Was ist neu

Die Metamorphose der Reinkarnation

Challenge 2. Platz
Challenge 1. Platz
Mitglied
Beitritt
24.05.2002
Beiträge
54

Die Metamorphose der Reinkarnation

:deal: Die überarbeitete Fassung befindet sich 7 Beiträge weiter. :deal:

Der Haß formt einen Kokon aus dem Sabber des mit dem Schwanz fletschenden Hyänen, welches klebrig stinkend aus ihrer Mitte quillt.
Hinein speit sie ihr zerfetztes Traumgewand, dass die winzig nackten Hände vorsichtig aus den zugenähten Lippen zerren, die Anlaß gaben, den Schmerz euch ins Gesicht zu lachen.
Mit blutverschmiertem Mund steht sie grinsend vor der Mördergrube. Die Illusionen rasen hinab, vorbei an der sich immer wieder emporkämpfenden und doch durch stetes Fallen halb verwesten Hoffnung - aufklatschend im Matsch der ausgekotzten Kindheit.
Das Leichentuch senkt sich seufzend über die Gruft.
Sie springt mitten hinein. Ihre Willenskraft spannt es zum Trampolin und läßt sie höher und höher fliegen - bis sie die Feuerleiter ihres letzten Wunsches zu fassen bekommt.
Die erste Sprosse fest umklammert schwebt sie hinab.
Körperlos durchdringt sie das Tuch und läßt sich von der Dunkelheit umarmen.
Sie ertastet ihr Selbst und verstaut es in einem Netz aus Tränen.
Das Ich über die Schulter geschmissen erklimmt sie Stufe für Stufe.
Das Leichentuch an ihrem Leib klebend zerfällt in der Schönheit des gleißenden Lichtes metamorphos zu Schmetterlingen.
Der Hämorrhoidenschlund des Vergangenen verblaßt, als die Reinkarnation mit dem Durchschneiden des letzten Fadens am Mund vollendet wurde. Freiheit.

© Bella_Xela

 

Hallo Bella_Xela!

Bin mir nicht sicher, was ich von der Geschichte halten soll.
Sie ist nicht schlecht geschrieben, so zusammenhanglos, aber was die Thematik, diese unschönen und negativen Dinge, anbelangt, naja, hat mir nicht so richtig gefallen und ich kann nicht viel mit der Story anfangen.
Aber interessant war der Text allemal.

Viele Grüße,
Michael :)

 

Geschrieben von Michael

Sie ist nicht schlecht geschrieben, so zusammenhanglos,


zusammenhanglos ??

Das gehört alles untrennbar zusammen, die Vergewaltigung, das Wegschmeißen des letzten Stückes einer deprimierenden Kindheit, die Wahl des Freitodes und als optimistische Nuance der Tod als neue Ebene.

Vielleicht hätt ich die Geschichte "Reinkarnation" nennen sollen, aber eine wirkliche Widergeburt ist es ja auch nicht. *grübel*

Jedenfalls vielen Dank

Bella_Xela

 

Hm... Den Selbstmord habe ich ja noch verstanden, aber wo bitte kann man im Text eine Vergewaltigung herraus lesen?
Ich denke mit dieser Frage ist meine Kritik an deiner Geschichte offenkundig. Ich habe nichts gegen verschlüsselte Texte, in diesem Challenge so oder so nicht, aber wenn du eine so wichtige Botschaft wie die Sache mit der Vergewaltigung zu sehr verschlüsselst, versteht am Ende keiner mehr was.

 

also;
mich läßt der Text ein bißchen an Paul Celans Gedichte denken, die eben verschlungene Metaphern und unwahrscheinliche Verbindungen verwenden; und ebenso wie bei diesen versuche ich beim Lesen eines solchen Textes meine Aufmerksamkeit nicht auf die angenommene Intention des Autors, den möglicherweise hineincodierten Sinn zu richten (dieser geht laut Barthes ohnehin schon mit der Niederschrift verloren), sondern auf das, was die angebotenen Begriffsfolgen in mir selbst auszulösen in der Lage sind.
In dieser Hinsicht nämlich ist Xelas Text für mich ziemlich faszinierend, da er trotz der Unzahl an Beziehungen und Assoziationsmöglichkeiten eine geschlossene Struktur behält, und weil er mit "gewöhnlicher" Sprache gedankliche Querschläger hervorrufen kann, wie ich das sonst nur bei joyceanischen Traumsprachen erlebt habe.
;) mueckstein

 

Hallo.

