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Copywrite Dieses Haus ist nicht sicher

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07.09.2014
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Dieses Haus ist nicht sicher

Das Scheppern folgt direkt auf das Schrillen der Türklingel. Ich schaue von meinen Vokabeln auf. Meiner Mutter ist das Küchenmesser aus der Hand gerutscht. Es liegt auf dem Fußboden, mit der Schneide nach oben.

Vorgestern ist ein neuer Mieter über uns eingezogen. Wir standen am Fenster, meine Mutter und ich, als der Umzugswagen mit dem Rad am Randstein entlangschrammte. „Da zieht ein Mann ein“, sagte meine Mutter, „ein Mann mit Schulden.“ Wir überlegten, welcher es sein könnte. „Der mit den roten Haaren, der ist es“, sagte sie. „Guck doch, der jetzt aus dem Auto aussteigt. Jetzt geht er ins Haus.“ Früher wollte ich auch das zweite Gesicht haben. Einmal hat meine Mutter nachts von Japan geträumt und von Rauch. Am nächsten Tag brachten sie Fukushima in allen Nachrichten.

Ich höre, wie meine Mutter die Kette vorlegt, bevor sie die Tür öffnet.
„Moin, moin!“, ruft er, und dass er Marco Schmidt heißt und frisch aus Köln hier hochgezogen ist. Ob wir am nächsten Tag für ein Stündchen zu einem Einstandssekt kommen wollen, auf gute Nachbarschaft. Meine Mutter sagt ja, okay und danke und noch etwas, was ich nicht verstehe, und dann schweigen sie. Vielleicht wartet er darauf, dass sie die Kette abnimmt. Schließlich sagt er: „Na, dann freu ich mich. Tschö, bis morgen!“
Als ich in den Flur komme, hören wir, wie er nebenan klingelt.
„Warum hast du ja gesagt?“, frage ich, aber sie macht „Psst“ und steht mit dem Ohr an der Tür. Man hört Frau Yildiz lachen und „Herzelig willkommen!“ sagen.
„Warum hast du ja gesagt?“, flüstere ich, während sie mich in die Küche zurückschiebt. „Gehen wir hin?“
„Ich denke nicht“, sagt sie.

Aber als ich am nächsten Tag aus der Schule komme, hat meine Mutter eine Bluse angezogen. Wir gehen spät los, damit schon welche da sind, wenn wir kommen.
Während ich ihr die Treppe hinauf folge, sehe ich, dass an ihrem Hinterkopf die Haare auseinanderfallen. Man müsste einen Kamm nehmen und einmal vorsichtig über die Haare gehen, das Nest in ihrer Frisur schließen. Bei jeder Stufe muss ich hinstarren.

Wir sind die Einzigen. „Das kapier ich nicht“, sagt er. „Die von gegenüber haben gesagt, sie wissen nicht, ob sie's schaffen. Aber sonst haben alle zugesagt.“
Meine Mutter betritt das Wohnzimmer, als ob sie von hinten geschoben wird. „Trinkst du denn schon Sekt, Mia?“, fragte er mich und zwinkert mir zu.
„Nein“, sage ich, „ich bin erst vierzehn.“
„Für Sie einen?“
Meine Mutter nickt zögernd und er nimmt die Flasche vom Tisch. Überall stehen kleine Schalen mit Krackern und Chips, auch auf den Umzugskartons. Die Möbel sind zum Teil schon aufgebaut, sie sehen neu aus und ich denke an den Lärm über unseren Köpfen die letzten Tage.
„Komisch, dass sonst keiner gekommen ist“, sagt er zu meiner Mutter. „Woran kann das liegen?“ Sie zuckt mit den Schultern.
Ich räuspere mich. „Vielleicht haben die gedacht: ‚Ach, mir wird das zu viel und es sind ja genug andere da.'“
Er schaut mich an. „Tja.“ Draußen klappern Schritte und er horcht auf, aber das Geräusch entfernt sich wieder. Dann macht er sich daran, den Draht vom Sektkorken aufzudrehen. Sein Handrücken ist mit Sommersprossen gesprenkelt. Als er den Korken umfasst, sieht meine Mutter hin, als wolle er etwas erwürgen. Am liebsten möchte ich wieder nach unten gehen und meine Hausaufgaben machen.
„Und für dich eine Cola?“, fragt er. Ich schaue zu meiner Mutter und nicke. Manchmal macht es klick bei ihr. Dann lächelt sie und redet mit den Leuten. Zum Beispiel beim Einkaufen oder beim Elternsprechtag. Aber jetzt macht es nicht klick und nach kurzer Zeit unterhält er sich nur mit mir, fragt nach der Schule und meinen Hobbys und ich sage, dass ich in die Achte gehe und viel lese. Ich sage nicht, dass ich gerne Hausaufgaben mache, das ist nicht normal für ein Mädchen in meinem Alter. Meine Mutter scannt den Raum aus den Augenwinkeln und schweigt. Also rede ich von Sunny, meinem Meerschweinchen. Ich erzähle ihm, wie ich mit Bauklötzen einen Irrgarten für Sunny baue und dass ich Gras für sie rupfe als Belohnung im Ziel. Er lacht. Ich könnte ihn fragen, warum er hierher gezogen ist, in diese Wohnung. Vielleicht hat er irgendwo eine Ex-Frau, mit leerem Gesicht und einem rothaarigen Baby im Arm. Ob er wohl Unterhalt zahlt?
Bei meiner Mutter hat es immer noch nicht klick gemacht. Sie trinkt kleine Schlucke von dem Sekt und schaut den Stuhl gegenüber an, als ob da einer sitzen würde. Meine Cola ist so süß, dass sich alles in meinem Mund zusammenzieht. Marco Schmidt lauscht schon wieder Richtung Tür und fährt sich durch die Haare. Dann lacht er auf.
„Ich hab' ein neues Spielzeug. Ist natürlich Killefitz. Sie kennen das Teil sicher aus der Werbung.“ Er zeigt auf ein weißes, rundes Plastikding auf dem Fußboden.
Wir haben keinen Fernseher und schütteln den Kopf.
„Was hören Sie denn für Musik?“, fragt er. „Sagen Sie mal was. Oder du, Mia, sag mal, hast du eine Lieblingsband?“ Ich will erst mit dem Kopf schütteln, aber dann nenne ich einen von den Namen, die bei uns durch die Klasse schwirren. Er spricht ganz deutlich: „Alexa: spiele was von Justin Bieber.“

Als ich bei meiner Mutter im Bauch war, hat sie mir immer Pippi Langstrumpf vorgelesen, und seit ich auf der Welt bin, lesen wir jeden Abend etwas von Astrid Lindgren. Mama sagt, das ist der schönste Teil des Tages.
Im Moment ist wieder „Wir Kinder aus Bullerbü“ dran. Sunny sitzt auf meinem Schoß und ich kraule sie unterm Kinn. Mama verliest sich heute ständig, überspringt Wörter, ganze Zeilen. Dann schlägt sie das Buch zu. „Ich hätte den Sekt nicht trinken sollen.“
„Aber wie die Alexa die Witze erzählt hat, das war gut“, sage ich.
„Nein“, sagt sie, „das war nicht gut.“

Sie öffnet die Tür, bevor ich aufschließen kann, drängt mich mit meiner Schultasche ins Wohnzimmer und legt den Finger an die Lippen. Ich weiche zurück, sie riecht nach Schweiß, beinahe muss ich würgen.
„Ganz leise sein“, flüstert sie.
„Wieso denn?“
„Dieses Gerät da oben. Das hat der nicht zum Spaß.“
„Alexa?“
„Pssst, nicht den Namen sagen. Das weckt es doch.“
„Mama, wir sind viel zu weit weg.“
„Das glaubst du. Das glaubst auch nur du.“
„Müssen wir jetzt immer flüstern?“
Wir zucken zusammen, als es oben poltert.

Vor dem Einschlafen denke ich an den Mann über uns, an seine sommersprossigen Hände, solange, bis ich wieder wach bin. Ich schiebe meine Bettdecke herunter und streife mein T-Shirt hoch bis unters Kinn. Seit Weihnachten wölbt sich etwas Festes unter meinen Brustwarzen, es wächst und manchmal fühlt es sich an wie eine Krankheit. Heute Nacht lege ich meine Hände über die kleinen Hügel und verberge sie vor ihm, vor dem Gerät, das für ihn alles aufnimmt, was in unserer Wohnung passiert. Ich weiß, dass ich lüge, jetzt in diesem Moment.

Aus unserer Wohnung dringen schleifende Geräusche. Ich stehe vor der Tür und lausche. Als ich den Schlüssel ins Schloß stecke, ruft meine Mutter, „Moment!“ Es rumpelt und als sie öffnet, steht da eine Leiter. Ihre Haare kleben auf der Stirn und sie atmet schwer. Aber sie lächelt.
„Fliegennetze“, flüstert sie und zeigt auf die Rolle am Boden. Sie hat begonnen, sie unter der Decke zu befestigen, mit Reißzwecken. „Gut, dass du da bist. Du kannst mir die Bahnen anreichen.“
Abends zündet sie Kerzen an. Sie zieht die Vorhänge zu und verbietet mir, Licht zu machen. Er soll nicht sehen, dass wir zu Hause sind.
„Du bist doch immer da“, sage ich. Selbst die Einkäufe lässt sie neuerdings kommen. Aber heute ist etwas mit ihr passiert und ich hoffe, es ist etwas Gutes.
„Komm, ich zeig dir was.“ Sie lacht geheimnisvoll. Über meinem Bett hängt ein Regenschirm, den sie von innen mit Alufolie beklebt hat. Ich traue mich nicht, zu ihr hinzuschauen. Vielleicht weiß sie, dass ich letzte Nacht an Marco Schmidt gedacht habe. Aber sie kichert schon wieder. Als sie abends vorliest, spiegelt sich das Kerzenlicht im Schirm und sie flüstert mit glänzenden Augen: „Ist das nicht romantisch? Jetzt ärgert er sich.“ Sie sieht aus wie ein Gespenst. Nein. Wie ein Engel.

Später bleibe ich eine Weile auf dem Rücken liegen. Wie ein Ufo hängt der Schirm über mir. Darüber tastet etwas, will zu mir durch. Ich stelle mich auf das Bett und versuche den Schirm beiseite zu ziehen, ihn mit dem Knauf am Regal hinter meinem Bett abzustützen. Vergeblich, er rutscht immer ab. Frustriert lege ich mich wieder auf den Rücken. Rutsche etwas tiefer, bis mein Unterleib unter dem Schirm hervorguckt und decke mich auf. Sofort pocht es zwischen meinen Beinen. Vielleicht hat er Alexa direkt über meinem Bett auf den Fußboden gestellt. Wenn ich an seine Hände denke, wird das Pochen stärker. Auch, wenn ich an seine Stimme denke. „Mia“, sagt er, „erzähl einen Witz.“
Da löst sich der Schirm und fällt mir mit dem Knauf ins Gesicht, auf den Knochen unter mein Auge. Ich schreie. Meine Mutter steht sofort im Zimmer. Ist sie gar nicht weggewesen? Als sie mich in den Arm nimmt, kann ich nicht mehr aufhören zu weinen und sie schwört immer wieder, dass sie mich beschützen wird.

In der Schule sitze ich neben Janina.
„Nee“, sagt sie, „meine Eltern sagen, son Mist kommt ihnen nicht ins Haus. Wir wollen uns ja nicht die Bude verwanzen.“
Timo beugt sich rüber: „Wir haben eins. Du musst mal zu der sagen: Alexa, Selbstzerstörung, mach das mal.“
„Wir haben ja gar keins, aber der, der über uns wohnt.“ Ich habe mir die Worte genau überlegt. „Meine Mutter meint, dass es vielleicht irgendwie schädlich ist.“
„Du meinst, wegen Strahlung und so?“ Timo schüttelt den Kopf. „Dann kannst du gleich einpacken. Überall sind Strahlen.“
„Meine Mutter meint mehr sowas wie, dass er uns damit abhören kann.“
Janina und Timo gucken sich an und mir wird ganz heiß.
„Ausschließen kann man das nicht,“ sagt Janina langsam, „aber man soll sich da nicht so reinsteigern. Meine Meinung. Ist ja ne Wand dazwischen.“
„Ruf doch mal ganz laut: Alexa, Selbstzerstörung!“ Timo grinst und zwinkert Janina zu.

