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Tödliche Einbildung

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05.03.2013
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Tödliche Einbildung

Vor Jahren las ich in einer amerikanischen Provinzzeitung die Meldung, dass ein Mann auf dem Polizeirevier erschienen sei mit der dringenden Bitte, ihn zu verhaften. Er sei gerade dabei, wegen einer Erbstreitigkeit seinen Bruder umzubringen. Um das zu verhindern, möge man ihn zwanzig Tage einsperren, dann sei vielleicht die kritische Phase vorbei. Der Haftrichter weigerte sich, das zu tun, weil er ja nur begangene Straftaten bestrafen würde, nicht aber noch nicht geschehene: Wo käme man da hin?
"Ich soll also nach Hause gehen und meinen Bruder umbringen, wollen Sie das, Herr Richter?"
"Natürlich nicht, aber beruhigen Sie sich und gehen Sie zu einem Psychiater. Warum wollen Sie Ihren Bruder eigentlich umbringen?", fragte der Richter, neugierig geworden.
"Weil ich ihm zutraue, mich wegen des Streits umzubringen."
"Hat er sie bedroht?"
"Nein, das traute er sich nicht."
"Ja, wie kommen Sie dann darauf, dass Ihr Bruder sie töten würde?"
"Ich weiß es einfach. Wir kennen uns zu gut. Wir sind eineiige Zwillinge. Sperren Sie mich ein, Herr Richter."
Erneut packte Panik den Mann. Der Richter blieb bei seiner Weigerung.
Zwei Monate danach wurde dem selben Richter von der Polizei ein Mann wegen Mordes an seinem Bruder vorgeführt. Es stellte sich heraus, dass dies der Zwillingsbruder des Mannes war, der vor zwei Monaten vergeblich Hilfe von dem Richter erhofft hatte. Er habe seinen Bruder getötet, gestand der mordende Bruder, damit er von diesem nicht umgebracht werden würde. Ganz erleichtert sei er jetzt nach dem Tod seines Bruders, denn die vielen Jahre im Gefängnis seien geradezu eine Erholung verglichen mit der täglichen Erwartung, ermordet zu werden.
Gilt das für Kriege auch?

 

Hallo Wilhelm Berliner.

Für mich ist diese Geschichte nicht stimmig.

Vor Jahren las ich in einer amerikanischen Provinzzeitung
Wer ist ICH und warum taucht er in der Geschichte nicht wieder auf?
Und warum schreibt das Provinzblatt über einen Mann, der sich selbst verhaften lasen will? Oder steht im Artikel die ganze Geschichte bis zum ausgeführten Mord? Auch der dann folgende Sprung zur wörtlichen Rede funktioniert für mich nicht.

Der Haftrichter weigerte sich, das zu tun
Warum wird der Mensch überhaupt dem Haftrichter vorgeführt? Oder befindet sich etwa der Haftrichter zufällig auf der Wache? Wenn der Mann unbedingt verhaftet werden will, wieso wird er nicht einfach handgreiflich gegenüber einem Polizisten oder dem Richter? Oder begeht irgendeine andere Tat, für die er in den Knast muss? Wenn er schon den Mut hat, zur Polizei zu gehen, wieso fehlt ihm da die Konsequenz, für seine eigene Verhaftung zu sorgen? Er scheint ja doch ziemlich verzweifelt zu sein.

Erholungg
Im Text sind einige doppelte Leerzeichen und auch doppelte Kommata vorhanden.

Gilt das für Kriege auch?
Was soll für Kriege gelten?

Fragen über Fragen...

Viele Grüße
Holger

 

Hallo Wilhelm Berliner!

Na ja, von einer Kurzgeschichte kann man hier ja eigentlich nicht sprechen - es handelt sich in der Tat wohl eher um eine Anekdote. Insofern muss ich gestehen, dass mir das bereits nicht so sonderlich zusagt, wenn ich mir den Charakter einer Kurzgeschichte vor Augen halte. Die hier eingestellten Texte können gerne kurz sein, kein Problem. Allerdings sollte es sich dennoch um eine Geschichte handeln. Sonst könnte ich ja z.B. pausenlos Witze unter der Rubrik "Humor" einstellen.

Der "Gag" an diesem Text überzeugt mich auch nicht besonders.
Nicht in juristischer Hinsicht: Selbstverständlich lassen sich nicht nur vollendete Delikte bestrafen - es gibt einen großen Komplex der Versuchsstrafbarkeit. Insofern ist die Aussage des Richters schon mal Quark.
In philosophischer Hinsicht gibt mir das hier auch nichts. Präventivschläge zur Vermeidung eines zuvorkommenden Angriffs des Gegners als kriegsauslösender Faktor? Was soll denn daran - gerade in dieser absolut simplifizierenden Form - philosophisch sein? Seh ich jetzt auch nicht.
Und in Bezug auf "Seltsam": Ich finde an diesem Text nix seltsam, mysteriös, Fragen aufwerfend oder sonst was.

Sorry, Willi, das war nix für mich. Tatsächlich fand/finde ich das Werk hier so dermaßen wenig beachtenswert, dass ich noch nicht mal genug Energie dafür aufwenden will, um es anständig zu verreißen!;)

Schönen Start in die Weihnachtswoche wünscht der EISENMANN

 

Hallo, Holger,

Für mich ist diese Geschichte nicht stimmig.

Wer ist ICH und warum taucht er in der Geschichte nicht wieder auf?

Ich ist der Erzähler. Der Schlusskommentar ist von ihm, er taucht also wieder auf.

