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Copywrite Männergespräch

Seniors
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14.08.2012
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Männergespräch

„Na, wie läuft's so bei dir?"
„Frag lieber nicht.“
„Hast schon mal entspannter dreingeschaut."
„Um ehrlich zu sein, mir geht’s hundsmiserabel.“
„Carola?“
„Ach die … nein, die ist momentan meine geringste Sorge. Hat am Sonntag die Koffer gepackt und ist wieder zu ihrer Mutter gezogen.“
„Dieses Miststück.“
„Ach was. In Wahrheit bin ich froh, dass ich sie los bin. Eröffnet mir neue Möglichkeiten gewissermaßen.“
„Also wo liegt dann dein Problem?“
„Ich muss bis Freitag eine Story fertig haben. So schaut’s aus.“
„Wusste gar nicht, dass du wieder schreibst.“
„Das ist ja das Problem. Ich schreib seit drei Jahren nicht mehr.“
„Dir ist aber schon klar, dass du jetzt ein bisschen widersprüchlich klingst.“
„Jessas ja …Widersprüchlichkeit ist mein zweiter Vorname, glaub ich manchmal. Könnte ich mir glatt auf die Stirn tätowieren lassen … Oh Mann! Mich muss der Teufel geritten haben.“
„Mach uns noch zwei Bier, Heinrich. Schätze, das wird ein längerer Abend … Also, dann schieß mal los, Joe. Wo drückt der Schuh?“
„Und gib uns zwei Grappa dazu. Ja, große … Tja, Kowalski, schon mal was von Copywrite gehört?“
„Copyright? Na klar. Urheberrecht."
„Nein, write wie schreiben.“
„Oh Mann! Sag nicht, dass du wieder in diesem Schreibforum mitmachst."
„Wenn's nur das wäre. Ich muss eine Story umschreiben. Neu interpretieren, covern, egal, nenne es wie du willst. Und natürlich gibt's eine gnadenlose Deadline."
„Sag mal, bist du noch zu retten? Hast du in deinem Job nicht schon genug um die Ohren? Was willst du dir denn beweisen?“
„Ach, ich weiß auch nicht … dachte halt, ein bisschen Ablenkung von der Schufterei in der Werkstatt täte mir ganz gut.“
„Als wüsstest du nicht, dass Schreiben auch eine verdammte Plackerei ist.“
„Na ja, mit der Geschichte von einem anderen als Vorlage kann’s nicht so schwer sein, bildete ich mir wohl ein.“
„Schon mal drüber nachgedacht, dir Traummännlein auf die Stirn tätowieren zu lassen? Oder gleich Blödmann?“
„Danke. Bist mir eine echte Hilfe.“
„Was heißt Hilfe? Soll ich mir jetzt etwa eine Story für dich ausdenken?“
„Genau da liegt der Hund begraben, die Storys gibt’s ja schon. Um ehrlich zu sein, eine besser als die andere. Der Typ schreibt einfach verdammt gut.“
„Und was schreibt er so? Ich meine, welches Genre?“
„Unterschiedlich. Ist sehr vielseitig, der gute Mann. In einer Geschichte zum Beispiel schwadroniert so ein verhinderter Schriftsteller über sein vermurkstes Leben, über die Möglichkeit von Parallelwelten und so Zeug. Sehr introspektiv, gleichzeitig ungemein witzig geschrieben.“
„Noch zwei, Heinrich. Ach was, stell uns die Flasche her ... Parallelwelten, hm, klingt nicht unspannend … da müsste sich doch was draus machen lassen.“
„Dachte ich anfangs auch, wie ich’s gelesen hab. Mir ist da auch spontan ein Beginn dazu eingefallen. Wart mal, ich hab das noch in meinem Notizbuch … Hör mal zu:
Ich wusste schon lange, dass mein Leben weniger großartig war, als ich es mir gewünscht hatte, doch als mich Carola sitzenließ, verging mir das Lachen endgültig. Ich sei impotent, meinte sie, jeder kleine Junge ficke besser als ich, und überhaupt, ich sei der allergrößte Versager, ob ich da in letzter Zeit mal drüber nachgedacht habe, und ob ich glaubte, sie würde ihre besten Jahre mit einem Hungerleider verplempern wollen, sie sei schließlich keine zwanzig mehr, und wie lange sie sich dieses Trauerspiel noch antun solle und so weiter. Als wäre es meine Schuld, dass ich mein Gerät bei ihr nicht mehr hochkriegte. Wer hätte mit der Kuh auch schlafen wollen?
„Hähä. Klingt verdammt autobiografisch."
„Sehr witzig ... Hab das dann eh wieder verworfen, einfach weil mir der Protagonist gleich von Beginn an unsympathisch war. Ein richtiger Scheißkerl. Ich meine, wer redet denn so von seiner Frau? Und überhaupt, eigentlich will ich momentan gar nicht in der Ich-Perspektive schreiben. Da mangelt es sehr schnell an der gebotenen Distinktion.“
„Distinktion?“
„Abgrenzung.“
„Verstehe.“
„Jedenfalls hab ich dann eine andere Story entdeckt, wo ein Junge von einem Sprungturm springen will, von ganz oben, um ein Mädchen zu beeindrucken. Und sich dabei natürlich vor Angst halb in die Hose macht. Ein wirklich großartiges Psychogramm eines Halbwüchsigen. Wie er da oben steht, hin und hergerissen zwischen Panik und Imponiergehabe, also das ist schon sehr packend geschildert.“
„Und? Springt er?“
„Selbstverständlich springt er. Es geht schließlich um ein Mädchen.“
„Und dann?“
„Nichts dann. Die Story ist aus. Ich springe, lautet der letzte Satz.“
„Klingt schon ein bisschen dürftig.“
„Ja, der Plot gibt tatsächlich nicht viel her.“
„Und wenn du das kombinierst?“
„Was?“
„Na dieses Parallelwelten-Motiv mit der Sprungturmstory.“
„Und wie stellst du dir das vor?“
„Pff, keine Ahnung … Was weiß ich, der Junge könnte springen, aber nicht unten ankommen. Also kein Aufprall im Wasser, sondern … hm, ein Sprung quasi in eine mögliche Zukunft. In eine Zukunft zum Beispiel, in der er mit dem angebeteten Mädchen längst verheiratet ist. Eine determinierte Zukunft gewissermaßen, weil sie eine kausale Folge des Sprungs ist. Wäre er nicht gesprungen, hätte er das Mädchen nicht erobert.“
„Also erst eine Szene im Schwimmbad und dann eine Eheszene Jahre später. Hm. Aber was, bitte, hätte das mit Parallelwelten zu tun? Das ist doch ein stinknormaler chronologischer Handlungsverlauf.“
„Stimmt auch wieder, hm … wie wär's, wenn du ... wart mal, hm... ich glaub, ich hab’s: Häng einfach noch eine weitere Szene im Schwimmbad dran.“
„Also erst ist der Junge ein Junge, dann ein erwachsener Ehemann und dann wieder ein Junge.“
