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Cyclophosphamid

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07.09.2014
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Cyclophosphamid

Der Mann war schon da, als ich heute eintraf. Mit Sicherheit sind wir uns noch nicht begegnet, das Gesicht hätte ich mir gemerkt. Im Gegensatz zu mir hat er durch die Behandlung seine Haare verloren. Mit seinen wimpernlosen Augen hat er mich bei der Begrüßung eine Spur zu lang gemustert. Sie sind sehr blau, seine Augen. Alles ist groß an ihm, die Nase, der Mund und vor allem die abstehenden Ohren. Die gehäkelte Mütze auf seinem Schädel wirkt wie eine Kippa und seine Hände könnten jemandem gehören, der Blockhütten in Norwegen baut. Im Gesicht ist er genauso bleich wie wir anderen. Frühmorgens verleiht das Cortison manchen Wangen hier noch etwas Blühendes. Das verliert sich aber im Laufe des Tages, bis schließlich die Chemo die restliche Farbe rauszieht.
Sein Handy klingelt leise. Er schaut aufs Display und lächelt.
"Nele! Das ist ja eine Überraschung."
Der aufgeregte Klang von Neles Stimme dringt zu mir, ohne dass ich ihre Worte verstehen kann. Sein Lächeln verschwindet, er schließt kurz die Augen.
"Oh ha", sagt er. "Und? Alles noch dran?"
Heftige Beteuerungen am anderen Ende. Er atmet aus, lässt sie reden, brummt mitfühlend. „Mensch, dann ist doch alles halb so wild.“ Und schließlich: "Ja, und was soll ich da jetzt machen?"
Da ist was Fremdes in seiner Sprache, könnte ein dänischer Akzent sein. Um ihn nicht weiter anzustarren, beschäftige ich mich mit meiner Wasserflasche, wobei ich versuche, den Arm, in dem der Zugang steckt, möglichst wenig zu bewegen. Dann betätige ich den Hebel unter dem Stuhl und drücke mich in Rückenlage. Draußen ziehen nur wenige Wolken über den Januarhimmel. Die gelbe Gardine auf seiner Seite ist halb zugezogen, denn die Zytostatika vertragen keine Sonne, genau wie wir. Mehrmals höre ich ihn „Vollkasko“ sagen. Irgendwie tut mir das gut, alles in Ordnung: Wir haben Vollkasko.
In der großen Baumkrone mit den kahlen Ästen sitzen Krähen, die sich schwarz vor der Hauswand gegenüber abheben. In einigen Fenstern hängen noch Reste der Weihnachtsdekoration. Dort leben Leute, die jeden Tag in die Räume der onkologischen Tagesklinik blicken können, besonders gut am späten Nachmittag, wenn sie kalt erleuchtet sind. Ob der Vermieter sie vorher darauf hingewiesen hat? Bis vor einigen Monaten bin ich diese Straße oft entlanggelaufen, ohne zu wissen, dass das die Rückseite der Klinik ist. Nie habe ich hochgeschaut. Jetzt könnte ich mich vom Fensterbrett abstoßen, in die Baumkrone hineinschweben und von dort hinunter, in meinem alten Leben landen.
Inzwischen hat er sein Gespräch beendet. Als ich kontrolliere, wie weit meine Vorwässerung durch ist, treffen sich unsere Blicke. Er verdreht die Augen.
„Ein Unfall?“, frage ich.
Er nickt. „Meine Tochter. Aber sie ist okay. Zum Glück nur Blechschaden.“
„Gott sei Dank.“
„Ja, kann man wohl sagen.“
„Und wer hat Schuld?“
„Na, sie. Hat sich nicht konzentriert. Wahrscheinlich kriegt sie zu wenig Schlaf, jetzt wo sie den neuen Freund hat.“ Ich muss lächeln, genau wie die alte Frau neben ihm. Der junge Mann mit dem Mundschutz hat Kopfhörer auf und die Augen geschlossen.

Die Frau darf als Erste gehen. Ich döse gerade mit Blick auf meine tröpfelnde Kochsalzlösung vor mich hin, als sich eine noch körperwarme Decke auf mich legt, eine von denen aus dem Wandschrank. Die alte Dame hatte sich damit eingewickelt, und jetzt zieht sie sie mir bis zum Hals, stopft sie ringsum sorgfältig fest. Meinen entgeisterten Gesichtsausdruck deutet sie falsch.
„Schön warm, nich?“
Sie strahlt mich zufrieden an, so dass ich automatisch nicke und danke sage. Der Däne gibt ein prustendes Geräusch von sich, und wenn ich mich nicht täusche, grinst sogar der junge Mann hinter seiner Maske. Dann winkt sie in die Runde und wünscht gute Besserung.
„Man muss dran glauben, dass es hilft, das ist das Allerwichtigste. Immer feste dran glauben. Sie sind ja alle noch so jung!“
Dann ist sie weg. Ich behalte die Decke.

Eine Dreiviertelstunde später ist der Däne eingeschlafen. Die Zeitung auf seinem Bauch hebt und senkt sich langsam im Rhythmus seiner Atemzüge. Wir sind jetzt allein. Ich habe sowohl meine Vorwässerung, als auch den Cocktail gegen die Nebenwirkungen intus, und spüre die Kälte im Unterarm hochsteigen, während das Cyclophosphamid in meine Vene tröpfelt. So was darf man eigentlich nicht in seinen Körper lassen. Ich versuche ruhig zu atmen, denke, es ist nur Wasser, überwiegend Wasser, ich kenn das doch schon, ich werde mich wieder erholen. Nein, es ist nicht nur Wasser. Atme. Es tut nur das, was es tun soll.
Erst nach einer Weile merke ich, dass ich den friedlich schnarchenden Dänen anstarre. In Dauerschleife verfolgt mein Blick seine Kinnlinie bis hoch zum Ohr, wandert die Ohrmuschel ab und weiter, seine Nase hinunter, landet schließlich auf seinem leicht geöffneten Mund, folgt dem Schwung seiner Lippen, um vom Kinn aus erneut zu starten. Ich halte inne. Nach dem Pegelstand in seinem Beutel schätze ich, dass er noch eine Viertelstunde hat. Vorsichtig setze ich mich auf, grabe in meiner Tasche und halte den kleinen Schutzengel mit dem Anhänger in der Hand „Liebe Lisa, gute Besserung und dass du bald wieder bei uns bist! Deine Mäusegruppe.“ Wie weit das alles weg ist, ich weiß nicht mal mehr alle Namen. Endlich finde ich Bleistift und Zettel. Mein Herz klopft, während ich ihn skizziere. Am Ende halte ich mich am längsten mit seinen Ohren auf. Kräftige Augenbrauen würden gut dazu passen, aber ich will bei der Wahrheit bleiben. Halte mich dann doch nicht an meinen Vorsatz, sondern nehme den Kugelschreiber und ziehe die Ohrlinien blau nach. Als ich das fertige Bild betrachte, fühle ich mich, als hätte man mir den Stecker gezogen. Prompt rutscht mir der Bleistift vom Schoß und fällt mit einem hohen Pling auf den Boden. Ich bücke mich und fummele ihn mühsam hinter meinem Sessel hervor. Als ich hochkomme, blicke ich in die geöffneten Augen meines Modells.
„Darf ich mal sehen?“, fragt er und zeigt auf mein Blatt.
„Oh je.“
„Na los.“
Zögernd drehe ich es um.
„Tut mir leid. Ich hätte Sie fragen müssen.“
Er beugt sich vor und zuckt zusammen.
„Oh ha, ja, das bin ich. “
„Also. Es ist mehr eine Karikatur.“
Ich will das Blatt einstecken, aber er hält mich zurück.
„Warten Sie.“
Schweigend starrt er das Bild an. Mir steigt das Blut in den Kopf. Endlich schaut er hoch.
„Blaue Ohren.“
„Ich habe Ihre Augenfarbe auf die Ohren übertragen. Weil, Ihre Augen waren ja zu.“
Sowas Blödes habe ich noch nie gesagt. Er grinst.
„Genial.“
„Echt?“
„Aber Sie lügen.“
„Warum?“
„Sie haben erkannt, dass ich ein Alien bin. Meine Ohren sind normalerweise blau.“
„Ja?“
„Genau.“
„Und das ist gar keine Chemo bei Ihnen?“
„Nein, Treibstoff. Für den Rückflug.“
„Toll.“ Ich kichere und schiebe die Zeichnung schnell in mein Buch. Diesmal hindert er mich nicht, sondern atmet tief durch und lehnt sich zurück. Ich betrachte die fallenden Tropfen in dem kleinen Plastikzylinder. Bis sein Gerät piepst.
„Vollgetankt“, sage ich, aber er lächelt nur abwesend und dann kommt die Schwester herein, um bei ihm umzustöpseln zur Nachspülung.
Während er mit ihr spricht, muss sie zweimal nachfragen, so schlecht ist er zu verstehen. Worauf sie ihn scharf ansieht.
„Alles in Ordnung?“
„Mir ist ein bisschen komisch“, murmelt er.
„Sie haben aber was gegen die Übelkeit bekommen. Und heute Morgen haben Sie das Cortison genommen, oder?“
„Nein, hab ich weggelassen. Beim letzten Mal ging das auch ohne.“
Dann springt er auf, so kraftvoll, dass man den Infusionständer, an dem er hängt, für eine Attrappe halten könnte.
„Wir haben hier auch Tüten“, ruft die Schwester, aber er schiebt bereits Richtung Klo, wobei die Räder blockieren, reißt den Ständer hoch und knallt damit oben gegen den Türpfosten, so dass die Beutel und Flaschen brutal hin und her schlagen.
„Langsam!“ Sie eilt ihm hinterher und schließt die Tür hinter sich. Nach dem, was so durchklingt, hat er es nicht ganz geschafft.
Mir ist nicht schlecht. Einatmen. Mir ist nicht schlecht. Ausatmen. Ich glaube, ich geh mal raus und hole mir einen Anis-Fenchel-Kümmeltee. Draußen studiere ich die Pinnwand, den Tee in der einen, den Ständer in der anderen Hand. Reklame für Kopftücher, Stricken für die Psyche, Malen für die Psyche, Modellbauen für die Psyche, Ernährung bei Krebs. Irgendwann kommt die Schwester raus, berührt mich am Arm und senkt die Stimme.
„Gehen Sie lieber zwei Räume weiter, wenn Sie aufs Klo müssen. Ich schicke jemanden zum Putzen.“