Und warum schreibt das Provinzblatt über einen Mann, der sich selbst verhaften lasen will?
Das könnte man gut beantworten, dafür fallen einem viele Gründe ein, Absonderliches findet man eher dort und nicht in der FAZ.
Oder steht im Artikel die ganze Geschichte bis zum ausgeführten Mord? Auch der dann folgende Sprung zur wörtlichen Rede funktioniert für mich nicht.
Der Erzähler wechselt vom Referieren des Zeitungsartikels zu seiner Vorstellung der Szene.
Warum wird der Mensch überhaupt dem Haftrichter vorgeführt? Oder befindet sich etwa der Haftrichter zufällig auf der Wache? Wenn der Mann unbedingt verhaftet werden will, wieso wird er nicht einfach handgreiflich gegenüber einem Polizisten oder dem Richter? Oder begeht irgendeine andere Tat, für die er in den Knast muss? Wenn er schon den Mut hat, zur Polizei zu gehen, wieso fehlt ihm da die Konsequenz, für seine eigene Verhaftung zu sorgen? Er scheint ja doch ziemlich verzweifelt zu sein.
Dann würde die Geschichte zu lang und zu psychologisch.
Gilt das für Kriege auch?
Was soll für Kriege gelten?
Siehe Almquist, Kriegsgründe sind eingebildete Angstphantasien, deren Wirkungen durch Handlung scheinbar gemildert werden.

Fragen über Fragen...
Was gar nicht so schlecht ist.
Vielen Dank für die Kommentare. Der Begriff Stimmigkeit spielt ja eine große Rolle bei vielen Kommentaren. Stimmig bedeutet, dass die Teile eines Ganzen zusammenpassen. Das fordert man von der Literatur und überhaupt auch von der Bundesbahn, der SPD und der Ehe. Dass das, was die tägliche Erfahrung des Menschen ist, nämlich dass nur Weniges von dem, was er täglich erlebt, stimmig ist, durch Geschichten, die widerspruchlos gestaltet sind, zum Trost der verletzten Seelen taugt, beweisen die Religionen. Insofern sind mir Unstimmigkeiten, vulgo Rätsel u. ä. durchaus angenehm in ihrer Wirklichkeitsnähe. So habe ich die tatsächliche Meldung ohne Stimmigkeitsanstrengungen etwas ausgeführt und in ihrem Verblüffungseffekt gelassen. Man kann die Fragen oben alle einbeziehen. Der Überraschungseffekt ginge in der literarischen Sauberkeit verloren, und damit die Wirklichkeitsnähe.
Nicht stimmig, ja. Stimmigkeit ist Design.


Hallo Almquist,

dein letzter Satz deutet daraufhin, dass die kleine Anekdote eine Metapher für die Ursprünge von Kriegen ist; Land A überfällt Land B, um nicht selbst überfallen zu werden. Dafür eignen sich Kurzgeschichten besonders gut, weil sie nur so wenig Handlung und Details ausbreiten können, dass ihnen außer dem Gleichnishaften nicht viel bleibt. Deine Geschichte könnte aber durchaus noch etwas Text vertragen, da neben der Grundmetapher kaum noch Platz für weitere Symbole oder Anspielungen ist.
Danke für die gelungene Beschreibung der Geschichte.
Der letzte Satz weist etwas überdeutlich auf die Aussage deiner Geschichten hin. Streiche ihn und schau, ob sie immer noch verständlich ist.
Eine gute Idee. Es könnte sein, dass Leser dabei nur den Kopf schütteln und „Spinner“ denken, die Not, in der sich der Mann befindet, leicht nehmen.
Inhaltlich, da muss ich Holger beipflichten, sind einige Unstimmigkeiten (der Haftrichter etc.), die man leicht korrigieren könnte.
Ich hätte Polizist nehmen können (wie in dem Artikel), mir schien hier Haftrichter passender, denn der würde entscheiden.
Danke für deinen Kommentar
Fröhliche Weihnachten
Wilhelm

Hallo Eisenmann,
Kommentare, die den Ärger des Autors widerspiegeln, sind besonders ergötzlich – hat aber gar nichts mit Götz von Berlichingen zu tun.