Zunächst etwas zu den bestehenden Kommentaren.

Hm... Den Selbstmord habe ich ja noch verstanden, aber wo bitte kann man im Text eine Vergewaltigung herraus lesen?

Geschlechtsverkehr steckt eindeutig im ersten Satz. Zu sehr verschlüsselt ist da nichts. Ich meine, Sabber, der aus ihrer Mitte quillt...deutlicher geht's fast nicht.

Gefällt mir übrigens, von der Änderung des Femininum der Hyäne zum Maskulinum mal abgesehen. Zwar ist klar, warum der Autor das so wählt, aber mit der Verwendung des Genitivs wirkt es mE eher schräg.

Satz zwei empfand ich als etwas zu dicht:

Hinein speit sie ihr zerfetztes Traumgewand, dass die winzig nackten Hände vorsichtig aus den zugenähten Lippen zerren, die Anlaß gaben, den Schmerz euch ins Gesicht zu lachen.

Lag teils an den Adjektiven, deren Anzahl im Verhältnis zur Textlänge für meinen Geschmack zu hoch ist. Ich halte nicht viel davon, mit Adjektiven zu bombadieren, da Adjektive oft eigentlich wenig enthalten.
Dann ist da der Widerspruch 'vorsichtig zerren', hier würde ich die Wortwahl überprüfen.
Drittens missfällt mir der Satz ein wenig, da dem Leser wenig Zeit gelassen wird. Eine Information folgt der nächsten, wie wäre es, an einem der 'Details' für einen Moment länger zu verweilen? Der Protagonistin eine Eigenschaft zu verleihen, die sie für den Leser individualisiert?


aufklatschend im Matsch der ausgekotzten Kindheit.

Das Gerundium (oder wie auch immer das heißt) empfand ich als störend, zudem wäre ein direktes, aktiveres Verb mE wirkungsvoller. 'Aufklatschen' bringt eine starke Assoziation mit sich, fast ein Geräusch...geht so, wie das Verb hier verwendet wird, ziemlich verloren.

Das kurze Verweilen würde ich an folgenden Textstellen verwenden:

Das Leichentuch senkt sich seufzend über die Gruft.

Die erste Sprosse fest umklammert schwebt sie hinab.

Natürlich meine ich keine ellenlangen Erläuterungen, lediglich ein weiteres Detail, eine weitere Metapher oder Personifikation. Nicht, um für der Leser das Geschehen verständlicher zu machen, der Inhalt des Textes sollte auch so klar sein, jedoch um dem Text eine individuellere Note zu geben und ihn dadurch mit bestimmten Details von anderen, ähnlichen Texten abzuheben.

Im letzten Absatz missfällt mir der parallele Aufbau ein wenig, würde da nochmal drüber gucken.

San

 

Dank den Kritikern !!

@Marot - ich finde die Vergewaltigung ist klar ersichtlich

@Mueckstein - Balsam für meine Seele

@San - das nenn ich Kritik mit der ich auch etwas anfangen kann ... ich ändere ungern geschriebene Sachen im Nachhinein um, aber dem Challenge Gedanken zuliebe werde ich es versuchen gewisse Anregungen und Kommentare in einer Neubearbeitung einfließen zu lassen.

Vielen Dank nochmals ...

BellaXela

PS.: @San - wenn die Zeit es mir erlaubt werde ich mir auch die anderen Challenge Texte zu Gemüte führen ... aber da ich gegen halbherzige Kritiken bin wird es noch ein wenig dauern.