Er lächelt mir schief entgegen.
„Na?“, sage ich.
„Besser.“
„Vielleicht nehmen Sie beim nächsten Mal doch lieber das Cortison.“
„Ja, ja.“
Ich stelle meine Tasse ab und bleibe einen Moment am Fenster stehen. Die Sonne berührt schon fast die Häuser. Er sieht mich von der Seite an.
„Und, ist es schlimm bei Ihnen?“
Im ersten Moment weiß ich nicht, was er meint. Bis mir klar wird, dass das die Frage ist, die wir uns hier ständig gegenseitig stellen, mal mehr, mal weniger direkt.
Ich zucke mit den Schultern.
„Naja, chronisch halt. Aber noch zwei Durchgänge und dann habe ich wahrscheinlich ein paar Jahre Ruhe. Und bei Ihnen?“
„Ich hoffe, ich hab für immer Ruhe, wenn ich mit dem Scheiß hier durch bin. Sie sind nicht heilbar?“
„Nein. Aber auch nicht nächste Woche tot.“
„Na, das wollen wir doch hoffen.“
„Ja.“
Ich setze mich wieder hin. Solange ich stehe, tropft es zu langsam. Für die optimale Wirkung muss die Flüssigkeit innerhalb einer halben Stunde drin sein.
Eine Zeitlang hört man nur das Gepiepe aus den Nebenräumen und die eiligen Schritte der Schwestern auf dem Flur, dann räuspert er sich.
„Zeichnen Sie öfter?“
„Eigentlich nicht. Früher mal.“
„Komisch, was? Jetzt, wo man auf einmal so viel Zeit hat, kommt man auf dumme Gedanken. Ich hab' mir 'ne Dart-Scheibe aufgehängt. Kann ich Stunden mit verbringen.“
„Haben Sie viel gearbeitet?“
„Das kann man wohl sagen. Ich hab gekocht, im Pierrot.“
„Im Pierrot. Echt, da sind Sie Koch?“
„War.“
„Aha.“
Er sieht mich irritiert an.
„Haben Sie da schlechte Erfahrungen gemacht?“
„Nein, nein. Da hab ich mit meiner Schwester gegessen, vor einem Dreivierteljahr ungefähr. Am Abend vor der Diagnose.“
„Oh, ja, da war ich noch da. War wohl so eine Art Henkersmahlzeit was?“
„Um ehrlich zu sein, kann ich mich gar nicht mehr an das Essen erinnern.“
„Macht nichts. Falls ich irgendwann wieder was schmecken kann, koche ich noch mal für Sie. Und wieso haben Sie jetzt ausgerechnet mich gemalt?“
Weil ich spazieren gehen konnte, in seinem schlafenden Gesicht, wie in einer Landschaft.
„Weil Sie so schön stillgehalten haben.“
„Aha, soso, hm.“
Er zeigt auf seine tröpfelnde Flasche.
„Das muss an dem Zeug liegen. Normalerweise schlafe ich nie ein, wenn jemand neben mir wach ist. Selbst bei meiner Ex-Frau habe ich immer gewartet, bis sie eingeschlafen war, und dann konnte ich schlafen.“
„Das klingt aber anstrengend.“
„Ist es auch.“
„Und wissen Sie warum das so ist?“
„Ich glaub, ja.“ Er sieht an mir vorbei auf das große Foto an der Wand, das mit den Palmen und dem Meer. Ich frage nicht weiter. Dieses Gespräch gerät an seine Grenze, denn das Gift schwächt nicht nur unsere Körper. Vielleicht würde er mir seine Geschichte erzählen, aber sie ist bestimmt nicht erbaulich. Und meine Seele krümmt sich zur Zeit weg von allem, was nicht erbaulich ist. Vielleicht sogar weg von allem, was Leben ist.
Er deutet mit dem Finger auf meine Flasche.
„Tropft nicht mehr.“
Der Beutel ist noch halb voll. Ich drehe mein Handgelenk in alle Richtungen, schüttele am Schlauch. Er guckt zu.
„Drehen Sie mal an dem kleinen Rad.“
„Das darf man nicht.“ Ich drücke die Klingel. Wir warten eine Weile, aber niemand kommt. Schließlich beugt er sich vor.
„Ach, probieren Sie's doch. Was soll passieren? Ist schlecht, wenn das Ding leer läuft.“
Ich drehe bis zum Anschlag, aber es hilft nicht.
Als die Schwester kommt, versucht sie es auch zuerst am Rad und wirft mir einen irritierten Blick zu. Dann fummelt sie eine Weile rum, bis es wieder tropft.
„Na bitte, wer sagt's denn.“
Bevor sie geht, befreit sie ihn von seinem Zugang und knipst das Licht an. Wenn die Sonne hinter den Häusern versunken ist, wird es schnell dunkel. Jetzt wirbeln Schneeflocken gegen das Fenster. Er geht aufs Klo. Immer eine Wohltat, nicht mehr mit dem Infusionsständer hantieren zu müssen. Ich ziehe die Decke ein Stück höher. Das Licht strengt meine Augen an, und ich kann nicht mehr richtig denken.
Als er wiederkommt, greift er nach seinem Mantel und zögert.
Ich lächle mein „Na, dann alles Gute für Sie“-Lächeln und will ihm alles Gute wünschen, aber er bleibt stehen und holt sein Smartphone raus.
„Kann ich noch ein Bild machen von Ihrer Zeichnung?“
„Ich würde sie Ihnen ja schenken, aber auf der Rückseite sind meine Blutwerte.“
„Schenken Sie sie mir. Sie kriegen bestimmt bald wieder neue Blutwerte. Bessere.“
„Ja vielleicht, aber ...“
„Halten Sie das Blatt mal hoch.“
Ich ziehe die Zeichnung aus meinem Buch, halte sie ihm hin und er tippt auf den Auslöser. Schwankt er?
„Blaue Ohren.“ Er lacht leise. „Was wollen Sie denn haben für das Original?“
„Das ist doch bloß eine Skizze.“
„Ich hätte sie aber gerne. Das ist echt 'ne gute Zeichnung. Also, sagen Sie ruhig."
„Nein, ich will nichts dafür, ich schenk sie Ihnen.“

Als er weg ist, lasse ich mich nach hinten sinken und betrachte die fallenden Tropfen im Glaszylinder. Ich denke an den Dänen und wie er sich gefreut hat über das Bild. Obwohl es ihm nicht gerade geschmeichelt hat. Vielleicht hätte er mir noch Gesellschaft geleistet, aber dann hat ihn ein Freund abgeholt. So einer in Jack Wolfskin-Jacke, der wahrscheinlich die drei Stockwerke mit federnden Schritten hochgelaufen ist. Er roch nach geschmolzenem Schnee und hatte es eilig hier rauszukommen. Jetzt ist es ziemlich ruhig auf der Station. Vereinzelt hört man es piepsen. Bestimmt bin ich die Vorletzte oder so. Ich könnte mein Buch rausholen. Könnte. Meine Augen brennen. Hoffentlich dauert das gleich nicht so lange mit dem Taxi. Das tropft wieder zu langsam. Wie dunkel das draußen ist. Tropf doch schneller. Wie hieß er eigentlich? Scheppern vom Flur. Sie räumen die Getränke weg. Ein leiser Aufschrei. Etwas zerschellt am Boden. Dann werden Scherben zusammengekehrt.

 
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Liebe Chutney,

das ist eine sehr ergreifende Beschreibung dieser Begegnung in diesem Raum, in dem die Krebskranken das Cyclophosphamid verabreicht bekommen.
Du bleibst fast durchgängig auf der Ebene der lakonischen Darstellung, berührst nur ganz selten eine emotionale Ebene. Das finde ich gut, denn das wäre schwer zu ertragen gewesen. Und genauso vermeiden ja auch deine beiden Protagonisten die Berührung mit dem, was in ihnen vor sich geht. So jedenfalls kommt es mir vor.

Sprachlich finde ich, dass das hier dein bester und ausgereiftester Text ist. (Möglicherweise habe ich nicht alle gelesen.) Du gehst sehr souverän an dein Thema heran und vermittelst auch die Einzelheiten dessen, was hier geschieht, mit einer gewissen Distanz. Das, was du uns hier vorstellst, ist tragisch genug, da kann der Autor auf der beschreibenden Ebene bleiben. Mit sehr genauer Beobachtungsgabe vermittelst du mir ein Bild der Situation und gewährst mir als Leser ganz nebenher einen kurzen Blick auf und in die Personen, ohne zu werten oder zu deuten. Nur einmal verlässt du diese Ebene:

Er bekommt gar nichts mit von der leisen Wehmut im Raum.
Den Satz, so schön er ist, würde ich rausnehmen, weil er für mein Empfinden unnütz ist. Dass der Mann nichts mitbekommt, ist klar, und dass über dem Raum so etwas wie Wehmut hängt, vermittelt dein gesamter Text.
Dies ist ein Text, der keinen Spannungsbogen braucht, keinen Höhepunkt, keine unverhoffte Wende, er wirkt aus seinem Thema und der gekonnten Art, wie du die Situation beschreibst.

