Was ist neu

Wer liest gerade welches Buch?

Gerade beendet habe ich Der Junge und die Taube von Meir Shalev, das mich unglaublich in seiner Warmherzigkeit, seiner manchmal heiteren, manchmal traurigen Melancholie seinen liebevoll gezeichneten Figuren und seiner genauen und treffenden Sprache beeindruckt hat.
Es geht um zwei Schicksale, das, des Erzählers, Jair Mendelsohn, einem Touristenführer vornehmlich für Vogelkundler, dessen Kindheit, dessen erste Liebe, dessen Ehe und dessen Sehnsucht nach einem Zuhause - und das des Jungen der von allen Baby genannt wird, in einem Kibbuz bei Onkel und Tante aufwächst, der seine Liebe zu Brieftauben und einer jungen Taubenzüchterin entdeckt. Und es geht natürlich darum, wie diese Schicksale miteinander verwoben sind.
Das Buch kann ich jedem, der auf der Suche nach einem tollen Roman ist, nur sehr empfehlen.

Jetzt beginne ich mit Flieh, mein Freund! von Ralf Rothmann. Von Rothmann habe ich bisher Junges Licht und Ein Winter unter Hirschen gelesen, die mir beide gut gefallen haben.

 
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Mit dem ereignisreichen Ende des historischen Romans Jürg Jenatsch (1874/76/83, ursprünglich noch Georg Jenatsch betitelt) greif ich nun zur Novelle Der Heilige (1890) von Conrad Ferdinand Meyer – dem Schweizer Großmeister der historischen Novelle und Lyriker von Weltrang, den ich während der Arbeit am Gottfried Keller wiederaufgefunden habe (vgl. Leben, um von zu erzählen, dass kein Krieg um Troia sei hier auf kg.de unter Bücher & mehr/Rezensionen) . Den meisten von uns wird/werden bestenfalls die Verfilmung Gustav Adolfs Page oder vielleicht noch die Novelle/n Das Amulett und/oder Der Schuss von der Kanzel bekannt sein und dennoch lohnt es sich, den gesamten Meyer zu lesen, selbst wenn sein Stil zunächst hölzern und sperrig, gar „altbacken“ gegenüber dem des Zürcher Zeitgenossen erscheinen mag.

Mit dem Jürg Jenatsch schreibt Meyer regionale zur Weltgeschichte um, dass ich trotz aller Unterschiede manches Mal an den Wallenstein erinnert werde. Schauplätze des Romans sind das strategisch zentral gelegene und daher immer schon umstrittene Bündnerland und Oberitalien, die Handlung spielt in den 20-er und 30-er Jahren des 17. Jahrhunderts. Parallel zu den historisch-politischen Handlungs- verlaufen mehrere miteinander verknüpfte Schicksalsstränge.

Der (1596)* im Oberengadin geborene Jürg (Georg) Jenatsch ist evangelischer Pfarrer, der in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges hineingezogen wird durch den Veltliner Protestantenmord (1621) und sich im Freiheitskampf Bündens gegen die Großmächte Spanien-Österreich und Frankreich zum Machtpolitiker wandelt.
Zunächst Gegner der katholisch-spanischen Partei unter Pompejus Planta, unterstützt Jenatsch mit den reformierten Bündnern zunächst die Franzosen unterm vormaligen Heerführer der Hugenotten und jetzigen Marschall Henri (Heinrich im Roman) Herzog von Rohan. Dieser Allianz gelingt es, (1635) die Spanier aus Graubünden zu vertreiben. Als aber Frankreich den Bündnern Sold und Rückgabe des Veltlins verweigert, ein Längstal in Oberitalien, das mehr als 150 Jahre zuvor von den Bündnern erobert wurde, wird das Vertrauen zwischen den beiden Heerführern arg belastet. Jenatsch tritt auf die habsburgische (österreich-spanische) Seite und zum Katholizismus über. Mit dem neuen Zweckbündnis im Rücken zwingt er die Franzosen zum Abzug. Der Marschall verweigert sich dem Willen des schwachen Ludwig XIII. und des wahren Machthabers zu Paris – Richelieu, den jeder schon aus den Drei Musketieren Dumas’ oder einer der zahreichen Verfilmungen kennen sollte - und will Blutvergießen vermeiden, zieht (1637) kampflos ab, was ihm den Ruf des guten Herzogs einträgt, die Rückkehr nach Frankreich aber unmöglich macht, dass Rohan sich dem protestantischen Heerführer Bernhard von Weimar unterstellt, in dessen Diensten er ein Jahr später im Aargau fällt.
Unter der Drohung, das Bündnis mit Frankreich wieder aufleben zu lassen, gelingt endlich auch die Befreiung Graubündens vom Hause Habsburg. -
Dem entspricht im Wesentlichen die historische Überlieferung.

