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Die perfekte Frau

Wortkrieger-Team
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09.12.2016
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Die perfekte Frau

David zog seine Bifi unter dem Bett hervor, riss die Verpackung auf und verschlang den Inhalt mit zwei Bissen. Das war der schönste Moment des Tages. Manchmal versuchte er ihn lange hinauszuzögern, denn alles, was danach kam, war Langeweile. Seine Mutter musste den Verstand verloren haben, als sie dachte, er könne sich in dieser schäbigen Landvilla freier entfalten als in Berlin. Ohne Internet. Handy. iPad. Nur die Fliege an der Wand. Das Brummen des Rasenmähers aus dem Vorgarten. Er schob sich einen Kaugummi in den Mund und schlurfte in die Küche.
Durch das offene Fenster zog der Geruch von gemähtem Gras. Der Rasenmäher verstummte, und die Stimme seiner Mutter drang zu David in den ersten Stock. Seit dem Umzug sollte er sie Katja nennen.
Als er hinausblickte, sah er sie mit einem kahlköpfigen Mann im Vorgarten stehen. Das musste der neue Gärtner sein. Schon vor einer Woche war er in die Erdgeschosswohnung gezogen, aber weder David noch Katja hatten ihn bisher zu Gesicht bekommen. Er war alt, mindestens vierzig oder fünfzig, schätzte David, und sah aus wie einer, der sich am Wochenende mit zwanzig Kilometer-Läufen entspannte.
„Willkommen auf meinem Schloss!“ Katja machte eine ausschweifende Handbewegung über das verwilderte Grundstück. „Ich bin echt froh, dass ich jetzt Hilfe habe. Ich meine, ich finde es meditativ im Garten zu arbeiten, aber es ist kaum zu schaffen und ...“ Sie legte dem Mann die Hand auf den Unterarm und senkte die Stimme, aber David konnte es trotzdem hören. „ ... sehr unentspannt, weil der Vermieter hier rumspioniert, ob wir den Rasen auch alle acht Tage mähen. Aber schön ist es hier!“ Sie warf den Kopf in den Nacken und ließ sich über die Vorzüge des Landlebens aus. Ihr langer Pferdeschwanz wippte hin und her.
David rollte mit den Augen und schloss das Fenster. Es sah nach Regen aus, aber das war schon seit Tagen so.
Er wollte gerade zurück in sein Zimmer gehen, als er auf der anderen Seite des Gartens eine Frau entdeckte. Sie saß im Schatten der Trauerweide und trug einen großen weißen Sonnenhut mit breiter Krempe. Die Zweige verbargen sie fast vollständig. Nur die nackten Beine lugten hervor, die zierlichen Füße steckten in goldfarbenen Sandalen.
David blinzelte. Er schloss sogar kurz die Augen, aber als er sie öffnete, saß sie unverändert da, während sich die Weidenzweige seicht im Wind wiegten.
Durch die Wolken brach die Sonne hervor. Schnell zog David die Jalousie ein Stück herunter und lugte durch den Spalt.
Schritte auf der Treppe. Kurz überlegte er, ob er es noch in sein Zimmer schaffte, aber der Schlüssel drehte sich bereits im Schloss. Er zog das Rollo ganz herunter und holte ein Glas aus dem Schrank.
„David!“ Katja blickte um die Ecke und hatte ihr ich-bin-schon-seit-Stunden-wach-und-hab-ganz-viel-geschafft-Lächeln angeknipst. „Warum lässt du denn die Sonne nicht rein?“
Sie holte rote Beete, Sprossen und Tofu aus ihrer Jutetasche und legte alles vor sich auf den Tisch. Den Möhrensaft öffnete sie sofort. David schob ihr das Glas hin.
„Hast du den neuen Gärtner gesehen?“, fragte sie, ließ das Rollo hochschnellen und schirmte die Augen mit der Hand ab. „Boah, hat der 'nen Body! Komisch, dass er mir seine Frau gar nicht vorgestellt hat. Er hat überhaupt nicht von ihr gesprochen. Meinst du, das hat was zu bedeuten, David?“
„Vielleicht wollte sie im Schatten sitzen.“
Katja lachte und reckte den Hals so weit, als wollte sie den Kopf durch die Scheibe stecken.
„Woher willst du wissen, dass sie verheiratet sind?“, fragte David, während er das Gemüse in den Kühlschrank räumte. „Sie wirkt sehr j-jung.“
„Sie ist auch jung. Und sie ist Thailänderin. Dann ist sie garantiert seine Frau.“
David hielt in der Bewegung inne. „Ta-hailänderin? Ich dachte, er hat nicht von ihr ge-sprochen.“
„Das sieht man doch.“
„Wo-ran?“
„Ich kann ja wohl sehen, dass sie Asiatin ist.“
„Aber nicht, dass sie aus T-Ta-hai ...“
„David.“ Sie kam zu ihm an den Kühlschrank und strich ihm mit der flachen Hand über die Wange. „Ich kenne die Männer.“

Er hatte sich hinter ihr aus der Wohnung schleichen wollen, das Rad schnappen und einmal um den See heizen. Aber jetzt stand sie im Flur und beäugte sich vor dem großen Spiegel neben dem Schlüsselbrett. Mit gesenktem Kopf steuerte David auf die Wohnungstür zu.
„Wurde aber mal Zeit, dass hier 'n Mann ins Haus kommt“, sagte Katja. „Dann schleicht der alte Sack hier nicht mehr rum und nervt uns mit dem Garten. Der holt sich doch einen drauf runter, dass er mir sagen kann, was ich zu tun habe.“
„Ig-norier ihn doch einfach.“
Ihr Blick traf ihn wie ein Pfeil. „Hör endlich auf, mir Vorwürfe zu machen.“
„Ich mache dir keine Vor-w-würfe.“
„Doch. Du zwingst mir deine Meinung auf.“ Sie schloss die Augen, ließ die Schultern fallen und begann tief ein und aus zu atmen. Leise nahm David seinen Schlüssel vom Brett und drückte die Türklinke hinunter.
„Ich rege mich nicht auf, David“, sagte Katja. „Ich fühle nur mit dem Mann mit.“ Sie öffnete die Augen. „Es tut mir leid für ihn, dass er nichts Besseres zu tun hat, als die Nachbarn auszuspionieren.“
David seufzte. „Bestimmt m-mag er dich“, sagte er.
Sie winkte ab.
„Der G-Gärtner.“ Er schob sich aus der Wohnungstür.
Sie antwortete nicht. Grinsend setzte er sich auf die oberste Treppenstufe und zog die Sneakers an. Bestimmt tanzte sie vor dem Spiegel, ihre Hüften schwangen von einer Seite zur anderen, die Arme zeichneten Muster in die Luft.
„Das ist süß, dass du das sagst“, rief sie durch die geschlossene Tür. „Aber mögen - nicht mögen. Was bedeutet das schon? Jedes Lebewesen hat es verdient, geliebt zu werden.“

Der Kies knirschte, als David das Fahrrad am Vorgarten vorbei auf die kleine Holzpforte zuschob. Wenn er den See umrundet hatte, würde er bis Anbruch der Dunkelheit im Gras liegen, in den Himmel starren und sich nach Berlin wünschen, wo alle an ihm vorbeirannten und sich nicht daran erinnerten, ihn je gesehen zu haben. Er spähte durch die Brombeerbüsche, die den schmalen Weg vom Rasen trennten, konnte aber nichts erkennen. Erst als er die Pforte erreichte, endete das Gebüsch, zu seiner Rechten erstreckte sich ein bemooster Jägerzaun, der den Bürgersteig von einem unbepflanzten Beet trennte. Der Gärtner grub es mit dem Spaten um. David schielte auf den stählernen Bauch des Mannes, zog den eigenen ein und lugte zur Trauerweide hinüber. Die Frau war nicht mehr da. Oben, in der Küche, telefonierte Katja laut lachend mit Sita oder Radhika. Jedenfalls mit einer dieser Frauen, die ihre Haare zweimal täglich wuschen, um die vielen Energien loszuwerden, denen sie den ganzen Tag ausgesetzt waren. Er bekam die verflixte Gartenpforte nicht wieder zu, wollte kurz das Fahrrad abstellen und hörte es im nächsten Moment auf den Bürgersteig krachen.
„Brauchst du Hilfe?“ Der Nachbar stützte sich auf den Spaten, Lachfurchen zierten seine Augen. Aus der Gesäßtasche seiner Armeeshorts hing ein schmuddeliges, blaues T-Shirt halb heraus. „Du bist sicher David. Der beste Sohn der Welt.“ Er zog das T-Shirt hervor, wischte sich die Hände daran ab und stapfte durch das Beet zum Zaun. Sein Händedruck war fest.
David scharrte mit der Schuhspitze auf dem Gehsteig. In Berlin hatte er von Leuten gehört, die so lange tot in ihrer Wohnung lagen, bis den Nachbarn der Gestank auffiel.
„Ich bin Herr Gärtner“, sagte der Mann. „Das ist mein Name und mein Job.“ Er lachte dröhnend und zog ein Päckchen Drum aus der anderen Gesäßtasche. „Zigarette?“
David schüttelte den Kopf und sah hoch zum Küchenfenster. Sonnenstrahlen brachen sich in der Scheibe. Obwohl nichts mehr zu hören war, wusste er, dass Katja immer noch dort stand und das Zopfband gelöst hatte. Gleich würde sie das Fenster öffnen und das Haar über die Schulter hinauswerfen, damit der Gärtner daran emporkletterte wie an einem Seil. Er musste nur nach oben sehen. Aber er sah nicht nach oben. Über ihm zog ein Flugzeug einen Kondensstreifen in den Himmel.
David hob das Fahrrad auf. Der Lenker war verbogen. Herr Gärtner zündete die Zigarette an und schob sie in den Mundwinkel.
„Das reparier ich dir“, sagte er, winkte ihn mit beiden Händen heran und hob das Fahrrad über den Zaun. „Komm rüber.“
Die Frau kam in einem Rollstuhl auf die Terrasse herausgefahren.
Für eine Sekunde hielt David die Luft an. Ihre Beine waren erstaunlich wohl geformt, zu Hut und kurzem Rock trug sie eine große Sonnenbrille.
„Meine Frau“, sagte Herr Gärtner. David nickte. Eins zu null für Katja. Er wusste, dass sie ihm die Zunge herausstreckte.
Herr Gärtner trug seine Frau in einen Liegestuhl unter der Trauerweide. Sie lächelte David zu. Er taumelte kaum merklich, als hätte sich ein unsichtbares Lasso sanft um seine Lenden geringelt. Dann spitzte er die Ohren. Schritte auf dem Kies. Knacken in den Brombeerbüschen. Die Zweige wurden zur Seite geschoben. Als Katja auf dem Rasen erschien, hatte sie Blätter und kleine Äste im Haar.
„Namaste. Ich bin Katja“, rief sie Frau Gärtner von Weitem zu und legte die Hände vor der Brust zusammen. Frau Gärtner blickte von ihrer Zeitschrift auf, nickte und lächelte.
„Ich wollte mit euch Einstand feiern“, fuhr Katja fort. „Mögt ihr zum Tee hochkommen?“
Herr Gärtner räusperte sich. „Meine Frau spricht leider nur japanisch.“
„Ach. Sagt man da nicht auch Namaste? Na ja, egal. Ich wollte sowieso einen Kuchen backen, mögt ihr Karottenkuchen?“
„Wir sind die nächsten Tage leider sehr beschäftigt“, sagte Herr Gärtner. „Der Umzug. Der Garten. Na ja. Sie kennen das ja selbst.“
„Du. Ich bin Katja. Schon vergessen?“
„Katja.“
„Kein Stress. Ich verstehe das schon. Ist ja auch nicht so einfach alles.“ Sie sah zur Trauerweide hinüber.
David fragte sich, ob Frau Gärtner merkte, dass über sie geredet wurde. Aber sie sah aus wie jemand, dem das gar nichts ausmachte. Sie wusste, was es hieß, nicht dazu zu gehören, das Mitleid, den Spott und die Ungeduld zu ertragen. Und trotzdem schien das alles an ihr abzuprallen.