Na ja, von einer Kurzgeschichte kann man hier ja eigentlich nicht sprechen - es handelt sich in der Tat wohl eher um eine Anekdote. Insofern muss ich gestehen, dass mir das bereits nicht so sonderlich zusagt, wenn ich mir den Charakter einer Kurzgeschichte vor Augen halte. Die hier eingestellten Texte können gerne kurz sein, kein Problem. Allerdings sollte es sich dennoch um eine Geschichte handeln. Sonst könnte ich ja z.B. pausenlos Witze unter der Rubrik "Humor" einstellen.
Diese Debatte ist alt. Es ist eine Geschichte und mehr als ein Witz oder Anekdote, aber lassen wir das, das lohnt nicht mehr.
Der "Gag" an diesem Text überzeugt mich auch nicht besonders.
Nicht in juristischer Hinsicht: Selbstverständlich lassen sich nicht nur vollendete Delikte bestrafen - es gibt einen großen Komplex der Versuchsstrafbarkeit. Insofern ist die Aussage des Richters schon mal Quark.
Es liegt hier ja auch kein Versuch vor. Ein Versuch ist ja auch schon ein Straftatbestand. Insofern ist nicht die Aussage des Richters Quark, sondern ….
In philosophischer Hinsicht gibt mir das hier auch nichts. Präventivschläge zur Vermeidung eines zuvorkommenden Angriffs des Gegners als kriegsauslösender Faktor? Was soll denn daran - gerade in dieser absolut simplifizierenden Form - philosophisch sein? Seh ich jetzt auch nicht.
Es geht hier um die Angst, die einem Einbildungen einflößt. Angstprojektionen lösen Kriege aus. Der Bruder hat Angst vor der eigenen Aggressivität und will sie durch die Haft bändigen lassen. Der Zwillingsbruder hatte dieses Bedürfnis und Problembewusstsein nicht.
Und in Bezug auf "Seltsam": Ich finde an diesem Text nix seltsam, mysteriös, Fragen aufwerfend oder sonst was.
Schön für dich und dein Leben, dass alles stimmig verläuft, wenn dir das Verhalten des Mannes normal erscheint, dann kann ich nichts dazu sagen.
Sorry, Willi, das war nix für mich. Tatsächlich fand/finde ich das Werk hier so dermaßen wenig beachtenswert, dass ich noch nicht mal genug Energie dafür aufwenden will, um es anständig zu verreißen.
Take it easy. Mag sein, dass du die Kurzgeschichte hier energielos und unanständig verrissen hast, aber Ärger ist halt auch ein lustvolles Gefühl, dass einem hilft, die Süßlichkeit des Weihnachtsschmus' zu verdrängen. Ärger reinigt die Seele.
Mir großem Vergnügen gelesen
Fröhlichste Weihnachten
Willy

 
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Hallo Willy!

Kommentare, die den Ärger des Autors widerspiegeln, sind besonders ergötzlich – hat aber gar nichts mit Götz von Berlichingen zu tun.

Stimmt - besonders, wenn dann sowas dabei herauskommt wie z.B.

Insofern ist nicht die Aussage des Richters Quark, sondern ….
Schön für dich und dein Leben, dass alles stimmig verläuft, wenn dir das Verhalten des Mannes normal erscheint, dann kann ich nichts dazu sagen.

So richtig schön sachlich und emotionslos, nicht wahr?:D

Mag sein, dass du die Kurzgeschichte hier energielos und unanständig verrissen hast[...]

Nö, ich hab die Anekdote hier nicht verrissen - jedenfalls nicht richtig.

Mit großem Vergnügen gelesen, wie entspannt du auf meine Kritik reagiert hast.

Viel Spaß unterm Weihnachtsbaum wünscht der
EISENMANN

 
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"Natürlich nicht, aber beruhigen Sie sich und gehen Sie zu einem Psychiater. Warum wollen Sie Ihren Bruder eigentlich umbringen?" fragte der Richter, neugierig geworden.""Weil ich ihm zutraue, mich wegen des Streits umzubringen."
"Hat er sie bedroht?
"Nein, das traute er sich nicht."

Zunächst,

lieber Wilhelm,

braucht es nicht gleich der Absicht des Mordes an einem Nächsten, um der staatlichen und somit auch der juristischen Logik zu folgen, die hier exemplarisch für einen beliebigen US-Staat dargestellt wird, wo gelegentlich der Sheriff sich noch wie der Sheriff und zugleich Richter von Nottingham zu Robin Hoods Zeiten aufführen kann. Wäre der Richter auf die Forderung eingegangen, es wäre das Ende des amerikanischen Mythos in Form der Western-Legenden gewesen. Hollywood hätte sich bedankt!

Aber warum so weit weg? Wollte denn in unserer sozialstaatlich festgeschriebenen schönen Republik zu Zeiten, da das Girokonto quasi zum Menschenrecht aufgestiegen ist, wollte da ein Obdachloser einen warmen und trockenen Unterschlupf finden, seine Bitte würde abschlägig beschieden durch die Behörde und wär‘s die Justiz. Da empfiehlt es sich, ein Fenster einzuschmeißen. Nicht bei der Behörde selber, was arg durchschaubar und als grober Unfug anzusehen wäre, sondern eines Schaufenster, ausgefüllt mit teuer bewerteter Ware, nicht irgendwelcher Dekoration ...

Die Aufgabe der Regelwerke – nennten sie sich nun Recht oder Rechtschreibung - liegt nach einem Wort Niklas Luhmanns in der Eingrenzung von Komplexität, und erst der Verstoß gegen diese gedachte Eingrenzug wird geahndet (hier mit dem Korrekturzentrum, das ich gerne mit „z“ schreibe seit den Geschichten aus Beerde). Warum? Jeder hat schon mal das Verlangen, wenn schon nicht sich selbst, so doch einen andern umzubringen und hat sich doch im Griff (ohne dass er irgendwas von Niklas Luhmann je gelesen hätte oder das Strafgesetzbuch kennte. Man verträgt sich wieder oder geht einander aus dem Weg, bis sich der Grund des unschönen Verlangens gelegt hat. Manches erledigt sich quasi wie von selbst. Das gilt für Staaten – was dann in „Geschichte“ i. S. von „Historie“ aufgeht- wie Gruppen bis hinab zur kleinsten, dem Paar (und wären es Zwillinge), Familiengeschichte zwischen Anekdote und Tragödie.

Manchmal dreht aber jemand von den Mächtigen am Rad, besonders seit dem Westen die bremsende Alternative des roten Ostens verloren gegangen ist, dass ein Japaner das Ende der Geschichte zu erkennen glaubte und ein Amerikaner den Crash der Zivilisation voraussagte in einem Kampf der Kulturen.