Noch ein paar Anmerkungen und Vorschläge:

Im Gegensatz zu mir hat er durch die Behandlung seine Haare verloren.
Ein an dieser Stelle sehr guter Satz: Er bringt mich sofort in das Thema und die Situation.
Sonst ist alles groß an ihm,[:] die Nase, der Mund und
Bis vor einigen Monaten bin ich diese Straße oft entlang gelaufen [entlanggelaufen], den Blick auf den Boden vor meinen Füßen geheftet und ohne zu wissen, dass das hier die Rückseite der Klinik ist.
Jetzt könnte ich mich vom Fensterbrett abstoßen, bis in die Baumkrone hinein schweben
Sowas darf man eigentlich nicht in seinen Körper lassen.
So was [kommt später noch einmal]
dass er noch eine viertel Stunde hat
eine Viertelstunde
Was so durchklingt, hat er es nicht ganz geschafft.
Keine schöne Formulierung. Vielleicht besser: Wie es aussieht, … oder: Wie es sich anhört, …
Ich schicke jemanden zum putzen.“
Er lächelt mir schief entgegen.
zum Putzen
Hier müsste für mein Empfinden ein Zwischensatz stehen. Wieso taucht er so plötzlich auf?
koche ich nochmal für Sie
noch mal
Er lacht leise, und es kommt mir so vor, als ob er schwankt. [schwanke]
Ich denke an den Dänen und wie er sich gefreut hat über das Bild.
Ich fände hier besser: Ich denke an ihn …

Liebe Chutney, ich bin beeindruckt von deiner sprachlichen Leistung.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hi Chutney

Deine Geschichte hat mich beeindruckt. Du schaffst es, dass ich mich als Leser an diesem, sonst von der Öffentlichkeit geschützten Ort, trotzdem nicht wie ein Voyeur fühle. Du setzt die Dialoge so flüssig und authentisch, ausgestattet mit feinem Witz, der die gedrückte Stimmung zwar auflockert, nie aber die bittere Wahrheit verleugnet. Du erklärst wenig, vertraust deinen Figuren und das ist einfach saugut gemacht. Alle Infos die ich als Unwissender benötige werden beiläufig eingeflochten, so dass ich mich völlig unbelastet auf die beiden Protagonisten fokusieren und mit ihnen mitleiden und auch kurz mitfreuen kann.

Eigentlich gibt es viele, aber zwei Highlights möchte ich hervorheben.

Schweigend starrt er das Bild an. Mir steigt das Blut in den Kopf. Wie konnte ich nur so verdammt unsensibel sein? Endlich schaut er hoch.
„Blaue Ohren.“
„Ich habe Ihre Augenfarbe auf die Ohren übertragen. Weil, Ihre Augen waren ja zu.“
Sowas Blödes habe ich noch nie gesagt. Er grinst.
„Genial.“
„Echt?“
„Aber Sie lügen.“
„Warum?“
„Sie haben erkannt, dass ich ein Alien bin. Meine Ohren sind normalerweise blau.“
„Ja?“
„Genau.“
„Und das ist auch gar keine Chemo bei Ihnen?“
„Nein, Treibstoff. Für den Rückflug.“
Eben, feiner Witz, wie er eben unter Betroffenen ausgetauscht wird.

„Kann ich noch ein Bild machen von Ihrer Zeichnung?“
„Ich würde sie Ihnen ja schenken, aber auf der Rückseite sind meine Blutwerte.“
„Schenken Sie sie mir. Sie kriegen bestimmt bald wieder neue Blutwerte. Bessere.“
Für mich die berührendste Stelle.

Ganz grosses Kino, Chutney.
Gruss, dot

 

Hi Chutney,

hab ich sehr gerne gelesen! :thumbsup:

Du hast den männlichen Protagonisten so beschrieben, dass ich ihn mir gut vorstellen kann. Es gipfelt in dem Satz:
Er sieht so aus wie jemand, der Blockhütten in Norwegen baut.

Dann ist da die folgende Stelle:
Er zeigt auf seine tröpfelnde Flasche.
„Das muss an dem Zeug liegen. Normalerweise schlafe ich nie ein, wenn jemand neben mir wach ist. Selbst bei meiner Ex-Frau habe ich immer gewartet, bis sie eingeschlafen war, und dann konnte ich schlafen.“
„Das klingt aber furchtbar anstrengend.“
„Ist es auch.“
„Und wissen Sie warum das so ist?“
„Ich glaub', ja.“ Dann schweigt er und sieht an mir vorbei auf das große Foto an der Wand, das mit den Palmen und dem Meer. Ich frage nicht weiter. Dieses Gespräch gerät an seine Grenze, denn das Gift schwächt nicht nur unsere Körper. Vielleicht würde er mir seine Geschichte erzählen, aber sie ist bestimmt nicht erbaulich. Und meine Seele krümmt sich zur Zeit weg von allem, was nicht erbaulich ist. Vielleicht sogar weg von allem, was Leben ist.

Ein starker Dialog, und nun rätsele ich darüber, warum er nicht einschlafen kann, wenn neben ihm jemand wach ist. Hast du dir darüber Gedanken gemacht? Oder, falls ja, vielleicht ist es trotzdem besser, das nicht preiszugeben? Bin gespannt auf deine Antwort ...

LG, Anne

Und jetzt rutscht mir noch das hier, ein bisschen off-topic, an Bas heraus:
PS: Wie jetzt, "liebe" Chutney? Erst Novak, jetzt du ... Hier treiben sich ja nur noch getarnte Weibsbilder rum ...
Klingt ja fast so, als ob du bei jedem neutralen Nachnamen automatisch schlussfolgern würdest, dass derjenige männlich ist, ts ts ... :hmm:

 
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Liebe Chutney

Ich habe nach der Lektüre daran gedacht, den Text zu empfehlen, weil er mich sehr berührt hat. Ich sass im Zug, als ich ihn gelesen habe und - Holy Shit! - mir kamen am Ende die Tränen, und ich kann dir versichern, das passiert selten, eigentlich nie. Ich kann auch gar nicht so richtig sagen, warum, aber gerade das macht ja den Zauber eines starken Textes aus.

Aber so einfach geht das nicht. Ich habe mir also den Text noch zwei, dreimal vorgenommen, diesmal mit eingeschaltetem Kopf und runtergekühltem Herzen und ja, dann habe ich ihn tatsächlich empfohlen, weil es auch in dieser Hinsicht ein sehr guter Text ist. Die beiden Dinge hängen ja eh zusammen. Also:

-Erstens finde ich es sehr gut gemacht, wie du die Infos zum Setting, zur Krankheit und zu den Abläufen der Behandlung hast einfliessen lassen. Es ist alles da, was der Leser braucht, und das hast du auf sehr unauffällige Weise untergebracht, kein Krebs- und Chemotherapie-Infodumping, nirgendwo.

-Zweitens finde ich den Text authentisch. Ich hab keine Ahnung, wie sowas abläuft, aber ich vertraue dem Text voll und ganz, der kommt sowohl was die technischen Aspekte als auch die emotionale Lage Lisas anbelangt sehr echt rüber. Grosses Kompliment!

-Drittens gefällt mir der unaufgeregte Ton der Erzählung. Das ist so ein Text, der seine Wirkung im Ganzen entfaltet, nicht im einzelnen Satz sucht. Ja, ich glaube, das ist wesentlich dafür, dass mich der Text emotional so gepackt hat.

-Viertens finde ich es ausgezeichnet gemacht, wie du den „Sinn“ dieser Begegnung in der Schwebe hältst. Wird das ein Flirt, habe ich mich mal gefragt. Oder werden die jetzt Leidenskumpel? Du deutest da an, ja nicht einmal das, öffnest vielmehr den Raum für die eigene Phantasie. Und natürlich helfen da auch die schönen Dialoge mit leicht schrägem Einschlag.

-Fünftens finde ich den Text stilistisch überzeugend, auch wenn ich hier ein paar Kritikpunkte zusammengetragen habe. Vor allem stören ein paar unnötige Füllwörter und zwei, drei überflüssige Ausdeutungen der Situation.

Insgesamt freue ich mich sehr, dass du deinem ruhigen Ton, deiner sensiblen Erzählweise treu geblieben bist, dich nicht von deinem Weg abbringen lässt und auf diesem Weg inzwischen ein schönes Stück vorangekommen bist. Ich bin beeindruckt.

Textkram:

Mit Sicherheit sind wir uns hier noch nicht begegnet, das Gesicht hätte ich mir gemerkt.

Das „hier“ finde ich unnötig präzise. Vor allem auch, weil du das Wort „hier“ später noch ab und zu verwendest.

Er sieht so aus wie jemand, der Blockhütten in Norwegen baut.

Das „so“ kann weg.

Dabei ist er genauso bleich wie wir anderen hier im Raum. Frühmorgens sind hier manche Gesichter mit einer unnatürlichen Cortison-Röte überzogen.

Unschön. Ich würde das „hier im Raum“ ganz weglassen. Der Leser kann sich schon orientieren, keine Sorge.

Die verliert sich aber im Laufe des Tages, bis schließlich die Chemo die restliche Farbe rauszieht.

Ich finde, „herauszieht“ würde besser zum Sprachstil passen.

Nele hatte offenbar einen Autounfall, er schließt kurz die Augen.

Das gefällt mir nicht. Lass dir doch hier etwas Zeit, das dem Leser langsam beizubringen, über Dialog etc. (Dann wirst du auch merken, dass diese spezifische Info: Autounfall nicht so schnell zu erschliessen ist, du kannst ja nur auf die Rückfragen des Mannes zurückgreifen, oder?)

Eine Weile hört er zu, äußert Mitgefühl.

Wie? Ich würde das zeigen, da kannst du ja auch schon einiges über ihn verraten, ich finde das grundsätzlich sehr spannend, wie Menschen ihr Mitgefühl zeigen.

Mehrmals höre ich ihn „Vollkasko“ sagen. Irgendwie tut mir das auch gut, alles in Ordnung, wir haben Vollkasko.

Das ist eine absolut geniale Stelle!

. In der großen Baumkrone mit den kahlen Ästen sitzen Krähen, die sich schwarz gegen die Hauswand dahinter abheben.

Ist redundant, da impliziert.

Bis vor einigen Monaten bin ich diese Straße oft entlang gelaufen, den Blick auf den Boden vor meinen Füßen geheftet und ohne zu wissen, dass das hier die Rückseite der Klinik ist.

barnhelm hat schon einen guten Streichvorschlag gemacht, ich würde das „hier“ auch noch kippen.

Er bekommt gar nichts mit von der leisen Wehmut im Raum.

Hat der Text nicht nötig. Weg damit!

Dann ist sie weg. Die kleine Erheiterung, die sie ausgelöst hat, verpufft. Ich behalte die Decke.

Würde ich glaub ebenfalls streichen. Oder dann zeigen: Gestik, Mimik.

