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Jenseits der Lichter

Seniors
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26.02.2009
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Jenseits der Lichter

Es war mir nie aufgefallen, wie nah an der Grenze von Licht und Dunkelheit ich mein Leben verbracht hatte. Nur ein kleiner Anstoß hatte genügt, um sie zu passieren.

Kein Mond erhellte den Pfad, als ich auf dem Weg nach Hause die Abkürzung durch den Park nahm und sich mir ein seltsamer Gedanke aufdrängte. Besäße die Finsternis eine Stimme, dann lachte sie mich aus.
Mein Gefühl flüsterte, es sei die mitternächtliche Stunde. Mein Verstand sagte: „Was für ein Klischee!“ Und ich, innerlich seufzend, gab ihm recht. Genau dieses Klischee sollte ich erleben. Die Idee dazu hatte Susanne gehabt.
Es sei nötig, hatte sie behauptet, etwas Besonderes zu erfahren, bevor man sich der Krimi-Schreiberei hingäbe. Gefühle, echte Gefühle, vor allem Angst und so. Ich verstünde schon. Nun, ich hatte nicht gleich verstanden, und so hatten Susanne und ihr Bruder noch gute drei Stunden auf mich eingeredet.

Deshalb war ich jetzt hier. Im dunklen Park. Allein. Und es war saukalt. „Danke Susanne, vielen, vielen Dank“, flüsterte ich mit Atemwölkchen vor meinem Mund und ich wünschte mir meinen Wagen herbei, den ich für dieses unsinnige Abenteuer vor Susannes Haus zurückgelassen hatte. Wie angenehm es doch wäre, wenn …“
Ein aufflatternder Vogelschwarm riss mich aus meinen Gedanken.
Raben. Wahrscheinlich. Irgendwo dort vorne steigen sie auf, wo die Dunkelheit sich doppelt anstrengt, undurchdringlich zu wirken. Undurchdringlich, undurchdringlicher, am undurchdringlichsten.
Schluss mit dem Blödsinn. Wer oder was mochte die Viecher aufgeschreckt haben?

Langsam ging ich weiter, den Oberkörper leicht gebeugt und den Kopf nach vorne gereckt. Meine Augen brannten bald vom Hineinstarren in die Dunkelheit. Die Kälte fand nun endgültig den Weg durch meinen Mantel. Die Raben kehrten nicht zurück. Etwas, jemand oder gar eine Bande hielt sie von ihrem Schlafbaum fern.
Ist es wirklich Kälte, die durch den Stoff kriecht und mich frösteln lässt, oder greift die Finsternis, die Braut des Bösen, nach mir?
Ich blieb stehen und lauschte. Kein Geräusch drang heran. Doch die Raben blieben fort. Raben lassen sich nicht so leicht vertreiben. Es sind hartnäckige Biester.
Plötzlich hörte ich von rechts, vielleicht hundert Meter entfernt, aufgeregtes Krächzen. Die Vögel stritten sich um die Plätze auf einem anderen Baum.
So viele Umstände betreiben Tiere nicht ohne Grund. Es wäre vermutlich klüger, umzukehren. Der Kluge gibt nach. Andererseits, Finsternis, die Braut des Bösen? Was für ein Unsinn. Und außerdem, Angst ist keine Naturgewalt, sie ist Einstellungssache. Oder? Sie lässt sich herbeireden und, wie etwas Unnötiges, wieder wegrationalisieren. Ja genau. So sieht es aus. Aber das kann man selbstverständlich nicht schreiben. Nein, in der Fiktion muss Angst eine Art Eigenleben haben, sonst taugt sie nichts.

Ich ging weiter, nun nicht mehr gebückt. Um mich herum bald absolute Dunkelheit. Die Lichter der Zivilisation hatten ihren letzten Einfluss verloren. Niemand konnte mich sehen.
Die Finsternis hütet ihre Kinder.
Diesem Gedanken wohnte Tröstliches inne. Er vertrieb die Kälte. Die Raben schwiegen und meine Schritte klangen unbekümmert.
Gefühle und so, hat Susanne gesagt und damit selbstverständlich die Angst gemeint. Als ob ich die nicht kennen würde. Angst ist im Lichtermeer der Stadt das vorrangige Gefühl. Angst vor dem Alleinsein, dem Chef, verrückten Glatzköpfen, dem Postboten, der eine Mahnung bringen könnte, und, nicht zu vergessen, die Angst vor der Angst. Aber hier? Die Finsternis hütet ihre Kinder. Hier gibt es keine Angst.
Ich beschleunigte meine Schritte, wollte diesen lästigen Spaziergang hinter mich bringen.
Die Raben sind vermutlich vor einem Marder geflüchtet, der ihnen nachgestiegen war. Das hat nichts mit Angst zu tun, das war rationales Handeln. Von beiden Seiten. Von den Raben als Beute und dem Marder als Jäger.
Ich verlangsamte meinen Gang.
Hat Susanne nicht auch gefordert, ich müsse Interessantes schreiben? Aber was soll an Angstgefühlen interessant sein, wo sie doch jeder kennt? Die Frage lautet folglich: Was muss es für ein Gefühl sein, zu jagen, oder besser noch, zu töten? Das gilt es zu ergründen. Hier, in der Finsternis.
Ein Windstoß ließ Laub rascheln. In meinen Ohren klang es wie rauschender Beifall.
Das ist doch Irrsinn. Ich schüttelte den Kopf. Aber, nur einmal angenommen, ich nähme mir vor, den nächsten Menschen, der mir begegnet, umzubringen.
Ich atmete tief und gleichmäßig.
Dazu bräuchte ich eine Waffe. Oder wenigstens einen Stein. Und dann: es einfach tun. Ohne zu überlegen. Zuschlagen und weitergehen. Und in mich hinein horchen. Wegen der Schreiberei. Aber eigentlich wegen der übergeschnappten Susanne.

Ich verließ den Pfad. Altes Laub knisterte unter meinen Schuhen, dicke Wurzeln ließen mich stolpern. Ich stützte mich an einen Baum.
Hier gibt es zweifellos genug Steine. Angenommen, ich fände trotz der Dunkelheit einen geeigneten und nähme ihn an mich. Das wäre ein erster Schritt. Vielleicht kommen dabei schon ein paar interessante Gefühle auf. Bei jedem weiteren Schritt könnte ich mein Vorhaben abbrechen. Selbstverständlich.
Mit den Schuhen scharrte ich Laub beiseite und stieß alsbald an einen Stein, der mir groß und schwer genug erschien und überraschend gut in der Hand lag. Die Finsternis sorgt für ihre Kinder. Sie lässt es ihnen an nichts mangeln.
Ich lächelte und ging auf dem dunklen Pfad weiter Richtung Parkmitte, dorthin, wo alle Wege sich kreuzten.

Der Stein strahlte Kälte aus. Sie durchdrang meine Finger, kroch meinen Unterarm hinauf. Ich stellte mir vor, wie sie nach meinem Herz griff. Und ich stellte mir vor, wie sie dabei ins Leere stieß. In der Finsternis braucht man kein Herz, nur Verstand.
Und dieser, nun kühl und messerscharf, sagte mir, ich hätte keine Ahnung, wie man zuschlägt. Ich müsse üben.
Der nächste Baum erschien mir wie ein geeignetes Opfer. Er stand direkt am Weg. Ich trat leise heran, visierte auf dem Stamm einen Punkt an, der sich etwa in der Höhe meiner Schultern befand, packte den Stein fester, holte aus und schlug zu.
Ich hatte wirklich keine Ahnung gehabt. Mein Schlag hatte vermutlich kaum die Rinde verletzt. Ich versuchte es noch dreimal. Dann kam mir das Ergebnis fast brauchbar vor. Beinahe tödlich. Der fünfte Schlag, sein lautes Pock schallte durch die Dunkelheit, riss mir fast den Stein aus der Hand. Mein Handgelenk schmerzte. Ein Zeichen meines Erfolges.
Jemanden den Schädel zu zertrümmern, wäre einfacher als zunächst angenommen.

Vor mir lag der runde Platz, in den alle Wege mündeten. Bei Tageslicht hätte ich die Bänke am Rande des kleinen Areals sehen können. Dann säßen dort Spaziergänger, Hundebesitzer unterhielten sich, Jogger legten eine Verschnaufpause ein. Doch bei Eiseskälte dort die Nacht zu verbringen, wagten nicht einmal Stadtstreicher. Da war ich mir sicher.
Ich lauschte nach Schritten und wunderte mich, wie ungeduldig ich dabei wurde. Irgendwann, hoffentlich bald, wird jemand diese Abkürzung nutzen.
Die schnelle Verbindung durch den Park zwischen den Stadtteilen war verlockend, wenn man die letzte Straßenbahn verpasst hatte.
Vielleicht wird der späte Fußgänger das Klischee erkennen, in das er geradewegs hineintappt. Er wird Angst haben, weil er sich nicht von seinen Sorgen trennen kann. Nur wenige bringen es fertig, die Lichter der Stadt hinter sich zu lassen, nicht nur gegenständlich, sondern auch gefühlsmäßig, um sich der Finsternis anzuvertrauen.

Ich genoss die Stille, mit Zuversicht erfüllt.
Mein Weg wird hier nicht enden. Schon bald werde ich kein Kind der Finsternis mehr sein, sondern ihr Apostel. Denn ich werde an meiner Tat wachsen, werde stark und stärker, unbezwingbar. Ich werde die Finsternis in mir tragen. Susanne wird es als erste spüren. Susanne, die immer so zugeknöpft ist wie ihre obligatorischen Kostümjacken. Susanne, die beim mittäglichen Quicky, wenn sie sich dazu mal herab lässt, immer nur auf mir hocken will, damit ihre vollendete Hochfrisur nicht zerzaust, und die mich nicht küsst, weil ihr Lippenstift verschmieren könnte. Ja, Susanne, du wirst meine neue Macht spüren. Ich packe deine Haare, zwinge dich auf die Knie und dränge meinen Schwanz zwischen deine fein geschminkten, eitlen Lippen und gebe es dir, bis mein Saft dir zur Nase heraus läuft.
Ich hatte das Atmen vergessen.

Und dein Bruder, der jeden Abend wie eine verdammte Anstandsdame bei dir herumlungert, wird künftig mit ansehen, was für hochinteressante Sachen ich mit dir anstelle. An die Heizung gekettet, wird er seine Gefühle herausschreien und ich werde ihm begierig zuhören. Natürlich alles nur der Schreiberei wegen, das wirst du verstehen müssen, liebste Susanne. Ihr werdet mir Gefühle liefern, bis ihr keine mehr habt.
Mit tiefen Zügen füllte ich meine Lunge mit kühler, sauberer Luft.

Ja, die Finsternis wird fortan in mir sein. Sie wird mich immun machen gegen die Lichter der Stadt. Ich werde frei sein von allem, was sie repräsentieren. Wer kann noch mit mir mithalten, wenn ich erst einen Menschen getötet habe. Niemand.
Tja, ich schätze, liebste Susanne, die Sache entwickelt sich interessanter als von dir vermutet.

Jemand hat gehustet. Endlich! Von wo er herkam, ließ sich nicht eindeutig sagen. Doch sein Weg brächte ihn zu mir. Zwangsläufig. Ich stand aufrecht und still. Wartend. Die Finsternis wird es fügen.
Mein Stein strahlte Kraft und Wärme aus. Leise Geräusche unsteter Schritte drangen zu mir herüber.
Ich werde ihm Uhr und Bargeld abnehmen. Es wie einen Raubmord aussehen lassen.
Als nächstes konnte ich die Angst, die zu den eiligen Schritten gehörte, wie den Duft eines köstlichen Gebäcks wittern. Verführerisch. Ja, ich meinte sogar, die Richtung ausmachen zu können, aus welcher dieser Lockduft zu mir wehte. Wenn ich nicht die Orientierung verloren hatte, und daran glaubte ich keine Sekunde, der Mensch denkt, die Finsternis lenkt, dann kam mein Opfer aus der Richtung, in der meine Wohnanlage sich befand.
Vielleicht hat er, oder sie, einen meiner Nachbarn besucht. Dann könnte ich Gram und Verfall, sozusagen als Draufgabe, hautnah studieren. Susanne wird begeistert sein von meinen neuen Kenntnissen.

Glückshormone oder deren heimliche und düstere Geschwister überrannten jeden Winkel meines Gemüts. Dabei belebten sie ein verloren geglaubtes Gespür, vielleicht ein Stück längst verdrängter Urkraft, die in jedem Menschen schlummerte. Ich konnte plötzlich wie eine Fledermaus die Dunkelheit durchdringen, konnte exakt meine Position in dem Areal ermitteln, jeden Baum orten, der den Platz umgab, wie mit einem Radar die Bewegungen meines Opfers erfassen und somit vorausberechnen.
Ich wusste, es käme knapp an mir vorbei. Ich bräuchte nur drei Schritte zur Seite treten, dann würde es mich nicht entdecken und wie ein Blinder an mir vorbeitappen. Mit dem Pochen seines bangen Herzens im Ohr, würde es taub sein für meinen raschen Angriff.

Der Stein in meiner Hand schien plötzlich viel zu leicht. Doch diesen Umstand schrieb ich der neuen Kraft in mir zu. Alles schien plötzlich leicht. Mein ganzer Körper samt dickem Mantel wog nichts.
Der Glaube an die Macht der Finsternis stärkt mir Leib und Seele. Sie ist die wahre Urkraft, denn sie war das Erste von allem. Sie gebar Gott und Gott erschuf das Licht, sehr zum Missfallen der Finsternis. Und sie bestraft dafür Gott und seine Geschöpfe, die sich in seinem Licht suhlen. Der Gott muss darum bangen, dass ihn seine Kinder nicht verlassen. Und seine Kinder müssen ein Leben in Furcht führen, vielseitiger Furcht, die nur in seinem verfluchten Licht gedeiht.
Diese Erkenntnis trieb mir Tränen in die Augen.
Susanne wird staunen, welch interessante Geschichten ich von nun an schreiben werde. Mögen meine Erzählungen unter den Jüngern des Lichts Erkenntnis verbreiten, auf das sie den Pfad zur Freiheit finden, die Urkraft des Universums annehmen, Soldaten der Finsternis werden und alle Unverbesserlichen auslöschen, wo immer sie sich zeigen.

Auf der Wegkreuzung wurden die Schritte der Gestalt unsicher und schlurfend. Sie passierte meinen Standort, gebückt von der Bürde des Lichtes, an welches ihr törichtes Herz sich klammerte.
Ich schlug einen sanften Bogen, elegant, auf Zehenspitzen, und gelangte unbemerkt hinter den Rücken der Gestalt. Sie war etwas kleiner als ich. Ihr den Schädel einzuschlagen, wäre ein Leichtes. Die Prüfungen der Finsternis sind wohlwollend.
Während ich meinen Stein am gestreckten Arm langsam hob, kam mir eine weitere Erkenntnis. Ich sollte dieses Klischee erleben: nächtlicher Park, einsamer Spaziergänger, Angst vor einem Überfall. Das war der Plan gewesen, Susannes Plan. Doch naturgemäß musste es in diesem Szenario eine zweite Partei geben. Das hatte Susanne nicht bedacht. Und sie hatte nicht bedacht, dass die Wege der Finsternis unergründlich sind. So hatte die Finsternis, die wahrhaft allwissende und allmächtige, mich für die andere Seite der Medaille vorgesehen.