„Ja, so was in der Art.“
„Und wozu das Ganze?“
„Weil in Wahrheit alles gleichzeitig passiert.“
„Kapier ich nicht.“
„Also ich stell mir das so vor: Der Junge springt. Dann ein abrupter Schnitt. Und jetzt die Eheszene: Aus den beiden entzückenden Teenagern sind Erwachsene geworden, und … hm … ja genau, die Frau ist fett und hässlich und der Typ selber ein Säufer. Und arbeitslos ... Und ein Haufen quengelnder Bälger raubt ihnen den letzten Nerv. Et cetera et cetera. Kurzum, eine richtige Ehehölle. Eine zutiefst erschütternde Familienszene könntest du da schreiben, hart an der Grenze zur Sozialpornografie. Dann allerdings wieder ein Schnitt und wir sind zurück im Schwimmbad. Und jetzt erst lassen wir den Jungen ins Wasser plumpsen.“
„Du meinst, das zukünftige Geschehen stellt er sich während des Sprungs nur vor?“
„Nein, das würde sich schon zeitlich nicht ausgehen. Das passiert wirklich, in einer Art alternativer Realität.“
„Alternative Realität? Alles klar, Parallelwelt quasi.“
„Schon mal was vom Hubble-Volumen gehört? Von der stetig steigenden Expansionsgeschwindigkeit des Alls? Von Dunkler Energie und n-Dimensionalität? Das sind wissenschaftliche Grundlagen, Joe, Fakten. Und diesen Fakten zufolge erscheint die Existenz annähernd unendlich vieler Paralleluniversen mittlerweile nicht mehr nur möglich, sondern sogar höchst wahrscheinlich. Und die Multiversum-Hypothese besagt im Wesentlichen, dass alle Ergebnisse gleichzeitig eintreten können, sofern ein bestimmtes Ereignis mehrere mögliche Resultate haben kann. Kannst du mir folgen?“
„Sorry, Kowalski, aber ich dachte, wir reden von einer Teenager-Romanze.“
„Tu ich auch. Denk einfach mal nach: Nachdem der Junge einen Blick in seine mögliche Zukunft geworfen hat, kann er sich anders entscheiden und zum Beispiel nicht springen. Die Kausalkette zerreißen, dem Schicksal quasi ein Schnippchen schlagen.“
„Moment. Ich dachte, er ist gesprungen.“
„Ja und nein. Er prallt zwar im Wasser auf, aber gleichzeitig steht er wieder oben auf dem Sprungturm. Der Sprung war also nur so was wie ein ... wie ein … genau, ein winziger Riss im Raum-Zeit-Kontinuum, ein kurzer Flug durch ein Paralleluniversum gleichsam … zwei Bier noch, Heinrich.“
„Das heißt, der Typ hat so was wie Entscheidungsfreiheit über sein Schicksal?“
„Genau. Nachdem er diesen kurzen Blick in die Zukunft erhascht hat und dann ewig oben herumtrödelt, wird es der Kleinen irgendwann zu blöd und schließlich lässt sie ihn einfach da oben stehen und läuft nach Hause. Und dadurch bleibt ihm das spätere Ehedrama erspart.“
„Der Typ ist also ein Feigling. Allerdings ein Feigling, der allen Grund dazu hat, ein Feigling zu sein.“
„Ist er eben nicht. Er springt nämlich tatsächlich. Allerdings erst, als das Mädchen weg ist. Er tut es nur für sich selber.“
„Du hast eine seltsame Vorstellung von einem Happyend, Kowalski, muss ich schon sagen.“
„Was soll‘s. Ist doch alles drin, was so eine Story braucht. Spannung, Konflikt, Läuterung. Nicht zu vergessen die phallische Symbolik des Sprungturms.“
„Das mag schon sein. Aber wie, verdammt noch mal, soll ich dem Leser klarmachen, was tatsächlich passiert? In Wahrheit springt der Junge ja nicht zweimal. Und wie bitte soll ich die Existenz eines Paralleluniversums plausibel vermitteln? Ich bin Metallbauer, kein Quantenphysiker.“
„Zugegeben, ist schwierig. Du musst halt die richtige Erzählperspektive wählen. Ein auktorialer, allwissender Erzähler wäre natürlich ideal. Da könntest du jede Menge Erklärungen mit einbauen.“
„Vergiss auktorial. Das ist neunzehntes Jahrhundert, aber so was von vorgestern. Das will kein Mensch mehr lesen. Schon gar nicht in einer Kurzgeschichte. Dafür würden sie mich im Forum ans Kreuz nageln.“
„Als hättest du dort noch einen Ruf zu verlieren. Darf ich Traummännlein zu dir sagen?“
„Sag meinetwegen Blödmann zu mir. Auch schon egal.“
„Aber im Ernst jetzt, Joe, da gäb’s natürlich schon noch einen dramaturgischen Kniff.“
„Und zwar?“
„Zieh das Ding als Dialoggeschichte auf.“
„Wie bitte soll das gehen? Wenn der Typ zum Beispiel oben auf dem Sprungturm steht und das Mädchen unten, werden sie sich ja wohl kaum brüllend unterhalten. Und wie zum Teufel willst du in einer Dialoggeschichte die Handlung einbauen? Oder die Figuren darstellen? Ich kann den Typen ja nicht gut davon reden lassen, wie toll er die wasserglitzernden Beine seiner Freundin findet, ihre wasserglitzernden, sonnengebräunten Beine, um genau zu sein, und erst recht ihren süßen Hintern und so weiter. Und apropos phallische Symbolik: Soll er ihr etwa erzählen, was beim Gedanken an ihren süßen Hintern mit dem Ding in seiner Hose passiert? So was muss man dem Leser zeigen.“
„Und wie willst du dem Leser ein Paralleluniversum zeigen, ohne dabei wie ein Klugscheißer zu klingen?“
„Äh, das mit dem Paralleluniversum ist ja nun wahrlich nicht auf meinem Mist gewachsen.“
„Na egal ... Es müssten übrigens nicht unbedingt die Hauptfiguren sein, die miteinander reden.“
„Sondern?“
„Keine Ahnung. Irgendwelche Nebenfiguren. Zwei Typen zum Beispiel, die in einer Bar hocken.“
„Soll das jetzt ein Witz sein? Die erzählen sich eine Teenager-Geschichte?“
„Lass es mich so sagen: Sie reden darüber.“
„Verstehe. Selbstreferenzialität als poetologische Pointe sozusagen.“
„Wenn du so willst ... Was meinst du dazu, Heinrich?“
„Ich will es mal mit Konfuzius sagen: Wer Geist besitzt, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer nur Worte hat, besitzt darum nicht notwendig Geist. So, Jungs, und jetzt trinkt aus. Ich möchte nach Hause.“

 
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Eine zugegeben sehr freie Bearbeitung von Motiven aus Zeichen und Über den Dingen von weltenläufer.
Form und Titel wiederum entlehnte ich seiner Dialoggeschichte Männergespräch.


