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Ich bin Zyna

Monster-WG
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10.09.2014
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Ich bin Zyna

Nach acht Wochen, also in der Mitte meines Lebens, wird mir klar, dass ich keine normal-sterbliche Pute bin. Das hat nichts mit dem Gerede von der Wiedergeburt zu tun, nur bin ich weniger siech als die meisten hier. Kommt vielleicht daher, dass ich stets die roten Kügelchen aus dem Futter picke. Um mich herum wird geröchelt und gelitten. Jeden Morgen werden all diejenigen, die aufgegeben haben, mit der Schubkarre abtransportiert.
Das bläuliche Licht zermürbt uns, das Hubschraubergedröhne der Ventilatoren, die unerträgliche Enge. Wir werden aggressiv, hacken bis aufs Blut, verlieren Federn und Gleichgewicht.
Es ist unerträglich heiß, die aufgewirbelte Luft bläst über unsere Köpfe hinweg, wir stehen viel zu dicht, als dass diese Höllenhitze abziehen könnte. Es stinkt grauenhaft.
Eingepfercht, treten wir von einem Fuß auf den anderen und fressen. Wir sind pappsatt und fressen doch immer weiter. Was sonst sollten wir tun? Uns schmerzt der ganze Körper. Zu gern würden wir uns bewegen, einmal die Flügel ausbreiten, kräftig schlagen, damit Luft unter unsere verklebten Federn kommt.

Acht Wochen später schaue ich aus dem Jenseits zu. Nackt hängen wir am Haken, im kalten Neonlicht. Die Halle bebt, alle Zeiger stehen auf Höchstleistung und Maximalprofit. Der Mann im Glaskasten schaut unverwandt auf die Bänder und Kettenhaken. Eine rote Lampe springt an, er verschärft das Tempo.

Weiße Gestalten reißen uns die Eingeweide heraus, sind Teil dieser vibrierenden, donnernden Anlage, schuften im rasenden Rhythmus der Maschinen. Ihre Augen sind stumpf. Roboteraugen.
Stunde um Stunde dieselben Handgriffe, die gleichen hektischen Bewegungen.
Unerbittlich rückt das Band weiter. Sie dürfen sich keinen Fehlgriff erlauben, keine Sekunde verlieren, kneifen die Augen zusammen, versuchen schneller zu atmen, mehr Sauerstoff, mehr Konzentration – sie geben das Letzte, um im Takt der Aktionäre zu bleiben. Schultern und Hände schmerzen, die Gelenke sind entzündet, die Tabletten nicht stark genug. Das Band rückt weiter. Immer weiter, wie das Leben.

Diese armen Säue schlafen schlecht, unruhig und zuckend. Das Trauma lässt sich nicht im Spind einschließen. Sie wälzen sich in Alpträumen, wachen klatschnass auf, schauen ängstlich auf den Wecker. Und am Werkseingang auf die Stechuhr. Klack.

Nach der Schicht, wenn sie ausgelaugt noch einmal Klack machen, dann wünschen sie sich jemanden, der sie bei der Hand nimmt, seinen Arm um sie legt und ihnen einen schönen Tee macht.
Aber sie drängen sich in der Metro, stehen im Stau, müssen einkaufen, Abendessen machen, sich um die Kinder kümmern, deren Nöte und Sorgen anhören, vier verschiedene Pillen schlucken.
Im besten Alter, müssen sie die Zärtlichkeiten auf Sonntag verschieben, wie jede Woche.

Ich hoffe inständig, dass die Fama von der Wiedergeburt eine Lüge ist. Wenn nicht, dann hätte ich noch elf Leben vor mir, bis ich als Mensch auf die Welt käme.
Davor ist mir jetzt schon bange.

Meinem gerupften und gefledderten Leichnam wird ein Plastikmantel übergestreift, mit einem goldenen Etikett. Die anderen, die so lange durchgehalten haben, bekommen das auch. Markengeflügel. Man ist stolz auf uns.

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber josefelipe,

gut finde ich an deinem kurzen Stück, dass du das Thema 'Verwertungskette' von lebenden Wesen aufgreifst und dabei die im Akkord tötenden und gleichfalls - wenn auch in anderer Weise - ausgebluteten Menschen dabei einbeziehst. Da findest du sehr passende Formulierungen wie

...schuften im rasenden Rhythmus der Maschinen.
oder
Im besten Alter, müssen sie die Zärtlichkeiten auf Sonntag verschieben, wie jede Woche.
Ist das erste Komma in diesem Satz richtig? Ich bin unsicher und würde vielleicht ein 'Obwohl' davor setzen.

Was mich nicht überzeugt ist der Umgang mit der Perspektive der Pute. Sie beobachtet zum einen, was ihr geschieht, was um sie herum geschieht. Sie stellt Mutmaßungen über das heimische Leben der Arbeiter an, hat mit diesen sogar Mitleid, hat zeitlich genaue Vorstellungen (acht Wochen) und hat sogar Überlegungen zum Leben nach dem Tod ... Das sind mir zu viele, nicht aufeinander abgestimmte Ebenen. Und dadurch wird die Schilderung unglaubwürdig, obwohl sie ja nah an der Realität ist. Ich würde sie vielleicht (schon) aus dem Jenseits schildern lassen, was ihr und anderen wiederfuhr. Denn im Jenseits - da dieses völlig unbekannt ist - kann man jedem (auch einer Pute) jede Eigenheit und jeden Durchblick zuschreiben, ohne Glaubwürdigkeitsverlust.