Aber die Historie schreitet weiter voran und der Kampf vor allem der Religionen ist eine Schimäre oder blutige Schmierentragödie. Nehmen wir den Fall Gaddafi, den Pfau aus dem Maghreb. Unter seinem Regime durften Frauen studieren, ja, sogar selber Auto- und Fahrradfahren. Der Sozialstaat (!, ohne dass er in Libyen festgeschrieben war) funktionierte unter seinem Regime. Jahrelang wurd er vom Westen geduldet (muss man wohl so sagen, wenn man um das Ende weiß, denn tatsächlich wurd er hoffiert vom Westen, des Öles halber, wodurch er auch den Sozialstaat finanzieren konnte). Plötzlich und unerwartet kippte die Beziehung, zum einen, weil er was dagegen hatte, dass der Kapitalismus in seiner rotchinesischen Fassung Land im Norden Afrikas aufkaufte - wie er heute im Westen IT-Unternehmen aufkauft) zum andern aber auch, dass er sich in die Auseinandersetzung von USA und Iran einmischte. Der Rest sollte jedem bekannt sein. Die Beschäftigten und vor allem die Eigentümer der Waffenindustrie danken den mutigen westlichen Entscheidern, wie auch dem selbsternannten Kalifen und seiner Mordsbande.

Triviales find ich eigentlich nur in den herum schwirrenden Gänsefüßchen (wie schon im Eingangszitat).

Eine gelungene Kurzgeschichte zum 500. Jubiläum Utopias!

Vielleicht les ich die noch mal durch, um ne Rezension zu schreiben. Aber die paar Seiten kann eigentlich ein jeder in ein, zwei Tagen durchhaben. Was ich so aus dem Gedächtnis noch weiß, ist darin die frühe Erkenntnis der unseligen Wirkung des Privateigentums! Der Rotchinese hat es erkannt, braucht keines Krieges, um die Welt ggfs. aufzukaufen. Aba wat dann?, fragt der Ruhr(s)pöttler.

Gern gelesen vom

Friedel,
der jedem empfiehlt, wenigstens ein wenig Mandarin zu lernen, und sei's Pidginchinesisch, und
der noch schöne Tage diese Tage wünscht (selbst wenn er's schon getan hätte, kann die Wiederholung nicht schaden.)

 
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Hallo Wilhelm Berliner,

leider gefällt mir deine (extrem kurze) Kurzgeschichte nicht. Es fehlt mir an Spannung und zumindest an einer lebendigen Figur (bei einer KG kann man sich meiner Meinung nach darauf beschränken, nur eine Figur auszuarbeiten - aber hier gibt es leider gar keine).
Die Dialoge sind hölzern und dienen lediglich dem Informationstransfer. Du hättest sie auch einfach in indirekter Rede schreiben können, es hätte keinen Unterschied gemacht.

Ich empfand die Geschichte leider nicht als spannend. Aber da sie sehr kurz ist, konnte ich sie wenigstens schnell lesen.

Leider finden sich einige formale Fehler, die bei der Kürze des Textes umso auffälliger sind. Ich gehe davon aus, dass du die Geschichte nicht korrekturgelesen hast, bevor du sie hier eingestellt hast. Das finde ich schade, da sich andere Autoren hier mehr Mühe machen.

Nichtsdestotrotz Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch!


Um das zu verhindern, möge man ihn zwanzig Tage einsprerren, dann sei vielleicht die kritische Phase vorbei.
==> einsperren

"Natürlich nicht, aber beruhigen Sie sich und gehen Sie zu einem Psychiater. Warum wollen Sie Ihren Bruder eigentlich umbringen?" fragte der Richter, [Leerzeichen zu viel]neugierig geworden."[Anführungszeichen zu viel]


"Ich weiß es einfach. Wir kennen uns zu gut. Wir sind eineiige Zwillinge."
"Sperren Sie mich ein, Herr Richter."
Die selbe Figur spricht, also besser in einen Satz Anführungszeichen packen, ohne Absatz.

 

Hallo Wilhelm Berliner,

ich finde die Geschichte lustig. Dass beide Brüder einander töten wollen, weil sie befürchten, ihrerseits vom jeweils anderen Bruder getötet zu werden. Eine gute Idee.

VG
PeterMa

 
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Hallo Wilhelm,

diese Geschichte polarisiert, weil sie politisch ist. Ich habe sie mit einem Schmunzeln gelesen.

"Ich weiß es einfach. Wir kennen uns zu gut. Wir sind eineiige Zwillinge."
Diese Idee gefällt mir.
Gilt das für Kriege auch?
Das habe ich auf den vorletzten Satz bezogen. Wenn einer in den Krieg muss, sollte er sich lieber fürs Gefängnis anmelden. Ansonsten würde er mit hoher Wahrscheinlichkeit getötet. Fast absurd ist es, dass in der gegnerischen Armee ein eineiiger Zwilling sein könnte. Auf jeden Fall wären dort Menschen, die ähnlich dächten.
Fröhliche Feiertage
Fugu, der froh ist, keinen eineiigen Zwilling zu haben.

 

Hallo Wilhelm!

Gruselige Parabel, mein Lieber. Und dazu noch zeitlos aktuell, also immer, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Was mir nicht so gefällt, ist der Titel „Tödliche Einbildung“. Ich meine, „Einbildung“, im Sinne von bloßer Fantasie oder falscher Vorstellung, spielt die eigentliche Ursache herunter. Da müsste Tiefgreifenderes anliegen. Zum Beispiel ein Trauma. Das heißt, die Brüder sind auf einem speziellen Gebiet ihrer Erfahrungen (hier wäre es wohl das Teilen) traumatisiert und reagieren dann entsprechend.

