Was ist neu

Copywrite Angel

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02.01.2011
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Angel

Ich besuche Oliver Rahke in einem der neu gebauten Wohnhauskomplexe in Essen-Süd. Unten am Eingangstor tasten mich schwarz gekleidete, asiatische Männer einer chinesischen Sicherheitsfirma ab.
Im neunzehnten Stockwerk wartet ein rüstiger Rentner im Jogginganzug vor seiner Wohnungstür auf mich. Er reicht mir die Hand.
»Wollen Sie was trinken?«, fragt Oliver Rahke, als er mich zum Sofa dirigiert. »Kaffee? Tee? Long Jing?«
»Tee«, sage ich. Ich sehe mich im Wohnzimmer um: Ein alter, kleiner Flatscreen von Huawei, ansonsten kaum Technik: Klapptisch, Sessel, Stühle. Billigbau; aber immerhin ein Dach über dem Kopf.
»Ich war erstaunt, dass Sie angerufen haben«, ruft Oliver Rahke aus der Küche. Er kommt mit zwei dampfenden Tassen und stellt sie vor mir auf den Tisch. »Für wen schreiben Sie?«, fragt er.
»Hongkong Daily«, sage ich.
»Ah«, sagt er, nickt, fährt sich mit dem Finger unter die Nase und blickt auf den Boden. »Chinesen.« Wir schweigen einen Augenblick. »Wie sind Sie auf meine Frau gekommen? Ich meine, bei all dem Zeug, das gerade passiert. Da gibt es doch genug zu berichten«, sagt Oliver Rahke.
»Mein Vater war in der BRD Polizist in Fulda«, sage ich und nippe am Kräutertee. »Ein bisschen später als Ihre Frau. Aber die Geschichte ging noch herum«, sage ich. Ich stelle die Tasse ab. »Ihre Geschichte ist interessant, weil viele Dinge ineinander verwoben sind: Flüchtlingskrise, Aufstieg der Rechten, Islamische Expansion. Schuld, Aggression.«
Oliver Rahke blickt durch den Raum, fährt sich mit der Hand über die Wange. Einen Moment ist da etwas in seinem Blick; die Art von Traurigkeit, wie ich sie oft in den Augen der Menschen sehe. Vielleicht kann man nur so blicken, wenn man dem Tod begegnet ist; bin ich zu weit gegangen?
»Ich danke Ihnen für Ihr Interesse«, sagt Oliver Rahke schließlich, nickt und blickt noch immer starr vor sich hin. Er schweigt einen Moment.
»Ich würde mich freuen, Emmas Geschichte zu hören«, sage ich und nippe again am Tee. Aus dem Fenster sehe ich eine Post-Drohne vorbeifliegen.
»Wenn Sie möchten«, sagt Oliver Rahke.
Ich lege mein Phone auf den Couchtisch. »Phone, starte Recording. Es ist der 24. Juli 2072. Bitte, Herr Rahke«, sage ich und nicke Oliver an. »Erzählen Sie die Geschichte Ihrer Frau.«
»Was passiert ist, wissen Sie ja«, sagt Oliver Rahke. »Sie wissen, dass sie diesen Jungen erschossen hat. Jamal.«
Oliver senkt den Kopf, legt sein Gesicht einen Moment in seine Hände. Er weint. Still und ohne sich zu bewegen; nur seine Atmung ist tiefer, lauter. Als er wieder aufblickt, sieht er mich an. »Entschuldigen Sie«, sagt er. »Ich habe Emma noch nicht gekannt, als sie den Flüchtling erschossen hat. Sie war vielleicht 26, er 19. Sie trainierte damals schon bei mir. Ich hatte ein kleines Kickbox-Studio. Ich war 43. Tagsüber habe ich als Personenschützer gearbeitet, und abends Alte und Junge im Kickbox-Studio trainiert.
Ich glaube, Emma ist mir davor schon aufgefallen, durch ihr Aussehen; klein, blond, ein Teufel, wissen Sie. Aber richtig bewusst geworden ist sie mir erst nach dem Schuss. Es war ja überall in den Medien: Polizist erschießt Flüchtling. Wegen ein paar Brötchen – bei uns in Fulda! Die BRD war, was den Gebrauch von Schusswaffen anging, äußerst pazifistisch.«
Oliver Rahke schnieft, dann setzt er sich mit geradem Rücken auf und sieht mir mit seinem blauen, stählernen Blick direkt in die Augen.
»Sie hatte schon ein halbes Jahr vor dem Schuss ein, zwei kleinere Turnier-Kämpfe im Namen meines Studios absolviert. Nach dem Schuss war sie ein paar Monate vom Dienst freigestellt, wegen der vorschriftsmäßigen staatsanwaltlichen Untersuchung, bei Gebrauch der Schusswaffe. Der Fall war damals überall in den Medien, und Emma war fast jeden Tag bei mir im Studio. Und sie wollte kämpfen. Sie war eine verdammt harte Kickboxerin. Hat mit einem einzigen Front-Kick die Nase von so einer Rumänin dauerhaft kaputt gemacht. Der Kampf wurde nach fünfzehn Sekunden vom Referee abgebrochen.
Damals gingen die Bilder von Jamals Schwester, seiner Verlobten und seiner Mutter um die Welt. Der Fall war ja etwas heikel; wurde nie ganz geklärt, ob die Schüsse in die Brust nun gerechtfertigt waren oder nicht. Jedenfalls haben Jamals Schwester, seine Verlobte und seine Mutter sich an die Medien gewandt. Ihr Video lief in den Nachrichten rauf und runter. Seine verhüllte, weinende Mutter, daneben die Verlobte mit dem Gesicht in den Händen. Sie wollten mit dem Polizisten sprechen, der Jamal erschossen hat. Wegen einem Brötchen! Aber dass Jamal selbst nach der Waffe gegriffen hat ... na ja. Aber hätte es sein müssen? Wer weiß. Das war die BRD. Ich weiß noch, wie Emma das aufgeregt hat. Wie sie mir auf eine unserer Fahrten zu einem Turnierkampf so wütend vorkam. Sie wollte zurück in den Dienst. Was hätte sie auch tun sollen? Er hat nach der Waffe gegriffen! Er hat ihren Kollegen angegriffen! Und das alles wegen einem Brötchen? Wer versteht das schon? Was war das schon für ein Mensch?
Außer ein paar Eingeweihten wusste niemand da draußen, dass Emma die Schützin war. Nein, Emma wollte Jamals Angehörige nicht treffen. Wieso auch? Sie hatte nur nach Vorschrift gehandelt. Sie hatte ihn verwarnt, und als er nach der Waffe griff und sie anheben wollte, schoss Emma. Sie war sich damals, als ich mit ihr zu Turnierkämpfen fuhr, sicher, dass sie freigesprochen werden würde. Es war nur eine Frage der Zeit.«
»Erzählen Sie mir, was dann passiert ist.«
»Ich weiß nicht mehr, wann sie damit anfing, diese Livestreams auf Youtube zu halten. Ich glaube, es muss in dieser Zeit gewesen sein: suspendiert, zuhause, überall im Fernsehen die Aufrufe von Jamals Mutter und Verlobten. Zu diesem Zeitpunkt gingen wir schon miteinander aus, waren aber kein Paar. Ich habe erst viel später von ihren Livestreams erfahren.
Auf Youtube nannte sie sich Angel. Auf ihrem Profilbild sah man ihre blonde Mähne, eine tief ins Gesicht gezogene Cap verdeckte ihr Gesicht. Damals erfuhr die Neue Rechte ihren ersten, großen Aufschwung. Angel war schnell unter rechten Videobloggern bekannt. Jeden Abend hörten ihr tausende Follower zu, wenn sie im Livestream über Missstände in der Polizei, über Ausländerkriminalität und muslimische Männer sprach. Aber niemand, der Angel followte, wusste, dass sie die Todesschützin von Jamal war. Niemand wusste überhaupt, wer sie war.
Emma kam ein paar Monate später zurück in den Polizeidienst; der Staatsanwalt hatte die Ermittlungen gegen sie eingestellt. Etwa zu dieser Zeit wurden Emma und ich ein Paar. Sie war fünfzehn Jahre jünger als ich, und ich war ihr Kickbox-Trainer. Ich dachte, wir seien auf dem Weg der Besserung. Wir fuhren noch gelegentlich am Wochenende auf Turniere, aber Emma – zurück im Dienst – wurde ruhiger, entspannter. Von den Livestreams auf Youtube, die sie auch damals noch abhielt, wusste ich weiterhin nichts.
Es vergingen vielleicht ein paar Monate, bis Emma ihren ersten Anfall auf der Arbeit bekam. Sie war vor einem Fußballstadion in einer Polizeikette umgekippt. Ihre Kollegen meinten, sie hätte am ganzen Körper gezittert. Die Ärzte dachten, sie hätte einen leichten Herzinfarkt. Ein paar Tage später ging Emma wieder zum Dienst. Es dauerte keinen Monat, da brach sie wieder zusammen, während einer Routine-Streife. Sie bekam keine Luft, zitterte und übergab sich. Im Kopf stand sie ganz neben sich, war kaum ansprechbar. Panikattacken, wissen Sie.«
»Panikattacken«, sage ich und nicke.
»Die BRD war eine doch sehr andere Gesellschaft«, sagt Oliver Rahke. »Ich weiß nicht, ob Sie nachvollziehen können, wie wir damals gedacht haben, an was wir glaubten. Wie alt sind Sie?«
»Vierunddreißig«, sage ich.
»Wenn Sie die Werte und Entscheidungen der Menschen in der BRD verstehen wollen, müssen Sie verstehen, dass keine historische Gesellschaft zum Zeitpunkt ihrer Existenz davon weiß, was ihr bevorsteht.«
»Ich werde in den Artikel eine kleine Übersicht über die damalige Gesellschaft einflechten«, sage ich.
»Gut«, sagt Oliver Rahke und nickt.
»Wie ging es dann weiter?«
Oliver Rahke atmet einen Moment. Er ist ein bulliger, hoch gewachsener, alter Mann; die Arme stützt er auf seinen Knien ab, die Hände gefaltet. Er blickt an mir vorbei, in die Ecke des Raumes.
»Schwierige Zeiten«, sagt er. »Emmas Anfälle häuften sich. Alle paar Wochen hatte sie Zitter- und Kotzanfälle während des Dienstes. Sie hasste das. Sie war sich sicher, dass es etwas Organisches wäre; dass sie eine Allergie oder Herzinsuffizienz hätte. Aber bei den Ärzten kam nichts raus.
Die Führungsriege beurlaubte Emma und verordnete ihr Psychotherapie und eine Kur. Ich weiß nicht, was Emma dort gesprochen hat; ich weiß nur noch, wie aggressiv sie immer zu den Therapiesitzugen ging und dass sie die Kur frühzeitig abbrach, weil sie während den Gruppensitzungen »unkooperatives Verhalten« gezeigt hätte. Psychologen nannte sie immer lachend »Pussys«. Emma war sich sicher, dass ihr nichts fehlte, dass sie an einer Allergie oder einer nicht erkannten Muskelschwäche litt, die ihr die Übelkeit und das Zittern zufügte.
Ich glaube, es war zu dieser Zeit, dass ich von ihrem Youtube-Kanal erfuhr. Ich muss Ihnen sagen, ich war damals in politischer Hinsicht in Emmas Richtung geneigt. Ich war seit jeher politisch neutral, doch seit 2015 fühlte ich mich als politisch rechts. Was mich an Angels Livestreams schockierte, war die Tatsache, dass meine Freundin seit über einem Jahr mehrmals die Woche zu über Hunderttausend Followern im Netz sprach; mit ihrer scharfen, angriffslustigen, schroffen und frechen Art. Ich kann mich nicht mehr an die genauen Inhalte ihrer Videos erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich mir sicher war, sie würde suspendiert, wenn die Polizeidirektion von ihrer Aktivität erfahren würde.
Sie war so wütend in dieser Zeit. Sie wollte unbedingt arbeiten, sie brauchte eine Aufgabe. Aber die Polizeidirektion ließ sie nicht. Zuhause oder außerhalb des Dienstes überfielen sie nur selten ihre Panikattacken.
Seltsam, dass wir genau in dieser Zeit ein Kind bekamen. Unser erster Sohn. Emma hatte zu diesem Zeitpunkt fast eine Viertel Millionen Subscriber auf Youtube. Sie überlegte, ihre Identität offenzulegen. Sie wollte sich unbedingt mit anderen rechten Aktivisten vernetzen und treffen. Emma war sich sicher, wir stehen vor einer irreparablen Schädigung unseres Landes. Sie war sich sicher, wenn der Westen jetzt keine Remigration an Muslimen durchführen würde, würde unsere Freiheit und unsere Kultur Schritt für Schritt verschwinden.

Emma wurde nach mehreren gerichtlichen Instanzen für dienstuntauglich erklärt. Sie bekam eine kleine Rente. Sie war damals noch keine 30. Sie wollte sich auf das Kind und ihren Youtube-Kanal konzentrieren. Sie veröffentlichte mehrere Videos pro Tag. Ich glaube, sie hatte schon ein oder zwei ernsthafte Prozesse gegen sich laufen, wegen Volksverhetzung. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie nicht mehr zu erkennen. Einmal schlug sie sich am hellichten Tag mit einer Spanierin vor einem Supermarkt; Emma brach der Frau das Jochbein, weil die Spanierin sich in der Schlange an der Kasse vorgedrängelt und nicht entschuldigt hatte.
Ich leitete damals weiterhin meine kleine Sicherheitsfirma, arbeitete als Personenschützer und trainierte im Kickbox-Bereich. An den Wochenenden fuhren wir manchmal mit dem Baby auf Demonstrationen von Pegida oder städtischen Ablegern von Pegida; aber aus irgendeinem Grund spürte ich schon damals, dass ich geistig nicht dorthin gehörte; ich meine, mit der Massenmigration und der politischen Situation war auch ich unzufrieden, aber dennoch hatte ich seit jeher berufs- und sportbedingt mit den verschiedensten Menschen zu tun und wusste, dass das, was auf diesen Veranstaltungen propagiert wurde, nur die halbe Wahrheit war.