Meyer arbeitet hier trotz weitläufiger Epik als novellistische Dramatiker – Novelle als Schwester des Dramas begriffen, siehe Keller oder auch Storm. Als Lyriker beherrscht Meyer aber auch verdichtete Naturschilderungen.

Obwohl Jenatsch den Roman beherrscht, tritt er als Figur in höchstens einem Drittel des Romanes auf, was schon die Titel der drei Bücher andeuten: Wir sehen sein Schicksal überwiegend aus der Sicht anderer Zeitgenossen, die mit ihm auf besondere Weise verbunden sind. Folgen wir zunächst im ersten Buch der Reise des Herrn Waser, dem Jugendfreund und späteren Zürcher Bürgermeister, so beginnt die eigentliche Tragödie mit dem zweiten Buch: Lucretia.

Solang Jenatsch denken kann liebt er das einzige Kind des Pompejus Planta und die Liebe wird erwidert - bis Jenatsch sich am Mord des Führers der katholischen Partei beteiligt.
Niemand kann von nun an auch nur einer Person des Romanes bloße Sympathie entgegenbringen. Opferbereitschaft und Treue stehen Hinterhältigkeit und Verrat entgegen, die durch Machttrieb und Herrschsucht gesteuert werden. Lucretia steht in innerem Konflikt zwischen der Liebe ihrer Jugend und zum Vaterland und dem Hass gegen den Mörder ihres Vaters. Plötzlich vermeinen wir uns im finstersten Mittelalter zu finden. Wo’s keine Strafbehörde gibt, kann allein durch Rache eine üble Tat geheilt werden, denn die Tat schreit nach Vergeltung und man reagiert seit alters her mit Rechtsgrundsätzen wie z. B. Blutrache, um die Familienehre wiederherzustellen.
Lucretia will dem Zwang zwischen Familienehre und der Werbung des Jenatsch ausweichen, indem sie ins Kloster geht. Gleichwohl beteiligt sie sich auch am Bündner Freiheitskampf, indem sie zwischen Jenatsch und Habsburg vermittelt.

Einzig dem Guten Herzog – so das dritte Buch – bleibt die Sympathie bis zu seinem Tode erhalten.

Schillers idealisierendem Tell wird hier ein realistisches Zeitgemälde eines Nationalhelden entgegengestellt, und das alles, obwohl mit einer Ausnahme keine Gewalttat dieser nach Blut dürstenden Zeit gezeigt wird, was die hohe von der trivialen Litratur unterscheidet. Aber mit dem Tag des größten Triumphes Jenatsch’ – der vertraglichen Zusicherung der Graubündner Freiheit durch Habsburg – beginnt der showdown. Am (24. Januar 1639) wird Jenatsch – bevor er zum Tyrannen wird – während der Feierlichkeiten zum Vertragsabschluss, die mit den Maskeraden zu einem Fastnachtsfest verknüpft sind, erschlagen. Nicht aber durch gedungene Mörder wie beim Wallenstein (man vergleiche Faschingssonntag oder „Ich, Caesar“ hier unter Historik), sondern - Blutrache, was zur Freude unserer Horrorfreunde auch beschrieben wird.

* Die in Klammern gesetzten Jahreszahlen tauchen im Buch nicht auf.

 

Holterdipolter,

ich gestehe gern, dass ich häufiger mal ein Stephen-King-Buch einschiebe. Ich bin auch jederzeit bereit eine Lanze für den guten Herrn King zu brechen, aber was ihn beim Schreiben von PULS geritten hat, vermag ich echt nicht nachzuvollziehen.
Das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, er würde sich auf seinem Namen ausruhen. Idee, Nachvollziehbarkeit, roter Faden? - hey, ich heiße King und das bedeutet König.
Echt enttäuschend.