Ein schönes Wochenende wünscht

Eva

 

Hola Eva Luise Groh,
nur mal ganz auf die Schnelle:

Eva Luise Groh: schrieb:
Ich würde sie vielleicht (schon) aus dem Jenseits schildern lassen, was ihr und anderen wiederfuhr. Denn im Jenseits - da dieses völlig unbekannt ist - kann man jedem (auch einer Pute) jede Eigenheit und jeden Durchblick zuschreiben, ohne Glaubwürdigkeitsverlust.
Das ist ein wirklich guter Gedanke! Werde das heute Abend ausprobieren.
Ursprünglich hatte ich auch ‚Satire’ getaggt, dann schien es mir nicht übertrieben oder humorvoll genug, um die damit geweckte Erwartung zu erfüllen – und hab’s wieder gestrichen.
Jetzt hab ich das Problem, das Du ja auch ansprichst: Eine ‚normale’ Pute kann das nicht denken oder wissen.
Aber vielleicht eine satirische? Ich nehme diesen Tag wieder rein. Trotzdem muss ich noch mal ran.

Viele Grüße und bis die Tage!
José

 

Hallo josefelipe,

TOP!
Fand die unterschiedlichen Tiefen gut dargestellt. Die Wechsel zwischen den Empfindungen der Pute und den Menschen super dargestellt.
Richtig gut gefallen hat mir dein Ende. Diese Trostlosigkeit und gleiche Enge der Menschen, die genauso eingepfercht leben, wie die Tiere die sie für ihr "besseres" Leben züchten ...
Was sind wir stolz auf uns!

Toll - Richtig klasse aufgebaut und gut zu lesen!

Eine klitze Kleinigkeit die mich störte war das Klack im folgenden Satz ...

Nach der Schicht, wenn sie ausgelaugt noch einmal Klack machen, dann wünschen sie sich jemanden, der sie bei der Hand nimmt, seinen Arm um sie legt und ihnen einen schönen Tee macht.
vielleicht könnte man den Satz umbasteln. ...
Nach der Schicht, wenn sie ausgelaugt die letzten Stunden ausstempeln, dann wünschen sie sich ...

Schön fand ich übrigens auch die Länge. Du hattest einen angenehmen Rythmus und ein tolles Gefühl für Tiefe (nicht zu viel und nicht zu wenig).

Grüße,
Johnny

 

Hallo Jose,
Deine Geschichte ist echt sehr schön.
Mir gefiehl dieser Vergleich zwischen Käfigtierhaltung und Burnoutgesellschaft.

Ich finde, die Pute hat nicht gerade eine tiefe Persöhnlichkeit. Aber wie viel Tiefe soll man den schon von eine Pute erwarten, oder von dem modernen Memschen. War das Absicht? ;)

Jedenfalls hat die Story Soaß gemacht beim lesen und wurde nicht Langweilig.

LG,
alexei

 

Hola Johnny Panic,

ich habe mich über Deinen wohlwollenden Kommentar gefreut. Besten Dank.

Deinen Änderungsvorschlag habe ich erwogen umzusetzen:

Eine klitze Kleinigkeit die mich störte war das Klack im folgenden Satz ...
Nach der Schicht, wenn sie ausgelaugt noch einmal Klack machen, dann wünschen sie sich jemanden, der sie bei der Hand nimmt, seinen Arm um sie legt und ihnen einen schönen Tee macht.
vielleicht könnte man den Satz umbasteln. ...
Nach der Schicht, wenn sie ausgelaugt die letzten Stunden ausstempeln, dann wünschen sie sich ...
Na klar, kann man machen. Nur möchte ich die beiden ‚Klack’ beibehalten, weil dieses Geräusch nicht nur einen strapaziösen Arbeitstag einleitet und beendet, sondern mit seiner Kaltschnäuzigkeit auch den ganzen Apparat charakterisiert.
‚... die letzten Stunden ausstempeln’ scheint mir etwas ungenau, denn es ist jeweils eine ganze Schicht. Außerdem habe ich mit ‚ausstempeln’ ein Problem – das klingt so behördenmäßig. Ich hoffe, Du bist nicht sauer.

Jedenfalls lese ich, dass Dir die Geschichte gefallen hat, und das ist für mich die Hauptsache.
Leider ist es so, wie Du schreibst:

Richtig gut gefallen hat mir dein Ende. Diese Trostlosigkeit und gleiche Enge der Menschen, die genauso eingepfercht leben, wie die Tiere die sie für ihr "besseres" Leben züchten ...
Was sind wir stolz auf uns!