„Oh Mann, Katja“, begann David auf dem Weg zurück ins Haus. „Sie sitzt im R-Rollstuhl.“
„Na und? Ich hab da keine Vorurteile, David.“
„Aber wie s-soll sie denn in den ersten Stock k-kommen?“
„Er kann sie doch tragen.“ Sie blieb stehen und kramte in ihrer bestickten Tasche nach dem Schlüssel. „Ich glaube, er wäre gerne gekommen, aber sie wollte nicht, weil sie nur japanisch spricht“, sagte sie, deutete einen Knicks an und zwinkerte David zu. „Gleichstand, mein Schatz. Bin gespannt, wer mit der nächsten Vermutung Recht hat. Ich sag, die haben was zu verbergen.“
„Geht das auch schn-neller?“ David klatschte sich auf den Oberarm. „Ich bin schon völlig zerstochen.“
„Wenn er dir das Fahrrad repariert, kannst du ja im Garten mithelfen. Ich weiß, dass du das hasst. Aber Geben und Nehmen. Du verstehst.“
„Kein Problem.“
Sie riss gespielt die Augen auf. „Da scheint aber jemand erwachsen zu werden. Geht doch.“

Herr Gärtner erklärte, dass die Baumwurzeln überschüssiges Nitrat aus dem Boden aufnähmen und welche Bäume in Japan wuchsen, in Australien und China. Er goss David Kaffee aus einer Thermoskanne ein und gab ihm einen Strohhut, weil es bald heiß werden würde. Sein freier Oberkörper glänzte in der Sonne, jeder Muskel schien in Bewegung zu sein.
David nahm den Spaten und begann zu graben. Es dauerte nicht lange, bis er sich fühlte, als hätte er die Nacht durchgefeiert. Herr Gärtner ließ ihn leichtere Arbeiten machen, erst Unkraut jäten, dann harken. Alle fünfzehn Minuten klingelte der Wecker auf seinem Handy.
„Wasser“, sagte er und reichte David eine Feldflasche. „Willst du dich hinlegen?“
David schüttelte den Kopf. Katja räucherte die Wohnung aus. Das tat sie immer, bevor sie zu einem ihrer Eso-Kurse ging. Sie wollte in eine reine Energie zurückkehren. Der Gestank hing noch Tage in der Luft.

In der Mittagspause ging Herr Gärtner ins Haus, um Liegestühle und mehr Wasser zu holen. David legte sich unter die Trauerweide, schlug die Füße übereinander, zog sich den Hut ins Gesicht und döste.
Nach einiger Zeit raffte er sich auf. Eine Hitzewelle schlug ihm ins Gesicht, vor seinen Augen flimmerte die Luft. Gleichzeitig sah er Herrn Gärtner gestochen scharf in den Garten kommen, als würde seine Gestalt aus einer verschwommenen Erinnerung heraustreten, seine Frau auf dem Arm. Ihr weißer Seidenschal hob sich im Wind.
Ein Adrenalinstrahl schoss David bis in die Zehenspitzen. Er sprang auf, kniete sich vors Beet und rupfte Unkraut, bis der Abend kam und die Trauerweide von Krähen bevölkert wurde. Herr Gärtner trug seine Frau zurück ins Haus.
„Sie graben die Keime aus und fressen die Jungtriebe“, sagte er, während er die Krähen mit einem Katapult beschoss. „In anderen Ländern werden die mit Luftgewehren abgeknallt.“

„Heute brauchst du eine Pause“, sagte Herr Gärtner zwei Tage später. „Ich habe dein Fahrrad repariert.“
„D-Danke. Ich helfe gerne.“
„Ist deine Mutter schon wieder da?“
„Heute Abend.“ David zögerte einen Moment, als würde sich das Loch, das sich in ihm auftat, dadurch wieder schließen. Dann machte er kehrt und trottete in Richtung Haus.
„David!“ Herr Gärtner winkte ihn zurück und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wenn du reden willst ... Also ... ich hör dir immer zu, David.“
„Da-hanke.“
Den Rest des Tages verbrachte David im Zimmer und starrte an die Decke. Er versuchte an Berlin zu denken, aber Frau Gärtners Bild schob sich immer wieder vor sein inneres Auge. Es war bereits drei Uhr morgens, als er in die Küche schlich, sich im Dunkeln an den Tisch setzte und dem Quaken der Frösche zuhörte. Katja war vor wenigen Stunden zurückgekommen und gleich in ihrem Zimmer verschwunden. Ihm war keine Zeit geblieben herauszufinden, ob sie schlecht gelaunt war oder noch nachspüren wollte. Jedenfalls konnte er sie nicht mehr nach dem Taschengeld fragen. Sein Bifi-Vorrat musste aufgestockt werden.
Auf dem Stuhl neben ihm zeichneten sich die Umrisse ihrer Tasche ab. Er lauschte in die Dunkelheit und zog die Tasche auf seinen Schoß. Er würde nur fünf Euro nehmen. Und er würde es ihr sagen.
Mit zitternden Händen zündete er die Petroleumlampe an und fischte einen Schein aus Katjas Geldbeutel. Als er die Tasche schließen wollte, rutschte sie von seinen Knien. Er hielt die Luft an. Frösche. Sonst nichts. Auf dem Boden lag ein Brief. Er hob ihn auf und richtete die Lampe auf den Umschlag. Der Brief war noch zu. Abgestempelt vor einer Woche. Herr Schneider. Der Vermieter.
David hielt den Umschlag gegen das Licht, als hoffte er, dadurch den Inhalt lesen zu können. Dann stopfte er ihn mit dem Geldbeutel in die Tasche zurück.


Als er mittags in die Küche kam, hing ein Zettel an der Kühlschranktür unter dem Smiley-Magneten.

Guten Morgen lieber David,
meditiere über folgenden Satz:
Realität ist nur eine Illusion, Zeit ist nur eine Illusion, alles was wir haben, ist das Hier und Jetzt.
Ich umarme dich von ganzem Herzen.
Katja.

David zeigte dem Zettel den Mittelfinger und trat ans Fenster. Unten kam Herr Gärtner aus dem Haus marschiert, ein frisches Polohemd am Leib. Er goss seiner Frau Tee ein, strich ihr über die Wange und rückte den Liegestuhl so lange zurecht, bis die Armlehne exakt neben ihrer endete.
Einen Moment später zuckte David zusammen, weil Katja neben ihm am Fenster stand. Er hatte sie gar nicht kommen hören, nur den Luftzug ihres Kleides gespürt.
„Irgendetwas stimmt nicht mit der“, sagte Katja, als sie in den Garten hinabblickte. „Sie hat eine ganz eigenartige Energie. Und dann dieser Hut!“
David schwieg und beobachtete seine Mutter aus den Augenwinkeln. Wie dünn sie war. Als würde sie jeden Moment in der Mitte durchbrechen und ihr Oberkörper lautlos aus dem Fenster auf den Rasen segeln.
„Ka-Ka-Katja. Ich ha-habe g-ges-tern N-...“
Vogelgezwitscher füllte den Raum. Die Türklingel.
Während Katja ihre Yogaschüler begrüßte, zog David sich in sein Zimmer zurück und angelte nach der letzten Bifi unter dem Bett. Sie war weg. Er sprang auf und trat so lange gegen die Bettkante, bis Frau Gärtners Bild in seinem Kopf erschien und ihm zulächelte.

Als er erwachte, fiel das fahle Licht der Morgendämmerung in den Raum. Irgendwo krähte ein Hahn. Katja stand in ihrem weißen Spitzennachthemd vor Davids Bett, das Haar zerzaust, die Augen geschwollen.
„David, es klappt nicht“, flüsterte sie mit hängendem Kopf.
David blinzelte sie an und setzte sich auf.
„Es klappt nicht, David.“ Sie kam zu ihm unter die Decke und schlang die Arme um seinen Hals. Ihr Oberkörper zuckte. Während David ihr über den Rücken strich, schluchzte sie immer lauter. „Warum kann ich nicht einfach glücklich sein?“ Sie schnäuzte in ihr Spitzentaschentuch. „Ich glaub, es ist das Haus. Wir müssen ...“
„Nein.“
„Wie. Nein.“
„Es ist nicht das Ha-Haus.“
„Du willst hier doch immer weg. Und du hast Recht. Seit wir hier sind, muss irgendwas schief gelaufen sein.“
„Es läuft doch immer was schief. Sonst wären wir noch in Berlin.“
„Was ist denn auf einmal los? Erzähl mir nicht, dass du plötzlich gerne im Garten arbeitest.“
„Es ist besser, als ich da-dachte.“
Sie strich ihm über die Wange. „Ist schon gut, mein Feiner. Ich freue mich ja, dass es dir Spaß macht. Vielleicht kannst du ja auch anderen Nachbarn helfen und ein bisschen Geld dazu verdienen.“
Kurz darauf schlief sie ein. David zwang sich, wach zu bleiben, um rechtzeitig im Garten zu sein. Der Brief ging ihm durch den Kopf, und dass er ein neues Bifi-Versteck finden musste. Und immer wieder Frau Gärtners Lächeln.

Der Platz neben ihm war leer, als er die Augen aufschlug. Seine Mutter chantete im Nebenzimmer mit ihren Schülern. Er sah auf den Wecker. Sechs. Wieso gab Katja schon so früh eine Yogastunde? Er fuhr hoch. Das musste der Achtzehn Uhr-Kurs sein. Sekunden später stand er am Küchenfenster. Im Garten war niemand.
Er streifte Jeans und T-Shirt über und fand sich an der Haustür wieder, schloss sie leise und schlich die Treppe hinunter. Über jede knarzende Stufe stieg er hinweg. Eine Zeit lang blieb er vor der Fensterbank stehen und blätterte mit fahrigen Händen in Katjas Yogabroschüren. Sein Magen zog sich zusammen und auseinander.
Bevor er klingelte, zögerte er einen Moment. Kurz sah es so aus, als wäre niemand zu Hause, aber dann öffnete Herr Gärtner die Tür. Er sah erstaunt aus. David murmelte eine Entschuldigung, weil er tagsüber nicht geholfen hatte. Herr Gärtner winkte ab.
„Soll ja nicht in Zwang ausarten“, sagte er.
Die Sekunden verstrichen. Dann bat Herr Gärtner David herein. Davids Puls raste. Gleich würde er neben Frau Gärtner am Tisch sitzen und zum ersten Mal ihren Geruch einatmen. So nah war er ihr noch nie gekommen. Als er seine Schuhe auszog, sah er ihre Sandalen vor dem Schuhschrank stehen.
„Was möchtest du trinken? Cola?“ Herr Gärtner ging in die Küche. David nahm eine Sandale und stellte sie zwischen seine Sneakers. Den anderen an den Rand. Sie sahen aus wie Kinderschuhe.
„Es tut mir leid, dass es hier so aussieht“, sagte Herr Gärtner, als David das Wohnzimmer betrat. „Meine Frau fühlt sich nicht wohl und hat sich hingelegt.“
David spürte einen Kloß im Hals, zugleich war er verwundert. Kein Staubkorn zeigte sich auf der dunkelbraunen Auslegware, die Möbel waren mit Plastik überzogen. Es schmiegte sich eng um den Wohnzimmerschrank aus Kirschholz. Die Bücher, Wimpel und Bilderrahmen waren einzeln umspannt.
„Ist hygienischer“, sagte Herr Gärtner.
David nickte und musste an Katja denken, die bei dem Anblick von Plastik schreiend aus der Wohnung gelaufen wäre.
Vorsichtig setzte er sich auf das Bauernsofa. Das Knistern kam ihm trotzdem viel zu laut vor. Während er sich die Handflächen an den Shorts abwischte, betrachtete er den bunten Plastikblumenstrauß, der in einem rosa Plastiktopf vor ihm auf dem Tisch stand. Er hätte Frau Gärtner mehr Geschmack zugetraut. Draußen schrie eine Krähe.
Herr Gärtner klopfte gegen das Barometer. Keine Aussicht auf Regen.
Er weiß, warum ich hier bin, dachte David und stürzte die Cola in großen Schlucken hinunter. Was habe ich mir auch dabei gedacht?
Weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte, fragte er nach der Toilette. Vielleicht würde er Frau Gärtner ja zufällig im Flur begegnen.
„Zweite Tür rechts“, sagte Herr Gärtner.
Als David die Badezimmertür hinter sich geschlossen hatte, lehnte er sich dagegen und atmete auf. Die behindertengerechte Toilette war ebenfalls mit Plastik umspannt. Aber noch etwas kam ihm merkwürdig vor. Auf der Konsole stand ein Rasierpinsel, eine Dose Rasierschaum und ein Axe-Männerdeo. Daneben hingen Becher und Zahnbürste in einer Chromhalterung. Keine Schminksachen, keine Cremes, nichts, was auf eine Frau hingedeutet hätte. Im Schrank nur weiße Handtücher, in der Dusche ein Stück Kernseife.
„Ich muss jetzt g-gehen“, sagte David, als er zurück ins Wohnzimmer kam.
„Schon gut, David. Wir sehen uns morgen.“

Es war noch hell genug, um einmal um den See zu fahren. David trat ins Freie. Eine Weile blieb er vor der Haustür stehen und atmete durch. Dann schnappte er sich sein Fahrrad, das an der Regentonne lehnte. Er wollte es gerade auf den Bürgersteig schieben, als er am Arm festgehalten wurde.
„Was ist mit deiner Mutter?“ Der Vermieter glotzte ihn aus großen Augen hinter dicken Brillengläsern an.
„W-Wieso?“
„Zwei Monate seid ihr jetzt im Mietrückstand.“
David zuckte die Achseln.
„Ich wusste gleich, dass das Ärger gibt mit alleinstehenden Frauen.“ Der Vermieter hob den Zeigefinger. „Ich will hier nur seriöse Leute. So wie Herr Gärtner und seine Chinesin. Hast du das verstanden?“

In der Nacht wachte David auf und sah Katja im Türrahmen stehen. Er musste sie zur Rede stellen, auch wenn sie wieder heulte.
Dann merkte er, dass er nur geträumt hatte. Er wachte noch ein paarmal auf, aber im Nebenzimmer blieb es still.