In dieser Zeit wurde Emma erneut schwanger und bekam unser zweites Kind. Einen weiteren Sohn. Ich erzähle das, weil es durchaus relevant für meine Erzählung sein wird.«
»I know«, sage ich; ich merke, wie angespannt und gerade ich auf dem Sofa sitze. »Zjìchù«, sage ich. [Anm. d. A.: Aus dem Chin., dt. Fahren Sie fort.]
»Die ganze Schwangerschaft hindurch versuchten Emma und ich, auf juristischem Weg erneut gegen ihre Ausweisung aus dem Polizeidienst vorzugehen. Die Details hierfür sind nicht von Bedeutung. Grob gesagt waren ihre Panikattacken weder eine messbare medizinische Einschränkung, noch war abzusehen, ob sich ihre gesundheitliche Lage nicht nach ein oder zwei Jahren wieder normalisieren würde.
Jedenfalls war es im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft, als Emma nach einem Gerichtstermin über Lichtblitze in ihrem Blickfeld klagte. Natürlich dachten wir, es hätte mit einer ihrer bevorstehenden Anfälle zu tun; aber das war es nicht. Nach ein paar Tagen erhielt sie in der Notaufnahme die Diagnose Netzhautauflösung; ein Augenspezialist prognostizierte ihr, dass sie innerhalb eines Jahres ihr komplettes Sehlicht verlieren würde. Das war ein sehr harter Schlag für sie. Ich glaube, ich habe Emma selten in so einem Zustand gesehen, wie in jenem bei ihrer Diagnose. Sie wusste, dass sie ihre Kinder nie würde aufwachsen sehen. Sie war damals 32.«
Oliver Rahke und ich sitzen einen langen Moment schweigend im Wohnzimmer. Schließlich steht Oliver Rahke auf, läuft in die Küche und kommt mit zwei kleinen Flaschen Bier zurück. Er reicht mir die eine Flasche, setzt sich zurück in den Sessel und nimmt ein paar tiefe Schlucke. »Entschuldigen Sie«, sagt Oliver Rahke. »Ich bin nicht mehr der Jüngste.«
»Machen Sie sich keinen Kopf«, sage ich. Meine Hände sind schweißnass. Ich nippe am Bier. »Wenn Sie möchten, zjìchù«, sage ich.
»Ja«, sagt Oliver Rahke. »Die folgenden Jahre lassen sich wie folgt zusammenfassen: Emma gebar unser Kind. Wir bereiteten uns auf ihre Blindheit vor; wir stellten eine Haushaltskraft ein, nahmen ein paar kleine Umbauten an der Wohnung vor; Emma besuchte eine Fachklinik für Blinde, in der sie lernte, ihren Alltag ohne ihre Sehkraft zu meistern. Sie war eine unglaublich starke Frau. Aber ihre Blindheit war etwas, gegen das sie nicht ankämpfen konnte. Je mehr sich die Dunkelheit um sie legte, desto ruhiger wurde Emma. Sie nahm ein paar Kilo zu, weswegen sich auch ihre Optik veränderte. Sie verbrachte viel Zeit mit den Kindern in der Wohnung. Ihre Livestreams wurden seltener. Dadurch, dass in den Videos immer ihr Gesicht verdeckt gewesen war, bemerkten die Zuschauer keine Veränderung an Angel. Ihre Aggressionen legten sich auf die Art, dass ich mir Sorgen machte. Sie nahm öfters an Livestreams mit anderen Youtubern teil. Und obwohl sich die politische Lage in jener Zeit durch die wirtschaftliche Krise zuspitzte, schien Emma das Interesse zu verlieren. Der Verlust ihres Augenlichts – wohl eine späte Folge zweier Augenverletzungen während eines Turnierkampfes – veränderten meine Frau. Verzeihen Sie mir die Küchenpsychologie, aber ich hatte das Gefühl, dass die Aggression, die Emma in all den Jahren nach außen getragen hatte, sich jetzt nach innen legte. Sie litt vermehrt an schweren Depressionen; manchmal lag sie tagelang stumm im Bett. Manchmal sagte sie, da sei nichts mehr, das sie fühlen könne. Und dann gab es Tage, an denen sie von cholerischen Wutanfällen gepackt wurde; da schrie sie die Haushälterin und die Kinder zusammen.
Emma verbrachte phasenweise Monate in psychosomatischen Kliniken. Es war nicht mehr die Frau, die ich geheiratet hatte. So vergingen sieben oder acht Jahre.«
»Und dann passierte das, was Ihr Leben noch einmal verändern sollte.«
»Unser jüngster Sohn wurde erstochen. Er war gerade 13 Jahre alt. Emma war 44, ich 59. Shaun war mit einem Freund und ihren Fahrrädern draußen unterwegs. Sie saßen in einer Bushaltestelle und unterhielt sich wohl. Ein Junge kam daher, er war erst elf. Er fühlte sich von Shauns Kumpel provoziert. Der Junge trug ein Messer bei sich. Shauns Kumpel fiel im Handgemenge hinter die Bank, Shaun wollte wohl aufstehen, da stach der Junge ihm ins Herz. Shaun ist noch zweihundert Meter weit gerannt. Er hatte den Stich wohl gar nicht bemerkt. Er sagte noch zu Passanten, da sei ein Junge mit einem Messer; und, dass ihm so schwindelig sei; dass ihm ganz kalt sei. Dann fiel er um und war tot.«
Wieder schweigen wir – ein, zwei Minuten. Oliver Rahke räuspert sich. »Der Junge kam aus einer verwahrlosten, rumänischen Gypsy-Familie. Man schnappte ihn zwei Tage später.«
»Was machte das mit Ihrer Frau?«
»Sie fiel in ein tiefes Loch. Sie nahm stark ab. Phasenweise litt sie an starken Heulkrämpfen, dann saß sie apathisch auf dem Sofa und hörte Radio. Ihre Tätigkeit als politische Videobloggerin war damals schon fast zum Erliegen gekommen; gelegentlich lud sie kurze Videos mit Kommentaren zu politischen Ereignissen hoch.
Kurze Zeit später löste sich die EU auf und die daraus resultierende Banken- und Währungskrise stürzte Europa in die nächste Wirtschaftskrise; die AfD als nationalsoziale Partei stieg auf über 25 Prozent, die Grünen schrammten in Umfragen knapp an der absoluten Mehrheit vorbei. Rentnern wurde ihre Pension nicht ausgezahlt, im Winter kam es wegen der Währungskrise zu einem Gasmangel. Es waren schwierige Zeiten.«
»Und trotzdem zog sich Emma immer weiter aus der Politik zurück.«
»Ja. Wie ich auch. Und wie die meisten. Man muss sehen, wo die Familie bleibt«, sagt Oliver Rahke. »Der Islamismus keimte genauso erneut auf wie die Neue Rechte; die Grünen als regierende Partei schufen eine technokratisierte, extrem schnelle Gesetzgebung, die die Menschen zunehmend erzürnte. Dazu führten sie eine miserable Wirtschaftspolitik. Sie verloren die Kontrolle.«
»Und Ihre Frau?«
»Der Tod unseres Sohnes brach meine Frau beinahe. Sie meinte, wenn sie morgens aufwachte und im Bett lag, sei ihr Sohn tot. Wenn sie sich die Zähne putzte, sei ihr Sohn tot. Das Schlimme am Verlust des eigenen Kindes ist nicht die Phase der Trauer, sondern das Danach. Die Leere, die für die restliche Zeit des Lebens auf einen wartet. Nichts wird kommen, das ihn ersetzt. Der Schmerz ist mal stärker und mal schwächer, aber er bleibt. Die Traurigkeit bleibt. Die Traurigkeit ist manchmal so groß, dass man glaubt, man zerreißt. Dass man glaubt, es nicht mehr auszuhalten. Es gibt nichts, das einen diesen Schmerz nehmen kann. Mit dem Tod des eigenen Kindes endet auch ein Teil des eigenen Lebens. Das alles sagte mir Emma. Und dann sagte sie mir, dass Gott ihr das angetan hätte. Dass Shauns Tod ihre gerechte Strafe sei. Das stimmt nicht, sagte ich ihr.
Wir flogen ein Dreivierteljahr nach Shauns Tod nach Istanbul. Wir hatten Jamals Schwester über Facebook kontaktieren können; auch Jamals damalige Verlobte und Jamals Mutter lebten noch. Seltsam, wie ruhig Emma auf dem Flug dorthin war. Ich bin 40 Jahre lang im Sicherheitssektor gewesen, wissen Sie, ich habe kein Problem mit Anspannung oder Nervosität. Trotzdem sah ich meine Hände zittern, als wir am Erdoğan-Flughafen auscheckten. Emma war so ruhig. Sie war ganz still und in sich ruhend.
Am Flughafen wartete die komplette Familie Jamals auf uns. Ich wusste nicht, was uns erwartete. Letztendlich – so viel kann ich Ihnen sagen – unterhielten sich die Frauen die ganze Nacht und den kompletten restlichen Morgen. Emma und Jamals Mutter lagen sich oft weinend in den Armen. Jamals Verlobte Tamina hatte in der Türkei geheiratet und nun selbst zwei Söhne im Grundschulalter.
Nach drei Tagen verabschiedeten wir uns von der Familie. Und dann taten Emma und ich etwas, das ich bis heute nicht ganz begreifen kann. Damals kam es mir wie eine spontane, intensive Idee vor, aber letztendlich – wenn ich heute darüber nachdenke – scheint es mir wie die logische Schlussfolgerung all unserer Handlungen Emmas und meines Lebens. Wir liefen zur Sultan-Ahmed-Moschee in Istanbul und konvertierten noch am gleichen Tag, während des nächsten Salāt, zum Islam.
Auf unserem Rückflug nach Frankfurt kam mir Emma so ruhig und entspannt vor wie seit Jahren nicht mehr. Die eine Hälfte des Fluges saßen wir schweigend und lächelnd Hände haltend im Flugzeug. In der zweiten Hälfte legte Emma ihren Kopf auf meine Schulter und schlief so ruhig, tief und fest, wie ich sie seit Jahren nicht gesehen hatte. Ich hatte dieses seltsame Gefühl, über eine Klippe zu steigen, wissen Sie. Ich hatte das Gefühl, dass sich während der letzten Tage die Dinge so grundlegend in uns verschoben hatten, dass wir dabei waren, erste Schritte in den Beginn einer neuen Ära zu gehen.«
»Sehr ergreifend.«
Oliver Rahke nimmt einen großen, letzten Schluck seines Bieres. Er lächelt. »Im Frühling des nächsten Jahres ist der Europäische Bürgerkrieg ausgebrochen. Aber Sie wissen ja, was es damit auf sich hat.«
»Ja.«
»Wir stellten uns auf keine Seite. Wir versuchten, uns so gut es ging um unseren verbleibenden Sohn zu kümmern. Er wurde in ein Regiment der BRD eingezogen und kämpfte bei Vilnius.
Emma hielt sich vollkommen aus allem heraus. Als eine deutsch-polnische nationalistische Miliz sie am 21. April 2040 aus unserer Wohnung zerrte, weil sie eine in Blindenschrift verfasste Ausgabe des Koran bei uns in der Wohnung fanden, erkannten sie Angel nicht; sie wussten nicht, dass diese weißhaarige, blinde Deutsch-Muslimin vielleicht eine derjenigen Menschen gewesen war, die einige der Milizionäre Jahre zuvor vom Untergang der christlich-abendländischen Kultur mit überzeugt und zu rechten Untergruppen getrieben hatte.
Man erschoss Emma noch am gleichen Nachmittag standrechtlich auf dem Marktplatz. Aber das sollte ich erst Jahre später mitbekommen; man hatte mir zu diesem Zeitpunkt schon die Beine gebrochen und mich in einen Waggon in Richtung eines Sammellagers verfrachtet.«
Oliver Rahke zieht die Hosenbeine hoch; ich sehe die breiten Narben auf seinen Schienbeinen.
»Man brach uns immer wieder die Beine. So wollten die Nationalisten verhindern, dass wir nach einer möglichen Befreiung bewaffnet und eine Gefahr für sie werden könnten.«
So sitzen Oliver Rahke und ich noch einen langen, schweigsamen Moment auf der Couch im Wohnzimmer seiner Wohnung. Da gibt es Dinge, über die es aktuell wichtiger wäre, zu berichten, na klar. Es gibt es Leute, die sagen, Vergangenheit ist Vergangenheit. Und die, die sagen, wer aus der Geschichte nicht lernt, ist dazu verdammt, sie immer wieder zu durchleben. Ich weiß nicht, auf welcher Seite ich stehe. Ich bin ein einfacher Mann, ein kleiner Schreiberling. 32 Jahre alt; verlobt, mit einem kleinen Sohn.
Was kann ich schon ändern? Wer hört mir schon zu? Wer weiß schon, was meiner Generation bevorsteht?

 
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Wer möchte, kann zuerst @Isegrims Kann ich Brötchen kaufen, bitte? lesen :)
"Angel" ist die Fortsetzungsgeschichte dazu.

Kurzfassung Kann ich Brötchen kaufen, bitte?: Emma, eine junge Polizistin, erschießt den 19jährigen Flüchtling Jamal, als dieser vor einer Bäckerei ausrastet, weil ihm die Bäckerin keine Brötchen verkaufen möchte.

 
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Mal vorab, ein ausführlicher Kommentar folgt alsbaldst möglich. :shy:

Ich lese den Text als Zusammenfassung eines dystopischen Romans, der's in sich hat. Wahnsinn! Du reduzierst die Handlung über einen sehr langen Zeitraum mithilfe eines dramaturgischen Tricks. Dennoch bleibt die Spannung von Anfang an erhalten, gerade auch, weil du den Kontext beibehältst, ja ausweitest, in eine gesamtgesellschaftlichen Kontext stellst.
Klar, an der einen oder anderen Stelle lässt sich arbeiten, nicht alles wirkt rund, aber in der Durchführung hast du dir auch eine Menge vorgenommen. Ich mag den Text sehr!:Pfeif:, auch die feuchten Augen, die eine Stelle bei mir hervorgerufen hat.

 

Abend @zigga

ich wollte deine Geschichte nur an- und morgen weiterlese.

Aber daraus wurde nichts.
Nicht anders von dir gewohnt. Super Idee das alles in die Zukunft zu setzen und draus ein Interview zu machen.

Deine Bilder sind wie immer 1A.
Ich habe überhaupt nichts zu meckern.

Ist eine der besten Geschichten, die ich hier gelesen habe. Es hat mich gefesselt, wie keine andere.
Absolutes Mega Ding.

Lasse bei solch genüsslichen Geschichten die ganze Textkramerei dann auch den echten Profis und genieße selbst die story.

Paar Sachen möchte icj trotzdem kurz anmerken:

Sie hatte ihn verwarnt, und als er nach der Waffe griff und sie anheben wollte, schoss Emma.
gewarnt
Passt besser, finde ich.

again am Tee. Aus dem Fenster sehe ich eine Post-Drohne vorbeifliegen.
»Wenn Sie möchten«, sagt Oliver Rahke.
Ich lege mein Phone auf den Couchtisch. »Phone, starte Recording.
Wieso die englischen Begriffe?

Sie war vielleicht 26, er 19. Sie trainierte damals schon bei mir. Ich hatte ein kleines Kickbox-Studio. Ich war 43.

»Vierunddreißig«, sage ich
Sie war damals 32

Mal ausgeschrieben, dann wieder als Ziffer.
Entscheide dich doch auf eine Variante, wobei ich die ausgeschriebene Version präferiere.

»I know«, sage ich; ich merke, wie angespannt und gerade ich auf dem Sofa sitze. »Zjìchù«, sage ich. [Anm. d. A.: Aus dem Chin., dt. Fahren Sie fort.]
Habe das Gefühl, dass ich was verpasst habe...

Der Islamismus keimte genauso erneut auf[KOMMA] wie die Neue Rechte; die Grünen als regierende Partei schufen eine technokratisierte, extrem schnelle Gesetzgebung, die die Menschen zunehmend erzürnte.

Also nochmal: wirklich toll. Eine super Unterhaltung, eine Wahnsinnsgeschichte hast du da dir aus den Fingern gezogen.

Der Twist ist natürlich bitter.

Viele Grüße, schönen Abend
Napier

 

Lieber zigga, ich hab an einigen Stellen echt aufgejault, weil mir vieles so an den Haaren herbeigezogen schien. Also zum Beispiel, dass beide konvertieren. Oder auch, dass alles als Interview nacherzählt ist. Und trotzdem ... irgendwie hat es seine innere Logik. Und es liest sich ungeheuer spannend. Zieht einen richtig in einen Bann. Ich versteh selbst nicht, warum. Manchmal glaube ich, ich mag auch einfach mal nur die Geschichte eines Menschen lesen, die Irrungen und Wirrungen, die Tragödien und das alles, ohne, dass man selbst permanent Lücken füllen muss. Einfach so als staunendes Pseudokind, das vom Schicksal eines anderen Menschen berührt wird. Und das ist hier halt einfach so bruchlos erzählt. Also ich weiß auch nicht, was den Reiz sonst ausmacht. Der Reiz ist einfach da. Punkt.
Das Ende ist sehr sehr böse. Und auch unerwartet.
Einziger Hinweis, der eventuell auch viel Geschmackssache ist:

Oliver senkt den Kopf, legt sein Gesicht einen Moment in seine Hände. Er weint. Still und ohne sich zu bewegen; nur seine Atmung ist tiefer, lauter. Als er wieder aufblickt, sieht er mich an.
Ich kann mir ihn nicht als weinenden Mann vorstellen. Das passt für mich nicht zu ihm. Dass man ihm die Trauer ansieht, dass sein Blick starr oder nach innen gerichtet ist, das alles ja. Auch dass er sich von dem anderen wegwendet. Aber vor einem anderen Menschen weinen? Das würde der Oliver, wie ich diesen harten, schicksalsgeprüften Mann vor meinen inneren Augen sehe, einfach nicht tun. Ich denke auch ohnehin manchmal, dass die Trauer eines anderen Menschen viel greifbarer wird, und stärker wirkt, wenn sich dieser das Weinen verbeißt. Geht mir in Filmen oft so. Aber davon unabhängig. Es passt charakterlich nicht aus meiner Sicht.

Fazit: Richtig gut gemacht, zigga, ein verflucht interessantes und lesenswertes Copy.
Viele Grüße

 

Lieber zigga, Deine

... Geschichte ist interessant, weil viele Dinge ineinander verwoben sind: Flüchtlingskrise, Aufstieg der Rechten, Islamische Expansion. Schuld, Aggression. ...
und vor allem führt sie einen möglichen Strang der Geschichte Isegrims‘ fort und verknüpft sie mit der (oder besser doch "einer" möglichen) Geschichte Europas, die sich in einem Satz aus berufenerem Mund als mein Mundwerk beschreiben lässt, wenn es im Tagesspiegel vom 27.10.2017 heißtIm Westfälischen Frieden wurden 1648 Kombattanten und Nichtkombattanten getrennt, die Staaten bekamen das Gewaltmonopol. Dieser Gedanke ging in die Haager Landkriegsordnung ein. Können wir uns darauf heute noch berufen?“, und Herfried Münkler antwortet: „Die Frage ist, was heißt ‚heute‘? Mit der UN-Charta sind wir eigentlich aus der Epoche der Lizenz heraus, dass souveräne Staaten das Recht zur Kriegserklärung haben. Sie sind grundsätzlich völkerrechtswidrig. Gleichzeitig wünschen wir uns zurück, dass nur souveräne Staaten Krieg erklären dürfen – weil wir nämlich in einer Zeit leben, in der so viele nichtstaatliche Akteure Kriege lostreten, von Al Qaida bis zum IS, aber auch von den Kriegs-AGs der Söldnerunternehmen bis hin zu verdeckten Geheimdienstoperationen. Das ist eine Rückkehr der kleinen Kriege, ...“ (vgl. auch "Religion wirkt wie ein Brandbeschleuniger"), vor allem der asymmetrischen, zu denen auch Bürgerkriege zählen (auch die gab‘s während des 30jährigen Krieges. Tatsächlich lassen sich die Jahre vorm 30jährigen Krieg mit der heutigen Situation vergleichen (der ja eigentlich nur eine ganze Serie von Kriegen zusammenfasst, die auf mitteleuropäischem Boden ausgetragen wurden.) All diese Zustände (nebst den persönlichen, persönlich erfahrenen Ereignisse, die von Dir geschildert werden) führen zu Entfremdung, zeugen Distanz, die Du genial in einem Satz zusammenfließen lässt, wenn das Subjekt „sie“ neutralisiert wird

Es war nicht mehr die Frau, die ich geheiratet hatte.
und somit versachlicht, wie „es“ Licht wird oder dunkelt.

Ein bisschen irritiert mich die Ortsangabe, es gibt zwar ein Finanzamt „Essen-Süd“ und ein „Südviertel“ inmitten des Herzens Essens, der Süden aber führt so wundervolle Namen wie Bredeney (schon in den Ausläufern des Rheinischen Schiefergebirges, die Albrechts - „Aldi“ - wohnen dort), Werden usw. und hoch überm Baldeneysee das bescheiden Einfamilienhaus der Krupps, die Villa Hügel.

Was zunächst auffällt ist die unterschiedlich Schreibung von Zahlen

Im neunzehnten Stockwerk .../ Sie war vielleicht 26, er 19. … Ich war 43. / »Vierunddreißig«, sage ich.
Bis zwölf erweist sich eigentlich als brauchbar, ab 13 gibt's nur noch zusammengesetzte Zahlen, die mit der Länge auch die Fehlerquote erhöhen können und vor allem Zeilen fressen.

Und ich vermeine sogar etwas Verfremdung bzw. Ironie zu erkennen – am deutlichsten hier

»I know«, sage ich; ich merke, wie angespannt und gerade ich auf dem Sofa sitze. »Zjìchù«, sage ich. [Anm. d. A.: Aus dem Chin., dt. Fahren Sie fort.]
wobei ich „Mandarin“, (官話/官话), die „Sprache der Beamten“ unterstelle

Flusenlese

Oliver senkt den Kopf, legt sein Gesicht einen Moment in seine Hände.
Ein sein kann durchaus durch einen Artikel ersetzt werden

Nach dem Schuss war sie ein paar Monate vom Dienst freigestellt, wegen der vorschriftsmäßigen staatsanwaltlichen Untersuchung, bei Gebrauch der Schusswaffe.
Warum das Komma?

Ich weiß noch, wie Emma das aufgeregt hat. Wie sie mir auf eine[r] unserer Fahrten zu einem Turnierkampf so wütend vorkam.
Sie war sich damals, als ich mit ihr zu Turnierkämpfen fuhr, sicher, dass sie freigesprochen werden würde.
Er blickt an mir vorbei[...] in die Ecke des Raumes.
...; ich weiß nur noch, wie aggressiv sie immer zu den Therapiesitzu[n]gen ging und dass ..
Ich glaube, sie hatte schon ein oder zwei ernsthafte Prozesse gegen sich laufen[…]wegen Volksverhetzung.
Sie saßen in einer Bushaltestelle und unterhielt[en] sich wohl.