Mir wurde heiß, als stünde der Park in Flammen. Ungeheure Energien durchströmten meinen Körper. Alle Sinne konzentrierten sich auf das Töten. Der Gehörsinn glich den Rhythmus meiner Schritte denen des Opfers an. Die Augen fokussierten auf den leicht wippenden Schädel. Das Hirn berechnete jede Nuance dieser Bewegung voraus. Die Nase nahm den köstlichen Geruch der Angst auf. Die Geschmacksnerven signalisierten Gier. Der Tastsinn erfasste die Oberfläche des Steines, jeder Finger der rechten Hand schob sich in die optimale Position. Er lag gut in der Hand, wie dafür geschaffen. Die Muskeln in Arm und Schulter spannten sich bis an die Schmerzgrenze. Die Kraft konzentrierte sich auf den einen Punkt des Schädels, auf den sie sich entladen sollte. Der Stein sauste herab.

Es knackte dumpf, mit matschigem Ausklang, etwa so, als bräche ein Stiefel die dünne Eisfläche einer sumpfigen Pfütze. Nach dem lauten „Pock“, während der Übung am Baum, überraschend, aber auch ein wenig enttäuschend. Die Gestalt taumelte ein oder zwei Schritte und fiel mit dem Gesicht voran zu Boden. Ich kniete mich auf ihren Rücken, bereit, noch einmal den Stein auf ihren Schädel sausen zu lassen. Es erwies sich als unnötig, die breiige Masse nochmals zu bearbeiten. Doch die Hitze in mir war machtvoll. Ich tat es noch zweimal. Aller guten Dinge sind drei.
Abgekühlt legte ich behutsam mein Werkzeug beiseite.
Der Jünger des Lichts besaß keine Uhr. Wie Susannes verdammter Bruder. Daher weiß er nie, wann es Zeit ist, zu gehen. Aus der rechten Manteltasche entnahm ich eine Geldbörse. Wie schwach diese selbst ernannten Lichtgestalten doch sind, hier, umgeben von der wahren Urkraft des Universums.

Die Raben krächzten, stritten sich um das Aas, das ich ihnen überlassen hatte, und meine Schritte klangen unbekümmert. Wer könnte jetzt noch mit mir mithalten? Susanne am allerwenigsten, auch mein Chef nicht. Kein Höriger des falschen Gottes, keine Mahnung wird mich je wieder ängstigen.

Bald gewannen die Lichter der Zivilisation an Geltung. Nun konnte man mich wieder sehen.
Die Finsternis entsendet ihre Apostel auf steinige Wege.
Der Gedanke ließ mich frieren. Ich blickte an mir herab. Blut klebte an Hose und Mantel. Meine Schritte klangen jetzt hastig. Die Rückseite meines Wohnblocks tauchte auf. Tausend Lichter verleugneten die Finsternis.
Auf dem Parkplatz entdeckte ich meinen Wagen. Er stand unter einer Laterne. Kälte zog mir die Eingeweide zusammen. Mir stockte der Atem. Ich nestelte die Geldbörse aus meiner Manteltasche. Eilig suchte ich im Licht nach dem Namen des Besitzers. Auf der Bankkarte las ich „Robert Feinbein“. Mir wurde schwindelig. Susanne hatte mir ihren Bruder entgegengeschickt. Sie hatte sich um mich gesorgt. Und sie hatte daran gedacht, dass ich den Wagen am frühen Morgen bräuchte.

Im Briefkasten fand ich den Wagenschlüssel, zusammen mit einem lieben Gruß.
Susanne. Wie soll ich ihr je wieder unter die Augen treten? Sie wird erkennen, was ich getan habe. Und sie wird es ans Licht zerren.

Ich blickte zurück zum Park. Es war mir nie aufgefallen, wie nah an der Grenze von Licht und Dunkelheit ich mein Leben verbracht hatte. Nur ein kleiner Anstoß hatte genügt, um sie zu passieren.

Das Krächzen der Raben klang in meinen Ohren wie spöttisches Gelächter.

 

Diese Geschichte wurde von einem Autor geschrieben, der hier im Forum angemeldet ist, es für diese Geschichte aber bevorzugt hat, eine Maske zu tragen.
Der Text kann, wie jeder andere Text im Forum, kommentiert werden, nach zehn Tagen wird die Identität des Autors enthüllt.

Als Kritiker kann man bis dahin Vermutungen über die Identität des Autors anstellen. Damit man anderen mit einem schlüssigen Rateversuch nicht den Spaß raubt, sind Spekulationen und Vermutungen bitte in Spoiler-Tags zu setzen.
Beispiel:

[spoiler]Ich vermute, dass der Autor der Geschichte Rumpelstilzchen ist. Der schreibt doch auch immer von güldenem Haar und benutzt so viele Ausrufezeichen![/Spoiler]

Die eckigen Klammern setzt ihr mit der Tastenkombination Alt-gr+8 bzw. Alt-gr+9.
Da dies jedoch kein Ratespiel ist, sind Beiträge ohne Textarbeit, also reine „Vermutungen“, nicht erwünscht.

Viel Spaß beim Raten und Kommentieren!

 

Ein Spaziergänger reflektiert seinen Spaziergang. Er ist Autor und möchte gern Angst erleben. Das Wort „Klischee“ wird sehr oft verwendet und ja, leider bleibt – meiner Meinung nach – auch ein Großteil der Geschichte Klischee.

Ein Blick auf meine Uhr bestätigte lediglich ihr Vorhandensein.

Der Satz lässt mich arg stocken, ich muss nachdenken, wer „ihr“ ist und komme auf die Uhr …

Deshalb war ich jetzt hier. Im dunklen Park. Allein. Und es war saukalt.

Mir persönlich sind Deine Sätze zu kurz und zu wenig lang/kurz variiert.

Wie angenehm es doch wäre, wenn …

Hier stehen seine Gedanken kursiv, oben in An-/Ausführungszeichen.

Da kann ich auch gleich La Paloma pfeifen, nur um nicht darüber zu spekulieren, was die Viecher aufgeschreckt haben mochte.

Komisch, „La Paloma pfeifen“ war auch gestern Teil eines eindrucksvollen Satzes im Tatort – irgendwie hört man das wieder öfters. Da ich es mit „Kein Zahn im Maul aber La Paloma pfeifen“ verbinde – sprich als Metapher auf: Mehr Schein als Sein finde ich es hier nicht so optimal.

Die Kälte fand nun endgültig den Weg durch meinen Mantel.

Sehr passiv der Satz …

Angst ist im Lichtermeer der Stadt das vorrangige Gefühl.

Nö, das machst Du mir nicht weis. Vorfreude ist es, Spannung, Erschöpfung oder Frust. Angst hatte ich in meiner Großstadtzeit keine Minute.

Ich verlangsamte meinen Gang.

Sehr, sehr passiv …

Jeder Autor hat sich schon mal überlegt, seine Performance mittels des Erlebens verrückter Dinge zu verbessern. Robert de Niro hat sich Zähne gezogen, Mickey Rourke geboxt um besser zu werden in seinem Job. Die Beatles, Stones, Cream und Zep haben Drogen eingeworfen dafür.
Als Autor könnte ich Koma saufen, mich mit schmutzigen Huren einlassen, mir die Nägel ziehen für meinen Text. Wie weit ich es treibe, sollte wohl jeder selbst entscheiden.

Ja, Susanne wird meine neue Macht zu spüren bekommen, wenn ich sie bei den Haaren packe und vor mir auf die Knie zwinge. Und dann meinen Schwanz zwischen ihre fein geschminkten, eitlen Lippen dränge und es ihr gebe, bis mein Saft ihr zur Nase heraus läuft.

Endlich geht’s los, aber die plötzliche Wut nehme ich dem Prot nicht ab: Susanne hat ihm nichts getan, zumindest hast Du nicht beschrieben, das sie ihn mies behandelt hätte. Warum sollte er sie so demütigen?

Jetzt tut er’s wirklich - er schlägt zu. Hätte ich nicht erwartet und irgendwie fehlt mir immer noch sein Antrieb. Falls er nicht völlig plemplem ist, kann eine gute Story nie Grund für einen Mord sein. Ist er plemplem – hast Du ihn nicht genug plemplem gezeichnet.

Sie gebar Gott und Gott erschuf das Licht, sehr zum Missfallen der Finsternis.

Ein Märchen als Einschub. Finde ich hypothetisch, das Missfallen der F.
Ich erwarte, dass die Tote Susanne ist oder deren Bruder … mal sehen.

Susanne hatte mir ihren Bruder entgegengeschickt.

BINGO!!!

Handwerklich nicht schlecht, aber vom Hocker gerissen hat mich die Geschichte nicht.

Sorry, nastroazzurro.

 

Hallo Maske

Besäße die Finsternis eine Stimme, dann lachte sie mich aus.

Dieser einleitende Gedanke sprach mich an, da er situationsbedingt verschieden interpretierbar ist und Erwartungen anzuregen vermag. Bei mir war es dahingehend, dass es mir unmittelbar die Vorstellung eines ängstlichen Menschen suggerierte, der sich im Dunkeln sehr unwohl fühlt.

Ein Blick auf meine Uhr bestätigte lediglich ihr Vorhandensein.

Mit diesem Satz erhielt dafür meine rationale Denkweise eine Abfuhr. Ich ahne schon, dass der Protagonist die Konturen der Uhr zu erkennen vermag, nicht aber die Zeiger. Doch scheint mir bei Dunkelheit ein auf die Uhr schauen, ein widersinniger Akt, selbst wenn ich es als Reflex gegen die angsterfüllten Gefühle interpretiere. Sein Empfinden, es müsste die mitternächtliche Stunde sein, hätte mir gereicht. Sollte es einen unheimlichen Charakter haben, wären 12 Glockenschläge einer weit entfernten Turmuhr, auch kennzeichnend.

„Danke Susanne, vielen, vielen Dank“, flüsterten Atemwölkchen vor meinem Mund

Das ist mir persönlich zu magisch, ein Krimiautor in spe, dessen Atemwölkchen flüstern. Es täte dem Sinn wohl kaum einen Abbruch, wenn es lautete: … flüsterte ich mit Atemwölkchen vor meinem Mund …

Auch ein Klischee, dieses kleine Wörtchen „wenn“.

Hier wird mir der Begriff Klischee zu viel, es war ja zu Beginn erwähnt, dass die suggerierten Angstvorstellungen genau dies prägen und er sie zumindest aus eigener Erfahrung nachvollziehbar schreiben können müsste. Eine vage Umschreibung der Empfindung, statt einer sich duplizierenden Erwähnung des Wortes, wäre mir für den Text flüssiger lesbar.

Mit dem Handy leuchtete ich über den Erdboden,

Hier lieferst du selbst ein Argument nach, das gegen die Logik des obenerwähnten Satzes mit der Uhr spricht. Der Protagonist hätte ohne Weiteres die Möglichkeit gehabt, die Uhrzeit vom Handy abzulesen. :D

Mein Schlag hatte kaum die Rinde verletzt.

Wie mochte er das in der Dunkelheit erkennen? Ich denke, es klänge plausibler, wenn es nur eine Vermutung von ihm ist, da er zu zaghaft zuschlug.

Nur wenige bringen es fertig, die Lichter der Stadt hinter sich zu lassen, nicht nur gegenständlich, sondern auch seelisch, um sich der Finsternis anzuvertrauen.

Hier hätte ich statt seelisch eher gefühlsmässig oder allenfalls innerlich gewählt, um das „gegenständlich“ zu kontrastieren.

Die Raben krächzten, stritten sich um das Aas, das ich ihnen überlassen hatte, und meine Schritte klangen unbekümmert.

Das klingt mir zu übertrieben, selbst wenn es wirklich Raben geben sollte, die nachtaktiv sind. Als Fantasie des Protagonisten mag es gerade noch tragbar sein, aber nicht mehr.

Susanne hatte mir ihren Bruder entgegengeschickt.

Dies war mir bereits klar, als er den Stein hob. Die Geschichte forderte einen solchen Tribut. Erst dachte ich, er könnte Susanne treffen, doch hätte er wohl instinktiv gemerkt, dass eine Frau im Dunkeln vor ihm stand und es wären ihm Skrupel aufgekommen.

Es war mir nie aufgefallen, wie nah an der Grenze von Licht und Dunkelheit ich mein Leben verbracht hatte. Nur ein kleiner Anstoß hatte genügt, um sie zu passieren und für immer verloren zu sein.

Es ist schon so, dass Menschen in bestimmten Situationen völlig ungewohnt reagieren, Gewissensschranken fallen und sie zu Taten fähig macht, die sie vorausblickend nie in Erwägung zögen.
Dennoch ist dies eine Schwachstelle der Geschichte, wollte man ihr mehr als fiktionalen Aussagewert geben. Ein solcher Plan müsste einen tieferen Urgrund haben, ein solches Handeln entspringt nicht einfach einer momentanen Gefühlsregung. Die Destruktion, welche etwa Dr. Jekill in sich hatte, die sich als Mr. Hyde entpuppte, kam hier in keiner Weise zum Tragen.

Ich hatte mich beim Lesen an den kritischen Punkten festgebissen, da eine Aussage meinen Widerspruch erregte. Die Idee hat mir desungeachtet jedoch gefallen, ein beginnender Autor setzt sich experimentell mit der Angst auseinander. Ein solch geartetes Experiment wäre zwar absurd, aber als Stoff einer Geschichte, eben doch ansprechend. Aufgefallen sind mir auch die gewählte Sprache die wohlgeformten Handlungsabläufe, welche fast zu geschliffen für ein Kriminalstück wirken und es dadurch mehr als Kriminalkomödie aufscheinen lassen.

Anfänglich war ich mir ziemlich sicher, dass sich hinter der Maske ein feminine Person verbirgt. Die Sprachmelodie, die Poetik welche mitschwingt, waren mir Indikationen dafür. Der Mordplan wandelte es dann jedoch sukzessive zu heroisch maskuliner Denkweise, das Irrationale dessen, nicht mehr ausblendend. Damit waren meine Mutmassungen im Eimer. Der Autor oder die Autorin schreibt üblicherweise wahrscheinlich nicht in diesem Genre, findet mit ihrem Stil aber stets die Aufmerksamkeit ihrer Leser. Möglicherweise war dieser Stoff der Maske einzig eine Schreibübung, ein Versuch sich unerkannt einzubringen, wie es eine englische Autorin im Literaturmarkt kürzlich tat. Hm, es fällt mir so unmöglich, es genau auf eine Person zu fixieren, ein paar feminine und maskuline Namen gehen mir durch den Kopf, aber entscheiden kann ich mich nicht.

