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(U)rodina.

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13.12.2016
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(U)rodina.

Rodina-Urodina (aus dem Russ.: Heimat Missgeburt)

Es war mitten im zweiten Tschetschenischen Krieg, im November 2001. Ich stand auf einem der Moskauer Friedhöfe vor dem frisch ausgehobenen Grab, in dem mein Aljoschka lag. Mein Aljoschka oder das, was von ihm übrig geblieben war. Und starrte in die Leere.

Ich kümmerte mich um die Einladungen, um den Bus, um das Grab, um Aljoschkas Mutter. Das Verteidigungsministerium kümmerte sich um den Sarg aus verzogenem Fichtenholz und bunte Bänder in Farben der Nationalflagge. Zum Schmücken. Alles muss feierlich aussehen, trotz rauer Holzoberfläche.


Der Sarg stand erst eine Stunde in unserem Innenhof aufgebahrt. Umgeben von sieben zwölfstöckigen Blockhäusern. Der sturmische sibirische Wind mit gefrorenem grauen Wasserkristalen krachte unbarmherzig gegen die Häuser, wollte hinein, durch die Fenster, Türen. Er heulte und lauelte. Nicht wollte ihn trösten, beachten. Hunderte Blicke aus allen Himmelsrichtungen schauten herunter, auf die wenigen Trauernden neben dem Sarg zwischen den großen Schneewehen. Der Sargdeckel war zu. Nicht nach der Tradition. Dazu noch festgenagelt, als wollte jemand verhindern, dass der Tote aufersteht und den Anwesenden seine Lebensgeschichte erzählt. Dem Wind, den Häusern, diesen Blicken. Meine Augen hielt ich geschlossen, es war schwer zu atmen. Ich stand da und starrte ungeduldig die raue Oberfläche der abgelieferten Kiste an, lief schweigend nach Hause, holte das Nageleisen und machte den Sarg unter vehementen Protesten eines unbekannten Mannes in Zivil auf. Die Nägel waren im Gegensatz zu Holz von guter Qualität, nicht billig. Ich schwitzte. Niemand scheute die Kosten für eine Lüge. Meine Handflächen froren am kalten Metall fest. Trotz Schmerzen wollte ich dem Toten beim Abschied in die Augen schauen, mir seine Lebensgeschichte anhören. Ich mag keine Geheinisse. So gehörte es sich, so war es nach der Tradition. Niemand protestierte sonst. Das Weinen von Tante Maria ging in Geschrei über, das nur der Tote im Sarg im Stande war, auszuhalten. Die verzweifelte Mutter verfluchte Putin, die Tscheschenen, sich selbst. Sie war jetzt alleine, ohne ihren einzigen Sohn. Der Wind verstummte kurz, um gleich diese Worte, dieses Heulen aufzufangen und weiter zu tragen, in die entferntesnten Ecken meiner Heimat. Jetzt war ich alleine, ohne meinen besten Freund, Aljoschka.

Am nächsten Tag klingelte es spät am Abend bei uns an der Tür. Mein Vater, ein Kriegskind, ein kleiner unauffälliger Mann Mitte sechzig in verbrauchten Hausschuhchen und Pyjama, öffnete gelassen die Tür, ohne sich Gedanken über den späten Besuch zu machen. Zu seiner Überraschung wurde er blitzschnell von einem Trupp uniformierter Herren samt der schweren Tür fast zur Seite umgeworfen. Man suchte nach dem flüchtigen Rekruten Maxim Semiverstov, meiner bescheidenen Person. Genau wie mir hier und jetzt mein Freund Aljoschka fehlte, fehlte es den Herren an Soldaten an ihrer „Front“. Sie wollten Ersatz. Hinter dem Trupp stand selbstsicher der fremde Zivilist von der Beerdigung, mit einer Akte in der Hand. Egal, was die Arschlöcher wollte, sie haben auf jeden Fall ihre Rechnung ohne meinen Vater gemacht.