Eine bittere Geschichte zu einer bitteren Vorlage. die ein bisschen unsere Zukunft werden könnte,

findet der

Friedel

 

Hi zigga, hi Friedel,

Ein bisschen irritiert mich die Ortsangabe, es gibt zwar ein Finanzamt „Essen-Süd“ und ein „Südviertel“ inmitten des Herzens Essens,
Als jemand, der mal in "Essen-Süd" gelebt hat, muss ich kurz mal vorbeischauen und meinen Senf hinzugeben.

"Essen-Süd" heißt die S-Bahnhaltestelle im Stadtteil Südviertel. Einen Stadtteil "Süd" gibt es tatsächlich nicht. Das nur noch mal zur Bestätigung Friedels Aussage.
Außerdem wüsste ich nicht, dass es dort Hochhäuser mit mindestens 19 Etagen gäbe (da lass ich mich gerne eines Besseren belehren). :)

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Nur kurz, verzeiht mir die Missachtung der Chronologie:

Einen Stadtteil "Süd" gibt es tatsächlich nicht. Das nur noch mal zur Bestätigung Friedels Aussage.
Außerdem wüsste ich nicht, dass es dort Hochhäuser mit mindestens 19 Etagen gäbe (da lass ich mich gerne eines Besseren belehren). :)

Ich lege mein Phone auf den Couchtisch. »Phone, starte Recording. Es ist der 24. Juli 2072.
Die Erzählung spielt im Jahr 2072, nach einem Krieg. Ich dachte, eine Stadt kann sich in dieser Zeit und nach eventueller Zerstörung und Neusortierung schon mal im Erscheinungsbild geändert haben.

Grüße
zigga

 

Die Erzählung spielt im Jahr 2072, nach einem Krieg. Ich dachte, eine Stadt kann sich in dieser Zeit und nach eventueller Zerstörung und Neusortierung schon mal im Erscheinungsbild geändert haben.
Prima. Passt. :thumbsup:
Dann stelle ich mich schon mal auf die dann nur noch existierenden Stadtteile Nord, Ost, Süd und West ein. :)

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hey @Isegrims,

Ich lese den Text als Zusammenfassung eines dystopischen Romans, der's in sich hat. Wahnsinn!
Du reduzierst die Handlung über einen sehr langen Zeitraum mithilfe eines dramaturgischen Tricks.
Ja, ich war leider ein wenig spät dran und konnte den Text bzw. die Idee/Draft nicht noch mal sacken lassen, sondern hab das Teil einfach runtergeschrieben und relativ zügig hochgeladen. Normalerweise hätte ich es noch mal eine Zeit lang sacken lassen um zu sehen, ob das überhaupt funktioniert, ich meine, es war schon ein wenig ein Experiment für mich, so einen dichten Plott in eine Nacherzählung einer Figur zu füllen. Keine Ahnung, ob und wie gut das funktioniert, aber auf irgendeine Art bin ich in Romanen oder Erzählungen oft ein Fan von solchen Storys in der Story ... und es war auf jeden Fall ein interessantes Experiment, die Deadline zu haben

Dennoch bleibt die Spannung von Anfang an erhalten, gerade auch, weil du den Kontext beibehältst, ja ausweitest, in eine gesamtgesellschaftlichen Kontext stellst.
Super, das freut mich

Klar, an der einen oder anderen Stelle lässt sich arbeiten, nicht alles wirkt rund, aber in der Durchführung hast du dir auch eine Menge vorgenommen. Ich mag den Text sehr!
Bin gespannt, was kommt an Kritik von dir! :D

auch die feuchten Augen, die eine Stelle bei mir hervorgerufen hat.
Das freut mich

Merci fürs Lesen und Kommentieren!


Hallo @Napier

ich wollte deine Geschichte nur an- und morgen weiterlese.

Aber daraus wurde nichts.
Nicht anders von dir gewohnt. Super Idee das alles in die Zukunft zu setzen und draus ein Interview zu machen.

Deine Bilder sind wie immer 1A.
Ich habe überhaupt nichts zu meckern.

Ach geil, was will man mehr, das wünscht man sich doch insgeheim beim Schreiben, dass es dort draußen so einen Leser wie dich gibt, der die Story einfach mag :D

Es hat mich gefesselt, wie keine andere.
Absolutes Mega Ding.
Danke für das Kompliment und ich freue mich!

again am Tee. Aus dem Fenster sehe ich eine Post-Drohne vorbeifliegen.
»Wenn Sie möchten«, sagt Oliver Rahke.
Ich lege mein Phone auf den Couchtisch. »Phone, starte Recording.

Wieso die englischen Begriffe?

Ist so eine Spielerei mit der Dystopie für mich gewesen ... ich denke, wenn jemand aus dem Jahr 1950 in unsere Welt käme und hören würde, wie wir alle "Sorry" statt "Entschuldigung" und "cool" anstatt "knorke" sagen etc., käme er sich auch ziemlich futuristisch vor. 50 oder 60 Jahre sind ein verdammt langer Zeitraum, in denen ein paar Generationen den Staffelstab wechseln. Ich kann mir gut vorstellen, dass in 50 oder 60 Jahren die Sprache auf eine feine Art verändert ist, dass sie sich für uns heute sehr seltsam anhören würde

Mal ausgeschrieben, dann wieder als Ziffer.
Entscheide dich doch auf eine Variante, wobei ich die ausgeschriebene Version präferiere.
Werde ich tun danke

Also nochmal: wirklich toll. Eine super Unterhaltung, eine Wahnsinnsgeschichte hast du da dir aus den Fingern gezogen.

Der Twist ist natürlich bitter.

Merci, Napier! Fürs Lesen, Kommentieren


Liebe @Novak,

dich quäle ich ja zur Zeit mit meinen Storys ein wenig. :D Aber alles gut, ich freue mich immer sehr über deine Anmerkungen und nehme sie sehr ernst.

Lieber zigga, ich hab an einigen Stellen echt aufgejault, weil mir vieles so an den Haaren herbeigezogen schien. Also zum Beispiel, dass beide konvertieren. Oder auch, dass alles als Interview nacherzählt ist.
Ja, ich kann das nachvollziehen. Beziehungsweise nicht. Ich war sehr spät dran und die Deadline war schon fast abgelaufen, und ich hab das Ding runtergeschrieben, kurz gewartet und dann direkt hochgeladen. Hätte ich natürlich ansonsten nicht gemacht, sondern ein wenig sacken lassen, um zu sehen, ob das alles auch so klappt wie ich es mir wünsche. Aber danke für deine Anmerkung, ich muss mal sehen, wie ich die Story in einer Woche finde :D

Und trotzdem ... irgendwie hat es seine innere Logik.
Freut mich. Ich hoffe, dass es so ist. Für mich war das alles schlüssig, aber gerade das tellige ist schwierig abzuschätzen, wie und ob das auf Leser wirkt, ob man da die Figurenentwicklung mitgeht oder sie nicht nachvollziehen kann, weil man zu wenig Szenisches gesehen hat. Freut mich jedenfalls, dass es trotz bedenken dann doch für dich klappt

Und es liest sich ungeheuer spannend. Zieht einen richtig in einen Bann.
Super!

Ich versteh selbst nicht, warum.
:D

Manchmal glaube ich, ich mag auch einfach mal nur die Geschichte eines Menschen lesen, die Irrungen und Wirrungen, die Tragödien und das alles, ohne, dass man selbst permanent Lücken füllen muss. Einfach so als staunendes Pseudokind, das vom Schicksal eines anderen Menschen berührt wird. Und das ist hier halt einfach so bruchlos erzählt. Also ich weiß auch nicht, was den Reiz sonst ausmacht. Der Reiz ist einfach da. Punkt.
Das Ende ist sehr sehr böse. Und auch unerwartet.
Super, das freut mich natürlich.

Ich kann mir ihn nicht als weinenden Mann vorstellen.
Ja. Ich denke, ihr habt recht, AWM und noch jemand haben das jetzt auch gesagt. Ich denke, ich werde es ändern. ... oder ist es vielleicht ein guter Klischee-Bruch? Ich denke mal drüber nach :D

Ich denke auch ohnehin manchmal, dass die Trauer eines anderen Menschen viel greifbarer wird, und stärker wirkt, wenn sich dieser das Weinen verbeißt. Geht mir in Filmen oft so.
Das geht mir auch manchmal so. Ich glaube, gerade in Filmen, wenn Schauspieler noch mal eine große Rolle spielen, muss die Traurigkeit einfach authentisch sein, sie müssen einen guten Kanal zu ihrer Trauer finden, damit man sie glaubt. Das kann nur ein verzogenes Gesicht, ein Blick sein, der einen umhaut, dieses melodramatische Heulen braucht es bei weitem nicht, um mich zu catchen.

Fazit: Richtig gut gemacht, zigga, ein verflucht interessantes und lesenswertes Copy.

Danke dir fürs Lesen, Kommentieren, Kritisieren und Loben, liebe Novak!

Dear Friedel, @Friedrichard

interessant, was du über die heutigen oder künftigen Kleinkriege und dem Dreißigjährigen Krieg denkst, auch der Artikel ist sehr interessant. Es fällt mir schwer, etwas dazu zu sagen, weil ich dir in deinen Thesen im Grunde überall zustimme. Sehr interessante These, dass seit dem "Kriegsverbot" der UN die Kriege im Grunde wieder dreckiger, weil regelloser geworden sind. Ich kann dazu schwer etwas sagen so spontan. Ich frage mich, ob die Kriege der Haager Landkriegsordnung de facto so viel humanistischer geführt wurden. Ob das eine bessere Welt war? Die Kleinkriege gab es in dieser Zeit ja auch, das war dann der Kampf gegen Ununiformierte, die nicht unter das Kriegsrecht fielen. Ein großes Thema. Aber danke für deine Gedanken, ich weiß, sie werden mich noch ein paar Tage beschäftigen. Vielleicht schreibe ich dir noch mal was dazu.

Ein bisschen irritiert mich die Ortsangabe, es gibt zwar ein Finanzamt „Essen-Süd“ und ein „Südviertel“ inmitten des Herzens Essens, der Süden aber führt so wundervolle Namen wie Bredeney (schon in den Ausläufern des Rheinischen Schiefergebirges, die Albrechts - „Aldi“ - wohnen dort), Werden usw. und hoch überm Baldeneysee das bescheiden Einfamilienhaus der Krupps, die Villa Hügel.
Ja, das gibt es so nicht, da haben du und GoMusic schon recht ... ich dachte nur, ein wenig Futurismus, das Jahr 2072, da kann sich ja noch einiges geändert haben nach einem Krieg? :D

Was zunächst auffällt ist die unterschiedlich Schreibung von Zahlen
Das werde ich verbessern, entschuldige die Flüchtigkeitsfehler, die Deadline ließ mich schludrig werden

Eine bittere Geschichte zu einer bitteren Vorlage. die ein bisschen unsere Zukunft werden könnte,

Danke dir fürs Lesen und Flusenlesen, ich werde deine Anmerkungen umsetzen, Friedrichard!


Lieber @AWM,

Das Abendland wurde also schlussendlich chinesiert.
:D

in den Augen der Menschen" finde ich nicht so toll. Es geht ja um eine ganz bestimmte Sorte Mensch, nämlich die, die dem Tod begegnet sind. So hört es sich ein bisschen wie aus der Perspektive eines Aliens an.
Ja, du hast recht. Entschuldige allgemein die Schludrigkeitsfehler, die Deadline saß mir ein wenig im Nacken ...

sage ich und nippe again am Tee

Ich interpretiere das so, dass die Welt sich 2070 komplett globalisert hat. Daher dieses Mischmasch aus den Sprachen. Ich finde das eine gute und zutreffende Einschätzung. Ich finde aber auch, dass du das straighter durchziehen könntest. Fände es zum Beispiel nicht schlecht, wenn auch mal ein anderes Wort, als zjichu vorkommen würde. Erklären müsstest du das für mich nicht (ganz davon abgesehen, dass ich stolzer Absolvent eines Chineschischkurses für Fortgeschrittene bin. Das Wort kenne ich trotzdem nicht :D). Das ergibt sich ja aus dem Kontext. Und ich sehe da eine kleine Schwäche im Text bei der "Anmerkung der Redaktion". Das impliziert ja, dass der Text quasi so erschienen ist und dafür fehlt mir die journalistische Form. Vielleicht hat die sich 2070 auch verändert. Aber nach heutigen Standards ist da zum Beispiel für eine Reportage zu wenig Handlung drin. Das, was da steht, ist kein journalistisches Genre, das es so gibt. Auch kein Portrait und wenn man die Lebensgeschichte erzählen würde, dann würde man das nicht durch so ausschweifende Zitate machen. Ich würde dir also vorschlagen, die Anmerkung der Redaktion einfach rauszunehmen.

Ja ich denke auch, dass sich die Sprache noch mal, wenn auch nur punktuell in einzelnen Vokabeln, ändern wird. Wenn ich mir vorstelle, jemand aus den 50ern würde hören, wie wir hauptsächlich "Sorry" anstatt "Entschuldigung" sagen oder cool, nice, Handy (ich weiß, es ist ein Kunstwort, aber selbst das sagt ja eine Menge aus :D), die tausenden eingedeutschten englischen Fachbegriffe ...

Ich finde aber auch, dass du das straighter durchziehen könntest. Fände es zum Beispiel nicht schlecht, wenn auch mal ein anderes Wort, als zjichu vorkommen würde.
Ja, ich hatte auch darüber nachgedacht. Ich fand es letztendlich ein kleines Gimmick, ihn gelegentlich einfach sowas wie "again" sagen zu lassen, ohne es zu kommentieren und der Leser denkt sich dann schon seinen Teil. ich woltle die Aufmerksamkeit halt auch nicht zu sehr auf diese Sprachspielerei lenken, sondern sie nur kurz anschneiden - was ja bei dir auch funktioniert hat - im Endeffekt mit zwei Worten, die dann dem Leser aber noch mal eine Dimension dieser zukünftigen Welt zum Denken mitgeben

Und ich sehe da eine kleine Schwäche im Text bei der "Anmerkung der Redaktion
Hierzu: Zu meiner Verteidigung (:D) muss ich sagen, dass es im Text nicht "Anmerkung der Redaktion" heißt, sondern

[Anm. d. A.: Aus dem Chin., dt. Fahren Sie fort.]
des Autors. Für mich macht das demnach noch mal einen Unterschied. Aber ich bin mir hier auch sehr unsicher. Ist scheiße, das jetzt zu sagen, aber wie ich schon erwähnte, war ich mit der Deadline echt hart in Verzug, und ich fand die Idee geil mit der Anmerkung und eine chinesische Floskel reinzuwerfen, die vielleicht ins Deutsche Einzug gefunden hat, aber mir fehlte schlicht die Zeit, das sacken zu lassen und noch mal gründlich zu überdenken. Das werde ich jetzt nachholen. Also, die Anmerkung ist die des Autors, d.h. für mich, dass es kein journalistischer Text sein muss, oder? Ändert das deine Meinung?

Finde, das passt nicht zu ihm, dass er weint. Und danach geht es mir auch zu schnell, wie er sich wieder fängt. Würde das rausnehmen.
Ja, das werde ich überdenken. Da haben du und Novak schon recht. Ich dachte noch, ob das nicht vielleicht ein guter Klischeebruch ist oder noch mal eine Figurenwandlung zu seinem früheren Ich, weil, ich meine, der Mann war früher taff usw., aber inzwischen ist er über neunzig und hat seine Frau verloren, war jahrelang verschleppt, ich dachte, vielleicht gesteht man ihm dann ein wenig Sentimentalität zu, vielleicht würde das organisch wirken zu seiner Figur ... verdammt, ich hatte keine Zeit, das sacken zu lassen und zu überarbeiten, wenn ich ein wenig Abstand zu dem Text gehabt hätte, vielen Dank jedenfalls für deine Anmerkung

Bisschen Klugscheisserei: Ein Frontkick ist meiner Meinung nach ein Kick, den man gepresst gegen den Körper platziert und wenn zum Kopf, dann als Art Uppercut unters Kinn. Kann auch sein, dass ich mich irre, finde das aber gar nicht so unwichtig, schließlich ist er Kickbox-Lehrer.
Ja, das stimmt. Aber es gibt ein paar harte Typen, die kriegen so etwas hin ... Front Kicks gegen den Kopf sind richtig übel ... ich habe mir Emma als so eine Lady vorgestellt, die eben so drahtig und fit ist, dass sie auch das hinbekommen könnte (in den Video geht der Kick auch gegen das Kinn, da hast du schon recht ... ich dachte mir nur, das könnte genauso gut gegen die Nase gehen, und das wäre sehr übel ... ich geb's zu, ich fand das Bild einfach geil und schön charakterisierend, dass Emma mit einem einzigen Front Kick (das ist ja auch eine sehr dominante Geste, der Front Kick) eine andere Frau k.o. machen kann) ... ich bin lediglich Fan, kein aktiver Kampfsportler und ich hoffe ihr nehmt's mir nicht übel wenn ich an dieser Stelle wiederholend sage, dass ich, hätte ich keine Deadline gehabt, das auf jeden Fall ordentlich nachrecherchiert hätte, ob eine Figur wie Emma das hinbekommen könnte. Für mich klang es logisch, ich weiß nicht, wenn du das Video gesehen hast, glaubst du dem Text dann ein wenig mehr? Im Grund hast du natürlich recht und danke für die Anmerkung, dass das im Endeffekt Presskicks gegen den Oberkörper sind, und sie nur in - zumindest mir bekannten - seltenen Fällen ins Gesicht gehen ... aber dann sind sie eben sehr übel, bei denen, die ich gesehen habe ...

Angel war schnell unter rechten Videobloggern bekannt.

Das ist missverständlich. Sie war ja schnell bekannt als rechte Videobloggerin und nicht nur bekannt unter rechten Videobloggern (Vlogern).

Du hast recht

Missstände in der Polizei, über Ausländerkriminalität und muslimische Männer sprach.

Manchmal hätte ich das gerne ein wenig konkreter. Auf der anderen Seite ist es schon lange her. Trotzdem finde ich, dass du da noch was rausholen könntest.

Ja, ist immer die Frage, bei Tell-Teilen. Die Story war auch ein wenig ein Experiment für mich, wie sehr das funktioniert für Leser, ob sie das abkaufen, wenn sie viel nacherzählt wird, wenn ich im Nacherzählten halt "Szenisches" einbaue.

während einer Routine-Streife.

Ist Streife fahren nicht immer Routine?
Das ist ein Punkt.

Interessanter Satz. Aber:", was ihr bevorsteht."
richtig

Er ist ein bulliger, hoch gewachsener, alter Mann; die Arme stützt er auf seinen Knien ab, die Hände gefaltet.

Noch einmal: Wenn das als journalistischer Text daherkommen soll (wovon ich dir abrate), ist das zum Beispiel viel zu spät. Sowas würde am Anfang kommen, wenn sie ihn zum ersten Mal trifft.