Wir sind jetzt allein. Ich habe sowohl meine Vorwässerung, als auch den Cocktail gegen die Nebenwirkungen intus und spüre die Kälte im Unterarm hochsteigen, während das Cyclophosphamid in meine Vene tröpfelt. Sowas darf man eigentlich nicht in seinen Körper lassen. Ich versuche ruhig zu atmen, denke, es ist nur Wasser, überwiegend Wasser, ich kenn das doch schon, ich werde mich wieder erholen. Nein, es ist nicht nur Wasser. Atme. Es tut nur das, was es tun soll.

Info und Emotion in einem Abschnitt. Handwerklich sehr stark!

„Liebe Lisa, gute Besserung und dass du bald wieder bei uns bist! Deine Mäusegruppe.“ Wie weit das alles weg ist, ich weiß nicht mal mehr alle Namen.

Eine unauffällige, aber für mich eine der besten Passagen. Da kurbelst du das Kopfkino mächtig an, ich stelle mir vor, wie ihr die Kinder die Karte überreichen, wie sie später der Stellvertretung sagen, wie hübsch Lisa ist, und dass sie bei ihr tun dürfen, was die Stellvertretung verbietet …

Schweigend starrt er das Bild an. Mir steigt das Blut in den Kopf. Wie konnte ich nur so verdammt unsensibel sein? Endlich schaut er hoch.

Braucht es nicht unbedingt, das Blut im Kopf reicht.

Ich kichere und schiebe die Zeichnung schnell in mein Buch.

Ach, ich mag das Wort nicht. Ist mir hier zu mädchenhaft.

Und heute morgen haben sie das Cortison genommen, oder?“

Morgen

„Wir haben hier auch Tüten“, ruft die Schwester, aber er schiebt bereits Richtung Klo, wobei natürlich die Räder blockieren

Gefällt mir nicht so, hat was Salopp-ironisches, was nicht zu Lisa passt. Nicht, wenn andere leiden.

Seltsamerweise weiß ich im ersten Moment nicht, was er meint.

Ich fände: „Im ersten Moment weiss ich nicht, was er meint. Bis ..." besser. Das „seltsamerweise“ kannst du dem Leser überlassen.

Weil ich spazieren gehen konnte, in seinem schlafenden Gesicht, wie in einer Landschaft.

Schön!

„Das klingt aber furchtbar anstrengend.“

Würde ich streichen.

Wie hieß der eigentlich?

Mir gefiele „er“ besser, das „der“ klingt ein wenig abfällig. Willst du das so?

Sie räumen schon die Getränke weg.

Du weisst schon …

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Chutney,
Das ist wirklich eine fantastische Geschichte. Ich habe sie in einem Zug gelesen. Sie verfügt über eine ruhige Sprache und hat es nicht nötig, einen Höhepunkt anzustreben. Richtig gut gemacht!
Du beschreibst die gesamte Situation, aber auch die Figuren sehr realistisch. Großes Lob dafür.
Ich denke, rein vom Sprachlichen hat mir der ganze Text gefallen. :)
Die Empfehlung hast du verdient.
Viele liebe Grüße,
alexei

 

Liebe barnhelm, lieber Bas, lieber@dotslash, liebe Anne49 und lieber Peeperkorn!

Vielen herzlichen Dank für eure Kommentare. Mir gefiel der Text ja selber auch gut, aber von soviel Zuspruch bin ich echt überwältigt. Das bedeutet mir sehr viel.

Liebe Barnhelm@

das ist eine sehr ergreifende Beschreibung dieser Begegnung in diesem Raum, in dem die Krebskranken das Cyclophosphamid verabreicht bekommen.

Dankeschön!


Du bleibst fast durchgängig auf der Ebene der lakonischen Darstellung, berührst nur ganz selten eine emotionale Ebene. Das finde ich gut, denn das wäre schwer zu ertragen gewesen. Und genauso vermeiden ja auch deine beiden Protagonisten die Berührung mit dem, was in ihnen vor sich geht. So jedenfalls kommt es mir vor.

Ich glaube, sie versuchen sich zu schützen, um durch die Behandlung durchzukommen und weil sie geschwächt sind. Durch diese lakonische Darstellung erzähle ich ja nur einen Bruchteil. Wenn ich mehr in die Gefühls- und Gedankenwelt meiner Protagonisten eingetaucht wäre, Erinnerungen, Ängste, Erkenntnisse usw. beschrieben hätte, wäre mir die Geschichte über den Kopf gewachsen. Und sehr lang geworden. Wobei ich nicht unbedingt glaube, dass das schwerer zu ertragen gewesen wäre. So konnte ich es jedenfalls ganz gut lösen.

Sprachlich finde ich, dass das hier dein bester und ausgereiftester Text ist.

Danke! :) Das Forum ist ein phantastisches Lernfeld.

Nur einmal verlässt du diese Ebene:
Er bekommt gar nichts mit von der leisen Wehmut im Raum.
Den Satz, so schön er ist, würde ich rausnehmen, weil er für mein Empfinden unnütz ist.

Stimmt, hab' ich gemacht. Danke!

Dies ist ein Text, der keinen Spannungsbogen braucht, keinen Höhepunkt, keine unverhoffte Wende, er wirkt aus seinem Thema und der gekonnten Art, wie du die Situation beschreibst.

Das freut mich, das du das so schreibst. Ich hatte tatsächlich die Sorge, dass zu wenig passiert. Aber ich habe mich darauf konzentriert die Atmosphäre, diese merkwürdige Zwischenwelt zu beschreiben und gehofft, dass das interessant genug ist.

Die Fehler habe ich korrigiert, vielen Dank für die ganze Mühe, die du dir gemacht hast!

Jetzt könnte ich mich vom Fensterbrett abstoßen, bis in die Baumkrone hinein schweben

Das "bis" ist weg, klingt besser.

Ich schicke jemanden zum putzen.“
Er lächelt mir schief entgegen.

zum Putzen
Hier müsste für mein Empfinden ein Zwischensatz stehen. Wieso taucht er so plötzlich auf?

Vielleicht ein Absatz? ich überlege noch mal.

Was so durchklingt, hat er es nicht ganz geschafft.
Keine schöne Formulierung. Vielleicht besser: Wie es aussieht, … oder: Wie es sich anhört, …

Ich habe jetzt geschrieben: Nach dem, was so durchklingt, hat er es nicht ganz geschafft.

Er lacht leise, und es kommt mir so vor, als ob er schwankt. [schwanke]

"Schwanke" ist sicher richtiger, klingt aber so ungebräuchlich. Hm.

Ich denke an den Dänen und wie er sich gefreut hat über das Bild.
Ich fände hier besser: Ich denke an ihn …

"Ich denke an ihn ..." kommt mir zu romantisch vor. Das war eine intensive Begegnung, aber es ist ein Ort, an dem es doch erst mal unverbindlich bleibt.

Liebe @Chutney, ich bin beeindruckt von deiner sprachlichen Leistung.

Und ich bin beeindruckt von deinem genauen Blick. Dein Kommentar hat mir sehr weiter geholfen.

Herzlichen Dank, Barnhelm

Hallo Bas

eine wunderbare Entführung in eine Welt, die man eigentlich gar nicht kennenlernen möchte.

Das hast du schön formuliert.

Aber auch daran, dass du dich auf das Wesentliche konzentriert hast und scheinbar genau wusstest, was du wolltest. Keine gedanklichen Abschweifungen, bei denen man als Leser nicht hinterherkommt.

Ich bin selbst schnell überfordert, wenn es zu kompliziert wird. ;)

Super gemacht, wie du diesen eigentlich so tristen Raum normal erscheinen lässt, mehr oder weniger ohne Wertung, einfach als das, was er ist. Ich spüre keine drückende Wehmut und keine überschwängliche Freude, sondern einfach ein mit der Situation leben und das Beste daraus machen. Die Stelle mit dem Alien fand ich besonders schön.

Und darüber freue ich mich ganz besonders. Das ist das, was ich ausdrücken wollte. Den Alien mag ich auch. :D

Schoss
, der eigentlich ein Schoß ist

Ist korrigiert. Danke.

Hat mich sehr beeindruckt deine Geschichte, sprachlich mustergültig, regt zum Nachdenken an, ohne einen gewaltsam mit der Nase reinzudrücken, super Ding. Danke dafür.

Und ich danke dir für deinen Zuspruch, Bas. Hat sehr gut getan!

PS: Wie jetzt, "liebe" Chutney? Erst Novak, jetzt du ... Hier treiben sich ja nur noch getarnte Weibsbilder rum ... Wenigstens komme ich jetzt endlich mal dazu, das Mann/Frau-Verhältnis in meinem Gelesenen ein bisschen ausgewogener zu gestalten.

Na, da trägt ja die Maßnahme unseres Chefs, das Geschlecht im Profil wegzulassen, Früchte.;)

Liebe Grüße von Chutney


Lieber dotslash,

Deine Geschichte hat mich beeindruckt. Du schaffst es, dass ich mich als Leser an diesem, sonst von der Öffentlichkeit geschützten Ort, trotzdem nicht wie ein Voyeur fühle. Du setzt die Dialoge so flüssig und authentisch, ausgestattet mit feinem Witz, der die gedrückte Stimmung zwar auflockert, nie aber die bittere Wahrheit verleugnet. Du erklärst wenig, vertraust deinen Figuren und das ist einfach saugut gemacht. Alle Infos die ich als Unwissender benötige werden beiläufig eingeflochten, so dass ich mich völlig unbelastet auf die beiden Protagonisten fokusieren und mit ihnen mitleiden und auch kurz mitfreuen kann.

Oh, das geht runter wie Öl. Ab und zu war die Versuchung da, einen auf "Erklärbär" zu machen, aber deine Rückmeldung zeigt mir, dass ich wohl das richtige Maß gefunden habe.

Wie schön, dass du die beiden Stellen hervorhebst, die dir besonders gut gefallen haben. Ja, ich mag die Beide auch sehr gern.

Ganz grosses Kino, Chutney.

:D

Und dir herzlichen Dank, dotslash.


Hallo Anne49,

Auch dir viele Dank für deine lobenden Worte und deine Gedanken.

hab ich sehr gerne gelesen!