Nicht, dass mein Vater besonders sentimental war, wie die Tante Mascha bei der Beerdigung ihres einzigen Sohnes, und dass er an mir besonders hing. Nein, das nicht. Mein Vater hatte bestimmt über ein Dutzend Kinder, deren Namen ihm auf Anhieb nicht alle einfallen wollten. Allein mit meiner Mutter waren es sieben. Und zwar nicht aus purer Liebe zu Kindern, sondern aus purer Liebe zu Frauen. Und auf wildfremde Männer stand mein Vater definitiv nicht.

Seit seiner Goldmedaille von der Weltmeisterschaft 1956 hatte er nichts Anständigeres außer den unzähligen Kinderwagen vor sich zu stoßen. Offensichtlich hatte mein Vater sehnlichst sein halbes Leben lang auf diese Begegnung gewartet. Das Blut eines Weltmeisters im Stoßen kochte in seinen Adern hoch und der ganze ungebetene Trupp wurde zu dessen Überraschung samt Munition, Kalaschnikows, Uniformen, dem penetranten Wodkageruch, der dicken Akte und der schweren Tür aus der Wohnung hinauskatapultiert.

————-

Ich hatte gerade ein Telefonat mit meiner Mutter. Sie würden bald, sagte sie, alleine wohnen! Ohne meinen Bruder und diese Frau. Ich dachte gleich an die Einraumwohnung im selben Haus acht Stockwerke tiefer, die laut Gerüchten zum Verkauf stand, und sagte voller Neugier: „Aha!“, meine Überraschung war kaum zu überhören.

„Er wird einkassiert...“,flüsterte sie darauf verschwenderisch in den Hörer zurück.
„Wer?“, flüsterte ich und behielt etwas Luft für die nächste Frage: „Und was heißt ‚einkassiert’?“

Der letzte Satz fiel mir besonders schwer, da ich mich gleichzeitig im Bett umdrehte, um auf die Uhr zu schauen. Es war 3 Uhr nachts. Ich wollte nicht, musste aber automatisch im Kopf rechnen: Wie spät hatten die Schweine jetzt in Moskau? Also... meine Mutter hatte jetzt gerade ihr Getreidekäffchen zu Mittag hinter sich. Diese unfassbare Frau!

„Dein Bruder, wer sonst!“, brüllte mich Mutters Stimme an, „Von der Roten Armee.“

Die Zeit ist für meine Mutter irgendwann Mitte des 20. Jahrhunderts stehen geblieben, als es noch die Rote Armee gab. Schade, dass das Telefonieren damals schon erfunden worden war. Ich bedankte mich für die Neuigkeit und legte auf.

Es klingelte erneut: „Die Verbindung wurde durchgetrennt! Anscheinend eine Störung. Ja, er hat gerade eine Vorladung zum Sammelpunkt erhalten, morgen in einer Woche ist es so weit!“, hörte ich meine Mutter sich im Hörer freuen.

Widerwillig wurde ich hellwach: „Weiß man schon, in welche Art von Truppen er kommt?“, wollte ich die seltene Begeisterung meiner Mutter in vollen Zügen auskosten. „Ich meine, wird er einer Panzerdivision irgendwo in Syria zugeteilt und von der Salve einer Nato-Drohne beim lebendigen Leib in einem gottverdammten Panzer gebraten oder gibt es noch irgendwelche Hoffnung, dass er aus einem anderen Grund nicht heimkehrt?!“

Ja, ich hörte, dass es ihr gefiel. Die Alte hatte nicht so oft solche glücklichen Momente im Leben. Zuletzt hatte sie es, als ich mir beide Füße brach. Vor dreißig Jahren. „Ich weiß nicht!“, sagte sie schnell. „Es ist mir aber auch egal. Hauptsache, sie alle sind weg!“

„Hast du schon ein Waisenhaus, für Ignats Kind, das er nicht zum Militärdienst mitnehmen wird?“, den guten Sinn für Humor muss man immer parat haben. Wie hieß das Kind noch mal?... Der gute Humor ist auf jeden Fall wichtiger als ein gutes Gedächtnis.