 
Zuletzt bearbeitet:

Titel: Die Metamorphose der Reinkarnation

"Es waren die zugenähten Lippen, die Anlass gaben, den Schmerz Euch ins Gesicht zu lachen."

Der Hass formt einen Kokon aus dem Sabber des mit dem Schwanz fletschenden Dämons, welches klebrig stinkend aus ihrer Mitte quillt.
Sie streift mit komatösem Blick den letzten Hoffnungsschimmer von der blassen Haut. Das Gewand ist zerfetzt und von schattigen Spuren durchweinter Nächte übersäht. Sie legt es vorsichtig in die Hülle.
Der Stachel der Scham durchbohrt ihr Herz. Eine süßliche Brühe umspült ihre Zunge und lässt sie erbrechen. Mühsam klettert sie zum Rand ihrer Mördergrube, den Kokon zum Wurf bereit. Ihr blutverschmierter Mund verzieht sich zu einem diabolischen Grinsen. Sie sieht ihre Illusionen hinabrasen, vorbei an der sich immer wieder empor kämpfenden und doch durch stetes Fallen halb verwesten Hoffnung. Beim Aufklatschen im Matsch der ausgekotzten Kindheit durchdringt ein klagendes Echo das letzte Mal die Katakomben, ehe sich das Leichentuch seufzend über die Gruft nieder senkt.
Sie breitet ihre Arme aus und lässt sich fallen bis die nackten Füße den kalten Stoff berühren.
Ihre Willenskraft spannt es zum Trampolin und lässt sie höher und höher fliegen. Alles Schwere fällt von ihr ab und verliert sich im Nirgendwo. Fast schon berührt die Fingerspitze die Feuerleiter ihres letzten Wunsches. Ein letzter Sprung. Die erste Sprosse fest umklammert schwebt sie hinab.
Körperlos durchdringt sie das Tuch und lässt sich von der Dunkelheit umarmen. Sie kann es fühlen, fast schmecken. Es ist überall. Sie ertastet ihr Selbst, sammelt es ein und verstaut es in einem Netz aus Tränen.
Das Ich über die Schulter geworfen erklimmt sie Stufe für Stufe. Das Leichentuch klammert sich - auf Rettung hoffend - an ihren Leib. Es zerfällt in der Schönheit der neuen Dimension zu tanzenden Schmetterlingen.

Der Hämorrhoidenschlund des Vergangenen ist endgültig unter ihren Füßen verblaßt.

 

Liebe Bella!
(nun stimmt die Anrede :-) )

Habe deine Geschichte gelesen und muss sagen, dass diese hier das Challenge-Thema am besten ausdrückt. Du hast die Aufgabenstellung sehr gut umgesetzt. So etwas verstehe ich unter Surrealismus. Bin beeindruckt.

Zur Geschichte: Du hast ein sehr geeignetes Thema gewählt. Die Ohnmacht gegenüber des Vergewaltigers und der Wahn, der schließlich in den Suizid treibt, lassen sich surreal sehr gut beschreiben.

Bin schwer beeindruckt,
Liebe Grüße aus Wien, Peter Hrubi

 

Lieber Peter,

ich danke !!!

Vor allem da Dein eigener Challenge Beitrag mich ziemlich begeistert hat, wirkt Dein Kompliment auf mich, wie ein Regentropfen auf ausgedörrten Lippen.

Bella

 

Belle Bella!

Nichts zu danken. Finde den Beitrag einfach gelungen. Lässt sich mit meinem nicht wirklich vergleichen. Während ich versucht habe, die leichten Lesebefriedigung herbeizuführen, ist deiner ein schwer verdaulicher Brocken, der mehr, als nur zum Nachdenken anregt.

Gefällt mir bis jetzt am besten! (Hab aber noch nicht alle gelesen)

Gute Nacht, P.H.