(Mir ist schon klar, dass dieser Text eine Notlösung darstellt, Plan B quasi in letzter Sekunde, aber zu meiner Entschuldigung muss ich sagen, dass ich zum einen von der schieren Menge von weltenläufers Storys und zum anderen von ihrer hohen Qualität anfangs wie erschlagen war, um nicht zu sagen, wie das Karnickel vor der Schlange saß. Und dann, nachdem ich zwar alle 39(!) Geschichten von ihm gelesen hatte, aber noch bevor ich mich entscheiden konnte, welche ich mir nun zur Bearbeitung vornehmen sollte, kam mir ein Auftrag in die Quere. Ein sehr arbeitsintensiver Auftrag in Brno/Cz mit einem Abgabetermin, der sich, erraten, ziemlich genau mit der Deadline der Copywrite-Runde deckt. Kurzum, ein einziger Schlamassel wieder einmal.
Weil ich nach meiner letztjährigen Niederlage aber nicht schon wieder mit leeren Händen dastehen wollte, ich mich aber gleichzeitig völlig außerstande sehe, binnen weniger Tage eine Geschichte zu schreiben, die diesen Namen auch verdient, wählte ich als letzten Ausweg diese metafiktionale Spielerei. Die bekam ich in einer Nacht hin. Sorry, @weltenläufer, falls ich dich damit enttäusche.)

 

Guten Morgen @ernst offshore, ich will noch gar nicht so ins Detail gehen, habe es auch noch nicht geschafft die Originale von weltenläufer zu lesen aber ich höre ein Art Frustration aus deinem Kommentar und da habe ich mich verpflichtete gefühlt, dir nur eben schnell mit zu teilen, das ich deine kleine Kneipenrunde sehr erfrischen finde. Ich habe sie gerne gelesen. Ich kann sie mir richtig gut vorstellen. Joe mit drei Tage Bart, verwuselten Haaren, Kowalski in Hemd und frisch geduscht, sitzen in der Kneipe ums Ecke am Tresen und schwadronieren über Gott und die Welt bzw in diesem Fall ja eher über Parallelwelten und Sprungtürme.
Nette Sezen und wenn ich die Tage wieder mehr zeit und Ruhe habe um mich intesiv mit Dingen zu beschäftigten und nicht nur rein schaue um eventuell eine kurze Ablenkung von den anderen anfallenen Tätigkeiten zu haben, werde ich dir auch noch einen ausfürlichen Kommentar dar lassen. So richtig mit Kleinkram suche und Fusseln auflesen und so, naja, das heißt, wenn dann noch welche da sind.

Liebe Grüße
Shey :-)


EDIT: Kommentar um ca. 7.00 Uhr geschrieben und vergessen ab zu schicken. Läuft :-D

 

Mein lieber offshore,

was für eine Schwafellei :D. Aber die Freude darüber, dass Du ablieferst war schon groß. Und gelesen habe ich das auch sehr interessiert. Allerdings, so bei den Überlegungen, was schreibe ich da jetzt in den Kommentar, komme ich eher selber ins Reden. Als ob die beiden an der Bar ansteckend wären. Spannend, an den Sprungturm habe ich mich sofort erinnert, Über den Dingen hatte ich das Gefühl, ich lese die zum ersten Mal, bis ich einen Kommentar von mir entdeckte. Heute würde ich da was ganz anderes zu schreiben, was die Zeit so alles mit einem anstellt ...
Was ich gut kenne und womit ich mich gleich identifizieren konnte, das gemeinsame Plotten mit einer Freundin. da immer mit Rotwein, obwohl zu uns eigentlich eher der Sekt gehört. Wobei mir einfällt, wir haben schon lange nicht mehr, weil ich viel zu faul bin, die Plots umzusetzen. Aber wo ich gerade daran denke, ich trage seit Monaten ein so schönes Thema mit mir rum, finde aber kein Mäntelchen, hoffte durch die Copy eventuell eines zu finden, wurde aber nichts draus, also vielleicht ist mal wieder Zeit für Rotwein.
So, ich muss jetzt natürlich nicht sagen, dass mir die entworfene Geschichte der beiden in einer offshorschen Ausführung wahrscheinlich extrem gut gefallen hätte, aber ich sehe und verstehe deine Not. Und ich sehe auch, wie sehr Du dem Copywrite verbunden warst, das ist schon nah dran, so als Copyansatz finde ich. Und ja, aus eigener Erfahrung weiß ich, der welti macht es einem nicht unbedingt einfach mit den Vorlagen. Das ist schon ein Berg, der erklommen werden will.

„Ich muss bis Freitag eine Story fertig haben. So schaut’s aus.“
Hier musste ich lachen.

„Das ist ja das Problem. Ich schreib seit drei Jahren nichts mehr.“
Und hier habe ich gedacht: Ach Mönsch!

„Oh Mann! Sag nicht, dass du wieder in diesem Schreibforum mitmachst. “
Doch, doch, das macht er und es ist gut so!

„Na ja, mit der Geschichte von einem anderen als Vorlage kann’s nicht so schwer sein, bildete ich mir wohl ein.“
Wir sind Seelenverwandte. Ich habe es immer gewusst!

Ich wusste schon lange, dass mein Leben weniger großartig war, als ich es mir gewünscht hatte, doch als mich Carola sitzenließ verging mir das Lachen endgültig. Ich sei impotent, meinte sie, jeder kleine Junge ficke besser als ich, und überhaupt, ich sei der allergrößte Versager, ...
Ja, gut dass es nur ein Anfang war. Ich weiß nicht, ob ich das restliche Geweine auch hätte lesen wollen.

Ein wirklich großartiges Psychogramm eines Halbwüchsigen. Wie er da oben steht, hin und hergerissen zwischen Angst und Imponiergehabe, also das ist schon sehr packend geschildert.“
Ja.

„Selbstverständlich springt er. Es geht schließlich um ein Mädchen.“
:)

„Na dieses Parallelwelten-Motiv mit der Sprungturmstory.“
Ja, all die Ideen, die jetzt aufgeworfen werden, fand ich gut. Das Alkohol-Arbeitslos-Kinder Ding ist zwar sehr im Klischee, hätte ja nicht ganz so ausarten müssen, aber doch, sehr gern. Ich weiß, keine Zeit und so. Ich sehe es ein.

So, ich muss jetzt nichts sagen zu Spannungsbogen und so, das weißt Du alles ganz allein, deswegen ja auch die Entschuldigung schon vorab. Nichtsdestotrotz finde ich es vom Copyansatz her ziemlich gut. Das Ergebnis ist unterhaltsam, nicht mehr, nicht weniger.