Studierst du Journalismus? (Ernst gemeint) Im Endeffekt sollte man seine Figuren ja auch in Prosa relativ am Anfang vorstellen. Ich weiß nicht, ich fand es persönlich nicht schlimm, dass ich das Äußere Olivers ein wenig später erst komplett lüfte. Ich habe ihn ja zu Beginn vorgestellt in seinen Gesten usw.

Ich kann mich nicht mehr an die genauen Inhalte ihrer Videos erinnern.

Schade!

Ich sehe schon, du würdest echt gerne wissen, was sie so konkret sagt :D

Sie wollte sich unbedingt mit anderen rechten Aktivisten vernetzen und treffen.

Ist das die Motivation? Das kann sie ja auch machen, wenn sie als Bloggerin unerkannt bleibt. Ich stelle es mir eher so vor, dass sie es nicht aushält, kein Gesicht zu zeigen und ihren Ruhm zu beanspruchen.

Ja. Hast recht. Es geht ja bei jenen oft im "Gesichtzeigen"; insgeheim natürlich aber auch nicht wenig, ist mein Gefühl, den Narzissmus auszuleben. Die Frage ist: Was würde Emma sagen, weswegen sie ihre Identität preisgeben möchte? Ich weiß nicht, ob sie das so konkret zugeben würde: Ich will Fame! Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie ein wenig eine altruistischere oder andere Ausrede finden würde ... dahinter steht natürlich Selbstdarstellung, Fame, Narzissmus zu großen Teilen, denke ich

Generell: Ich finde diese Geschichte extrem kurzweilig und spannend und ich mag dieses Narrative von Oliver.
Danke

Trotzdem muss ich sagen, dass so niemand spricht. Und da kommen wir wieder an den Knackpunkt: Soll das ein journalistischer Text sein, in dem quasi seine Aussagen schon von der Redakteurin aufbereitet wurden? Müsste ich den Text journalistisch schreiben, würde ich die Zitate nämlich wesentlich verknappen.

Ja ist immer die Frage, inwiefern man Dialog literarisiert ... ich bin auch oft ein Fan von Realismus, aber es gibt einfach verdammt viele Romane, die sich toll lesen, weil die Figuren literarisiert sprechen, und die Leute kaufen das ab. Es war für mich tatsächlich auch ein wenig Ausprobieren, wie das wirkt und ankommt bei der Geschichte, da ich hier Oliver beispielsweise "literarisiert" sprechen lasse, so wie vielleicht Menschen in Filmen oder eben gewissen Romane sich unterhalten würden (wenn diese jetzt keinen Hyperrealismus-Anspruch haben) Aber danke für deine Eintschätzung.
Also für mich soll es kein journalistischer Text sein

Nach ein paar Tagen erhielt sie in der Notaufnahme die Diagnose Netzhautauflösung

Das ist auch missverständlich. Könnte auch so gelesen werden, dass sie ein paar Tage in der Notaufnahme war.
Stimmt, Ein paar Tage später ist besser

Shaun ist noch zweihundert Meter weit gerannt.

Gruselig. Aber so ist das. Die Leute checken das gar nicht gleich. Hat mich gepackt.

Ja.

In der BRD durfte man aber nicht Gypsy sagen.
Aber Oliver war doch in der BRD schon politisch unbequem. ;)

Hast du die Debatte mit Precht und Habeck gesehen, wo der Robert so (hoffentlich nur) missverständliche Aussagen trifft?
Ja, habe ich. Sehr gruselig. Der Drang, die Menschheit zu retten, ist fast immer nur eine Fassade für den Drang, sie zu beherrschen. Weiß nicht mehr, wer das gesagt hat. Irgendein libertärer Vordenker. Lysander Spooner?

Mit dem Tod des eigenen Kindes endet auch ein Teil des eigenen Lebens.

Das finde ich banal. Stirbt ein Teil der eigenen Seele oder sowas trifft´s eher (klar, Klischee). Aber dass mit dem Tod eines Kindes ein Teil des eigenen Lebens sozusagen als Abschnitt endet, ist offensichtlich.

Ja shit. Ich denke mal drüber nach.

Damals kam es mir wie eine spontane, intensive Idee vor, aber letztendlich – wenn ich heute darüber nachdenke – scheint es mir wie die logische Schlussfolgerung all unserer Handlungen Emmas und meines Lebens. Wir liefen zur Sultan-Ahmed-Moschee in Istanbul und konvertierten noch am gleichen Tag, während des nächsten Salāt, zum Islam.

Das kann man natürlich so lesen: Eine Tilgung der Schuld durch Solidarisierung, Wechsel der Seiten etc. Aber mich erinnert es zum Beispiel an "Unterwerfung". Die Leere, die durch etwas Sinnstiftendes gefüllt werden soll, was die europäische Kultur und das Christentum nicht mehr vermögen. Und es erinnert mich an antiliberale Rechte, die ja oft dem Islam zugetan sind. Rene Guenon als Beispiel. Der Hauptfeind Liberalismus als Nihilismus, der erst möglich macht, dass dem Abendland eine Islamisierung droht.

Interessante Deutung. Vielleicht ist das im Text gar nicht so wichtig, weswegen jetzt genau. Ich hatte gehofft, dass das organisch passiert, dass man den Figuren diese Entwicklung abnimmt. Für mich klingt bzw. klang sie sehr schlüssig, ich wollte hatte natürlich ein paar Thesen, weswegen auf psychologischer Sicht die Figuren das nun tun, aber ich wollte es gar nicht zu psychologisieren. Wichtig wäre mir, dass man an dem Punkt als Leser mitgeht und es irgendwo versteht. deinen Kommentar verstehe ich so, dass du es nachvollziehen kannst, auch wenn du dir nicht ganz sicher bist, wieso. Das freut mich. Novak fand es ein wenig zu drüber, auch wenn es ihr - so verstand ich es - dann doch gefiel. Ist ein wenig ein Risiko, die Stelle im Text, aber mir gefällt sie sehr gut - mal sehen, was andere noch sagen

Das Ende finde ich bisschen unbefriedigend. Das liest sich für mich unmotiviert und wirft wieder die Frage auf, ob das ein journalistischer Text sein soll. Mit dem Ende meine ich aber wirklich nur diese zwei Sätze. Das davor ist super.
Das Ende ist wirklich scheiße. Ich mag's selbst nicht ganz. Normalerweise hätte ich diesen Draft nicht hochgeladen. Ich finde es jetzt nicht super schlecht, aber beispielsweise hätte ich noch mal sacken lassen und gewartet, bis ich einen befriedigenden Abschluss habe. So gefällt mir das auch nicht, aber ich brauche noch etwas, um einen runden Abschluss zu finden. Den werde ich dann aktualisieren. Danke für deine Anmerkung.

Und natürlich insgesamt für den ausführlichen Kommentar, AWM, ich werde einiges übernehmen.

Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen. Du schaffst es, dass du meine Fantasie anregst und ich versuche, die Leerstellen deines Textes zu füllen. Wie sieht das aus 2070, was war mit dem Bürgerkrieg, was mit den Chinesen etc.? Zudem finde ich den Text extrem spannend.
Wirklich ein toller Text.
Danke! Das freut mich.

Viele Grüße
zigga

 
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Ich schrieb:

Ein bisschen irritiert mich die Ortsangabe, es gibt zwar ein Finanzamt „Essen-Süd“ und ein „Südviertel“ inmitten des Herzens Essens, der Süden aber führt so wundervolle Namen wie Bredeney (schon in den Ausläufern des Rheinischen Schiefergebirges, die Albrechts - „Aldi“ - wohnen dort), Werden usw. und hoch überm Baldeneysee das bescheiden Einfamilienhaus der Krupps, die Villa Hügel.
Worauf Du antwortest:
Ja, das gibt es so nicht, da haben du und GoMusic schon recht ... ich dachte nur, ein wenig Futurismus, das Jahr 2072, da kann sich ja noch einiges geändert haben nach einem Krieg? :D
Hm, ein Krieg - gleich wie lang und heftig - wird nix daran ändern können, dass das Ruhrgebiet nur deshalb keine Seenplatte ist, weil der Bergbau seit Anbeginn und auf ewige Zeiten das Grubenwasser abpumpt, abpumpen muss. Der Bergbau ist seit den 1960ern bis 2018 dahingegangen, aber seine Folgen werden erst noch so richtig "zu Tage" kommen, wenn die Pumpen schlapp machen und ausfallen. Also nicht nur einstürzende Schächte werden dereinst zum Problem werden, sondern auch das relativ flache Land überhaupt. Die paar Hügel an der Ruhr werden da nicht viel verhindern können.

Aber ein fiktive Geschichte wird auf jeden Fall damit leben können.

Tschüss

Friedel

Nachtrag: Natürlich wird nicht das Grund-, sondern das Grubenwasser abgepumpt, selbst wenn seine Quelle das Grundwasser ist.

 
Zuletzt bearbeitet:

Der Drang, die Welt zu beherrschen ist fast immer nur die Maske eines fehlgeleiteten Drangs, die Welt zu retten. -- Klingt ähnlich schmissig, ist genauso schwer belegbar und unterm Strich wahrscheinlich genau so großer Quatsch.

Was ich aber eigentlich sagen wollte,

lieber Zigga,

ist, dass ich dir hier nun doch mal einen Kommentar liegenlasse, weil mich deine Geschichten immer interessieren und ich also gleich reingeschaut habe. Diesmal wird es aber keine Streicheleinheit werden, fürchte ich. Du weißt das schon zu nehmen.
Ich habe gelesen, dass du dich mit der Geschichte beeilt hast, dafür habe ich großes Verständnis. Trotzdem überwiegt bei mir der Eindruck, dass man die Eile deutlich sieht. Das ist noch nicht rund.

Mich hat deine Geschichte gar nicht gepackt. Das fängt bei der Form an: ein Interview. Warum nur, frage ich mich. Der Fragesteller ist doch eigentlich eine ziemliche Pappfigur, so ähnlich wie die jungen Männer in Platons Dialogen, der immer mal ein Stichwort geben, sich bei Bedarf auch bereitwillig vorführen lassen, aber nur selten zu selbstständigen Gedanken fähig sind. In deinem Fall ist es nun so, dass der Journalist nicht nur keine eigenen Gedanken hat, sondern eigentlich gar keine Gedanken. Viel mehr als "Wie war das noch mal?", "und dann kam es doch soundso" usw. sehe ich da nicht. Er zeigt fast immer, wenn er sich zu Wort meldet, dass er die Geschichte, die er gerade angeblich erfahren möchte, schon sehr gut kennt. Was will er dann eigentlich wissen?
Wenn deine Geschichte letztlich zu hundert Prozent aus Oliver Rahkes Erinnerungen besteht - dann lass sie doch wirklich einfach zu hundert Prozent daraus bestehen und schmeiß die Pappnase raus.

Es geht weiter mit dem Aufbau: Der Fragesteller möchte Emmas Geschichte hören, so weit so gut, und da fängt der Rahke aber doch tatsächlich bei Adam und Eva an, also damit, wie sie sich kennengelernt haben?!?
Wenn er z.B. hier einsetzen würde:
-- "Damals gingen die Bilder von Jamals Schwester, seiner Verlobten und seiner Mutter um die Welt."
- fänd ich das im Prinzip glaubhafter. Dann ginge es schneller um die Sache. Er kann ja gerne darauf zu sprechen kommen, wie sie sich kennen gelernt haben. Aber doch nich am Anfang. Er wird doch eher sagen - so von der Grundhaltung her -: Ach ja, sie sind wegen der Sache damals mit Jamal hier. Schlimmes Ding damals. Hat ganz schön viel verändert. usw. usw. Und dann ist er da drin, da ist die Kennenlerngeschichte erst mal ein gutes Stück weit weg.

Dieser Einstieg ins Gespräch allein wäre vielleicht noch verschmerzbar. Aber dann bleibt es die ganze Zeit so brav chronologisch wie der biederste Tagebucheintrag! Das sind wirklich ungewöhnlich disziplinierte Gesprächspartner, die du uns präsentierst, das musst du zugeben.

Und weiter mit dem entworfenen Szenario, mit der gesellschaftlichen Situation. So schlecht finde ich das vielleicht gar nicht mal. Aber es sind doch nur Tendenzen ausgebreitet, die eben aktuell mit viel Blabla im Vordergrund stehen (Aufstieg der neuen Rechten, Islamismus, China, usw. Ach ja, und die Grünen natürlich.). Da hast du zwar vielleicht das eine oder andere ganz witzig variiert, aber mir erscheint das Substrat ziemlich erwartbar, ziemlich wenig überraschend. Ich weiß jetzt nicht einmal, ob ich das in jedem Fall ausdrücklich kritisiert hätte. Das ist ein Problem ganz vieler Zukunftsliteratur, dass sie mit dem arbeiten muss, was man aktuell sieht, und das gehört zu den Gründen, warum ich die fast immer etwas blutleer finde. Also, würde ich das unbedingt kritisieren? In diesem Fall kritisiere ich es, weil du so eine vollmundige Ankündigung untermogelst:
-- "»Wenn Sie die Werte und Entscheidungen der Menschen in der BRD verstehen wollen, müssen Sie verstehen, dass keine historische Gesellschaft zum Zeitpunkt ihrer Existenz davon weiß, was ihr bevorsteht.«"
- Gemessen daran finde ich dein Szenario phantasielos. (Wie gesagt, das ist wohl ein generelles Problem von Zukunftsentwürfen.)

Schließlich die Emma: Super hart, super rechts, super Reichweite, super Kehrtwende, super muslimisch, super arm dran. Jeder weiß, dass du ein Meister von Zwischentönen bist, aber hier hast du schwer mit ihnen gegeizt. Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, mich zwischen Kulissen zu bewegen. Das ist alles irgendwie nicht echt, was ich da vorgesetzt bekomme.

Jetzt hab ich auch fast schon genug geschimpft. Eine Kleinigkeit hab ich noch, vielleicht auch zwei:

-- "Ich habe Emma noch nicht gekannt, als sie den Flüchtling erschossen hat. (...) Sie trainierte damals schon bei mir."
- Geht das zusammen: Er hat sie noch nicht gekannt aber sie hat schon bei ihm trainiert? Oder verstehe ich was falsch?

-- "Die BRD war, was den Gebrauch von Schusswaffen anging, äußerst pazifistisch."
- Das hört sich schief an. Gegenprobe: Ich bin an sich pazifistisch, aber nicht, was den Gebrauch von Schusswaffen angeht. Knirsch.
Möglich scheint mir: ... war, was die Polizei angeht, äußerst pazifistisch. (Gegenprobe: Ich bin an sich pazifistisch, aber nicht in Bezug auf Polizeimaßnahmen. Geht eigentlich.)

Soweit für diesmal.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

Grüßdi @Friedrichard,

danke dir fürs erneute Vorbeischauen.

Ah okay, ich habe ein bisschen Bezüge zu Essen, deswegen hatte ich mich wahrscheinlich für diese Stadt entschieden - aber die schwierigen Bauverhältnissen hatte ich jetzt nicht auf dem Schirm. Danke für die Anmerkung, vielleicht verlege ich das Ganze, der Ort an sich ist ja jetzt auch nicht wichtig!


Hallo @AWM,

danke für deine Antworten.

Es ist schon ein Unterschied. Das Grundproblem bleibt für mich aber bestehen. Ich will es nicht als deine Anmerkung lesen, sondern als die deiner Protagonistin, die ja Journalistin ist. Ich habe also immer noch das Gefühl, dass der Text so veröffentlicht wurde. Ich will da aber auch nicht extrem drauf rumreiten. Ich glaube nicht, dass das sehr viele Leser stört. Ich finde es halt nicht besonders elegant gelöst und zweitens löst es bei mir eben diese Journalismus-Frage aus.
Ja okay; ich schaue mal. Vielleicht haue ich mein Gimmick einfach raus? Das würde dein/mein Problem lösen.

Habe eine Journalistenschule besucht und arbeite u.a. als Journalist.
Gut gemacht

Der Drang, die Welt zu retten ist fast immer nur die Maske des Dranges, die Welt zu beherrschen. (H.L. Mencken). Habe es aber gegoogled.
Ja, irgendein Ami war's. Hatte es auch mal schnell nachgeschlagen, aber nicht gefunden.

Ja, da hast du auch richtig gehofft. Ich nehme es den Figuren ab. Diese zweite Deutung wollte ich nur loswerden, das sollte nicht heißen, dass die erste Deutung irgendwie nicht organisch ist.
Okay danke dir


Lieber @erdbeerschorsch ,

Klingt ähnlich schmissig, ist genauso schwer belegbar und unterm Strich wahrscheinlich genau so großer Quatsch.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso du den Aphorismus umgestellt hast? Was willst du dadurch beweisen? Er ist auch nicht Teil des Textes, deswegen müssen wir eigentlich nicht drüber diskutieren. Ich finde das ehrlich nicht so die feine Art, bei so einem Satz um die Ecke zu kommen und zu sagen: großer Quatsch. Ja, wieso ist es denn großer Quatsch? Hast du da irgendeine Begründung? "schwer belegbar" ... sorry erdbeerschorsch, aber sowas triggert mich einfach hart, sag doch einfach deine Gedanken dazu, dann ist ja gut, aber einfach kommen und "Nö" sagen - wem außer deiner Kongruenz bringt das etwas? :D

Mich hat deine Geschichte gar nicht gepackt.
Ja danke dir für die Rückmeldung. Die Story ist auch ein Experiment für mich gewesen, wie weit ich in diese Richtung gehen kann, was Tell-Dinger angeht, Nacherzählungen.

Das fängt bei der Form an: ein Interview. Warum nur, frage ich mich. Der Fragesteller ist doch eigentlich eine ziemliche Pappfigur, so ähnlich wie die jungen Männer in Platons Dialogen, der immer mal ein Stichwort geben, sich bei Bedarf auch bereitwillig vorführen lassen, aber nur selten zu selbstständigen Gedanken fähig sind.
Ist ein Punkt. Aber ich frage mich, ob du oder wir, die hier natürlich ein gewisses Ideal vor Augen haben, hier nicht ein bisschen zu streng sind/bist. Ist der Journalist denn texttragend oder will man überhaupt mehr über ihn wissen? Ja, klar, ich verstehe deinen Punkt und du hast natürlich auf eine gewisse Art recht, dass er blass ist. Letztendlich kommt es für mich darauf an, ob sich der Leser unterhalten fühlt, ob er das, was er von einer Geschichte haben möchte mitbekommt und gesättigt wird, oder ob das nicht klappt. Ich kenne eine Hand voll Shortstorys von großen bis sehr großen Autoren, die nach einem ähnlichen Prinzip verfahren: Es wird aus der Sicht von Person A erzählt, wie Person B die Story erzählt. Ja, schwierig. Für dich hat es nicht geklappt, das nehme ich natürlich gerne zur Kenntnis.

