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Bandit

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19.08.2015
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Bandit

Es quietscht und zischt, als der ICE in den Bahnhof einfährt. Ich presse die Hände gegen meine Ohren und schließe die Augen. Aber es hilft nicht. Den Lärm kann ich nicht leiser drehen, die Bilder im Kopf nicht ausblenden.
Ich atme, wie es mich die Psychologin gelehrt hat. Tiefe Atemzüge, eine Pause nach dem Ausatmen. Entspannung - nicht nur fürs Zwerchfell. Dann öffne ich wieder die Augen. Sehe Fahrgäste auf dem Bahnsteig an mir vorbeieilen: Frauen in bunten Kleidern, Männer die Koffer tragen, Kinder mit Basecaps; und Bandit. Er überragt sie alle um Haupteslänge.
Ich streiche meinen Rock glatt, löse mich aus dem Schatten des Fahrkartenschalters, schiele kurz nach allen Seiten und gehe ihm entgegen. Er sieht mich und bleibt stehen, lässt Sekunden verstreichen, bevor er seine Arme öffnet. Die letzten Meter renne ich.
»Danke fürs Abholen.« Er grinst und reicht mir einen Strauß weißer Nelken.
»Kein Problem«, sage ich und lächle ihn an. »Warum die Bahn? Musstest du den Mustang zu Geld machen?«
»Nee, niemals. Hab den Lappen weg. Endgültig.« Er schultert seine Sporttasche. »Frag nicht«, sagt er, noch bevor ich Luft geholt habe.
»Mensch, Bandit, immer baust du Scheiße.«
Mein Onkel schneidet eine Grimasse und folgt mir zum Ausgang.

Bandit heißt eigentlich Konrad und ist das Nesthäkchen unter den Geschwistern meiner Mutter. Da er oft bei uns zu Hause herumlungerte, wurde er für mich mehr ein großer Bruder als ein Onkel. Seinen Spitznamen bekam Bandit von mir – wegen der Ähnlichkeit zu dem jungen Burt Reynolds. Als Kind hatte ich keine Ahnung davon, dass der Name bereits Programm war.
»Hab dir die Couch im Arbeitszimmer bezogen«, sage ich und führe ihn durch die Wohnung. »Ralf nimmt Auszeit. Wollten nächste Woche zum Zelten nach Holland. Gestern ist er nach Lloret geflogen.«
»Ui. Ärger?«
Ich zucke mit den Schultern, nehme den Bilderrahmen vom Schreibtisch und fahre über Ralfs Konterfei. »Verflixtes siebtes Jahr. Wird wieder.«

Der Mond hat die Form einer Sichel und leuchtet hell. Wir gehen auf einen Absacker. Mir schwebt das urige kleine Lokal an der Straßenecke vor, in dem morgen das Familienfest stattfinden soll, doch Bandit will in die Stadt.
Ich parke den Wagen am Neckarufer, und wir schlendern Richtung Altstadt. Über unseren Köpfen, beleuchtet wie eine riesige Skulptur, die alte Schlossruine.
Mit dem Abbau des Stützpunktes ist der Glanz der Manhattan-Bar verschwunden. Jeder wollte ihn hier erleben, den American Way of Life, der von den Wänden widerhallte, beim Spiel der Bands oder auf dem Parkett zu spüren war, über das man beim Tanzen hinwegfegte. Dort, wo früher Sitzplätze reserviert werden mussten, haben wir heute freie Auswahl. Das Licht ist schummrig, der Samt unserer Sessel verschlissenen.
»Neun Jahre, Katja«, sagt Bandit, hebt sein Whiskyglas und betrachtet die schimmernde Flüssigkeit. »Auf die alten Zeiten.«
Ich nicke, proste ihm zu und nippe am Cocktail.
»Hast ordentlich gebechert an dem Abend. Konntest mithalten«, sagt er.
»Du weißt, warum.«
Bandit leert sein Glas in einem Zug und knallt es auf den Tisch, dann beugt er sich zu mir und mustert mich. Lang und durchdringend, als wolle er in mich hineinsehen. Ich habe meine Hände im Schoß gefaltet und halte Bandits Blick stand. Seine Augen sind dunkel, Haare, Schnauzbart und Koteletten leicht ergraut. Mein Onkel seufzt und fragt: »Dieser Typ … Mal was gehört?«
Meine Finger fangen an zu zittern. Ich schiebe sie in die Taschen meiner Latzhose und sehe über Bandits Schultern hinweg eine Animierdame, die sich mit wiegenden Hüften einem Gast nähert. Ihre Oberweite droht aus der Korsage zu fallen; blonde Locken hüpfen auf und ab.
»Zum Glück ist morgen Taufe und keine Beerdigung«, sage ich und spüre, bitter schmeckender Saft die Kehle aufsteigen.
Mein Onkel lehnt sich zurück und sieht mich mit gerunzelter Stirn an. »Du steckst hinter der Einladung, nicht wahr?«
Wir zucken zusammen, als an der Bar etwas zu Bruch geht. Eine Brünette im Negligé-Kleid sammelt Scherben ein und erregt Bandits Aufmerksamkeit.
»Ich hab Lisa gesagt, sie kann sich ’ne neue Patin suchen, wenn sie dich nicht einlädt.«
Bandit lacht auf. »So was dacht ich mir«, sagt er und stiert jetzt ungeniert die Bardame an.
»War nicht leicht, an deine Adresse zu kommen – immer nur Ansichtskarten. Hättest mir ruhig schreiben können, dass du wieder in Deutschland bist.«
Als die Frau ihm zuzwinkert, greife ich nach seinem Arm.
»Drei Jahre haben sie dir aufgebrummt. Warum bist du untergetaucht nach der Haft? Warum wolltest du mich nicht sehen?«
»Du hast sie gehört, die liebe Familie«, sagt er. »Allen voran deine Mutter.«
»Aber ich doch nicht – ey, wir sind Kumpel.«
»Eben«, sagt Bandit und tätschelt mir die Hand.

In der Nacht schlafe ich schlecht. Meine Finger greifen suchend auf die andere Seite des Bettes. Sie ist kalt und leer wie mein Inneres, seit Ralf gegangen ist. Mehr als ein Jahr musste er warten, bis ich mit ihm schlafen konnte. Ich weiß noch, wie überrascht ich war, dass es auch schön sein kann.
Tränen laufen mir übers Gesicht. Ralf. Er hat mich nie bedrängt, über meine Pein zu sprechen. Aber immer gehofft, ich würde es eines Tages tun. Mein Schweigen käme ihm wie eine Lüge vor, sagte er beim Abschied. Und damit könne er nicht umgehen.
Ich stehe auf, gehe barfuß ans Fenster. Die Nacht ist sternenklar, die Straße leer – auch die Stelle neben der Straßenlaterne, am Haus gegenüber. Ich seufze, laufe im Zimmer umher, öffne eine der Schwebetüren des Schranks. Im untersten Regal finde ich das Kästchen, in dem ich Persönliches aufbewahre. Ich hebe den Deckel an. Das schwarz geränderte Kuvert liegt obenauf. Ich entnehme die Karte, stelle sie wie ein Foto auf den Nachttisch und lasse mich auf den Boden sinken.

Wir trauern um
Katja Bold,
die uns im Alter von 21 Jahren verlassen wird.

Heidelberg, im April 2005


Viermal hat die Kirchturmuhr geschlagen, als ich schlurfende Schritte auf dem Flur höre. Die Klospülung geht, und Bandit schleppt sich zurück in sein Zimmer.
Ich schlage die Bettdecke zur Seite, stapfe durch Schlafzimmer und Korridor. Ohne anzuklopfen öffne ich die Tür. Mit angewinkelten Beinen sitzt er auf dem Bett und raucht. Seine Haare sind zerzaust wie die eines schlafenden Kindes, der Blick hellwach.
»Hast du eine für mich? Ich kann nicht pennen.«
Die Camels kommen samt Feuerzeug angeflogen. Ich lehne mich gegen den Türrahmen, brenne mir eine Zigarette an und nehme ein paar hastige Züge. Dann laufe ich auch in diesem Zimmer umher, bis Bandit nach meiner Hand greift und sie festhält.
Ich setze mich ans Ende der Schlafcouch, schiebe die Füße unter die Decke, die neben meinem Onkel liegt. Auf seinem Knie balanciert er den Aschenbecher. Bandit raucht und taxiert mich. Ich lege den Kopf in den Nacken, inhaliere jetzt tief. Betrachte den Rauch, wie er meinem Mund entweicht und sich seinen Weg nach oben sucht. Ralf und ich haben das Zimmer renoviert. Die Decke weiß gestrichen, die Wände in diesem Wahnsinnsgelb, das uns anfangs die Gesichter verziehen ließ, weil wir das Gefühl hatten, in Zitronen zu beißen.
Erst als Bandit auf meine Hände starrt, wird mir bewusst, dass ich sie auf dem Bauch liegen habe. Wärmend, schützend. Doch da ist nichts mehr, was es zu behüten gibt. Weil ich es nicht retten konnte vor den Fäusten und Füßen seines Erzeugers.
»Was weiß Ralf?«, fragt Bandit.
»Nur, dass ich ’nen Freund hatte, der grob war.«
»Grob?« Er spuckt mir das Wort ins Gesicht. »Und die Todesanzeige in deinem Briefkasten war ein Glückwunschtelegramm, oder was?«
»Das geht nur dich und mich was an.«
Bandit tippt sich gegen die Stirn. »Du irrst dich gewaltig, Katja.«
Ich nehme einige Züge und denke an Ralf, der mir immer zur Seite stehen wollte und jetzt alleine in Spanien ist. »Ja, sieht so aus«, sage ich.
Mein Onkel greift nach den Zigaretten. »Der Dreckskerl hat sich in die Hosen geschissen, hast du’s gesehen?« Er steckt sich die nächste an, wirft mir die Packung auf den Schoß.
»Hab ihn wimmern hörn«, sage ich, beuge mich zu ihm und streife Asche ab. »Die Kripo hat mich befragt, gleich am nächsten Morgen. Ob ich was zum Verbleib der Waffe sagen kann, mit der du rumgeballert hast oder zu deinen Urlauben in Tschechien.«
»Und?«
»Was 'und'? Hab ich Ahnung von deinen Geschäften?«
Bandit zieht die Mundwinkel zu den Ohren. »Der war gut, Katja. Sag schon, wo isse?«
»Da, wo’s keiner vermutet.«

Schon lange sitze ich in der Küche und sehe dabei zu, wie das Tageslicht den Raum ausfüllt. Ich rauche Bandits Kippen und trinke Kaffee. Zu gerne würde ich mein Gesicht an der Scheibe kühlen. Aber ich weiß, wen ich sehen werde, sobald ich mich dem Fenster nähere.
Er lauert vor dem Haus, ist in der Stadt, im Supermarkt. Er hat mich nie angesprochen, nur beobachtet und Präsenz gezeigt.
Der Kaffee ist kalt geworden. Irgendwo klingelt mein Handy. Am Ton höre ich, dass es Ralf sein muss. Dem Zug an der Zigarette folgt der Schluck aus dem Becher. Ich bin zu müde, um aufzustehen.
Die Tür vom Arbeitszimmer wird geöffnet. Bandits Schritte, erst auf dem Flur, dann im Schlafzimmer. Ein verhaltener Fluch. Das Klingeln wird lauter, unerträglich, als er neben mir steht. Ich strecke ihm die Hand entgegen und sehe auf. Seine Stirn ist gerunzelt, die Lippen aufeinandergepresst.
»Souvenir, oder was?«, zischt er. In der Rechten hält er die Todesanzeige, wedelt mit ihr vor meinem Gesicht. »Ich mach den kalt – noch mal so ’n Ding und ich mach den kalt.«
Bandit gibt mir das Telefon, zündet die Karte mit seinem Feuerzeug an und wirft sie ins Spülbecken.
Mein Mund ist trocken. Ich räuspere mich, nehme ab und sage: »Hallo.«
»Wie geht’s dir, Katja?«
»Geht so. Und dir?«
»Du fehlst mir.«
»Echt?«
»Mensch, was denkst du denn? Aber so kann’s nicht weitergehen. Ich will Antworten, verstehste?«
Ich nicke, ziehe noch mal an der Zigarette.
»Katja
»Komm bald zurück. Bitte. Dann wird alles gut.«