So, mehr fällt mir jetzt auch nicht ein. Ich lass die beiden da mal an der Bar hocken, vielleicht fällt einer von beiden heute noch ins Paralleluniversum und erlebt einen Bestseller. Wer weiß das schon?

Liebe Grüße, Fliege

 

Hi @ernst offshore

Na, so was. War tatsächlich überrascht, jetzt noch, wo sich bisher kaum Copywriter hervorgewagt haben (das wird alles gleichzeitig über uns hereinbrechen), schon von Dir zu lesen. :p Aber schön ist das, obwohl ich zugeben muss, dass ich all die Vorlagen heute mal nicht gelesen habe. Direkt drei, huiui. Bevor ich das gelesen habe, schreibe ich Dir gar keinen Kommentar mehr.

Aber ich mache das mal eben, schließlich habe ich noch Flusen gefunden, und dafür brauche ich die Originale ja nicht:

Sag nicht, dass du wieder in diesem Schreibforum mitmachst. “

Hier ist Dir ein Leerzeichen vors Anführungszeichen gerutscht.

doch als mich Carola sitzenließ verging mir das Lachen endgültig.

Komma vor "verging".

„Oh Mann, Joe, das klingt als wär’s aus deiner Autobiografie.“

Komma vor "als".

Highlights:

„Ich muss bis Freitag eine Story fertig haben. So schaut’s aus.“

Also, da ging mir doch kurz die Pumpe. Ich dachte, Deadline wäre Sonntag ... Aber das ist wohl so eine selbstgesetzte Deadline von Dir, nech? Ich bin ja in der komfortablen Situation, meine Geschichte fertig zu haben, bevor ich sie poste, aber noch auf Zeit im Leben warte, in der ich etwaige Kommentare auch beantworten könnte. :lol:

Hab das dann eh wieder verworfen, einfach weil mir der Protagonist gleich von Beginn an unsympathisch war.

Hier habe ich wirklich losgeprustet. Made my day! Und Tagesaufheller kann ich momentan dringend gebrauchen. Danke!

Ja, kann nicht meckern über Deine Dialoggeschichte. Hat es sich eigentlich wirklich so zugetragen? Ich könnt's mir ja lebhaft vorstellen.

Cheers,
Maria

 

„Carola?“
„Ach die … nein, die ist momentan meine geringste Sorge. Hat am Sonntag die Koffer gepackt und ist zu ihrer Mutter gezogen.“
„Dieses Miststück.“
:sealed:
„Das ist ja das Problem. Ich schreib seit drei Jahren nichts mehr.“
Lüge

„Na ja, mit der Geschichte von einem anderen als Vorlage kann’s nicht so schwer sein, bildete ich mir wohl ein.“
:sealed:

Als wäre es meine Schuld, dass ich mein Gerät bei ihr nicht mehr hochkriegte. Wer hätte mit der Kuh auch schlafen wollen?
:D:sealed::shy:


Bist du deppert?
Wieso, Vitja?
Glaubst wohl der Offshore meint's ernst mit seinem Textchen. Hätte ja ich noch hingekriegt.
Du?
Klar, ich. Und he, Mänenrgespräche gehen anders.
Hast recht.
Maserati, Fussball, Ärsche.
Genau.
Parallewelten, Raum-Zeit-Krümmung, dunkle Materie. Ich brauch'n dunkles Bier.
Ja, Mann. Bestell mal ne Runde.
Literatengelalle, Wortkrieger, bäh.
Giovanni kommt eh gleich.
Prost.
Und die Zitate? Scheiß drauf. Paar gute, paar fragwürdige Stellen, soll er selbst entscheiden, der Metallschriftweker.
Prost.

„Also erst eine Szene im Schwimmbad und dann eine Eheszene Jahre später. Und was, bitte, hat das mit Parallelwelten zu tun? Das ist doch eine stinknormale Chronologie. Und gerade bei Kurzgeschichten sollte man auf die Einheit von Ort und Zeit achten. Da kann man nicht einfach Jahre überspringen. Vergiss es.“
gähn

Nachdem der Junge einen Blick in seine mögliche Zukunft geworfen hat, kann er sich anders entscheiden und zum Beispiel nicht springen. Die Kausalkette zerreißen, dem Schicksal quasi ein Schnippchen schlagen.“
gähn, gab's schon mal

Spannung, Konflikt, Läuterung.
Läuterung:shy:

„Ich will es mal mit Konfuzius sagen: Wer Geist besitzt, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer nur Worte hat, besitzt darum noch nicht notwendig Geist. So, Jungs, und jetzt trinkt aus. Ich möchte nach Hause.“
wer Bier besitzt, ..., mm?

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank @Shey, @Fliege, @TeddyMaria, @Isegrims und @ragu für eure prompten Rückmeldungen.

Ich will natürlich auch ausführlich darauf eingehen, allerdings schaffe ich das frühestens am Wochenende. Momentan hab ich einfach noch zu viel um die Ohren. Jetzt zum Beispiel muss ich mit Jaroslav zum Biertrinken zu einer Arbeitsbesprechung in die Pivovarská Starobrno.
Ich bitte euch also noch um ein bisschen Geduld.

Pro dobré zdraví!

 

Hey @ernst offshore,

wir sind gerade beide unterwegs, du in Brno:anstoss:, ich in Cefalù :cool:, weswegen ich mich kurz halte.

Na, wie’s bei dir so läuft.“
„Frag lieber nicht.“
„So wirklich gut siehst du nicht aus.“
Vllt. eins der "so's" weg? Oder die gesamten ersten vier Dialogzeilen ...

Eventuell könntest du generell im Text Dialogstrecken zusammenziehen, damit das Pingpong etwas gehaltvoller wird. Denn, das Setting an sich - dieses Geschichtenstrangschieben und Grübeln - ist für Forumsinterne, insbesondere für Copywriteteilnehmer nicht wirklich neu. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte witzig und gut geschrieben. Aber es fehlt für mich ein bisschen was Unerwartetes oder Überraschendes.

„Klingt schon ein bisschen dürftig.“
„Nicht unbedingt. Vor allem ist es stilistisch hochklassig umgesetzt.“
Deine Lobhymnen auf Weltenläufers Schreibqualitäten in dieses Gespräch unter Freunden zu verpacken, finde ich bezaubernd.:shy:

„Du meinst, das zukünftige Geschehen bildet er sich während des Sprungs nur ein?“
„Nein, das würde sich schon zeitlich nicht ausgehen. Das passiert wirklich, in einer Art alternativer Realität.“
„Kapier ich nicht.“
„Schon mal was vom Hubble-Volumen gehört? Von der stetig steigenden Expansionsgeschwindigkeit des Alls? Von Dunkler Energie, von 11-Dimensionalität? Das alles sind wissenschaftliche Grundlagen, Joe.
:] Pass auf ...Ich erzähl dir(und dem Leser) jetzt mal was.