Und dann noch zur „Nachspeise“ das Lieblingsthema meiner Mutter: ihre einzige Schwiegertochter, die Mutter ihres einzigen Enkelkindes, die Frau meines einzigen Bruders: „Sie wird wohl betteln gehen müssen. In der Kirche, wo sie mit Ignat immer hingeht, da gibt es bestimmt gute Menschen, die ihr unter die Arme greifen werden. Vielleicht nimmt jemand sie mit Kind auf. Obwohl… ich glaube an Auferstehung und all das Zeug… aber doch nicht an solche Wunder.“

Meine Mutter war vor Begeisterung ausser Häuschen. Ich wünschte ihr einen guten Tag und legte auf. Nun schlafen.

Das Telefon klingelte. Ich schaute auf die Uhr - halb sieben. Ich griff nach dem Hörer. Meine Schwägerin - höchstpersönlich.

„Max, die Großmutter spinnt total. Sie zählt jede Stunde ab, wann sie mit der Rauswurf unserer Sachen aus der Wohnung beginnen kann!“, Ich hatte Schwierigkeit, ihre Stimme wegen der Heiserkeit wieder zu erkennen.

„Es gibt noch diese Einraumwohnung im Haus acht Stockwerke tiefer zu kaufen! Besetzt sie einfach. Ihr habt es noch gut - ihr müsst eure Sache nicht hoch schleppen.“, ich hörte, man muss Menschen in Not immer etwas Aufheiterndes sagen.

Ich sei, ihre letzte Hoffnung, meinte sie. Ich antwortete, ich könne die Wohnung für sie beim besten Willen nicht besetzen. Sie muss es schon selbst machen. Ich fragte sie vorsichtig, ob sie an Wunder glaube, an die Auferstehung und all das Zeug. Sie sagte, ja. Ich antwortete, sie solle beten, und legte auf.

Ich lag im Bett und dachte nach. 
Ich mochte meine Eltern nicht und noch weniger meinen Bruder. Ich wollte keinem von ihnen einen Gefallen tun. Jetzt war ich daran, mir selbst einen Gefallen zu tun. Ich rief beim Militärsekretariat an. Den mir bekannten Zivilisten, der vor so vielen Jahren ein großer Fan der Schwerathletik geworden ist.

„Hallo!“, brüllte er genervt in den Hörer.
„Hallo, ich bin es, Max Semiverstov! Jo, wie sieht’s aus?“, fragte ich ihn leise direkt ohne Umschweife. Zeit ist Geld. Ich hörte, man muss sparsam mit der Zeit der anderen umgehen.

Er schluckte laut, bevor er wieder zu sprechen begann.

„Schlecht?“, fragte er unsicher als Antwort.

„Inwiefern?“, wollte ich unsere Konversation doch etwas mehr ins Fließen bringen. „Für Sie oder für uns?“. Die Verbindung zwischen einem geheimen Ort im wilden Westen und Moskau war heute - wie immer - bestens. Der Zivilist glaubte, ich säße im Nebenraum. Das war gut so!

„Für uns?“, teilte mir der Zivilist noch unsicherer mit.
„Und?“, ich schaute bereits zum zweiten Mal ungeduldig auf die Uhr.
„Einer unserer Schränke... wackelt! Der Fußboden ist nicht mehr gut, wissen Sie! Ein Bein muss... unterlegt werden. Ich glaube eine... unserer Akte wäre dafür gut geeignet.“
„Und Sie sind sich ganz sicher, Sie wissen ganz genau, wie der Glückspilz dieser Akte heißt?“, fragte ich ihn verbindlich und legte auf.

Ich dachte an meine Mutter, meinen Vater und Tante Maria, an meine ferne Heimat, an den billigen Sarg, an die betrunkene Hauptmänner, die ihre Soldaten in den Tod schicken und dann den Müttern pathetisch zurückschrieben: In Ehren! Für die Heimat! Heldenhaft!