Bandit kommt aus dem Bad, mit ihm eine Wolke von Ralfs Cool Water. Nur mit einer Jogginghose bekleidet setzt er sich an den Tisch. Ich bringe ihm Kaffee und leiste Gesellschaft. Er ist schlank und drahtig wie Ralf, die Arme voller Tattoos. Das Bild auf seiner Brust kenne ich nicht: Ein Wolf mit hochgezogenen Lefzen. Seine Augen drohen mir. Gleich wird er aus Bandits Körper springen. Spitze Zähne mir die Kehle durchbeißen, scharfe Krallen den Körper aufschlitzen. Nein, ein Herz wirst du bei mir nicht finden.
»Seit wann ist der Wichser zurück?«, fragt mein Onkel.
»Zwei Wochen.«
»Was wirst du tun?«
»Abwarten.«

Graue Wolken schieben sich vor die Sonne, als ich auf die Straße hinaustrete. Bandit lehnt im dunklen Outfit an der Hauswand und raucht.
»Hab das ganze Viertel abgesucht – da is keiner.«
Ich nicke, knöpfe meine Kostümjacke zu und verschränke die Arme vor der Brust. Während wir nebeneinander Richtung Kirche laufen, blicke ich mich unentwegt um.
»Entspann dich, Mädel. Du siehst Gespenster«, sagt Bandit.
»Ich bilde mir das nicht ein. Oder meinst du, ich bin verrückt?«
Bandit bleibt stehen und schaut mich aus zusammengekniffenen Augen an. Dann legt er einen Arm um mich. »Nein, aber ich hab dem meine Knarre ins Maul gestopft und gesagt, beim nächsten Mal drück ich ab. So was vergisst man sein Lebtag nicht.«

Die Kirchenglocken jubeln zum Freudenfest. Bandit und ich sind die Letzten, die ankommen. Unsere Verwandtschaft wartet vor dem Seitentor. Meine Onkel in Anzug und mit Krawatte, die Frauen tragen Zweiteiler. Der Täufling schläft im langen Spitzenkleid auf dem Arm meiner Cousine. Ich muss mir auf die Lippen beißen, um beim Anblick des Babys nicht loszuschreien. Mutter winkt und kommt auf uns zu.
»Dass Ralf jetzt krank werden musste«, sagt sie und nimmt mich zur Seite. Ihrem Bruder schenkt sie einen kurzen Blick mit verkniffenem Mund. »Wolltet ihr morgen nicht in Urlaub fahren?«
Ich nicke und sehe zu Bandit, der bei seinen Geschwistern steht. Die Hände in der Jeans vergraben, seine Stiefel ziehen Kreise. Sie haben ihn per Handschlag begrüßt. Flüchtig, mit gerümpfter Nase und vorgeschobenem Kinn. Er hat ihren Namen beschmutzt und dem Gerede der Leute ausgesetzt. Das können sie ihm nicht verzeihen.
Ich werfe einen letzten Blick über die Schulter, bevor ich das Gotteshaus betrete und erschauere. Greife nach dem Arm meines Onkels.
»Wo?«, fragt er.
»Rathaus.«
»Geh rein und bleib drin«, sagt Bandit und schiebt mich durch die Tür.

Ich verlasse die Kirche lange bevor der Pfarrer Amen sagt. Die wenigen Meter zur Gaststätte renne ich, um mich auf der Toilette endlich auszukotzen.
Als ich zurück in den Schankraum komme, sitzt mein Onkel am Tresen, ein leeres Schnapsglas vor sich. Dreht es, wie ein Roulette-Rad.
»Für mich auch«, sage ich zu dem Mann hinter der Theke. »’nen Doppelten.«
Bandit dreht sich um und blickt in mein Gesicht. »Nee du, der machste ’nen Tee«, sagt er, zieht den Barhocker zu seiner Rechten zurück und wartet, bis ich Platz genommen habe. »Ist gleich stiften gegangen«, raunt er mir zu. »Auf ’n Friedhof gerannt.«
Als der Keeper das heiße Getränk vor mich stellt, verlange ich nach Rum. »Hast ihm ’ne Abreibung verpasst?«, frage ich, nehme den Hochprozentigen entgegen und leere ihn löffelweise ins Glas.
»Nee«, sagt mein Onkel. »Totenruhe is mir heilig.« Er wirft den Kopf nach hinten und lacht. »Was für ’n Schisser. Der hat die Schnauze voll und haut ab, wirst sehen.«

Nach und nach trudelt die Familie ein. Es gibt nur den einen Weg in die Gaststube und der führt an Bandit und mir vorbei. Sie schauen zur Seite, auf Schuhspitzen oder fummeln an Smartphones, bevor sie sich am Fenstertisch niederlassen.
Für sie, wie für alle, die es in der Zeitung lasen, hat Bandit im Suff erst auf eine Kneipe, dann im Hinterhof wild um sich geschossen. Was sonst noch war, in dieser Nacht, wissen nur drei Leute.
»Ich mach ’nen Abflug«, sagt er. »Das wird nichts mehr mit denen.«
»Nein, bleib doch. Wir haben uns lange nicht gesehen«, sage ich und halte ihn am Arm fest. »Bitte. Onkel Konrad – Konni.«
»Lass gut sein, Katja. Das steht dir nicht.« Er greift seine Jacke, geht zum Ausgang, ohne Brüder und Schwester anzusehen. Ich folge ihm vor die Tür.
»Wartet ein Mädchen auf dich?«
Mein Onkel grinst und schüttelt den Kopf. »Nee, was Wichtiges«, sagt er. »Business. Ist echt dringend.«
»Du und deine Geschäfte«, murmle ich und umarme ihn.
Mein Onkel tippt mir auf den Rücken und sagt: »Vergiss nicht, du hast noch was, das mir gehört.«
Ein Taxi kommt um die Ecke und bleibt am Straßenrand stehen. Der Fahrer öffnet von innen die Tür.
»Einer meiner Jungs ist unterwegs. Der bleibt, bis Ralf zurück ist.« Ein kurzes Festhalten, bevor er sich aus meiner Umklammerung löst.
»Nicht nötig. Ich komm klar«, sage ich und blinzle Tränen weg.
»Keine Widerrede. Und für später gilt: Ruft an, wenn was is, verstanden?« Er steigt in das Auto und zwinkert mir zu. »Meine Karre hab ich ja noch.«

Mitternacht ist längst vorbei. Ich stehe vor dem Küchenfenster, hebe mit dem Handrücken die Gardine an. Ralf hat die Kawa vor dem Haus abgestellt. Ihr grüner Lack glänzt im Schein der Straßenbeleuchtung. Seit einer Woche ist er von der Costa Brava zurück und fürs Erste bei seinem Bruder eingezogen. Für mich ist das in Ordnung, denn wir sehen uns täglich. Es ist schön. Ein bisschen, wie sich neu verlieben. Dass er heute Nacht geblieben ist und im Arbeitszimmer schläft, liegt an seinen Kumpels, die vorbeigekommen sind und mit denen wir ein paar Bier gehoben haben.
Als er in die Küche kommt, lasse ich die Hand sinken. Atme durch.
»Hab dich rumlaufen hören«, sagt er, tritt hinter mich und schlingt die Arme um meinen Leib. Seine Berührungen sind sanft und ich weiß, der Schmerz ist in meinem Kopf. Nur in meinem Kopf. Als ich dennoch zusammenzucke und leise keuche, lässt er mich los. Ich spüre, wie sich Ralfs Muskeln anspannen. Eine Bewegung, weg von mir. Nein. Nein. Ralf soll bleiben. Er soll bleiben. Ich taste nach hinten, greife seine Hand und umschließe sie. Halte ihn fest. Atme ein und wieder aus. Lösen. Alles lösen. Dann fange ich an zu sprechen.

Abba singen Dancing Queen. Ich fühle mich wie eine Königin, tanze durch meine Wohnung, wedle mit dem Staubtuch und kreische: Young and sweet, only seventeen … oh yeah! Es riecht nach Putzmittel. Ozean-Frische im Bad, Limette in der Küche und Orange in Wohn- und Schlafzimmer. Ich habe den freien Vormittag genutzt und die Bude auf Vordermann gebracht. Auch das Bett ist frisch bezogen – man weiß ja nie. Heute Abend treffe ich mich mit Ralf in der Stadt. Essen beim Italiener, danach ins Kino. Ich bin aufgeregt wie ein Teenager.
Bevor ich in die Firma gehe, will ich zu C&A. Eine neue Bluse muss her, am besten mit Rüschen. Ralf gefällt das.
In die Stadt fährt man zweispurig und zur Mittagszeit ist wenig Verkehr auf der Umgehungsstraße. Ich sehe in den Rückspiegel und überlege, wie lange der Golf schon hinter mir ist. Sein Nummernschild hängt schief und ich könnte wetten, dass ich es schon gesehen habe. Gleich, als ich aus meinem Wohnviertel herausgefahren bin. Meine Hände werden immer feuchter und als ich auf den Parkplatz des Bekleidungshauses einbiege, tropft mir Schweiß von der Stirn. Der Golf fährt weiter. Ich warte fünf Minuten und beobachte die Straße. Als er nicht wieder auftaucht, steige ich aus.

Ich streife durch die Reihen und finde schnell zwei schöne Oberteile. Vor dem Spiegel halte ich sie hoch und vergleiche sie miteinander. Eine der Blusen ist hinten zum Knöpfen. Ich lächle, schließe die Augen und stelle mir vor, wie Ralfs Finger über den glatten Stoff fahren. Wie er langsam einen Knopf nach dem anderen öffnet. Wie er meinen Rücken entblößt, ihn mit den Lippen liebkost. Als ich Atemluft im Nacken spüre, brauche ich einen Moment, um zu verstehen. Mein Herz rast, die Beine knicken weg. Ich halte mich an einem Wühltisch fest, und in meiner Lunge kommt kein Sauerstoff an.
»Bin wieder zurück, Katilein. Hab dich vermisst«, flüstert er mit rauchiger Stimme in mein Ohr. Dann fasst er grob an meine Schultern und dreht mich zu sich. Zusammengekniffene Brauen, die Augen zu Schlitze verengt. Meine Arme legen sich auf Brust und Unterleib. Ich krümme mich zusammen. Sein Lachen klingt heißer. Dann ist er weg.

Die kurze Fahrt in den Betrieb gleicht einer Ewigkeit. Ich bin nassgeschwitzt und vergesse zu atmen. Schloss-Brauerei. Dabei sieht man hier den alten Kasten nicht mal. Erleichtert fahre ich auf das Gelände des kleinen Familienbetriebes und parke neben dem Firmenschild.
Meine Kollegen sind in der Pause. Ich renne ins Büro zu meinem PC, starte das Programm, hacke in die Tasten und lasse den Drucker rattern. Jetzt noch schnell die Ränder zuschneiden.
Ich durchwühle die Stiftehalter auf dem Schreibtisch, finde und greife den winzigen Ring, an dem zwei Schlüssel baumeln, renne wieder. Diesmal die Treppen nach unten. Der Keller riecht muffig, und es ist kalt. Mit zitternden Fingern öffne ich die Tür, hinter der wir alte Unterlagen horten. Die Wände sind aus Ziegelstein gemauert, Fenster gibt es keine. An der linken Seite Regale bis unter die Decke, rechts stehen Aktenschränke. Aus Stahl. Wuchtig und robust wie Panzer. Vor einem dieser Monster gehe ich auf die Knie und schließe die unterste Lade auf. In ihr liegen gebündelte Kataloge. Ich schnaufe durch, umklammere das Schubfach und versuche, das Ungetüm nach vorne zu ziehen. Nur ein Stück. Nur ein klitzekleines Stück. Ich beiße die Zähne aufeinander, blase Luft in die Backen und spanne den Bizeps an. Es quietscht als würden Fingernägel über eine Wandtafel kratzen. Ich bekomme Gänsehaut davon. Aber egal. Ich kann hinter den Schrank fassen, an die Stelle, wo früher ein Durchgang zum Nebenhaus war. Jetzt ist dort eine Nische. Blind taste ich das Mauerwerk ab, finde was ich suche und zerre es hervor.
Oben höre ich die Stimmen des Braumeisters und der Sekretärin meines Chefs. Ich stehe auf, schnaufe hektisch und klopfe mir den Schmutz aus den Klamotten. Als Ruhe eingekehrt ist, schleiche ich aus der Firma.