Und diese Fakten lassen die Existenz annähernd unendlich vieler Paralleluniversen mittlerweile nicht mehr nur möglich, sondern sogar höchst plausibel erscheinen. Oder, anders gesagt, die Multiversum-Hypothese der Quantentheorie besagt im Wesentlichen, dass alle Ergebnisse gleichzeitig eintreten können, sofern ein bestimmtes Ereignis mehrere mögliche Resultate haben kann.
Durchatmen, Sheldon. Er hat doch gesagt, er kapiert es nicht.

„Sorry, Kowalski, aber ich dachte, wir reden von einer Kurzgeschichte.“
„Tu ich auch. Denk einfach mal nach:
---
„Moment. Ich dachte, er ist gesprungen.“
„Ja und nein. Er prallt zwar im Wasser auf, aber gleichzeitig ...
---
„Das heißt, der Typ hat so was wie Entscheidungsfreiheit über sein Schicksal?“
„Genau. Weil ...
Kowalski erklärt Joe die Welt. Die Rollen sind klar verteilt.

„Zugegeben, ist schwierig. Du musst halt die richtige Erzählperspektive finden. Ein auktorialer, allwissender Erzähler wäre natürlich geeignet. Da könntest du jede Menge Erklärungen mit einbauen.“
Jetzt wird Joe zum Prosaexperten? Klang anfangs nicht so.

„Aber im Ernst jetzt, Joe, da gäb’s natürlich schon noch einen dramaturgischen Kniff.“
„Und zwar?“
„Zieh das Ding als Dialoggeschichte auf.“
Ach so kam das, Ernst.

„Und wie willst du dem Leser ein Paralleluniversum zeigen, ohne dabei wie ein Klugscheißer zu klingen?“
Haha.

„Wenn du so willst ... Was meinst du dazu, Heinrich?“
„Ich will es mal mit Konfuzius sagen: Wer Geist besitzt, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer nur Worte hat, besitzt darum noch nicht notwendig Geist. So, Jungs, und jetzt trinkt aus. Ich möchte nach Hause.“
Heinrich, die coole Socke hätte einen Köpper vollzogen und anschließend das Mädchen klar gemacht, ohne sich später anketten zu lassen. Guter Schluss!

Du trägst das Motto show-don't-tell sprichwörtlich in eine Parallelwelt.
Witzige Idee.

Gern gelesen.
Ciao
wegen

 

Hey offshore, ich denke, das ist eine Geschichte, die gut zeigt, wie manchmal das Urteil über die Qualität eines Textes von den Erwartungen des Lesers abhängt. Mit hat die Geschichte gut gefallen, weil ich im Rahmen des Copywrite-Spiels durchaus Rückbezüge zum Original und auch zum Autor erwarte bzw. akzeptiere. Du hast sogar das Forum erwähnt und (Deine) Gedanken zum heranrückenden Abgabetermin werden deutlich.

Damit ist das Ganze natürlich auf ein gewisses Insider-Wissen angewiesen. Ich weiß nicht, ob der Text für mich sonst funktioniert hätte. Ich bezweifle es.

Spannend fand ich die Suche nach dem Plot. Ich kenne diese Gespräche. Wenn mir Freunde, die wissen, dass ich Kurzgeschichten schreibe, ihre Ideen vorstellen, hört sich das manchmal ziemlich ähnlich an. Nicht mit so viel Quantenphysik, aber im Großen und Ganzen.

Auf jeden Fall hatte ich Spaß beim Lesen!

Gruß Achillus

 

Auch euch, @wegen und @Achillus, erst mal vielen Dank.
Eine ausführliche Antwort gibt’s wie gesagt erst am Wochenende.


(Übrigens habe ich gestern Nacht endlich Zeit für eine ganze Menge notwendiger Änderungen gefunden. Genau die Art von Änderungen, die sich nach mehrmaligem Lesen irgendwann von selber aufdrängen.
Das heißt, der Schnellschuss von Montagnacht ist nun nicht mehr ganz so ein Schnellschuss. :Pfeif:)

 
Zuletzt bearbeitet:

@Shey, @Fliege, @TeddyMaria, @Isegrims, @ragu, @wegen und @Achillus

So, bevor hier in der Kreativwerkstatt der Torschlusstrubel so richtig losgeht und es endgültig unübersichtlich wird, will ich noch schnell meine fälligen Antworten loswerden (und mich danach wieder in die gebotene Unauffälligkeit zurückziehen.)
Also noch einmal ein Dankeschön euch allen für die doch sehr wohlwollende Aufnahme dieser … äh, Geschichte.

Ja, kann nicht meckern über Deine Dialoggeschichte. Hat es sich eigentlich wirklich so zugetragen?
Haargenau und wortwörtlich so, Maria.
Tatsächlich saß ich sonntagabends mit Giuseppe im Raymonds und neben uns an der Bar unterhielten sich zwei Typen. Als ich irgendwann den Satz „Ich muss bis Freitag eine Story fertig haben“, aufschnappte, wurde ich hellhörig und nahm das Gespräch kurzerhand mit dem Handy auf. Zuhause hab ich‘s dann nur noch abgetippt. Ja, so einfach war das.

Nein, natürlich war es nicht so, in Wahrheit war’s ganz anders.
Auf eure einzelnen Anmerkungen möchte ich jetzt nicht im Detail eingehen, zum einen, weil sie nach meiner Überarbeitung Mittwochnacht großteils gar nicht mehr aktuell sind, zum anderen, weil es mir wichtiger erscheint … nein, nicht mich zu rechtfertigen, sondern, nun ja, euch noch ein bisschen über diesen Text und seine Entstehung zu erzählen.