Vom Unterhaltungswert her gern gelesen, in der Umsetzung würde es m. E. allerdings noch ein paar Vertiefungen ertragen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Maskierte/r

Mir gefällt die Grundidee deiner Geschichte. Wir haben es hier mit einer schwachen Figur zu tun, jemand, der von der Freundin schikaniert wird, aber nicht den Mut hat, sie zu verlassen. Jemand, der seine eigenen Wünsche immer hinten anstellt und auch auf der Arbeit nicht respektiert und nur ausgenutzt oder gar gemobbt wird. Eine labile Person, die aufgrund eines irrwitzigen Einfalls der Freundin zum spontanen Mörder wird. Und dabei versehentlich den "Falschen" erwischt.

Ich finde, an eine solche Geschichte muss man schwarz-humoriger rangehen. Sie erinnert mich von der Idee und dem bösen Ende her an bestimmte Geschichten von Roald Dahl (und das ist als Kompliment gemeint, ich liebe seine Geschichten), der hatte auch mal eine, da hat eine Frau ihren Ehemann im Affekt erschlagen - mit einer gefrorenen Lammkeule. Diese Lammkeule hat sie dann den ermittelnden Polizeibeamten serviert - das klingt skurill, ist es auch, aber die Geschichte wurde irgendwie - ja, mit einem Augenzwinkern erzählt. Dieser Aspekt geht mir bei deinem Text ein wenig verloren, ich habe das Gefühl, der Text nimmt sich selbst sehr ernst, und dann wird es schwierig, die Wandlung des Ich-Erzählers vom braven Bürger zum kaltblütigen Mörder glaubhaft zu transportieren.

Gestört haben mich hauptsächlich die Gedanken des Erzählers - dieses übertriebene, pathetische, auch das immer wiederkehrende Symbol der Finsternis:

Ist es wirklich Kälte, die durch den Stoff kriecht und mich frösteln lässt, oder greift die Finsternis, die Braut des Bösen, nach mir?

Angst ist im Lichtermeer der Stadt das vorrangige Gefühl.

Die Finsternis hütet ihre Kinder.

Der Glaube an die Macht der Finsternis stärkt mir Leib und Seele. Sie ist die wahre Urkraft, denn sie war das Erste von allem. Sie gebar Gott und Gott erschuf das Licht, sehr zum Missfallen der Finsternis. Und sie bestraft dafür Gott und seine Geschöpfe, die sich in seinem Licht suhlen. Der Gott muss darum bangen, dass ihn seine Kinder nicht verlassen. Und seine Kinder müssen ein Leben in Furcht führen, vielseitiger Furcht, die nur in seinem verfluchten Licht gedeiht.

Mir wurde das irgendwann zu viel, ich hab gehofft, dass diese Monologe schnell zum Ende kommen.

Interessant hingegen fand ich die Stelle, wo kurz seine Wut durchschimmert - und auch seine Machtlosigkeit gegenüber Susanne und ihrem Bruder. Davon hättest du mehr gebraucht. Vielleicht da auch mal szenisch einsteigen, dem Leser andere Figuren direkt präsentieren, nicht nur durch die Augen des Erzählers. Susanne in die Richtung vielleicht auch ein wenig überzeichnen, so als überstrenge Schreckschraube oder was in der Art, dass man als Leser mehr mit deinem Erzähler mitfühlen kann. Denn das willst du ja: dass der Leser Verständnis für die Tat aufbringt. Dass der Leser sagt: kann ich verstehen, dass der so wütend ist, dass er jetzt diesen Stein nimmt. Dazu musst du aber mehr Arbeit in die Motive investieren, das sehe ich wie nastroazzurro und Anakreon.

dann kam mein Opfer aus der Richtung, in der meine Wohnanlage sich befand

Spätestens hier wird es dann zu deutlich, auf was es hinausläuft. Das Ende musst du besser verstecken, so ist es schnell zu offensichtlich. Von der Idee her finde ich das ziemlich gut, aber es springt dem Leser zu schnell ins Auge.

Ich fand die Geschichte durchaus kurzweilig, hab sie auch mit Interesse gelesen, weil ich auch die Frage spannend fand, ob er wirklich zum Mörder wird. Also von der Idee her hat mir das echt gut gefallen, ich glaube aber eben, dass man an einen solchen Stoff etwas anders rangehen muss - dann kann das wirklich eine herrlich schräge Geschichte werden.

Schwierig. Schon beim letzten Text hatte ich keinen Plan, wer es sein könnte. Ich tippe hier mal auf svg, ist aber mehr ein Bauchgefühl, ich kann das jetzt nicht mit Indizien untermauern. Irgendwas an Stil und Thematik hat mich an seine Geschichten denken lassen.

Grüsse,
Schwups

 

Die Geschichte ist wirklich gutgeschrieben.
Es war fesselnd bis zum letzten Wort.
Sehr schön geschrieben, wenn man es einfach nur liest fallen einem auch keine großen Fehler auf, ich hatte schon Bücher in denen offensichtlichere Fehler vorhanden waren.

 

Servus Unbekannte(r)

Stilistisch fand ich deinen Text ausgesprochen gelungen, also bis auf ein paar wenige Formulierungen, die ich dann unten anführe, gefiel mir der wirklich sehr gut.
Dieses Lob will ich jetzt nur insofern einschränken, dass die Erzählsprache im Laufe der Geschichte, also mit dem Kennenlernen der psychischen Verfasstheit des Protagonisten, mir dieser immer weniger gerecht zu sein scheint.
Weil spätestens bei diesem seinem metaphysischen Geschwafel:

Der Glaube an die Macht der Finsternis stärkt mir Leib und Seele. Sie ist die wahre Urkraft, denn sie war das Erste von allem. Sie gebar Gott und Gott erschuf das Licht, sehr zum Missfallen der Finsternis. Und sie bestraft dafür Gott und seine Geschöpfe, die sich in seinem Licht suhlen. Der Gott muss darum bangen, dass ihn seine Kinder nicht verlassen. Und seine Kinder müssen ein Leben in Furcht führen, vielseitiger Furcht, die nur in seinem verfluchten Licht gedeiht.
Diese Erkenntnis trieb mir Tränen in die Augen.
Susanne wird staunen, welch interessante Geschichten ich von nun an schreiben werde. Mögen meine Erzählungen unter den Jüngern des Lichts Erkenntnis verbreiten, auf das sie den Pfad zur Freiheit finden, die Urkraft des Universums annehmen, Soldaten der Finsternis werden und alle Unverbesserlichen auslöschen, wo immer sie sich zeigen.

war für mich klar, dass dieser Typ ganz gewaltig einen an der Birne hat. Der Typ ist schlichtweg geistesgestört, durchgeknallt, verrückt, plemplem, whatever. Und dafür drückt er seine Gedanken noch ziemlich eloquent aus. Na ja, ein verrückter Künstler halt.
Er ist sich einfach noch nicht gewahr geworden, dass er spinnt. Ob so ein spontanes Hineinschlittern ins Irresein tatsächlich möglich ist, sei mal dahingestellt, als Grundidee für die Geschichte funktioniert es für mich allemal.

Für einen Maskenballtext gibt es leider doch ziemlich viele Fehler, und die will ich jetzt einfach ganz skrupellos (schadenfroh?) anführen, auch wenn du arme(r) Unbekannte(r) momentan keine Möglichkeit hast, sie auszubessern, hähä.


bevor man sich der Krimi-Schreiberei hingebe.
hingäbe

Ja, auf die guten, alten Klischees ist verlass.
Verlass

Es wäre vermutlich klüger [Komma] umzukehren

und, nicht [zu?] vergessen, die Angst vor der Angst.

Das hat nichts mit Angst zu tun, dass war rationales Handeln.
das

Ich lächelte und ging auf den dunkel Pfad weiter
auf dem dunklen

Ich werde frei sein von Allem, was sie repräsentieren.
allem würde ich hier kleinschreiben, weil es sich meinem Gefühl nach adjektivisch auf das, was sie repräsentieren, bezieht.

Vielleicht hat er, oder sie, einen meiner Nachbarn besucht. Dann könnte ich Gram und Verfall, sozusagen als Draufgabe, hautnah studieren.

Diesen Gedankengang verstehe ich überhaupt nicht. Warum begründet der Nachbarbesuch irgendwas?

Glückshormone oder deren heimliche und düstere Geschwister übermannten jeden Winkel meines Gemüts. Gewissermaßen erweckten sie ein verloren geglaubtes Gespür, ...

Einen Winkel übermannen? Klingt sehr eigenartig. Und widerspricht irgendwie auch dem folgenden Gespür erwecken. Also dieses ganze Sprachbild passt für mich nicht recht.

Mit den Pochen seines bangen Herzens im Ohr, ...
dem

Mein ganzer Körper samt dicken Mantel wog nichts.
dickem

gebückt von der Bürde des Lichtes, an welches ihr törichtes Herz sich klammerte.
Das Relativpronomen bezieht sich hier offenbar auf das Licht, beim Lesen allerdings hauts einen drüber, weil es sich scheinbar auf die Bürde bezieht.

Mir wurde heiß, so als stünde der Park in Flammen. Ungeheuere Energien
so würde ich weglassen, ungeheure,

Alle guten Dinge sind drei
Aller guten Dinge sind drei.

Daher weiß er nie, wann es Zeit ist [Komma] zu gehen.

dass ich den Wagen am frühen Morgen brauchen würde.
bräuchte

Ich blickte zurück zum Park. Es war mir nie aufgefallen, wie nah an der Grenze von Licht und Dunkelheit ich mein Leben verbracht hatte. Nur ein kleiner Anstoß hatte genügt, um sie zu passieren und für immer verloren zu sein.
Das erscheint mir etwas unglücklich formuliert. Es ist der Erzähler, der für immer verloren ist, schon klar, aber der Bezug ist nicht eindeutig, so wie es dasteht, könnte es sich genauso gut auf den Anstoß beziehen

Ja, ich muss sagen, mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen und ich schließe mich Anakreons Meinung an, der darin das Potential für eine Krimikomödie erkennt. Ist ja wirklich ganz schön schräg.


offshore

PS

Auf der Bankkarte las ich „Robert Feinbein“.

Ganz eindeutig scheinst du mir beim Verfassen der Geschichte und beim Entwerfen der Psyche dieses Zufallsmörders Spaß gehabt zu haben. Und als gelungene Schlusspointe empfand ich deine Namenswahl. Die erinnerte mich frappant an die Figuren der unsäglich blöden, herrlich schrägen Don Martin-Cartoons in den MAD-Heften der 1970er.
(Ronnie Feinbein, Willi Weizenkeim, et al)

 
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hey maskenballmann/ -frau,

ich habe mir die vorigen kommentare nicht durchgelesen, bekommst also eine unbeeinflusste lesermeinung.

ja, im großen und ganzen habe ich deine geschichte gern gelesen. ein schriftsteller (oder einer, des es gern sein würde) versucht die gefühle eines mörders nachzuempfinden, und wird selber zu einem. das ist schön geschrieben, las sich gut, aber am ende ... naja, dachte ich mir: ist das wirklich möglich? ich meine, der typ hat schon gewaltig einen an der waffel:

Mein Weg wird hier nicht enden. Schon bald werde ich kein Kind der Finsternis mehr sein, sondern ihr Apostel. Denn ich werde an meiner Tat wachsen, werde stark und stärker, unbezwingbar. Ich werde die Finsternis in mir tragen.

aber dieser wahnsinn scheint ihn ja erst zu überkommen, als er in den park kommt, und je länger er dort ist, desto mehr überkommt ihn dieser wahnsinn. am anfang sind seine gedanken noch ganz klar und unpathologisch. diesen umschwung von normalem gedankengang hin zu psychopath ist schon geschickt gemacht, aber ich fragte mich eben: kann das wirklich in so kurzer zeit passieren? war auf jeden fall interessant zu lesen.

ich schätze jetzt mal, dass das absicht war, denn je weiter die geschichte voranschreitet, desto skuriler wird die gedankenwelt des prots:

Die Finsternis hütet ihre Kinder.
Mein Weg wird hier nicht enden. Schon bald werde ich kein Kind der Finsternis mehr sein, sondern ihr Apostel. Denn ich werde an meiner Tat wachsen, werde stark und stärker [...]
Ja, die Finsternis wird fortan in mir sein. Sie wird mich immun machen gegen die Lichter der Stadt.
Und sie hatte nicht bedacht, dass die Wege der Finsternis unergründlich sind. So hatte die Finsternis, die wahrhaft allwissende und allmächtige, mich für die andere Seite der Medaille vorgesehen.
Die Finsternis entsendet ihre Apostel auf steinige Wege.
Die Prüfungen der Finsternis sind wohlwollend.
Mögen meine Erzählungen unter den Jüngern des Lichts Erkenntnis verbreiten, auf das sie den Pfad zur Freiheit finden, die Urkraft des Universums annehmen, Soldaten der Finsternis werden und alle Unverbesserlichen auslöschen, wo immer sie sich zeigen.

das sind ja echt kranke gedanken :D aber irgendwie waren diese sätze für mich auch ein bisschen heiße luft, die machten die gedankenwelt des prots etwas zäh, weil man durch sie nichts neues erfuhr, die sagen im prinzip alle: ich werde immer mehr zum psychopathen. kam mir jedenfalls beim lesen so vor, vielleicht fällt das auch unter geschmackssache.

ein paar stellen, hoffe die wurden von anderen nicht schon diskutiert:

Langsam ging ich weiter, den Oberkörper leicht gebeugt und den Kopf nach vorne gereckt. Meine Augen brannten bald vom Hineinstarren in die Dunkelheit.
da fragte ich mich, wieso läuft der leicht gebeugt? aus angst läuft man doch nicht gebeugt, oder? und die augen brennen wegen der dunkelheit ... ich weiß nicht. vielleicht eher wegen der kälte, oder so?


Das hat nichts mit Angst zu tun, dass war rationales Handeln.
, das

Der Stein strahlte Kälte aus. Sie durchdrang meine Finger, kroch meinen Unterarm hinauf. Ich stellte mir vor, wie sie nach meinem Herz griff. Und ich stellte mir vor, wie sie dabei ins Leere stieß.
fand ich gut.

Doch sein Weg brächte ihn zu mir. Zwangsläufig.
da stimmt irgendwas mit der zeit nicht. Doch sein Weg muss ihn zwangsläufig zu mir bringen., würde ich vorschlagen, geht aber bestimmt auch anders.

Mein Stein strahlte Kraft und Wärme aus.
schön, dass du den stein nochmal erwähnst; der prot hat sich verändert, ist jetzt teil der finsternis. schöne metapher.

