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Genesis

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02.04.2002
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Genesis

Ihren Stift über dem leeren Papier schweben lassend fällt ihr gedankenverlorener Blick durch das Küchenfenster auf das nächtliche Köln. Er hasst Beerdigungen hat er gesagt. Hochzeiten auch. Sie reißt sich zusammen, versucht sich zu sammeln und ihre Gedanken niederzuschreiben. Doch wer wird ihr glauben?

Der große Holztisch strahlt Gemütlichkeit aus. Die saubere Unordnung der Wohnung hinterlässt Spuren der Behaglichkeit in der Wahrnehmung des Betrachters. Eine Behaglichkeit, die Vertrauen schafft. Das ist durchaus beabsichtigt, weiß sie jetzt. Sie steht auf, um sich einen Tee zu kochen und das Schreiben hinauszuzögern. Das leise Rauschen des sich erhitzenden Wassers hat beruhigende Wirkung. Ruhig ist sie, fast schon lethargisch. Ein weiterer Blick aus dem Fenster lässt sie an das Leben draußen denken – an Menschen, die nichts von all dem hier wissen.

...

„Hallo, ich habe gelesen, dass Du ein Zimmer suchst.“

Junge, sympathische Stimme.

„Ja, ich suche ein Zimmer in einer WG.“
„Wie heißt Du denn? Wie alt bist Du und was machst Du so?“

Viele Fragen. Sie klären sie alle bei einem Tee an dem gemütlichen Holztisch in seiner Küche. Er ist älter, als sie am Telefon angenommen hat. Braungebrannt, blond, sportlich. Er hat zwei Zimmer frei in seiner Altbauwohnug und sucht noch Mitbewohner. Das Telefon klingelt und er spricht über Beerdigungen. Beerdigungen?

„Ach ja, das habe ich noch nicht erzählt, um Dich nicht abzuschrecken. Ich bin Pfarrer.“

Ja, das hätte abgeschreckt. Er weiß wohl, dass man ihn sehen muss, um ihn als Mitbewohner einer WG trotzdem in Betracht zu ziehen. Er erzählt von seiner Kirche, seiner Freundin, seinem Leben. Sie stellt ihm Sascha vor, ihren Freund. Er stellt ihr Ben vor, seinen Hund. Und sie zieht ein.

...

Sie setzt sich mit ihrem Tee wieder an den Küchentisch. Belanglos hat es begonnen. Wie soll sie die Abgründe erklären, die sich ihr offenbart haben? Taubheit strahlt von ihrem Herzen aus bis zu ihren Fingern. Sie muss schreiben um andere Menschen zu warnen. Doch wer wird ihr glauben?

...

Gemeinsam verschrauben sie ihren großen Spiegel in ihrem neuen Zimmer und messen die Fenster für Gardinen aus. Am ersten gemeinsamen Abend kocht er für sie Chinesisch. Nach all den Tütensuppe und Miracoli-Packungen ein Festessen. Vor der Küche nimmt er sie in den Arm. Ein wenig zu fest. Und sie meint seinen Atem an ihrem Hals zu spüren. Löst sich und schaut verwirrt in blaue Augen. „Schlaf gut.“

Die Zimmertür fest verschlossen schläft sie unruhig und träumt von Verlangen. Als die Kirchenglocken sie wecken bleibt ein unangenehmes Gefühl, das sie nicht einordnen kann. Sie fühlt sich wie nach einem Blick in ihr Innerstes, erkannt und beschämt.

In den folgenden Tagen und Wochen lebt sie sich ein, dekoriert ihr Zimmer und stellt ihren Freunden mit unerklärlichem Stolz ihren außergewöhnlichen Mitbewohner vor. Das dritte Zimmer ist noch immer nicht bewohnt, aber das Zusammenleben wird Alltag, bleibt angemessenen distanziert. Und schon glaubt sie sich etwas eingebildet zu haben. Oder vielleicht sogar herbeigesehnt.

Er gefällt ihr, dieser Mann mittleren Alters. Und sie versucht ihm zu gefallen, mit ihren gerade mal neunzehn Jahren. Versucht ihn mit ihren Philosophien, mit ihrem Wissen, ihrem Intellekt herauszufordern. Nächtliche Gespräche über Glaube. Über Politik. Und irgendwann auch über Liebe. Auch über ihre Liebe zu Sascha

Sascha beklagt sich über Ben – wenn er nachts zur Toilette geht, lässt ihn der ungarische Hirtenhund hinterher stundenlang nicht mehr in ihr Zimmer. Sie schläft so tief, dass sie unwissend und ungläubig nur lacht. Sascha beklagt sich auch über ihren Mitbewohner. Er gibt Anrufe nicht weiter, lässt ihn vor der Tür stehen. Und sie lacht, noch immer ungläubig.