Sie ist nicht da. Auch nicht im Bett. Es ist lange her, dass ich alleine in unserer Wohnung gewesen bin, eigentlich gar nicht mehr, seit meine Mutter die Rente bekommt. Im Topf schwimmen ein paar kalte Kartoffeln, aber ich habe sowieso keinen Appetit. Ich setze mich mit meinen Hausaufgaben direkt ans Fenster, stehe aber gleich wieder auf, um nochmal im Schlafzimmer nachzusehen. Vielleicht habe ich sie übersehen, sie ist so klein und schmal, meine Mutter, vielleicht hat sie sich die Decke über den Kopf gezogen und ist in einer Falte verborgen. Ihr Bett ist leer. Auf dem Nachttisch liegt alles durcheinander, Tabletten, eine Rolle Alufolie, Stifte, bekritzelte Zettel, die ich versuche zu entziffern. Bis Sunny in meinem Zimmer quiekt. Schnell laufe ich zu ihr, nehme sie aus dem Stall und drücke sie an mein Gesicht. In diesem Moment dreht sich der Schlüssel im Schloss.
„Wo warst du?“, schreie ich. Dann erst sehe ich, wie schwer sie trägt und wie heftig sie atmet. Sie lässt die Tüten fallen, legt den Finger an die Lippen und deutet nach oben.
„Ich habe noch mehr Fliegengitter besorgt. Und Alufolie“, flüstert sie, während sie sich auf den Stuhl fallen lässt. „Und ich hab dir ein Fischbrötchen mitgebracht.“
„Und du?“, sage ich. „Was hast du gegessen?“ Eine Mutter sollte mehr wiegen als die Tochter.
„Leise!“ Sie sticht mit dem Finger mehrmals heftig Richtung Decke.
„Mama, ich finde, wir sollten uns da nicht so reinsteigern. Meine Meinung.“
Sie lacht hart auf. Dann beugt sie sich vor. „Weißt du, was heute morgen passiert ist?“
„Was denn?“
„Auf einmal ging der Herd an. Einfach so.“
„Vielleicht haben wir ihn ja angelassen.“
Sie schüttelt langsam den Kopf. „Der Schalter hat sich gedreht. Vor meinen Augen.“
„Mama!“
„Aber das ist nicht das Schlimmste.“
„Was ist das Schlimmste?“, flüstere ich.
„Du bist zu jung, du unterscheidest noch gar nicht, was du selber denkst und was dir überspielt wird. Ich spüre das genau. Seine Gedanken sind pelzig und machen ein kratziges Gefühl in der Kehle.“
Ich schlucke krampfhaft. „Was denn für Gedanken?“
Sie schüttelt den Kopf. „Du schläfst heute Nacht bei mir.“
„Bei dir? Aber ...“
„Weißt du nicht mehr, was letzte Nacht passiert ist?“
„Was soll denn da passiert sein?“
Sie stutzt und spricht ganz langsam. „Mia, hast du das mit dem Schirm vergessen?“
„Schirm?“ Mir wird übel.
Sie schnappt nach Luft.
„Wie er heruntergefallen ist? Oder, besser gesagt, heruntergefallen worden ist.“
“Ach das! Natürlich weiß ich das noch. Heute hat mich doch jeder wegen meinem Auge gefragt.“ Ich habe gesagt, dass mir ein Buch aus dem Regal ins Gesicht gefallen ist. Ein dickes Buch von Astrid Lindgren.
Meine Mutter schüttelt den Kopf.
„Du hattest es vergessen. Er hat es gelöscht.“
„Nein, natürlich erinnere ich mich. Glaubst du mir etwa nicht?“ Ich schreie fast und wieder sticht sie nach oben mit ihrem Finger und macht ein böses Gesicht.
„Merkst du wie das kratzt?“ Sie greift sich an den Hals, ihre Augen, wie zwei dunkle Murmeln. War sie dabei, als ich nachts den Schirm weggeschoben habe?
„Ich meine nur, weil die Frau Nannsen damals gesagt hat, ich soll in meinem eigenen Bett schlafen. Um selbständiger zu werden.“
„Das ist doch jetzt eine völlig andere Situation.“ Auf einmal sieht sie ganz klein aus und ich schäme mich, weil ich weiß, dass sie vor der Nannsen Angst hatte. Aber sie wird mich in meinem Bett schlafen lassen.
Mama, nimmst du noch die Medizin? Nein, das frage ich nicht. Ich erzähle von dem Zettel, der unter der Hausordnung hängt. „Dieses Haus ist nicht sicher.“
Sie nickt: „Siehst du, da sind andere auch schon drauf gekommen. Mach dir keine Sorgen. Wir sind nicht allein. Es wird eine Austreibung stattfinden.“

Ich bin das stärkste Mädchen der Welt. Ich drücke lange auf den Klingelknopf, sehr lange. Als er öffnet, rufe ich: „Es ist aus, Marco Schmidt! Her mit Alexa!“ Er steht da, mit offenem Mund. Ich stoße ihn beiseite. Er versucht, Alexa zu aktivieren. Ihr Lichtring kreiselt und kreiselt. Ich schmeiße sie aus dem Fenster. „Nein!“, schreit Marco Schmidt, aber sie explodiert schon in der Luft. Das Gesicht meiner Mutter entspannt sich. Über meinem Bett ist die Zimmerdecke mit Alufolie beklebt. Ich liege auf dem Bettvorleger, die Hand zwischen den Beinen. Marco Schmidt hält mich ganz fest und schließt meine Finger mit Gewalt um Alexa. „Nimm sie“, sagt er und lacht. Ihr Lichtring kreist und ich stülpe mich um wie ein Handschuh. Meine Haut liegt innen, zuckend. Es ist das schönste Gefühl, dass ich jemals hatte.

Als es an der Tür klingelt, mache ich gerade Mathe. Ich bleibe sitzen, ohne mich zu bewegen und halte die Luft an. Es klingelt wieder. Schließlich schleiche ich zum Schlafzimmer.
„Mama, es hat geklingelt.“
Meine Mutter läuft seit gestern in Zeitlupe. Ihre Augen schauen an mir vorbei, ohne zu zwinkern. Jetzt dreht sie sich langsam weg.
Jemand ruft von draußen. Eine Frau. Ich schließe schnell die Schlafzimmertür und mache auf. Draußen steht Frau Yildiz.
„Hallo Mia. Ist deine Mutter da? Ich würde gern mal mit sie sprechen.“
Ich schüttele den Kopf.
„Meine Mutter ist nicht da. Kann ich ihr etwas ausrichten?“
„Was ist mit dein Auge passiert?“
„Ein Buch, aus dem Regal, ist blöd gefallen.“
„Oje. Pass auf, sag deine Mutter, ich hab jetzt schon dreimal die Treppe gemacht und sie hat in ihre Woche nichts gemacht. Das finde ich nicht in Ordnung.“ Sie zögert. „Oder ist sie krank?“
„Nein nein, alles gut. Ich mache die Treppe. Heute noch. Entschuldigung.“
Ich schließe die Tür vor ihrem Gesicht.

Während ich den Lappen über dem Eimer auswringe, kommt er die Treppe hinauf. Ich wringe und wringe. Seine Füße treten in mein Blickfeld und ich presse die letzten Tropfen aus dem Lappen.
„Na, du bist ja fleißig dabei. Und jetzt muss ich hier noch durchlaufen“, sagt er.
„Macht nichts“, murmele ich.
Er bleibt immer noch stehen. Also richte ich mich auf, werfe den Lappen auf den Boden und schiebe den Schrubber hinein.
„Mia“, sagt er, „warum hängst du da unten diese Zettel auf?“
„Was für Zettel?“
Er hält mir mein Papier vor die Nase. Ich sehe vorbei.
„Das war ich nicht.“
„Doch, warst du. Du bist gesehen worden. Gestern. Warum ist das Haus nicht sicher? Was meinst du damit?“
Ich nehme den Eimer und drehe mich weg.
„Mia!“
„Das war nur Spaß.“
Meine Hände zittern, als ich unsere Wohnungstür aufschließe.
„Sowas ist doch nicht lustig. Mia warte.“
Schnell drücke ich mich durch den Türspalt, obwohl das Wasser schwappt und der Schrubber hängen bleibt. Er soll das Fliegengitter nicht sehen. Dann bleibe ich mit klopfendem Herzen stehen und lausche, bis er die Treppe hinauf geht. Er hat meinen Namen noch einmal gerufen. Ich verwahre ihn für heute Nacht.

Sunny frisst gar nichts von meinem Gras. Stattdessen dreht sie sich um und beißt mich in den Finger. Dann versteckt sie sich. Ich suche sie überall, aber sogar ihr Stall ist weg.
„Mama, Sunny hat mich gebissen!“ Im Schlafzimmer riecht es nach Schweiß. Meine Mutter öffnet langsam die Augen. Ich schreie so lange, bis sie mich ansieht. Ihre Stimme klingt dumpf, als läge sie in einem dunklen Keller. „Hast du das immer noch mit Sunny? Ich dachte, die Zeiten wären vorbei.“ Ich krabble zu ihr ins Bett, dränge mich ganz dicht an ihren Rücken, an das bisschen Knochen, was sie ist, und berichte ihr genau, wie weh es getan hat.
„Mama, ich blute“, sage ich, „Mama, ich muss zum Arzt. Mama!“

 
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Hallo Chutney,
du schreibst einfach schön, so viele farbige Einzelheiten, die mich dazu bringen, Mia und Mama, uuuaa, wie das schon klingt, wie vereinnahmend, leibhaftig vor mir zu sehen. Ich hab deine Geschichte sausaugerne verfolgt und bin dran geblieben und hab mich einfangen lassen und mich gefragt, wie du das wohl auflösen wirst.
Gut fand ich die Idee, sozusagen die Coabhängigkeit Mias mit ihrer Pubertät und ihrer Sexualität zu verbinden. Statt diese schönen neuen Gefühle einfach so genießen zu können, verschlingen sie sich zu einem Knoten von Genuss und Lust einerseits und andererseits Scham, Schuld und Heimlichkeit. Und das Verhältnis zu ihrer Mutter, ich finde, das hast du unheimlich gut und klar gestaltet.
Ja, ich bin echt dran geblieben, bis ... ja, ich hab auch so kleine Irritationen im Text aufgenommern und für mich registriert, die in unterschiedliche Richtungen gehen können, sehr spannend sowas, und dann kam der letzte Absatz und ich fühl mich wie ein Luftballon, der immer mehr anschwillt und dann platzt er, weil einer einfach reinpiekst.
Ich verstehe das Ende nicht. Es geht mir da ähnlich wie in der Geschichte von @TeddyMaria , die ich auch schön geschrieben fand, aber gleichzeitig so unnötig. Warum der ganze Aufwand für dieses Ende?

Gut, hier ist es ein bisschen anders. Ich muss gestehen, ich kapiere einfach nicht, was los ist. Und hab immer das Gefühl, ich hab im Text was übersehen. Ja, das Mädchen hat selbst den Zettel aufgehängt, hat also den Wahn der Mutter übernommen. Aber es gibt ja auch immer wieder ihre Gegenwehr. Gut, den Zettel fand ich zwar also komisch, weil es mir sehr überraschend vorkam, dass sie ihn aufhängt und wie es sich auflöst:

Ich erzähle von dem Zettel, der unter der Hausordnung hängt. „Dieses Haus ist nicht sicher.“
Hier klingt das so, dass ein anderer den Zettel aufgehängt hat.
„Was für Zettel?“
Er hält mir mein Papier vor die Nase. Ich sehe vorbei.
Hier ist es gleich ihr Papier. Du spielst mit einem unzuverlässigen Erzähler und klar kann und soll man das so machen, dass sich im Nachhinein rausstellt, es ist ihr eigener Zettel. Nur wirkte mir das auch hier schon zu wenig eingebettet und man könnte es vielleicht ein bisschen geschickter lösen. Besser gefiel es mir dann, dass sie das Aufhängen zugibt und es als einen Spaß abtut.
Also: Man kann sich ja überlegen, dass Mia den Zettel aufhängt, weil für sie das Leben mit der Mutter, überhaupt Mias persönliche Situation höchst unsicher ist: Lavierend zwischen den Anforderungen einer kranken Mutter, ihrer Angst, dass andere mitkriegen, wie die Mutter drauf ist, Angst um den Verlust der Mutter, Gegenwehr gegen die Mutter und Versuche, Eigenständigkeit zu entwickeln und sich gegen die Mutter zu behaupten, erste zarte Gefühle, die sie in diesem Umfeld verunsichern. Der Zettel als so eine Art Hilferuf. Hat auch eine Logik.

Und dann der letzte Abschnitt. Das passt für mich überhaupt nicht zusammen. Die Mutter reagiert so völlig anders als sonst. So burschikos. Passt überhaupt nicht zu dem sonstigen Szenario. Wenn du das so intendiert hattest, dass Mama so reagieren kann, weil Mama jetzt endlich wieder ihre Mia nah bei sich hat und für die Mutter die Rolle wieder stimmt, dann muss ich sagen, dass es von der Logik der Geschichte her zwar passt und auch eine gute Auflösunǵ wäre. Aber es ist so derartig abrupt und ruckelig, dass ich erst mal ganz kurz dachte, die Mia hat sich das Meerschweinchen oder Hamster, also ich meine Sunny, nur eingebildet, sie hat sich den Wahn der Mutter nur eingebildet und ist selbst paranoid und die Mama die eigentlich normale. Einfach deswegen, weil die Mutter so supercool reagiert. Dass das natürlich nicht sein konnte, ist und war natürlich klar, ich erzähle es nur, weil das Benehmen der Mutter an der Stelle so abrupt kommt.
Also ich würde den letzten Abschnitt einfach ein bisschen mehr verzahnen, damit klarer wird, wohin du mit deiner Geschichte steuern willst. Warum gibt Mia auf, warum geht sie zur Mutter ins Bett? Natürlich war Schmidts Aufdeckung, dass sie den Zettel geschrieben hat, höchst peinlich. Aber offensichtlich nicht so peinlich, dass sie das Rufen ihres Namens nicht bewahren will. Für sie Nacht. das klingt recht selbstbewusst. Der Text gibt als Grund, dass Mia zur Mutter geht, an, dass Mia sozusagen von ihrer eigenen Brut, Sunny, gebissen wird. Der Hamster, der halt das nicht will, was Mama Mia von ihm will. Er hat keinen Bock auf Gras und beißt, um sich durchzusetzen und Mia abzuweisen. Das ist natürlich sehr symbolisch. Aber die Übereinstimmung ist andererseits auch sehr technisch. Klar hast du Andeutungen gemacht, dass Mia zu Sunny ein besonderes Verhältnis hat. er tröstet sie. Aber Haustiere sind oft für Kinder ein Trost. Das ist kein Hinweis darauf, dass Mia ähnlich besitzergreifend reagieren muss wie ihre Mama. Also wie gesagt, einfach zu wenig verzahnt, warum Mia zur Mutter geht, warum Sunnys Biss sie so getroffen hat. Warum Mama so cool ist am Schluss. Ich könnte es mehr genießen, wenn ich noch mehr von dem Übergang spüren würde, warum Mia an dieser Stelle ihre Gegenwehr lässt.