Der Text wäre anders und uneingänglicher geschrieben, denke ich, wenn es nur aus Olivers Sicht geschrieben wäre. Es gäbe keine klare Trennlinie zwischen einmal stringenter Nacherzählung von Emma und einmal die Welt 2072. Ich stelle mir das auch so vor, dass wenn ich den Journalisten weggelassen hätte, der Text sich wie eine reine Nacherzählung gelesen hätte und gewisse Emotionen, die Oliver bezüglich gewisser Themen hat (und die ihn uns als Figur natürlich auch dadurch näher bringen, bspw. das Weinen oder gewisse Momente, in denen er vor sich hin starrt und schweigt) dann anders hätte in die Nacherzählung flechten müssen; was zu noch mehr Tell geführt hätte. Aber ja, das ist eine Formsache des Autors, der Text bzw. die Story an sich bedingt nicht die Figur des Journalisten, da gebe ich dir recht.

Es geht weiter mit dem Aufbau: Der Fragesteller möchte Emmas Geschichte hören, so weit so gut, und da fängt der Rahke aber doch tatsächlich bei Adam und Eva an, also damit, wie sie sich kennengelernt haben?!?
Hä, das finde ich überhaupt nicht. Er fängt hier an:
»Ich habe Emma noch nicht gekannt, als sie den Flüchtling erschossen hat.
Weiter:
Sie trainierte damals schon bei mir. Ich hatte ein kleines Kickbox-Studio. Ich war 43. Tagsüber habe ich als Personenschützer gearbeitet, und abends Alte und Junge im Kickbox-Studio trainiert.
Ich glaube, Emma ist mir davor schon aufgefallen, durch ihr Aussehen; klein, blond, ein Teufel, wissen Sie. Aber richtig bewusst geworden ist sie mir erst nach dem Schuss. Es war ja überall in den Medien: Polizist erschießt Flüchtling. Wegen ein paar Brötchen – bei uns in Fulda!
Den Punkt kann ich leider nicht nachvollziehen. Vielleicht kannst du da noch mal drauf eingehen, wenn du möchtest. Ich finde, Oliver erzählt relativ stringent und immer im Bezug auf den Schuss auf Jamal

Wenn er z.B. hier einsetzen würde:
-- "Damals gingen die Bilder von Jamals Schwester, seiner Verlobten und seiner Mutter um die Welt."
- fänd ich das im Prinzip glaubhafter.
Kann ich leider nicht nachvollziehen, ich finde es in der jetzigen Form geschmeidiger

Dieser Einstieg ins Gespräch allein wäre vielleicht noch verschmerzbar. Aber dann bleibt es die ganze Zeit so brav chronologisch wie der biederste Tagebucheintrag! Das sind wirklich ungewöhnlich disziplinierte Gesprächspartner, die du uns präsentierst, das musst du zugeben.
:D Ja, ist er. Es ist halt literarisiert. Gut, danke für deine Einschätzung hier, dir kommt das zu artifiziell vor. Ist vermerkt. Mir gefällt das in Romanen oder eben Erzählungen oft, dass die Leute eben gut reden. Nicht drüber, aber mein Gefühl ist, dass Dialoge oft schon geschliffen und literarisiert sind und das von den Lesern auch so angenommen wird in großen Teilen.

Und weiter mit dem entworfenen Szenario, mit der gesellschaftlichen Situation. So schlecht finde ich das vielleicht gar nicht mal. Aber es sind doch nur Tendenzen ausgebreitet, die eben aktuell mit viel Blabla im Vordergrund stehen (Aufstieg der neuen Rechten, Islamismus, China, usw. Ach ja, und die Grünen natürlich.). Da hast du zwar vielleicht das eine oder andere ganz witzig variiert, aber mir erscheint das Substrat ziemlich erwartbar, ziemlich wenig überraschend. Ich weiß jetzt nicht einmal, ob ich das in jedem Fall ausdrücklich kritisiert hätte.
OK, hat bei dir nicht gefruchtet

Das ist ein Problem ganz vieler Zukunftsliteratur, dass sie mit dem arbeiten muss, was man aktuell sieht, und das gehört zu den Gründen, warum ich die fast immer etwas blutleer finde. Also, würde ich das unbedingt kritisieren? In diesem Fall kritisiere ich es, weil du so eine vollmundige Ankündigung untermogelst:
-- "»Wenn Sie die Werte und Entscheidungen der Menschen in der BRD verstehen wollen, müssen Sie verstehen, dass keine historische Gesellschaft zum Zeitpunkt ihrer Existenz davon weiß, was ihr bevorsteht.«"
- Gemessen daran finde ich dein Szenario phantasielos. (Wie gesagt, das ist wohl ein generelles Problem von Zukunftsentwürfen.)
Mhm, okay. Du kannst dich im Allgemeinen oft nicht mit Zukunftsliteratur anfreunden, weil du sie zu wenig innovativ findest, hättest es aber nicht kritisiert, wenn der Einstiegssatz nicht so große Erwartungen in der freigesetzt hätte. Hm ...

Schließlich die Emma: Super hart, super rechts, super Reichweite, super Kehrtwende, super muslimisch, super arm dran. Jeder weiß, dass du ein Meister von Zwischentönen bist, aber hier hast du schwer mit ihnen gegeizt.
Das verstehe ich nicht ganz. Was meinst du mit "Zwischentönen"? War dir das alles zu viel tell, zu viel nacherzählt oder zu wenig Stimmung? Oder meinst du, du kannst die Wandlung im Allgemeinen einfach nicht nachvollziehen, weil dir evtl. Szenisches fehlt

Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, mich zwischen Kulissen zu bewegen. Das ist alles irgendwie nicht echt, was ich da vorgesetzt bekomme.
Ja, schade

-- "Ich habe Emma noch nicht gekannt, als sie den Flüchtling erschossen hat. (...) Sie trainierte damals schon bei mir."
- Geht das zusammen: Er hat sie noch nicht gekannt aber sie hat schon bei ihm trainiert? Oder verstehe ich was falsch?
Ja, ist ein kleiner Schwachpunkt, den du aufzählst. Ich denke, wenn jemand zweimal im Monat in der anderen Hälfte einer Halle trainiert, kann man jemanden vom sehen kennen, aber man kennt ihn nicht wirklich ... ja, ist ein Schwachpunkt des Textes

-- "Die BRD war, was den Gebrauch von Schusswaffen anging, äußerst pazifistisch."
- Das hört sich schief an. Gegenprobe: Ich bin an sich pazifistisch, aber nicht, was den Gebrauch von Schusswaffen angeht. Knirsch.
Möglich scheint mir: ... war, was die Polizei angeht, äußerst pazifistisch. (Gegenprobe: Ich bin an sich pazifistisch, aber nicht in Bezug auf Polizeimaßnahmen. Geht eigentlich.)
Jaa .... und nein! :D Ich finde, unsere Gesellschaft ist in gewissen Bereichen grundlegend nicht pazifistisch eingestellt, im ursprünglichen Sinne. Also, was körperliche Selbstverteidigung/Kampfsport angeht, ist der Konsens in die Richtung, dass diese Form der "Gewalt" in Ordnung ist. Die rote Linie sind heutzutage doch Schusswaffen. Ja, Scheiße, ich kann's gerade schlecht beschreiben. Ich kann mir vorstellen, dass einem der Pazifismus der heutigen Zeit erst dann auffallen wird, wenn man beispielsweise in eine Gesellschaft schlingern würde, in der der Gebrauch von Schusswaffen auch zu Selbstverteidigungszwecken und Kriminalität wesentlich geläufiger ist. Wenn ein Polizist heute die Dienstwaffe im Einsatz benutzt, wird das sehr streng kontrolliert und man merkt, dass dort eine gewisse Linie überschritten wird. Wenn Polizisten körperliche Gewalt anwenden, interessiert das keinen. Wenn einmal ein Schuss fällt, drehen alle hohl. Schusswaffen werden im Konsens doch sehr stark misstraut und "verachtet", körperliche Gewalt dagegen .. Ja, ich kann es gerade beschissen ausdrücken. Versteht man, was ich meine? :D Der Satz ist angreifbar, ja, aber trotzdem finde ich ihn gut und er sagt auch einiges über die Welt aus, in der sich die Prots befinden, wenn man so auf die BRD blickt.

Danke fürs Vorbeischauen und Kommentieren, erdbeerschorsch!

 
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Hi @zigga

den Text habe ich mehrfach gelesen, ihn aufgesaugt, gewartet, was übrig bleibt, welche Brocken verdaulich sind, welche nicht. Mittlerweile glaube ich, dass ich eher eine Rohfassung lese, dass einiges fehlt, die Motive lauwarm daherkommen, vieles nicht zuendegedacht ist.
Was jetzt gar keine so heftige Kritik sein soll, wie es sich vielleicht liest, eher ein bisschen Frust ausdrückt, weil ich glaube, du kannst mehr rausholen, da lässt sich einiges dran arbeiten. (Die Idee finde ich nämlich sehr sehr gut!) Dann aber könnte was richtig Gutes bei rauskommen.

Ein paar einzelne Punlte will ich anführen. Da ist zunächst die an sich einfallsreiche Struktur als fakejournalistischer Beitrag. Gefällt mir. Mit diesem Trick lassen sich längere Zeitspannen problemlos meistern und eine gewisse Spannung bleibt erhalten. Die Dialoge, bzw. der Monolog Rahkes klingen überaus hölzern, soundlos. Dazu kommt noch, dass chronologisch erzählt wird, was keiner so machen würde. Ein Journalist ließe sich eher Szenen schildern, stellte konkrete, auch persönliche Fragen. Überhaupt der Journalist: seine Motivation ist unklar, dabe könnte man mit dem Interview und dem Warum-Ein-Interview eine Rahmenhandlung konstruieren, die es ins ich hat.

Na ja, und der dystopische Katastrophenverlauf. Okay, vorstellbar, aber was trägt das zum Text bei oder dient es nur dazu Relevanz aufzubauen? Ich denke, man könnte weniger Fatalisten besser vertragen.

Also ich bin nicht durch mit dem Ding, würde es lieber als ersten Entwurf sehen.

Ich besuche Oliver Rahke
Rahke, von welchem Namengenerator hast du den? Klingt, na ja...

»Ihre Geschichte ist interessant, weil viele Dinge ineinander verwoben sind: Flüchtlingskrise, Aufstieg der Rechten, Islamische Expansion. Schuld, Aggression.«
echt jetzt? Reicht mir nicht als Grund.

Einen Moment ist da etwas in seinem Blick; die Art von Traurigkeit, wie ich sie oft in den Augen der Menschen sehe. Vielleicht kann man nur so blicken, wenn man dem Tod begegnet ist; bin ich zu weit gegangen?
mm, ja, aber dazu müsste der Erzähler selbst in den Tod geblickt haben, oder?

»Ich danke Ihnen für Ihr Interesse«, sagt Oliver Rahke
wer sagt so was?

»Phone, starte Recording. Es ist der 24. Juli 2072. Bitte, Herr Rahke«, sage ich und nicke Oliver an. »Erzählen Sie die Geschichte Ihrer Frau.«
Okay, leg mal los, red mal, du Lusche.

Ich war 43. Tagsüber habe ich als Personenschützer gearbeitet, und abends Alte und Junge im Kickbox-Studio trainiert.
alte und junge, okay, aber wozu dienst die Info?

Nach dem Schuss war sie ein paar Monate vom Dienst freigestellt, wegen der vorschriftsmäßigen staatsanwaltlichen Untersuchung, bei Gebrauch der Schusswaffe.
das Komma vor bei, braucht es das?

Aber dass Jamal selbst nach der Waffe gegriffen hat ... na ja. Aber hätte es sein müssen? Wer weiß.
mm, greift auf die Ursprungsgeschichte zurück, dass Jamal den tödlichen Schuss, die Reaktion Emmas durch den Griff zur Pistole des Kollegen ausgelöst hat, müsste man aber deutlicher machen.

»Ich weiß nicht mehr, wann sie damit anfing, diese Livestreams auf Youtube zu halten.
warum nicht mehr? Demenz?

Ich kann mich nicht mehr an die genauen Inhalte ihrer Videos erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich mir sicher war, sie würde suspendiert, wenn die Polizeidirektion von ihrer Aktivität erfahren würde.
dabei wäre die Schilderung der Inhalte genau das, was ein Journalist aus ihm Krauskitzeln würde.

ch glaube, sie hatte schon ein oder zwei ernsthafte Prozesse gegen sich laufen, wegen Volksverhetzung. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie nicht mehr zu erkennen.
auch hier zu umscharf

In dieser Zeit wurde Emma erneut schwanger und bekam unser zweites Kind. Einen weiteren Sohn. Ich erzähle das, weil es durchaus relevant für meine Erzählung sein wird.«
die Kinder bleiben namenlos, bzw. nur eins davon erhält später einen Namen, welcher Vater würde das so machen?

»Unser jüngster Sohn wurde erstochen. Er war gerade 13 Jahre alt. Emma war 44, ich 59. Shaun war mit einem Freund und ihren Fahrrädern dra als merkwürdiger Zufall daher

Kurze Zeit später löste sich die EU auf und die daraus resultierende Banken- und Währungskrise stürzte Europa in die nächste Wirtschaftskrise; die AfD als nationalsoziale Partei stieg auf über 25 Prozent, die Grünen schrammten in Umfragen knapp an der absoluten Mehrheit vorbei. Rentnern wurde ihre Pension nicht ausgezahlt, im Winter kam es wegen der Währungskrise zu einem Gasmangel. Es waren schwierige Zeiten.«
na ja, nach derzeitigem deutschen Gemenegenlage gedacht...

Das Schlimme am Verlust des eigenen Kindes ist nicht die Phase der Trauer, sondern das Danach. Die Leere, die für die restliche Zeit des Lebens auf einen wartet. Nichts wird kommen, das ihn ersetzt.
sehr weisheitsmäßig

Am Flughafen wartete die komplette Familie Jamals auf uns. Ich wusste nicht, was uns erwartete. Letztendlich – so viel kann ich Ihnen sagen – unterhielten sich die Frauen die ganze Nacht und den kompletten restlichen Morgen. Emma und Jamals Mutter lagen sich oft weinend in den Armen.
beste Stelle, wenn du die genauer erzählst. Da schließ sich der Kreis.

sie wussten nicht, dass diese weißhaarige, blinde Deutsch-Muslimin vielleicht eine derjenigen Menschen gewesen war, die einige der Milizionäre Jahre zuvor vom Untergang der christlich-abendländischen Kultur mit überzeugt und zu rechten Untergruppen getrieben hatte.
tja, auch das eine an sich ergreifende Stelle.

Mm, @zigga, du merkst es schon, ums mal mit Wortkriegerstandardsätzen zu versehen: gern gelesen, dabei wär's mir lieber ein "sehr" davorsetzen zu können.

Liebe Grüße und bis zum nächsten Besuch
Isegrims

 
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Lieber @zigga,

— „Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso du den Aphorismus umgestellt hast? (…) großer Quatsch. Ja, wieso ist es denn großer Quatsch? Hast du da irgendeine Begründung?“

- Die Umkehrung des Zitats ist im Grunde bereits das Argument, und es zielt genau in die Richtung, die du mir jetzt vorwirfst: So ein flotter Spruch bedient die, die ihn eh schon gut finden und regt die auf, die ihn bescheuert finden. Gut, zumindest das zweite hat bei mir so weit funktioniert, dass ich mich zu Wort gemeldet habe, aber es ändert nichts daran, das alles beim Alten bleibt. Weder hast du noch habe ich dadurch eine neue Erkenntnis gewonnen.

Im jedem konkreten Fall aufzupassen und einen maskierten Drang, die Welt zu beherrschen, aufzudecken, ist sicher löblich. Aber so ein pauschales Abkanzeln ist erst einmal nur eine wohlfeile Diskreditierung des Gegners.
(Ich sehe aber auch auf der inhaltlichen Ebene wirklich keine Grundlage für so eine Behauptung. Woran darf ich das denn erkennen, dass ein Retter im Grunde seines Herzens fast immer ein maskierter Beherrscher sei? Es gibt Fälle, ganz bestimmt, man wird zweifellos Kandidaten finden, auf die das zutrifft, aber so im Allgemeinen, meistens - woran sehe ich das? Woher weiß ein Mencken das?)

Auch sonst konntest mit meinem Kommentar ja nun nicht so viel anfangen. Ich versuche mal, mich an ein paar Stellen noch zu erklären.

— „Hä, das finde ich überhaupt nicht. Er fängt hier an:
»Ich habe Emma noch nicht gekannt, als sie den Flüchtling erschossen hat. "
- Ähm, ja, sag ich doch. Er fängt beim Kennenlernen an. Ganz vorne also.
Ich stelle mir den Journalist vor und überlege mir, was will er wissen, was wäre für ihn eine echte Frage. Ich könnte mir vorstellen, er will wissen: Wie war das, haben Sie einen Hinweis darauf, warum Emma wirklich geschossen hat?
Oder eben auch: Wie war das hinterher, wie kam es eigentlich dazu, dass Emma auf die Familie zugegangen ist?
Schwer vorstellbar dagegen finde ich, dass der Journalist mit der brennenden Frage dahin geht: Wie haben die sich eigentlich kennengelernt?
Und im nächsten Schritt stelle ich mir dann vor, dass der Interviewpartner - gerade der literarisierte, aber im Grunde auch der echte - da einsteigt, wo es brennt. Also genau bei diesen Fragen, die auch der Journalist hat, weil er ein Gefühl dafür hat, was die Menschen interessiert (er wird sicher nicht zum ersten Mal dazu befragt).

Wie dem auch sei: So ein Gespräch macht es möglich, dass man themengeleitet miteinander spricht, nicht chronologisch geleitet. Es macht möglich, dass einer eine Assoziation hat, die eventuell mit einem zeitlichen Sprung verbunden ist, und die dann verfolgt wird. Es ist vermutlich selten, dass ein Gespräch nicht früher oder später solche Sprünge hat. Dieses Gespräch hat sie überhaupt nicht, deswegen erscheint es mir gestellt. Und deswegen habe ich die Frage gehabt, warum du überhaupt ein Gespräch schreibst, wenn du seine typische Form nicht abbilden möchtest.