Ich sitze im Auto und fahre über die Autobahn. Auf dem Beifahrersitz Vaters alter Rucksack. Bisschen verstaubt, aber eine Brauerei ist auch kein Bankschließfach. Aus der Seitentasche lugt die Karte mit dem schwarzen Rand.

Wir trauern um
Katja Bold,
die uns im Alter von 30 Jahren verlassen wird.

Heidelberg, im August 2014


Es wird Zeit, Bandit sein Eigentum zu bringen.

 

Hallo Tintenfass,

erst ein paar Sprachlichkeiten ;)

"Grob?" Er spuckt mir das Wort ins Gesicht. "Vergewaltigen, misshandeln und drohen, dich umzubringen, nennst du grob?"
Das Fettmarkierte würde ich komplett streichen. Davor deutest du viel besser und viel subtiler an, was passiert ist, das musst du hier nicht so plakativ wiederholen, finde ich. Ohne dieses "Erklären" wirken die Andeutungen zuvor viel intensiver.

"Souvenir, oder was?", zischt er, wirft die Karte ins Spülbecken und zündet sie an.
Das würde ich umdrehen: zischt er, zündet die Karte an und wirft sie ins Spülbecken.

Wolltet ihr morgen nicht in [ ]Urlaub fahren
Fehlt da ein "den"?

Die Beziehung zwischen Katja und ihrem Onkel hast du gut beschrieben. Ich spüre sofort seinen Beschützerinstinkt, er ersetzt einen großen Bruder, der immer auf sie aufpasst. Sie wiederum hat ein tiefes Vertrauen zu ihm, ein richtiges Urvertrauen. Sie haben ein Geheimnis, das nicht mal ihre Eltern kennen, nicht mal ihr Freund. Das ist tragisch, vor allem, weil sie ihn dadurch möglicherweise verliert.

Ich frage mich: Wissen Katjas Eltern auch nichts über den Missbrauch, über das verlorene Kind? Dann würde es auch erklären, warum niemand erfährt, weshalb der Onkel um sich geschossen hat. Denn wüssten es die Verwandten, würden sie anders über ihn denken. Aber ich erkläre mir das so, dass Katja einfach nicht möchte, dass irgendjemand davon erfährt.

Erst habe ich nicht kapiert, was es mit den Karten auf sich hat. Aber dann habe ich den Satz mit dem Souvenir wieder gefunden. Die Karten kommen von IHM, oder? Und am Schluss will sie Rache üben? So habe ich mir das jetzt mal zusammengereimt.

Tragisch ist, dass sie sich keine Hilfe sucht. Dass sie merkt, wie ihr Leben darunter zerbröselt und aber nicht dazu in der Lage ist, dem entgegen zu wirken. Das fand ich traurig.

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo Tintenfass,

Geschichten, in denen dunkle Familiengeheimnisse ans Licht kommen mag ich sehr. Ich fand Deine Geschichte auch spannend und die Idee, Katja und ihren Onkel zu zeigen, wie sie darauf reagieren, dass da etwas Übles aus der Vergangenheit wieder auftaucht, das gefällt mir auch.

Ich habe ein paar Schwierigkeiten mit der Plotkonstruktion und der Umsetzung.

Zunächst einmal ist mir der gesamte Teil, der die aktuelle Bedrohung zeigen soll, zu nebulös. Ich verstehe weder diese Souvenirkarten so richtig, noch kapiere ich, was es mit Frau Schwabs Bestellung auf sich hat. Dass in "Vaters altem Seesack" eine Pumpgun liegen könnte, die Katja nun dem Bandit bringt, könnte man zwischen den Zeilen herauslesen. In Deutschland hat man normalerweise keine Schrotflinte irgendwo rumzuliegen, deshalb ist das ein erklärungswürdiges Detail.

Wenn es so gedacht ist, dass der Mann, der Katja vergewaltigt hat, wieder aufgetaucht ist und sie bedroht, beispielsweise mit der Todesanzeige, dann sollte man das nicht so im Unklaren lassen.

Ich finde, da gibt es eine Ähnlichkeit zu Verblendung von Stieg Larsson. In dem Roman erhält ein Mann jedes Jahr zum Geburtstag eine gepresste Blume, eigentlich ein Geschenk, das ihm zu Lebzeiten seine Nichte machte, die aber verschollen ist und von der angenommen wird, dass sie ermordet wurde. Aus diesem Grund hält der Mann die gepressten Blumen für "Geschenke" des Mörders seiner Nichte, gedacht, um ihn zu quälen. So in dieser Richtung interpretiere ich auch die Todesanzeigen, aber so richtig klar, ist das für mich nicht.

Der Text liest sich gut, hier und dort könnte man vielleicht den Erzählton überdenken. Am Anfang sagt die Erzählerin "um Haupteslänge" – das ist schon ein eher gehobener Tonfall, später fallen Begriffe wie "Schlampe" und "Titten". Das beißt sich ein bisschen, finde ich.

Bin gespannt, was die anderen dazu sagen.

Gruß Achillus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @RinaWu

zu den Sprachlichkeiten:

"Grob?" Er spuckt mir das Wort ins Gesicht. "Vergewaltigen, misshandeln und drohen, dich umzubringen, nennst du grob?"
Das Fettmarkierte würde ich komplett streichen. Davor deutest du viel besser und viel subtiler an, was passiert ist, das musst du hier nicht so plakativ wiederholen, finde ich. Ohne dieses "Erklären" wirken die Andeutungen zuvor viel intensiver.

Du hast recht, mit dem was Du sagst. Doch es gab zwei Gründe, die es mich so darstellen ließen:
einmal fand ich es wichtig, dass Bandit die Dinge beim Namen nennt. Katja will sich mit dem was geschehen ist nicht auseinandersetzen. Er schleudert ihr das quasi entgegen: Vergewaltigung, Misshandlung. Ich denke, er will sie damit wachrütteln.
Der andere Grund: hier wird von der Todesdrohung gesprochen. Wenn ich das weglasse würde dem Leser ein, wie ich finde, wichtiger Hinweis fehlen.
Ich werde mir das aber nochmal durch den Kopf gehen lassen und ggf. auch anders formulieren.

"Souvenir, oder was?", zischt er, wirft die Karte ins Spülbecken und zündet sie an.
Das würde ich umdrehen: zischt er, zündet die Karte an und wirft sie ins Spülbecken.

Habe ich geändert. Klingt jetzt besser. Danke für den Hinweis.

Wolltet ihr morgen nicht in [ ]Urlaub fahren
Fehlt da ein "den"?

Die Dialoge sind immer ein wenig umgangssprachlich. Ich denke, das passt auch ohne "den". (Wir sagen das so :-))

Es hat mich gefreut, dass Du die Beziehung zwischen den beiden Figuren "gespürt" hast. Mir ist das selbst beim Lesen immer wichtig, einen Draht zu den Protas und ihrem Umfeld zu haben. Im Schreiben fühle ich mich noch nicht sehr geübt und habe immer etwas Angst, dass nichts oder nur wenig beim Leser ankommt. Das gilt auch für Deine Vermutung, warum die Verwandten schlecht auf Bandit zu sprechen sind.

Die Karten haben Dich zunächst verwirrt, doch dann hast Du ja einen Hinweis gefunden und Dir alles "zusammengereimt". Lieber wäre es mir natürlich gewesen, es hätte sich Dir logisch erklärt. Doch wenn Du erlaubst, dann möchte ich hier zunächst mal nichts dazu sagen. Ich bin (noch) der Meinung, im Text steht alles, was der Leser wissen muss, um die für ihn richtigen Schlüsse ziehen zu können.

Tragisch ist, dass sie sich keine Hilfe sucht. Dass sie merkt, wie ihr Leben darunter zerbröselt und aber nicht dazu in der Lage ist, dem entgegen zu wirken. Das fand ich traurig.

Manchmal ist das so. Da weiß man einfach nicht mehr weiter. Sieht, dass alles um einen herum kaputt geht, ist aber total handlungsunfähig. Auch hierzu steht noch etwas mehr im Text …

Ich danke Dir für Deine Anregungen und Gedanken und natürlich die Zeit, die Du Dir für meine Geschichte genommen hast.

Lieber Gruß
Tintenfass

Hallo @Achillus

Geschichten, in denen dunkle Familiengeheimnisse ans Licht kommen mag ich sehr.

Das ist schon mal eine gute Voraussetzung.

Zunächst einmal ist mir der gesamte Teil, der die aktuelle Bedrohung zeigen soll, zu nebulös. Ich verstehe weder diese Souvenirkarten so richtig, noch kapiere ich, was es mit Frau Schwabs Bestellung auf sich hat.

Nachdem wir hier vor Wochen über reduziertes Schreiben geredet haben, wollte ich mich mit dieser Geschichte darin üben. Mir ist klar, dass das nicht auf Anhieb klappt – falls es überhaupt einmal klappen sollte. Aber wie ich schon zu RinaWu schrieb, bin ich momentan der Meinung, dass man das mit den Karten (und dazu gehört auch Frau Schwabs Bestellung) aus dem Text herauslesen könnte. Ich lass mich da aber gerne belehren. Doch ohne Dir und RinaWu nahetreten zu wollen, würde ich gerne erst mal abwarten, ob und was für Reaktionen diesbezüglich noch kommen. Deshalb möchte ich auch noch nicht sagen, was ich mir beim Schreiben gedacht habe bzw. Erklärungen dazu abgeben. Ich hoffe, Du verstehst das.

Dass in "Vaters altem Seesack" eine Pumpgun liegen könnte, die Katja nun dem Bandit bringt, könnte man zwischen den Zeilen herauslesen.

Findest Du es schlimm, wenn man das nur zwischen den Zeilen herauslesen kann? Macht eben das nicht eine Geschichte interessant: miträtseln, denken, überlegen? Oder ist es hier nur plump gemacht?

In Deutschland hat man normalerweise keine Schrotflinte irgendwo rumzuliegen, deshalb ist das ein erklärungswürdiges Detail.

Nein, normale Leute sicher nicht. Doch ich will nicht wissen, was alles an illegalen Waffen in deutschen Haushalten zu finden ist. Woher die Waffe kommt, steht auch im Text. Siehe hier:

"Die Kripo hat mich befragt, gleich am nächsten Morgen. Ob ich was zu der Waffe sagen kann, mit der du rumgeballert hast oder deinen Urlauben in Tschechien."

Diese Schießerei mit einer waffenrechtlich nicht erlaubten Pumpgun gab es letztes Jahr in meinem Wohnort. Die wenigen interessanten "Fakten" aus diesem Fall habe ich den Zeitungsprotokollen entnommen und in dieser Geschichte untergebracht.

Wenn es so gedacht ist, dass der Mann, der Katja vergewaltigt hat, wieder aufgetaucht ist und sie bedroht, beispielsweise mit der Todesanzeige, dann sollte man das nicht so im Unklaren lassen.

Ok, für Dich ist das unklar. Ich werde mir auf jedenfall Gedanken dazu machen, wie ich das besser rüberbringen kann, Achillus. Ist jetzt blöd, weil ich noch nicht sagen will, wie ich es mir gedacht habe. Vielleicht wäre es besser gewesen, erst mal abzuwarten, was noch kommt. Doch ich will die Leute nicht gerne auf Antwort warten lassen und richte mich auch immer ein bisschen nach meiner freien Zeit (wie alle anderen auch). Diese Woche wird alles etwas knapp, daher wollte ich mich einfach melden um ein paar Dinge zu klären. Für den Rest muss ich Dich leider vertrösten. Bitte nicht übelnehmen.