Ich konnte plötzlich wie eine Fledermaus die Dunkelheit durchdringen, konnte exakt meine Position in dem Areal ermitteln, jeden Baum orten, der den Platz umgab, wie mit einem Radar die Bewegungen meines Opfers erfassen und somit vorausberechnen.
Ich wusste plötzlich, es käme knapp an mir vorbei. Ich bräuchte nur drei Schritte zur Seite treten, dann würde es mich nicht entdecken und wie ein Blinder an mir vorbeitappen. Mit den Pochen seines bangen Herzens im Ohr, würde es taub sein für meinen raschen Angriff.
den teil fand ich gut. jetzt ist dem kerl echt endgültig die sicherung durchgebrannt :D aber ein plötzlich würde ich streichen, ließt sich schöner.

Der Stein in meiner Hand schien plötzlich viel zu leicht. Doch diesen Umstand schrieb ich der neuen Kraft in mir zu. Alles schien plötzlich leicht. Mein ganzer Körper samt dicken Mantel wog nichts.
das fande ich auch eine gute stelle.

Es war mir nie aufgefallen, wie nah an der Grenze von Licht und Dunkelheit ich mein Leben verbracht hatte.
da stimmt etwas mit der satzkonstruktion nicht, ich würde es so umstellen: Es war mir nie aufgefallen, wie nah ich mein Leben an der Grenze von Licht und Dunkelheit verbracht hatte.

alles in allem hat mir deine geschichte gefallen. der prot bekommt in der dunkelheit des parks plötzlich macht, die er im wahren leben wahrscheinlich nicht hat (siehe die beziehung mit der frau), und nach der er sich sehnt; das bringt ihn bei seiner recherche zum durchdrehen und macht ihn zum mörder. lediglich der fade beigeschmack, ob jemand mit normalem geisteszustand (so weit man das aus dem text beurteilen kann) so schnell den verstand verlieren und jemanden umbringen kann, blieb mir nach dem lesen, das nahm ich ihm irgendwie nicht ab.

beste grüße,
zigga.


edit: habe mir gerade die anderen kommentare mal durchgelesen, und schwups schrieb:

Interessant hingegen fand ich die Stelle, wo kurz seine Wut durchschimmert - und auch seine Machtlosigkeit gegenüber Susanne und ihrem Bruder. Davon hättest du mehr gebraucht. Vielleicht da auch mal szenisch einsteigen, dem Leser andere Figuren direkt präsentieren, nicht nur durch die Augen des Erzählers. Susanne in die Richtung vielleicht auch ein wenig überzeichnen, so als überstrenge Schreckschraube oder was in der Art, dass man als Leser mehr mit deinem Erzähler mitfühlen kann. Denn das willst du ja: dass der Leser Verständnis für die Tat aufbringt. Dass der Leser sagt: kann ich verstehen, dass der so wütend ist, dass er jetzt diesen Stein nimmt. Dazu musst du aber mehr Arbeit in die Motive investieren

dem kann ich nur zustimmen. würdest du vielleicht eine kleine vorszene zeigen, in der die machtlosigkeit des prots ggü. seinen mitmenschen deutlich wird, und man merkt, dass er diese machtlosigkeit hasst, aber nichts gegen sie machen kann, würde man das durchdrehen viel besser verstehen, es wäre alles authentischer. da kannst du noch was rausholen. so, das war's aber jetzt von meiner seite ...

 

Hallo,

Besäße die Finsternis eine Stimme, dann lachte sie mich aus.
Was für ein schrecklicher erster Satz. Total nichtssagend, zu abstrakt, unvorstellbar, unplastisch, nicht einladend und so voll mit Klischee - die Finsternis als die Übermacht - und wenn sie eine Stimme dann hätte, würde sie auch noch lachen. Wie habe ich mir das vorzustellen - würd sie dann "Muahahaha" oder wie?
Albern. Aber das fängt ja schon mit dem Titel an - das Wort "Jenseits" und "Lichter" sollten in keinem Titel auftauchen. Solche Titel findet man höhestens in den Spiegelbestseller oder die Gruselecke der Mayerschen.

Der Gedanke kam mir, als ich auf dem Weg nach Hause die Abkürzung durch den Park nahm. Kein Mond erhellte den Pfad. Ein Blick auf meine Uhr bestätigte lediglich ihr Vorhandensein. Mein Gefühl flüsterte, es sei die mitternächtliche Stunde. Mein Verstand sagte: „Was für ein Klischee!“ Und ich, innerlich seufzend, gab ihm recht. Genau dieses Klischee sollte ich erleben. Die Idee dazu hatte Susanne gehabt.
Es sei nötig, hatte sie behauptet, etwas Besonderes zu erfahren, bevor man sich der Krimi-Schreiberei hingebe. Gefühle, echte Gefühle, vor allem Angst und so. Ich verstünde schon. Nun, ich hatte nicht gleich verstanden, und so hatten Susanne und ihr Bruder noch gute drei Stunden auf mich eingeredet.
Hast du dir hier die Aufgabe gestellt aus der Perspektive der ersten Person zu schreiben, aber ohne mit einem Ich anzufagen. Es klingt so verkrampft. Und leider wird es nicht besser, wenn man versucht diesen Stil ironisch zu brechen, in dem man schreibt, ja, ich schreibe hier bewusst klischeehaft.
Wieso denken Leute, ironisch schlecht zu schreiben wäre witzig oder sogar gut?
„Danke Susanne, vielen, vielen Dank“, flüsterten Atemwölkchen vor meinem Mund
flüsternde Atemwölkchen - das ist ungewollt komisch.

Langsam ging ich weiter, den Oberkörper leicht gebeugt und den Kopf nach vorne gereckt. Meine Augen brannten bald vom Hineinstarren in die Dunkelheit. Die Kälte fand nun endgültig den Weg durch meinen Mantel. Die Raben kehrten nicht zurück. Etwas, jemand oder gar eine Bande hielt sie von ihrem Schlafbaum fern.
Ist es wirklich Kälte, die durch den Stoff kriecht und mich frösteln lässt, oder greift die Finsternis, die Braut des Bösen, nach mir?
Ich versuche gerade dahinter zu kommen, warum einige Stellen in kursiv sind. Das sind ja seine Gedanken, die er betont klischeehaft ausdrückt - um in 'Stimmung' zu kommen. Seine Erzählstimme ist aber genauso klischeehaft beladen. Also ist das jetzt eine Parodie einer Parodie einer Parodie?
Es ist nicht mein Humor und auch nicht meine Art unterhalten zu werden, aber ich lasse mich jetzt mal darauf ein.
Ja, Susanne wird meine neue Macht zu spüren bekommen, wenn ich sie bei den Haaren packe und vor mir auf die Knie zwinge.
Der Typ klingt wie ein kleiner Junge, der sich ein Supermankostüm anzieht und glaubt jetzt fliegen zu können.


Okay, es ist jetzt nix Neues gekommen. Es kam, wie es kommen musste. Die Geschichte ist durch ihren ironischen Charakter immun gegen jegliche Kritik irgendwie. Egal, was ich jetzt kritisieren würde, dass die Entwicklung des Prots. unglaubwürdig ist, dass der Stil überladen ist mit nichtssagenden Phrasen, dass es kaum einen Spannungsbogen gibt, dass die Pointe total konstruiert ist - die Kritik schmettert an dieser Persiflage-Eigenschaft ab.

Die Frage ist dann, was genau beabsichtigst du mit dieser Geschichte? Wenn sie nicht ernstgemeint ist, dann kann sie ja nur zur Unterhaltung dienen. Aber warum muss denn das dann so platt sein? Unterhaltung ist doch genauso Kunst wie "ernstgemeinte" Literatur. Das ist doch nix Banales.
Ich kann nix mit der Geschichte anfangen und da wird sich meine Meinung auch nicht ändern - beim Spiel mit dem Klischee muss man dem Klischee auch was Neues abgewinnen können oder warum sollte man sich die Mühe machen, das überhaupt zu schreiben? Alles andere ist mühselig. Vielleicht war das auch nur so eine Fingerübung, was ich dann nicht okay finde, es unter Maskenball zu posten.
Keine Ahnung, hat für mir jetzt keine neue Perspektive geboten. :(

Mal sehen, was die anderen dazu sagen.

JoBlack

 

Hallo Maske,

ich will auch noch was dazu sagen :D

Besäße die Finsternis eine Stimme, dann lachte sie mich aus.
Als ich diesen ersten Satz las, dachte ich echt ogottogott, wie schlecht. Das ist ja nicht nur bildlich so schwülstig, mit diesen überkorrekten Konjunktiven hört es sich auch einfach murks an. Da stolpert doch jeder moderne Sprecher drüber. Wenn ein Satz sich so widernatürlich liest, obwohl man ihn korrekt konstruiert hat, muss man eben abreißen und ganz von Neuem bauen, um das zu vermeiden.
Ich muss aber sagen, dass sich mein Unwillen dann schon etwas gelegt hat als ich merkte, dass das wohl Teil des Spiels mit literarischen Klischees ist. So sehr neuartig und geistreich finde ich diese Persiflage hier zwar nicht, aber gut. Auf diesem Gebiet bin ich zugegeben ziemlich anspruchsvoll. Da muss man mir schon was ganz Ausgefallenes und Kluges bieten, dass ich da Applaus klatsche. Der Plot an sich ist so okay, auch nichts Weltbewegendes. Eine kleine Idee, ein Witz im Grunde ja, den man dann so oder so umsetzen kann. Woran das hier in meinen Augen gescheitert ist, ist dass dieser Text irgendwie weder Fisch noch Fleisch ist. Es gibt Ansätze, das ins Absurde zu ziehen, einen Witz draus zu machen, und es gibt Ansätze, da irgendwie ein nachvollziehbares Psychogramm zu zeichnen, wie einer in den Wahnsinn abdriftet. Beides hätte ich reizvoll gefunden - also mit der Grundidee, so schlicht sie an sich ist, geht schon was. Das Psychogramm funktioniert dann aber gar nicht, weil alles zu grob und zu kurz ist und eben wegen Ansatz 1 auch nicht richtig ernst genommen wird. Und als absurder Witz funktioniert es auch nicht so recht, weil es dafür wieder zu wenig absurd und witzig ist. Also der Text steht sich da irgendwie selbst im Weg und ist einfach nicht konsequent genug. Und damit bleibt er für mich halt relativ hausbacken. Klar ist das nicht als tiefschürfendes Werk gemeint, auch wenn es im Wortsinne meta ist, bleibt es recht flach. Es muss ja auch nicht alles immer x-Bedeutungsschichten, komplexeste Psychologie und provokanteste Denkanstöße liefern, aber auch in punkto Humor, Spannung, Ästhetik und all dem anderen U-Kram, hätte man mehr rausholen können.

Also der Text ist für mich okay, aber auch nicht mehr.

lg,
fiz

 

He Maske,

mja, also mich hat das Teil jetzt auch nicht vom Hocker gerissen. Es wird sich ein bisschen lustig gemacht über Klischees, ja, aber das in einem Setting, das doch ziemlich ernst daherkommt. Ich mein, letztlich überlässt du dem Leser ja nicht die Entscheidung, ob der Prot sich da in was reingesteigert, oder wirklich erlebt hat. Der Prot fabuliert über Klischees und tötet dann einen Menschen.
Funktionieren könnte das, wenn hier wirklich eine Form der Persiflage richtungsführend gewesen wäre. Aber dafür ist das hier alles zu ernst.
In meinem Empfinden ist der "Bruch" etwas zu lahm. Also es ist ja eigentlich gar keiner, sondern eine Spirale, die sich eben weiter zuzieht und dann zum Unweigerlichen führt. Bruch wäre, wenn er es letztlich nicht getan hätte.
Also die Grundidee finde ich schon spannend, aber die Auflösung ... naja, das wäre auch bei mir die erste Idee gewesen, dass der Typ sich dann in seinem Wahn verliert. Wahrscheinlich von vielen. Könnte ein Indiz dafür sein, die Lösung zu verwerfen und nach einer anderen zu suchen. Manchmal kann da ja schon ein zusätzliches (unerwartetes) Element Bewegung, Irritation und Zuspitzung liefern, das dann auch eine andere Auflösung zulässt. Wer könnte noch da rumstromern im Park? Was schreibt der Kerl noch gern, neben Krimis, was ihn vll in eine andere richtung treibt?

Ein Windstoß ließ Laub rascheln. In meinen Ohren klang es wie rauschender Beifall.
das fand ich richtig gut, hier sieht man was von dem Wahn

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi,

für mich krankt die Geschichte an ihrer Länge. Weil letztlich passiert ja kaum was - ein Mann geht in den Wald und schlägt jemanden nieder. Ich weiß, die Geschichte legt viel Wert auf die Innenansicht und versucht zu erklären, wie es zum Mord kam (unabhängig davon, wie ernst das ganze gemeint ist und wie sehr Parodie; auch für mich wirkt die Geschichte da etwas unentschlossen). Aber da kommt für mich nicht wirklich was neues - vielleicht von dem Einfall abgesehen, dass er das ganze als Experiment betreibt. Der Rest an Gedanken bedient da doch sehr die bekannten Klischees. Also eine Möglichkeit dem Text zu helfen, wäre für mich, wirklich kürzen. Das Ganze einfach auf die Grundvorgänge runterbrechen und die kurz und knackig darstellen. So als Happen für zwischen durch. Dann kann man vielleicht auch mal schmunzeln über diesen ziemlich verwirrten Erzähler. Gerade bei den kursiven Abschnitten ist mir aufgefallen, dass die fast komplett rauskönnten. Für mich ginge da eigentlich nichts verloren, weil diese Gedanken, ehrlich gesagt finde ich die anstrengend, die triefen mir zu sehr von abstraktem Pathos, gerade die Sachen mit der DUnkelheit.
Ich vermute mal gerade diese Versatzstücke sollen das ironisch brechen, aber für mich funktioniert das nicht wirklich. Du machst mir damit einfach zu wenig. Der Witz bei Parodien ist doch, dass man solche Allgemeinplätze nimmt, und sie dann verändert, vielleicht überzeichnet, vielleicht in einen ungewohnten Kontext setzt. So dass man sie noch als Klischees erkennt, aber trotzdem eine neue Sichtweise bekommt, etwas das sie interessant macht. Und dieser Schritt fehlt mir bei dir. So habe ich das Gefühl, dass du zwar erkannt hast, das sind Klischees, sie aber einfach als solche stehen lässt, halt nur mit Hinweise - dadurch werden sie leider nicht interessant, als wenn du sie unreflektiert verwenden würdest: Für mich als Leser bleiben sie Klischees, ohne eigene Wendung. Mein Tipp: Nochmal genau nachdenken, wie man Klischees karikieren könnte, wie überzeichnen, oder sie komplett ausrotten und die Geschichte reduzierter Erzählen.
Was mir noch aufgefallen ist, der eigentliche Clou der Geschichte ist doch die Sache mit dem Leben als Experiment. Er geht in den Wald als Experiment, er erschlägt den Typen als Experiment. Alles fürs Schreiben. Eigentlich wäre da doch der perfekte Ansatz, die Sache etwas auszuweiten. Sprich nicht gleich mit dem krassen Ende anfangen, sondern vorher. Vielleicht pöbelt er mal im Supermarkt, parkt absichtlich auf dem Frauenparkplatz, oder beleidigt Polizisten und rennt anschließend weg. Lauter so Sachen, die man eigentlich nicht macht, die er aber mit seinem Anspruch auf wirklichkeitsnaher Literatur vor sich selber rechtfertigt. Dann wäre der Mord das Ende eines Prozesses und als solches viel besser motiviert. Es wäre eine gleichmäßige Entwicklung, immer weiter weg von der Norm. Und nicht dieser Sprung von ich gehe in den Wald um Angst zu erfahren, zu ich bringe jemanden um. Außerdem wären auch da beide Möglichkeiten gegeben, die mit mehr Humor und die mit mehr Ernst.
Der Vorschlag führt jetzt von ganz schön weit weg, von dem, was du hier geschrieben hast. Vielleicht nimmst du es einfach als Anregung für die nächste Geschichte - überlegen, wie kann ich, gerade bei so krassen Handlungen, zumindest den Schein einer Motivation bzw. realistischen Entwicklung aufrecht erhalten. So habe ich leider etwas das Gefühl, dass der Erzähler den Typen halt erschlägt, weil der Autor das wollte.
Ist diesmal leider ziemlich negativ geworden, ich hoffe du kannst trotzdem was mit der Kritik anfangen.
Gruß,
Kew

