mit betretener Miene sich der Peinlichkeit der Situation durch und durch bewusst, von der Scham durchdrungen und niedergedrückt.
Naja, okay. Aber wäre er nicht eher besorgt in dieser Situation?


Ich bin ehrlich gesagt nicht so wirklich warm geworden mit deiner Geschichte. Das liegt hauptsächlich an zwei Dingen: Wie schon gesagt, finde ich, dass sich deine Geschichte vor allem am Anfang mehr wie ein Bericht oder ein Protokoll liest. Das wird mit der Zeit besser, weil du mehr in die Handlung investierst und auch klarer wird, worauf du hinaus willst, aber da sehe ich insgesamt noch Potenzial nach oben ;) Und das Thema an sich ... naja, vielleicht war es einfach nicht so mein Fall. Muss es aber auch nicht sein. :) Lass dir also nichts einreden.
Soweit von mir. Vielleicht kannst du damit ja etwas anfangen.


Viele Grüße,
SCFuchs

 

Hallo SCFuchs,
es sollte nur ein zaghafter Versuch sein!
Ja, es handelt sich eher um einen Bericht, und wirklich erzählen kann ich wohl nicht.
Der Dialog am Telefon erklärt sich m.E. aus sich heraus. Da muss nicht erklärt werden, wer die Frage stellt.
Ich bin Dir dankbar, dass Du mir geschrieben hast.
Gruß zurück!
Doktor

 

Hallo Doktor,


Ich muss SCFuchs Recht geben: Die Geschichte ist mehr als Protokoll zu lesen, als eine ernsthafte Kurzgeschichte.


Außerdem ergeben ein paar Passagen mMn wenig Sinn:

Der Vater: “Meine Tochter blutet, unten herum.“

Hinterher stellt sich heraus, dass sie gar nicht blutet untenrum. Eigentlich ist nix ernsthaftes passiert.

„Leute rief ich meinen Kollegen zu, jetzt fahre ich zu einem spannenden Hausbesuch!“

Kein Bereitschaftsarzt prahlt damit, einen spannenden Hausbesuch zu machen.

Ich ging an den erstarrten Familienmitgliedern vorbei, Mutter, Bruder und Freund der Tochter, der abseits stand, den Blick hartnäckig auf den Fußboden gerichtet.

Wenigstens die Mutter, evtl. auch ihr Freund, würden bei ihr bleiben und sie nicht alleine "leiden" lassen.
Sie hob verschämt das Nachthemd hoch und deutete auf ihre Scham.

Wenn man verletzt ist, verliert man jede Scham - in der Regel.


Das sind auch nur ein paar Beispiele.

Außerdem würde man direkt die 112 rufen und nicht einen normalen Hausarzt, der Notdienst hat. Und warum schaut sich die Mutter nicht vor dem Anruf des Notdienstes erstmal die Stelle an, obs wirklich so schlimm ist, wie der Vater es darstellt?


Alles in Allem ist die Geschichte bzw. die Idee nicht schlecht. Nur die Art des Erzählens ist schlecht. Die Protagonisten sind langweilig dargestellt. Mehr als Freude des Arztes über den Anruf, das betretene Verhalten des Freundes, dass sich später in Freude umschlägt, und ein paar mal "Scham" war nicht dabei.

In dem Sinne

betze

 

Hallo Doktor,

herzlich willkommen!

Der Vater hat ein Problem, die Tochter blutet aus der Mitte, ausgerechnet. Der Schuldige ist für ihn der Freund der Tochter. Die Lösung ist einfach, er ruft einen Arzt, der ihm bei dem Problem dann zur Seite steht. Ob der Konflikt mit dem Freund sich löst, erfahren wir leider nicht.

Ich meine, in dem Geschehen ist alles drin, was zu einer Geschichte gehört. Nur, das Ganze ist aus der falschen Perspektive geschildert. Der Arzt ist nicht geeignet, die Story zu erzählen. Daher ist es auch nur ein Bericht, bestenfalls eine Anekdote geworden.

Eine humorige Geschichte soll es sein … na ja, hiervon hätte ich mir mehr gewünscht:

von der Scham durchdrungen und niedergedrückt.
Ja, das passt, quasi im wahrsten Sinne des Wortes sogar doppelt. Das ist witzig!

Was nichts mit Humor zu tun hat:

Man kann sich leicht die ausgelassene Heiterkeit meiner Kollegen vorstellen,
Nein, kann ich nicht. Ich kenne die Kollegen nicht. Ich weiß nicht, wie es aussieht, wenn die sich freuen. Und so etwas will ich mir auch nicht vorstellen. Wozu sollte das gut sein?

Fazit: Aus der Idee kann man was machen.

Gruß

Asterix

 

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