Und an das zermatsche Gesicht meines Aljoschkas,meines besten Freundes, den ich nie vergessen werde. Ich bin eine kriminelle Autorität und beschließe von nun an, das Leben zumindest in meiner Freizeit ohne Nageleisen, gute Nägel und zermatschte Gesichter zu genießen...

 

Hallo Herr Schuster,

ich geb dir mal Rückmeldung zu deiner Geschichte.

Mich spricht das Thema leider überhaupt nicht an. Du gibst Einblick in eine russische Familie, die einen Sohn hat, der freudig zum Militär geht. Da steckt schon Konfliktpotential drin, aber mich spricht das nicht an. Das ist aber Geschmacksache.

Kommen wir also zum Handwerklichen. Da gibt es zwei große Baustellen:
1) Das Sprachliche. Da sind viele Fehler drin. Ist Deutsch deine Muttersprache?
2) Das Formale. Habe das letztens auch einem anderen hier geschrieben: bitte entferne die Minus-Taste von deiner Tastatur, bis du den Umgang damit gelernt hat, denn so wie du das Zeichen "-" einsetzt ist es immer falsch.


Hier die Hinweise im Einzelnen:


Das war mitten im zweiten Tschetschenischen Krieg, im November 2001. Ich stand auf einem der Moskauer Friedhöfe vor dem frisch ausgehobenen Grab, in dem mein Aljoschka lag.
Das ==> Es
Wenn das Thema vorher noch nicht angesprochen wurde, kannst du nicht mit "das" darauf referenzieren.

Der Sarg stand erst in unserem Innenhof aufgebahrt. Hunderte Blicke vom ersten bis zum 25. Stockwerk gesellten sich zu den wenigen Trauernden neben dem Sarg zwischen den großen Schneeweihern.
Zahlen in literarischen Texten bitte immer ausschreiben.

Der Sarg war zu, festgenagelt. Nicht nach der Tradition.
Das klingt im ersten Moment so, als ob der Sarg "nicht nach der Tradition zugenagelt" wurde. Also, dass man ihn schon zunagelt, aber die Reihenfolge, Platzierung oder Größe der Nägel nicht passt.
Besser umformulieren.

Ich stand da und starrte die raue Oberfläche der abgelieferten Kiste an, lief schweigend nach Hause, holte den Nageleisen und machte den Sarg unter vehementen Protesten eines unbekannten „Zivilisten“ auf.
==> das Nageleisen

Das Weinen von Tante Sascha ging in einen Geschrei über, den nur der Tote im Sarg im Stand war, auszuhalten.
Wenn schon, dann "ein Geschrei". Besser aber "ging in Geschrei über".

Genau wie mir hier und jetzt mein Freund Aljoschka fehlte, fehlte den Herren an Soldaten an ihrer „Front“.
Das erste "an" muss weg. Außerdem ist da ein Leerzeichen zu viel.

Es gab damals nur Telefonverbindung im Büro des Militärkommissariats, aber keinen Internet.
kein Internet.

Seit seiner Goldmedaille von der Weltmeisterschaft 1956 hatte er nichts Anständigeres ausser den Kinderwagen vor sich hin zu stoßen.
außer

Offensichtlich wartete mein Vater sehnlichst sein halbes Leben lang auf diese Begegnung.
Warum ist das offensichtlich? Und wenn, dann müsste es heißen "Offensichtlich hatte mein Vater sehnlichst auf diese Begegnung gewartet."

Das Blut eines Weltmeisters im Stoßen kochte in seinen Arterien hoch und der ganze ungebetene Trupp wurde zu dessen Überraschung samt Munition, Kalaschnikows, Uniformen, des penetranten Wodkageruchs, der dicken Akte und der schweren Tür aus der Wohnung hinauskatapultiert.
Warum nur in den Arterien? Besser: Adern.
Da ist wieder ein Leerzeichen zu viel.

Ich hatte gerade ein Telefonat mit meiner Mutter. Sie werden bald, sagte sie, alleine wohnen!
Indirekte Rede: sie würden bald alleine wohnen.