Du hast sogar das Forum erwähnt und (Deine) Gedanken zum heranrückenden Abgabetermin werden deutlich.
Damit ist das Ganze natürlich auf ein gewisses Insider-Wissen angewiesen. Ich weiß nicht, ob der Text für mich sonst funktioniert hätte. Ich bezweifle es.
Ich habe zwar versucht, die expliziten Anspielungen auf das Copywrite-Spiel möglichst gering zu halten und sie gleichzeitig so allgemein zu formulieren, dass auch Nicht-Insider ungefähr verstehen könnten, worum es in diesem Spiel geht, aber mir war natürlich klar, Achillus, dass der Text außerhalb unseres Forums, für den Leser von der Straße sozusagen, bzw für Leute, die selber nicht schreiben, vermutlich einigermaßen witzlos ist.
Warum ich ihn trotzdem in dieser Art geschrieben habe? Die ehrlichste Antwort wäre: Weil es mir leicht gefallen ist. Mir leichtgefallen insofern, dass sich der Entstehungsprozess gleichsam verselbständigt hat. Und das kam so:
Als ich mich durch weltenläufers Geschichtenliste arbeitete, immer in der Hoffnung, dass es endlich klick in meinem Kopf macht, dass mich so was wie ein Blitz der Inspiration trifft, sich dieser Blitz aber nicht und nicht anschicken wollte, auf mich herniederzufahren, ich mich in Brünn einmal sogar dabei ertappte, dass ich minutenlang auf eine Gedenktafel an Robert Musils Elternhaus starrte und Musils Geist um literarischen Beistand anflehte, vergebens natürlich, als ich mir also einmal mehr eingestehen musste, vollkommen ungeeignet zu sein für diese Art des Schreibens unter Zeitdruck, unter Zwang quasi, und ich schon begann, mir triftige Ausreden dafür einfallen zu lassen, warum ich leider schon wieder nicht und so weiter … ja, genau da – nur noch ein Woche vor der Deadline, um genau zu sein – las ich als allerletzte von weltenläufers Geschichten Über den Dingen. Da hat’s zwar auch nicht klick gemacht in meinem Hirn, aber so was wie eine Notlösung begann darin, also in meinem Hirn, Gestalt anzunehmen, Plan B sozusagen.
So, ich muss jetzt natürlich nicht sagen, dass mir die entworfene Geschichte der beiden in einer offshorschen Ausführung wahrscheinlich extrem gut gefallen hätte,
schreibt Fliege, und das Verrückte daran: Diese Geschichte gibt’s tatsächlich.
2013 schrieb ich, inspiriert durch einen Text von snif - der sich schon längst wieder vom Forum abgemeldet hat - die Geschichte Der Sprung und bezeichnete sie beim Veröffentlichen damals explizit als „quasi inoffiziellen Copywrite-Text".
Und wie ich dann weltenläufers Über den Dingen entdeckte, eine Story mit haargenau demselben Thema, sagte ich mir: „Verdammt, eigentlich habe ich ein perfektes Copywrite dieser Geschichte schon längst geschrieben.“
Sie noch einmal zu posten wäre natürlich nicht in Frage gekommen, selbst als Plan C nicht. Mit Recht hätte man mich ob solch einer Unverfrorenheit mit Schimpf und Schande aus dem Forum gejagt. Andererseits, dachte ich mir, immerhin – und da blieb mir im Grunde nur noch ein einziger Tag Zeit zum Schreiben – immerhin, dachte ich mir also, sind wir hier in der Kreativwerkstatt, und ja, immerhin findet sich auch in weltenläufers Œuvre eine reine Dialoggeschichte, und überhaupt, warum in einer Story für ein Schreibforum nicht das Geschichtenschreiben thematisieren? Klick!
Und dann ist es wie von selber gegangen.

Und nachdem ich mir diese Last von der Schulter genommen hatte und am nächsten Tag aber so was von entspannt auf die Baustelle ging, fragte ich mich einmal mehr, warum ich mir diesen Stress mit dem Schreiben überhaupt immer wieder antue. Und gleichzeitig denk ich mir schon wieder, eigentlich schade um die vertane Gelegenheit, denn eigentlich möchte ich schon wieder einmal so eine richtig gute, schöne Geschichte hinkriegen.
Ja, dieses verfluchte Schreiben!


Vielen Dank euch allen!
offshore

PS

Glaubst wohl der Offshore meint's ernst mit seinem Textchen.
Ernst ist mein zweiter Vorname, Isegrims, und das ist jetzt kein Witz. :Pfeif:

 

Na, wie war‘s in Brno?,

ernst,

das letzte (und zugegeben erste Mal) war ich dort zu End-Zeiten des Generals (wider den Prager Frühling) und Präsidenten Svoboda und wo ich mit dem Wörtchen „Wahrheit“ mein Unwesen trieb, worauf neue tschechische Freunde mir rieten, besser die Klappe zu halten. So verfiel ich in Schweigen und seitdem weiß ich, warum Deutsche mit der slawischen, eher schweigsamem Vokabel bedacht werden wie eben „nemecki“, woraus ich durchaus „nicht meckern“ hören kann (meistens mit dem tauben Ohr). Aber pivo schmeckt mir immer noch ...

Du siehst, weder hab ich Deinen Beitrag übersehen, dem Trialog gelauscht und schon gar nicht vergessen und während des zwoten Lesens – gerade eben – fällt mir ein, dass aktuell „2006QV89“ die gute alte, feste Erde knapp verfehlt hat (sollte dem vom-zehn-Meter-Turm-Springenden auch gelingen), dass wir des nächsten Abenteuers harren.

Bis bald vonnet

Dante Friedchen

 

Lieber @ernst offshore,
sehr unterhaltsam, die Geschichte. Wenn man natürlich irgendsowas erwartet wie das Original zu Kanjis Copywrite, gibt sie nicht annährend so viel her, aber so für zwischendurch finde ich sie genau richtig. Und ich beneide Joe für einen Freund wie Kowalski, der zwar mit der Zeit ein bisschen nervt, aber sofort dabei ist, wenn es darum geht, eine Geschichte zu erspinnen. So jemand fehlt mir im realen Leben manchmal … Oder brauchte Kowalski nur einen Grund, weiter Bier zu bestellen? Übernimmt Joe die Rechnung? Egal, witzig ist der Dialog auf jeden Fall.

„Mach uns noch zwei Bier, Heinrich. Schätze, das wird ein längerer Abend … Also, dann schieß mal los, Joe. Wo drückt der Schuh?“
Ja, den würde ich mir gerne mal ausleihen.

„Oh Mann! Sag nicht, dass du wieder in diesem Schreibforum mitmachst."
Das scheint ja schlimmer zu sein als Carolas Abgang. :hmm:

„Schon mal drüber nachgedacht, dir Traummännlein auf die Stirn tätowieren zu lassen? Oder gleich Blödmann?“
Na ja gut, jetzt finde ich ihn nicht mehr so toll. Etwas überväterlich, der gute Mann.

Ich sei impotent, meinte sie, jeder kleine Junge ficke besser als ich, und überhaupt, ich sei der allergrößte Versager,
Ich dachte immer, sowas sagen Leute nur in Sitcoms.

Ich meine, wer redet denn so von seiner Frau?
:lol:

hm, ein Sprung quasi in eine mögliche Zukunft. In eine Zukunft zum Beispiel, in der er mit dem angebeteten Mädchen längst verheiratet ist. Eine determinierte Zukunft gewissermaßen, weil sie eine kausale Folge des Sprungs ist. Wäre er nicht gesprungen, hätte er das Mädchen nicht erobert.“
Die Geschichte hätte ich auch gern gelesen.

. Und jetzt die Eheszene: Aus den beiden entzückenden Teenagern sind Erwachsene geworden, und … hm … ja genau, die Frau ist fett und hässlich
Hat was von Zurück in die Zukunft.

Wenn der Typ zum Beispiel oben auf dem Sprungturm steht und das Mädchen unten, werden sie sich ja wohl kaum brüllend unterhalten.
Herrlich!