Bis demnächst, Chutney, viele Grüße.

 

Hallo liebe @Chutney,
leider habe ich momentan wenig Zeit und wollte erstmal nur kurz was zum Kommentar von @Novak sagen. Also ich hatte das so verstanden, dass Mia hin-und hergerissen ist zwischen Schuldgefühlen und Unverständnis der Mutter gegenüber. Sie weiß einerseits, dass mit ihr (der Mutter) etwas nicht stimmt, will aber trotzdem loyal bleiben, deshalb steigt sie in dieses Spielchen mit ein und hängt die Zettel auf. Vielleicht, um der Mutter ein gutes Gefühl zu geben oder damit sie endlich Ruhe gibt. So würde ich das interpretieren.
Das Ende verstehe ich so, dass die Mutter auf starke Medikamente gesetzt wurde, nur noch in Zeitlupe rumschleicht und ihr alles egal ist. Zeitgleich zeigt es für mich auch ihre Egozentrik, nämlich, dass die Realität und die Probleme anderer völlig unwichtig für sie sind.

Mir hat der Text auch sehr gut gefallen, Chutney. Demnächst mehr.

Liebe Grüße, Chai

 

Danke, @Chai es stimmt, dass die Mutter Tabletten nimmt und zunehmen aktionsunfähig wird. Die Sorgen von Mia um die Mutter nehmen zu. Das habe ich so verstanden und gelesen. Das ändert aber nichts daran, dass ich den letzten Abschnitt nicht gut eingearbeitet finde. Es liegt vielleicht daran, dass das mit dem Hamster so stark betont wird.
Lieben Gruß

 

Liebe @Chutney,

das ist ein Text, der mir sehr gut gefällt, der sehr liebevoll und mit Feingefühl gemacht ist.
Aber das überrascht mich nicht, das kenne ich nicht anders von dir.

Du übernimmst die Mutter aus der Ursprungsgeschichte mit ihrer Angststörung. Der Erzähler wechselt das Geschlecht und bekommt zudem die interessante Komponente der erwachenden Sexualität, was der Geschichte noch mal einen besonderen Kick verleiht.

Die junge Mia fühlt sich zu dem neuen Mieter hingezogen. Logisch, er hat ihr bei der Einzugsfeier die volle Aufmerksamkeit geschenkt. Kann ich mir vorstellen, dass das Interesse eines erwachsenen Mannes einige Gefühle und Fantasien bei einer Pubertierenden auslöst.
Soweit ist alles klar. Dann beginne ich zu rätseln und natürlich zu interpretieren.

Der Zettel im Eingangsbereich „Das ist kein sicheres Haus“ muss eine tiefe Symbolik haben, sonst hättest du ihn nicht als Titel gewählt.
Mia meint damit:
Die Witze erzählende Alexa ist gefährlich, weil sie durch den Fußboden Menschen belauschen und beeinflussen kann, ganz im Sinne ihres Besitzers.
Den neuen Mieter Marco Schmidt, der in ihr fremde Gefühle weckt, ihre sexuelle Fantasie anregt, sie sogar vernascht (Im Traum?).
Ihre eigene Mutter, die ein Unsicherheitsfaktor im Leben Mias ist, die jeden Moment durchdrehen kann, wenn sie ihre Medikamente nicht schluckt. Mia würde alleine bleiben.

Warum hängt Mia den Zettel auf?
Ein einziger Hilfeschrei! Sie hat Angst vor dem Unbekannten, dem Ungewissen, vor sich selbst?

Liebe Chutney, du merkst schon, es fällt mir nicht schwer, Erklärungen zu finden für die unausgesprochenen Dinge deines Textes.
Wie weit ich damit auch nur in die Nähe deiner Intention komme, kannst nur du wissen.

Sie klingt dumpf, als läge sie in einem dunklen Keller. Ich kuschel mich ganz dicht an ihren Rücken, an das bisschen Knochen, was sie ist, und berichte ihr genau, wie weh es getan hat. „Ach Mia, du spinnst ja“, sagt meine Mutter.
Da hat mein Verstand gestreikt und ich dachte, sie erzählt der Mutter nicht vom Biss des Meerschweinchens, sondern von den Schmerzen, die sie beim Geschlechtsakt mit Marco hatte (ob nun Realität oder Einbildung).

Und ja, bevor du fragst, ich habe heute schon meine Medizin genommen. :lol:

Am liebsten wäre es mir, du würdest erst mal nicht auf meine kruden Vermutungen eingehen, zumal sie nur ein erster grober Eindruck sein sollen. Beim nächsten Lesen ändere ich möglicherweise meine Sicht.
Und: andere Leser, anderen Konklusionen.

Beide Geschichten, auch die von @TeddyMaria, hab ich mit großem Interesse gelesen und für beide gilt: :thumbsup:

Liebe Grüße von peregrina

 

Hallo @Chutney

eine vergleichsweise komfortable Situation, wenn man sich zurücklehnen kann und sich in aller Ruhe anschauen kann, was die anderen so machen. (zumal meine eigene Geschichte bisschen Ruhe braucht).

Mm, was schreibe ich zu deinem Text? Feine Gefühlsverästelungen, ein Dickicht aus Ungesagtem, als Rätsel angelegt. Warum so viele Rollenprosa aus Sicht eines Kindes oder einer Jugendlichen schreiben, darüber kann ich nur mutmaßen, schätze, da lassen sich Narrative unterbringen, die Leser*nnen mögen, sich erinnern. Viel interessanter hätte ich die Perspektive der Mutter empfunden. Oder eingestreut auch die des neuen Mieters. Sie handelt widersprüchlich, ambivalent.
Sprachlich hast du das gut gelöst, Botschaften zwischen die Zeilen gestreut, auch wenn ich mir an der einen oder anderen Stelle einen frischeren, rotzigen, dem Alter deiner Protagonistin angepassten Tonfall wünschte.
Und zum Titel: he, ehrlich, solange du ein Handy hast, einen einigermaßen modernen Fernseher, Laptop, andere Zapfstellen, brauchst du dich nicht vor Alexa fürchten. Die ist harmlos. Die Ausspähung kannst du nicht mit diesen süßen Netzen verhindern. Da musste ich echt lachen!

Früher wollte ich auch das zweite Gesicht haben. Einmal hat meine Mutter nachts von Japan geträumt und von Rauch. Am nächsten Tag brachten sie Fukushima in allen Nachrichten.
mm, eine eher lustige Stelle, hoffentlich gewollt so. Lottozahlentraum klappt leider nicht, mm? :lol:

Während ich ihr die Treppe hinauf folge, sehe ich, dass an ihrem Hinterkopf die Haare auseinanderfallen. Man müßte einen Kamm nehmen und einmal vorsichtig über die Haare gehen, das Nest in ihrer Frisur schließen. Bei jeder Stufe muss ich dahinstarren.
sehr umständlich ausgedrückt, würde ich kürzen, von dem Lockennnest sprechen. Und dem Kamm.

Heute Nacht lege ich meine Hände über die kleinen Hügel und verberge sie vor ihm, vor dem Gerät, dass für ihn alles aufnimmt, was in unserer Wohnung passiert. Ich weiß dass ich lüge, jetzt in diesem Moment.
theatrsalisch, aber ein sehr starkes Bild

Jetzt ärgert er sich.“ Sie sieht aus wie ein Gesp ... ein Engel.
kannst du ruhig ausschreiben.

„Du bist zu jung, du unterscheidest noch gar nicht, was du selber denkst und was dir überspielt wird. Ich spüre das genau. Seine Gedanken sind pelzig und machen ein kratziges Gefühl in der Kehle.“
Ich schlucke krampfhaft. „Was denn für Gedanken?“
Sie schüttelt den Kopf. „Du schläftst heute Nacht bei mir.“
und ein Kitzeln zwischen den Beinen, oder? Überspielt klingt merkwürdig. Aber auch eine wirklich gute Stelle. :Pfeif:

Ich schmeiße sie aus dem Fenster. „Nein!“, schreit Marco Schmidt, aber sie explodiert schon in der Luft. Das Gesicht meiner Mutter entspannt sich. Über meinem Bett ist die Zimmerdecke mit Alufolie beklebt. Ich liege auf dem Bettvorleger, die Hand zwischen den Beinen. Marco Schmidt hält mich ganz fest und schließt meine Finger mit Gewalt um Alexa. „Nimm sie“, sagt er und lacht. Ihr Lichtring kreist und ich stülpe mich um wie ein Handschuh. Meine Haut liegt innen, zuckend. Es ist das schönste Gefühl, dass ich jemals hatte.
„Hallo Mia. Ist deine Mutter da? Ich würde gern mal mit sie sprechen.“
:thumbsup::Pfeif:

Er hat meinen Namen noch einmal gerufen. Ich verwahre ihn für heute Nacht.
beste Stelle:Pfeif:

liebe Grüße aus dem Bad Schwalbacher Nachgrillabend
Isegrims

 

Hallo @Chutney

es wurde ja bereits genug Textkramerei betrieben, daher gehe ich direkt auf die Geschichte ein (eigentlich war die Geschichte zu gut und zu fesselnd, als dass ich mich ablenken lassen wollte, um auf Grammatik und Zeichesetzung zu achten)

Sprachlich 1A
Keine Sekunde langweilig
Tolle Bilder
Die Personen sind voll drin, bildich, persönlich.. Wundervoll!

Zwei Anmerkungen :


„Was ist mit deinem Auge passiert?“
Unsere Frau Yildiz würde:
"Was ist mit dein' Auge passiert?"
sagen


Draussen steht Frau Yldiz.
Yildiz? Oder nicht?

Habe ich sehr gern gelesen, obwohl ich die ursprüngliche Geschichte noch nicht kenne, hat das alles für mich gut zusammen gepasst.

Tolle Unterhaltung.
Viele Grüße
Napier

 

"Die Paranoia ist der Schatten der Erkenntnis."
Adorno/Horkheimer: Dialektik der Aufklärung

Ich erzähle von dem Zettel, der unter der Hausordnung hängt. „Dieses Haus ist nicht sicher.“
Sie nickt: „Siehst du, da sind andere auch schon drauf gekommen. Mach dir keine Sorgen. Wir sind nicht allein. Es wird eine Austreibung stattfinden.“

Hm, vllt. lieg ich falsch,

liebe Chutney,

aber ich glaube, dass ich meinen ersten Kom zu Marias Geschichte nahezu blind und nur gering modifiziert übernehmen kann. Nicht, dass ich meine Faul- oder Trägheit für eine besondere Fähigkeit hielte bzw. sie vorbildlich fände, aber er passt weitestgehend – der Komm, denn schon allein zu glauben, dass man beobachtet und abgehört werde, kann den Keim zum Verfolgungswahn legen, umso erstaunlicher, als die modernen Kommunikationssysteme ihre Sammelwut nur selten ausgebremst bekommen oder ein Geheimnis daraus machen. Interessant (und keineswegs unwichtig) wäre zu wissen, ob Mutter und Tochter in der Geschichte dennoch Handy und PC nutzen.

Im Grunde leben wir immer noch im Dorf mit seiner sozialen Kontrolle. Nur dass man im Dorf seinen Nachbarn kennt ...

Das Gehirn muss unheimlich schnell arbeiten, um Gedanken und unser kommunikatives Handeln zu steuern und die Hirnscans der Neurobiologie stehen noch am Anfang, dass die titelgebende Maschine TeddyMarias einstweilen Fiktion und im Keller bleibt ... Alexa aber (und nicht zu vergessen, der Kühlschrank, der seinem Besitzer quasi vorgibt, was er zu holen habe) sind Realität und werden trotz aller Paranoia genutzt.

Und auch mein Schlusssatz passt noch immer

Aber eines ist sicher, wie wir aus unserer eigenen Geschichte wissen: Verfolgungswahn ist ansteckend.

Puh, die Flusenlese ist gewaltig (Konzentrationsprobleme?)

such erst einmal alles mit „ß“ oder „ss“ raus, denn hatte ich zunächst den Eindruck, „daß“ Du in alte Schreibweise verfällst, „mußte“ ich mich schnell selbst belehren – es wirkt willkürlich. Gib einfach das „ß“ in die Suchfunktion ein und es müsste beginnen mit

Man müßte einen Kamm nehmen und … / Draussen klappern Schritte und er horcht auf, aber … /
Als er den Korken umfaßt, sieht … / als ich den Schlüssel ins Schloß stecke, ruft / … direkt über meinem Bett auf den Fussboden gestellt. / Du mußt mal zu der sagen: Alexa: / In diesem Moment dreht sich der Schlüssel im Schloß. / Sie läßt die Tüten fallen, legt den Finger an die Lippen und deutet nach oben. / Und Alufolie“, flüstert sie, während sie sich auf den Stuhl fallen läßt. /Jemand ruft von draussen.
(Möglich, dass ich einige übersehen hab, solltestu mit der Suchfunktion nach „ß“ nochmals abklappern ...)