Ich bin einerseits total stolz, dass Du eine Ähnlichkeit zu Stieg Larssons Geschichte siehst. Aber es zeigt mir, dass Du sie falsch deutest. Ich seh' schon, da muss viel nachgebessert/nachgereicht werden.

Den Erzählton werde ich auch nochmal überdenken. Ich habe bewußt diesen Kontrast in der Sprache Katjas gewählt. Habe sie "Schlampe", "Titten", "Macker" sagen lassen, obwohl das nicht ihr Umgangston ist. Ich wollte zeigen, wie unwohl sie sich in diesem Kneipenmilieu fühlt. Diese Frauen die dort arbeiten, verachtet sie, weil sie, wie Katja findet, leicht zu haben sind. Das erinnert sie an die Demütigungen in ihrer Beziehung mit dem gewalttätigen Mann. Aber ich danke Dir für den Denkanstoß. Wenn das störend ist, kann ich das vielleicht auch etwas abmildern.

Bin gespannt, was die anderen dazu sagen.

Und ich erst …

Auch Dir, Achillus vielen Dank für Deine Anregungen, Gedanken und Zeit.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo Tintenfass,

der zweite Absatz ist zu erklärend. Du könntest sie sagen lassen: Du siehst echt immer noch so aus wie Burt Reynolds! Und dann eine alte Anektode, dass klar wird, wie sie zueinander stehen. Dann: für mich schließt sich das nicht ganz. Er ist ein Kleinkrimineller, das betonst du auch noch, am Ende ist er aber der Pumpgunkiller. Puh. Harter Tobak. Er könnte ein Ex-Söldner sein, oder ein Fremdenlegionär oder sonst was - dann würde man ihm das eher abnehmen. Aber einen Menschen so bewußt zu töten? Schwierig.

Jeder wollte ihn hier erleben, den American way of life. Der von den Wänden widerhallte, beim Spiel der Bands oder auf dem Parkett zu spüren war, über das man beim Tanz hinwegfegte
Könntest du auch zeigen. Ich frage mich dann als Leser - Wie, wo, warum? Und warum wird mir das jetzt erklärt? Warum sollte mich das interessieren und ist es wichtig für die Geschichte?

Diese Verhältnis mit den Postkarten und so, da bist du auf einem richtigen Weg, aber es wirkt noch zu erklärerisch. Menschen, die solche Sachen teilen, wie reden die über so was? Total schwer, ich weiß, aber es wirkt noch zu sehr nach Autor, ich höre dich dahinter, wie du grübelst. Der Leser, dem muss nicht alles plausibel gemacht werden.

Er sitzt im Schneidersitz auf dem Bett und raucht. Ein Killer, der Yoga macht - so sieht dieses Bild aus, unfreiwillig komisch. Nein, das passt nicht.

Wärmend, schützend. Doch da ist nichts mehr, was es zu behüten gibt. Weil ich es nicht retten konnte vor den Fäusten und Füßen seines Erzeugers. Er hat es mir aus dem Leib getreten, nicht nur dieses winzige Leben, auch alle anderen, die hier hätten wachsen können.
Würde ich rausnehmen. Er fragt: Was weiß Ralf? Ist alles mit gesagt. Und auch der Dialog danach - zu viel. Er müsst das viel lapidarer sagen: Hat sich in die Hosen geschissen. Fertig. Man muss nicht genau wissen, was Sache war, nur eine Ahnung davon bekommen.

Tja, Pech gehabt, Alter. Ein Herz wirst du hier nicht finden. Das ist so gewollt cool. Da ist ein Widerspruch in deiner Prot. Titten, Schlampe, Alter - das ist sie nicht, und das muss sie auch nicht sein. Sie darf ruhig sanft sein, sie ist ja schon entschlossen.

Zu ende gelesen. Nach hinten franst es etwas aus, da könnte mehr Zug rein. Und das mit der Pumpgun: Ich hab so ein Stallone Film aus den 80ern im Kopf. Pumpgun, da ist schwer dranzukommen, und wenn, dann nur teuer, also so eine CZ75 würde es auch tuen, die kriegst du eher in der Tschechei.

Wenn du noch was dran bastelst, dann hast du hier eine kleine, dreckige, gemeine Story.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tintenfass,

wenn ich die vorangegangenen Komms richtig deute, dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken. :confused:

Ohne Umschweife: Dein Einstieg gefällt mir, er hat mich neugierig gemacht und als ich einmal eingetaucht war in die Geschichte, konnte ich sie nicht mehr loslassen. Du schreibst, du wolltest entsprechend der Diskussion im Forum einen verknappten Stil ausprobieren. Ich finde, der Versuch ist dir gelungen.
Deine Dialoge beispielsweise find ich prima: kurz, lebensecht und glaubwürdig,

Die Idee, um die sich die Handlung rankt, gefällt mir auch super. Der Einfall mit der Todesanzeige als Drohung, doch, sehr originell.
Hab jetzt keine gezielte Fehlersuche betrieben, aber aufgefallen ist mir:

Diebstähle, Einbrüche. Sachen, die man Nachts macht.
Was macht man denn so alles nachts?

Für sie, wie alle[Komma]die es in der Zeitung lasen, hat Bandit im Suff erst auf eine Kneipe, dann im Hinterhof wild um sich geschossen.

Da entsteht ein sehr deutliches Bild, sehr schöner Satz.
Ralf und ich haben das Zimmer renoviert. Die Decke weiß getüncht, die Wände in diesem Wahnsinnsgelb, das uns anfangs die Gesichter verziehen ließ, weil wir das Gefühl hatten, in Zitronen zu beißen.

Also, ich fasse mal zusammen, was sich absolut unkompliziert für mich erschließt.
Der Psychopat, der Katja vor Jahren das Leben zur Hölle gemacht und ihr gemeinsames Kind auf dem Gewissen hat, ist zurück und bedroht sie durch Stalking. Es ist anzunehmen, dass er es bitterernst meint. Da der gute Bandit sich schon vor Jahren als Rächer engagiert hat, wovon die Familie keinen Schimmer hat, ist er von Katja wieder für die Vendetta auserwählt.

Es bleiben auch Fragen offen?
Die Auflösung präsentiert sich nicht auf dem Silbertablett, aber das beabsichtigst du ja auch nicht. Sicherheitshalber setze ich meine Schlussfolgerungen in einen Spoiler.

Das Schießgewehr hat sie aufbewahrt, also, hat sie es damals nach der Schießerei an sich genommen? Ich habe den Eindruck, Bandit hat davon keine Ahnung.

Welche Rolle spielt Frau Schwab?
Katja braucht einen Grund, um am Montag alleine in der Druckerei zu sein, hat deshalb die Maschine manipuliert und nun will sie Bandit manipulieren, nämlich mit der selber gedruckten Todesanzeige (sollte das die Nummer 51 sein, wäre es für mich nicht logisch), befürchte ich. Sie hat einen klaren Plan, sie will ihren Peiniger tot sehen.
Aber das lese ich nicht, das reime ich mir zusammen. Ich kenne mich jetzt mit Druckmaschinen genauso wenig aus wie mit Feuerwaffen, aber heutzutage kann man doch so eine Karte auch am PC basteln.

Sollte ich die richtigen Schlüsse ziehen, dann nur, weil du in deiner Antwort auf die Kommentare etwas geheimnisvoll getan hast und weil ich das Gefühl nicht los werde, du hast dich von hell und seiner KG Grenzen in Fluss inspirieren lassen. (Das soll kein Vorwurf sein, ich find ’s gut.) Denn bei seiner Geschichte musste man auch gewissenhaft lesen und einiges blieb Interpretation. Aber das weißt du, wir beide hatten uns ja intensiv darauf eingelassen.


Alles in allem: Tolle Geschichte, locker-flockig erzählt, greifbare Figuren. War mir ein echtes Lesevergnügen.
Das soll es erst mal auf die Schnelle von mir gewesen sein.

Liebe Grüße,
peregrina

 

Liebe Tintenfass,

ich fange mit einem Zitat aus deinem Profil an, weil es mir da oft genau so geht wie dir :)

Im Moment ist mein größtes Problem beim Schreiben, dass ich einen Drang zum detailliertem Erzählen verspüre, mich aber immer wieder bremse, um die Geduld des Lesers nicht zu strapazieren. Das empfinde ich als unbefriedigend.

Über das Kommentieren von Texten hoffe ich die eigenen Unzulänglichkeiten zu verbessern.
In deiner aktuellen KG (entschuldige, dass ich so spät bin mit dem Kommentar) finde ich deinen Erzählstil mit seinen Details z. B. hier als sehr angenehm:

Er überragt die meisten Fahrgäste, die an ihm vorbeieilen, um Haupteslänge. Ich löse mich aus dem Schatten des Fahrkartenschalters und gehe ihm entgegen. Bandit lässt Sekunden verstreichen, bevor er seine Arme öffnet. Die letzten Meter renne ich.
"Danke fürs Abholen." Er grinst und reicht mir einen Strauß weißer Nelken, der schon bessere Zeiten gesehen hat.

Das ist tolles 'show' und bringt mich als Leserin auf den Bahnhof und mitten hinein in die Geschichte. Auch der erklärende Absatz zum Onkel ist gut platziert, schön kurz und nur mit wichtigen Informationen gefüllt.

Am Abend gehen wir auf einen Absacker. Mir schwebt das urige kleine Lokal an der Straßenecke vor, in dem morgen das Familienfest stattfinden soll; Bandit will in die Stadt.

Hier haut's mich schon ein wenig heraus: Absacker, klar. Familienfest? Warum will der Onkel in die Stadt?

Die Fragen werden nicht beantwortet, stattdessen weitere Details, die ich mit den Fragen im Kopf nicht sooo wichtig finde:

Ich parke den Wagen am Neckarufer und wir schlendern Richtung Altstadt. Über unseren Köpfen, beleuchtet wie eine riesige Skulptur, die alte Schlossruine.

Dann sitze ich als Leserin mit den beiden an der Bar und sie reden über Dinge, die ich nicht verstehe. :hmm:

"Neun Jahre, Katja", sagt Bandit, hebt sein Whiskyglas und betrachtet die schimmernde Flüssigkeit. "Verdammt lang."
Ich nicke und proste ihm zu.
"Hast ordentlich gebechert, an dem Abend. Konntest mithalten", sagt er.
"Du weißt warum."

So Menschen wie ich, mit geringer Aufmerksamkeitsspanne, neigen hier zum geistigen Ausstieg. Auch die Rückblenden wirken verwirrend auf mich. Den Familienkonflikt an sich finde ich spannend, aber ich konnte den Zusammenhang mit dem Hauptkonflikt nicht finden.

Für sie, wie alle die es in der Zeitung lasen, hat Bandit im Suff erst auf eine Kneipe, dann im Hinterhof wild um sich geschossen. Was davor war, wissen nur drei Leute.

War jetzt für mich ebenfalls nicht einzuordnen, auch nicht, warum Katja Bold erst mit 21 (Im Jahr 2005) und dann mit 30 Jahren (im Jahr 2014) sterben wird (eventuell bin ich auch nur zu doof, die Geschichte zu begreifen, dann lies darüber hinweg).

Dein Erzählstil, die Stimmung, die du damit verbreiten kannst, gefällt mir richtig gut. Nur den Plot habe ich eben nicht so richtig kapert.

Viele Grüße

Willi

 
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Hallo Tintenfass,

deine Geschichte gefällt mir ganz gut. Diese Onkel- Nichte- Konstellation ist mal was anderes. Ein Geheimnis verbindet sie seit ca. zehn Jahren. Bandit hat sie aus einer schlimmen Situation gerettet, indem er an ihrer Stelle Rache genommen hat. Bandit ist also ihr Mann für die Fälle, wo man mit rechtsstaatlichen Mitteln nicht weiterkommt.