Am frühen Morgen bat Katja Herrn Gärtner, sie in die Stadt zu fahren. Als er den Pick Up aus der Garage holte, stand sie neben David auf dem Bürgersteig, sah sich um und flüsterte: „Ich treffe mich mit jemandem.“ David rollte mit den Augen. „Nein, nicht was du denkst“, sagte Katja. „Er ist Wünschelrutengänger. Ich möchte ihn kennenlernen, und dann soll er sich das Haus ansehen.“
„Oh M-Mann, K-Katja. W-Wieviel Geld gi-bst du ...“
„Pssst.“ Sie legte den Finger an die Lippen, raffte ihren Stufenrock und stieg zu Herrn Gärtner in den Wagen.
Als der Pick Up um die Ecke bog, zog sich der Himmel zu. Die Hitze wurde drückend. David nahm zwei Stufen auf einmal und rannte zum Küchenfenster. Der Schweiß lief ihm übers Gesicht, im Mund hatte er einen salzigen Geschmack. Frau Gärtner saß in ihrem Liegestuhl und las in einer Zeitschrift. David klammerte sich an die Fensterbank und wäre am liebsten so lange weitergerannt, bis die Anspannung in seinem Inneren verschwand. Die Worte überschwemmten ihn. Endlich war der Moment gekommen, ihr alles zu erzählen.
Es verging sicher eine halbe Stunde, bis er sich rühren konnte. In der Ferne hörte er dumpfes Donnergrollen und fuchtelte ein paar Fliegen zur Seite. Sein Blick fixierte Frau Gärtners Hut und glitt langsam an ihren Beinen hinab. Erst jetzt bemerkte er, dass er sie nie umblättern sah. Auch die Fliegen schienen ihr nichts auszumachen.
Ein Blitz zuckte vom Himmel, der von schepperndem Donner begleitet wurde. Der Wind frischte auf und ging in einen Orkan über. Eine Bö fegte Frau Gärtner den Hut vom Kopf, in der Wohnung schlugen die Türen zu. David umklammerte den Griff des offenen Fensters.
„Frau Gärtner!“ Ihr Hut segelte durch die Luft, die Zweige der Trauerweide fegten über den Rasen und ihr ins Gesicht. Es begann zu gießen.
„Frau Gärtner!“ Er knallte das Fenster zu und rannte in den Garten hinunter. Innerhalb von Sekunden war er durchnässt. Der Basttisch holperte über den Rasen, die Rosen knickten ab. Unter seinem Fuß spürte er etwas zerbrechen. Frau Gärtners Sonnenbrille.
Als er sie erreichte, blickten ihre Augen starr in die Ferne. Erst dachte er, sie wäre tot, dann hörte er sie wimmern und fiel neben ihr auf die Knie.
„Frau Gärtner!“ Seine Lungen schmerzten, er bekam kaum Luft. „Sind Sie verletzt?“
Sie nickte, und als er sich zu ihr hinunterbeugte, sagte sie: „Hallo Geliebter. Möchtest du Tee?“
David wischte sich das Wasser aus den Augen, blickte sich gehetzt um, aber es war niemand da, der ihm helfen konnte. Frau Gärtner nickte immer noch.
„Hallo Geliebter. Möchtest du Tee? Hallo Geliebter. Möchtest du Tee?“ Immer und immer wieder sagte sie das, und ihre Stimme klang seltsam blechern.
David starrte sie mit aufgerissenen Augen an, taumelte rückwärts und übergab sich in die Haselnusssträucher. Das Erbrochene flog Frau Gärtner ins Gesicht, bevor es vom Regen fortgespült wurde. David stammelte Entschuldigungen, aber sie wurden vom Wind verschluckt. Als er zu ihr zurückstolperte, hing ein gelber Schleimfaden an ihren Lippen. „Hallo Geliebter. Möchtest du Tee?“

Am späten Nachmittag stürmte Katja in die Wohnung. Ihr nasser Rock klebte an den Beinen.
„Wir ziehen hier weg!“ Sie riss die Türen des Kleiderschranks in ihrem Zimmer auf und warf Unterwäsche, Röcke und Hosen auf den Boden.
„Ka-Ka-Katja, du ...“
„Wir hatten einen Unfall, David. Einen Unfall! Das geht nicht mehr mit rechten Dingen zu.“
David hielt sie an den Armen fest. „Wo ist Herr Gärtner?“
„Lass mich!“ Katja versuchte sich aus seinem Griff zu winden, schaffte es den linken Arm zu befreien und schlug mit dem Handrücken gegen die Schranktür.
„Wo ist Herr Gärtner, Mama?“
Mit zitternden Fingern strich sie sich das Haar hinters Ohr und begann die Unterwäsche auf dem Boden zu sortieren.
„Die ganze Zeit hat er davon geredet, dass er seine Frau retten muss. Er war richtig panisch“, sagte sie. „Auf der Autobahn hat er die Kontrolle über den Wagen verloren und ist in die Leitplanke gekracht.“
„Wo ist er, Mama?“
„Fragst du auch mal, wie es mir geht? Und nenn mich nicht Mama!“
„Aber das bist du doch.“
„Nein!“
David sah seine Mutter mit offenem Mund an. Dann sprang er auf und lief aus dem Zimmer. Als er im Flur war, hörte er sie aufheulen wie eine Sirene. Während sie ihm in die Küche folgte, krallte sie sich an seiner Schulter fest und bettelte darum, nicht verlassen zu werden. Er schüttelte sie ab, drückte sie auf einen Stuhl und wartete darauf, dass sie ruhiger wurde, gleichmäßiger, bis sie nur noch ein paarmal kurz schniefte und ihre Tränen trocknete.
„Geh wenigstens runter zu Frau Gärtner und sag ihr, dass ihr Mann mit gebrochenem Bein im Kreiskrankenhaus liegt“, begann sie mit unbewegter Miene. „Wenn du mich schon nicht in den Arm nimmst.“
Das Herz klopfte David bis zum Hals. Er ballte die Hände zu Fäusten und zog den Rotz hoch. Dann krächzte er die ganze Geschichte heraus, ohne zu stocken.
Danach wurde es still. Er hörte ein Pfeifen in den Ohren. Eine ganze Minute verstrich.
„David, es tut mir leid“, sagte Katja. Sie streckte die Hand nach ihm aus.
Einen Moment lang sah er sie nur an. Wie Schnappschüsse blitzten Bilder in seinem Kopf auf. Frau Gärtner auf dem Rasen liegend, ihm Tee anbietend, Sturm und Regen, und dann der blaue Himmel, Frau Gärtner in ihrem Liegestuhl, lächelnd in einer Zeitschrift blätternd, während die Sonne ihre Beine bräunte. Er sprang auf, lief in sein Zimmer und stopfte ein paar T-Shirts in seinen Tagesrucksack. Katja folgte ihm.
„Der Rucksack ist zu klein“, sagte sie und versuchte ihn an sich zu nehmen. „Du musst deinen Koffer ...“ Er schob sie zur Seite und marschierte zur Wohnungstür.
„Wo willst du hin?“ Katja vertrat ihm den Weg.
„Lass mich durch.“
„Sei doch vernünftig, David. Du weißt, dass du nicht zu deinem Vater kannst.“
David sah ihr fest in die Augen. „Ich m-muss ihr helfen“, sagte er. „Sie ist doch ganz al-lein da unten.“
„David.“
„Irgendjemand muss sich ja um sie kümmern.“
„David. Diese Frau ist nicht echt.“ Sie trat einen Schritt zur Seite, atmete tief durch. „Lass uns reden, ja? Bitte.“
Er zögerte einen Moment, drängte sich an ihr vorbei und zog die Tür hinter sich zu.

 

Diese Geschichte wurde von einem Autor geschrieben, der hier im Forum angemeldet ist, es für diese Geschichte aber bevorzugt hat, eine Maske zu tragen.
Der Text kann, wie jeder andere Text im Forum, kommentiert werden, nach zehn Tagen wird die Identität des Autors enthüllt.
Als Kritiker kann man bis dahin Vermutungen über die Identität des Autors anstellen. Damit man anderen mit einem schlüssigen Rateversuch nicht den Spaß raubt, sind Spekulationen und Vermutungen bitte in Spoiler-Tags zu setzen.

*Beispiel *

Ich vermute, dass der Autor der Geschichte Rumpelstilzchen ist. Der schreibt doch auch immer von güldenem Haar und benutzt so viele Ausrufezeichen!

Schreibweise:
Code:
[SPOILER]Ich vermute, dass der Autor der Geschichte ... [/SPOILER]
Die eckigen Klammern setzt ihr mit der Tastenkombination Alt-gr+8 bzw. Alt-gr+9.
Alternativ könnt ihr die Funktion auch direkt über den Texteditor verwenden, hierzu markiert ihr den Spoiler-Text und wählt im Editor-Menü unter den drei Pünktchen die Option "Spoiler".

Da dies jedoch kein Ratespiel ist, sind Beiträge ohne Textarbeit, also reine „Vermutungen“, nicht erwünscht.

Viel Spaß beim Kommentieren und Raten!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Träger/in der Maske,

ich habe den Text jetzt einmal durchgelesen und als ersten Eindruck muss ich dir sagen, dass mir das extrem konfus vorkam. Mir fehlt da ein roter Faden von David. Es wird soviel Konfliktpotential angedeutet, aber nichts wirklich richtig auserzählt.

Aber mal zu Einzelheiten beim zweiten Durchgang:

Seit zwei Stunden saß David auf dem Bettrand und führte mit bewegten Lippen einen Monolog in seinem Kopf.
die Lippen sind bewegt - was hat sie so mitgenommen?

Die Situation ist folgende: David denkt über etwas nach und denkt laut (oder leise? - man weiß es nicht) über eine Sache nach, dabei bewegen sich auch seine Lippen. Aber spricht er dabei Worte oder sieht man nur, dass sich die Lippen bewegen?

Falls er nicht laut spricht, könnte das so lauten:
Seit zwei Stunden saß David auf dem Bettrand und hielt lautlos einen Monolog, obwohl sich seine Lippen bewegten.

oder:

Seine Lippen bewegten sich, kein Ton war zu hören. Seit zwei Stunden saß David auf dem Bettrand und hielt einen Monolog.

. Das Zimmer kam ihm unwirklich vor, als hätte er zu lange vorm Computerbildschirm gesessen.
vor dem

Guten Morgen lieber David,
meditiere über folgenden Satz:
Realität ist nur eine Illusion, Zeit ist nur eine Illusion, alles was wir haben, ist das Hier und Jetzt.
Ich umarme dich von ganzem Herzen.
Katja.

Oha. Ganz schön abgehoben.

Er war uralt, mindestens vierzig oder fünfzig, schätzte David, und sah aus wie einer, der sich am Wochenende mit zwanzig Kilometer-Läufen entspannte.
uralt mit vierzig - aber kann anscheinend noch 20 km laufen. Was für eine Kombination. :D

Vom Sonnenlicht geblendet, wandte David sich ab und räumte Möhrensaft, Tofu, Sprossen und rote Beete in den Kühlschrank.
Das verstehe ich nicht. Hat er das nur von anderen benutzt aufgeräumt oder was hat es mit den Sachen auf sich?
Jedenfalls mit einer dieser Frauen, die ihre Haare zweimal täglich wuschen, um die vielen Energien loszuwerden, denen sie den ganzen Tag ausgesetzt waren.
:lol: der ist gut.
Er zog ein schmuddeliges T-Shirt aus der Gesäßtasche seiner Armeeshorts und wischte sich die Hände daran ab.
Sowas verstehe ich nicht. Ein T-Shirt hat überhaupt keinen Platz in einer Gesäßtasche. Wieso kann es nicht einfach ein Taschentuch sein?
Als er aufblickte, sah er die Frau in einem Rollstuhl auf die Terrasse herausfahren. Ihre Beine waren erstaunlich wohl geformt, zum Hut trug sie eine große Sonnenbrille.
Was hatte sie denn angezogen, so dass David erkennen konnte, dass die Beine wohlgeformt waren? Einen Badeanzug vielleicht? Shorts?


„Das reparier ich dir“, sagte Herr Gärtner. David brauchte eine Weile, bis er begriff, dass er den Lenker meinte. Herr Gärtner lief auf die Terrasse, hob die Frau aus dem Rollstuhl und setzte sie in einen Liegestuhl im Garten. „Meine Frau“, sagte er. Sie nickte und lächelte David zu.

Ich sehe den Abstand zwischen Garten/Straße und Terrasse normalerweise viel weiter, als dass man in normalem Ton miteinander spricht, wenn David an der Straße steht. In meiner Vorstellung ist alles viel großzügiger.

Kurz vor Sonnenaufgang begleitete David Herrn Gärtner aufs Feld, um die Samen zu pflanzen.

Wir gehen ein paar Sätze zurück:

Während Herr Gärtner am Lenker schraubte, erzählte er David von den Bäumen und fragte, ob er ihm helfen wolle, sie zu pflanzen.

Sorry, wenn ich jetzt echt hart reagiere, aber das geht gar nicht. Wenn man von Vorgängen keine Ahnung hat, muss man recherchieren. Bäume säen ist so falsch wie wenn eine Kuh ein Ei legt und das brütet.

Es gibt Baumschulen, wo man sich Setzlinge kauft, die sind schon mindestens 3-7 Jahre alt.