Ohne meinen Bruder und diese Frau. Ich dachte gleich an die Einraumwohnung im selben Haus acht Stockwerke tiefer, die zum Verkauf stand, und sagte voller Neugier: „Aha!“ - meine Überraschung war kaum zu überhören.
Lass die Gedankenstriche weg und verwende Kommas.
==> "Aha!", meine Überraschung war kaum zu hören.
Das zieht sich durch den ganzen Text von hier an, aber ich suche es nur einmal raus. Nimm dir ein Buch und schau dir an, wie die direkte Rede dort angewendet wird.

Fazit: Der Text hat einige sprachliche und formale Fehler. Die Geschichte zielt nicht auf Spannung ab, sondern ist eher ein Blick hinein in die Welt einer russischen Familie vor dem Hintergrund des Krieges. Ob das gefällt oder nicht ist Geschmackssache.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Herr Schuster

Wie HSB bereits anmerkt enthält deine Geschichte sehr viele Fehler, weshalb ich ihn zu deiner Hilfe ins Korrektur-Center (findest du oben unter "Service") verschoben habe. Hier findest du nützliche Threads zu gängigen Fehlern und hast vier Wochen Zeit, deinen Text zu verbessern. Wenn du meinst, fertig zu sein, schicke bitte eine PN an Tserk, er verschiebt dir den Text dann gegebenenfalls zurück. Tut sich in dieser Zeit nichts, wird der Text gelöscht.

Achte auch darauf:


Ich mochte meine Eltern nicht und noch weniger meinen Bruder. Ich wollte keinem von Ihnen einen Gefallen tun. Jetzt war ich daran, mir selbst einen Gefallen zu tun.
Sonderzeichen entfernen, Fallfehler.

Lies deinen Text aufmerksam durch, dann findest du auch solche Tippfehler:

Ich glaube eine unserer Akt[e] wäre dafür gut geeignet.

Stil:
Ich hörte, man muss sparsam mit der Zeit der Anderen umgehen.

Ich hörte, wie er laut schluckte, bevor er wieder zu sprechen begann.

Unschöne Wortwiederholungen vermeiden, ansonsten wird es für den Leser langweilig/eintönig.

Viel Erfolg,
Gruss dot

 

Hallo,

Meine Geschichte ist jetzt aus dem Korrektur-Center entlassen worden.

Deutsch ist meine 4. Fremdsprache. Ich bitte um Verständnis, wenn immer noch hier oder da Fehler "versteckt" sind. Das ist keine Schamperei!
Ich werde mich trotzdem über jeden Hinweis diesbezüglich freuen.

Besonders spannend finde ich dennoch Kommentare/Fragen zum Inhalt, Aufbau etc.

Jo!

 

Hallo Herr Schuster,

dein Text ist gut zu lesen, aber für viele wahrscheinlich schwer zu verstehen. Das geht schon bei der russischen Mentalität los, die für Menschen, die im "Westen" aufgewachsen sind, ein Buch mit vielen Siegeln ist. Da rufen dann z.B die Einschübe mit dem Glauben an die Auferstehung Schulterzucken hervor. Wer kennt schon die (russisch) orthodoxe Kirche und die Glaubensmentaltät besonders der russischen Babuschkas. Der Tschetschenienkrieg ist kaum bekannt und wie es in der russischen Armee zugeht, das ist noch verborgener. Da bleibt dem Durchschnittsleser am Schluß nur die Feststellung: Alles sehr eigenartig, aber so richtig verstanden habe ich es nicht.

Gut fand ich, wie du so nebenbei einstreust, dass sich der Prot in den goldenen Westen abgesetzt hat. Dagegen ist das Telefonat mit dem Zivilisten für mich interpretationsbedürftig: Wessen Akte wird denn nun unter den Schrank (= aus den Augen?) gepackt. Hat dieses Gespräch etwas mit dem Bruder zu tun?

Liebe Grüße

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jobär,


die ganze Geschichte ist ein kleines vermintes Feld. Wer sich für "Ost-Osteuropa" interessiert, wird diese Geschichte vielleicht besser "verdauen" können!

z.B. Allein der Titel (U)rodina.