Lieben Gruß!

 
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Hallo Wilhelm,

grüß Euch alle Verehrer historischer Texte,

entspannt vom jährlichen Besuch beim Zahnklempner fällt mir unterwegs die bekannteste Mordsgeschichte unter leiblichen Brüdern ein (die ich mal nicht in Luthers Originalfassung von 1545 zitieren will, sondern in einer einfachen, pardon, einfacheren Sprache wiedergeb)

"Es begab sich nach etlicher Zeit, dass Kain dem HERRN Opfer brachte von den Früchten des Felde und Abel brachte auch von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der HERR sah gnädig an Abel und sein Opfer; aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr, und seine Gebärde verstellte sich. Da sprach der HERR zu Kain: Warum ergrimmst du? und warum verstellt sich deine Gebärde? Ist's nicht also? Wenn du fromm bist, so bist du angenehm; bist du aber nicht fromm, so ruht die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie. Da redete Kain mit seinem Bruder Abel. Und es begab sich, da sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn ..."

Das ist m. E. und auch einer Ausgabe der Zeit vor wenigen Wochen korrekte Geschichtsvereinfachung, dass der sesshafte Ackerbauer, Kain, seinen Bruder Jäger und Sammler und selbst noch als Viehzüchter Rumtreiber, der die stinkenden Teile dem Herrn zum Opfer brachte und dessen Nase damit entzückte, neidisch wurde, weil das Erntedankkörbchen weder gut noch schlecht, weil überhaupt nach nix roch.

Was verschwiegen wird ist, dass Kain zugleich weder der erste und erst recht nicht der letzte Vertriebene ist.

Die bedrohlichste Störung in der Naturgeschichte ist wahrscheinlich das Anthropozän ..., das sich wahrscheinlich selbst abschafft.

Gruß

Friedel

 
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Grüß dich,

ist dir zufällig die Kurzgeschichte "Der Minderheitenbericht" von Philip K Dick, oder die Verfilmung dieser Geschichte mit Tom Cruise bekannt?

An die musste ich die ganze Zeit denken und deswegen auch ein wenig Schmunzeln, als ich deine Kurzgeschichte las. Die Story ist klein aber fein, beschäftigt sie sich doch mit dem Konflikt zwischen Gesetz und Vorahnung und es stellt sich die Frage, ob man mit diesem Mann in der Geschichte hätte anders umgehen sollen.

Der letzte Satz, die Frage, ob dies auch für Kriege gilt, wirkt für mich ein wenig deplatziert, auch wenn ich den Gedankengang verstehe, oder glaube, ihn zu verstehen. Die jeweilige Angst zweier Nationen oder Staaten oder anderer Konfliktgruppen voreinander führt dazu, dass eine Partei lediglich aus Angst einen Krieg beginnt, um diese lähmende Angst nicht mehr zu spüren. Ich finde, die Stelle hätte man streichen können.

Die Geschichte hat was, trotz ihrer Kürze hoben sich bei mir die Augenbrauen nach Lesen der Story ;)

Diese Frage aber würde ich entfernen und mich mehr mit dem eigentlichen Thema befassen.

LG Niklas

 
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Warum spielt die Geschichte in Amerika?
Freud würde diesen Traum als Tagesrest bezeichnen. Die Geschichte wurde tatsächlich von einer Zeitung aus Amerika berichtet, und ich habe sie dort gelassen, die Zeitung wie die Geschichte.
Natürlich gibt s solche Geschichten und Geschehnisse überall,
lieber Friedel,hat etwas gedauer.t Dein Vorsatz, Utopia zu lesen, ist doch gut gelungen. Als Utrumpia wird es auferstehen. Von wegen Geld abschaffen, dann gebe es vielleicht sogar kein Erbe! Keinen Erbstreit! Keinen Erbmord! Geht es hier um Geld? Sicherlich geht es bei Erbstritigkeit immer um Geld, aber mehr um das, was in ihm steckt: Anerkennung? Man will geliebt werden. Nur schnöder Mammon? Sicher hast du recht: Geld ist das Zahlmittel für Gefühle. Diamonds are the girls best friends. Für mich hat der ermordete Bruder die Gefahr erkannt, dass seine Gier für seinen Zwillingsbruder und für ihn (USA!) tödlich sein kann. Vom Gefühlshaushalt überfordert, flüchtet er in die Arme des Vaters Staat, der ihn vor sich selbst schützen sollte. Ähnlich könnte man es bei Gehlen finden, der zur Stabilisierung des überforderten Lebewesen Mensch die Institutionen einführt.
Das hast allerdings die Konsequenz, dass die Institutionen den Menschen verschlingen können. Da in meiner Geschichte der Richter liberal ist, wirft er den Bittsteller auf sich zurück, statt ihn einzuordnen.
Der Mörder fließt im Strom der Gierbefriedigung mit und tötet. Ihn treibt die Angst vor seinem Bruder ins Verderben, Die freischwebende Angst vor Kommunisten, Islamisten, beruhigt sich durch Handeln.
Wie auch immer, Friedel, hast du die politische Dimension sehr präzise dargestellt. In welchem Kriegsdilemma sind wir sind.
Sind Menschen, die Schutz vom Staat verlangen, weil sie zu schwach sind, beliebte Opferfiguren? Sind die Täter die Zwillingsbrüder, die Konkurrenz hassen. Außen- und innengeleitet wäre ein weiterer Gesichtspunkt.