Tja, da kann man schon ans Grübeln kommen.
Johnny – alles Gute und beste Grüße!
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej josefelipe,

dein Einblick in das Entstehen von Markengeflügel ist nicht ohne Unbehagen lesbar, was ja wohl auch Sinn des Ganzen ist. Und wieder einmal mehr fällt mir als erstes auf, wie kompakt und gehaltvoll deine kurze Geschichte ist (zum Glück geht das mal nicht auf die Hüfte:shy:).
Natürlich versetze ich mich ungerne in die Lebenssituation einer Zuchtpute und ich bin froh, dass du mir nicht zu sehr ins Detail gehst und ich den typischen felipe-Humor erkenne.
Es ist schon ein arges Übel als du dann auch noch die ähnlich gequälten Arbeiter ins Boot holst und im Grunde nur konsequent.

Das Band rückt weiter. Immer weiter, wie das Leben.

Diese Stelle ist für mein Hirn leicht unverständlich. :shy: Denn eigentlich rückt mit dem Band der Tod näher, oder? Und Leben an und für sich rückt ja nicht nahe. :hmm: Es ist ja immer da.

Diese armen Säue schlafen schlecht, unruhig und zuckend.

Du meinst aber schon die Arbeiter, also Menschen, im Sinne von die armen Schweine?

Das Trauma lässt sich nicht im Spind einschließen.

Das ' ein gutes Bild und schön wär's.

Nach der Schicht, wenn sie ausgelaugt noch einmal Klack machen, dann wünschen sie sich jemanden, der sie bei der Hand nimmt, seinen Arm um sie legt und ihnen einen schönen Tee macht.

Ach, der eine oder andere wirds schon so haben, meinst' nicht?

Im besten Alter, müssen sie die Zärtlichkeiten auf Sonntag verschieben, wie jede Woche.

Wie mitfühlend und weitsichtig du bist. :)

Fama und Zyna sind für mich neue Begriffe, die ich gerne in meinen Wortschatz integriere, bzw. esoterisch erweitere. Hab herzlichen Dank dafür.

Danke für diese Geschichte und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hi!
Deine Geschichte hat irgendwie einen sehr schönen Fluss. Sie hat einen guten und gleichmäßigen Takt: Klack!
Die kritische Botschaft ist hervorragend beschrieben. Man weiß nicht, wer hier die traurigste Kreatur ist. Während der Mensch ein gleichbleibendes tristes Leben führt, bekommen die Puten "immerhin" am Ende und als Lohn eine sadistische Auszeichnung. Beide sind Gefangene.

Deine Kurzgeschichte gefällt mir sehr gut!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola alexei,

möchte mich für Deinen Leseeindruck bedanken, und es freut mich, dass Dir mein Text gefallen hat:

Mir gefiel dieser Vergleich zwischen Käfigtierhaltung und Burnoutgesellschaft.
Und dann schreibst Du noch:
Ich finde, die Pute hat nicht gerade eine tiefe Persöhnlichkeit. Aber wie viel Tiefe soll man den schon von einer Pute erwarten, oder von dem modernen Menschen. War das Absicht?
Oh ha, eine ernste Angelegenheit! Was war meine Absicht?
Das ist schwer abzuzirkeln, denn es ist ja nur ein Ausriss aus unserem Leben. Wir essen gerne süß, gerne fett, gerne Fleisch. Das wiederum soll mager sein. Putenfleisch. Nicht zu teuer, dann kann man eine Keule mehr essen, eigentlich jeden Tag. Kost’ ja nix.
Oder man kotzt und wird Vegetarier. Der beinahe militante Schritt zum Veganer ist dann auch vorstellbar. Vor Jahrzehnten sah ich eine Doku, da fielen übermästete Puten mit riesigen Brüsten vornüber, weil sie sich nicht auf den Beinen halten konnten – seitdem esse ich kein Putenfleisch.
Bleibt der Mensch, der moderne. Da will ich nichts verallgemeinern. Wir sehen, wie eiskalt geplant oder lotteriemäßig unberechenbar ein Menschenleben verlaufen kann. Ich hoffe, Du betrachtest den ‚modernen Menschen’ nicht allzu skeptisch, denn bei den meisten überwiegen doch die guten Seiten, oder?

alexei: schrieb:
Jedenfalls hat die Story Spaß gemacht beim lesen und wurde nicht Langweilig.
Na, dann ist ja alles in Butter. Vielen Dank.

Alexei – schöne Tage im Mai!
José

 

Lieber josefelipe


Wie gut, dass du wieder mit 'Satire' getaggt hast, denn satirische Elemente wie Übertreibung und persönliche Empörung des Autors sind reichlich vorhanden.

Auch sprachlich wüsste ich nicht, was zu ändern oder gar zu verbessern wäre.

Also stürze ich mich mal auf den Plot. Eine Story ist es nicht unbedingt, auch wenn es einen Ich-Erzähler gibt.

Ich weiß allerdings nicht genau, wo der Gegner sitzt. Das kapitalistische Ausbeutungssystem, falls du das gemeint hast, ist mir zu unpersönlich. Da könnte man auch einen Pudding an die Wand nageln.
Wenn die unnormale Pute im Falle einer Wiedergeburt nicht mal mit der Krone der Schöpfung tauschen möchte, dann muss der grundlegende Fehler wohl eher im Transzendentalen liegen, was immer das ist. Und dem ist schwer mit Satire zu begegnen.