Das heiligste Wort des modernen Putin-Russland "Rodina" (dt. die Heimat). Urodina heißt wiederum so was wie Mißgeburt.

In der Geschichte handelt es um eine Heimat, die... Mißgeburten in die Welt setzt? oder vielleicht selbst durch ihre Bewohner zu einer Mißgeburt mutiert?

Der Plot sitzt im "schönen" Westen, in der "warmen Stube", weil er in Ost-Osteuropa ein bekannter Krimineller ist, der innerlich damit kämpft, seinen naiven, mit patriotischen Drogen vollgepumpten Bruder zu schützen. Er hilft ihm letztendlich, macht es aber beim Erzählen nicht so offensichtlich, als wäre es ihm "peinlich".

Die Geschichte mit dem Schrankbein und dem durchhängendem Boden ist sehr symptomatisch. Russland kämpft in Syrien und beschützt die Welt vor einer Bedrohung, während sich in einem Militärkommissariat der Boden absetzt und man dadrunter aus MAngel an Mitteln Akten von REktruten drunter schiebt. Das ist eine sehr verbreitete Praxis in Ost-Osteuropa. Ein Rekrut, dessen Akte absichtlich zum Unterlegen genommen wird, hat so was wie den "Sechser" in Lotto gewonnen.

Hauptsache, man kann das Zeug lesen! Das ist schon mal gut...

Jo!

PS Ach ja, meine KG "Vater unser" berichtet über dieselbe Person mit einem anderen Hintergrund...

 

Lieber Herr Schuster, ich habe mal Russisch gelernt und bin vor Jahrzehnten in Russland (damals Sowjetunion) gewesen und kenne manche Menschen, die damals alle Russen waren, heute aber Ukrainer ... sind. Deshalb habe ich deine Geschichte durchaus so verstanden, wie du sie gemeint hast, wie ich jetzt an deiner Antwort gesehen habe, bis hin zu dem Titel, der sich durch Googeln nicht erschließt.

Herzliche Grüße

Jobär

 

Hallo Herr Schuster,

ich habe beide Geschichten gelesen und konnte dadurch manches besser verstehen: den Sarkasmus und die Verzweiflung über politische und ökonomische Missstände, die deinen Prot auch in der Ferne, dem "schönen" Westen, nicht in Ruhe lassen.

Allerdings erschließen sich mir die realen Hintergründe nicht ganz. Da haben die olympischen Winterspiele leider nur "potemkinische Dörfer" erzeugt. Da ich mich aber nicht auf Stereotypen wie "russische Seele", "Russendisco" und "Russenmafia" verlassen möchte, fände ich es gut, mehr Geschichten von einem Insider wie dir zu lesen.

Zum Sprachlichen möchte ich sagen: alle Achtung, vierte Fremdsprache deutsch. Da musst du ein Sprachtalent sein. Ich konnte in dem Text keine Formulierungen finden, die nicht idiomatisch sind. Die anderen Fremdsprachen sind ...? Bist du schon viel in der Welt herumgekommen? In deinem Profil gibst du 'Schüler" als Beruf an, aber leider kein Alter.

Mit Interesse gelesen
wieselmaus

 

Hallo Herr Schuster,
ich habe Deine Geschichte schon vor ein paar Tagen gelesen, nicht mehr alles im Kopf, möchte aber kurz mitteilen, was mir besonders gut gefallen hat: Der trockene Humor. Das war für mich der Hook, der sich festgehakt hat. Es geht ja doch um dramatische Ereignisse, um drastische, zermatschte Bilder und schlimme Lebensumstände. Das aber dann zu verbinden mit den staubtrockenen Bemerkungen, finde ich das eigentliche Ereignis in der Geschichte, die mir in der Narration schon etwas wirr erscheint. Aber da ist natürlich viel Lokalkolorit drin, was man als Nichtrusse nicht so leicht versteht.
Aber hier, das ist doch einfach umwerfend im wahrsten Sinn des Wortes:

Das Blut eines Weltmeisters im Stoßen kochte in seinen Adern hoch und der ganze ungebetene Trupp wurde zu dessen Überraschung samt Munition, Kalaschnikows, Uniformen, des penetranten Wodkageruchs, der dicken Akte und der schweren Tür aus der Wohnung hinauskatapultiert.
Wunderbar dargestellt:
flüsterte ich und behielt etwas Luft für die nächste Frage:
Auch der trockene Einwurf: Herrlich.
ich hörte, man muss Menschen in Not immer etwas Aufheiterndes sagen.