...

Ihr Stift baumelt weiter nutzlos, der Tee ist getrunken, kein einziges Wort geschrieben. Sie betrachtet den Verband an ihrem linken Handgelenk, der die Bissspuren von Ben verdeckt. Ben, der seinen Herrn schützen wollte. Es ist ihm gelungen. Darum muss sie schreiben. Denn ihre Wunden gehen über bloße Fleischwunden weit hinaus.

...

Nach zwei Wochen hat sie sich eingerichtet, eingelebt und der dunkle Schatten des ersten Abends ist verschwunden. Sie kocht zur Feier des Tages ein Menü aus Tütensupppen und Miracoli. Er erzählt von den Kindern aus seiner Jugendgruppe. Von den Hochzeiten, die er hasst. Von der Falschheit der Menschen, die nur oberflächlich leben. Von den Gläubigen, die ihn verehren. Und sie hängt an seinen Lippen und glaubt ihm jedes Wort. Sie öffnen eine Flasche Wein, kurz darauf die zweite. Er nimmt sie wieder in den Arm. Drängt seinen Körper an ihren. Sie riecht seinen Atem. Es ist nicht nur ein Hauch diesmal. Sie stößt ihn von sich, er taumelt an die Wand und sie flüchtet in ihr Zimmer.

Zum ersten Mal schläft sie mit abgeschlossener Tür. Das hat sie nicht gewollt. Provozieren, ja. Gefallen, ja. Ein Kratzen an ihrer Zimmertür lässt sie zusammenzucken, doch das Hecheln scheint zu Ben zu gehören. Sie muss zur Toilette, ihr ist übel vom Wein, von ihren Gedanken. Aber sie bleibt liegen. Er hat doch eine Freundin. Sie hat sie kennengelernt. Er kennt Sascha.

Sie kommt sich vor wie ein Kind, das mit dem Feuer spielt. Und sie hat Angst das sie zu weit gegangen ist. Sucht Schuld bei sich für diesen Übergriff. Ohne sich des Ausmaßes seiner Krankheit bewusst zu sein.

Am nächsten Morgen redet er nicht mehr mit ihr. Eine ganze Woche. Sie überlegt sich eine neue Wohnung zu suchen, aber weiß nicht wie sie es erklären soll. Sascha, ihren Eltern, ihren Freunden. Was ist denn schon passiert? Und dann, von einem auf den anderen Tag ist alles so wie vorher, als wäre nie etwas geschehen. Er redet mit ihr, lacht. Sie ist verwirrt und glaubt schon wieder, sie habe sich vieles eingebildet, als er sie morgens auf dem Flur mit seinem ganzen Körper in die Ecke drängt. Er schaut sie nur an. Sie riecht ihn, meint ihn schmecken zu können, obwohl er ihr Gesicht nicht berührt. Er schaut sie nur an. Und dreht sich um und lacht. „Was ist mit Dir?“

...

Sie beginnt zu zittern trotz des warmen Tees. Sie weiß genau, dass sie den richtigen Zeitpunkt verpasst hat. Und irgendwann ist es zu spät für Unschuld. Ihr bleibt die Gewissheit, dass sie nur durch ihr Bleiben einen Blick in die Tiefe des Abgrunds werfen konnte. Und nur so das einzige Instrument in der Hand hält, dass ihn stoppen kann. Und mit einem verzweifelten Aufstöhnen beginnt sie zu schreiben, während ihr tränenüberströmtes Gesicht der Welt draußen verborgen bleibt.

Sie schreibt an das Pfarramt. Von Vergewaltigung im Auftrag des Herrn. Von Schuld, für die es keine Sühne gibt.

[ 08.05.2002, 15:47: Beitrag editiert von: Kay Nexion ]

 

Hi Kay

Deine Geschichte provoziert durch eine Extremsituation, die Vergewaltigung durch einen Anhänger der Kirche.

Die Retroperspektiven sind sehr schön, entsprechend des seelischen Zustandes der Protagonistin eingebracht. Dein Stil ist gut, die Geschichte lässt sich leicht lesen und beeindruckt dennoch. Ich werde ein paar formale Fehler auzählen, die mir aufgefallen sind:

Er hasst Beerdigungen hat er gesagt.
Grammatikalisch korrekt müsstest du einen Konjunktiv verwenden. Durch den Gebrauch des Indikatives kannst du eine Wirkung erzielen, allerdings klingt es auch etwas ungeschickt.