Es liegt auf dem Fußboden, mit der Schneide nach oben.
Warum das Komma?


Ob wir am nächsten Tag für ein Stündchen zu einem Einstandsekt kommen wollen, …
besser mit Fugen-s „Einstandssekt“
Man hört die Frau lachen und „Herzelig willkommen!“KOMMA sagen.

Meine Mutter betritt das Wohnzimmer, als ob sie von hinten geschoben wird.
„als ob“ leitet meistens eine unbestimmte, oft unwirkliche Phase ein. Besser hier Konjunktiv II „geschoben würde“

... und ich denke an den Lärm über unseren Köpfen, die letzten Tage.
Warum das Komma?

'Ach, mir wird das zuviel und es sind ja genug andere da.'
„zu viel“ i. d. R. auseinander, nur als Substativ „Zuviel“

Sie trinkt kleine Schlucke von dem Sekt und schaut den Stuhl gegenüber an, als ob da einer sitzt.
s. o.

Ich weißKOMMA dass ich lüge, jetzt in diesem Moment.
Ich stelle mich auf das Bett und versucheKOMMA den Schirm beiseite zu ziehen,

„Mama, ich finde, wir sollten uns da nicht so reinsteigern. Meine Meinung“ Sie lacht hart auf.
Abschlusszeichen ...
„Was ist das Schlimmste?“KOMMA flüstere ich.
„Du schläftst heute Nacht bei mir.“
erstes t weg!

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch einen angeehmen Restsonntag wünscht!

 

Liebe @Chutney ,

weißt du was? Besonders gut hat mir gefallen, dass du die Geschichte in den Alltag einer Mutter - Kind-Beziehung gestellt hast. Da ist genug Sprengkraft darin, auch ohne Verschwörungstheorien.

Ich sehe hier eine schwierige Mutter, die offensichtlich psychische Probleme hat.

. Manchmal macht es klick bei ihr. Dann lächelt sie und redet mit den Leuten.

Als ich bei meiner Mutter im Bauch war, hat sie mir immer Pippi Langstrumpf vorgelesen, und seit ich auf der Welt bin, lesen wir jeden Abend etwas von Astrid Lindgren. Mama sagt, das ist der schönste Teil des Tages.
Im Moment ist wieder „Wir Kinder aus Bullerbü“ dran. Sunny sitzt auf meinem Schoß und ich kraule sie unterm Kinn. Mama verliest sich heute ständig, überspringt Wörter, ganze Zeilen. Dann schlägt sie das Buch zu.

Die Kindheit wird zwanghaft verlängert. Immerhin scheint die Ich-Erzählerin bei ihren Altersgenossen ganz gut aufgehoben

Es ist lange her, dass ich alleine in unserer Wohnung gewesen bin, eigentlich gar nicht mehr, seit meine Mutter die Rente bekommt.

Da interessiert mich, was für eine Rente sie bekommt, doch wohl kaum eine Altersrente oder doch?

Vielleicht habe ich sie übersehen, sie ist so klein und schmal, meine Mutter, vielleicht hat sie sich die Decke über den Kopf gezogen und ist in einer Falte verborgen. Ihr Bett ist leer. Auf dem Nachttisch liegt alles durcheinander, Tabletten, eine Rolle Alufolie, Stifte, bekritzelte Zettel, die ich versuche zu entziffern.

So weit überzeugend. Eine Mutter, die Schwierigkeiten hat, ihr Kind loszulassen. Eine Symbiose, die der Tochter fast eine Beschützerrolle aufdrängt.

Während ich ihr die Treppe hinauf folge, sehe ich, dass an ihrem Hinterkopf die Haare auseinanderfallen. Man müßte einen Kamm nehmen und einmal vorsichtig über die Haare gehen, das Nest in ihrer Frisur schließen. Bei jeder Stufe muss ich dahinstarren.

Die Fluchtversuche bestehen in Schularbeiten machen und Fantasiewelten schaffen mit dem Meerschweinchen Sunny als Geschwisterersatz.

Und dann taucht der rothaarige Marco Schmidt auf und besetzt die Fantasie des Mädchens erst negativ, dann positiv.

Vielleicht hat er irgendwo eine Ex-Frau, die mit leerem Gesicht und einem rothaarigen Baby im Arm vor dem Haus steht, dass sie mal gemeinsam gekauft haben.

Ich liege auf dem Bettvorleger, die Hand zwischen den Beinen. Marco Schmidt hält mich ganz fest und schließt meine Finger mit Gewalt um Alexa. „Nimm sie“, sagt er und lacht. Ihr Lichtring kreist und ich stülpe mich um wie ein Handschuh. Meine Haut liegt innen, zuckend. Es ist das schönste Gefühl, dass ich jemals hatte.

Und nun nun nimmt die Abnabelung Fahrt auf. Oder doch nicht?

Sie sieht aus wie ein Gesp ... ein Engel.

Meine Mutter steht sofort im Zimmer. Ist sie gar nicht weggewesen? Als sie mich in den Arm nimmt, kann ich nicht mehr aufhören zu weinen und sie schwört immer wieder, dass sie mich beschützen wird. Ich bin so verwirrt.

Ich kuschel mich ganz dicht an ihren Rücken, an das bisschen Knochen, was sie ist, und berichte ihr genau, wie weh es getan hat. „Ach Mia, du spinnst ja“, sagt meine Mutter.

@Novak sieht einen Bruch in der Charakterisierung der Mutter. Ich habe es zunächst auch so gesehen. Aber dann erkenne ich in dem unterstrichenen Satz den verzweifelten Versuch der Mutter, die Rollen umzukehren, die "Deutungshoheit" über das unsichere Haus zurückzugewinnen.
Armes Mädchen, da hat es noch schwierige Jahre vor sich.

Eine eindrucksvolle Geschichte, liebe Chutney, da wäre die türkische Nachbarin vielleicht eine Hilfe ;).

Ein paar Fehlerchen müsstest du noch ausmerzen , aber die haben mich nicht gestört.

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Hey @Chutney ,

eigentlich sollte ich ja an meinem eigenen Kram basteln, aber ein bisschen bei den Mitschreibern gucken ist ja prinzipiell nicht schlecht.

Ich habe nicht viel, wurde ja schon eine Menge gesagt, deswegen eher Textkram.

Es liegt auf dem Fußboden, mit der Schneide nach oben.

Kann ein Messer mit der Schneide nach oben liegen? Es wird doch eher auf die Seite fallen. Ansonsten bräuchte es ja schon einen sehr breiten Griff oder ähnliches, dass es nicht kippt.

„Was hören Sie denn für Musik?“, fragt er. „Sagen Sie mal was. Oder du, Mia, sag mal, hast du eine Lieblingsband?“ Ich habe eine und er sagt ganz deutlich: „Alexa: spiele was von Justin Bieber.“

Also, dass sie Justin Bieber hört kann ich mir nur schwer vorstellen. Klar, sie ist nicht nur das unschuldige, vierzehnjährige Mädchen, dass gerne Hausaufgaben macht, aber Justin Bieber?

Abends zündet sie Kerzen an. Sie zieht die Vorhänge zu und verbietet mir, Licht zu machen. Er soll nicht sehen, dass wir zu Hause sind.

Das Zuziehen der Paranoia geht irgendwie sehr schnell. Ich fände es gut, wenn das Verhalten der Mutter wenigstens am anfang kurz so angeteast wird, dass ich das logisch finde. Beim zweiten Lesen hat es jetzt auch alles Sinn gemacht, weil ich die Mutter ja bereits kannte, aber das erste Mal ging das schon schnell.

Es ist lange her, dass ich alleine in unserer Wohnung gewesen bin, eigentlich gar nicht mehr, seit meine Mutter die Rente bekommt.

Bei einer vierzehnjährigen Tochter hätte ich die Mutter jetzt gar nicht mal so viel älter geschätzt, dass sie bereits Rente bezieht. Oder Frührente, eben auch, weil sie die starken Medikamente nehmen muss? Dann würde ich das vielleicht explizit schreiben.

Deine Geschichte hat mir gefallen. Ich kenne das Original nicht, dass werde ich die Tage nachholen müssen.

Liebe Grüße
Meuvind

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Chutney,

da bin ich jetzt aber gespannt! Und freue mich drauf ...

Früher wollte ich auch das zweite Gesicht haben.
Habe ich noch nie von gehört. Zweite Gesicht steht für Vorhersehung?

Ob wir am nächsten Tag für ein Stündchen zu einem Einstandssekt kommen wollen, auf gute Nachbarschaft.
Das ist ja nett. Das es so was noch gibt ...

„Gehen wir hin?“
„Ich denke nicht“, sagt sie.
:)

Man müsste einen Kamm nehmen und einmal vorsichtig über die Haare gehen, das Nest in ihrer Frisur schließen.
Oha, Tochter kümmert sich um Mama.

Wir sind die Einzigen. „Das kapier ich nicht“, sagt er. „Die von Gegenüber haben gesagt, sie wissen nicht, ob sie's schaffen. Aber sonst haben alle zugesagt.“
... Überall stehen kleine Schalen mit Krackern und Chips, auch auf den Umzugskartons.
Ja, so ist heutzutage. Ach, jetzt tut er mir leid.

Ich schaue zu meiner Mutter und nicke. Manchmal macht es klick bei ihr. Dann lächelt sie und redet mit den Leuten. Zum Beispiel beim Einkaufen oder beim Elternsprechtag. Aber jetzt macht es nicht klick ...
Okay-

Ich sage nicht, dass ich gerne Hausaufgaben mache, das ist nicht normal für ein Mädchen in meinem Alter.
Hehe

Vielleicht hat er irgendwo eine Ex-Frau, die mit leerem Gesicht und einem rothaarigen Baby im Arm vor dem Haus steht, dass sie mal gemeinsam gekauft haben.
Das sind sehr erwachsene Gedanken, aber ich schätze, sie ist sehr erwachsen für ihr Alter, wenn ich da so auf Mama gucke.

Ich habe eine und er sagt ganz deutlich: „Alexa: spiele was von Justin Bieber.“
:D

Als ich bei meiner Mutter im Bauch war, hat sie mir immer Pippi Langstrumpf vorgelesen, und seit ich auf der Welt bin, lesen wir jeden Abend etwas von Astrid Lindgren. Mama sagt, das ist der schönste Teil des Tages.
Ach Herr je. Brauchen die denn noch Bücher, oder können sie die alle schon auswendig? Und ist Mia nicht schon lange zu alt dafür? Aber sie macht das mit, sie gönnt ihrer Mutter diese eine Freude am tag. Krasses Kind.

„Dieses Gerät da oben. Das hat der nicht zum Spaß.“
„Alexa?“
„Pssst, nicht den Namen sagen. Das weckt es doch.“
„Mama, wir sind viel zu weit weg.“
„Das glaubst du. Das glaubst auch nur du.“
Okay, jetzt kommt das Original ins Spiel, nur ist der Apparat bei Dir eine viel konkreter, was ich gut finde.

Heute Nacht lege ich meine Hände über die kleinen Hügel und verberge sie vor ihm, vor dem Gerät, dass für ihn alles aufnimmt, was in unserer Wohnung passiert. Ich weiß, dass ich lüge, jetzt in diesem Moment.
Da schwankt sie nun, zwischen ihrer Welt und der vom Mama. Übrigens Mama Mia - da musste ich lachen, als ich mir der Gedanke kam. Und seitdem summt ABBA in meinem Kopf.

„Fliegennetze“, flüstert sie und zeigt auf die Rolle am Boden. Sie hat begonnen, sie unter der Decke zu befestigen, mit Reißzwecken. „Gut, dass du da bist. Du kannst mir die Bahnen anreichen.“
Ach Gottchen. Arme Mama. Arme Mia.

Abends zündet sie Kerzen an. Sie zieht die Vorhänge zu und verbietet mir, Licht zu machen. Er soll nicht sehen, dass wir zu Hause sind.
Wie kann er denn von Oben? Ach, Mensch. Mama hat es echt nicht leicht. Übrigens auch schön aus der Vorlage übernommen. Ist aber auch eine dankbare Figur, diese Mutter.

Aber heute ist etwas mit ihr passiert und ich hoffe, dass es etwas Gutes ist.
Armes Kind. Ach, ich könnt die beiden ständig in eine Decke wickeln. Ich bin ganz bei denen.

„Komm, ich zeig dir was(.)“, sie lacht geheimnisvoll.

Über meinem Bett hängt ein Regenschirm, den sie von innen mit Alufolie beklebt hat.
Ja, klar. Musste ja kommen.

Sie sieht aus wie ein Gesp ... ein Engel.
Ja, sie trägt ihr Los sehr, sehr tapfer und liebevoll.

Später bleibe ich eine Weile auf dem Rücken liegen. Wie ein Ufo hängt der Schirm über mir. Darüber tastet etwas, will zu mir durch.
What?!

Rutsche etwas tiefer, bis mein Unterleib unter dem Schirm hervorguckt und decke mich auf. Sofort pocht es zwischen meinen Beinen. Vielleicht hat er Alexa direkt über meinem Bett auf den Fußboden gestellt. Wenn ich an seine Hände denke, wird das Pochen stärker. Auch, wenn ich an seine Stimme denke. „Mia“, sagt er, „erzähl einen Witz.“
Okay, also nimmt sie doch über Alexa zu ihm "Kontakt" auf. Schräg. So ganz frei ist sie von den Gedanken ihrer Mutter nicht.