Und da komme ich ins Grübeln. Deine Prota ist ja, wenn ich richtig gerechnet habe, nicht mehr taufrisch, kein junges Mädchen mehr. Wo hat sie die kriminelle Energie her, an die Lösung ihres "Problems" mit einer Pumpgun zu denken?

Hier liegt mMn eine Unentschlossenheit im Plot vor.

Denkbar wäre eine Bonnie-and-Clyde-Story. Dazu, meine ich, müssten die Dialoge verknappt werden und die Ralf-Geschichte rausfliegen. Die Familie könnte dann als spießig-bürgerliche Folie dagegengesetzt werden. jimmysalaryman denkt wohl in diese Richtung. Schwerpunkt: Action-Ebene

Eine andere Ausrichtung könnte die Entwicklung einer jungen traumatisierten Frau zeigen, die aus Verzweiflung in eine kriminelle Zukunft abrutscht. Sie sollte sich in der Sprache dann deutlich von Bandit unterscheiden. Schwerpunkt: psychologische Schiene

Du hast auf jedenfalls richtig gute Ideen. Du siehst ja, am liebsten würde ich die Geschichte selber schreiben :lol:

Freundliche Grüße
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @jimmysalaryman,

der zweite Absatz ist zu erklärend. Du könntest sie sagen lassen: Du siehst echt immer noch so aus wie Burt Reynolds! Und dann eine alte Anekdote, dass klar wird, wie sie zueinander stehen.

Ist ein guter Vorschlag, habe mir schon eine Szene überlegt.
Ich war mir nicht sicher, ob bzw. was der Leser braucht, um die Familienkonstellation zu verstehen und entschied mich dann zu diesem kleinen, erklärenden Absatz.

Er ist ein Kleinkrimineller, das betonst du auch noch, am Ende ist er aber der Pumpgunkiller. Puh. Harter Tobak. Er könnte ein Ex-Söldner sein, oder ein Fremdenlegionär oder sonst was - dann würde man ihm das eher abnehmen. Aber einen Menschen so bewußt zu töten? Schwierig.

Genau, ein Kleinkrimineller ist er und wird er auch (hoffentlich) bleiben. peregrina trifft es mit dem, was sie verspoilert geschrieben hat, ziemlich genau. Es ist Katja, die in ihrer Verzweiflung will, dass Bandit den Ex-Freund zur Strecke bringt. In einer ersten Version habe ich das am Schluss auch deutlicher geschrieben:
Es wird Zeit, dass ich Bandit die Pumpgun bringe - ich bin mir sicher, diesmal wird er es richtig machen.
Das fand ich dann aber doch zu plump und habe versucht, über Katjas Verzweiflung zu verdeutlichen, dass sie die treibende Kraft ist. Daher habe ich auch Passagen wie:
Wärmend, schützend. Doch da ist nichts mehr, was es zu behüten gibt. Weil ich es nicht retten konnte vor den Fäusten und Füßen seines Erzeugers. Er hat es mir aus dem Leib getreten, nicht nur dieses winzige Leben, auch alle anderen, die hier hätten wachsen können.

Du würdest die rausnehmen. Hm – ich sehe, da gibt es viel zu bedenken.

Jeder wollte ihn hier erleben, den American way of life. Der von den Wänden widerhallte, beim Spiel der Bands oder auf dem Parkett zu spüren war, über das man beim Tanz hinwegfegte
Könntest du auch zeigen. Ich frage mich dann als Leser - Wie, wo, warum? Und warum wird mir das jetzt erklärt? Warum sollte mich das interessieren und ist es wichtig für die Geschichte?

Hast recht – ist weg.

Menschen, die solche Sachen teilen, wie reden die über so was? Total schwer, ich weiß, aber es wirkt noch zu sehr nach Autor, ich höre dich dahinter, wie du grübelst. Der Leser, dem muss nicht alles plausibel gemacht werden.

Ich übe mich gerade darin.

Er sitzt im Schneidersitz auf dem Bett und raucht. Ein Killer, der Yoga macht - so sieht dieses Bild aus, unfreiwillig komisch. Nein, das passt nicht.

Interessant, dass Du den Schneidersitz mit Yoga in Verbindung bringst. Für mich ist das eine sehr bequeme Sitzposition. Und ein Killer ist er ja nicht. Aber um da keine komischen Bilder zu erzeugen, kann er ja die Beine anstellen. Das passt dann auch mit dem Ascher, den er auf dem Knie balanciert. Hab's geändert.

Tja, Pech gehabt, Alter. Ein Herz wirst du hier nicht finden. Das ist so gewollt cool. Da ist ein Widerspruch in deiner Prot. Titten, Schlampe, Alter - das ist sie nicht, und das muss sie auch nicht sein. Sie darf ruhig sanft sein, sie ist ja schon entschlossen.

Achillus hat das auch angemerkt. Ich werde Katja jetzt etwas sanfter sprechen lassen. Muss ich aber erst noch ändern.

Zu ende gelesen. Nach hinten franst es etwas aus, da könnte mehr Zug rein.

Ich habe damit gerechnet, dass der Schluss evtl. nicht so ankommt, wie ich mir das vorstelle. Es gibt ein alternatives Ende. Ich zweifle aber noch …

Und das mit der Pumpgun: Ich hab so ein Stallone Film aus den 80ern im Kopf. Pumpgun, da ist schwer dranzukommen, und wenn, dann nur teuer, also so eine CZ75 würde es auch tuen, die kriegst du eher in der Tschechei.

Die Schießerei mit der Pumpgun habe ich aus der örtlichen Presse. Da stand auch, dass die Waffe aus der Tschechei käme. Das lass ich vorerst mal.

Wenn du noch was dran bastelst, dann hast du hier eine kleine, dreckige, gemeine Story.

wieselmaus ist auch schon außer Rand und Band, denkt an Bonnie & Clyde. Ist ein reizvoller Gedanke, muss ich schon sagen. Im Moment hänge ich aber an meiner Version, auch wenn sie im Vergleich dazu "brav" ist. Doch wer weiß, vielleicht wird’s ja noch dreckig und gemein.
Echt, da kannst mal sehen wohin es führt, wenn man Flieges Aufruf folgt.

Vielen Dank für Deine Vorschläge, Denkanstöße und Zeit, Jimmy

Lieber Gruß
Tintenfass

P.S: weil's hier auch eine nicht ganz harmlose Onkel-Nichte-Sache ist: Ich leide immer noch am Seifenschalen-Trauma :-)


wird fortgeführt ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Tintenfass,

dass ist eine Geschichte, die wirklich gut geschrieben ist. Du hast ja schon einiges dazu von anderen Kommentatoren gesagt bekommen. Ich möchte mich deshalb auf einen Aspekt beziehen, den du auch selber in einer Antwort ansprichst:

Nachdem wir hier vor Wochen über reduziertes Schreiben geredet haben, wollte ich mich mit dieser Geschichte darin üben. Mir ist klar, dass das nicht auf Anhieb klappt – falls es überhaupt einmal klappen sollte. Aber wie ich schon zu RinaWu schrieb, bin ich momentan der Meinung, dass man das mit den Karten (und dazu gehört auch Frau Schwabs Bestellung) aus dem Text herauslesen könnte.

Dieses ‚reduzierte Schreiben’ diskutieren wir hier ja schon länger. Grundsätzlich gefällt es mir, allerdings nur, solange sich mir der Inhalt einigermaßen unmittelbar erschließt. Wenn ich erst mehrmals lesen und mir die einzelnen Puzzelsteine mühsam zusammensetzen muss, werde ich abgelenkt von der eigentlichen Geschichte und ihrer sprachlichen und inhaltlichen Qualität. Ein wenig ging es mir bei deiner Geschichte auch so: Ich finde diese Konstruktion mit der Frau Schwab und der Druckerei zu umständlich und für mein Empfinden auch nicht nötig. Gibt es keine einfachere Möglichkeit zu zeigen, dass Katja selber der Schreiber der Todesanzeigen ist? Denn nur das ist ja der Sinn dieser letzten Szene. Aber sie hilft mir nicht wirklich, sondern lenkt mich eher von der eigentlichen Geschichte ab: dass Katja ihren Onkel Bandit dazu bringen will, auch diesmal einzugreifen und ihren Peiniger zu verjagen oder zu töten (wenn ich es denn richtig verstanden habe).
Außerdem habe ich das Gefühl, dass nicht jeder Leser auf Anhieb verstanden hat, was es mit den beiden Todesanzeigen wirklich auf sich hat und wer ihr Urheber ist.

Noch ein paar Kleinigkeiten:

Sachen, die man Nachts macht.
nachts

Ich nehme ab. "Hallo … Geht so und dir? … Was? … Nein, Ralf. Bitte nicht … Und wenn ich zu 'nem Seelenklempner gehe? … Ralf? … Ralf!"
Du erzählst ja im gesamten Text alles aus der Sicht Katjas. Warum erfahre ich hier nicht, was sie hört? So war ich beim Lesen über diese einseitige Darstellung des Gesprächs ein bisschen befremdet.

Für sie, wie [für] alleK die es in der Zeitung lasen, hat Bandit im Suff erst auf eine Kneipe, dann im Hinterhof wild um sich geschossen. Was davor war, wissen nur drei Leute.

Der graue Golf mit dem kaputten Außenspiegel ist seit der Umgehungsstraße hinter mir. Wenn ich nachdenke, fällt mir auf, dass ich ihn schon vorhin gesehen habe. Gleich, als ich aus dem Wohngebiet fuhr.
Sie äußert erst eine Tatsache: ... ist seit der Umgehungsstraße hinter mir. Dann fällt ihr auf: Ich habe ihn schon vorhin gesehen.
Hier würde mir mehr einleuchten, wenn sie die erste geäußerte Tatsache in Zweifel ziehen würde: Oder habe ich ihn nicht schon vorher gesehen?

Liebe Tintenfass, die Idee und auch die Konstruktion deiner Geschichte gefällt mir gut. Meine kleinen Bedenken habe ich oben genannt. Wenn du ein wenig nachbesserst, wird das sicher eine richtig gute Geschichte, die Voraussetzungen dazu erfüllt sie allemal.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hej Tintenfass,

der Tonfall und die Authentizität der Figuren haben mich gleich angezogen und es mir leicht gemacht, dem Leiden zu folgen.

Nie mit Gewalt, nie wurde jemand verletzt. Aber es reichte für Sozialstunden und Jugendknast.

Drollig, wie die Ich-Erzählerin ihn schützt.

Ich ziehe die Schultern zu den Ohren. "Verflixtes siebtes Jahr. Wird wieder."

Sie ist schon speziell, antwortet eher männlich.

Sie ist kalt und leer wie mein Inneres, seit Ralf gegangen ist.

Den Vergleich hätte ich gar nicht gebraucht, hab schon realisiert, dass sie nur so "tough" tut.

Wir trauern um
Katja Bold
die uns im Alter von 21 Jahren verlassen wird.
Heidelberg, im April 2005

Das ist ja mal ein Ding.

Erst als Bandit auf meine Hände starrt wird mir bewusst, dass ich sie auf dem Bauch liegen habe. Wärmend, schützend. Doch da ist nichts mehr, was es zu behüten gibt. Weil ich es nicht retten konnte vor den Fäusten und Füßen seines Erzeugers. Er hat es mir aus dem Leib getreten, nicht nur dieses winzige Leben, auch alle anderen, die hier hätten wachsen können.

Das ist schön geworden. Liebevoll, direkt und doch ohne Wut.

Ich hab dem die Knarre an den Schädel gehalten und gesagt, die Welt wär nicht groß genug, als dass ich ihn nicht finde, wenn er nochmal Hand an dich legt." Er steckt sich die nächste an, wirft mir die Packung auf den Schoß.

"Hand an dich legt" klingt aus Bandits Mund für mein Empfinden nicht ganz passend. Er wirkt bis dahin zumindest nicht als jemand, der so reden würde, schon gar nicht unter "Dampf".

Spitze Zähne mir die Kehle durchbeißen, scharfe Krallen den Körper aufschlitzen. Tja, Pech gehabt, Alter. Ein Herz wirst du hier nicht finden.