 
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Hallo Zorro,

in deiner Geschichte geht es u. a. ums Schreiben, um Klischees und um eine ironische Spielerei damit. Das ist doch mein Fachgebiet! Ich habe mich also gleich gefragt: Hab ich das geschrieben? Beim Lesen des Textes war mir dann aber schnell klar: Nein, das war ich nicht ;-)

Okay, ich finde es mutig, den simplen Plot mit einem Übermaß an (spannungsarmen) Innenansichten derart breit aufzufächern. Da wird mir die Zielsetzung nicht ganz klar, warum das so episch angelegt wurde. Dadurch wird das stellenweise doch recht zäh und anstrengend. Metaphorische Gedanken rund um die Finsternis berühren sogar die Grenze zum inflationären Gebrauch und hätten durch einen präziseren und sparsameren Einsatz bestimmt mehr Chancen gehabt, die (meiner Meinung nach) beabsichtigte Wirkung zu erzeugen: Wie sich im "Schutz" der Dunkelheit ein Normalo (ein Schreiberling wie du und ich) zunächst zu einem kriminellen Theoretiker und dann sogar zum Täter wandelt, und das mit einer ironisch formulierten Zwangsläufigkeit, die wohl dem unschuldigen Leser das Gefühl vermitteln soll: Ja, so was passiert halt mal, wenn ein kreativer Kopf sich in einer düsteren Situation mal total auslebt. Das könnte jedem von uns passieren.

Der Clou, dass er dann Susannes Bruder ermordet, war vorhersehbar, sollte aber der KG wohl noch einen weiteren ironischen Schlenker gönnen. Da trifft es aus dem Nichts heraus nicht nur irgendeine fremde Person im Park, sondern gleich jemanden, der das weitere Leben des mordenden Schriftstellers in eine noch tragischere Sackgasse führen wird. Nicht nur, dass er zum Mörder wurde, nein, er wird auch nicht mal mehr damit rechnen dürfen, während seiner Haft von Susanne im Knast besucht zu werden.

Okay, die KG ist weitgehend gut geschrieben, an manchen Stellen etwas überladen mit Gedanken und metaphorischen Übertreibungen (Finsternis!), und es wird schnell deutlich, dass das alles nicht ernst gemeint ist. Es wird auch deutlich, dass es beim Schreiben bestimmt viel Spaß gemacht hat, diesen Text zu schaffen. Ich kenne das, bei solchen Texten denkt man ab einem gewissen Punkt nicht mehr an irgendwelche nörgeligen Leser, sondern nur noch an die eigenen schöpferischen Freuden.

Aber: Mir ist es zu lang(atmig). Ich hätte gern mehr Ironie und Bösartigkeit gehabt. Die Wandlung des Prots verläuft ein wenig schlaff, da hätte ich mir das viel radikaler gewünscht. Wie das Böse mehr und mehr in die kreativen Gedanken kriecht und die Herrschaft übernimmt, wie aus Normalität in der Dunkelheit zunehmend hässliches Denken und heimtückisches Planen wird. Von allem einfach mehr und auch mehr auf den Punkt (eines meiner Lieblingswörter ist immer präzise!

Ich hab das immer bei Poe gemocht, wie er seine Leser in die manchmal schon recht kranken Köpfe seiner Prots hineinzog.

Nach wie vor zolle ich jedem Respekt, der sich hier unter Maskenball auf den heißen Stuhl wagt.

Nun, ich hätte auch eine Idee, wer diesen Text verfasst haben könnte, aber ich sag nur so viel: Würde ich meinen Tipp hier hinschreiben, wäre es ein Name von jemanden, der hier bereits kommentiert hat ;-)

Trotz meiner Kritik finde ich die Grundidee interessant und ausbaufähig und halte den/die Autorin/Autoren für jemanden, der/die schon mit Worten unterhaltsam umzugehen versteht. Und es hat mich gefreut, dass auch mal jemand anderes aus diesem Kreis mit meinen Lieblingsthemen herumspielt.

Rick

P. S. Auch der Titel könnte von mir sein!

 

Hallo Maske,

da in den vorangegangenen Wortmeldungen schon vieles kommentiert wurde, will ich nur ein paar Punkte kurz anmerken.

Die Idee der Geschichte gefällt mir gut. Aus bizarren Selbstexperimenten kann man eine ganze Menge machen. Ein schöner Ansatz. Wer von uns würde nicht gern aus dem Alltagstrott ausbrechen und mal etwas Ungewöhnliches oder sogar Riskantes machen?

Die dramaturgische Umsetzung finde ich okay, denn es gibt schon so etwas wie die Steigerung oder Zuspitzung des Plots. Da könnte man aber einiges besser machen. Insbesondere ist der Text für meinen Geschmack an verschiedenen Stellen zu langatmig. Der Protagonist ergeht sich in diversen Reflexionen, die zwar seinen Geisteszustand ein wenig beleuchten, aber die Story nicht vorantreiben. Da geht ein bisschen die Luft raus.

Was die Glaubwürdigkeit des Charakters betrifft, da sehe ich einen der größeren Schwachpunkte. Berufsbedingt kenne ich mich ein wenig mit Gewalt/ Körperverletzung/ Mord und Totschlag aus und meinem Empfinden nach ist das keine psychologisch plausible Ereigniskette. Anders ausgedrückt: Der Mensch, den ich in der ersten Hälfte des Textes kennenlerne, ist nicht der Mensch, der jemanden "einfach so" umbringt. Und in der Zwischenzeit passiert nichts, was dieses Charakterveränderung erklären könnte.

Die Sprache gefällt mir insgesamt ganz gut, aber auch hier gibt es Verbesserungspotential. Auf einen Punkt gebracht finde ich, dass die Formulierungen häufig zu umständlich geraten. Vom Grammatischen her mögen sie korrekt sein, aber der Text fließt noch nicht so richtig.

Pathos, Klischee und Schwulst sind ein zweites Hauptproblem des Textes, aus meiner Sicht. Neben dem bereits zitierten ersten Satz auch beispielsweise: "Glückshormone oder deren heimliche und düstere Geschwister übermannten jeden Winkel meines Gemüts." Das ist zu dick aufgetragen, finde ich. Ähnliche Stellen gibt es eine ganze Menge, das schadet dem Text.

Meine Gesamtkritik lautet daher, dass die schöne Grundidee der Geschichte unter der Unglaubwürdigkeit des Charakters und dem pathetischen Tonfall des Erzählers leidet. Hier besteht meiner Ansicht nach Potential für Verbesserung.

Gruß Achillus

 

Hi Maske

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, ;)

und so weiss auch ich nicht, wohin der Text mich führen will. Möchte er nun mehr eine philosophische Innenansicht eines durchgeknallten Autors abgeben oder Krimi mit einem zugegeben konstruierten, aber trotzdem ganz netten Twist sein. Der zähe Einstieg und das Geplänkel - wie die Deklination von Undurchdringlich - lassen mich ungeduldig werden, und so freute ich mich mehr über die Worte zwischen dem Kursivtext.

oder greift die Finsternis, die Braut des Bösen, nach mir?
Trotz gewünschter Ironie, der Pathos ist stärker - und das nervt mich in diesem Text.

Aber eigentlich wegen der bescheuerten Susanne.
Mit „der bescheuerten“ distanziert er sich hier für meinen Geschmack etwas zu stark von Susanne, von der er - emotional abhängig - zu dieser Tat getrieben wird.

Weniger vom Kursivtext und mehr Aktion würden dem Text auf jeden Fall gut tun, aber da renne ich wohl bereits offene Türen ein.

Gruss dot

 

Und wer diesmal hinterm Türchen klemmt .. gleich, bald, heute noch :).

 
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Klopf, klopf …

Hallo Maskenballgemeinde!

Vorweg möchte ich allen Kommentatoren danken.
Die Beiträge waren interessant, was heißt, etwas anders als erwartet. Aber wirklich nur etwas.

So, nun im Einzelnen:


Hallo, nastroazzurro!

Ein Spaziergänger reflektiert seinen Spaziergang. Er ist Autor und möchte gern Angst erleben. Das Wort „Klischee“ wird sehr oft verwendet und ja, leider bleibt – meiner Meinung nach – auch ein Großteil der Geschichte Klischee.
Der Protagonist möchte Angst erleben? Wo steht denn das?

Klischee muss ich widersprechen. Anfangs gibt die Geschichte ein abgegriffenes Bild wieder, das jedoch sehr schnell in sich verdreht und aus einer neuen Perspektive gezeigt wird. Die Story ist demnach nicht klischeehaft, weil das Klischee nicht ohne gravierende Eigenleistung übernommen und neu präsentiert wird.
Nebenbei gefragt: Welches Klischee erfüllt denn die Geschichte deiner Meinung nach?


Mir persönlich sind Deine Sätze zu kurz und zu wenig lang/kurz variiert.
Dieses Viererpaket Kürzest(pseudo)sätze find ich ganz passend.

Der Satz lässt mich arg stocken, ich muss nachdenken, wer „ihr“ ist und komme auf die Uhr
Wieso?

Hier stehen seine Gedanken kursiv, oben in An-/Ausführungszeichen.
Das ist in dem Zusammenhang nicht verkehrt. Eine Alternative (für oben) wäre indirekte Rede.

Komisch, „La Paloma pfeifen“ war auch gestern Teil eines eindrucksvollen Satzes im Tatort – irgendwie hört man das wieder öfters. Da ich es mit „Kein Zahn im Maul aber La Paloma pfeifen“ verbinde – sprich als Metapher auf: Mehr Schein als Sein finde ich es hier nicht so optimal.
Hosen voll, aber La Paloma pfeifen/auf dem Kamm blasen usw. Ich kenne davon mehrere Varianten, die auch in ihrer Bedeutung leicht voneinander abweichen.

Sehr passiv der Satz …
Aus der Perspektive des Ich-Erzählers ist das an der Stelle durchaus eine passende Formulierung.

Nö, das machst Du mir nicht weis. Vorfreude ist es, Spannung, Erschöpfung oder Frust. Angst hatte ich in meiner Großstadtzeit keine Minute.
Hätte der Erzähler deine Erfahrungen gemacht, hätte er gewiss auch andere Gedanken. Ein Ich-Erzähler muss seine intimsten Gedanken nicht extra beweisen. Dass er sie hat, ist Beweis genug.

Jeder Autor hat sich schon mal überlegt, seine Performance mittels des Erlebens verrückter Dinge zu verbessern. Robert de Niro hat sich Zähne gezogen, Mickey Rourke geboxt um besser zu werden in seinem Job. Die Beatles, Stones, Cream und Zep haben Drogen eingeworfen dafür.
Als Autor könnte ich Koma saufen, mich mit schmutzigen Huren einlassen, mir die Nägel ziehen für meinen Text. Wie weit ich es treibe, sollte wohl jeder selbst entscheiden.
Darum geht es in dieser Geschichte nicht.

Endlich geht’s los, aber die plötzliche Wut nehme ich dem Prot nicht ab: Susanne hat ihm nichts getan, zumindest hast Du nicht beschrieben, das sie ihn mies behandelt hätte. Warum sollte er sie so demütigen?
Lies einfach noch einmal.

Jetzt tut er’s wirklich - er schlägt zu. Hätte ich nicht erwartet und irgendwie fehlt mir immer noch sein Antrieb. Falls er nicht völlig plemplem ist, kann eine gute Story nie Grund für einen Mord sein. Ist er plemplem – hast Du ihn nicht genug plemplem gezeichnet.
Es gibt kein reales Mordmotiv in dieser Geschichte. Die Gründe für sein Verhalten liegen im allgemeinmenschlichen Bereich und sind hinreichend erwähnt. Die Figur noch mehr zu überzeichnen brächte sie zu sehr in die Nähe eines Archetyps. Das ist, aufgrund der Themenstellung, zu vermeiden.

Ein Märchen als Einschub. Finde ich hypothetisch, das Missfallen der F.
Ich erwarte, dass die Tote Susanne ist oder deren Bruder … mal sehen.
Wenn du diese Stelle liest, kommst du vielleicht darauf, welches „Märchen“ hier entstellt wird.
Die Finsternis hütet ihre Kinder.
Diesem Gedanken wohnte Tröstliches inne.

Du hast tatsächlich Susanne im Park erwartet? Das ist nicht dein Ernst, oder?


Hallo Anakreon!

Dieser einleitende Gedanke sprach mich an, da er situationsbedingt verschieden interpretierbar ist und Erwartungen anzuregen vermag. Bei mir war es dahingehend, dass es mir unmittelbar die Vorstellung eines ängstlichen Menschen suggerierte, der sich im Dunkeln sehr unwohl fühlt.
Das freut mich!

Mit diesem Satz erhielt dafür meine rationale Denkweise eine Abfuhr. Ich ahne schon, dass der Protagonist die Konturen der Uhr zu erkennen vermag, nicht aber die Zeiger. Doch scheint mir bei Dunkelheit ein auf die Uhr schauen, ein widersinniger Akt, selbst wenn ich es als Reflex gegen die angsterfüllten Gefühle interpretiere. Sein Empfinden, es müsste die mitternächtliche Stunde sein, hätte mir gereicht. Sollte es einen unheimlichen Charakter haben, wären 12 Glockenschläge einer weit entfernten Turmuhr, auch kennzeichnend.
Der Blick auf die Uhr ist einen Versuch wert. Geht mir auch so, erst versuche ich, meine Armbanduhr abzulesen, bevor ich mein Handy aus der Hosentasche fummele und ins grelle Display-Licht blinzele.
Auch macht dieser vergebliche Blick die Lichtverhältnisse noch deutlicher. Dass kein Mondlicht vorherrscht, ist mir allein zu ungenau.
Glockenschläge passen gut zum Klischee. Über diesen Vorschlag habe ich lange nachgedacht. Bin jedoch zu dem Entschluss gelangt, dass es hier ja nicht vorrangig um die Uhrzeit geht, sondern um Licht und Dunkelheit (als Vertreter zweier Wertesysteme).