„Ah!“, rief Herr Gärtner, als er zum Horizont blickte. Das zarte Orange wirkte wie mit einem Schwamm über den Himmel verwischt. Herr Gärtner goss David Kaffee aus einer Thermoskanne ein und gab ihm einen Strohhut, weil es bald heiß werden würde.
Da ist es morgens um 7 oder so. Bis es heiß wird, vergehen noch Stunden.

Dann begann er die Abstände für die Bäume auszumessen. Sie sollten gradlinig wie in einer Allee wachsen.
Genau, und dann setzen sie jeweils einen Samen ein. ;)

Erst mittags machten sie eine Pause.
Von 6.00 Uhr bis 12.00 Uhr. Das ist sehr unglaubwürdig, besonders, wenn David als Schüler hilft.

Eine Hitzewelle durchfuhr ihn, vor seinen Augen flimmerte die Luft. Gleichzeitig sah er Herrn Gärtner gestochen scharf aufs Feld zurückkommen, als würde seine Gestalt aus einer verschwommenen Erinnerung heraustreten, seine Frau auf dem Arm. Sie hatte die Arme um den Hals ihres Mannes geschlungen, ihr weißer Seidenschal hob sich im Wind. David überkam ein leichter Schwindel, die Hitze in seinem Inneren schoss ihm bis in die Zehenspitzen, und plötzlich war er so wach wie noch nie in seinem Leben. Er sprang auf, griff nach dem Spaten und grub weiter, als gälte es einen Wettbewerb zu gewinnen. Das Adrenalin pumpte durch seinen Körper, jeder Spatenhieb war ein neuer Satz, der es Wert war, sich in seinem Kopf zu entfalten.
Das erinnert mich an die Reifeprüfung mit Dustin Hoffman, der von einer älteren Frau verführt wird.

Alle fünfzehn Minuten klingelte der Wecker auf Herrn Gärtners Handy.
„Wasser“, sagte er dann und reichte ihm eine Feldflasche.
Hä? Erst stundenlang keine Pause und dann alle 15 Minuten? Als könne David nicht selbst entscheiden, wann er trinken will.

Es war ein heißer Tag gewesen, und Katja hatte gewollt, dass er im Haus blieb
Hä? Das versteh ich nicht.

Kein Staubkorn zeigte sich auf der dunkelbraunen Auslegware, der Wohnzimmerschrank war mit Plastik überzogen. Es schmiegte sich eng um das Kirschholz. Die Bücher, Wimpel und gerahmten Bilder waren einzeln umspannt.
„Ist hygienischer“, sagte Herr Gärtner.
Bin ich in einem Psychotext gelandet?

Aber noch etwas kam ihm merkwürdig vor. Nachdem er sich kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, fiel ihm auf, was es war. Auf der Konsole stand ein Rasierpinsel, eine Dose Rasierschaum und ein Axe-Männerdeo. Daneben hingen Becher und Zahnbürste in einer Chromhalterung. Keine Schminksachen, keine Cremes, nichts, was auf eine Frau hingedeutet hätte. Im Schrank nur weiße Handtücher, in der Dusche ein Stück Kernseife.
Das verstehe ich auch nicht. Wieso soll das merkwürdig sein?

Edit: nachdem ich den Text zu Ende gelesen habe, verstehe ich den Ansatz. Das ist aber viel zu weit hergeholt. Es könnte ja nur ein Gäste-WC sein und sie haben noch ein anderes - behindertengerechtes - Bad, wo sie sich wäscht und duscht.

„Ich muss jetzt g-gehen“, sagte David, als er zurück ins Wohnzimmer kam. „Sonst merkt Ka-Ka-Katja ... “
Die Stotterei sollte ja auch eine Bedeutung haben, ich kann sie aber nicht einordnen.
Mit einem Satz sprang David zurück ins Zimmer. Das Telefon klingelte. Katja. Er lief zur Balkonbrüstung.
Wieso ruft Katja bei Gärtners an? :confused:

„Hallo Geliebter. Möchtest du Tee? Hallo Geliebter. Möchtest du Tee?“ Immer und immer wieder sagte sie das, und ihre Stimme klang seltsam blechern.

Oh bitte, das ist doch Science Fiction oder zumindest Seltsam beim taggen.

Es gibt folgende Konflikte, die ich herausgelesen habe:

1. Katja (die Mutter) hat ein Problem mit ihrem Sohn. Was mit dem Vater ist - keine Ahnung.
Sie hat Anforderungen an ihn, die er niemals erfüllen kann.
2. David stottert.
3. David fühlt sich zu Frau Gärtner hingezogen.
4. David vermutet, Katja macht sich an Herrn Gärtner ran.
5. Frau Gärtner ist ein Roboter.

Keiner der Konflikte ist für mich auch nur im Ansatz aufgelöst worden. Du hast dir als Autor viel zu wenig Gedanken um einen roten Faden gemacht, dir die Figuren nicht als Personen, so, wie sie in ihrem Leben stehen, vorgestellt.

Für mich war das nur ein Wirrwarr und ich kann leider nichts aus der Geschichte heraus mitnehmen. Zudem fehlt grundsätzliches Wissen über das, was du geschrieben hast.

Wenn man etwas nicht weiß oder unsicher ist, googelt man das mal kurz. Das ist heutzutage so einfach wie nie zuvor.

Nutze die zwei Wochen und informiere dich über die Mängel, die ich dir schon mal aufgezeigt habe und stelle danach einfach eine viel logischere Variante ein. Entweder musst du dich mehr auf die Frau Gärtner fixieren, die kein Mensch ist - oder mehr auf David und sein Leben mit Katja und dem Umfeld. Da ist einfach viel zuviel Material angesprochen worden, was nicht verdaut worden ist.

Sorry für die unangenehmen Worte von mir, aber alles andere wäre nicht fair. Lass' dich aber dadurch nicht runterziehen, jeder hat mal angefangen und sieh es als Chance an, wenn dir jemand konkret aufzeigt, wo er Probleme beim Lesen gehabt hat, denn immerhin kannst du da jetzt mit Verbesserungen ansetzen :gelb:

Spoiler gibt es keinen: Ich habe keine Ahnung, wer das sein könnte. Jedenfalls jemand, der sehr jung ist.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Maske

Eigentlich habe ich gar keine Zeit, aber der Text steht jetzt schon eine Weile mit nur einem doch eher kritischen Kommentar im Forum und da dachte ich mir, ich schreibe mal, was mir gefällt.

Zum einen finde ich die Figuren interessant und gut skizziert, die Mutter ist schon eine ziemliche Nummer, das mit dem Zettel zum Beispiel hat mir gefallen.
Dann finde ich auch die Themen spannend, das Stottern, Handicaps im Allgemeinen, das angespannte Verhältnis zur Mutter, das angespannte Verhältnis zu sich selbst und diese ominöse Frau im Garten als Fluchtpunkt. Also, das gäbe schon Stoff für eine spannende Geschichte und ich finde, da schreibt jemand, der/die Fantasie hat, auch mal quer denkt und ein Gespür hat für schrägen Stoff und schräge Figuren. Der Text ist zudem, was die Sprache betrifft, angenehm zu lesen.

Ich muss mich aber doch auch bernadette anschliessen. Mir ist der Text entweder zu kurz oder thematisch zu überladen. Vieles wird angedeutet, wenig so richtig ausgearbeitet. Und dann hat's meines Erachtens ein paar Logik-Löcher drin. Zumindest habe ich mich gefragt, weshalb David erst jetzt auf die Nachbarn aufmerksam wird. Er wohnt ja schon länger, vielleicht schon immer dort. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass der Gärtner und seine "Frau" erst kürzlich eingezogen sind. Auch dass der Gärtner seine "Frau" einfach draussen lässt, nichts von einem Unwetter ahnt, und erst, wenn es blitzt, umkehren will, fand ich wenig plausibel.

Das Ding hat Potential, wie ich finde, der Stoff müsste aber noch richtig erarbeitet und die Erzählung ausgearbeitet werden.

Ich rate:

ich-bin-schon-seit-Stunden-wach-und-hab-ganz-viel-geschafft-Lächeln aufblitzen.
Nicht Isegrims. Aber netter Versuch.
zog ein Päckchen Drum aus der anderen Gesäßtasche
Auch nicht Jimmy.

Ich habe beim Lesen ab und zu an Meuvinds Mein Freund Patrick denken müssen. Das Setting, die Stimmung ist irgendwie ähnlich schräg, dann ist Entstellung, körperliche Versehrung in beiden Texten ein Thema. Auch die Dialogführung, kurz und knapp, ist ähnlich. Einen einzigen, wackeligen konkreten Hinweis habe ich:

und er wäre wohl noch länger sitzen geblieben, wenn er den Rasenmäher nicht gehört hätte.
Auch bei Mein Freund Patrick gibt es im ersten Abschnitt diese Satzkonstruktion (so wie vermutlich in tausend anderen Texten auch :D)
Insgesamt also nur ein Bauchgefühl und ich hab keine Zeit, um andere Hypothesen zu testen. Daher: Meuvind.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Liebe Maske,

ja, etwas seltsam ist die Geschichte und ich bin mir nicht sicher, ob ich das Ende richtig verstehe. Nicht verstanden habe ich, warum er sich übergeben muss. Aber gut.
Also grundsätzlich kannst Du schreiben, aber es fehlt ein wenig der Spannungsbogen. Es wird sehr viel beschrieben und dann kommt ein Ende, das sich zuvor nicht aufgebaut hat.


Guten Morgen lieber David,
meditiere über folgenden Satz:
Realität ist nur eine Illusion, Zeit ist nur eine Illusion, alles was wir haben, ist das Hier und Jetzt.
Ich umarme dich von ganzem Herzen.
Katja.

Schon das fand ich schwierig. Warum soll er meditieren

Draußen verstummte der Rasenmäher, und ihre Stimme war zu hören. David zeigte dem Zettel den Mittelfinger, schob sich einen Kaugummi in den Mund und schloss das Fenster

Wohl die einzig adäquate Reaktion auf solch einen Zettel

offentlich brach sie nicht wieder heulend vor seinem Bett zusammen

Vor seinem oder dem des Mannes? Der Bezug ist nicht ganz klar.

Na ja, unterhalten hat es mich, aber vom Hocker hat mich die Geschichte nicht gerissen.

Ich äußerte bereits meine Vermutung

Meuvind
im Discord, der aber vehement verneinte. Ich bleib trotzdem dabei ?

Liebe Grüße
Mae

 
Zuletzt bearbeitet:

@Maedy Hmmm ... das kann man zwar nicht beeinflußen, aber ich finde es frustrierend, wenn einer im Chat (innerhalb der zehn Tage Ruhezeit, die ja wichtig für den Maskenball sind) darauf angesprochen wird :susp:
Meiner Meinung nach hat das Thema im Chat während dieser Ruhezeit überhaupt nichts zu suchen, wenn es darum geht, wer unter der Maske sein könnte.

 

Liebe @bernadette , wollte da keinem auf die Füße treten. Sah auch keinen großen Unterschied darin, ob ich die Vermutung dort oder hier äußere. Mit Ausnahme dessen, dass es im Chat nur der begrenzte Kreis der fünf bis sechs Aktiven liest; was ich nun mit dem Beitrag hier geheilt hätte. Die Täterschaft (sei es zur Irreführung oder nicht) zu bestreiten, wäre ja auch niemanden hier verboten. Und wer weiß, warum hier wer wen beschuldigt oder warum hier was abgestritten wird ?.

LG
Mae

 

Guten Morgen liebe/r Maskenträger/in

Ich habe den Text mit gemischten Gefühlen gelesen. Zum einen finde ich es spannend einen Text zu lesen, dessen Autor unbekannt ist, weil man sich dann nicht von Erwartung/Symphatie o.Ä. ablenken lässt. Zum Anderen war ich an einigen Stellen auch ein wenig irritiert/verwirrt.

Ich habe zwei Stellen, mit einem konkreten Zitat, die ich gerne erwähnen möchte.

Lachfurchen zierten seine Augen.
Ich weiß was du sagen willst, dennoch finde ich die Aussage irgendwie komisch, den Lachfurchen zieren eher die Partie um die Augen oder die Augenpartie, als das Auge selbst. Vielleicht kleinlich...
Das zarte Orange wirkte wie mit einem Schwamm über den Himmel verwischt.
Diesen Satz finden ich von der Grundaussage sehr schön, jedoch von der Umsetzung etwas ungelenk. Es würde schön reichen, wenn das verwischt zu einem gewischt geändert werden würde, oder eben einen komplett anderen Satzbau aber da fällt mir gerade selbst nicht viel zu ein.

Die Stelle mit dem Buddeln und dem Schwindel und so hat mich ein wenig irritiert. Ich habe es so verstanden, dass David vonm arbeiten und der Hitze schwindelig wird, sein Kreislauf also nicht mehr so mit macht und in dem Moment, wo Frau Gärtner raus kommt, er sich mit neuer Kraft beflügelt fühlt. Allerdings finde ich die Beschreibung dann doch ein wenig übertrieben. Ja er scheint sich zu ihr hingezogen zu fühlen, wobei mir da auch ein wenig mehr Detail fehlt. Wieso tut er das, was strahlt sie aus das er sich mit seinen 15 Jahren (darauf würde ich ihn schätzen) so zu einer fremden und augenscheinlich älteren Frau hingezogen fühlt. Okay sie hat vielleicht wohlgeformte Beine aber das alleine reicht doch nicht, um solche Gefühle auszulösen.