Schöne Idee. - doch sie irrt sich. ;)

So, nachdem ich einen guten Draht zu deinen Protagonisten bekommen habe, bin ich komplett irritiert mit dem Schluss. :shy: weiß nicht, wer Frau Schwab ist, ob ich das wissen muss, bin nicht sicher, ob es den Verfolger wirklich gibt, weiß nicht, was sie mit einer Mörderwaffe in Frankfurt will ... Sorry, da fehlt mir kriminelle Energie.

Dennoch habe ich dieses Psychogramm deiner armen, kleinen Seele gerne gelesen.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo @peregrina,

wenn ich die vorangegangenen Komms richtig deute, dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken.

Ich auch nicht :-)

Ich finde, der Versuch ist dir gelungen.
Deine Dialoge beispielsweise find ich prima: kurz, lebensecht und glaubwürdig,
Danke, freut mich sehr.

Diebstähle, Einbrüche. Sachen, die man Nachts macht.
Was macht man denn so alles nachts?
Das bezieht sich auf die Diebstähle und Einbrüche. Ich habe diesen Satz mit einem Punkt vom vorherigen getrennt, dass es nicht wie eine Aufzählung klingt.
btw: Schreibweise ist korrigiert – auch das fehlende Komma an einer anderen Stelle.

Der Psychopat, der Katja vor Jahren das Leben zur Hölle gemacht und ihr gemeinsames Kind auf dem Gewissen hat, ist zurück und bedroht sie durch Stalking. Es ist anzunehmen, dass er es bitterernst meint. Da der gute Bandit sich schon vor Jahren als Rächer engagiert hat, wovon die Familie keinen Schimmer hat, ist er von Katja wieder für die Vendetta auserwählt.

Exakt.

Das Schießgewehr hat sie aufbewahrt, also, hat sie es damals nach der Schießerei an sich genommen? Ich habe den Eindruck, Bandit hat davon keine Ahnung.

Die Waffe, die Katja an sich genommen hat, ist nicht dieselbe, mit der Bandit geschossen hat. Schau:

"Und von 'nem Repetiergewehr gefaselt, das sie suchen. … "

Aber Bandit weiß davon. Ist mir jetzt auch aufgefallen, dass das doch nicht so deutlich geschrieben ist. Habe ich jetzt so abgeändert:
alt:
"Was 'und'? Hab ich Ahnung von deinen Geschäften?", frage ich und Bandit grinst sich einen ab.
neu:
"Was 'und'? Hab ich Ahnung von deinen Geschäften?"
Bandit grinst sich einen ab. "Gut gemacht. Aber sag: Wo ist es?"
"Da, wo es keiner vermutet."

Katja braucht einen Grund, um am Montag alleine in der Druckerei zu sein, hat deshalb die Maschine manipuliert und nun will sie Bandit manipulieren, nämlich mit der selber gedruckten Todesanzeige (sollte das die Nummer 51 sein, wäre es für mich nicht logisch), befürchte ich. Sie hat einen klaren Plan, sie will ihren Peiniger tot sehen.

So dachte ich's mir. Doch warum ist die 51. Karte für Dich nicht logisch? Weil sie auch am heimischen PC gestaltet und ausgedruckt werden kann? Klar – doch für mich sprach auch nichts dagegen, es Katja in der Firma tun zu lassen.

Sollte ich die richtigen Schlüsse ziehen, dann nur, weil du in deiner Antwort auf die Kommentare etwas geheimnisvoll getan hast …

Das habe ich mir gedacht :-)

… und weil ich das Gefühl nicht los werde, du hast dich von hell und seiner KG Grenzen in Fluss inspirieren lassen.

So isses.

Alles in allem: Tolle Geschichte, locker-flockig erzählt, greifbare Figuren. War mir ein echtes Lesevergnügen.

Danke und dass es trotz allem ein Lesevergnügen für Dich war freut mich sehr.

Ich überdenke seit Tagen den Handlungsablauf, komme im Moment aber auf keine gescheite Lösung. Wie gesagt, der Gedanke mit der Druckerei gefällt mir nach wie vor, an dem möchte ich festhalten. Ich habe mir überlegt, ob ich den Ex die neue Drohung: Die Party geht weiter. Ich freu mich drauf mit dir zu tanzen, erst an dem Tag aussprechen lasse, an dem Katja in die Firma fährt, um den Auftrag für Frau Schwab auszuführen und die Waffe zu holen. Dann würde man sich nicht wundern, warum sie das nicht zuhause gedruckt hat und ihre Panik, gleich nach Frankfurt zu fahren wäre vllt. auch nachvollziehbar. Hm, da grüble ich noch. Für mich ist das mega schwer, eine Handlung zu konstruieren. Und wenn ich mal eine habe, die dann mit neuen Ideen aufzupeppen, puh … Aber ich bin ja hier um zu üben.

Vielen Dank, peregrina, für Deine Zeit und Gedanken.

Lieber Gruß
Tintenfass


wird fortgesetzt ...

 

Hi Tintenfass,

wenn wir zwei jetzt über Schießprügel fachsimpeln, kommen die Experten hier im Forum vor Lachen nicht in den Schlaf. Trotzdem versuch ich ’s mal.
Ich hab natürlich den feinen Unterschied ( Repetiergewehr suchen und später Pumpgun holen) beim Lesen nicht bemerkt, für mich als unbedarfte Leserin ist beides ein Instrument, mit dem man töten kann. Ich gehe davon aus, dass du gut recherchiert hast, denn beim flinken Blättern im Google-Nachschlagewerk hab ich erfahren, dass die Pumpgun auch Vorderschaftrepetierflinte genannt wird, was immer das bedeuten mag, also es durchaus zu Verwechslung kommen kann wegen dem Wörtchen REPETIER. (Wenn ich über Raumfahrttechnik einen Artikel schreiben würde, könnte es nicht nebulöser zugehen.)

Was ich zu bedenken gebe, ich werde ja wohl nicht die einzige Frau sein (vielleicht gibt es auch Männer mit fehlendem Wissen), die sich mit Feuerwaffen nicht auskennt.
Auf alle Fälle ist es gut, dass wir diesen Fakt angesprochen haben.

Katja hat sich also eine Pumpgun organisiert und in der Druckerei versteckt, weil sie zum Äußersten entschlossen ist, basta. Ein gutes Versteck.

Katja braucht einen Grund, um am Montag alleine in der Druckerei zu sein, hat deshalb die Maschine manipuliert und nun will sie Bandit manipulieren, nämlich mit der selber gedruckten Todesanzeige (sollte das die Nummer 51 sein, wäre es für mich nicht logisch), befürchte ich. Sie hat einen klaren Plan, sie will ihren Peiniger tot sehen.
So dachte ich's mir. Doch warum ist die 51. Karte für Dich nicht logisch? Weil sie auch am heimischen PC gestaltet und ausgedruckt werden kann? Klar – doch für mich sprach auch nichts dagegen, es Katja in der Firma tun zu lassen.

Herrje, wieder so eine technische Fußangel!
Wenn ich Druckereimaschine höre, stelle ich mir ein Monstrum vor, dass für jeden neuen Text eingerichtet werden muss, arbeits- und zeitintensiv. Dann sehe ich riesige Bögen Papier, die nach dem Druck getrennt werden. Ergo: Der Aufwand steht nicht im Verhältnis zum Ergebnis. Da hätte Katja doch die eine Karte schneller gemalt. Aber vielleicht existieren Maschinen für Kleinstaufträge und ich liege völlig falsch mit meinen Vorstellungen.

Für mich ist das mega schwer, eine Handlung zu konstruieren. Und wenn ich mal eine habe, die dann mit neuen Ideen aufzupeppen, puh … Aber ich bin ja hier um zu üben.
Das sehe ich genauso.
Aber ich denke, das grobe Handlungsgerüst ist sauber, so wesentliche Veränderungen braucht es nicht, es sind die subtilen Hinweise, die du einarbeiten musst.
Der Schluss ist das Hauptproblem, aber ich traue dir zu, dass du das alles in den Griff bekommst.

Ich lese morgen noch mal drüber, versprochen. Vielleicht klingelt es bei mir, da melde ich mich wieder.
Bis dahin kreatives und entspanntes Schaffen und einen schönen Abend wünscht
peregrina

 

Hallo Tintenfass und peregrina, ich möchte noch mal kurz was zum Waffenthema anmerken. Erst einmal inhaltlich: Wenn Katja das Gewehr versteckt hat, es jetzt aber doch nicht das Gewehr ist, das sie aus der Druckerei holt, macht das das Chaos perfekt, finde ich. Denn wozu wird erwähnt, dass sie das Gewehr versteckt, wenn sie es dann doch nicht nutzt?

Dann mal zu den Waffendetails. Wenn Du schreibst, dass Bandit dem Mistkerl eine Knarre an den Kopf gehalten hat, dann passt das nicht so richtig zu Repetiergewehr. Warum? Weil Knarre umgangssprachlich meist für Pistole oder Revolver verwendet wird. Wenn man natürlich ein Gewehr in der Szene sieht und jemand sagt: »Tu die Knarre runter!«, dann wird das jeder verstehen. Aber wenn die Waffe nicht zu sehen ist und von Knarre die Rede ist, dann assoziiert man das mit einer Kurzwaffe.

Eine Kurzwaffe würde auch viel besser zu der Einschüchterungsaktion von Bandit passen. Thema Repetiergewehr. Wenn man das so hört, stellt man sich darunter so etwas wie ein Jagdgewehr vor, bei dem nach jedem Schuss ein Hebel zurückgezogen werden muss, um nachzuladen. So eine Waffe ist gut auf große Distanzen und wenn man nicht schnell hintereinander schießen muss. Aber für so eine Gangster-Aktion passt das nicht, denn das ist keine Nahkampf-Waffe. Die transportiert man auch nicht mal eben so durch die Stadt und jagt jemandem einen Schreck ein.

Dann Pumpgun. Formal gesehen kann man eine Pumpgun auch als Repetiergewehr betrachten, denke ich. Denn ein Gewehr kann sowohl ein Büchse (besitzt einen gezogenen Lauf) als auch eine Flinte (besitzt einen glatten Lauf) sein. Und dass repetiert wird, bedeutet, dass nach jedem Schuss eine neue Patrone vom Magazin in den Lauf (die Kammer) geladen werden muss. Also wäre Repetiergewehr ein Oberbegriff unter den auch eine Pumpgun fallen könnte, obwohl das sicher nicht die erste Assoziation wäre, denn wie gesagt stellt man sich beim Schlagwort Repetiergewehr eher so etwas wie ein Jagdgewehr oder den K98, den deutschen Heeres- und Wehrmachtskarabiner, vor.

Bei der Pumpgun erfolgt das Repetieren durch Zurückziehen des Vorderschaftes, das ist der Griff unter dem Lauf. Pumpgun ist ein aus dem Englischen entlehntes Wort, das sich auf das pumpartige Repetieren bezieht. Ich finde, das ist ein bisschen ein Slang- und Modewort. Klingt ein wenig nach 80iger Jahre Actionkino. Schrotflinte ist direkt, klar und brutal. Finde ich deshalb besser. Denn eine Pumpgun ist eine Schrotflinte.

Zusammengefasst: Ich würde die Waffe von Bandit gegen eine Pistole tauschen und die Verwendung des Begriffs Pumpgun überdenken. Warum müssen es überhaupt zwei Waffen sein. Weshalb kann Katja nicht die Waffe von Bandit versteckt haben und jetzt wieder rausholen?

Gruß Achillus

 

Hallo,

nach einem Spaziergang gestern Abend konnte ich mich mit neuen Gedanken ans Werk machen. Die Geschichte ist überarbeitet, hat jetzt ein anderes Ende. Frau Schwab samt 51. Karte gibt es nicht mehr und aus der Druckerei wurde eine Brauerei, um Missverständnisse vorzubeugen. Die aktuelle Bedrohung durch den Ex kommt zu einem späteren Zeitpunkt und wird nun besser gezeigt. Der Schluss ist mit Sicherheit noch verbesserungswürdig, doch ich wollte ihn schon präsentieren, damit die Verwirrungen ein Ende haben. Ich habe innerhalb des Textes kleine Veränderungen vorgenommen, um die Bedeutung der beiden Trauerkarten/Todesanzeigen klarer zu machen. Außerdem finde ich, liest es sich jetzt besser heraus, inwieweit Katja über die Waffen Bescheid wusste.