Bleibt für mich: Käuferstreik. Auch nicht zwingend, den dann verlagert sich die Ausbeutungsstrategie auf Meeresfische. Und was ist, wenn auch das Gemüse anfängt zu klagen? Du weißt schon, da segelst du nahe an der unvergesslichen Geschichte von The Incredible Holg, für die ich dich fälschlicherweise als Autor dingfest gemacht hatte.

Als Anwalt des guten Umgangs mit den Lebens-mitteln und ihrer Zubereitung bist du unübertroffen und damit sehr nahe an den existentiellen Fragestellungen. Die gibt's, wie du natürlich weißt, auch auf anderen Gebieten. ;)

Wird Zyna noch aus dem Off sprechen dürfen?

PS: Schwere Schäden durch Frosteinbruch in meiner Gegend. Auch verschuldet durch Klimawandel.

Gruß wieselmaus

 

Hallo José,

da muss ich nach dem Winterschlaf doch endlich auch mal wieder eine deiner Geschichten besprechen (zumal, wenn mich wieselmaus geradezu einlädt ;)).

Das Thema ist ein drängendes, ganz ohne Frage, und zudem eines, zu dem ich persönlich eine Meinung habe. Wortgewandt, wie du bist, bringst du den Irrsinn und das (tierische wie menschliche) Leid, mit dem die moderne Fleischproduktion behaftet ist, auch gut auf den Punkt. Nein, ich möchte auch nicht als Schlachthofarbeiter wiedergeboren werden; noch weniger allerdings als Mastpute, denn deren Leid ist dann doch noch um einiges größer als das ihrer Verwerter.

Ähnlich wie Eva Luise Groh habe ich allerdings ein handwerkliches Problem mit der Perspektive. Dabei stört es mich weniger, dass Zyna sich Gedanken über das Jenseits und die Wiedergeburt macht - wenn sie sprechen oder schreiben kann, um uns ihre Geschichte zu erzählen, dann darf sie meinetwegen beliebig intelligent und philosophiebegabt sein. Was mich beim Lesen rausreißt, ist ihr Wissen über ganz irdische Dinge, die schlicht außerhalb ihrer Wahrnehmung geschehen: nach der Schlachtung, am Band, auf dem Arbeitsweg und im Zuhause der Menschen. Und woher weiß sie, was ein Hubschrauber oder ein Aktionär ist? Hier wird die Pute zum allwissenden Erzähler, der nur pro forma die Ich-Perspektive einnimmt; damit wird die Ich-Form als bloßes Stilmittel offenbar. Ich fühle mich als Leser manipuliert. Das lenkt mich leider von der ambitionierten Aussage des Textes ab.

Wenn ich versucht hätte, diese Geschichte zu schreiben (und beim Versuch wäre es wohl gebleiben, weil ich das sehr schwierig finde), wäre ich wohl im Szenario des ersten Absatzes geblieben, also innerhalb des Stalls. Dort gibt es nicht nur genug Tierleid zu beschreiben, sondern auch dort gibt es Arbeiter, die sich um die Tiere "kümmern", dabei aber zwangsläufig abstumpfen und ihr Mitgefühl ablegen, um diese Tätigkeit überhaupt ausführen zu können. Ich denke, viele deiner Betrachtungen hättest du auch auf diese Weise unterbringen können.

Wie immer ist das natürlich alles nur meine persönliche Meinung. Gerade bei so einem emotionsträchtigen Thema ist es wohl ziemlich unmöglich, alle Leser zufriedenzustellen ... :shy:
wieselmaus: Viel passender als jene Geschichte, auf die du anspielst, ist übrigens jene, die ich beim Veganen Literaturwettbewerb eingereicht habe. Die habe ich vorher bewusst nicht hier zum Besten gegeben, werde das aber vielleicht nachholen. Und/oder auf das E-Book verweisen, das aus dem Wettbewerb hervorgeht und hoffentlich bald erscheint.

Grüße vom Holg ...

 
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Hallo josefelipe,
klar, bei einer solchen Geschichte(?) muss ich ich ja melden.
Ich bin hin- und hergerissen.
Einerseits freue ich mich tierisch (!) dass du nicht die nervtötende Wendung eines Tierfreundes aufs literarische Parkett legst, das nämlich (muss ich leider so sagen) geht mir mittlerweile echt auf den Keks, weil es sich um Gründe für diese erbärmliche Tierhaltung null schert und nur über die mangelnde Tierliebe lamentiert. Sondern du machst was Interessantes, du lässt die Pute Mitleid mit ihrem geschäftsmäßigen Töter haben, der auch nur ein Glied in der Kette ist. Seine Arbeitsbedingungen sind genauso wie die Lebensbedingungen der Pute ein Geschäftsmittel für andere. Er hat nichts in der Hand, muss froh sein über diesen Arbeitsplatz sein, der nach völlig anderen Kriterien eingerichtet ist als denen der Menschen- oder Tierfreundlichkeit. Das Interesse ist, bei möglichst geringen Kosten einen möglichst hohen Gewinn abzupressen. Und das sind sehr zynische Bedingungen für alle und alles, Mensch und Tier.
Für mich klagst du also schon ein System an, ohne es aber so recht zu benennen.
Das ist für mich jedoch nicht der springende Punkt.