„Meine Mutter meint mehr sowas wie, dass er uns damit abhören kann.“
Janina und Timo gucken sich an und mir wird ganz heiß.
„Ausschließen kann man das nicht,“ sagt Janina langsam, „aber man soll sich da nicht so reinsteigern. Meine Meinung. Ist ja ne Wand dazwischen.“
Und wird es auch nicht.

Es ist lange her, dass ich alleine in unserer Wohnung gewesen bin, eigentlich gar nicht mehr, seit meine Mutter die Rente bekommt.
So schlimm ist also schon mit Mama. Au, au.

Vielleicht habe ich sie übersehen, sie ist so klein und schmal, meine Mutter, vielleicht hat sie sich die Decke über den Kopf gezogen und ist in einer Falte verborgen.
Toller Satz!

„Wo warst du?“, schreie ich. Dann erst sehe ich, wie schwer sie trägt und wie heftig sie atmet.
Man kann sich echt gar nicht vorstellen, es hier mit einem Kind zu tun zu haben. Aber ich kauf Dir die Kleine voll ab.

„Und du?“, sage ich. „Was hast du gegessen?“ Eine Mutter sollte mehr wiegen als die Tochter.
Da! Schon wieder. Eigentlich ein Wunder, dass bei der Mama eine solche Mia heranwächst.

„Mama, ich finde, wir sollten uns da nicht so reinsteigern. Meine Meinung“
:) Viele Grüße von Janina. Aber irgend woran muss sie sich ja klammern können. Und Janina ist sicher mehr Experte als Mama.

„Du bist zu jung, du unterscheidest noch gar nicht, was du selber denkst und was dir überspielt wird. Ich spüre das genau. Seine Gedanken sind pelzig und machen ein kratziges Gefühl in der Kehle.“
Ich schlucke krampfhaft. „Was denn für Gedanken?“
Sie schüttelt den Kopf. „Du schläfst heute Nacht bei mir.“
Oh, jetzt hat Mama sie echt erwischt.

„Du hattest es vergessen. Er hat es gelöscht.“
... War sie dabei, als ich nachts den Schirm weggeschoben habe?
Frage ich mich auch gerade.

Aber auf einmal sieht sie ganz klein aus und ich schäme mich, weil ich weiß, dass sie vor der Nannsen Angst hatte. Ich werde in meinem Bett schlafen.
Mama, flüstere ich, nimmst du noch die Medizin? Nein, das frage ich nicht.
Die ist so erwachsen, ey.

Ich erzähle von dem Zettel, der unter der Hausordnung hängt. „Dieses Haus ist nicht sicher.“
Von Mama?

Ich bin das stärkste Mädchen der Welt. Ich drücke lange auf den Klingelknopf, sehr lange. Als er öffnet, rufe ich: „Es ist aus, Marco Schmidt! Her mit Alexa!“ Er steht mit offenem Mund. Ich stoße ihn beiseite. Er versucht, Alexa zu aktivieren. Ihr Lichtring kreiselt und kreiselt. Ich schmeiße sie aus dem Fenster. „Nein!“, schreit Marco Schmidt, aber sie explodiert schon in der Luft. Das Gesicht meiner Mutter entspannt sich. Über meinem Bett ist die Zimmerdecke mit Alufolie beklebt. Ich liege auf dem Bettvorleger, die Hand zwischen den Beinen. Marco Schmidt hält mich ganz fest und schließt meine Finger mit Gewalt um Alexa. „Nimm sie“, sagt er und lacht. Ihr Lichtring kreist und ich stülpe mich um wie ein Handschuh. Meine Haut liegt innen, zuckend. Es ist das schönste Gefühl, dass ich jemals hatte.
Hola, jetzt gehts aber ab hier.

Meine Mutter läuft seit gestern in Zeitlupe. Ihre Augen schauen an mir vorbei, ohne zu zwinkern. Jetzt dreht sie sich langsam weg.
Okay-

„Oje. Pass auf, sag deine Mutter, ich hab jetzt schon dreimal die Treppe gemacht und sie hat in ihre Woche nichts gemacht. Das finde ich nicht in Ordnung.“ Sie zögert. „Oder ist sie krank?“
„Nein nein, alles gut. Ich mache die Treppe. Heute noch. Entschuldigung.“
Mia, Mia. Was kann ich Dir Gutes tun?

„NaKOMMA du bist ja fleißig dabei. Und jetzt muss ich hier noch durchlaufen“, sagt er.

„Mia“, sagt er , „warum hängst du da unten diese Zettel auf?“
... „Das war ich nicht.“
„Doch, warst du. Du bist gesehen worden. Gestern. Warum ist das Haus nicht sicher? Was meinst du damit?“
Warum denn Mia? Und wieso fühlt er sich angesprochen? Fühlt er sich angesprochen? Jedenfalls geht er dem nach und ich weiß nicht warum. Oder will er sich einfach um sie kümmern? Weil Mama bisschen schräg drauf ist, dass hat er ja mitbekommen.
Ich muss mal sagen, bisher war das in einem schönen Gleichgewicht - ihre Unsicherheit zwischen Mama glauben und nicht glauben. Ich weiß nicht, ob ich den Zettel mag.

Er soll das Fliegengitter nicht sehen.
Was ja ein Widerspruch ist ...

Er hat meinen Namen noch einmal gerufen. Ich verwahre ihn für heute Nacht.
:herz:

Als ich ihr von dem Biss erzähle, murmelt sie: „Hast du das immer noch mit Sunny? Ich dachte die Zeiten wären vorbei.“ Sie klingt dumpf, als läge sie in einem dunklen Keller.
Ja, sie redet auch so.

„Ach Mia, du spinnst ja“, sagt meine Mutter.
Ach, je. Mama im Pillennebel. Aber schräg, dass gerade aus dem kommt, dass Mia spinnt ;).

Tolle Geschichte! Ich mag den Zettel nicht, aber sonst ist das toll. Mia ist toll! Ihre Unsicherheit. Macht mich ganz fertig die Geschichte, das arme Kind! So eine richtige Chutney-Story. So viel Liebe in dem Text. Und sehr schön geschrieben. Und was ich auch gut finde, Alexa "hört ja tatsächlich so einiges ab". Insofern ist Alufolie zwar Quark, aber die Idee, Alexa dem Gedankenleseappartat entgegenzusetzen, finde ich super. Ich glaube, ist gut, dass das Teddy-Los auf Dich gefallen ist. Jedenfalls verdanke ich ihm diese Geschichte. Also emotional ist die richtig, richtig fett.

Beste Grüße, Fliege

Nachtrag: Lese gerade, dass es Unklarheiten wegen der Rente gibt. Also für mich war total klar, dass sie wegen ihrer psychischen Krankheit arbeitsunfähig ist.

 

Liebe Chutney,

das ist eine sehr gut erzählte, spannende und authentische Geschichte.

Einmal hat meine Mutter nachts von Japan geträumt und von Rauch. Am nächsten Tag brachten sie Fukushima in allen Nachrichten.
Das ist ein krasses Bild. Hat mich auch sofort in den Text gezogen.

Während ich ihr die Treppe hinauf folge, sehe ich, dass an ihrem Hinterkopf die Haare auseinanderfallen. Man müsste einen Kamm nehmen und einmal vorsichtig über die Haare gehen, das Nest in ihrer Frisur schließen. Bei jeder Stufe muss ich dahinstarren.
Das wirkt sehr authentisch nach einem psychisch/psychiatrisch "kranken" Menschen.

Überall stehen kleine Schalen mit Krackern und Chips, auch auf den Umzugskartons.
Ich finde, du schreibst wahnsinnig gute Szenen. Ich kann mir alle Figuren bestens vorstellen: Mia, ihre Mutter, den Rothaarigen. Auch durch solche Details - ich weiß genau, was für ein Typ das ist, der so etwas macht.

Als er den Korken umfasst, sieht meine Mutter hin, als wolle er etwas erwürgen.
Auch sehr krass. Ich finde, du hast die aufkeimende Psychose echt fast beängstigend gut getroffen.

Vielleicht hat er irgendwo eine Ex-Frau, die mit leerem Gesicht und einem rothaarigen Baby im Arm vor dem Haus steht, dass sie mal gemeinsam gekauft haben.
Ja, so stelle ich ihn mir vor. :D

Ich schaue zu meiner Mutter und nicke. Manchmal macht es klick bei ihr. Dann lächelt sie und redet mit den Leuten. Zum Beispiel beim Einkaufen oder beim Elternsprechtag. Aber jetzt macht es nicht klick und nach kurzer Zeit unterhält er sich nur mit mir, fragt nach der Schule und meinen Hobbies und ich sage, dass ich in die Achte gehe und viel lese.
Ja, sehr authentisch.

Vor dem Einschlafen denke ich an den Mann über uns, an seine sommersprossigen Hände, solange, bis ich wieder wach bin. Ich schiebe meine Bettdecke herunter und streife mein T-Shirt hoch bis unters Kinn. Seit Weihnachten wölbt sich etwas Festes unter meinen Brustwarzen, es wächst und manchmal fühlt es sich an wie eine Krankheit. Heute Nacht lege ich meine Hände über die kleinen Hügel und verberge sie vor ihm, vor dem Gerät, dass für ihn alles aufnimmt, was in unserer Wohnung passiert. Ich weiß, dass ich lüge, jetzt in diesem Moment.
Das ist so eine krasse Szene. Ich finde sie wirklich sehr stark. Ich weiß gar nicht warum und ich möchte auf eine Art auch nicht darüber nachdenken; es ist einfach ein sehr starkes Bild, wie das Mädchen dort im Bett liegt, diese "sexuelle" Vorstellung, die Paranoia, die von der Mutter auch auf Mia überschwappt und sie erreicht, obwohl sie nicht erkrankt ist; das sagt irgendwie eine Menge aus über die Figur

Als sie mich in den Arm nimmt, kann ich nicht mehr aufhören zu weinen und sie schwört immer wieder, dass sie mich beschützen wird. Ich bin so verwirrt.
Ja, sehr krass und gut. Ich will es nicht zu inflationär sagen, aber: authentisch.
Letzten Satz könntest du allerdings streichen.

„Du bist zu jung, du unterscheidest noch gar nicht, was du selber denkst und was dir überspielt wird. Ich spüre das genau. Seine Gedanken sind pelzig und machen ein kratziges Gefühl in der Kehle.“
Ja ja. So Zeug reden Schizophrene. Das ist beängstigend, traurig und ergreifend.

Mama, flüstere ich, nimmst du noch die Medizin? Nein, das frage ich nicht.
Mann, das Mädchen tut einem aber auch leid. Sehr schwierig für Kinder, da irgendwie heraus zu kommen, wenn Eltern psychiatrisch erkrankt sind, weil es so schwierig messbar bzw. so schwer zu greifen ist.

Ich hab das wirklich sehr gerne gelesen, Chutney. Ich erinnere mich auch an Marias Ursprungsversion, aber ich möchte da jetzt keine Vergleiche o.ä. ziehen. Ich erinnere mich, dass es ein sehr früher Text von Maria war, der mir aber im Kopf geblieben ist. Sehr innovativ von dir, den Gedankenleseapparat zu einer Alexa zu machen. Ja, ich finde, du schreibst verdammt schön, ich konnte mir wie gesagt Figuren und Szenen sehr gut vorstellen und es wirkte alles sehr authentisch und organisch auf mich. Nur das Ende hab ich nicht ganz verstanden: Wieso hängt Mia denn diesen Zettel auf? Oder wird sie auch paranoid? Das würde ich mir nicht wünschen. Das würde mich irgendwie hart deprimieren, ganz ernst. Hab ich was überlesen?
Chapeau!

Viele Grüße
zigga

 

Liebe @Novak,
ich habe mich so über deinen Kommentar gefreut, dass du es "sausaugern" :herz:gelesen hast und auch über deine wichtigen Anmerkungen zu dem Ende.
Der letzte Abschnitt hat auch andere irritiert. Jetzt hab ich ihn etwas verändert und vielleicht wird jetzt klarer, was ich gemeint habe. Ich sage weiter unten noch was dazu, aber vielleicht könntest du den Abschnitt vorher nochmal lesen, ohne Erklärung?

Gut fand ich die Idee, sozusagen die Coabhängigkeit Mias mit ihrer Pubertät und ihrer Sexualität zu verbinden. Statt diese schönen neuen Gefühle einfach so genießen zu können, verschlingen sie sich zu einem Knoten von Genuss und Lust einerseits und andererseits Scham, Schuld und Heimlichkeit. Und das Verhältnis zu ihrer Mutter, ich finde, das hast du unheimlich gut und klar gestaltet.
Ja, darum ging es mir im Wesentlichen. Vierzehn Jahre, ein Alter, wo man sowieso zwischen allen Stühlen steht, wo alles in Bewegung ist, wo die Sexualität erwacht und dazu eine Mutter, die schon immer labil war, die jetzt in eine Psychose hineinrutscht. Wie das in Mia auseinanderdriftet, die sehr vernünftigen Seiten, das ganz Kindliche, das erotische Erwachen und eben auch Strategien, die schon selber in so eine Realitätsferne driften.