Das freut mich.:)

Ein starker Dialog, und nun rätsele ich darüber, warum er nicht einschlafen kann, wenn neben ihm jemand wach ist. Hast du dir darüber Gedanken gemacht? Oder, falls ja, vielleicht ist es trotzdem besser, das nicht preiszugeben? Bin gespannt auf deine Antwort ...

Ich hatte dazu verschiedene Phantasien. Irgendeine Art von Gewalt in seiner Kindheit. Entscheidend war für mich, dass er ihr das gegenüber äußert. Dass zwischen den Beiden etwas entsteht, dass eine Möglichkeit schafft, etwas von sich zu zeigen. Die Situation eröffnet eine Chance, aber letztlich sind beide zu erschöpft.
Schön, dass du dir zu diesem Punkt Gedanken machst. So habe ich den Eindruck, dass mein Protagonist dich berührt, neugierig macht.

Liebe Grüße von Chutney


Lieber Peeperkorn,

oh, was für ein beglückender Kommentar. (Äh, meintest du echt "Empfehlung"? Also "eine Empfehlung"?!) Die meisten deiner Anregungen habe ich schon aufgegriffen. Jetzt brauch ich erst mal dringend eine Pause. Ich schreibe dir später noch ausführlich. Herzliche Grüße:)

 

Hallo Chutney,

du hast dich wieder mutig auf eine Thematik gestürzt, um die bestimmt viele Leser eher einen Bogen machen. Das allein ist schon eine erzählerische Leistung.

Du hast eine so authentische Geschichte geschrieben. Da musst du eigene Erfahrungen in welcher Form auch immer zur Verfügung gehabt haben. Und dann ist dir gelungen, das Schwierige einer oft aussichtslosen Erkrankung leicht und ohne Pathos, sogar mit einem Anflug von Humor, dem Leser nahezubringen, dass er sich nicht wie ein ungebetener Beobachter fühlen muss.

Das ist für mich ein Text, der für mich hohe literarische Qualität aufweist. Im Vergleich zu "Hahn im Korb" nochmals eine Steigerung, dabei war dieser Text auch schon sehr eindrucksvoll.
Peeperkorn hat ohne Wenn und Aber umgehend die Empfehlung vorgeschlagen. Mit vollen Recht, da kann ich nur zustimmen.

In meinem Bekanntenkreis sind gerade mehrere Personen an Krebs erkrankt, da habe ich die Geschichte noch aus einer ganz persönlichen Perspektive gelesen.

Liebe Grüße
wieselmaus

 

So, jetzt aber! Hallo, lieber Peeperkorn

Ich habe nach der Lektüre daran gedacht, den Text zu empfehlen, weil er mich sehr berührt hat. Ich sass im Zug, als ich ihn gelesen habe und - Holy Shit! - mir kamen am Ende die Tränen, und ich kann dir versichern, das passiert selten, eigentlich nie. Ich kann auch gar nicht so richtig sagen, warum, aber gerade das macht ja den Zauber eines starken Textes aus.

Und das berührt mich wiederum sehr. Das Thema ist mir sehr nahe, vielleicht sogar zu nahe. Dachte ich zumindest als ich damit begonnen habe und dass der Text gar nicht so zum Veröffentlichen geeignet ist. Deshalb habe ich es eher als Schreibübung gesehen und versucht dieser speziellen Stimmung nachzuspüren. Aber dann ist doch eine richtige Geschichte daraus geworden. Wie schön, dass es für dich funktioniert, sowohl beim ersten spontanen Eindruck, aber auch nach kritischem Lesen.

kein Krebs- und Chemotherapie-Infodumping, nirgendwo.

Ja, ich hab mich gebremst.;)

Viertens finde ich es ausgezeichnet gemacht, wie du den „Sinn“ dieser Begegnung in der Schwebe hältst. Wird das ein Flirt, habe ich mich mal gefragt. Oder werden die jetzt Leidenskumpel?

"Leidenskumpel", was für ein geiles Wort! :D Für mich war das auch die ganze Zeit in der Schwebe, was mit den Beiden wird. Und ist es immer noch. Vorsichtshalber habe ich sie mal ungebunden sein lassen.

Insgesamt freue ich mich sehr, dass du deinem ruhigen Ton, deiner sensiblen Erzählweise treu geblieben bist, dich nicht von deinem Weg abbringen lässt und auf diesem Weg inzwischen ein schönes Stück vorangekommen bist. Ich bin beeindruckt.

Oh, danke! Das ist sehr ermutigend.

Deine Vorschläge habe ich alle umgesetzt, der Text ist jetzt kürzer. Und ich dachte, ich hätte wirklich alle Füllwörter entdeckt. Immer wieder beeindruckend, wieviel dichter das einen Satz macht, wenn man die weg läßt. Vielen Dank fürs Raussuchen.

Zitat Zitat von Chutney Beitrag anzeigen
Nele hatte offenbar einen Autounfall, er schließt kurz die Augen.
Das gefällt mir nicht. Lass dir doch hier etwas Zeit, das dem Leser langsam beizubringen, über Dialog etc. (Dann wirst du auch merken, dass diese spezifische Info: Autounfall nicht so schnell zu erschliessen ist, du kannst ja nur auf die Rückfragen des Mannes zurückgreifen, oder?)

Zitat Zitat von Chutney Beitrag anzeigen
Eine Weile hört er zu, äußert Mitgefühl.
Wie? Ich würde das zeigen, da kannst du ja auch schon einiges über ihn verraten, ich finde das grundsätzlich sehr spannend, wie Menschen ihr Mitgefühl zeigen.


Ja, stimmt, gute Idee. Da sollte ich mich nochmal mit beschäftigen. Dafür brauche ich aber etwas Zeit.

Freut mich, dass dir die Vollkasko und die Cyclophosphamid-Stelle gefallen.:)

Zitat Zitat von Chutney Beitrag anzeigen
„Liebe Lisa, gute Besserung und dass du bald wieder bei uns bist! Deine Mäusegruppe.“ Wie weit das alles weg ist, ich weiß nicht mal mehr alle Namen.
Eine unauffällige, aber für mich eine der besten Passagen. Da kurbelst du das Kopfkino mächtig an, ich stelle mir vor, wie ihr die Kinder die Karte überreichen, wie sie später der Stellvertretung sagen, wie hübsch Lisa ist, und dass sie bei ihr tun dürfen, was die Stellvertretung verbietet …

Das ist ja süß!

Lieber Peeperkorn, ich fühle mich sehr geehrt durch deine wunderbaren Worte, deine Ideen zu meinem Text und natürlich durch deine Empfehlung!

Gute Nacht,
Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej liebes Chutney ;),

ich habe mich beruhigt, eine Nacht darüber geschlafen (gar nicht mal so gut) und reagiere somit etwas emotionsloser (ich lerne hier wirklich sehr viel).

Dieser Text ist so nah an der Realität, dass ich von Anfang an direkt neben der Protagonistin saß. Genauso hätte sich tatsächlich dieser Nachmittag abspielen können.
Und dabei war es nicht notwenig, dramatisch zu werden oder philosophisch. Es wirkte genauso auf meine Emphathie wie du ihn verfasst hast. Selbst als die Situation humorvoll wurde, entbehrte sie nicht einen Augenblick der Wehmut, wie du sie nennst, der Melancholie, wie sie dort herrscht. Diese ganz spezielle Atmosphäre in diesem Raum, in der die Menschen "gleicher" und somit verbundener sind, in all ihren Unterschieden von Alter, Temperament, Intellekt und Stand, in der sie leiden und hoffen, resignieren und dennoch immer wiederkommen, wurde von dir entsetzlich authentisch wiedergegeben, nicht zuletzt wegen der medizinischen Sachkenntnis, des Verlaufes und der Zögerlichkeit und des Respekts zueinander.
Du hast alles richtig gemacht, das richtige Maß an Realität, Kommunikation, eigenen Gedanken.

Jetzt könnte ich mich vom Fensterbrett abstoßen, in die Baumkrone hinein schweben und von dort hinunter in meinem alten Leben landen.

So wahr.

Und das ist auch gar keine Chemo bei Ihnen?“
„Nein, Treibstoff. Für den Rückflug.“
Ich lache und schiebe die Zeichnung schnell in mein Buch. Diesmal hindert er mich nicht, sondern atmet tief durch und lehnt sich zurück. Ich betrachte die fallenden Tropfen in dem kleinen Plastikzylinder. Bis sein Gerät piepst.
„Vollgetankt“, sage ich, aber er lächelt nur abwesend und dann kommt die Schwester herein, um bei ihm umzustöpseln zur Nachspülung.

Eine gute Möglichkeit zum Aus - und Durchhalten, Distanz zu schaffen, weil man nicht fliehen kann, nicht weglaufen, ausblenden. Nur Aushalten. Es schwingt in jedem Satz mit.

Jetzt ist es ziemlich ruhig auf der Station. Vereinzelt hört man es piepsen. Bestimmt bin ich die Vorletzte oder so. Ich könnte mein Buch rausholen.

Und am Ende ist sie eben allein damit und geht diesen Weg allein.

Die Geschichte ist nie beklemmend, sie ist menschlich, sie ist real, sie ist ein Einblick und vor allem: sie ist wunderbar erzählt.

Vielen Dank dafür und sie gehört unbedingt empfohlen, damit viele Wortkrieger in de Genuss kommen, sie zu erleben.

Lieber Gruß, Kanji

 

Hallo @Chutney,

Als ich den Titel las, dachte ich: Schön, mal wieder 'ne Krankengeschichte. Dann sah ich, wer die Autorin ist und wusste, das würde was Besonderes werden. Hast mich nicht enttäuscht.

Es gibt schönere Orte, an denen man sich kennenlernen kann, als während einer Chemo in der Tagesklinik. Wir haben dort mal einen Geburtstag gefeiert und waren einfach nur glücklich, zusammen sein zu können. Also, warum nicht eine kleine Flirterei?
Du hast das berührend geschrieben, Chutney, ohne auf die Tränendrüse zu drücken oder die kranken Menschen zur Schau zu stellen und ich fand gut, dass sich die beiden Figuren nicht nur über die Krankheit kennenlernten.