Du lässt die Pute in der Ichform sprechen, das macht es schwierig. Und zum eigentlichen Problem, obwohl ich dich ja gerade für eben diesen "Trick" gelobt habe. Nicht weil ich mich verarscht fühlen würde. Das null, denn du legst die Karten ja von vornherein offen im Titel (ach nee , der ist ja jetzt geändert) und in den ersten Sätzen. Von daher finde ich das legitim, man hat dadurch die Möglichkeit, auf etwas aufmerksam zu machen.

Aber es beinhaltet ja mehr, wenn man diese Perspektive nutzt. Die Putensicht ist ja eigentlich ein Stil- oder Erzählmittel von dir, so nach dem Motto - sogar die hat Mitleid mit ihrem menschlichen Arbeiter. Aber gleichzeitig find ich das völlig absurd, was du da machst.
Du lässt ein Viecherl in der Ichform reden, über seine Lebensbedingungen räsonieren, die sehr schrecklich sind, und dann soll die ausgerechnet, während sie die Eingeweide rausgerissen bekommt, Mitleid mit den noch schlechteren Lebensbedingungen ihres Eingeweidereißers kriegen. Das klingt -für mich jedenfalls- einfach nur total komisch, weil es so überhaupt nicht zusammen passt und widersprüchlich ist. Wenn ich die Ichform ernst nehme, nehme ich Anteil an den Gedankengängen der Ichperson. Und die soll im Eingeweiderausreißmodus zu solchen Gedanken fähig sein? Ich kann das einfach nicht ernst nehmen. Und halte dieses Erzählmittel - so wie du es hier gemacht hast - daher für unangebracht. Ich hab aber auch keine gute Idee, wie man sonst dran gehen könnte. Ich glaube, ich würde das eher auktorial probieren.
Aber seis drum, das sind nur meine paar Kröten und du siehst ja auch, dass es vielen gefällt. Wirst das schon für dich einordnen können.
Herzliche Grüße von Novak

 

Hallo josefelipe,

dein Text liest sich wirklich gut und ich muss gestehen, dass ich schon nach wenigen Sätzen alle Hintergrundgeräusche ausgeblendet habe, um mich vollkommen darauf zu konzentrieren.

Erst fand ich es etwas befremdlich, als du von der Pute zum Arbeiter gekommen bist, aber letztendlich hast du es geschafft diese beiden gegensätzlichen Welten zu vereinen und einen in sich geschlossenen Text zu schreiben. Der letzte Satz rundet das Ganze perfekt ab.

Vielen Dank für den kurzen Einblick in das Leben einer Pute :)

 
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Hola Kanji,

Du bist mir eine treue Kommentatorin – dafür meinen besten Dank.
Ich hab’s schwer mit dem Revanchieren, aber zur Toby-Serie kann ich wirklich nichts Brauchbares beitragen. Doch wäre ich Dein erster Kommentator, wenn Du irgendwann diese Gefilde verlässt und so etwas Feingedrechseltes wie ‚Mai’ einstellst. Eine wunderbare, zarte Geschichte – tatsächlich lesens- und erinnernswert.

Aber jetzt zum Schlachthof:

... dein Einblick in das Entstehen von Markengeflügel ist nicht ohne Unbehagen lesbar, was ja wohl auch Sinn des Ganzen ist.
Ja, war es. Leider ein so ausgelutschtes Thema, dass die Leute schon abwinken. Hätt’s mir auch verkniffen, aber ich sah eine arte-Doku über einen solchen ‚Musterbetrieb’ und besonders über den Alltag der Leute, die da beschäftigt sind – und schon war ich am Tippen.

Ist ja alles schon bekannt. Jeder ist betroffen, einige sogar bestürzt. Ja, wie schrecklich ist das denn !? Ich möchte eine Überwachungskamera sein bei deren nächstem Einkauf:D.
Billig, billig – yammie yammie. Nimm mal noch das Sonderangebot mit zum Grillfest. Ungemein konsumentenfreundlich; schon von Meisterhand gewürzt, „fix und fertig für Ihre Grillparty“ (wenn das Haltbarkeitsdatum kippt, beschmiert man die schmierigen Teile mit Chiliöl und Oregano). Mann eh.

Und wieder einmal mehr fällt mir als erstes auf, wie kompakt und gehaltvoll deine kurze Geschichte ist
Jou! Ich bin – mit oder ohne Eigenlob – ganz zufrieden mit diesem immer noch nicht perfekten Text, weil ich weiß, was ich alles eingedampft oder eliminiert habe. Ist auch gedacht als Schritt weg von ‚Josefelipes Frauen und Essen-Image’.
... zum Glück geht das mal nicht auf die Hüfte
Hehe, könnte eher das Gegenteil bewirken.