Wie schon öfter in den Kommentaren bemerkt, weist der Text etliche Fehler auf. Andererseits ist Dein Wortschatz verblüffend. Im Profil schreibst Du "Schüler" und gibst Deutsch als vierte Fremdsprache an. Gut, das kann man sich nicht ganz zusammenreimen, weil, trotz der Fehlerdichte, gerade die humoreske Seite ein wirkliches Sprachverständnis erfordert, das man nicht einfach so mal en passant als Schüler in der vierten Sprache mitnimmt. Jedenfalls ist der Text aus der komischen Sicht heraus für mich äußerst amüsant zu lesen. Schüler oder nicht, Viertsprachler oder nicht.
Herzlich
rieger

 

Juten Abent, Rieger,

dein Kommentar wurde mit großer Freude und Bedauern zugleich aufgenommen. Bedauern? Ich bin wirklich mit meinem Latein/Deutsch am Ende und frage mich, wo genau seht ihr alle diese Fehler?

O je, ich möchte es wirklich grammatikalisch schön haben. Könntest Du mir da ein paar Hinweise geben? Ich möchte mehr lernen!


Tack so mycket!

 
Zuletzt bearbeitet:

Herr Schuster schrieb:
Ich bin wirklich mit meinem Latein/Deutsch am Ende und frage mich, wo genau seht ihr alle diese Fehler?
O je, ich möchte es wirklich grammatikalisch schön haben. Könntest Du mir da ein paar Hinweise geben? Ich möchte mehr lernen!

Wenn ich jetzt mal davon ausgehe, Herr Schuster, dass dein ganzes Geflenne von wegen „Sorry, Deutsch ist meine vierte Fremdsprache …“ und so der Wahrheit entspricht, deine Muttersprache also tatsächlich nicht Deutsch ist, will ich dir sagen, dass du echt keinen Grund zum Jammern hast. Sowohl das sprachliche als auch das orthografische und grammatikalische Niveau deiner Texte ist - verglichen mit dem, was ich hier von genuin deutschsprachigen Usern schon so alles lesen musste - wirklich bemerkenswert.
Klar sind Fehler drin, aber vorwiegend Fehler der Art, wie sie einem, der nicht mit der Sprache aufgewachsen ist, fast zwangsläufig unterlaufen müssen. (Das Deutsche ist nun mal scheißkompliziert.)


Also schauen wir mal:

Mißgeburt [Missgeburt]

zwischen den großen Schneeweihern.
Das ist kein Fehler, sofern du „Weiher“ im Sinne von "kleines Gewässer" meinst. Solltest du allerdings „Schneewehen“ im Sinne von "vom Wind aufgetürmtem Schnee" meinen, müsste es, nun ja, eben "Schneewehen" heißen.

Die Nägel waren einer guten Qualität, nicht billig
besser: von guter Qualität

ein unauffälliger Mann Mitte Sechzig [sechzig]

Und auf wild fremde [wildfremde] Männer stand mein Vater definitiv nicht.

außer den unzähliche [unzähligen] Kinderwagen

samt Munition, Kalaschnikows, Uniformen, des penetranten Wodkageruchs, der dicken Akte und der schweren Tür aus der Wohnung hinauskatapultiert.
Die Präposition samt verlangt den Dativ. (Wie du ihn bei allen anderen Begriffen der Aufzählung ja auch ganz richtig verwendest.)