Hier ist es gleich ihr Papier. Du spielst mit einem unzuverlässigen Erzähler und klar kann und soll man das so machen, dass sich im Nachhinein rausstellt, es ist ihr eigener Zettel. Nur wirkte mir das auch hier schon zu wenig eingebettet und man könnte es vielleicht ein bisschen geschickter lösen.
Ich wollte das ja schon immer mal mit dem unzuverlässigen Erzähler ausprobieren und hier sah ich meine Chance gekommen.;)
Und an der Stelle muss ich nochmal überlegen, ob ich es geschickter hinkriege. Ich will schon ganz klar machen, dass der Zettel von ihr stammt. Hm, mal sehen.

Also: Man kann sich ja überlegen, dass Mia den Zettel aufhängt, weil für sie das Leben mit der Mutter, überhaupt Mias persönliche Situation höchst unsicher ist:
Der Zettel als so eine Art Hilferuf. Hat auch eine Logik.
Ja, das war meine Absicht. Nach meiner Vorstellung tut sie das einfach aus einem Impuls heraus, nur halb bewusst. Sie ist ja die ganze Zeit am taktieren, verbergen, vorspielen.

Und dann der letzte Abschnitt. Das passt für mich überhaupt nicht zusammen. Die Mutter reagiert so völlig anders als sonst. So burschikos.
Das stimmt und das habe ich jetzt etwas verändert. Die Mutter ist schwerkrank, hat aber, als Mia mit dem Meerschweinchenthema kommt, durchaus einen lichten Moment, denn:
Aber es ist so derartig abrupt und ruckelig, dass ich erst mal ganz kurz dachte, die Mia hat sich das Meerschweinchen oder Hamster, also ich meine Sunny, nur eingebildet,
Genau das war meine Absicht. Wobei ich diese Einbildung weniger als wahnhaft sehe und auch nicht meinte, dass sie nun paranoid ist und die Mutter normal. Ich sehe das als Strategie Mias durch ihre Kindheit zu kommen. Tatsächlich gibt es das durchaus nicht so selten, dass Kinder sich Tiere einbilden, oder Wesen, die ihnen zur Seite stehen und davon auch im Brustton der Überzeugung erzählen. Das kommt auch bei psychisch sonst nicht auffälligen Kindern oder Familien vor. Mia ist natürlich dann doch zu alt, aber ich sehe es halt als ein Wiederkommen zu einem Zeitpunkt, wo sie durch die Krankheit der Mutter den Boden unter den Füßen verliert. Und am Ende der Geschichte nähert sich eben auch eine Kindheit ihrem Ende, die nie so wirklich eine war. Mia ist sicherlich viel gefährdeter als andere Kinder, psychisch krank zu werden, aber in welche Richtung das geht, wollte ich eben in der Schwebe lassen. Hier schreit sie jedenfalls kräftig um Hilfe und ich hoffe, das habe ich jetzt deutlicher gemacht. Dass sie zu ihrer Mutter ins Bett kriecht, habe ich nicht so sehr als ein "Aufgeben" gemeint, mehr so, dass sie die Mutter bedrängt, weil die ihr entgleitet.

Puh, ich spüre, dass da auch noch mehr Aspekte dazu gehören. Es war interessant für mich, mir selber nochmal klar zu werden, was ich da eigentlich wollte. Ich wollte kein großes Finale für die Geschichte, aber doch, dass man am Ende noch etwas Neues über Mia erfährt.

Liebe Novak, ich danke dir ganz herzlich für deinen tollen Kommentar und ja, ich freu mich schon sehr:read: auf demnächst.

Liebe Grüße von Chutney

Liebe @Chai ,

jetzt hat sich wahrscheinlich schon einiges mit meiner Antwort an Novak geklärt. Mich würde natürlich auch sehr interessieren, wie du das neue Ende empfindest.

Sie weiß einerseits, dass mit ihr (der Mutter) etwas nicht stimmt, will aber trotzdem loyal bleiben, deshalb steigt sie in dieses Spielchen mit ein und hängt die Zettel auf. Vielleicht, um der Mutter ein gutes Gefühl zu geben oder damit sie endlich Ruhe gibt.
Ich kann mir vorstellen, dass der Zettel im Moment des Aufhängens ein Hilferuf war, den sie sich sogar selber als Streich umgedeutet hat, dass sie den aber im Gespräch mit der Mutter so nutzt, wie du es interpretierst. Zu kompliziert?

Zeitgleich zeigt es für mich auch ihre Egozentrik, nämlich, dass die Realität und die Probleme anderer völlig unwichtig für sie sind.
Ich habe es mir so gedacht, dass die Mutter da wirklich in Richtung Stupor unterwegs ist. Dass es aber eben lichte Momente gibt, ausgelöst durch die Tochter.

Mir hat der Text auch sehr gut gefallen, Chutney. Demnächst mehr.

Dankeschön, Chai, ich bin gespannt!

Liebe Grüße von Chutney


Liebe @peregrina ,

ganz lieben Dank für deinen Kommentar!

das ist ein Text, der mir sehr gut gefällt, der sehr liebevoll und mit Feingefühl gemacht ist.
Oh, das freut mich!

Du übernimmst die Mutter aus der Ursprungsgeschichte mit ihrer Angststörung. Der Erzähler wechselt das Geschlecht und bekommt zudem die interessante Komponente der erwachenden Sexualität, was der Geschichte noch mal einen besonderen Kick verleiht.
In der Ursprungsgeschichte von @TeddyMaria hatte ich schließlich den Eindruck, dass die Angst der Mutter einen handfesten Grund hatte, dass es da wirklich was im Keller gab. Das wurde fast so surreal und war ja auch mit "seltsam" getaggt. Daraus habe ich nun versucht eine "Alltagsgeschichte" zu machen. Ja und mit dem Geschlechtswechsel, das hat schon beim letzten Copywrite mal gut geklappt.;)


Die junge Mia fühlt sich zu dem neuen Mieter hingezogen. Logisch, er hat ihr bei der Einzugsfeier die volle Aufmerksamkeit geschenkt. Kann ich mir vorstellen, dass das Interesse eines erwachsenen Mannes einige Gefühle und Fantasien bei einer Pubertierenden auslöst.
Ja, stimmt. Außer, dass er immer gehofft hat, dass noch mehr kommen.

Der Zettel im Eingangsbereich „Das ist kein sicheres Haus“ muss eine tiefe Symbolik haben, sonst hättest du ihn nicht als Titel gewählt.
Mia meint damit:
Die Witze erzählende Alexa ist gefährlich, weil sie durch den Fußboden Menschen belauschen und beeinflussen kann, ganz im Sinne ihres Besitzers.
Den neuen Mieter Marco Schmidt, der in ihr fremde Gefühle weckt, ihre sexuelle Fantasie anregt, sie sogar vernascht (Im Traum?).
Ihre eigene Mutter, die ein Unsicherheitsfaktor im Leben Mias ist, die jeden Moment durchdrehen kann, wenn sie ihre Medikamente nicht schluckt. Mia würde alleine bleiben.
Dreimal ja!:)

Da hat mein Verstand gestreikt und ich dachte, sie erzählt der Mutter nicht vom Biss des Meerschweinchens, sondern von den Schmerzen, die sie beim Geschlechtsakt mit Marco hatte (ob nun Realität oder Einbildung).
In der neuen Version sagt sie sogar, dass sie blutet. Erwachsen zu werden, besonders, wenn man vorher keine wirklich nährende Kindheit gehabt hat, ist schmerzhaft. Und der erste Geschlechtsakt wird ja durchaus mit "Erwachsenwerden" assoziiert. insofern ist dein Gedanke gar nicht so abwegig. Ich glaube aber, dass hier ganz viele Schmerzen und Ängste zusammenkommen, die sie hat.

Und ja, bevor du fragst, ich habe heute schon meine Medizin genommen. :lol:
:lol:

Am liebsten wäre es mir, du würdest erst mal nicht auf meine kruden Vermutungen eingehen, zumal sie nur ein erster grober Eindruck sein sollen.
Ich danke dir sehr, dass du so mutig deine kruden Vermutungen dagelassen hast, liebe peregrina.

Beide Geschichten, auch die von @TeddyMaria, hab ich mit großem Interesse gelesen und für beide gilt: :thumbsup:
Herzlichen Dank und bis bald!

Liebe Grüße von Chutney


Lieber @Isegrims ,

eine vergleichsweise komfortable Situation, wenn man sich zurücklehnen kann und sich in aller Ruhe anschauen kann, was die anderen so machen. (zumal meine eigene Geschichte bisschen Ruhe braucht).
Ich bin gespannt was daraus wird!:)

Feine Gefühlsverästelungen, ein Dickicht aus Ungesagtem, als Rätsel angelegt.
schön ausgedrückt!

Sprachlich hast du das gut gelöst, Botschaften zwischen die Zeilen gestreut, auch wenn ich mir an der einen oder anderen Stelle einen frischeren, rotzigen, dem Alter deiner Protagonistin angepassten Tonfall wünschte.
Nicht alle Vierzehnjährigen sprechen rotzig. Ich habe überlegt, ob ich sie "meine Mom" sagen lasse. Ich glaube, das ist momentan ziemlich vierzehnjährig. Aber ich habe es irgendwie nicht über mich gebracht.


Und zum Titel: he, ehrlich, solange du ein Handy hast, einen einigermaßen modernen Fernseher, Laptop, andere Zapfstellen, brauchst du dich nicht vor Alexa fürchten. Die ist harmlos. Die Ausspähung kannst du nicht mit diesen süßen Netzen verhindern. Da musste ich echt lachen!
Naja, es geht ja um psychische Krankheit, um ein Wahnsystem.

mm, eine eher lustige Stelle, hoffentlich gewollt so. Lottozahlentraum klappt leider nicht, mm?
Hier geht es mir darum, dass Mia noch halb glaubt, dass ihre Mutter hellseherisch ist. Ein Alter, in dem man den Eltern noch glaubt, Dinge übernimmt, aber auch schon beginnt, sie in Frage zu stellen.

sehr umständlich ausgedrückt, würde ich kürzen, von dem Lockennnest sprechen. Und dem Kamm.
Ja, das würdest du.:lol:

theatrsalisch, aber ein sehr starkes Bild
Danke

kannst du ruhig ausschreiben.
Ich hätte es am liebsten wie @Bas gemacht: Erst geschrieben und dann durchgestrichen

beste Stelle:Pfeif:
Danke

liebe Grüße aus dem Bad Schwalbacher Nachgrillabend
Oh, ich habe es vor Augen, wo ihr sitzt!

Vielen Dank, Isegrims und grüße die Glühwürmchen von mir!

Hallo @Napier,

wir kennen uns noch nicht und ich freue mich sehr, dass du vorbeigeschaut hast. Deine beiden Anregungen habe ich glatt übernommen. Dankeschön.:)

Sprachlich 1A
Keine Sekunde langweilig
Tolle Bilder
Die Personen sind voll drin, bildich, persönlich.. Wundervoll!
Wow, das ist ein tolles Kompliment, danke!

Habe ich sehr gern gelesen, obwohl ich die ursprüngliche Geschichte noch nicht kenne, hat das alles für mich gut zusammen gepasst.
Das freut mich und ich wünsche dir noch viel Spaß hier im Forum, Napier!

Herzliche Grüße von Chutney:)

 

Liebe Chutney, ich danke dir ganz herzlich für deine Antwort. Und natürlich habe ich sofort das neue Ende gelesen, und deine Erklärung erst danach. Wie du es gesagt hast. Das Ende ist jetzt viel viel deutlicher für mich geworden.
Und froh bin ich auch, weil meine Irritation jetzt einen Hintergrund hat, ich hatte quasi als erstes gedacht, dass Sunny eine Einbildung ist, weil ich die Mutter beim Wort genommen habe. Aber dann dachte ich, das macht die Chutney doch nicht, dass sie das so abrupt dreht, dass Mia jetzt sich einen Goldhamster einbildet. Also kams mir nur noch ruckelig vor.
Du hast natürlich recht, ich bin als alte Horrorfreundin natürlich gleich in die Wahnecke abgedreht und hab dadurch vielleicht was verpasst. Eingebildete Freunde können klar was ganz Normales sein. Allerdings bei jüngeren Kindern muss ich zu meiner Verteidigung sagen.
Nur noch einen schnellen Tipp: Ich würde noch mal alle Stellen mit Sunny überprüfen, dass niemand die beiden da zusammen gesehen hat. Und so Miniaturandeutungen, dass es Sunny geben, aber eben vielleicht auch nicht geben könnte, muss man einbauen. Andeutungen, die sich erst im Nachhinein erklären lassen, die aber von einer internen Logik sind. Ich habe jetzt keine Zeit mehr, aber vielleicht gucke ich morgen noch mal selbst. Finde ich gerade ausgesprochen spannend.
Bis bald
Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @Friedrichard ,

wie schön, dass du vorbeischaust. Du bringst immer noch mal einen anderen Blick rein und damit meine ich nicht nur den auf die Fehler.:shy:

aber ich glaube, dass ich meinen ersten Kom zu Marias Geschichte nahezu blind und nur gering modifiziert übernehmen kann.
Das stimmt und zeigt mir auch irgendwie, dass es wirklich ein Copywrite geworden ist.

Interessant (und keineswegs unwichtig) wäre zu wissen, ob Mutter und Tochter in der Geschichte dennoch Handy und PC nutzen.
Ehrlich gesagt, da habe ich mich ein bisschen drum herum gedrückt. Ich denke, solange die Mutter bestimmt, nutzen sie so wenig wie möglich, aber das eine Vierzehnjährige heute ohne Internet zurechtkommen könnte, allein schon schulisch, kann ich mir nicht vorstellen.
Klassisch kenne ich das, dass sich paranoide Ideen auf den Fernseher richten, da bieten sich die "neuen" Medien ja erst recht an.