Eine gelungene Kurzgeschichte zum 500. Jubiläum Utopias!
Geht runter wie ÖL.
Schöne Feiertage
Fröhlichst
Wilhem

Hallo HSB
vielen Dank für die Fehlerkorrekturen.

leider gefällt mir deine (extrem kurze) Kurzgeschichte nicht. Es fehlt mir an Spannung und zumindest an einer lebendigen Figur (bei einer KG kann man sich meiner Meinung nach darauf beschränken, nur eine Figur auszuarbeiten - aber hier gibt es leider gar keine).
Das ist richtig, es wird nur das Verhalten gezeigt.
Die Dialoge sind hölzern und dienen lediglich dem Informationstransfer. Du hättest sie auch einfach in indirekter Rede schreiben können, es hätte keinen Unterschied gemacht.
Auch das ist richtig, es sind Formeln.
Ich empfand die Geschichte leider nicht als spannend. Aber da sie sehr kurz ist, konnte ich sie wenigstens schnell lesen.
Spannung entsteht bei der Vorstellung, dass die Geschichte in der Wirklichkeit spielt. Die Spannung muss der Leser herstellen. Ich halte die Vorstellung durchaus für spannend, wenn jemand zu Richter kommt und freiwillig ins Gefängnis will, weil dessen Mauern quasi die Selbstkontrolle übernehmen sollen.
Frohe Weihnacht und Dank für die Hinweise
Fröhlichst
Wilhelm Berliner

Hallo Fugu,

diese Geschichte polarisiert, weil sie politisch ist. Ich habe sie mit einem Schmunzeln gelesen.
Es freut mich, dass du die politische Dimension dieser Geschichte ansprichst. Wie gehen Völker mit ihren Gefühlen um?
Wie sollten aufgestachelte Menschen ihre Gefühle bändigen und nicht losschlagen? Der erste Bruder erkennt seine Ohnmacht, der zweite fühlt sich als Sieger, aber nicht lange.
Gilt das für Kriege auch?
Das habe ich auf den vorletzten Satz bezogen. Wenn einer in den Krieg muss, sollte er sich lieber fürs Gefängnis anmelden. Ansonsten würde er mit hoher Wahrscheinlichkeit getötet. Fast absurd ist es, dass in der gegnerischen Armee ein eineiiger Zwilling sein könnte. Auf jeden Fall wären dort Menschen, die ähnlich dächten.
So ist es: Es sind Menschen, keine Tiere. Eineiig? Menschen sind es halt.
Fröhliche Feiertage
Fugu, der froh ist, keinen eineiigen Zwilling zu haben.
Aber der Schatten weist auch Ähnlichkeiten auf.
HG
Wilhelm, der sich über dein Schmunzeln freut.

Hallo Friedel,
Kain und Abel und Gott, eine Dreierbeziehung, der Familiendreiheit Vater, Mutter, Kind ähnlich, darum geht es. Geld, Dinge spielen keine so große Rolle, sind sekundär. Schön bei deinem Zitat die Kürze.
Es geht auch um Funktionen. Aber alle wollen geliebt werden, und wehe, sie werden es nicht genügend, so: Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein.
Frieden, Frieden, Frieden
Friedlichst
Wilhelm

 

„So möge es jedem ergehen, der über meine Mauern springt!“, soll Romulus gerufen haben, nachdem er seinen Bruder Leichtfuß, pardon, Remus erschlagen hat, der die Schwäche der Verteidigungsanlage des neugegründeten Rom nachgewiesen hatte.

Moin, Wilhelm,

ich schon wieder, denn der Brudermord allein steht ja nicht am Anfang der abendländischen Literaturgeschichte.

Rudolf Wiethölter hat in seinem Standardwerk (hoff ich doch, dass es eines sei) "Rechtswissenschaft" das Loblied des Handels als friedensstiftend gesungen und darüber vergessen, dass eben am Anfang der europäischen Literatur die Auswirkungen der frühen Globalisierung am Schicksal Troias dargestellt wird.

Aufgrund seiner geographisch günstigen Position behinderte Troia (wahrscheinlich mit seiner Zollpolitik) den freien Verkehr/Handel zwischen Schwarzmeer und Ägäis.

Im Kleinen und überschaubaren mitteleuropäischen Maßstab kann man im Mittlrhein den Mäuseturm bei Bingen und Pfalz(grafenstein) bei Kaub ansehen, mit dem Vorteil, dass die Bauwerke heute noch nahezu unverändert bewundert werden können.

Bis bald

Friedel

 

eine sehr naive Geschichte von einem sehr naiven "Erzähler" erzählt. Eine schwache, anekdotenhafte Geschichte, ein Gleichnis, ohne vorgekaute Antworten, ohne moralträchtige Ergüsse!

Eine Geschichte, die ins Auge sticht und viele unangenehmen Fragen - neue Fragen, nach warum und wieso - generieren kann! Mit einem leichten "Bild"-Zeitung-Beigeschmack!

Eine kleine Geschichte mit viel Wirkung! Mit vielen inhaltlichen Diskussionszeitbomben!

Von mir gerne gelesen!

 

Hallo PeterMa,

ich finde die Geschichte lustig.
Das kann ich gut verstehen. Auch ich lachte über diese Meldung, bis es mir im Halse stecken blieb. Viel zu grotesk, ein unglaublicher Unsinn, sich vorzusstellen, dass dies so geschehen ist.
Dass beide Brüder einander töten wollen, weil sie befürchten, ihrerseits vom jeweils anderen Bruder getötet zu werden. Eine gute Idee.
Danke, danke. Jeder Mensch kommt mal in eine solche Situation. Darauf muss man vorbereitet sei.
Es ist eine Anleitung zum Unglücklichsein. Einbildungen dominieren doch das Verhalten sehr oft.
FG und schöne Zeit
Fröhlichst
Wilhelm

 
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Hallo Asterix,
schön von dir zu hören. Meine Antwort hat gedauert.