Das Band rückt weiter. Immer weiter, wie das Leben.
Diese Stelle ist für mein Hirn leicht unverständlich. Denn eigentlich rückt mit dem Band der Tod näher, oder?
Jein (statt nein:)), der Tod rückt nicht näher, denn wie sie nackt am Haken hängen, sind sie (Zyna und ihre Leidensgefährten) bereits tot.
Da mir aber Novak einiges geflüstert hat, werde ich wahrscheinlich Zyna erst am Ende der Geschichte sterben lassen, aber das muss ich erst einmal sacken lassen.

Und Leben an und für sich rückt ja nicht nahe.
Dass das Leben nahe oder näher rückt, habe ich nicht geschrieben, sondern ‚immer weiter’, um seine Einmaligkeit und leider auch Vergänglichkeit im Umfeld dieser ganzen Scheiße hervorzuheben.
Es ist ja immer da.
Ist Leben wirklich immer da? Glaube ich nicht, denn dann gäbe es den Tod nicht, oder? Sorry, bin heute besonders schwierig:sconf:.

Josefelipe: schrieb:
Diese armen Säue schlafen schlecht, unruhig und zuckend.
Du meinst aber schon die Arbeiter, also Menschen, im Sinne von die armen Schweine?
Das hätte ich nicht nur anders, sondern vielleicht auch besser machen können – da hast Du völlig recht. In mir grummelten noch ein paar Emotionen, und die in der Doku porträtierten Menschen sind arme Säue in einer Gegend, wo dieser Betrieb der einzige Arbeitgeber ist. Dein Tadel besteht zurecht, obwohl für mich eine arme Sau keine Deklassierung ist, sondern eine unglückliche Kreatur, der man unter die Arme greifen sollte. Nur wie?

Josefelipe: schrieb:
Nach der Schicht, wenn sie ausgelaugt noch einmal Klack machen, dann wünschen sie sich jemanden, der sie bei der Hand nimmt, seinen Arm um sie legt und ihnen einen schönen Tee macht.
Ach, der eine oder andere wirds schon so haben, meinst' nicht?
Als Autor darf ich es nicht verwässern, wenn der Text zünden soll. Beliebigkeit kann nicht. Einem jeden würde ich diese schöne Geste und einen guten Tee wünschen, aber dann bricht der Stiel meines Holzhammers.

Josefelipe: schrieb:
Im besten Alter, müssen sie die Zärtlichkeiten auf Sonntag verschieben, wie jede Woche.
Wie mitfühlend und weitsichtig du bist.
Warum dieser sarkastische Zungenschlag? Ich bin weder mitfühlend oder gar weitsichtig. Das ist reine Tragik! Das Leben geht dahin für billige Putenschnitzel; die Liebe geht kaputt, weil die ehemals Liebenden selbst kaputt (gemacht worden) sind.

... und ich den typischen felipe-Humor erkenne.
Dann hab ich alles falsch gemacht! Schiete. Diesmal war mir’s ernst.
Aber was soll’s. Letzte Nacht zirpten schon die Grillen.

Kanji, bedankt und einen schönen Wonnemonat wünscht
José

 

Hej josefelipe nochmal,

ich bin so treu, dass dir gar nicht auffiel, dass ich drei deiner Geschichten in diesem Jahr geschwänzt habe. Peace.

Wegen Tobi mach dir mal da keinen Kopp. Da hoffe ich einfach immer mal wieder etwas zu erfahren, was den schlichten Text aufpimpen könnte und es klappt schon.

Hätt’s mir auch verkniffen, aber ich sah eine arte-Doku über einen solchen ‚Musterbetrieb’ und besonders über den Alltag der Leute, die da beschäftigt sind – und schon war ich am Tippen.

Wat mut, dat mut.

Ist Leben wirklich immer da? Glaube ich nicht, denn dann gäbe es den Tod nicht, oder? Sorry, bin heute besonders schwierig.

Zumindest solange wir da sind. ;)

Dein Tadel besteht zurecht, obwohl für mich eine arme Sau keine Deklassierung ist, sondern eine unglückliche Kreatur, der man unter die Arme greifen sollte. Nur wie?

Naja, das Fleisch, von dem du oben schriebst einfach nicht kaufen, nicht essen, kein oder nur bestes Fleisch leisten und somit vielleicht die Möglichkeit geben, andere angemessene Beschäftigung zu schaffen. So etwa :hmm:

Einem jeden würde ich diese schöne Geste und einen guten Tee wünschen, aber dann bricht der Stiel meines Holzhammers.

Macht Sinn. :)

Warum dieser sarkastische Zungenschlag? Ich bin weder mitfühlend oder gar weitsichtig. Das ist reine Tragik! Das Leben geht dahin für billige Putenschnitzel; die Liebe geht kaputt, weil die ehemals Liebenden selbst kaputt (gemacht worden) sind.

Das war keinesfalls sarkastisch. In all dem Drama, sowohl für Tier als auch Mensch, denkst du an Liebe. Das ist sehr zartfühlend und schön. Und die Ernsthaftigkeit ist selbstverständlich auch für mich deutlich, dennoch vernehme ich, mags an sensitiven Antennen liegen, feinen Humor, oder wahrscheinlich eher einen Hauch Hoffnung ... oder auch nur, weil ich's so empfinden will.