 

2666 von Roberto Bolaño zum zweiten Mal. Normalerweise lese ich keine Bücher zweimal, weils noch genug andere Werke gibt, die auf meiner Leseliste stehen. Aber hier lohnts sich. Ich erkenne unendlich viele Kleinigkeiten, die ich beim ersten Lesen einfach nicht wahrgenommen habe, was sicher auch an seinem Schachtelsatz-Stil liegt.
Ein über tausendseitiges Vermächtnis in fünf Büchern ohne den klassischen roten Faden. Thematisch durch zentrale Motive wie die Stadt Santa Teresa, in die es alle Protagonisten aus verschiedenen Gründen verschlägt, oder die Suche nach Archimboldi, einem verschollenen Schriftsteller, verbunden.
Santa Teresa hat das reale Ciudad Juarez zum Vorbild, Ort der größten unaufgeklärten (Frauen)mordserie des Planeten.
In dem Teil der Verbrechen (das dritte Buch) schildert er minutiös Tathergang, Zustand der Leichen und die erfolglose Suche nach dem Täter - dieses dreihundertseitige Textgebirge ist in nüchterner Protokollsprache verfasst. Gruselige Einblicke in eine Welt, die so ganz anders als unsere und erschreckend real ist.
In den anderen Büchern aber fließt seine Prosa mit hoher Geschwindigkeit, eine Vielzahl skuriller Gestalten und aberwitziger Geschichten werden mit atemlosen Strich skizziert und bilden ein beeindruckendes Gesamtwerk.

Christian Hansen war mit der Übersetzung aus dem Spanischen für den Übersetzerpreis der Leipziger Messe nominiert, den Ulrich Blumbach für die Übertragung von Unendlicher Spaß gewann.

 

Die besten Bücher die ich diesen Monat gelesen habe, waren

A.L. Kennedy "Alles was du brauchst"
-die ist sprachlich einfach umwerfend und ihre Figuren sind spannend und leicht verrückt ohne gleich zu nerven. Das ist die seltene Mischung aus liebevoller Behandlung und schwierigen eigentlich vielleicht sogar unsymphatischen Figuren.

Alice Munro (... ist die beste Erzählerin, die ich je gelesen hab) "Himmel und Hölle)
-das ist ein Kurzgeschichtenband, der einen nicht mehr loslässt. Sprachlich, stilistisch und inhaltlich einfach brilliant. Deswegen hat sie wohl auch den Nobelpreis bekommen. Es geht immer um Frauen, aber darin stecken neben der Liebe noch so viele andere Hinweise, dass man staunt, wie sie dabei mit den paar Sätzen auskommt.
Sowas würde ich auch gern mal können.

 

Alice Munro (....)
Deswegen hat sie wohl auch den Nobelpreis bekommen.

Entschuldige, liebe Simone,

nix gegen Frau Munro, aber welchen Preis hat sie wann und wo gewonnen? Kann aber passieren ...

Gruß

Friedel

 
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ups, da hab ich wohl ne falsche Information gekriegt. Liegt wohl daran, dass sie von ihren Lesern dort erwartet wurde:

Alice Munro

„Das Beste in idealer Richtung“ soll der Literaturnobelpreis krönen, so steht es in Alfred Nobels Testament, und letztlich kann ich so wenig damit anfangen wie die Stockholmer Jury auch. Keine Ahnung, ob Thomas Mann je „das Beste in idealer Richtung“ geschrieben hat – 1929, als er den Preis endlich bekam, wahrscheinlich nicht. Ich wünsche den Literaturnobelpreis dennoch der kanadischen Schriftstellerin Alice Munro, die die derzeit vielleicht „besten“ Erzählungen schreibt und deren Thema wieder und wieder und noch einmal die Menschen sind, diese widersprüchlichen, unvergleichlichen Wesen. Das Wagnis, mit ihnen Bekanntschaft zu machen, scheint mir in Munros Fall Idealismus genug. Wieland Freund

Da kann ich mich nur anschließen!!!

hat hier eigentlich schon mal irgendwer "unendlicher spaß" von David Foster Wallace gelesen?

 

Das Buch die Wolke ist auch nicht schlecht.

Darum geht es um tschernobyl.

Es ist zwar sehr traurig aber auch sehr lehreich.

