Für alle, die sich nicht entscheiden können
Habe endlich alle Beiträge gelesen und jetzt auch abgestimmt. Wie ich dabei vorgegangen bin, wird sich ... hm, wahrscheinlich kein Schwein ... fragen. Das will ich ihm gerne sagen, vielleicht wird's mir das gleich tun oder für sich abwandeln oder befinden, dass es das doch anders macht.
Einer bestimmten Geschichte gebe ich auf jeden Fall eine Stimme, also stehen noch 12 möglichen Kandidaten – der Rest hat mir weniger gefallen und kommt daher nicht in die engere Wahl – zwei Plätzen gegenüber. Wie kann ich nun zehn aussieben, ohne mir zu viele Gedanken zu machen? Gedanken, tiefer gehende Analysen sind hier nicht zweckdienlich. Alle zwölf haben ein hohes handwerkliches Niveau, würde ich also anfangen, Korinthen zu zählen, käme heraus: der eigene Geschmack unter dem Deckmäntelchen objektiver Rationalität. Da kann ich auch gleich meinem Bauchgefühl folgen.
Ich frage also meinen Bauch: "Ey, mir gefallen zwölf. Welche beiden gefallen mir am meisten?"
Bauch sagt: "12."
Ich so: "Manno, sach dommal!"
Bauch: "12 ist eine 1 und eine 2. Sei faul und wähle also die erste und die zweite Geschichte aus deiner Liste. Willkür lässt hier eh jeder walten, wenn man nicht weiter weiß."
"Ganz tolle Idee, ich habe die Liste alphabetisch nach dem Titel sortiert."
"Ich bin auch nicht da, um Ideen zu haben. Ideen werden ein paar Etagen höher gezimmert."
"Gut, da ich von dir keine Antwort bekomme, werde ich halt den Computer benutzen."
Der Computer wird zwar unser aller Schicksal besiegeln, woraus sich meine ambivalente Haltung zu dem ganzen aktuell herrschenden Digitalismus ergibt (s.a. Welzer, H.: Die Smarte Diktatur, 2016, oder so einige Bücher von Carr, Nicolas. – bewusst ohne Amazon-Link). Aber er kann nun (Pseudo-)Zufall, genau was ich brauche.
Für Linux/Unix-Nutzer wie mich ist das mit einem Kommando erledigt, das sich wie Lego aus anderen Kommandos aufbaut. Klevere Benutzer anderer Systeme mögen vielleicht ihren Weg posten. Wer Würfel hat, braucht gar keinen Computer, kann die zwölf oder wie vielen besseren Geschichten auch immer so viele Augenzahlen sammeln lassen, bis die beiden Titel mit den meisten Augenzahlen feststehen. Ein Kommando hat aber einen entscheidenen Vorteil, der im Folgenden klar wird. Wer natürlich schon bei "Kommando" panisch Luft zieht, kann gern auch die Loszettellösung von bernadette (z.B.) vorziehen.
Das Kommando heißt (am Ende des Postings erklär ichs genau, wen auch immer es interessieren mag):
sort -R gute-beiträge.txt | head -n 2
Dieses Kommando führe ich aus. Es spuckt mir also zwei zufällige Titel aus, die ich in einer Datei namens gute-beiträge.txt aufgelistet habe. Ich frage nun wieder meinen Bauch:
"Gefällt mir jetzt Geschichte X oder Y besser?"
"Beide."
"X oder Y?", insistiere ich.
"Keine Ahnung, wiederhole halt das Kommando, vielleicht kann ich die Einträge in Vergleich zu anderen besser beurteilen."
Keine Frage, manchmal hat mein Bauch tatsächlich Ideen, und gute sogar. Ich wiederhole das Kommando, und in der Tat bekomme ich jetzt zwei Titel, die mir impulsiv unterschiedlich gefallen. Denjenigen, der mir im Vergleich weniger gut gefällt, lösche ich aus der Liste. Dann stoße ich das Kommando erneut an, und so weiter, bis meine Liste schließlich nur noch drei Einträge umfasst. Es ist noch einer zu viel, ich habe ja nur zwei Beiträge zu nominieren neben dem, der schon feststeht. Ich lösche den, der mir von den dreienam wenigsten gefällt und habe am Ende also insgesamt drei Beiträge, denen ich meine Stimme gebe.
Hier habe ich mir nicht von einer Automatik die Entscheidung abnehmen lassen, sondern habe mit ihrer Hilfe erst erkannt, welche beiden Titel von meinem Bauch am meisten Zuspruch bekommen haben. Bei mehr als zwei, drei Auswahlmöglichkeiten steht der Bauch auf seinem eigenen Schlauch, wenn man so will, man muss hier also iterativ nach dem Ausschlussprinzip vorgehen.
Viele Grüße
-- floritiv
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Was bedeutet "sort -R gute-beiträge.txt | head -n 2" genau? sort mit der Angabe -R gibt die Zeilen in der Datei gute-beiträge.txt in zufälliger Reihenfolge aus. Der senkrechte Strich ist eine spezielle Kommandotermination, die anzeigt, dass die Ausgabe des einen Kommandos als Eingabe an das nachstehende verfüttert werden soll. Hier geht also die Ausgabe von sort an head, das die ersten zehn, d.h. aufgrund der Angabe von "-n 2" die ersten zwei Zeilen des Eingabedatenstroms ausgibt.