Du hast sehr viele schöne Stellen im Text. Eine, die mir die Tränen hochkommen ließ und noch nicht genannt wurde, war diese:

„Und, alles noch dran? … na, Gott sei Dank.“

So sind sie, die Papas. Stehen mit einem Bein im Grab, aber hören nicht auf, sich um die Kinder zu sorgen. Hat mich fertig gemacht, der Satz und auch wie es danach weitergeht. Wie er sich mit der Tochter unterhält, völlig normal. Das fand ich nicht nur schön, auch realistisch. Denn ist es nicht so, dass die beste Ablenkung vom eigenen Schicksal ist, sich mit dem von anderen zu beschäftigen?

Ja und dann das Vollkaskodingens – sehr schön und passend für die Situation. Gefallen hat mir auch, der Blick nach draußen: kahle Äste und Krähen, deren schwarz sich von der Hauswand abhebt und die Frage, wie es in Menschen aussieht, die den ganzen Tag auf eine Klinik sehen müssen.

Er seufzt und verdreht die Augen.

Auch sehr schön, doch dann dies:

„Sie vermutlich, hat sich nicht konzentriert. Ich schätze, sie kriegt zu wenig Schlaf.“

Bis hierher dachte ich, das Mädel fährt jeden Tag viele Kilometer um bei Dad sein zu können …

Er zwinkert mir zu. „Sie hat einen neuen Freund.“

Nee, Chutney. Ist mir zu anzüglich. Ich weiß, Kerle sind das mal gerne aber würde ein Vater mit einer Fremden, so über seine Tochter sprechen?

Ich muss lächeln, genau wie die alte Frau neben ihm. Der junge Mann mit dem Mundschutz hat Kopfhörer auf und die Augen geschlossen.

Das gefällt mir wieder, dieser Blick in den Raum.

„Man muss dran glauben, dass es hilft, das ist das Allerwichtigste. Immer feste dran glauben. Sie sind ja alle noch so jung!“

Wenn man bedenkt, dass schon kleine Kinder an dem Scheißkrebs sterben …

In Dauerschleife verfolgt mein Blick seine Kinnlinie bis hoch zum Ohr, wandert die Ohrmuschel ab und weiter, seine Nase hinunter, landet schließlich auf seinem leicht geöffneten Mund, folgt dem Schwung seiner Lippen, um vom Kinn aus erneut zu starten.

sehr, sehr schön auch oben, wie du ihn als einen beschreibst, der in Norwegen Blockhütten baut. Kurz, knapp, man hat sofort ein Bild.

Es geht los, das Gespräch, das Kennenlernen, das Flirten. Ein starker Absatz, mit viel Witz. Eine ganz normale Mann-Frau-Sache eben.

Dann muss er kotzen. Ich hab mal zwei Wochen lang im Krankenhaus ein Zystotatika bekommen. Das kriegt man ja auch, wenn man keinen Krebs hat. Jedenfalls ging es mir hundeelend in dieser Zeit und ich musste schon nach der Nierenschale greifen, wenn die Schwester mit dem Zeugs zur Tür herein kam. Den Geruch hatte ich noch Monate später in der Nase. Ich hab da eben voll mitfühlen können.

Mir ist nicht schlecht. Einatmen. Mir ist nicht schlecht. Ausatmen. Ich glaube, ich geh mal raus und hole mir einen Anis- Fenchel- Kümmeltee. Draußen studiere ich die Pinnwand, den Tee in der einen, den Ständer in der anderen Hand. Reklame für Kopftücher, Stricken für die Psyche, Malen für die Psyche, Modellbauen für die Psyche, Ernährung bei Krebs.

Ganz toll, die Gedanken, Innenansichten von Lisa. Dein Text ist voll davon.

„Und, ist es schlimm bei Ihnen?“
Im ersten Moment weiß ich nicht, was er meint. Bis mir klar wird, dass das die Frage ist, die wir uns hier ständig gegenseitig stellen, mal mehr, mal weniger direkt.

Ja, genau: Mal mehr, mal weniger direkt. Aber gestellt wird sie immer. Aus Anteilnahme, Neugierde aber auch, um abzuschätzen, wo man selbst steht.

„Naja, chronisch halt." / „Nein. Aber auch nicht nächste Woche tot.“

Hat Lisa Leukämie? Oder was anderes? Man bekommt das Cyclophosphamid auch für andere Krankheiten. MS vielleicht? Ich weiß nicht, ob mich das was angehen darf, bin halt medizinisch interessiert, entschuldige bitte.

Vielleicht würde er mir seine Geschichte erzählen, aber sie ist bestimmt nicht erbaulich. Und meine Seele krümmt sich zur Zeit weg von allem, was nicht erbaulich ist. Vielleicht sogar weg von allem, was Leben ist.

Toll!

„Tropft nicht mehr.“ / Der Beutel ist noch halb voll. Ich drehe mein Handgelenk in alle Richtungen, schüttele am Schlauch. Er guckt zu. /„Ach, probieren Sie's doch. Was soll passieren? Ist schlecht, wenn das Ding leer läuft.“

Hierzu hab ich Fragen: Die Infusion läuft in eine Armvene, da hätte ich jetzt mit einem dauerhaften Zugang gerechnet, aber ist vllt nicht überall sofort Standard. Also, wenn das nicht mehr tropft, dann kann doch eigentlich auch nichts leer laufen, oder verstehe ich da was falsch?

Sehr schön fand ich, wie man ganz nebenbei vom Ablauf der Therapie erfährt: Kortison, Mittel gegen Übelkeit, Vorwässerung … Hat mir gut gefallen, dass du das nicht wie einen Krankenbericht geschrieben hast.

Ich habe das richtig gerne gelesen. Super geschrieben und ich lege das jetzt mit keinem wehmütigen Gefühl zur Seite, eher mit Respekt und Bewunderung für Stärke und Mut der beiden Figuren. Das sagt für mich sehr viel über deine Schreibkunst aus.

Zu richtiger Textarbeit fühle ich mich immer weniger in der Lage. Was kann weg, wie könnte man es verbessern … ? Sorry, kann dir nur mit meinen Leseeindruck dienen.

Gratulation zur Empfehlung. Ich habe mich sehr für dich gefreut.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Liebe Bea Milana,

erst wollte ich deine Geschichte nicht lesen, denn Krebsgeschichten, die im Krankenhaus spielen, nehmen mich zu sehr mit. Das liegt an den beiden Worten, die mit K beginnen.

Ja, das kann ich gut verstehen. Ich geh an sowas auch mit einem gewissen Widerwillen. Schön, dass du sie trotzdem gelesen hast.:)

Du erzählst mit einer gewissen Abgeklärtheit, ohne dass der drohende Tod bereits vor der Tür winkt.

Ja, es ist zwar eine schwierige Situation für die Beiden, aber nicht ganz schwarz. Mir war der Tag "Alltag" hier wirklich wichtig. Viele Leute verbinden das Thema ja nur mit "Horror", wo alles zu Ende ist. Was auch ein Teil der Wahrheit ist. Aber immerhin werden heute die meisten Krebserkrankungen geheilt.

Deine ruhige, nüchterne Erzählstimme gefällt mir ausgesprochen gut.

Dankeschön!

Nele! Das ist ja eine Überraschung.“
Nele hatte offenbar einen Autounfall, er schließt kurz die Augen.
„Und, alles noch dran? … na, Gott sei Dank.“

Der Autounfall kommt mir hier zu schnell oder wie kann sie das voraussehend wissen? Ich würde den Mann stattdessen beobachten und noch nichts verraten (ist zudem ein Tick spannender). Dass es es Autounfall ist, wird später ohnehin deutlich.

Ja, das hat Peeperkorn auch schon geschrieben und Ihr habt recht, ich will da auf jeden Fall noch mal ran.

„Aber Sie lügen.“
„Warum?“
„Sie haben erkannt, dass ich ein Alien bin. Meine Ohren sind normalerweise blau.“
Sehr hübsch, wie das Gespräch eine leichte und humorvolle Note bekommt und beinahe lustig wird.
"Treibstoff" ... , da habe ich schon sehr geschmunzelt. Das hast du sehr gekonnt gemacht – großes Kompliment: Dem Ernst der Lage eine Leichtigkeit gegeben.

Danke!

„Worüber denkst du nach? Du kannst denken?“ hat der Freund beim Rausgehen gefragt und ihn in die Seite geknufft.
Hm, ich weiß nicht ... mich hat die Dopplung irritiert. Kann dir nicht sagen warum, klingt nicht natürlich. Einer der beiden Sätze würde mir reichen, oder umstellen: "Worüber denkst du nach?", hat der Freund beim Rausgehen gefragt und ihn in die Seite geknufft. "Du kannst denken?“

Da bin jetzt erst einmal deinem Vorschlag gefolgt, klingt auch besser. Jetzt sind da aber zwei "und"-Sätze hintereinander. Hm, vielleicht fällt mir noch was ein.
Ansonsten habe ich deine Vorschläge übernommen und die Fehler korrigiert. Hat dem Text gut getan.

Chutney, ich beglückwünsche dich zu diesem Werk und der Empfehlung! Ich bin froh, die Geschichte dann doch gelesen zu haben und sie hat mich sehr berührt.

:) Ich bin auch froh. Herzlichen Dank, Bea. Und die Erzählung habe ich gelesen. Hat mir auch gefallen. Steckt viel mehr Wut und Aufbegehren drin.

Liebe Grüße von Chutney


Hallo alexei,

vielen Dank, das ist ja ein glattes Lob von dir!

Sie verfügt über eine ruhige Sprache und hat es nicht nötig, einen Höhepunkt anzustreben. Richtig gut gemacht!

Freut mich, dass du etwas damit anfangen konntest, obwohl die Geschichte so ruhig daher kommt.

Ich denke, rein vom Sprachlichen hat mir der ganze Text gefallen.

Dass du und auch schon andere meine Sprache loben, entzückt und überrascht mich. Manchmal finde ich mich gerade sprachlich etwas phantasielos. Ganz herzlichen Dank, Alexei.:)
Ich wünsch dir einen schönen Abend!