Hab mich gut amüsiert!
Liebe Grüße von Chai

 

Ich sei impotent, meinte sie, jeder kleine Junge ficke besser als ich, und überhaupt, ich sei der allergrößte Versager,
Ich dachte immer, sowas sagen Leute nur in Sitcoms.
Nein, auch Figuren in Geschichtenfragmenten von mir reden bisweilen so. Nicht von ungefähr erblicken diese Entwürfe allerdings nie das Licht der Öffentlichkeit.
Die Geschichte hätte ich auch gern gelesen.
Dir kann geholfen werden, Chai. Guck mal da.
(Wobei ich das gar nicht so an die große Glocke hängen sollte. Sonst kann ich mir noch den Vorwurf anhören, ich hätte in Wahrheit eine Geschichte von mir selber gecopywrited. :Pfeif:)
sehr unterhaltsam, die Geschichte. Wenn man natürlich irgendsowas erwartet wie das Original zu Kanjis Copywrite, gibt sie nicht annähernd so viel her,
Tja, was soll ich sagen, Chai, aber irgendwie will es in der letzten Zeit mit dem Geschichtenschreiben nicht mehr so recht klappen bei mir. Fast scheint mir, als wäre das eine vorübergehende Laune gewesen, mittlerweile sind mir einfach ein Haufen ganz anderer Dinge wieder weit wichtiger geworden. Und wie die meisten anderen Menschen hab ich pro Tag halt auch nur läppische 24 Stunden Zeit.
Hab mich gut amüsiert!
Na immerhin. :D
Das freut mich sehr, Chai. Danke.

Und natürlich auch dir, @Friedrichard, vielen Dank für deinen Besuch.

 

Moin @ernst offshore ,

na, endlich mal eine Geschichte, wo mich das Kommentieren nicht die ganze Mittagspause kosten wird (hoffe ich zumindest)
Auch wenn Dein Beitrag leider für meinen ich-will-Offshore-Geschichten-Lesen-Geschmack eindeutig zu kurz ist, einfach toll, das Du es gebacken bekommen hast (oder Dir zurecht geschummelt)

Männergespräch
Also Tratsch und Stammtisch-Witze, na, ich bin gespannt

„Dieses Miststück.“
„Ach was. In Wahrheit bin ich froh, dass ich sie los bin. Eröffnet mir neue Möglichkeiten gewissermaßen.“
Ach, ich liebe die klare Sprache und Herangehensweise von Männern, a) natürlich ist sie schuld und b) mann kann immer eine Vorteil darin sehen

„Dir ist aber schon klar, dass du jetzt ein bisschen widersprüchlich klingst.“
ich sehe da keinen Widerspruch, in Gedanken und im stillen Kämmerchen

Und natürlich gibt's eine gnadenlose Deadline.
da sagst du was! Ich kann heute noch nicht glauben das man eine Geschichte in so kurzer Zeit schreiben kann (denn die Denkzeit, die Panikattacken und die Liegenlassen-Zeit bis man wieder Fehler findet, müsste ja runtergerechnet werden ...

„Ach, ich weiß auch nicht … dachte halt, ein bisschen Ablenkung von der Schufterei in der Werkstatt täte mir ganz gut.“
So war der Plan (und hat doch geklappt, wenn auch zeitlich ziemlich eingedampft)

„Na ja, mit der Geschichte von einem anderen als Vorlage kann’s nicht so schwer sein, bildete ich mir wohl ein.“
Haha! Lass uns mal in irgendein schlaues Buch schauen, was dort unter Irrtum steht ...

„Ja, der Plot gibt tatsächlich nicht viel her.“
„Und wenn du das kombinierst?“
„Was?“
Jo, so läuft ein Hamburger Stammtisch ab, Originalton plus ein wenig Essen und Trinken

Ach Ernst, ich mag den Dialog und werde bestimmt ab und an reinschauen, wenn meine Prots sich mal wieder in Beamtendeutsch unterhalten. Also Danke für den Spaß

 
Zuletzt bearbeitet:

Auch wenn Dein Beitrag leider für meinen ich-will-Offshore-Geschichten-Lesen-Geschmack eindeutig zu kurz ist, einfach toll, das Du es gebacken bekommen hast (oder Dir zurecht geschummelt)
Zurechtgeschummelt? Hm, ich weiß nicht recht, grennwitch, kann man es wirklich so nennen?
Zugegeben, ich habe die Copywrite-Regeln sehr, sehr freizügig ausgelegt, genau genommen bin ich ja sogar so weit gegangen, den Plot einer von mir selber schon vor Jahren geschriebenen Geschichte zum Inhalt der Copywrite-Story zu machen. :Pfeif:
Was aber nicht heißen soll, dass mir zu eventuellen Vorwürfen, ich habe es mir etwas gar zu leicht gemacht, nicht jede Menge Gegenargumente einfallen könnten. Argumente zum Beispiel dieser Art:

@weltenläufer hat in „Zeichen“ Paralellwelten thematisiert und in „Über den Dingen“ von den Nöten eines Halbwüchsigen angesichts einer Mutprobe erzählt. Jetzt habe ich nicht nur diese beiden Motive in meiner Bearbeitung behandelt, sondern darüber hinaus noch Anleihe bei einer dritten Geschichte von ihm genommen, insofern, dass ich deren dramaturgische Form des ausschließlichen Dialogs übernahm.
So gesehen bewegte ich mich also durchaus im – zugegeben sehr weit gesteckten – Rahmen des Copywrite-Spiels. Und wenn man jetzt noch bedenkt, dass wir hier immerhin in der Kreativwerkstatt sind, einer Abteilung, wo ein etwas lockerer Umgang mit den herkömmlichen Konventionen des Geschichtenerzählens gewissermaßen Programm ist, oder zumindest sein sollte, und in meiner Story darüber hinaus auch so schlaue Begriffe wie zum Beispiel Selbstreferenzialität vorkommen, wenn man weiters bedenkt, dass ich den Namen des einen Protagonisten („Kowalski“) als eindeutige Hommage*) an ein „virtuoses, irrsinnig komisches literarisches Glanzstück“ (© Rose-Maria Gropp in der FAZ) verstanden wissen wollte, also all dessen eingedenk komme ich nicht umhin ... usw. blablabla

Also danke für den Spaß.
Genau, liebe greenwitch, Lass es uns einfach einen Spaß nennen. :D

Danke fürs Lachen
offshore


*) Für diese Form des „eine-Geschichte-in-einer-Geschichte-Erzählens" stand mir ein wahrlich großes Vorbild Pate. Nämlich der einzigartige, grandiose Roman Das Wetter vor fünfzehn Jahren von Wolf Haas – für den er 2006 übrigens den Wilhelm-Raabe-Preis bekam. Dieses Buch kann ich jedem, der Wolf Haas bisher nur von seinen Brenner-Krimis kennt, wärmstes ans Herz legen. Vor allem Leuten, die selber schreiben, wird sich angesichts der aberwitzigen Konstruktion dieses Romans vermutlich das Hirn sträuben. Dies allerdings überaus lustvoll.
Unbedingt lesen!!!