Die Zeit ist für meine Mutter irgendwann Mitte des 20. Jahrhunderts stehen geblieben, als es noch die Rote Armee gab. Schade, dass das Telefonieren damals schon erfunden wurde [worden war (Vorvergangenheit)]

und von der Salve einer Nato-Drohe [Drohne] beim lebendigen [bei lebendigem] Leib in einem Gott verdammten [gottverdammten] Panzer gebraten

Und dann noch zur „Nachspeise“, [kein Komma] das Lieblingsthema meiner Mutter:

während seines Studium


Ich nehme an, er wollte einfach von Zuhause weg, weit weg von diesem beklopften [bekloppten?] Innenhof
zu Hause oder zuhause
(groß nur als Substantiv: das Zuhause)

man muss sparsam mit der Zeit der Anderen [anderen] umgehen
Auch das ist ein Fehler, den du selbst hier im Forum in nahezu jedem dritten Text lesen kannst. (Weil viele das Pronomen fälschlich für ein substantiviertes Adjektiv halten.)

„In wie fern?“

Ein Wort: Inwiefern

geniessen [genießen]

Na bitte, war ja halb so schlimm, oder? :D

Übrigens mag ich die Art, wie du schreibst, wirklich gern, Herr Schuster, (ja, ich verfolge dein Treiben hier mit echtem Interesse) und bin gespannt auf weitere Storys von dir.

offshore

 

Hallo Herr Schuster,

gibt es einen besonderen Grund, dass du mir auf meinen Kommentar nicht antwortest? Sind dir meine Fragen unangenehm?

Das könnte ich sogar verstehen, wenn du dies ohne Umschweife mitteilst. Das Forum lebt nun mal von der Neugierde seiner Mitglieder (und von der Anteilnahme).

Gruß
wieselmaus

 

Herr Schuster am 11.1. schrieb:
Ich bin wirklich mit meinem Latein/Deutsch am Ende und frage mich, wo genau seht ihr alle diese Fehler?
O je, ich möchte es wirklich grammatikalisch schön haben. Könntest Du mir da ein paar Hinweise geben? Ich möchte mehr lernen!

Im Grunde kann’s mir ja egal sein, Herr Schuster, wie du als Autor mit deinen Texten hier verfährst. Wenn du allerdings ausdrücklich um Korrekturen bittest, diese auch bekommst, sie dann aber geflissentlich ignorierst (nicht einmal den ins Auge springenden Fehler im Untertitel hast du verbessert), komme ich mir gelinde gesagt verarscht vor.
Und vermutlich auch andere Leser, die sich nach wie vor mit den vielen Fehlern im Text herumschlagen müssen.

 

Hallo Offshore,

Vielen Dank für Deine Nachricht!

Am liebsten möchte ich mir selbst den Hintern versohlen, nach so was! Ich kann mir leider schwer erklären, warum die Korrektur, die ich gleich nach deren Erhalt vorgenommen hatte, nicht gespeichert wurde.

Danke für Deine Erinnerung!
Deine Korrekturvorschläge fand ich sehr hilfsreich (sie sind für mich bitter nötig) und werde sie gleich noch einmal umsetzen.

mit beschämten Grüßen,
Herr Schuster

PS Sorry!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

 

Дорогой Bas,

Vielen Dank für deinen aufwendigen Kommentar und die Korrekturhinweise! Ich habe bereits mehrmals die Geschichte durchgelesen und kann vor lauten Bäumen den Wald nicht sehen.

Das mit meiner Fremdsprachigkeit ist mir ziemlich unangenehm. Das muss ich aber immer wieder betonen, damit meine Geschichten nicht gleich bei dem Korrektur-Center landen. Ich bin auf die Hilfe von Anderen angewiesen, und bei dem KC liest meine Geschichten keiner. Ich möchte aber trotzdem keinen Lob kriegen, von wegen "deine schreibe sehr beachtlich". Sondern mehr Kritik zum Aufbau: die Eindrück vom Lesen, störende Stellen etc.

Ich wünsche Dir einen guten Start in die Woche!

Viele Grüße,
Herr Schuster

 

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