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Der Traum

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02.12.2016
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Der Traum

Tom befand sich mitten auf einem gottverlassenen Feld. Weit und breit war niemand zu sehen, kein Haus, keine Laterne und kein Tier. Es war still und Tom hatte Angst, so schreckliche Angst. Er irrte in dieser Einöde schon seit langer Zeit umher. In seinem Herzen befand sich keine einzige glückliche Emotion, nichts außer Angst. Er wusste nicht wieso, weshalb und die wichtigste Frage war; wovor fürchtete er sie so? Vielleicht ist es die Antwort viel subtiler als man denkt. Tom hielt einen Moment inne und versuchte sich zu beruhigen. „Wo verdammt bin ich hier und wie kam ich hier her?“, fragte sich Tom. Tom blickte auf und betrachtete den Himmel, hoffend in den Sternen eine Route zu finden, die er folgen konnte. Plötzlich sah er eine Gestalt, eine schwarze Gestalt die sich am Horizont mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zu bewegte. Tom erstarrte und konnte sich nicht rühren, ihm kamen tausende Gedanken in den Kopf. Sein erster Impuls war: Renn! Doch er konnte nicht, er stand wie angewurzelt am Boden. Sein Herz raste und seine Handflächen wurden schweißnass. Er konnte nicht, auch wenn er es wollte. Die Gestalt hatte ihn fast erreicht und blieb stehen, doch sie sah nicht furchteinflößend aus, eher mysteriös beeindruckend. Es war ein Junge, ein kleiner Heranwachsender, schätzungsweise kurz vor der Pubertät. Er hatte einen düsteren Blick und pechschwarze Flügel, in der einen Hand hielt er eine lodernde Fackel. Der Junge sah ihn nur an, mit einem finsteren Blick. Tom war unwohl, die Gestalt hatte immer noch einen sicheren Abstand zu ihn. Er wog sich in Sicherheit. Tom konnte sich immer noch nicht bewegen, er war starr und dennoch raste sein Herz unaufhörlich. Er konnte die Situation nicht deuten und fragte sich: „Was zur Hölle ist hier los?“. Der Junge zückte eine kleines Messer und kam nun wieder auf ihn zu. Tom bekam Todesangst, er wollte fliehen, rennen, schreien und um Hilfe bitten. Doch er konnte nicht, alle seine Muskeln war gelähmt. Sein Atem beschleunigte sich so stark und sein Herz sprang ihn fast aus der Brust. Tom war kreidebleich und er spürte die Übelkeit ihn ihm aufsteigen. Er merkte nur noch, wie er nach hinten fiel, doch den Aufprall spürte er schon gar nicht mehr.

Tom erwachte schweißgebadet und sein Herz pochte unaufhörlich. Es war mitten in der Nacht, alles war still um in herum und er lag in seinem Bett. Es war schon wieder dieser eine Traum. Tom erhob sich und stand auf. Er ging in die Küche um ein Glas eiskaltes Wasser zu trinken. „Was soll ich nur tun…“, murmelte Tom und starrte eine Weile aus dem Fenster. Ihm war übel, er war verwirrt und sein T-Shirt so nass, dass es an seinem Körper klebte. Er konnte diesen Traum einfach nicht deuten. „Was hatte er nur zu bedeuten?“, fragte sich Tom unaufhörlich. Im Badezimmer öffnete Tim, immer noch mit zittrigen Händen, die Tür vom Badschrank. „Langsam hilft der Mist hier auch nicht mehr…“, sagte er leise vor sich hin. Er nahm eine Schlaftablette und ging wieder in Richtung Schlafzimmer. Dort angekommen wechselte er sein T-Shirt und kramte ein Buch aus dem Nachtschrank, damit setzte er sich in die Küche. Tom schaltete das Licht an und schenkte sich ein weiteres Glas Wasser ein. Er blickte auf das Buch. Es war schon sehr alt und verströmte den eigenartigen Geruch eines alten Buches. Tom mochte das, er war öfter in Bibliotheken unterwegs. Die Ruhe und das Duftaroma alter Bücher, das war Toms Lieblingsbeschäftigung; lesen, sich Vertiefen in eine Geschichte, das Vergessen der Zeit und das Eintauchen in ein Schauspiel fiktiver Handlungen.