Dann finde ich es befremdlich, dass er seine Mutter bei ihrem Vornamen anredet. Ich weiß das es Familien oder Kinder gibt, die das so machen, aber ich kann dem nichts abgewinnen. Allerdings unterstreicht es in diesem Fall natürlich die Distanz zwischen den beiden.
Die Szene mit dem alten Mann auf dem Rasnemäher, ist für mich irgendwie überflüssig. Von mir aus könnte es weg und die Geschichte beginnt direkt an der Stelle, wo David die Bifi unter seinem Bett her zieht und dann zum Fenster geht und die Nachbarin sieht.

Ich möchte eigentlich gar keiner Meinung äußern, da ich dazu zu selten hier bin im Moment und auch generell noch nicht so gut weiß, wessen eigenschaften die Einzelnen Autoren haben. Dennoch habe ich mich an die Copywrite Geschichte von Nichtgeburtstagskind erinnert gefühlt. Da war ja auch ein Roboter Mann. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, das Sie es war.
Ich habe das gefühl, das es jemand ist der noch nicht all zu lange hier ist, aber dennoch weiß, wie man einen Soliden Text schreibt. Wir hatten vor Kurzem einen Erstlingstext, der recht vielversprechend klang, ich hab jedoch den Namen gerade nicht mehr auf dem Schirm. Ich glaube es war murphy_does_his_best, aber das nur so am Rande eingestreut.
Ich habe also gar keine Ahnung:-D und bin gespannt wer sich hinter der Maske verbrigt

So ganz überzeugt hat mich die Geschichte nicht. Man kann sie vom Stil her gut Lesen aber, wie so der ein oder andere vor mir schon gesagt hat, finde ich, dass es zu viele Baustellen auf einmal sind. Da fände ich es schöner, wenn einige Aspekte, zum Beispiel die Zuneigung zu einer fremden,älteren Frau näher erläutert wird. Dieses ganze Baumgepflanze bräuchte es für mich auch nicht. Vielleicht reicht schon die Reperatur vom Fahrrad um ihn in ihren Bann zu ziehen oder so.
Die Stelle mit der Zigarette, ist auch ein wenig verloren.
Ich denke da könnte man ggf auch noch mehr rausholen. Vielleicht die Ziagrette nutzen um zu den Nachbarn zu gehen und sich gleichzeitig gegen seine Mutter aufzulehnen, weil sie es nicht mag? Der Nachbar sagt ihm ja, dass wenn er Rauchen will einfach nur bescheid sagen muss und das Haus ja bestimmt auch eine Seite die von der Mama aus dem Fenster nicht einsehbar ist.

Ich bin gesapnnt wer sich outet. Denke das die Grundidee auf jedenfall zu was sehr gutem taugt.
Liebe Grüße
Shey :-)

 
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Moin, moin liebe Maske,

ich finde ja auch, das dieses zehn Tage Verstecken eine tolle Sache ist und schaue schon seit Tagen, ob meine Neugierde nicht bald zufriedengestellt wird. Ich habe keinen Plan, wer sich dahinter verbirgt, auch wenn ich das Gefühl habe, die Geschichte bzw. die grobe Handlung schon einmal gelesen zu haben.
Insgesamt konnte mich die Geschichte nicht packen, aber das liegt wahrscheinlich nur an ein paar Stellschrauben, an einigen Stellen, wo ich einfach das Verhalten Deiner Prots nicht nachvollziehen konnte. Dafür hast Du für meinen Geschmack ein paar richtig schöne Stellen drin, auch die Charakterzeichnung so ganz nebenbei gefällt mir oft.
Ich hangle mich mal an einigen Zitaten entlang:

Die perfekte Frau
oh, schnell nochmal auf den Tags geschaut - ne, kein Humor und kein Märchen

Seit zwei Stunden saß David auf dem Bettrand und führte mit bewegten Lippen einen Monolog in seinem Kopf.
Eigentlich ein netter Einstieg und ich versuche das Bild in meinen Kopf zu kriegen. Aber die "bewegten Lippen" hören sich für mich ferngesteuert, fremdverursacht an, aber er redet doch einfach vor sich hin oder eben mit sich selbst. Sorry, war für mich -unverständlich?

Wem er die erzählte, wusste er nicht,
Monolog, in seinem Kopf? Noch kriege ich den Typen nicht zu fassen, warum so umständlich?

wälzte manche Worte so lange herum, bis sie perfekt passten.
das gefiel mir wiederum, ein ganz genauer, es ist ihm wichtig, aber dann müsste es doch zielgerichtet sein, also an jemanden, es geht um was!

An der Kühlschranktür hing ein neuer Zettel von seiner Mutter.
meditiere über folgenden Satz:
Realität ist nur eine Illusion, Zeit ist nur eine Illusion, alles was wir haben, ist das Hier und Jetzt.
Ich umarme dich von ganzem Herzen.
Katja.
witzige Idee, auch generell der "Meditationsauftrag", fand ich schade, das in die Richtung nichts mehr kam. Charakterisiert aber ihr Verhältnis schön. Auch das unterzeichen mit Vornamen, so "ich bin deine beste Freundin. Fühle mich zu jung, um "Mutter zu sein" ...

David zeigte dem Zettel den Mittelfinger, schob sich einen Kaugummi in den Mund und schloss das Fenster.
doch , jetzt sehe ich ihn

Er war uralt, mindestens vierzig oder fünfzig, schätzte David
okay, klassischer 13-15 jähriger? Man stirbt wahrscheinlich, wenn man die 40 überschreitet

Katja klappte den Mund auf und zu
ich denke, ich weiß was Du meinst, er sieht nur ihre Mundbewegung, hört sie nicht. Aber als BIld in meinem Kopf erzeugst Du einen Karpfen, der nach Luft schnappt

Nur die nackten Beine lugten hervor, deren zierliche Füße in goldfarbenen Sandalen steckten.
die Füße der Beine?

„Hast du die neuen Nachbarn gesehen?“
ah, es sind neue Nachbarn? Da die Wohnsituation sich mir nicht recht erschloss, fragte ich mich schon die ganze Zeit, warum ihn die anderen "Menschen" so verwundern, vielleicht eher einbauen?

„Oh M-Mann, Ka-Ka-Katja.“ Die Lippen aufeinandergepresst,
Ah! Ein Stotterer - ja, das ist hart, vor allem in der Pupertät.

Hoffentlich brach sie nicht wieder heulend vor seinem Bett zusammen.
sag ich doch, sie benutzt ihn als Partner (nicht körperlich) aber seelisch, schlimme Belastung für einen Jugendlichen

bohrte sich Fliederduft in seine Nase
he, Maske! Bist Du ein Mann? Ich kenne nur Männer, die Fliederduft so schlimm finden, dass er sich "in die Nase bohrt" - eigentlich gilt der Duft als Frühlings-Identifikation schlechthin ..., also durchaus als gut

Lachfurchen zierten seine Augen
herrliche Steigerung zu Lachfalten, ich mags

Der Nachbar stützte sich auf einen Spaten
Du wirft mich immer wieder raus, aber vielleicht fehlt mir auch einfach nur ein Tipp am Anfang. Hier stelle ich mir vor, der Junge schiebt sein Fahrrad eine Weg lang durch den Garten zum Tor, öffnet dieses und geht mit Rad hindurch. Nun will er es schließen, steht auf dem Gehweg und es klappt nicht. Und dann steht da der Nachbar?

Sie wusste, was es hieß, nicht dazu zu gehören, das Mitleid, den Spott und die Ungeduld zu ertragen. Und trotzdem schien das alles an ihr abzuprallen.
Sorry, aber das ist mir so formuliert zu verallgemeinert. Von mir aus, ein "sie weiß bestimmt auch" oder "ob sie auch ..." - aber ich kenne und sehe so viele selbstbewusste Menschen mit Einschränkungen, ne, das ist ein Weltbild von 1955. Oder Du gibst mir Bezugspunkte, das es in einer früheren Zeit spielt

um die Samen zu pflanzen.
Ne, wenn er Allee-Reihen haben will und das auch noch erleben möchte, dann pflanzt der Bäume, kleine Setzlinge, aber mit Baumssat wird das nix.

Dass er froh war, nicht in die Schule zu müssen, er seine Bifi unter dem Bett versteckte, damit Katja sie nicht fand und wie sehr er immer noch hoffte, sein Vater würde ihn eines Tages zu sich holen, so wie er es vor zwei Jahren versprochen hatte.
Das ist so ein Teil, den finde ich gut. Das gibt mir Hintergrund, auch wenn einiges zu dick als Info kommt. z.B. warum er die Bifi versteckt, ist doch auch so klar, er lebt ja nur mit ihr zusammen

„Und dann dieser Hut! Hast du eigentlich schon mal mit ihr gesprochen?“
Ja, das tue ich den ganzen Tag, dachte David.
gut!

Er setzte sich auf das rustikale Bauernsofa.
jetzt haben ch mir die gesamte Wohnung mit Frischhaltefolie eingewickelt vorgestellt und Du setzt den Typen einfach so auf ein fettes Sofa (Rustikal und Bauernsofe sind ziemlich gleichbedeutend). Wenn es um Milben, Staub und ähnliches geht, wäre das auf alle Fälle als erstes verdeckt.

Daneben hingen Becher und Zahnbürste in einer Chromhalterung. Keine Schminksachen, keine Cremes, nichts, was auf eine Frau hingedeutet hätte. Im Schrank nur weiße Handtücher, in der Dusche ein Stück Kernseife.
jetzt bin ich nicht sicher, wer hier nicht echt ist - welcher mensch wäscht sich mit Kernseife, nicht mal meine Gärtnerhände verzeihen mir das auf Dauer.

„Er ist Wünschelrutengänger. Ich möchte ihn kennenlernen, und dann soll er sich das Feld ansehen.“
da ist mir wohl ein Zusammenhang entgangen?

Als er sie erreichte, blickten ihre Augen starr in die Ferne. Erst dachte er, sie wäre tot, dann hörte er sie wimmern und fiel neben ihr auf die Knie.
schöne falsche Fährte,aber irgendwie zu spät, die "Auflösung" kommt ja sofort danach

Sie nickte, und als er sich zu ihr hinunterbeugte, sagte sie: „Hallo Geliebter. Möchtest du Tee?“
David starrte sie mit aufgerissenen Augen an, taumelte rückwärts und übergab sich in die Haselnusssträucher.
okay, ich gestehe es, ichbin die falsche Leserin für diese Story! Warum muss er sich jetzt übergeben?
Einen Moment lang sah David sie nur an. Wieder dieser verletzte Blick, der Wunsch, irgendeine Verbindung zu ihm herzustellen. Alles in ihm sträubte sich, ihre Hand zu ergreifen. Schließlich sprang er auf, lief in sein Zimmer und stopfte ein paar T-Shirts in seinen Tagesrucksack.
Seine Flucht an sich leuchtet mir ein, aber der Nachbarin helfen? Ist das sowas von Gleichstellung aller Individuen?

„David. Diese Frau ist nicht echt.“ Sie trat einen Schritt zur Seite, atmete tief durch und strich sich mit einer betont langsamen Bewegung das Haar aus dem Gesicht. „Lass uns reden, ja? Bitte.“
auch die Reaktion kriege ich nicht gefasst, warum reagiert sie so verzögert, vorsichtig. Hat er außer Stottern noch ein Problem.

Liebe Maske, ich bin mir sicher, in Deinem Kopf ist alles klar und die Grundidee steht - ich bin da noch nicht ganz angekommen. Also freue ich mich auf die Auflösung. Eine interessante Fingerkonstellation hast Du, viele Konfliktansätze auch - ich behalte die Geschichte im Auge, was Du draus zauberst.

Beste Wünsche
witch

 

Liebe Maske,
ich mag die Atmosphäre deiner Geschichte, spüre die Gewitterluft, rieche frisch gemähtes Gras und kann mich gut in den unsicheren, pubertierenden David hineinversetzen. Seine heimliche Obsession für die seltsame Frau Gärtner kaufe ich ihm sofort ab. Ich finde, du schreibst versiert, jedenfalls sind mir keine unpassenden Formulierungen aufgefallen und Rechtschreibfehler schon gar nicht. Insgesamt finde ich den Text ziemlich überladen. Inhaltlich und auch formell, aber da wirst du sicher noch dran schrauben.
Der Anfang zieht sich in die Länge, finde ich. Natürlich willst du David damit charakterisieren, aber der Monolog könnte vielleicht auch später stattfinden, wenn David schon in der Küche hockt.