 

Hej @ernst offshore ,

wie tricky ist das denn? Und wie herrlich verwoben alles miteinander ist, sogar Teile meiner Kopie deiner Geschichte ist mit darinnen: Bar, Metallbauer, Phantasie- und Zwischenwelten. ;)
Vor allem ging es dir mit @weltenläufer ähnlich wie mir mit dir, auch der Teil mit der Deadline“, bloß dass ich im Vorteil deswegen bin, weil ich deine Geschichten schon alle gut kannte. Nur der Respekt vor dem Autoren und dem Urteil der Wortkrieger ist dann wieder ähnlich wie mir scheint.

... binnen weniger Tage eine Geschichte zu schreiben, die diesen Namen auch verdient, wählte ich als letzten Ausweg diese metafiktionale Spielerei. Die bekam ich in einer Nacht hin.

Das ist eine Aussage, die mich an die Zeit erinnert, als eine damalige Freundin, die alle Mädchen wegen ihrer wundervollen Figur bewunderten, mir „ unter uns“ erzählte, dass sie dafür weder Sport treiben würde, noch je eine Diät gemacht hätte und überhaupt könnte sie essen, was sie wollte.
Das ist eine bodenlose Unverschämtheit ... aber glaubwürdig.

Dass du dein cleverer und eloquenter Autor bist, hast du wieder einmal bewiesen.

Lieber Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

... wie tricky ist das denn? Und wie herrlich verwoben alles miteinander ist, sogar Teile meiner Kopie deiner Geschichte ist mit darinnen.
Ja, ist echt witzig, Kanji, mein Barkeeper trägt sogar denselben Namen wie deiner. :D
Rechtbesehen sollte uns das allerdings nicht weiter verwundern, immerhin stellt Heinrich eine feste Größe in meinem Figurenensemble dar. Er spielt in meinen Geschichten zwar nicht ganz so häufig eine Rolle wie zum Beispiel John Goodman in den Filmen der Gebrüder Coen, allerdings sieht Heinrich John Goodman zum Verwechseln ähnlich. Besser gesagt, John Goodman sieht Heinrich zum Verwechseln ähnlich, was uns allerdings nicht weiter verwundern sollte, da Heinrich in meiner Vorstellung so aussieht, wie mein mittlerweile neunzigjähriger Onkel Ernst als ca. Fünfzigjähriger ausgesehen hat. Genaugenommen sieht Heinrich also nicht wie John Goodman aus, sondern John Goodman sieht aus wie Onkel Ernst. Heinrich hatte übrigens auch in meiner einzigen SF-Story einen Auftritt. Dort nannte ich ihn jedoch Kurt, was aufmerksame Leser sicherlich als Anspielung auf Kurt Cobain verstanden haben, auch wenn Kurt Cobain John Goodman natürlich kein bisschen ähnlich gesehen und meines Wissens auch in keinem Film mitgespielt hat, dafür aber in derjenigen meiner Storys vorkommt, die du dir als Vorlage für dein aktuelles Copywrite gewählt hast. Die Rolle des Teufels, die Kurt Cobain in meiner Luis-Geschichte verkörperte, übernahm in einer anderen Story von mir übrigens Lou, der zwar ebenfalls in der SF-Story vorkommt, jedoch nicht mit Luis verwechselt werden sollte. In besagter SF-Story spielt Heinrich alias Kurt übrigens an der Seite von Gloria, derjenigen Gloria, die als rotzfreche Göre in jener Geschichte von mir ihren ersten Auftritt hatte, die ich wiederum in dieser meiner @weltenläufer-Adaption hier als nicht unwesentliche Inspirationsquelle benutzte, womit sich der Kreis quasi schließt, liebe Kanji, und wenn du mir jetzt noch weismachen kannst, dass die von dir erwähnte
damalige Freundin
Gloria geheißen hat, wäre das für mich ein weiterer Beleg … nein, nicht dafür, dass die Existenz von allem, also dieses weitgehend entropische, um nicht zu sagen, dieses völlig bescheuerte Herumflitzen von Elementarteilchen in Wahrheit einem höheren Plan folgt, sondern als Beleg dafür, dass Tolstoi recht hatte, als er einstens behauptete: „Der einzig wahre Herrscher des Universums ist der Zufall.“ Oder war’s Laotse, der das sagte? Na egal.

Vielen Dank jedenfalls für deinen netten Besuch, Kanji, und für das tolle Kompliment.

offshore

 

Lieber @ernst offshore ,

die Geschichte ist feierlich. Mir gefällt dieser Batzen an Selbstironie gut. Gerade als Schreibender kann ich mich mit diesen Konflikten klar identifizieren; das wirkt alles so schön Dreiviertelstunde nachdem der Vorhang gefallen ist.
Einige Formulierungen holpern und manche Redewendungen, naja ... (»Jessas ja …Widersprüchlichkeit ist mein zweiter Vorname, glaub ich manchmal. Könnte ich mir glatt auf die Stirn tätowieren lassen … Oh Mann! Mich muss der Teufel geritten haben«). Aber wie die beiden da so rumspinnen, finde ich herrlich. Deine Version der Sprungturm-Geschichte klingt für mich auch sehr lesenswert. Ich musste als Fan an Paul Austers 4321 denken, in dem SPOILER ja auch viele mögliche Geschichten mit selbem Ausgangspunkt erzählt werden SPOILER ENDE.
Ich empfinde deine Geschichte als kleines Geschenk an dieses Schreibforum. Ich weiß nicht, ob ich da jetzt im Detail rumdoktern soll; wenn du das möchtest, kann ich das noch tun. Mir hats gefallen, mich abgeholt, wo ich bin, und für ein paar Minuten über viele Dinge nachdenken lassen. Danke!

LG
Carlo

 

Lieber Ernst,
ich will dir auch sagen, dass ich mich prima unterhalten habe. Zu Beginn unserer Runde packte mich plötzlich die Panik, diesmal könne ich es sein, die nichts zustande kriegt, und das, nachdem ich die ganze Zeit so schön in der moralisch überlegenen Position war. ;)
Es hat mir dann viel Spaß gemacht, von deinem copywritegestressten Protagonisten zu lesen.

„Und gib uns zwei Grappa dazu. Ja, große … Tja, Kowalski, schon mal was von Copywrite gehört?“
Hier dachte ich noch: Och nö!
Aber du hast es einfach drauf, solche Dialoge zu schreiben. Das Verhältnis zwischen den Freunden, die Mischung aus schnoddrig und "hochgeistig", das ist wirklich sehr amüsant. Hast du schon mal daran gedacht, was mit Kabarett zu machen?

Dir kann geholfen werden, Chai. Guck mal da.
Das ist ja ein Ding. Da kommt ja noch eine Ebene rein. Das kann ich mir vorstellen, dass du da nicht widerstehen konntest.

Liebe Grüße von Chutney

 

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