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Thema, Motiv, Stoff

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Thema, Motiv, Stoff

Diese drei Felder voneinander abzugrenzen ist nicht einfach. Kein Wunder, dass es dabei zu Unstimmigkeiten innerhalb der Literaturwissenschaft kommt. Zu diesem kurzen Überblick habe ich mich an die Auslegungen von Horst Daemmrich und Elisabeth Frenzel orientiert und versucht, daraus für die Praxis des Schreibens einfache wie brauchbare Thesen zu entwickeln. (Daher möchte ich hier noch anmerken, dass mögliche Ungenauigkeiten und Unsinnigkeiten auf meine Kappe gehen und nicht den vorgenannten Autoren anzulasten sind.)


Thema:
Das Thema ist, für sich stehend, nicht erzählbar. Es ist eine grundlegende Idee, die in einer Geschichte vermittelt wird.
Beispiel: Nähme man das Böse zum Thema und wollte darüber erzählen, fehlten einem die Worte. Daher nimmt man ein (passendes) Motiv zur Hand: Den Bankraub oder einen Mord, die garstige Schwiegermutter oder gar den Teufel persönlich. Schon hat man Worte, über das Böse zu schreiben.

Es gibt auch Themen, die, mehr und konkreter als „das Böse“, auf den Figurenpool und den Handlungsablauf einwirken. Ein Beispiel dazu lautet „Ehebruch“. Dort gibt es schon einmal zwei unverzichtbare Charaktere. Zu einer epischen Geschichte über das Thema Ehebruch fehlt dennoch ein Motiv, das die Perspektive und die Umstände bestimmt.

Es gibt einige wenige Themen, die auch als Motiv (in einem anderen Thema) auftreten können. Ich bleibe gleich mal bei „Ehebruch“. Als Motiv kann er zum Beispiel in einem Bildungsroman als Hürde oder Prüfung des Hauptcharakters im Mittelpunkt stehen. Das Ziel reicht indes über das Ereignis (Ehebruch) hinaus.

Motiv:
Das Wort stammt aus dem lateinischen motus „Bewegung“. Ein Motiv bringt also (hier) Bewegung in ein Thema. Es macht das Thema erzählbar. Zu einem Thema lassen sich mehrere passende Motive finden.
Das Motiv strukturiert nicht nur den Handlungsablauf, es ermöglicht ihn erst, und es formt die Charaktere. Daher ist es eine kleinere stoffliche Einheit als das Thema.

Stoff:
Er beschreibt eine noch kleiner stoffliche Einheit, weil er noch enger gefasst ist als das Motiv.
Unter Stoffe der Literatur werden immer wiederkehrende Kombinationen von Themen und Motiven geführt. Doch der Stoff beinhaltet mehr als eine solche Kombination. Er zeigt bereits einen Handlungsablauf an.
Der Stoff ist aus sich heraus erzählbar.
Der literarische Stoff beschreibt nicht nur immer wiederkehrende Themen, sondern kann auch aus Überlieferungen oder aus alltäglichen Abläufen (Spiegelbild der Gesellschaft) entstehen. Der Zeitgeist kann die Ausarbeitung eines Stoffes verändern.

Als Beispiel für einen Stoff: Die Lebensgeschichte des Dr. Faust.
Der Stoff „Faust“ oder „Faustus“ wurde und wird immer wieder neu belebt. Vergleicht man die einzelnen Werke, geraten jeweils neue oder andere Aspekte in den Fokus.

So, was machen wir nun damit?
Für das Exposé bedeutet das, man trägt dort eine Kombination aus Thema und Motiv ein.
Oder man nennt den literarischen Stoff.
Oder man trägt alle drei Elemente ein.

Hilfreich sind dabei auch Listen mit ausführlichen Beschreibungen über einzelne Themen, Motive und Stoffe. Sie finden sich in der Fachliteratur oben genannter Autoren. Sehr zu empfehlen, aber auch recht teuer, kauft man sie neu. Es gibt jedoch einen gut bestückten Gebrauchtmarkt, da es gängige Literatur zum Studium ist.

Im Internet sind auch Listen zugänglich, doch leider meist sehr unvollständig (manche Beschreibungen fehlen), in einigen Fällen auch mit Fehlern behaftet. Hier Links, die ich gefunden habe (vielleicht kennt jemand bessere, der mag sich melden und uns an seinem Glück teilhaben lassen):

Themen der Literatur
Motive der Literatur
Stoffe der Literatur

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Zur Übersicht „Das Exposé“

 

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