Weiter unten sprichst du einen interessanten Punkt an, das Handy. Vielen Dank für diesen Hinweis! Das Handy ist nun raus aus der Story.

Das ist mir persönlich zu magisch, ein Krimiautor in spe, dessen Atemwölkchen flüstern. Es täte dem Sinn wohl kaum einen Abbruch, wenn es lautete: … flüsterte ich mit Atemwölkchen vor meinem Mund …
Krimiautor in spe … Ich bin mir nicht sicher, ob er das überhaupt ernsthaft sein will. Bestimmt hat er mal so etwas geäußert, in einem uns unbekannten Zusammenhang. Seiner Erzählung nach ist es eher Susannes Vision.
Deine Atemwölkchen-Variante ist gekauft, vielen Dank.

Hier wird mir der Begriff Klischee zu viel, es war ja zu Beginn erwähnt, dass die suggerierten Angstvorstellungen genau dies prägen und er sie zumindest aus eigener Erfahrung nachvollziehbar schreiben können müsste. Eine vage Umschreibung der Empfindung, statt einer sich duplizierenden Erwähnung des Wortes, wäre mir für den Text flüssiger lesbar.
Der erste Gedanke ist oft der beste. Diese „wenn“ Arie fand ich nie wirklich gut. Eine Gelegenheit zum Kürzen, geht klar.
Ich denke, es klänge plausibler, wenn es nur eine Vermutung von ihm ist, da er zu zaghaft zuschlug.
Gekauft.

Hier hätte ich statt seelisch eher gefühlsmässig oder allenfalls innerlich gewählt, um das „gegenständlich“ zu kontrastieren.
Hatte ich zuerst stehen. Verdammt! Nun wieder gefühlsmäßig.

Das klingt mir zu übertrieben, selbst wenn es wirklich Raben geben sollte, die nachtaktiv sind. Als Fantasie des Protagonisten mag es gerade noch tragbar sein, aber nicht mehr.
Es ist keine Kriminal- oder Alltagsgeschichte.
Das Genre zu erkennen, ist hier unter Maskenball nicht einfach. Vertut man sich in der Hinsicht oder denkt überhaupt nicht darüber nach, funktioniert unter Umständen die ganze Geschichte nicht oder liest sich irgendwie seltsam.

Dies war mir bereits klar, als er den Stein hob. Die Geschichte forderte einen solchen Tribut. Erst dachte ich, er könnte Susanne treffen, doch hätte er wohl instinktiv gemerkt, dass eine Frau im Dunkeln vor ihm stand und es wären ihm Skrupel aufgekommen.
Stimmt. Auf jeden Fall fordert sie ein bekanntes Opfer! Aber Susanne? Wir kennen sie nur durch seine Worte. Und ich vermute daraufhin ganz stark, die geht nicht selbst, die geht nicht einmal mit ihrem Bruder in die Kälte hinaus, die schickt ihn wie einen Angestellten.

Es ist schon so, dass Menschen in bestimmten Situationen völlig ungewohnt reagieren, Gewissensschranken fallen und sie zu Taten fähig macht, die sie vorausblickend nie in Erwägung zögen.
Dennoch ist dies eine Schwachstelle der Geschichte, wollte man ihr mehr als fiktionalen Aussagewert geben. Ein solcher Plan müsste einen tieferen Urgrund haben, ein solches Handeln entspringt nicht einfach einer momentanen Gefühlsregung. Die Destruktion, welche etwa Dr. Jekill in sich hatte, die sich als Mr. Hyde entpuppte, kam hier in keiner Weise zum Tragen.
Wie an anderer Stelle erwähnt, gibt es kein realistisches Tatmotiv. Mal ganz krass gesagt, es wäre der Geschichte genauso dienlich, bohrte der Protagonist im Zentrum der Parkanlage eifrig in der Nase und ginge dann nach Hause.
Stichwort „Gewissensschranken“, das ist schon knifflig. Ein mahnendes Gewissen ist keine Garantie für zivilisiertes Verhalten. Auch Kultur träg nicht zwingend zur Zivilisiertheit bei.
Mr. Hyde, der Vergleich ist nicht schlecht. Die Geschichte ist mir nicht konkret genug im Sinn, dass ich dazu was Genaueres sagen könnte. Destruktion ist mir zumindest nicht schmackhaft.
Die Idee hat mir desungeachtet jedoch gefallen, ein beginnender Autor setzt sich experimentell mit der Angst auseinander. Ein solch geartetes Experiment wäre zwar absurd, aber als Stoff einer Geschichte, eben doch ansprechend.
Naja, die Angst hat er unter den Fittichen der Finsternis ziemlich rasch abgehakt. Diese Umkehrung musste dann logischerweise das Verbreiten von Angst enthalten.

Aufgefallen sind mir auch die gewählte Sprache die wohlgeformten Handlungsabläufe, welche fast zu geschliffen für ein Kriminalstück wirken und es dadurch mehr als Kriminalkomödie aufscheinen lassen.
Eher „Teuflische Komödie“.

Anfänglich war ich mir ziemlich sicher, dass sich hinter der Maske ein feminine Person verbirgt. Die Sprachmelodie, die Poetik welche mitschwingt, waren mir Indikationen dafür. Der Mordplan wandelte es dann jedoch sukzessive zu heroisch maskuliner Denkweise, das Irrationale dessen, nicht mehr ausblendend. Damit waren meine Mutmassungen im Eimer.
Das ist interessant!

Der Autor oder die Autorin schreibt üblicherweise wahrscheinlich nicht in diesem Genre, findet mit ihrem Stil aber stets die Aufmerksamkeit ihrer Leser. Möglicherweise war dieser Stoff der Maske einzig eine Schreibübung, ein Versuch sich unerkannt einzubringen, wie es eine englische Autorin im Literaturmarkt kürzlich tat. Hm, es fällt mir so unmöglich, es genau auf eine Person zu fixieren, ein paar feminine und maskuline Namen gehen mir durch den Kopf, aber entscheiden kann ich mich nicht.
Das ist keine Übung. Aber ansonsten: Sehr gut erkannt.

Hallo Schwups!

Mir gefällt die Grundidee deiner Geschichte. Wir haben es hier mit einer schwachen Figur zu tun, jemand, der von der Freundin schikaniert wird, aber nicht den Mut hat, sie zu verlassen. Jemand, der seine eigenen Wünsche immer hinten anstellt und auch auf der Arbeit nicht respektiert und nur ausgenutzt oder gar gemobbt wird. Eine labile Person, die aufgrund eines irrwitzigen Einfalls der Freundin zum spontanen Mörder wird. Und dabei versehentlich den "Falschen" erwischt.
Deine Figurenbeschreibung ist treffend. Das freut mich!
Nur die Grundidee ist eine andere.

Ich finde, an eine solche Geschichte muss man schwarz-humoriger rangehen. Sie erinnert mich von der Idee und dem bösen Ende her an bestimmte Geschichten von Roald Dahl (und das ist als Kompliment gemeint, ich liebe seine Geschichten), der hatte auch mal eine, da hat eine Frau ihren Ehemann im Affekt erschlagen - mit einer gefrorenen Lammkeule. Diese Lammkeule hat sie dann den ermittelnden Polizeibeamten serviert - das klingt skurill, ist es auch, aber die Geschichte wurde irgendwie - ja, mit einem Augenzwinkern erzählt. Dieser Aspekt geht mir bei deinem Text ein wenig verloren, ich habe das Gefühl, der Text nimmt sich selbst sehr ernst,
Diese Lammkeule, da klingelt es bei mir. Muss/kann aber schon lange her sein, oder?
Der Text nimmt sich selbst zu ernst. Klar, er transportiert ja keine Krimikomödie, wie man aus meiner Antwort an Anakreon entnehmen kann.
Langsam denke ich, hätte ich den Prot einfach nur in der Nase bohren lassen, statt ihm einen Mord aufzuhalsen.

Gestört haben mich hauptsächlich die Gedanken des Erzählers - dieses übertriebene, pathetische, auch das immer wiederkehrende Symbol der Finsternis:
Tja, das ist Teil der „Grundidee“. Das Pathetische, ich mag es nicht, aber es erscheint mir passend.

Interessant hingegen fand ich die Stelle, wo kurz seine Wut durchschimmert - und auch seine Machtlosigkeit gegenüber Susanne und ihrem Bruder. Davon hättest du mehr gebraucht. Vielleicht da auch mal szenisch einsteigen, dem Leser andere Figuren direkt präsentieren, nicht nur durch die Augen des Erzählers. Susanne in die Richtung vielleicht auch ein wenig überzeichnen, so als überstrenge Schreckschraube oder was in der Art, dass man als Leser mehr mit deinem Erzähler mitfühlen kann. Denn das willst du ja: dass der Leser Verständnis für die Tat aufbringt. Dass der Leser sagt: kann ich verstehen, dass der so wütend ist, dass er jetzt diesen Stein nimmt. Dazu musst du aber mehr Arbeit in die Motive investieren, das sehe ich wie nastroazzurro und Anakreon.
Noch mehr Arbeit!? Bist du verrückt? Nein, Scherz beiseite. Vielleicht steinigt man mich dafür, doch ich sag’s einfach: Der Leser soll hier nicht über die Figuren oder das Mordmotiv nachdenken, das ist alles vollkommen absurd konstruiert, eben damit man nicht drüber nachdenkt, sondern über … nee, ich sag’s nicht.
Die Raumaufteilung im Text, so meine ich, kann einem Leser zu denken geben. Diese vermeintliche Schieflage ist ja bisher auch von nastroazzurro, Anakreon und dir erkannt. Nur die Rückschlüsse gehen am Text vorbei.

Spätestens hier wird es dann zu deutlich, auf was es hinausläuft. Das Ende musst du besser verstecken, so ist es schnell zu offensichtlich.
Das Ende zu verstecken würde noch mehr vom Wesentlichen ablenken und das vorliegende Ende ist zwingend. Wegen der Wechselwirkung. Ach, jetzt fällt es mir wieder ein, deswegen habe ich den Prot nicht in der Nase bohren lassen, sondern einen Mord begehen. Wegen der Wechselwirkung zwischen den Welten.

Ich fand die Geschichte durchaus kurzweilig, hab sie auch mit Interesse gelesen, weil ich auch die Frage spannend fand, ob er wirklich zum Mörder wird.
Das ist schön.

Hallo Mairie!

Die Geschichte ist wirklich gutgeschrieben.
Es war fesselnd bis zum letzten Wort.
Sehr schön geschrieben, wenn man es einfach nur liest fallen einem auch keine großen Fehler auf, ich hatte schon Bücher in denen offensichtlichere Fehler vorhanden waren.
Vielen Dank fürs Lesen und Gutfinden! Dein Beitrag ist mir eine Insel der Ruhe im stürmischen Meer.

Übrigens: Ich finde es gut, dass sich auch ein „Nurleser“ hier im Forum einbringt.

Hallo Ernst!

Stilistisch fand ich deinen Text ausgesprochen gelungen, also bis auf ein paar wenige Formulierungen, die ich dann unten anführe, gefiel mir der wirklich sehr gut.
Dieses Lob will ich jetzt nur insofern einschränken, dass die Erzählsprache im Laufe der Geschichte, also mit dem Kennenlernen der psychischen Verfasstheit des Protagonisten, mir dieser immer weniger gerecht zu sein scheint.

Das freut mich ungemein. Stilistisch war es ein Experiment für mich und habe dementsprechend viel daran gearbeitet, um kein „Experiment“ zu präsentieren. Und nein, die Erzählsprache darf sich nicht ändern.
Weil spätestens bei diesem seinem metaphysischen Geschwafel:
[…]
war für mich klar, dass dieser Typ ganz gewaltig einen an der Birne hat. Der Typ ist schlichtweg geistesgestört, durchgeknallt, verrückt, plemplem, whatever. Und dafür drückt er seine Gedanken noch ziemlich eloquent aus. Na ja, ein verrückter Künstler halt.
Er ist sich einfach noch nicht gewahr geworden, dass er spinnt. Ob so ein spontanes Hineinschlittern ins Irresein tatsächlich möglich ist, sei mal dahingestellt, als Grundidee für die Geschichte funktioniert es für mich allemal.

“Metaphysisches Geschwafel“ Das denke ich immer, wenn ich mal (unfreiwillig) Zaungast in einer Kirche bin.
Plemplem, um nun auch mal dieses neuerdings so inflationär gebrauchte Wort zu verwenden, ist er nicht. Dein „Er ist sich einfach noch nicht gewahr geworden, dass er spinnt“ trifft es jedoch beinahe. Um es auf den Punkt zu bringen, müsste man dem „Geschwafel“, proportional zu dessen Raum im Text, entsprechende Aufmerksamkeit schenken.
Auch mit „ein spontanes Hineinschlittern ins Irresein“ liegst du fast richtig!

Diesen Gedankengang verstehe ich überhaupt nicht. Warum begründet der Nachbarbesuch irgendwas?
Wenn er zufällig den Freund oder die Freundin des Nachbarn oder der Nachbarin umbringt, kann er sich an dem Leid des hinterbliebenen Nachbarn oder der hinterbliebenen Nachbarin weiden.

Ganz eindeutig scheinst du mir beim Verfassen der Geschichte und beim Entwerfen der Psyche dieses Zufallsmörders Spaß gehabt zu haben. Und als gelungene Schlusspointe empfand ich deine Namenswahl. Die erinnerte mich frappant an die Figuren der unsäglich blöden, herrlich schrägen Don Martin-Cartoons in den MAD-Heften der 1970er.
(Ronnie Feinbein, Willi Weizenkeim, et al)
Ja, klar! Oder vielleicht Willi Winzig … Och nö, nicht das jetzt auch noch!
Ich hatte da keine Comicfigur im Sinn, sondern Susannes Beine!
Aber okay, wenn mir ein anderer Name einfällt, vielleicht einer, der mit Titten zu tun hat …

leider doch ziemlich viele Fehler
Wo sind da Fehler? Lies noch mal!

hähä.
:butt:
Wir sehen uns beim Beleidigungsfechten! :D


Hallo JoBlack!