Nun sind deine Gesprächspartner literarisiert, sagst du. Daran störe ich mich aber nicht unbedingt. Es geht mir jedenfalls nicht darum, wie die Leute reden, also welchen mündlichen Stil sie pflegen. Im Fall des Journalisten geht es mir darum, was er sagt (d.h. wie wenig er eigentlich sagt). Und was den Aufbau angeht: Das kann natürlich eine Literarisierung sein, die absichtliche Weigerung, auf typische Merkmale eines Gesprächs zu bauen. Eine stilisierte Sprödigkeit kann mich durchaus überzeugen, wenn sie gut gemacht ist. Nun ist es in dem Fall aber so, dass diese Literarisierung - die bruchlose chronologische Wiedergabe - die am allernächsten liegende ist, also die, die man wahrscheinlich am häufigsten herausbekommen wird, wenn man man jemandem einen Stift in die Hand drückt und ihn auffordert, aufzuschreiben, wie etwas gewesen ist. Das bringt dann die Gefahr mit sich, dass das Ergebnis nicht als bewusste Literarisierung wahrgenommen wird, sondern vielmehr als fehlende bewusste Gestaltung. So ist es mir mit deinem Text gegangen.
Ich würde das demnach nicht sehr viel anders sehen, wenn du z.B. die Form eines Tagebucheintrags gewählt hättest oder anders auf das Gespräch verzichtet hättest. Im Gespräch finde ich das nur noch etwas auffälliger.

Und noch kurz zu den Zwischentönen: An der Stelle meinte ich, dass an deiner Figur, an dieser Emma, alles extrem erscheint. Also eigentlich alles, egal was. Das macht mir diese Figur schablonenhaft. Extreme Schwankungen gibt es und sie können in einer Geschichte reizvoll sein. Wenn aber überall Extreme sind (und nicht nur in den Schwankungen), dann kippt es für mich irgendwann. Du verstehst, dass mir das in der Masse plakativ erscheint? Das geht - so erscheint es mir beim Lesen - fast schon in Richtung satirische Übertreibung, ohne dass ich aber wiederum den Eindruck habe, dass die Geschichte insgesamt in diese Richtung gehen soll. Deswegen finde ich das nicht rund.


Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
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Lieber @zigga ,

ich finde es ziemlich mutig, sich so in die nahe Zukunft zu wagen und eine privates Schicksal mit einer politischen Entwicklung zu verbinden, die du selbst konstruierst. In beiden Bereichen bietest du allein mit der Fülle der Informationen Stoff für einen Roman und deshalb bleibt das Ganze natürlich überwiegend im Tell-Modus. Dennoch bleibt es durchgängig spannend.
Der alte Mann erzählt einem jungen Journalisten oder einer Journalistin die Geschichte des Lebens mit seiner Frau. Du hast in diesem Lebenslauf so viele schicksalshafte und überraschende Wendungen drin, da hätte ich es auch gut gefunden, wenn sich im Verlauf zwischen Interviewer und Interviewten noch eine besondere Beziehung gezeigt hätte. Das hätte den Interviewer vielleicht auch aus der Rolle des Stichwortgebers rausgeholt.

Oliver Rahke blickt durch den Raum, fährt sich mit der Hand über die Wange. Einen Moment ist da etwas in seinem Blick; die Art von Traurigkeit, wie ich sie oft in den Augen der Menschen sehe. Vielleicht kann man nur so blicken, wenn man dem Tod begegnet ist; bin ich zu weit gegangen?
Da ist auch eine Irritation, oder? Der Journalist will eine gute Story, für den Mann geht es um das Drama seines Lebens. Ist diese Traurigkeit nicht auch eine Art Einsamkeit?

»Ich würde mich freuen, Emmas Geschichte zu hören«, sage ich und nippe again am Tee. Aus dem Fenster sehe ich eine Post-Drohne vorbeifliegen.
Schön in der Zukunft verortet.

Oliver senkt den Kopf, legt sein Gesicht einen Moment in seine Hände. Er weint. Still und ohne sich zu bewegen; nur seine Atmung ist tiefer, lauter.
Das Weinen kommt mir hier viel zu früh.

Oliver Rahke schnieft, dann setzt er sich mit geradem Rücken auf und sieht mir mit seinem blauen, stählernen Blick direkt in die Augen.
Das irritiert mich. Sagt es etwas über den Interviewer, dass er diese Formulierung wählt?

Wie sie mir auf eine unserer Fahrten zu einem Turnierkampf so wütend vorkam.
auf einer

Auf Youtube nannte sie sich Angel. Auf ihrem Profilbild sah man ihre blonde Mähne, eine tief ins Gesicht gezogene Cap verdeckte ihr Gesicht. Damals erfuhr die Neue Rechte ihren ersten, großen Aufschwung. Angel war schnell unter rechten Videobloggern bekannt.
Tolle Idee, dass sie diesen Weg geht.

Von den Livestreams auf Youtube, die sie auch damals noch abhielt, wusste ich weiterhin nichts.
Er spricht, als würde er ein Protokoll für einen Polizeibericht oder so schreiben.

»Wenn Sie die Werte und Entscheidungen der Menschen in der BRD verstehen wollen, müssen Sie verstehen, dass keine historische Gesellschaft zum Zeitpunkt ihrer Existenz davon weiß, was ihr bevorsteht.«
Hier wirkt es so, als würde er sich für eine Schuld rechtfertigen, die er noch berichten wird. Spannend.

ich weiß nur noch, wie aggressiv sie immer zu den Therapiesitzugen ging
Da fehlt ein "n"

An den Wochenenden fuhren wir manchmal mit dem Baby auf Demonstrationen von Pegida oder städtischen Ablegern von Pegida;
Interessant, sich in den Kopf, das Schicksal eines Pegida-Anhängers zu denken, aus einer Perspektive, wo er mir durchaus sympathisch ist. Emma bleibt mir allerdings fremd, genau, wie sie ihrem Mann auf gewisse Weise fremd bleibt.

In dieser Zeit wurde Emma erneut schwanger und bekam unser zweites Kind. Einen weiteren Sohn. Ich erzähle das, weil es durchaus relevant für meine Erzählung sein wird.«
Hm. Warum dieser umständliche Duktus?

Nach ein paar Tagen erhielt sie in der Notaufnahme die Diagnose Netzhautauflösung; ein Augenspezialist prognostizierte ihr, dass sie innerhalb eines Jahres ihr komplettes Sehlicht verlieren würde. Das war ein sehr harter Schlag für sie.
Das hier ist der Punkt, den ich entbehrlich finde. Wofür braucht es diesen Schicksalsschlag? Das kommt jetzt alles sehr dicht aufeinander. Ich finde Panikattacken plus Jobverlust reicht für diese Frau für eine Depression. Später kommt ja auch noch der dramatische Tod des Sohnes. So läuft es Gefahr zu einer Aufzählung zu werden.

Es war nicht mehr die Frau, die ich geheiratet hatte.
Sie?

Unser jüngster Sohn wurde erstochen. Er war gerade 13 Jahre alt. Emma war 44, ich 59.
Wofür die Altersangaben?

»Was machte das mit Ihrer Frau?«
Was für eine merkwürdige Frage an dieser Stelle. Sehr kalt, analytisch.

»Der Islamismus keimte genauso erneut auf wie die Neue Rechte; die Grünen als regierende Partei schufen eine technokratisierte, extrem schnelle Gesetzgebung, die die Menschen zunehmend erzürnte. Dazu führten sie eine miserable Wirtschaftspolitik. Sie verloren die Kontrolle.
Bisschen Klischee?

Es gibt nichts, das einen diesen Schmerz nehmen kann.
einem; ich glaube, diesen Abschnitt würde ich kürzen.

Dass Shauns Tod ihre gerechte Strafe sei. Das stimmt nicht, sagte ich ihr.
Wir flogen ein Dreivierteljahr nach Shauns Tod nach Istanbul. Wir hatten Jamals Schwester über Facebook kontaktieren können;
Wow, was für ein Twist. Hätte auch komplett in die andere Richtung gehen können. Gute Überraschung. Hier wird es wieder spannend. Durchaus möglich, dass da das vorher verdrängte Schuldgefühl hochkommt. Das Fettgedruckte entbehrlich? Ich merke, wie ich bei diesem Text echt ins Schlingern komme mit der Sprache. Es ist ja der Tell-Modus und die Geschichte ist spannend genug, dass es trägt. Dieses Berichtende ist ja offenbar die Form, die du wolltest.

Am Flughafen wartete die komplette Familie Jamals auf uns. Ich wusste nicht, was uns erwartete. Letztendlich – so viel kann ich Ihnen sagen – unterhielten sich die Frauen die ganze Nacht und den kompletten restlichen Morgen. Emma und Jamals Mutter lagen sich oft weinend in den Armen.
Hier gönnst du Emma tasächlich mal so etwas wie eine Erlösung. Sie scheint sogar Nähe zuzulassen. Und insofern:

Wir liefen zur Sultan-Ahmed-Moschee in Istanbul und konvertierten noch am gleichen Tag, während des nächsten Salāt, zum Islam.
Das ist tatsächlich glaubhaft. Ich habe den Eindruck, dass Emma durchgängig die Handelnde ist und dass ihr Mann sich eher anpasst. Der Blick auf diese Frau ist zweifach gefiltert, durch den Interviewer, der mit ihrem Mann spricht, der seine Sicht schildert.

»Sehr ergreifend.«
Das klingt so unecht.

Emma hielt sich vollkommen aus allem heraus. Als eine deutsch-polnische nationalistische Miliz sie am 21. April 2040 aus unserer Wohnung zerrte, weil sie eine in Blindenschrift verfasste Ausgabe des Koran bei uns in der Wohnung fanden, erkannten sie Angel nicht; sie wussten nicht, dass diese weißhaarige, blinde Deutsch-Muslimin vielleicht eine derjenigen Menschen gewesen war, die einige der Milizionäre Jahre zuvor vom Untergang der christlich-abendländischen Kultur mit überzeugt und zu rechten Untergruppen getrieben hatte.
Da steckt auch viel bittere Ironie drin, in dieser Geschichte.

Man erschoss Emma noch am gleichen Nachmittag standrechtlich auf dem Marktplatz. Aber das sollte ich erst Jahre später mitbekommen; man hatte mir zu diesem Zeitpunkt schon die Beine gebrochen und mich in einen Waggon in Richtung eines Sammellagers verfrachtet.«
Wie sich doch alles wiederholt.

Was für eine Story! Habe ich schon gesagt, dass ich dich mutig finde, sowas rauszuhauen? Ich finde, das lohnt sich, daran noch zu feilen. Oder was Größeres draus zu machen.

Herzliche Grüße von Chutney

P.S.: Interessant überhaupt, ein fiktiver Rückblick von 2072 würde bei mir nie ohne Umweltthemen auskommen.

 

Hey @zigga,

diese CW-Runde ist aber SF lastig, so viel habe ich in den letzten 10 Jahren nicht in SF gelesen. Gut, dass die wenigsten davon in fernen Galaxien spielen.
Tja, heftige Dystopie, sag ich da mal. Und ich fand das spannend, deinen Ansatz, mal alles auf den Kopf zu stellen, was man so allgemein dem Abfassen von KGs nachsagt. Die Geschichte hatte mich emotional nicht am Haken, dafür war ich trotzdem sehr gespannt, wie sich das Leben von Emma nun weiterstrickt. Und meine Herren, gab es Drama gerade im Sommerschlußverkauf? Da haste aber ordentlich in die Kiste gegriffen. Ach, ich nehme mal gleich die Großfamilienpackung. Verstehe mich nicht falsch, ich weiß nicht, ob der Text mit weniger auch spannend gewesen wäre, allerdings wurde es mir gegen Ende hin dann doch bisschen viel und auf die Kürze und auch nicht mehr überzeugend. Also, die Bekehrung zum Islam, die Zukunftsvison als Wiederholung der Geschichte. Da haust Du schon Brocken raus, die in einem AbsatzPlatz haben müssen. Sohn erschossen, Erblinden, dass muss man ja nicht groß herleiten, aber so Glaubensfragen - so extreme Wendungen in der Persönlichkeit, schwierig. Und was die Zukunft betrifft, klar, die kann rechts sein (bitte, bitte nicht!), aber irgendwie will mir da das Mittelalterbild nicht so recht zu passen. Klar, möglich ist alles, aber das war mir zu rückwärts irgendwie.

Ja, spannendes Experiment, die Geschichte so aufzuziehen. Wie gesagt, spannend fand ich das. Aber ich kam mir auch ein bisschen vor wie ein Voyeur, das Elend der anderen ..., das hat mich doch irgendwie befremdet.

Liebe Grüße, Flieg

 

Hi @zigga,
deine Geschichte hat mich beeindruckt. Ich finde, du hast hier einen guten Bogen geschlagen, vom aktuellen Geschehen in eine mögliche Zukunft abgeleitet, in der sich dann die Vergangenheit wiederholt.
Der Lebensweg Emmas ist für mich nachvollziehbar, auch, dass sie zum Islam konvertiert. Sie scheint mir jemand zu sein, der sich immer mit einem "absoluten Glauben" identifizieren muss, mit einer Wahrheit, neben der nichts anderes Bestand hat. Erst ist es die fanatisch-politische Einstellung, die sie in ihren Videos so überzeugend wirken lässt, dass sie zu einer You Tube-Berühmtheit aufsteigt, dann der religiöse Glaube. Ich habe so etwas schon öfter gehört, gerade bei politisch Radikalen, die dann zu Religionsfanatikern werden. Im Vordergrund steht offenbar die Suche nach der einen absoluten Wahrheit. Findet man sie nicht in dem einen Extrem, wird es durch ein anderes ersetzt.

Was mich ein bisschen verwundert hat, war, dass Jamals Mutter ihr die Ermordung ihres Sohnes in keinster Weise nachzutragen schien. Aber wahrscheinlich hätte es die Geschichte überladen, wenn da jetzt auch noch ein Konflikt hochgekocht wäre.

Ansonsten konnte ich gut in die Geschichte eintauchen. Auch der Interview-Stil hat mich nicht gestört.

Kleinigkeiten:

nippe again am Tee.
Ist jetzt wirklich Geschisse, aber mich wundert, dass der Journalist im Jahr 2076(?) immer noch so viele englische Ausrücke benutzt. Das zeichnet natürlich ein gutes Bild seiner Persönlichkeit, aber wenn er so ein hipper Typ ist, müsste er da nicht eher chinesisch sprechen? Ist doch mittlerweile alles in chinesischer Hand und diese englischen Ausdrücke müssten dann ja eigentlich total altbacken daherkommen. Einmal macht er das ja und es wäre wohl auch zu aufwendig, ständig zu erklären, was er nun meint, aber ich wollt's nur anmerken, weil mir das auffiel.

Er weint.
Das ging mir zu schnell an der Stelle. Würde für mich zu einer anderen Stelle passen, zu der ich weiter unten komme.

»Ich habe Emma noch nicht gekannt, als sie den Flüchtling erschossen hat. Sie war vielleicht 26, er 19. Sie trainierte damals schon bei mir.
Das klingt etwas verwirrend, dass er sie nicht kennt, sie aber bei ihm trainiert. Später kommt dann ja raus, dass er sie nur vom Sehen kannte. Vielleicht könntest du das ja noch etwas deutlicher machen.

Wieder schweigen wir – ein, zwei Minuten. Oliver Rahke räuspert sich.
Hier würde ich ihn weinen lassen und an der anderen Stelle sich räuspern. Also da, wo er weint.

Spannende Geschichte.

Liebe Grüße,
Chai

 
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Hi Zigga,

Einen Moment ist da etwas in seinem Blick; die Art von Traurigkeit, wie ich sie oft in den Augen der Menschen sehe. Vielleicht kann man nur so blicken, wenn man dem Tod begegnet ist; bin ich zu weit gegangen?
Ich bin ein Fan von Semikolons, aber hier passen sie für mich nicht.


»Ich würde mich freuen, Emmas Geschichte zu hören«, sage ich und nippe again am Tee.
was soll denn das again?
edit: habe nun bei anderen Kommentaren bzw. deinen Antworten darauf gelesen, dass du damit eine Vermischung der Sprachen andeuten wolltest. Würde bei mir funktionieren, wenn es etwas häufiger der Fall wäre.

Ich lege mein Phone auf den Couchtisch. »Phone, starte Recording. Es ist der 24. Juli 2072.
Bekannterweise habe ich es ja nicht so mit SF und somit auch keine Ahnung ;).
Wenn ich mir aber vorstelle, dass in 50 Jahren später so wenig Neues passiert sein soll - Rentner in Jogginghose, ein tonaufnehmendes Smartphone - das finde ich sehr komisch. Wenn wir 50 Jahre zurückrechnen, sind wir im Jahr 1970, da gab es vereinzelt Autotelefone und eine Telefoneinheit hat 23 Pfennig gekostet, wenn man nicht im Dorf selbst telefoniert hat. Weder Internet noch Surfen, keine Vorstellung von dieser Vernetzung. Tonkassetten und LPs haben uns das Taschengeld aus dem Portmonnaie gezogen und man hing am Radio, um die Top 10 zu hören. Also da muss doch im Jahre 2072 technisch die Post abgehen :confused:, mal von Post-Drohnen abgesehen, die es ja jetzt schon bei amazon probehalber gibt.

Ich war 43. Tagsüber habe ich als Personenschützer gearbeitet, und abends Alte und Junge im Kickbox-Studio trainiert.
In welchem Jahr soll das denn mit dem Schuss passiert sein? Ich kriege das nicht zurückgerechnet, weil ich ja nicht weiß, wie alt er im Jahre 2072 ist.


Der Fall war ja etwas heikel; wurde nie ganz geklärt, ob die Schüsse in die Brust nun gerechtfertigt waren oder nicht.
Meiner Ansicht nach geht das Semikolon nur, wenn ein es vor wurde steht.


Jedenfalls haben Jamals Schwester, seine Verlobte und seine Mutter sich an die Medien gewandt.
... haben sich Jamals Schwester ...

Ihr Video lief in den Nachrichten rauf und runter. Seine verhüllte, weinende Mutter, daneben die Verlobte mit dem Gesicht in den Händen.
Jedesmal, wenn ich das mit dem Gesicht in den Händen lese, stelle ich mir ein separater Kopf vor, der von Händen gehalten wird. Es wirkt für mich unfreiwillig makaber.
... vielleicht: ... daneben die Verlobte, die mit ihren Händen das Gesicht verdeckt.


Ich weiß noch, wie Emma das aufgeregt hat.
..., wie das Emma aufgeregt hat.