Freundlichster Gruß, Kanji aus dem kühlen Norden

 

Hola Sommerhamster,

will mich bedanken für Deinen Kommentar.
Das Thema meiner KG hat zwar schon einen Bart, aber es will sich fürs Verrecken nichts ändern. Wenn man es antippt, gehen die Emotionen hoch, aber ein paar Minuten später geht alles wieder seinen alten Gang – und da die Grünen eine Rentnerpartei geworden sind, kommt auch aus deren Ecke kein Mucks mehr. Es ist leider, wie Du sagst:

Man weiß nicht, wer hier die traurigste Kreatur ist. ... ... Beide sind Gefangene.

Na – jedenfalls bist Du mit dem Text zufrieden:
Die kritische Botschaft ist hervorragend beschrieben.
Deine Kurzgeschichte gefällt mir sehr gut!
Das freut mich sehr. Danke für Deine Meinung
und schöne Grüße!
José

 

Hola wieselmaus,

Wie gut, dass du wieder mit 'Satire' getaggt hast, ...
Ja, dieses Raus-aus-den-Kartoffeln, Rein-in-die-Kartoffeln hätte ich mir sparen können, zumal nur eine satirische Pute die geistigen Fähigkeiten von Zyna haben kann. Bin manchmal eben doch ein kleines Hasenherz:rolleyes:.
... denn satirische Elemente wie Übertreibung ...
Übertreibung? Aber nein – es ist, wie da geschrieben steht, eher noch schlimmer.
... und persönliche Empörung des Autors sind reichlich vorhanden.
Stimmt. Und wie auch nicht?

Liebe wieselmaus, für die Betrachtung meines Textes danke ich Dir. Hast Recht, wenn Du sagst:

Eine Story ist es nicht unbedingt, ...
Vielleicht hätte der Text als Blog eine bessere Position.
Ich weiß allerdings nicht genau, wo der Gegner sitzt. Das kapitalistische Ausbeutungssystem, falls du das gemeint hast, ist mir zu unpersönlich.
Das habe ich nicht allein im Visier. Der eigentliche Feind sitzt in uns, es ist der grapschige Charakter. Alles muss er haben, kein Wunsch scheint zu abgedreht oder gar unerfüllbar; Superlative kennt er nicht, denn er muss noch mehr haben. Dreimal Fleisch täglich – wo ist das Problem? Aber solange die Agrarlobby die Texte für Christian Schmidt schreibt, bleibt alles beim Alten. Das ist mein Zorn. Der kriegt noch nicht mal die Ampel-Kennzeichnung für Lebensmittel durch. In Th. Mays geschmähtem Königreich ist das schon längst Usus.
Wenn die unnormale Pute im Falle einer Wiedergeburt nicht mal mit der Krone der Schöpfung tauschen möchte, dann muss der grundlegende Fehler wohl eher im Transzendentalen liegen, was immer das ist.
Nix transzendental. Hier kann man Ross und Reiter beim Namen nennen.
Ob Stephen Hawking Recht hat, wenn er der Menschheit noch hundert Jahre auf diesem Planeten gibt, wissen wir nicht, aber noch mehr Zweifel hege ich, ob wir wirklich die Krone der Schöpfung sind. Ich denke, dann müssten wir uns anders benehmen. Zumal alles bekannt ist, was uns und der Erde schadet.
Wird Zyna noch aus dem Off sprechen dürfen?
Ich weiß es nicht. Jedenfalls wüssten wir jetzt schon, was sie uns zu sagen hätte, aber es ist uns so was von schiet-egol. Traurig. Da steigt er ein in seinen silbernen SUV zum Brötchenholen und hat sein Steinzeithirn mit einer harten Schädeldecke geschützt, damit keine frische Luft ran kommt.
‚Krone der Schöpfung’? Das ist Satire!!

Deine Bemerkung zum Klimawandel lässt mich an den Schwund von Vögeln und Insekten (bes. Bienen) denken. Bald werde ich meine Obstbäume selbst bestäuben müssen.

Dennoch viel Freude an Blüten und Blumen!
José

 

Hola@The Incredible Holg,

besten Dank für Deinen Post. Freut mich, dass Du wieder mitmischst.

Diese Ausrede zieht aber nicht:

... da muss ich nach dem Winterschlaf doch endlich auch mal wieder eine deiner Geschichten besprechen
So tief kannst Du nicht geschlafen haben, schließlich habe ich erfahren, dass sich bei Dir erfreuliche Veränderungen ereignet haben – also: Herzlichen Glückwunsch!