Was für ein schrecklicher erster Satz. Total nichtssagend, zu abstrakt, unvorstellbar, unplastisch, nicht einladend und so voll mit Klischee - die Finsternis als die Übermacht - und wenn sie eine Stimme dann hätte, würde sie auch noch lachen. Wie habe ich mir das vorzustellen - würd sie dann "Muahahaha" oder wie?
Entweder ist der erste Satz nichtssagend und unvorstellbar oder er beschreibt ein Klischee. Beides zugleich geht nicht.
Warum willst du dir denn die Stimme der Finsternis unbedingt vorstellen, wenn da eindeutig steht, dass die Finsternis über keinerlei Stimme verfügt? Das kann ich nicht nachvollziehen.

Aber das fängt ja schon mit dem Titel an - das Wort "Jenseits" und "Lichter" sollten in keinem Titel auftauchen. Solche Titel findet man höhestens in den Spiegelbestseller oder die Gruselecke der Mayerschen.
Was man nicht alles wissen muss!
Nebenbei, Verlage lassen selten den Buchtitel vom Autor bestimmen. Da haben die Marketingexperten für.

Hast du dir hier die Aufgabe gestellt aus der Perspektive der ersten Person zu schreiben, aber ohne mit einem Ich anzufagen.
Feststellung Nummer eins stimmt, Nummer zwei nicht und widerspricht obendrein noch deine später geäußerte Vermutung, dieser Text sei eine Fingerübung.

Wieso denken Leute, ironisch schlecht zu schreiben wäre witzig oder sogar gut?
Das kann man so pauschal nicht erfragen. Es ist ein Unterschied, ob ein auktorialer Erzähler ironisiert oder ein Ich-Erzähler.
Eine neutrale Stilhaltung finde ich für einen typischen Ich-Erzähler unpassend, weil er den Ereignissen nicht neutral gegenüberstehen kann. Nichts ist schlechter als ein Ich-Erzähler, der, zum Beispiel, einen Mord, den er beobachtet hat oder gar begangen hat, mit neutralen Worten wiedergibt. Das ist schlicht unglaubwürdig – Selbst den Psychopathen, den man aus Filmen kennt, der mit manisch wippendem Oberkörper und leerem Blick in allen Details ein Mordgeständnis abliefert, gibt es nicht.
Der Icherzähler hat nur zwei Möglichkeiten, entweder er überdramatisiert, das wäre dann so die Richtung Betroffenheitsliteratur, oder er legt eine leichte Ironie in seinen Erzählstil, die dem Leser keine Wertung aufzwingt, sondern es ihm ermöglicht, sich selbst ein Urteil zu bilden. Ironie hält die Wertsetzungen im Text quasi für den Leser in der Waage.

Die Ironi in diesem Text hat mit Witzigkeit nix zu tun. Ironie kann viele Ursachen haben und auch verschiedene Wirkungen erzielen oder das Selbstbild des Ironisierenden ausdrücken.
Aus der Perspektive der Figur tritt in der Geschichte Ironie dann auf, wenn ein geringes Selbstwertgefühl oder ein übersteigertes anliegt. Das sind so zwei Möglichkeiten für Ironie, es gibt noch mehrere.

Aber, wenn ich mir das von dir Zitierte anschaue, vermute ich, du meinst nicht Ironie, sondern Pathos.

flüsternde Atemwölkchen - das ist ungewollt komisch.
Mit dem „ungewollt“ hast du mir direkt ins Hirn geschaut. Und schon erledigt, vielen Dank.

Ich versuche gerade dahinter zu kommen, warum einige Stellen in kursiv sind. Das sind ja seine Gedanken, die er betont klischeehaft ausdrückt
Klischeehaft trifft es nicht. Es ist eher ein wenig in Richtung „erhabener Kitsch“, der ein vertikales Weltbild des Erzählers deutlich macht. Diese Dämonisierung der Natur ufert dann alsbald in blasphemische Bilder aus.

Der Typ klingt wie ein kleiner Junge, der sich ein Supermankostüm anzieht und glaubt jetzt fliegen zu können.
Ja! Das ist doch genau das, was er macht, er wechselt innerhalb seines vertikalen Weltbildes von unten nach oben (parallel dazu auch beim Sex mit Susanne, vorher war sie oben, jetzt er. Das ist eine von vielen Kleinigkeiten im Text, die einer Fingerübung widersprechen). Nur, ich weiß auch nicht warum, habe ich bei deinen Ausführungen immer irgendwie das Gefühl, du meinst das kritisch.

Okay, es ist jetzt nix Neues gekommen. Es kam, wie es kommen musste. Die Geschichte ist durch ihren ironischen Charakter immun gegen jegliche Kritik irgendwie. Egal, was ich jetzt kritisieren würde, dass die Entwicklung des Prots. unglaubwürdig ist, dass der Stil überladen ist mit nichtssagenden Phrasen, dass es kaum einen Spannungsbogen gibt, dass die Pointe total konstruiert ist - die Kritik schmettert an dieser Persiflage-Eigenschaft ab.

Man kann alles kritisieren, egal zu welcher Literaturgattung oder Untergattung es gehört, sogar meine Texte! *grins*
Dazu muss man zweifelsohne den Text erst einmal einordnen. Dazu muss man ihn verstehen und dann analysieren. Dazu ein Beispiel:
Du sagst, die Pointe sei konstruiert.
Aber: Eine Pointe gibt es in der Geschichte nicht. Das Ende ist vorherbestimmt. Es ist ein gerader Weg, anfangs rein in den Park, am Ende raus aus den Park. Das muss so sein, er kann ja nicht auf ewig drinnen bleiben.

Nichtssagende Phrasen, gibt es die wirklich? Selbst die Phrase: „Der Ball ist rund“ enthält eine Aussage und die ist sogar wahr.

Die Entwicklung des Prots kann man glauben. Denn innerhalb des vorliegenden Fiktionstyps ist sie möglich. Anakreon hat einen wichtigen Hinweis (nachtaktive Raben) zum Fiktionstyp entdeckt und meinte aber leider, es sei wohl ein Fehler.
Es sind eine Menge Hinweise drin. Zum Beispiel:
„Ich konnte plötzlich wie eine Fledermaus die Dunkelheit durchdringen, konnte exakt meine Position in dem Areal ermitteln, jeden Baum orten, …“
Das sagt aus, er konnte die Dunkelheit durchdringen und jeden Baum orten. Er konnte sich nur nicht erklären, wie ihm das möglich war, deshalb sein Vergleich mit der Fledermaus.
Da kann man doch unmöglich einen realistischen Krimi rauslesen.

Die Frage ist dann, was genau beabsichtigst du mit dieser Geschichte? Wenn sie nicht ernstgemeint ist, dann kann sie ja nur zur Unterhaltung dienen. Aber warum muss denn das dann so platt sein? Unterhaltung ist doch genauso Kunst wie "ernstgemeinte" Literatur. Das ist doch nix Banales.

Was ich beabsichtige. Ich will da nix im Detail erklären, daher nur so viel: Das Thema ist millionenfach verwendet, das Motiv sicher viel weniger oft. Die Umsetzung … nun ja, mir ist da nix Gleiches bekannt.
Ernstgemeint. Das ist so eine typisch deutsche Einordnung. Aber ich sage: selbstverständlich ernstgemeint. Es geht ja schließlich um das Allgemeinmenschliche. Natürlich nur um einen Aspekt daraus.
Unterhaltung. Selbstverständlich soll die Geschichte auch unterhalten. Diese Trennung von Ernst und Unterhaltung halte ich für nicht mehr zeitgemäß.

Hallo fiz!

ich will auch noch was dazu sagen
Hihi, wirklich niedlich. Eine schöne Eröffnung. Leider muss ich hier aus Zeitgründen abbrechen und dich auf später vertrösten.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Asterix,

nur ganz kurz. Ist ja eine interessante Auseinandersetzung um diesen Text. Habe das mit Spannung gelesen. Ich kann aber nicht alles nachvollziehen, was Du schreibst.

Beispielsweise zu nastroazzurro:

Der Protagonist möchte Angst erleben? Wo steht denn das?

Doch in einer Deiner Geschichte steht:

Es sei nötig, hatte sie behauptet, etwas Besonderes zu erfahren, bevor man sich der Krimi-Schreiberei hingäbe. Gefühle, echte Gefühle, vor allem Angst und so. Ich verstünde schon. Nun, ich hatte nicht gleich verstanden, und so hatten Susanne und ihr Bruder noch gute drei Stunden auf mich eingeredet. Deshalb war ich jetzt hier.

Gruß Achillus

 

Hallo Achillus!

Das lese ich anders.

Es sei nötig, hatte sie behauptet, etwas Besonderes zu erfahren, bevor man sich der Krimi-Schreiberei hingäbe. Gefühle, echte Gefühle, vor allem Angst und so. Ich verstünde schon. Nun, ich hatte nicht gleich verstanden, und so hatten Susanne und ihr Bruder noch gute drei Stunden auf mich eingeredet. Deshalb war ich jetzt hier.

Gute drei (3!) Stunden auf ihn eingeredet, das heißt nicht, dass er es am Ende eingesehen hat. Der wollte einfach seine Ruhe.
Etwas weiter wird es noch deutlicher:
Deshalb war ich jetzt hier. Im dunklen Park. Allein. Und es war saukalt. „Danke Susanne, vielen, vielen Dank“,
"Vielen Dank", das ist Ironie bis kurz vorm Sarkasmus gesteigert. Der Typ hat doch null Bock auf den Scheiß. :D

Lieben Gruß!

 

Hallo fiz!

Als ich diesen ersten Satz las, dachte ich echt ogottogott, wie schlecht. Das ist ja nicht nur bildlich so schwülstig, mit diesen überkorrekten Konjunktiven hört es sich auch einfach murks an. Da stolpert doch jeder moderne Sprecher drüber. Wenn ein Satz sich so widernatürlich liest, obwohl man ihn korrekt konstruiert hat, muss man eben abreißen und ganz von Neuem bauen, um das zu vermeiden.
Ich muss aber sagen, dass sich mein Unwillen dann schon etwas gelegt hat als ich merkte, dass das wohl Teil des Spiels mit literarischen Klischees ist.
Ich mag den ersten Satz auch nicht.
Im Grunde ist die ganze Geschichte erschreckend, inhaltlich gesehen (sofern man den Inhalt erkennt). Aber auf der anderen Seite, und die war letztendlich ausschlaggebend, bewirkt hässliche Kunst, also solche, die verunsichert und provoziert, in uns das Gleiche wie schöne Kunst. Das gilt vor allem bei Bildern und Skulpturen, aber in gewissen Grenzen auch für Geschriebenes.
Ich finde das verwendete Sprachregister des Erzählers, welches sich im Laufe der Entwicklung steigert und am Ende wieder auf ein gebräuchlicheres Niveau sinkt, zu dieser Geschichte nicht zwingend, doch immerhin passend.

Ein Spiel mit literarischen Klischees? Ich glaube nicht, dass ich dazu fähig bin. Friedrichard bestimmt, aber ich? Nein. Klischeehaft, doch für die Literatur unverzichtbar, wäre hier also lediglich das Thema.

So sehr neuartig und geistreich finde ich diese Persiflage hier zwar nicht, aber gut. Auf diesem Gebiet bin ich zugegeben ziemlich anspruchsvoll. Da muss man mir schon was ganz Ausgefallenes und Kluges bieten, dass ich da Applaus klatsche. Der Plot an sich ist so okay, auch nichts Weltbewegendes. Eine kleine Idee, ein Witz im Grunde ja, den man dann so oder so umsetzen kann.
Nicht neuartig und nicht geistreich. Dazu kann ich nix sagen, urteilen müssen immer die Anderen. Oder vielleicht doch teilweise. Neuartig im Sinne von selten verwendet, würd ich schon meinen.
Eine Persiflage? Nein, eher wird hier etwas Banales, etwas, was jeden Menschen betrifft, und da gibt es in der Hinsicht keinen Unterschied zwischen unserem Mörder und jemanden, der bloß in der Nase bohrt. Von daher ist die Idee auch nicht klein, sondern mikro! Halt aus dem Allgemeinmenschlichen.
Wenn ich es mit einem Schlagwort bezeichnen sollte, dann mit „Periphrase“. Für gewöhnlich ein Begriff, der für eine kurze Umschreibung des eigentlich Gemeinten steht. Diese Geschichte ist eine Periphrase in Kurzgeschichtenform.

Ein Witz ist das nicht, auch nicht im Grunde. Ich weiß gar nicht, wer hier den Begriff „Witz“ reingebracht hat. Plötzlich finden alle den Text witzig. Zu Anfang war das nicht so.
Im Text findet sich hier und da Ironie, manchmal sogar in Form von Sarkasmus. Beispiel:
>>Deshalb war ich jetzt hier. Im dunklen Park. Allein. Und es war saukalt. „Danke Susanne, vielen, vielen Dank“, flüsterte ich mit Atemwölkchen vor meinem Mund und ich wünschte mir meinen Wagen herbei, <<
Dieses „Danke Susanne, vielen, vielen Dank“ ist sarkastisch. Aber darüber kann man doch nicht lachen, wenn man Zusammenhang zur Situation mit einbezieht. Im Zusammenhang gelesen ist es eine Verbitterung, die auf sarkastische, und damit auf eine bissige, ungehörige, ja, fast böse Weise zum Ausdruck gebracht wird. Das ist überhaupt nicht lustig.
Andererseits kann ich mir vorstellen, dass man heutzutage so etwas lustig findet, weil laufend so urwitzige (urwitzige = Sarkasmus von meiner Seite) Typen im Fernsehen auftreten, die mit Ironie und Sarkasmus über Frauen oder Werbespots herfallen. Und Millionen lachen und klatschen dazu. Das mag im Laufe der Jahre das Bild von Ironie und deren Steigerungsform Sarkasmus verändert haben.

Es gibt Ansätze, das ins Absurde zu ziehen, einen Witz draus zu machen, und es gibt Ansätze, da irgendwie ein nachvollziehbares Psychogramm zu zeichnen, wie einer in den Wahnsinn abdriftet. Beides hätte ich reizvoll gefunden - also mit der Grundidee, so schlicht sie an sich ist, geht schon was.
Obwohl die „Grundidee“ stark überzogen ausgearbeitet ist (mit stark überzogen meine ich nicht nur den Mord, sonder auch das Drumherum), ist sie eine alltägliche Erscheinung. Ich glaube, noch mehr geht gar nicht. Die Geschichte muss ja noch deutbar sein (das ist weder Ironie noch Sarkasmus von mir).
Ein nachvollziehbares Psychogramm lässt sich nicht in dieser Geschichte einbringen, da ein solches sich auf einen bestimmten Charakter beziehen muss. Dazu hätte ich die Figur mehr beleuchten müssen. Der Ich-Erzähler jedoch ist ein Stellvertreter für jedermann.
Ob der Typ wahnsinnig ist? Ich würde eher sagen: nein.