Das Gehirn muss unheimlich schnell arbeiten, um Gedanken und unser kommunikatives Handeln zu steuern und die Hirnscans der Neurobiologie stehen noch am Anfang, dass die titelgebende Maschine TeddyMarias einstweilen Fiktion und im Keller bleibt ... Alexa aber (und nicht zu vergessen, der Kühlschrank, der seinem Besitzer quasi vorgibt, was er zu holen habe) sind Realität und werden trotz aller Paranoia genutzt.
Ja, es bot sich es gut an, Alexa als "Gedankenleseapparat" zu nehmen. Es braucht ja auch für eine Paranoia gerne einen realen "Haken" an dem sich das Ganze aufhängt.

Puh, die Flusenlese ist gewaltig (Konzentrationsprobleme?)
Gedankenbeeinflussung.:Pfeif:

Die Fehler habe ich schon ganz schnell korrigiert, habe deinen Rat mit "ß" und "ss" befolgt und hoffe, dass jetzt alles richtig ist. Vielen Dank, Friedl, für deine ganze Mühe.

Und herzlichen Dank für deine Ideen zu meinem Text!

Liebe Grüße von Chutney

Liebe @wieselmaus ,

weißt du was? Besonders gut hat mir gefallen, dass du die Geschichte in den Alltag einer Mutter - Kind-Beziehung gestellt hast. Da ist genug Sprengkraft darin, auch ohne Verschwörungstheorien.
Ja, dieser Aspekt hatte mich auch in der Geschichte von @TeddyMaria schon gepackt und war, zusammen mit der Alexa-Idee der Auslöser, sie zu nehmen.


Ich sehe hier eine schwierige Mutter, die offensichtlich psychische Probleme hat.
Ja, genau

Die Kindheit wird zwanghaft verlängert. Immerhin scheint die Ich-Erzählerin bei ihren Altersgenossen ganz gut aufgehoben
Ja, mit der Kindheit, das ist gut ausgedrückt. Und ich denke, die Mutter lebt da auch eine eigene "Heile-Welt-Sehnsucht".
Was die Altersgenossen betrifft, zumindest wird sie nicht gemobbt oder so. Ich sehe sie aber eher am Rande stehen. Sie überlegt auch, was sie sagt.

Da interessiert mich, was für eine Rente sie bekommt, doch wohl kaum eine Altersrente oder doch?
Nein, ich bin da schon von einer Vorgeschichte von psychischer Krankheit ausgegangen. Die Mutter bekommt die Rente und ist normalerweise medikamentös eingestellt. Vielleicht gab es auch mal in der Vergangenheit die Frage der Fremdunterbringung von Mia.

So weit überzeugend. Eine Mutter, die Schwierigkeiten hat, ihr Kind loszulassen. Eine Symbiose, die der Tochter fast eine Beschützerrolle aufdrängt.
Die Fluchtversuche bestehen in Schularbeiten machen und Fantasiewelten schaffen mit dem Meerschweinchen Sunny als Geschwisterersatz.

Und dann taucht der rothaarige Marco Schmidt auf und besetzt die Fantasie des Mädchens erst negativ, dann positiv.

Und nun nun nimmt die Abnabelung Fahrt auf. Oder doch nicht?
Ja, das habe ich alles so gemeint. Aber das mit der Abnabelung ist natürlich hier kompliziert.

@Novak sieht einen Bruch in der Charakterisierung der Mutter. Ich habe es zunächst auch so gesehen. Aber dann erkenne ich in dem unterstrichenen Satz den verzweifelten Versuch der Mutter, die Rollen umzukehren, die "Deutungshoheit" über das unsichere Haus zurückzugewinnen.
Armes Mädchen, da hat es noch schwierige Jahre vor sich.
Ich habe das Ende jetzt noch einmal verändert. Vielleicht ist jetzt klarer geworden, was ich meine? Die Situation spitzt sich zu, die Umgebung bekommt langsam auch etwas mit, Mias Hilferufe werden lauter. Irgendwie stelle ich es mir auch so vor, dass dieses eingebildete Meerschweinchen sie aus einer Kindheit wegbeißt, die nie wirklich eine war.

Eine eindrucksvolle Geschichte, liebe Chutney, da wäre die türkische Nachbarin vielleicht eine Hilfe ;).
Ja, möglicherweise. Ich habe mich extra für die Geschichte lange mit einem Freund unterhalten, der mit in die Wohnung geht, wenn es um mögliche Unterbringung nach PsychKG bei Eigen- oder Fremdgefährdung geht. Das sind schon auch die Nachbarn, die dann erstmal die Polizei rufen. Aber du meinst vielleicht auch als sozialer Kontakt für die beiden.

Ein paar Fehlerchen müsstest du noch ausmerzen , aber die haben mich nicht gestört.
@Friedrichard hat sich schon gekümmert.:herz:

Liebe @wieselmaus, ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut! :)

Liebe Grüße von Chutney

 

Lieber @Meuvind ,

auch dir herzlichen Dank für deine Überlegungen zu meiner Geschichte.

Kann ein Messer mit der Schneide nach oben liegen? Es wird doch eher auf die Seite fallen. Ansonsten bräuchte es ja schon einen sehr breiten Griff oder ähnliches, dass es nicht kippt.
Doch, ganz selten passiert es, dass ein Küchenmesser wirklich auf der Kante landet. Und ich habe mal von dem Aberglauben gehört, dass das Familienoberhaupt krank wird, wenn das passiert. Da ich schon davon ausgegangen bin, dass das eine ziemlich lokale Sache ist, habe ich gedacht, dass es zumindest wie ein Omen rüberkommt.


Also, dass sie Justin Bieber hört kann ich mir nur schwer vorstellen. Klar, sie ist nicht nur das unschuldige, vierzehnjährige Mädchen, dass gerne Hausaufgaben macht, aber Justin Bieber?
Guter Punkt. Ich gestehe, da bin ich ziemlich unbedarft. Hättest du irgendeine Idee, was besser zu ihr passen würde? Du bist auch an dem Alter näher dran. :D


Das Zuziehen der Paranoia geht irgendwie sehr schnell. Ich fände es gut, wenn das Verhalten der Mutter wenigstens am anfang kurz so angeteast wird, dass ich das logisch finde. Beim zweiten Lesen hat es jetzt auch alles Sinn gemacht, weil ich die Mutter ja bereits kannte, aber das erste Mal ging das schon schnell.
Das mit dem Kerzenschein geht wirklich schnell. Ich finde ihr Verhalten bei dem Marco Schmidt zwar auch schon ziemlich strange, aber ich behalte die Stelle mal im Auge.

Bei einer vierzehnjährigen Tochter hätte ich die Mutter jetzt gar nicht mal so viel älter geschätzt, dass sie bereits Rente bezieht. Oder Frührente, eben auch, weil sie die starken Medikamente nehmen muss? Dann würde ich das vielleicht explizit schreiben.
Ich dachte, dass das so nach und nach deutlich wird. Die psychische Störung ist ja hier schon klar und später kommt das mit den Medikamenten noch. Wenn ich Mia das explizit denken lasse, wirkt es doch sehr als Info für den Leser. Aber vielleicht fällt mir noch was Raffiniertes ein, denn da stutzten doch noch andere.

Deine Geschichte hat mir gefallen. Ich kenne das Original nicht, dass werde ich die Tage nachholen müssen.
Es gibt verdammt viel zu tun diese Tage ...

Lieber @Meuvind, wenn ich nicht irre, dann sehen wir uns nächstes Wochenende bei @greenwitch . Ich freue mich schon riesig, mit euch nochmal mündlich das ganze Copywrite durchzuhecheln.

Vielen Dank dir und herzliche Grüße von Chutney


Liebe @Fliege,

was für ein detaillierter Kommentar. Als wenn ich dir vorlese und dabei deine Reaktionen sehen kann. Herzlichen Dank!

Habe ich noch nie von gehört. Zweite Gesicht steht für Vorhersehung?
Für Hellsichtigkeit meine ich. War auch ein bisschen inspiriert von @TeddyMaria s magischer Seite. Ich kenne Menschen mit Psychose als recht sensibel, meistens auch sehr sanft. Die kriegen schon viel mit. Das Mia ihre Mutter solche hellseherischen Fähigkeiten zuschreibt, sehe ich als eine gewisse Idealisierung. Wobei sie ja diese Fähigkeit schon lieber nicht mehr haben will.

Oha, Tochter kümmert sich um Mama.
Ja, den Aspekt gibt es wohl in solchen Fällen fast immer.


Das sind sehr erwachsene Gedanken, aber ich schätze, sie ist sehr erwachsen für ihr Alter, wenn ich da so auf Mama gucke.
Ich denke, da gehen so Aspekte in ihr weit auseinander. Der vernünftige Teil rettet sie jedenfalls und wird dringend gebraucht.

Justin Bieber, Meuvind@ meinte, es passt nicht so ganz und vielleicht wäre was Braveres doch besser. Hm

Ach Herr je. Brauchen die denn noch Bücher, oder können sie die alle schon auswendig? Und ist Mia nicht schon lange zu alt dafür? Aber sie macht das mit, sie gönnt ihrer Mutter diese eine Freude am tag. Krasses Kind.
Ich glaube, dass sie hier noch gar nicht auf die Idee kommt das bewusst zu hinterfragen. Es macht Mama glücklich und damit sie auch. Ein Widerwillen kommt vielleicht ein bisschen durch, als sie erzählt, dass ihr das Buch ins Gesicht gefallen ist.

Okay, jetzt kommt das Original ins Spiel, nur ist der Apparat bei Dir eine viel konkreter, was ich gut finde.
Danke.

Da schwankt sie nun, zwischen ihrer Welt und der vom Mama. Übrigens Mama Mia - da musste ich lachen, als ich mir der Gedanke kam. Und seitdem summt ABBA in meinem Kopf.
In meinem jetzt auch ... Weißt du, das ich sogar mal geplant hatte, dass Mia sich als Musiktitel was von Abba wünscht, um ihrer schwedenaffinen Mutter eine Freude zu machen? Gut, dass ich das nicht gemacht habe. Ich kannte entfernt eine Mia, die es echt nicht leicht hatte und ich dachte an eine eher düstere Geschichte von Lindgren "Mio, mein Mio".

Wie kann er denn von Oben? Ach, Mensch. Mama hat es echt nicht leicht. Übrigens auch schön aus der Vorlage übernommen. Ist aber auch eine dankbare Figur, diese Mutter.
Stimmt, ist sie.

Okay, also nimmt sie doch über Alexa zu ihm "Kontakt" auf. Schräg. So ganz frei ist sie von den Gedanken ihrer Mutter nicht.
Nein, besonders nachts nicht.

Man kann sich echt gar nicht vorstellen, es hier mit einem Kind zu tun zu haben. Aber ich kauf Dir die Kleine voll ab.
Puh, da bin ich erleichtert.

Da! Schon wieder. Eigentlich ein Wunder, dass bei der Mama eine solche Mia heranwächst.
Es ist aber wirklich manchmal ein Wunder, welche Kinder bei welchen Erwachsenen heranwachsen.

:) Viele Grüße von Janina. Aber irgend woran muss sie sich ja klammern können. Und Janina ist sicher mehr Experte als Mama.
Du hast es gemerkt!

Warum denn Mia? Und wieso fühlt er sich angesprochen? Fühlt er sich angesprochen? Jedenfalls geht er dem nach und ich weiß nicht warum. Oder will er sich einfach um sie kümmern? Weil Mama bisschen schräg drauf ist, dass hat er ja mitbekommen.
Ich muss mal sagen, bisher war das in einem schönen Gleichgewicht - ihre Unsicherheit zwischen Mama glauben und nicht glauben. Ich weiß nicht, ob ich den Zettel mag.
Mir ist der Zettel wichtig, um zu zeigen, dass Mia einerseits schon Schaden genommen hat und zu schrägen Mitteln greift, die ihr selbst nur halb bewußt sind. Aber das sie andererseits eben um Hilfe ruft.

Er soll das Fliegengitter nicht sehen.

Was ja ein Widerspruch ist ...
Ich kriege das irgendwie nicht hin, mitzukopieren, was man von mir zitiert. Gibt es da einen Trick?
Und ja, da gibt es Widersprüche in ihr. Die Seite, die um Hilfe schreit und die Seite, die gelernt hat zu verbergen.


Tolle Geschichte! Ich mag den Zettel nicht, aber sonst ist das toll. Mia ist toll! Ihre Unsicherheit. Macht mich ganz fertig die Geschichte, das arme Kind! So eine richtige Chutney-Story. So viel Liebe in dem Text. Und sehr schön geschrieben. Und was ich auch gut finde, Alexa "hört ja tatsächlich so einiges ab". Insofern ist Alufolie zwar Quark, aber die Idee, Alexa dem Gedankenleseappartat entgegenzusetzen, finde ich super. Ich glaube, ist gut, dass das Teddy-Los auf Dich gefallen ist. Jedenfalls verdanke ich ihm diese Geschichte. Also emotional ist die richtig, richtig fett.
Oh, ich freu mich, dass die Geschichte dir gefällt, Fliege! Und ich bin auch froh, dass das @TeddyMaria - Los auf mich gefallen ist. Mich würde noch interessieren, ob dir die Sache mit dem Meerschweinchen klargeworden ist, oder mit dem neuen Ende klarer wird. (Der letzte Absatz ist verändert)

Nachtrag: Lese gerade, dass es Unklarheiten wegen der Rente gibt. Also für mich war total klar, dass sie wegen ihrer psychischen Krankheit arbeitsunfähig ist.
Danke, wichtige Rückmeldung für mich.