@RinaWu,
"Grob?" Er spuckt mir das Wort ins Gesicht. "Vergewaltigen, misshandeln und drohen, dich umzubringen, nennst du grob?"

Ich habe das Markierte entfernt. Der Satz sieht jetzt so aus:
"Grob?" Er spuckt mir das Wort ins Gesicht. "Und die Traueranzeige war dann ein Glückwunschtelegramm, oder was?"


@Achillus,
Die Bedrohung war Dir zu nebulös und die Bedeutung der Souvenirkarte zu unklar. Ich hoffe, nach der Überarbeitung ist dies jetzt besser verständlich. Katjas Sprache ist nun auch weniger derb.
Zu den Waffen: Danke für Deine ausführliche Erklärung dazu. Sie hat sich leider mit dem neuen Post (der Überarbeitung) überschnitten. Doch aus der Großkalibrigen die Bandit dem Kerl ins Maul stopft wurde erst mal eine Knarre. Das Repetiergewehr wird, damit es keine Missverständnisse mehr gibt, im Moment nur als Pumpgun bezeichnet. Ich werde das aber nochmal überdenken, nachdem ich mich in deine Waffenkunde vertieft habe. Auch Deinen Vorschlag, nur eine Waffe im Text zu benutzen.

@jimmysalaryman,
Der zweite Absatz, der Dir zu erklärend war, steht noch. Ich habe zwar eine Alternative, so wie Du es vorgeschlagen hast, mit Dialog und kurzer Anekdote, doch mir gefällt das noch nicht. Die Dialoge haben noch ein bisschen abgespeckt, bisschen knapper, aber nicht ganz so stark, wie Du es Dir womöglich denkst. Der Schluss ist anders. Ob mehr Zug dahinter ist, kann ich nicht sagen. Muss der Leser entscheiden. Ist vllt. auch ein wenig Geschmackssache.

@peregrina,
Frau Schwab gibt es nicht mehr, ebenso die 51. Karte. Katjas Entschlossenheit, ihren Peiniger Tod zu sehen, ist natürlich geblieben. Den Ausdruck Repetiergewehr habe ich nur benutzt, um die Wortwiederholung Pumpgun zu vermeiden. Das war nicht klug. Ist geändert, wird im Moment noch als Pumpgun geführt. Doch Du wirst ja Achillus neuen Komm gelesen haben – möglich, das sich da noch was ändert. Danke, für deinen neuen Post gestern.

@Willi,
Ich hoffe mit der Überarbeitung sind für Dich mal ein paar Unklarheiten beseitigt. Ich werde aber noch ausführlicher auf Deinen Kommentar antworten.

@wieselmaus,
Ist jetzt immer noch keine Bonnie & Clyde Geschichte, doch ich hoffe, weniger unentschlossen im Plot. Ich melde mich aber nochmal.

@barnhelm,
Ja, ich bin wohl etwas übers Ziel geschossen und hoffe, der Inhalt erschließt sich Dir nun direkter. Die umständliche Konstruktion um die Druckerei, Frau Schwab und die 51. Karte ist jetzt weg. Jetzt sieht man besser, wer der Schreiber der Todesanzeige ist. Wie es sich mit den beiden Todesanzeigen verhält, das, so finde ich, liegt im Auge des Betrachters. Jedenfalls sollte es aber jetzt etwas klarer sein. Soweit mal fürs Erste.

@Kanji,
Sorry für die Irritationen. Ich hoffe, Du kommst jetzt besser mit dem Plot zurecht – auch ohne kriminelle Energie zu haben. Ist bei mir ja anders, hab so manche Leiche im Keller vergraben :-) Melde mich aber nochmal.

@Bea-Milana,
Ich sehe, Du deutest es anders. was die Sache mit Ralf betrifft. Ist immer sehr spannend, was die Leute einem Text entnehmen. Das Ende sollte jetzt klarer sein – ob es spannungsgeladener ist? Hm. Frau Schwab und die langweilige Druckerei gibt es jedenfalls nicht mehr. Ausführliches kommt noch.

Euch allen vielen Dank und einen schönen Sonntag.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo Achillus,

ich hatte gehofft, dass du dich zu diesem Waffenthema noch mal äußerst. Noch besser, du hast nicht gelacht, sondern wichtige Fakten geklärt. Danke.

Aber ganz wesentlich ist diese Aussage von dir:

Zusammengefasst: Ich würde die Waffe von Bandit gegen eine Pistole tauschen und die Verwendung des Begriffs Pumpgun überdenken. Warum müssen es überhaupt zwei Waffen sein. Weshalb kann Katja nicht die Waffe von Bandit versteckt haben und jetzt wieder rausholen?
Das sehe ich genauso.


Liebe Tintenfass,

deine Überarbeitung ist gelungen. Spaziergänge können Wunder tun.
Der einzige unlogische Punkt ist (für mich zumindest) der Einsatz von zwei unterschiedlichen Waffen. Siehe Achillus Anmerkungen. Aber du willst ja sowieso nachdenken.

Mein Onkel greift nach den Zigaretten. "Der Dreckskerl hat sich in die Hosen geschissen, hast du's gesehen?" Er steckt sich die nächste an, wirft mir die Packung auf den Schoß. Ich schüttle den Kopf.
"Die Kripo hat gesagt, sie hätten bei dir ne Waffe sichergestellt. Wollten wissen, ob ich was dazu sagen kann, oder zu deinen Urlauben in Tschechien." Ich beuge mich zu ihm und streife Asche ab. "Und von 'ner Pumpgun gefaselt, die sie suchen. Mann, du und deine Prahlerei beim Saufen."
"Und?"
"Was 'und'? Hab ich Ahnung von deinen Geschäften?"
Bandit grinst sich einen ab. "Der war gut, Katja. Sag schon, wo isse?"
"Da, wo's keiner vermutet."
Katja war bei der Schießerei definitiv anwesend. Also, warum sollte sie die Waffe nicht an sich genommen und in Sicherheit gebracht haben?
Selbst Bandit redet so, als würde es sich um die besagte Waffe handeln.

Das samtbezogene Kästchen mit den Trauerkarten von Frau Schwab kann nun auch nicht mehr auf eine falsche Fährte führen.
Eine spannende Geschichte, in der dem Leser die Informationen in kleinen Häppchen serviert werden. Mir gefällt sie sehr.
Jetzt kannst du dich entspannt zurücklehnen. In diesem Jahr besuch ich dich gewiss nicht mehr.

Herzlichst peregrina

 
Zuletzt bearbeitet:

Bandit heißt eigentlich Konrad und ist das Nesthäkchen unter den Geschwistern meiner Mutter. Da er oft bei uns zu Hause herumlungerte, wurde der sechs Jahre Ältere für mich mehr ein großer Bruder[...] als ein Onkel. Seinen Spitznamen bekam Bandit von mir – wegen der Ähnlichkeit zu dem jungen Burt Reynolds.

Aber Hallo, liebes Tintenfass, und herzlich willkommen hierorts, betret ich Dir doch das erste Mal Deine gute Stube! Aber ach, „Bandit“, ein eigentlich seltsames Wort, dass Du verwendest.

Warum, kennt doch wohl jeder, oder?

Nun, das Wort allein hat eine bewegte Geschichte, selbst wenn jeder meint, das ital. bandito wäre die Mutter des Banditen. Gepfiffen! Denn dem „bandito“ zugrundliegenden „Bann“, die Verbannung als ein Ausschluss aus der Rechtsgemeinschaft – wie er auch im Kirchenbann noch weiterlebt – kommt aus der germanistischen Sprachfamilie und ist die Substantivierung des annotobac noch starken Verbs „bannen“ (altfränkisch banjan, ahd. bannan, nebenbei übers frz. kommen dann wieder banal und Banner, die Heerfahne zu uns).

Sinnigerweise irrte die teutsche Zunge im15. Jh. in dem Glauben, bannen wäre vom „Bann“ abgeleitet und beugt es seitdem als schwaches Verb.

Im 16. Jh., wahrscheinlich mit den Landsknechten und Söldnerheeren in der unruhigen Übergangszeit (vergleichbar mit unerer heute?), die nicht nur durch die Reformation ausgelöst wurde, kam aus Italien der bandito (eigentlich „der Geächtete“, ein Status, der dem Onkel Konrad nicht fremd ist) in den deutschen Sprachraum, wobei das Verb bannen zuvor mit West- und Ostgoten und Langobarden (die ja immer noch in "ihrer" Lombardei hocken, wenn auch glattrasiert, u. a. auf die Halbinsel kam. Die „Bande“ reicht reicht sogar bis ins got. (bandwa) zurück und kam dann als Gruppe von Kriminellen übers Provenzalische zur gleichen Zeit heim ins Reich.

Nun, nach so viel Gelehrsamkeit ne andere Richtung: Die Geschichte erinnert mich, trotz aller Abweichung und Reduzierung auf deutsche Verhältnisse, entfernt an Clint Eastwoods „Erbarmungslos“, wenn auch dort „Brüder-/Onkelschaft“ überhaupt keine Rolle spielen und durch Kopfgeld ersetzt werden.
Clint Eastwood – alternder, friedfertiger Farmer, der er geworden ist – muss aber, bevor er in Big Whiskey aufräumt – sich besaufen – bis zur Hemmungslosigkeit.

Und beginnt nicht die Geschichte wie mancher ordentliche Western am Bahnhof, ohne dass man unbedingt einer Fliege was zu Leide täte?

Und - ein uralter Schachzug in Heldensagen - überragt der titelgebende Held nicht alle anderen, wie schon der alttestamentarische Saul?

So viel oder wenig zur Geschichte und außertextlichen Bezügen, die mir gerade so einfallen. Oder sind's doch Ausfälle?

Wie dem auch sei, hier noch'n paar Trivialitäten

Mit dem Abbau des Stützpunktes[…] ist auch der Glanz der Manhatten-Bar verschwunden.
Wie schon im Zitat oben ist das Komma entbehrlich, oben, weil die vergleichende Konjunktion eben keinen vollständigen Satz einleitet und eben „nur“ Verwandtschaftsgrade miteinander vergleicht, hier wird einfach nur das Schema Subjekt-Prädikat-Objekt umgekehrt zu OPS.
Aber noch ein zwotes: "Manhattan", wobei ich um das Risiko weiß, dass Eigennamen oft sehr eigenwillig sind ... Warum nicht Mainhattan?

"Das geht nur dich und mich an."
Ist das so – ich hab beim flüchtigen Durchlesen der Vorredner nebst Antwort reingeschaut – dass umgangssprachlich das „was“ oder Vergleichbares weggelassen werde?
Wie sähe denn da die Negation „Das geht dich und mich (nix) an“?

Ich freu mich drauf[,] mit dir zu tanzen."
Die Infinitivgruppe verlangt nach dem Komma, selbst wenn das Rechtschreibreformatiönchen sie eigentlich freigestellt hat. Tatsächlich, wie in jedem ordentlichen dt. Gesetz oder jeder dt. Verordnung, liegen die Fußfallen in den Ausnahmen. Ausgenommen sind nämlich Infinitivgruppen, die von einem Substantiv abhängig sind, was hier nicht ganz so offensichtlich ist, als wenn dort statt des stellvertredenden Personalpronomens der Name.

So viel oder wenig für heute vom

Friedel,
der sicherlich in absehbarer Zeit wieder in die gute Stube hereinschauen wird

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Willi,

Über das Kommentieren von Texten hoffe ich die eigenen Unzulänglichkeiten zu verbessern.

Ist unglaublich, was man dabei für sein eigenes Schreiben lernen kann. Habe mir das anfangs gar nicht so vorstellen können.