Seit zwei Stunden saß David auf dem Bettrand und führte mit bewegten Lippen einen Monolog in seinem Kopf. Es war kein besonderer Monolog, bloß Alltäglichkeiten. Wem er die erzählte, wusste er nicht, und als ihm nichts mehr einfiel, fing er von vorne an, wälzte manche Worte so lange herum, bis sie perfekt passten.
Und ehrlich - zwei Stunden? Bissel übertrieben vielleicht.
Ich würde den Fakt, dass Ferien sind, beiläufiger unterbringen - so ist das volles Tell, und ist doch egal, was normalerweise anders wäre, wenn es jetzt so ist, wie es ist.
Normalerweise hatte er morgens nicht die Zeit dazu, aber es waren Sommerferien, und er wäre wohl noch länger sitzen geblieben, wenn er den Rasenmäher nicht gehört hätte.
Das hier könnte ich mir auch schön vorstellen als Einstieg:
Er zog eine Bifi unter dem Bett hervor, verschlang sie mit zwei Bissen und schlurfte in die Küche.
Durch das offene Fenster drang der Geruch von gemähtem Gras. An der Kühlschranktür hing ein neuer Zettel von seiner Mutter.
Guten Morgen lieber David,
meditiere über folgenden Satz: ...
Den esoterischen Zettel finde ich cool. Ja, wäre mein Lieblingseinstieg: Dass David seine Bifi knabbert, dann in die Küche schlurft, wo das ganze Biofrühstück seiner Mutter rumsteht, und dann sinniert er so vor sich hin und irgendwann sieht er eben den Rasenmähermann.
Unten im Garten stieg ein kahlköpfiger Mann vom Rasenmäher. Er war uralt, mindestens vierzig oder fünfzig
Auch hier finde ich es etwas übertrieben, dass er uralt sagt. Vierzig ist ja, wenn er ein Teenie ist,vielleicht das ungefähre Alter seiner Mutter. Da redet er doch eher von „alt“. Uralt würde vielleicht ein Fünfjähriger sagen.
Stöhnend verdrehte David die Augen und wollte gerade zurück in sein Zimmer gehen, als er am Ende des Gartens eine Frau entdeckte.
Stöhnend finde ich zuviel. Augenverdrehen :rolleyes: sagt doch alles.
Ich habe übrigens wirklich Probleme, und zwar die ganze Geschichte lang, mir diesen Garten, dieses Nachbargrundstück und die Entfernung zur Straße bzw. zum Gartentor vorzustellen. Das finde ich unsauber. Sicher hast du in deinem Kopf ein ganz genaues Bild, aber das rutscht bei mir immer wieder zusammen. Also, Herr Gärtner fährt auf einem Aufsitzrasenmäher - das heißt, es ist sicher ein großer Garten. Die Frau unter der Trauerweide - sitzt die nun bei Gärtnrs im Garten oder bei David und seiner Mutter? Wenn letzteres, fände ich komisch, dass Davids Mutter nicht zu ihr hingeht und mal mit ihr sprechen will. Und wenn Herr Gärtner ein ganz neuer Nachbar ist, der plötzlich den Rasen mäht, packt der denn da einfach seine gehbehinderte Frau auf das fremde Mähgrundstück?
So, und jedenfalls sehe ich ein großes Grundstück, aber dann hört David, wenn er auf der Straße steht (in meiner Vorstellung ziemlich weit entfernt vom Haus), wie seine Mutter in der Küche telefoniert. Passt für mich nicht. Da musst du nochmal ran. Also, jetzt keinen exakten Lageplan von Grundstück und Haus und Quadratmeterzahl und alles, aber einfach sauberer darstellen. Vielleicht ist es mir auch insgesamt in der Geschichte zu viel Gegucke von hier nach dort und oben und unten, das kann auch sein ...
Vom Sonnenlicht geblendet, wandte David sich ab und räumte Möhrensaft, Tofu, Sprossen und rote Beete in den Kühlschrank.
Schönes Detail. Wie gesagt, das ist ja subjektiv, aber ich fände es schöner realtiv schnell im Anschluss an die Bifi.
Während er das Fahrrad auf den Bürgersteig schob, bohrte sich Fliederduft in seine Nase. Er lugte zur Trauerweide hinüber. Die Frau war nicht mehr da. Oben hörte er Katja mit Sita oder Radhika telefonieren.
Ja, was ich sag! Oben klingt so, als würde das Haus gleich an die Straße grenzen, aber dann wäre der Rasenstreifen so schmal, dass man nicht so eine fette Maschine braucht um zu mähen. Dann hatte ich mir gedacht, vielleicht ist der große Rasen ja auch hinter dem Haus, aber dann wiederum lugt David zur Trauerweide. Also doch vorne.
„Katja mag es nicht, wenn der R-Rauch nach oben zzz ... zzz ... “ Sein Gesicht glühte.
Wie oft steht denn jemand vor dem Haus und raucht, dass Katja das so explizit geäußert hätte? Und wenn, wäre es David nicht egal?
Sie wusste, was es hieß, nicht dazu zu gehören, das Mitleid, den Spott und die Ungeduld zu ertragen.
Das finde ich klasse!
Kurz vor Sonnenaufgang begleitete David Herrn Gärtner aufs Feld, um die Samen zu pflanzen.
Samen pflanzen?
Hier komme ich auch nicht ganz mit. „Begleitet aufs Feld“ klingt nach einem längeren Weg, irgendwie. Na, muss auch nicht. Aber das Feld ist gleich hinter dem Haus? Gehört das Feld Herrn Gärtner?
„Irgendetwas stimmt nicht mit der“, sagte Katja eines Abends, als sie neben David auf den Balkon trat und zu Frau Gärtner in den Garten hinabblickte. „Sie hat eine ganz eigenartige Energie.“
Sehr schön! Ich würde es aber auch gut finden, wenn Katja irgendwann auch versucht, die Frau Gärtner kennenzulernen, dann aber immer Ausreden zu hören bekommt. Denn sonst finde ich es unglaubwürdig: Dass Katja mit dem neuen Nachbarn ziemlich vertraut ist, dessen Frau aber immer nur irgendwo herumsitzen sieht und das so hinnimmt, ohne mal Hallo sagen zu wollen.
David schwieg und beobachtete seine Mutter aus den Augenwinkeln. Wie dünn sie war. Als würde sie jeden Moment in der Mitte durchbrechen und ihr Oberkörper lautlos über die Balkonbrüstung auf den Rasen segeln.
Schön!
Kein Staubkorn zeigte sich auf der dunkelbraunen Auslegware, der Wohnzimmerschrank war mit Plastik überzogen. Es schmiegte sich eng um das Kirschholz. Die Bücher, Wimpel und gerahmten Bilder waren einzeln umspannt.
Jetzt wird es unheimlich, das gefällt mir auch gut. Auch der absurde Gegensatz von dieser Plastikwelt zu den gärtnerischen Aktivitäten im Freien.
Also, ist natürlich schon etwas extrem, aber wenn man es als „seltsam“-Geschichte nimmt, funktioniert es.
„Er ist Wünschelrutengänger. Ich möchte ihn kennenlernen, und dann soll er sich das Feld ansehen.“
Auch schön!
„Frau Gärtner!“ Seine Lungen schmerzten, er bekam kaum Luft. „Sind Sie verletzt?“
Sie nickte, und als er sich zu ihr hinunterbeugte, sagte sie: „Hallo Geliebter. Möchtest du Tee?“
Schöne Stelle, und ich kann mir vorstellen, dass David immer noch nichts merkt.
„Wir hatten einen Unfall“, sagte Katja, als David - in eine Decke gewickelt - auf dem Sofa lag und einen Thymiantee schlürfte. „Ich hab ständig versucht, dich zu erreichen.“ Sie erzählte, dass Herr Gärtner sofort zurück wollte, als die ersten Blitze vom Himmel zuckten.
Wenn die Mutter einen Unfall hatte und jetzt nachhause kommt, würde ich sie in der Szene aufgebrachter darstellen. Da irritiert auch kurz, dass David in eine Decke gewickelt ist (wie ein Unfallbeteiligter), obwohl er gar nicht dabei war. Auch wenn du es anders meinst und er ja auch einen Schock hat.
Also, insgesamt ist es ein bisschen viel, was du in die Geschichte gepackt hast, aber das lässt sich ja ändern und ich glaube, dann kann die richtig gut werden.
Das Setting mit Haus und Garten müsstest du entweder weniger detailliert, oder aber deutlicher beschreiben
Ich könnte auf den Konflikt mit dem verschollenen Vater verzichten und würde nur die überzogenen Ansprüche der Mutter, denen David nicht gerecht werden kann/will, deutlicher machen. Auf das Bäumepflanzen auf einem Feld könnte ich auch verzichten. Das springt dann alles zu sehr hin und her, finde ich. Eine Möglichkeit wäre z.B., dass David Herrn Gärtner auf dessen Grundstück bei irgendwas schweißtreibendem hilft, z.B. eine Brombeerhecke ausgraben, die der dort entfernen will.
Ich bin gespannt, wer du bist, aber ich habe definitiv keine Ahnung und deshalb auch nichts zu spoilern.
Bis bald!
Viele Grüße von Raindog

 

Wer ist nun der geheimnisvolle Maskenträger? Irgendwann im Laufe des Tages zeigt sich ...

 

Hätten Sie's gewusst …?

Na offenbar nicht. :) Da die Geschichte hier insgesamt eher durchwachsen angekommen ist, weiß ich nicht, ob ich es jetzt gut finden soll oder nicht, dass mich keiner erkannt hat. :Pfeif: Ich werde mir aber auf jeden Fall die Maske herunterzerren, denn mit zwei Masken im Gesicht ist man dann doch irgendwann ziemlich eingeschränkt. (Den Flachwitz konnte ich mir jetzt nicht verkneifen).

Es war ziemlich spannend zu sehen, wen die Geschichte grundsätzlich angesprochen hat (zumindest unter Vorbehalt) und was dazu gesagt wurde, wenn überhaupt nicht klar ist, wer sich hinter der Maske verbirgt. Ähnlichkeiten mit anderen Wortkrieger-Texten waren rein zufällig und nicht als falsche Fährte gedacht. Ich danke euch, @bernadette, @Peeperkorn, @Maedy, @Shey, @greenwitch und der herzallerliebsten @Raindog, dass ihr euch die Zeit zum Raten und Kommentieren genommen habt. Ist schon interessant, wie man so eingeschätzt und für wen man gehalten wird … Und weil die Kritik ja eigentlich von fast allen in eine ähnliche Richtung geht, fällt es mir hoffentlich auch nicht allzu schwer sie nochmal gründlich zu überarbeiten. Mitgenommen habe ich zumindest für's Erste drei wichtige Punkte: Zu überladen, vieles ist nur angerissen, das Bäume-pflanzen könnte man weglassen. Aber jetzt mal der Reihe nach:

Hallo @bernadette und vielen Dank für die intensive Auseinandersetzung mit dem Text. Habe mich hier auf neues Terrain gewagt (Horror/Science Fiction bzw. Seltsam, um nicht allzu hohe Erwartungen zu enttäuschen) und sehe jetzt an den Kommentaren, dass das offenbar doch um einiges schwerer ist, als ich dachte. z.B. habe ich gedacht, ein paar wenige Andeutungen machen die Bezüge klar, aber das scheint mir wohl nicht so ganz gelungen zu sein. Immer noch eine meiner größten Schwierigkeiten: Was deute ich nur an, was erzähle ich ausführlich. Da bin ich für jede Hilfe dankbar.


Seit zwei Stunden saß David auf dem Bettrand und führte mit bewegten Lippen einen Monolog in seinem Kopf.

die Lippen sind bewegt - was hat sie so mitgenommen?
Der erste Satz ist ja bekanntlich der wichtigste. Ich habe ewig darüber gebrütet, ob die bewegten Lippen missverständlich sein könnten. Weil ich ja schon mal von Google gehört und es auch bemüht habe, bin ich bei Romanauszügen bzw. Texten renommierter Autoren (z.B. Jean Paul, aber auch modernere) darauf gestoßen, dass der Vorgang des lautlosen Sprechens mit eben diesen Worten beschrieben werden kann. Es fehlt also nur ein lautlos, um den Vorgang präziser zu beschreiben.

Die Situation ist folgende: David denkt über etwas nach und denkt laut (oder leise? - man weiß es nicht) über eine Sache nach, dabei bewegen sich auch seine Lippen. Aber spricht er dabei Worte oder sieht man nur, dass sich die Lippen bewegen?
Er spricht die Worte lautlos. Mit bewegten Lippen. :D

Seit zwei Stunden saß David auf dem Bettrand und hielt lautlos einen Monolog, obwohl sich seine Lippen bewegten.
Das klingt ja noch komplizierter als mein Satz.

oder:

Seine Lippen bewegten sich, kein Ton war zu hören. Seit zwei Stunden saß David auf dem Bettrand und hielt einen Monolog.

Das gefällt mir besser. Allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Danke für den Vorschlag. Ich schaue mal, wie ich mir das zurechtbastle.

Das Zimmer kam ihm unwirklich vor, als hätte er zu lange vorm Computerbildschirm gesessen.

vor dem
Ich denke, es geht beides.


Vom Sonnenlicht geblendet, wandte David sich ab und räumte Möhrensaft, Tofu, Sprossen und rote Beete in den Kühlschrank.

Das verstehe ich nicht. Hat er das nur von anderen benutzt aufgeräumt oder was hat es mit den Sachen auf sich?
In einer der vorigen Versionen habe ich geschrieben, dass Katja mit Einkaufstüten nach Hause kommt, es aber dann gestrichen, weil mir das zu überladen vorkam. In meiner Betriebsblindheit habe ich dann aber nicht gemerkt, dass das dann überhaupt keinen Sinn macht. Blöder Fehler, und gut, dass dir das aufgefallen ist. Danke.