Chutney


Liebe wieselmaus,

auch dir herzlichen Dank fürs Lesen.

du hast dich wieder mutig auf eine Thematik gestürzt, um die bestimmt viele Leser eher einen Bogen machen. Das allein ist schon eine erzählerische Leistung.

Ja, eigentlich wollte ich nach dem "Hahn" ja was Heiteres schreiben, aber manche Themen drängen sich irgendwie auf.

Und dann ist dir gelungen, das Schwierige einer oft aussichtslosen Erkrankung leicht und ohne Pathos, sogar mit einem Anflug von Humor, dem Leser nahezubringen, dass er sich nicht wie ein ungebetener Beobachter fühlen muss.

Interessant, so etwas hat schon dotslash geschrieben. Da gibt es diese Scheu, den Erkrankten zu nahe zu treten, womöglich für neugierig gehalten zu werden. Und das spiegelt sich vielleicht auch im Umgang mit so einem Text wieder. Und Humor ist ja einfach ein Retter in allen Lebenslagen, sobald es nicht gerade ganz katastrophal ist.

Das ist für mich ein Text, der für mich hohe literarische Qualität aufweist. Im Vergleich zu "Hahn im Korb" nochmals eine Steigerung, dabei war dieser Text auch schon sehr eindrucksvoll. Peeperkorn hat ohne Wenn und Aber umgehend die Empfehlung vorgeschlagen. Mit vollen Recht, da kann ich nur zustimmen.

Oh, vielen Dank!

In meinem Bekanntenkreis sind gerade mehrere Personen an Krebs erkrankt, da habe ich die Geschichte noch aus einer ganz persönlichen Perspektive gelesen.

Es ist eine so verbreitete Krankheit. Alles Gute für deine Bekannten, wieselmaus.

Und dir einen schönen Abend und danke für deine Worte!

Chutney

 

Liebe Chutney,

wenn ich mir auch sonst mit Kommentaren zu fremden Geschichten schwer tue, so langsam wird es leichter, hier fehlen mir nahezu die Worte. Die Geschichte musste ich erst mal sacken lassen. Zu viele Gedanke an liebe und nicht ganz so liebe mir bekannte Menschen, die gerade ein ähnliches Schicksal erleiden, drängen sich mir auf. Das macht mich sehr traurig und nachdenklich. Eine schwere Krankheit und ein möglicherweise bald bevorstehender Tod ist für mich äußerst bedrückend. Deine Geschichte ist aber so unaufgeregt, fast leicht, dass sie mir wie von einem anderen Stern vorkommt. Es gibt doch doch wohl noch eine andere, hoffnungsvollere Sicht. Vielleicht sollte ich mir davon eine Scheibe abschneiden.

Ich bin jedenfalls schwer beeindruckt von dieser Geschichte. Vielen Dank dafür!

Grüße
Holger

 

Liebe Kanji,

du hast mich glücklich gemacht mit deiner Reaktion und auch mit deinem Kommentar. (wobei ich dir wirklich eine bessere Nacht gewünscht hätte.) Es ist eine aufregende Erfahrung mit einer Geschichte, die man so lange mit sich herumgetragen hat rauszugehen und Menschen so zu berühren.

Dieser Text ist so nah an der Realität, dass ich von Anfang an direkt neben der Protagonistin saß.

Oh wie schön. So hatte ich mir das gewünscht.

Diese ganz spezielle Atmosphäre in diesem Raum, in der die Menschen "gleicher" und somit verbundener sind, in all ihren Unterschieden von Alter, Temperament, Intellekt und Stand, in der sie leiden und hoffen, resignieren und dennoch immer wiederkommen,

Ja, genauso so ist es, das hast du toll beschrieben und genau das macht das Ganze schriftstellerisch so interessant.

Du hast alles richtig gemacht, das richtige Maß an Realität, Kommunikation, eigenen Gedanken.

Vielen Dank!

Und das ist auch gar keine Chemo bei Ihnen?“
„Nein, Treibstoff. Für den Rückflug.“
Ich lache und schiebe die Zeichnung schnell in mein Buch. Diesmal hindert er mich nicht, sondern atmet tief durch und lehnt sich zurück. Ich betrachte die fallenden Tropfen in dem kleinen Plastikzylinder. Bis sein Gerät piepst.
„Vollgetankt“, sage ich, aber er lächelt nur abwesend und dann kommt die Schwester herein, um bei ihm umzustöpseln zur Nachspülung.
Eine gute Möglichkeit zum Aus - und Durchhalten, Distanz zu schaffen, weil man nicht fliehen kann, nicht weglaufen, ausblenden. Nur Aushalten. Es schwingt in jedem Satz mit.

Ja, jeder muss seinen eigenen Weg finden, diese Behandlung und das Wissen, was da gerade passiert durchzuhalten.

Und am Ende ist sie eben allein damit und geht diesen Weg allein.

Ja

Die Geschichte ist nie beklemmend, sie ist menschlich, sie ist real, sie ist ein Einblick und vor allem: sie ist wunderbar erzählt.

Mich freut besonders, dass du sie nicht beklemmend findest. Und "wunderbar erzählt" ist ein schönes Kompliment.

Vielen Dank dafür und sie gehört unbedingt empfohlen, damit viele Wortkrieger in de Genuss kommen, sie zu erleben.

Herzlichen Dank und dir einen schönen Sonntag, Kanji.:)

Chutney


Hallo Tintenfass,

Dann sah ich, wer die Autorin ist und wusste, das würde was Besonderes werden. Hast mich nicht enttäuscht.

Wow, danke!

Es gibt schönere Orte, an denen man sich kennenlernen kann, als während einer Chemo in der Tagesklinik. Wir haben dort mal einen Geburtstag gefeiert und waren einfach nur glücklich, zusammen sein zu können. Du hast das berührend geschrieben, Chutney, ohne auf die Tränendrüse zu drücken oder die kranken Menschen zur Schau zu stellen und ich fand gut, dass sich die beiden Figuren nicht nur über die Krankheit kennenlernten.

Das ist schön mit dem Geburtstag. Ja, dort gibt es eben nicht ausschließlich Krankheit, sondern alle anderen Aspekte des Lebens auch. (Hm, vielleicht hätte ich doch noch die beiden Ärzte unterbringen sollen, die sich lautstark über das letzte Handballspiel unterhalten, während sie den Gang entlanglaufen.)

Du hast sehr viele schöne Stellen im Text. Eine, die mir die Tränen hochkommen ließ und noch nicht genannt wurde, war diese:

„Und, alles noch dran? … na, Gott sei Dank.“
So sind sie, die Papas. Stehen mit einem Bein im Grab, aber hören nicht auf, sich um die Kinder zu sorgen. Hat mich fertig gemacht, der Satz und auch wie es danach weitergeht.


:)

Er zwinkert mir zu. „Sie hat einen neuen Freund.“
Nee, Chutney. Ist mir zu anzüglich. Ich weiß, Kerle sind das mal gerne aber würde ein Vater mit einer Fremden, so über seine Tochter sprechen?

Och doch, ich finde das geht. Es ist ja noch sehr dezent und wenigstens eine nette Erklärung für einen blöden Unfall.

Dann muss er kotzen. Ich hab mal zwei Wochen lang im Krankenhaus ein Zystotatika bekommen. Das kriegt man ja auch, wenn man keinen Krebs hat. Jedenfalls ging es mir hundeelend in dieser Zeit und ich musste schon nach der Nierenschale greifen, wenn die Schwester mit dem Zeugs zur Tür herein kam. Den Geruch hatte ich noch Monate später in der Nase. Ich hab da eben voll mitfühlen können.

Ja, das kann ich mir vorstellen. Erfreulicherweise werden die Mittel um die Nebenwirkungen in den Griff zu bekommen auch immer besser.

„Naja, chronisch halt." / „Nein. Aber auch nicht nächste Woche tot.“
Hat Lisa Leukämie? Oder was anderes? Man bekommt das Cyclophosphamid auch für andere Krankheiten. MS vielleicht? Ich weiß nicht, ob mich das was angehen darf, bin halt medizinisch interessiert, entschuldige bitte.

Ich habe an eine bestimmte Form von Leukämie gedacht.

Tropft nicht mehr.“ / Der Beutel ist noch halb voll. Ich drehe mein Handgelenk in alle Richtungen, schüttele am Schlauch. Er guckt zu. /„Ach, probieren Sie's doch. Was soll passieren? Ist schlecht, wenn das Ding leer läuft.“
Hierzu hab ich Fragen: Die Infusion läuft in eine Armvene, da hätte ich jetzt mit einem dauerhaften Zugang gerechnet, aber ist vllt nicht überall sofort Standard. Also, wenn das nicht mehr tropft, dann kann doch eigentlich auch nichts leer laufen, oder verstehe ich da was falsch?

Doch, sie haben einen Zugang, der auch einige Tage halten kann. Mit dem "Ding" meint er diesen Plastikzylinder, der unter der Flasche hängt und in den das Mittel zuerst reintropft. Wenn der leer ist, ist der Fluß in die Vene unterbrochen. Man versucht das zu vermeiden, schaltet dann eher nochmal Kochsalzlösung dazwischen. Manchmal ist es sonst hinterher wieder schwieriger, das Ganze in Gang zu bringen.

Ich habe das richtig gerne gelesen. Super geschrieben und ich lege das jetzt mit keinem wehmütigen Gefühl zur Seite, eher mit Respekt und Bewunderung für Stärke und Mut der beiden Figuren. Das sagt für mich sehr viel über deine Schreibkunst aus.

Vielen Dank, Tintenfass. Auch für die anderen Stellen, die du hervorgehoben hast. Ich habe mich riesig gefreut über deinen Leseeindruck. Und auch danke für den Glückwunsch.:)

Herzliche Grüße von Chutney

 

Hej Chutney,

mir gefällt Dein Text genau aus dem Grund, aus dem ihn Peeperkorn empfohlen hat. Ich habe nirgends das Gefühl, dass da großes Drama gemacht wird, trotzdem schaffst Du es anhand von Kleinigkeiten zu zeigen, wie einschneidend sich das Leben dieser Menschen durch die Krankheit verändert hat.

Sehr gern gelesen.