Gruselige Parabel, mein Lieber. Und dazu noch zeitlos aktuell, also immer, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Leider ist das Gruseln so modern, dass man einem Tag ohne Trumpelei für einen verlorenen hält. Hexenmeister tun ihr Handwerk.
Was mir nicht so gefällt, ist der Titel „Tödliche Einbildung“. Ich meine, „Einbildung“, im Sinne von bloßer Fantasie oder falscher Vorstellung, spielt die eigentliche Ursache herunter. Da müsste Tiefgreifenderes anliegen. Zum Beispiel ein Trauma. Das heißt, die Brüder sind auf einem speziellen Gebiet ihrer Erfahrungen (hier wäre es wohl das Teilen) traumatisiert und reagieren dann entsprechend.
Mir gefällt auch diese Erklärung: Die Zwei kämpfen um Aufmerksamkeit und Liebe der Eltern und setzen den Kampf nach dem Tod fort: Wer mehr aus dem Erbe bekommt, ist der Sieger und Empfänger der elterlichen Liebe. Es geht nicht um das Teilen des Erbes, sondern der Eltern oder Gottes.
Hier meine ich die angstinduzierte Einbildung. Angst schafft sich eine freies Handlungsfeld in symbolischen Probehandeln, das je nach dem als real empfunden wird und das den einen Bruder zum Richter bringt, den anderen zum Mord treibt.
Insofern ist die Einbildung tödlich, denn ob diese Täter tatsächlich an Vernachlässigung leiden, muss erst einmal kontrolliert werden. So kann man Einbildung auch als unberechtigte Fantasie ansehen.
spielt die eigentliche Ursache herunter
Es würde mir Spaß machen, Kriege zu untersuchen, um herauszufinden, inwiefern Fantasien einiger weniger die eigentlichen Ursachen für Kriege sind.
Aber wir wollen dieses weite Schlachtfeld nicht betreten, sondern die Weihnachtsgans schlachten.
Frohe Weihnacht und ein gutes neues Jahr
Fröhlichst
Wilhelm

 

Hallo Niklas,

ist dir zufällig die Kurzgeschichte "Der Minderheitenbericht" von Philip K Dick, oder die Verfilmung dieser Geschichte mit Tom Cruise bekannt?
Leider nicht.
An die musste ich die ganze Zeit denken und deswegen auch ein wenig Schmunzeln, als ich deine Kurzgeschichte las. Die Story ist klein aber fein, beschäftigt sie sich doch mit dem Konflikt zwischen Gesetz und Vorahnung und es stellt sich die Frage, ob man mit diesem Mann in der Geschichte hätte anders umgehen sollen.
Mich freut deine Einschätzung der Geschichte und die Frage, ob man mit dem Mann bzw. den beiden Brüdern hätte anders umgehen sollen. Da es übel ausgeht, kann ich nur "Ja" sagen. Und wie?
Es gibt viele Möglichkeiten dafür, wenn man das formal-bürokratische Denken und Handeln verlässt.

Der letzte Satz, die Frage, ob dies auch für Kriege gilt, wirkt für mich ein wenig deplatziert, auch wenn ich den Gedankengang verstehe, oder glaube, ihn zu verstehen. Die jeweilige Angst zweier Nationen oder Staaten oder anderer Konfliktgruppen voreinander führt dazu, dass eine Partei lediglich aus Angst einen Krieg beginnt, um diese lähmende Angst nicht mehr zu spüren. Ich finde, die Stelle hätte man streichen können.
Ich war nicht sicher, dass alle diese Ausweitung der Bedeutung der kleinen Story auf Kriege ohne Hinweis nachvollzogen hätten. Dass auch die Völker bzw. Massen so funktionieren können, kann man in "Masse und Macht" von Canetti gut dargestelllt finden.
Die Geschichte hat was, trotz ihrer Kürze hoben sich bei mir die Augenbrauen nach Lesen der Story
Danke
Diese Frage aber würde ich entfernen und mich mehr mit dem eigentlichen Thema befassen.
Ein Thema ist die Produktion von Angst und ihre Abfuhr bzw. Bewältigung durch Konflikte. Gemeint habe ich durchaus die gegenwärtigen Angstfantasien verschiedener "Massen". Und hoffe, dass sie beide Wege nicht gehen.
Fröhlichst und vielen Dank für die Anregungen.
Wilhelm Berliner

 

Hallo Herr Schuster,
vielen Dank für deine kurzen, treffenden Kommentare.

eine sehr naive Geschichte von einem sehr naiven "Erzähler" erzählt. Eine schwache, anekdotenhafte Geschichte, ein Gleichnis, ohne vorgekaute Antworten, ohne moralträchtige Ergüsse!
Ohne jetzt, wie das Friedel sicher mit großer Freude machen würde, den Begriff "naiv" zu definieren, lässt der Erzähler vorgekaute Antworten und moralträchtige Ergüsse weg. Lob ihm.

Eine Geschichte, die ins Auge sticht und viele unangenehmen Fragen - neue Fragen, nach warum und wieso - generieren kann! Mit einem leichten "Bild"-Zeitung-Beigeschmack!
Danke, sie will Fragen erzeugen und Staunen, das Staunen, das einen beispielsweise beim Besuch des Arturo Ui überfällt: Das ist doch nicht die Möglichkeit.