Oben hörte er Katja mit Sita oder Radhika telefonieren. Jedenfalls mit einer dieser Frauen, die ihre Haare zweimal täglich wuschen, um die vielen Energien loszuwerden, denen sie den ganzen Tag ausgesetzt waren.

:lol: der ist gut.
Ja, ne. Aus dem Leben gegriffen.


Er zog ein schmuddeliges T-Shirt aus der Gesäßtasche seiner Armeeshorts und wischte sich die Hände daran ab.

Sowas verstehe ich nicht. Ein T-Shirt hat überhaupt keinen Platz in einer Gesäßtasche. Wieso kann es nicht einfach ein Taschentuch sein?
Ich hatte ihn mit einem T-Shirt vor Augen, das halb aus der Gesäßtasche heraushängt. Hatte ich auch in einer früheren Version erwähnt und fand es dann zu viel. Aber dem aufmerksamen Leser fällt das natürlich auf, dass da was nicht stimmen kann. Mal sehen, wie ich es noch unterbringe, denn mit einem Taschentuch sehe ich Herrn Gärtner nicht.

Was hatte sie denn angezogen, so dass David erkennen konnte, dass die Beine wohlgeformt waren? Einen Badeanzug vielleicht? Shorts?
Hier ist mir gar nicht aufgefallen, dass das erwähnt werden muss, werde jetzt aber noch einen kurzen Rock hinzufügen.


Herr Gärtner lief auf die Terrasse, hob die Frau aus dem Rollstuhl und setzte sie in einen Liegestuhl im Garten. „Meine Frau“, sagte er. Sie nickte und lächelte David zu.

Ich sehe den Abstand zwischen Garten/Straße und Terrasse normalerweise viel weiter, als dass man in normalem Ton miteinander spricht, wenn David an der Straße steht. In meiner Vorstellung ist alles viel großzügiger.
Werde aus dem sagte ein rief machen. Aber mit dem Schauplatz sind eh viele nicht klar gekommen, da muss ich sowieso noch mal ran. Für mich wohnen die alle in einem zweistöckigen Haus, Katja&David oben, die Gärtners unten. Der Garten ist Gemeinschaftseigentum. Blöd nur, wenn man das selbst so deutlich vor Augen hat, es aber nicht konkret vermittelt ...


Kurz vor Sonnenaufgang begleitete David Herrn Gärtner aufs Feld, um die Samen zu pflanzen.

Sorry, wenn ich jetzt echt hart reagiere, aber das geht gar nicht. Wenn man von Vorgängen keine Ahnung hat, muss man recherchieren. Bäume säen ist so falsch wie wenn eine Kuh ein Ei legt und das brütet.
Man hat recherchiert, liebe bernadette, sonst hätte man auch nicht gewusst, dass die Wurzeln überschüssiges Nitrat aus dem Boden aufnehmen. Das mit den Samen ist natürlich ein peinlicher Fauxpas, wo ich einfach schludrig war. Kommt weg.


Herr Gärtner goss David Kaffee aus einer Thermoskanne ein und gab ihm einen Strohhut, weil es bald heiß werden würde.

Da ist es morgens um 7 oder so. Bis es heiß wird, vergehen noch Stunden.
Aber sie arbeiten ja körperlich und haben keinen Schatten. Da kann es schon um neun Uhr morgens unerträglich werden. So hatte ich mir das gedacht.

Erst mittags machten sie eine Pause.

Von 6.00 Uhr bis 12.00 Uhr. Das ist sehr unglaubwürdig, besonders, wenn David als Schüler hilft.
Das sehe ich ein. Ich werde daraus eine längere Pause machen.


Eine Hitzewelle durchfuhr ihn, vor seinen Augen flimmerte die Luft. Gleichzeitig sah er Herrn Gärtner gestochen scharf aufs Feld zurückkommen, als würde seine Gestalt aus einer verschwommenen Erinnerung heraustreten, seine Frau auf dem Arm. Sie hatte die Arme um den Hals ihres Mannes geschlungen, ihr weißer Seidenschal hob sich im Wind. David überkam ein leichter Schwindel, die Hitze in seinem Inneren schoss ihm bis in die Zehenspitzen, und plötzlich war er so wach wie noch nie in seinem Leben. Er sprang auf, griff nach dem Spaten und grub weiter, als gälte es einen Wettbewerb zu gewinnen. Das Adrenalin pumpte durch seinen Körper, jeder Spatenhieb war ein neuer Satz, der es Wert war, sich in seinem Kopf zu entfalten.

Das erinnert mich an die Reifeprüfung mit Dustin Hoffman, der von einer älteren Frau verführt wird.
Jein. Die Reifeprüfung war ja nur eine aufregende Erfahrung für Benjamin, verknallt war er ja in die Tochter. Aber David hier ist total verknallt in die passive Frau Gärtner. Das wollte ich mit diesem Absatz zum Ausdruck bringen.

Alle fünfzehn Minuten klingelte der Wecker auf Herrn Gärtners Handy.
„Wasser“, sagte er dann und reichte ihm eine Feldflasche.

Hä? Erst stundenlang keine Pause und dann alle 15 Minuten? Als könne David nicht selbst entscheiden, wann er trinken will.
David vergisst das regelmäßige Trinken bei seiner Graberei. Und Herr Gärtners Verhalten sollte eine Andeutung für seine Zwanghaftigkeit und Kontrollsucht sein. Ich meine, wer stellt sich denn alle fünfzehn (!) Minuten den Wecker, um Wasser zu trinken? Das kenne ich nur von Menschen, die Medikamente nehmen müssen. Und selbst die haben in der Regel längere Zeitabstände dazwischen.

Kein Staubkorn zeigte sich auf der dunkelbraunen Auslegware, der Wohnzimmerschrank war mit Plastik überzogen. Es schmiegte sich eng um das Kirschholz. Die Bücher, Wimpel und gerahmten Bilder waren einzeln umspannt.
„Ist hygienischer“, sagte Herr Gärtner
.

Bin ich in einem Psychotext gelandet?
Ja.

Aber noch etwas kam ihm merkwürdig vor. Nachdem er sich kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, fiel ihm auf, was es war. Auf der Konsole stand ein Rasierpinsel, eine Dose Rasierschaum und ein Axe-Männerdeo. Daneben hingen Becher und Zahnbürste in einer Chromhalterung. Keine Schminksachen, keine Cremes, nichts, was auf eine Frau hingedeutet hätte. Im Schrank nur weiße Handtücher, in der Dusche ein Stück Kernseife.

Das verstehe ich auch nicht. Wieso soll das merkwürdig sein?
Weil nichts darauf hindeutet, dass er mit jemandem zusammenwohnt.

Edit: nachdem ich den Text zu Ende gelesen habe, verstehe ich den Ansatz. Das ist aber viel zu weit hergeholt. Es könnte ja nur ein Gäste-WC sein und sie haben noch ein anderes - behindertengerechtes - Bad, wo sie sich wäscht und duscht.
So weit finde ich das jetzt nicht hergeholt, aber das mit dem behindertengerechten Bad ist ein guter Vorschlag.

Die Stotterei sollte ja auch eine Bedeutung haben, ich kann sie aber nicht einordnen.
Sie soll das Ergebnis des schwierigen Verhältnisses zur Mutter sein.

Das Telefon klingelte. Katja. Er lief zur Balkonbrüstung.

Wieso ruft Katja bei Gärtners an? :confused:
Das ist bei David zu Hause. Er sieht vom Balkon in den Gemeinschaftsgarten hinunter.

Oh bitte, das ist doch Science Fiction oder zumindest Seltsam beim taggen.
Ist es. Ich hatte zunächst gar keinen tag gesetzt, und dann fanden wir, dass es auch nett sein kann sich überraschen zu lassen. Wenn die Geschichte zu den Kurzgeschichten vorschoben wird, werde ich sie aber mit Seltsam taggen.

Es gibt folgende Konflikte, die ich herausgelesen habe:

1. Katja (die Mutter) hat ein Problem mit ihrem Sohn. Was mit dem Vater ist - keine Ahnung.
Sie hat Anforderungen an ihn, die er niemals erfüllen kann.
2. David stottert.
3. David fühlt sich zu Frau Gärtner hingezogen.
4. David vermutet, Katja macht sich an Herrn Gärtner ran.
5. Frau Gärtner ist ein Roboter.

Für mich hat David ein Problem mit seiner Mutter. Sie sieht das gar nicht so, missbraucht ihn als Partnerersatz, was ich u.a. durch die extreme Eifersucht auf Frau Gärtner andeuten wollte, dass sie plötzlich wollte, dass er im Haus bleibt, nachdem sie gemerkt hat, dass er ständig bei den Nachbarn ist, ihn generell kontrollieren will, indem sie ihm ihr Essverhalten aufzwingt, ihre esoterische Weltsicht, die sie selbst so gar nicht ins tägliche Leben zu übertragen scheint und nicht zuletzt die Zusammenbrüche vor seinem Bett, wenn ihr mal wieder ein Mann abgehauen ist. MMn sind das genug Beispiele, die Davids Stottern nachvollziehbar machen. Er flüchtet sich - genau wie die Mutter - in eine Scheinwelt, indem er sich in einen Roboter verliebt, der nur nett lächelt und ihn ansonsten in Ruhe lässt. Ich habe lange überlegt, ob ich den Vater erwähnen soll. Raindog meinte, ich könne ihn ganz weglassen, ich selbst fand es aber wichtig, dass David sich nach seinem Vater sehnt und immer noch auf ihn wartet. Deshalb hat er sich in Herrn Gärtner einen Ersatz-Vater gesucht, der sich als genau so psychotisch entpuppt wie alle anderen in der Geschichte. (Außer Frau Gärtner vielleicht.)

Keiner der Konflikte ist für mich auch nur im Ansatz aufgelöst worden. Du hast dir als Autor viel zu wenig Gedanken um einen roten Faden gemacht, dir die Figuren nicht als Personen, so, wie sie in ihrem Leben stehen, vorgestellt.
Was die Personen angeht, verweise ich auf das, was ich eben geschrieben habe. Aber ich merke natürlich an den Kommentaren, dass das nicht hingehauen hat.

Entweder musst du dich mehr auf die Frau Gärtner fixieren, die kein Mensch ist - oder mehr auf David und sein Leben mit Katja und dem Umfeld. Da ist einfach viel zuviel Material angesprochen worden, was nicht verdaut worden ist.
Okay, das macht Sinn. Allerdings bin ich jetzt genau so verwirrt wie du mit dem Text. Kannst du mir vielleicht ein paar Textstellen zeigen, die ich noch vertiefen bzw. weglassen oder besser verknüpfen sollte? Einfach damit ich weiß, wo ich ansetzen soll.

Zudem fehlt grundsätzliches Wissen über das, was du geschrieben hast.
Das stimmt so nicht. Über Frau Gärtners Glaubwürdigkeit habe ich recht intensiv recherchiert und auch, was das oben bereits erwähnte Nitrat angeht. Lediglich mit den Samen habe ich danebengehauen, und das nicht zu knapp.

Ich habe keine Ahnung, wer das sein könnte. Jedenfalls jemand, der sehr jung ist.
Schönes Kompliment :D

Liebe bernadette,
ich würde zwar lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte mich über deinen Kommentar gefreut, aber weitergeholfen hat er mir auf alle Fälle.

Liebe Grüße von Chai

Werde mich morgen weiteren Kommentaren widmen. Euch allen noch einen schönen Abend!

 

In Bezug auf Science Fiction wollte ich nur kurz anmerken, dass diese Frau-Gärtner-Roboter in Japan und China bereits seit Jahren auf dem Markt sind.
Der verschwenderische Einsatz von Frischhaltefolie verdient bestimmt den Tag Seltsam, Frau Gärtner jedoch ist einfach real.

 

Hallo @feurig,
da hast du natürlich Recht. Frau Gärtner existiert längst, ich habe sie nach japanischem Vorbild erschaffen. :D Science Fiction ist das höchstens für uns hier, weil man immer noch davon ausgeht, dass die Frau am Empfang kein Roboter ist.

 

Lieber @Peeperkorn,
es freut mich sehr, dass du dich - trotz Zeitmangel - der Geschichte gewidmet hast und Potential darin siehst. Ja, der Aufbau scheint mir diesmal nicht so ganz gelungen zu sein, und ich kann mich erinnern, dass beim Spieltrieb eine ähnliche Kritik von dir kam. Entweder zu kurz oder zu überladen. Viel länger sollte es aber nicht werden, also werde ich bei der Überarbeitung versuchen, mich mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren, vertiefen und verdichten. Bin gespannt, was ich da noch draus mache. Die Ausgangslage sieht ja schon mal ganz gut aus, denn:

Zum einen finde ich die Figuren interessant und gut skizziert, die Mutter ist schon eine ziemliche Nummer, das mit dem Zettel zum Beispiel hat mir gefallen.
Danke, das erleichtert mich, denn ich hatte ein wenig Angst, die Figuren könnten zum leblosen Klischee verkommen. Gerade der Zettel war ein Experiment, das aber grundsätzlich gelungen zu sein scheint.