Gruß
Ane

 

Lieber HoWoA,

herzlichen Dank für deine sehr persönliche Rückmeldung und deine anerkennenden Worte.

Eine schwere Krankheit und ein möglicherweise bald bevorstehender Tod ist für mich äußerst bedrückend. Deine Geschichte ist aber so unaufgeregt, fast leicht, dass sie mir wie von einem anderen Stern vorkommt. Es gibt doch doch wohl noch eine andere, hoffnungsvollere Sicht.

"wie von einem anderen Stern" wie schön!
Ich habe versucht eine Balance zu halten in meiner Geschichte, nicht zu bagatellisieren, aber auch nicht zu dramatisieren. So eine Krankheit hat viele Facetten. Meine Protagonisten leben schon eine Weile mit der Diagnose, die bei beiden nicht akut lebensbedrohlich ist, da ist die Situation in der Tagesklinik schon relativ vertraut. Ja, und beide haben Hoffnung.
Ich hatte beim Schreiben der Geschichte eine Gedichtzeile im Kopf von Friedrich Wilhelm Weber: "Es wächst viel Brot in der Winternacht" (aus "In der Winternacht") Schön, dass du diesen Aspekt in der Geschichte wahrnimmst.

Danke, HoWoA

Viele Grüße von Chutney



Hallo Ane
,

vielen Dank fürs Lesen und kommentieren.

Ich habe nirgends das Gefühl, dass da großes Drama gemacht wird, trotzdem schaffst Du es anhand von Kleinigkeiten zu zeigen, wie einschneidend sich das Leben dieser Menschen durch die Krankheit verändert hat.

Das ermutigt mich sehr, weiter auf die Kleinigkeiten zu schauen.

Liebe Grüße von Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey maria.meerhaba,

Ich begnüge mich, ich freue mich sogar sehr, aber ich mache mir Sorgen um dich. Ganz ohne Zerfetzungsmodus! Bist du so geschwächt vom Hungern? :confused:

Nein, im Ernst, wie schön, dass dir meine Geschichte gefällt.

Die schreckliche Krankheit ist zwar immer anwesend, aber du hast sie wirklich in den Hintergrund gedrückt und dich auf das Wesentliche konzentriert und das finde ich echt gut gelungen.

Ja, vielleicht ist es das, was beim Lesen mit diesem Thema versöhnt. Das eine schwere Krankheit zwar ein Leben komplett verändern kann, aber dennoch "nur" ein Teil davon bleibt. Dass man nicht ausschließlich Patient ist, selbst in so einer Situation.

Es ist ein schöner Text, der mich auch berührt hat.

Oh, danke!

Bei deiner neusten Kurzgeschichte ist mir der Ekelfaktor zu hoch, da weiß ich noch nicht, ob ich die nochmal lese, aber ich werde deinen Roman weiter verfolgen. (Wird bestimmt auch noch eklig, ich ahne es schon)

Herzlichen Dank, liebe Maria, das war ermutigend. Gute Erholung vom Fasten!

Chutney


Peeperkorn, Bea Milana und Tintenfass, ich habe die Telefonszene am Anfang verändert. Hoffe, es passt so. Viele Grüße!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Chutney,

habe eben nochmal Peeperkorns Anregungen gelesen, was den Dialog betrifft.
Hm, muss sagen, das Original hat mir mit seiner Knappheit besser gefallen. Jetzt nimmt die Szene für meinen Geschmack zuviel Raum ein.
Und: Der Absatz nach "Endlich sagte er:" gehört weg.

Lieber Gruß
Tintenfass

Nachtrag:

Hallo nochmal,

mir hat das: "Und? Alles noch dran?" richtig gut gefallen. Ist 'ne tolle, weil kurz und knackig, Charakterbezeichnung von dem Mann gewesen.

Den Vorschlag von @Peeperkorn finde ich gut. Wollte ich dir auch grad schreiben :)

Und Danke für deine Erklärungen zu meinen Fragen.

 

Hallo Chutney, Hallo Tintenfass

habe eben nochmal peeperkorns Anregungen gelesen, was den Dialog betrifft.
Hm, muss sagen, das Original hat mir mit seiner Knappheit besser gefallen.

Hm, das klingt, als würde ich da eine Mitschuld tragen. :D

Aber ja, ich finde auch, dass die Szene jetzt fast ein wenig zu gross wird.

"Weiß deine Mutter schon Bescheid?" fragt er. "Na, der Wagen läuft doch auf ihren Namen. "

Das wäre ein Streichkandidat. Da bist du vorher und nachher eigentlich ganz bei Lisa und darum nimmt gerade dieser Satz viel Raum ein. Ist m.E. nicht unbedingt notwendig, das mit dem Wagen zu erwähnen, das klärt sich ja danach mit dem Wort "Blechschaden".

 
Zuletzt bearbeitet:

Bea Milana, Peeperkorn, Tintenfass

Hallo, Ihr Lieben,

danke, dass Ihr noch mal reingeschaut habt und für alle eure Gedanken. Da leuchtet mir viel ein. Die neue Fassung stelle ich mal ans Ende.

Liebe Bea,

ja, das hat sich gelohnt. Der vorausschauende, wissende Autor ist nun weg.

Mir gefällt es auch besser, dass der Autounfall sich jetzt aus dem Gespräch erschließt.

Endlich sagt er:
"Ja, und was soll ich da jetzt machen?"

1.Das müsste auf eine Zeile.
2.Würde ich den ersten Satz mit dem Doppelpunkt streichen, weil du a) den Doppelpunkt für die Ankündigung einer Rede kurz vorher schon verwendest (Dopplung) und b) weil es klar ist, dass er redet und nicht ein anderer. Daher brauchst du nicht unbedingt eine Zuordnung. (Es sei denn, du willst etwas betonen.)

Ist jetzt auf einer Zeile, danke! Den Satz vor dem Doppelpunkt habe ich erst einmal gelassen, sonst könnte sich das
"Ja, und was soll ich da jetzt machen?"
auf das "Brummen" beziehen und das würde nicht passen.


Sein Handy klingelt leise. Er schaut aufs Display und lächelt.
„Nele! Das ist ja eine Überraschung.“

Mehrmals höre ich ihn „Vollkasko“ sagen. Irgendwie tut mir das gut, alles in Ordnung, wir haben Vollkasko.

Hier assoziiert sie sofort ihre Lebenssituation. Stellt sich eine Vollkasko-Versicherung gegen Krebsdiagnosen vor. Das hat gar nichts mit ihrem Auto zu tun. Ich glaube, wenn ich versuche das noch klarer zu machen, wird es zu weitschweifig, jedenfalls habe ich da keine Idee.

Stimmt, jetzt wo ihr das sagt ... Ich würde auch etwas kürzen, komprimieren. Aber ich erinnere nicht mehr, was dazu gekommen ist.
(Den Satz mit der Mutter habe ich als Hinweis auf ein Nichtmehrzusammenleben der beiden gelesen. )

Ja, so meinte ich den Satz mit der Mutter auch und als Übergang, während sie so langsam in ihre eigene Gedankenwelt abdriftet. Aber später spricht er mal von seiner "Ex-Frau" und hier zieht es das Ganze natürlich in die Länge, deshalb habe ich den Satz jetzt gestrichen. Eine mögliche romantische Verbindung zwischen den beiden möchte ich wirklich sehr vage halten. Wahrscheinlich ist das nicht, aber auch nicht ganz ausgeschlossen.

Vielen Dank, Bea!:)

Hallo Tintenfass,

Hm, muss sagen, das Original hat mir mit seiner Knappheit besser gefallen. Jetzt nimmt die Szene für meinen Geschmack zuviel Raum ein.

Jetzt habe ich es wieder etwas knapper gefasst. Ist besser.

Und: Der Absatz nach "Endlich sagte er:" gehört weg.

Ist weg.

mir hat das: "Und? Alles noch dran?" richtig gut gefallen. Ist 'ne tolle, weil kurz und knackig, Charakterbezeichnung von dem Mann gewesen.

Danke, dass du da nochmal drauf kommst. Ich hatte da auch ein bisschen getrauert. Zwischendurch passte er nicht mehr so mit dem Rest, aber ich glaube, jetzt habe ich einen Weg gefunden. Er ist wieder da.:)

Den Vorschlag von Peeperkorn finde ich gut. Wollte ich dir auch grad schreiben

Ja, ist besser ohne den Satz.

Und Danke für deine Erklärungen zu meinen Fragen.

Sehr gerne, Tintenfass, und dir auch herzlichen Dank.

Lieber Peeperkorn,

Hm, das klingt, als würde ich da eine Mitschuld tragen.

Kann man sagen. ;) Hat mich auch ein bisschen von meinen Lorbeeren wieder hochgerissen. Aber du hattest ja vollkommen recht. Wie du empfohlen hast, habe ich den Satz wieder weggenommen und einige andere auch. Mir gefällt es jetzt gut. Ich glaube, jetzt muss ich das erst mal sacken lassen, sonst sehe ich bald den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Dir auch ein dickes Dankeschön, Peeperkorn!


Sein Handy klingelt leise. Er schaut aufs Display und lächelt.
Nele redet so laut, dass ich ihre Stimme hören kann, und sein Lächeln verliert sich.
"Oh ha", sagt er, "Und? Alles noch dran?"
Heftige Beteuerungen am anderen Ende. Er atmet aus, lässt sie reden, brummt ab und zu mitfühlend. Endlich sagt er: "Ja, und was soll ich da jetzt machen?"
Da ist was Fremdes in seiner Sprache, könnte ein dänischer Akzent sein. Um ihn nicht weiter anzustarren, beschäftige ich mich mit meiner Wasserflasche, wobei ich versuche, den Arm, in dem der Zugang steckt, möglichst wenig zu bewegen. Dann betätige ich den Hebel unter dem Stuhl und drücke mich in Rückenlage. Draußen ziehen nur wenige Wolken über den Januarhimmel. Die gelbe Gardine auf seiner Seite ist halb zugezogen, denn die Zytostatika vertragen keine Sonne, genau wie wir.
Mehrmals höre ich ihn „Vollkasko“ sagen. Irgendwie tut mir das gut, alles in Ordnung, wir haben Vollkasko.

 

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