Eine kleine Geschichte mit viel Wirkung! Mit vielen inhaltlichen Diskussionszeitbomben
, die sich hoffentlich nicht in echte wandeln.
Ein friedliches und fröhliches Weihnachten wünscht
Wilhelm.

Von mir gerne gelesen!
Von mir gerne geschrieben!

 
Zuletzt bearbeitet:

Ohne jetzt, wie das @Friedel sicher mit großer Freude machen würde, den Begriff "naiv" zu definieren ...

Hallöle, Wilhelm,

einen Augenblick hab ich gezögert und dann die @-Nachricht/Botschaft mit gewaltigem Spaß - quasi Vorweihnachtsgeschenk - angenommen, umso mehr, als die bezaubernde wieselmaus auch auf einen der Halbgötter Weimars verweist, dessen von uns genannte kleine Schrift durchaus auch in der bildenden Kunst durch Beuys und Warhold weiterlebt.

Grüß Dich, Herr Schuster

in gewisser Weise hastu „natürlich“ recht hinsichtlich der Kennzeichnung der Geschichte und des Erzählers als „naiv“.

Aber was ist in der Literatur oder Kultur i. S. einer „bearbeiteten“ Natur schon „natürlich“, selbst wenn die Anlage, Laute von sich zu geben biologisch vorgegeben ist, und der Tanz der Ameise und der fleißigen Biene als eine Art Kommunikation gilt, wie ja auch Bellen, Heulen, Knurren, Ohrenspitzen, Haarsträuben und Schwanzwedeln (das beim Wolf und seinen Derivaten keineswegs nur Ausdruck von Freude bedeutet, sondern die schlichte Anspannung auf was auch immer ausdrückt).

Kurz, „natürlichen“ Ursprungs ist Literatur keineswegs, womit „natürlich“ als Synonym für „naiv“ hierorts ausgeschlossen werden kann. Wie „erzählen / Erzählung“ auf die Zahl hinweist, kommen die Schriftzeichen tatsächlich aus der angewandten Mathematik, um etwa nach einer Inventur des Viehbestandes das Vermögen (Vieh und Vermögen sind tatsächlich etymologisch miteinander verwandt) durch einfache Schrift-Zeichen wenn schon nicht für immer, so doch für ziemlich lange Zeit aufzuzeichnen (sinnig genug ist es zugleich der Ursprung der „Buch“haltung, beginnend mit einfachen Strichen und deren Zusammenfassung, wie sie etwa in den lateinischen Zahlzeichen überlebt haben).

Aber was bedeutet das Adjektiv frz. Ursprungs „naïf,“ aus dem lat. nativus = durch Geburt entstanden; angeboren, natürlich, zu: nasci [2. Partizip: natum] = geboren werden, entstehen.

Wenn man nun die Wurzeln betrachtet, wundert man sich, dass das Adjektiv steigerungsfähig ist (naiver, am naivsten [wer kann schon geborener sein als ein anderer?]) und sich sogar beugen lässt.

Und wie kam es auf die germanistische Zunge?

Schon die Brüder Grimm machen Gellert dafür verantwortlich (Grimmsches Wörterbuch, eingestellt im Wörterbuchnetz, Stichwort „NAIV“), woran das Deutsche Wörterbuch (im Prinzip die Weiterführung des grimmschen W.) und Duden nichts ändern, wenn es dort heißt „substantivisch das naive; franz. naïf (aus lat. nativus), das im vorigen jahrhundert (wie es scheint zuerst von Gellert) in unsere sprache eingeführt und dann namentlich durch Schillers berühmte abhandlung über naive und sentimentalische dichtung (10, 425 ff.) sehr geläufig geworden ist und gleich dem franz. naif (wie Gellert und Lessing noch schreiben) das natürliche, einfache (auch einfältige), ungezwungene, ungesuchte, ungekünstelte, unverstellt offene, aufrichtige, treuherzige, unschuldige u. ä. bezeichnet“ (ebd.), womit die aufgezählten Synonyme für den besprochenen Text herangezogen werden sollten.

Und Schiller liefert zugleich den literarischen Gegensatz zum Adjektiv naiv: Sentimentalisch. Was also meint „naiv“ im literarischen Sinne? Sozusagen das, was man etwa dem Amazonasindianer zuspricht, dass sie mit der Natur/Wirklichkeit in vollem Einklang stünden. Aber wir wissen doch, dass selbst der Amazonasindianer schon dank der einbrechenden Zivilisation die Konservendose kennt und merken, naive „Dichtung“ - wie‘s Schiller nannte – lässt sich in der heutigen Welt nicht ohne Reflexion verwirklichen, sie ist somit allemal „sentimental“, „sentimentalisch“ nennt‘s der Duden und sucht darin „die verloren gegangene ursprüngliche Natürlichkeit durch Reflexion wiederzugewinnen suchend“ (am einfachsten und schnellsten zu finden, wenn man halt gerade am Bildschirm sitzt, über „Duden naiv“). Kürzer kann man den Schiller nicht zusammenfassen, was einen nicht entbindet, das Original zu lesen (mit Sicherheit im Netz zu finden, manchmal taugt es ja doch zu was).

Und wer wollte daran zweifeln, dass wir verdammt sentimental(isch)e Menschen sind,
Wilhelm, Herr Schuster und auch ich, selbst wenn wir manchmal den Naiven spielen.

Schöne Tage diese Tage aus'm Pott und dem

Dante Friedchen

 

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