Außer ein paar Eingeweihten wusste niemand da draußen, dass Emma die Schützin war.
Außer ein paar Eingeweihten wusste da draußen niemand, dass Emma die Schützin war.
ich finde das runder

. Ich glaube, sie hatte schon ein oder zwei ernsthafte Prozesse gegen sich laufen, wegen Volksverhetzung.
Sie ist doch vermummt? Hat sie einen Künstlernamen? Einerseits weiß niemand, wer sie sein soll, andererseits ist sie aktenbekannt?

ihr komplettes Sehlicht verlieren würde.
Augenlich wäre mir geläufiger

Oliver Rahke und ich sitzen einen langen Moment schweigend im Wohnzimmer. Schließlich steht Oliver Rahke auf, läuft in die Küche und kommt mit zwei kleinen Flaschen Bier zurück.
Mich würde interessieren, aus welchen Intentionen heraus du zweimal hintereinander Vor- und Nachname nennst.
Die Leere, die für die restliche Zeit des Lebens auf einen wartet. Nichts wird kommen, das ihn ersetzt.
falscher Bezug, wir sind noch bei der Leere

Der Schmerz ist mal stärker und mal schwächer, aber er bleibt. Die Traurigkeit bleibt. Die Traurigkeit ist manchmal so groß, dass man glaubt, man zerreißt.
Ich stolpere über das zerreißen - für mich fehlt da das Reflexiv. Aber ich denke, es gäbe bessere Begriffe oder du stellst den Satz um.
Vielleicht so: ... dass man glaubt, es zerreißt einen.

Wir flogen ein Dreivierteljahr nach Shauns Tod nach Istanbul. Wir hatten Jamals Schwester über Facebook kontaktieren können; auch Jamals damalige Verlobte und Jamals Mutter lebten noch.
Hier wird nicht klar, ob sie politisch so gefährlich gelebt haben, dass sie hätten tot sein können oder ob das mal vom Alter her noch grade so hinkam, es hat mich etwas irritiert, dass es explizit erwähnt wird, dass die noch leben.

Seltsam, wie ruhig Emma auf dem Flug dorthin war. Ich bin 40 Jahre lang im Sicherheitssektor gewesen, wissen Sie, ich habe kein Problem mit Anspannung oder Nervosität. Trotzdem sah ich meine Hände zittern, als wir am Erdoğan-Flughafen auscheckten. Emma war so ruhig. Sie war ganz still und in sich ruhend.
Etwas redundant.


Am Flughafen wartete die komplette Familie Jamals auf uns. Ich wusste nicht, was uns erwartete.
Das ist aber keine Absicht mit der Wortwiederholung, oder?

wenn ich heute darüber nachdenke – scheint es mir wie die logische Schlussfolgerung all unserer Handlungen Emmas und meines Lebens. Wir liefen zur Sultan-Ahmed-Moschee in Istanbul und konvertierten noch am gleichen Tag, während des nächsten Salāt, zum Islam.
:confused:

Auf unserem Rückflug nach Frankfurt kam mir Emma so ruhig und entspannt vor wie seit Jahren nicht mehr. Die eine Hälfte des Fluges saßen wir schweigend und lächelnd Hände haltend im Flugzeug. In der zweiten Hälfte legte Emma ihren Kopf auf meine Schulter und schlief so ruhig, tief und fest, wie ich sie seit Jahren nicht gesehen hatte.

Oliver Rahke nimmt einen großen, letzten Schluck seines Bieres.
Fettes weg

Was dieser Mann in seinem Leben durchgemacht haben muss. Es sind wie Geschichten aus einer anderen Zeit. Mein Mund ist trocken, meine Hände schweißnass.
Das finde ich leider ein schwaches Ende für diese starke Geschichte. Es muss inhaltlich nicht viel passieren, aber das mit dem durchgemacht-haben ist für mich, nachdem er so eine Lebensgeschichte aus seinem Mund gehört hat, sorry, fast etwas Plattitüdenhaftes.

Du hast dir ja schon einige Gedanken gemacht, unsere politische Landschaft nach deinem Gusto verändert (die DDR gibt es noch dauerhaft, wenn du immer von der BRD redest?)

Den weiteren Lebensentwurf, den du von Emma zeichnest, ist spannend zu lesen, wenn es auch fast zuviel des Schlechtens war, was sie ereilte, die Arme.
Als das mit der Augenkrankheit noch dazu kam, dachte ich kurz, sie wäre irgendwie vergiftet worden oder man hätte ihr etwas angetan, damit die Gesundheit schlechter wird, weil so ein diffuses Bild von ihr entsteht, wie sie in ihrer Persönlichkeit ist. Aber das gehört wohl zu ihrer Person, dass sie schlecht greifbar ist.

Der Stil war sehr distanziert, es ist kaum Liebe oder so etwas Ähnliches in dem zu finden, was Oliver von seiner Frau erzählt. Es wirkt sehr abgeklärt, nicht so, wie man sich eine "normale" Beziehung vorstellt. Auch die Kinder sind so ein Beiwerk, tangieren kaum. Das wirkt alles sehr skurrill auf mich, sollte wohl aber auch so sein.

Ein interessantes Copy, mit viel Fantasie weitergesponnen. Man merkt dem Text aber an, dass er mit heißen Nadeln gestrickt worden ist, mit mehr Zeit hättest du sicher noch besser schleifen können.

Zum Titel: Als ich ihn die ganze Zeit jetzt immer nur auf der Liste gesehen habe, konnte ich mich oft nicht zwischen Name und Fischfanggerät entscheiden, das ist etwas zweideutig ;) - oder soll das sogar so sein? :D


Liebe Grüße
bernadette

 

Leute!

Entschuldigt die extrem lange Wartezeit. Das ist ja jetzt echt einige Wochen her. Ich hab's einfach nicht gepackt zu antworten und die anderen Challenge-Storys zu kommentieren (aber doch zu lesen), Begründung ist ja auch scheißegal.

@Isegrims

Merci fürs nochmalige Vorbeischauen.

den Text habe ich mehrfach gelesen, ihn aufgesaugt, gewartet, was übrig bleibt, welche Brocken verdaulich sind, welche nicht. Mittlerweile glaube ich, dass ich eher eine Rohfassung lese, dass einiges fehlt, die Motive lauwarm daherkommen, vieles nicht zuendegedacht ist.
Ja, freut mich einerseits, andererseits denke ich, du hast Recht, wenn du von einer Rohfassung schreibst. Zuendegedacht hab ich das im Grunde, aber ich denke, so viel Tell ist ein wenig drüber. Danke für deine Einschätzung.

Was jetzt gar keine so heftige Kritik sein soll, wie es sich vielleicht liest, eher ein bisschen Frust ausdrückt, weil ich glaube, du kannst mehr rausholen, da lässt sich einiges dran arbeiten. (Die Idee finde ich nämlich sehr sehr gut!) Dann aber könnte was richtig Gutes bei rauskommen.
ja ich werde mal sehen. Ich muss sagen, dieses Auserzählen ist oftmals harte Arbeit, und manchmal habe ich einfach Bock, den Plot, den ich vor Augen sehe, einfach mal rauszubrettern :D Wie hier. Ich denke, auserzählt wäre es wesentlich weniger angreifbar und auch intensiver. Mich würde sehr interessieren, was Nicht-Autoren zu so einer Story sagen würden

Ein paar einzelne Punlte will ich anführen.
Dann mal her mit deinen Punlten! :D

Die Dialoge, bzw. der Monolog Rahkes klingen überaus hölzern, soundlos.
Ja .. ja

Dazu kommt noch, dass chronologisch erzählt wird, was keiner so machen würde. Ein Journalist ließe sich eher Szenen schildern, stellte konkrete, auch persönliche Fragen.
Ja und nein. Ich hab auch schon mal Sessions gehört, wo Journalisten erst mal einfach erzählen lassen und später nachhaken. Aber wenn es auf dich als Leser unauthentisch wirkte, ist es natürlich ein Schwachpunkt des Textes.

Überhaupt der Journalist: seine Motivation ist unklar, dabe könnte man mit dem Interview und dem Warum-Ein-Interview eine Rahmenhandlung konstruieren, die es ins ich hat.
Ja, wobei ich da jetzt keine Idee auf der Hand hätte und das Gefühl habe, es könnte ein wenig den Rahmen sprengen und vom roten Faden wegführen

Na ja, und der dystopische Katastrophenverlauf. Okay, vorstellbar, aber was trägt das zum Text bei oder dient es nur dazu Relevanz aufzubauen? Ich denke, man könnte weniger Fatalisten besser vertragen.
Hmm ich weiß auch nicht. Das, was im Inneren in Emma vorgeht, passiert als Resonanz im Außen. Ich weiß nicht, ich fand so ein wenig Apokalypse mal interessant

Also ich bin nicht durch mit dem Ding, würde es lieber als ersten Entwurf sehen.
So geht es mir auch

Okay, leg mal los, red mal, du Lusche.
Was? :D

Mm, @zigga, du merkst es schon, ums mal mit Wortkriegerstandardsätzen zu versehen: gern gelesen, dabei wär's mir lieber ein "sehr" davorsetzen zu können.
Ok! Danke für die Kritik, ist angekommen


Lieber @erdbeerschorsch,

So ein flotter Spruch bedient die, die ihn eh schon gut finden und regt die auf, die ihn bescheuert finden.
Ja, na ja, so ist das mit Sprüchen nun mal. Zum Glück hast du dein "wie kann man das wissenschaftlich belegen?" gelöscht, Kollege :D

Woran darf ich das denn erkennen, dass ein Retter im Grunde seines Herzens fast immer ein maskierter Beherrscher sei?
Tja, erdbeermann, mit dieser Frage lasse ich dich nun mal alleine.

Auch sonst konntest mit meinem Kommentar ja nun nicht so viel anfangen. Ich versuche mal, mich an ein paar Stellen noch zu erklären.
Doch schon, an einigen Stellen hast du allerdings nicht genau konkretisiert. Dein erneuter Kommentar war da sehr hilfreich, vielen Dank dafür.

Ich stelle mir den Journalist vor und überlege mir, was will er wissen, was wäre für ihn eine echte Frage. Ich könnte mir vorstellen, er will wissen: Wie war das, haben Sie einen Hinweis darauf, warum Emma wirklich geschossen hat?
Na ja, das kommt darauf an, was der Journalist wissen möchte. Es gibt auch Sitzungen bei solchen Interviews, gerade am Anfang und bei längeren Storys, da lassen solche Interviewer erst mal erzählen und würden später auf konrkete Fragen eingehen. Ein solches Szenario hatte ich vor Augen. Aber ja, es ist eine Schwäche des Textes, wenn es so vielen auffällt. Ist angekommen. Ich denke, dass der Journalist in dieser Situation - wie er selbst sagt - zuerst einmal an der allgemeinen Geschichte Emmas interessiert ist, weil für den Journalisten in ihrer Vita exemplarisch die für die fiktive Zukunft wichtigen Themen der Vergangenheit womöglich interessant verwebt sind

Schwer vorstellbar dagegen finde ich, dass der Journalist mit der brennenden Frage dahin geht: Wie haben die sich eigentlich kennengelernt?
Hat er ja auch nicht gefragt. Die Frage ist: Erzählen Sie die Geschichte Ihrer Frau. Den Kritikpunkt kann ich nicht nachvollziehen. Er beginnt ab dem Zeitpunkt zu erzählen, kurz nachdem der Schuss fiel. Wieso auch nicht?

Und im nächsten Schritt stelle ich mir dann vor, dass der Interviewpartner - gerade der literarisierte, aber im Grunde auch der echte - da einsteigt, wo es brennt.
Ich denke, das tut er

Also genau bei diesen Fragen, die auch der Journalist hat, weil er ein Gefühl dafür hat, was die Menschen interessiert (er wird sicher nicht zum ersten Mal dazu befragt).
Ob zum ersten Mal oder nicht steht nicht im Text. Mir kam es eher vor, dass es zum ersten Mal passiert, da Oliver Rahke verwundert über das Interesse vom Journalisten ist und ihn auch fragt, wie er von dem Fall gehört hat und wieso er sich dafür überhaupt interessiert

Wie dem auch sei: So ein Gespräch macht es möglich, dass man themengeleitet miteinander spricht, nicht chronologisch geleitet.
Ja, macht es möglich, aber es muss ja nicht unbedingt so laufen, bloß weil du es dir so vorstellst. Es kann auch passieren, dass einer erst mal erzählt

. Es ist vermutlich selten, dass ein Gespräch nicht früher oder später solche Sprünge hat. Dieses Gespräch hat sie überhaupt nicht, deswegen erscheint es mir gestellt.
Ja, es wirkt tatsächlich etwas gestellt, gekauft. Wahrscheinlich, weil der Prot von Anfang bis Ende runtererzählt, ja

Eine stilisierte Sprödigkeit kann mich durchaus überzeugen, wenn sie gut gemacht ist. Nun ist es in dem Fall aber so, dass diese Literarisierung - die bruchlose chronologische Wiedergabe - die am allernächsten liegende ist, also die, die man wahrscheinlich am häufigsten herausbekommen wird, wenn man man jemandem einen Stift in die Hand drückt und ihn auffordert, aufzuschreiben, wie etwas gewesen ist. Das bringt dann die Gefahr mit sich, dass das Ergebnis nicht als bewusste Literarisierung wahrgenommen wird, sondern vielmehr als fehlende bewusste Gestaltung. So ist es mir mit deinem Text gegangen.
Ok, angekommen, vielen Dank. Ich hatte es ja geschrieben, einerseits war das Copywrite ein schönes Experiment für mich, weil ich mal austesten wollte, wie weit krasses Tell funktioniert, wie ein Gespräch/Interview funktioniert in dem Setting. In der Form hätte ich es nicht hochgeladen, ich weiß nicht, ob ich es überhaupt hier hochgeladen hätte nach einer Warte- und Reifezeit, oder ob es mir nicht gut genug gewesen wäre. Ja, du setzt den Maßstab sehr hoch was die Authentizität des Dialogs im weitesten Sinne angeht, da triffst du natürlich auch einen wunden Punkt des Textes; einige Kommentatoren meinten, sie fänden den Dialog nicht gestellt, die kann ich auch nachvollziehen irgendwo ... ich denke, wenn Leser es mehr auf den Inhalt ankommt und sie davon abgeholt werden, was passiert, könnte es sein, dass sie sich nicht ganz so sehr am Erzählen des Prots aufhängen könnten, aber auditorium iudicat. Die Kritik trifft jedenfalls zu und ist angekommen.

Und noch kurz zu den Zwischentönen: An der Stelle meinte ich, dass an deiner Figur, an dieser Emma, alles extrem erscheint. Also eigentlich alles, egal was. Das macht mir diese Figur schablonenhaft. Extreme Schwankungen gibt es und sie können in einer Geschichte reizvoll sein. Wenn aber überall Extreme sind (und nicht nur in den Schwankungen), dann kippt es für mich irgendwann. Du verstehst, dass mir das in der Masse plakativ erscheint? Das geht - so erscheint es mir beim Lesen - fast schon in Richtung satirische Übertreibung, ohne dass ich aber wiederum den Eindruck habe, dass die Geschichte insgesamt in diese Richtung gehen soll. Deswegen finde ich das nicht rund.
Ok! Jetzt ist es verständlicher, was du meinst. Das ist denke ich auch ein Problem des Tellens, szenisch auserzählt wäre das wohl wesentlich länger, aber auch unangreifbarer was Motive angeht (wenn man es gut hinkriegen würde) Ja, so kann man es sehen, zu viele Schwankungen. Ich finde, man könnte es als Leser auch glauben, aber du hast auch schon Recht, das ist ein Schwachpunkt des Textes.

Danke für dein erneutes Melden und deine Gedanken, erdbeerschorsch!


Liebe @Chutney,

ich finde es ziemlich mutig, sich so in die nahe Zukunft zu wagen und eine privates Schicksal mit einer politischen Entwicklung zu verbinden, die du selbst konstruierst.
cool!

In beiden Bereichen bietest du allein mit der Fülle der Informationen Stoff für einen Roman und deshalb bleibt das Ganze natürlich überwiegend im Tell-Modus.
Ja, der Tell-Modus. Ich bin so jemand, ich kann mich nicht mit Regeln abfinden und muss erst mal auf den Arsch fliegen, bevor ich die Grenzen akzeptieren kann. :D Das interessiert dich vielleicht nicht, aber so wie man eine Sache im Leben macht, macht man ja alles, und ich sehe da eine eine gewisse Parallele. Ich finde den Text mittlerweile, mit einigen Abstand, als zu viel Tell. Wahrscheinlich wollte ich mich mal so weit vorwagen, bis mir die Leute auf die Finger klopfen, und jetzt weiß ich Bescheid. :D Ich glaube, da sind vielleicht ein paar ganz gute Story- oder Plot-Ideen im Text, aber an der Umsetzung hakt's. Vielleicht würde so eine kleine Story in einem Roman durchgehen, als Story in der Story, aber als alleinstehende sehe ich das auch ein wenig kritisch. Danke für deine Rückmeldung.

Dennoch bleibt es durchgängig spannend.
Das freut mich

Du hast in diesem Lebenslauf so viele schicksalshafte und überraschende Wendungen drin, da hätte ich es auch gut gefunden, wenn sich im Verlauf zwischen Interviewer und Interviewten noch eine besondere Beziehung gezeigt hätte.
Das ist eine gute Idee.

Das hätte den Interviewer vielleicht auch aus der Rolle des Stichwortgebers rausgeholt.
Ja, er ist wirklich ein wenig flach. Ein wenig mehr Figur hätte hier vielleicht nicht geschadet, muss ja nicht mal zu viel sein

Da ist auch eine Irritation, oder? Der Journalist will eine gute Story, für den Mann geht es um das Drama seines Lebens. Ist diese Traurigkeit nicht auch eine Art Einsamkeit?
Kann man so deuten.

Das Weinen kommt mir hier viel zu früh.
Werde ich ändern

Auf Youtube nannte sie sich Angel. Auf ihrem Profilbild sah man ihre blonde Mähne, eine tief ins Gesicht gezogene Cap verdeckte ihr Gesicht. Damals erfuhr die Neue Rechte ihren ersten, großen Aufschwung. Angel war schnell unter rechten Videobloggern bekannt.

Tolle Idee, dass sie diesen Weg geht.

:)

Von den Livestreams auf Youtube, die sie auch damals noch abhielt, wusste ich weiterhin nichts.

Er spricht, als würde er ein Protokoll für einen Polizeibericht oder so schreiben.

Ja, Tell halt hmm

An den Wochenenden fuhren wir manchmal mit dem Baby auf Demonstrationen von Pegida oder städtischen Ablegern von Pegida;

Interessant, sich in den Kopf, das Schicksal eines Pegida-Anhängers zu denken, aus einer Perspektive, wo er mir durchaus sympathisch ist. Emma bleibt mir allerdings fremd, genau, wie sie ihrem Mann auf gewisse Weise fremd bleibt.

Das freut mich. Also das erste. Ja, fremd; ich denke, das hat auch was mit der Erzählperspektive irgendwo zu tun.

Nach ein paar Tagen erhielt sie in der Notaufnahme die Diagnose Netzhautauflösung; ein Augenspezialist prognostizierte ihr, dass sie innerhalb eines Jahres ihr komplettes Sehlicht verlieren würde. Das war ein sehr harter Schlag für sie.