Und als absurder Witz funktioniert es auch nicht so recht, weil es dafür wieder zu wenig absurd und witzig ist. Also der Text steht sich da irgendwie selbst im Weg und ist einfach nicht konsequent genug.
Zu „Witz“ sag ich jetzt nix mehr. Zu wenig Absurd, nee, kann man auch nicht sagen. Konsequent, auf jeden Fall. Die Grundidee ist so was von absurd und konsequent durchgezogen, und dabei schön linear, dass sich dabei auch nix im Wege steht. Man muss dazu, um das festzustellen, allerdings die wahre Grundidee erkennen.
Der Bezug zum Realen steht weitgehend zwischen den Zeilen. Nur „weitgehend“ deshalb, weil es zu Anfang und am Ende jeweils sich ergänzende Hinweise sozusagen in klaren Worten gibt. Der große Rest (dazwischen) ist eher surreal. Deshalb steht der Text nun auch unter „Seltsam“. (Und nicht, dass jetzt einer denkt: Sieh an, jetzt hat der Asterix sein komisches Geschreibsel nach Seltsam geschoben. Nee, nee, das stand schon vor dem Posten unter Maske fest und unsere Maskenball-Sekretärin hatte davon Kenntnis.)

Es muss ja auch nicht alles immer x-Bedeutungsschichten, komplexeste Psychologie und provokanteste Denkanstöße liefern,
Mit Psyche hat es zu tun, aber ob die Psychologie sich damit beschäftigt, darüber habe ich nie nachgedacht. Wenn ich jetzt drüber nachdenke, fällt mir das Stichwort Verhaltenspsychologie ein.
Ein Denkanstoß? Eher nicht. Ein Aha-Effekt? Ganz bestimmt.


Hallo weltenläufer!

letztlich überlässt du dem Leser ja nicht die Entscheidung, ob der Prot sich da in was reingesteigert, oder wirklich erlebt hat.
Stimmt. Ob er die Tat begangen hat, steht im Text.

Der Prot fabuliert über Klischees
Ja, das Fabulieren halte ich für wichtig. Da steckt ein Großteil dessen drin, was zum Verständnis der Geschichte hinführt.
In der Realität sind Klischees ein wichtiges Orientierungsmittel. Stell dir mal vor, es gäbe sie nicht.

Funktionieren könnte das, wenn hier wirklich eine Form der Persiflage richtungsführend gewesen wäre. Aber dafür ist das hier alles zu ernst
Alles ist ernst … Persiflage nicht richtungsführend …Also, das lese ich schon mal für mich positiv. Dann hat der Text anscheinend nicht völlig versagt.

In meinem Empfinden ist der "Bruch" etwas zu lahm. Also es ist ja eigentlich gar keiner, sondern eine Spirale, die sich eben weiter zuzieht und dann zum Unweigerlichen führt. Bruch wäre, wenn er es letztlich nicht getan hätte.
Genau, es gibt keinen Bruch. Eine Spirale zum Unweigerlichen hin? Er hätte jederzeit den Stein fortwerfen können, oder? Er hätte es nicht tun müssen. Es gibt einen Grund, aber keinen zwingenden Grund für seine Tat. Er liegt im Allgemeinmenschlichen. Deshalb wäre es auch fatal, aus der Geschichte einen Krimi zu machen.

Also die Grundidee finde ich schon spannend,
Meine Grundidee ist nicht spannend, bestenfalls interessant und sie sollte, so meine ich, auch mal in einer Geschichte umgesetzt werden. Die Umsetzung meiner Idee sollte dann schon ein wenig spannend gestaltet sein, sonst liest es ja keiner. Was ich mir langsam aber sicher vorwerfe, ist die etwas überzogene Umsetzung. Vielleicht hätte ich da zurückschrauben sollen. Der überspannte Teil der Umsetzung verstellt die Sicht auf die „Grundidee“, falls so was möglich ist. Damit habe ich echt nicht gerechnet. Eher mit dem Gegenteil.

naja, das wäre auch bei mir die erste Idee gewesen, dass der Typ sich dann in seinem Wahn verliert.
Das darf dem Prot nicht passieren. Das entspräche nicht der Grundidee. Der „Wahn“, um einfach bei dem Begriff zu bleiben, muss an einem bestimmten Punkt beginnen und später an einem ebenso speziellen Punkt der gesamten Handlung enden.

Wer könnte noch da rumstromern im Park? Was schreibt der Kerl noch gern, neben Krimis, was ihn vll in eine andere richtung treibt?
Eine dritte Person darf auf keinen Fall anwesend sein. Das Opfer darf kein dem Prot Unbekannter sein. Es muss Susanne oder ihr Bruder sein. Es gäbe sonst keine Wechselwirkung zwischen den Welten. Und die sollte schon vorhanden sein.
Der Kerl schreibt nix.
Er will Krimis schreiben, er will Angst kennen lernen, deshalb geht er in den Park. Das ist eine Fehleinschätzung, die fast alle Leser begangen haben. Es geht aus dem Text nicht hervor, dass der Prot irgendwas davon aus eigenem Antrieb will.

das fand ich richtig gut, hier sieht man was von dem Wahn

Ja, okay, Wahn im wahrsten Sinne von verrückt sein. Denn genau in dem Moment wird er „verrückt“.

Hallo Kew!

Weil letztlich passiert ja kaum was - ein Mann geht in den Wald und schlägt jemanden nieder.
[…]
Aber da kommt für mich nicht wirklich was neues - vielleicht von dem Einfall abgesehen, dass er das ganze als Experiment betreibt.
Das „Ganze“ als ein „einziges“ Experiment zu betrachten, ist zum Verständnis Geschichte nicht geeignet. Es gibt zwei Experimente, eines ist von Susanne gewollt, der Gedanke an das andere entwickelt sich erst danach. Und diese Experimente sind konträr. Aber dazu gleich mehr.

Das Ganze einfach auf die Grundvorgänge runterbrechen und die kurz und knackig darstellen. So als Happen für zwischen durch. Dann kann man vielleicht auch mal schmunzeln über diesen ziemlich verwirrten Erzähler. Gerade bei den kursiven Abschnitten ist mir aufgefallen, dass die fast komplett rauskönnten. Für mich ginge da eigentlich nichts verloren, weil diese Gedanken, ehrlich gesagt finde ich die anstrengend, die triefen mir zu sehr von abstraktem Pathos, gerade die Sachen mit der DUnkelheit.

Was der Prot mit Pathos zum Ausdruck bringt, ist nicht abstrakt, da wird etwas lediglich verdreht, gewendet, auf den Kopf gestellt, wie auch immer. Da möchte ich auch nix rausnehmen. Das Ganze ist wie die Koregraphie eines Balletts, da ist überall harmonische Bewegung vorhanden, fehlt ein Tänzer, wirkt der Tanz formlos. Und diese Bewegung aller Elemente in der Geschichte, einmal linksherum, zwei Schritte vor und wieder rechtsherum und zurück, ist der „Grundvorgang“.

Mein Tipp: Nochmal genau nachdenken, wie man Klischees karikieren könnte, wie überzeichnen, oder sie komplett ausrotten und die Geschichte reduzierter Erzählen.
Ich will kein Klischee ins Lächerliche ziehen. Um das zu zeigen, was ich mit der Geschichte ausdrücken will, ist es dienlich, ein Klischee (oder mehrere) zunächst zu erwähnen, es dann jedoch zu wenden oder von der anderen Seite zeigen. Die Klischees spielen dabei eine untergeordnete Rolle, das Umdrehen (und am Ende wieder zurückdrehen) ist viel wichtiger.

Vielleicht pöbelt er mal im Supermarkt, parkt absichtlich auf dem Frauenparkplatz, oder beleidigt Polizisten und rennt anschließend weg.
Also ihn so Sachen tun lassen, die wir alle hin und wieder tun? *grins*
Nein, im Ernst, das geht nicht in dieser Geschichte. In jedem realistischen Krimi sicherlich ein Muss, aber hier absolut unmöglich.


Und nicht dieser Sprung von ich gehe in den Wald um Angst zu erfahren, zu ich bringe jemanden um.
Aha! Jetzt kommst du der Sache näher! Das freut mich. Aber warum die Verneinung?


Ist diesmal leider ziemlich negativ geworden, ich hoffe du kannst trotzdem was mit der Kritik anfangen.
So sehr negativ ist deine Kritik nicht. Auch die anderen nicht. Vieles wurde richtig erkannt, nur nicht gedanklich auf einen realen, alltäglichen Vorgang reduziert. Daran kann man sehen, wie wichtig die Einteilung in Genres ist. Wäre der vorliegende Fiktionstyp von vornherein bekannt, wäre der eine oder andere mit dem Text ganz anders umgegangen. Hätte ihn nicht so wortwörtlich genommen.

Hallo Rick!

in deiner Geschichte geht es u. a. ums Schreiben, um Klischees und um eine ironische Spielerei damit. Das ist doch mein Fachgebiet! Ich habe mich also gleich gefragt: Hab ich das geschrieben? Beim Lesen des Textes war mir dann aber schnell klar: Nein, das war ich nicht ;-)
Das hätte mich auch sehr gewundert, denn das war ich!


Metaphorische Gedanken rund um die Finsternis berühren sogar die Grenze zum inflationären Gebrauch und hätten durch einen präziseren und sparsameren Einsatz bestimmt mehr Chancen gehabt, die (meiner Meinung nach) beabsichtigte Wirkung zu erzeugen: Wie sich im "Schutz" der Dunkelheit ein Normalo (ein Schreiberling wie du und ich) zunächst zu einem kriminellen Theoretiker und dann sogar zum Täter wandelt, und das mit einer ironisch formulierten Zwangsläufigkeit, die wohl dem unschuldigen Leser das Gefühl vermitteln soll: Ja, so was passiert halt mal, wenn ein kreativer Kopf sich in einer düsteren Situation mal total auslebt. Das könnte jedem von uns passieren.

Ja, da brat mir doch einer einen Storch!
Sollte am Ende, mit dem letzten Beitrag, doch noch jemand die Geschichte nach meiner Erzählabsicht interpretiert haben?
„Wie sich im Schutz der Dunkelheit ein Normalo wandelt.“
Ja, das ist es. Dieser Satz fasst die Geschichte zusammen. Genau darauf soll sie reduziert werden können, gedanklich, vom Leser. Mehr wollte ich mit dem Text nicht erreichen.
In der Dunkelheit tritt (oftmals) verändertes Verhalten auf.
„Die Lichter der Zivilisation hatten ihren letzten Einfluss verloren. Niemand konnte mich sehen.“ und „Bald gewannen die Lichter der Zivilisation an Geltung. Nun konnte man mich wieder sehen.“
Wirklich entscheidend ist, dass man sich unsichtbar wähnt, um unzivilisiertes Verhalten hervorzubringen. In der Geschichte ist Zivilisiertheit an Licht und Dunkelheit gekoppelt.
Dabei wird die Finsternis oft bemüht. Zu oft, wie du sagst. Darüber werde ich nachdenken. Doch sie ist ein wichtiges Symbol für den Wandel. Sie macht immer wieder die Drehung deutlich, indem sie christliche Dogmen entstellt.
Man kann oder muss sich auch durchaus fragen, ob diese blasphemischen Gedanken im Prot entstehen oder ihm auf seltsame Weise zugeflüstert/eingeimpft werden. Das ist mit den Glaubenslehren ja genauso, die werden (bei Licht) an uns herangetragen und entstehen nicht von selbst in uns. Man könnte sagen: Die Finsternis, sozusagen als Verführerin, meldet sich zu Wort durch den Protagonisten. Dunkelheit und Unsichtbarkeit sind die äußeren Einflüsse, die zu unzivilisiertem Verhalten verleiten. So in etwa.

Der Clou, dass er dann Susannes Bruder ermordet, war vorhersehbar, sollte aber der KG wohl noch einen weiteren ironischen Schlenker gönnen. Da trifft es aus dem Nichts heraus nicht nur irgendeine fremde Person im Park, sondern gleich jemanden, der das weitere Leben des mordenden Schriftstellers in eine noch tragischere Sackgasse führen wird. Nicht nur, dass er zum Mörder wurde, nein, er wird auch nicht mal mehr damit rechnen dürfen, während seiner Haft von Susanne im Knast besucht zu werden.
Der Bruder ist nur als Opfer im Text. Das Susanne selbst geht, ist sogar in dieser fiktiven Welt zu unwahrscheinlich. Susanne muss jedoch von der Tat irgendwie berührt werden, sonst wäre eine Aufdeckung kaum möglich. Dem Täter soll schon, zumindest über den Rand der Geschichte hinaus, eine Strafe erwarten. Das hat mit Ironie nichts zu tun.

Okay, die KG ist weitgehend gut geschrieben,
[…]
Es wird auch deutlich, dass es beim Schreiben bestimmt viel Spaß gemacht hat, diesen Text zu schaffen. Ich kenne das, bei solchen Texten denkt man ab einem gewissen Punkt nicht mehr an irgendwelche nörgeligen Leser, sondern nur noch an die eigenen schöpferischen Freuden.
Hehe, da lasse ich einfach was weg. Das hatten wir eh schon und ich denke noch drüber nach.
Die erste Bemerkung freut mich, der zweiten kann ich nur zustimmen.
Ich hatte aber auch noch einen Gedanken, außer schöpferischer Freude. Ich habe die Vorstellung, dass ein extremes Überziehen der Tat, (der Prot hätte, und das wäre in etwa das andere Ende der Skala, im Park nur eine Statue verschandeln können und dann nach Hause gehen) den Leser eher auf die Allgemeingültigkeit bringt, die dahinter steckt. Quasi durch ein automatisches gedankliches reduzieren des Unmöglichen auf das Mögliche.

Wie das Böse mehr und mehr in die kreativen Gedanken kriecht und die Herrschaft übernimmt, wie aus Normalität in der Dunkelheit zunehmend hässliches Denken und heimtückisches Planen wird. Wie das Böse mehr und mehr in die kreativen Gedanken kriecht und die Herrschaft übernimmt, wie aus Normalität in der Dunkelheit zunehmend hässliches Denken und heimtückisches Planen wird.
Einen ausgefeilten Plan wollte ich da nicht rein haben. Die Gelegenheit initiiert eine Idee und die wird ergriffen. Gelegenheit macht Diebe, ist ein Sprichwort, das mir da einfällt.

Ich hab das immer bei Poe gemocht, wie er seine Leser in die manchmal schon recht kranken Köpfe seiner Prots hineinzog.
Ja, das ist der Unterschied. Ein kranker Kopf ist krank, da kann man als Leser schlecht reduzieren und ganz schlecht verallgemeinern.

Trotz meiner Kritik finde ich die Grundidee interessant und ausbaufähig und halte den/die Autorin/Autoren für jemanden, der/die schon mit Worten unterhaltsam umzugehen versteht. Und es hat mich gefreut, dass auch mal jemand anderes aus diesem Kreis mit meinen Lieblingsthemen herumspielt.
Na, das ist doch ein erfreulicher Abschluss!


An dieser Stelle nochmals vielen lieben Dank an alle Kommentatoren!

Liebe Grüße

Asterix

 

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