„Der Traum“, so hieß das Buch. Tom hatte es schon als Kind und schrieb hier alle Erlebnisse auf, die er in seinem Leben noch machen möchte. Orte, die er besuchen möchte - Emotionen, die er fühlen möchte – Erfahrungen, die er machen wollte. Er schrieb immer noch Sachen hierein. Tom las es mit nostalgischer Wehmut und er lachte, als er seine Kindheitsträume las. Einige Gedanken schossen ihn durch den Kopf und er fragte sich: „Warum habe ich eigentlich nie etwas davon gemacht?“, „Was hielt mich jahrelang davon ab?“. Sein Leben war toll, ein guter Schulabschluss, eine hervorragende Ausbildung und ein renommierter Job in einem Wirtschaftsunternehmen. Offensichtlich fehlte ihm nichts. Er genoss sein Leben, in der Woche ging er arbeiten, am Wochenende traf er sich mit Freunden und trank auch gerne mal ein Bier zu viel. Er war gebildet und besuchte regelmäßig die Bibliothek, wo er seinen Geist schärfte. Den Kontakt mit Frauen scheute er nie, zwar hatte er keine Freundin, aber Tom sah die monogame Partnerschaft, ja auch die Ehe, als überholte Konstitution an. Der Mensch ist, evolutionär und wissenschaftlich gedacht, kein monogames Wesen. So gesehen hatte er an seinem Leben nichts auszusetzen, dennoch begleitete ihn ein seltsames Gefühl. Er konnte es nicht wirklich einordnen. Es war eine seltsame Mischung aus Angst, Einsamkeit und Nichts, einem Gefühl des leeren Raumes. Wie soll man sowas auch beschreiben? Er wusste es einfach nicht. Es war dieses Buch, es schien ihn an etwas zu erinnern. Tom wurde ein wenig schwindlig und spürte die aufsteigende Müdigkeit. Die Tablette entfaltete nun seine volle Wirkung. Er schloss das Buch und ging wieder zu Bett.
Am Morgen wachte er auf und die Sonne schien ihm ins Gesicht. Es war ein traumhafter Frühlingsmorgen, die Temperatur war angenehm und die Vögel zwitscherten zauberhafte Melodien. Es erinnerte ihn an den schönsten Moment eines jeden Morgens, das Aufwachen. Der Moment, in dem die Welt noch nicht seine grausamen Schwingen um einen legt und man sich seiner Pflichten bewusstwird. Der Moment, wo die Welt noch halb Traum und halb Wirklichkeit ist. Tom lag noch eine Weile im Bett und genoss die morgendliche Ruhe, bevor der Stress wieder anfing. Sein Wecker begann nun zu klingeln, wie Tom es hasste aufzuwachen, bevor sein Wecker läutete. Die innere Uhr in seinem Körper funktionierte mittlerweile tadellos, eigentlich benötigt Tom den Wecker gar nicht mehr, dachte er sich. „Nun wird es aber Zeit!“, bemerkte Tom und stand auf. Er begann mit seinem üblichen Morgen-Ritual; Kaffee kochen, Duschen, Ankleiden, schnell noch eine Banane essen und dann ging es los. Auf dem Weg aus seiner Wohnung kam ihm der Gedanke, dass er noch eine wunderbare Idee für sein Buch hätte: „ein Erwachen an einem traumhaften Ort, ohne Stress, ohne Druck und eine Tasse heißer, wohlschmeckender Kaffee auf einer Terrasse mit Meeresblick.“, dachte sich Tom und seufzte hörbar. Die Haustür knallte ins Schloss, er war spät dran und er eilte über die Straße.

Tom hörte es nur noch lautstark quietschen, es gab einen fürchterlichen Knall und er flog durch die Luft. Als er wieder einigermaßen zu sich kam, bemerkte Tom, dass er auf der Straße lag und sich nicht rühren konnte. Er vernahm dumpfe Schreie und ein sehr lautes Fiepen in beiden Ohren. Alles was er sah verschwamm langsam und wurde dunkel. Dann sah er ihn wieder, den Jungen. Er bewegte sich langsam vom Himmel auf ihn zu. Er schwebte langsam mit seinen schwarzen Flügeln auf ihn herab. Immer noch dieser Blick, dieser düstere und finstere Blick. Doch diesmal empfand Tom nichts, keine Angst und keine Scheu. Er ließ es einfach geschehen. In diesem Anblick wurde Tom so einiges bewusst. Er erkannte nun, was dieses seltsame Gefühl war und warum er es mit seinem Buch verband. Eine einsame Träne lief aus seinem rechten Auge. Die Gestalt sank nun auf ihn herab, holte ein Messer hervor und schnitt ihm eine Locke seines Haares ab. Tom schloss die Augen.

 

Hallo Vanitas!

Willkommen bei den Wortkriegern.

Was ich dir als Erstes raten möchte, ist, ein paar zusätzliche Zeilenumbrüche in deinen Text einzubauen. Wo es dir sinnvoll erscheint. Das lockert den Text optisch auf und macht ihn gleich komfortabler zu lesen.