 

Die Bibel. Das ist viel lustiger als der Koran. Und alter Falter, ich glaub in keinem anderen Buch wird so oft geklaut, gemordet, gefickt bzw. geinzest. Heilige Scheiße. :D

 

@JoBlack: Du sollst nicht fluchen!

Ich habe jetzt Oswald Levett: Papilio Mariposa vorgenommen. Bin gerade über die ersten Seiten hinaus.

Kennt jemand das Buch, kennt jemand den Autoren?

 

Moustafa Bayoumi - How Does It Feel to Be a Problem.
Der Autor hat sieben junge Arab Americans, die in Brooklyn leben, dort zur Schule gehen, studieren, arbeiten usw. nach ihren Erfahrungen in der post 9/11 Ära gefragt und begleitet. Es sind quasi Kurzbiographien, die viel Aufschluss über den neuen amerikanischen Sündenbock geben, wie rassistisch die Gesellschaft wird, wenn es um die "Gefährdung" der Sicherheit geht. Z.B. wird eine Frau mit Kopftuch und Baby im Arm, das unter einer Decke schläft, aufgefordert, ihr Baby zu zeigen, weil ein Paar befürchtet, sie würde eine Bombe unter der Decke verstecken.

Im Vorwort wird über einen arabischen Feuerwehrmann berichtet. Ab da wusste ich, mich erwarten da krasse Sachen im Buch. Es klingt wie in einem schlechten Film:

Another is the Palestinian-American firefighter who wanted to climb the fire department's ladder of promotion. The study material he needed for his exam is expensive, so he purchased a cheaper copy from an outside vendor. Instead of finding the book in the mail, however, he received a visit to his home. Two investigators from the Joint Terrorism Task Force wanted to know why a man with an Arab name was interested in a book about fires. ("You didn't check to see if I'm a firefighter?" he asked them in frustration.)

Also stellenweise echt frustrierend, aber auch witzig. Es ist jetzt nicht so, dass sie nicht mehr dort leben wollen, die fühlen sich Amerikanisch, sie wissen, dass sie eigentlich in dieser Tradition der neuen Migranten stehen und dass sie den meisten Rassismus und die meiste Diskriminierung abbekommen - aber das geht vorbei, sobald eine neue ethnische Gruppe da übersiedelt. Klingt hart, aber das ist leider die amerikanische Geschichte.

Eine Szene fand ich da sehr witzig und treffend, eine Gruppe junger Männer (arabischer Hintergrund, sitzen im Auto und quatschen, sie kommen aus Familien, die ihren Unterhalt durch Lebensmittelläden bestreiten. )

"There's that new Arab store," he says to a car full of shopkeeper sons. "Which one?" asks Thayer. Everyone stops talking and twists his head around, looking out the window.
"Target*," says Akram.
And a moment later everyone is howling with laughter."

Ich hör jetzt auch auf, Werbung dafür zu machen. Ich fands halt sehr gut und möchte es jedem empfehlen, der sich für das Thema interessiert. Es ist jetzt keins dieser Literaturbücher, die hier sonst empfohlen werden. Es liest sich aber auch gar nicht so sachbuch-artig und ist auch überhaupt nicht faktenlastig - es ist einfach, flüssig und unterhaltsam geschrieben. Nur 270 Seiten lang, man hats in ein paar Tagen durch.


Viel Spaß beim Lesen. :)

*Dazu muss man noch wissen, dass "Target" so wie das deutsche "real" ist. Also so eine Supermarktkette, wo alles Mögliche verkauft wird

 
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Ich habe jetzt Marquez "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" beendet - es war ... okay. Ich hatte davor zum zweiten Mal 100 Jahre Einsamkeit gelesen und dieses Buch ist pure Grandiosität und ich glaub Ranicki war es der meinte, dass man ein gutes Buch durch die Übersetzung nicht kaputt machen kann. Und ich denke, das trifft auf 100 Jahre zu - aber bei der Cholera bin ich mir da nicht sicher.
Also was genau hat mich an diesem Buch enttäuscht? Hätte es mich auch enttäuscht, wenn ich 100 Jahre Einsamkeit nicht gekannt hätte und unbefangen an das Werk von Marquez gegangen wäre, ohne diese riesigen Erwartungen, weil ich mich teilweise gezwungen habe, zu vergessen, dass es sich hierbei um denselben Autor handelt. Und ich jammere hier auf höchstem Niveau, auf Marquez-Niveau, wenn ich also schreibe enttäuscht, dann meine ich hier nicht so etwas wie Krachts Faserland - was ein absoluter Flop war - sondern ich meine, dieses nörgelige enttäuscht sein, weil man sich zuuu viel versprochen hat, weil man zuvor 100 Jahre Einsamkeit gelesen hat. So, bevor ich weiter so rum laber ...