Also, das gäbe schon Stoff für eine spannende Geschichte und ich finde, da schreibt jemand, der/die Fantasie hat, auch mal quer denkt und ein Gespür hat für schrägen Stoff und schräge Figuren. Der Text ist zudem, was die Sprache betrifft, angenehm zu lesen.
Das ging natürlich runter wie Öl, aber offenbar ist meine Fantasie etwas mit mir durchgegangen. :D

Vieles wird angedeutet, wenig so richtig ausgearbeitet.
Ja, das ist das große Problem bei der Geschichte. Es schockt mich ja ein wenig, dass ich das selbst nicht gemerkt hab.

Es gibt keinen Hinweis darauf, dass der Gärtner und seine "Frau" erst kürzlich eingezogen sind. Auch dass der Gärtner seine "Frau" einfach draussen lässt, nichts von einem Unwetter ahnt, und erst, wenn es blitzt, umkehren will, fand ich wenig plausibel.
Da haste aber nicht aufmerksam gelesen. :) Katja fragt David gleich am Anfang, ob er die neuen Nachbarn gesehen hat. Das draußen lassen ... Hmja, da gab es vorher eine Stelle, an der Herr Gärtner an sein Barometer klopft und gesagt wird, es gäbe keine Aussicht auf Regen. Aber vielleicht reicht das nicht, zumal er ja sonst auch ein ganz Genauer ist, der immer auf Nummer Sicher gehen will. Und so ein teures Püppchen sollte man wohl bei keinem Wetter unbeaufsichtigt irgendwo rumsitzen lassen. Ich behalt's auf jeden Fall im Hinterkopf.

Liebe Grüße von Chai


Liebe @Maedy,
auch dir lieben Dank für's Mitraten und Kommentieren.

ja, etwas seltsam ist die Geschichte und ich bin mir nicht sicher, ob ich das Ende richtig verstehe.
Wie verstehst du es denn?

Nicht verstanden habe ich, warum er sich übergeben muss.
Ihm wird in dem Moment ja schon klar, dass Frau Gärtner ein Roboter ist, auch wenn er es später nicht mehr wahr haben will. Das Übergeben ist eine Reaktion auf seine Überforderung mit der Situation.

Es wird sehr viel beschrieben und dann kommt ein Ende, das sich zuvor nicht aufgebaut hat.
Dazu müsste ich jetzt wissen, wie du das Ende verstanden hast.

Guten Morgen lieber David,
meditiere über folgenden Satz ...

Warum soll er meditieren
Katja ist eine gnadenlose Esoterikerin, die ihrem Sohn ihre Weltsicht aufzwingen will. Und da muss er jeden Morgen über irgendeine Lebensweisheit meditieren.

Hoffentlich brach sie nicht wieder heulend vor seinem Bett zusammen.

Vor seinem oder dem des Mannes? Der Bezug ist nicht ganz klar.
Ja, das ist missverständlich, da hast du recht. Werde ich gleich ändern, dank dir.

Na ja, unterhalten hat es mich
Das ist ja schon mal was.

aber vom Hocker hat mich die Geschichte nicht gerissen
Das kann sich ja vielleicht noch ändern.

Liebe Grüße von Chai


Liebe @Shey,

Ich habe den Text mit gemischten Gefühlen gelesen.
So ging es den meisten :D

Ich weiß was du sagen willst, dennoch finde ich die Aussage irgendwie komisch, den Lachfurchen zieren eher die Partie um die Augen oder die Augenpartie, als das Auge selbst. Vielleicht kleinlich...
Hm. Ja, vielleicht. Ich habe zwar drüber nachgedacht, bin dann aber zu dem Schluss gekommen, dass die Lachfurchen ja praktisch auf der Augenpartie sind, also um die Augen herum. Man sagt ja auch: Falten um die Augen und nicht: Falten um die Augenpartie. Zumindest habe ich das noch nie gehört.

Es würde schön reichen, wenn das verwischt zu einem gewischt geändert werden würde,
Das wiederum übernehme ich sofort. Vielen Dank. Ich fand auch, dass das irgendwie verschwurbelt klang, bin aber nicht darauf gekommen, warum :bonk:

Die Stelle mit dem Buddeln und dem Schwindel und so hat mich ein wenig irritiert. Ich habe es so verstanden, dass David vonm arbeiten und der Hitze schwindelig wird, sein Kreislauf also nicht mehr so mit macht und in dem Moment, wo Frau Gärtner raus kommt, er sich mit neuer Kraft beflügelt fühlt.
Ja genau so war es gemeint. Aber ich kann deine Irritation verstehen. Das ist sicher einer der Punkte, die nur angerissen, bzw. überflüssig sind, wenn sie für den Verlauf der Geschichte keine Bedeutung haben. (Gott, jetzt schreibe ich mir schon dasselbe, was ich sonst unter die Geschichten anderer schreibe.) Jedenfalls zeigt mir das mal wieder, wie wichtig so ein Blick von außen sein kann. Und du hast natürlich absolut recht. Was soll der Schwindel ...

Wieso tut er das, was strahlt sie aus das er sich mit seinen 15 Jahren (darauf würde ich ihn schätzen) so zu einer fremden und augenscheinlich älteren Frau hingezogen fühlt. Okay sie hat vielleicht wohlgeformte Beine aber das alleine reicht doch nicht, um solche Gefühle auszulösen.
Och, sag das nicht … Aber ich weiß schon, was du meinst. In meiner Vorstellung sollte David sogar noch etwas jünger sein, dreizehn. Und es ist das erste Mal, dass eine "Frau" solche Gefühle bei ihm auslöst, die sich dann bis zur Besessenheit steigern. Schwierig wird es natürlich, wenn Frau Gärtner als Figur so rein gar nichts hergibt. Ich meine, außer schönen Beinen und nettem Lächeln ist da ja nichts. Den Rest dichtet David in sie hinein. Er hat eben einen etwas … na ja ... eigensinnigen Geschmack. Aber schon klar, ich verstehe das vollkommen. Man möchte als Leser natürlich nachvollziehen können, was/wer und warum so heftige Gefühle ausgelöst werden. Man könnte es so verstehen, dass sie sich wunderbar als Projektionsfläche eignet, weil sie eben leer ist. Keine Persönlichkeit. David kann also alles mögliche in ihr sehen. Und sie ist das Gegenteil seiner Mutter, eine Erholung für ihn.

Dann finde ich es befremdlich, dass er seine Mutter bei ihrem Vornamen anredet. Ich weiß das es Familien oder Kinder gibt, die das so machen, aber ich kann dem nichts abgewinnen. Allerdings unterstreicht es in diesem Fall natürlich die Distanz zwischen den beiden.
Ich kann dem auch nichts abgewinnen, liebe Shey. Und die Distanz unterstreicht es nur für David, Katja denkt, sie kommt ihm dadurch näher, will lieber Freundin als Mutter sein.

Die Szene mit dem alten Mann auf dem Rasnemäher, ist für mich irgendwie überflüssig. Von mir aus könnte es weg und die Geschichte beginnt direkt an der Stelle, wo David die Bifi unter seinem Bett her zieht und dann zum Fenster geht und die Nachbarin sieht.
Das hat Raindog auch schon vorgeschlagen. Danke für den Tip, behalte es im Hinterkopf.

So ganz überzeugt hat mich die Geschichte nicht.
Da habe ich mich mittlerweile dran gewöhnt :aua:

Da fände ich es schöner, wenn einige Aspekte, zum Beispiel die Zuneigung zu einer fremden,älteren Frau näher erläutert wird. Dieses ganze Baumgepflanze bräuchte es für mich auch nicht. Vielleicht reicht schon die Reperatur vom Fahrrad um ihn in ihren Bann zu ziehen oder so.
Die Stelle mit der Zigarette, ist auch ein wenig verloren.
Ich denke da könnte man ggf auch noch mehr rausholen. Vielleicht die Ziagrette nutzen um zu den Nachbarn zu gehen und sich gleichzeitig gegen seine Mutter aufzulehnen, weil sie es nicht mag?
Danke, das hilft mir sehr. So habe ich gleich ein Bild vor Augen, wo ich ansetzen könnte mit Streichen und Verdichten.

Vielen lieben Dank für den ausführlichen Kommentar.

Grüße von Chai

 

Liebe Chai

Da haste aber nicht aufmerksam gelesen.
Ach je, peinlich. Ich kann mich daran erinnern, den Text extra auf einen Hinweis durchsucht zu haben, aber offenbar nur in den ersten Abschnitten. Zwei Erklärungen, die vielleicht interessant sein können: 1. Ich hätte als Autor vermutlich früher einen Hinweis gesetzt (keine Kritik, nur eine Feststellung). 2. Das Rasenmähen weckt in mir automatisch die Vorstellung, dass die betreffende Person schon länger dort wohnt. Zunächst richtet man sich ein, zwei Wochen später mäht man den Rasen. Schon verrückt, wie die eigenen Vorstellungen die Wahrnehmung steuern, bis hin zum Überlesen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Realität ist nur eine Illusion, Zeit ist nur eine Illusion, alles was wir haben, ist das Hier und Jetzt.

Sie erzählte, dass Herr Gärtner sofort zurück wollte, als die ersten Blitze vom Himmel zuckten. „Die ganze Zeit hat er davon geredet, dass er seine Frau retten muss. Er war richtig manisch.“ Auf der Autobahn hätte er die Kontrolle über den Wagen verloren und wäre in die Leitplanke gekracht. Jetzt läge er auf der Intensivstation des Kreiskrankenhauses. Sie wurde weiß unter ihrer Sonnenbräune, schüttelte den Kopf und murmelte: „Ich weiß überhaupt nicht, was er an der findet, die sagt doch nie was.“

Du kannst ja ganz schön romantisch sein,

liebe Chai,
denn der „ideale“ Mensch taucht als Automat - soweit ich weiß- in der Romantik auf - etwa bei E. T. A. Hoffmann – um im künstlichen Menschen die (fehlerbehaftete) Schöpfung nachzubessern. Aber hier weiß der „Gärtner“ als „Schöpfer“ der „perfekten“ Frau, ist das „Ideal“ zusammengedampft für den Kleinbürger: Immer ruhig da sitzend, vor allem also nicht widersprechend, dass ich bedauernd hinzufügen muss: Leider nicht staubwischend, saugend und putzend, nicht mal kochend, einkaufend usw.

Einfach bis zum Moment des gelüfteten Geheimnisses nur anwesend.

Quasi eine unvollendete Schöpfung, die ja selbst in der Genesis durch das verführte Weib als Verführerin ihr Ende fand und das Leben fortan in Schweiß baden lässt.

Die stumme und perfekteFrau – ein Fetisch,
wie auch der perfekte Kerl - will ich mal behaupten ...

Flusenlese

Er schloss sogar kurz die Augen, aber als er sie öffnete, saß sie unverändert da, während sich die Weidenzweige seicht im Wind wogen.
Nee, da wird nix „gewogen“ („wiegen“ als starkes Verb), entweder „wiegte“ („wiegen“ als schwaches Verb) der Wind die Zweige hin und her oder die Zweige „wogten“ („wogen“ wie die Wogen, das Wasser) hin und her ...

Katja schirmte die Augen mit der Hand ab und reckte den Hals so weit, als wolle sie den Kopf durch die Scheibe stecken.
Besser in dieser unwirklichen Situation Konjunktiv irrealis „als wollte sie den Kopf ...“

Hier

Er sprang auf, griff nach dem Spaten und grub weiter, als gälte es einen Wettbewerb zu gewinnen.
gelingt es doch!

Herr Gärtner goss David Kaffee aus einer Thermoskanne ein und gab ihm einen Strohhut, weil es bald heiß werden würde.
Warum diese gezwirbelte Doppelung von „werden“? Und nicht das schlichte Futur I, „weil es bald heiß wird“? Dieses Futur ist in seiner binären Wertigkeit offen genug, denn entweder es wird heiß oder eben nicht (ganz so heiß).

Er erklärte, dass die Baumwurzeln überschüssiges Nitrat aus dem Boden aufnähmen und welche Bäume in Japan wuchsen, in Australien und China, aber David …
Indirekte Rede, also besser Konj. I und der Witz in diesem Fall liegt darin, dass „dass“ Konstruktionen indikativ daherkommen und für „aufnehmen“ Indikativ = Konj. I ist, „dass die Baumwurzeln Nitrat aus dem Boden aufnehmen und ...“

Als der Pick Up um die Ecke bog, zog sich der Himmel zu.
Pick-up

„Ich hab ständig versucht, dich zu erreichen.“
Komma weg!, da sonst das komplexe Prädikat „zu erreichen versuchen“ zerschlagen würde.
(vgl. Duden | Komma; und zu komplexen Prädikaten vergleiche etwa: Komplexe Prädikate

Hier z. B. folgstu – ob bewusst oder nicht, wurscht – der Regel

„Lass mich durch“, sagte er und versuchte sie von der Wohnungstür wegzuschieben.
oder auch weiter oben
Dann begann er die Abstände für die Bäume auszumessen.

Wie dem auch sei: Gern Gelesen vom

Friedel,
der Dich in dem Text auch nicht näherungsweise vermutet hätte ... und so fern von Vorderindien ...

 

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