Und ich empfehle dir einen anderen Titel. Wenn man "Traum" liest, geht man als Leser schnell davon aus, dass der Text mit "dann wachte er auf" endet. Und das will keiner lesen. Daher schreckt ein "Traum"-Titel manche Leser ab, deinen Text auch nur anzuklicken.

Okay, zum Inhaltlichen:

Der erste Abschnitt ist wirklich der erwartete Traum, dann wacht der Protagonist auf. Der zweite Abschnitt ist leider auch nicht wirklich interessant. => Es ist doch nunmal so, dass jeder Mensch träumt, jede Nacht, und wenn man einen Alptraum hat, und sich daran erinnert, dann grübelt man darüber nach. Soll heißen: Das, was du bisher geschrieben hast, ist jedem Leser allzu bekannt. Es fehlt das Besondere, das Unbekannte, das, was den Leser in den Text zieht.

Der dritte Abschnitt: Was wirklich eine interessante Geschichte wäre, wäre, wenn du das hier: „Warum habe ich eigentlich nie etwas davon gemacht?“ als Thema nehmen würdest und es auserzählst, nach dem Motto "show, don't tell". Also: Zeige dem Leser Toms Leben (in Szenen, wo der Leser dabei sein kann), das auf den ersten Blick toll ist, wo der Leser aber nach und nach erkennt, dass eben doch etwas fehlt. Lass den Leser mit Tom zu dieser Erkenntnis kommen.

So, und nun fasse ich deine Geschichte in einem Satz zusammen: Tom hat ein normales Leben und dann stirbt er.
=> Siehst du, was mir fehlt? Da ist kein Fantasy, kein Horror, nur langweiliger Alltag. Und das kann mich nicht fesseln.

Grüße,
Chris

 

Hallo Vanitas ,

von mir auch ein "Willkommen" hier im Forum. Grundsätzlich kann ich mich der Kritik von Chris anschließen.

Der Titel stört mich nicht. Gerade in Verbindung mit dem Tag "Horror" gehe ich eher davon aus, dass es nicht beim Träumen bleibt. Genau das setzt Deine Geschichte dann auch um. Am Ende stirbt Dein Protagonist wirklich.

Allerdings liest sich die Story nicht sehr spannend und gegruselt habe ich mich auch nicht. Das Bild mit der abgeschnittenen Locke verstehe ich auch nicht, ebensowenig das des Jungen mit den schwarzen Flügeln. Wer soll das sein? Er selbst? Ein (Todes-)Engel? Der Tod persönlich?

Ebensowenig ist mir klar, was sein Buch damit zu tun haben soll. Da stehen ja nur die ganzen Dinge drin, die machen wollte, aber nie umgesetzt hat im Alltagstrott. Sicher schade, wenn er nun stirbt, ohne seine Träume erfüllt zu haben, aber das baut noch keinen Zusammenhang zwischen Buch, Traum und Tod auf.

Geschrieben ist die Geschichte recht flüssig und ich habe auch keine groben Fehler entdeckt. Nur dieser Satz gefällt mir nicht:

Auf dem Weg aus seiner Wohnung kam ihm der Gedanke, dass er noch eine wunderbare Idee für sein Buch hätte: „ein Erwachen an einem traumhaften Ort, ohne Stress, ohne Druck und eine Tasse heißer, wohlschmeckender Kaffee auf einer Terrasse mit Meeresblick.“, dachte sich Tom und seufzte hörbar.

Ich würde schreiben entweder

Auf dem Weg aus seiner Wohnung kam ihm der Gedanke, dass er noch eine wunderbare Idee für sein Buch hätte: ein Erwachen an einem traumhaften Ort, ohne Stress, ohne Druck und eine Tasse heißer, wohlschmeckender Kaffee auf einer Terrasse mit Meeresblick. Tom und seufzte hörbar.

oder

Auf dem Weg aus seiner Wohnung kam ihm der Gedanke, dass er noch eine wunderbare Idee für sein Buch hätte. „Ein Erwachen an einem traumhaften Ort, ohne Stress, ohne Druck und eine Tasse heißer, wohlschmeckender Kaffee auf einer Terrasse mit Meeresblick“, dachte sich Tom und seufzte hörbar.

Ich würde Dir empfehlen, beim nächsten Mal noch etwas tiefer über den Plott nachzudenken und auf jeden Fall eine längere Geschichte zu schreiben. So ultrakurze Texte sind sehr schwierig, da man alles sehr präzise auf den Punkt bringen muss, dass es beim Leser wirkt.

Viele Grüße
die Mädy

 

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