Das hier ist der Punkt, den ich entbehrlich finde. Wofür braucht es diesen Schicksalsschlag? Das kommt jetzt alles sehr dicht aufeinander. Ich finde Panikattacken plus Jobverlust reicht für diese Frau für eine Depression. Später kommt ja auch noch der dramatische Tod des Sohnes. So läuft es Gefahr zu einer Aufzählung zu werden.

Ok! Danke für die Rückmeldung. Das war auch meine Befürchtung.

»Der Islamismus keimte genauso erneut auf wie die Neue Rechte; die Grünen als regierende Partei schufen eine technokratisierte, extrem schnelle Gesetzgebung, die die Menschen zunehmend erzürnte. Dazu führten sie eine miserable Wirtschaftspolitik. Sie verloren die Kontrolle.

Bisschen Klischee?

Ja stimmt :D


Dass Shauns Tod ihre gerechte Strafe sei. Das stimmt nicht, sagte ich ihr.
Wir flogen ein Dreivierteljahr nach Shauns Tod nach Istanbul. Wir hatten Jamals Schwester über Facebook kontaktieren können;

Wow, was für ein Twist. Hätte auch komplett in die andere Richtung gehen können. Gute Überraschung. Hier wird es wieder spannend. Durchaus möglich, dass da das vorher verdrängte Schuldgefühl hochkommt. Das Fettgedruckte entbehrlich? Ich merke, wie ich bei diesem Text echt ins Schlingern komme mit der Sprache. Es ist ja der Tell-Modus und die Geschichte ist spannend genug, dass es trägt. Dieses Berichtende ist ja offenbar die Form, die du wolltest.

Das freut mich. Ich glaube immer mehr, dass die "Story", der Plot, eigentlich ganz spannend ist, aber eine nacherzählende Kurzgeschichte ist einfach nicht das richtige Medium

Wir liefen zur Sultan-Ahmed-Moschee in Istanbul und konvertierten noch am gleichen Tag, während des nächsten Salāt, zum Islam.

Das ist tatsächlich glaubhaft. Ich habe den Eindruck, dass Emma durchgängig die Handelnde ist und dass ihr Mann sich eher anpasst. Der Blick auf diese Frau ist zweifach gefiltert, durch den Interviewer, der mit ihrem Mann spricht, der seine Sicht schildert.

Cool!

»Sehr ergreifend.«

Das klingt so unecht.

Ja, sehr kühl so hatte ich es mir vorgestellt oder?

Emma hielt sich vollkommen aus allem heraus. Als eine deutsch-polnische nationalistische Miliz sie am 21. April 2040 aus unserer Wohnung zerrte, weil sie eine in Blindenschrift verfasste Ausgabe des Koran bei uns in der Wohnung fanden, erkannten sie Angel nicht; sie wussten nicht, dass diese weißhaarige, blinde Deutsch-Muslimin vielleicht eine derjenigen Menschen gewesen war, die einige der Milizionäre Jahre zuvor vom Untergang der christlich-abendländischen Kultur mit überzeugt und zu rechten Untergruppen getrieben hatte.

Da steckt auch viel bittere Ironie drin, in dieser Geschichte.

Das freut mich

Was für eine Story! Habe ich schon gesagt, dass ich dich mutig finde, sowas rauszuhauen? Ich finde, das lohnt sich, daran noch zu feilen. Oder was Größeres draus zu machen.
Danke dir. Ja, ich überleg mir mal. Es hat auch schon Bock gemacht, einfach so den Plot rauszuballern muss ich sagen :D Ich muss mal schauen, ob ich daran noch feile oder was ich tue. Jedenfalls sehr interessante Leserfeedback, ich danke dir, Chutney!

P.S.: Interessant überhaupt, ein fiktiver Rückblick von 2072 würde bei mir nie ohne Umweltthemen auskommen.
Ja, aber puh, Umwelt ist so gar nicht mein Thema irgendwie! :D

Liebe @Fliege,

diese CW-Runde ist aber SF lastig, so viel habe ich in den letzten 10 Jahren nicht in SF gelesen. Gut, dass die wenigsten davon in fernen Galaxien spielen.
Das ist wahr!

Tja, heftige Dystopie, sag ich da mal. Und ich fand das spannend, deinen Ansatz, mal alles auf den Kopf zu stellen, was man so allgemein dem Abfassen von KGs nachsagt.
Ja, ist schon ein wenig schon so ... ich glaube, ein wenig wollte ich es fast, dass man mir auf die Finger haut und sagt, dass das zu viel Tell ist :D

Die Geschichte hatte mich emotional nicht am Haken, dafür war ich trotzdem sehr gespannt, wie sich das Leben von Emma nun weiterstrickt.
Ok

Und meine Herren, gab es Drama gerade im Sommerschlußverkauf?
Na, Challenge-Abgabe war doch noch mitten im Hochsommer, meine liebe Dame! :D

Da haste aber ordentlich in die Kiste gegriffen.
Hab ich wohl echt.

Verstehe mich nicht falsch, ich weiß nicht, ob der Text mit weniger auch spannend gewesen wäre, allerdings wurde es mir gegen Ende hin dann doch bisschen viel und auf die Kürze und auch nicht mehr überzeugend.
Das sehe ich mittlerweile sehr ähnlich. Ich denke, es hat was mit der Tell-Perspektive zu tun. Man braucht das Szenische einfach, um mit einsteigen und alles glauben zu können. Denke ich mir jetzt. Ich wollte es irgendwie mal ausreizen und schauen, wie viel geht. Vielleicht würde das als eine Story in der Story in einem Roman durchgehen, wenn nicht alle Emotionalität darauf gestützt ist. Aber da es eine eigenständige Sache ist, wird es schwierig. Ich bin mir unsicher, aber würde die Story jetzt nicht zum Lesen geben außerhalb des Forums oder so. Aber war sehr interessant, das mal so zu versuchen und eure Ablehnung zu hören. (Das meine ich nicht ironisch! :D)

Also, die Bekehrung zum Islam, die Zukunftsvison als Wiederholung der Geschichte. Da haust Du schon Brocken raus, die in einem AbsatzPlatz haben müssen. Sohn erschossen, Erblinden, dass muss man ja nicht groß herleiten, aber so Glaubensfragen - so extreme Wendungen in der Persönlichkeit, schwierig. Und was die Zukunft betrifft, klar, die kann rechts sein (bitte, bitte nicht!), aber irgendwie will mir da das Mittelalterbild nicht so recht zu passen. Klar, möglich ist alles, aber das war mir zu rückwärts irgendwie.
Yepp!

Ja, spannendes Experiment, die Geschichte so aufzuziehen. Wie gesagt, spannend fand ich das. Aber ich kam mir auch ein bisschen vor wie ein Voyeur, das Elend der anderen ..., das hat mich doch irgendwie befremdet.
Sehe ich auch so! Vielen Dank fürs Lesen und Einschätzung, Fliege, hat mir was gebracht!

Hallo liebe @Chai,

dir auch herzlichen Dank für Lesen und Kommentieren, wenn ich mich auch erst hundert Jahre später melde. Wird so schnell nicht mehr vorkommen. Hab deinen Kommentar nach dem Posten direkt gelesen und mich darüber gefreut, danke.

deine Geschichte hat mich beeindruckt.
Oh danke

Ich finde, du hast hier einen guten Bogen geschlagen, vom aktuellen Geschehen in eine mögliche Zukunft abgeleitet, in der sich dann die Vergangenheit wiederholt.
Cool, das freut mich!

Der Lebensweg Emmas ist für mich nachvollziehbar, auch, dass sie zum Islam konvertiert. Sie scheint mir jemand zu sein, der sich immer mit einem "absoluten Glauben" identifizieren muss, mit einer Wahrheit, neben der nichts anderes Bestand hat. Erst ist es die fanatisch-politische Einstellung, die sie in ihren Videos so überzeugend wirken lässt, dass sie zu einer You Tube-Berühmtheit aufsteigt, dann der religiöse Glaube. Ich habe so etwas schon öfter gehört, gerade bei politisch Radikalen, die dann zu Religionsfanatikern werden. Im Vordergrund steht offenbar die Suche nach der einen absoluten Wahrheit. Findet man sie nicht in dem einen Extrem, wird es durch ein anderes ersetzt.
Stimmt, so hatte ich sie auch gesehen. Es gibt Leute, die immer Vollgas in eine Richtung nur gehen können und solche Philosophien immer nur zuende denken können.

Was mich ein bisschen verwundert hat, war, dass Jamals Mutter ihr die Ermordung ihres Sohnes in keinster Weise nachzutragen schien. Aber wahrscheinlich hätte es die Geschichte überladen, wenn da jetzt auch noch ein Konflikt hochgekocht wäre.
Das stimmt! Aber ich denke auch, dass das den Text ein wenig gesprengt und den Fokus verschoben haben könnte. Aber ich habe beim Schreiben das auch nicht direkt vor Augen gehabt, deswegen wäre das nur eine Ausrede, weil ich das auch ein wenig versäumt habe. Aber du hast recht, gute Anmerkung, meci

Ansonsten konnte ich gut in die Geschichte eintauchen. Auch der Interview-Stil hat mich nicht gestört.
Das freut mich! Bin mir noch nicht sicher, was ich von dem Text halten soll. Ich habe mich eher so damit abgefunden, dass ich die Plot-Idee eigentlich ganz gut finde, aber die Umsetzung, gerade das Tellige/Nacherzählte, so nicht wieder verwenden würde/werde. Noch besser könnte man in Szenischem einsteigen, denke ich. Aber ganz weiß ich's auch nicht. Danke für deine Rückmeldung

Ist jetzt wirklich Geschisse, aber mich wundert, dass der Journalist im Jahr 2076(?) immer noch so viele englische Ausrücke benutzt.
Ich denke, es wird tendenziell eher mehr, oder?

Das zeichnet natürlich ein gutes Bild seiner Persönlichkeit, aber wenn er so ein hipper Typ ist, müsste er da nicht eher chinesisch sprechen?
Macht er doch auch ein bisschen! :D

Er weint.

Das ging mir zu schnell an der Stelle.

Werde ich ändern!

»Ich habe Emma noch nicht gekannt, als sie den Flüchtling erschossen hat. Sie war vielleicht 26, er 19. Sie trainierte damals schon bei mir.

Das klingt etwas verwirrend, dass er sie nicht kennt, sie aber bei ihm trainiert. Später kommt dann ja raus, dass er sie nur vom Sehen kannte. Vielleicht könntest du das ja noch etwas deutlicher machen.

Du hast recht!

Wieder schweigen wir – ein, zwei Minuten. Oliver Rahke räuspert sich.

Hier würde ich ihn weinen lassen und an der anderen Stelle sich räuspern. Also da, wo er weint.

Das werde ich tun

Spannende Geschichte.
danke!

Hallo @bernadette,

dir auch ein aufrichtiges Entschuldigung für die extrem lange Wartezeit meiner Antwort. Habe deinen Kommentar gleich nach dem Hochladen gelesen und mich sehr über ihn gefreut, vielen Dank dir für die Zeit und Gedanken.

Einen Moment ist da etwas in seinem Blick; die Art von Traurigkeit, wie ich sie oft in den Augen der Menschen sehe. Vielleicht kann man nur so blicken, wenn man dem Tod begegnet ist; bin ich zu weit gegangen?

Ich bin ein Fan von Semikolons, aber hier passen sie für mich nicht.

Ok!

was soll denn das again?
edit: habe nun bei anderen Kommentaren bzw. deinen Antworten darauf gelesen, dass du damit eine Vermischung der Sprachen andeuten wolltest. Würde bei mir funktionieren, wenn es etwas häufiger der Fall wäre.
Ok! Es kommt ja wirklich selten vor, vielleicht baue ich das aus

Wenn ich mir aber vorstelle, dass in 50 Jahren später so wenig Neues passiert sein soll - Rentner in Jogginghose, ein tonaufnehmendes Smartphone - das finde ich sehr komisch. Wenn wir 50 Jahre zurückrechnen, sind wir im Jahr 1970, da gab es vereinzelt Autotelefone und eine Telefoneinheit hat 23 Pfennig gekostet, wenn man nicht im Dorf selbst telefoniert hat. Weder Internet noch Surfen, keine Vorstellung von dieser Vernetzung. Tonkassetten und LPs haben uns das Taschengeld aus dem Portmonnaie gezogen und man hing am Radio, um die Top 10 zu hören. Also da muss doch im Jahre 2072 technisch die Post abgehen :confused:, mal von Post-Drohnen abgesehen, die es ja jetzt schon bei amazon probehalber gibt.
Du hast recht. Darüber habe ich lange nachgedacht, also über diesen Punkt, den du angesprochen hast. Ich beschäftige mich gerade ein wenig mit Zukunftsforschung, das könnte man radikaler und authentischer ausbauen, vielen Dank für die Anmerkung

Ich war 43. Tagsüber habe ich als Personenschützer gearbeitet, und abends Alte und Junge im Kickbox-Studio trainiert.

In welchem Jahr soll das denn mit dem Schuss passiert sein? Ich kriege das nicht zurückgerechnet, weil ich ja nicht weiß, wie alt er im Jahre 2072 ist.

Ja, das stimmt. Ich hab ein wenig auf die Vorgeschichte von Isegrims aufgebaut, da steht - falls ich mich nicht irre - irgendwo relativ genau das Jahr 2017 für den Schuss? Ah, ich hab den Text gerade leider nicht mehr so gut vor Augen. Ich werde mich darum noch mal kümmern und nachschlagen, danke für den Hinweis, bernadette

Jedesmal, wenn ich das mit dem Gesicht in den Händen lese, stelle ich mir ein separater Kopf vor, der von Händen gehalten wird. Es wirkt für mich unfreiwillig makaber.
Ist übernommen

. Ich glaube, sie hatte schon ein oder zwei ernsthafte Prozesse gegen sich laufen, wegen Volksverhetzung.

Sie ist doch vermummt? Hat sie einen Künstlernamen? Einerseits weiß niemand, wer sie sein soll, andererseits ist sie aktenbekannt?

Das kommt in der Szene tatsächlich öfter mal vor. Die Polizei kann ja herausfinden, wer was übers Internet verbreitet hat und dementsprechend anzeigen. Der Öffentlichkeit muss das nicht bekannt werden.

Oliver Rahke und ich sitzen einen langen Moment schweigend im Wohnzimmer. Schließlich steht Oliver Rahke auf, läuft in die Küche und kommt mit zwei kleinen Flaschen Bier zurück.
Mich würde interessieren, aus welchen Intentionen heraus du zweimal hintereinander Vor- und Nachname nennst.
Ist eine unnötige Wiederholung, ja

Wir flogen ein Dreivierteljahr nach Shauns Tod nach Istanbul. Wir hatten Jamals Schwester über Facebook kontaktieren können; auch Jamals damalige Verlobte und Jamals Mutter lebten noch.

Hier wird nicht klar, ob sie politisch so gefährlich gelebt haben, dass sie hätten tot sein können oder ob das mal vom Alter her noch grade so hinkam, es hat mich etwas irritiert, dass es explizit erwähnt wird, dass die noch leben.

Ok ... ich dachte eher vom Alter, werde ich aufklären

Das finde ich leider ein schwaches Ende für diese starke Geschichte.
Ich finde das Ende auch scheußlich. Schon damals, nach dem Hochladen. :D Ich stand sehr stark unter Zeitdruck und wollte die Abgabefrist ordentlich einhalten, deswegen konnte ich mir hier keine Gedanken mehr machen bzw. hatte keine Zeit. Ist eine doofe Ausrede, ich weiß. Ich werde das ändern, sobald ich mich wieder an den Text setze. Das Ende mag ich wirklich auch nicht.

Du hast dir ja schon einige Gedanken gemacht, unsere politische Landschaft nach deinem Gusto verändert (die DDR gibt es noch dauerhaft, wenn du immer von der BRD redest?)
Auch über die heutige Bundesrepublik sagt man BRD!

Den weiteren Lebensentwurf, den du von Emma zeichnest, ist spannend zu lesen, wenn es auch fast zuviel des Schlechtens war, was sie ereilte, die Arme.
Als das mit der Augenkrankheit noch dazu kam, dachte ich kurz, sie wäre irgendwie vergiftet worden oder man hätte ihr etwas angetan, damit die Gesundheit schlechter wird, weil so ein diffuses Bild von ihr entsteht, wie sie in ihrer Persönlichkeit ist. Aber das gehört wohl zu ihrer Person, dass sie schlecht greifbar ist.
Ok

Der Stil war sehr distanziert, es ist kaum Liebe oder so etwas Ähnliches in dem zu finden, was Oliver von seiner Frau erzählt.
Das stimmt. Ich hoffe, du nimmst mir das jetzt nicht übel, was ich sage, aber ich glaube, das ist auch eine weibliche "Leseart". Also mir fällt das oft auf, dass Frauen nach Liebe und Emotionen in einem Text suchen und das auch sehr oft bei männlichen Autoren vermissen (weswegen z.B. meine Mutter ausschließlich keine Männer liest :D) Mir wäre das als Leser glaube ich gar nicht aufgefallen. Aber du hast recht, da ist wenig Emotionen. Aber - um meinen Text ein wenig zu verteidigen ;) - Oliver Rahke ist ja auch ein Mann! :D

Ein interessantes Copy, mit viel Fantasie weitergesponnen. Man merkt dem Text aber an, dass er mit heißen Nadeln gestrickt worden ist, mit mehr Zeit hättest du sicher noch besser schleifen können.
Jepp

Zum Titel: Als ich ihn die ganze Zeit jetzt immer nur auf der Liste gesehen habe, konnte ich mich oft nicht zwischen Name und Fischfanggerät entscheiden, das ist etwas zweideutig ;) - oder soll das sogar so sein? :D
Ja! Ein totaler Schwachpunkt ;) Das hab ich jetzt schon öfter gehört. Mir gefällt der Name Angel (Engel) aber sehr gut und ich möchte ihn eigentlich nicht deswegen ändern, ich denke mal drüber nach!

Ich denke, das Distanzierte udn Abgeklärte, das dir ein wenig am Text aufgefallen ist, ist auch der Erzählperspektive, also dem Tell-Modus des Nacherzählten, geschuldigt; dahingehend war die Story ein wenig ein Experiment für mich, wie weit man gehen kann, ob Leute das noch mitnimmt, wenn man sehr auf Plot setzt und dafür das Szenische einstampft; ich schätze mal, dass das bei dir auch nur semigut funktioniert hat im Bezug darauf, dass wenn die Story szenisch gut auserzählt gewesen wäre, es dir nicht so distanziert und abgeklärt womöglich vorgekommen wäre?

Bernadette, herzlichen Dank fürs Vorbeischauen!

 

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