Das ist tolles 'show' und bringt mich als Leserin auf den Bahnhof und mitten hinein in die Geschichte. Auch der erklärende Absatz zum Onkel ist gut platziert, schön kurz und nur mit wichtigen Informationen gefüllt.

Danke. Freut mich sehr, wenn Du hier schon mal gut in die Geschichte gekommen bist.
Tatsache ist, dass ich die Szene am Bahnhof im Kopf hatte, aufschrieb und keinen Schimmer hatte, wie es weitergehen soll. Ich habe quasi diese Geschichte auf die einleitende Szene aufgebaut.

Am Abend gehen wir auf einen Absacker. Mir schwebt das urige kleine Lokal an der Straßenecke vor, in dem morgen das Familienfest stattfinden soll; Bandit will in die Stadt.

Hier haut's mich schon ein wenig heraus: Absacker, klar. Familienfest? Warum will der Onkel in die Stadt?


Familienfest ist schon mal ein Hinweis, warum Bandit gekommen ist. Am nächsten Tag ist Taufe, wie man später erfährt. Bandit will in eine richtige Bar und nicht in ein Vorstadtlokal.

Die Fragen werden nicht beantwortet, stattdessen weitere Details, die ich mit den Fragen im Kopf nicht sooo wichtig finde:
Ich parke den Wagen am Neckarufer und wir schlendern Richtung Altstadt. Über unseren Köpfen, beleuchtet wie eine riesige Skulptur, die alte Schlossruine.

Das nenne ich "wohlfühlen". Ich lasse meine Figuren da handeln, wo ich aufgewachsen bin. Ich fühle mich beim Schreiben dann total wohl dabei. Ich mag das, wieder durch die Orte von früher zu wandeln. :-) Bei meiner Debut-Geschichte war das viel extremer als hier. Manche mochten es, anderen war es zu viel. So wird es immer sein, man kann's nie allen Recht machen – ist auch gut so. Tut mir Leid, wenn Du das nicht so gut fandest.

"Neun Jahre, Katja", sagt Bandit, hebt sein Whiskyglas und betrachtet die schimmernde Flüssigkeit. "Verdammt lang."
Ich nicke und proste ihm zu.
"Hast ordentlich gebechert, an dem Abend. Konntest mithalten", sagt er.
"Du weißt warum."

So Menschen wie ich, mit geringer Aufmerksamkeitsspanne, neigen hier zum geistigen Ausstieg. Auch die Rückblenden wirken verwirrend auf mich. Den Familienkonflikt an sich finde ich spannend, aber ich konnte den Zusammenhang mit dem Hauptkonflikt nicht finden.


Das soll hier schon mal andeuten, dass Katja und Bandit eine gemeinsame Vergangenheit haben. Neun Jahre war er weg, das erfährt man mMn im nachfolgenden Gespräch. Sie haben sich vor neun Jahren besoffen und das hatte seinen Grund, wie sich im Verlauf der Geschichte dann herausstellt. Ich habe das inzwischen aber etwas verändert. Jetzt heißt es in diesem Abschnitt:

"Neun Jahre, Katja", sagt Bandit, hebt sein Whiskyglas und betrachtet die schimmernde Flüssigkeit. "Auf die alten Zeiten."
Ich nicke und proste ihm zu.
"Hast ordentlich gebechert, an dem Abend. Konntest mithalten", sagt er.
"Du weißt warum."

Meinst Du mit Familienkonflikt, die Sache zwischen Katja und Ralf oder zwischen Bandit und seinen Geschwistern? Wenn Du Ralf meinst, dann erklärt sich das in der Neufassung vllt von selbst. Ich bin dabei @barnhelms Rat gefolgt und habe Ralf im Telefongespräch zu Wort kommen lassen.
Und falls Du die Geschwister meinst, dann erklärt sich dieser Konflikt aus der Tatsache, dass der kleine Bruder wegen einer Schießerei im Knast war. Ist sicher nicht so toll, für Bandits Familie gewesen.

Für sie, wie alle die es in der Zeitung lasen, hat Bandit im Suff erst auf eine Kneipe, dann im Hinterhof wild um sich geschossen. Was davor war, wissen nur drei Leute.

War jetzt für mich ebenfalls nicht einzuordnen, auch nicht, warum Katja Bold erst mit 21 (Im Jahr 2005) und dann mit 30 Jahren (im Jahr 2014) sterben wird (eventuell bin ich auch nur zu doof, die Geschichte zu begreifen, dann lies darüber hinweg).


Ich habe mich so über deinen Kommentar gefreut, Willi, ich werde vieles tun, aber sicher nicht darüber hinweg lesen. Bandit hat Katja gerächt, Du kannst dem Text entnehmen, dass er ihren Ex mit der Waffe bedroht und danach rumgeballert hat. Die drei Personen die wissen, was vor der Knallerei war, sind Katja, Bandit und der Ex-Freund.
Katja will nicht sterben. Das sind Todesdrohungen. Die erste bekam sie im Jahr 2005 vom Ex (vllt hat sie sie aber in ihrer Verzweiflung selbst geschrieben, wer weiß). Die zweite schreibt sie im Jahr 2014 (und hier hast Du die neun Jahre über die anfangs geredet wurde) selbst. Sie ist total neben der Spur, weil der Mistkerl von damals wieder aufgetaucht ist und sie bedroht. Katja denkt, es hat doch mit der Karte schon mal geklappt, dass Bandit für sie zum Beschützer wurde. Sie lügt ihm vor, die Karte hätte sie wieder von dem anderen Mann bekommen. Das ist ihre Verzweiflung, ihre Angst.

Dein Erzählstil, die Stimmung, die du damit verbreiten kannst, gefällt mir richtig gut. Nur den Plot habe ich eben nicht so richtig kapert.

Ich freue mich wirklich, dass Du durchgehalten hast und mir Deinen Eindruck geschildert hast. Vllt kommst Du jetzt besser mit dem Plot klar. Ich würds mir wünschen.

Lieber Gruß
Tintenfass

wird fortgesetzt ...

 

Hallo @wieselmaus,

Bandit ist also ihr Mann für die Fälle, wo man mit rechtsstaatlichen Mitteln nicht weiterkommt.

Genau so habe ich mir das gedacht.

Und da komme ich ins Grübeln. Deine Prota ist ja, wenn ich richtig gerechnet habe, nicht mehr taufrisch, kein junges Mädchen mehr. Wo hat sie die kriminelle Energie her, an die Lösung ihres "Problems" mit einer Pumpgun zu denken?

Sie ist dreißig. Ich glaub nicht, dass es für kriminelle Energie eine Altersbegrenzung gibt :-) Katja hat sie vllt. von Bandit. Die Pumpgun gibt es nicht mehr (ist jetzt eine Pistole), aber sie war die einzig verfügbare Waffe. Bandit hat ja dem Ex schon mal mit einer Waffe gedroht. Diesmal will sie das Problem ein für alle mal erledigt haben.

Wie gesagt, ich habe den Plot nochmal durchdacht und etwas nachgebessert. Ist keine Bonnie-and-Clyde-Story geworden, habe es mir aber ernsthaft überlegt. Doch ich wollte dann bei meinen ursprünglichen Gedanken bleiben und eine verstörte Frau zeigen, die den Onkel für ihre Zwecke einspannt.
Ich bin jedoch noch nicht ganz zufrieden, denke es muss erwähnt werden, dass der Stalker-Ex sich zurückgezogen hat, nachdem er sah, dass Bandit bei Katja war. Im Moment finde ich die Tatsache, dass Katja alleine zuhause ist, fast ein bisschen unrealistisch. Möglich, dass es taffe Frauen gibt, die das durchstehen. Aber Katja? Da grüble ich noch.

Du hast auf jedenfalls richtig gute Ideen ….

Ja, ich bin selbst ganz baff.

… Du siehst ja, am liebsten würde ich die Geschichte selber schreiben.

Was hält Dich auf, wieselmaus? Wäre spannend zu sehen, wie Du die Sache angehst.

Vielen Dank für Deine Vorschläge und Zeit.

Lieber Gruß
Tintenfass


wird fortgesetzt ...

 

Hallo @barnhelm,

dass ist eine Geschichte, die wirklich gut geschrieben ist.

Danke, darüber freue ich mich sehr.

Dieses ‚reduzierte Schreiben’ diskutieren wir hier ja schon länger. Grundsätzlich gefällt es mir, allerdings nur, solange sich mir der Inhalt einigermaßen unmittelbar erschließt. Wenn ich erst mehrmals lesen und mir die einzelnen Puzzelsteine mühsam zusammensetzen muss, werde ich abgelenkt von der eigentlichen Geschichte und ihrer sprachlichen und inhaltlichen Qualität. Ein wenig ging es mir bei deiner Geschichte auch so:

Kann ich gut nachvollziehen, barnhelm. Ich habe das hier einfach mal gewagt und bin immer noch sehr froh darüber, dass ich den Mut dazu aufbringen konnte. Ich denke, nur durch die Versuche kann man lernen, wie weit man gehen kann. Ich habe so tolle Kommentare bekommen, die mich ermutigen daran festzuhalten und weiter zu üben, üben, üben.

Ich finde diese Konstruktion mit der Frau Schwab und der Druckerei zu umständlich und für mein Empfinden auch nicht nötig. Gibt es keine einfachere Möglichkeit zu zeigen, dass Katja selber der Schreiber der Todesanzeigen ist?

Ja, Du hast recht. Ist in der Tat ein umständliches Konstrukt. Ich habe das überarbeitet und hoffe, Du empfindest es jetzt gefälliger bzw. nicht mehr als Konstruktion sondern eher als einen Ablauf, der so hätte stattfinden können.

Denn nur das ist ja der Sinn dieser letzten Szene. Aber sie hilft mir nicht wirklich, sondern lenkt mich eher von der eigentlichen Geschichte ab: dass Katja ihren Onkel Bandit dazu bringen will, auch diesmal einzugreifen und ihren Peiniger zu verjagen oder zu töten (wenn ich es denn richtig verstanden habe).

Du hast das richtig verstanden. Katja will ihn tot sehen.
Auch was mit den beiden Todesanzeigen gemeint ist und wer deren Urheber ist, sollte jetzt verständlich sein.

Du erzählst ja im gesamten Text alles aus der Sicht Katjas. Warum erfahre ich hier nicht, was sie hört? So war ich beim Lesen über diese einseitige Darstellung des Gesprächs ein bisschen befremdet.

Ich wollte hier dem Leser seine eigenen Schlüsse ziehen lassen, was Ralf gesagt haben könnte. Gut, dass Du mir gesagt hast, wie befremdlich es für Dich war. Ich habe es inzwischen geändert – auch am Inhalt. So steht es jetzt im Text:

Ich nehme ab.
"Wie geht’s dir, Katja?"
"Geht so und dir?"
"Du fehlst mir."
"Echt?"
"Mensch, was denkst du denn? Aber ich kann so nicht weitermachen. Wenn wir 'ne Zukunft wollen, dann muss ich deine Vergangenheit kennen."
Ich nehme nochmal einen Zug und sage: "Komm bitte bald. Dann wird alles gut."

Die Sachen im Text habe ich verbessert. Danke für's Aufspüren.
Was Du zur Formulierung der Umgehungsstraße geschrieben hast, habe ich gleich übernommen. Doch das ist jetzt weggefallen, weil es diese Fahrt in die Druckerei nicht mehr gibt. Ich habe mir überlegt, die Verfolgung jetzt auf der Fahrt zu C&A zu zeigen, habe mich aber dagegen entschieden, weil ich den Ex ganz plötzlich auftauchen lassen wollte.

Wenn du ein wenig nachbesserst, wird das sicher eine richtig gute Geschichte, die Voraussetzungen dazu erfüllt sie allemal.

Ich bin sehr motiviert und freue mich, wenn Du das sagst. Im Moment überdenke ich die Situation nach der Taufe und den Abschied zwischen Bandit und Katja.

Liebe barnhelm, ich danke Dir für Deine Zeit und Hilfe, dass das hier eine gute Geschichte wird.

Lieber Gruß
Tintenfass

wird fortgesetzt …

 

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