Liebe Fliege, du guter Geist des Copywrite, ganz herzlichen Dank und ich wünsche dir eine schöne Woche!

Chutney

 

Mich würde noch interessieren, ob dir die Sache mit dem Meerschweinchen klargeworden ist, oder mit dem neuen Ende klarer wird. (Der letzte Absatz ist verändert)
Überhaupt gar nicht. Auch mit dem neuen Ende nicht. Als die drei bei Marco in der Wohnung sitzen, da redet sie so real über das Kampfschwein, als gäbe es das. Deshalb gab es das für mich auch. Wenn das aber "nur" ein imaginärer Freund der Kindheit ist, vielleicht sollte Mama an der Stelle doch mal was sagen, da beim Empfang. Nur an der Stelle. Irgendetwas, damit man das checkt.

 

Armer Marco Schmidt. Da kommt er mit den besten Absichten ins kühle Norddeutschland, und was erwartet ihn? Eine Hausgemeinschaft, die seine Einladung komplett ignoriert, außer einer Frau, die ins Leere starrt und ihrer Tochter, die erst ganz normal zu sein scheint und dann überall im Haus ominöse Zettel aufhängt. Nee, das Haus ist wirklich nicht sicher. Dachte, ich merke das mal an, obwohl es ja nicht um ihn geht hier, sagt mir doch sein Nachname, dass er eigentlich ein harmloser Durchschnittsmensch ist, einer von vielen. Nur Marco zergeht so schön auf der Zunge. Das hat sich Mia sicher auch gedacht.

Liebe @Chutney,
nachdem ich die Geschichte jetzt mehrmals gelesen habe, bleibe ich trotzdem bei meinem ersten Eindruck, daran ändert auch das neue Ende nichts. Für mich verstärkt es nur nochmal, dass die Mutter eben nicht wirklich für Mia da sein kann (die wahrscheinlich nicht wirklich blutet, sondern sich nur eine Reaktion der Mutter erhofft.) Sie ist so pseudo-da, indem sie ihr erst Angst macht vor der Welt und ihr dann sagt, dass sie sie beschützen wird, sie also in Abhängigkeit hält. Wir zwei gegen den Rest der bösen Welt. Wir Kinder aus Bullerbü. Da, wo alles idyllisch ist und bleibt. Imme dieselben Bücher, immer dieselbe Idylle. Fast ein bisschen wie die Heimatfilme nach dem Krieg.
Dass irgendwas nicht so recht stimmt, merkt Mia natürlich. Sie ist anders als ihre Mitschüler, flüchtet sich in die Hausaufgaben, wohl ein Zeichen dafür, dass sie alles unter Kontrolle behalten, die perfekte Tochter sein will. Trotzdem scheint am Anfang noch alles einigermaßen im Rahmen zu bleiben. Die Mutter hat psychische Probleme, ja, ist "bisschen komisch", aber so völlig abzudrehen scheint sie erst nach dem Einzug des Nachbarn und der Bekanntschaft mit Alexa. Offenbar ist es vorher nie so schlimm gewesen, sonst würde Mia auf ihr Verhalten nicht so verwundert reagieren, immer noch versuchen, Mama in die Normalität zurückzuzerren.
Für mich ist sie nach wie vor hin- und hergerissen zwischen grenzenloser Loyalität und dem panischen Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Nach außen will sie vertuschen, dass etwas nicht stimmt, will nicht, dass Marco Schmidt die Fliegennetze sieht, sagt, die Mutter sei nicht da, übernimmt ihre Aufgaben.
Ich denke, auch für sie ist Marco Schmidt so eine Art Dämon, wenn auch auf eine andere Art als für die Mutter. Eher, weil sie sich zu ihm - dem Verbotenen - hingezogen fühlt, und die erwachende Sexualität ist für Pubertierende ja eh immer schwierig, auch mit sogenannten normalen Müttern. Weil das noch on top kommt, wird Mia völlig in Stücke gerissen, eine Seite in ihr will den Mann vielleicht auch wirklich weghaben aus dem Haus, in der Hoffnung, dann zur Bullerbü-Idylle zurückkehren zu können. Oder so ähnlich.
Gott, jetzt hab ich aber viel geschwafelt. Aber spricht auf alle Fälle für den Text, dass mir so viel dazu einfällt. Ich finde auch den Aufbau klasse. Wie du zeigst, wie sich die Situation langsam zuspitzt, Mia ihre Mutter auch bwundert für "das zweite Gesicht." Es ist ein wenig wie bei Sektenanhängern, die durch Gehirnwäsche in totaler Abhängigkeit gehalten werden. Dem Kontrollierenden werden fast übermenschliche Kräfte zugeschrieben. Wahrscheunlich hat sie auch Angst, dass etwas Schlimmes passiert, wenn sie sich dem Willen der Mutter widersetzt. Also eigentlich ist die Mutter die wahre Alexa.

So, nun hör ich aber auf und komme mal zu den Textstellen. Zu Anführungszeichen, Kommata und Konjunktiv haben ja schon andere was gesagt, also spar ich mir das.


Während ich ihr die Treppe hinauf folge, sehe ich, dass an ihrem Hinterkopf die Haare auseinanderfallen
Ein schönes Bild, um zu zeigen, wie die Mutter langsam auseinanderfällt.

wie ich mit Bauklötzen einen Irrgarten für sie baue und dass ich Gras für sie rupfe als Belohnung im Ziel.
Steht für mich auch für das Verhältnis zur Mutter. Nur, dass Mia hier das Meerschweinchen ist und die Belohnung ausbleibt.

Meine Cola ist so süß, dass sich alles in meinem Mund zusammenzieht.
Cola trinkt sie also normalerweise auch nicht.

Wir haben keinen Fernseher und schütteln den Kopf.
Wundert mich nicht.

Seit Weihnachten wölbt sich etwas Festes unter meinen Brustwarzen
Hier habe ich lange gegrübelt und bin nicht drauf gekommen. Was wölbt sich denn da? Der Busen? Nee, der ist ja um die Brustwarze herum. Schwanger ist sie ja auch nicht - ich kapier's nicht ...

Sie sieht aus wie ein Gesp ... ein Engel.
Toll!

Meine Mutter steht sofort im Zimmer. Ist sie gar nicht weggewesen?
Alexa lässt grüßen ...

vielleicht hat sie sich die Decke über den Kopf gezogen und ist in einer Falte verborgen.
Schön!

War sie dabei, als ich nachts den Schirm weggeschoben habe?
Mama Alexa.

„aber man soll sich da nicht so reinsteigern. Meine Meinung. Ist ja ne Wand dazwischen."
Sag ich jetzt mal. ;)

Tolle Geschichte!

Liebe Grüße von Chai

 

Liebe @Chutney,

sicher kann ich nichts Neues mehr sagen zu deiner Geschichte, aber ich kann dich wenigstens wissen lassen, dass sie auch mir sehr, sehr gut gefallen hat. Trotz der Tragik ist da auch so viel unterschwelliger Witz enthalten, ohne, dass du deine Protas lächerlich machst, und so viele feine Details, dass es sehr leicht ist, sich dieses Mietshaus und all seine Bewohner plastisch vorzustellen.

Ich schaue von meinen Vokabeln auf. Meiner Mutter ist das Küchenmesser aus der Hand gerutscht.
Der Einstieg ist top! Man weiß noch nicht alles, aber viel.
Es liegt auf dem Fußboden mit der Schneide nach oben.
Auch ein super Bild und bezeichnend natürlich für die Situation, deshalb meckere ich jetzt auch gar nicht rum, dass das Messer in Wirklichkeit auf der Seite liegt.
Während ich ihr die Treppe hinauf folge, sehe ich, dass an ihrem Hinterkopf die Haare auseinanderfallen. Man müsste einen Kamm nehmen und einmal vorsichtig über die Haare gehen, das Nest in ihrer Frisur schließen
Das zeigt so wunderbar, wie sich Mia um ihre Mutter Sorgen macht, das vorsichtig auch, so, als ob die Mutter eben auch nicht merken dürfte, dass etwas mit ihr nicht stimmt und wenn jemand ihr hilft
Vielleicht hat er irgendwo eine Ex-Frau, die mit leerem Gesicht und einem rothaarigen Baby im Arm vor dem Haus steht, dass sie mal gemeinsam gekauft haben.
Eine meiner Lieblingsstellen!
Bei meiner Mutter hat es immer noch nicht klick gemacht. Sie trinkt kleine Schlucke von dem Sekt und schaut den Stuhl gegenüber an, als ob da einer sitzt.
Ich möchte auch gar nicht so gerne mit Mama einen trinken ...
Marco Schmidt lauscht schon wieder Richtung Tür und fährt sich durch die Haare. Dann lacht er auf.
Diese unangenehme Situation hast du auch super eingefangen. Und ich kann mir vorstellen, wie erleichtert er ist, als er Alexa vorführen kann. Was ich auch klasse finde, dass Mia ihn die ganze Zeit, also auch in ihren Gedanken, immer beim vollen Namen Marco Schmidt nennt, also nicht Herr Schmidt oder Marco, als wäre Marco Schmidt mehr als ein normaler Name. Irgendwie ...
Wir haben keinen Fernseher und schütteln den Kopf.
Hier wollte ich eigentlich motzen, von wegen ein Kopf, zwei Leute, geht doch gar nicht -, aber inzwischen denke ich, das ist Absicht von dir, weil es ja auch ein tolles Bild ist für die Symbiose zwischen den beiden.
Im Moment ist wieder „Wir Kinder aus Bullerbü“ dran. Sunny sitzt auf meinem Schoß und ich kraule sie unterm Kinn.
Ich habe das mit dem Pseudomeerschwein auch erst nicht verstanden, am Ende deutet ja alles darauf hin, dass es nur eingebildet ist, aber vielleicht machst du es an einer früheren Stelle schon mal etwas deutlicher. Hier zum Beispiel denke ich noch, dass es Sunny gibt.
Über meinem Bett hängt ein Regenschirm, den sie von innen mit Alufolie beklebt hat. Ich traue mich nicht, zu ihr hinzuschauen. Vielleicht weiß sie, dass ich letzte Nacht an Marco Schmidt gedacht habe. Aber sie kichert schon wieder.
Oh je, da kommt viel zusammen für Mia ...
Wenn ich an seine Hände denke, wird das Pochen stärker. Auch, wenn ich an seine Stimme denke. „Mia“, sagt er, „erzähl einen Witz.“
Herrlich! So schön schräg ...
Vielleicht habe ich sie übersehen, sie ist so klein und schmal, meine Mutter, vielleicht hat sie sich die Decke über den Kopf gezogen und ist in einer Falte verborgen.
Noch eine meiner Lieblingsstellen, die ja auch schön zeigt, wie Mia den Rollentausch zwischen Mutter und Kind sehr bewusst wahrnimmt.
Auf dem Nachttisch liegt alles durcheinander, Tabletten, eine Rolle Alufolie, Stifte, bekritzelte Zettel, die ich versuche zu entziffern. Bis Sunny in meinem Zimmer quiekt. Schnell laufe ich zu ihr, nehme sie aus dem Stall ...
Hier überlege ich jetzt inzwischen, was das eingebildete Meeri für eine Funktion hat. Es taucht immer dann in Mias Kopf auf, wenn sie total überfordert ist, oder? Irgendwie so denke ich das jetzt.
„Und du?“, sage ich. „Was hast du gegessen?“ Eine Mutter sollte mehr wiegen als die Tochter.
Auch wieder so ein Satz.
Also, Mia ist schon klar, dass da ganz viel nicht stimmt mit ihrer Mum. Sie nimmt den Schweißgeruch wahr, die Verwahrlosung, fragt sich, ob sie ihre Medizin genommen hat, und versucht, alles Absonderliche vor den Hausbewohnern zu vertuschen. Sie würde sich gerne auflehnen gegen die Mutter, weil sie einiges selbst krass findet und weil sie ja schließlich auch ein Teenie ist, aber sie muss ihre Mutter stattdessen beschützen ...
Ich bin das stärkste Mädchen der Welt. Ich drücke lange auf den Klingelknopf, sehr lange. Als er öffnet, rufe ich: „Es ist aus, Marco Schmidt! Her mit Alexa!“...
Auch ganz toll, dieser ganze Absatz, wie sich in ihrer Fantasie (oder Traum) dann alles vermischt.
Draußen steht Frau Yildiz.
Da ist oben noch von der "türkischen Familie" die Rede, dann kannst du sie auch gleich beim Namen nennen, finde ich, Mia kannte sie da doch auch schon.
„Mia“, sagt er , „warum hängst du da unten diese Zettel auf?“
Mias eigener Hilferuf, oder?
Er hat meinen Namen noch einmal gerufen. Ich verwahre ihn für heute Nacht.
Super schön.
Ich kuschel mich ganz dicht an ihren Rücken, an das bisschen Knochen, was sie ist, und berichte ihr genau, wie weh es getan hat.
„Mama, ich blute“, sage ich, “Mama, ich muss zum Arzt. Mama!“
Und mit einem Hilferuf gehst du raus, der hoffentlich auf irgendeine Weise erhört wird, denn Mia kriegt das alleine nicht hin!
Ganz tolle Copywrite-Geschichte, liebe Chutney

Viele Grüße von Raindog

 

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