Marquez erzählt nicht linear, das ist klar, er schreibt sehr assoziativ, es muss ein Stichwort fallen und schon befindet man sich entweder in einer Rückblende oder bei einer völlig anderen Person, in einem anderem Dorf oder Land - konzentriertes Lesen ist also ein Muss. Was vielleicht bei 100 Jahre Einsamkeit noch n cooler Effekt war, weil die Form natürlich den Inhalt so unterstrichen hat, habe ich hier einfach nicht den Sinn darin gesehen, warum er so sprunghaft erzählt.

Es ist eine Liebesgeschichte, aber Marquez hat trotzdem darauf geschissen, ob man nun seine Protagonisten mag oder nicht. Ich fand sie nicht sympathisch, ich konnte ihr Leid nicht nachvollziehen, ich fand sie zuweilen dumm, wie sie handelten - da hatte er mich schon verloren.
Ich fand den Protagonistin, Florentino, als Figur insofern interessant, da ich diese Art von Figur noch in keinem anderen Buch gelesen habe. Er war auf seine kurios-geheimnistuerische, einsame Art ja ganz nett, aber meine Sympathien hatte er nicht.
Ich habe mich ja selbst beim Lesen beobachtet, weil ich immer dachte, ach, ich muss die Figuren nicht sympathisch finden, um ihnen folgen zu können. Das stimmt schon, aber ich fands auch nicht sonderlich spannend und musste mich teilweise zum Lesen zwingen.


Ab und zu - vor allem, wenn es um die gesellschaftlichen Konventionen und Restriktionen ging, wurde das Buch interessant, aber auch die Hurerei*** vom Protagonisten fand ich spannend und wie er litt, als er glaubte, sein Versprechen gegenüber der Protagonistin gebrochen zu haben, weil er mit einer anderen Frau geschlafen hat (dabei war sie schon längst mehr oder weniger glücklich verheiratet) - aber dann diese Sex-Szenen - auuua! Wie kann man bitte einen Penis ein "schlafendes Tier" nennen. Die Sprache war absurd, unfreiwillig komisch und alles andere als erotisch. Wollte sich Marquez darüber lustig machen? Ich weiß es nicht. Wenn es um Beschreibungen von Personen, von Ortschaften und Ereignissen geht, dann mag ich seine üppige Sprache, diese bildreiche, detaillierte Sprache - aber von Sex hätte er lieber die Finger lassen sollen.

Und obwohl es 500 Seiten waren, hatte ich nicht das Gefühl eine Figur richtig zu kennen, man bekommt natürlich keine Entwicklung mit, das wird durch diese unlineare Erzählweise sehr erschwert - das habe ich ja auch bei 100 Jahre gemerkt.

Es gibt hier auch keinen magischen Realismus, was ja Marquez Stärke ist. Vielleicht die 50 Jahre anhaltende Liebe. ;)

Das Ende, so die letzten 100 Seiten fand ich dann wirklich sehr gelungen, mochte ich. Da sind wir nah an den Figuren dran, begleiten sie überall hin, das Setting ist klar, man befindet sich auf einer Zeitebene und der hässliche Titel ergibt Sinn und die Cholera ist dann nur ein Symbol.

Vielleicht lese ich das Buch in zwei, drei Jahren wieder und denke etwas anders darüber, aber JETZT hat es mich nicht umgehauen und dabei habe ich mir das sosehr gewünscht. :D

Ich lese jetzt Tschick von Herrndorf. Hab schon reingelesen, ist komplett anders, mal sehen.

*** ich vergaß, Männer huren nicht rum, sie haben Abenteuer sexueller Art.

 

Höre gerade das Hörbuch "Quest" von Andreas Eschbach. 70% sind durch, bisher gefällt es mir ganz gut. Ich hoffe nur, dass mich das Ende nicht enttäuscht.

 

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