Das Telefon klingelte und er spricht über Beerdigungen.
Zeitenwechsel: klingelt

Am ersten gemeinsamen Abend kocht er für sie chinesisch.
Ich meine es heißt: "Chinesisch", da es sonst ein Adverb sein würde.

Und irgendwann auch über Liebe. Auch ihre Liebe zu Sascha
Besser: Auch über ihre Liebe zu Sascha

Und dann, von einem auf den anderen Tag ist alles sowie vorher, als wäre nie etwas geschehen.
"so wie"

Die Sache mit dem Kindesmissbrauch (Maya) ist mir noch nicht gant klar geworden, vielleicht erläuterst du kurz, wie du das gemeint hast, ansonsten tapp ich mal wieder im Dunkeln.

Lobend zu erwähnen: Deine Einleitung

Der große Holztisch strahlt Gemütlichkeit aus. Die saubere Unordnung der Wohnung hinterlässt Spuren der Behaglichkeit in der Wahrnehmung des Betrachters. Eine Behaglichkeit, die Vertrauen schafft. Das ist durchaus beabsichtigt, weiß sie jetzt. Sie steht auf, um sich einen Tee zu kochen und das Schreiben hinauszuzögern. Das leise Rauschen des sich erhitzenden Wassers hat beruhigende Wirkung. Ruhig ist sie, fast schon lethargisch. Ein weiterer Blick aus dem Fenster lässt sie an das Leben draußen denken – an Menschen, die nichts von all dem hier wissen.
Die Bilder und Emotionen passen zu der Situation und spiegeln mE sehr gut und schön die Gefühle der Protagonistin wider. Meine Lieblingsformulierung: "saubere Unordnung"

Mir gefällt´s sehr gut :thumbsup:

LG
Frederik

 

Hallo Frederik,

herzlichen Dank für Deine Kritk!! Das hat wirklich gut getan - und es freut mich, dass Dir die Geschichte gefällt.

Zu den "formalen" Fehlern - ich hab den Beitrag editiert. Danke für die Hilfestellung! Nur für den Satz "Er hasst Beerdigungen hat er gesagt" ist mir noch keine gute Lösung eingefallen - ich arbeite noch dran ...

Zum Inhalt: Schön, dass die Geschichte provoziert. Es ging mir allerdings nicht nur ums "Anmachen" durch ein provokantes Thema, sondern vor allem um die Beschreibung der Anmach-Situation. Darum, dass auch "sie" anmacht:

Er gefällt ihr, dieser Mann mittleren Alters. Und sie versucht ihm zu gefallen ...
Gerade ihre "Anmache" ist es ja, die ihr dann Schuldgefühle bereitet - unter dem Motto "hab ich das provoziert"?

Darum habe ich auch nicht über die eigentliche Vergewaltigung und auch nicht über den Kindesmißbrauch geschrieben. Beides wird nur angedeutet und im letzten Absatz bestätigt. Die Beschreibung der Tathergänge halte ich in diesem Rahmen für nicht so wichtig - es wurde vergewaltigt und es wurde ein Kind mißbraucht. Nähere Beschreibungen kamen mir gerade in der Rubrik "Texte, die anmachen" ziemlich pervers vor ...

Dass es nicht "nur" um Vergewaltigung geht, sondern hier die Rede von einem "Serientäter" ist, fand ich jedoch wichtig, weil es für die Protagonistin das auslösende Moment war, sich nicht mehr nur auf ihre eigene Schuld, also ihren Anteil an der "Anmache" zu konzentrieren. Erst durch das was mit Maja geschehen ist, begreift sie, dass sie nicht still halten muss, kann oder darf. Dafür hielt es dann nicht so wichtig auf Majas woher und wohin einzugehen ...

Ich hoffe, dass ist so verständlicher - ansonsten muss ich mir wohl noch mal überlegen, wie ich die Geschichte mit Maja etwas ausbauen kann, ohne zu sehr ins Detail geht.

Nochmals Dank für Deine aufmunternden Worte - wider Erwarten ein wirklich gelungener Montag morgen ;)

LG
Kay

 

Gut geschrieben. Schließe mich Fred in allen Punkten an. Würde auch die Namen ein wenig öfter wiederholen, da sie dem Leser sonst nicht unbedingt eingängig sind. Vergewaltigung: Ja, muss auch nicht beschrieben werden, aber Kindesmissbrauch? Scheint mir völlig aus dem Kontext gerissen. Wie, wo, was?, fragt der Leser konsterniert. Würde ich u.U. weglassen weil Du sonst vorher schon zu viel erklären musst und Dir so die Pointe versaust.

 

Hallo Kay,

die Geschichte ist sehr beeindruckend. Und aktuell, wenn man sich den Anschiß des Papstes an seine amerikanischen Vertreter vor Augen hält. Allein, wenn man darüber nachdenkt, dass es erst einer Stellungnahme des Papstes zu diesem Thema bedurfte, unglaublich.

Allerdings, ich weiß nicht , ob du inzwischen editiert hast, bin ich auch der Meinung, dass du mehr von Maya schreiben musst, oder den Kindesmissbrauch einfach weglassen solltest. Mit, ist es verwirrend. Schreib einfach: "..Von Vergewaltigung im Auftrag des Herrn. Von Schuld, für die es keine Sühne gibt." Die Geschichte verliert durch weglassen - so glaube ich - nichts.

Gruß
querkopp

 

An die Eingeweihten: Wofür steht "LG"?
Liebe Grüße? Lass gut sein? Leck mich genital? Bin da nicht so bewandert, kenne nur "mfg" und "lmaa"... Erhellt mich!

 

@ alpha & querkopp:
Auch Euch Danke für die Kritiken.

Zum Thema Kindesmißbrauch - schade, daß es nicht rüber kommt. Ich dachte, dass

Und sie muss an Maja denken, mit ihren nicht einmal zwölf Jahren.
und

Denn Majas Wunden gehen über bloße Fleischwunden weit hinaus.
als Hinweis darauf, dass die Protagonistin nicht die einzig Betroffene ist, ausreichen - und auch klar ist, dass der Pfarrer sich an noch jüngeren vergreift ...

Und wie ich oben schon erklärt hab, war mir auch wichtig:

Erst durch das was mit Maja geschehen ist, begreift sie, dass sie nicht still halten muss, kann oder darf.
Wenn das allerdings wirklich so unverständlich ist - sollte ich mich wohl Eurem Rat anschleißen und Maja einfach ganz aus der Geschichte rauslassen. Bin mir nur nicht sicher, ob da dann nicht eine Ebene fehlt :confused: ?

Würde es vielleicht helfen, wenn ich in ein zwei Sätzen vorher erkläre, dass Maja aus seiner Jugendgruppe ist und auch mal zu Besuch?

Ich versuche das erstmal - vielleicht ist es dann verständlicher (und die Pointe trotzdem nicht versaut ...). Wenn's wieder nicht klaptt, werde ich Maja streichen ...

[Hat nicht geklappt - also streiche ich Maja im letzten Absatz, so wie querkopp es vorgeschlagen hat. Die anderen "Maja-Sätze" lass ich erstmal - vileleicht als sehr dezenten Hinweis, dass da noch mehr ist ...?]

Ach ja, und alpha: welche Namen meinst Du sollte ich häufiger wiederholen? Pfarrer und "sie" haben ja gar keine Namen ... Meinst Du den Hund? Oder ihren Freund???

Gruß
Kay

[ 08.05.2002, 08:13: Beitrag editiert von: Kay Nexion ]

 

Hi Kay!

Der Aufbau Deiner Geschichte gefällt mir sehr. Rahmen und Rückblenden sind gelungen. Stil und eingebaute Bilder ermöglichen dem Leser einen guten Blick auf die Protagonistin und ihre Gefühlswelt. Der Text lässt sich leicht lesen, der Inhalt jedoch brennt sich ein.

Der Kindesmißbrauch wird meiner Meinung nach - anhand der Stellen, die Du zitiert hast - schon beim ersten Lesen deutlich. Auch ist klar, dass Du diesen Teil der Handlung eingebaut hast, damit Deine Protagonistin sich gezwungen fühlt, die Vergewaltigungen anzuzeigen. Diese Punkte sind am Text festmachbar.

Trotzdem würde ich es weglassen, da es den Verlauf der Handlung und den Lauf der Geschehnisse nicht beeinflusst. Ob sich die Protagonistin von ihrer angeblichen "Schuld" an der Vergewaltigung freisprechen kann, weil sie weiß, dass er ein Serientäter ist, wage ich zu bezweifeln.
Durch den Satz "Und sie muss an Maja denken, mit ihren nicht einmal zwölf Jahren.", wird dem Leser schon im dritten Teil sehr deutlich, dass es sich um Vergewaltigung handeln muss, und somit wird der Effekt am Ende der Geschichte zerstört.

Liebe Grüße,
Sylvia

Ach so:

Ein Kratzen an ihrer Zimmertür lässt sich zusammenzucken, doch das Hecheln scheint zu Ben gehören.
...lässt sie ...scheint zu Ben zu gehören

 

Hallo Kitana,

bin sehr in Eile darum nur kurz:

Danke für Dein Lob! Es freut mich, dass die Geschichte so gut rüberkommt.

Hab Maja jetzt endgültig eliminiert - und den einen Absatz (Fleischwunden ...) auf die Protagonsitin bezogen ... Hoffe, das paßt ohne zu viel vorwegzunehmen?!?

Danke
Gruß
kay

 

Wertung 1:

Stil, Bilder

Aufbau der Geschichte ist sehr gut. Rahmen und Rückblenden sind gelungen und in sich geschlossen und spiegeln die Gefühle der Protagonistin wider.
Stil und eingebaute Bilder ermöglichen einen guten Blick auf die Protagonistin und ihre Gefühlswelt. Der Text lässt sich leicht lesen, der Inhalt jedoch brennt sich ein.

Umsetzung des Themas

Gute Umsetzung des Themas. Nachdenklichkeit wird ausgelöst durch die Vergewaltigung an sich und vor allem deshalb, da der Übergriff von einem Pfarrer begangen wurde.
Auch die Gedanken, die sich die Protagonistin macht, da sie glaubt, ihrem Vergewaltiger zu sehr habe gefallen wollen, stimmen nachdenklich, lassen in die Psyche des Opfers blicken und zeigen den hoffnungslosen Versuch, die Gründe für die Tat zu verstehen.

Idee, Innovation

Ein häufig behandeltes Thema, das durch die Extremsituation (Mitglied der Kirche als Täter), die geschildert wird, einen neuen Akzent erhält. Auch die Idee der Rahmenhandlung und Retrospektiven finde ich positiv erwähnenswert.

Formale Gesichtspunkte

Keine Fehler.

Wertung 2:

Zu diesem Werk fällt mir nicht wirklich viel ein. Der Stil sowohl die Bilder haben mir gut gefallen. Die Rückblenden sind gut gelungen, die Charaktere sind authentisch.
Die Geschichte verliert sich nicht in Details, besticht durch die Nüchternheit, trifftet nicht in Klischees ab.
Die Idee ist natürlich nicht wirklich neu, dennoch wurde das Potential gut genutzt und umgesetzt. Das macht das Thema innovativ.

Wertung 3:

Stil/Bilder

Ich halte Stil des Autors für sehr ausgereift. Man erkennt, dass der Autor eine klare Linie mit dem Geschrieben fährt. Der Text besitzt in der Retroperspektive eine relativ anonyme Erzählperspektive, was sehr treffend ist. In der Gegenwart spielt der Autor mit Bildern und Gefühlen. Man kann das Gefühl der absoluten Leere quasi „fühlen“. Die Einteilung, die durch eine laufende Unterbrechung geprägt ist passt zu der Ausgangssituation, zu dem Gefühl, Hin und Her gerissen zu sein, zu den Wirren im Kopf der Protagonistin. Der Autor schafft es, ohne direkt davon zu berichten, eine Vergewaltigung darzustellen und beim Leser die entsprechende Empörung hervorzubringen. Der Text wirkt sehr überdacht und geschickt konstruiert.

Idee/Innovation

Vergewaltigung, der zentrale Begriff der Geschichte, ist ein oft überarbeitetes Thema. „Genesis“ bereitet es durch seine Form auf, durch den verwendeten Berichtstil in den Rückblenden und durch den extremen Fall, der zudem noch authentisch rüber kommt.

Umsetzung des Themas

Die Extreme, die Tatsache, dass ein Mitglied der geistlichen Gemeinschaft die Protagonistin vergewaltigt, ist letztlich das Provozierende Element des Textes. In der Ausarbeitung ist es sehr gut gelungen, der Text wirkt nach und regt an zum Nachdenken über die Umstände in der Gesellschaft. Das Potential ist meiner Meinung nach vollkommen ausgeschöpft. Die Geschichte unterscheidet sich durch ihre hohe Qualität von anderen Geschichten mit dem gleichen Thema und langweilt auf diese Weise nicht.

Formale Gesichtspunkte

Einiges wurde am Text korrigiert, mittlerweile befinden sich keine Fehler mehr im Text. Satzbau, Ausdruck und Textaufbau wirken sehr ausgereift und überdacht.

 

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