So, und jetzt zum eigentlichen Geschäft:

... habe ich allerdings ein handwerkliches Problem mit der Perspektive. Dabei stört es mich weniger, dass Zyna sich Gedanken über das Jenseits und die Wiedergeburt macht - wenn sie sprechen oder schreiben kann, um uns ihre Geschichte zu erzählen, dann darf sie meinetwegen beliebig intelligent und philosophiebegabt sein.
Das ist sehr großzügig von Dir, denn schon hier könnte ein anderer Leser protestieren.
Was mich beim Lesen rausreißt, ist ihr Wissen über ganz irdische Dinge, die schlicht außerhalb ihrer Wahrnehmung geschehen: nach der Schlachtung, am Band, auf dem Arbeitsweg und im Zuhause der Menschen. Und woher weiß sie, was ein Hubschrauber oder ein Aktionär ist?
Da hast Du selbstverständlich recht – da knirscht die Geschichte. Ich stecke in einer Sackgasse. Die Luft wird knapp. Entweder schreibe ich den Text um, wie ich das auch Eva Luise Groh indirekt versprochen habe oder ich verschanze mich hinter der satirischen Pute.
Wie immer ist das natürlich alles nur meine persönliche Meinung.
Und die nehme ich als bare Münze.
Gerade bei so einem emotionsträchtigen Thema ist es wohl ziemlich unmöglich, alle Leser zufriedenzustellen ...
Sicherlich. Aber handwerklich sollte schon alles in Ordnung sein. Ich hatte eine Doku über Tiermast gesehen und mich dann voller Groll ans Schreiben gemacht, die Frage nach der Perspektive stellte sich mir gar nicht. Auch bei der Überarbeitung fiel mir das nicht auf, weil ich ‚Satire’ als Freibrief für die Gestaltung des Textes wähnte. Aber ich sehe – da gibt es Einspruch.
Unglaublicher, für Deinen Leseeindruck meinen besten Dank.
Ich lege mich jetzt auf die Lauer, was ich beim Veganen Literaturwettbewerb von Dir zu lesen bekomme. Du gibst uns doch einen Tipp?

Bis dahin!
José

 

Hola Novak,

das freut mich, dass Du meinen kurzen Text unter die Lupe genommen hast. Vielen Dank.

Novak: schrieb:
... du lässt die Pute Mitleid mit ihrem geschäftsmäßigen Töter haben, der auch nur ein Glied in der Kette ist. Seine Arbeitsbedingungen sind genauso wie die Lebensbedingungen der Pute ein Geschäftsmittel für andere.
Unsere Gesellschaft ist sehr straff organisiert, und es gibt genug Ökonomen, die das erklären können, weil es anders nicht geht. Alternativlos, sagen sie. Zynisch sagen Du und ich:
Novak: schrieb:
Und das sind sehr zynische Bedingungen für alle und alles, Mensch und Tier.
Deshalb heißt meine Pute Zyna:D. Passt.
Aber jetzt krieg ich Saures:
... find ich das völlig absurd, was du da machst.
Du lässt ein Viecherl in der Ichform reden, über seine Lebensbedingungen räsonieren, die sehr schrecklich sind, und dann soll die ausgerechnet, während sie die Eingeweide rausgerissen bekommt, Mitleid mit den noch schlechteren Lebensbedingungen ihres Eingeweidereißers kriegen. Das klingt -für mich jedenfalls- einfach nur total komisch, weil es so überhaupt nicht zusammen passt und widersprüchlich ist. Wenn ich die Ichform ernst nehme, nehme ich Anteil an den Gedankengängen der Ichperson. Und die soll im Eingeweiderausreißmodus zu solchen Gedanken fähig sein?
Völlig klar, ich begreife Deinen Standpunkt.
Du erwähnst die Titeländerung‚ ,die untote Pute’ fehlt jetzt – vielleicht war das ein Fehler, denn einer Untoten ist ja einiges zuzutrauen:shy:. Ich hoffte auch, dass ‚Satire’ den Leser gnädig stimmen würde, aber Novak hat Recht. Umschreiben, auktorial.
Das würde die Sache auf jeden Fall geraderücken. Ich befürchte allerdings, dass das Kompakte, das Direkte des Textes verloren gehen könnte.
Also beschließe ich, ihn so zu lassen und dabei aufmerksamst zu beobachten, wie er im Großen Schwarzen Loch verschwindet.
Ich finde, so hat alles seine Ordnung: Du hast mir das Manko meiner Geschichte aufgezeigt, ich habe wieder was gelernt und hatte außerdem noch Kontakt mit einer netten und klugen Dame am anderen Ende der Strippe.

Liebes Novak, hab Dank und schöne Maientage! Deine Radtour durch die blühende Pfalz ist auch schon wieder ein Jahr her. Mannohmann – die Zeit galoppiert!

José

 

Hallo José,

ein später Kommentar von mir, weil es mich erst so geschüttelt hat bei dem Thema und weil ich immer ein schlechtes Gewissen habe, denn in lauen Sommernächten beim Grillen mit Freunden kommt auch immer noch Fleisch auf den Tisch. :shy:

Das zeigt mir aber auch, wie sehr deine Idee zur untoten Pute und deren Umsetzung trifft. Klar, wenn man Geld hat, kauft man mit dem Bio-Ablass. Hat man wenig Geld, kommt eben Billigfleisch auf den Tisch.

Das Bewusstsein dafür zu schärfen, überhaupt gar kein oder zumindest deutlich weniger Fleisch zu essen, ist der einzige Weg aus diesem Dilemma und das leistet dein Text. Chapeau!

Viele Grüße

Willi

 

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