 

Hallo Bella,

leider kann ich mich so gar nicht in die Reihen der Bewunderer dieses Textes einreihen. Ich bin zwar wahrlich kein Meister des Surrealen, noch maße ich mir an daher gut kritisieren zu können wie sehr Dein Text das vorgegebene Thema trifft - aber tja, wie soll ich es sagen, mit der Sprache hier komme ich wirklich gar nicht zurecht. Thema, Sinn und Interpretation erschließen sich mir, aber ich verstehe gar kein bißchen wieso es so einer theatralischen, pathetischen Sprache bedarf. "Hass, Sabber, fletschen, quellen, blutverschmiert, gleißend, Matsch, ausgekotzt, etc etc." Ich finde das extrem dick aufgetragen. Schwer verdaulich, wahrlich, aber nicht im positiven Sinne - und zum Nachdenken regt zwar das Thema an, aber meines Erachtens nicht die Umsetzung.

Sorry, nicht bös gemeint. Vielleicht hab ich auch wirklich nur den Sinn des Surrealismus immer noch nicht verstanden - aber wäre es nicht auch möglich das ganze mit weniger abgegriffenen und besetzten Wörtern zu umschreiben? Ich verstehe ja, warum Ekel erzeugt werden soll und auch warum Eindringlichkeit Sinn macht, aber mE ist das hier zu "platt" :( Zu viele unnötig "klare" Bilder stürmen hier auf mich ein, so als ob jemand neben das rote Blut auf einem Bild noch den Verweis "Blut" mit kleinem Pfeilchen schreibt, nur damit es keiner übersieht ...

Lieben Gruß
Kay

 

Zu viele unnötig "klare" Bilder stürmen hier auf mich ein, so als ob jemand neben das rote Blut auf einem Bild noch den Verweis "Blut" mit kleinem Pfeilchen schreibt, nur damit es keiner übersieht ...

... damit hast Du doch die Aufgabe des Surrealismus und den Sinn des Ganzen gut erfaßt. Surrealismus lebt in der reinen Form von starken Übertreibungen, von Bildern die so überspitzt sind, dass man mitten in sie hineinfällt und am liebsten wieder herausklettern möchte.
Ich bin sicher kein wahrer Surrealist, aber Deine Kritik hat mir gezeigt, dass ich bloß nichts verändern sollte, da ich sprachlich erreicht habe, was ich erreichen wollte.

Lieben Gruß

Bella

 

Hi Bella_Xela!

Die ist ganz wunderbar surreal, Deine Geschichte! Du verwendest einige sehr schöne Formulierungen, wie z.B. neben den schon zitierten auch diese:

Sie ertastet ihr Selbst, sammelt es ein und verstaut es in einem Netz aus Tränen.
Das Ich über die Schulter geworfen...

Was mich ein bisschen stört, ist die negative, deprimierte Stimmung und das Enden im Selbstmord. Ich habs lieber, wenn es sich zum Positiven wendet, in einer Geschichte aufgezeigt wird, daß es auch anders geht. Aber das ist sehr subjektiv und nimmt Deiner Geschichte an sich nichts. ;)

Alles liebe
Susi

 

Liebe Susi,

... eine sehr bekannte Schauspielerin hat einmal gesagt:"Sie hat keine Angst vor dem Tod, sie weiß, dass es nur ein Übergang in eine neue Dimension ist. Sie ist sich sicher, das am anderen Ende schon die Hebamme mit offenen Armen auf einen wartet."

Das fand ich sehr schön, und dieser Ausspruch hat mich zu dieser Geschichte inspiriert. Nicht alle Menschen haben das Glück auf dieser Welt ein zufriedenes und erfülltes Dasein zu durchleben. Es ist doch ein tröstender Gedanke, wenn dann der Ausspruch dieser Frau zutrifft.

Von daher sollte es eigentlich nicht deprimieren ... sondern Hoffnung schenken. Ich hatte versucht es durch die Wahl der Schmetterlinge etc. darzustellen.

Es ist ein Wagnis solche Prognose aufzustellen, aber für manch einen, dessen Qualen man sich selbst nicht vorstellen kann --- vielleicht ein Trost.

Danke für die liebe Kritik.

Alles Gute

Bella

PS: ... ich bin ein sehr glücklicher Mensch ... ;)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom