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Copywrite Lichter im Staub

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06.10.2017
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Lichter im Staub

Risse zogen sich durch Toms Blickfeld. Er konnte nicht sagen, ob es der aufgebrochene Lehmboden am Rande des Highways war, die gesprungene Windschutzscheibe oder die geplatzten Äderchen im Inneren seiner Augen.
Er hatte Durst. Seine Zunge klebte am Gaumen wie eine Echse an der Trockenmauer.
Die Hände waschen, das Gesicht bespritzen, den Kopf unter fließendes Wasser halten.
Ein eisgekühltes Bier trinken ...
Falls jemals wieder ein Kaff aus diesem Nichts auftauchte, würde Tom dort eine Rast einlegen und seinen Wasservorrat auffrischen. Den letzten Truck Stop hatte er Hals über Kopf verlassen, nachdem ein Streifenwagen auf den Parkplatz eingebogen war. Niemanden ging es etwas an, was Tom zwischen der Ladung verstaut hatte – weder die Jungs in der Spedition, noch seinen Boss, und schon gar keinen verpickelten Provinzcop.

Die Sonne hing über dem Ende der Straße wie ein glühendes Stoppschild.
Seit hunderten Meilen nichts als Sand, Staub, Sand und Staub, plattgefahrene Armadillos, windschiefe Bäume – Nester in den dürren Zweigen wie Knoten in filzigem Haar. Und immer wieder Kakteen, Kakteen, Kakteen – obskure Gewächse, die den Wegesrand säumten wie Marterpfähle.
Tom strich sich die Haare aus der Stirn, sammelte Speichel im Mund, fuhr mit der Zunge über die Zähne; versuchte den Schleim zu entfernen, der sich darauf gebildet hatte. Gebannt starrte er auf die Schweißperlen an seinem Handgelenk, die im Rhythmus der Bodenwellen vibrierten wie die aufsteigenden Perlen in einem frisch gezapften Bud … So würde es sein, wenn er diese Wüstentour hinter sich hatte – genau so würde es danach für immer sein: Tom auf der Veranda, Tom im Schaukelstuhl, Tom mit einem Bier in der Hand und Tom mit einer Frau neben sich, die ihm die nächste Flasche aus dem Kühlschrank holte.

Ein Schwarm Krähen flatterte auf und landete wieder – ölig glänzende Kreaturen, die über den Boden stolzierten wie zerstrittene Trauergäste.
Allmählich häuften sich die Zeichen der Zivilisation.
Ein verbeulter Wegweiser. Umzäuntes Brachland. Eine Werbetafel.
Ein rostzerfressener Chevy, dessen Kühlergrill in den Himmel grinste wie der Schädel eines verwesten Kojoten.
Und schließlich, weit vorne im Staub, die flirrenden Umrisse einer Ortschaft.
Als ob die Sonne versucht, diese Häuser mit ihrer heißen, flachen Hand in den Boden zu pressen, dachte Tom.

Tom drosselte das Tempo. Der Truck rollte entlang der Main Street, vorbei an gedrungenen Lehmbauten mit schiefen Arkaden und vergitterten Türen. Keine Bar, kein Motel, kein Leben. Nur ein mageres Huhn und ein schmalbrüstiger Typ, der mit hochgezogenen Schultern und gesenktem Blick über die Straße schlurfte.
Was, zur Hölle, dachte Tom, aber dann entdeckte er auf der Veranda des Hauses direkt vor sich eine Silhouette im Abendlicht. Wallendes Haar und üppige Proportionen, die rechte Hand zum Winken leicht erhoben.
Für einen Moment fragte er sich, warum sie ihm bekannt vorkam.
Sie erinnerte ihn an diese Frau im gelben Kleid, die er im Straßengewimmel von Fogarty Bay gesehen hatte – mit ausladenden Hüften und verpixeltem Gesicht. Wie so oft, wenn er keinen Auftrag hatte und alleine in seinem Drecksloch saß, war er mit Google-Street-View durch die Straßen kleiner Küstenstädte gefahren. Orten mit Kinos, Shops und Bars, mit klimatisierten Häusern – Pools hinten im Garten und schattigen Veranden zur Straße hin. Ein behaglicher Schaukelstuhl, ein klackender Ventilator, eine hingebungsvolle Frau – war das zu viel verlangt? Nein, genau das stand auch Tom zu, und genau das würde eines Tages auch sein Leben sein!
Er war um Häuserecken gebogen, hatte die Richtung gewechselt, sich dicht herangezoomt an geöffnete Fenster und die Tore nobler Anwesen; hatte die Tafeln studiert vor Cassidy's Tavern (Oakshire Amber Ale $7.50) und Sharks Seafood Bar (Shrimp Sandwich $8.25), und direkt neben Fargo's Oyster House hatte die Frau im gelben Kleid gestanden und so ausgesehen, als wartete sie dort auf niemand anderen als auf Tom.
„Na, junger Mann, alles in Ordnung bei Ihnen?“, rief ihm die Lady von der Veranda zu, neben der er den Truck inzwischen zum Stehen gebracht hatte.
„Oh, hallo ...!“, sagte Tom, schaltete den Motor ab und strich sich mit beiden Händen die Haare nach hinten. „Ja, danke, alles klar.“
„Dann bin ich ja beruhigt“, sagte die Frau. „Ist nämlich ausgesprochen selten, dass hier mal einer Pause macht. Willkommen im Paradies!“ Ihr Lachen erinnerte Tom an den Klang sanft gezupfter Gitarrensaiten.
„Oh, ja – es ist wirklich sehr … nett hier“, sagte er mit einem breitem und, wie er hoffte, einnehmenden Grinsen. Junger Mann – eine freundliche Untertreibung, die er kommentarlos stehenließ. Die Wärme, die ihn durchströmte, hatte nichts zu tun mit der lähmenden Hitze über dem Land.
„Ich frag' mich, ob ich wohl 'ne Chance habe, hier was zu trinken zu kriegen? Und 'n paar Flaschen Wasser für unterwegs?“
Die Frau lächelte betrübt, blickte hinter sich ins Innere des Hauses und dann hinüber auf die andere Straßenseite. „Schwierig“, sagte sie leise. „Mit Wasser sieht's hier ganz übel aus. Aber der alte Misbeck drüben in seinem Laden, der verkauft manchmal welches.“ Sie verzog den Mund und deutete mit dem Kopf in Richtung eines Gebäudes, das als einziges ein Spitzdach hatte.
„Aber, kommen Sie, was soll's – ein kleines Glas Wasser hätt' ich schon für Sie. Und 'nen Sundowner zum Nachspülen, wenn Sie mögen. Schnaps haben wir hier ja genug!“ Dunkle Locken, Gitarrenlachen, tiefes Dekolleté. Tom sprang aus der Fahrerkabine, eilte die Stufen zur Veranda hinauf, versank in einem knarrenden Schaukelstuhl, ließ kühles Wasser seine Kehle hinunterrinnen und bekam das leere Glas umgehend mit Kaktusschnaps nachgefüllt.
„Kannst mich Sal nennen, junger Mann. Cheers!“
„Cheers! Freut mich, Sal, ich bin Tom.“
Er streckte die Beine aus, schaukelte vor und zurück und lauschte dem melodischen Schwingen der Wörter, die aus Sals Mund perlten. Der Schnaps war gut und Sal schenkte großzügig nach.
Bald war die Sonne nur noch eine verstaubte Fratze am Himmel, die langsam zu Boden trudelte.

Sal erzählte von den Nachbarn im Dorf, von den Kakteenfeldern, auf denen die meisten arbeiteten, und von der Hitze, die alles austrocknete. Von kaputten Autos, einem versiegten Brunnen und vom alten Misbeck – einem elenden Blutsauger, der den Leuten selbst „das Grüne aus den verrotzten Nasen ihrer verblödeten Brut“ nicht gönnte. Sie zerteilte ein Solei in zwei Hälften, lachte trotzig und sagte, so wäre es aber nun mal, und dass das Leben sowieso immer nur so sei, wie es eben sei – und Tom sagte, ja, wie es eben sei –, und er genoss das Schaukeln und den Schnaps und das halbe Ei und die Anwesenheit dieser mütterlichen Frau; den Blick auf ihren mütterlichen Busen und die Vorstellung, dass ..., aber dann stand plötzlich jemand vor Sals Veranda und flüsterte mit rauer Stimme: „He.“ Es war der schmalbrüstige Bursche von vorhin: ein Typ Mitte Zwanzig, mit schiefen Zähnen und unstetem Blick. „He, Sal, hast du vielleicht nochmal 'n bisschen Wasser für mich? Weißt ja, kriegste wieder, irgendwann, nur jetzt grad ... weißt ja ... “ Er hustete, blickte zu Boden und rieb sich die Schienbeine.
„Tut mir leid, Roy.“ Sal schloss die Augen und nippte an ihrem Glas. „Das hast du beim letzten Mal auch schon gesagt. Und davor auch. Und das Mal davor. Und irgendwann ist eben Schluss. Musst du halt sehen. Jedenfalls gibt's hier nichts mehr, Roy, sorry.“
„Hm“, machte der Typ und zog den Schirm seiner Kappe tief ins Gesicht. „Na dann ... Du mich auch, Sal!“ Er spuckte aus, und während er durch den Staub davonschlurfte, streckte er beide Mittelfinger in die Höhe.
Sal schüttelte den Kopf und machte einen Schmollmund. „Na ja, ist schon traurig mit dem armen Roy. Wo jetzt auch noch sein Pa tot ist ... Und wie der alte Misbeck mit dem umspringt, echt mal. Ein dreckiges Blutsaugerschwein ist das, der Alte, dem gehört der faltige Hals umgedreht. Aber, na ja, das Leben ist nun mal so ...“
„… wiesebeniss!“, sagte Tom, wippte nach vorne und versuchte dabei, sein Schnapsglas an die richtige Stelle im Gesicht zu führen. Sals Hand lag auf seinem Oberschenkel, und je mehr er zurück schaukelte, destso höher rutschte sie, und für einen kurzen Moment stellte er sich vor, wie es wäre, wenn er es wäre, der dem Blutsaugerschwein den faltigen Hals ... Tom: King of the Road, ein gnadenloser Rächer, der eigens in dieses Dreckskaff geritten war, um den Tyrannen …, und zur Belohnung würde er hier für den Rest seines Lebens mit dieser schönen Frau auf der Veranda und nachts zwischen den kühlen Laken im Inneren des Hauses ...
Im Inneren des Hauses fing es im gleichen Moment an zu krachen und zu scheppern.
Sal seufzte. Nahm die Hand von Toms Bein, verdrehte die Augen und sagte, verdammter Mist, aber jetzt sei wohl ihr Mann aufgewacht – Herm, dieser „scheißbesoffene Idiot", und dass sie bald keine Möbel mehr hätten, wenn der so weiter machte, so eifersüchtig, wie der immer sei … Und dass es besser wäre, wenn Tom jetzt verschwinden würde.
Tom sprang auf. Schüttelte sich wie ein nasser Hund. Versuchte, die Trägheit, die Geilheit und den Suff aus seinen Gliedern zu vertreiben, und als der Lärm bereits auf der Veranda angelangt war, schwang er sich über die Brüstung hinunter auf die Straße. Holz zersplitterte. Glas zerbrach. Über ihm schleuderten sich Herm und Sal stinkende Flüche entgegen. Der Klang von Sals Stimme – vorher weich und melodisch – jetzt verzerrt zu schrillem Gekreische.

Tom stand auf, klopfte sich den Dreck von Knien und Handflächen und schaute sich um.
Der Himmel war schwarz, der Mond eine scharfe Sichel und kalt das Licht der Sterne.
Jetzt, wo der Schreck ihn ernüchtert hatte, fragte er sich, was zur Hölle mit ihm los gewesen war: Hatte er nicht gesehen, dass Sal in Wirklichkeit eine aufgedunsene, herzlose, versoffene Hure war, die in einem elenden Dreckskaff wohnte, das noch elender war als das Dreckskaff, aus dem er selbst gekrochen kam? Hatte er wirklich nur eine Sekunde lang geglaubt, hier sein persönliches Glück finden zu können?
Das einzige, was er an diesem erbärmlichen Ort jemals zu tun gehabt hatte, war, etwas Wasser zu besorgen. Um dann verdammt nochmal weiterzufahren, den Job zu Ende zu bringen, seinen Anteil einzustreichen und in einer Stadt wie Fogarty Bay ein kleines Haus zu kaufen. Um mit einer zärtlichen Frau – wie der Frau im gelben Kleid – den Rest seines Lebens zu genießen.

Im Haus des alten Misbeck brannte noch Licht. Tom klingelte, wartete, klopfte, wartete.
Noch immer konnte er hören, wie sich Herm und Sal ein paar Häuser weiter ihre Flüche und ihre Möbel um die Ohren schlugen.
Vielleicht schwerhörig, der Alte, oder irgendwo hinten, dachte er, und als er um das Haus herumlief, kam ihm plötzlich eine Gestalt aus der Dunkelheit entgegen. Schon wieder dieser Bursche: Roy.
Puh!, dachte Tom. Was für ein Typ, was für ein armseliges Leben … Dieser Junge könnte beinahe sein Sohn sein. Vielleicht sollte er ihm eine Chance geben, vielleicht sollte er ihm einfach anbieten mitzufahren, dieses Kaff für immer zu verlassen.
„He, du!“, rief Tom. „He, … Roy!“
Aber Roy blieb nicht stehen. Er trottete weiter, bog um die Ecke und verschwand in der Finsternis.
Tom registrierte die eingestürzte Brunnenmauer, die im Hof des Alten herumlag wie das Skelett eines verdursteten Pferdes. Sal hatte ihm davon erzählt. Mörtelstücke knirschten unter seinen Schuhen, als er sich einem der rückwärtigen Fenster näherte. „Hallo!“, rief er, stellte sich auf Zehenspitzen und presste das Gesicht an die Scheibe; nichts zu erkennen, niemand zu sehen. „Hallo!“, rief er erneut und ging zum anderen Fenster. Das Knirschen des Mörtels unter seinen Füßen vermischte sich mit dem Knirschen zertretener Glassplitter. Was, zur Hölle ... Tom trat zwei Schritte zurück; die Scheibe des Fensters vor ihm war zerbrochen. Er stellte sich auf einen der losen Mauersteine, um von dort aus ins Haus zu sehen. Ein Block Fleisch hing neben der Tür, verstaubte Wasserkästen stapelten sich entlang der Wand, auf der Theke lag eine umgestürzte Schüssel mit Soleiern – einige waren heruntergerollt und zwischen Glasscherben und Mörtelstaub aufgeplatzt. Ein großer Stein lag daneben und sah so aus, als hätte er einst zu dem Brunnen gehört.
Als Tom erkannte, was neben dem Stein lag, entschied er sich zu verschwinden.

Er lief schneller.
Für einen kurzen Augenblick lähmte ihn die Vorstellung, dieser Irrsinnige, Herm, könnte ihm vor lauter Eifersucht die Reifen zerstochen haben.
Er kniff die Augen zusammen, blickte die Straße hinunter zu Sals Haus, wo er den Truck abgestellt hatte. Schwierig, in der staubigen Dunkelheit etwas zu erkennen, aber es schien Roy zu sein, den er dort sah.
Aber ...
Er vernahm den dumpfen Klang einer Fahrzeugtür, die ins Schloss fiel. Er griff in die Hosentaschen, klopfte sie ab: die vorderen, die hinteren, die vorderen nochmal. Und dann – ein Sound, der ihm so vertraut war wie das rhythmische Schlagen seines eigenen Herzens – hörte Tom das Dröhnen des startenden Dieselmotors. Sah die Rücklichter des Trucks aufleuchten. Hörte das Knirschen der Reifen auf dem Asphalt.
Sah die Lichter in der Nacht verschwinden – zwei tanzende Sterne auf dem Weg in einen andere Galaxie.

 

Liebe Raindog,

eigentlich wollte ich brav meine Liste nacheinander abarbeiten, aber ich kann gar nicht sehen, wie lange Du jetzt schon auf deinen ersten Komm warten musst. Dabei wartet man doch so sehnsüchtig ... also ... hier ist er.

Habe mir zuerst das Original durchgelesen und dann deinen Text. Und wenn man so rum liest, dann überlegt man ja irgendwie schon während dessen, wo ist die Lücke, wo könnte man reingehen, wäre dies meine Copyaufgabe. Ich habe bis zum Ende hin gedacht: schwierig. Ist auch kein Setting, in dem ich mich wohl fühlen würde, das kommt noch dazu. Natürlich habe ich nicht weiter drüber nachgedacht, muss ich ja auch nicht, aber ich war neugierig, wie Du Dich dem genähert hast. Und ich muss sagen, dass ich deinen Text als eine sehr gelungene Copy empfinde. Ich habe ihn wirklich gern gelesen. Beim Original hatte ich ja schon das Gefühl, Sand zwischen den Zähnen zu haben, bei Dir auch. Der Mund wird trocken und es brennt in der Kehle, wenn der Kakteenschnaps ins Spiel kommt. Ist alles so trist. Hier wie da - Original wie Copy. Überhaupt diese Tristesse, die in beiden Geschichten ja eine große Rolle spielt, ich habe sie wirklich gespürt. Das hast Du wunderbar übernommen/eingefangen. Ja, ohne die wären die Texte auch nicht mehr das, was sie sind.

Er hatte Durst. Seine Zunge klebte am Gaumen wie eine verschrumpelte Echse am Sims einer Trockenmauer.
Boah - ehe man da den Vergleich bis zum Ende ... hat man den Anfang schon wieder vergessen. Ich jedenfalls :D Plädiere hier eindeutig zur Kürzung: Er hatte Durst. Seine Zunge klebte am Gaumen wie eine Echse an der Trockenmauer.

Die Sonne hing über dem Ende der Straße wie ein glühendes Stoppschild.
love it

Gebannt starrte er auf die Schweißperlen an seinem Handgelenk, die im Rhythmus der Bodenwellen vibrierten wie die aufsteigenden Perlen in einem frisch gezapften Bud …
Den Vergleich mag ich auch.

So würde es sein, wenn er diese Wüstentour hinter sich hatte – genau so würde es danach für immer sein: Tom auf der Veranda, Tom im Schaukelstuhl, Tom mit einem Bier in der Hand und Tom mit einer Frau neben sich, die ihm die nächste Flasche aus dem Kühlschrank holte.
Schöne Charakterzeichnung. Sagt so viel mit so wenigen Worten.

Ein rostzerfressener Chevy, dessen Kühlergrill in den Himmel grinste wie die Zähne im Schädel eines verwesten Kojoten.
Den Vergleich mag ich wieder nicht so. Wieder so umständlich - ehe man da ein Bild erzeugt.
wie die Zähne eines verwesten Kojotenschädels Aber auch so find eich das Bild irgendwie nicht so treffend. Mag aber auch an mir liegen. Sehe halt nicht so oft Kojotenschädel. Kann da nicht sofort ein Bild abrufen.

Als ob die Sonne versucht, diese Häuser mit ihrer heißen, flachen Hand in den Boden zu pressen
, dachte Tom.
Kleine Hommage an den O-Autor. Schön eingebunden.

Dunkle Locken, Gitarrenlachen, tiefes Dekolleté. Tom sprang aus der Fahrerkabine, eilte die Stufen zur Veranda hinauf, versank in einem knarrenden Schaukelstuhl, ließ kühles Wasser seine Kehle hinunterrinnen und bekam das leere Glas umgehend mit Kaktusschnaps nachgefüllt.
Was für ein herrlicher Traum! Los, mach den kaputt, raindog :D.

... und er genoss das Schaukeln und den Schnaps und das halbe Ei und die Anwesenheit dieser mütterlichen Frau; den Blick auf ihren mütterlichen Busen und die Vorstellung, dass ...,
Okay, Du lässt ihn noch ein bisschen drin baden. Du bist sooo nett.

Sals Hand lag auf seinem Oberschenkel, und je mehr er zurück schaukelte, destso höher rutschte sie, und für einen kurzen Moment stellte er sich vor, ... er hier für den Rest seines Lebens mit dieser schönen Frau auf der Veranda und nachts zwischen den kühlen Laken im Inneren des Hauses ...
Jetzt ist aber echt genug Fallhöhe, ja? Verstehe mich bitte nicht falsch, ich finde das ganz wunderbar wie Du das machst.

... verdammter Mist, aber jetzt sei wohl ihr Mann aufgewacht –
Habe mich auch schon gefragt, wo der abbleibt. Und peng - jetzt mal schnell wieder landen, lieber Tom.

Tom sprang auf, schüttelte sich wie ein nasser Hund, um die Trägheit, die Geilheit und den Suff aus seinen Gliedern zu vertreiben –
Schön.

... sondern schrill und kreischend wie Gitarrensaiten, wenn sie reißen.
Bei mir machts immer nur - PENG! Da kreischt nix.

Jetzt, wo der Schreck ihn ernüchtert hatte, fragte er sich, was zur Hölle mit ihm los gewesen war: Hatte er nicht gesehen, dass Sal in Wirklichkeit eine aufgedunsene, herzlose, versoffene Hure war, die in einem elenden Dreckskaff wohnte, das noch elender war als das Dreckskaff, aus dem er selbst gekrochen kam? Hatte er wirklich nur eine Sekunde lang geglaubt, hier sein persönliches Glück finden zu können?
Hehe! Aber die Hitze, ich verstehe schon. Und dieser schöne Schnaps. Und das gelbe Kleid! V.a. das gelbe Kleid. Und Schaukelstuhl. Ich kann Tom gut verstehen, dass er da kurz das Paradies gesehen hat. Doch, doch.
Aber ich hoffe, das war es jetzt noch nicht mit Fallhöhe. Das ist zu wenig. Der muss noch bisschen weiter fallen, aber ist ja auch noch nicht zu Ende.

Vielleicht sollte er ihm eine Chance geben, vielleicht sollte er ihm einfach anbieten, mitzufahren, dieses Kaff für immer zu verlassen.
Ja, sehr anständig und nett von ihm.

Er vernahm den dumpfen Klang einer Fahrzeugtür, die ins Schloss fiel.
...
Sah die Lichter in der Nacht verschwinden – zwei tanzende Sterne auf dem Weg in einen andere Galaxie.
Und das hat er nun davon. Ey, ey, ey.

Mir gefällt das. Ist weniger grob als das Original, man spürt hier schon sehr deutlich die raindogsche Autorenhand. Aber ist auf jeden Fall auch ein Text, von dem ich nie gedacht hätte, dass du einen solchen schreibst. Insofern :thumbsup:

Den kiegste noch mit:

Um mit mit einer zärtlichen Frau – wie der Frau im gelben Kleid – den Rest seines Lebens zu genießen.

Liebe Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, liebe @Raindog,

will mal dein Schmoren beenden und mach mal den Eisbrecher. :D Edit: sehe gerade, Fliege war 2 Minuten schneller ...
Der Originaltext von Sisorius ist mir noch gut im Kopf, hatte ihn auch kommentiert, dein CW find ich gelungen. Du hast die Atmo gut eingefangen, dieses Gottverlassene der Einöde und die seltsamen Kakteen und Pflanzen, die dort gedeihen. Etwas zu kurz kam mir das Ausmaß der Not, die besondere Bedeutung des Wassers, der Mix aus Lethargie und Verzweiflung, der im Original die Handlung dominiert. Ist aber nur mein Leseeindruck.
Den tumben Trucker finde ich gut, ebenso seine simplen Antriebe und den Twist, den er mitbringt, indem er das passende Fluchtfahrtzeug ungewollt zur Verfügung stellt.

Risse zogen sich durch Toms Blickfeld. Er konnte nicht sagen, ob es die gesprungene Windschutzscheibe war, der aufgebrochene Lehmboden am Rande des Highways oder die geplatzten Äderchen im Inneren seiner Augen.
Den Anfang finde ich etwas kryptisch unscharf, weil ich mich direkt frage, was wird hier in Beziehung gesetzt? Risse im Glas, Risse im Lehmboden und geplatzte Äderchen im Auginnern. Und der Prota kann wirklich nicht sagen, was davon er wahrnimmt? Hm.

Er hatte Durst. Seine Zunge klebte am Gaumen wie eine verschrumpelte Echse am Sims einer Trockenmauer.
Wenn ich es wirken lasse, funktioniert das Bild irgendwie. Doch es ist auch sehr übertrieben, denn bis eine Echse so verschrumpelt und ausgedörrt ist, muss sie eine Weile tot sein und da bringe ich die Zunge nicht unbedingt mit zusammen.

Niemanden ging es etwas an, was Tom zusätzlich zwischen der Ladung verstaut hatte
könnte weg.

Und immer wieder Kakteen, Kakteen, Kakteen
Würde ich verfeinern: Kakteenhaine voller stacheliger Säulen? EDIT: ist Quark, lass es so, zu dem Trucker passt das.

Seit hunderten Meilen nichts als Sand, Staub, Sand und Staub,
Der letzte Truck Stop war vor mehr als hundert Meilen? Holla!

Die Sonne hing über dem Ende der Straße wie ein glühendes Stoppschild.
Bringe das Verkehrzeichen leider nicht mit dem Himmelkörper zusammen, weil Stoppschild bleibt Stoppschild. Kannst ja mal warten, was andere dazu sagen. ;)

fuhr mit der Zunge über die Zähne, um den Schleim, der sich darauf gebildet hatte, zu entfernen
Ich denke, du meinst eher (Zahn)Belag als Schleim?

So würde es sein, wenn er diese Wüstentour hinter sich hatte – genau so würde es danach für immer sein: Tom auf der Veranda, Tom im Schaukelstuhl, Tom mit einem Bier in der Hand und Tom mit einer Frau neben sich, die ihm die nächste Flasche aus dem Kühlschrank holte.
So einer ist der Tom also ...

Ein Schwarm Krähen flatterte auf und landete wieder – ölig glänzende Kreaturen, die über den Boden stolzierten wie zerstrittene Trauergäste.
Allmählich häuften sich die Zeichen der Zivilisation.
Ein verbeulter Wegweiser. Umzäuntes Brachland. Eine Werbetafel.
Ein rostzerfressener Chevy, dessen Kühlergrill in den Himmel grinste wie die Zähne im Schädel eines verwesten Kojoten.
sehr atmosphärisch.

und genau das würde eines Tages auch sein Leben sein! Er bog um
würde dazwischen einen Absatz machen

ein kleines Glas Wasser können Sie erst mal auch bei mir trinken.
könntest du vereinfachen: ein kleines Glas Wasser hätt' ich schon für Sie.

Dunkle Locken, Gitarrenlachen, tiefes Dekolleté
Welcher Mann kann da schon …? :D

Bald war die Sonne nur noch eine verstaubte Fratze am Himmel, die langsam zu Boden trudelte.
Hier passt die Beschreibung der Sonne für mich.

Tom sprang auf, schüttelte sich wie ein nasser Hund, um die Trägheit, die Geilheit und den Suff aus seinen Gliedern zu vertreiben – und als der Lärm bereits auf der Veranda angelangt war, schwang er sich über die Brüstung und sprang hinunter auf die Straße. Holz zersplitterte, Glas zerbrach. Über ihm schleuderten sich Herm und Sal stinkende Flüche entgegen, und Sals Stimme klang nicht mehr weich und melodisch, sondern schrill und kreischend wie Gitarrensaiten, wenn sie reißen.
Der Peak, schön die stinkenden Flüche. Gitarrenseiten reißen oder kreischen, wenn sie entsprechend bedient und elektronisch verstärkt bzw. der Sound verzerrt wird.

Als Tom erkannte, was daneben lag, entschied er sich, zu verschwinden.
Hab mich schon gefragt, wie du den Bogen kriegst und das mit dem Mord und dem Truck-Diebstahl ist ein passender Twist. Hat was von Abrechnung ...

peace, ltf.

 

Hi @Raindog

Ich kannte das Original von @Sisorus noch nicht, aber ich bin froh, dass Du mich zu ihm geführt hast. Das Original hat mir sehr gut gefallen. Und mit seinem offenen Ende bietet es sich für einen Copywrite wirklich an.

Ich finde sehr berührend, wie Du die Perspektive wechselst, Dir diesen Ort und seine Bevölkerung von außen anschaust. Besonders bewundere ich, wie empathisch Du mit den Figuren umgehst. Du machst sie liebenswert. Das ist toll gemacht!

Sah die Lichter in der Nacht verschwinden – zwei tanzende Sterne auf dem Weg in einen andere Galaxie.

Hübsch ist auch das Ende. Sisorus hat ja den Mord schon angedeutet, aber Du hast das Ende noch weitergesponnen und Deine Geschichte verwendet, um Roy zu befreien. Das gefällt mir so gut! :herz: Blöd für Deinen Prot, aber für Roy habe ich mich gefreut. Das funktioniert v.a. deshalb, weil er mir im Original so leid tat. Du hast nicht nötig, das hier nachzuerzählen; die beiden Geschichten funktionieren gut für sich allein, aber noch viel besser zusammen. Ich denke, Du hast dem Original etwas Wertvolles hinzugefügt.

Ich zeige nochmal auf Stellen, an denen Du meiner Meinung nach etwas verbessern könntest, und auch auf solche, die mir besonders gefallen haben:

Niemanden ging es etwas an, was Tom zusätzlich zwischen der Ladung verstaut hatte – weder die Jungs in der Spedition, noch seinen Boss, und schon gar keinen verpickelten Provinzcop.

Vor dem "und" muss das Komma weg, denke ich.

Seit hunderten Meilen nichts als Sand, Staub, Sand und Staub, plattgefahrene Armadillos, windschiefe Bäume – Nester in den dürren Zweigen wie verfilzte Knoten in brüchigem Haar. Und immer wieder Kakteen, Kakteen, Kakteen – obskure Gewächse, die den Wegesrand säumten wie Marterpfähle.

Besonders toll finde ich, wie Du hier die Atmosphäre einfängst. Das wirkt sehr eindrücklich.

Tom strich sich die Haare aus der Stirn, sammelte Speichel im Mund, fuhr mit der Zunge über die Zähne, um den Schleim, der sich darauf gebildet hatte, zu entfernen. Gebannt starrte er auf die Schweißperlen an seinem Handgelenk, die im Rhythmus der Bodenwellen vibrierten wie die aufsteigenden Perlen in einem frisch gezapften Bud …

Was Du auch sehr eindrücklich herausarbeitest, ist die Sehnsucht nach Wasser. Das wirkt wirklich wuchtig. Und ist toll gemacht.

Als ob die Sonne versucht, diese Häuser mit ihrer heißen, flachen Hand in den Boden zu pressen, dachte Tom.

Finde toll, wie Du Sisorus' Beschreibung, dass alle Häuser gleich hoch (niedrig) sind, in etwas noch viel Eindrücklicheres umwandelst.

mit klimatisierten Häusern – Pools hinten im Garten und schattige Veranden zur Straße hin ...

"mit ... schattigen Veranden" müsste es doch heißen, meine ich.

„Oh, hallo ...!“, sagte Tom, schaltete den Motor ab und strich sich mit beiden Händen die Haare nach hinten, „Ja, danke, alles klar.“
„He, du!“, rief Tom, „He, … Roy!“

Wenn Du zwei abgeschlossene Sätze in der wörtlichen Rede hast, ergibt es in meinen Augen keinen Sinn, diese mit Kommata aneinander zu pappen. Fände es besser, Du würdest die Redebegleitung am ersten Satz der wörtlichen Rede mit einem Punkt statt mit einem Komma schließen. Das Komma ist in meinen Augen für den Fall reserviert, wenn die Redebegleitung tatsächlich in einen nicht abgeschlossenen Satz der wörtlichen Rede eingeschoben wird.

„Oh, ja – es ist wirklich sehr … nett hier“, sagte er mit einem breitem, und wie er hoffte, einnehmenden Grinsen.

Das "und" verbindet ja eigentlich die beiden Adjektive. Deshalb würde ich das Komma nicht vors "und" sondern vors "wie" setzen.

aber dann stand plötzlich jemand vor Sals Veranda und flüsterte mit rauher Stimme „He.“

Vor der wörtlichen Rede muss ein Doppelpunkt stehen. Wusstest Du außerdem, dass die Schreibung "rauh" outdated ist und man heutzutage "rau" schreiben würde? Aber altmodische Rechtschreibung lasse ich in der Regel durchgehen. :p Deshalb lediglich ein Service-Hinweis.

Das war's auch schon von mir. Sehr gerne gelesen! :thumbsup:

Cheers,
Maria

 

Liebe @Fliege,
du bist so gut zu mir! :kuss:

eigentlich wollte ich brav meine Liste nacheinander abarbeiten, aber ich kann gar nicht sehen, wie lange Du jetzt schon auf deinen ersten Komm warten musst.
Also, danke dir sehr, dass du mich da einfach mal zwischenrein geschoben hast. Ich weiß das zu schätzen!
Habe mir zuerst das Original durchgelesen und dann deinen Text. Und wenn man so rum liest, dann überlegt man ja irgendwie schon während dessen, wo ist die Lücke, wo könnte man reingehen
Ja, das ist ja vielleicht eh immer sinnvoll, erst das Original zu lesen. In dem Fall hier empfiehlt es sich wirklich in der Reihenfolge, denke ich. Und ja, ich habe natürlich auch erst überlegt, wie machst‘n das jetzt mit den Prots und allem, und dann haben mich die ersten Sätze der Originalgeschichte dazu inspiriert, eben einfach jemand Neuen von außen dazukommen zu lassen. „Das Dorf inmitten der Wüste erfuhr nur selten Störungen. Und wenn sich doch einmal ein Tourist dorthin verirrte, reiste er bald schon weiter.“ Nur, das Tom kein Tourist ist und erstmal nicht weiter reist ...
Und ich muss sagen, dass ich deinen Text als eine sehr gelungene Copy empfinde.
He, das freut mich logischerweise, danke! :)
Beim Original hatte ich ja schon das Gefühl, Sand zwischen den Zähnen zu haben, bei Dir auch. Der Mund wird trocken und es brennt in der Kehle, wenn der Kakteenschnaps ins Spiel kommt. Ist alles so trist. Hier wie da - Original wie Copy.
Ich hatte beim Schreiben auch erhöhten Flüssigkeitsbedarf! :bier:
Er hatte Durst. Seine Zunge klebte am Gaumen wie eine verschrumpelte Echse am Sims einer Trockenmauer.
Boah - ehe man da den Vergleich bis zum Ende ... hat man den Anfang schon wieder vergessen. Ich jedenfalls Plädiere hier eindeutig zur Kürzung
Ich wollte mich eigentlich erst dagegen wehren, denn ich habe es ja manchmal mit diesen etwas opulenten Vergleichen ... Aber inzwischen habe ich‘s eingesehen und wie in deinem Vorschlag geändert, danke.
Die Sonne hing über dem Ende der Straße wie ein glühendes Stoppschild.
love it
Schön, ich nämlich auch! :)
Ein rostzerfressener Chevy, dessen Kühlergrill in den Himmel grinste wie die Zähne im Schädel eines verwesten Kojoten.
Den Vergleich mag ich wieder nicht so. Wieder so umständlich - ehe man da ein Bild erzeugt. … Mag aber auch an mir liegen. Sehe halt nicht so oft Kojotenschädel. Kann da nicht sofort ein Bild abrufen.
Ich lass den Schädel mit seinen Zähnen erstmal noch rumliegen und überlege noch. Und ich sehe sowas auch nicht täglich, aber ich fahre ja auch nicht so oft mit dem Truck durch die Wüste wie Tom. Dort ist das Alltag.
Dunkle Locken, Gitarrenlachen, tiefes Dekolleté. Tom sprang aus der Fahrerkabine, eilte die Stufen zur Veranda hinauf, versank in einem knarrenden Schaukelstuhl, ließ kühles Wasser seine Kehle hinunterrinnen und bekam das leere Glas umgehend mit Kaktusschnaps nachgefüllt.
Was für ein herrlicher Traum! Los, mach den kaputt, raindog .
Bin schon dabei! :D
Okay, Du lässt ihn noch ein bisschen drin baden. Du bist sooo nett.
….
Jetzt ist aber echt genug Fallhöhe, ja? Verstehe mich bitte nicht falsch, ich finde das ganz wunderbar wie Du das machst.
Danke! Jetzt schreibe hier ich nämlich vielleicht zum ersten Mal eine Geschichte mit richtiger, deutlich erkennbarer Fallhöhe – da koste ich das natürlich auch aus. :lol:
... verdammter Mist, aber jetzt sei wohl ihr Mann aufgewacht –
Habe mich auch schon gefragt, wo der abbleibt. Und peng - jetzt mal schnell wieder landen, lieber Tom.
Ja, jetzt geht‘s langsam los.
... sondern schrill und kreischend wie Gitarrensaiten, wenn sie reißen.
Bei mir machts immer nur - PENG! Da kreischt nix.
Oh. Da sieht man's mal wieder, wenn man keine Ahnung hat … :bonk: Ich habe nicht lange genug Gitarre gespielt, als dass jemals eine Saite gerissen wäre... Ich habe das abgeändert, bin aber noch am Überlegen, das Gitarrenbild irgendwie beizubehalten. Im Moment ist es aber raus.
Ich kann Tom gut verstehen, dass er da kurz das Paradies gesehen hat. Doch, doch.
Aber ich hoffe, das war es jetzt noch nicht mit Fallhöhe. Das ist zu wenig.
Ich gebe mein Bestes! :D
Vielleicht sollte er ihm eine Chance geben, vielleicht sollte er ihm einfach anbieten, mitzufahren, dieses Kaff für immer zu verlassen.
Ja, sehr anständig und nett von ihm.
Tom soll euch ja auch wirklich ein bisschen leid tut am Ende … :crying:
Ist weniger grob als das Original, man spürt hier schon sehr deutlich die raindogsche Autorenhand. Aber ist auf jeden Fall auch ein Text, von dem ich nie gedacht hätte, dass du einen solchen schreibst. Insofern
Danke, liebe @Fliege, schön, und ehrlich, ohne das CW wäre das sicher nicht so gekommen, aber das macht es ja wohl gerade aus, das man sich an anderen Sachen probiert. Und ich bin auch froh, überhaupt mal wieder was zu Papier gebracht zu haben. Und es hat wirklich Spaß gemacht, trotz aller Tristesse im Text.
Danke für deinen tollen Kommentar. :herz: Einen schönen Sonntag wünscht dir Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Raindog ,

kein bisschen Irland, kein bisschen Feenland, nur Kakteen, Kakteen , Kakteen. Und natürlich Sonne, Sand, aber kein Wasser, schon gar kein Meer.
Also die Atmosphäre aus der Vorlage hast du hervorragend getroffen und noch angereichert mit eindrucksvollen Sprachbildern.

Ich habe erst Sisorus' Text gelesen, weil er für mich Neuland war und ich ihn vor allem aus seiner @ernst offshore -Adaption kannte. Jesses, was für unterschiedliche Welten! Romantik gegen Hardcore.

Falls jemals wieder ein Kaff aus diesem Nichts auftauchte, würde Tom dort eine Rast einlegen und seinen Wasservorrat auffrischen.

Hach, ein Leichtes den Anschluss an beide Geschichten zu bekommen.

Keine Bar, kein Motel, kein Leben. Nur ein mageres Huhn und ein schmalbrüstiger Typ, der mit hochgezogenen Schultern und gesenktem Blick über die Straße schlurfte.

Und schon haben wir Spannung: Der Typ wird noch eine Rolle spielen.

Sofort überfiel Tom ein Déjà-vu: Sie erinnerte ihn an diese Frau im gelben Kleid,

Hier würde ich eine neue Zeile anfangen, um die Rückblende zu verdeutlichen. Die taucht ja als permanentes Wunschbild wieder auf.

Ihr Lachen erinnerte Tom an den Klang sanft gezupfter Gitarrensaiten.

Oh Mann, du hast wahrhaftig einen Sonnenstich!

Sal erzählte von den Nachbarn im Dorf, von den Kakteenfeldern, auf denen die meisten arbeiteten und von der Hitze, die alles austrocknete. Von kaputten Autos, einem versiegten Brunnen und vom alten Misbeck – einem elenden Blutsauger, der den Leuten selbst „das Grüne aus den verrotzten Nasen ihrer verblödeten Brut“ nicht gönnte.

Das ist ein geschickter Rückgriff , um die Geschichten zu verzahnen. Ist, glaube ich, nicht immer gern gesehen (bei den Profis), aber worüber sollten Sal und Tom denn sonst reden?

Ein dreckiges Blutsaugerschwein ist das, der Alte, dem gehört der faltige Hals umgedreht, aber, na ja, das Leben ist nun mal so ...“
„… wiessebeniss!“, sagte Tom,

Witzig, da haben sich zwei gefunden.

Hatte er wirklich nur eine Sekunde lang geglaubt, hier sein persönliches Glück finden zu können?
Das einzige, was er an diesem erbärmlichen Ort jemals zu tun gehabt hatte, war, etwas Wasser zu besorgen. Um dann verdammt nochmal weiterzufahren, die Tour zu Ende zu bringen, seinen Anteil einzustreichen und in einer Stadt wie Tallamido ein kleines Haus zu kaufen. Um mit einer zärtlichen Frau – wie der Frau im gelben Kleid – den Rest seines Lebens zu genießen.

Tja, späte Einsicht. Das Schicksal (die Autorin) sieht was anderes für den Protagonisten vor. Spannung bis zum Schluss.

Er vernahm den dumpfen Klang einer Fahrzeugtür, die ins Schloss fiel. Er griff sich in die Hosentaschen, klopfte sie ab: die vorderen, die hinteren, die vorderen nochmal. Und dann – ein Sound, der ihm so vertraut war wie das rhythmische Schlagen seines eigenen Herzens – hörte Tom das Dröhnen des startenden Dieselmotors. Sah die Rücklichter des Trucks aufleuchten. Hörte das Knirschen der Reifen auf dem Asphalt.

Armer Tom, da könnte man glatt Mitleid mit ihm bekommen.

Sah die Lichter in der Nacht verschwinden – zwei tanzende Sterne auf dem Weg in einen andere Galaxie.

Hm, ob Roy das Glück finden wird? Eher nein, in dieser verlorenen Welt gibt's nur eine Falle nach der anderen.

Mein Lieblings Highlight (von vielen):

Ein Schwarm Krähen flatterte auf und landete wieder – ölig glänzende Kreaturen, die über den Boden stolzierten wie zerstrittene Trauergäste.

Liebe Raindog, das CW hat mir sehr gut gefallen. So stelle ich mir die Umsetzung vor.

Liebe Grüße und bleib gesund.

 

Lieber @linktofink,
du gehörst ja auch zu den Guten, die mich hier aus dem Schmortopf befreit haben!

will mal dein Schmoren beenden und mach mal den Eisbrecher. Edit: sehe gerade, Fliege war 2 Minuten schneller ...
Aber ist ja auch nicht schlimm, ein wenig zu warten. Geht gar nicht anders, bei den ganzen normalen Geschichten hier, den CW-Geschichten, den kopierten Geschichten, die es zu Lesen gilt, der eigenen Story, an der man bastelt und dem wirklichen Leben - dann noch Zeit für Kommentare zu finden ist wirklich nicht leicht. Deswegen hat mich dein schneller Kommentar auch besonders gefreut! :)
Der Originaltext von Sisorius ist mir noch gut im Kopf, hatte ihn auch kommentiert, dein CW find ich gelungen.
Danke! Schön, da warst du ja bestens vorbereitet. :thumbsup:
Du hast die Atmo gut eingefangen, dieses Gottverlassene der Einöde und die seltsamen Kakteen
Danke, und danke für alle Stellen, die du zitiert hast, die du magst, die ich jetzt nicht alle nochmal erwähne. Gefreut habe ich mich über jede einzelne sehr!
Etwas zu kurz kam mir das Ausmaß der Not, die besondere Bedeutung des Wassers, der Mix aus Lethargie und Verzweiflung, der im Original die Handlung dominiert. Ist aber nur mein Leseeindruck.
Ich denke, Toms Durst habe ich schon ziemlich deutlich gezeigt. Und was die Wasserknappheit im Ort angeht, das habe ich wirklich nicht weiter herausgearbeitet, stimmt. Da war ich faul und habe wohl vorausgesetzt, man weiß das ja bereits, wenn man das Original gelesen hat. Was natürlich Quatsch ist, weil man das ja gar nicht voraussetzen kann. Andererseits will ich ja auch nicht die Geschichte von Sisorus nacherzählen - der Schwerpunkt ist jetzt ein anderer und die Wasserknappheit ein gegebener Fakt.
Den tumben Trucker finde ich gut, ebenso seine simplen Antriebe und den Twist, den er mitbringt, indem er das passende Fluchtfahrtzeug ungewollt zur Verfügung stellt.
Ja, das fügte sich alles sehr gut in die Gegebnheiten ein ... :D
Risse zogen sich durch Toms Blickfeld. Er konnte nicht sagen, ob es die gesprungene Windschutzscheibe war, der aufgebrochene Lehmboden am Rande des Highways oder die geplatzten Äderchen im Inneren seiner Augen.
Den Anfang finde ich etwas kryptisch unscharf, weil ich mich direkt frage, was wird hier in Beziehung gesetzt? Risse im Glas, Risse im Lehmboden und geplatzte Äderchen im Auginnern. Und der Prota kann wirklich nicht sagen, was davon er wahrnimmt? Hm.
Kennst du das nicht, wenn man so halb in Trance vor sich hinstarrt (ja, okay, sollte jetzt nicht wirklich beim Autofahren sein ...), dass die Wahrnehmungen so ein bissel ineinander übergehen? Dass da z.B.kleiner Riss in der Scheibe ist, der sich mit den Rissen am Boden neben (oder auf) der Fahrbahn deckt und man für einen schläfrigen Moment gar nicht unterscheiden kann, welcher das ist? @Sisorus hat so eine ähnliche, sehr schöne Stelle im Original: „Roy sah zu, wie der Stummel die Schwingungen des Wagens auffing und in seinen eigenen Rhythmus übersetzte. Er starrte, bis er sich nicht mehr sicher war, ob die Bewegung nun vom Wagen oder der Zigarette ausging.“ So etwas ist das hier auch. Tom fährt schon so lange durch die Einöde, dass es ihm einen Moment lang tatsächlich so geht.
Er hatte Durst. Seine Zunge klebte am Gaumen wie eine verschrumpelte Echse am Sims einer Trockenmauer.
Wenn ich es wirken lasse, funktioniert das Bild irgendwie. Doch es ist auch sehr übertrieben, denn bis eine Echse so verschrumpelt und ausgedörrt ist, muss sie eine Weile tot sein und da bringe ich die Zunge nicht unbedingt mit zusammen.
Die liebe Fliege hatte sich auch schon an der Schrumpelechse und der Länge des Vergleiches gestoßen, und du jetzt also auch … Ja, ich habe es geändert.
Und immer wieder Kakteen, Kakteen, Kakteen
Würde ich verfeinern: Kakteenhaine voller stacheliger Säulen? EDIT: ist Quark, lass es so, zu dem Trucker passt das.
Ich denke auch. Es ist einfach Bild für Bild, das Tom im Vorüberfahren sieht: ein Kaktus, noch ein Kaktus, wieder ein Kaktus ...
Seit hunderten Meilen nichts als Sand, Staub, Sand und Staub,
Der letzte Truck Stop war vor mehr als hundert Meilen? Holla!
Dann ist das wohl ein Regiefehler? Ich habe tatsächlich gar nicht drüber nachgedacht und keine Ahnung, wie dicht Truck Stops dort gesät sind in der Wüste. Die haben doch alle große Tanks, da braucht man nicht so oft anzuhalten … Schaue ich mir nochmal an ...
Die Sonne hing über dem Ende der Straße wie ein glühendes Stoppschild.
Bringe das Verkehrzeichen leider nicht mit dem Himmelkörper zusammen, weil Stoppschild bleibt Stoppschild. Kannst ja mal warten, was andere dazu sagen.
Aaaaalso, die liebe Fliege hat gesagt, ihr gefällt‘s! :lol: Und ich weiß ja - ich immer mit meinen Vergleichen, manchmal passen die nicht so recht oder sind übertrieben, aber hier finde ich: rundes, rotes Stoppschild – runde, rote Glühsonne – warum denn nicht? Und das Stoppschild als dezenter Wink mit dem Zaunspfahl, dass es einen Grund geben könnte, vorsichtig zu sein ...
fuhr mit der Zunge über die Zähne, um den Schleim, der sich darauf gebildet hatte, zu entfernen
Ich denke, du meinst eher (Zahn)Belag als Schleim?
Besteht der Belag denn nicht aus Schleim? Schleim klingt fieser irgendwie und nicht so nach Zahnpastawerbung.
So würde es sein, wenn er diese Wüstentour hinter sich hatte – genau so würde es danach für immer sein: Tom auf der Veranda, Tom im Schaukelstuhl, Tom mit einem Bier in der Hand und Tom mit einer Frau neben sich, die ihm die nächste Flasche aus dem Kühlschrank holte.
So einer ist der Tom also ...
Ja, wenn man ganz ehrlich ist: so einer ist das .. Er kennt das nur so, und das sind die Dinge, die ihn antreiben.
und genau das würde eines Tages auch sein Leben sein! Er bog um
würde dazwischen einen Absatz machen
Ja, danke, habe ich getan, und überhaupt auch nochmal ziemlich dran rumgeschraubt. Denn die gesamte „Google-Street-View“-Szene muß in der Vorvergangenheit stehen, das war vorher etwas halbherzig. Müsste jetzt besser passen.
ein kleines Glas Wasser können Sie erst mal auch bei mir trinken.
könntest du vereinfachen: ein kleines Glas Wasser hätt' ich schon für Sie.
Danke, so habe ich‘s gemacht.
Dunkle Locken, Gitarrenlachen, tiefes Dekolleté
Welcher Mann kann da schon …?
Siehste! Hab ich doch gewusst! :lol:
Gitarrenseiten reißen oder kreischen, wenn sie entsprechend bedient und elektronisch verstärkt bzw. der Sound verzerrt wird.
Jajaja! Ich schäme mich und habe es gleich geändert. Fliege hat mich da auch schon drauf hingewiesen.
Hab mich schon gefragt, wie du den Bogen kriegst und das mit dem Mord und dem Truck-Diebstahl ist ein passender Twist. Hat was von Abrechnung ...
Danke! Ja, dass der Truck da nun so offen rumsteht ist für Roy erstmal die Gelegenheit, zu entkommen.
Aber wer weiß schon, wie weit er es schafft. Und was zwischen der Ladung versteckt ist.
Und der arme Tom überhaupt! Würde mich auch interessieren ... Wann ist die nächste Copywrite-Runde?
Lieber linktofink, ich danke dir für deinen prima Kommentar, und ich wünsche dir noch einen schönen Restsonntag.
Viele Grüße von Raindog

:)

 

Liebe @Raindog,

so, erstmal Sisorius' Geschichte gelesen, dann deine. :read: Das passt gut zusammen. Die Idee dort wirklich mal einen Fremden stranden zu lassen, finde ich gut. Durch den Blick von außen wirkt dann eben vieles anders. Ohne die erste Geschichte wäre Roy für mich ein skrupelloser Mörder und Dieb. Mit Vorgeschichte versteht man ihn und ich habe mich dann sogar etwas gefreut als ich gelesen habe, dass er mit Toms Auto fliehen konnte. Wenn man jetzt noch wüsste, was Tom da zwischen der Ladung versteckt hat. Ob das Roy zum Verhängnis wird? Das ist dann wohl ein Fall fürs nächste Copywrite. ;)

Risse zogen sich durch Toms Blickfeld. Er konnte nicht sagen, ob es die gesprungene Windschutzscheibe war, der aufgebrochene Lehmboden am Rande des Highways oder die geplatzten Äderchen im Inneren seiner Augen.
Den Einstieg finde ich ziemlich sperrig. Das vermittelt mir nicht das Gefühl mit einem Auto ohne Klimaanlage durch eine Wüste zu fahren. Tom denkt in dem Moment bestimmt nicht über die geplatzten Äderchen in seinem Auge nach. Den Riss wird er gar nicht mehr wahrnehmen, nach stundenlanger Autofahrt. Da ist man doch eher in Trance.

Besser finde ich es mit Toms Empfinden zu starten:

Er hatte Durst. Seine Zunge klebte am Gaumen wie eine Echse an der Trockenmauer.
Allerdings ist der erste Satz sehr plump. Und den Vergleich mit der Echse finde ich leider auch nicht so geglückt. Das ist mir alle zu weit weg. Ein Vergleich sollte einen nicht vom Geschehen lösen, und in dem Truck in de Wüste sehe ich gerade keine Trockenmauer.

Also: Wie fühlt es sich an dort zu sitzen. Sitz und Lenkrad zu heiß zum Anfassen, Die Luft aus dem Gebläse ist warm und trocken. Schweißtropfen laufen über die Haut, kitzeln. Der letzte Schluck den man sich aufgehoben hat, ist warm und schmeckt nach Plastik. Irgendwie sowas.
Später beschreibst du Toms Empfinden genauer, davon würde ich mir mehr wünschen, bzw. auch schon am Anfang.

Wieso fährt der Tom eigentlich so nen schäbigen Truck? Die amerikanischen Trucks sehen immer nach Hightech aus mit Klimaanlage und allem möglichen Schnickschnack.

würde Tom dort eine Rast einlegen und seinen Wasservorrat auffrischen.
Würde er nicht eher drei anstatt zwei Flaschen Wasser kaufen? Ich finde, Wasservorrat hört sich etwas hochtrabend an.

eine andere Person – eine Lady, wie es schien –, eine Silhouette im Abendlicht.
Drei Worte für dieselbe Sache finde ich etwas viel.

Er war um Häuserecken gebogen, hatte die Richtung gewechselt, sich dicht herangezoomt an geöffnete Fenster und die Tore nobler Anwesen; hatte die Tafeln studiert vor Holman‘s Bar & Grill (Oakshire Amber Ale $7.50) und Taqueria Los Mayas (Carnitas Tostadas $8.25), und direkt neben Fargo's Steak Hous
Mir persönlich ist dieser Exkurs etwas zu viel. Das reisst einen so raus aus dem Geschehen.

neben der er den Truck inzwischen zum Stehen gebracht hatte.
Was meinst du eigentlich mit Truck? Also ich hab da jetzt das Bild vor Augen, dass da so ein 30-Tonner in der kleinen Ortschaft steht, neben dem Haus, das nicht größer ist als der Truck. Wahrscheinlich hast du etwas anderes im Sinn, denn dann wäre das hier schwierig:
„Oh, hallo ...!“, sagte Tom, schaltete den Motor ab und strich sich mit beiden Händen die Haare nach hinten. „Ja, danke, alles klar.“
Müsste er ja quasi von oben nach unten brüllen.
Vllt kannst du irgendwo am Anfang noch klarer machen, was der Tom denn da fährt?

Tom sprang aus der Fahrerkabine, eilte die Stufen zur Veranda hinauf, versank in einem knarrenden Schaukelstuhl, ließ kühles Wasser seine Kehle hinunterrinnen und bekam das leere Glas umgehend mit Kaktusschnaps nachgefüllt.
Hier würde ich mir auch ein bisschen mehr Beschreibungen zu Toms Empfinden wünschen. Das nasse Tshirt klebt am Rücken, die Hose am Hintern. Wie fühlt sich das Wasser an?

die Anwesenheit dieser mütterlichen Frau; den Blick auf ihren mütterlichen Busen und die Vorstellung, dass ...,
Die Mütterlichkeit in Verbindung mit dem sexuellen Interesse irritiert mich etwas.

Hatte er nicht gesehen, dass Sal in Wirklichkeit eine aufgedunsene, herzlose, versoffene Hure war, die in einem elenden Dreckskaff wohnte, das noch elender war als das Dreckskaff, aus dem er selbst gekrochen kam?
Das finde ich etwas krass. Er hat sie ja vorher schon nüchtern gesehen. Und wie kommt er jetzt darauf, wo er sie doch gar nicht mehr vor Augen hat?

Generell finde ich, dass du die Stimmung dort schon gut auffängst. Aber ich würde mir manchmal wünschen näher dran zu sein. Während du am Anfang sehr stark auf Toms Empfindungen eingehst, geht das im Laufe der Geschichte etwas verloren.

Liebe Grüße,
NGK

 

Liebe @Raindog,

da will ich mich doch, beflügelt von deinem schönen Kommentar, gleich revanchieren. Ach diese Pechvögel! Der Typus des klassischen Loosers, jetzt noch im Doppelpack. Deine Geschichte funktioniert für sich allein, aber besonders gut, wenn man vorher die tolle Geschichte von Sisorus gelesen hat. Wenn Roy durchs Bild schlurft, habe ich schon eine Beziehung zu ihm, habe gelitten mit ihm und hätte dem Arschloch Misbeck auch am liebsten den Hals umgedreht. Und am Ende bin ich doch entsetzt, dass er jetzt die Zukunft von Tom zerstört. (Wobei, das wäre eh schiefgegangen) Und gleichzeitig gönne ich dem Roy sein Glück. (Wobei, das geht eh schief) Es ist als hätte Tom den Roy jetzt als Elendsfigur in dem Dorf abgelöst, als könne nur einer weg, wenn einer kommt. Das Dorf wirkt wie verflucht. Die Atmosphäre stimmt in jedem Satz, das Trostlose, Vertrocknete.

Risse zogen sich durch Toms Blickfeld. Er konnte kaum sagen, ob es die gesprungene Windschutzscheibe war, der aufgebrochene Lehmboden am Rande des Highways oder die geplatzten Äderchen im Inneren seiner Augen.
Super Einstieg. Ich überlege, wie das wäre, den Lehmboden zuerst zu nehmen, dann die Scheibe, dann die Augen, weil das so eine Bewegung von außen nach innen wäre.

Und immer wieder Kakteen, Kakteen, Kakteen – obskure Gewächse, die den Wegesrand säumten wie Marterpfähle.
Die Marterpfähle sind ein starkes Bild, da würde ich vielleicht das Fette weglassen. "Obskur" scheint mir nicht so zu Tom zu passen.


Tom auf der Veranda, Tom im Schaukelstuhl, Tom mit einem Bier in der Hand und Tom mit einer Frau neben sich, die ihm die nächste Flasche aus dem Kühlschrank holte.
Solche Träume gehen nie gut aus.;)

Ein Schwarm Krähen flatterte auf und landete wieder – ölig glänzende Kreaturen, die über den Boden stolzierten wie zerstrittene Trauergäste.
Ja, das will ich auch nochmal feiern. Großartig!

Sal schüttelte den Kopf und machte einen Schmollmund. „Na ja, ist schon traurig mit dem armen Roy. Wo jetzt auch noch sein Pa tot ist ... Und wie der alte Misbeck mit dem umspringt, echt mal. Ein dreckiges Blutsaugerschwein ist das, der Alte, dem gehört der faltige Hals umgedreht, aber, na ja, das Leben ist nun mal so ..."
„… wiessebeniss!“, sagte Tom
heißes Klima, kalte Herzen
Er sitzt bei der Frau, säuft und verliert die Kontrolle.

Puh!, dachte Tom. Was für ein Typ, was für ein armseliges Leben … Dieser Junge könnte beinahe sein Sohn sein. Vielleicht sollte er ihm eine Chance geben, vielleicht sollte er ihm einfach anbieten, mitzufahren, dieses Kaff für immer zu verlassen.
„He, du!“, rief Tom. „He, … Roy!“
Hier der Moment, wo es sich noch halbwegs hätte zum Guten wenden können. Und ein Grund, warum Tom einem am Ende aufrichtig leid tut.

Und dann – ein Sound, der ihm so vertraut war wie das rhythmische Schlagen seines eigenen Herzens – hörte Tom das Dröhnen des startenden Dieselmotors.
Sehr schöner Satz, mit dem Herz. So und jetzt mache ich mir Sorgen.

Ich finde, da hast du was gewagt und ausprobiert und es funktioniert wunderbar!

Liebe Grüße von Chutney

 

„Mit Wasser sieht's hier ganz übel aus. Aber der alte Misbeck drüben in seinem Laden, der verkauft manchmal welches.“

Moin Raindog,

mir ging‘s ähnlich wie Fliege, wenn auch aus einem andern Grund, weil ich in der Geschichte Sisiros eine Variation über den Mythos des Sisyphos zu erkennen glaube, den Du nun tatsächlich nach Amerika exportierst – und selbst der Name „Misbecks“ behält seine Bedeutung in dem Sinne, wie ich es bereits zur Vorlage behaupte: Die Vorsilbe drückt nicht nur im Deutschen (an Substantiven wie Verben) aus, dass etwas falsch, zumindest nicht richtig ist bis hin zu seinem Gegenteil und am Adjektiv erzeugt es seine Negation. „Beck“ hingegen offenbart sich (zumindest im mundartlichen) in der „Becke“, dem „Bach“, der zumeist im Pott Abwasser transportiert (die Becke wird dann zum/zur „Köttelbeck/e“. Die größte, die Emscher, wird nach dem Aus von Bergbau und Schwerindustrie – wie es aussieht – erfolgreich renaturiert, und zwar - ganz erstaunlich – nach Zeitplan. Da könnte sich der ÖPNV und die Bahn eine Scheibe der Ingenieurskunst abschneiden). Einen passenderen Namen als den des Misbecks kann es gar nicht geben. Interessant auch, was das Herkunftswörterbuch des Dudens (hier S. 531, Duden Bd. 7, Mannheim Zürich 2007 4. Aufl.) so hergibt. Danach hat sich die Vorsilbe aus alter Partzipialbildung einer indogerm. Wurzel der Bedeutung „wechseln, tauschen“ entwickelt, wobei der Tausch i. S. des Handel(n)s nahe bei der Täuschung liegt. „Die nhd. Form >tauschen< geht zurück auf mhd. tuschen »unwahr reden, lügnerisch versichern, anführen«, eine Nebenform von gleichbed. tiuschen (vgl. täuschen). Die heute allein übliche Bedeutung »Waren oder dergleichen auswechseln, gegen etwas anderes geben«, in der das Verb zuerst im 15. Jh. bezeugt ist, hat sich demnach aus »unwahr reden, in betrügerischer Absicht aufschwatzen« entwickelt (ebd., hier S. 843 f.) Ich hab‘s – Du weißt, ich hab‘s mit Mythen – als Ausschnitt eines modernen Westerns gelesen (Hab vor einiger Zeit eine Doku über den Mittleren Westen gesehen, wo sich Farmer und Rancher keineswegs zu Pferde, aber schwer bewaffnet aufmachten, um Bezirksregierungen Mores in einem traditionellen Sinne des Faustrechtes zu lehren …

Also gelungen, will ich meinen.

Was Dir ein bisschen Probleme bereitet ist der Konjunktiv – wie hier

Als ob die Sonne versucht, diese Häuser mit ihrer heißen, flachen Hand in den Boden zu pressen
, dachte Tom.
Nun, wie Tom redet oder denkt, werd ich nicht bekritteln, könnt ich auch gar nicht beeinflussen, denn im Kopf entwickelt sich eh eine abweichende Grammatik (vllt. mit der Stenografie vergleichbar in ihren Kürzeln und Verkürzungen), aber Dear kann ichs ja verraten, dass ich ans „versuchen“ noch ein abschließendes e hängte …

Hier nun ist ein Komma zu setzen

Sal erzählte von den Nachbarn im Dorf, von den Kakteenfeldern, auf denen die meisten arbeiteten[,] und von der Hitze, die alles austrocknete.
Denn die Konjunktion führt nicht die nähere Beschreibung zu den Kakteenfeldern fort, sondern die gleichrangigen örtlichen Objekte nebst ihren klimatischen Bedingungen „… von den Kakteenfeldern und von der Hitze ...

„… wiessebeniss!“, sagte Tom, …
Schöne Konstruktion, ganz nach meinem Herzen, nur leider mit einem s zu viel, das nämlich zugleich das gedehnte „wie“ mit dem Dehnungs-e widerspricht wie der Fuß dem Fluss, auseinandergedröselt „wie se eben iss“

Hier nun

Vielleicht sollte er ihm eine Chance geben, vielleicht sollte er ihm einfach anbieten[...]mitzufahren, dieses Kaff für immer zu verlassen.
muss das Komma weg!
Es zerbricht ansonsten das komplexe Prädikat „mitzufahren anbieten“ (und umgekehrt).
Desgleichen hier
Als Tom erkannte, was daneben lag, entschied er sich[...]zu verschwinden.
(ich hab Dear mal – und natürlich jedem Interessierten – die entsprechende Seite beim Institut für deutsche Sprache rausgesucht, Komplexe Prädikate)

Er griff sich in die Hosentaschen, klopfte sie ab: …
Nicht falsch, aber es reißt auch bei anderen ein, das „sich“ überflüssigerweise zu verwenden. Notwendig wäre es nur, wenn er zugleich in eines anderen Tasche griffe.
Und bei Unsicherheit könnte auch mal ein Possessivpronomen für „seine“ Hosentasche verwendet werden – und selbst das ist eigentlich entbehrlich, so lange er nicht Taschenspielertricks in anderer Hosentaschen verrichtet, womit wir fast wieder beim Tausch sind.

Hat mit beides Spaß gemacht, lesen und basteln – und die Nachricht vorige Tage bzgl. unseres Lieblings Luke Kelly ist hoffentlich angekommen – oder ...

Tschüss

Friedel

 

Liebe @TeddyMaria,

sorry, dass es solange mit einer Antwort gedauert hat, aber, phhh – weißt ja selbst!
Ich habe mich sehr gefreut, dich wieder unter meiner Geschichte zu finden, und dann auch noch mit so einem positiven Kommentar! Was will man mehr? :)

Ich kannte das Original von @Sisorus noch nicht, aber ich bin froh, dass Du mich zu ihm geführt hast. Das Original hat mir sehr gut gefallen. Und mit seinem offenen Ende bietet es sich für einen Copywrite wirklich an.
Ich hatte das Original damals gelesen, aber nicht kommentiert. Es hatte mich auch ziemlich beeindruckt, und als Sisorus mir zugelost wurde, war mir gleich klar, dass ich diesen Text nehme.
Ich finde sehr berührend, wie Du die Perspektive wechselst, Dir diesen Ort und seine Bevölkerung von außen anschaust. Besonders bewundere ich, wie empathisch Du mit den Figuren umgehst. Du machst sie liebenswert.
Danke! Schön, dass du das so siehst. Tom ist ja sicher nicht der Sympathieträger schlechthin, aber ich wünsche mir natürlich, dass man am Ende mit im fühlen kann. Sich mit Roy zu freuen über seine zumindest momentane Flucht, das funktioniert ja auch nur, wenn man die Originalgeschichte kennt.
Sah die Lichter in der Nacht verschwinden – zwei tanzende Sterne auf dem Weg in einen andere Galaxie.
Hübsch ist auch das Ende. Sisorus hat ja den Mord schon angedeutet, aber Du hast das Ende noch weitergesponnen und Deine Geschichte verwendet, um Roy zu befreien.
Freut mich, dass du das Ende magst! Ja, ich habe den Mord, der bei Sisorus noch nicht stattgefunden hat, tatsächlich wahr werden lassen (obwohl, vielleicht ist der Alte ja auch nur verletzt, wer weiß das schon ...)
Blöd für Deinen Prot, aber für Roy habe ich mich gefreut. Das funktioniert v.a. deshalb, weil er mir im Original so leid tat.
Ja, genau so ist das, ohne Original würde man Roy anders sehen und ihm das nicht so gönnen.
Du hast nicht nötig, das hier nachzuerzählen; die beiden Geschichten funktionieren gut für sich allein, aber noch viel besser zusammen. Ich denke, Du hast dem Original etwas Wertvolles hinzugefügt.
Das habe ich gehofft, und ich freue mich riesig, dass es bei dir so ankommt! :)
Ich zeige nochmal auf Stellen, an denen Du meiner Meinung nach etwas verbessern könntest,
Danke, ich habe das alles komplett so übernommen, und, was das Beste ist: sogar kapiert!
und auch auf solche, die mir besonders gefallen haben:
Seit hunderten Meilen nichts als Sand, Staub, Sand und Staub, plattgefahrene Armadillos, windschiefe Bäume – Nester in den dürren Zweigen wie verfilzte Knoten in brüchigem Haar. Und immer wieder Kakteen, Kakteen, Kakteen – obskure Gewächse, die den Wegesrand säumten wie Marterpfähle.
Besonders toll finde ich, wie Du hier die Atmosphäre einfängst. Das wirkt sehr eindrücklich.
Das freut mich, das habe ich natürlich gehofft. Ich war ja in dieser Gegend noch nie, aber ich glaube, sie durch das Schreiben und damit Beschäftigen ein wenig kennengelernt zu haben.
Was Du auch sehr eindrücklich herausarbeitest, ist die Sehnsucht nach Wasser. Das wirkt wirklich wuchtig.
Schön! Ich hatte auch immer Durst dabei, und mir ging es auch nicht so gut mit dem ganzen klebrigen Kaktusschnaps, den Tom sich hinter die Binde gekippt hat – der hätte erst mal paar Flaschen Wasser gebraucht und nicht nur so ein mickriges Glas voll. Oder wenigstens ein eisgekühltes Bier … (Das habe ich dann für ihn übernommen :D)
Als ob die Sonne versucht, diese Häuser mit ihrer heißen, flachen Hand in den Boden zu pressen, dachte Tom.
Finde toll, wie Du Sisorus' Beschreibung, dass alle Häuser gleich hoch (niedrig) sind, in etwas noch viel Eindrücklicheres umwandelst.
Das ist ja ein Originalzitat, aber ich habe natürlich des Weiteren versucht, mich an Sisorus‘ Bildern zu orientieren, dass man sich sozusagen im gleichen Film wiederfinden können sollte (:rolleyes:).
Wusstest Du außerdem, dass die Schreibung "rauh" outdated ist und man heutzutage "rau" schreiben würde? Aber altmodische Rechtschreibung lasse ich in der Regel durchgehen. Deshalb lediglich ein Service-Hinweis.
La la la … :Pfeif: Was bin ich für ein Dinosaurier! :bonk: (Und ich habe noch gedacht, was will denn nur dieses blöde Rechtschreibprogramm von mir – keine Ahnung oder was, lass mich doch in Ruhe mit deiner scheiß roten Wellenlinie …)
Wieder was gelernt. Es ist nie zu spät!
Ich danke dir, liebe Teddy, für deine Hilfe und den schönen Kommentar!

Liebe Grüße von Raindog

Liebe @wieselmaus,

es hat etwas mit der Antwort gedauert hat, das hat aber rein gar nichts mit deinem Kommentar zu tun, über den ich habe mich nämlich riesig gefreut habe. :)

kein bisschen Irland, kein bisschen Feenland, nur Kakteen, Kakteen , Kakteen. Und natürlich Sonne, Sand, aber kein Wasser, schon gar kein Meer.
Also die Atmosphäre aus der Vorlage hast du hervorragend getroffen und noch angereichert mit eindrucksvollen Sprachbildern.
Danke dir, das höre ich natürlich gerne! Das habe ich gerade weiter oben in meiner Antwort an TeddyMaria geschrieben – ich habe natürlich versucht, das eindrücklich gezeichnete Setting von Sisorus zu übernehmen und hatte dann wirklich richtig Spaß daran, mich darin selbst irgendwie einzurichten.
Falls jemals wieder ein Kaff aus diesem Nichts auftauchte, würde Tom dort eine Rast einlegen und seinen Wasservorrat auffrischen.
Hach, ein Leichtes den Anschluss an beide Geschichten zu bekommen.
Schön! Du ahnst also bereits, welches Kaff.
Sofort überfiel Tom ein Déjà-vu: Sie erinnerte ihn an diese Frau im gelben Kleid,
Hier würde ich eine neue Zeile anfangen, um die Rückblende zu verdeutlichen. Die taucht ja als permanentes Wunschbild wieder auf.
Danke, das habe ich getan, und ich habe den ganzen Absatz inzwischen auch noch verändert, ist alles in PQP jetzt.
Ihr Lachen erinnerte Tom an den Klang sanft gezupfter Gitarrensaiten.
Oh Mann, du hast wahrhaftig einen Sonnenstich!
Tja, er ist halb dehydriert und vor allem geblendet, und er ist Tom. :D
Sal erzählte von den Nachbarn im Dorf, von den Kakteenfeldern ... und vom alten Misbeck – einem elenden Blutsauger, der den Leuten selbst „das Grüne aus den verrotzten Nasen ihrer verblödeten Brut“ nicht gönnte.
Das ist ein geschickter Rückgriff , um die Geschichten zu verzahnen. Ist, glaube ich, nicht immer gern gesehen (bei den Profis), aber worüber sollten Sal und Tom denn sonst reden?
Da habe ich gar nicht drüber nachgedacht, aber ich bin ja auch kein Profi, und wenn du es als geschickt empfindest, finde ich das jedenfalls gut! Ich dachte auch, das wäre eine günstige Gelegenheit dafür, etwas Vorgeschichte einfließen zu lassen.
Hatte er wirklich nur eine Sekunde lang geglaubt, hier sein persönliches Glück finden zu können?
Das einzige, was er an diesem erbärmlichen Ort jemals zu tun gehabt hatte, war, etwas Wasser zu besorgen. … Um mit einer zärtlichen Frau – wie der Frau im gelben Kleid – den Rest seines Lebens zu genießen.
Tja, späte Einsicht. Das Schicksal (die Autorin) sieht was anderes für den Protagonisten vor. Spannung bis zum Schluss.
Ja, die Autorin ist nicht nett zu Tom am Ende, aber wenn es halt der Spannung dient ...
Er vernahm den dumpfen Klang einer Fahrzeugtür, die ins Schloss fiel. Er griff sich in die Hosentaschen, klopfte sie ab: die vorderen, die hinteren, die vorderen nochmal. Und dann – ein Sound, der ihm so vertraut war wie das rhythmische Schlagen seines eigenen Herzens – hörte Tom das Dröhnen des startenden Dieselmotors. Sah die Rücklichter des Trucks aufleuchten. Hörte das Knirschen der Reifen auf dem Asphalt.
Armer Tom, da könnte man glatt Mitleid mit ihm bekommen.
Das darfst/sollst du ja auch sehr gerne.
Hm, ob Roy das Glück finden wird? Eher nein, in dieser verlorenen Welt gibt's nur eine Falle nach der anderen.
Das steht zu befürchten, aber was wissen wir schon ...
Mein Lieblings Highlight (von vielen):
Ein Schwarm Krähen flatterte auf und landete wieder – ölig glänzende Kreaturen, die über den Boden stolzierten wie zerstrittene Trauergäste.
Danke, ich mag das auch sehr :). (Dieser Vergleich wartete seit einer Radtour im letzten Herbst in einer meiner abgelegensten Hirnwindungen auf seinen Einsatz).
Liebe Raindog, das CW hat mir sehr gut gefallen. So stelle ich mir die Umsetzung vor.
Mensch, liebe wieselmaus, danke, das freut mich riesig, zumal das ja auch meine CW-Premiere ist.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende wünscht dir Raindog

 

Liebe Raindog,

in unserer hochtechnisierten 1.Welt klingt es immer exotisch, wenn das Wichtigste Mangelware ist, das Wasser. Wir bemerken es höchstens, wenn die Stadtwerke wegen Leitungsinstandhaltungen für ein paar Stunden den Hahn abdrehen.

Mit deiner Geschichte hast du uns staubtrocken in so eine Welt hineingeführt, eindringlich wie auch im Original. Passend zu unserem trockenen, heißen Wetter wirkt die Szenerie gleich noch mehr ;)

Dass Tom dann eine Zeit lang bei einer Frau hängenblieb, die doch eigentlich nicht seinem Beutescheuma entspricht, kann man großzügig als Wassermangeldelirium deklarieren. Eigentlich ging es ja auch nur um das Wasser - dass gerade dieser Besuch nachher das Drama sprichwörtlich ins Rollen gebracht hat, ist bezeichnend für jemand, der gerade eine Pechsträhne hat.
Man erfährt ja nicht wirklich viel von diesem Tom, aber das ist nicht wichtig für mich. Er macht anscheinend auch krumme Sachen, da will man auch nicht immer alles wissen.

Den Protagonisten des Originals hast du sehr gut in deine Story verwoben. Zwar bleibt er sehr blass, aber es ist ja auch keine Persönlichkeit, der arme Schlucker. Dass Tom uns nebenbei noch auf seine Tat aufmerksam macht, hat genau die richtige Dosierung von Information, von jemandem, der von außen auf dieses öde Leben schaut.

Man hätte etwas verpasst, würde man das Original nicht lesen, wenn auch ohne Frage dein Text alleine für sich steht, aber beide zusammen sind einfach mehr wie beide separat.

Eine tolle Idee der Umsetzung, es liest sich neu und doch bekannt. Fehler sind mir keine aufgefallen. Klasse, raindog.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo @Raindog

beide Geschichten, Original und Copy, erinnern mich mit ihrer Paris-Texas-Farbgebung an die staubigen, durstigen, sonnenversengten Niemandsland-Gegenden neben den High-Ways, an die stille Sehnsucht, die den Menschen, selbst den Gebäuden, dort eingebrannt ist. Ich mag beide Texte und bin froh über das Copy Write, das mir die Chance gibt, solche Stories zu lesen.
Die Bildhaftigkeit deiner Copy gibt der Geschichte eine gute Plastizität, auch dieses Element gefällt mir neben der sprachlich passenden Gestaltung gut.

Seine Zunge klebte am Gaumen wie eine Echse an der Trockenmauer.
Die Sonne hing über dem Ende der Straße wie ein glühendes Stoppschild.
hübsche Vergleiche, wenngleich ich finde, dieses Stilmittel wird zu häufig verwendet.

Und immer wieder Kakteen, Kakteen, Kakteen – obskure Gewächse, die den Wegesrand säumten wie Marterpfähle.
was dem Ganzen eine besondere Note gibt: an den Kakteen kleben zerfetzte Plastikreste, kann ich aus eigener Anschauung ergänzen.

Nur ein mageres Huhn und ein schmalbrüstiger Typ, der mit hochgezogenen Schultern und gesenktem Blick über die Straße schlurfte.
hier verwendest du ein wenig zu viele Adjektive in einem einzigen Satz: mMn.

„Hm“, machte der Typ und zog den Schirm seiner Kappe tief ins Gesicht. „Na dann ... Du mich auch, Sal!“ Er spuckte aus, und während er durch den Staub davonschlurfte, streckte er beide Mittelfinger in die Höhe.
bisschen Klischee, aber gut :D

und für einen kurzen Moment stellte er sich vor, wie es wäre, wenn er es wäre, der dem Blutsaugerschwein den faltigen Hals ... Tom: King of the Road, ein gnadenloser Rächer, der eigens in dieses Dreckskaff geritten war, um den Tyrannen …
ach ja, die Reminiszenzen an die Filmhistorie könnten noch konkreter sein.

Sah die Rücklichter des Trucks aufleuchten. Hörte das Knirschen der Reifen auf dem Asphalt.
Sah die Lichter in der Nacht verschwinden – zwei tanzende Sterne auf dem Weg in einen andere Galaxie.
fast schon romantisch, das Ende :Pfeif:

viele Ich-muss-dringend-was-trinken-mm-Wasser-Wein-Bier?-Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebes @Nichtgeburtstagskind,
schön, dich auch hier zu treffen!

erstmal Sisorius' Geschichte gelesen, dann deine.
So soll es sein! :thumbsup:
Das passt gut zusammen. Die Idee dort wirklich mal einen Fremden stranden zu lassen, finde ich gut.
Danke, ich war auch froh, als ich diesen Einfall hatte und dann endlich loslegen konnte.
Ohne die erste Geschichte wäre Roy für mich ein skrupelloser Mörder und Dieb. Mit Vorgeschichte versteht man ihn und ich habe mich dann sogar etwas gefreut als ich gelesen habe, dass er mit Toms Auto fliehen konnte.
Das sehe ich genau so. Dafür braucht es beide Geschichten. Und ich bin auch sehr froh, dass @Sisorus mit der weiteren Entwicklung seines Prots offensichtlich ganz gut leben kann.
Wenn man jetzt noch wüsste, was Tom da zwischen der Ladung versteckt hat.
Ich weiß das ja selbst nicht, denn:
Niemanden ging es etwas an, was Tom zwischen der Ladung verstaut hatte
Ob das Roy zum Verhängnis wird? Das ist dann wohl ein Fall fürs nächste Copywrite.
Ich wäre auch echt gespannt, wie es weitergeht! :lol:
Risse zogen sich durch Toms Blickfeld. Er konnte nicht sagen, ob es die gesprungene Windschutzscheibe war, der aufgebrochene Lehmboden am Rande des Highways oder die geplatzten Äderchen im Inneren seiner Augen.
Den Einstieg finde ich ziemlich sperrig. Das vermittelt mir nicht das Gefühl mit einem Auto ohne Klimaanlage durch eine Wüste zu fahren. Tom denkt in dem Moment bestimmt nicht über die geplatzten Äderchen in seinem Auge nach. Den Riss wird er gar nicht mehr wahrnehmen, nach stundenlanger Autofahrt. Da ist man doch eher in Trance.
Genau das In-Trance-Sein möchte ich damit ja ausdrücken, dass die Risse (zumindest die des Bodens und der Scheibe) ineinander übergehen, während Tom so vor sich hinstarrt. Er denkt natürlich nicht ernsthaft über geplatzte Äderchen nach, aber da ist auch ein wenig Selbstironie im Spiel. Ich kann mir vorstellen, dass Tom ganz kurz so etwas denkt, während er seinen Blick wieder scharfstellt.
Den Einstieg liefert ja Schritt für Schritt die Infos, wo Tom sich befindet. Das Gefühl, wie es ist, mit einem Auto ohne Klimaanlage durch eine Wüste zu fahren wird mMn später ziemlich deutlich. Ich habe den zweiten Satz jetzt nach einem Tipp von @Chutney mal umgestellt (von außen nach innen: erst der Boden, dann die Scheibe, dann die Augen).
den Vergleich mit der Echse finde ich leider auch nicht so geglückt. Das ist mir alle zu weit weg. Ein Vergleich sollte einen nicht vom Geschehen lösen, und in dem Truck in de Wüste sehe ich gerade keine Trockenmauer.
Ich mag den Echsenvergleich sehr. Schön eklig. :D Ich gebe dir natürlich recht – ein Vergleich soll einen nicht wegziehen aus dem Geschehen. Aber Echsen flitzen da schon einige durch die Gegend. Und eine Mauer sieht Tom zwar nicht wirklich, aber so trocken, wie sich sein Gaumen anfühlt, kann ihm dieses Bild schon in den Sinn kommen, behaupte ich mal ...
Also: Wie fühlt es sich an dort zu sitzen. Sitz und Lenkrad zu heiß zum Anfassen, Die Luft aus dem Gebläse ist warm und trocken. Schweißtropfen laufen über die Haut, kitzeln. Der letzte Schluck den man sich aufgehoben hat, ist warm und schmeckt nach Plastik. Irgendwie sowas.
Das sind auch alles Möglichkeiten, die infrage kommen, aber ich will diese Stelle gar nicht so weit ausbauen. Ich habe versucht, die Geschichte in etwa so lang werden zu lassen wie das Original. Toms Durst und die Trockenheit ringsumher – das, worauf es mir vor allem ankam, habe ich mit ein paar Sätzen skizziert. Dabei möchte ich es belassen. Dieser Highway-Teil soll nicht mehr Gewicht bekommen als der Teil, der im Dorf handelt.
Später beschreibst du Toms Empfinden genauer, davon würde ich mir mehr wünschen, bzw. auch schon am Anfang.
Da muss ich mal in Ruhe schauen, wo ich da etwas tun kann. Aber mich irritiert ein wenig, dass du am Ende deines Kommentar schreibst:
Während du am Anfang sehr stark auf Toms Empfindungen eingehst, geht das im Laufe der Geschichte etwas verloren.
Wie jetzt? :susp:
Wieso fährt der Tom eigentlich so nen schäbigen Truck? Die amerikanischen Trucks sehen immer nach Hightech aus mit Klimaanlage und allem möglichen Schnickschnack.
Toms Boss ist ein elender Geizkragen, fast wie Misbeck. Der lässt seine Jungs auf den Dingern fahren, bis sie auseinanderfallen. Die Klimaanlage wurde vorige Woche zwar notdürftig repariert, aber natürlich hat sie jetzt doch wieder den Geist aufgegeben …
würde Tom dort eine Rast einlegen und seinen Wasservorrat auffrischen.
Würde er nicht eher drei anstatt zwei Flaschen Wasser kaufen? Ich finde, Wasservorrat hört sich etwas hochtrabend an.
Drei anstatt zwei? Da verstehe ich nicht, wie du das meinst? Aber mit dem Vorrat, ja, das klingt eventuell etwas übertrieben. Ich denke drüber nach, das anders zu nennen.
eine andere Person – eine Lady, wie es schien –, eine Silhouette im Abendlicht.
Drei Worte für dieselbe Sache finde ich etwas viel.
Danke, habe ich geändert. Ursprünglich wollte ich den Leser Toms schrittweise Wahrnehmung damit nachvollziehen lassen, aber vielleicht war‘s nicht so gelungen.
Er war um Häuserecken gebogen, hatte die Richtung gewechselt, sich dicht herangezoomt an geöffnete Fenster und die Tore nobler Anwesen; hatte die Tafeln studiert vor Holman‘s Bar & Grill (Oakshire Amber Ale $7.50) und Taqueria Los Mayas (Carnitas Tostadas $8.25), und direkt neben Fargo's Steak Hous
Mir persönlich ist dieser Exkurs etwas zu viel. Das reisst einen so raus aus dem Geschehen.
Das ist so ein kleiner Schnörkel, den ich mir in dieser Geschichte gerne gönnen möchte. Ich mag so etwas selbst gerne in anderen Texten – es wird gerade spannend, aber dann wird erstmal etwas völlig anderes gelabert, man will eigentlich, dass es weitergeht, aber dann merkt man (im besten Fall), dass das Gelaberte eigentlich auch ganz spannend ist. Der Teil dient natürlich noch einmal dazu, Toms Wünsche und Sehnsüchte aufzuzeigen und ihn zu charakterisieren.
neben der er den Truck inzwischen zum Stehen gebracht hatte.
Was meinst du eigentlich mit Truck? Also ich hab da jetzt das Bild vor Augen, dass da so ein 30-Tonner in der kleinen Ortschaft steht, neben dem Haus, das nicht größer ist als der Truck. Wahrscheinlich hast du etwas anderes im Sinn,
Nein, ich vermute, ich habe ganz genau das Gleiche im Kopf wie du. So einen fetten 30-Tonner. Aber ich sehe da gar kein Problem. Der wirkt sicher überdimensional in diesem Ort - aber kann er doch?
dann wäre das hier schwierig:
„Oh, hallo ...!“, sagte Tom, schaltete den Motor ab und strich sich mit beiden Händen die Haare nach hinten. „Ja, danke, alles klar.“
Müsste er ja quasi von oben nach unten brüllen.
Vllt kannst du irgendwo am Anfang noch klarer machen, was der Tom denn da fährt?
Ich sehe das wie du, dass er sich in seiner Fahrerkabine etwas höher befindet als die Frau auf ihrer Veranda (die aber auch nicht ganz ebenerdig ist, immerhin gibt es ja ein paar Stufen), aber doch nicht so viel höher, als das man sich nicht unterhalten könnte. Und bei der Frau habe ich ja auch geschrieben, dass sie ihm etwas zuruft.
Tom sprang aus der Fahrerkabine, eilte die Stufen zur Veranda hinauf, versank in einem knarrenden Schaukelstuhl, ließ kühles Wasser seine Kehle hinunterrinnen und bekam das leere Glas umgehend mit Kaktusschnaps nachgefüllt.
Hier würde ich mir auch ein bisschen mehr Beschreibungen zu Toms Empfinden wünschen. Das nasse Tshirt klebt am Rücken, die Hose am Hintern. Wie fühlt sich das Wasser an?
Hier ging es mir gerade um die Schnelligkeit und Toms Willenlosigkeit, mit der das alles geschieht. Tom ist in dem Moment nur eine Marionette, die in ihren eigenen Tagtraum hineinstakst.
die Anwesenheit dieser mütterlichen Frau; den Blick auf ihren mütterlichen Busen und die Vorstellung, dass ...,
Die Mütterlichkeit in Verbindung mit dem sexuellen Interesse irritiert mich etwas.
Tom belügt sich da ein wenig selbst – er will sich erstmal nicht eingestehen, dass er eigentlich nur scharf auf sie ist. Aber dann erkennt er es etwas selbstironisch doch an ...
Hatte er nicht gesehen, dass Sal in Wirklichkeit eine aufgedunsene, herzlose, versoffene Hure war, die in einem elenden Dreckskaff wohnte, das noch elender war als das Dreckskaff, aus dem er selbst gekrochen kam?
Das finde ich etwas krass. Er hat sie ja vorher schon nüchtern gesehen. Und wie kommt er jetzt darauf, wo er sie doch gar nicht mehr vor Augen hat?
Natürlich hat er sie vorher gesehen, aber in dem Moment war er halb verdurstet, geblendet von der tiefstehenden Sonne und seinen Wunschvorstellungen, die ihn in dieser Situation überrumpelt haben. Und nachdem nun das Trugbild jäh zerstört wurde, redet er es sich natürlich extra schlecht.
Generell finde ich, dass du die Stimmung dort schon gut auffängst.
Das freut mich, und ich danke dir für deinen Kommentar, der sehr hilfreich für mich war. Die Verwirrung, ob ich deiner Meinung nach eher am Ende oder am Anfang der Geschichte näher an Tom dran bin, kannst du vielleicht bei Gelegenheit noch ganz kurz auflösen?

(offtopic: Mein kurzes Gespräch mit Friedel unter deiner Geschichte letztens bezog sich übrigens auf eine sehr weit zurückliegende Frage (bezüglich des Songs Monto von den Dubliners), die ich ihm mal in einem Kommentar zu Póg mo thóin gestellt hatte, im Dezember 2017. Darauf hatte er damals natürlich geantwortet, aber jetzt noch weitere Infos nachgelegt.)

Danke nochmal, NGK, und viele Grüße aus dem trockenen Staub ins saftige Grün
von Raindog

Liebe @Chutney,
ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut!

Ach diese Pechvögel! Der Typus des klassischen Loosers, jetzt noch im Doppelpack.
Ja, wie du ja später selbst schreibst: der eine löst den anderen ab.
Deine Geschichte funktioniert für sich allein, aber besonders gut, wenn man vorher die tolle Geschichte von Sisorus gelesen hat.
Das sehe ich genau so, das Hintergrundwissen der Originalgeschichte gibt dem Ganzen mehr Drive.
Wenn Roy durchs Bild schlurft, habe ich schon eine Beziehung zu ihm, habe gelitten mit ihm und hätte dem Arschloch Misbeck auch am liebsten den Hals umgedreht.
Genau! Das finde ich schön, so sollte es funktionieren. :)
Und am Ende bin ich doch entsetzt, dass er jetzt die Zukunft von Tom zerstört. (Wobei, das wäre eh schiefgegangen)
Unschuldslämmer gibt es hier keine ...
Und gleichzeitig gönne ich dem Roy sein Glück. (Wobei, das geht eh schief)
Ist zu vermuten, aber wer weiß ...
Es ist als hätte Tom den Roy jetzt als Elendsfigur in dem Dorf abgelöst, als könne nur einer weg, wenn einer kommt. Das Dorf wirkt wie verflucht. Die Atmosphäre stimmt in jedem Satz, das Trostlose, Vertrocknete.
Ja – siehe oben, die Tom ist wirklich die Ablösung. Ich freue mich sehr, dass die Atmosphäre für dich stimmig rüberkommt.
Risse zogen sich durch Toms Blickfeld. Er konnte kaum sagen, ob es die gesprungene Windschutzscheibe war, der aufgebrochene Lehmboden am Rande des Highways oder die geplatzten Äderchen im Inneren seiner Augen.
Super Einstieg. Ich überlege, wie das wäre, den Lehmboden zuerst zu nehmen, dann die Scheibe, dann die Augen, weil das so eine Bewegung von außen nach innen wäre.
Schön, dass du den Einstieg magst. :) Und deinen Vorschlag finde ich klasse, habe ihn jetzt mal so umgesetzt. Wobei die erste Variante einen besser Rhythmus hatte, jetzt holpert es ein wenig vom Klang – aber vielleicht bin ich da auch einfach zu pingelig. Sinnvoller finde ich das jetzt schon.
Und immer wieder Kakteen, Kakteen, Kakteen – obskure Gewächse, die den Wegesrand säumten wie Marterpfähle.
Die Marterpfähle sind ein starkes Bild, da würde ich vielleicht das Fette weglassen. "Obskur" scheint mir nicht so zu Tom zu passen.
Wahrscheinlich hast du recht. Ich habe allerdings ewig daran rumgebastelt und habe sämtliche Wörter durchprobiert. Ich war so froh, als ich dann endlich obskur gefunden hatte. :lol: Da überlege ich mal noch dran rum.
Ein Schwarm Krähen flatterte auf und landete wieder – ölig glänzende Kreaturen, die über den Boden stolzierten wie zerstrittene Trauergäste.
Ja, das will ich auch nochmal feiern. Großartig!
Danke! :kuss:
Puh!, dachte Tom. Was für ein Typ, was für ein armseliges Leben … Dieser Junge könnte beinahe sein Sohn sein. Vielleicht sollte er ihm eine Chance geben, vielleicht sollte er ihm einfach anbieten, mitzufahren, dieses Kaff für immer zu verlassen.
„He, du!“, rief Tom. „He, … Roy!“
Hier der Moment, wo es sich noch halbwegs hätte zum Guten wenden können. Und ein Grund, warum Tom einem am Ende aufrichtig leid tut.
Genau das war der Grund. Tom ist ja kein schlechter Kerl ...
Ich finde, da hast du was gewagt und ausprobiert und es funktioniert wunderbar!
Das finde ich wunderbar! Danke dir für diesen schönen Kommentar, liebe Chutney,
viele Grüße von Raindog


Lieber @Friedrichard,

weil ich in der Geschichte von Sisorus eine Variation über den Mythos des Sisyphos zu erkennen glaube, den Du nun tatsächlich nach Amerika exportierst
Ich glaube zumindest, dass @Sisorus das selbst bereits dorthin exportiert hatte. Er hat es zwar tatsächlich nirgendwo namentlich erwähnt, aber aus diversen Gründen habe ich angenommen, dass es irgendwo in New Mexico oder Arizona handelt.
Einen passenderen Namen als den des Misbecks kann es gar nicht geben.
Ich habe deine Anmerkungen dazu schon unter @Sisorus‘ Geschichte gelesen. Ich denke auch, dass er da ein gutes Händchen bei der Namensgebung bewiesen hat.
Der Name „Misbecks“ behält seine Bedeutung in dem Sinne, wie ich es bereits zur Vorlage behaupte: Die Vorsilbe drückt nicht nur im Deutschen (an Substantiven wie Verben) aus, dass etwas falsch, zumindest nicht richtig ist bis hin zu seinem Gegenteil und am Adjektiv erzeugt es seine Negation.
Und er ist ja in der Tat ein elendes Miststück, der Alte!
Also gelungen, will ich meinen.
Freut mich sehr, dass du das meinst! :)
Was Dir ein bisschen Probleme bereitet ist der Konjunktiv – wie hier
Als ob die Sonne versucht, diese Häuser mit ihrer heißen, flachen Hand in den Boden zu pressen
, dachte Tom.
Nun, wie Tom redet oder denkt, werd ich nicht bekritteln, könnt ich auch gar nicht beeinflussen, denn im Kopf entwickelt sich eh eine abweichende Grammatik (vllt. mit der Stenografie vergleichbar in ihren Kürzeln und Verkürzungen), aber Dear kann ichs ja verraten, dass ich ans „versuchen“ noch ein abschließendes e hängte …
Alle deine weiteren Korrekturhinweise bezügliche Kommasetzung und Grammatik habe ich wie immer dankend übernommen. Für den Hinweis auf diese Stelle hier danke ich dir zwar auch (und nehme das auf jeden Fall für mich persönlich mit), lasse es aber so stehen. Denn, wie du selbst sagst: Es ist Tom, der das denkt, und genau so denkt der das auch. Und da es ein Originalzitat ist, möchte ich es natürlich erst recht unverändert lassen.
Hat mit beides Spaß gemacht, lesen und basteln
Vielen Dank für beides – mir hat dein Kommentar Spaß gemacht!
Viele Grüße von Raindog

 

Hi @Raindog,

entschuldige die Verwirrung.

Nichtgeburtstagskind schrieb:
Später beschreibst du Toms Empfinden genauer, davon würde ich mir mehr wünschen, bzw. auch schon am Anfang.
Da muss ich mal in Ruhe schauen, wo ich da etwas tun kann. Aber mich irritiert ein wenig, dass du am Ende deines Kommentar schreibst:
Nichtgeburtstagskind schrieb:
Während du am Anfang sehr stark auf Toms Empfindungen eingehst, geht das im Laufe der Geschichte etwas verloren.
Wie jetzt?

Das ist tatsächlich verwirrend ...

In dem ersten Kommentar meine ich mit "Anfang" die ersten Zeilen und im zweiten Kommentar meine ich mit "Anfang" die erste Absätze. :rolleyes: Macht ja total Sinn.

Okay, ich schau mir das noch mal an ... mhh, was genau wollte ich damit eigentlich sagen? Oh mann.
In den ersten Absätzen geht es ja ziemlich klar erst um Durst und dann um Geilheit. Ich würde es etwas anders darstellen, aber du machst es eben auf deine Weise und es kommt auf jeden Fall beim Leser an.
Bei den letzten beiden Absätzen fehlte mir dieser Eindruck etwas. Hat Tom Angst? Ist er wütend? Nur dieser Satz gewährt einen kurzen Einblick in Toms Innenleben:
Für einen kurzen Augenblick lähmte ihn die Vorstellung, dieser Irrsinnige, Herm, könnte ihm vor lauter Eifersucht die Reifen zerstochen haben.
Das ist mir etwas wenig.

Macht das irgendwie Sinn, was ich da schreibe? :bonk:

würde Tom dort eine Rast einlegen und seinen Wasservorrat auffrischen.
Würde er nicht eher drei anstatt zwei Flaschen Wasser kaufen? Ich finde, Wasservorrat hört sich etwas hochtrabend an.
Drei anstatt zwei? Da verstehe ich nicht, wie du das meinst? Aber mit dem Vorrat, ja, das klingt eventuell etwas übertrieben. Ich denke drüber nach, das anders zu nennen.
Damit meinte ich, dass Tom eben genau das denken könnte:
... würde Tom dort eine Rast einlegen und diesmal drei anstatt nur zwei Wasserflaschen mitnehmen.

Ich hoffe, ich konnte die Verwirrung etwas lösen, ansonsten frag gerne nochmal nach. Oder ruf mich an, das ist doch viel einfacher!

Liebe Grüße,
NGK

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @Sisorus,

Lieber Regenhund,
wie du weißt, las ich deine Geschichte vor einer ganzen Weile schon.
(Meinem Nick sieht man das gar nicht an, in Wirklichkeit bin ich eine Regenhündin :).)
Ich fand das sehr schön, dass du dich per PM gemeldet hattest und mir trotz aller (mir nicht bekannten, aber vermutlich größeren) Widrigkeiten ein kurzes Feedback gegeben hast.
Nun konnte ich endlich genug meines Selbst vom Boden kratzen
Oh je, ich hoffe, den Rest holst du dort auch bald wieder hoch, oder hast es schon getan … :(
um einen Kommentar zu deiner (unserer?) schönen Geschichte anzustreben.
Unserer! Unserer finde ich klasse!
Ich finde es total geil, dass du dich mit den Bildern etwas weiter aus dem Fenster gelehnt hast! So unter uns, mir ist ein halbgares originelles Bild tausendmal lieber, als ein Klischee.
Ich denke, das lässt sich auch aus meinen Geschichten herauslesen
Ha! Das habe ich nämlich tatsächlich bemerkt und gleich die Chance genutzt, wenn ich schon eine Geschichte von dir kopiere, dann eben auch meterweise „schöne“ Bilder da unterzubringen. Und manchmal sind die eben dann doch nur so Naja ...
Bekomme dafür auch regelmäßig eins auf den Deckel. In einer meiner ersten Geschichten hatte ich z.B. einen Mann, dessen Lächeln auf seinem Gesicht schwamm wie ein toter Fisch auf einem tiefen Teich.
Ich fands geil. Aber eben nur ich.
Also mir gefällt‘s auch! Nee, im Ernst, ohne „tiefen“ finde ich das tatsächlich nicht schlecht! Da sind wir wohl ähnlich gelagert … :D
Die Echse im Maul finde ich z.B. sehr schön. Ich kanns mir jedenfalls gut vorstellen. Dieses schrumplige Längswesen, das mit klebrigen Pfoten am Gaumen hängt
Ja, siehste, wir verstehen uns!
Auch die Stoppsonne, die Trauerkrähen. Gefällt mir alles gut!
Und freut mich!
eventuell könnte es eine andere Art von Schild sein.
Schließlich ist Tom ein ganz schöner Zyniker. Willkommen in der Wüstenzange, Junge. Vor dir zehntausend Meilen Sand, Steine und sonst gottverdammt gar nichts. Hinter dir dasselbe Bild, nur ergänzt um deine blöden Reifenspuren. Viel Spaß und fick dich ins Knie.
Haha, vllt auch etwas zu viel des "Guten".
Das klingt schon auch sehr nach Tom, das würde zu ihm passen, aber ich verstehe nicht ganz den Zusammenhang mit einem Schild? Oder wie meintest du das?
So jetzt etwas Arbeit am Text! Eine Sache ist mir nämlich aufgefallen. Viele Dopplungen.
Er hatte Durst. Seine Zunge klebte am Gaumen wie eine Echse an der Trockenmauer.
Hier z.B. Der erste Satz hat hier für mich keine Funktion. Er signalisiert eher, dass du deinem Bild nicht vertraust, finde ich. Oder was meinst du? MMn. kann man ihn bedenkenlos streichen.
Jein. Ich vertraue meinem Bild schon. Aber diesen kurzen, stinknormalen Satz habe ich sozusagen als Stoppdingens, als Ruhepunkt eingesetzt. Auch für den Rhythmus. Als Stopper zwischen dem ellenlangen Satz mit den drei verschieden Rissen und dem etwas komplexeren Echsenvergleichssatz. Da musste für mein Empfinden so etwas einfaches, kurzes hin. Aber vielleicht finde ich ja wirklich noch etwas besseres einfaches, kurzes.
Tom strich sich die Haare aus der Stirn, sammelte Speichel im Mund, fuhr mit der Zunge über die Zähne, um den Schleim, der sich darauf gebildet hatte, zu entfernen
Ich mag die "Um-Konstruktion" hier nicht besonders. Sie taucht mir irgendwie zu tief in Tom ein, macht schließlich eine Aussage über seine Motive. Das ist natürlich nicht per se falsch, nur fühlt es sich für mich fehl am Platz an. Eine Alternative wäre z.B.:
Tom strich sich die Haare aus der Stirn, sammelte Speichel im Mund (hier eigentlich noch ne Möglichkeit den Durst zu veranschaulichen) und fuhr mit der Zunge über die sandverklebten Zähne.
Das schaue ich mir nochmal an. Vielleicht fällt mir noch was besseres ein, um zu zeigen, wie schwierig das Speichelsammeln ist.
Allmählich häuften sich die Zeichen der Zivilisation.
Auch das brauchst du mMn nicht unbedingt ausbuchstabieren, wo du es doch im Anschluss so großartig darstellst.
Danke für den „großartigen Anschluss“. Das ist für mich wieder, wie oben schon, so ein Stopper. Diesmal, um die etwas gehäuft auftretenden Vergleiche (die ich aber alle verwenden möchte …) voneinander zu trennen – also in dem Fall die zerstrittenen Trauergäste und den verwesten Kojoten. Vielleicht ist das zu überdenken, aber das braucht etwas Zeit.
Was, zur Hölle, dachte Tom, aber dann entdeckte er direkt vor sich auf der Veranda eines Hauses eine andere Person – eine Lady, wie es schien –, eine Silhouette im Abendlicht.
Person + Lady + Silhouette. Mindestens eins davon kann weg, glaube ich. Z.B. eine Silhouette, die wie eine Lady scheint.
Okay, da habe ich mich bereits davon gelöst. Das @Nichtgeburtstagskind hatte das ebenfalls schon angemerkt. Sieht jetzt so aus: dann entdeckte er auf der Veranda des Hauses direkt vor sich eine Silhouette im Abendlicht. Wallendes Haar und üppige Proportionen … Dass es eine Lady ist, kann man sich dann wahrscheinlich auch denken.
Sofort überfiel ihn ein Déjà-vu:
Sie erinnerte ihn an diese Frau im gelben Kleid,
Dopplung! Déjà-vu + Erinnern. Eine kann weg, denke ich.
Ich habe es ausprobiert, aber es hat mir noch nicht gefallen. Sprachlich finde ich das so am schönsten, mit dieser Einleitung: Sie erinnerte ihn … Aber ich verstehe den Punkt.
Ihr Lachen erinnerte Tom an den Klang sanft gezupfter Gitarrensaiten.
Gefällt mir an sich gut, könnte aber erweitert werden. Um einen Grundton, der ihre "wahre" Natur verrät. Irgendwo sollte in diesem Bild (trotz ihrer Schauspielkünste) die Härte ihres Lebens mitschwingen. Vllt. verpasst sie hier und dort einen Ton? Hustet? Ist auch nur so ne Idee.
Auch ne gute Idee, über die ich nachdenken werde .
streckte er beide Mittelfinger in die Höhe.
Haha, geil. Kann ich mir gut vorstellen.
Ich seh‘ ihn auch genau vor mir.
„Oh“, sagte Tom leise, als er merkte, dass die Scheibe des Fensters vor ihm zerbrochen war.
Das "Oh" kaufe ich Tom irgendwie nicht ab. Generell finde ich diesen Dialog ins Leere etwas fehl am Platz. Auch die zerbrochene Scheibe ließe sich geschickter darstellen. Z.B. durch einen Luftzug. Zusammen mit den Glassplittern führt uns das dann ganz von selbst zur Scheibe.
Das gesprochene „Oh“ ist weg, das war auch nicht wirklich tomlike, sehe ich im Nachhinein auch. Tom denkt jetzt einfach nur Was zur Hölle … Das denkt er ja manchmal, hat Wiedererkennungswert. Mit dem Luftzug – da bin ich zu doof, um das glaubhaft darzustellen: Einen Luftzug, den man im Freien spürt, weil die Scheibe des Hauses vor einem kaputt ist – das ist nix für mich, da würde ich mich hoffnungslos in den Tücken der Strömungslehre verstricken ...
Ein großer Stein lag daneben und sah so aus, als hätte er einst zu dem Brunnen gehört.
Wie kann er denn aussehen, als hätte er einst zum Brunnen gehört? Ich würde entweder die Beschreibung präzisieren oder den Bezug offen lassen.
Der kann so aussehen, weil es die gleiche Art Stein ist, wie die, die auch sonst um den eingestürzten Brunnen herumliegen, bzw. noch im Mauerwerk verankert sind, denke ich. Aber ich überlege mal.
Für einen kurzen Augenblick lähmte ihn die Vorstellung, Herm, dieser Irrsinnige, könnte ihm vor lauter Eifersucht die Reifen zerstochen haben.
Es wundert mich, dass er sich Herms Namen gemerkt hat. Vllt. eher der Mann dieser Hure oder sowas?
Ich habe es zumindest mal umgedreht: lähmte ihn die Vorstellung, dieser Irrsinnige, Herm … So, als ob ihm der Name dann eben doch noch einfällt, aber eben nicht als erstes. Ich behalte es aber im Auge.
So! Ich habe mal wieder genörgelt wie Sau haha. Lass dich davon aber nicht täuschen! Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen und finde die Perspektive sau gut gewählt. Vielen Dank, lieber Raindog. Ich freue mich immernoch total über diesen schönen Text
Na, ging doch mit der Nörgelei, finde ich! Und ich freue mich auch immer noch über deinen Kommentar und darüber, dass dir unsere Geschichte gefällt! Und ich danke dir für die coole Vorlage. :)
Liebe Grüße von Raindog


Hallo NGK nochmal,

entschuldige die Verwirrung.
Aber natürlich! :)
In den ersten Absätzen geht es ja ziemlich klar erst um Durst und dann um Geilheit. Ich würde es etwas anders darstellen, aber du machst es eben auf deine Weise und es kommt auf jeden Fall beim Leser an.
Bei den letzten beiden Absätzen fehlte mir dieser Eindruck etwas. Hat Tom Angst? Ist er wütend? Nur dieser Satz gewährt einen kurzen Einblick in Toms Innenleben:
Für einen kurzen Augenblick lähmte ihn die Vorstellung, dieser Irrsinnige, Herm, könnte ihm vor lauter Eifersucht die Reifen zerstochen haben.
Das ist mir etwas wenig.
Hm, wahrscheinlich sage ich im zweiten Teil der Geschichte wirklich weniger zu Toms Innenleben. Ich hoffe, dass der Leser sich aber vorstellen kann, wie es ihm geht, nämlich, wie es ihm selbst gehen würde im jeweiligen Moment – z.B. an der Stelle, wo er sich panisch die Hosentaschen abklopft und den Schlüssel sucht. Das kennt man ja auch. Und wenn man dann noch weiß, was das für Tom jetzt bedeutet, kann man sich vorstellen, wie er sich fühlt. So der Plan ...
Ich schaue mir das aber nochmal an und prüfe, ob ich da noch etwas nachlege.
Ich hoffe, ich konnte die Verwirrung etwas lösen, ansonsten frag gerne nochmal nach.
Danke dir, NGK, alle Unklarheiten beseitigt. Deine Rückmeldung hat mir sehr geholfen!
Liebe Grüße

 

Liebe @bernadette,
über deinen Kommentar habe ich mich sehr gefreut!

in unserer hochtechnisierten 1.Welt klingt es immer exotisch, wenn das Wichtigste Mangelware ist, das Wasser. Wir bemerken es höchstens, wenn die Stadtwerke wegen Leitungsinstandhaltungen für ein paar Stunden den Hahn abdrehen.
Und wie uns das dann auffällt! Vollkommen zu recht auch Lebenselixier genannt.
Mit deiner Geschichte hast du uns staubtrocken in so eine Welt hineingeführt, eindringlich wie auch im Original. Passend zu unserem trockenen, heißen Wetter wirkt die Szenerie gleich noch mehr
Inzwischen hat es ja ein paar Tropfen geregnet, aber generell scheinen wir uns ja dem Wüstenklima anzunähern. Auf jeden Fall freue ich mich, dass du die Trockenheit in meiner Geschichte ebenso wie im Original spüren kannst.
Dass Tom dann eine Zeit lang bei einer Frau hängenblieb, die doch eigentlich nicht seinem Beutescheuma entspricht, kann man großzügig als Wassermangeldelirium deklarieren. Eigentlich ging es ja auch nur um das Wasser - dass gerade dieser Besuch nachher das Drama sprichwörtlich ins Rollen gebracht hat, ist bezeichnend für jemand, der gerade eine Pechsträhne hat.
Ja, das ist leider ein typischer Fall von dumm gelaufen bei Tom. Und Wassermangel der Auslöser für alles, was in beiden Geschichten passiert.
Man erfährt ja nicht wirklich viel von diesem Tom, aber das ist nicht wichtig für mich. Er macht anscheinend auch krumme Sachen, da will man auch nicht immer alles wissen.
Besser, nicht nachfragen … Ja, die Figur von Tom bleibt schon recht an der Oberfläche, aber ich hoffe, dass das was man weiß genügt, seinen Durst zu spüren, seinen Wunsch nach einem kleinen Haus nachzuvollziehen, vielleicht auch den Kopf über ihn zu schütteln, aber vor allem am Ende mit klopfendem Herzen neben ihm zu stehen, wenn er den Truck wegfahren sieht.
Den Protagonisten des Originals hast du sehr gut in deine Story verwoben. Zwar bleibt er sehr blass, aber es ist ja auch keine Persönlichkeit, der arme Schlucker.
Ich habe zumindest versucht, Roy im weiteren Verlauf so agieren zu lassen, dass man ihm den Originalprotagonisten auch wirklich abnimmt.
Man hätte etwas verpasst, würde man das Original nicht lesen, wenn auch ohne Frage dein Text alleine für sich steht, aber beide zusammen sind einfach mehr wie beide separat.
Das unterschreibe ich auf jeden Fall. Und vor allem hätte ich mich normalerweise, ohne die CW-Situation, nie getraut, so eine Geschichte zu schreiben, bzw. wäre sie mir von allein sicher nicht in den Sinn gekommen.
Eine tolle Idee der Umsetzung, es liest sich neu und doch bekannt. Fehler sind mir keine aufgefallen. Klasse, raindog.
Und ich lese deine abschließenden Sätze natürlich mit großem Vergnügen.
Ich freue mich riesig über dein Fazit, danke, bernadette! :)

Lieber @Isegrims,
deine sehr prägnanten Eingangssätze:

beide Geschichten, Original und Copy, erinnern mich mit ihrer Paris-Texas-Farbgebung an die staubigen, durstigen, sonnenversengten Niemandsland-Gegenden neben den High-Ways, an die stille Sehnsucht, die den Menschen, selbst den Gebäuden, dort eingebrannt ist.
haben mich tatsächlich gestern Abend dazu inspiriert, mir den Filmklassiker, den ich vor vielen Jahren gesehen habe, erneut anzuschauen. Hat sich sehr gelohnt, danke! :thumbsup:
Ich mag beide Texte und bin froh über das Copy Write, das mir die Chance gibt, solche Stories zu lesen.
Wie schön du das sagst, danke! Ich mag das Original auch sehr und war froh, es als Vorlage zu haben. Durch das Copy Write habe ich hier auch wirklich guteTexte (wieder)entdeckt.
Die Bildhaftigkeit deiner Copy gibt der Geschichte eine gute Plastizität, auch dieses Element gefällt mir neben der sprachlich passenden Gestaltung gut.
Ach, danke, das klingt schön, wie du das sagst! :)
hübsche Vergleiche, wenngleich ich finde, dieses Stilmittel wird zu häufig verwendet.
Kann ich gar nichts dagegen sagen – ich weiß schon, dass ich es da manchmal etwas übertreibe. Mich manchmal sogar gezwungen sehe, kleine, nichtssagende Sätze dazwischenzuschieben, nur, um nicht Vergleich an Vergleich zu reihen ... Mir fällt es dann auch extrem schwer, auf einen einmal gefundenen Vergleich zu verzichten. Na, wie es eben so ist mit den Darlings – aber immerhin findest du sie hübsch! :D
was dem Ganzen eine besondere Note gibt: an den Kakteen kleben zerfetzte Plastikreste, kann ich aus eigener Anschauung ergänzen.
Oh ja, das kann ich mir gut vorstellen, dass das dem ganzen eine noch trostlosere Note verleiht!
Nur ein mageres Huhn und ein schmalbrüstiger Typ, der mit hochgezogenen Schultern und gesenktem Blick über die Straße schlurfte.
hier verwendest du ein wenig zu viele Adjektive in einem einzigen Satz: mMn.
Stimmt. Finde ich eigentlich selbst auch, und normalerweise vermeide ich das auch sehr bewusst, aber hier konnte ich (noch) nicht anders. Schön finde ich nämlich das Gegenspiel von hochgezogen und gesenkt. Und Huhn und Typ allein finde ich dann wieder zu langweilig - aber vielleicht kommt mir wirklich noch eine geschicktere Lösung unter.
„Hm“, machte der Typ und zog den Schirm seiner Kappe tief ins Gesicht. „Na dann ... Du mich auch, Sal!“ Er spuckte aus, und während er durch den Staub davonschlurfte, streckte er beide Mittelfinger in die Höhe.
bisschen Klischee, aber gut
Den Klischeevorwurf hatte ich eigentlich schon viel eher erwartet (so eine Story in dem Setting setzt ja schon auch auf bekannte Bilder), aber wenn er auf so eine kleine Szene beschränkt bleibt, ist es für mich auch gut.
und für einen kurzen Moment stellte er sich vor, wie es wäre, wenn er es wäre, der dem Blutsaugerschwein den faltigen Hals ... Tom: King of the Road, ein gnadenloser Rächer, der eigens in dieses Dreckskaff geritten war, um den Tyrannen …
ach ja, die Reminiszenzen an die Filmhistorie könnten noch konkreter sein.
Hm, damit kann ich nicht dienen, weil ich die Film-Reminiszenzen gar nicht bewusst eingebaut habe. Mir ist natürlich klar, dass es viele Filme in diesem Setting gibt, aber ich habe mich gewollt auf nichts konkret bezogen. Meinst du „King of the Road“? Falls es da einen Film gibt, der so heißt, dann war das nicht meine Intention, mich darauf zu beziehen. Ich meine einfach die Bezeichnung als geflügeltes Wort, wie eben „Ritter der Landstraße“.
fast schon romantisch, das Ende
Haha, ja eine poetische Umschreibung für eine Scheißsituation. :D
viele Ich-muss-dringend-was-trinken-mm-Wasser-Wein-Bier?-Grüße
Isegrims
Oh ja, was auch immer: Viel trinken ist gesund! :anstoss:
Danke dir für den schönen Kommentar, Isegrims, viele Grüße von Raindog

 

Hallo @Raindog!

Schon viel geschrieben und gesagt! Ich gehe weniger auf die Figuren, die Handlung, den Plot ein, sondern auf eine andere Frage: Was macht die Wüste mit ihnen?

Risse zogen sich durch Toms Blickfeld. Er konnte nicht sagen, ob es der aufgebrochene Lehmboden am Rande des Highways war, die gesprungene Windschutzscheibe oder die geplatzten Äderchen im Inneren seiner Augen.

Wahrnehmung. Wo ist das, was Tom sieht? Liegt es in der Umwelt, liegt es am eigenen Körper, ist es irgendeine blöde mentale Repräsentation? Und vor allem die große Frage: Was macht eigentlich eine Wüste mit der Wahrnehmung? Was bedeutet es, in einer scheinbar eintönigen Landschaft zu leben? Naja, vierhundert Meilen in eine Richtung fahren ... als Lebensinhalt Arbeit ... wie nimmt man dann die Welt wahr? Andererseits: Von Köln nach Paris sind fünfhundert Kilometer mitteleuropäische Tiefebene, Felder, Weiden, Kirchturm, Fluss (und braunes Infoschild, hier war die Front im 1. Weltkrieg. Na immerhin).

Für dein Copywrite hast du die Landschafts- und Klimazone nicht gewechselt. All das spielt in der Wüste. Ich habe deinen Text gerne gelesen, nur wunderte mich, wie wenig "Wüste" darin vorkommt. Im Grunde könnte deine Geschichte problemlos im borealen Nadelwald oder im Ruhrpott spielen. Das meine ich nicht negativ oder "das ist schlecht"; ich kann mir aber vorstellen, dass dein Text an Stärke gewinnt, wenn er die Wüste stärker in Handlung und Wahrnehmung einbaut. Netter Typ, der Tom, aber wie ist der Tom in der Wüste?

Er hatte Durst. Seine Zunge klebte am Gaumen wie eine Echse an der Trockenmauer.
Die Hände waschen, das Gesicht bespritzen, den Kopf unter fließendes Wasser halten.
Ein eisgekühltes Bier trinken ...
Falls jemals wieder ein Kaff aus diesem Nichts auftauchte, würde Tom dort eine Rast einlegen und seinen Wasservorrat auffrischen. Den letzten Truck Stop hatte er Hals über Kopf verlassen, nachdem ein Streifenwagen auf den Parkplatz eingebogen war. Niemanden ging es etwas an, was Tom zwischen der Ladung verstaut hatte – weder die Jungs in der Spedition, noch seinen Boss, und schon gar keinen verpickelten Provinzcop.

Hals über Kopf, vielleicht lieber ein simples "aus dem Haus geschlichen"? Das seltsame an der Wüste: Nichts scheint nutzbar; Bewegungen sind reduziert auf Toms Truck und den Stand der Sonne. Manchmal ein Fahrzeug anderer menschlicher Aktivität; die Wüste sah gestern aus wie sie heute aussieht und wie sie morgen aussehen wird. Scheinbare Statik.

Die Sonne hing über dem Ende der Straße wie ein glühendes Stoppschild.
Seit hunderten Meilen nichts als Sand, Staub, Sand und Staub, plattgefahrene Armadillos, windschiefe Bäume – Nester in den dürren Zweigen wie verfilzte Knoten in brüchigem Haar. Und immer wieder Kakteen, Kakteen, Kakteen – obskure Gewächse, die den Wegesrand säumten wie Marterpfähle.

Mal provokant gefragt: Ist das wirklich so? Klar, für Team Europa sieht die Wüste absolut gleich aus. Aber wird Tom, vielleicht Einwohner dieser Klimate, das auch so empfinden? Angeblich sei ja die Wüste gleich, aber seine Wüste ist eben nicht gleich: Die Sonne reflektiert von Zeit zu Zeit anders, die Straße macht hier und da eine lange Kurve, ich bin mir sicher, dass Tom Variationen in der Wuchsform von Kakteen, dem Schüttmuster von Steinen, den Staubwirbeln, erkennen kann, die unser Auge der gemäßigten Breiten eben nicht gewohnt ist. Nur schreien die Stimuli seiner Umwelt nicht nach narzisstischer Aufmerksamkeit - Busfahrt durch Berlin als Gegenbeispiel - sondern wechseln sich träge ab - und liegen so da, als lägen sie schon immer da, ohne Geschichte und Bezug.

Tom erkennt Veränderungen, er weiß: Jetzt kommt die Gegend, in der die Kakteen nach Süden geneigt sind, aber nie wird er eine echte Grenze feststellen können. Folgt sein Leben einem ähnlichen Muster? Allmählich, allmählich, jeden Satz könntest du damit beginnen. Es ist anders als vor hundert Meilen, aber seit wie vielen Meilen es anders ist - keine Ahnung. Was bedeutet das für einen Menschen, der die Welt so erlebt? Vielleicht ist das ein Aspekt der Wüste, der über reine Landschaftsarmut hinausgeht und der deinen Text stärken kann, ihn "der Wüste würdig" schreiben könnte.

Sehr gut gelungen finde ich die Metapher. Verschränkung von Mensch und Landschaft, physisch oder psychisch, auch wenn dein Text stärker das Physische betont.

Allmählich häuften sich die Zeichen [der Zivilisation.]

Hier könnte man die Zivilisation streichen, reduzierter.

Ein verbeulter Wegweiser. Umzäuntes Brachland. Eine Werbetafel.
Ein rostzerfressener Chevy, dessen Kühlergrill in den Himmel grinste wie der Schädel eines verwesten Kojoten.
Und schließlich, weit vorne im Staub, die flirrenden Umrisse einer Ortschaft.
Als ob die Sonne versucht, diese Häuser mit ihrer heißen, flachen Hand in den Boden zu pressen, dachte Tom.

Natürlich könnte man jetzt Diskussionen beginnen: Sei reduziert, du Wüstentext! Sei im Präsens! Aber das ist deine Entscheidung; vielleicht wirkt dein Text im Präsens aber absoluter, "mehr da", und "verwüsteter" (Haha!), präsenter, Präsenz durch Präsens! (Haha!). Egal, ich spinne etwas herum, verzeihe mir das. Ich mag deinen Text, er hat tolle Details, aber, wie gesagt, die Wüste könnte sich mehr in der Sprache selbst und weniger in den Sprachbildern niederschlagen. Trotzdem: Nur ein Vorschlag. So funktioniert der Text auch.

Was, zur Hölle, dachte Tom, aber dann entdeckte er auf der Veranda des Hauses direkt vor sich eine Silhouette im Abendlicht. Wallendes Haar und üppige Proportionen, die rechte Hand zum Winken leicht erhoben. Sofort überfiel ihn ein Déjà-vu:

Auch hier empfehle ich dir, deinen Text zu entschleunigen. Eher ein simples "aufdrängen einer Erinnerung?" Déjà-vu, hm, das wirkt mit seinem Akzentallerlei sehr anthropogen, sehr abstrakt konstruiert im akademischen Raum, zu abstrakt für deine Wüste.

Sie erinnerte ihn an diese Frau im gelben Kleid, die er im Straßengewimmel von Tallamido gesehen hatte – mit ausladenden Hüften und verpixeltem Gesicht. Wie so oft, wenn er keinen Auftrag hatte und alleine in seinem Drecksloch saß, war er mit Google-Street-View durch die Straßen verschiedener Städte gefahren. Orten mit Kinos, Shops und Bars, mit klimatisierten Häusern – Pools hinten im Garten und schattigen Veranden zur Straße hin ... Ein behaglicher Schaukelstuhl, ein klackender Ventilator, eine hingebungsvolle Frau – war das zu viel verlangt? Nein, genau das stand auch Tom zu, und genau das würde eines Tages auch sein Leben sein!

Die Idee finde ich sehr stark. Tom fährt mit Street View durch andere Städte, er schaut sie sich nicht an, er macht kein Sigthseeing, nein, er sucht nach Reizen und verbindet sie mit einer Lebensvorstellung, in der Budweiser das oberste Kühlschrankfach (sofern kein Eisfach) ausfüllt. Vielleicht das "würde" streichen und durch ein "wird" ersetzen? (Ich bin entschlossen!) Und: Warum fährt er nicht durch eine ganz andere Art von Stadt? Keine Bäume? Warum nicht - amerikanische Ostküste? Oder eine Stadt am See? Das könnte den Kontrast zur Wüste stärken. Du arbeitest viel mit kleinen, kleinen Details, da hat Toms Streetview-Ausflug das auch verdient. Bunte Fischbuden in Maine! Indian Summer! :-)

Von kaputten Autos, einem versiegten Brunnen und vom alten Misbeck – einem elenden Blutsauger, der den Leuten selbst „das Grüne aus den verrotzten Nasen ihrer verblödeten Brut“ nicht gönnte.

Ist das Wasser alle, saugen wir Blut. Falls beabsichtigt, klasse, falls nicht, auch klasse.

Tom sprang auf, schüttelte sich wie ein nasser Hund, um die Trägheit, die Geilheit und den Suff aus seinen Gliedern zu vertreiben – und als der Lärm bereits auf der Veranda angelangt war, schwang er sich über die Brüstung und sprang hinunter auf die Straße. Holz zersplitterte, Glas zerbrach. Über ihm schleuderten sich Herm und Sal stinkende Flüche entgegen, und Sals Stimme klang nicht mehr weich und melodisch, sondern schrill und ekelhaft kreischend.

Vielleicht erzielt deine Kampfszene mehr Wirkung, wenn sie ruhiger geschrieben ist. Kurze Sätze, Punkt statt Komma. Hier greife ich wieder auf die Wahrnehmung durch Wüste zurück. Schön finde ich den "nassen Hund". Nass, durch welche Flüssigkeit eigentlich? Schweiß?

die Tour zu Ende zu bringen, seinen Anteil einzustreichen und in einer Stadt wie Tallamido ein kleines Haus zu kaufen. Um mit einer zärtlichen Frau – wie der Frau im gelben Kleid – den Rest seines Lebens zu genießen.

Vielleicht statt "die Tour" "den Job"?

****

Liebe @Raindog, dein CW habe ich sehr gerne gelesen. Aber trotzdem wage ich die Prognose, dass er mehr kann. Subjektiv finde ich das Setting einer Geschichte, die Landschaft, umso wichtiger für eine Story, je stärker sie den Menschen beeinflussen kann - nichts ist so stark wie Ödnis, Wüste, Sand und Staub. Mehr habe ich nicht. Vielleicht kannst du damit etwas anfangen, ich hoffe, ich klang nicht zu konfus,

lg aus Leipzig
kiroly

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Raindog,

wollte deine neue schon länger kommentieren, finde aber erst jetzt wirklich Muße. Ich erinnre mich noch an Sisorus Text. Starkes Teil. Gehe da mit Fliege. Du hast dem deine raindogsche Handschrift gegeben. Funktioniert gut für mich. Mir hat sehr gefallen, wie du Sal und Roy beschrieben hast. Ich hatte beim Lesen dieses Gefühl der Geschichten in "Schwarze Musik" von Faulkner. Ganz konkret erinnert mich die Story auch an eine davon. Komme nicht mehr auf den Titel und habe das Buch leider weggegeben. Das mag am Setting liegen. Meine Vorstellung von der Toughness der amerikanischen Prärie. Hatte die Bilder vor Augen.
Beim Lesen habe ich mich absurderweise auch an die Handlung in Kafkas Schloss erinnert. Da kommt ja der Landvermesser K. in diese sonderbare Gegend mit ihren ganz eigenen Gesetzen. Hier kennt ihn niemand und er kennt niemanden. Chance und Grund seines Scheiterns. Hier vor allem als sich Tom als "King of the Road" imaginiert.

die geplatzten Äderchen im Inneren seiner Augen.

gäbe es da überhaupt die entfernte Möglichkeit, dass man das sehen könnte?

Seine Zunge klebte am Gaumen wie eine Echse an der Trockenmauer

der Vergleich hat mir sehr gefallen. Nur an der Trockenmauer bin ich hängengeblieben. Warum benutzt der so einen Begriff?

plattgefahrene Armadillos

:'-(


Nester in den dürren Zweigen wie verfilzte Knoten in brüchigem Haar

Das Bild entsteht, aber ich bin sprachlich nicht ganz zufrieden damit. Finde das zu umständlich. Außerdem ist "brüchiges" Haar für mich (vielleicht wegen tausender Garnier-Werbungen im Fernsehen) ein abgenutztes Bild, zu dem sich in meinem Kopf kein Bild mehr einstellt. Die verfilzten Knoten hingegen finde ich gut.

Würde es in die Richtung versuchen:

Nester in den dürren Zweigen wie Knoten in verfilztem Haar.

fuhr mit der Zunge über die Zähne, um den Schleim, der sich darauf gebildet hatte, zu entfernen

iiih :cry:

verpixeltem Gesicht

da dachte ich zuerst, what? – das bekommt jetzt einen eher expressiven Schwung. Aber hat sich ja in den nächsten Sätzen aufgelöst.

Wie so oft, wenn er keinen Auftrag hatte und alleine in seinem Drecksloch saß, war er mit Google-Street-View durch die Straßen der Küstenstädte gefahren. Orten mit Kinos, Shops und Bars, mit klimatisierten Häusern

coole Charakterisierung, finde ich. Ich sehe einen einsamen Mann, der von virtuellen Bildern träumt. Hat etwas Aktuelles.

Veranden zur Straße hin ... Ein

Die vielen Auslassungszeichen haben mich etwas gestört. Hier zum Beispiel würde ich die weglassen. Für mich sind Auslassungszeichen Hinweise: über das Geschriebene soll der Leser nachdenken. Es soll nachwirken.

„Aber, kommen Sie, was soll's – ein kleines Glas Wasser hätt' ich schon für Sie. Und 'nen Sundowner zum Nachspülen, wenn Sie mögen. Schnaps haben wir hier ja genug!“
„Kannst mich Sal nennen, junger Mann. Cheers!“

War mir auf ihre verlotterte Art irgendwie sympathisch. Später dann weniger, das hast du gut gemacht, finde ich. Hier aber fand ich sie einfach herzlich. Vielleicht habe ich da auch das Setting ausgeblendet.

der den Leuten selbst „das Grüne aus den verrotzten Nasen ihrer verblödeten Brut“ nicht gönnte.

Hab ich nicht ganz verstanden

Sie zerteilte ein Solei in zwei Hälften

sehr schönes Detail. Soleier sind zwar lecker aber auch ein bisschen berstig. Dann das religiös ritualhafte Teilen im Kontrast zur eher derben Speise. Sie hat das auch mit den Händen geteilt oder? Also auseinandergerissen ... Wasser, vielleicht auch zum Händewaschen Mangelware. Ich sehe das Bild.

„He, Sal, hast du vielleicht nochmal 'n bisschen Wasser für mich? Weißt ja, kriegste wieder, irgendwann, nur jetzt grad ... weißt ja ... “ Er hustete, blickte zu Boden und rieb sich die Schienbeine.
„Tut mir leid, Roy.“ Sal schloss die Augen und nippte an ihrem Glas. „Das hast du beim letzten Mal auch schon gesagt. Und davor auch. Und das Mal davor. Und irgendwann ist eben Schluss. Musst du halt sehen. Jedenfalls gibt's hier nichts mehr, Roy, sorry.“
„Hm“, machte der Typ und zog den Schirm seiner Kappe tief ins Gesicht.

die Szene hat mir richtig gut gefallen. Wie Roy so bettelt, tat er mir leid. Vor allem, weil es auch um Wasser geht. Da hat, glaube ich, jeder Verständnis, dass jemand in der Weise darum fragt. Am Anfang erschien mir Roy sehr bemitleidenswert, irgendwie auch verhalten und gebrochen, was auch an seiner äußerlichen Beschreibeung gelegen haben mag. Dann als er sie dann beschimpft, ist das Bild bei mir wieder gekippt. Ähnlich wie mein Bild von Sal. Ich fand das gut.

und für einen kurzen Moment stellte er sich vor, wie es wäre, wenn er es wäre, der dem Blutsaugerschwein den faltigen Hals ... Tom: King of the Road, ein gnadenloser Rächer, der eigens in dieses Dreckskaff geritten war, um den Tyrannen

Die Stelle hat mir gefallen. Das hat Tom mit seinen "Männer-Fantasien" für mich gut auf den Punkt gebracht.

Vielleicht sollte er ihm eine Chance geben, vielleicht sollte er ihm einfach anbieten mitzufahren, dieses Kaff für immer zu verlassen.

das fand ich auch super. Da steckt schon fast eine eigene Geschichte drin. Die Vorstellung, wie das der initiale Moment im Leben dieses Jungen sein könnte. Andererseits auch die Überheblichkeit Toms, der ihn nicht kennt, der an einen fremden Ort kommt und ihm dann so etwas anbieten will.

Ein Block Fleisch hing neben der Tür, verstaubte Wasserkästen stapelten sich entlang der Wand, auf der Theke lag eine umgestürzte Schüssel mit Soleiern – einige waren heruntergerollt und zwischen Glasscherben und Mörtelstaub aufgeplatzt. Ein großer Stein lag daneben und sah so aus, als hätte er einst zu dem Brunnen gehört.
Als Tom erkannte, was daneben lag, entschied er sich zu verschwinden

Ich finde es hier schwer diesen Block Fleisch zuzuordnen. Wie groß ist der? Hängt da etwas Essbares oder ist das ein Kadaver (der Kadaver des alten Misbecks)? Das gibt dieses Bild nicht Preis. Außerdem finde ich es verwirrend, dass es heißt: "Als Tom erkannte, was daneben lag, ..."

Man könnte sich denken: ist es der tote Misbeck? Aber nein. Dann würde es sicher heißen: Tom erkannte, wer daneben lag. Was wird sich doch nicht auf einen Menschen beziehen. Höchstens vielleicht auf ein Körperteil oder einen Kadaver. Aber was kann es sonst sein?

Du zeigst da sehr wenig Reaktion, machst ja eigentlich einen Schnitt an der Stelle, zeigst ihn dann, wie er zum Truck eilt. Ich denke, eine Schippe mehr Panik könnte da schon noch drauf. Gut finde ich, dass er dieses Szenario Zerstochene Reifen im Kopf hat. Sowas meine ich. Davon vielleicht noch eins mehr.

Die Kursivschreibweise (daneben) braucht es für mich nicht.

Mir hat hier sehr gefallen, wie die Handlung sich zum Ende hin dramatisch zuspitzt. Wirklich wunderbar gemacht.

Er vernahm den dumpfen Klang einer Fahrzeugtür, die ins Schloss fiel. Er griff in die Hosentaschen, klopfte sie ab: die vorderen, die hinteren, die vorderen nochmal. Und dann – ein Sound, der ihm so vertraut war wie das rhythmische Schlagen seines eigenen Herzens – hörte Tom das Dröhnen des startenden Dieselmotors. Sah die Rücklichter des Trucks aufleuchten. Hörte das Knirschen der Reifen auf dem Asphalt.
Sah die Lichter in der Nacht verschwinden – zwei tanzende Sterne auf dem Weg in einen andere Galaxie.

Sehr schön, wie du das auflöst. Sehr starkes Ende, finde ich.

Ich hol mir jetzt erstmal ein Wasser.
Lieben Gruß, Raindog!
Carlo

 

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